Arbeit im Nationalsozialismus, hg. v. Buggeln, Marc/Wildt, Michael. De Gruyter Oldenbourg, München 2014. 403 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Arbeit ist zwar anfangs vor allem die Mühe des Einzelnen, die er auf Erhaltung seines Lebens verwendet, doch engt sich ihr Inhalt vor allem seit der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mehr und mehr auf die Unselbständigkeit und Fremdbestimmtheit von Tätigkeiten für andere ein. In diesem Sinne konzentrierte sich bereits die am 5. Januar 1919 eine Woche vor der Landtagswahl in Bayern von dem Werkzeugschlosser Anton Drexler, dem Sportjournalisten Karl Harrer und weiteren 22 Anwesenden  in dem Fürstenfelder Hof in München gegründete Deutsche Arbeiterpartei besonders auf Arbeiter und Arbeit. Adolf Hitler übernahm diese Zielsetzung bald nach seinem ersten Kontakt mit dieser Bewegung vom 12. September 1919 und seinem wohl eine Woche später erfolgten Parteieintritt, so dass auch für die schon am 20. Februar umgemeldete Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Arbeiter und Arbeit im deklarierten Brennpunkt standen.

 

Der vorliegende Sammelband geht auf eine in Berlin im Internationalen Geisteswissenschaftlichen Kolleg Arbeit und Lebenslauf in globalgeschichtlicher Perspektive (re:work) im Dezember 2012 abgehaltene Tagung zurück. Seine Veröffentlichung fand unmittelbar das Interesse eines sachkundigen Rezensenten. Da der Verlag allerdings kein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellen konnte, muss leider an dieser Stelle ein kurzer Hinweis des Herausgebers genügen.

 

Der eines Registers entbehrende Band umfasst in vier Abschnitten insgesamt 21 Referate. Nach einer Einleitung der Herausgeber werden nacheinander Ideologien und Praxen der Arbeit, darunter der Begriff der Arbeit bei Hitler, Bilder und Inszenierungen der Arbeit und der Weg von der Kollaboration bis zur Vernichtung behandelt und wird statt eines Schlusses ein Interview der Herausgeber mit Alf Lüdtke geboten. Insgesamt werden dabei etwa so interessante Bereiche wie Frauenarbeit, Arbeitsverwaltung, Arbeitsschlacht, Arbeitsfront, Arbeitsrecht, Arbeitsphysiologie, Propaganda, Fotografie, Inszenierung am 1. Mai 1933, Arbeitsbedingungen im Deutschen Reich und in den besetzten Gebieten, Zwangsarbeit, Arbeit im Bergbau in Slowenien, Arbeit in Gettos, Arbeitsscheuheit, Selektion und Segregation sowie Arbeitsfähigkeit und Arbeitsunfähigkeit als ordnende Selektionskriterien bei der Rationalisierung der Konzentrationslager angesprochen, so dass zahlreiche und vielfältige Erkenntnisse über die Arbeit im Nationalsozialismus gewonnen werden können.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler