Die „Gleichschaltung“ des Fußballsports im nationalsozialistischen Deutschland, hg. v. Herzog, Markwart (= Irseer Dialoge 20). Kohlhammer, Stuttgart 2016. 468 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Während in früheren Zeiten die meisten Menschen ihre körperliche Kraft und Geschicklichkeit zur Sicherung des alltäglichen Lebens und Unterhalts verwenden mussten und im Altertum und im Mittelalter nur Einzelne Spiele als Gebrauch ihrer Lebenszeit verwenden konnten, hat sich dies hauptsächlich während der letzten zweihundert Jahre grundlegend geändert. In ihnen ist Sport für zunehmend mehr Menschen zum Zeitvertreib und Ausgleich für sonstige mangelnde Bewegung geworden. Als Wettkampf vertritt er den inzwischen weitgehend verpönten Kampf und als Beruf ist er für manche bis viele zur wichtigen Einkommensquelle geworden, weshalb der Sport als sehr bedeutsamer gesellschaftlicher Interessenbereich auch für die Politik zunehmend Gewicht erlangt hat..

 

Mit einem Teilaspekt dieser Entwicklung  befasst sich der von dem in Heilbronn am Neckar geborenen, in München in Philosophie, Theologie und Kommunikationswissenschaften ausgebildeten, von 1989 bis 1997 als wissenschaftlicher Assistent an der Münchener Hochschule für Philosophie (philosophische Fakultät S. J.) und zeitweise auch an der Universität München tätigen, 1995 mit einer Dissertation im Fach Religionsphilosophie über die Deutungen der Höllenfahrt Jesu von der frühen Neuzeit bis in die Strafrechtsphilosophie des deutschen Idealismus promovierten, seit 1997 an der Schwabenakademie Irsee (seit Dezember 2009 als Direktor) wirkenden Herausgeber betreute Sammelband. Er gliedert sich nach einer Einleitung, welche die Gleichschaltung des Sportes im Nationalsozialismus als gescheitertes Projekt einordnet, in vier Sachteile. Sie betreffen den bürgerlichen Fußball (darunter die Spielvereinigung Fürth, 11. Mai 1933 Beschluss der Streichung der jüdischen Mitglieder), den Arbeiterfußball, Betriebssport und konfessionelle Vereine, besetzte Gebiete und einen Ausblick in den staatssozialistischen Sport.

 

Insgesamt enthält der thematisch sehr interessante, mit einem Personenregister versehene Sammelband siebzehn Beiträge sechzehner Mitarbeite. Sie beginnen mit dem deutschen Fußball und dem DFB nach 1933 und enden mit politischen Initiativen für Offensivfußball in der Sportgeschichte der Deutschen Demokratischen Republik, des Nationalsozialismus und der Franco Diktatur. Insgesamt zeigt das Werk, dass der Sport wegen seiner gesellschaftlichen Bedeutung auch das starke Interesse an seiner Instrumentalisierung für die Politik erweckte, dass die Umsetzung dieses Zieles in den zwölf Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft aber, wie auch anderswo, nur in vereinzelten Bereichen und auch dort nur bedingt gelang, was freilich die Politik auch in der Gegenwart nicht hindert, mit Förderungen in den internationalisierten Wettlauf um das große, letztlich vom der Allgemeinheit gezahlte Geld mehr oder weniger erfolgreich einzugreifen.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler