Dirks, Florian, Konfliktaustragung im norddeutschen Raum des 14. und 15. Jahrhunderts. Untersuchungen zu Fehdewesen und Tagfahrt (= Nova Mediaevalia 14). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015. 341 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Wohl seitdem es Lebewesen gibt, können diese wegen ihrer Individualität in Konflikt miteinander geraten, wobei sich die diesbezüglichen Möglichkeiten seit der Entstehung des Menschen eher vermehrt als vermindert haben dürften. Die Austragung von Konflikten unter Menschen dürfte dabei anfangs am ehesten mit den Mitteln von Gewalt und List erfolgt sein. Nach vorherrschender Ansicht sind erst spät an deren Stelle oder neben sie eigene kommunikative Verfahren getreten.

 

Mit dem Verhältnis dieser Möglichkeiten zueinander beschäftigt sich der in Bremen in Geschichte, Germanistik und Kulturwissenschaft ausgebildete Verfasser in seiner von Sabine Schmolinsky betreuten, 2013 von der philosophischen Fakultät der Universität Erfurt angenommenen Dissertation, deren überarbeitete Form das vorliegende Buch bietet. Gegliedert ist es neben Einführung und Zusammenfassung in zwei Sachkapitel. Diese  betreffen sechs Fallbeispiele (Mandelslohsche Fehde gegen Bremen 1380/1381, Horneburger Fehde 1425-1443, Fehde der Familie Klencke gegen Bremen 1455, Fehden des Grafen Gerhard von Oldenburg gegen Bremen in den 1460er/70er Jahren, Konflikte um die Pfandburg Bleckede in den 1450er-1470er Jahren und Hildesheimer Bischofsfehde 1471-1474) und eine vergleichende Analyse.

 

Im Mittelpunkt der um einen Anhang, ein Abkürzungsverzeichnis, ein Quellen- und Literaturverzeichnis sowie Register zu Orten, Personen und ausgewählten Sachbegriffen bereicherten Überlegungen stand dabei der Stellenwert  der Kommunikation in Fehden in dem Nordwesten des Heiligen römischen Reiches zwischen 1380 und 1480. Hierfür ermittelt der Verfasser die Treffen zwecks Verhandlung über die Beilegung der Streitigkeiten. In ihrem Rahmen kann er die besondere Bedeutung von Wissen und Kompetenz in der eingesetzten Kommunikation nachweisen, so dass er die Vorstellung allgegenwärtiger Gewaltanwendung zwischen den Herrschaftsträgern seines Untersuchungsraums in seiner Untersuchungszeit ansprechend als überholt einstuft.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler