Christian, Karsten, Aktienrecht und Aktienbanken in Schleswig-Holstein 1840-1870. Zum Wandel und zur Wirkung von Institutionen (= Studien zur Wirtschaftsgeschichte Schleswig-Holsteins 52). Steiner, Stuttgart 2015. 287 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die als Wort 1828 belegte Aktiengesellschaft als die Gesellschaft mit eigener Rechtspersönlichkeit, die ein in Aktien  zerlegtes Grundkapital hat und für deren Verbindlichkeiten den Gläubigern nur das Gesellschaftsvermögen haftet, entsteht in der Sache auf den Grundlagen des römischen Rechts nach Vorläufern des 15. Jahrhunderts aus den Bedürfnissen der Beschaffung umfangreichen Kapitals und der Streuung großen Risikos in dem Kolonialhandel seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts. Dabei wird sie mehr und mehr als Zusammenschluss mit eigenem Vermögen angesehen. Sie beruht zunächst auf einem einzelnen Privileg und wird gesetzlich erst an dem Beginn des 19. Jahrhunderts geordnet.

 

Mit einem Ausschnitt ihrer gesamten Entwicklung während des mittleren 19. Jahrhunderts beschäftigt sich die von Barbara Vogel betreute, in dem Wintersemester 2013/2014 von der Fakultät für Geisteswissenschaften der Universität Hamburg angenommene, in einem langjährigen Promotionsverfahren entstandene Dissertation des Verfassers. Sie gliedert sich außer in eine Einleitung über Gegenstand und Fragestellungen, Forschungsstand, methodische Überlegungen, Quellenlage und Gliederung in vier Sachkapitel sowie Schlussbemerkungen. Dabei behandelt sie nacheinander Staat, Recht und Wirtschaft in dem 19. Jahrhundert, Aktienrecht in Schleswig-Holstein (von Dänemark bis zu dem Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuch nach der Annexion durch Preußen), (drei) frühe Aktiengesellschaften in Schleswig-Holstein seit der Nationalbank Dänemarks von 1818 sowie Aktienbanken in Schleswig-Holstein seit 1840.

 

Im Ergebnis kann der Verfasser feststellen, dass das Aktienbankwesen in Schleswig und Holstein begann, als die Nationalbank Dänemarks ihren Einflussbereich um 1840 durch eine Filiale in Flensburg ausdehnte, und sich mit der Abschaffung des Konzessionssystems 1870 durchsetzte, wofür die Entwicklung in den Jahrzehnten davor den Grundstein legte. Eine restriktive Politik gegenüber Aktienbanken in Schleswig und Holstein kann der Verfasser nicht ermitteln. Gleichwohl kann er eindrucksvoll die engen Verbindungen zwischen Staat, Recht und Wirtschaft an Hand seines Untersuchungsgegenstands nachweisen, so dass sein Werk als ein interessanter und weiterführende Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte des 19. Jahrhunderts aus geistesgeschichtlicher Sicht eingeordnet werden kann.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler