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Mit dem Übergang von den 911 ausgestorbenen ostfränkischen Karolingern über den Franken Konrad I. auf die sächsischen Ottonen (Heinrich I. 919) erwuchs aus dieser Teilung in kurzer Zeit die um die erste Jahrtausendwende als solche erkennbare neue politische Einheit deutsches Reich, die zwar das fränkische Durchgangsland Gallien/Frankreich nicht mehr einschloss, aber schon unter Heinrich I. die Westgrenze an Schelde und oberer Maas sicherte, unter Otto dem Großen 955 die Ungarn auf dem Lechfeld zurückschlug und 962 das langobardische Königreich bzw. Italien bis nach Rom (Reichsitalien) zurückgewann, in der Folge letztlich dauerhaft in den nach dem Abzug der Germanen (Goten, Wandalen) zwischenzeitlich slawisch besiedelten Osten jenseits der Elbe ausgriff und unter Konrad II. (1032/1033) Burgund als (drittes) Königreich anschloss. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Neben den sieben unteilbaren Kurfürstentümern und den vielen, zahllosen Teilungen in kleinste Teilfürstentümer unterworfenen Ländern der sonstigen Reichsfürsten erschienen schon seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert die durch Handel und Gewerbe aufblühenden Städte als nach eigenständigem Gewicht strebende Kräfte. In manchen von ihnen setzten sich die Bürger gewaltsam gegen ihre geistlichen Stadtherren durch. Daneben errangen die Bürger der dem König unterstehenden Städte insbesondere seit dem zwischen dem Untergang der Staufer (1254) und der Wahl Rudolfs von Habsburg zum König (1273) eintretenden Interregnum allmählich die Stellung einer dem Reich unmittelbar zugehörigen Stadt (Reichsstadt), was insgesamt rund 125 Städten für eine mehr oder minder umfassende Zeit gelang. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Müller, M., Die Teilungen Polens 1772-1793-1795, 1984 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Anhalt-Dessau (Grafen, Fürstentum, Herzogtum).
Die nach dem 1213 erstmals erwähnten Dessau nahe der Mündung der Mulde in die
Elbe benannte (ältere) Linie A. des Hauses Anhalt entstand 1474 durch Teilung der Siegmundischen Linie Anhalt-Köthens. Sie
erwarb 1562 die Güter der älteren Linie Anhalt-Köthen und bis 1570 auch die
übrigen anhaltischen Güter, nachdem sie sich selbst 1546 in die Linien Zerbst,
Plötzkau und Dessau gespalten hatte. Die jüngere, mit dem ältesten Sohn Joachim
Ernsts 1603 entstandene, 1632-1643 geteilte, 1702 (Fürst Leopold, der alte
Dessauer) eine reiche Erbschaft von der oranischen Mutter erlangende, im 18.
Jahrhundert kulturell sehr bedeutsame, 1808 die Herzogswürde gewinnende
Dessauer Linie mit Gütern um Dessau (Dessau, Ämter Wörlitz, Radegast, Gröbzig
[Gröbzigk], Sandersleben, Freckleben und Großalsleben) vereinigte bis 1863
erneut alle anhaltischen Güter (1793 nördliche Teile Anhalt-Zerbsts mit Zerbst,
1847 Anteil an Anhalt-Köthen, 1863 Anhalt-Bernburg), dankte aber am 12. 11.
1918 ab, womit aus dem Herzogtum Anhalt der Freistaat Anhalt entstand.
L.: Wolff 407; Wäschke, H., Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.¸;
.Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 101ff.
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Anholt (reichsunmittelbare Herrschaft).
Vermutlich im 12./13. Jahrhundert erbauten die Ritter von Zuylen (Sulen) die
Burg A. bei Borken, neben der eine 1347 als Stadt bezeichnete Siedlung
erscheint, die 1349 volles Stadtrecht erhielt. 1380 kam die um A. gebildete,
zwischen den Hochstiften Köln, Münster und Utrecht liegende Herrschaft im
Umfang eines Kirchspiels durch Heirat der Erbtochter der Herren von Zuylen
(Sulen) an die Herren von Gemen und 1402 durch Teilung
an die Herren von (Bronkhorst-Batenburg bzw.) Bronckhorst-Batenburg, die sich
1431 von Kaiser Sigmund mit A. belehnen ließen und ihre Unabhängigkeit
gegenüber Geldern und den Generalstaaten zu wahren verstanden. 1641 ging die
dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis angehörige Herrschaft durch
Heirat an die Fürsten von Salm (später Salm-Salm), die nach dem Verlust ihrer
linksrheinischen Güter 1793/1801 das ein Gebiet von einer Quadratmeile
umfassende A. zum Verwaltungssitz ihrer münsterischen Entschädigungslande
erhoben. 1810 gelangte A. mit dem Fürstentum Salm an Frankreich, 1815 an
Preußen (Provinz Westfalen) und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 360f.; Zeumer 554 II b 63, 18; 600 Jahre Stadt Anholt (1347-1947),
1947; Zelzner, M., Geschichte von Schloss und Stadt Anholt, 1954; Köbler, G.,
Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G.,
1980, 171. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Appenzell-Außerrhoden (Halbkanton).
Appenzell-Außerrhoden ist der 1597 durch Teilung
entstandene evangelische Halbkanton des Kantons Appenzell mit dem Hauptort
Herisau. 1997 wurde die Landsgemeinde infolge tatsächlicher
Durchführungsschwierigkeiten als überholt aufgegeben.
L.: Wolff 527; Fuchs u. a., Herisau, 1999.
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Appenzell-Innerrhoden (Halbkanton).
Appenzell-Innerrhoden ist der 1597 durch Teilung
entstandene katholisch gebliebene Halbkanton des Kantons Appenzell mit dem
Hauptort Appenzell.
L.: Wolff 526; Sutter, C., Die Standeskommission des Kantons
Appenzell-Innerrhoden 1873-1988, 1988.
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Augsburg (Reichsstadt,
Reichsvogteistadt). Nach der Eroberung Rätiens durch die Römer bestand zwischen
15 v. Chr. und 14-16 n. Chr. links der Wertach (in Augsburg-Oberhausen) an der
Kreuzung wichtiger Straßen ein römisches Legionslager. Um 45 n. Chr. wurde auf
einem Bergsporn zwischen Lech und Wertach Augusta Vindelicum als Vorort der
römischen Provinz Rätien gegründet, der nach der Teilung
der Provinz Vorort der Provinz Raetia secunda blieb. Die Christianisierung der
Bewohner ist durch eine frühchristliche Basilika beim Dom und den Märtyrertod
der heiligen Afra bezeugt. Eine gewisse Siedlungskontinuität kann angenommen
werden. Bischöfe von A. werden für das 4. Jahrhundert angenommen und sind seit
738 nachgewiesen. 807 wird der Dom geweiht, 933-973 die 832 Augustburc genannte
Siedlung um den Dom ummauert. 1156 grenzte eine Urkunde Kaiser Friedrich I.
Barbarossas die Rechte des Bischofs und die Rechte der Bürger von einander ab.
1167/1168 ließ sich Friedrich I. Barbarossa die Hochstiftsvogtei und die
Blutgerichtsbarkeit in A. übertragen. 1250 erhoben sich die Bürger gegen den
Bischof. Nach dem Untergang der Staufer (um 1254) kam die Vogtei 1273 durch
König Rudolf von Habsburg an das Reich. 1276 schuf sich A. ein eigenes
Stadtrecht, das Rudolf von Habsburg bestätigte (Reichsstadt). 1316 sicherte
König Ludwig der Bayer, für den A. Partei ergriffen hat, volle Reichsfreiheit
zu. Das zur Reichsstadt gehörige Landgebiet blieb auffällig klein. 1368
erkämpften sich die Zünfte die Teilnahme am Stadtregiment. Gewerbe und Fernhandel
(Fugger, Welser) begünstigten Augsburgs Aufstieg zu einer der wichtigsten
europäischen Handelsstädte, die um 1500 etwa 18000 Einwohner zählte, 1523/1524
zur Reformation überging und durch den Dreißigjährigen Krieg schwer geschädigt
wurde. 1803 noch als Reichsstadt erhalten und durch § 27 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 mit den Gütern des Hochstifts
und des Reichsstifts Sankt Ulrich und Afra entschädigt, ging das etwa 1
Quadratmeile große A. 1805/1806 an Bayern über.
L.: Wolff 210; Zeumer 555 III b 2; Wallner 689 SchwäbRK 76; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Schroeder 93ff.;
Die Territorien des Reichs 6, 8; Berner, E., Zur Verfassungsgeschichte der
Stadt Augsburg, 1879; Meyer, C., Geschichte der Stadt Augsburg, 1907; Eberlein,
H., Augsburg, 1939; Zorn, W., Augsburg. Geschichte einer deutschen Stadt, 1955,
2. A. 1972; Augusta 955-1955, hg. v. Rinn, H., 1955; Schleiermacher, W.,
Augusta Vindelicum, (in) Germania Romana 1, 1960; Batori, I., Die Reichsstadt
Augsburg im 18. Jahrhundert, 1969; Schröder, D., Stadt Augsburg, 1975, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben 10; Warmbrunn, P., Zwei
Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten
in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und
Dinkelsbühl von 1548-1648, 1983; Geschichte der Stadt Augsburg, hg. v.
Gottlieb, G., 1984; Fried, P., 2000 Jahre Augsburg, (in) Schwalbe,
Hauszeitschrift der BRZ und der BayWA, 1985; Augsburger Stadtlexikon.
Geschichte, Gesellschaft, Kultur, Recht, Wirtschaft, hg. v. Baer, W. u. a.,
1985; Steuer, P., Die Außenverflechtung der Augsburger Oligarchie von 1500 bis
1620, 1988; Fassl, P., Konfession, Wirtschaft und Politik, 1988; Roeck, B.,
Eine Stadt in Krieg und Frieden. Studium zur Geschichte der Reichsstadt
Augsburg zwischen Kalenderstreit und Parität, 1989; Dietrich, R., Die
Integration Augsburgs, 1993; Augsburg in der frühen Neuzeit, hg. v. Brüning,
J., 1995; Böhm, C., Die Reichsstadt Augsburg, 1997; Möller, F., Bürgerliche
Herrschaft in Augsburg, 1998; Schorer, R., Die Strafgerichtsbarkeit in der
Reichsstadt Augsburg 1156-1548, 2000; Roeck, B., Geschichte Augsburgs, 2005;
Adelige Damenstifte Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Auschwitz (Herzogtum), poln.
Oświęcim. A. bei Krakau war Hauptstadt des vor 1327 durch Teilung Teschens entstandenen, 1327 unter die
Lehnshoheit Böhmens gelangten Herzogtums A. 1457 wurde es an Polen verkauft.
1521 starben die Herzöge von Auschwitz-Zator aus. 1772/1773 fiel A. mit
Galizien an Österreich und gehörte seit 1818 zum Deutschen Bund. 1920 kam es an
Polen zurück.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I/K4; Pelt, R. van/Dwork, D.,
Auschwitz, 1998.
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Baden (Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae
(220/221 Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den
Alemannen zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum
Stammesherzogtum Schwaben gehört. Die Familie der Markgrafen von B. wird
erkennbar mit Markgraf Hermann (1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von
Zähringen und einem Enkel Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen
Verwandten der Salier. Seine Güter im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe
der Grafen von Calw erlangt. Der Markgrafentitel leitet sich von der Mark
Verona des Herzogtums Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072 als Markgraf
erscheint. Nach der von Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden)
nannte sich erstmals 1112 unter Fortführung des Markgrafentitels Hermanns
gleichnamiger Sohn Hermann II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im Breisgau
und in der Ortenau inne und erlangte durch Heirat Güter um Backnang (um 1100).
Sein Sohn Hermann III. war vermutlich mit einer Tochter König Konrads III.
verheiratet und erlangte 1153 das ehemalige Königsgut Besigheim. Hermann V.
erbte 1219 Pforzheim und erwarb Durlach und Ettlingen sowie Pfandschaften über
Lauffen, Sinsheim und Eppingen. Mit dem Aussterben der Staufer (um 1254) rückte
die Familie im heutigen Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des
Klosters Weißenburg im Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie
der Markgrafen von B. (mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der
Markgrafen von Hachberg (Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten
Nebenlinie Sausenberg kamen 1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht
(Sausenberg) wieder an die Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15.
Jahrhundert weitere Güter gewann (Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg]
zur Hälfte, 1387 die Grafschaft Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u.
a. 1504/1595 Besigheim, Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen
musste, so dass B. ein fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet
wurde, das hinter Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard
III. von B. die luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst
die breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln,
Badenweiler, sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen
Güter. Dazu kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das
Gebiet südlich des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über
Herrenalb und Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig,
Liebenzell und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so dass sich (von
1515/1535 bis 1771) eine obere Markgrafschaft Baden-Baden und eine untere
Markgrafschaft Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724 in Karlsruhe)
gegenüberstanden. Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555
(später aber rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte Baden-Durlach
Baden-Baden. Baden-Durlach trat zwecks Aufbringung der bei der Besetzung
entstandenen Kosten Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an
Württemberg ab, erwarb aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam
Baden-Durlach vorübergehend an Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein
Landrecht und eine Landesordnung. 1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der
Grafschaft Eberstein. 1771 beerbte Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des
aufgeklärten Absolutismus entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. -
das um 1780 mit Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des
Ritterkreises Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000
Einwohnern. 1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt
Rhodt bei Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt
Gräfenstein bei Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und Rodemachern in
Luxemburg und Teile der Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um 1800 umfasste B.
ein Gebiet von 27 Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch § 5 des
Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum erhoben und durch die
rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten)
und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise), Straßburg (teilweise), Speyer
(teilweise), die hanau-lichtenbergischen bzw. hessen-darmstädtischen Ämter
Lichtenau und Willstätt, die nassau-usingische Herrschaft Lahr, die
Reichsabteien Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die
Reichsstädte Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (1806 an
Württemberg), Zell am Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an Hessen), das
Reichstal Harmersbach und die Klöster Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen,
Lichtental, Ettenheimmünster, Öhningen und Reichenau sowie kleinere Güter
entschädigt, wodurch sich sein Umfang auf 7200 Quadratkilometer mit 445000
Einwohnern vermehrte (Februar-Mai 1803 13 Organisationsedikte Johann Niklas
Friedrich Brauers). 1805 erwarb es vom Herzog von Modena/Österreich den größten
Teil des Breisgaues, die Ortenau, die Baar mit Villingen, die Stadt Konstanz
und die Kommende Mainau des Deutschen Ordens mit insgesamt 2530
Quadratkilometern und 160000 Einwohnern. Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806
wurde es Großherzogtum und erhielt die Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen,
Krautheim (Salm-Krautheim), die Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft
Bonndorf, das Johanniterpriorat Heitersheim, die südlich des Mains gelegenen
Teile der Fürstentümer Wertheim und die eingeschlossenen Güter der
Reichsritterschaft. 1806 wurden einige Gebietsänderungen mit Württemberg
vereinbart. 1810 erhielt B. die seit 1805 württembergische Landgrafschaft
Nellenburg und obere Grafschaft Hohenberg gegen Randgebiete im Schwarzwald (an
Württemberg) und Amorbach (an Hessen-Darmstadt). Damit umfasste es etwa 15000
Quadratkilometer mit ungefähr 975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den
Code Napoléon in der Form des Badischen Landrechts, der die Geltung des
baden-badischen Landrechts von 1588, des baden-durlachischen Landrechts von
1654, des kurpfälzischen Landrechts von 1610, der Solmser Gerichts- und
Landesordnung von 1571, des Mainzer Landrechts von 1755, zahlreicher
vorderösterreichischer Verordnungen und der Statuten Gengenbachs, Offenburgs,
Pfullendorfs, Überlingens und Zells am Harmersbach auf seinem Gebiet beendete.
1818 erhielt es eine Verfassung (konstitutionelle Monarchie). Zugleich musste
es an Bayern das Amt Steinfeld (bis 1810 Rothenfels [Rotenfels]) im Mainkreis
und Tauberkreis und Teile Leiningens abtreten, erhielt aber von Österreich das
Fürstentum von der Leyen. 1819 konnte es die Herrschaft Geroldseck
(Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde der Abkömmling Leopold des Großherzogs
Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer von Geyersberg (seit 1796 Reichsgräfin
von Hochberg) Großherzog in B., das allmählich zum liberalen „Musterländle“
wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen Bund bzw. das Deutsche Reich ein. Am
22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März 1933 übernahmen die
Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das amerikanisch besetzte
Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens) mit Stuttgart als
Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit Freiburg als
Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des
Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top.
Bureau, 1853, Neudruck 1962; Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891; Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, bearb. v. Fester,
R./Witte, H., 1892ff.; Fester, R., Markgraf Bernhard I. und die Anfänge des
badischen Territorialstaates, 1896; Krieger, A., Topographisches Wörterbuch des
Großherzogtums Baden, 1903-1905; Curtaz, L., Die Autonomie der
standesherrlichen Familien Badens in ihrer geschichtlichen Entwicklung und nach
geltendem Recht, Diss. jur. Heidelberg 1908; Gothein, E., Die badischen Markgrafschaften
im 16. Jahrhundert, 1910; Krieger, A., Badische Geschichte, 1921;
Lautenschlager, F./Schulz, W., Bibliographie der badischen Geschichte, Bd. 1ff.
1929ff.; Gärtner, K., Heimatatlas der Südwestmark Baden, 1937; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Baden im 19. und 20.
Jahrhundert, 1948; Haebler, R., Badische Geschichte. Die alemannischen und
pfälzisch-fränkischen Landschaften am Oberrhein in ihrer politischen,
wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, 1951, Neudruck 1987; Arndt, E.,
Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat
Baden, ZGO N.F. 62 (1953); Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der
badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf Bernhards
I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte Badens,
1967, 2. A. 1968; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche
Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zeitschrift für württembergische
Landesgeschichte 33 (1974); Straub, A., Das badische Oberland im 18.
Jahrhundert, 1977; Stiefel, K., Baden 1648-1952, Bd. 1, 2 1978; Wunder, G., Zur
Geschichte der älteren Markgrafen von Baden, Württembergisch-Franken 1978,
13ff.; Schwarzmaier, H., Baden, LexMA 1 1980, 1337f.; Das Großherzogtum Baden
zwischen Revolution und Restauration 1849-1851, hg. v. Real, W., 1983; Das Land
Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. v. der
staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1983; Müller, H., Das
Großherzogtum Baden und die deutsche Zolleinigung 1819-1835/36, 1984; Sauer,
P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Wunder, G.,
Die ältesten Markgrafen von Baden, ZGO 135 (1987); Schwarzmaier, H., Von der
Fürsten Tailung. Die Entstehung der Unteilbarkeit fürstlicher Territorien und
die badischen Teilungen des 15. und 16.
Jahrhunderts, Bll. f. dt. LG. 126 (1990), 161ff.; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche
Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Hug, W., Geschichte Badens,
1992; Schmid, K., Baden-Baden und die Anfänge der Markgrafen von Baden, ZGO 140
(1992), 1; Eibach, J., Der Staat vor Ort, 1994; Furtwängler, M., Die
Standesherren in Baden, 1996; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 208; Schnabel, T. Geschichte von Baden und Württemberg
1900-1952, 2001; … so geht hervor’ ein neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003;
Andermann, K., Die Markgrafen von Baden und der Adel im südlichen Ufgau und in
der nördlichen Ortenau, ZGO 151 (2003), 93; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748;
Engehausen, F., Kleine Geschichte des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005;
Schwarzmaier, H., Baden, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2006; Die
Protokolle der Regierung von Baden, Bd. 1 bearb. v. Hochstuhl, K., 2006; 1806 –
Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v.
Schindling, A. u. a., 2007; Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im
Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007; Laufs, A., Das Eigentum an badischen
Kulturgütern aus der Zeit der Monarchie, 2008; Weber, R., Kleine Geschichte der
Länder Baden und Württemberg 1918-1945, 2008; Regierunsakten dies
Kurfürstentums und Großherzogtums Baden 1803-1815, bearb. v. Schimke, M., 2012.
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Baldern (Herrschaft). B. am Westrand des
Rieses erscheint erstmals 1153. 1215 ging die Burg durch Tausch vom Hochstift
Regensburg an die Abtei Ellwangen. 1250 wurde die Herrschaft B. von den Grafen
von Oettingen als Ellwanger Vögten zu Lehen erworben. Nach Teilung des Stammhauses 1662 war sie Residenz der
Linie Oettingen-Baldern-Katzenstein. 1798 kam B. im Erbgang an
Oettingen-Wallerstein, 1806 an Bayern und 1810 an Württemberg und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 177; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Wedel, G. Graf, Schloss Hohenbaldern, 1975; Der Ostalbkreis, 1978.
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Basel-Stadt (Halbkanton). Basel-Stadt ist der als Folge des Aufstandes der Landschaft Basel gegen die beherrschende Stadt Basel durch Teilung des Kantons Basel 1833 entstandene Halbkanton. S. Basel (Reichsstadt). (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum,
Königreich, Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6.
Jahrhunderts bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor
allem aus Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen
zusammen, wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber -
die aus Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii,
Baju-warii) und der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense
und im Flachland der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6.
Jahrhunderts entstand. An seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs
des Großen (526) von dem Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den
Franken abhängigen (fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I.
550-590, Sitz in Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs
(regnum) Tassilo III. 788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der
Siedlungsraum reichte vom Lech bis zur Enns und von
Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen). Das Recht des zu
Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stammes wurde in der Lex
Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit erscheint
erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und Dalmatien ausgreifenden
B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des Markgrafen Liutpold,
Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der Liutpoldinger
(Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem mit der
Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich. Unter
dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung (952
Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II.
setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den
Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985
wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder
gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120
Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte),
1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den
Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich)
erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung
Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark
verkleinerte bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der
seit der Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von
Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich
ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die
Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol,
das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich
übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der
Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen
des Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214
die Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere
Güter (u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München.
1242 beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die
älteren Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg.
1254/1255 wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu
dem der Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,)
und einen größeren östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham,
Freising und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der
Oberpfalz und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg, Hohenstein,
Vilseck [Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in der
Oberpfalz, Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in
geringem Ausmaß auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg
[Adelnburg]) zugute kam. 1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die
Pfalz von Oberbayern gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum
deutschen König gewählt (1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V.
die durch das Aussterben der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch
die 1331 dreigeteilte niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern,
für das Kaiser Ludwig 1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte
Ludwig selbst im Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz
(Rheinpfalz) und einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten
(einschließlich der Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine
sechs Söhne 1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433
Grafschaften Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363])
auf. Ludwig V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und
Otto V. gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern,
Wilhelm I. und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die
Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der
aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV.
von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste
1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt
(Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog
Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau
(Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog
Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland
(Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung
1349ff. entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger
Schied von 1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene
Straubinger Land zur Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München)
und zu je einem Viertel an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste
die Herrschaft über die Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten
werden. 1445/1447 starb mit Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt
aus. Ihre Güter fielen an Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei
Drittel Bayerns beherrschte und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die
Universität Ingolstadt gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von
Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil
des Erbes ab. Gleichzeitig gewann Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim,
Heideck, Wemding und Weißenhorn. 1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die
Grafschaft Abensberg ein. Von 1487 bis 1492 unterstellte sich die verschuldete
Reichsstadt Regensburg seiner Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie
Bayern-Landshut mit Georg dem Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit
der Georgstochter Elisabeth verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht
IV. von Bayern-München kam es zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin
eingesetzt hatte, obwohl nach dem Teilungsvertrag
von 1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben der Linie
Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das Versprechen
von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König
Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das
Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit
Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete
zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck,
Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen
Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser
(Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und
Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an
Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft
gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte. Dieses so gefestigte Land
erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein reformiertes Landrecht, 1520 eine
Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog Maximilian (1597-1651) erneut ein
Landrecht. 1623 gewann der Herzog den Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616
Mindelheim und 1628 die Oberpfalz. Maximilian II. Emanuel wurde 1691
Statthalter der spanischen Niederlande, verlor aber von 1704 bis 1714 B. an
Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734 und 1740 die Herrschaften
Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und erhielt 1742 die
Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der Aufklärung. 1758
stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der Wissenschaften
in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig zersplitterte
Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das bayerische Recht
kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis 7. 10. 1751, Codex
Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis 2. 1.
1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus und wurden durch die
wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt, so dass - abgesehen
von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die getrennten
wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg, Pfalz-Neuburg,
Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das bayerische Innviertel an
Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische Gebiet an Frankreich. Beim
Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian IV. Josef von der Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und vereinigte so die gesamten
wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph (1799-1825), seit 1806 König
Maximilian I., und sein Minister Freiherr Maximilian Joseph von Montgelas
(1799-1817) schufen dann den modernen Staat B. 1801 umfasste das Herzogtum B.
mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei Passau, Cham und Hohenschwangau
sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590 Quadratmeilen mit 880000
Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des Reichsdeputationshauptschlusses als
Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Pfalz [Rheinpfalz],
Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz,
Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in Franken die Hochstifte Würzburg
und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg, Windsheim und
Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und
Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee, Wernfels-Spalt,
Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das
Hochstift Augsburg, eine Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen,
Elchingen, Ursberg, Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt
Ulrich und Afra in Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren,
Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch
sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und Passau
diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden. 1805
erlangte B. in den Verträgen von Brünn und Pressburg die Reichsstadt Augsburg,
die Markgrafschaft Burgau, habsburgische Güter in Oberschwaben, Vorarlberg,
Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und Trient (im Austausch gegen
Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich auf. Nach dem Beitritt zum
Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im Austausch gegen Berg) und
zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des
Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten Österreichs das Innviertel
und das Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und
Regensburg, musste aber Südtirol an Italien und einen Teil Mainfrankens an das
Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit Württemberg ließ im Westen die
Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg übergehen. 1808 wurde eine
Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816) musste B. Tirol, Vorarlberg,
Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel an Österreich zurückgeben,
erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg bis Aschaffenburg und dazu
die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806 erlangte Vils im Außerfern
wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben. Die verschiedenen
verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230 ehemaligen
Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden Minister
Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6. 1815 als
drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine
Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches
modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg,
Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde
München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte
Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke
(Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken
Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk
trat. Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische
Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der
ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und
der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem
Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23.
11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag
über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von
1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und
Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief
der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus.
König Ludwig III. ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung.
Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19.
8. 1919). Auf Grund der neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle
Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920
wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des
Ministerpräsidenten Held (Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten
verdrängt. 1934 verlor B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945
Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone,
doch wurden Lindau und die Pfalz der französischen Besatzungszone zugeteilt.
Umgekehrt kam das zuvor thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem
wiederbegründeten) B. getrennt und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert.
Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine neue Verfassung.
1949 lehnte der Landtag Bayerns das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
wegen unzureichender Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde
B. Land der Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648)
F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 56; Monumenta Boica, ed.
Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Buchner, A., Geschichte von
Bayern, 1820-1855; Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen
Geschichte, hg. v. d. hist. Komm. bei der bay. Akad. d. Wiss. Bd. 1ff. 1856ff.;
Riezler, S. v., Geschichte Bayerns, 1878ff., z. T. 2. A. 1927ff., Neudruck
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Geographisch-historisches Handbuch von Bayern, Bd. 1-2, 1895ff.; Doeberl, M.,
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1931; Ortsbuch von Bayern 1932, hg. v. Reichspostzentralamt, 1932, mit Nachtrag
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1949ff. z. T. 3. A.; Historischer Atlas von Bayern, hg. von der Kommission für
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Hefte in Zs. f. bay. LG. 43 (1980), 799ff.); Hiereth, S., Die bayerische
Gerichts- und Verwaltungsorganisation vom 13. bis 19. Jahrhundert, 1950; Simon,
M., Evangelische Kirchengeschichte Bayerns, 2. A. 1952; Rall, H., Kurbayern in
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Landesgeschichte, 1952ff.; Zimmermann, W., Bayern und das Reich 1918-23, 1953;
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Atlas, Straubinger Hefte 8 (1958); Bosl, K., Bayerische Geschichte, 7. A. 1990;
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Bayerisch-Schwaben, hg. v. Zorn, W., 2. A. 1985ff.; Polenz, P. v., Landschafts-
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Namen und Einteilung zwischen 1808 und 1838, (in) FS Bosl, K., Bd. 2, 1988;
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Stauber, R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v.
Kotulla, M., Bd. 2, 2007 (z. B. 1042 Besitzergreifungspatent zur Vollziehung
des mit der Krone Württemberg abgeschlossenen Grenzvertrags vom 2. November
1810); Grundlagen der modernen bayerischen Geschichte, hg. v. Willoweit, D.,
2007; Paulus, C., Das Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter,
2007. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bayern-Burghausen (Herzogtum). Burghausen an der Salzach gehörte 1025 der Kaiserin Kunigunde als Witwengut. 1164 kam es an die Grafen von Wittelsbach, 1255 an deren niederbayerische Linie. 1309 erhielt es einen Freiheitsbrief, 1322 das Recht Landshuts. 1331 entstand durch Teilung Niederbayerns das Herzogtum B., das aber 1334 wieder erlosch. 1392 fiel Burghausen an Bayern-Landshut. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bayern-Deggendorf (Herzogtum). Nach Deggendorf an
der Donau nannten sich im 12. Jahrhundert Grafen von Deggendorf, die ihre
Rechte von den Babenbergern ableiteten. Nachdem 1220 der letzte Graf von
Deggendorf nach Böhmen geflohen war, nahm um 1246 Herzog Otto II. von Bayern
Deggendorf in Besitz. 1331 entstand durch Teilung
Niederbayerns das Herzogtum B., das aber 1333 wieder erlosch.
L.: Festschrift zum 1200jährigen Jubiläum der unmittelbaren Stadt Deggendorf,
1950. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bayern-Ingolstadt (Herzogtum) ist das bei der dritten Teilung Bayerns 1392 für Herzog Stephan III. gebildete Teilherzogtum mit Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland. Es erhielt nach dem Pressburger Schied von 1429 ein Viertel Bayern-Straubings. 1445/1447 starb mit Ludwig dem Buckligen die Linie B. aus. Ihre Güter fielen an Herzog Heinrich XVI. von Bayern-Landshut. S. Bayern (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bayern-Landshut (Herzogtum) ist das bei der
dritten Teilung Bayerns 1392 für Herzog
Friedrich gebildete Teilherzogtum. Es erhielt nach dem Pressburger Schied von
1429 ein Viertel Bayern-Straubings. Nach dem Aussterben der Linie
Bayern-Ingolstadt fielen deren Güter an Heinrich XVI. von B., der damit zwei
Drittel Bayerns beherrschte. Sein Nachfolger Ludwig IX. gründete die
Universität Ingolstadt und trat 1450 im Vertrag von Erding einen kleinen Teil
Bayern-Ingolstadts an seinen Vetter von Bayern-München ab. Gleichzeitig gewann
B. die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn. Am 1. 12. 1503
starb die Linie B. mit Georg dem Reichen, der entgegen dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Vertrag von Erding
von 1450 seine Tochter Elisabeth als Erbin einsetzte, in männlicher Linie aus.
Zwischem dem mit der Tochter Elisabeth verheirateten Ruprecht von der Pfalz und
Herzog Albrecht IV. von Bayern-München kam es zum Erbfolgekrieg. S. Bayern,
Niederbayern
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G4; Hesse, C., Amtsträger der
Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005.
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Bayern-München (Herzogtum) ist das bei der
dritten Teilung Bayerns 1392 für Herzog Johann
II. gebildete Teilherzogtum mit dem südwestlichen Teil Oberbayerns und dem
südlichen Nordgau. Es erhielt nach dem Pressburger Schied von 1429 die Hälfte
Bayern-Straubings. Im Vertrag von Erding von 1450 erlangte es von
Bayern-Landshut einen kleinen Teil Bayern-Ingolstadts. 1485 zog Herzog Albrecht
IV. die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487 bis 1492 unterstellte sich die
verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner Herrschaft. Im Landshuter
Erbfolgekrieg von 1503/1505 gewann Albrecht IV. gegen die Zusage von
Gebietsabtretungen die Unterstützung König Maximilians. Im Schied von Köln vom
30. 6. 1505 wurde Bayern-Landshut Bayern-München zugesprochen, so dass Bayern
(in Bayern-München) wieder vereinigt war. S. Bayern, Oberbayern
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4/5.
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Bayreuth, Brandenburg-Bayreuth
(Fürstentum, Markgrafschaft, Residenz). B. wird erstmals 1194 urkundlich
erwähnt (Baierrute). Es ist eine Gründung der Grafen bzw. Herzöge von
Andechs(-Dießen), die 1057 nach dem Aussterben; der Markgrafen von Schweinfurt
am Obermain die Herrschaft antraten. 1248 wurde es von den Grafen von Andechs
an die Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern vererbt. Bei der Teilung im Hause Hohenzollern von 1398 gehörte es zu
dem Gebiet ”ob dem Gebirg” mit dem Vorort Kulmbach (Plassenburg). Von 1486 bis
1495 war es verselbständigt, kam dann aber bis 1515 wieder zu Ansbach, wohin es
auch 1557 wieder fiel. Seit 1521 wurde die Reformation eingeführt. 1542 wurde
die Kanzlei von Kulmbach nach Bayreuth verlegt. 1603 trat in B. wie auch in
Ansbach beim Aussterben der älteren Linie der fränkischen Hohenzollern ein
märkischer Hohenzollern die vertragliche Erbfolge an. 1603/1662 wurde B. nach
dem Aussterben der älteren fränkischen (Ansbacher) Linie, an die es 1557
gelangt war, unter dem märkischen Hohenzollern Christian anstelle Kulmbachs
Residenz des entsprechenden Fürstentums (Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth), das
auf Grund des hohenzollerischen Erwerbs der Markgrafschaft Brandenburg den
Titel Markgrafschaft führte. 1743 wurde die Universität Erlangen gegründet.
Seit 1769 wurde die Markgrafschaft B. nach dem Aussterben der Bayreuther Linie
in Personalunion mit der Markgrafschaft Ansbach regiert, 1791 mit 72
Quadratmeilen und 186000/250000 Einwohnern an Preußen verkauft. B. teilte sich
in das Oberland und das Unterland. Das Oberland umfasste die Amtshauptmannschaften
Bayreuth, Kulmbach und Wunsiedel, die Oberämter Schauenstein, Helmbrechts,
Lichtenberg, Thierbach, Lauenstein, Münchberg, Stockenroth, Gefrees, Berneck,
Goldkronach, Stein, Creußen, Pegnitz, Schnabelwaid, Osternohe und Neustadt am
Kulm und die Landeshauptmannschaft Hof. Das Unterland enthielt die
Amtshauptmannschaft Erlangen, die Landeshauptmannschaft Neustadt an der Aisch
und die Oberämter Baiersdorf, Hoheneck, Ipsheim und Neuhof. Um 1800 war B.
Mitglied der Kantone Altmühl, Steigerwald und Gebirg des Ritterkreises Franken.
1806 wurde die Markgrafschaft von Frankreich besetzt. 1807 kam B. im Tilsiter
Frieden an Frankreich, 1810 an Bayern.
L.: Wolff 102; Zeumer 553 II b 15; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, G., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908; Guttenberg, E., Frh. v., Die
Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Hofmann, M., Die
Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für
fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938); Guttenberg, E. Frh. v., Kulmbach,
(in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG.
1952ff.; Dietrich, K., Territoriale Entwicklung, Verfassung und Gerichtswesen
im Gebiet um Bayreuth bis 1603, 1958, Schr. d. Inst. für fränk.
Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 7; Gebeßler, A., Stadt und Landkreis Bayreuth,
1959; Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 3. A. 1997; Vollet, H., Abriss der Kartographie
des Fürstentums Kulmbach-Bayreuth, 1978, Die Plassenburg 38; Wendehorst, A.,
Bayreuth, LexMA 1 1980, 1719; Wiedemann, W., Bayreuth im ausgehenden
Mittelalter. Untersuchungen zur politischen Struktur und Sozialgeschichte einer
landesherrlichen Stadt, 1989; Endres, R., Auf- und Ausbau des Bayreuther
Territoriums, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 74 (1994) 55; Bayreuth, hg. v.
Endres, R., 1995; Pöhlmann, T., Zur mittelalterlichen Territorialstruktur des
Amtes Bayreuth, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 76 (1996), 85; Bayreuth, bearb.
v. Winkler, R., 1999 Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 42.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Beinheim (Herrschaft). Die Herrschaft B.
im Unterelsass kam bei der Teilung Badens 1535
zu Baden-Baden. Am Ende des 18. Jahrhunderts fiel sie an Frankreich. S. Baden.
L.: Wolff 164. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bentheim (Grafschaft). Vermutlich
zwischen 1126 und 1137 übertrug Lothar von Süpplingenburg die Burg B. auf einem
schon von den Römern militärisch verwandten Felsberg an der Vechte nordwestlich
von Münster nahe dem 1050 erstmals erwähnten Dorf B. seinem Schwager, dem
Grafen Otto von Salm-Rheineck (Rieneck), dessen Witwe Gertrud von Northeim 1154
als Gräfin von B. bezeugt ist. Nach dem Aussterben dieses Geschlechts gelangte
die Grafschaft B. (Obergrafschaft) 1154/1165 auf dem Wege der weiblichen
Erbfolge Sophies von Rheineck an eine jüngere Linie der Grafen von Holland, die
sich als Grafen von B. benannte. 1178/1196 wurde die Lehnshoheit Utrechts
aufgehoben. Am Ende des 12. Jahrhunderts erhielten die Grafen das Gebiet um
Uelsen und Hilten (Niedergrafschaft B.), das noch 1131 Teil der zu Utrecht
gehörigen Twente gewesen war. Die wichtigsten Güter lagen um Bentheim,
Schüttorf, Neuenhaus und Nordhorn. Bis um 1300 zwangen die Grafen die meisten
adligen Familien in der Obergrafschaft und Untergrafschaft in ihre
Abhängigkeit. 1421 erlosch die männliche Linie der Grafen. Eine neue Linie
gründete sich auf den Enkel der Schwester des letzten Grafen Everwin von
Götterswick aus dem klevischen Geschlecht von Güterwyk († 1454), der zudem
durch Heirat 1421 die benachbarte Herrschaft (seit 1495 Reichsgrafschaft)
Steinfurt erwarb. Beide Herrschaften wurden 1454 wieder geteilt. 1486 trugen
die Grafen ihre Grafschaft zur Abwehr Münsteraner Ansprüche dem Kaiser auf und
erhielten sie als Lehen zurück. Durch Heirat Everwins III. († 1562) kamen die
Grafschaft Tecklenburg und die Herrschaft Rheda, durch Heirat Arnolds II. (†
1606) die neuenahrische Grafschaft Hohenlimburg (Limburg) und die rheinische
Herrschaft Alpen zu B. 1606 wurde B. in die Linien Bentheim-Tecklenburg,
(Tecklenburg, Rheda, Limburg [Hohenlimburg]), B. und Steinfurt
(Bentheim-Steinfurt) geteilt(, von denen Bentheim-Tecklenburg und
Bentheim-Steinfurt noch bestehen). Durch weitere Teilung
entstanden insgesamt 5 Linien. Die 1622 gegründete ältere Linie
Bentheim-Tecklenburg-Rheda verlor 1699 zwei Drittel von Tecklenburg und die
Hälfte von Rheda nach längerem Rechtsstreit an Solms, das diese 1707 an Preußen
verkaufte. 1707/1729 verzichteten die Fürsten von Bentheim-Tecklenburg
zugunsten Preußens auf Tecklenburg, behielten aber die Herrschaft Rheda
(teilweise) und Limburg (Hohenlimburg). Die ebenfalls 1622 gegründete Linie
Bentheim-Steinfurt teilte sich in die Linien Bentheim-Steinfurt und
Bentheim-Bentheim. Bentheim-Bentheim, das dem westfälischen
Reichsgrafenkollegium angehörte, verpfändete 1752/1753 schuldenhalber seine
Güter an Hannover und erlosch 1803. 1804 kam B. an Steinfurt, 1806 an
Frankreich. 1806 fielen alle Teile von B. mit insgesamt 17 Quadratmeilen und
28000 Einwohnern an das Großherzogtum Berg, am 10. 12. 1810 an Frankreich. 1815
kamen Rheda und Limburg (Hohenlimburg) als Standesherrschaften zu Preußen, B.
zu Hannover und Steinfurt zu Preußen. 1817 wurden die Linien
Bentheim-Tecklenburg und Bentheim-Steinfurt (B. und Steinfurt) in den
Fürstenstand Preußens erhoben. B. fiel 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 350f.; Zeumer 554 II b 63, 9; Wallner 702 WestfälRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) B2, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die
Territorien des Reichs 3, 182; Jung, J. H., Historia comitatus Benthemiensis
libri tres, 1773; Müller, J. C., Geschichte der vormaligen Grafschaft Bentheim,
1879; Greinwing, J., Der Übergang der Grafschaft Bentheim an Hannover, Diss.
phil. Münster 1934; Niedersachsen um 1780, Lief. 1, hg. v. Prinz, J., u. a.,
Bentheim, 1938; Sager, L., Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte, 2. A.
1952; Der Landkreis Grafschaft Bentheim, bearb. v. Specht, H., 1953; Edel, L.,
Neue Bibliographie des landes- und heimatgeschichtlichen Schrifttums über die
Grafschaft Bentheim, 1962; Finkemeyer, E., Verfassung und Verwaltung der
Grafschaft Bentheim zur Zeit der hannoverschen Pfandschaft 1753-1804, 1967 (=
Osnabrücker Mitteilungen 75 [1968], 1); Veddeler, P., Die territoriale
Entwicklung der Grafschaft Bentheim bis zum Ende des Mittelalters, 1970;
Gauß'sche Landesaufnahmen der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v.
Engel, F., 6. Emsland, 1977; Topographische Karte der Grafschaft Bentheim, hg.
v. Niedersächs. Landesvermessungsamt, 1977ff.; Schoppmeyer, H., Bentheim, LexMA
1 1980, 1919f.; Der Landkreis Grafschaft Bentheim, 1986; Guttmann, H., Emsland,
Grafschaft Bentheim, 1989; Marra, S., Allianzen des Adels, 2006; Veddeler, P.,
Die mittelalterlichen Grafen von Bentheim (in) Osnabrücker Mitteilungen 115
(2010), 29ff.Een cronike van den greven van Benthem, hg. v. Roolfs, F. u. a.,
2011. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bentheim-Bentheim (Grafen). Das durch Teilung Bentheim-Steinfurts entstehende, dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörende, 1752/1753 seine Güter schuldenhalber an Hannover verpfändende B. erlosch 1803. S. Bentheim. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bentheim-Steinfurt (Grafen). 1622 entstand durch Teilung der Grafschaft Bentheim die Linie B. Sie
teilte sich in Bentheim-Bentheim und B. B. erlangte 1804 die 1753 pfandweise an
Hannover gelangten Güter der 1803 erloschenen Linie Bentheim-Bentheim, kam dann
aber zum Großherzogtum Berg. S. Steinfurt.
L.: Sager, L., Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte, 2. A. 1952.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bentheim-Tecklenburg (Fürsten). B. entstand 1606/1609 entstand durch Teilung der Grafen von Bentheim und verlor 1699/1707/1729 zwei Drittel Tecklenburgs und die Hälfte Rhedas nach langem Rechtssteit über Solms-Braunfels (1707 Verkauf) an Preußen, behielt aber die Hälfte der Herrschaft Rheda (teilweise) und Limburg (Hohenlimburg). 1806 kamen die Güter an das Großherzogtum Berg, 1810 an Frankreich und 1815 an Preußen. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bergzabern (Herrschaft, Residenz
[Pfalz-Zweibrücken]). Im Schnittpunkt des Erlenbachtales und der Straße
Landau-Weißenburg lag das römische Tabernae Montanae. Wohl im 12. Jahrhundert
wurde das als Siedlung im 10. Jahrhundert in einem Güterverzeichnis des
Klosters Weißenburg (Zaberna) bzw. 1180 erstmals erwähnte B. um eine Wasserburg
der Grafen von Saarbrücken bzw. Zweibrücken gegründet. Um 1182 kam es bei einer
Teilung zwischen Heinrich und Simon von
Saarbrücken an den die Linie der Grafen von Zweibrücken begründenden Grafen
Heinrich. 1286 verlieh König Rudolf I. von Habsburg dem Dorf Zaberen das Stadtrecht
von Hagenau. 1373 wurde die Stadt erstmals als Bergzaberen (B.) bezeichnet.
1385/1393/1394 kam B. nach dem Tod Graf Eberhards II. von den Grafen an die
Pfalz, bei deren Teilung 1410 an das Fürstentum
Pfalz-Zweibrücken bzw. Pfalz-Simmern. Am Ende des 18. Jahrhunderts (1793) fiel
es an Frankreich, 1815 nach kurzer Verwaltung durch Österreich an die Pfalz
bzw. Bayern (Rheinkreis, 1837 Pfalz), 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Hölzle, Beiwort 21; Maurer, C., Geschichte der Stadt Bergzabern,
1888; Festschrift zum Stadtjubiläum, 1936; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 63; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 48, 651; Volz, G., Kleine Geschichte der Stadt
Bergzabern, 2009. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bitsch, Pitsch (Herrschaft). Die Burg
B. in Lothringen wird erstmals 1098 erwähnt. Bei einer Erbteilung im
oberlothringischen Herzogshaus fiel sie 1179 dem jüngeren Sohn Friedrich zu,
der sich manchmal Herzog von B. nannte und dessen Sohn das Herzogtum Lothringen
erbte. Nach dessen Tod kam sie bei einer erneuten Teilung
an eine Linie, die durch Heirat auch die Grafschaft Blieskastel erhielt und
1274 ausstarb. Herzog Friedrich III. von Lothringen gab B. unter Vorbehalt
seiner Lehnshoheit 1297 und 1302 an die Grafen von Zweibrücken gegen Güter in
Linder, Mörsberg und Saargemünd. Als Folge hiervon wurde B. Sitz der Grafen von
Zweibrücken-Bitsch, die 1394 Allode der Linie Zweibrücken erbten. Innerhalb
ihrer Güter bildete B. eine zum oberrheinischen Reichskreis zählende
Herrschaft, deren Reichsunmittelbarkeit von Lothringen bestritten wurde. 1570
starben die Grafen von Zweibrücken-Bitsch aus. B. fiel an Frankreich (Bitche).
L.: Wolff 305; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Lehmann, J.,
Urkundliche Geschichte der Grafen Hanau-Lichtenberg, Bd. 2 1863; Pöhlmann, C.,
Abriss der Geschichte der Herrschaft Bitsch, 1911; Herrmann, H., Die Grafschaft
Zweibrücken-Bitsch, (in) Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes Bd. 2, 1977,
323ff.; Herrmann, H., Bitsch, LexMA 2 1983, 254f.
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Brandenburg (Mark, Markgrafschaft,
Kurfürstentum, Provinz, Land, Bundesland, Residenz). Das zunächst von Semnonen,
Langobarden und Burgundern bewohnte Gebiet der späteren Mark B. wurde nach dem
Abzug der Germanen in der Völkerwanderung von Slawen (Liutizen, Heveller,
Wilzen, Ukrer (Uker), Obotriten) besetzt. 927 schlug König Heinrich I. die
Slawen an der Elbe, eroberte 928/929 die deutsch Brennaburg bezeichnete
slawische Burg an der Havel, die vielleicht schon auf eine slawische Siedlung
des 6. Jahrhunderts zurückgeht und bildete 931 die Mark Nordsachsen (Nordmark).
Im Slawenaufstand von 983 ging das Gebiet wieder verloren. 1134 belehnte Kaiser
Lothar von Süpplingenburg den Askanier Albrecht den Bären mit den deutsch
verbliebenen Teilen der Altmark. Albrecht eroberte die Prignitz, erbte 1150 das
Havelland hinzu und erscheint erstmals (in einer Urkunde vom 3. Oktober) 1157
in bewusster Erinnerung an die Markgrafschaft Geros von Nordsachsen als
Markgraf von Brandenburg, das er wegen seiner günstigen Lage am Übergang wichtiger
Fernstraßen über die Havel anstelle von Stendal zum festen Sitz erhob und zum
Vorort dieser neuen Mark ausbaute, wobei der königliche Burggraf auf der
Brandenburger Dominsel rasch ausgeschaltet wurde. Nach dem Tod Albrechts wurde
die Mark B. von den askanischen Stammlanden am Harz getrennt. Albrechts Sohn
Otto I. gewann 1181 die Lehnshoheit über Mecklenburg und Pommern. Johann I.,
der 1252 erstmals als Kurfürst fungierte, und Otto III. († 1266/1267) erwarben
Stargard, die Uckermark, Barnim, Teltow, Lebus und Zehden (Neumark), die Mark
Landsberg und die Oberlausitz (1255) und wehrten Ansprüche des Erzbischofs von
Magdeburg ab. Andererseits wurde das Geschlecht bei ihrem Tod 1267 in zwei
gemeinsam regierende Linien mit Regierungssitzen in Stendal und Salzwedel
gespalten, bis es unter Waldemar wieder vereinigt wurde. Mit seinem Tod erlosch
1319 der brandenburgische Zweig der Askanier, der als Reichskämmerer von der
Ausbildung des Kurfürstenkollegiums an zu den Kurfürsten gezählt hatte. Nach
dem Aussterben der Askanier zog König Ludwig der Bayer aus dem Hause
Wittelsbach die Mark B. 1320 in an den Grenzen verkleinertem Umfang als
erledigtes Lehen ein, übertrug sie 1323 seinem achtjährigen Sohn Ludwig und
ließ durch Beauftragte die wittelsbachischen Formen der Verwaltung einführen.
Unter dieser wenig effektiven Herrschaft wurde 1356 B. als Kurfürstentum
anerkannt. 1373 zog allerdings Kaiser Karl IV. nach langjährigen
Auseinandersetzungen die Mark B. im Vertragsweg gegen 200000 Goldgulden an das
Haus Luxemburg (Residenz Tangermünde) und ließ 1375/1376 im Landbuch die
verbliebenen Rechte und Aufgaben registrieren. Nach seinem Tod kam es zur Teilung der Mark (Kurmark d. h. Altmark und Gebiete
zwischen Elbe und Oder an Siegmund, Neumark an den jüngsten Sohn Johann von
Görlitz, 1386 ebenfalls an Siegmund), zu großen Adelsunruhen und zahlreichen
Veräußerungen (1388 Verpfändung, 1397 Veräußerung der Kurmark an Jobst von
Mähren, 1402 Veräußerung der Neumark an den Deutschen Orden). Am 8. 7. 1411
setzte König Sigmund auf Bitten der brandenburgischen Stände seinen Feldherren
und Rat, den Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg zum Verweser über die nach
dem Tod Jobsts wieder angefallene Mark ein. Am 30. 4. 1413 übertrug er ihm für
400000 Gulden das Kurfürstentum und am 18. 8. 1417 belehnte er ihn mit der
Mark. Als über B., Altmark und Teile der Uckermark herrschender Kurfürst
Friedrich I. brach der Burggraf die Macht des Adels. Sein Sohn Kurfürst
Friedrich II. erzwang die Unterwerfung der Städte (u. a. Berlin 1447/1448), festigte
allmählich die Herrschaft wieder, erlangte 1447 das Besetzungsrecht für die
Bistümer B., Havelberg und Lebus, kaufte 1450 Wernigerode und gewann die
Uckermark und Prignitz zurück. 1455 wurde die Neumark zurückgekauft. Außerdem
wurden die Herrschaften Cottbus (1445) und Peitz in der Niederlausitz (1488)
erworben. In der sog. dispositio Achillea des Markgrafen Albrecht Achilles von
1473 wurde die Erbfolge im Sinne der Unteilbarkeit der märkischen Lande
geregelt und die Abtrennung der Mark von den fränkischen Gütern, die den
zweiten und dritten Söhnen zufielen (Ansbach, Bayreuth), gefördert. 1482 wurden
im Glogauer Erbfolgestreit große Teile des Herzogtums Crossen gewonnen
(Crossen, Züllichau, Sommerfeld, Bobersberg). Kurfürst Johann Cicero, der als
erster Hohenzoller ständig in der Mark residierte, kaufte 1486 die Herrschaft
Zossen, gewann die Lehnsherrschaft über Pommern und unterwarf die altmärkischen
Städte. Zwischen 1499 und 1535 wurde Roppen eingezogen. 1506 wurde die
Universität Frankfurt an der Oder gegründet, 1516 das Kammergericht in Berlin
eingerichtet. Die sog. Constitutio Joachimica bildete die Grundlage einer
einheitlichen Rechtsprechung in B. 1524 wurde die Grafschaft Ruppin als
erledigtes Lehen eingezogen und 1529 das vertraglich erworbene Erbfolgerecht in
Pommern gesichert, das sich 1637/1648 realisierte. 1535 kam es zur Teilung des Landes in die Kurmark (Joachim II.) und
die Neumark, die bis 1571 an Hans von Küstrin kam. Hiervon bestand die 444
Quadratmeilen umfassende Kurmark aus der Altmark, Mittelmark, Prignitz oder
Vormark und der Uckermark. Die Altmark umfasste ein Gebiet von 82 Quadratmeilen
(die Kreise Stendal, Tangermünde und Arneburg, Seehausen, Arendsee,
Salzwedel-Gardelegen). Die Mittelmark mit einem Flächeninhalt von 250 Quadratmeilen,
die bis ins 15. Jahrhundert zunächst Neumark hieß, enthielt die Landschaft
Havelland (mit der Stadt Brandenburg, den Städten und Ämtern Potsdam, Spandau,
Nauen, den Ämtern Königshorst, Fahrland und Fehrbellin, den Städten Rathenow
und Pritzerbe, den Ländchen Rhinow und Friesack), die Kreise Glien-Löwenberg,
Ruppin, Oberbarnim und Niederbarnim, Teltow, Lebus, Zauche, Beeskow-Storkow
(letzterer erst im Jahr 1575 von der Lausitz erworben) und die Herrschaft
Teupitz (Wusterhausen-Teupitz). Die 61 Quadratmeilen große Prignitz oder
Vormark wurde aus den Kreisen Berleberg, Pritzwalk, Wittstock, Kyritz,
Havelberg, Plattenburg und Lenzen gebildet. Die Uckermark, 68 Quadratmeilen
groß, setzte sich aus dem uckermärkischen und dem stolpischen Kreis zusammen.
Die 220 Quadratmeilen große Neumark bestand aus der eigentlichen Neumark
nördlich der Warthe mit den Kreisen (Ämtern) Soldin, Königsberg, Landsberg,
Friedeberg, Arnswalde, Dramburg, dem 30 Quadratmeilen umfassenden Herzogtum
Crossen und den Herrschaften Cottbus und Peitz. Bald nach 1535 begann die
Einführung der Reformation, in deren Gefolge der größte Teil der Kirchengüter
(Havelberg, Lehnin, Chorin) in landesherrliche Domänen umgewandelt und die
Bistümer B., Havelberg und Lebus eingezogen wurden. 1537 konnten folgenreiche
Erbverbrüderungen mit den Herzögen von Liegnitz, Brieg und Wohlau abgeschlossen
werden. 1569 wurde B. von Polen mit dem Herzogtum Preußen belehnt. Johann Georg
(1571-1598) gelang es, das gesamte brandenburgische Gebiet wieder zu vereinigen
und die böhmischen Lehen Beeskow und Storkow zu erwerben. 1603 überließ Joachim
Friedrich die gerade angefallenen fränkischen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth
seinen Brüdern. In B. schuf er Weihnachten 1604 den Geheimen Rat als oberste
Verwaltungsbehörde. 1614 erfolgte im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit mit
Pfalz-Neuburg der Erwerb von Kleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein, 1618/1619
der endgültige erbweise Erwerb des Herzogtums Preußen. Friedrich Wilhelm der
große Kurfürst (1640-1688) gewann 1648 Hinterpommern, die Bistümer Halberstadt
mit Hohnstein und Mansfeld (1680), Kammin (Cammin) und Minden sowie die
Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg (Anfall 1680), erhielt 1657 Lauenburg,
Bütow und Draheim als Lehen Polens, kaufte 1686 Schwiebus, erwarb 1691 Tauroggen
und Serrey und begründete den brandenburg-preußischen Staat im modernen Sinn,
der das ältere B. vom neuen Preußen scheidet. Kurfürst Friedrich III. von B.,
der 1694 die Universität Halle gründete, führte seit 1701 den Titel König in
Preußen. Das 1800 664 Quadratmeilen große B. (Prignitz, Uckermark, Mittelmark,
mit Niederlausitz und ohne Altmark [zur Provinz Sachsen] und nordöstliche Teile
der Neumark) mit 980000 Einwohnern war von 1815 bis 1945 eine preußische
Provinz, aus der 1920 Groß-Berlin ausgesondert wurde. 1938 gelangten die Kreise
Friedeberg und Arnswalde zu Pommern, wofür die Mark B. von der aufgelösten
Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen die Kreise Schwerin, Meseritz und Bomst
(teilweise) erhielt. 1945 kam B. westlich der Oder zur sowjetischen
Besatzungszone (Provinz Mark Brandenburg), östlich der Oder unter Polens
Verwaltung. Seit 1947 war B., das nach Wahlen im Jahre 1946 im Jahre 1947 eine
Verfassung erhielt, Land (Mark Brandenburg) in der sowjetischen Besatzungszone,
seit 1949 Gliedstaat der Deutschen Demokratischen Republik. (Am 23. 7.) 1952
bzw. 1958 ging es in den Bezirken Potsdam, Frankfurt an der Oder und Cottbus
der Deutschen Demokratischen Republik auf (str.). Mit dem Beitritt der
Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand das
Land Brandenburg (ohne Berlin) am 3. 10. 1990 (mit der Hauptstadt Potsdam)
wieder (ohne die Kreise Hoyerswerda [Sachsen], Jessen [Sachsen-Anhalt] und
Weißwasser [Sachsen], aber mit den Kreisen Perleberg [Westprignitz], Prenzlau [Uckermark]
und Templin [Uckermark]). Es ist das fünftgrößte Land der Bundesrepublik und
zählt rund 2 600 000 Einwohner. Der Versuch einer Vereinigung mit Berlin
scheiterte am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung. S. Berlin.
L.: Wolff 382; Zeumer 552 I 7; Wallner 708 ObersächsRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648)
F2, III 38 (1789) E1; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 34; Mylius, C. O., Corpus
constitutionum Marchicarum Bd. 1ff. Berlin u. Halle 1737ff.; Bekmann,
J./Bekmann, L., Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg, Bd. 1f.
1751ff., Neudruck 2004; Codex diplomaticus Brandenburgensis, hg. v. Gercken, P.
W., Teil I-VII 1769; Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus, ed.
Raumer, G. W. v., Teil I, II 1831ff.; (Novus) Codex diplomaticus
Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., 1838ff.; Voigt, E., Historischer Atlas der
Mark Brandenburg, 1846; Fidicin, E., Die Territorien der Mark Brandenburg, Bd.
1ff. 1857ff.; Stölzel, A., Brandenburg-preußische Rechtsverwaltung und
Rechtsverfassung, Bd. 1f. 1888; Landeskunde der Provinz Brandenburg, hg. v.
Friedel, E./Mielke, R., Bd. 1ff. 1909ff.; Regesten der Markgrafen von Brandenburg
aus dem askanischen Hause, hg. v. Krabbo, H./Winter, G., 1910ff.; Holtze, F.,
Geschichte der Mark Brandenburg, 1912; Tümpel, L., Die Entstehung des
brandenburg-preußischen Einheitsstaates, 1915; Hintze, O., Die Hohenzollern und
ihr Werk, 3. A. 1916; Schulze, B., Brandenburgische Landesteilungen 1258-1317,
1928; Historischer Atlas der Provinz Brandenburg, hg. v. der hist. Kommission
für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, 1929ff., N. F.
1962ff.; Schulze, B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und
Pommern 1809-1818, 1931; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen
Kartographie Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der Friderizianischen Zeit,
1935; Das Handbuch der Mark Brandenburg, hg. v. Schultze, J., 1940; Atlas östliches
Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959;
Die Mark Brandenburg, hg. v. Schultze, J., Bd. 1ff. 1961, 2. A. 1989, 3. A.
2004, 4. A. 2010; Historischer Handatlas von Brandenburg und Berlin, hg. v.
Quirin, H., 1962ff.; Historisches Ortslexikon für die Mark Brandenburg, bearb.
v. Enders, L., 1962ff., Veröffentl. des Brandenburgischen Landeshauptarchivs,
Teil 11 Orts- und Personenregister, 1995; Schulze, H., Adelsherrschaft und
Landesherrschaft, 1963; Preußens Epochen und Probleme seiner Geschichte, hg. v.
Dietrich, R., 1964ff.; Bratring, F. A., Statistisch-topographische Beschreibung
der gesamten Mark Brandenburg. Neuausgabe bearb. v. Büsch, O./Heinrich, G.,
1968; Berlin und die Provinz Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v.
Herzfeld, H., 1968; Grassmann, A., Preußen und Habsburg im 16. Jahrhundert,
1968; Scharfe, W., Topographische Aufnahmen in Brandenburg 1816-1821, Jb. f.
Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands 18 (1969); Schreckenbach, H., Bibliographie
zur Geschichte der Mark Brandenburg, Bd. 1ff. 1970ff.; Brandenburgische
Jahrhunderte. Festgabe Schultze, J., hg. v. Heinrich G./Vogel, W., 1971;
Scharfe, W., Abriss der Kartographie Brandenburgs 1771-1821, 1972, Veröff. der
Hist. Kommission zu Berlin Bd. 35; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den
Askaniern 1134-1320, 1973; Bohm, E., Teltow und Barnim. Untersuchungen zur
Verfassungsgeschichte und Landesgliederung brandenburgischer Landschaften im
Mittelalter, 1978, Mitteldeutsche Forschungen Bd. 83; Neue Forschungen zur
Brandenburg-Preußischen Geschichte, hg. v. Benninghoven, F./Löwenthal-Hensel,
C., 1979; Dralle, L./Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983, 554ff.; Ständetum
und Staatsbildung in Brandenburg-Preußen, hg. v. Baumgart, P., 1983;
Schindling, A., Kurbrandenburg im System des Reiches während der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhundert, (in) Preußen, Europa und das Reich 1987; Mittenzwei, I.,
Brandenburg-Preußen 1648-1789. Das Zeitalter des Absolutismus in Text und Bild
1988 (1987); Hansische Stadtgeschichte – Brandenburgische Landesgeschichte, hg.
v. Engel, E., 1989; Ahrens, K., Residenz und Herrschaft, 1990; Brandenburgische
Geschichte, hg. v. Materna, I., 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und
Thüringen im Mittelalter, 1997; 1050 Jahre Brandenburg, hg. v. Domstift, 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Bahl, P., Der Hof des großen Kurfürsten, 2000;
Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Neugebauer, W., Zentralprovinz im
Absolutismus, 2001; Schiller, R., Vom Rittergut zum Großgrundbesitz, 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 1, 117, 454, 773, 1, 2, 64; Membra unius capitis, hg. v. Kaiser, M. u.
a., 2005; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft, 2005; Brandenburg an der
Havel und Umgebung, hg. v. Kinder, S. u. a., 2006; Partenheimer, L., Die
Entstehung der Mark Brandenburg, 2007; Griesa, S., Die Mark Brandenburg im 14.
Jahrhundert, Jb. f. brandenb. LG. 57 (2006), 32; Wie die Mark entstand, hg. v.
Müller, J. u. a., 2009.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, Fürstentum). Um die
Jahrtausendwende wurde an der Kreuzung der Straßen Hildesheim-Magdeburg und
Goslar-Lüneburg die Burg Dankwarderode (Tanquarderoth 1134) errichtet. In
Anlehnung an sie entstand auf älterem Siedlungsboden Braunschweig (1031 Brunesguik).
Dieses bildete bald einen Vorort im Stammesherzogtum Sachsen, das 1106 an
Lothar von Süpplingenburg fiel, der durch Vermählung mit der Erbtochter des
Grafen von Northeim, Richenza, die Erbgüter der Brunonen um Wolfenbüttel und
Braunschweig erlangt hatte und sie über seine Tochter Gertrud an die Welfen
weiterleitete. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurde das verbliebene
Eigengut unter den Söhnen 1202/1203 geteilt (erste Teilung).
Heinrich († 1218), Pfalzgraf bei Rhein, erhielt den westlichen Teil (Lüneburg
von Hannover bis Göttingen und Dithmarschen), Wilhelm († 1215) den östlichen
Teil (Lüneburg), König Otto IV. († 1218) Braunschweig bis zum Unterharz. Otto
verstarb 1218 kinderlos. Heinrichs Erbe kam von seinen Töchtern an Kaiser Friedrich
II. Dieser erhob am 21. 8. 1235 nach der Übertragung der welfischen Eigengüter
an das Reich B. als Reichslehen des Gesamthauses zum Herzogtum. Für dieses
erwarb Herzog Otto das Kind († 1252), der Sohn Herzog Wilhelms, 1246 von der
Landgrafschaft Thüringen das Werratal und Münden (Hannoversch-Münden) zurück
und verband die aus dem billungischen Erbe um Lüneburg, aus dem brunonischen
Erbe um Braunschweig und aus dem northeimischen Erbe zwischen Harz und oberer
Leine gekommenen Güter zu einer Einheit. Verloren gingen allerdings 1236 die
Grafschaft Stade und 1264 das Amt Gieselwerder. 1267/1269 wurde das Land von
seinen Söhnen geteilt (zweite Teilung). Albrecht
der Lange († 1279) wurde Herzog im Landesteil Braunschweig (Altes Haus
Braunschweig, Gebiete um Braunschweig-Wolfenbüttel, Einbeck-Grubenhagen und
Göttingen-Oberwald), Johann († 1277) Herzog im Landesteil Lüneburg (Altes Haus
Lüneburg). Gemeinsam blieb die Stadt Braunschweig. Von dieser Teilung an standen mit Ausnahme der Jahre 1400 bis
1409 mindestens immer die beiden Häuser Braunschweig und Lüneburg, zeitweilig
sogar vier oder fünf Linien nebeneinander. Dabei wurden nach Hameln (1261) noch
Teile der Grafschaft Dassel (1269/1272), Güter im nördlichen Harz und um
Calenberg gewonnen, 1352 das Untereichsfeld um Duderstadt aber verloren. Das
Fürstentum Lüneburg wurde unter Otto dem Strengen 1303/1321 um die Grafschaften
Dannenberg, Lüchow und Wölpe erweitert. 1369 starb die Linie mit Herzog Wilhelm
aus. Es kam zum Lüneburger Erbfolgekrieg, an dessen Ende Lüneburg in der
Auseinandersetzung mit den Askaniern an die Herzöge von
Braunschweig-Wolfenbüttel fiel. Das Fürstentum Braunschweig, das seit 1279 der
Vormundschaft Ottos des Strengen von (Braunschweig-)Lüneburg unterstand, wurde
schon 1285/1286 unter den Söhnen Heinrich I. († 1322), Albrecht II. († 1318)
und Wilhelm (†1292) weiter aufgeteilt in die Linien Grubenhagen (bis 1596),
Göttingen (mit Münden bis 1463) und Braunschweig (dritte Teilung). Hiervon starb Wilhelm 1292 und seine Güter
kamen an die Linie Göttingen. Diese teilte sich 1345 in die Linien Göttingen
(Ernst I. † 1367) und Braunschweig(/Wolfenbüttel) (Magnus I. † 1369) (fünfte Teilung). Von diesen erhielt die
Braunschweig/Wolfenbütteler Linie 1388 nach dem Lüneburger Erbfolgekrieg das
Lüneburger Erbe Herzog Wilhelms. Sie führte aber neben dem Fürstentum Lüneburg
das Fürstentum Braunschweig(/Wolfenbüttel) in einer Nebenlinie (Friedrich) bis
1400 fort (sechste Teilung), so dass
Grubenhagen, Göttingen, Braunschweig-Wolfenbüttel und Lüneburg nebeneinander
standen. Nach der Ermordung Herzog Friedrichs von Braunschweig im Jahre 1400
erbten die Herzöge von Lüneburg das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. 1409
teilten sie erneut in Braunschweig und Lüneburg (mittleres Haus Lüneburg bis
1592 [siebente Teilung, achte Teilung]), wobei sie das braunschweigische Fürstentum
(mittleres Haus Braunschweig bis 1634) um das Land zwischen Deister und Leine
(Calenberg) vergrößerten (Revision der Teilung
1428). 1432 entstanden durch Teilung die
Fürstentümer Braunschweig und Calenberg (neunte Teilung),
von denen Calenberg 1447/1494 die Grafschaft Wunstorf erlangte und 1442/1463
durch Kauf das Fürstentum Göttingen (mit Münden) und 1473 durch Erbfolge das
Fürstentum Braunschweig erwarb, 1481 und 1483 aber wieder teilte (zehnte, elfte
Teilung). 1495 wurde das Fürstentum
Braunschweig-Calenberg-Göttingen wieder geteilt (zwölfte Teilung). Herzog Heinrich erhielt Braunschweig, für
das die neue Residenz Wolfenbüttel namengebend wurde. Herzog Erich I. bekam
Calenberg-Göttingen. Beide teilten sich das in der Hildesheimer Stiftsfehde von
1519 bis 1523 eroberte Gebiet des Hochstifts Hildesheim (Hunnesrück [Hunsrück],
Grohnde,Aerzen [Ärzen], Lauenstein, Gronau, Hallerburg, Poppenburg, Ruthe,
Koldingen, Hameln [zur Hälfte], Bodenwerder, Dassel, Elze, Sparstedt an
Braunschweig-Calenberg-Göttingen, Winzenburg, Wohldenburg [Woldenberg],
Steinbrück, Lutter, Woldenstein, Schladen, Liebenburg, Wiedelah, Vienenburg,
Westerhof, Alfeld, Bockenem, Lamspringe und Salzgitter an Braunschweig-Wolfenbüttel).
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts traten die welfischen Herzöge der Reformation
bei. Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel gründete 1576 die Universität
Helmstedt. Er erbte 1584 das Fürstentum Calenberg-Göttingen und erlangte 1596
(bis 1617) das Fürstentum Grubenhagen. 1582 erwarb er die Reichsgrafschaft
Hoya, 1599 die Reichsgrafschaft Regenstein mit Blankenburg und Hartingen im
Harz. Kurz nach dieser Vereinigung der südlichen welfischen Lande starb 1634
die Wolfenbütteler Linie des mittleren Hauses Braunschweig aus. Ihr Land fiel
an Lüneburg. Statt zur Bildung eines einheitlichen Landes kam es aber 1635 zu
einer erneuten Gründung eines Neuen Hauses Braunschweig durch die Linie
Dannenberg des Herzogtums Lüneburg. Sie erhielt das Fürstentum Wolfenbüttel
(ohne Calenberg und Grubenhagen) samt Regenstein und gegen Hitzacker,
Dannenburg, Lüchow und Scharnebeck noch Walkenried im Harz. Getrennt durch die
Hochstifte Hildesheim und Halberstadt bestand es aus den Distrikten
Wolfenbüttel, Schöningen, Harz und Weser und den Städten Braunschweig,
Wolfenbüttel, Schöppenstedt, Helmstedt, Schöningen, Königslutter, Gandersheim,
Seesen, Holzminden und Stadtoldendorf und residierte ab 1753 wieder in
Braunschweig. Das Lüneburger Gebiet (Neues Haus Lüneburg, Residenz seit 1636 in
Hannover) mit Calenberg, Göttingen und Grubenhagen und 1665 um die Grafschaft
Diepholz erweitert wurde 1692 zum Herzogtum/Kurfürstentum Hannover erhoben
(Kurbraunschweig). 1705 wurde an Hannover das Fürstentum Lüneburg mit der
Grafschaft Hoya angegliedert. 1714 wurde Kurfürst Georg Ludwig von Hannover
König von England. Von 1807 bis 1813 gehörte Braunschweig zum Königreich
Westphalen. Am 6. 11. 1813 entstand es ungefähr in den Grenzen des Fürstentums
Wolfenbüttel neu, nannte sich aber Herzogtum Braunschweig. 1815 trat es dem
Deutschen Bund bei und erhielt 1820 eine Verfassung, die 1829 von Herzog Karl
aufgehoben, 1832 aber erneuert wurde. 1867 trat das Herzogtum Braunschweig dem
norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen Reich bei. 1884 erlosch das Haus
Braunschweig. Da das erbberechtigte Haus Hannover, das 1866 Hannover an Preußen
verloren hatte, die Reichsverfassung nicht anerkannte, bestand bis 1906 eine
Regentschaft durch Prinz Albrecht von Preußen und bis 1913 durch Herzog Johann
Albrecht von Mecklenburg. Der seit 1913 nach Anerkennung der Reichsverfassung
regierende Herzog Ernst August dankte 1918 ab. Auf eine kurzlebige
Räterrepublik folgten ab Dezember 1918 sozialdemokratische bzw. bürgerliche
Regierungen des Freistaates Braunschweig, der sich am 6. 1. 1922 eine
Verfassung gab. 1930 trat die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in
die Regierung ein. 1940 wurde der Kreis Holzminden gegen Goslar ausgetauscht
(Preußen). 1945 wurde Braunschweig wiederhergestellt. Durch die Zonengrenzziehung
wurde der größte Teil des Kreises Blankenburg (1990 Sachsen-Anhalt) und
Calvörde der sowjetischen Besatzungszone zugeteilt. Im Übrigen ging
Braunschweig am 1. 11. 1946 durch Anordnung der britischen Militärregierung
(mit Ausnahme der durch die Zonengrenze abgetrennten Gebiete) im Land
Niedersachsen auf. S. a. Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 432; Zeumer 552 I 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4,
III 22 (1648) E3; Die Territorien des Reichs 3, 8; Havemann, W., Geschichte der
Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Sudendorf, H., Urkundenbuch
zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg (bis 1407), Bd. 1-11
1859ff.; Max, G., Geschichte des Fürstentums Grubenhagen, 1862; Heinemann, O.
v., Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1ff. 1882ff.; Krieg, M., Die
Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im ehemaligen Fürstentum Lüneburg,
1922; Hüttebräuker, L., Das Erbe Heinrichs des Löwen. Die territoriale
Grundlage des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, 1927; Pröve, H., Dorf und Gut
im alten Herzogtum Lüneburg, 1929; Schnath, G., Die Gebietsentwicklung
Niedersachsens, 1929; Beckurts, B., Grundriss der Braunschweiger Geschichte, 3.
A. 1931; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Karte des
Landes Braunschweig im 18. Jahrhundert, bearb. v. Kleinau, H. u. a., 1956;
Patze, H., Die welfischen Territorien im 14. Jahrhundert, VuF 14, 1971;
Kleinau, H., Überblick über die Gesamtentwicklung des Landes Braunschweig,
Braunschweig. Jb. 53 (1972); Boshof, E., Die Entstehung des Herzogtums
Braunschweig-Lüneburg, (in) Heinrich der Löwe, hg. v. Moormann, D., 1980;
Weitkamp, S., Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte,
Braunschweigisches Jb. 67f. (1986f.); Pischke, G., Die Landesteilungen der
Welfen, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 70; Brück, A., Die
Polizeiordnung Herzog Christians von Braunschweig-Lüneburg vom 6. Oktober 1618,
2003. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Braunschweig-Wolfenbüttel (Fürstentum, Herzogtum).
Wolfenbüttel an der Oker im nördlichen Harzvorland wird 1118 erstmals erwähnt,
ist aber vermutlich erheblich älter (10./11. Jh.). Die Burg Wolfenbüttel
unterstand zunächst den Herren von Asseburg (Gunzelin von Wolfenbüttel), die am
Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts zwischen Peine, Elm und Asse eine
Herrschaft errichteten, und wurde nach der Zerstörung der Herrschaft durch die
Welfen (1255) 1283 von diesen wieder aufgebaut. Seit dem Ende des 13.
Jahrhunderts war es Sitz verschiedener aufeinanderfolgender Linien des Hauses
Braunschweig, seit 1432 Hauptsitz der Herzöge von B. Nach der Teilung von 1495 wurde durch Herzog Heinrich den
Älteren († 1514) das eigentliche Fürstentum B., dessen Name zwischen
Braunschweig und Wolfenbüttel wechselte, begründet. Dieses erlangte 1523 Teile
des Hochstifts Hildesheim, führte die Reformation ein, erbte 1584
Braunschweig-Calenberg sowie von 1596 bis 1617 Braunschweig-Grubenhagen und
gewann 1568 die Verwaltung des Hochstifts Halberstadt sowie 1593/1599 die Güter
der Grafschaften Hohnstein und Blankenburg-Regenstein, so dass es von Hoya bis
Halberstadt herrschte. Nach Aussterben der Wolfenbütteler Linie (1634) kam es
in drei getrennten Teilen (Braunschweig, Wolfenbüttel und Helmstedt,
Gandersheim und Holzminden, Blankenburg, insgesamt zwei Siebtel der welfischen
Güter) 1635 an die Linie Lüneburg-Dannenberg (Neues Haus Braunschweig). 1636
fiel Dannenberg an, 1651 Blankenburg und Regenstein, 1671 Braunschweig, doch
musste 1643 der Anteil des Großen Stiftes an das Hochstift Hildesheim
zurückgegeben werden. Von 1735 bis 1884 kam B. an die 1666 begründete
Nebenlinie Braunschweig-Bevern. 1753/1754 wurde die zu europäischer Bedeutung
aufgestiegene Residenz von Wolfenbüttel nach Braunschweig verlegt. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte B. zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des
Reichstags. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt es
die Abteien Gandersheim und Helmstedt. 1807 kam es zum Königreich Westphalen
und wurde 1813 wiederhergestellt. Im 19. Jahrhundert setzte sich die
Bezeichnung Herzogtum Braunschweig für Wolfenbüttel durch. Am 1. 11. 1946 ging
Braunschweig in Niedersachsen auf.
L.: Wolff 438; Zeumer 553 II b 19; Wallner 706 NiedersächsRK 8; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 21 (1618-1648) E2, III 22 (1648)
D/E2/3, III 38 (1789) C/D1/2; Bauer 1, 139; Germer, H., Die Landgebietspolitik
der Stadt Braunschweig bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts, 1935; Spiess, W.,
Die Heerstraßen auf Braunschweig um 1550, 1937; Barner, W., Heimatatlas des
Kreises Alfeld für Schule und Haus, 1953; Karte des Landes Braunschweig im 18.
Jahrhundert, hg. v. Kleinau, H./Penners, T./Vorthmann, A., 1956; Historischer
Atlas der Stadt Braunschweig, bearb. v. Vermessungsamt der Stadt, 1958ff.;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Karpa, O.,
Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Kleinau, H., Land Braunschweig, (in) Geschichtliches
Ortsverzeichnis von Niedersachsen, 3 Teile 1967; Thöne, F., Wolfenbüttel, Geist
und Glanz einer alten Residenz 1963, 2. A. 1968; Beiträge zur Geschichte der
Stadt Wolfenbüttel, hg. v. König, J., 1970; Kraatz, H., Die
Generallandesvermessung des Landes Braunschweig von 1746-1784, 1975; Pischke,
G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das
territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Medefind, H., Die
Kopfsteuerbeschreibung des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678,
2001; Das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1574, hg. v. Ohainski,
U. u. a., 2012. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Breslau (Herzogtum, Residenz der
Piasten). Nach älteren Siedlungsspuren erscheint an einer wichtigen
Straßenkreuzung an der oberen Oder im 8./9. Jahrhundert eine slawische Burg,
die nach dem slawischen Personennamen Vratislav benannt ist. Kurz nach 990 wird
dort ein Bistum eingerichtet. 1214 finden sich deutsche Siedler, 1261 erhält B.
(vielleicht zum zweitenmal) deutsches Recht. Bei der Teilung
der niederschlesischen Piasten von 1248/1254 erlangte Heinrich III. Breslau,
seine Brüder Glogau und Liegnitz. 1280 wurde sein Sohn Heinrich IV. von König
Rudolf von Habsburg als Reichsfürst belehnt. 1290 setzte sich nach dem Tod
Heinrichs IV. Heinrich V. von Liegnitz durch, musste aber Schweidnitz und
Münsterberg an Jauer und Oels an Glogau abgeben. 1311 kam B. bei der Teilung von Liegnitz an Heinrich VI., umfasste aber im
Wesentlichen nur noch die Städte und Weichbilder B., Neumarkt und Namslau. 1327
übertrug Heinrich VI. es mit Wirkung von 1335 an den König von Böhmen. Zwischen
1346 und 1356 erhielt es auf der Grundlage des Sachsenspiegels ein Landrecht.
Von 1469 bis 1490 unterstand es dem König von Ungarn, um danach wieder zu
Böhmen zurückzukehren. 1526 fiel es mit Böhmen an Habsburg bzw. Österreich.
1702 erhielt es von dort eine Universität. Das Herzogtum hatte einen
Flächeninhalt von 42 Quadratmeilen und war in die Kreise B., Namslau und
Neumarkt-Kanth eingeteilt. 1742 kam es an Preußen. Seit 1945 stand B. unter
Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit
gelangte.
L.: Wolff 474; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Breslauer
Urkundenbuch, bearb. v. Korn, G., 1870; Markgraf, H., Geschichte Breslaus in
kurzer Übersicht, 2. A. 1913; Stein, R., Der Rat und die Ratsgeschlechter des
alten Breslau, 1963; Menzel, J., Breslau, LexMA 2 1983, 610ff.; Brunzel, K.,
Breslauer Lebensbilder aus drei Jahrhunderten, 1990; Rabe, C., Alma mater
Leopoldina, 1999; Encyklopedia Wroclawia (Enzyklopädie Breslaus), hg. v.
Harasimowicz, J., 2000; Quellenbuch zur Geschichte der Universität Bresau 1702
bis 1811, hg. v. Conrads, N., 2002; Eschenloer, P., Geschichte der Stadt
Breslau, 2003; Thum, G., Die fremde Stadt, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 79.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Calenberg (Fürstentum, Residenz des
Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). Kurz vor 1300 errichteten die Welfen im
Kampf gegen das Hochstift Hildesheim die Grenzburg C. östlich der Leine und
südlich von Hannover. Seit der siebenten Teilung
von Braunschweig-Lüneburg im Jahre 1409 wurde sie namengebend für ein
welfisches Teilfürstentum zwischen Leine und Deister, zwischen 1432 und 1473
für das Fürstentum der Hauptlinie des mittleren Hauses Braunschweig, die 1432
die westlichen welfischen Güter erhalten hatte. In der Teilung
von 1495 wurde C., seit 1513 verbunden mit dem Fürstentum Göttingen, unter
Herzog Erich I. erneut verselbständigt. 1584 fiel beim Aussterben der Linie das
Fürstentum Calenberg-Göttingen an Braunschweig-Wolfenbüttel. 1636 verlegte
Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg, der 1635/1636 Calenberg-Göttingen nach
dem Aussterben des mittleren Hauses Braunschweig geerbt hatte und das neue Haus
Lüneburg begründete, seine Residenz nach Hannover. Die Feste C. verfiel (1690
abgerissen). In der Folge erhielt das Land den Namen Hannover und 1692 die
Kurfürstenwürde. 1705 wurde das Fürstentum Lüneburg mit der Grafschaft Hoya
angeschlossen. Um 1800 umfasste das Fürstentum ein Gebiet von 48 Quadratmeilen.
Es zerfiel in das hannoverische Quartier (mit den kanzleisässigen Städten
Altstadt-Hannover, Neustadt-Hannover, Münder, Wunstorf, Pattensen, Eldagsen,
den Stiften Loccum [Lockum] und Wunstorf, den Klöstern Marienrode, Mariensee,
Wennigsen, Barsinghausen, Wülfinghausen und Marienwerder, den Kammerämtern
Calenberg, Wittenburg,Koldingen [Coldingen], Langenhagen, Ricklingen, Neustadt
am Rübenberge, Rehburg, Wölpe [Welpe] und Blumenau, den adligen Gerichten
Linden, Rössing [Rössin], Bredenbeck und den kanzleisässigen Städten Hameln und
Bodenwerder, dem Stift Sankt Bonifacii zu Hameln, den Kammerämtern Springe,
Lauenstein, Ohsen, Grohnde, Polle, Aerzen [Ärzen], Lauenau, Bokeloh und Lachem,
den adligen Gerichten Limmer, Dehnsen, Banteln, Hastenbeck [Hastenbek], Ohr und
Hämelschenburg) und das göttingensche Quartier (mit den kanzleisässigen Städten
Göttingen, Northeim, Münden, Dransfeld, Moringen, Uslar und Hardegsen, den
Klosterämtern des Stifts Sankt Blasii in Northeim, den ehemaligen Klöstern
Wiebrechtshausen, Fredelsloh oder Fredesloh, Marienstein, Weende, Mariengarten,
Bursfelde und Hilwartshausen [Hildewardeshausen], den Kammerämtern Münden,
Brackenberg, Friedland, Reinhausen [Rheinhausen], Niedeck, Brunstein,
Westerhof, Moringen, Hardegsen, Harste, Uslar, Lauenförde, Nienover und
Erichsburg, den Gerichten Hardenberg, Geismar, Adelebsen, Altengleichen,
Imbsen, Gartedörfer, Waake, Imbshausen, Jühnde, Üssinghausen [Ueßinghausen] und
Oldershausen). Über Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. 2011
verkauft Erbprinz Ernst August von Hannover die von der Familie nicht mehr
bewohnte Domäne C. „aus strategischen Gründen“.
L.: Wolff 436f.; Zeumer 553 II b 17; Wallner 706 NiedersächsRK 9; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Calenberger Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., 1855ff., Register
1938; Havemann, W., Geschichte des Landes Braunschweig und Lüneburg, 2, 1855,
Neudruck 1975; Spiess, W., Die Großvogtei Calenberg, 1933; Burchard, M., Die
Bevölkerung des Fürstentums Calenberg-Göttingen gegen Ende des 16.
Jahrhunderts, 1935; Pischke, G., Calenberg, LexMA 2 1983, 1395; Kalthoff, E.,
Die Geschichte der Burg Calenberg, Nds. Jb. 50 (1978); Lange, U., Landtag und
Ausschuss, 1986; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler
Herzöge von 1616, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 103.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Cambrai (Hochstift, Erzstift, Residenz),
mhd. Kamerich. Um 500 oder am Ende des 6. Jahrhunderts entstand an der Straße
von Tournai zum Pariser Becken das zum Erzbistum Reims gehörige Bistum C.
(Bischof Vedastus, Bischof Gaugericus 585-624/627), das bis Antwerpen reichte
(pagus Cambricinsis 663 belegt). Bei dem karolingischen Teilungen kam es zum Ostreich. 1093 wurde von ihm das Bistum Arras
abgetrennt. Trotz langanhaltender Eingliederungsbestrebungen Frankreichs hielt
sich das Bistum, das 1559 zum Erzbistum (mit Arras, Tournai, Saint-Omer [Sankt
Omer) und Namur) erhoben wurde, als Reichsfürstentum bis 1678/1679, als es im
Frieden von Nimwegen (Nijmegen) an Frankreich fiel. Noch die Reichsmatrikel von
1776 zählte es zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
L.: Wolff 65; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3; Glay, A.,
Glossaire topographique de l'ancien Cambrésis, 1845; Destouches, C., Histoire
de l'église de Cambrai, Bd. 1ff. 1890ff.; Schieffer, T., Reichsbistum Cambrai,
Rhein. Vjbll. 6 (1936); Fossier, R., Cambrai, LexMA 2 1983, 1407ff.; (Nonn, U.,
Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 118;) Bauer, T., Lotharingien
als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 516, 2, 2, 104. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Castell (Grafschaft). C. bei Gerolzhofen
wird 816 erstmals genannt. Seit 1091 ist der Ort namengebend für ein ab 1057
erkennbares edelfreies fränkisches Geschlecht (Berthold 1059?), das 1202 erstmals
den Grafentitel führte. Zwischen Steigerwald und Main gewann es bis zum Beginn
des 14. Jahrhunderts ein ausgedehntes Herrschaftsgebiet (Vogtei über einzelne
Güter der Abteien Ebrach und Münsterschwarzach), das aber nach der Teilung um 1260 allmählich an Umfang wieder verlor und
1457 dem Hochstift Würzburg, dessen Erbschenken die Grafen waren, zu Lehen
aufgetragen werden musste, ohne dass allerdings dadurch die Reichsstandschaft
der Grafen aufgehoben wurde. Seit 1528 war die Grafschaft wieder in einer Hand
vereint. In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Reformation eingeführt.
1556 erbten die Grafen von Seiten von Wertheim die Herrschaft Remlingen. 1597
erfolgte eine Teilung in die Linien
Castell-Remlingen und Castell-Rüdenhausen. Mit Rücksicht auf angekaufte oder
heimgefallene Lehen ließen sich die Grafen seit 17851794 mit einem Vertreter
bei der fränkischen Reichsritterschaft aufschwören. Im 18. Jahrhundert zählten
sie mit Breitenlohe samt Buchbach sowie Gleißenberg mit Frickenhöchstadt
(Frickenhöchstadt, Frickenhochstadt) zum Kanton Steigerwald, mit Urspringen zum
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1806 wurde die Grafschaft mit 4
Quadratmeilen, 3 Flecken, 28 Dörfern und rund 10000 Einwohnern mediatisiert und
fiel an Bayern, teilweise bis 1814 auch an das Großherzogtum Würzburg. 1803
starb die Linie Castell-Rüdenhausen aus, worauf die neuen Linien
Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen begründet wurden, die 1901/1913 nach
dem Erstgeburtsrecht in den bayerischen Fürstenstand erhoben wurden.
L.: Wolff 119f.; Zeumer 554 II b 62, 2; Wallner 692 FränkRK 14 a, b; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 38 (1789) D3; Winkelmann-Holzapfel
144; Bechtolsheim 2; Monumenta Castellana, hg. v. Wittmann, P., 1890; Stein,
F., Geschichte der Grafen und Herren von Castell, 1892; Castell-Castell, P.
Graf zu, Die Mediatisierung der Grafschaft Castell, Mainfrk. Jb. 2. (1950);
Castell-Castell, P., Graf zu/Hofmann, H., Die Grafschaft Castell am Ende des
alten Reiches (1792), 1955, (in) Histor. Atlas von Bayern, Teil Franken II/3;
Meyer, O./Kunstmann, H., Castell, 1979; Endres, R., Castell, LexMA 2 1983,
1557; Kemper, T. u. a., Castell. Unsere Kirche. Festschrift aus Anlass des
200jährigen Kirchenbaujubiläums, 1988; Büll, F., Die Grafen von Castell, (in) Das
Land zwischen Main und Steigerwald, hg. v. Wendehorst, A., 1998; Bachmann, M.,
Lehenhöfe von Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter. Das Beispiel
Rieneck, Wertheim und Castell, 2000; Wagner, H., Miszellen zur Geschichte der
Castell, Mainfränkisches Jb. 55 (2003), 13; Hochmittelalterliche Adelsfamilien
in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 449.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Castell-Remlingen (Grafen). 1792 gehörte die 1597
durch Teilung entstandene Linie C. der Grafen
von Castell zum fränkischen Reichsgrafenkollegium der weltlichen Bank des
Reichfürstenrates des Reichstags. Seit 1785 zählte sie mit Breitenlohe samt
Buchbach sowie Gleißenberg mit Frickenhöchstadt (Frickenhöchstädt) zum Kanton
Steigerwald des Ritterkreises Franken, daneben auch zum Kanton Rhön-Werra. S.
Castell.
L.: Wallner 692 FränkRK 14a; Bechtolsheim 65; Riedenauer 122.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Castell-Rüdenhausen (Grafen). 1792 gehörte die 1597
durch Teilung entstandene Linie C. der Grafen
von Castell zum fränkischen Reichsgrafenkollegium der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrates des Reichstags. 1803 starb die Linie aus, ihre Güter (Amt
Rüdenhausen) fielen an die Linie zu Castell. S. Castell.
L.: Wallner 692 FränkRK 14b.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Cham (Mark, Markgrafen). Die
Cham-Furter Senke war in agilolfingischer Zeit Herzogsland und wurde 788 nach
dem Sturz des Herzogs durch König Karl den Großen Königsland. Seit ottonischer
Zeit wurde um die 976 genannte, auf Königsland errichtete Burg Camma eine
Grenzsicherungsorganisation errichtet. Die danach geschaffene, 1055 erstmals
genannte Mark C. (Böhmische Mark) um die Burg fiel 1204 nach dem Aussterben der
Markgrafen (Rapotonen, Diepoldinger) an das Haus Wittelsbach (Bayern). 1255
gelangte C. bei der Teilung Bayerns an
Niederbayern und wurde 1352 an die Pfalzgrafen verpfändet. 1621/1625/1648 kam
es wieder an Bayern, bei dem es bis auf die Jahre 1708-1714 (Pfalz) verblieb.
L.: Wolff 137; Wallner 711 BayRK 1; Brunner, J., Geschichte der Stadt Cham,
1919; Piendl, M., Das Landgericht Cham, 1955, (in) Historischer Atlas von
Bayern, Teil Altbayern 8; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961,
IV, 3, 4, 7, 9, Chamba, Champie marcha; Schmid, A., Cham, LexMA 2 1983, 1670;
Bosl, K., Cham. Die Geschichte der Stadt und ihres Umlandes in 1200 Jahren,
1989; Haering, S., Die Mark Cham, (in) Beiträge zur Geschichte im Landkreis
Cham 11 (1994), 5.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Commercy (Herrschaft). Nach dem 823
(villa Commarciaco) bzw. 827/828 erstmals erwähnten Castrum C. an der Maas in
Lothringen nannten sich die in der Mitte des 12. Jahrhunderts Güter der Grafen
von Bar erheiratenden Herren von Broyes, die C. als Lehen des Hochstifts Metz
hatten. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstanden zwei Linien mit C. einerseits
und Chateauvillain und Montrevel (Montrivel) andererseits. Eine Linie
erheiratete 1273/1274 über die Erbtochter die Grafschaft Saarbrücken. 1341
erfolgte eine Teilung in Saarbrücken und ein
Drittel der Herrschaft einerseits sowie zwei Drittel der Herrschaft
andererseits. 1381/1384 ging die Linie Saarbrücken-Commercy über die Erbtochter
in die walramische Linie Nassau-Weilburg der Grafen von Nassau
(Nassau-Saarbrücken) über. S. Frankreich.
L.: Wolff 305; Dumont, C., Histoire de la ville et des seigneurs de Commercy,
Bd. 1-3, 1843; François-Vives, S., Les seigneurs de Commercy au Moyen Age (XIe
s.-1429), Mém. Soc. Arch. Lorr. 1936-1939; Mathieu, A., Recherches sur la
topographie ancienne de Commercy, 1981 (masch.schr.); Parisse, M., Commercy,
LexMA 3 1986, 83f.; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 129.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Dannenberg (Burg, Herrschaft, Residenz des
Grafen von Schwerin bzw. Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). Nach der Burg D.
kurz vor der Mündung der Jeetze in die Elbe nannten sich Grafen von D., die
Lehnsträger der Welfen und Askanier waren. 1203 fiel D. innerhalb der ersten
welfischen Teilung an Herzog Wilhelm von
Braunschweig-Lüneburg (Lüneburg). 1303 kam D. beim Aussterben der Grafen an
Herzog Otto den Strengen von Braunschweig-Lüneburg (Lüneburg). 1569 wurde D.
Sitz der Linie Braunschweig-Dannenberg. 1671 kam es wieder an
Braunschweig-Lüneburg in Celle. S. Braunschweig-Dannenberg, Niedersachsen.
L.: Wolff 434; Meyer-Seedorf, W., Geschichte der Grafen von Ratzeburg und
Dannenberg, Diss. phil. Berlin 1910; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 120.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Danzig (Fürsten, Freie Stadt). Die
Anfänge Danzigs sind durch archäologische Funde auf etwa 980 datiert. 997 (999)
wird die urbs Gydannyzc genannt, vielleicht abgeleitet von einem Flussnamen mit
dem Element *gud- oder von seinem slavischen Grundwort der Bedeutung feuchte
Stelle, Wiese mit dem Suffix -sk-, -sko-. Der deutsche Name entstand aus der
hypokoristischen Form Danczk. Zu dieser Zeit war D. Sitz der slawischen Fürsten
von D., die sich seit etwa 1234 Fürsten/Herzöge von Pomerellen
(Pommerellen)nannten. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts kamen zu den
slawischen Pomoranen deutsche Zuwanderer, deren Siedlungen 1263 wahrscheinlich
Recht Lübecks hatten und nach dem Aussterben des pomerellischen Herzogshauses
1294 und der Eroberung durch den Deutschen Orden 1301/1308/1309 in den Jahren
1342/1343 Recht Kulms (Culms) erhielten. Um 1300 hatte D. etwa 2000, um 1415 etwa
20000 Einwohner. 1454 fiel D. vom Deutschen Orden ab und unterstellte sich
Polen, behielt aber neben einem eigenen Gebiet weitgehende eigene Rechte als
„Freie Stadt“. 1523/1526 kam es zum Sturz des patrizischen Rates, von 1526 bis
1557 zur Reformation. Der Grad der politischen Selbständigkeit gegenüber Polen
war unterschiedlich. Bei der ersten polnischen Teilung
1772 blieb D. unabhängig. Bei der zweiten Teilung
Polens 1793 kam es an Preußen, im Tilsiter Frieden von 1807 wurde es mit
vergrößertem Gebiet (2 Quadratmeilen) Freistaat unter Abhängigkeit von
Frankreich. 1814 fiel es an Preußen. Am 10. 1./15. 11. 1920 wurde es, um Polen
einen Zugang zum Meer zu verschaffen, mit 1966 Quadratkilometern und rund
400000 Einwohnern (davon 4 % Polen) aus dem Deutschen Reich ausgegliedert und
Freie Stadt unter dem Protektorat des Völkerbunds. Am 1. 9. 1939 wurde D. dem
Deutschen Reich angegliedert und Hauptstadt des Reichsgaues Danzig-Westpreußen.
Seit 1945 stand es unter der Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische
Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Simson, G., Geschichte der Stadt Danzig, Bd. 1ff. 1913ff.; Keyser, E.,
Danzigs Geschichte, 2. A. 1928, 4. A. 1941; Creutzburg, N., Atlas der Freien
Stadt Danzig, 1936; Keyser, E., Danzigs Geschichte, 1959; Letkemann, P., Die
preußische Verwaltung des Regierungsbezirks Danzig 1815-1870, 1967; Ruhnau, R.,
Danzig. Geschichte einer deutschen Stadt, 2. A. 1988; Ramonat, W., Der
Völkerbund und die freie Stadt Danzig, 1978; Rhode, G., Die Freie Stadt Danzig
1920-1939, (in) Europa im Zeitalter der Weltmächte, hg. v. Schieder, T., 1979;
Ruhnau, R., Die Freie Stadt Danzig 1919-1939, 1979; Danzig in acht
Jahrhunderten, hg. v. Jähnig, B./Letkemann, P., 1985; Arnold, U., Danzig im 18.
Jahrhundert, 1986, Schriften des Komitees der Bundesrepublik Deutschland zur
Förderung der Slawischen Studien 1; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur Ost-
und Westpreußens mit Danzig 1945-1988, Bd. 1f. 1990; Danzig Gdansk, 1996; Das
Danziger Pfundzollbuch der Jahre 1409 und 1411, bearb. v. Jenks, S., 2012.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Dassel (Herrschaft, Grafschaft). D. am
Nordostrand des Sollings bei Einbeck ist im 9. Jahrhundert als Herrensitz
belegt. Nach ihm nannten sich später die seit 1113 nachweisbaren Grafen von D.,
die, nachdem Rainald von D. 1159 Erzbischof von Köln geworden und Heinrich der
Löwe 1180 gestürzt worden war, umfängliche Reichsgüter im Solling gewannen.
Bereits 1202 kam es allerdings zu einer Teilung.
Kurz nach 1250 wurden die Güter links der Weser weitgehend an das Erzstift
Mainz gegeben. 1269 wurde das Reichslehen Solling mit Nienover an Albrecht von
Braunschweig übertragen und 1270/1272 verkauft. 1310 verkaufte der letzte Graf
(† 1329) die Grafschaft an das Hochstift Hildesheim. 1815 kam Dassel an
Hannover und damit 1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Schildhauer, J., Die Grafen von Dassel, 1966 (Diss. phil. Greifswald 1949);
Plüner, E., Geschichte der Stadt Dassel, 1965; Mirus, H., Chronik der Stadt
Dassel, 1981; Kruppa, N., Die Grafen von Dassel 1097-1337/38, 2002.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Dhaun (Grafen, Wildgrafschaft, Wild-
und Rheingrafen). Die Burg D. an der Nahe wurde von den Wildgrafen als den
Vögten von Sankt Maximin in Trier auf Klostergrund erbaut. 1221 erscheint ein
Graf von D. (Dune), das seit 1215 als Lehen des Erzstifts Trier galt. Nach der Teilung von 1263 nannte sich ein Hauptzweig des
Geschlechtes nach D. 1350 traten die Rheingrafen das Erbe der Wildgrafen in der
Herrschaft D. an. Seit 1499 und 1561 nannten sich jüngere Seitenlinien der
Wild- und Rheingrafen (Rheingrafen) nach D. Beim Aussterben der rheingräflichen
Linie D., welche die Wildgrafschaft D., das Hochgericht Rhaunen, das
Ingrichtsamt Hausen, die Hälfte der Stadt Kirn und der Oberschultheißerei
Meddersheim, das Amt Flonheim und ein Viertel der Herrschaft
Diemeringen/Dimringen besessen hatte, beanspruchten die Linien Grumbach und
Rheingrafenstein (Stein) die Hälfte, die Häuser Salm das Ganze. Die Wild- und
Rheingrafschaft von D. gehörte dem wetterauischen Reichsgrafenkollegium an. S.
Oberrheinischer Reichskreis.
L.: Wolff 280; Salden-Lunkenheimer, E., Besitzungen des Erzstiftes Mainz im
Naheraum, Diss. phil. Mainz 1949.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Dillingen (Grafen, Residenz des Bischofs
von Augsburg). D. an der Donau, das als Siedlung bis in die alemannische
Landnahmezeit zurückgehen dürfte, ist seit 973 als Burg der vermutlich
ursprünglich in Wittislingen ansässigen Grafen aus dem Geschlecht Hupalds († 909)
bezeugt. Um 1070 erwarben die Grafen durch Heirat die Grafschaft Kiburg
(Kyburg). Seit 1111 werden sie Grafen von D. genannt. Die Grafschaft Kiburg
(Kyburg) vererbten sie nach mehrfachen Teilungen,
zuletzt 1180, in der Linie der Grafen von Kiburg (Kyburg) 1264 an Habsburg. Die
schwäbischen Lehen fielen 1261 an Bayern, andere Güter vermutlich über Töchter
an die Grafen von Helfenstein und die Pfalzgrafen von Tübingen. 1248/1258 (29.
12. 1258) kam D. durch Graf Hartmann V. († 1286), der Bischof von Augsburg war
und mit dem die Familie ausstarb, an das Hochstift Augsburg. Vom 15.
Jahrhundert an wurde es Residenz der Bischöfe von Augsburg, die 1554 eine bis
1804 bestehende Universität gründeten. 1802 fiel D. an Bayern.
L.: Wolff 156; Layer, A., Dillingen an der Donau, 1961; Stadt Dillingen an der
Donau, bearb. v. Meyer, W./Schädler, A., 1964; Seitz, R. H., Dillingen, (in)
Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay.
Landesgesch. 1966; Eberl, I., Dillingen, LexMA 3 1986, 1053ff.; Holzfurtner,
L., Die Grafschaft Dillingen, Zs. f. bay. LG. 57 (1994), 321; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 2, 143. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Durlach (Ort, Herrschaft, Residenz). D.
bei Karlsruhe erscheint 1161 erstmals als Eigengut der Staufer. Später kam es
an die Markgrafen von Baden. Bei der Teilung
Badens wurde es 1565 Sitz der Markgrafen von Baden-Durlach (bis 1715). S.
Baden-Durlach, Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 154; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 171; Seidenspinner, W., Anmerkungen zur frühen Geschichte der Stadt
Durlach, ZGO 153 (2005), 61. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Eppstein (Herren). In E. im Taunus wurde
im 10./11. Jahrhundert eine 1122 erstmals erwähnte, seit 1124 zur Hälfte dem
Erzstift Mainz gehörige Reichsburg erbaut, mit der 1183/1190 die in der Mitte
des 12. Jahrhunderts erstmals belegten Edelherren von Hainhausen bei
Seligenstadt belehnt wurden, die sich von nun an Herren von E. nannten und in
enger Beziehung zum Erzstift Mainz standen, für das die Herren von E. im 13.
Jahrhundert vier Erzbischöfe stellten. Ihre Herrschaft (1418 Königstein) setzte
sich aus Eigen und Lehen vorwiegend des Reiches und des Erzstifts Mainz
zusammen und reichte vom Odenwald bis zur Lahn. 1264 gelangten beim Aussterben
einer Linie Teile der Güter an die verschwägerten Grafen von Katzenelnbogen und
die Grafen von Nassau. 1433 erfolgte eine Teilung
in die Linien Eppstein-Münzenberg und Eppstein-Königstein. 1492 wurde der
Westteil der Herrschaft Eppstein-Münzenberg an die Landgrafen von Hessen
verkauft. Das Erbe des 1505 die Grafenwürde erlangenden, 1535 in den
Hauptlinien Münzenberg und Königstein erloschenen, zum oberrheinischen
Reichskreis zählenden Hauses fiel an Stolberg und 1581 an Mainz. 1803 kam E. an
Nassau-Usingen (Nassau), 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 256, 275; Wallner 695 OberrheinRK 2; Pietsch, W., Die Entwicklung des
Territoriums der Herren von Eppstein im 12. und 13. Jahrhundert, Hess. Jb. f.
LG. 12 (1962), 15ff.; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 1 (1966); Picard,
E., Eppstein im Taunus. Geschichte der Burg, der Herren und der Stadt, 1968;
Gerlich, A., Eppstein, LexMA 3 1986, 2092; Schäfer, R., Die Herren von
Eppstein, 2000; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 315. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Erbach (Herrschaft, Grafschaft,
Reichsgrafschaft). E. im Odenwald wird erstmals zu 1148 (Eberhard von Ertbach)
erwähnt. Etwa gleichzeitig wird in einer Lorscher Handschrift von 1165/1170 ein
rheinfränkisches, möglicherweise auf die Reichsministerialen von
Hagen-Arnsburg-Münzenberg zurückführbares Ministerialengeschlecht sichtbar, das
Vogteirechte (?) der Reichsabtei Lorsch wahrnahm bzw. als villici Güter Lorschs
in der Mark Michelstadt verwaltete und um 1218/1220 das Schenkenamt König
Heinrichs (VII.) innehatte. 1223 überantwortete der König sie an die
Pfalzgrafen bei Rhein. Vermutlich zwecks Verhinderung des Aufstiegs in die
Reichsministerialität erhielt es um 1226 oder um die Mitte des 13. Jh.s das
Erbschenkenamt der Pfalzgrafen bei Rhein. Im späten 12. oder frühen 13.
Jahrhundert entstand dann in E. eine Burg, die als Lehen der Pfalz im Besitz
der Schenken zu E. war. Die Herrschaft E. beruhte im Übrigen weitgehend auf
Gütern des 1232 an das Erzstift Mainz fallenden Klosters Lorsch im östlichen
Odenwald um Michelstadt, dazu Beerfelden (Lehen der Pfalz) und Reichelsheim. Um
1270 entstanden durch Teilung die Linien
Erbach-Erbach (bis 1503), Erbach-Michelstadt und Erbach-Fürstenau (bis 1534).
Bis 1307/1311 musste das Geschlecht alle Güter der Pfalz zu Lehen auftragen.
Eine Aufteilung der Nutzung in die Linien Erbach und Reichenberg mit der
Nebenlinie Michelstadt war nur vorübergehend von Bedeutung, da die Güter 1503
bzw. 1531 in der Linie Reichenberg wiedervereinigt wurden. 1422 (Reichstag von
Nürnberg) wurde die Reichsstandschaft erlangt. Die im 15. Jahrhundert erworbene
Herrschaft Bickenbach wurde 1704 wieder verkauft und dafür Rothenberg erworben.
1531 wurde die Gerichtsexemtion, 1541 das Münzrecht gewonnen. 1529 wurde das
Landrecht der Grafschaft aufgezeichnet, 1532 wurden die Schenken von E. zu
Reichsgrafen. Etwa gleichzeitig wurde die Reformation eingeführt. 1556
erlangten die Grafen durch Heirat wichtige Güter aus dem Erbe der Grafen von
Wertheim (u. a. Breuberg). Georg Albrechts († 1647) Söhne teilten die Nutzung
unter den Hauptlinien Erbach-Erbach und Erbach-Fürstenau. Nachdem Erbach-Erbach
1721 erloschen war, teilte sich die Familie 1717/1719/1748 in die Linien
Erbach-Erbach und Erbach-Fürstenau und die von dieser abgespaltete Linie
Erbach-Schönberg. 1801 gehörte die Reichsgrafschaft samt Herrschaft Breuberg
mit 10,5 Quadratmeilen und 24000 Einwohnern dem fränkischen Reichskreis an.
1804 übernahm die Linie Erbach-Erbach durch Adoption Namen und Gut der
aussterbenden Grafen von Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth). 1806 kam E. mit 526
Quadratkilometern und rund 33000 Einwohnern an Hessen-Darmstadt, das 1560
erworbene Amt Wildenstein an Bayern. Die Reichsgrafschaft Wartenberg-Rot
(Wartenberg-Roth) wurde an Württemberg veräußert und gelangte damit 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 123; Zeumer 552 II b 62, 3; Wallner 692 FränkRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Simon, G., Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu Erbach, 1858; Mornewag,
K., Stammtafeln des mediatisierten Hauses Erbach, 2. A. 1908; Müller, C.,
Geschichte des Hauses Erbach-Erbach von 1818 bis zur Gegenwart, 1955;
Kleberger, E., Territorialgeschichte des hinteren Odenwaldes, 1958, Neudruck
1987; Erbach im Odenwald, 1959; Landkreis Erbach im Odenwald, hg. v. Mushake,
A., 1960; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 1 (1966); Fahlbusch, F.,
Erbach, LexMA 3 1986, 2100; Das Landrecht oder die eigentümlichen bürgerlichen
Rechte und Sitten der Grafschaft Erbach, hg. v. Beck, F., 1989; Steinmetz, T.,
Die Schenken von Erbach, 2000; Scholz, S., Die Schenken von Erbach, Archiv f.
hess. Gesch. N. F. 62 (2004), 27ff.; Grafen und Herren in Südwestdeutschland,
hg. v. Andermann, K u. a., 2006; Steiger, U., Die Schenken und Herren von
Erbach, 2007; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 173.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Frankreich ist der aus den karolingischen Teilungen (843/887) des in der Völkerwanderungszeit
entstandenen fränkischen Reichs im 10. Jahrhundert erwachsende Staat westlich
Deutschlands, der im Hochmittelalter, unter König Ludwig XIV. und unter
Napoleon Bonaparte kulturell und politisch führend in Europa wird. Nach 1945
macht er den Oberrhein zur Sprachgrenze. Seit 1951/1952 verbündet er sich mit
der Bundesrepublik Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und
Italien zur die deutsche Rüstungsindustrie kontrollierenden Gemeinschaft für
Kohle und Stahl (Montanunion), der eine europäische Atomunion und eine
europäische Wirtschaftsgemeinschaft folgen. 1993 erwächst hieraus die
Europäische Union mit (1995) 15 bzw. (2004) 25 bzw. (2007) 27 Mitgliedstaaten.
S. u. a. Andlau (Reichsabtei), Arenberg, Artois, Bar, Berg, Besançon, Bitsch,
Bremen, Burgund, Cambrai, Dauphiné, Elsass, Flandern, Freiburg im Breisgau,
Geldern, Germersheim, Hamburg, Hanau-Lichtenberg, Hannover, Homburg,
Kaiserslautern, Lauenburg, Lautern, Leiningen, Lothringen, Lübeck, Lützelstein,
Luxemburg, Metz, Mömpelgard, Murbach (Reichsabtei), Namur, Niederlande,
Oldenburg, Pfalz, Prüm (Reichsabtei), Provence, Rheingrafen, Saarbrücken, Salm,
Salm-Salm, Salm-Kyrburg, Savoyen, Simmern, Speyer, Sponheim, Straßburg, Toul,
Trier, Veldenz, Verdun, Westphalen, Zweibrücken.
L.: Sieburg, H., Grundzüge der französischen Geschichte, 1966; Sieburg, H.,
Geschichte Frankreichs, 4. A. 1989; Koeller, H./Töpfer, B., Frankreich. Ein
historischer Abriss, 3. A. Teil 1.2 1976; Bertier de Sauvigny, G. de, Die
Geschichte der Franzosen (Histoire de France), deutsche Übers. v. Sontheimer,
K., 1980; Mueller, B., Précis d'histoire de France. Abriss der französischen
Geschichte, 2. A. 1981; Sauvigny, G. de Bertier de, Die Geschichte der
Franzosen, 1986; Schreiber, H., Frankreichs große Jahrhunderte, 1986; Ehlers,
J., Geschichte Frankreichs im Mittelalter, 1987; Frankreich-Ploetz.
Französische Geschichte zum Nachschlagen, bearb. v. Loth, W., 2. A. 1988;
Contamine, P., Frankreich, LexMA 4 1989, 747ff.; Grüner, S./Wirsching, A.,
Frankreich, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 469.
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Gaildorf (Herrschaft). Nach G. am Kocher
südlich von Schwäbisch Hall nannten sich seit 1255 Herren von G., die im Dienst
der Schenken von Limpurg standen. Bei Teilungen
in der Familie der Schenken seit 1441 fiel der 1404 zur Stadt erhobene Ort bis
1552 einer Linie zu und wurde später geteilt. Nach 1690 stand die Herrschaft
der Linie Limpurg-Sontheim zu (Aussterben in männlicher Linie 1713). 1806 fiel
G. mit der Herrschaft Limpurg an Württemberg, wo es bis 1938 Sitz eines
Oberamtes war. 1951/1952 gelangte es damit zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 124; Hölzle, Beiwort 49.
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Galizien (Landschaft, Fürstentum,
Königreich). Während das Karpatenvorland westlich des San mit Krakau um 1000 an
Polen kam, bildeten sich im Gebiet östlich des San die Fürstentümer Halitsch
(((Halics) und Wladimir (Lodomerien). Davon gewann Halitsch/Galizien Anschluss
an die Entwicklung Böhmens, Polens und Ungarns. Bei der ersten polnischen Teilung 1772 erhielt Österreich Rotrussland und Teile
Podoliens mit Zamosc, Brody, Lemberg, Tarnopol und Halitsch (Halics) sowie die
Herzogtümer Zator und Auschwitz. Dieses 1280 Quadratmeilen mit 1,2 Millionen
Einwohnern umfassende Gebiet wurde als Königreich G. und Lodomerien bezeichnet.
1784 wurde nach der Errichtung eines eigenen Gubernium für G. samt Lodomerien
in Lemberg eine Universität geschaffen. 1795 kam bei der dritten polnischen Teilung Kleinpolen mit Krakau, Wieliczka, Rawka,
Sandomir, Radom und Maciejowice (Maziejowice) (insgesamt 46000 Quadratkilometer
mit 1,5 Millionen Einwohnern) als Westgalizien hinzu. 1809 musste dieses
Westgalizien mit Zamosc an das Großherzogtum Warschau, der östliche Teil
Galiziens an Russland abgetreten werden. 1815 kam dieser Teil an Österreich
zurück, während die übrigen 1809 verlorenen Gebiete an Polen fielen. 1846 wurde
der 1815 gebildete Freistaat Krakau einverleibt. 1918 schloss sich der
westliche, 1772 an Österreich gelangte Teil Galiziens (mit Krakau, Tarnów und
Przemyśl) Westgalizien Polen an. Das östliche Galizien mit Lemberg wurde
1919 gewaltsam Polen eingegliedert, 1939 an die Sowjetukraine angeschlossen.
L.: Kratter, F., Briefe über den itzigen Zustand von Galizien, 1786; Traunpaur,
Chevalier d'Orphanie A. H., Dreyßig Briefe über Galizien, 1787; Stupnicki, H.,
Das Königreich Galizien und Lodomerien, 1853; Ortsrepertorium des Königreiches
Galizien und Lodomerien, 1874; Brawer, A., Galizien, wie es an Österreich kam,
1910; Seefeldt, F., Quellenbuch zur deutschen Ansiedlung in Galizien unter
Kaiser Joseph II., 1935; Schneider, L., Das Kolonisationswerk Josephs II. in
Galizien, 1939; Rosdolski, R., Untertan und Staat in Galizien, 1992; Mark, R.,
Galizien, 1994; Röskau-Rydel, I., Galizien, Bukowina, Moldau, 1999; Bachmann,
K., Ein Herd der Feindschaft gegen Russland, 2001.
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Geroldseck, Hohengeroldseck (Grafschaft,
Herrschaft, Reichsgrafschaft). 1139 wird die Burg G. (Hohengeroldseck) bei Lahr
erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich die seit Anfang des 12. Jahrhunderts in
der Ortenau nachweisbaren Herren von G. Sie bauten um die im 13. Jahrhundert
genannte Burg H. eine Herrschaft auf. Walter von G. band fast den gesamten Adel
der Ortenau an sich und erlangte 1246/1247 durch Heirat mit der Erbtochter
Helika von Mahlberg die Stadt Lahr. Nach seinem Tod (1277) kam es zu
Erbstreitigkeiten und Teilungen (Linien
Lahr-Mahlberg [bis 1426] und Veldenz [bis 1440] mit den Zweigen Hohengeroldseck
und Sulz). Die an die Linie Lahr-Mahlberg fallende Hälfte wurde 1426 an die
Grafen von Moers-Saarwerden vererbt und kam 1442/1497 an Baden. Die übrigen
Güter (Herrschaft G.) fielen an Heinrich, der mit Agnes von Veldenz verheiratet
war und sich Graf von Veldenz nannte. 1504 begab sich G. unter die Lehnshoheit
Österreichs. Nach dem Aussterben der Grafen (1634) belehnte der Kaiser mit dem
heimgefallenen Lehen die Grafen von Kronberg/Cronenberg, nach deren Aussterben
(1692) entgegen einer Besetzung durch Baden 1697/1705 die Freiherren und
späteren Grafen von der Leyen. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste die zum
schwäbischen Reichskreis zählende Grafschaft ein Gebiet von 2,3 Quadratmeilen
und hatte 4000 Einwohner. 1806 wurde die Herrschaft zu einem souveränen, dem
Rheinbund beitretenden Fürstentum erhoben, 1815 aber wieder der Lehnshoheit
Österreichs unterstellt (mediatisiert). 1819 trat Österreich G. an Baden ab.
Damit gelangte G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Wallner 688 SchwäbRK 52; Großer Historischer Weltatlas
II 66 (1378) D4; Fickler, C., Kurze Geschichte der Häuser Geroldseck und von
der Leyen, 1844; Kohler, O., Die letzten 150 Jahre Geroldsecker Herrschaft,
Alemann. Jb. 1957; Kramer, W., Beiträge zur Familiengeschichte des
mediatisierten Hauses von der Leyen und zu Hohengeroldseck, 1964; Bühler, C.,
Die Herrschaft Geroldseck. Studien zu ihrer Entstehung, ihrer Zusammensetzung
und zur Familiengeschichte der Geroldsecker im Mittelalter, 1981.
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Gnesen (Erzstift, Fürsten). An der
Stelle Gnesens (zu poln. gniazdo, gnezdo, Nest, Vertiefung) in Kujawien bestand
bereits im späten 8. Jahrhundert eine befestigte Siedlung. Diese wurde im 10.
Jahrhundert Fürstensitz und 991 Hauptstadt Polens (bis 1039). Im Jahre 1000
gründete Kaiser Otto III. dort das Erzbistum G. Unterstellt waren die Bischöfe
von Kolberg, Breslau und Krakau, im 11./12. Jahrhundert auch Posen, Leslau,
Plock und Lebus (bis 1424). Die Zugehörigkeit Breslaus war seit 1354 nur noch
formell. Lebus kam im 15. Jahrhundert an Magdeburg. 1387 wurden Wilna, 1417
Miedniki (Samogitien) und nach 1466 Culm (Kulm) G. unterstellt, dessen Diözese
aus dem östlichen Teil des 968 gegründeten Bistums Posen gebildet wurde. Im 13.
Jahrhundert erwarben die Erzbischöfe das Fürstentum Lowicz und nannten sich
seitdem Fürsten von G. Im Zuge der polnischen Teilungen
ging G. an Preußen über. Von 1793 bis 1807 und von 1814/1815 bis 1918 gehörte
G. zu Preußen, das 1821 Posen zum Erzbistum erhob und mit G. in Personalunion
verband. 1918 kam es mit der Abtrennung Westpreußens und Posens vom deutschen
Reich wieder an Polen zurück. Das polnische Konkordat von 1925 bestätigte die
Erzdiözese Gnesen-Posen mit den beiden Bistümern Kulm (Culm) und Leslau.
L.: Warschauer, A., Geschichte der Stadt Gnesen, 1918; Kehr, P., Das Erzbistum
Magdeburg und die erste Organisation der christlichen Kirche in Polen, 1920,
Abh. d. Ak. d. Wiss. Berlin; Völker, K., Kirchengeschichte Polens, 1930;
Sappok, G., Die Anfänge des Bistums Posen, 1937; Urkunden und Regesten zur
Geschichte des Templerordens im Bereich des Bistums Cammin und der
Kirchenprovinz Gnesen, neu bearb. v. Irgang, W., 1987; Labuda, G., Gnesen,
LexMA 4 1989, 1522ff.; 1000 lat archidiecezji gnieźnieńskiej (1000
Jahre Erzdiözese Gnesen) hg. v. Strzelczyka, J. u. a., 2000.
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Görz (Grafschaft). 1101 gab Kaiser
Otto III. G. (ital. Gorizia) am Isonzo in Oberitalien an Aquileja. Seit 1107
erscheinen aus der Familie der Meinhardiner (?) (Stammvater Meginhard
[Meinhard] von Gilching ?, Vogt des Bischofs von Brixen, † 1011) Grafen von G.,
die ihre teilweise von den um 1125 ausgestorbenen Lurngaugrafen ererbten Güter
um Lienz in Osttirol (Pustertal, Gailtal, Mölltal und Drautal) mit Vogteirechten
des Patriarchats Aquileja am Isonzo, die sie (um 1122) als Lehnsleute der
Grafen von Peilstein erlangten, vereinigten (um 1120 Görz?, 1146/1147 Benennung
nach Görz). Im 13. Jahrhundert vergrößerten sie die Grafschaft zu Lasten des
Patriarchats von der Wippach bis zum Isonzo. 1249/1253 erbten sie über die
Tochter Albrechts III. von Tirol die südliche Hälfte der Grafschaft Tirol
(Etschtal und Eisacktal) und im späten 13. Jh. erlangten sie die
Pfalzgrafenwürde von Kärnten. 1267/1271 wurden die Güter in die 1335/1363
ausgestorbene Tiroler (Meinhard) und die Görzer Linie (Albert) geteilt. Die
Görzer Linie erhielt die Grafschaft G., Gebiete in Istrien und Friaul sowie
Allod im Pustertal von der Haslacher Klause abwärts und in Oberkärnten (vordere
Grafschaft G.), vermochte aber infolge starker Schwächung durch weitere Teilungen von 1303 und 1323 die 1335/1363 beim
Aussterben der Tiroler Linie entstandenen Ansprüche auf Tirol nicht gegen
Habsburg durchzusetzen, sondern verlor trotz der 1365 erfolgten Anerkennung als
Reichsfürsten schon 1374 auch Gebiete in Inneristrien (Grafschaft Mitterburg),
in der Windischen Mark und um Möttling an Habsburg. 1500 erlosch die Görzer
Linie. Ihre Güter (Lienz, Pustertal) kamen auf Grund von Erbverträgen an
Habsburg und damit zum österreichischen Reichskreis. 1754 erfolgte die
Vereinigung von G. mit Gradisca zu einer gefürsteten Grafschaft. Von 1809 bis
1814 war G. bei Frankreich. 1816 wurde nach der Rückkehr zu Österreich aus
Görz, Triest und Istrien die Verwaltungseinheit Küstenland geschaffen. 1861
erhielt das Kronland Görz und Gradisca innerhalb Österreichs eigene
Verwaltungszuständigkeit. 1919 fiel G. an Italien. Nach dem zweiten Weltkrieg
(1947) musste Italien einen Teil des Gebiets an Jugoslawien abtreten.
L.: Wolff 34; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G6, III 22 (1648) F5; Czoernig, C. v., Das Land Görz und Gradiska, Bd.
1f. 1873ff.; Mell, A., Görz, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, 1914; Leicht, P., Breve storia del Friuli, 2. A.
1930; Klebel, E., Die Grafen von Görz als Landesherren in Oberkärnten,
Carinthia 125 (1935); Wiesflecker, H., Die politische Entwicklung der
Grafschaft Görz und ihr Erbfall an Österreich, MIÖG 56 (1948); Wiesflecker, H.,
Die Regesten der Grafen von Görz und Tirol, Bd. 1f. 1949ff.; Weingartner, J.,
Die letzten Grafen von Görz, 1952; Gorizia nel medioevo, Görz 1956; Bozzi, C.,
Gorizia e la provincia isontina, Görz 1965; Pizzinini, M., Die Grafen von Görz
in ihren Beziehungen zu den Mächten im nördlichen Italien 1264-1358, Diss.
Innsbruck 1968 masch.schr.; Dopsch, H., Görz, LexMA 4 1989, 1564; Stih, P.,
Studien zur Geschichte der Grafen von Görz, 1996; Wiesflecker, H., Die
Grafschaft Görz und die Herrschaft Lienz, Veröff. Des Tiroler Landesmuseums 78
(1998), 131; Härtel, R., Görz und die Görzer im Hochmittelalter, MIÖG 110
(2002), 1; Dopsch, H. u. a., Von Bayern nach Friaul, Z. f. bay. LG. 65 (2002),
293; Da Ottone III a Massimiliano I. Gorizia e i conti die Gorizia nel
Medioevo, hg. v. Cavazzo, S., 2004.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Grubenhagen (Herzogtum, Fürstentum, Residenz
der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg). Die nach dem Ministerialengeschlecht
der Grube benannte, 1263 erstmals bezeugte Burg G. südlich Einbecks war seit
1285/1286 (, spätestens seit Anfang 1291) Sitz einer Linie (des alten,
1267/1269 durch Teilung des 1235 geschaffenen
Herzogtums Braunschweig-Lüneburg entstandenen Hauses) der Herzöge von
Braunschweig. Die Herrschaft des Fürstentums G. umfasste vor allem alte
(katlenburgische) Güter am südlichen Rand des Harzes. 1342/1358 musste G. die
Mark Duderstadt an das Erzstift Mainz verkaufen. 1596 erlosch die Grubenhagener
Linie der Welfen. Das aus zwei räumlich getrennten Teilen bestehende, zunächst
von Braunschweig-Wolfenbüttel besetzte, aber 1617 an Lüneburg abgetretene und
1665 an Calenberg fallende Fürstentum G. umfasste die Städte Einbeck und
Osterode, die landesherrschaftlichen Kammerämter Rotenkirchen (Rothenkirchen),
Salzderhelden, Katlenburg, Osterode, Herzberg, Scharzfeld, Radolfshausen und
Elbingerode, das Gericht Rüdigershagen (Rüdigershausen) und den Harz und seine
Bergwerke. Über Hannover und Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 zu
Niedersachsen. (S. Braunschweig-Grubenhagen.)
L.: Wolff 435; Zeumer 553 II b 18; Wallner 707 NiedersächsRK 15; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F 3; Max, G., Geschichte des Fürstentums
Grubenhagen, Bd. 1f. 1862f.; Max, G., Urkundenbuch zur Geschichte des
Fürstenthums Grubenhagen, 1863, hg. v. Ohainski, U, 2001; Zimmermann, P., Das
Haus Braunschweig-Grubenhagen, 1911; Heine, M., Das Gebiet des Fürstentums
Braunschweig-Grubenhagen und seine Ämter, 1942; Schnath, G./Lübbing, H./Engel,
F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Heimatchronik
des Kreises Einbeck, 1955; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im
Mittelalter, 1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler
Herzöge um 1616, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 237.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Habsburg (Grafen, Residenz). Nach der um
1020 vom ihnen verwandten (oder verschwägerten) Bischof Werner von Straßburg
und Förderer von Muri errichteten Burg H. (Habichtsburg) an der Aare im
heutigen schweizerischen Kanton Aargau nannten sich erstmals 1090 (urkundlich
1108 comes de Hauichburch) seit 952 (Guntramus dives) nachweisbare Grafen
(Eberhardiner), die vielleicht von den Herzögen des Elsass, den Etichonen,
abstammen und mit den Welfen verwandt waren. Sie waren im Elsass, am Oberrhein
(Grafschaft Klettgau) und zwischen Aare und Reuß begütert. Durch Beerbung
anderer schwäbischer Geschlechter vermehrten sie ihre Güter weiter. Seit Kaiser
Heinrich V. (1125) hatten sie die Grafschaft im oberen Elsass inne, seit 1170
auch die Grafschaften im Zürichgau und später im Aargau, Frickgau und Thurgau,
so dass sie bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das wichtigste
südwestdeutsche und eines der bedeutendsten süddeutschen Geschlechter waren.
Zwischen 1232 und 1238 spaltete sich die 1408/1415 erloschene Linie
Habsburg-Laufenburg von der Hauptlinie, welche die meisten Eigengüter im
Elsass, die Grafenrechte im Aargau und Zürichgau und die Landgrafschaft im
Oberelsass behielt, ab. Seit dieser Zeit verlor die dabei an die ältere Linie
gelangte Burg H. ihre Bedeutung. Nach dem Interregnum wurde Graf Rudolf von
Habsburg, für den Kaiser Friedrich II. Pate geworden war, 1273 zum deutschen
König gewählt. Er beerbte die Grafen von Kiburg (Kyburg) bei Zürich, besiegte
1278 den König von Böhmen, Ottokar II., und belehnte 1282 seine beiden Söhne
mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark. 1306 gewann sein Sohn Rudolf
Böhmen, das jedoch 1308 an das Haus Luxemburg überging. Im zähen Ringen mit den
1438 aussterbenden Luxemburgern und den Wittelsbachern wurden 1335 Kärnten und
Krain, 1363 Tirol, 1368 Freiburg im Breisgau und 1382/1383 Triest gewonnen.
Seit 1359 wurde auf Grund gefälschter Urkunden (sog. privilegium maius) der
Titel eines (Pfalz-)Erzherzogs in Anspruch genommen. 1379 teilte sich das
Geschlecht unter den Brüdern Rudolfs IV. in die albertinische Linie
(Albertiner) in Niederösterreich und Oberösterreich und die leopoldinische
Linie (Leopoldiner) in Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien,
Görz, Tirol, Vorderösterreich), 1409/1411 die Leopoldiner Linie in eine jüngere
steirische und eine Tiroler Linie (Tirol, Vorderösterreich). Aus der
albertinischen Linie erwarb Albrecht V. durch seine Ehe mit Elisabeth von
Luxemburg 1437 Böhmen und Ungarn, die 1457 aber wieder verlorengingen. 1438
wurde Albrecht V., der Schwiegersohn König Sigmunds, als Albrecht II. König.
Sein Nachfolger Friedrich III. aus der steirischen leopoldinischen Linie gewann
erneut und auf Dauer für H. die deutsche Krone. Außerdem erwarb er zu den
ererbten Ländern Steiermark, Kärnten und Krain 1457 nach dem Tod seines Neffen
Ladislaus Postumus Niederösterreich und 1463 nach dem Tod seines Bruders
Oberösterreich. Zugleich wurde 1453 der Vorsitz der nicht zu den Kurfürsten
gezählten Habsburger im Rat der übrigen Reichsfürsten anerkannt. 1490 trat
Friedrichs III. kinderloser Vetter Siegmund Tirol und Vorderösterreich an
Maximilian I., den einzigen Sohn Friedrichs III., ab, so dass dieser nach dem
Aussterben der Albertiner Linie und der Tiroler Linie wieder die Gebiete aller
Linien vereinigte. Hinzu kamen die durch die Heirat (1477) mit Maria von
Burgund († 1482) angefallenen Lande der Herzöge von Burgund sowie 1500 Görz und
1505 nach dem bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg die Landvogtei Hagenau
(von der Pfalz), die schwäbische Herrschaft Weißenhorn sowie Kufstein,
Rattenberg und Kitzbühel (von Bayern), doch waren im 14. und 15. Jahrhundert
der Tiroler Linie die althabsburgischen Güter in der Schweiz verlorengegangen
(1415 Aargau, 1450 Zürich, 1460 Thurgau). Maximilians Sohn Philipp der Schöne
(† 1506) heiratete die Thronerbin Spaniens (Johanna von Spanien), so dass
Maximilians Enkel Karl V. nach dem Tod seines Vaters Philipp die ehemals
burgundischen Niederlande, nach dem Tod seines mütterlichen Großvaters,
Ferdinand des Katholischen von Spanien, 1516 Spanien mit Neapel/Sizilien und
den in Amerika neu gewonnenen Kolonien sowie 1519 die österreichischen Lande
erben konnte. Diese überließ er 1521/1522/1526 seinem jüngeren Bruder
Ferdinand, so dass sich das Haus H. in eine Linie Spanien und eine Linie
Österreich (ohne Niederlande, Freigrafschaft Burgund und Mailand) teilte.
Ferdinand eroberte als Schwager des letzten Königs von Ungarn und Böhmen 1526
Böhmen (mit Schlesien) und Ungarn und wurde damit Begründer der
österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. 1564 teilte sich das Haus Österreich
(Maximilian II. erhielt Niederösterreich und Oberösterreich, Böhmen und Ungarn,
Ferdinand Tirol und Vorderösterreich, Karl Innerösterreich mit Steiermark,
Kärnten und Krain), wurde aber 1598/1619 unter Ferdinand II. (1619-1637) von
der jüngeren steirischen Linie wieder vereinigt, da die von Maximilian II.
gegründete Linie ausstarb und die Nachkommen Ferdinands aus morganatischer Ehe
stammten. 1623 kamen Tirol und die Vorlande an Ferdinands Bruder Leopold
Wilhelm und dessen Nachkommen, doch starb diese Linie bereits 1665 im
Mannesstamm aus und kam Tirol 1705 zurück. 1700/1701 starben die Habsburger in
Spanien aus. Von Leopolds I. beiden Söhnen verstarb Joseph I. 1711, so dass der
verbleibende Karl VI. von Rechts wegen auch die spanischen Güter erlangen
konnte, durch den spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) im Ergebnis aber auf den
Erwerb der meisten spanischen Nebenländer (Neapel-Sizilien, Mailand, um die
Generalstaaten geschmälerte spanische Niederlande) beschränkt wurde. Als
letzter Habsburger im Mannesstamm regelte Karl VI. 1713 in der Pragmatischen
Sanktion die Thronfolge nach dem Aussterben im Mannesstamm und legte die
Unteilbarkeit der Güter fest. Weiter gelang ihm 1718 die endgültige Bannung der
seit dem 15. Jahrhundert entstandenen Türkengefahr, doch musste er Sizilien,
das soeben durch Heirat gewonnene Lothringen (faktisch) sowie Serbien und die
Walachei (1736-1739) aufgeben. Seine Tochter Maria Theresia (1740-1780) verlor
in den schlesischen Kriegen (1740/1742, 1744, 1756/1763) Schlesien bis zur Oppa
und die Grafschaft Glatz an Preußen. Wegen ihrer Heirat mit Franz Stephan von
Lothringen wurde die Dynastie von nun an als Haus Habsburg-Lothringen
bezeichnet. Aus der kinderreichen Ehe stammten Joseph II., Leopold II. und
Ferdinand, der Gründer des Hauses Österreich-Este (Modena, bis 1859/1875).
Joseph II. vollendete im Geiste der Aufklärung die schon von Maria Theresia
begonnene Umformung der Erblande zu einem modernen absolutistischen und
zentralistischen Staat und erreichte zudem Landgewinne aus dem 1778/1779
ausgefochtenen bayerischen Erbfolgekrieg und der ersten Teilung Polens. Leopolds II. Sohn Franz II. war letzter Kaiser des
Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation). Am 11. 8. 1804 nahm er als
Reaktion auf die Selbsternennung Napoleons zum Kaiser der Franzosen den Titel
Kaiser von Österreich an. Am 6. 8. 1806 verzichtete er infolge der Bildung des
Rheinbunds auf den deutschen Kaiserthron. Die schweren Territorialverluste von
1801/1805/1809 wurden 1814/1815 wieder ausgeglichen. In Italien begründeten die
Habsburg-Lothringer Sekundogenituren und Tertiogenituren (Toskana, Modena), die
im Zuge der Einigung Italiens 1860 abgesetzt wurden. 1859 verlor Österreich
auch die Lombardei und 1866 Venetien an Italien. Als Folge des ersten
Weltkrieges verzichtete Kaiser Karl I. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den
Staatsgeschäften, ohne abzudanken. Die dadurch entstehende, im Wesentlichen auf
deutschsprachige Gebiete beschränkte Republik (Deutschösterreich bzw.)
Österreich hob durch Gesetz vom 3. 4. 1919 alle Herrscherrechte des Hauses
Habsburg-Lothringen auf. In Ungarn verloren die Habsburger durch Gesetz vom 6.
11. 1921 den Thron.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Monumenta Habsburgica, Bd. 1ff. 1854ff.; Schulte, A., Geschichte der
Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten, 1887; Luschin v. Ebengreuth, A.,
Österreichische Reichsgeschichte, Bd. 1f. 1895; Tezner, F., Der österreichische
Kaisertitel, seine Geschichte und seine politische Bedeutung, (Grünhuts)
Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart 25 (1898),
351ff.; Koehler, C., Stammtafel des Hauses Habsburg und Habsburg-Lothringen,
1900; Turba, G., Geschichte des Thronfolgerechts in allen habsburgischen
Ländern, 1903; Regesta Habsburgica. Bd. 1,1ff. Die Regesten der Grafen von
Habsburg bis 1281, bearb. v. Steinacker, H., 1905ff.; Kahler, E. v., Das
Geschlecht Habsburg, 1919; Ammann, H., Die Habsburger und die Schweiz, 1931;
Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA
67 (1950), 176; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer österreichischen
Dynastie, 2. A. 1968; Hellbling, E. C., Österreichische Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte, Wien 1956; Hantsch, H., Die Geschichte Österreichs, Bd.
1 4. A. 1959, Bd. 2 2. A. 1953; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A.
1990; Uhlirz, K./Uhlirz, M., Handbuch der Geschichte Österreich-Ungarns, 2. A.
1963; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Appennin, 1964; Randa, A., Österreich
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P., 2010. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Henneberg (Grafschaft). Seit dem Ende des
11. Jahrhunderts (Juli 1096) nannte sich ein aus dem Grabfeld stammendes, in
enger Verbindung zur Abtei Fulda stehendes und 1037 (Poppo I. † 1078) erstmals
urkundlich bezeugtes Geschlecht, das zwischen Thüringer Wald, Rhön und
Hassbergen begütert war, nach der Burg H. (Hainberg, mit Laubwald bedeckter
Berg) im Grabfeld zehn Kilometer südwestlich Meiningens. Es trat nach schweren
Niederlagen durch die Bischöfe von Würzburg, deren Reichsvögte, Burggrafen
(1091) und Marschälle das Geschlecht stellte, in deren Lehnsdienst ein. 1230
verlor es das Burggrafenamt von Würzburg sowie Meiningen, Mellrichstadt und
Stockheim und wurde mit dem Kern seiner Herrschaft nach Thüringen abgedrängt,
1310 aber in den gefürsteten Grafenstand erhoben. Im thüringischen Erbfolgestreit
erhielt es 1249 für seine Ansprüche Schmalkalden („neue Herrschaft“, die 1291
in weiblicher Linie vorübergehend an Brandenburg fiel). 1274 erfolgte eine Teilung in die drei Linien Henneberg-Schleusingen (bis
1583, 1310 Fürstengenossen), Henneberg-Aschach (bis 1549, 1486 in den
Reichsfürstenstand erhoben) und Henneberg-Hartenberg(-Römhild) (bis 1378/1379,
Güter durch Verkauf an Henneberg-Aschach). Die sog. „neue Herrschaft“ (Coburg,
Sonneberg), die Heinrich VIII. über Jutta von Brandenburg zurückgewonnen hatte,
ging 1353 über drei Erbtöchter als Frauenlehen größtenteils an das Haus Wettin
(Sachsen), teilweise (um Königshofen) an Würzburg verloren. 1542 wurde
Meiningen im Tauschwege vom Hochstift Würzburg erworben. Wilhelm V. schloss
1554 infolge Verschuldung eine Erbverbrüderung mit dem Haus Wettin (Meißen,
Sachsen). Nach dem Tode des letzten Grafen (1583) verwalteten auf Grund der
Erbverbrüderung von 1554 die beiden wettinischen Linien (Sachsen) die Güter
gemeinsam bis 1660. Bei der Teilung fiel der
Hauptteil an das ernestinische Sachsen-Meiningen (bis 1920), der Rest an (das
albertinische) Sachsen (Kursachsen). Die Herrschaft Schmalkalden musste
Hessen-Kassel überlassen werden. Am Ende des 18. Jahrhunderts war die
ursprünglich 28 Quadratmeilen große, zum fränkischen Reichskreis zählende
Herrschaft H. mit etwa 74000 Einwohnern wie folgt aufgeteilt: Sachsen hatte ein
Gebiet von 8,5 Quadratmeilen mit 22000 Einwohnern (die Ämter Schleusingen,
Suhl, Kühndorf, Benshausen und die Kammergüter und Vorwerke Veßra und Rohr
[Rohra]), Sachsen-Weimar-Eisenach 5,3 Quadratmeilen mit 15000 Einwohnern (die
Ämter Ilmenau, Lichtenberg oder Ostheim und Kaltennordheim), Sachsen-Meiningen
10 Qadratmeilen mit 26000 Einwohnern (Stadt Meiningen und die Ämter Meiningen
und Untermaßfeld (Maßfeld), Wasungen, Sand, Frauenbreitungen und Römhild),
Sachsen-Coburg-Saalfeld 2,7 Quadratmeilen mit 7600 Einwohnern,
Sachsen-Gotha-Altenburg 0,6 Quadratmeilen mit 1800 Einwohnern (das Amt Themar)
und Sachsen-Hildburghausen 0,75 Quadratmeilen mit 1800 Einwohnern (das Amt
Behrungen). Der kursächsische Teil kam 1815, der hessische 1866 an Preußen.
Sachsen-Meiningen ging 1920 in Thüringen auf.
L.: Wolff 114; Zeumer 553 II b 39; Wallner 691 FränkRK 6 a-f, 16, 21; Großer
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seiner Organisation, 1944; Hess, U., Die Verwaltung der gefürsteten Grafschaft
Henneberg, Diss. phil. Würzburg 1944 (ungedruckt); Henning, E./Jochums, G., Bibliographie
zur Hennebergischen Geschichte 1976; Wendehorst, A., Henneberg, LexMA 4 1989,
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Rennsteig und Rhön, 1992; Mötsch, J./Witter, K., Die ältesten Lehnsbücher der
Grafen von Henneberg, 1996; Wagner, H., Entwurf einer Genealogie der Grafen von
Henneberg, Jb. d. hennebergisch-fränk. Geschichtsvereins 11 (1996), 33; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 1, 96, 798; Regesten des Archivs der Grafen von Henneberg-Römhild, hg.
v. Mötsch, J., 2006.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Henneberg-Römhild (Grafschaft). Henneberg-Aschach
nannte sich nach dem Anfall Henneberg-Hartenberg(-Römhilds) (1378) H. Es erwarb
zahlreiche Güter (1433 Lichtenberg, 1435 Fladungen, 1335/1344 Kühndorf, 1455
ein Viertel Fischberg). 1465/1502 verlor die Linie durch Teilung an Bedeutung (1526 von der Fürstenbank des
Reichstags verwiesen). 1548 kamen die Güter Graf Bertholds XVII. an die
verschwägerten Grafen von Mansfeld und von diesen teilweise an
Henneberg-Schleusingen (ein Viertel Hennebergs). Die Güter Graf Albrechts
fielen an die verschwägerten Grafen von Stolberg. Am Ende des 18. Jahrhunderts
war die über den Herzog von Sachsen-Meiningen (1660) zum fränkischen
Reichskreis zählende Grafschaft H. 2,9 Quadratmeilen groß und hatte 8000
Einwohner.
L.: Wallner 693 FränkRK 21; Regesten des Archivs der Grafen von
Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J., 2006. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft,
Land, Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main,
Werra, Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten
erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der
Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert
in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von
ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter
Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und
Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde
das Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723
Fällung der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar,
Hersfeld und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien. Das den
Rupertinern um die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der Popponen
oder Konradiner stand so fest in karolingischer Tradition, dass es nach
erfolgreicher Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der
Karolinger 911 mit Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den
sächsischen Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im
Auftrag des Königs verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter
den Saliern hatten die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen
Werner, die als Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung
einnahmen, die Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts
trat der Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte
Amöneburg, Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H.
1121 übernahmen als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von
Gudensberg), 1122 über die gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die
Grafschaft. 1130 wurden die Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten
H. (Gebiet um Gudensberg südwestlich von Kassel und Maden, dem Sitz des Hauptgerichts
der Grafschaft H., im Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das zunächst Land an der
Lahn hieß,) als Nebenland, so dass im Norden allmählich eine Reihe
verhältnismäßig selbständiger Herrschaften und Grafschaften entstehen konnte
(Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel, Limburg,
Katzenelnbogen, Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die Staufer eine
unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen versuchten, die nach dem Interregnum
(1254-1273) in zahlreiche Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau, Solms,
Büdingen). 1247 starben die ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit
Landgraf Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf
Ludwigs von Thüringen, Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte
Landgraf Heinrich Raspes) vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg
(1247-1264) mit dem Hause Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den
Widerstand des Erzbischofs von Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in
Kassel von Thüringen zu lösen und mit den Werrastädten Eschwege und
Witzenhausen für ihren 1244 geborenen Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der
1265 zu den bisherigen Gütern zwischen Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege,
Wanfried, Alsfeld, Grünberg, Frankenberg und Biedenkopf einen Teil der Grafschaft
Gleiberg mit Gießen von den Pfalzgrafen von Tübingen erwarb und sich
seinerseits in langen Kämpfen gegen den Erzbischof von Mainz durchsetzte. Am
11. 5. 1292 wurden die Landgrafen von H. durch König Adolf von Nassau auf Grund
der Eschweger Güter in den Reichsfürstenstand erhoben. Nach zahlreichen
kleineren Erwerbungen im 13. Jahrhundert (1294 Schartenberg, 1297 Grebenstein)
und im 14. Jahrhundert (1305 Trendelburg, 1306 Wanfried, 1330 (Hofgeismar)
Geismar, 1350 Kirchhain, 1350 Spangenberg, 1358 Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt
der Aufstieg Hessens, das 1308 bis 1311 kurzfristig in Oberhessen und
Niederhessen geteilt war, im 14. Jahrhundert durch andauernde Kämpfe mit dem
Adel einen schweren Rückschlag, dem es durch die von Kaiser Karl IV. bestätigte
Erbverbrüderung mit den Markgrafen von Meißen (Kursachsen) vom 9. 6. 1373
begegnete, durch welche die ganze Landgrafschaft reichslehnbares Fürstentum
wurde. Zugleich wurden die H. durchsetzenden Gebiete der Grafen von Dassel,
Bilstein, Everstein und Itter und der Herren von Treffurt allmählich
aufgesogen. Unter Landgraf Ludwig I. (1413-1458) gelang es 1439, die
Erbvereinigung mit der Grafschaft Wittgenstein zu vollziehen, die Grafschaften
Waldeck (1431/1438), Lippe (1449) und Rietberg in Westfalen (1456) zu hessischen
Lehen zu machen, die Herrschaft Schöneberg zu erwerben sowie die Grafschaft
Ziegenhain an der mittleren Schwalm und der oberen Nidda, die zwischen den
hessischen Gütern (Oberhessen um Marburg, Niederhessen um Kassel) gelegen
hatte, zu erwerben (1437/1450). Nach der Mainzer Stiftsfehde von 1461 bis 1463
musste der Erzbischof von Mainz die mainzischen Güter (Hofgeismar, Schöneberg,
Gieselwerder, Battenberg, Kellerberg, Rosenthal (Rosental), Mellnau (Melnau),
halb Wetter) an H. verpfänden und 1583 außer Amöneburg-Neustadt und
Fritzlar-Naumburg aufgeben. 1432 geriet die Reichsabtei Hersfeld, 1438 Fritzlar
und 1434 Corvey unter hessische Schutzherrschaft. Bis ins 16. Jahrhundert kamen
auch Fulda und Arnsburg unter kaiserliche Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat
die Grafschaft Katzenelnbogen an, durch die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt
Goar, Braubach) und den Main (Rüsselsheim, Darmstadt) erreichte. Die 1458
erfolgte Teilung Hessens in Hessen-Marburg und
Hessen-Kassel, während der das große hessische Landgesetz von 1497
(Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel) aufgezeichnet wurde, war nur
vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der Großmütige zum Luthertum über,
1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die Universität Marburg als erste
protestantische Universität gegründet und wurden zugleich die hessischen
Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des Großmütigen (1567) wurde
allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt. Wilhelm IV. erhielt
Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte Hessens), Ludwig IV.
Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der Jüngere mit ca. 1300
Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels und Georg I.
Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere starb 1583
erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft
Katzenelnbogen), Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und
Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604
starb Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen
Auseinandersetzungen 1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an
Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den
Vorrang im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen
gründete und von dem sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866
erloschene Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft
Hanau-Lichtenberg, überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine
Mittel. 1803 erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des
Verlustes von Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile
des Erzstiftes Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum
Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen
mit 218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr 175 Quadratmeilen mit 520000
Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es Wimpfen ein. 1806 fielen die
Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an das in die Provinzen
Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte Land. Der Beitritt zum
Rheinbund brachte 1806 die Erhebung zum Großherzogtum. 1815 erhielt
Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum
Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz.
Insgesamt umfasste das Land damit 152,75 Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern.
Seit 1816 nannte sich der Landesherr Großherzog von H. und bei Rhein. 1866
musste Hessen-Darmstadt das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige
Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und
sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des
Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 war Hessen-Darmstadt unter dem Namen
Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933 die Nationalsozialisten die Macht
übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV., Moritz, 1604 calvinistisch
gewordene Hessen-Kassel, von dem sich Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis
1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713) und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb
1647/1648 die Grafschaft Schaumburg, 1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft
Hanau-Münzenberg. Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es
außer der Kurfürstenwürde (Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde
es mit 145 Quadratmeilen und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und
weitgehend dem Königreich Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es
wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das
Hochstift Fulda und 1816 Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der
Landesherr trotz Untergangs des Heiligen römischen Reiches und der dazu
gehörigen Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866 wurde Hessen-Kassel infolge seines
Übertritts auf die österreichische Seite von Preußen annektiert
(Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau). Am 19. 9. 1945 wurden die
preußischen Provinzen Nassau (Hessen-Nassau) und Kurhessen (ohne die Kreise
Sankt Goarshausen, Unterlahn [Unterlahnkreis], Unterwesterwald
[Unterwesterwaldkreis] und Oberwesterwald [Oberwesterwaldkreis], die zu Rheinland-Pfalz
kamen,) auf eigenen Wunsch durch Proklamation der amerikanischen
Militärregierung mit den rechtsrheinischen Teilen des Volksstaates H. zu
Großhessen vereinigt. Großhessen wurde am 1. 12. 1946 in Land H. umbenannt. Die
Familie der Landgrafen von Hessen erlosch 1875 im Zweig Hessen-Kassel und 1968
im Zweig Hessen-Darmstadt, lebt aber in den Linien Hessen-Rumpenheim und
Battenberg/Mountbatten fort.
L.: Wolff 251ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66
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Gerichtsstätten in Hessen (http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/index/sn/gst),
bearb. v. Eckhardt, Wilhelm A., 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen
deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a.,
2013, 255ff.; Das Land Hessen, hg. v. Röming, A. u. a., 2014; Handbuch der
hessischen Geschichte Band 3 Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche
Herrschaften im hessischen Raum ca. 900-1806, hg. V. Speitkamp, W. , 1014.
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Hohenlohe (Grafschaft, Fürstentum). Die
erstmals 1153 bezeugten Herren (Konrad, Heinrich) von Weikersheim nannten sich
seit 1178/1198 nach der die Straße Frankfurt-Würzburg-Augsburg beherrschenden
Burg H. (Hohlach) bei Uffenheim. Im staufischen Reichsdienst erlangten sie
1232/1235 Langenburg und 1250 Öhringen, später Neuenstein, Möckmühl (1445
Verkauf an Pfalz) und Waldenburg sowie den Grafenrang. Trotz der Gabe
Mergentheims an den Deutschen Orden (1219) und mehrfacher Erbteilung (1215/1254
Hohenlohe-Hohenlohe [bis 1412], Hohenlohe-Brauneck [bis 1390/1434] und
Hohenlohe-Weikersheim) gelang ihnen die Errichtung eines fast geschlossenen
Herrschaftsgebiets um Kocher und Tauber. Seit 1530 wurden sie (wegen der
erbrechtlich begründeten, aber tatsächlich nicht umsetzbaren Belehnung mit den
Grafschaften Ziegenhain und Nidda) als Reichsgrafen anerkannt, waren etwa zu
dieser Zeit aber auch im Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken
immatrikuliert. 1551/1553 erfolgte die Teilung
des erst 1551 wieder vereinigten Gebiets in die protestantische, 1764
gefürstete Linie Hohenlohe-Neuenstein und die (seit 1667 wieder) katholische,
1744 gefürstete, nach der (erstmals 1253 erwähnten, als Lehen des Hochstifts
Regensburg erlangten) Burg Waldenburg bei Schwäbisch Hall benannte Linie Hohenlohe-Waldenburg.
Die Linie Hohenlohe-Neuenstein teilte sich dann in die Zweige
Hohenlohe-Langenburg, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Kirchberg und
Hohenlohe-Öhringen (Hohenlohe-[Neuenstein-]Öhringen) (bis 1805). Sie erwarb
1631 durch Erbschaft die halbe Grafschaft Gleichen mit Ohrdruf. Die Linie
Hohenlohe-Waldenburg zerfiel 1615 in Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728) und
Hohenlohe-Waldenburg (bis 1679) sowie Hohenlohe-Schillingsfürst, das sie
beerbte, sich aber wiederum in die Linien Hohenlohe-Bartenstein und Hohenlohe-Schillingsfürst
aufteilte (seit 1840 infolge des 1834 erfolgten Anfalls des Erbes des letzten
Landgrafen von Hessen-Rotenburg[-Rheinfels] preußische Herzöge von Ratibor und
Fürsten von Corvey). Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 wurden die Fürsten von Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Waldenburg,
Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Neuenstein entschädigt. 1806 fielen die zum
fränkischen Reichskreis zählenden hohenlohischen Gebiete, die etwa 32
Quadratmeilen mit rund 100000 Einwohnern in 17 Städten, 7 Marktflecken und etwa
250 Dörfer und Weilern umfassten, überwiegend an Württemberg, im Übrigen an
Bayern (Kirchberg [1810 an Württemberg], Schillingsfürst). S.
Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 554 II b 62, 1; Wallner 692 FränkRK 7 a-d, 9 a, b; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Fischer, A., Geschichte des Hauses Hohenlohe, Bd. 1f. 1868ff.; Hohenlohisches
Urkundenbuch (1153-1375), hg. v. Weller, K./Belschner, C., Bd. 1ff. 1899ff.; Weller,
K., Geschichte des Hauses Hohenlohe (bis Mitte des 14. Jahrhunderts), Bd. 1f.
1904ff.; Belschner, C., Die verschiedenen Linien und Zweige des Hauses
Hohenlohe seit 1153, 1926; Engel, W., Würzburg und Hohenlohe, 1949; Fischer,
W., Das Fürstentum Hohenlohe im Zeitalter der Aufklärung, 1958; Schremmer, E.,
Die Bauernbefreiung in Hohenlohe, 1963; Genealogisches Handbuch des Adels,
Fürstliche Häuser, Bd. 9 1971; Thumm, A., Die bäuerlichen und dörflichen
Rechtsverhältnisse des Fürstentums Hohenlohe im 17. und 18. Jahrhundert, 1971;
Hohenlohische Dorfordnungen, bearb. v. Schumm, K./Schumm, M., 1985; Seibold,
G., Die Radziwillsche Masse, 1988; Wendehorst, A., Hohenlohe, LexMA 5 1990, 82;
Kleinehagenbrock, F., Die Grafschaft Hohenlohe im Dreißigjährigen Krieg, 2003;
Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v.
Kramer, F. u. a., 2005, 563; Die Familie Hohenlohe - Eine europäische Dynastie
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Hannig, A. u. a., 2013.
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Hohenlohe-Ingelfingen (Grafen, Fürsten). Das 1080
erstmals genannte Ingelfingen bei Künzelsau kam 1287 mit der Burg Lichteneck an
die Grafen von Hohenlohe. Durch Teilung der
Linie Hohenlohe-Langenburg entstand 1699 die Nebenlinie H. Von 1701 bis 1805
war Ingelfingen Residenz der zum fränkischen Reichskreis zählenden Fürsten zu
H. Um 1800 umfasste das Gebiet der H. zusammen mit Hohenlohe-Kirchberg,
Hohenlohe-Langenburg und Hohenlohe-Öhringen etwa 22 Quadratmeilen. In Besitz der
Linie H. befanden sich Ingelfingen, das Amt Schrozberg und das Salinenamt
Weißbach (Weisbach). H. zählte auch zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt
der Fürst von H. für seine Rechte und Ansprüche auf die 7 Dörfer Gaukönigshofen
(Königshofen), Tauberrettersheim (Rettersheim), Rinderfeld (Reiderfeld),
Wermutshausen, Neubronn, Streichental und Oberndorf das Dorf Nagelsberg. 1805
erbte H. Hohenlohe-Öhringen. Ingelfingen fiel 1806 an Württemberg und kam damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wallner 692 FränkRK 7 c; Riedenauer 129.
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Hohenlohe-Kirchberg (Grafen, Fürsten, gräflich
Wolfsteinischer Allodialerbe). Durch Teilung der
Linie Hohenlohe-Langenburg entstand 1699 die Nebenlinie H. der Grafen von
Hohenlohe. 1740 beerbte sie zusammen mit den Grafen von Giech die Grafen von
Wolfstein. (Um 1800 umfasste das Gebiet von H. zusammen mit
Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Langenburg und Hohenlohe-Öhringen 22
Quadratmeilen.) In Besitz der Linie zu H. befanden sich Stadt und Amt Kirchberg
und das Amt Döttingen.
L.: Wolff 119; Zeumer 554 II b 62, 8; Wallner 692 FränkRK 7 d; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938.
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Hohenlohe-Langenburg (Grafen, Fürsten). Nach
Langenburg benannte sich ein 1610 durch Teilung
entstandener Zweig der Linie Hohenlohe-Neuenstein der Grafen von Hohenlohe. Er
erwarb 1631 durch Erbschaft die obere Grafschaft Gleichen mit Ohrdruf und
zählte zum fränkischen Reichskreis. Später teilten sich die H. in die
Nebenlinien H., Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Kirchberg. Um 1800 umfasste
das Gebiet der H. zusammen mit Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Kirchberg und
Hohenlohe-Öhringen etwa 22 Quadratmeilen. Die Linie H. hatte das Amt Langenburg
und einige Dörfer.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 7 b; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Taddey, G., Barockbau im Kleinterritorium, (in)
Barock in Baden-Württemberg Bd. 2 1981, 145ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hohenlohe-Öhringen (Fürsten). Um 150 n. Chr.
verschoben die Römer die Reichsgrenze vom Neckar hinweg und errichteten am
neuen vorderen Limes den vicus Aurelianus. 1037 erscheint die Siedlung Orengowe
in der Hand der Mutter Kaiser Konrads II., die dort ein Kollegiatstift
gründete. Vögte dieses Stiftes waren später die Herren von Hohenlohe, die um
1250 Öhringen erwarben. Auch nach der Landesteilung von 1551/1553 gehörte
Öhringen den Hauptlinien Hohenlohe-Neuenstein und Hohenlohe-Waldenburg. Durch Teilung der Hauptlinie Hohenlohe-Neuenstein entstand
1641 die Linie H. die sich seit 1782 Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen (bzw. H.)
nannte. H. zählte zum fränkischen Reichskreis und gehörte auch dem Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken an. Um 1800 umfasste das Gebiet der H.
zusammen mit Hohenlohe-Langenburg, Hohenlohe-Ingelfingen und
Hohenlohe-Kirchberg etwa 22 Quadratmeilen. H. hatte die Stadt Öhringen, Stadt
und Amt Neuenstein, die Ämter Michelbach, Forchtenberg, Künzelsau und Stadt und
Amt Weikersheim. Die Güter fielen nach Aussterben der Linie 1805 an
Hohenlohe-Ingelfingen und damit über Württemberg 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 7 a; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Der Landkreis Öhringen, 1968.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hohenlohe-Pfedelbach (Grafen). H. entstand 1615 bei Teilung der Linie Hohenlohe-Waldenburg. Die Linie erlosch 1728 und wurde von Hohenlohe-Bartenstein beerbt. S. Hohenlohe. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hohenlohe-Schillingsfürst (Grafen, Fürsten). Das im Jahre
1000 in der Hand von Reichsministerialen erwähnte Schillingsfürst bei
Rothenburg kam aus deren Erbe an die Herren von Hohenlohe. 1615 entstanden
durch Teilung der Hauptlinie
Hohenlohe-Waldenburg die Linien Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728),
Hohenlohe-Waldenburg (bis 1679) und H. 1679 beerbte H. die Linie
Hohenlohe-Waldenburg, teilte sich aber wieder in die Nebenlinien
Hohenlohe-Bartenstein und H. 1723 errichtete Graf Philipp von
Hohenlohe-Waldenburg als Residenz seiner Hauptlinie einen dreigliedrigen
Palast. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatte die zum fränkischen Reichskreis
zählende Linie H. die Stadt Waldenburg und die Ämter Schillingsfürst, Adolzfurt,
Kupferzell, und Ohrntal mit einer Anzahl Dörfer. Zusammen mit
Hohenlohe-Bartenstein (Hohenlohe-[Waldenburg-]Bartenstein) umfasste ihr Gebiet
etwa 12 Quadratmeilen). Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 erhielten die Fürsten von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst und
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein für ihren Anteil am Bopparder Zoll Renten von
600 Gulden auf Comburg. 1806 kam Schillingsfürst an Bayern. 1840 erhielt Prinz
Viktor von H. den Titel Herzog von Ratibor für das 1834 erbweise erlangte
Ratibor.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 9 b; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Hofmann, H., Burgen, Schlösser und Residenzen in
Franken, 1961. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hohnstein, Hohenstein, Honstein
(Grafschaft). Nach der vielleicht schon vor dem 12. Jahrhundert bei Neustadt
bei Nordhausen errichteten, 1130 erstmals genannten Burg H. nannten sich seit
1182/1188 die seit 1154 (comes Adalger) nachweisbaren, vielleicht von König
Lothar von Süpplingenburg (1125-1137) mit Reichsgut ausgestatteten, mit den
ludowingischen Landgrafen von Thüringen verwandten Grafen von Ilfeld (dort vor
1190 ein Stift). Sie gewannen rasch umfangreiche Güter zwischen Wipper und
Oberharz, verloren aber den Osten des Gebiets, als sich um 1200 (1201) die
Linie der Grafen von Stolberg abzweigte. Die vielleicht schon von König Lothar
III. von Süpplingenburg eingerichtete Grafschaft H. erwarb zwischen 1238 und
1267 stückweise als Lehen Halberstadts die Grafschaft Klettenberg mit der
Vogtei über Kloster Walkenried, 1268 Sömmerda und im 14. Jahrhundert die
Grafschaft Lohra. Die 1289 abgetrennte Linie Sondershausen drang nach Thüringen
vor und wurde 1356 von den Grafen von Schwarzburg beerbt. Eine weitere Teilung erfolgte 1315. Ein Zweig erhielt 1481 die
Herrschaft Schwedt an der Oder als Lehen, starb aber 1609 aus. Die Hauptlinie
Klettenberg starb nach verschiedenen Teilungen
1593/1633 aus. Von den Gütern ging die nach 1253 erlangte Reichsvogtei über
Nordhausen an Sachsen-Weimar, andere Teile an Braunschweig sowie vor allem an
das Hochstift Halberstadt und damit 1648 an Brandenburg, das sie von 1653 bis
1702 an die Grafen von Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (Sayn-Wittgenstein) gab.
Um 1800 umfasste die zum obersächsischen Reichskreis zählende Grafschaft ein
Gebiet von 5 bzw. 7 Quadratmeilen, die sich wie folgt aufteilten: Um 1 bzw. 2
Quadratmeilen gehörten dem König von Großbritannien, 3 Quadratmeilen den Grafen
Stolberg-Stolberg und 1 bzw. 2 Quadratmeilen den Grafen Stolberg-Wernigerode.
Das über Braunschweig an Hannover gelangte Gebiet fiel 1866 an Preußen. S.
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 422ff.; Wallner 711 ObersächsRK 22, 27, 28; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Meyer, K., Die Grafen von Hohnstein, Zs. d. Harzvereins 28
(1895); Meyer, K., Die Burg Hohnstein, 1897; Reichardt, R., Die Grafschaft
Hohenstein im 16. und 17. Jahrhundert, 1900; Mascher, K., Reichsgut und Komitat
am Südharz im Hochmittelalter, 1957; Blaschke, K., Hohnstein, LexMA 5 1990, 86;
Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616,
1996. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Holstein (Gau, Herzogtum). H. erscheint
um 800 als nördlicher Teil des Stammesgebiets der Sachsen (Nordalbingien). Es
setzte sich zusammen aus Dithmarschen im Westen, Stormarn im Süden, H.
(Holsten, Holsaten = Waldsassen) im Norden und Wagrien im Osten. Es wurde von
Karl dem Großen mit Hilfe der slawischen Abodriten unterworfen, denen er dafür
Wagrien überließ. Die holsteinischen Gebiete waren im allgemeinen ein Teil des
Herzogtums Sachsen, doch gehörte Dithmarschen zur Grafschaft Stade, später zum
Erzbistum Bremen (Hamburg-Bremen). Herzog Lothar von Süpplingenburg ernannte
1110/1111 Adolf von Schauenburg (Schaumburg) zum Grafen von H. und Stormarn.
Adolf II. eroberte Wagrien. Adolf III. erlangte nach dem Sturz seines Lehnsherren
Heinrich des Löwen (1180) auch die Herrschaft über Dithmarschen, verlor die
Güter aber 1201/1214 an Dänemark. Adolf IV. gelang die Wiedereroberung mit dem
Sieg von Bornhöved (1227). Dithmarschen fiel allerdings an das Erzstift Bremen
zurück. Nach 1261 teilte sich die Familie in mehrere Linien (1272/1273,
1294/1297). Die Schauenburger (Schaumburger) Linie, welche die Stammgrafschaft
Schaumburg und die Herrschaft Pinneberg innehatte, erlosch 1640. Die
Rendsburger Linie vereinigte nach und nach die übrigen Güter (1316
Holstein-Segeberg, 1390 Holstein-Plön), erwarb Schleswig zeitweise faktisch,
1375/1386 nach dem Aussterben des dänisch-schleswigschen Herzogshauses als
Lehen Dänemarks. Seitdem blieben Schleswig und H. in fester staatsrechtlicher
Verbindung. Als 1459 die Linie ausstarb, kamen Schleswig und H. auf Grund des
Vertrages von Ripen (1460) in Personalunion an das Haus Oldenburg, das 1448 den
Thron in Dänemark bestiegen hatte. 1474 wurde H. mit Stormarn, Wagrien und
Dithmarschen, das endgültig aber erst 1559 einverleibt wurde, durch Kaiser
Friedrich III. zum reichsunmittelbaren Herzogtum erhoben (und damit von Sachsen
bzw. Sachsen-Lauenburg bzw. seit 1434 den Bischöfen von Lübeck gelöst). Eine Teilung von 1490 schuf einen königlichen Segeberger
Anteil und einen herzoglichen Gottorper (Gottorfer) Anteil. 1524 wurde
Friedrich zum König von Dänemark (Friedrich I.) gekrönt und wurden damit
Schleswig und H. wieder vereint. (Die neben dem Herzogtum H. bestehende
Grafschaft H. wurde nach dem Aussterben der Grafen von Holstein und Stormarn
1640 an den König von Dänemark verkauft). Am Ende des 18. Jahrhunderts
bestanden auf dem Gebiet Holsteins die Herzogtümer Holstein-Glückstadt und
Holstein-Gottorp (Holstein-Gottorf). Der Wiener Kongress des Jahres 1815 erklärte
H. zum Mitglied des Deutschen Bundes. S. Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 444ff.; Wallner 706 NiedersächsRK 6, 7; Großer Historischer Weltatlas
II 34 (1138-1254) F3, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) C1; Geerz, F., Geschichte
der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des
15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Schott, C., Beiträge zur Landeskunde
von Schleswig-Holstein, 1953; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, I, 9, II, 39, 40, 49, 72, III, 11, 14, 24, 33, Holcetae, Holzeten,
Holsati, Holtsatia, Holzatenses, Holstenland, ‚Holstein‘; Dankwerth, C., Die
Landkarten von Joh. Meyer, Husum, aus der Neuen Landesbeschreibung der zwei
Herzogtümer Schleswig und Holstein 1652, neu hg. v. Domeiner, K./Haack, M.,
1963; Wieden, H. bei der, Schaumburgische Genealogie, 1966; Kahlfuss, H.,
Landesaufnahme und Flurvermessung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein,
Lauenburg vor 1864, 1969; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte
Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Kramer, K., Volksleben in Holstein
(1550-1800), 1987; Opitz, E., Schleswig-Holstein, 1988; Hoffmann, E., Holstein,
LexMA 5 1990, 100ff.; Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Lange, U., 1996;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 180; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 812; Die Fürsten
des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v.
Rasmussen, C. u. a., 2008; Eick, S., Die Kanzlei und das Urkundenwesen der
Grafen von Holstein-Schaumburg zwischen 1189 und 1209, 2008; Risch, H., Der
holsteinische Adel im Hochmittelalter, 2010.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Jauer (Fürstentum, Residenz des
Herzogs von Schlesien). Neben Burg und Dorf Alt-Jauer in Niederschlesien wurde
vermutlich vor 1242 die Stadt J. nach Magdeburger Recht gegründet. Seit 1278
war J. Sitz des im Wege der Teilung des
Herzogtums Liegnitz geschaffenen Fürstentums J., zu dem 1286 Löwenberg
hinzukam. Durch Vereinigung mit Teilen des Fürstentums Breslau (Schweidnitz,
Münsterberg) wurde es von 1291/1292 bis 1301 vergrößert, dann aber erneut
geteilt. Von 1346 an waren Schweidnitz und J. erneut vereinigt. Durch die
Heirat der Erbin Anna von Schweidnitz mit Kaiser Karl IV. kamen diese Gebiete
1368/1392 an Böhmen. 1474 fiel J. an Ungarn, 1526 an Österreich, 1742 an
Preußen. Das Fürstentum hatte einen Flächeninhalt von etwa 56 Quadratmeilen und
war in die Kreise J., Hirschberg und Bunzlau-Löwenberg gegliedert. 1945 kam es
(als Jawor) unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 483; Schönaich, G., Die alte Fürstentumshauptstadt Jauer, 1903;
Stamm- und Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v. Wutke, K., 1911;
Koischwitz, O., Jauer, 1930; Heimatbuch des schlesischen Kreises
Jauer-Bolkenhain, hg. v. Tost, A., 1956; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. Hist.
Komm. f. Schlesien, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Jauer, LexMA 5 1990, 309f.;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 283.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Käfernburg (Grafen). Nach der Burg K.
südöstlich von Arnstadt nannten sich abwechselnd mit der Burg Schwarzburg
Grafen, die vielleicht bis in das 8. Jahrhundert zurückverfolgt werden können
und im letzten Viertel des 11. Jahrhunderts die Grafschaft im Längwitzgau
innehatten. 1160/1221 erfolgte eine Teilung in
die Linien Schwarzburg und K. Die rasch bedeutungslos gewordene Linie K., die
sich 1249 den Landgrafen von Thüringen unterwarf, starb nach weiteren Teilungen 1385 aus. S. Schwarzburg-Käfernburg,
Schwarzburg, Thüringen.
L.: Wolff 396, 412; Wittmann, H., Zur Frühgeschichte der Grafen von
Käfernburg-Schwarzburg, Zs. d. V. f. thür. Gesch. 51 (1997), 9.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Klettenberg (Herrschaft, Grafschaft). Die
nach der Burg Hohnstein bei Nordhausen benannten Grafen von Hohnstein, welche
die älteren, 1187 erstmals bezeugten, nach der Burg K. bei Walkenried benannten
Grafen von K., die vielleicht von der edelfreien Familie von Ballhausen
abstammten und zwischen Walkenried und Nordhausen sowie am südlichen Rand der
Goldenen Aue begütert waren, von 1238 bis 1253/1267 allmählich verdrängten,
spalteten um 1315 die Linie K. ab. Sie starb nach weiteren Teilungen 1593/1633 aus. Die zum obersächsischen
Reichskreis zählende Grafschaft fiel 1648 mit Halberstadt an Brandenburg, das
sie als Lehen an die Grafen von Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein
(Sayn-Wittgenstein) ausgab, aber 1702 wieder einzog. Um 1800 umfasste ihr
Gebiet zusammen mit der Herrschaft Lohra 7 bzw. 8 Quadratmeilen. Die Grafschaft
K. enthielt die Städte Ellrich und Sachsa, die Ämter K., Fronderode
(Frohnderode), Mauderode, Woffleben und Benneckenstein (Beneckenstein) und eine
Anzahl Dörfer. In Preußen kam K. zur Provinz Sachsen und nach 1945 zu Thüringen
(ausgenommen Sachsa [zu Niedersachsen]). Benneckenstein gelangte zu
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 424f.; Wallner 710 ObersächsRK 20; Mascher, K., Reichsgut und Komitat
am Südharz im Hochmittelalter, 1957, 17ff.; Eberhardt, H., Landgericht und
Reichsgut im nördlichen Thüringen, Bll. f. dt. LG. 95 (1959), 74ff.; Blaschke,
K., Klettenberg, LexMA 5 1990, 1211.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kreuznach (Herrschaft). Am Schnittpunkt
alter Verkehrswege zwischen Trier, Metz, Worms, Mainz und Koblenz errichteten
auf älteren Siedlungsspuren die Römer den Ort Cruciniacum an der Nahe. Um 400
wurde K. fränkisch. Um 742 wurde die Kirche St. Martin an das Hochstift Würzburg
gegeben und im 10. Jahrhundert an die Emichonen verlehnt. Um 1200 hatten sie
als deren Teilerben die Grafen von Veldenz den jüngeren Rheingrafen verliehen.
Das Umland gab Kaiser Heinrich III. 1045 dem Hochstift Speyer, das es kurz nach
1105 vermutlich als Lehen an die Grafen von Sponheim übertrug. Sie gründeten
eine neue, das alte Cruciniacum überflügelnde Siedlung, die bei der Sponheimer Teilung 1223/1233 zur vorderen Grafschaft
Sponheim(-Kreuznach) kam. Nach dem Aussterben der Grafen (1417, 1437) stand K.
mit der Grafschaft bis 1559 unter dreifacher (Pfalz, Baden, Veldenz) und bis
1708 unter doppelter Herrschaft (Pfalz, Baden). 1815 kam es an Preußen, 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 261; Geib, K., Historische Topographie von Kreuznach, 1929, 1939;
Geib, K., Geschichte der Stadt Bad Kreuznach, 1940; Maßmann, G., Die Verfassung
der Stadt Kreuznach unter der französischen Herrschaft von 1796-1814, Diss.
phil. Bonn 1963; Kennzeichen KH, hg. v. Forster, H., 1986; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 326.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lahr (Herrschaft). L. an der Schutter
erscheint 1250 als Tiefburg der Herren von Geroldseck. Um L. bildete sich die
Herrschaft L. in der Ortenau. 1277 kam L. bei der Teilung
der geroldseckischen Güter zusammen mit Mahlberg an die Linie Lahr-Mahlberg,
1426 durch Erbgang über eine Erbtochter (ohne Finstingen und niederrheinische
Gebiete) an die Grafen von Moers-Saarwerden, denen auf Grund einer Heirat des
Jahres 1507 nach 1527 die drei Linien Saarbrücken (bis 1574), Weilburg (bis
1629) und Usingen (bis 1803) des Hauses Nassau folgten. Seit 1422 war die
Hälfte der ungeteilten, später zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
Herrschaft an Baden verpfändet, das 1497 diese Rechte käuflich erwarb (1535
Baden-Baden). 1629 wurde die gemeinsame Herrschaft zwischen Baden und Nassau
aufgelöst. Mahlberg fiel an Baden, die zum oberrheinischen Reichskreis zählende
Herrschaft L. an die Grafen von Nassau-Saarbrücken, 1803 an Baden und damit das
Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 10; Knausenberger, W., Beiträge zur
mittelalterlichen Geschichte von Lahr und Umgebung, 1954; Meyer, E., Lahr im
Besitz der Grafen von Nassau-Saarbrücken, (in) Der Altvater 27 (1969); Roth,
K., Die Stadt Lahr, 1961; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 331.
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Lahr-Mahlberg (Herrschaft). 1246/1247
besetzten die Herren von Geroldseck die aus dem Erbe der Herzöge von Zähringen
stammende Reichsstadt Mahlberg und errichteten am Ausgang des Tales der
Schutter zum Rhein die Burg Lahr (1250). Bei Teilung
der Güter der Herren von Geroldseck 1277 entstand die Herrschaft L. mit dem
Hauptort Lahr. 1422 wurde Baden Pfandherr der Hälfte der Herrschaft und 1497
durch Kauf Eigentümer. Die übrige Hälfte war zunächst in Händen der Grafen von
Moers-Saarwerden, denen 1527 Nassau-Saarbrücken folgte. 1558 wurde die
Reformation eingeführt. Bei Auflösung des badisch-nassauischen Kondominates
1629 durch Teilung der Herrschaft L. bekam
Baden-Baden (Baden) die Herrschaft Mahlberg( und Nassau-Saarbrücken die
Herrschaft Lahr, die 1803 ebenfalls an Baden fiel).
L.: Binz, G., Die Stadt Mahlberg, 1923; Roth, K., Die Stadt Lahr, 1961.
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Landsberg (Mark, Fürstentum, Residenz des
Markgrafen von Meißen). Die Burg L. (1174 Landesberc) am Strengbach an der
Schnittstelle der Straßen Halle-Wittenberg und Leipzig-Magdeburg wurde kurz
nach der Mitte des 12. Jahrhunderts (1170) von Graf (Markgraf) Dietrich von
Meißen in dem 1156 durch Teilung erlangten
Gebiet auf einem Felsen, auf dem sich schon eine große slawische Wallanlage
befunden hatte, erbaut. Seit 1174 nannte er sich Graf oder auch Markgraf von
L., wobei L. nur einen Teil der Ostmark (Niederlausitz) umfasste. Nach seinem
Tode wollte Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Ostmark mit L. einziehen, doch kaufte
sie der Wettiner Dedo V. 1261 gab Markgraf Heinrich der Erleuchtete von Meißen
die Mark L. (ein nicht zusammenhängendes Gebiet zwischen Saale und Mulde, dazu
Sangerhausen, Eckartsberga) ohne königliche Erlaubnis seinem Sohn Dietrich dem
Weisen als eigenes Fürstentum (Reichsfürstentum). Dessen nördliche Hälfte
(nördlich der Elster) wurde 1291 an die brandenburgischen Askanier verkauft,
von denen sie 1347 als Lehen des Hochstifts Magdeburg über eine Erbtochter an
Braunschweig fiel. Von Braunschweig kaufte Markgraf Friedrich der Ernsthafte
von Meißen († 1349) L. nach Streit noch im gleichen Jahr zurück. Im Hause
Wettin (Sachsen) gehörte L. von 1657 bis 1731 zur albertinischen Nebenlinie
Sachsen-Weißenfels. Bis 1815 blieb es bei Sachsen (Kursachsen), danach gehörte
es zur preußischen Provinz Sachsen. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 378; Posse, O., Die Wettiner, 1897; Giese, W., Die Mark Landsberg bis
zu ihrem Übergang an die brandenburgischen Askanier im Jahre 1291,
Thüring.-sächs. Zs. f. Geschichte 8 (1918), 1ff., 105ff.; Helbig, H., Der
Wettinische Ständestaat, 1980; Blaschke, K., Landsberg, LexMA 5 1991, 1674;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 203.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 826, 1, 2, 316.
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Landshut (Burg, Residenz). Um 1150
erscheint L. an der Isar. 1204 errichtete der Herzog von Bayern dort eine Burg
(im Innenhof wurde 2005 in drei Metern Tiefe ein Holzkeller des frühen elften
Jh.s entdeckt), die schon unter seinem Sohn Otto II. 1225 Sitz des Herzogtums,
seit 1255 Sitz des durch Teilung entstandenen
Herzogtums Niederbayern wurde. 1475 feierte hier Herzog Georg der Reiche von
Bayern-Landshut († 1503) Hochzeit mit Hedwig von Polen. 1505 kam L. nach dem
Landshuter Erbfolgekrieg zu Bayern-München. 1799 verlor es das Viztumamt,
erhielt aber 1802 die 1472 in Ingolstadt gegründete Universität (1826 nach
München verlegt) und 1839 (bis 1932) und 1956 die Regierung Niederbayerns
innerhalb Bayerns. S. Bayern-Landshut.
L.: Wolff 136; Landshuter Urkundenbuch, 1959ff.; Heindl, Geschichte der Stadt
Landshut, 1959; Kleinräumige Gliederung des Stadtgebietes (Stadt Landshut), hg.
v. d. Stadt Landshut, 1984; Spitzlberger, G., Landshut in Geschichte und Kunst,
1987; Spitzlberger, G., Landshut, LexMA 5 1991, 1678; 1204 und die Folgen, hg.
v. Niehoff, F., 2002; Tausche, G./Ebermeier, W., Geschichte Landshuts, 2003;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 319.
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Lauenburg (Herzogtum, Residenz des
Herzogs). Das an der Niederelbe gelegene Land wurde nach dem Abzug der Germanen
im Frühmittelalter von wendischen Polaben besiedelt, im 12. Jahrhundert aber
von den Welfen erobert. 1142 wurde Heinrich von Badwide mit der Grafschaft
Ratzeburg belehnt, die den größten Teil des späteren L. einnahm. Nach dem Sturz
Heinrichs des Löwen 1180 fiel das Gebiet an die Askanier (Bernhard II.), die
1182 die Burg L. erbauten und nach dem Aussterben der Badewider die Grafschaft
Ratzeburg einzogen. Bei der Teilung des
askanischen Hauses entstand 1260 das Herzogtum Sachsen-Lauenburg (L. und
Hadeln), das an die ältere Linie fiel. Nach dem Aussterben der protestantisch
gewordenen Askanier (1689) setzte Herzog Georg Wilhelm von Lüneburg-Celle
seinen Erbanspruch auf das zum niedersächsischen Reichskreis zählende
Herzogtum, zu dem auch die Stadt Ratzeburg ([bis 1. 10. 1937] mit Ausnahme der
Dominsel) gehörte, durch. 1705 kam L. mit Celle durch Erbfall an Hannover. 1815
wurde es von Hannover mit Ausnahme von Hadeln an Preußen abgetreten. Preußen
überließ es 1815/1816 gegen Schwedisch-Vorpommern an Dänemark, das es 1864
zusammen mit Holstein im Wiener Frieden an Österreich und Preußen abtrat. 1865
wurde es durch die Konvention von Gastein gegen Entschädigung Österreichs in
Personalunion mit Preußen verbunden. 1866 trat es dem Norddeutschen Bund bei,
1870 in das Deutsche Reich ein. Am 1. 7. 1876 wurde es als Kreis Herzogtum L.
der Provinz Schleswig-Holstein Preußen eingegliedert und kam damit 1946 zu
Schleswig-Holstein. Der Titel Herzog von L. wurde von Wilhelm II. an Bismarck
verliehen. S. Sachsen-Lauenburg.
L.: Wolff 449f.; Zeumer 552ff. II b 33; Wallner 707 NiedersächsRK 13; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E2, III 38 (1789) E2; Geerz, F., Geschichte
der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des
15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Lammert, F., Die älteste Geschichte
des Landes Lauenburg, 1933; Hellwig, L., Grundriss der Lauenburger Geschichte,
3. A. 1927; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im
Mittelalter, 1960 (Diss. phil. Kiel); Nissen, N., Festschrift 700 Jahre
Lauenburg, 1960; Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 8: Provinz im Königreich
Preußen, hg. v. Hauser, O., 1966; Kahlfuss, H., Landesaufnahme und
Flurvermessung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein, Lauenburg vor 1864,
1969; Stadtchronik zur 725-Jahr-Feier der Stadt Lauenburg/Elbe, hg. v.
Magistrat der Stadt Lauenburg, 1985; Neuschäffer, H., Schlösser und
Herrenhäuser im Herzogtum Lauenburg, 1987; Ländliche Siedlungs- und
Verfassungsgeschichte des Kreises Herzogtum Lauenburg, hg. v. Jürgensen, J.,
1990; Blaschke, K., Sachsen-Lauenburg, LexMA 7 1995, 1235; Kleinfeld, M., Die
wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Lauenburg/Elbe, 2000; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 321; Meding,
W. v., Stadt ohne Land am Fluss, 2007; Die Fürsten des Landes. Herzöge und
Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008;
Meding, W. v., Lauenburg - zur Geschichte des Ortes, Amtes, Herzogtums, 2008.
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Leiningen-Hardenburg, Leiningen-Dagsburg-Hardenburg
(Grafen, Fürstentum). Die bei der Teilung der
Grafen von Leiningen 1317/1318 entstandene jüngere (gottfriedische) Linie (mit
der Herrschaft Hardenburg im Wormsgau, Guttenburg, Falkenburg und Guntersblum)
nannte sich nach Hardenburg L. 1343 teilte sie sich in Leiningen-Rixingen (1506
an Zweibrücken und später an Leiningen-Westerburg) und L. (jüngere Linie). Die
jüngere Linie L. erwarb 1466 die Herrschaft Apremont in Lothringen, erhielt
1467 als Erbe Dagsburg und nannte sich seitdem Leiningen. Dagsburg-Hardenburg.
(Um 1800 umfasste das zum oberrheinischen Reichskreis zählende L. zusammen mit
Leiningen-Guntersblum und Leiningen-Heidesheim 3,5 Quadratmeilen.)
L.: Wallner 698 OberrheinRK 35 a.
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Lenzburg (Grafen). Von den Grafen des
Aargaus fiel die L. 976 an den Reichsvogt von Zürich, dessen Familie sich
später nach der L. nannte. Sie hatte die Vogtei über Schänis (Schännis),
Beromünster, Zürich, Säckingen und Einsiedeln und die Grafschaft im Zürichgau.
Die 1101 durch Teilung entstandene, 1172
ausgestorbene Linie Baden der Grafen von L., die von den Staufern die
Grafschaften Blenio und Leventina erhalten hatten, vererbte ihre Güter
(Reichsvogtei von Zürich, Grafschaft im Zürichgau) über die Erbtochter Richenza
an die Grafen von Kiburg (Kyburg) die 1173 ausgestorbene Linie L. durch
Testament an Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der Teile der Reichslehen an die
Grafen von Habsburg und an seinen Sohn Pfalzgraf Otto sowie an die Herzöge von
Zähringen (Kirchenvogtei in Zürich) gab. Von ihm kamen die Güter an die Grafen
von Habsburg und Kiburg (Kyburg).
L.: Wolff 519; Attenhofer, E., Die Grafen von Lenzburg, Lenzburger
Neujahrsblätter 1943, 5ff.; Kläui, H., Das Aussterben der Grafen von Lenzburg
und die Gründung der Stadt Winterthur, Winterthurer Jb. 1973, 39ff.; Eberl, I.,
Lenzburg, LexMA 5 1991, 1874.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Limpurg-Gaildorf (Schenken). Gaildorf bei
Schwäbisch Hall wird 1255 erstmals erwähnt. Nach der Teilung
des Hauses Limpurg 1441/1481 wurde es Sitz der Linie L., die 1690 ausstarb. Die
halbe Stadt Gaildorf und die Herrschaften Schmiedelfeld und Gröningen, die
unter anderem in Händen dieser Linie waren, fielen an die Linien
Limpurg-Sontheim und Limpurg-Speckfeld der Schenken von Limpurg. 1806 kam
Gaildorf an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Müller, K., Das Geschlecht der Reichserbschenken zu Limpurg bis zum
Aussterben des Mannesstammes, Z. f. württemberg. LG. 5 (1941).
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Limpurg-Speckfeld (Schenken, Herrschaft). Durch
Heirat des Schenken von Limpurg mit Gräfin Elisabeth von Hohenlohe-Speckfeld
fiel die Herrschaft Speckfeld im Erbgang 1413 an Limpurg. 1441 entstand durch Teilung L., das 1705 im Mannesstamm ausstarb. 1774
wurde aufgeteilt in Limpurg-Schmiedelfeld (Graf Prösning, Salm, 1781 an
Württemberg), Limpurg-Gröningen (Hessen-Homburg, dann Hohenlohe-Bartenstein,
1827 an Württemberg), Limpurg-Michelbach, Limpurg-Sontheim
(Limpurg-Obersontheim) (Graf Löwenstein[Löwenstein-Wertheim-Virneburg]
Pückler-Limpurg-Bentheim) und Limpurg-Gaildorf-Welzheim.
L.: Hölzle, Beiwort 50; Wunder, G./Schefold, M./Beutter, H., Die Schenken von
Limpurg und ihr Land, 1982.
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Lingen (Grafschaft). Vor 1150 erbauten
die Grafen von Tecklenburg in L. am Übergang wichtiger Straßen über die Ems
eine Burg. Die sich im Anschluss hieran entwickelnde Siedlung wurde zum Vorort
der Grafschaft Tecklenburg. 1493/1496 entstand durch Teilung
dieser Grafschaft die dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugeteilte
Niedergrafschaft L. (Stadt L., die Ämter Lengerich, Freren, Thuine [Thüne] und
Schapen), die von 1509 bis 1541 mit der Obergrafschaft L. (Ibbenbüren,
Brochterbeck, Mettingen, Recke) verbunden war. Sie wurde nach dem
Schmalkaldischen Krieg (1547) von Karl V. eingezogen und 1555 Philipp von
Spanien überlassen. 1597 besetzte sie Moritz von Nassau-Oranien. Von 1605 bis
1632 kam sie wieder an Spanien, 1632 erneut an Nassau-Oranien. 1697 wurde in der
Stadt L. ein bis 1819 bestehendes Gymnasium academicum (Universität)
eingerichtet. 1702 gelangte die Grafschaft im Erbstreit nach dem Aussterben der
Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von England) von Nassau-Oranien an
Preußen und wurde verwaltungsmäßig mit Tecklenburg verbunden. Seit 1705
beantragte Preußen die Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium. Von
1808 bis 1810 gehörte L. zum Großherzogtum Berg und von 1811 bis 1813 zu
Frankreich. 1815 trat Preußen die Niedergrafschaft als Landverbindung zu
Ostfriesland an Hannover ab, behielt aber die Obergrafschaft. 1866 fiel mit
Hannover auch die Niedergrafschaft wieder an Preußen. Am 1. 11. 1946 kam L. zum
Land Niedersachsen.
L.: Wolff 353f.; Wallner 703 WestfälRK 16;Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) C2; III 38 (1789) B1; Die Territorien des Reichs 3, 182; Goldschmidt,
B., Geschichte der Grafschaft Lingen, 1850; Lingen. Die 600jährige Stadt an der
Ems, 1928; Cramer, W., Geschichte der Grafschaft Lingen im 16. und 17.
Jahrhundert besonders in wirtschaftskundlicher Hinsicht, 1940; Tenfelde, W.,
Bibliographie über Lingen, 1948; Der Landkreis Lingen (Regierungsbezirk
Osnabrück), bearb. v. Pohlendt, H. u. a., 1954; Topographische Karte der
Grafschaft Lingen, hg. v. Niedersächs. Landesvermessungsamt, 1977ff.; Gauß'sche
Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F.,
Emsland, 1977. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Litauen (Land). Im 13. Jahrhundert
wurden die zu den Balten zählenden litauischen Stämme (1008 Litwa) an der
oberen Memel und Düna durch Mindaugas (Mindowe, † 1263) zusammengefasst.
Großfürst Gedimin (1316-1340) errichtete ein bis über den Dnjepr ausgedehntes
Reich. 1386 vereinigte Großfürst Jaguila (Jogaila) durch Heirat der Erbin
Polens (Hedwig) als König Jagiello L. mit Polen in Personalunion. 1569 kam es
zum vollständigen Zusammenschluss (Realunion), 1772/1793/1795 infolge der Teilungen Polens zum Übergang Litauens an Russland.
1915 wurde L. vom Deutschen Reich (Deutschland) besetzt. 1917 gab es Pläne zur
Einsetzung eines deutschen Fürsten als König. Am 16. Februar 1918 erlangte L.
(mit dem von Litauern bewohnten Teil des Großfürstentums L.) unter dem Schutz
des Deutschen Reiches (Deutschlands) Unabhängigkeit. Die am 2. 11. 1918
errichtete Republik wurde 1920 von Russland anerkannt. Im Oktober 1920
annektierte Polen das Gebiet um Wilna. Im Februar 1923 riss L. das Memelgebiet
des Deutschen Reichs (Deutschlands) an sich, das es im März 1939 zurückgab.
Zwischen dem 14. 6. und dem 6. 8. 1940 wurde das 1939 um Wilna vergrößerte, von
Juli/August 1941 bis 1944/1945 vom Deutschen Reich (Deutschland) besetzte L.
militärisch und politisch der Sowjetunion eingegliedert. Am 18. 5. 1989
beschloss L. eine Deklaration über seine staatliche Souveränität. Am 6. 9. 1991
erkannte der neue sowjetische Staatsrat (der Sowjetunion) die Unabhängigkeit
Litauens an.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Hellmann, M., Grundzüge der Geschichte Litauens, 1966; Hellmann,
M., Das Großfürstentum Litauen bis 1569, (in) Geschichte Russlands 1,2 1989,
718; Hellmann, M., Geschichte Litauens und des litauischen Volkes, 1966, 4. A.
1990, 5. A. 1999; Hellmann, M., Litauen, LexMA 5 1991, 2014; Rowell, S.,
Lithuania Ascending, 1994; Mast, P, Ost- und Westpreußen und die Deutschen in
Litauen, 2000; Niendorf, M., Das Großfürstentum Litauen, 2006.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Livland (Land). Das Gebiet zwischen
Rigaischem Meerbusen, Düna und Peipussee wurde im Frühmittelalter von
ostseefinnischen, sprachlich und ethnisch später von den baltischen Letten
aufgesogenen Liven bewohnt. Sie wurden zu Anfang des 13. Jahrhunderts vom
Schwertbrüderorden und vom Deutschen Orden unterworfen. Das Gebiet des
Deutschen Ordens und die Bistümer Riga, Dorpat, Ösel und Kurland bildeten
seitdem unter dem Namen L. einen römisch-deutschen Reich gerechneten Bund
(Livländische Konföderation). 1526 wurde im Zuge der Reformation und des
dadurch ausgelösten Ringens Polens, Schwedens und Russlands um L. der
livländische Ordensmeister nach der Umwandlung des preußischen Ordensstaates in
ein weltliches Herzogtum zum Reichsfürsten erhoben und 1530 mit L. belehnt.
1561 zerbrach der Bund. Der Ordensmeister anerkannte als Herzog von Kurland und
Semgallen mit dem Gebiet südlich und westlich (links) der Düna die Oberhoheit
Polens und schied damit aus dem Heiligen römischen Reich (deutschen Reich) aus.
Das Gebiet südlich der Düna hieß seitdem Kurland. Der Norden stellte sich unter
den Schutz Schwedens. Da sich seit der Besetzung durch Schweden 1584 für die
nördlichsten Teile die Bezeichnung Estland (Esthen, Fürstentum Esten in L.)
einbürgerte, verengte sich der Name L. auf den mittleren (überdünischen) Teil
des ursprünglichen Gebiets. 1629 kam dieses L. an Schweden, 1710/1721 (zusammen
mit Estland) an Russland. 1795 fielen bei der Teilung
Polens auch das Herzogtum Kurland und Semgallen an Russland. 1918/1920 wurde L.
zwischen Lettland und Estland geteilt, die 1940 in die Sowjetunion
eingegliedert wurden. Damit trat die Zweiteilung Estland und Lettland an die
Stelle der 1561 entstandenen Dreiteilung Estland, Livland und Kurland. Mit dem
Zerfall der Sowjetunion entstanden Estland und Lettland (sowie Litauen) (unter
Anerkennung vom 21. 8. 1991) neu.S. Polen, Russland.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Arbusow, L., Grundriss der Geschichte Liv-, Est- und Kurlands,
4. A. 1918; Wittram, R., Baltische Geschichte, 1180-1918, 1954; Donnert, E.,
Der livländische Ordensritterstaat und Russland, 1963; Hellmann, M., Livland
und das Reich, 1989; Studien über die Anfänge der Mission in Livland, hg. v.
Hellmann, M., 1989; Hellmann, M., Livland, LexMA 5 1991, 2045; Jähnig, B.,
Verfassung und Verwaltung des Deutschen Ordens und seiner Herrschaft in
Livland, 2011. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Löwenstein-Wertheim-Rochefort (Grafen, Fürsten). Die 1611
durch Teilung entstandene, seit 1621 katholische
Linie der Grafen von Löwenstein-Wertheim hatte um 1790 das 1490 erworbene, seit
1504 unter Landeshoheit Württembergs stehende Amt Abstatt der Grafschaft
Löwenstein, einen 1581 erworbenen Anteil an der Grafschaft Wertheim, die
1728/1730 von dem Fürsten Hatzfeld gekaufte Herrschaft Rosenberg, die
Herrschaft Breuberg und damit das Amt Kleinheubach inne. Um 1790 zählte sie mit
Brehmen, Habitzheim, Rosenberg, Bofsheim, Bronnacker, Neidelsbach, Altenbuch,
Hirschlanden und Hohenstadt zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken sowie
mit Gau-Köngernheim (Gauköngernheim) (Bösköngernheim) zum Kanton Oberrheinstrom
des Ritterkreises Rhein. Altenbuch fiel 1808 an Aschaffenburg, Rosenberg,
Bofsheim, Brehmen, Hohenstadt und Neidelsbach kamen an Baden und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg. 1711 wurden die Grafen von L. zu Reichsfürsten
erhoben. 1713 erhielt die Linie Sitz und Stimme auf der schwäbischen
Reichsgrafenbank. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss waren Sitz und Stimme
für Löwenstein-Wertheim im Reichsfürstenrat vorgesehen. 1803 erhielt L. als
Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Rochefort, Chassepierre,
Herbeumont, Agimont, Neufchateau und Cugnon in den Ardennen, Scharfeneck und
Grafschaft Püttlingen) von Mainz die Ämter Wörth und Trennfurt und von Würzburg
die Ämter Rothenfels und Homburg sowie die Abteien Bronnbach, Neustadt und
Holzkirchen (Löwenstein-Wertheim-Rosenberg).
L.: Winkelmann-Holzapfel 156; Stetten 186, 188; Stockert, H., Adel im Übergang,
2000. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Löwenstein-Wertheim-Virneburg (Grafen, Fürsten). Die 1611
durch Teilung des Hauses Löwenstein-Wertheim
entstandenen evangelischen Grafen von L. hatten um 1790 den größten Teil der
Grafschaft Löwenstein und einen Anteil an der Grafschaft Wertheim sowie im 18.
Jahrhundert erworbene Anteile an der Grafschaft Limpurg. 1803 erhielten sie als
Entschädigung für den Verlust der in der Eifel gelegenen Grafschaft Virneburg
(1801) von Würzburg das Amt Freudenberg, die Kartause Grünau, das Kloster Triefenstein
und die Dörfer Mondfeld, Rauenberg, Wessental und Trennfeld. Seitdem nannten
sie sich Löwenstein-Wertheim-Freudenberg (Residenz in Kreuzwertheim). 1812
wurden sie Fürsten. S. Löwenstein-Wertheim.
L.: Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Löwenstein-Wertheim-Freudenbergsches
Archiv, Grafschaft Virneburg, Inventar des Bestands F US 6, bearb. v.
Eder-Stein, I. u. a., 2000.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lüneburg (Fürstentum, Residenz des
Bischofs von Verden bzw. des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). 795 wird
erstmals der Ort Hliuni an der Ilmenau genannt. L. ist bei einer Billungerburg
auf dem Kalkberg (um 950/951) entstanden und erhielt vermutlich durch Herzog
Heinrich den Löwen Stadtrecht (1247 und 1401 erweitert aufgezeichnet, 1239
Ratsherren). 1267/1269 erwuchs durch Erbteilung des Herzogtums
Braunschweig-Lüneburg das Fürstentum L., das seine Residenz bis 1371 in L.
hatte, das bis 1639 eine einer freien Reichsstadt ähnliche Sonderstellung
innerhalb des Fürstentums einnahm. Das Herzogtum bildete bis zur Mitte des 14.
Jahrhunderts ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zwischen Elbe, Weser, Altmark
und den Hochstiften Hildesheim und Verden aus (Burg Hallermunt 1282, Grafschaft
Wölpe 1302, Grafschaft Dannenberg 1303, Grafschaft Lüchow 1320, halbe
Grafschaft Hallermunt 1366). 1369 erlosch die Linie im Mannesstamm. Im
Lüneburger Erbfolgekrieg konnte sich 1388 die Göttinger Linie des alten Hauses
Braunschweig gegen die von Kaiser Karl IV. auf Grund des Versäumnisses, eine Gesamtbelehnung
zu gewinnen, allein belehnten Herzöge von Sachsen-Wittenberg durchsetzen,
musste jedoch die Residenz nach Celle verlegen, nachdem die Stadt L. 1371 in
einem Aufstand den Herzögen die Burg auf dem Kalkberg entrissen hatte. Von 1400
bis 1409 war L. bei der Braunschweiger Hauptlinie. 1409/1428 entstand durch
deren Teilung das mittlere Haus L., dem das
Fürstentum L. zugeordnet wurde, wobei 1409 Herzog Bernhard zunächst
Wolfenbüttel erhalten, 1428 aber Lüneburg gewählt hatte. L. verlor 1443 einen angefallenen
Teil der Grafschaften Everstein und Homburg als Pfand an das Hochstift
Hildesheim. Von den Söhnen Herzog Heinrichs des Mittleren, der 1520 abdankte,
begründeten Otto die Nebenlinie Harburg (1527 bis 1642) und Franz die
Nebenlinie Gifhorn (bis 1549), während Ernst der Bekenner die Hauptlinie
fortführte. Von ihr spaltete sich 1569 unter Ernsts drittem Sohn Heinrich die
Nebenlinie Dannenberg ab, die das neue Haus Braunschweig begründete und 1635
das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel erhielt. Die seit 1569 als neues Haus
L. das zum niedersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum L. (oder Celle
[Lüneburg-Celle]) beherrschende Hauptlinie erwarb 1582 die Grafschaft Hoya und
1585 die Grafschaft Diepholz als erledigte Lehen. 1617 fiel durch Gerichtsentscheid
das zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel in Besitz genommene Fürstentum
Braunschweig-Grubenhagen an L., 1635 (Braunschweig-)Calenberg, 1643 Harburg,
das seit 1527 Sitz einer Seitenlinie des mittleren Hauses L. gewesen war.
Hiervon erhielt 1635 die Hauptlinie die Fürstentümer L. und
Calenberg-Göttingen, die Nebenlinie Dannenberg das Fürstentum Wolfenbüttel.
1639 zwang der Landesherr die Stadt L. zur Aufnahme von Soldaten. Das 200
Quadratmeilen ausmachende Fürstentum L. umfasste die Städte L., Uelzen, Celle,
Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick und Ramelsloh, die Klöster
Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen, Isenhagen und Walsrode, die
landesherrlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an der Luhe,
Bütlingen, Scharnebeck, Lüne, Garze, Bleckede, Hitzacker, Dannenberg, Lüchow,
Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich, Isenhagen,
Knesebeck, Klötze, Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf, Ahlden und
Rethem (Rethen), die Großvogtei Celle und die adligen Gerichte Gartow, Brome,
Fahrenhorst und Wathlingen. Aus dem Reichsfürstentum Calenberg (seit 1636) ging
1692 das Kurfürstentum Hannover hervor. Das Fürstentum L. endete 1705 mit dem
Tode Georg Wilhelms, nach dem es als Folge der Verheiratung der Erbtochter
Sophie Dorothea mit dem Neffen Georg des Herzogs mit Hannover vereinigt wurde.
Die landesherrliche Verwaltung wurde in Hannover verbunden, doch blieb Celle
Sitz der lüneburgischen Landschaft und erhielt 1711 das
Oberappellationsgericht. 1866 kam Hannover an Preußen, 1946 das preußische
Gebiet an Niedersachsen. S. Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolf 434f.; Wallner 705 NiedersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch der Herzöge von Braunschweig und
Lüneburg, Bd. 1ff. 1859f.; Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, hg. v. Volger, W.,
Bd. 1ff. 1872ff.; Krieg, M., Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im
ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Büttner, E., Geschichte Niedersachsens,
1931; Reinecke, W., Geschichte der Stadt Lüneburg, Bd. 1f. 1933; Busch, F.,
Bibliographie der niedersächsischen Geschichte, 1938ff.; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Friedland, K., Der Kampf der
Stadt Lüneburg mit ihren Landesherren, 1953; Franz, G., Verwaltungsgeschichte
des Regierungsbezirks Lüneburg, 1955; Thurich, E., Die Geschichte des
Lüneburger Stadtrechts im Mittelalter, 1960; Behr, H., Die Pfandschlosspolitik
der Stadt Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, Diss. phil. Hamburg 1964;
Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft als Landstand im Spätmittelalter.
Untersuchungen zur Verfassungsstruktur des Herzogtums Lüneburg zwischen 1300
und 1500, 1969; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter,
1987; Reinbold, M., Die Lüneburger Sate, 1987; Hergemöller, B., Lüneburg, LexMA
6 1992, 9; Mellinger, J., Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600, hg. v.
Aufgebauer, P., 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 345, 346; Przybilla, P., Die Edelherren von
Meinersen, 2007.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Malaspina (Reichsfürst). Seit 1124 sind
als Nachkommen der Otbertiner in Oberitalien Mitglieder einer Familie belegt,
die sich später M. nannte. 1221 teilte das Geschlecht die Güter längs der
Magra. Seine Ländereien zählten trotz weiterer Teilungen
zu den am längsten lehnrechtlich eingebundenen Gebieten Italiens und waren bis
zum Ende des 18. Jahrhunderts reichsunmittelbar. 1693 erhob Kaiser Leopold I.
Carlo M. zum Reichsfürsten. 1714 verkaufte das Reich die den Doria entzogenen
Herrschaften Calice und Veppo an M. Hinzu kam die eingezogene Herrschaft Avulla
(Malaspina-Podenzana).
L.: Klein 167; Porcacchi, T., Historia dell’origine et successione
dell’illustrissima famiglia Malaspina, 1585; Conti, P., Malaspina, LexMA 6
1992, 163. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mansfeld (Grafen, Grafschaft). Um 1060
(1063) werden Grafen sichtbar, die sich bald nach der etwa 1075 erbauten, 1229
genannten Burg M. an der Wipper am Ostrand des Harzes nannten und (als
Nachfolger der Wettiner?) zwischen Wipper, Saale und Unstrut (Hassegau bzw.
Hosgau) in Eisleben, Hettstedt, Querfurt sowie Sangerhausen begütert waren. Das
Geschlecht verlor nach einer Niederlage 1115 erheblich an Bedeutung und erlosch
1229 im Mannesstamm. Die Grafschaft kam durch weibliche Erbfolge an die Herren
(Burggrafen) von Querfurt, die sich seit 1262/1264 Grafen von M. nannten, die
Güter erheblich vermehrten (u. a. Kupferbergbau) und 1432 in der Reichsmatrikel
erschienen. Infolge starker Verschuldung wie mehrfacher Teilung seit 1420/1475/1501 (1475 Mansfeld-Vorderort, Mansfeld-Hinterort,
hiervon Mansfeld-Mittelort [bis 1567]) ging die Reichsunmittelbarkeit der
Grafschaft zwischen Selke, Saale und unterer Helme im 15. Jahrhundert verloren.
Die Grafschaft wurde 1484 hinsichtlich des kaiserlichen Bergregals Lehen
Sachsens (Kursachsens) (und hinsichtlich andere Güter Lehen der Bischöfe von
Halberstadt und Magdeburg). 1570/1573 kam M. schuldenhalber unter die
Verwaltung Sachsens und Magdeburgs (bzw. 1680 Brandenburgs bzw. Preußens [1716
aufgehoben]). Als die letzte der auf Grund der seit 1420/1475 erfolgten Teilungen entstandenen Linien, die 1600 in den
Reichsfürstenstand erhobene, katholische, 1502 von Mansfeld-Vorderort
abgespaltete und seit 1710 allein bestehende Linie Mansfeld-Bornstedt 1738/1780
erlosch, wurde die 20 Quadratmeilen große, dem obersächsischen Reichskreis
angehörige Grafschaft zwischen Preußen (zwei Fünftel) und Sachsen (drei
Fünftel) geteilt. Der preußische Anteil der Grafschaft enthielt den Kreis M.
mit den Städten M. und Leimbach und den Ämtern Klostermansfeld (Kloster M.),
Unteramt Friedeburg (Unterfriedeburg), Gerbstedt (Gerbstädt), Großörner, Neu
Asseburg (Neuasseburg), Hedersleben, Leimbach, Helmsdorf, Burgörner, Polleben
und Helbra, und den Kreis Schraplau mit den Ämtern Friedeburg, Helfta,
Holzzelle, Schraplau, Bennstedt (Benstedt), Seeburg und Erdeborn. Der
sächsische Anteil umfasste die Städte Eisleben und Hettstedt und die Ämter
Eisleben, Wimmelburg, Bornstedt, Arnstein-Endorf, Walbeck, Oberwiederstedt,
Rammelburg, Leiningen-Morungen, Artern und Voigtstedt (Bockstedt). Die von der
Linie Bornstedt zwischenzeitlich erworbenen böhmischen Allodialgüter,
deretwegen sie als Fürsten von Fondi 1600 den Reichsgrafenstand erlangt hatten,
und der Name gingen über die Erbtochter Maria Isabella an das österreichische
Haus Colloredo (Colloredo-Mansfeld). Der preußische Anteil gehörte von 1807 bis
1813 zum Königreich Westphalen, kam dann aber wieder an Preußen zurück. Der
sächsische Anteil fiel 1815 ebenfalls an Preußen und wurde der Provinz Sachsen
eingegliedert. 1945 kam M. an die sowjetische Besatzungszone und damit von 1949
bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 413f.; Wallner 710 ObersächsRK 13 a, b; Großer Historischer Weltatlas
II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H.,
Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die
Territorien des Reichs 6, 78; Krumhaar, K., Die Grafen von Mansfeld und ihre
Besitzungen, 1872; Leers, R., Geschichtskunde der Grafen von Mansfeld, Mansfelder
Bll. 21 (1907); Möllenberg, W., Das Mansfelder Bergrecht und seine Geschichte,
1914; Hempel, E., Die Stellung der Grafen von Mansfeld zum Reich, 1917;
Schmidt, K., Die Grundlagen der Entwicklung des Territoriums der Grafschaft
Mansfeld, 1923, Mansfelder Blätter 36/37 (1930); Brandenburg, E., Die Ahnen
Augusts des Starken, 1937; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980,
114ff.; Mansfelder Land. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme,
bearb. v. Neuß, E./Zühlke, D., 1982; Blaschke, K., Mansfeld, LexMA 6 1992, 201;
Vötsch, J., Zwischen Reichsfreiheit und Landsässigkeit (in) Hochadelige
Herrschaft im mitteldeutschen Raum, hg. v. Rogge, J. u. a., 2003.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mechernich (Reichsherrschaft). Die nur 678
Hektar umfassende reichsunmittelbare Herrschaft M. östlich von Gemünd in der
Eifel unterstand im 14. Jahrhundert den Herzögen von Jülich. In der Mitte des
15. Jahrhunderts erfolgte unter Beibehaltung der gemeinsamen hohen Obrigkeit
und Hochgerichtsbarkeit eine Teilung. Eine
Hälfte kam über die Rode, Frambach von Birgel, Nesselrode (1488), Twickel
(1720) 1771 mit weiteren Gütern an den Herzog von Arenberg, die andere Hälfte
von den Grafen von Blankenheim 1674 als Erbe an die Nesselrode und 1700 an die
Grafen von Nesselrode-Reichenstein. 1794 besetzte Frankreich beide Teile. 1815
fielen sie mit der Rheinprovinz an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 497f. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mecklenburg (Fürsten, Herzogtum, Land,
Landesteil). Das schon in der Mittelsteinzeit besiedelte, naturräumlich nicht
stark ausgegrenzte Gebiet zwischen Pommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein
war bis etwa 500 n. Chr. von Germanen (Langobarden, Sachsen, Semnonen, Angeln)
bewohnt. Um 600 besiedelten die slawischen Abodriten und Liutizen, Kessiner und
Zirzipanen das freigewordene Land. Ihre unter König Karl dem Großen (789ff.)
und König Heinrich I. (928-934) hergestellte Abhängigkeit vom fränkischen bzw.
deutschen Reich war jeweils nur von kürzerer Dauer. Das um 1060 auf der 995
erstmals erwähnten Burg M. (Michelenburg) bei Wismar, die im 10./11.
Jahrhundert Hauptfürstensitz der abodritischen Wenden war, gegründete Bistum M.
ging im Slawenaufstand von 1066 unter. Erst unter Herzog Heinrich dem Löwen
gelang die dauerhafte Eingliederung. Dabei geriet seit 1142 der Westen in die
Hand der Grafen von Ratzeburg und Dannenberg. 1154 wurde das Bistum Ratzeburg,
nach 1160 das Bistum Schwerin gegründet. Heinrich der Löwe besiegte 1160 den im
Osten herrschenden abodritischen Fürsten Niklot aus dem Haus der Nakoniden, das
die Abodriten im 11./12. Jahrhundert geeint hatte. 1167 gab er aber das Gebiet
mit Ausnahme der neugeschaffenen Grafschaft Schwerin (Länder Wittenburg, Boizenburg)
an Niklots Sohn Pribislaw, den Gründer der bis 1918 regierenden Dynastie, als
Lehen Sachsens zurück. Bald nach Heinrichs des Löwen Sturz (1180) kam das
Gebiet bis 1227 unter die Oberherrschaft Dänemarks, unter der das Land
Gadebusch (Gadelsbusch) aus der Grafschaft Ratzeburg M. zugeschlagen wurde
(1203). 1256 wurde M. als Fürstensitz von Wismar abgelöst, doch wurde der
Ortsname Landesname. 1229/1238 teilten die vier Urenkel Pribislaws M. in die
vier Linien Mecklenburg(-Schwerin, das Land um die Wismarbucht und den
Schweriner See), Werle (mit Güstrow, Land Wenden), Rostock und Parchim
(Parchim-Richenberg), die sich ihrerseits weiter verzweigten. Die Fürstentümer
Parchim (1256), Rostock (1314/1323) und Werle (1436) fielen bei ihrem Erlöschen
an M. zurück, das außerdem 1298/1300 durch Heirat Stargard als Lehen
Brandenburgs (mit Lychen und Wesenberg), 1320 Grabow, 1350 Stadt und Land
Fürstenberg, zwischen 1343 und 1358 Schwerin (Verdrängung der Grafen von
Schwerin nach Tecklenburg) und 1372 von den Herzögen von Sachsen Stadt und Land
Dömitz erlangte, 1347 nach Ablösung der Lehnshoheit Sachsen-Lauenburgs und
Brandenburgs Reichsunmittelbarkeit erwarb und am 8.7.1348 von König Karl IV.
zum Herzogtum (Reichslehen) erhoben wurde. Als 1471 die 1352 von Mecklenburg-Schwerin
erneut abgezweigte Linie Stargard ausstarb, lag die Herrschaft über ganz M.,
das später zum niedersächsischen Reichskreis zählte, bei der Hauptlinie
Mecklenburg-Schwerin, die 1442 den Markgrafen von Brandenburg Erbhuldigung
leistete und Erbanwartschaft zugestehen musste. Neue Teilungen
(nach der schon 1534 erfolgten tatsächlichen Trennung einer 1503/1520
vereinbarten Samtherrschaft) von 1555 (bis 1610) und 1621 führten zur Bildung
der Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin im Westen und Mecklenburg-Güstrow im
Osten, doch blieben die Landstände, die Stadt Rostock und die 1419 gegründete
Universität Rostock, das Hofgericht und - nach Einführung der Reformation - das
Konsistorium gemeinsam. 1610 fiel Mecklenburg-Schwerin an Mecklenburg-Güstrow.
Nach der erneuten Teilung (1621) verloren die
Herzöge 1628/1629-1631 ihre Länder über das Reich an Wallenstein, 1648 Wismar,
Poel und Neukloster an Schweden (bis 1803/1903), erhielten aber andererseits
die säkularisierten Hochstifte Schwerin und Ratzeburg und die Komtureien Mirow
(Mecklenburg-Schwerin) und Nemerow (Mecklenburg-Güstrow). Nach dem Erlöschen
der Güstrower Linie (1695) bildeten sich am 8. 3. 1701 die Linien
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, das im Wesentlichen aus dem
Fürstentum Ratzeburg (ohne Stadt Ratzeburg [ausgenommen die Dominsel]), der
Herrschaft Stargard und den Komtureien Mirow und Nemerow bestand, wobei
Landstände, Landtage und Gerichte gemeinsam blieben. 1755 schloss der Herzog
von Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen einen landesgrundgesetzlichen
Vergleich. 1808 traten beide Herzöge dem Rheinbund bei und wurden 1815 zu
Großherzögen erhoben. Mecklenburg-Strelitz erhielt außerdem noch ein Gebiet
(drei Kreise) in der Eifel mit etwa 10000 Einwohnern, das es 1819 an Preußen
verkaufte. Eine am 3. 8. 1849 eingeführte liberale Verfassung wurde auf
Einspruch Mecklenburg-Strelitzs und der Ritterschaft 1850 aufgehoben.
1866/18677 traten beide Großherzogtümer auf preußischen Druck dem Norddeutschen
Bund und 1868 dem Deutschen Zollverein bei. Der Großherzog von
Mecklenburg-Strelitz beging am 29. 2. 1918 Selbstmord, der Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin dankte am 14. 11. 1918 für beide Länder ab. Durch die
Verfassung vom 17. 5. 1920 wurde der Freistaat Mecklenburg-Schwerin, durch das
Landesgrundgesetz vom 29. 1. 1919/24. 5. 1923 Mecklenburg-Strelitz
parlamentarisch-demokratische Republik. Zum 1. 1. 1934 wurden beide Länder
durch Gesetz zum Land M. mit Regierungssitz in Schwerin vereinigt. 1937
erfolgte ein Gebietsaustausch, in dem die ratzeburgisch-mecklenburgischen
Enklaven Breitenfelde, Mannhagen und Althorst zu Preußen und die bis dahin
lübeckische Gegend um Schattin zu M. gelangten. 1945 kam M., um Vorpommern
westlich der Oder (mit Rügen, aber ohne Stettin) vergrößert, jedoch um ein der
Stadt Ratzeburg nach Osten hin vorgelagertes Gebiet um Ziethen, Bäk und Mechow
(britische Besatzungszone) verkleinert, zur sowjetischen Besatzungszone (22938
Quadratkilometer, 2,109 Millionen Einwohner). Es erhielt am 16. 1. 1947 eine
neue Verfassung. 1949 wurde M. ein Land der Deutschen Demokratischen Republik.
Durch Gesetz vom 23. 7. 1952 wurde das Land aufgelöst (str.) und zusammen mit
Teilen Brandenburgs (Uckermark, Westprignitz) auf die Bezirke Schwerin, Rostock
und Neubrandenburg aufgeteilt, zum 3.10.1990 aber als Mecklenburg-Vorpommern
wiederhergestellt (Hauptstadt Schwerin), wobei 8 Gemeinden des Amtes Neuhaus
1990 den Landkreis Hagenow verließen, um sich in Niedersachsen eingliedern zu
lassen.
L.: Wolff 441; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Die Territorien des Reichs 2, 166;
Mecklenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1863ff.; Strecker, W./Cordshagen, C.,
Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Böhlau, H.,
Mecklenburgisches Landrecht, Bd. 1ff. 1871ff.; Büsing, O., Staatsrecht der
Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, 1884; Buchka, G.
v., Landesprivatrecht der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-Strelitz, 1905; Sachsse, H., Die landständische Verfassung
Mecklenburgs, 1907; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.;
Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Krause, H., System der
landständischen Verfassung Mecklenburgs in der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts, 1927; Endler, E., Geschichte von Mecklenburg-Strelitz 1701-1933,
1935; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs, Bd. 1ff. 1935ff.; Engel,
F./Schmidt, R., Historischer Atlas von Mecklenburg, 1935ff.; Heeß, W.,
Geschichtliche Bibliographie von Mecklenburg, Bd. 1ff. 1944; Engel, F.,
Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern,
1953; Hofer, E., Die Beziehungen Mecklenburgs zu Kaiser und Reich (1620-1683),
1956; Steinmann, P., Bauer und Ritter in Mecklenburg, 1960; Hamann, M., Das
staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte. Von
den Anfängen bis zur Landständischen Union von 1523, 1968; Pagel, K.,
Mecklenburg. Biographie eines deutschen Landes, 1969; Geschichte der
Universität Rostock 1419-1969, hg. v. Heitz, G., Bd. 1f. 1969; Wieden, H. bei
der, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, B XIII
(Mecklenburg), 1976; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im
kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis
13. Jahrhundert, 1979; Beiträge zur pommerischen und mecklenburgischen
Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1981; Wieden, H. bei der, Mecklenburg, LexMA 6
1992, 439; 1000 Jahre Mecklenburg, 1995; Ein Jahrtausend Mecklenburg und
Vorpommern, 1995; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 12
Mecklenburg-Vorpommern, 1995; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
140; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 1, 166, 844; Die früh- und hochmittelalterliche
Siedlungsentwicklung im nördlichen Mecklenburg im Lichte der Ortsnamen, hg. v.
Foster, E. u. a., 2007; .Buddrus, M. u. a., Landesregierungen und Minister in
Mecklenburg 1871-1952, 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mecklenburg-Güstrow (Herzogtum). Die Linie M. der
Herzöge von Mecklenburg entstand 1555 (bis 1610) bzw. 1621 durch Teilung. 1695 erlosch die Linie. Ihre Güter (im
wendischen Kreis die Städte Güstrow, Krakow, Goldberg, Plau, Malchow, Waren,
Röbel, Penzlin, Stavenhagen, Malchin, Teterow, Neukalen [Neukalden], Gnoien,
Sülze [Sülte], Marlow, Ribnitz, Tessin, Laage und Schwaan [Schwan], die Ämter
Güstrow, Goldberg, Marnitz, Plau, Wredenhagen, Stavenhagen, Neukalen
[Neukalden], Dargun, Gnoien, Ribnitz und Schwaan [Schwan], 255 adlige Güter,
die Seestadt Rostock mit deren Distrikt und die Klöster Dobbertin, Ribnitz und
Malchow sowie im stargardischen Kreis die Städte Neubrandenburg, Friedland,
Woldegk [Woldeck], Stargard, Strelitz, Fürstenberg und Wesenberg, die Ämter
Wanzka, Broda, Stargard, Feldberg, Strelitz, Fürstenberg, Wesenberg, Bergfeld,
das Heideamt, Mirow und Nemerow und etwa siebzig adlige Güter) fielen an
Mecklenburg-Schwerin.
L.: Wolff 441ff.; Zeumer 553 II b 25; Wallner 706f. NiedersächsRK 5, 10, 24;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) F2; Witte, H., Mecklenburgische
Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.; Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920;
Hamann, M., Das staatliche Werden Mecklenburgs, 1962. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mecklenburg-Schwerin (Herzogtum, Großherzogtum,
Freistaat). Die Linie Mecklenburg(-Schwerin) des Hauses Mecklenburg entstand
bei der 1229/1238 erfolgten Teilung. Bis
1436/1471 beerbte sie die übrigen Fürstentümer (Parchim, Rostock, Werle,
Mecklenburg-Stargard). 1555 (bis 1610) bzw. 1621 entstand durch erneute Teilung das Herzogtum M., das 1695 die Linie
Mecklenburg-Güstrow beerbte. 1701 spaltete sich die Linie Mecklenburg-Strelitz
ab. 1755 schloss der Herzog von Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen einen
landesgrundgesetzlichen Vergleich. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das
Herzogtum ein Gebiet von 129 Quadratmeilen. 1803 erhielt M. durch § 9 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für seine Rechte und Ansprüche
auf zwei erbliche Kanonikate der Kirche zu Strasburg (Straßburg), die ihm als
Ersatz für den Hafen von Wismar gegeben waren, sowie für seine Ansprüche auf
die Halbinsel Priwall (Priwal) in der Trave (an Lübeck) die Rechte und das
Eigentum des Hospitals Lübeck in den Dörfern Warnkenhagen (Warnekenhagen), Alt
Bukow (Altenbuchow), Krummbrook (Crumbrook) bzw. Brook und denen der Insel
Poel. Durch Vertrag vom 6.6.1803 mit Schweden erlangte M. Wismar, Poel und
Neukloster pfandweise (1903 endgültig). 1806 wurde M. durch Napoleon unter
Militärverwaltung gestellt, 1807 aber wiederhergestellt. 1808 trat der Herzog
dem Rheinbund bei, 1815 wurde er zum Großherzog erhoben. Eine 1849 eingeführte
Verfassung wurde 1850 aufgehoben. 1866/1867 trat der Großherzog auf preußischen
Druck dem Norddeutschen Bund bei, 1868 dem Deutschen Zollverein. Am 14. 11.
1918 dankte er ab. Der Freistaat M. gab sich am 17. 5. 1920 eine Verfassung.
Zum 1. 1. 1934 wurde M. durch Gesetz mit dem 1701 abgespalteten
Mecklenburg-Strelitz zum Land Mecklenburg vereinigt.
L.: Wolff 441ff.; Zeumer 553 II b 24; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648), III 38 (1789) D/E1;
Strecker, W./Cordshagen, C., Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Bauer 1, 351; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.;
Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Hamann, M., Das staatliche
Werden Mecklenburgs, 1962; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mecklenburg-Strelitz (Herzogtum, Großherzogtum). 1701
entstand durch Teilung des Herzogtums
Mecklenburg das Herzogtum M., das im Wesentlichen aus dem Fürstentum Ratzeburg
(ohne Stadt Ratzeburg [ausgenommen die Dominsel]) und der 42 Quadratmeilen
großen Herrschaft Stargard (mit 42000 Einwohnern) bestand, die durch
Mecklenburg-Schwerin getrennt waren. Außerdem gehörten zu M. die Komtureien
Mirow und Nemerow. 1808 trat der Herzog dem Rheinbund bei. 1815 wurde er zum
Großherzog erhoben. Drei während der Besetzung durch Frankreich (1794-1814) als
Kantone entstandene, als Entschädigung erhaltene Kreise in der Eifel
(Cronenburg/Kronenburg [ohne Steffler/Steffeln und Schuller/Schüller],
Reifferscheid und Schleyden/Schleiden [ohne Wolfsseiffen/Wollseifen] mit 10332
Einwohnern) verkaufte er am 21. 5. 1819 für eine Million Taler und einige
Domänen an Preußen. 1866/1867 trat er auf preußischem Druck dem Norddeutschen
Bund, 1868 dem Deutschen Zollverein bei. Am 23. 2. 1918 beging der letzte
Großherzog Selbstmord. Die Regierung ging an den Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin über, der am 14. 11. 1918 abdankte. Am 29. 1. 1919/24. 5.
1923 erhielt M. ein Landesgrundgesetz. Zum 1. 1. 1934 wurde es durch Gesetz mit
Mecklenburg-Schwerin zum Land Mecklenburg vereinigt.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) E1; Strecker, W./Cordshagen,
C., Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 373; Endler,
E., Geschichte des Landes Mecklenburg-Strelitz 1701-1933, 1935; Hamann, M., Das
staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg,
Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487;
.Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Meißen (Markgrafschaft). Die 929 von
Heinrich I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten
Mittelelbegebiet an der Einmündung der Triebisch in die Elbe oberhalb des
Meisabaches angelegte Burg Misni wurde 968 Sitz eines Markgrafen, 1046 Sitz der
Markgrafen von M. Die 1046 erstmals so genannte Mark M. (marchia Misnensis)
geht auf eine deutsche, nach dem Tod Markgraf Geros (965) abgespaltete
Markgrafschaft zurück, als deren erster Inhaber 968 Wigbert erscheint. Sie
hatte wechselnden Umfang (982 Markgrafschaft Merseburg, Zeitz und M.) und
unterstand Markgrafen aus den Häusern der Ekkehardiner (Ekkehardinger)
(985-1046), Weimar-Orlamünde (1046-1067), der Brunonen (1067-1088) und seit
1089/1125 zusammen mit M. der Eilenburger (Heinrich I. von Eilenburg) bzw.
Wettiner, die ursprünglich als Grafen im Schwabengau und Hosgau saßen und deren
Stammarkgrafschaft Wettin mit der gleichnamigen Burg an der Saale lag. Sie
gewannen bis 1156 Eilenburg (Eulenburg, Eilenberg) und Camburg, die Mark
Niederlausitz (sächsische Ostmark), das Land Bautzen, die Gegend um Dresden,
die Grafschaften Rochlitz und Groitzsch sowie die Kirchvogteien über das
Hochstift Naumburg (Naumburg/Zeitz) und die Klöster Pegau, Chemnitz und Bosau.
Der 1195 unternommene Versuch des Kaisers die Mark als erledigtes Reichslehen
einzuziehen scheiterte. Markgraf Heinrich III. erwarb die Landgrafschaft
Thüringen und die Pfalzgrafschaft Sachsen (1247/1274), sein Sohn das Reichsland
Pleißen (Pleißenland) mit Altenburg, Chemnitz und Zwickau. Bei seinem Tode kam
es zu Landesteilungen und Familienzwisten, welche die Bedeutung der Markgrafschaft
erheblich minderten. 1300 zog König Adolf von Nassau das Land als erledigtes
Lehen ein, doch konnte Markgraf Friedrich I. 1307 M. wie Thüringen
zurückgewinnen. Unter den Nachfolgern gelangen Erwerbungen im Reichsland
Pleißen (Pleißenland) sowie um Dohna und Pirna. Kernland der Markgrafen blieb
das Gebiet um M. 1409 wurde von Markgraf Friedrich dem Streitbaren die
Universität Leipzig gegründet. 1422/1423 erlangten die Markgrafen von M. Land,
Herzogstitel und Kurwürde der Herzöge von Sachsen-Wittenberg. Damit trat die
später zum obersächsischen Reichskreis zählende Markgrafschaft M. gegenüber dem
Herzogtum Sachsen in den Hintergrund und wurde unter Sachsen mitverstanden. Sie
umfasste das Gebiet der sogenannten meißnischen, Leipziger und erzgebirgischen
Kreise. Der meißnische Kreis enthielt die Ämter M., Dresden, Dippoldiswalde,
Pirna, Hohnstein (Hohenstein) und Lohmen, Stolpen, Radeberg mit Laußnitz
(Lausnitz), Großenhain mit Moritzburg, Senftenberg, Finsterwalde, Mühlberg,
Torgau und Oschatz. Der Leipziger Kreis umfasste die Ämter Leipzig, Delitzsch,
Zörbig, Eilenburg mit Düben, Grimma, Mutzschen (Mutschen), Leisnig und Döbeln,
Rochlitz, Colditz (Kolditz), Borna, Pegau und das Stiftsamt Wurzen. Der
erzgebirgische Kreis zerfiel in die Ämter Freiberg, Augustusburg
(Augustenburg), Chemnitz, Nossen, Grillenburg mit Tharandt, Frauenstein,
Altenberg, Lauterstein, Wolkenstein mit Rauenstein, Grünhain mit Stollberg
(Stolberg), Schwarzenberg mit Crottendorf (Krottendorf), Wiesenburg und Zwickau
mit Werdau (Werda). Bei späteren Teilungen fiel
der Hauptteil (Dresden, Freiberg, M.) an die albertinische Linie des späteren
Königreichs Sachsen. Sachsen kam von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik.
L.: Wolff 378f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G3, II 66 (1378) G3; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen
und die Lausitzen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Posse, O., Die
Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin bis zu Konrad dem Großen, 1881;
Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1, 2 1935, Neudruck
1965; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat bis 1485, Bd. 1f. 2. A. 1980;
Pannach, H., Das Amt Meißen vom Anfang des 14. bis zur Mitte des 16.
Jahrhunderts, 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III,
25, IV, 5, Misner Bevölkerungsname; Mark Meißen, hg. v. Weise, H., 1989;
Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Blaschke, K., Meißen,
LexMA 6 1992, 476ff.; Rupp, G., Die Ekkehardiner, 1996; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004; Urkunden der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von
Thüringen 1196-1234, Register bearb. v. Baudisch, S. u. a., 2009.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Memmingen (Reichsstadt). Das (erstmals
1099 bzw.) 1128 genannte M. (Mammingin) wurde von Herzog Welf VI. von Bayern an
der Kreuzung der Straßen von Salzburg in die Schweiz und von Ulm zu dem
Fernpass nahe einer römischen Siedlung (Viaca, Cassiliacum?) gegründet (oder
ausgebaut). Vermutlich vor 1180 wurde es Stadt. 1191 kam es an die Staufer. Vor
1286 wurde es Reichsstadt (1268?) und erhielt 1286 das Stadtrecht Überlingens,
1296 Ulms. In den seit 1398 zunächst vom städtischen, aus der Teilung des Kreuzherrenklosters 1365 hervorgegangenen
Unterhospital erworbenen Gütern erlangte M. bis 1749 (Beilegung des Streites
mit der Reichslandvogtei Oberschwaben) die Landesherrschaft. Seit 1522 wendete
es sich der Reformation zu. Es zählte zum schwäbischen Reichskreis. 1802/1803
kam es mit seinen 12 Dörfern, 2 Quadratmeilen Gebiet und 12000 Einwohnern an
Bayern.
L.: Wolff 216; Zeumer 555 III b 14; Wallner 688 SchwäbRK 57; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3;
Schroeder 219ff.; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Braun,
W., Amtlicher Führer durch Memmingen und Umgebung, 2. A. 1949; Breuer, T.,
Stadt und Landkreis Memmingen, 1959; Blickle, P., Memmingen, 1967, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Schwaben 4; Eitel, P., Die oberschwäbischen
Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft. Untersuchungen zu ihrer
politischen und sozialen Struktur unter besonderer Berücksichtigung der Städte
Lindau, Memmingen, Ravensburg und Überlingen, 1970; Kießling, R., Die Stadt und
ihr Land, 1989; Die Geschichte der Stadt Memmingen, hg. v. Jahn, J., Bd. 1
1992; Kießling, R., Memmingen, LexMA 6 1992, 509; Friess, P., Die Außenpolitik,
1993; Die Geschichte der Stadt Memmingen, hg. v. Jahn, J., 1997.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Moers-Saarwerden (Grafschaft), Saarwerden. Die
Grafschaft Saarwerden kam 1376 durch Heirat an die Grafen von Moers. Durch Teilung entstand 1417 die Grafschaft M. Diese fiel
1527 im Erbgang an die Grafen von Nassau-Saarbrücken, 1629 an Nassau-Weilburg.
Zu ihr gehörten bis 1527 auch Lahr und Kehl. Sie zählte zum oberrheinischen
Reichskreis. 1794 kam sie schließlich an Frankreich. S. Saarwerden.
L.: Herrmann, H., Geschichte der Grafschaft Saarwerden bis 1527, 1957.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mömpelgard (Grafschaft, Reichsgrafschaft,
Residenz), frz. Montbéliard. Das nach der Burg Mons Biliardi benannte M. an der
Allaine war seit dem 10. Jahrhundert Hauptort einer 1070 erstmals erwähnten
Grafschaft, die mit der Teilung des Reiches der
Lothare (Lotharingiens) 870 zum Ostreich gelangt war. Vermutlich kurz vor 1044
kam sie vom König an die Mousson, 1162 an die Montfauçon. Seit König Rudolf von
Habsburg (1273-1291) war sie reichsunmittelbar (Reichskunkellehen), wobei die
Herrschaften Granges, Clerval und Passavant den Grafen von Burgund
(Freigrafschaft, Franche-Comté) lehnrührig waren. Nachdem die Grafen von
Württemberg 1324 bereits die Herrschaften Horburg und Reichenweier gekauft
hatten, fiel M. mit Clerval, Etobon, Granges, Saulnot (Saulmont), Passavant,
etwa 50 Dörfern und Pruntrut 1397/1409 durch Heirat der Erbtochter (Henriette)
an sie. Weiter erwarben sie die Herrschaften Blamont (1506), Clémont,
Héricourt, Châtelot (1561) und Franquemont (1595). In Württemberg wurde M.
immer wieder Nebenlinien zugeteilt (u. a. 1617-1723). 1534 wurde die
Reformation eingeführt. Von 1674/1476 bis 1679/1697 und 1793 wurde M., das seit
1654 Sitz und Stimme auf dem Reichstag hatte, aber keinem Reichskreis
angehörte, von Frankreich, dessen Oberhoheit Württemberg 1748 anerkennen
musste, besetzt. 1796/1801 wurde es Frankreich einverleibt.
L.: Wolff 491f.; Zeumer 553 II b 45; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
D5, III 38 (1789) B4; Tuefferd, P., Histoire des comtes souverains de
Montbéliard, 1877; Viellard, L., Documents et mémoire pour servir à l’histoire
du territoire de Belfort, 1884; Adam, A., Mömpelgard und sein staatsrechtliches
Verhältnis zu Württemberg und dem alten deutschen Reiche, Württemberg. Vjh. f.
LG. 7 (1884), 181ff., 278ff.; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1887;
Duvernoy, C., Montbéliard au XVIIIe siècle, 1891; Pigallet, M., Le Comté de
Montbéliard et ses dependances, 1915; Renard, L., Nouvelle histoire du pays de
Montbéliard, 1950; Grube, W., Mömpelgard und Altwürttemberg, Alem. Jb. 7
(1959), 135ff.; Kläui, P., Hochmittelalterliche Adelsherrschaft im Zürichgau,
1960; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1960, 185 Montbéliard;
Bühler, H., Studien zur Geschichte der Grafen von Achalm und ihrer Verwandten,
Z. f. württemberg. LG. 43 (1984), 7ff.; Eberl, I., Montbéliard, LexMA 6 1992,
780; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 384; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505, 2, 420.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Montfort-Bregenz (Grafen). Die Grafen von M.
entstanden 1260 als Linie der Grafen von Montfort. Sie starben 1338 aus. Bei
einer erneuten Teilung 1354 entstand eine
jüngere Linie M. Sie erwarb 1359 die Herrschaft Hoheneck bzw. Hohenegg, zählte
zum österreichischen Reichskreis und erlosch 1787.
L.: Wallner 713 ÖsterreichRK 1.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Montfort-Tettnang (Grafen). Die Grafen von M.
entstanden 1260 als Linie der Grafen von Montfort. Sie hatte von 1332 bis 1565
die Herrschaft bzw. seit 1471 Grafschaft Rothenfels im Allgäu inne, die 1565 an
die Grafen von Königsegg kam. 1354 erfolgte eine zweite Teilung in eine jüngere Linie M. und eine jüngere Linie
Montfort-Bregenz. 1574 erlosch die Linie M., 1787 auch der Bregenzer Zweig.
L.: Kastner, A., Die Grafen von Montfort-Tettnang, 1957.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nassau (Grafschaft, Herzogtum). Nach
der um 1125 von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn erbauten,
lehnshoheitlich im 12. Jahrhundert von Trier auf das Reich übergehenden Burg N.
(Ort 915 erstmals erwähnt) nannte sich seit 1159/1160 ein Grafengeschlecht, das
sich von dem Vogt Mainzs in Siegen Ruppert (1079-1089) und dessen Sohn Graf Dudo
von Laurenburg herleitete (1117 erstmals sicher bezeugt), 1122/1124 den Grafen
Udalrich von Idstein-Eppstein beerbte und nach 1124 Vogt des Hochstifts Worms
in Weilburg wurde. Durch gezielte Erwerbspolitik gewann es zwischen Main,
Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein schmales Herrschaftsgebiet (um 1160 zusammen
mit den Grafen von Katzenelnbogen von den Grafen von Isenburg die ursprünglich
den Grafen von Arnstein zustehende Grafschaft auf dem Einrich, Herborner Mark,
Kalenberger Zent, Westerwald, Lipporn, Miehlen, Marienfels, Idstein,
Bleidenstadt, Ems, Wiesbaden um 1200) mit den Erzstiften Mainz und Trier sowie
den Landgrafen von Hessen als Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die Grafen von
N. die Güter längs der Lahn in die nördlich der Lahn gelegenen, wertvolleren
Gebiete mit Siegen, Herborn und Dillenburg sowie den Vogteien Dietkirchen und
Ems (ottonische [jüngere] Linie) und in die südlich der Lahn gelegenen Gebiete
mit den Herrschaften Wiesbaden und Idstein sowie den Vogteien Weilburg und
Bleidenstadt (walramische [ältere] Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der
Einrich zwischen unterer Lahn und Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und
die Lehen. ----- Die jüngere ottonische Linie, die unter Heinrich († 1343) die
Vogteien und Gerichte Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger und Ewersbach
[Ebersbach]) hinzuerwarb, spaltete sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar
(ältere Linie, bis 1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg.
Nassau-Dillenburg fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort.
Die Linie teilte sich 1343 in Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere
Linie bis 1561). Nassau-(Siegen-)Dillenburg beerbte 1394 Nassau-Hadamar und
gewann durch Heiraten 1376/1378 die Reichsgrafschaft Diez, 1403/1404 Polanen,
Leck, Breda und weitere Güter im Gebiet der heutigen Niederlande sowie
1416/1420 die gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum
Luxemburg. Diese Gebiete wurden im 15. Jahrhundert mehrfach geteilt (1416 vier
Linien, 1425 drei Linien: Nassau-Dillenburg-Diez [bis 1443],
Nassau-Haiger-Siegen [bis 1429] und Nassau-Herborn-Breda), doch waren die
nassau-dillenburgischen Güter von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516 wieder
vereinigt. Seit 1507 nannte sich die Linie wegen ihrer vergeblich geltend
gemachten Erbansprüche auf Katzenelnbogen auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen
der Heirat mit der Erbtochter des Prinzen/Fürsten von Chalon und Oranien am
Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Etwa gleichzeitig
wurde die Reformation (zunächst das Luthertum, dann der Calvinismus)
eingeführt. 1559 erfolgte eine erneute Teilung
in die linksrheinischen (Nassau-Oranien) und die rechtsrheinischen
(Nassau-Dillenburg) Güter. 1561 beerbte Nassau-Dillenburg Nassau-Beilstein.
1601/1607 erfolgte eine Teilung in die Linien
Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein, Nassau-Siegen (1652 in den
Reichsfürstenstand erhoben) und Nassau-Diez. Nassau-Dillenburg mit Dillenburg,
Haiger und Herborn wurde 1620 von Nassau-Beilstein beerbt, das sich seitdem
nach Dillenburg Nassau-Dillenburg nannte (1652 in den Reichsfürstenstand
erhoben). Nassau-Hadamar (1650 in den Reichsfürstenstand erhoben) mit Hadamar
und Rennerod kam 1711/1717 an Nassau-Diez. 1739 fiel Nassau-Dillenburg mit der
Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Nassau-Siegen gelangte 1742/1743 an
Nassau-Diez, das damit alle rechtsrheinischen Güter der nassau-ottonischen
Linie in sich vereinigte. Weil Nassau-Diez außerdem 1702 die linksrheinischen
Güter der Linie Nassau-Oranien erlangt hatte, nannte sich die Linie Fürsten von
Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz nach Den Haag und regierte das
Stammland über das deutsche Kabinett in Dillenburg. 1795/1797/1801 verlor sie
alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erhielt hierfür das Hochstift
Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey und
Höxter, Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in Vorarlberg), Hofen (bei
Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in Liechtenstein) als neues
Fürstentum Oranien (insgesamt 46 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). 1806
verlor es durch die Rheinbundakte auch die rechtsrheinischen Güter, vor allem
das Fürstentum Diez an das Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach
dem Ende der französischen Vorherrschaft ergriff der Prinz von Nassau-Oranien
am 20. 12. 1813 von seinen Ländern wieder Besitz. Am 14. 7. 1814 gab das
Herzogtum Nassau an Nassau-Oranien das Fürstentum Diez und weitere Güter
zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 trat der Fürst von Nassau-Oranien, der
1815 König der Niederlande geworden war, alle deutschen Gebiete an Preußen als
Gegenleistung für das ihm durch den Wiener Kongress zugesprochene Großherzogtum
Luxemburg ab. Preußen gab seinerseits einen Teil der Gebiete (Fürstentum Diez,
Hadamar, Dillenburg) an das Herzogtum Nassau (1806-1866) weiter. 1890 erlosch
mit König Wilhelm III. von den Niederlanden die ottonische Linie im
Mannesstamm.-----Die ältere walramische Linie, aus der König Adolf von N.
(1292-1298) stammte, gewann 1328/1333 die Herrschaft (Reichsgrafschaft)
Merenberg, die Herrschaft Lichtenstein und weitere Güter (pfandweise
Neuweilnau, Burg und Stadt Katzenelnbogen, Altenkirchen, Dietenhausen
[Diedenshausen]). 1355 teilte sie sich in die Linien Nassau-Idstein (mit
Idstein und Wiesbaden) und Nassau-Weilburg (1366 gefürstete Grafen) mit
Weilburg und Bleidenstadt. 1381 erlangte die Linie Nassau-Weilburg infolge
Heirat die Grafschaft Saarbrücken, 1393 die Herrschaft Kirchheim und Stauf,
1405 Neuweilnau (Kauf), Bingenheim, Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von
Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg bzw. Kleeberg und Mensfelden. 1429/1442
teilte sie sich in die Linien Nassau-Saarbrücken und die Neue Linie
Nassau-Weilburg, wobei die Linie Nassau-Saarbrücken die meisten
linksrheinischen Güter erhielt. Sie erwarb außerdem 1527 die Grafschaft
Saarwerden und das Oberamt Lahr und Mahlberg. Nach ihrem Aussterben (1574)
kamen ihre Güter an die 1561 in Nassau-Weilburg und Nassau-Weilnau geteilte
neue Linie Nassau-Weilburg. Nassau-Weilnau wurde 1602 von Nassau-Weilburg
beerbt. 1605 kam es durch Aussterben der Linie Nassau-Idstein zur
Wiedervereinigung aller nassau-walramischen Güter in der Linie Nassau-Weilburg.
Diese wurde 1629/1651 aufgeteilt in Nassau-Idstein mit Idstein, Wiesbaden und
Lahr, Nassau-Weilburg mit Weilburg, Merenberg und Kirchheim und
Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie, 1659 dreigeteilt, mit Saarbrücken,
Saarwerden und Usingen). 1688/1737 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben.
Von den verschiedenen Linien starb Nassau-Idstein 1721 aus und vererbte die
Güter an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen), das außerdem 1723
Nassau-Saarbrücken (Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728 Nassau-Ottweiler
(Nassau-Saarbrücken-Ottweiler) beerbte. Nassau-Weilburg erheiratete 1799 den
größten Teil der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle
linksrheinischen Gebiete an Frankreich, wurde aber dafür mit Gütern aus dem
Erzstift Trier entschädigt. Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie) teilte sich
1659 in die Linien Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken und Nassau-Usingen.
Dieses beerbte 1723 Nassau-Saarbrücken, 1721 Nassau-Idstein und 1728
Nassau-Ottweiler. 1735 wurde es erneut in Nassau-Saarbrücken (jüngere Linie)
und Nassau-Usingen, das 1744 die Residenz von Usingen nach Biebrich und die
Regierung nach Wiesbaden verlegte, geteilt. Nassau-Saarbrücken wurde 1797 von
Nassau-Usingen beerbt. 1793/1801 verlor Nassau-Usingen seine linksrheinischen
Güter, von denen die alte Grafschaft Saarbrücken 1815 an Preußen kam, erhielt
dafür aber Entschädigung vor allem aus dem Erzstift Mainz im Rheingau und am
unteren Main, aus dem Erzstift Trier (Montabaur, Limburg), aus dem Erzstift
Köln (u. a. Deutz, Königswinter), aus Hessen-Darmstadt (Anteil an der
Niedergrafschaft Katzenelnbogen um Braubach), aus Sayn-Altenkirchen und
verschiedenen Klöstern und Stiften sowie Virilstimme im Reichsfürstenrat.-----
Am 30. 8. 1806 schlossen sich die am 31. 7. 1806 dem Rheinbund unter Erhöhung
zu Herzögen beigetretenen Fürsten von Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen, das
1816 ausstarb, zu einem vereinten, für unteilbar und souverän erklärten
Herzogtum N. zusammen. Sie bekamen die Grafschaft Wied-Runkel, die Grafschaft
Wied-Neuwied, das Fürstentum Nassau-Oranien mit Grafschaft Diez, die Grafschaft
Solms-Braunfels und andere Güter (Bassenheim, Grafschaft Holzappel, Herrschaft
Schaumburg, Herrschaft Reifenberg, Herrschaft Kransberg, Gebiete der
Reichsritterschaft), mussten aber die ehemals kölnischen Gebiete an das
Großherzogtum Berg sowie Kastel (Mainz-Kastel) und Kostheim an Frankreich
abtreten (Gesamtgebiet 103 Quadratmeilen mit 270000 Einwohnern). 1813 mussten
sie Güter an Nassau-Oranien zurückgeben. Am 1./2. 9. 1814 erhielt das
Herzogtum, um den Widerspruch verschiedener mediatisierter Familien (Ostein,
Schönborn, Waldbott von Bassenheim [Waldbott-Bassenheim], von der Leyen) und
des Freiherren vom Stein zu beseitigen, vor allen anderen deutschen Staaten
eine landständische Verfassung. 1815 tauschte das Herzogtum N. mit Preußen
umfangreiche Gebiete (ehemals hessen-kasselische Niedergrafschaft
Katzenelnbogen, Diez, Dillenburg, Hadamar [gegen die späteren Kreise Neuwied,
Altenkirchen, Wetzlar und den rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz]).
Seit 1815 war das Herzogtum Mitglied des Deutschen Bundes. Seit 1816 regierte
Nassau-Weilburg allein. 1836 trat N. dem Deutschen Zollverein bei. Am 28. 12.
1849 wurde eine liberale Verfassung erlassen, die im November 1851 aber wieder
aufgehoben wurde. Am 8. 10. 1866 wurde N. wegen seiner Unterstützung
Österreichs von Preußen (in die Provinz Hessen-Nassau) einverleibt und durch
8,5 Millionen Taler und die Schlösser Weilburg und Biebrich
(Wiesbaden-Biebrich) abgefunden. Herzog Adolf von Nassau (aus der walramischen
Linie) wurde 1890 Großherzog von Luxemburg. 1912 starb das Haus N. aus. 1945
kam der größte Teil Hessen-Nassaus an Hessen.
L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450)
F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234; Arnoldi, J., Geschichte der
oranien-nassauischen Länder, Teil 1ff. 1799ff.; Vogel, C., Beschreibung des
Herzogtums Nassau, 1843; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau
walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Roth, F., Fontes rerum Nassoicarum, Bd.
1ff. 1880ff.; Codex diplomaticus Nassoicus, hg. v. Menzel, K./Sauer, W., Bd.
1ff. 1885ff., Neudruck 1969; Düssell, H., Rechtskarte des Oberlandesgerichts
Frankfurt am Main, hg. v. Sayn, O., 1902; Spielmann, C., Geschichte von Nassau,
Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Die Grundlagen der nassau-dillenburgischen
Territorialentwicklung, Korr. Bl. Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt,
G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im
oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; May, K., Territorialgeschichte des
Oberlahnkreises, 1939; Fritzemeyer, J., Die Ausbildung einer zentralen
Behördenorganisation der Grafen bzw. Fürsten von Nassau, Diss. phil. Frankfurt
am Main 1943; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987;
Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Oestreich,
G., Grafschaft und Dynastie Nassau im Zeitalter der konfessionellen Kriege,
(in) Bll. f. dt. LG. 96 (1960); Kissel, O., Neuere Territorial- und
Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Demandt, K., Schrifttum zur
Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965f.; Sante,
G. W., Strukturen, Funktionen und Wandel eines historischen Raumes: Nassau,
(in) Nassauische Annalen 85 (1974), 151ff.; Herzogtum Nassau: 1806-1866.
Politik, Wirtschaft, Kultur. Eine Ausstellung des Landes Hessen und der
Landeshauptstadt Wiesbaden (Katalog), Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in
politischen Konstellationen am Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof
Gerlach (1292-1346), Nassauische Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O.,
Nassauische Biographie, 1986; Steubing, J., Kirchen- und Reformationsgeschichte
der Oranien-nassauischen Lande, 1987; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum
Nassau um die Einführung von Mündlichkeit und Öffentlichkeit im
Zivilprozessverfahren, 1990; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991;
Gerlich, A., Nassau, LexMA 6 1992, 1035; Jäger, W., Staatsbildung und
Reformpolitik, 1993; Nassauische Parlamentarier, hg. v. Rösner, C., 1997;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 232; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 479; Schüler, W., Das Herzogtum
Nassau 1806-1866, 2006; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 3 (mit Übersichtskarte Nassau im 18. Jh.).
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nassau-Diez (Grafen). Die Linie
Nassau-Dillenburg der ottonischen Linie der Grafen von Nassau gewann 1386 die
Grafschaft Diez. Nach früheren Teilungen
erfolgte 1607 erneut eine Abspaltung einer Linie N. Diese Linie beerbte 1711
Nassau-Hadamar, 1739 Nassau-Dillenburg, 1742/1743 Nassau-Siegen sowie 1702
Nassau-Oranien. Seitdem nannte sie sich Fürsten von Nassau-Oranien
(Nassau-Diez-Oranien) und verlegte 1747 den Sitz nach Den Haag. 1803 wurde sie
als Fürst von Nassau-Dillenburg mit Fulda, Corvey, Dortmund, Weingarten, Hofen
(bei Friedrichshafen), Sankt Gerold (heute in Vorarlberg), Bendern (in
Liechtenstein) und Dietkirchen entschädigt. 1815 trat der Fürst von
Nassau-Oranien alle deutschen Gebiete als Gegenleistung für das Großherzogtum
Luxemburg an Preußen ab.
L.: Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Laut, R.,
Territorialgeschichte der Grafschaft Diez samt den Herrschaften Limburg,
Schaumburg, Holzappel, 1943; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 81. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nassau-Dillenburg (Grafen). Die ottonische Linie
der Grafen von Nassau spaltete sich 1303 in Nassau-Hadamar, Nassau-Siegen und
N. N. fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort. 1343 spaltete
sich Nassau-Beilstein von N. ab. N. gewann 1386 die Grafschaft Diez, 1403 Güter
in den späteren Niederlanden (u. a. Polanen, Leck, Breda) und 1416/1420 die
gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum Luxemburg.
Diese Gebiete wurden mehrfach geteilt, doch waren sie von 1451 bis 1472 und von
1504 bis 1516 vereinigt. Wegen ihrer vergeblich geltend gemachten Ansprüche auf
Katzenelnbogen nannte sich N. seit 1507 auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen
der Heirat mit der Erbtochter Claudia der Fürsten von Chalon und Oranien am
Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Zu dieser Zeit
wurde die Reformation eingeführt (zunächst das Luthertum, dann der
Calvinismus). 1559 wurde in die linksrheinischen Güter (Nassau-Oranien) und die
rechtsrheinischen Güter (N.) geteilt. N. beerbte 1561 Nassau-Beilstein. 1607
entstand durch Teilung erneut eine Linie N. (mit
Dillenburg, Haiger und Herborn). Sie wurde 1620 von (einer neuen Linie)
Nassau-Beilstein beerbt. Nassau-Beilstein nannte sich danach N. nannte und
wurde nach kurzer Zugehörigkeit zum westfälischen Reichsgrafenkollegium 1654 in
den Reichsfürstenstand erhoben. 1739 fiel das etwa 8 Quadratmeilen große, zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende N. mit den Ämtern
Dillenburg, Haiger, Herborn, Driedorf, Mengerskirchen, Ellar, Burbach, Tringenstein
und Ewersbach (Ebersbach) sowie der Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Am
25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des
Reichsdeputationshauptschlusses zur Entschädigung für die Statthalterschaft und
seine Domänen in Holland und Belgien die Bistümer Fulda und Corvey, die
Reichsstadt Dortmund, die Abtei Weingarten, die Abteien und Propsteien Hofen
(bei Friedrichshafen), Sankt Gerold (heute in Vorarlberg), Bendern (in
Liechtenstein), Dietkirchen an der Lahn sowie alle Kapitel, Propsteien und Klöster
in den zugeteilten Landen.
L.: Wolff 337; Zeumer 553 II b 52; Wallner 703 WestfälRK 21; Spielmann, C.,
Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Territorialgeschichte
des Fürstentums Nassau-Dillenburg, Diss. phil. Marburg 1932; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 61, 81. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nassau-Hadamar (Grafen). H. am Elbbach bei
Limburg wird erstmals 832 als Mittelpunkt einer Mark genannt. Der seit 1190
belegte Hof Hadamar kam im 13. Jahrhundert an die Grafen von Nassau. Die Linie
N. entstand 1303 bei der Aufspaltung der ottonischen Linie der Grafen von
Nassau. 1320 machte sie Hadamar zum Hauptsitz. 1394 wurde sie von Nassau-Dillenburg
(Nassau-Siegen-Dillenburg) und Katzenelnbogen beerbt (1479 Hessen). 1557 fiel
Hadamar ganz an Nassau-Dillenburg. 1607 wurde erneut durch Teilung eine jüngere Linie N. geschaffen. Ihre Güter
(Hadamar, Rennerod) fielen 1711 an Nassau-Diez. Am Ende des 18. Jahrhunderts
umfasste die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Grafschaft
Hadamar (unter dem Erbstatthalter der Niederlande) ein Gebiet von etwa 7
Quadratmeilen.
L.: Wolff 337; Zeumer 553 II b 51; Wallner 703 WestfälRK 23; Spielmann, C.,
Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Böhlen, H., Ein Stadtjubiläum. Ein
Rückblick auf Hadamars Sechsjahrhundertfeier, 1925; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 59.
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Nassau-Idstein (Grafschaft). Die Burg Idstein
im Taunus wird 1102 erstmals erwähnt (Etichestein). Um 1120 ging das
Reichslehen auf die Erzbischöfe von Mainz über, die es den Grafen von Nassau zu
Lehen gaben. 1355 wurde Idstein Sitz der Linie N. der walramischen Linie der
Grafen von Nassau. Bei ihrem Aussterben 1605 fielen ihre Güter an
Nassau-Weilburg. 1629/1651 entstand durch Teilung
erneut N. (mit Idstein, Wiesbaden und Lahr). Diese Linie vererbte 1721 ihre
Güter an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen).
L.: Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd.
1ff. 1864ff.; Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Schmidt,
W., Territorialgeschichte der Herrschaft Nassau-Idstein und der angrenzenden
Ämter, 1954; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 23.
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Nassau-Oranien (Fürsten). Die Linie
Nassau-Dillenburg der ottonischen Linie der Grafen von Nassau erwarb 1515/1530
durch Erbfall über die Erbtochter Claudia von Chalon Oranien und nannte sich
seitdem N. (1544 Prince d’Orange). 1559 erfolgte eine Teilung
in N. und Nassau-Dillenburg. 1702 fiel N., das Oranien durch Okkupation an
Frankreich verlor, an das durch Teilung
Nassau-Dillenburgs entstandene Nassau-Diez. Moers, Lingen und Neuenburg kamen
unter Berufung auf das Erbrecht Luise Henriettes von Nassau-Oranien (1627-1667)
an Preußen. Nassau-Diez, das auch die deutschen Güter der ottonischen Linie
gewann, nannte sich seitdem Fürsten von N. und verlegte 1747 die Residenz nach
Den Haag (Regierung des Stammlands über das deutsche Kabinett). 1732 trat N.
zahlreiche niederländische Güter (Herstal, Montfoort [Montfort], Turnhout) an
Preußen ab, das diese bald nach 1740 verkaufte. 1795/1797/1801 verlor N. alle
linksrheinischen Güter an Frankreich und erlangte dafür als Entschädigung im
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 das Hochstift Fulda, das Schloss
Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey und Höxter, Dortmund, die
Benediktinerabtei Weingarten, Sankt Gerold (in Vorarlberg), das
Benediktiner-Priorat Hofen (bei Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in
Liechtenstein) (insgesamt 46 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). 1806 verlor
es durch die Rheinbundakte auch die rechtsrheinischen Güter, vor allem das
Fürstentum Diez, an das Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach dem
Ende der französischen Vorherrschaft ergriff der Fürst von N. am 20. 12. 1813
wieder Besitz von seinen Ländern. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau an N.
das Fürstentum Diez und weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 gab
der Fürst von N., der 1815 König der Niederlande geworden war, alle deutschen
Gebiete als Gegenleistung für das ihm auf dem Wiener Kongress zugesprochene
Großherzogtum Luxemburg an Preußen.
L.: Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Nassau und Oranien,
hg. v. Tamse, C., 1985; Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich, hg. v.
Lademacher, H., 1995; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009.
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Nassau-Ottweiler (Grafschaft). In Ottweiler bei
Neunkirchen an der Blies begründete 871 der Bischof vom Metz ein Stift. Als
dessen Obervögte wurden 1186 die Grafen von Saarbrücken genannt, welche die
Burg Ottweiler errichteten. Über Saarbrücken kam Ottweiler 1381 an
Nassau-Weilburg. 1659 wurde Ottweiler bei einer Teilung
Sitz der von der walramischen Linie der Grafen von Nassau-Saarbrücken
abgespalteten Grafen von N. Sie starben 1728 aus und vererbten ihre Güter an
Nassau-Usingen. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste die Herrschaft Ottweiler
ein Gebiet von etwa 5 Quadratmeilen.
L.: Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd.
1ff. 1864ff.; Schmidt, W./Schmidt, F., Geschichte der Stadt und Grafschaft
Ottweiler, 1909.
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Nassau-Saarbrücken (Grafschaft). Saarbrücken wird
nach dem römischen vicus Saravus 999 erstmals erwähnt. Die Burg Saarbrücken war
seit dem 12. Jahrhundert Sitz der Grafen von Saarbrücken. 1381 fiel Saarbrücken
über die Erbtochter Johanna von Saarbrücken an die walramische Linie
Nassau-Weilburg der Grafen von Nassau. Hinzu kam 1386 von Hohenlohe Kirchheim
mit Stauf in der Pfalz. 1442 wurde Saarbrücken Sitz der Linie N. Diese Linie
erbte 1527 die Grafschaft Saarwerden und die (Hälfte der) Herrschaft
Lahr-Mahlberg (Lahr) von den Grafen von Moers-Saarwerden und vererbte nach
einer 1547 erfolgten Teilung in die Linien
Nassau-Saarbrücken (Saarbrücken) und Nassau-Ottweiler (Ottweiler) bei ihrem
Aussterben 1574 ihre Güter Saarbrücken, Kirchheim (Kirchheimbolanden) und Lahr
an ihre Stammlinie Nassau-Weilburg. Die Grafschaft Saarwerden wurde wegen
Einführung der Reformation (1.1.1574) von Lothringen als erledigtes Lehen
eingezogen. 1629/1651 entstand durch Teilung
erneut die Linie N. Diese teilte sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler (bis
1728), N. und Nassau-Usingen. 1688 erfolgte die Erhebung in den
Reichsfürstenstand ohne Sitz im Reichsfürstenrat. 1723 starb die Linie N. aus
und vererbte ihre Güter an Nassau-Usingen. 1735 wurde Nassau-Usingen in
Nassau-Usingen und N. geteilt. 1797 beerbte Nassau-Usingen N. 1793/1801 kam das
14 Quadratmeilen große, zum oberrheinischen Reichskreis zählende N. mit 40000
Einwohnern an Frankreich, Nassau-Usingen wurde 1803 entschädigt. 1815 fiel die
Grafschaft Saarbrücken durch Vertrag (als Gegenleistung für Luxemburg) an
Preußen, das es seiner Rheinprovinz zuteilte. Von 1919 bis 1935 und von 1945
bis 1957 unterstanden die Güter im Saargebiet Frankreich. S. Saarland.
L.: Zeumer 553 II b 60, 3; Wallner 696 OberrheinRK 13; Schliephake, F./Menzel,
K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Ruppersberg,
A., Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, Teil 1ff. 2. A. 1908ff.;
Geck, E., Das Fürstentum Nassau-Saarbrücken-Usingen im 18. Jahrhundert, 1953;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 31, 40.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nassau-Siegen (Grafen, Fürsten). Siegen an der
Sieg ist zwischen 1079 und 1089 (Sigena) erstmals bezeugt. 1170 erscheint eine
civitas Siegen um die Martinikirche, zu der 1224 eine Stadt auf dem Siegberg
trat. Ab 1224 stand Siegen infolge Vergabung durch die Grafen von Nassau an das
Erzstift Köln unter der Doppelherrschaft der Grafen von Nassau und der
Erzbischöfe von Köln. 1303 erhielt es Soester Recht. Am Anfang des 15.
Jahrhunderts kam es ganz an Nassau. 1303 spaltete sich die ottonische Linie der
Grafen von Nassau in die Linien Nassau-Hadamar, N. und Nassau-Dillenburg. N.
nannte sich nach der Beerbung Nassau-Dillenburgs 1328 Nassau-Dillenburg. 1607
entstand durch Teilung Nassau-Dillenburgs erneut
N. mit später etwa 9000 Einwohnern. 1621 wurde das kleine Land gedrittelt, doch
fielen 1642 zwei Drittel wieder zusammen. Danach residierten die beiden Linien
im Oberen Schloss (ältere, katholische Linie) und im Unteren Schloss (jüngere,
reformierte Linie) in Siegen. 1652 wurden sie in den Fürstenstand erhoben. 1734
starb der reformierte Zweig aus und wurde vom katholischen Zweig beerbt. Dieser
trat 1742/1743 N. an Nassau-Diez-Oranien (Nassau-Diez bzw. Oranien) ab, das
seitdem alle Gebiete der ottonischen Linie vereinigte. N. zählte zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Von 1806 bis 1813 gehörte Siegen als
Unterpräfektur zum Großherzogtum Berg. 1815/1816 kam es zu Preußen (Provinz
Westfalen), 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 337; Siegener Urkundenbuch, Bd. 1f. 1887ff.; Spielmann, C.,
Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Bald, L., Das Fürstentum
Nassau-Siegen, 1939; Lück, A., Siegerland und Nederland, 1967; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 61, 81. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nassau-Usingen (Grafschaft, Fürstentum).
Usingen im Taunus wird im 8. Jahrhundert erstmals erwähnt. 1207 gehörte es den
Grafen von Diez, 1326 den Grafen von Nassau. 1659 wurde Usingen bei der Teilung der Linie Nassau-Saarbrücken Sitz der
walramischen Linie N. der Grafen von Nassau, die 1721 die Linie Nassau-Idstein,
1723 die Linie Nassau-Saarbrücken und 1728 die Linie Nassau-Ottweiler beerbte.
Sie teilte sich 1735 in die Linien N. und Nassau-Saarbrücken. 1744 verlegte N.
die Residenz von Usingen nach Biebrich und die Regierung nach Wiesbaden. Um
1790 war das zum oberrheinischen Reichskreis zählende N. mit Falkenstein,
Kettenbach, Daisbach und Hausen Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. 1793/1801 verlor es seine linksrheinischen Güter an
Frankreich. 1797 beerbte N. Nassau-Saarbrücken. Am 25. 2. 1803 erhielt der
Fürst von N. durch § 12 des Reichsdeputationshauptschlusses für das Fürstentum
Saarbrücken, zwei Drittel der Grafschaft Saarwerden, die Herrschaft Ottweiler
und die Herrschaft Lahr in der Ortenau von Mainz die Ämter Königstein, Höchst,
Kronberg (Kronenburg), Rüdesheim, Oberlahnstein, Eltville, Harheim (Haarheim),
Kastel, vom Mainzer Domkapitel die Güter unterhalb Frankfurts, von der Pfalz
das Amt Kaub, vom Erzstift Köln den Rest des eigentlichen Kurfürstentums Köln
(u. a. Deutz, Königswinter, aber mit Ausnahme der Ämter Altenwied )[Altwied]
und Neuerburg [Nürburg]), von Hessen-Darmstadt die Ämter Katzenelnbogen,
Braubach, Ems, Eppstein und Cleeberg (Kleeberg) (frei von solmsischen
Ansprüchen), die Reichsdörfer Soden und Sulzbach, die Dörfer Weiperfelden,
Schwanheim und Okriftel, die Kapitel und Abteien Limburg, Rommersdorf
(Rumersdorf), Bleidenstadt, Sayn, alle Kapitel, Abteien und Klöster in den
zugefallenen Landen, die Grafschaft Sayn-Altenkirchen und eine Virilstimme im
Reichsfürstenrat. Am 30. 8. 1806 schloss sich das 16 Quadratmeilen große N. mit
Nassau-Weilburg zum Herzogtum Nassau zusammen, das 1866 von Preußen annektiert
wurde. Die Linie N. starb 1816 aus und wurde von Nassau-Weilburg beerbt.
L.: Wolff 265; Zeumer 553 II b 60, 1; Wallner 695 OberrheinRK 10; Schliephake,
F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.;
Winkelmann-Holzapfel 157; Kloft, J., Territorialgeschichte des Kreises Usingen,
1971. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Niederschlesien (Herzogtum, Provinz). Bei der Teilung Schlesiens 1173 kam N. an Boleslaw I. Sein
Sohn musste 1202 Oppeln abtreten. 1251 wurde N. (ducatus Silesiae im Gegensatz
zum ducatus Opoloniensis [Oberschlesien]) in Glogau, Breslau und Liegnitz
geteilt. Von Glogau spalteten sich Sagan mit Crossen und Oels mit Wohlau und
Trachenberg ab, von Breslau Brieg und das Bistumsland Neiße; aus Liegnitz
entstanden Schweidnitz-Jauer und Münsterberg. Seit der zweiten Hälfte des 15.
Jahrhunderts bürgerte sich für diese Gebiete der Name N. ein. Von 1919 bis 1938
war N. eine eigene Provinz Preußens. S. Schlesien, Polen.
L.: Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994; Menzel, J., Schlesien, LexMA 7 1995,
1481ff. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Oberbayern (Herzogtum). 1255 entstand durch
Landesteilung innerhalb Bayerns im Raum zwischen Kufstein und Ingolstadt bzw.
dem Nordgau O. 1329 wurden Gebiete im Nordgau zugunsten der Pfalz abgetrennt,
doch blieben Lengenfeld (Burglengenfeld), Schwandorf, Kallmünz und die
Burggrafenrechte von Regensburg bei O. 1340 gewann O. den niederbayerischen
Landesteil, doch erfolgte 1349 eine erneute Teilung,
die bis 1363 währte. 1392 wurde nochmals geteilt. Dabei zerfiel O. in
Bayern-Ingolstadt und Bayern-München. Nach dem Aussterben der Linie
Bayern-Ingolstadt 1447 gelangte deren Gebiet im Wesentlichen an
(Nieder-)Bayern-Landshut, das seinerseits aber 1503/1505 weitgehend an
Bayern-München (O.) kam. S. Bayern, Bayern-Ingolstadt, Bayern-München.
L.: Wolff 136; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart, 2. A. 1992;
Oberbayerisches Landrecht von 1346, hg. v. Schlosser, H. u. a., 2000.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Oberpfalz (Pfalzgrafschaft, Herzogtum).
Das ursprünglich zur bayerischen Nordmark, dann zur bayerischen Markgrafschaft
Nordgau gehörige Gebiet fiel 1268 als Pfand an die Herzöge von Bayern. Bei der Teilung innerhalb der Wittelsbacher von 1329 kamen
diese Güter an die Pfalz (größerer Teil des Viztumamtes Burglengenfeld mit dem
Hauptort Amberg). Diese verpfändete sie 1353 weitgehend an König Karl IV.,
gewann sie aber seit 1373 zurück. 1410 fiel das Gebiet etwas verkleinert an
König Ruprechts von der Pfalz Sohn Johann (Pfalz-Neumarkt), 1448 an
Pfalz-Mosbach (und teilweise kurzfristig an Pfalz-Simmern), 1499 wieder an die
Hauptlinie Pfalz. Seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzte sich der
Name O. durch. 1621 wurde das früh lutherisch gewordene Gebiet von Bayern
besetzt und seit 1625 rekatholisiert. 1628 gab es der Kaiser mit Ausnahme
einiger an Pfalz-Neuburg gefallener Ämter an Bayern als Kriegsentschädigung.
1631 erhielt Bayern die Belehnung mit Gütern Böhmens. Bayern unterwarf die O.
der katholischen Gegenreformation und bezog sie in seinen zentralisierenden
Frühabsolutimsus ein. Die zum bayerischen Reichskreis zählende O. bestand aus
zwei getrennten Hauptteilen zwischen denen das Fürstentum Sulzbach, das
bambergische Amt Vilseck, die Grafschaft Sternstein (Störnstein) und die
Landgrafschaft Leuchtenberg lagen. Zum südlichen Hauptteil gehörten die
Pfleggerichte Amberg, Pfaffenhofen, Haimburg, Rieden, Freudenberg, Hirschau,
Nabburg, Neunburg vor dem Wald, Wetterfeld, Bruck, Rötz (Retz) Waldmünchen,
Obermurach (Murach) und Treswitz-Tännesberg (Treswitz-Tenesberg), zum
nördlichen Teil die Pfleggerichte Bärnau (Bernau), Eschenbach, Grafenwöhr,
Hollenberg (Holnberg), Kirchenthumbach (Kirchentumbach), Auerbach und
Hartenstein, das Kastenamt Kemnath (Kemnat), das Landgericht Waldeck und die
Herrschaft Rothenberg. Darüber hinaus befanden sich noch kleinere Teile
innerhalb des nürnbergischen Gebiets. 1677 kam das 1614 abgetrennte Sulzbach
wieder zu O. zurück. 1803 wurden das bambergische Amt Vilseck und das Kloster
Waldsassen und 1806 Sternstein (Störnstein). S. Bayern-Oberpfalz, Neuburg.
L.: Wolff 138; Wallner 712 BayRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
F/G4; Die Territorien des Reichs 5, 8; Bosl, K., Das kurpfälzische Territorium
”Obere Pfalz”, Zs. f. bay. LG. 26 (1963); Bosl, K., Die Oberpfalz und ihre
junge Hauptstadt, 1980; Emmerig, E., Die Regierung der Oberpfalz. Geschichte einer
bayerischen Mittelbehörde, 1981; Ambronn, K., Landsassen und Landsassengüter
des Fürstentums der oberen Pfalz im 16. Jahrhundert, 1982; Ackermann, K., Die
Oberpfalz, 1987; Fuchs, A./Ambronn, K., Die Oberpfalz in alten Ansichten, 1988;
Schaub, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1 1988; Ambronn, K., Oberpfalz, LexMA
6 1993, 1332; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3,
3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen Reichskreises, 3.A. 1995; Barth,
T., Adelige Lebenswege im alten Reich, 2005.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Oberschlesien (Herzogtum, Provinz). Bei der Teilung Schlesiens 1173 erhielt Mesko Ratibor und
Teschen. Er erwarb nach 1177 die zum Großfürstentum Krakau gehörenden Gebiete
Beuthen, Auschwitz, Zator, Sewerien und Pless und eroberte 1202 Oppeln. Nach
1281 zerfiel O. in Oppeln (mit Oberglogau, Falkenberg und Groß Strehlitz
[Groß-Strelitz, Großstrehlitz], bis 1532), Beuthen (mit Cosel, Tost und
Gleiwitz, bis 1355), Ratibor (mit Rybnik, Sohrau [Sorau] und Pless, bis 1336)
und Teschen mit Auschwitz (bis 1625). 1457 fielen Auschwitz an Polen, 1494
Zator, 1443 Sewerien an den Bischof von Krakau. Für die bei Schlesien
verbliebenen Gebiete sowie Troppau bürgerte sich seit der zweiten Hälfte des 15.
Jahrhunderts die Bezeichnung O. ein. Von 1919 bis 1938 war O. eine eigene
Provinz Preußens. Nachdem sich am 20. 3. 1921 bei einer Volksabstimmung 59,6%
für den Verbleib bei Deutschland entschieden hatten, wurde O. am 20. 10. 1921
geteilt. Der größte Teil des Industriegebiets fiel an Polen. S. Schlesien.
L.: Triest, F., Topographisches Handbuch von Oberschlesien, 1864, Neudruck
1984; Karzel, O., Die Reformation in Oberschlesien, 1979; Fuchs, K.,
Wirtschaftsgeschichte Oberschlesiens: 1871-1945, 1981; Oberschlesien im 19. und
20. Jahrhundert, hg. v. Bein, W., 1984; Oberschlesien 1815-1945, Landschaft,
Geschichte, Kultur, hg. v. Bein, W., o. J.; Oberschlesien im späten
Mittelalter, hg. v. Wünsch, T., 1993; Stadtgeschichte Oberschlesiens, hg. v.
Wünsch, T., 1995.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Oels (Fürstentum, Herzogtum,
Residenz), Olešnica. O. am Oelsbach in Niederschlesien ist im 12. Jahrhundert
als Marktort bezeugt und erhielt 1255 deutsches Stadtrecht. Das Gebiet um O. gehörte
ursprünglich zum Herzogtum Breslau. 1294 wurde es mit anderen Gebieten vom
Fürstentum Breslau an das Fürstentum Görlitz abgetreten. 1312 wurde es nach
einer Teilung der Herzöge von Glogau
selbständiges Fürstentum einer piastischen Linie (zeitweise mit Wohlau und
Wartenberg). 1323 gingen Namslau, Bernstadt, Konstadt, Kreuzburg, Pitschen und
Landsberg verloren. 1329 geriet O. unter die Lehnshoheit Böhmens. 1355 erhielt
es Cosel und die Hälfte von Beuthen (bis 1472), später auch Steinau und
Raudten. 1489 wurde die freie Standesherrschaft Wartenberg (Großwartenberg),
1492 wurden Trachenberg und 1494 Militsch ausgegliedert. 1492 starb die Linie
aus und O. kam als erledigtes Lehen an Böhmen (und Ungarn), von dort nach
Abtrennung von (Trachenberg, Militsch und) Wohlau 1495 an die Herzöge von
Münsterberg aus dem Hause Podiebrad. Diese wurden 1647/1649 über die Erbtochter
von Silvius Nimrod von Württemberg beerbt, der das Haus Württemberg-Oels als
habsburgisches Lehnsfürstentum begründete, das infolge des Anfalls Böhmens an
Habsburg zunächst Lehnsfürstentum Habsburgs bzw. Österreichs, seit 1742
Preußens war. Es fiel 1792 mit einem Gebiet von 35,5 Quadratmeilen durch Heirat
in weiblicher Erbfolge an Herzog Friedrich August von Braunschweig. Sein Neffe
Friedrich Wilhelm nannte sich seit 1805 Herzog von Braunschweig-Oels. 1884
gelangte O. als erledigtes Thronlehen an Preußen und wurde als Lehen an den
Kronprinzen gegeben. Einige Güter und Herrschaften kamen an den König von
Sachsen. S. a. Braunschweig-Oels, Württemberg-Oels.
L.: Wolff 478; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Häusler, W.,
Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Häusler, W., Urkundensammlung zur
Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Schulenburg, W. v. d., Die
staatsrechtliche Stellung des Fürstentums Oels, 1908; Olsnographia rediviva.
Des Herrn Sinapius Beschreibung des Oelser Fürstentums für die heutige Zeit
überarbeitet von Messerschmidt, E., 1931; Menzel, J., Öls, LexMA 6 1993, 1402;
Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 429; Zerelik,
R., Najstarszy kopiarz, 2012.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Oettingen (Grafen, Fürsten). 987 wird ein
Fridericus comes und 1007 dessen Sohn Sigehardus comes in pago Riezzin
(Riesgau) erwähnt. Von ihnen leiten sich möglicherweise Grafen von O. ab, die
1147/1150 (um 1140) als staufische Grafen im Eichstätter Bannforst erstmals
genannt wurden. Vielleicht sind sie aber auch von den Riesgaugrafen
verschiedene edelfreie Amtsträger der Staufer. Sie gewannen mittels des
Landgerichts im Riesgau und des Erwerbs wichtiger Regalien vom 12. bis 14.
Jahrhundert das größte weltliche Herrschaftsgebiet in Ostschwaben, das sie
zeitweise bis an den oberen Main auszudehnen vermochten. 1418 schwächte eine Teilung (Oettingen-Wallerstein [bis 1486],
Oettingen-Flochberg [bis 1549], Oettingen-Oettingen) das politische Gewicht,
doch gelang im Zuge der reformatorischen Säkularisation die vorteilhafte
Abrundung der Güter. 1442 und 1485 wurde ebenfalls geteilt. 1522 erfolgte die Teilung der zum schwäbischen Reichskreis zählenden
Grafen in die evangelische Linie Oettingen-Oettingen (sieben Zwölftel der Güter)
und die katholische Linie Oettingen-Wallerstein (fünf Zwölftel der Güter und
das Erbe von Oettingen-Flochberg). 1623/1694 teilte sich Oettingen-Wallerstein
in Oettingen-Spielberg (1734 gefürstet), Oettingen-Wallerstein (1774 gefürstet)
und Oettingen-Baldern (bis 1798). Nach dem Aussterben Oettingen-Oettingens
(1731) fielen dessen Güter überwiegend an Oettingen-Wallerstein sowie zu einem
Drittel an Oettingen-Spielberg, das durch Heirat 1689 auch die Herrschaft
Schwendi erwarb. Weitere Erwerbungen waren die Herrschaften Bissingen (1661),
Burgberg, Seifriedsberg (Seifridsberg) (1667) und Diemantstein (1777)
(Vorderösterreich, österreichischer Reichskreis, Reichsritterschaft),
Hochaltingen (1764) und Altenberg (1799). 1764 verzichteten die Fürsten auf die
Vogtei über Kloster Neresheim. Oettingen-Wallerstein erlangte 1798 auch die
Güter der Linie Oettingen-Baldern. Oettingen-Spielberg kam 1796 zu einem
Gebietsausgleich mit Preußen in Franken und erhielt 1802 fünf Klöster als
Entschädigung für seine verlorenen elsässischen Güter. 1806 fiel O. mit
insgesamt 17 Quadratmeilen (850 Quadratkilometern) und rund 60000 Einwohnern an
Bayern. Bayern musste 1810 den westlichen Teil (Grafschaft Baldern und weitere
Teile) an Württemberg abtreten, der damit 1951/1952 an Baden-Württemberg
gelangte.
L.: Wolff 176; Zeumer 553 II b 61, 4; Wallner 685 SchwäbRK 8, 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4; Lang, K., Beiträge
zur Kenntnis des öttingischen Vaterlands, 1786; Löffelholz von Kolberg,
Oettingiana, 1883; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reichs,
1938; Grünenwald, E., Oettingen, 1962; Hofmann, H., Territorienbildung in
Franken im 14. Jahrhundert, Z. f. bay. LG. 31 (1968); Hopfenzitz, J., Kommende
Öttingen Teutschen Ordens, Diss. Würzburg 1973 (masch.schr.); Grünenwald, E.,
Das älteste Lehenbuch der Grafschaft Oettingen, Einleitung, 1975; Kudorfer, D.,
Die Grafschaft Oettingen, 1985; Kudorfer, D., Die Entstehung der Grafschaft
Oettingen, (in) Rieser Kulturtage, Dokumentation 6,1, 1987; Wendehorst, A.,
Oettingen, LexMA 6 1993, 1365; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte,
Bd. 2 1995, 395; Die ländlichen Rechtsquellen aus der Grafschaft Oettingen, hg.
v. Kiessling, R. u. a., 2005. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Oppeln (Herzogtum, Residenz), Opole. O.
an der Oder in Oberschlesien war bei der ersten Nennung um 1000 Mittelpunkt des
Siedlungsgebiets der slawischen Opolanen. Seit der Eroberung durch den
oberschlesischen Herzog 1202 war die im 11. und 12. Jahrhundert befestigte,
1173 zunächst an Niederschlesien gelangte Siedlung Hauptort des von
Niederschlesien getrennten, nunmehr auch nach O. bezeichneten piastischen
Herzogtums (O.) Oberschlesien (mit Ratibor, Teschen, 1178 Beuthen, Auschwitz).
1254 wurde die deutschrechtliche Stadt O. gegründet. Im 13. Jahrhundert
splitterte sich das Herzogtum in Teilfürstentümer auf (1281 Teilung in. O. mit Oberglogau, Falkenberg, Groß
Strehlitz [Großstrehlitz, Groß-Strehlitz], 1313 dreigeteilt, Beuthen mit Cosel,
Tost, Gleiwitz, bis 1335, Ratibor mit Rybnik, Sohrau [Sorau], Pless, bis 1336,
sowie Teschen und Auschwitz, bis 1625). 1327 wurde O. Lehen Böhmens. 1521 kam
Ratibor an O. Beim Tod des letzten Oppelner Piastenherzogs (1532) fiel das
zwischen 1493 und 1521 um Gleiwitz, Tost, Beuthen, Cosel und den größten Teil
Ratibors vergrößerte O. an Böhmen und damit an Habsburg bzw. Österreich. Von
1532 bis 1551 war es an die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, von 1645 bis
1666 an Polen verpfändet. O. umfasste ein Gebiet von 137 Quadratmeilen und war
seit 1741 in die Kreise O., Falkenberg, Rosenberg, Lublinitz, Groß Strehlitz,
Tost, Cosel (Kosel) und Neustadt gegliedert. 1742 kam O.von Österreich an
Preußen. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens (Woiwodschaft Opole). 1990
kam es als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 479f.; Idzikowski, F., Geschichte der Stadt Oppeln, 1863ff.;
Steinert, A., Oppelns Werdegang, 1924; Oppeln, hg. v. Maurer, K., 1926; Kuhn,
W., Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Oppeln. Die grüne Brückenstadt,
hg. v. Verlag Oppelner Heimatblatt, 1964; Straszewicz, L., Opola Silesia:
outline of economic geography (engl. Übersetzung aus dem Polnischen), 1965;
Kuhn, W., Oppeln, 1979; Kuhn, W., Geschichte Oberschlesiens, Jb. d. schles.
Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau 24 (1983), 1ff.; Petry, L.,
Geschichte Schlesiens, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Oppeln, LexMA 6 1993,
1415; Veldtrup, D., Prosopographische Studien zur Geschichte Oppelns, 1995;
Marsch, A., Oppeln – Falkenberg – Groß Strehlitz, 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 434.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Oranien (Grafschaft, Fürstentum). Im 11.
Jahrhundert verselbständigte sich die in der burgundischen Rhoneebene gelegene,
vielleicht bereits von Karl dem Großen errichtete Grafschaft Orange. Nach
verschiedenen Teilungen wurde 1163 ein Teil (mit
Orange, Jonquières und Courthezon) von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zum
Fürstentum erhoben. Dieses fiel 1174 in weiblicher Erbfolge (über die
Erbtochter Tiburge) an ein anderes Geschlecht (Baux). Nach einer Unterbrechung
kam Orange um 1300 (1308 über den Johanniterorden [Orden der Johanniter] und
Karl von Anjou) wieder zurück. 1393 gelangte Orange beim Aussterben der Fürsten
über eine Erbtochter an die Grafen von Chalon, nach dem Aussterben der Familie
1530 mit weiteren Gütern in der Provence, Burgund und Neuenburg-Valangin
infolge einer Heirat von 1515 über die Erbtochter im Erbwege an
Nassau-Dillenburg (O.). 1544 nahm Nassau-Dillenburg den Titel eines Prince
d’Orange an. 1560 erlangte es das von Frankreich besetzte Fürstentum. Wenig
später wurde der Fürst von Nassau-Oranien zum Führer des Aufstandes der
Niederlande gegen Spanien und 1572 zum königlichen Statthalter von Holland,
Seeland und Utrecht gewählt. 1579 gründete Johann der Ältere die Utrechter
Union der nördlichen niederländischen Provinzen. Im Jahre 1600 kam Moers testamentarisch
an O., von 1597 bis 1605 und von 1632/1633 bis 1702 auch die Grafschaft Lingen.
1702 entstand nach Erlöschen der Linie der Prinzen von O. (König Wilhelm III.
von England, 1688 als Schwiegersohn des 1672 katholisch konvertierten Königs
Jakob II. von der Opposition nach England berufen) aus den erbrechtlichen
Ansprüchen der Fürsten von Nassau-Diez und Nassau-Siegen, des Enkels des mit
Henriette von O. verheirateten Großen Kurfürsten von Brandenburg (bzw. Preußen)
und des Fürsten von Conti der oranische Erbfolgestreit. 1713 wurde das schon
von 1672 bis 1679 und 1701/1702 von Frankreich besetzte O. dem Fürsten von
Conti als Lehen Frankreichs zugesprochen. Frankreich erkannte auch die 1707
erfolgte Entscheidung Neuenburg-Valangins (Neuenburg-Valengins) zugunsten
Preußens an. Dieses hatte bereits 1702 die Reichsgrafschaft Moers und Lingen
besetzt. 1713 erhielt es als Ausgleich für O. auch den oberen Teil von Geldern
(Obergeldern). 1815 gab Wilhelm I. als König der Niederlande die deutschen
Güter auf. 1890 erlosch das Haus in männlicher Linie. S. Nassau-Oranien.
L.: Pontbriant, Histoire de la principauté l’Orange, 1891; Meister, R., Das
Fürstentum Oranien, 1930; Geyl, P., Orange and Stuart, 1969; Dek, A.,
Genealogie von het vorstenhuis Nassau, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 203 Orange; Gasparri, F., Orange, LexMA 6 1993,
1424; Oranien und das deutsche Reich, hg. v. Lademacher, H., 1994;
Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich, hg. v. Lademacher, H., 1995;
Mörke, O., Stadtholder oder Staetholder?, 1997.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ortenburg (reichsunmittelbare Grafschaft).
Die Familie der Grafen von O. (Ortenberg) bei Vilshofen stammte vielleicht von
den Grafen von Sponheim ab, fasste am Ende des 10. Jahrhunderts in Kärnten Fuß,
erweiterte die Güter durch Heiraten Graf Siegfrieds mit Richgard von Lavant und
Engelberts mit der Schwester des Herzogs von Kärnten, gewann 1090 die
Markgrafschaft von Istrien (1090-1096, 1103-1170), erbaute die Burg O. in
Kärnten (1093 von O., 1141 Grafen von O.) und wurde 1122 zu Herzögen von
Kärnten erhoben (1276 Verlust des Herzogtums an König Ottokar von Böhmen bzw.
der Güter an die Grafen von Görz bzw. Habsburg). Außerdem erwarb sie in Bayern
Güter von Tirol bis zur Donau (u. a. der Grafen von Formbach) und stieg nach
den Grafen von Andechs und Wittelsbach zum mächtigsten bayerischen Geschlecht
(Herrschaft im Rottgau (Rottachgau) und Chiemgau) auf. Nördlich der Donau wurde
Obermurach bzw. Murach (Murau) im Oberpfälzer Wald gewonnen. Nach 1190 erfolgte
eine Teilung. Die von Rapoto I. gegründete
jüngere Linie gewann das Erbe der Grafen von Frontenhausen (Markgrafschaft
Kraiburg/Inn) und erbaute vor 1190 die Burg O. (Ortenberg) bei Vilshofen
südwestlich von Passau. 1208/1209/1210 wurde das Amt der Pfalzgrafen von Bayern
erworben. In den Erbstreitigkeiten nach Erlöschen der jüngeren Linie im
Mannesstamm (1241/1248) verloren die Grafen alle Güter bis auf die vom Reich zu
Lehen gehende Grafschaft O. an Bayern. 1521 wurde O. in die Reichsmatrikel
aufgenommen. Seit 1530 nannten sich die Grafen von Ortenberg, die 1456
vergeblich das Erbe der Grafen von O. in Kärnten beansprucht hatten, von O.
Ihre Reichsunmittelbarkeit wurde von Bayern erfolglos bestritten und 1573 durch
das Reichskammergericht anerkannt. 1563 wurde die Reformation in O. eingeführt.
1602 erkannte auch Bayern die Reichsunmittelbarkeit an. O. hatte Sitz und
Stimme im bayerischen Reichskreis und gehörte seit 1698 dem wetterauischen
Reichsgrafenkollegium an. 1805 setzte Bayern den Tausch der 2 Quadratmeilen mit
2000 Einwohnern umfassenden Grafschaft O. gegen das ehemals dem Kloster
Langheim gehörige Amt Tambach bei Coburg und das Würzburger Amt Seßlach durch.
1806 wurde Bayern in Tambach durch Mediatisierung der Grafen von
Ortenburg-Tambach Landesherr. 1807 kam Seßlach zum Großherzogtum Würzburg,
1814/1815 ebenfalls zu Bayern. In Kärnten wurden die Ortenburger neben den
Erzbischöfen von Salzburg und den Grafen von Görz zu den mächtigsten Herren in
der ehemaligen Grafschaft Lurn. 1417 wurde die Grafschaft als Reichslehen
anerkannt. 1418/1419 starb das Geschlecht aus. Die Güter fielen an die Grafen
von Cilli, die 1420 vom Kaiser belehnt wurden, nach ihrem Aussterben an
Habsburg/Österreich. Nach mehrfacher Verpfändung kam die Grafschaft O. 1529 als
Mannlehen an König Ferdinands aus Spanien gekommenen Schatzmeister Gabriel von
Salamanca. Nach dem Aussterben der Grafen von Salamanca-Ortenburg (1639) gingen
die Güter als freies Eigen an die Grafen Widmann, 1622 an die Fürsten von
Portia über, die bis 1918 in Spittal an der Drau residierten.
L.: Wolff 147; Zeumer 553 II b 60, 24; Wallner 712 BayRK 14; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648), III 38 (1789) E3; Tangl, K., Die Grafen
von Ortenburg in Kärnten, 1864ff.; Ortenburg-Tambach, E. Graf zu, Geschichte
des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg, Bd.
1, 2 1931 ff; Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II 2, 1955; Handbuch
der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1 2. A. 1981; Archiv der
Grafen zu Ortenburg, bearb. v. Hausmann, F., Bd. 1 1984; Hausmann, F.,
Wittelsbacher und Ortenburger, (in) FS K. Bosl, Bd. 2 1988; Lackner, C., Zur
Geschichte der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain, Carinthia 181 (1991),
181ff.; Schmid, A., Der Einbau des Raumes Vilshofen in den Territorialstaat der
frühen Wittelsbacher, Vilshofener Jb. 1992, 15ff.; Störmer, W., Ortenburg,
LexMA 6 1993, 1481; Dopsch, H., Ortenburg, LexMA 6 1993, 1482; Hausmann, F.,
Die Grafen von Ortenburg und ihre Vorfahren, Ostbairische Grenzmarken 36
(1994), 9. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ostpreußen (Landschaft, [Teil des]
Herzogtum[s], Gebiet, Provinz). Das Gebiet zwischen Weichsel- und Memelmündung
wurde in der Jungsteinzeit von Jägern und Fischern besiedelt. Im 2. und 3.
Jahrhundert n. Chr. bewohnten es die Goten, später die baltischen Pruzzen,
deren im 10. Jahrhundert erstmals genannter Name (um 965 Brus) auf das
Siedlungsgebiet übertragen wurde. Um 1225 wandte sich der polnische Herzog
Konrad I. von Masowien an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die heidnischen
Pruzzen und übertrug ihm als Lohn das Kulmer Land (Kulmerland). Kaiser
Friedrich II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulm, Kulmerland) und alle
noch zu erobernden pruzzischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des Landes
abgeschlossen. Die Niederlage gegen Polen in der Schlacht von Tannenberg (1410)
schwächte den Deutschen Orden, der zwischen 1231 und 1410 93 Städte und etwa
1400 Dörfer gegründet hatte, sehr. 1466 wurde er auf den östlichen Teil
Preußens ohne das Ermland beschränkt. Der verbliebene Ordensstaat war vom
Heiligen Römischen Reich getrennt und musste die Oberhoheit Polens anerkennen.
1525 wurde der Ordensstaat unter dem Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach
in das erbliche, unter Lehnshoheit Polens stehende Herzogtum Preußen, in dem
1544 die Universität Königsberg gegründet wurde, umgewandelt. Dieses wurde 1618
mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und 1657/1660 vertraglich von der Lehnshoheit
befreit. 1701 wurde es als einziges voll souveränes Land der Kurfürsten von
Brandenburg zur Keimzelle des Königreichs Preußen, indem Kurfürst Friedrich
sich selbst zum König in Preußen krönte. Der Name O. für das Herzogtum Preußen
setzte sich amtlich erst durch, als 1772 Westpreußen (Pomerellen bzw.
Pommerellen) bei der ersten Teilung Polens mit
dem Königreich Preußen vereinigt wurde. Das Ermland kam zu O., Marienwerder zu
Westpreußen. Beide Provinzen wurden 1815 getrennt, von 1824 personal und 1829
real bis 1878 zur Provinz Preußen vereinigt und dann wieder getrennt. 1919/1920
kam das Gebiet um Soldau zu Polen, das Memelgebiet an die Alliierten und 1923
faktisch an Litauen. Danzig wurde Freie Stadt. Das restliche Westpreußen wurde
O. angefügt. 1939 wurde das Memelgebiet von Litauen zurückerzwungen, wurden
Westpreußen und Danzig zurückerobert und damit wurde O. wieder mit dem Reich
verbunden. 1945 wurde der nördliche Teil O. unter die Verwaltung der
Sowjetunion, der westliche Teil unter die Verwaltung Polens gestellt, die
ansässige deutsche Bevölkerung fast vollständig ausgesiedelt. 1990 kam das
Gebiet als politische Folge der deutschen Einheit an die Sowjetunion bzw.
Polen.
L.: Goldbeck, J., Königreich Preußen, Teil 1 1785, Neudruck 1975ff.; Horn, A.,
Die Verwaltung Ostpreußens seit der Säkularisation (1525-1875), 1890; Heim, M.,
Geschichte der ostpreußischen Landschaft 1788-1888, 1938; Dehio, G./Gall, E.,
Deutschordensland Preußen, 1952; Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus
den Gebieten östlich der Oder-Neiße, hg. v. Schieder, T., Bd. 1f. 1953;
Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Schumacher, B.,
Wege und Wirkungen ostpreußischer Geschichte, 4. A. 1959; Dönhoff, M. Gräfin,
Namen, die keiner mehr nennt. Ostpreußen, Menschen und Geschichte, 1962;
Henning, F., Herrschaft und Bauernuntertänigkeit, 1964; Bibliographie der
Geschichte von Ost- und Westpreußen, Bd. 1 2. A. 1962, 2 1964, Ergänzungsbände;
Ost- und Westpreußen. Handbuch der historischen Stätten, hg. v. Weise, E., 1966;
Historisch-geographischer Atlas des Preußenlandes, hg. v. Mortensen, H. u. a.
1968ff.; Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 bis 1945, Reihe A,
Preußen I: Ost- und Westpreußen, bearb. v. Stüttgen, D., 1975; Gause, F.,
Geschichte des Preußenlandes, 1986; Ambrassat, A., Die Provinz Ostpreußen,
1988; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur Ost- und Westpreußens mit Danzig
1945-1988, Bd. 1f. 1990; Neuschäffer, H., Das Königsberger Gebiet, 1991;
Groeben, K. v. d., Das Land Ostpreußen, 1993; Handbuch der Geschichte Ost- und
Westpreußens, hg.v. Opgenoorth, E., Bd. 2, 1 1994; Kibelka, R., Ostpreußens
Schicksalsjahre, 2000; Mast, P., Ost- und Westpreußen und die Deutschen in
Litauen, 2000; Kulturgeschichte Ostpreußens in der frühen Neuzeit, hg. v. Garber,
K. u. a., 2001; Kossert, A., Ostpreußen, 2005.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Parchim (Herrschaft). P. an der Elde in
Mecklenburg geht auf eine wendische Burg zurück. 1225/1226 erhielt der bei ihr
erwachsene Ort Stadtrecht. 1229 entstand durch Teilung
des Fürstentums Mecklenburg die Teilherrschaft P. Nach 1256 wurde sie unter den
Nachbarn aufgeteilt. Von 1949 bis 1990 kam P. in Mecklenburg zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 442; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte. Von den Anfängen bis
zur landständischen Union von 1523, 1968.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Pfalz (Pfalzgrafschaft bei Rhein,
Kurfürstentum, Regierungsbezirk, Landesteil). Die P. (Kurpfalz, Rheinpfalz, untere
Pfalz) entstand durch die Verlagerung der wohl spätestens im 10. Jahrhundert
entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen vom Niederrhein (Aachen,
Köln, mit Gütern bei Bacharach und Vogteirechten über Trier und Jülich) über
die Mosel zum Mittelrhein und Oberrhein. 1093 wird Heinrich von Laach, der
dritte Gatte der Witwe (Adelheid von Orlamünde) des letzten lothringischen
Pfalzgrafen aus dem Haus der Hezeliniden (Hermann), nach kaiserlicher
Übertragung des Pfalzgrafenamtes (1085) als comes palatinus Rheni
(Pfalzgrafschaft bei Rhein) erstmals genannt. Mit dieser an wechselnde Familien
gelangten Pfalzgrafschaft belehnte 1155/1156 Kaiser Friedrich I. Barbarossa
seinen Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob ihn zum Reichsfürsten. Zur
Pfalzgrafschaft kamen Hausgut, Lehnsrechte und Vogteirechte über Speyer, Worms
und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel die P. über Konrads Tochter
Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214 übertrug sie König Friedrich II. nach
dem kinderlosen Tod des Welfen Heinrich des Jüngeren (1213) an Ludwig I. von
Bayern, dessen Sohn (Otto II.) über die welfische Erbtochter Agnes auch die
Eigengüter der Pfalzgrafen erwarb. (Pforzheim gelangte über eine weitere
Erbtochter an Baden.) Schwerpunkte des Gutes waren Bacharach (12./13.
Jahrhundert) und Alzey (1214 vom König erhalten). Vom Bischof von Speyer nahm
der Pfalzgraf Neustadt, vom Bischof von Worms Heidelberg (1225) zu Lehen.
Weiter erlangte er die Herrschaft über die Klöster Schönau und Otterberg.
Andere Güter wurden nach der Aufhebung Lorschs (1232) 1247/1344 gewonnen. 1255
kamen durch Teilung Oberbayern (westliche Teile
mit München) und die P. an Herzog Ludwig von Bayern, während Niederbayern mit
Landshut an Heinrich XIII. fiel. 1266/1268 wurden die staufischen Güter um Sulzbach,
1277/1289 Kaub mit dem dortigen Rheinzoll erworben. Ludwig II. war somit
angesehenster Reichsfürst und wirkte bereits 1257 als Kurfürst mit. 1329
bestimmte der wittelsbachische Hausvertrag von Pavia die Trennung der (unteren)
P. und der oberen P. im bayerischen Nordgau (Oberpfalz) zwischen Regensburg und
Fichtelgebirge, die der älteren pfälzischen Linie zugesprochen wurden, von
Bayern, das an die jüngere bayerische Hauptlinie kam, wobei die Kurwürde
zwischen P. und Bayern wechseln sollte, was die Goldene Bulle 1356 zugunsten
der P. aufhob. Unter Kurfürst Ruprecht I. gewann die Pfalz, die 1329 die
Pfandschaft der Stadt Mosbach (1330 Mosbach, Eberbach, Sinsheim, Neckargemünd,
Germersheim, Annweiler, Trifels) erlangt hatte, unter anderem 1349 Bretten, 1354
Simmern, 1375 Ingelheim, Kaiserslautern, Odernheim, Nierstein und Oppenheim
sowie 1385 die Grafschaft Zweibrücken mit Bergzabern, gab aber 1355 Teile der
Oberpfalz für einige Zeit an Böhmen (Neuböhmen). 1386 wurde die Universität
Heidelberg gegründet. Ruprecht II. strebte in der sog. Rupertinischen
Konstitution die Unteilbarkeit der Pfalz an. Nach dem Tod des 1400 zum König
gewählten Ruprecht III. (1410), der die an Böhmen gegebenen Teile der Oberpfalz
zurückgewann und die Grafschaften Kirchberg am Hunsrück sowie (die Vordere
Grafschaft) Sponheim (zu einem Fünftel) und die Reichsvogtei im Elsass (1408)
erlangte, wurde die P. in die vier Linien Kurpfalz (Heidelberg, Amberg,
Nabburg), Pfalz-Neumarkt (restliche Oberpfalz), Pfalz-Simmern (bzw.
Pfalz-Zweibrücken-Simmern) (bis 1685) mit der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken (bis
1731) und Pfalz-Mosbach geteilt. Von diesen Linien starb die Linie
Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) 1443 aus und wurde von Pfalz-Mosbach und
Pfalz-Simmern beerbt. 1499 erlosch die Linie Pfalz-Mosbach und wurde von der
Kurpfalz beerbt. Unter Friedrich I. (1449-1476) wurde die Vormacht der P. am
Oberrhein (Erwerb der Reichsgrafschaft Lützelstein [1492] und Rappolstein, der
Reichslandvogtei Hagenau, von Bischweiler, Selz, Kleeburg und Gebieten an Nahe
und Bergstraße [1462], der Grafschaft Löwenstein [1461/1464]) begründet und die
Kurpfalz modern organisiert. 1503 gingen im bayerischen Erbfolgekrieg die Güter
im Elsass an Habsburg, die Grafschaft Löwenstein an Württemberg und Lauf,
Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren, doch wurde die neue Linie
Pfalz-Neuburg 1508 noch mit Gütern Bayern-Landshuts ausgestattet. 1556 führte
Otto Heinrich (Ottheinrich) die Reformation in seinem sehr zersplitterten
Herrschaftsgebiet ein. 1559 starb mit Ottheinrich von Pfalz-Neuburg die alte
Linie Kurpfalz aus und wurde (1556) in Pfalz-Neuburg von Pfalz-Zweibrücken
(Wolfgang) und in den Kurlanden von Pfalz-Simmern (Friedrich III.) als
mittlerer Kurlinie beerbt. Der neue Kurfürst führte dort sofort den Calvinismus
ein. Infolge der Wahl zum König des aufständischen Böhmen (1619) verlor
Friedrich V. Land und Kurwürde 1623 an Herzog Maximilian von Bayern, wobei
weitere Güter an Habsburg und Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs Sohn erhielt
1648 die P. und eine neue achte Kurwürde, während die Oberpfalz und die alte
Kurwürde bei Bayern verblieben. 1685 erlosch die Linie Pfalz-Simmern. Ihr
folgte die aus Pfalz-Zweibrücken hervorgegangene katholische Linie
Pfalz-Neuburg. Da auch König Ludwig XIV. von Frankreich für die Frau seines Bruders,
Liselotte von der P., Erbansprüche auf Simmern, Kaiserslautern, Germersheim und
Sponheim erhob, kam es zum pfälzischen Erbfolgekrieg (1688/1697) und der
Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich, das Straßburg und Saarlouis
behielt, Lothringen aber verlor. Pfalz-Neuburg vermochte sich - mit Ausnahme
Germersheims - zu behaupten. Vorübergehend wurden die alten Kurrechte und die
Oberpfalz zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die P. dem Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken an. 1720 wurde die Residenz von Heidelberg nach Mannheim
verlegt und zwischen 1743 und 1748 eine Sommerresidenz in dem 1200 erlangten
Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch die Linie Pfalz-Neuburg. Sie wurde von
Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach beerbt, der durch Tausch die
Herrschaften Zwingenberg und Ebernburg erlangte und zur Finanzierung seiner
Hofhaltung die Industrie förderte. Wegen Udenheim gehörte unter ihm die P. seit
1788 zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1777 fiel ihm Bayern
an. Als Folge hiervon wurde der Hof von Mannheim 1778 nach München verlegt. Der
Versuch, Bayern gegen die habsburgischen Niederlande an Österreich abzugeben,
scheiterte 1778/1779 und 1784/1785 an dem Widerstand Preußens. Am Ende seines
Bestehens umfasste das niemals geschlossene, in bunter Gemengelage mit anderen
Herrschaften liegende, von Germersheim bis Bacharach und von Kaiserslautern bis
Mosbach reichende Gebiet der zum kurrheinischen Reichskreis zählenden P. 8200
Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund 300000 Einwohnern. 1801
musste Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen, seit 1792
besetzten Gebiete an Frankreich (Departement Donnersberg) anerkennen. Das
rechtsrheinische Gebiet wurde 1803 an Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen
(Nassau) und Leiningen verteilt. 1815 kamen die linksrheinischen Teile von
Frankreich zurück und fielen 1816 weitgehend und um Gebiete Sickingens,
Nassaus, von der Leyens, Leiningens usw. erweitert als Ersatz für Salzburg,
Innviertel und Hausruckviertel an Bayern, im Übrigen an Hessen und Preußen. Der
bayerische Teil bildete zunächst die königlich bayerischen Lande am Rhein, seit
1836 den bayerischen, von Speyer aus verwalteten Regierungsbezirk P. (seit 1838
Rheinpfalz). Von Dezember 1918 bis Juni 1930 war die Pfalz von Frankreich
besetzt. (1919 bzw.) 1920 gelangten Teile der Westpfalz (Homburg, Sankt
Ingbert, Blieskastel, insgesamt 418 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern) zum
Saargebiet. Bereits 1940 wurde die P. aus der Verwaltung Bayerns gelöst und kam
nicht mehr zurück. 1945 gehörte die P. zur französischen Besatzungszone und
wurde 1946 wie Rheinhessen und Koblenz-Trier Teil des Landes Rheinland-Pfalz,
wobei sie bis 1968 eigener Regierungsbezirk war (seit 1968 Rheinhessen-Pfalz).
L.: Wolff 88; Zeumer 552 I 5; Wallner 699 KurrheinRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 129; Neumaier 49f., 125, 127,
140; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz - Das Saarland, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 8; Tolner, C., Codex
diplomaticus palatinus, 1700; Widder, J., Versuch einer vollständigen
geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine,
1786ff.; Frey, M., Versuch einer geographisch-historisch-statistischen
Beschreibung des königlich baierischen Rheinkreises, Bd. 1ff. 1836ff.; Häusser,
L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 1845, 2. A. 1856, Neudruck 1970;
Koch, A. u. a., Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 1f. 1894ff.; Haberle,
D., Pfälzische Bibliographie, Bd. 1ff. 1907ff.; Schreibmüller, H., Bayern und
Pfalz 1816-1916, 1916; Raumer, K. v., Die Zerstörung der Pfalz 1689, 1930;
Pfälzischer Geschichtsatlas, hg. v. Winkler, W., 1935; Stamer, C.,
Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Zimmermann, F., Die Weistümer
und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gerstner, R., Die
Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft von ihren
Anfängen bis zur Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz, 1941; Christmann, E.,
Die Siedlungsnamen der Pfalz, Bd. 1ff. 1952ff.; Schütze, C., Die territoriale
Entwicklung der rheinischen Pfalz im 14. Jh., Diss. phil. Heidelberg 1955;
Vogt, W., Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der
benachbarten Territorien im frühen und hohen Mittelalter, 1956; Böhm, G. F.,
Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey, 1956; Weizsäcker, W.,
Pfälzische Weistümer, 1957ff.; Trautz, F., Die Pfalz am Rhein in der deutschen
Geschichte, 1959; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt,
1960; Schmidt, H., Die Kurpfalz unter den Kurfürsten der Häuser Neuburg und
Sulzbach 1665-1799, (in) Mannheimer Hefte 1962; Hess-Gotthold, J., Hausmacht
und Politik Friedrich Barbarossas im Raume des heutigen Pfälzer Waldes, 1962;
Pfalzatlas, hg. v. Alter, W., 1963ff. (u. a. Schaab, M./Moraw, P., Territoriale
Entwicklung der Kurpfalz von 1156-1792); Cohn, H., The Government of the Rhine
Palatinate in the 15th century, 1965; Territorialverhältnisse der Gemeinden in
Rheinland-Pfalz von 1789 bis zur Bildung des Landes, Statistik von
Rheinland-Pfalz 172 (1967); Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967, 2. A. 1968;
Weiden, A. v. d., Erste Landesaufnahme in unserem Landesgebiet und
Veröffentlichung des danach gefertigten topographischen Kartenwerks aus den
Jahren 1804-1820, Nachrichtenblatt der Vermessungs- und Katasterverwaltung
Rheinland-Pfalz 12 (1969); Press, V., Calvinismus und Territorialstaat. Regierung
und Zentralbehörden der Kurpfalz 1559-1619, 1970; Topographische Aufnahme
pfälzischer Gebiete durch Offiziere des kgl. bayerischen Generalstabes
1836-1837, hg. v. Landesvermessungsamt des Saarlandes, 1973-197474; Spieß, K.,
Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafschaft bei Rhein im
Spätmittelalter, 1978; Spieß, K., Das älteste Lehnsbuch der Pfalzgrafen bei
Rhein vom Jahr 1401, 1981; Haas, R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984;
Moersch, K., Geschichte der Pfalz, 1987; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz,
Bd. 1f. (Mittelalter) 1988ff.; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die
Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214 bis 1803, 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm.f. gesch. Landeskunde in
Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Maier, F., Die baierische Unterpfalz,
1990; Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Schaab, M.,
Pfalzgrafschaft bei Rhein, LexMA 6 1993, 2013; Kurpfalz, hg. v. Schweickert,
A., 1997; Ausgewählte Urkunden zur Territorialgeschichte der Kurpfalz
1156-1505, hg. v. Schaab, M., 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Die Pfalz im 20.
Jahrhundert, hg. v. Schwarzmüller, T. u. a., 1999; … so geht hervor’ ein neue
Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 440; Kohnle, A.,
Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 497; Reinhardt, C., Fürstliche Autorität versus städtische Autonomie,
2012; Peltzer, J., Der Rang der Pfalzgrafen bei Rhein, 2013; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 156. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Pfalz-Birkenfeld (Pfalzgrafen, Fürstentum).
1569/1584 entstand durch Teilung von
Pfalz-Zweibrücken die Linie P. (Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld) mit dem
zweibrückischen Anteil der Grafschaft Sponheim um Birkenfeld im Nahetal. Sie
zerfiel bald in zwei Zweige, deren älterer 1671 erlosch. 1671 kam P. an
Pfalz-Bischweiler, zu dem seit 1673 durch Heirat auch die Grafschaft
Rappoltstein im Elsass gehörte. Nach dem Anfall Zweibrückens 1731/1733 nannte
sich die Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. Aus ihr stammte Maximilian I.
Joseph, der 1799 unter Beerbung von Pfalz-Sulzbach Kurfürst und 1806 König von
Bayern wurde.
L.: Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f., 2. A. 1856,
Neudruck 1970; Wild, K., Die Pfalz-Birkenfelder Linie des Hauses Wittelsbach,
(in) Heimatkalender des Landkreises Birkenfeld, 1966; Haas, R./Probst, H., Die
Pfalz am Rhein, 4. A. 1984.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Pfalz-Neuburg (Fürstentum, Herzogtum). Neuburg
an der Donau wird 680 erstmals genannt. Es war Herzogssitz der bayerischen
Agilolfinger, von 739/742 bis 801/807 auch Bischofssitz. Bei der Absetzung der
Agilolfinger (788) wurde es Königsgut. 1247 fiel es an die Herzöge von Bayern,
1392 an die Linie Bayern-Ingolstadt, 1445 an Bayern-Landshut. Als Folge des
Landshuter Erbfolgekriegs wurde 1505/1509 aus Gütern Bayern-Landshuts sowie
Bayern-Münchens das Fürstentum P. mit Residenz in Neuburg und Gütern um
Neuburg, Höchstädt, Sulzbach, Weiden und Burglengenfeld (Lengenfeld) gebildet.
1542/1552 wurde die Reformation eingeführt. 1556 kam es im Zusammenhang mit dem
Erlöschen der alten Linie Kurpfalz, bei dem die Pfalz 1559 an Pfalz-Simmern
gelangte, an Pfalz-Zweibrücken. 1569 entstand durch Teilung
von Pfalz-Zweibrücken neben Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Birkenfeld die jüngere
Linie P., von der sich zwei unselbständige Teilfürstentümer um Hilpoltstein und
Sulzbach sowie um Floss, Vohenstrauß und Parkstein-Weiden abspalteten, die aber
schon 1604 bzw. 1597 zurückfielen. 1614 erhielt P. nach Beendigung des
jülich-klevischen Erbfolgestreits infolge der Heirat Philipp Ludwigs († 1614)
mit Anna von Jülich-Kleve Berg und Jülich sowie 1670 Ravenstein und errichtete
die Residenz in Düsseldorf (bis 1716). P. kam an den Sohn Wolfgang Wilhelm, der
sein Land rekatholisierte, Teile davon als Pfalz-Sulzbach an Pfalzgraf August
und Hilpoltstein an Pfalzgraf Johann Friedrich (1644 an P. zurück). 1685 wurde
P. nach dem Aussterben der mittleren pfälzischen Kurlinie (Pfalz-Simmern) neue
Kurlinie der Pfalz. 1742 wurde P., das seit etwa 1700 als Herzogtum bezeichnet
wurde, bei seinem Aussterben von Pfalz-Sulzbach beerbt. 1803 erhielt P.
innerhalb Bayerns eine eigene Provinzialregierung und wurde seit 1805 Provinz
Neuburg genannt. 1808 kam es zum neugeschaffenen Altmühlkreis. Das insgesamt
zum bayerischen Reichskreis zählende Fürstentum P. war in vier Teile getrennt:
der größte Teil lag nördlich Regensburgs zwischen dem Herzogtum Bayern, dem
Hochstift Regensburg und der Oberpfalz, der zweite Teil erstreckte sich zu beiden
Seiten der Donau bei der Stadt Neuburg, der dritte Teil befand sich auf dem
linken Donauufer zwischen der Markgrafschaft Burgau, dem Fürstentum Oettingen
und dem Ulmer Gebiet, und der vierte Teil lag zwischen der Oberpfalz und dem
Fürstentum Ansbach. Das Fürstentum enthielt die Pflegämter Neuburg, Monheim,
Lauingen, Gundelfingen, Heideck, Hilpoltstein, Allersberg, Hemau, Beratzhausen,
Laaber und Lupburg (Luppurg), Regenstauf, Kallmünz die Landrichterämter
Graisbach und Burglengenfeld, die Landvogteiämter Höchstädt und Neuburg
(letzteres mit den Pflegämtern Rennertshofen [Rennerzhofen], Reichertshofen,
Velburg und Schwandorf) und das Pfleggericht Burgheim.
L.: Wolff 140f.; Zeumer 553 II b 5; Wallner 712 BayRK 4; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 44;
Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck
1970; Schröder, A., Die Herrschaftsgebiete im heutigen Regierungsbezirk
Schwaben und Neuburg nach dem Stand von Mitte 1801, Z. hist. Ver. Schwaben und
Neuburg 32 (1906); Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten, hg. v. Heider,
J., 1955; Scherl, A., Die pfalzneuburgische Landesaufnahme unter Philipp
Ludwig. Zum 350. Todestag des Kartographen Christoph Vogel, Archivalische Zs.
56 (1960); Heider, F., Landvogteiamt und Landgericht Neuburg a. d. Donau. Seine
Hofmarken, gefreiten Sitze und Dorfgerichte, mit bes. Berücksichtigung von
Strass, Burgheim und Oggermühle, Neuburger Kollektaneenblatt 113 (1960); Press,
V., Fürstentum und Fürstenhaus Pfalz-Neuburg, (in) Gustl Lang, Leben für die
Heimat, hg. v. Ackermann, K. u. a., 1989; Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen
Reichskreises, 3.A. 1995; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit,
hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 859.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Pfalz-Sulzbach (Fürstentum). Die seit 1071 nach
der zu Anfang des 11. Jahrhunderts errichteten Burg Sulzbach benannten Grafen
von Sulzbach vererbten 1188 Sulzbach an die Grafen von Hirschberg. Über diese
kam die Grafschaft Sulzbach 1269/1305 an Bayern, 1329 an die pfälzische Linie.
Von 1569 bis 1604 war P. Teilfürstentum des Pfalzgrafen Otto Heinrich unter der
Landeshoheit Pfalz-Neuburgs. 1610/1614 entstand durch Teilung
Pfalz-Neuburgs das Fürstentum P. mit Sulzbach, Floß und Vohenstrauß und einem
Anteil an Parkstein-Weiden. 1656 verzichtete Pfalz-Neuburg auf die Landeshoheit
über das 1649 endgültig reformierte Gebiet. Der Pfalzgraf von P. war beim
bayerischen Reichskreis, nicht aber beim Reichstag vertreten. 1742 erbte Karl
Theodor von P. die Pfalz (Kurpfalz) und Pfalz-Neuburg sowie 1777 Bayern, in das
danach P. eingegliedert wurde. Das 19 Quadratmeilen große Fürstentum P., das
die beiden Hauptteile der Oberpfalz voneinander trennte und selbst durch das
Amt Vilseck Bambergs geteilt wurde, umfasste das Landgericht Sulzbach mit der Stadt
und die sogenannten hinteren Lande mit den Pflegämtern Weiden und Floß und den
Ämtern Parkstein und Floss. 1799 gelangte P. in Bayern an Maximilian I. Joseph
von Pfalz-Birkenfeld.
L.: Wolff 141; Wallner 712 BayRK 5; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648)
E/F4, III 38 (1789) D3, III 39 E3; Gack, G., Geschichte des Herzogthums
Sulzbach, 1847, Neudruck 1988; Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz,
Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck 1970; Piendl, M., Sulzbach, 1957, (in)
Historischer Atlas von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG., Teil
Altbayern; Sturm, H., Sulzbach im Wandel der Jahrhunderte, (in) Oberpfälzer
Heimat 14 (1970); Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd.
3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen Reichskreises, 3. A. 1995;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Pfalz-Zweibrücken (Pfalzgrafen, Fürsten,
Herzogtum). Das Fürstentum Zweibrücken, das zu zwei Dritteln aus Stücken der
alten Grafschaft Veldenz (Oberämter Lichtenberg und Meisenheim) und im Übrigen
aus der ehemaligen Grafschaft Zweibrücken (Oberämter Zweibrücken und Neukastel
[Neukastell] oder Bergzabern) entstanden war, fiel mit dem Aussterben der
Grafen von Zweibrücken 1390 an die Pfalz. 1410 entstand durch Teilung der Pfalz das Fürstentum Pfalz-Simmern
(Pfalz-Simmern-Zweibrücken) mit Simmern, der Grafschaft Zweibrücken
(Bergzabern, Bischweiler, Guttenberg, Hagenbach, Selz), Veldenz und Teilen der
Grafschaft Sponheim. 1453/1459 spaltete sich von Pfalz-Simmern P. mit
Zweibrücken und Veldenz ab. Seit 1477 war die Residenz in Zweibrücken. 1543
wurde Pfalz-Veldenz durch Abtretung verselbständigt, 1556 kam in Zusammenhang
mit dem Aussterben der älteren, in der Pfalz (Kurpfalz) herrschenden Linie
Pfalz-Neuburg dagegen Pfalz-Neuburg hinzu. 1569 teilte sich P. in P.,
Pfalz-Neuburg (jüngere Linie) und Pfalz-Birkenfeld (Grafschaft Sponheim). 1611
wurde P. in drei Linien geteilt (Zweibrücken, Moschellandsburg
[Moschellandsberg], Kleeburg). 1681/1697 fiel das zum oberrheinischen
Reichskreis zählende P. an die seit 1654 in Schweden regierende Linie Kleeburg
(Karl X., Karl XI., Karl XII.). Von 1714 bis 1718 wurde P. von Karl XII. von
Schweden Stanislaus Leszczynski, dem vertriebenen König von Polen,
überlassen.1734 fiel P. als Erbe an Pfalz-Birkenfeld. Seitdem nannte sich diese
Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. 1793/1801 kam P. mit 36 Quadratmeilen und
rund 60000 Einwohnern unter die Herrschaft Frankreichs. 1799 erbte
Pfalz-Birkenfeld die Pfalz mit Bayern. 1816 gelangte das Gebiet
Pfalz-Birkenfelds an Bayern, 1919 und 1945/1946 teilweise (ohne Stadt
Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 247; Zeumer 553 II b 7; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Die Territorien des Reichs 6, 170;
Lehmann, J., Vollständige Geschichte des Herzogtums Zweibrücken, 1867;
Fabricius, W., Das pfälzische Oberamt Simmern, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 28
(1909); Fabricius, W., Das Oberamt Meisenheim in seiner Entwicklung unter den
Grafen von Veldenz und den Pfalzgrafen von Zweibrücken, Mitt. d. hist. Ver.
Pfalz 36 (1916); Baumann, K., Das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Umrisse einer
Landesgeschichte, Saarheimat 1960, 10/11; Lillig, K., Rechtssetzung im
Herzogtum Pfalz-Zweibrücken während des 18. Jahrhunderts, 1985; Rose, M., Das
Gerichtswesen, 1994; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg.
v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 868
(Pfalz-[Simmern]-Zweibrücken).
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Plön (Herrschaft, Grafschaft,
Herzogtum, Residenz des Grafen von Holstein-Schauenburg bzw. Holstein-Plön). An
der Stelle einer 1139 durch Heinrich von Badwide zerstörten wendischen Burg
erbaute Graf Adolf II. von Schauenburg (Schaumburg) seit 1156/1158 die Burg P.
(Plune „eisfreies Wasser“) am Plöner See südöstlich Kiels. Von 1290 bis 1390
war P. Sitz einer Nebenlinie der Grafen von Schauenburg (Schaumburg). 1460 kam
P. beim Aussterben der Schauenburger (Schaumburger) an Dänemark und 1564 von
König Friedrich II. von Dänemark an Johann den Jüngeren. 1623 wurde es bei der Teilung Holstein-Sonderburgs
(Schleswig-Holstein-Sonderburgs) Sitz der Linie Holstein-Sonderburg-Plön
(Schleswig-Holstein-Plön) und gelangte bei deren Aussterben 1761 an Dänemark
zurück. 1864/1866 fiel Holstein an Preußen, 1946 an Schleswig-Holstein. S.
Holstein-Sonderburg-Plön.
L.: Wolff 445; Hanssen, P., Kurzgefasste zuverlässige Nachricht von den
Holstein-Plönischen Landen, 1759; Kinder, J., Urkundenbuch zur Chronik der
Stadt Plön, 1890; Klüver, W., Plön. Grundzüge und Hauptdaten einer
Stadtgeschichte, 2. A. 1964; Neumann, J., Das Herzogtum Plön unter Herzog
Johann Adolf 1671-1704, (in) ZSHG 93 (1968), 49ff., 94 (1969), 121ff.; Schulze,
T., Die Herzogszeit in Plön 1564-1761, 1983; Freytag, H., Die Lage der
slawischen und frühen deutschen Burg Plön, ZSHG 110 (1985), 27ff.; Plön: 1000
Jahre Plön, 750 Jahre lübisches Stadtrecht, hg. v. d. Stadt Plön, 1986;
Stender, F., Geschichte der Stadt Plön, 1986; Willert, H., Anfänge und frühe
Entwicklung der Städte Kiel, Oldesloe und Plön, 1990; Gabriel, I., Plön, LexMA
7 1994, 23; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 456; Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von
Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Polen (Königreich, Republik). Um 960
erscheint im von den namengebenden Polanen (zu pole, Feld, Acker) besiedelten
Gebiet zwischen Karpaten und Ostsee an der mittleren Weichsel und Warthe Herzog
Miezsko aus dem Hause der Piasten, der 966 Christ wurde. Sein Sohn (König)
Boleslaw I. Chrobry (992-1025) dehnte das Reich erheblich aus (Mähren, Lausitz,
Gebiet am oberen Bug und San). Im Jahre 1000 erhielt es mit Gnesen ein eigenes
Erzbistum mit den Suffraganbistümern Breslau, Kolberg, Krakau und Posen. Nach
Gebietsverlusten von 1032/1034 bildeten die Landschaften Großpolen (ab 1239 dux
Poloniae maioris), Masowien, Schlesien, Kleinpolen und Pommern den verbliebenen
Herrschaftsbereich. 1163 wurde Schlesien von P. abgetrennt, 1181 Pommern dem
Deutschen Reich eingegliedert. 1225/1226 kam auf Bitten des Teilfürsten Herzog
Konrads von Masowien der Deutsche Orden ins Land und gewann das Culmer Land
(Kulmer Land, Kulmerland). 1249 fiel Lebus an Brandenburg. 1295 und 1320 ließ
sich der Herzog zum König krönen (Großpolen, Kleinpolen und einige
mittelpolnische Gebiete). König Kasimir III. (1333-1370) verzichtete zugunsten
des Deutschen Ordens auf Pommerellen (Pomerellen) sowie auf Schlesien (1348),
schuf ein allgemeines polnisches Landrecht und gründete 1364 die Universität
Krakau. Nach seinem Tod gelangten zunächst sein Neffe und dann 1386 infolge
Heirat der Erbtochter (Hedwig) das litauische Haus der Jagiellonen, das außer
Litauen auch Weißrussland und die Ukraine beherrschte, auf den Thron. 1466
musste der Deutsche Orden die Oberlehnshoheit Polens über Ostpreußen anerkennen
und verlor Pomerellen, das Culmer Land (Kulmer Land, Kulmerland) und Ermland.
1561 kam Livland an P. Kurland wurde ein Lehen Polens. 1572 starben die
Jagiellonen aus. 1629 verlor P. Livland an Schweden, 1657/1670 die Lehnshoheit
über Ostpreußen an Brandenburg, 1654 die Ukraine an Russland. 1697 wurde der
dafür zum Katholizismus übertretende Kurfürst von Sachsen durch Wahl König von
Polen. 1763 endete die damit geschaffene Verbindung aber wieder. 1772, 1793 und
1795 wurde P., dessen Adel gegen den von Katharina II. von Russland
protegierten neuen König Stanislaus Poniatowski seit 1768 rebellierte, zwischen
Russland, Preußen und Österreich aufgeteilt. In der ersten Teilung (1772) erhielt Österreich Ostgalizien und
Lodomerien und behielt die 1769 besetzte Zips (85000 Quadratkilometer mit mehr
als 2000000 Einwohnern). Preußen erlangte Westpreußen (ohne Danzig und Thorn)
sowie Ermland und den Netzedistrikt (35000 Quadratkilometer mit etwa 350000 Einwohnern).
Russland gewann das polnische Livland und Teile von Weißrussland, Polozk,
Minsk, Witebsk und Mstislaw (84000 Quadratkilometer mit 1300000 Einwohnern).
Dadurch verringerte sich das Gebiet und die Einwohnerzahl um 30%. In der
zweiten Teilung (1793) erhielt Russland die
restlichen Teile Litauens, die Ukraine, die Hälfte von Wolhynien, Podolien,
Nowogrodek (Nowgrodek) und Brest-Litowsk (Brzesk) sowie die noch polnischen
Gebiete von Polozk und Minsk (228000 Quadratkilometer). Preußen erlangte
Danzig, Thorn, Posen, Kalisch, Gnesen, Lodz (Lodsch), Dobrin (Dobrzyn),
Tschenstochau (Czenstochau), einen Teil von Rawa und die Hälfte von
Brześć Kujawski (Brzesk) (58000 Quadratkilometer, 1130000 Einwohner,
„Südpreußen“). Dadurch wurde Polen auf 240000 Quadratkilometer mit 3400000
Einwohnern beschränkt. Bei der dritten Teilung
(1795)kamen das restliche polnische Litauen, der Großteil von Samogitien, das
übrige Schwarzrussland, Podlesien und Wolhynien, ein Stück von Cholm, Kurland
und Semgallen an Rußland (146000 Quadratkilometer), Sandomir, Lublin, Radom,
Teile von Brest-Litowsk (Brzesk), Podlachien und Masowien an Österreich (51000
Quadratkilometer mit 1000000 Einwohnern) sowie Teile Masowiens mit Warschau,
das Gebiet zwischen Weichsel, Bug und Memel (Njemen) (Neuostpreußen) sowie ein
Teil Krakaus (Neuschlesien) an Preußen (43000 Quadratkilometer mit 1000000
Einwohnern). 1807 wurde durch Napoleon aus preußischen Gebieten das Herzogtum
Warschau geschaffen, das 1815 in veränderter Gestalt als Kongresspolen mit Russland
in Personalunion vereinigt wurde. Am 11. 11. 1918 wurde die Republik P.
gegründet, die 1919 den größten Teil Westpreußens erhielt. 1939 wurde Polen
zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion aufgeteilt, 1945/1990 aber,
unter zugunsten der Sowjetunion erfolgender Verlagerung nach Westen bis zur
Oder-Neiße-Grenze, wiederhergestellt. S. Brandenburg, Breslau, Cammin, Danzig,
Deutscher Orden, Ermland, Galizien, Gnesen, Kulm, Kurland, Lausitz, Lebus,
Memelgebiet, Pommerellen (Pomerellen), Pommern, Posen, Preußen, Schlesien,
Teschen.
L.: Beer, A., Die erste Teilung Polens, 1873;
Lord, H., The Second Partition of Poland, 1916; Rhode, G., Geschichte Polens,
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Rodowód pierwszych Piastów, 1992; Labuda, G., Mieszko II król polski 1025-34,
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Jahren 1138-1296), 2009; Michel, A., Polens Staatlichkeit in sieben
Jahrhunderten, 2014.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Pommern (Herzogtum, Provinz). Das
beiderseits der Odermündung liegende P. (seit etwa 1000 Pomorje, Land am Meer,
1046) wurde nach Abzug der Germanen im 6./7. Jahrhundert von Slawen (Liutizen
im Westen, Pomoranen im Osten) besiedelt. Während im Osten (Pommerellen) am
Ende des 12. Jahrhunderts (um 1180) das Geschlecht der Samboriden zur
Herrschaft kam, gelang im Westen dem westslawischen, vermutlich aus den
Teilfürsten um Belgard-Kolberg hervorgegangenen, seit 1214 einen Greifen im
Wappen führenden und seit dem 15. Jahrhundert sich auch danach benennenden
Fürstenhaus der Greifen der Aufbau eines bis Demmin, Wolgast und die Uckermark
reichenden Herrschaftsgebiets mit Stettin als Mittelpunkt. Sein erster sicher
bekannter Herrscher (Wartislaw I.) leitete nach einer Zeit polnischer
Oberherrschaft (1121-1138) zusammen mit Bischof Otto von Bamberg die
Christianisierung ein (1140 Gründung des Bistums Wollin Cammin (Kammin]
[1176]). Daraufhin erfolgte der Zuzug zahlreicher deutscher Siedler. Seit etwa
1175 führten die Herrscher in Urkunden den Titel Herzog. 1181 erkannte Kaiser
Friedrich I. Barbarossa Herzog Bogislaw I. als Herzog der Slawen und als
Reichsfürsten an, womit die seit etwa 1000 von Polen immer wieder erneuerte
Oberherrschaft über P. beendet wurde. Um 1195 wurde P. geteilt, aber 1264 wieder
vereinigt. Von 1185 bis 1227 hatte Dänemark die Oberherrschaft (über
Vorpommern). Beim Aussterben einer um Schlawe und Stolp herrschenden Nebenlinie
1228 gelangte deren Gebiet an die Askanier. 1231 sprach Kaiser Friedrich II.
Brandenburg die Lehnshoheit über das übrige P. zu. 1236 kam das Land Stargard,
1250 die Uckermark an Brandenburg. 1295 erfolgte (bis 1478) eine Teilung in die Herzogtümer Pommern-Stettin (Stettin,
Odergebiet) und Pommern-Wolgast (Wolgast, Küstengebiet) entsprechend dem
Geltungsbereich des lübischen und magdeburgischen Stadtrechts. 1317 fielen die
Länder Schlawe und Stolp an P. (Pommern-Wolgast), 1325 das Fürstentum Rügen.
1338 wurde Pommern-Stettin aus der Lehnshoheit Brandenburgs entlassen und zum
Reichslehen gemacht. 1348 erkannte Kaiser Karl IV. die umstrittene
Reichsunmittelbarkeit Pommerns, dem er das Reichsjägeramt übertrug,
ausdrücklich an. Die Wolgaster Linie teilte 1368/1372 ihr Erbe
(Pommern-Wolgast, Pommern-Stolp). Um 1400 bestanden vorübergehend fünf
Teilherrschaften (u. a. Pommern-Barth, Pommern-Stolp, Pommern-Stargard [bis
1439]), doch blieb das Bewusstsein der Einheit vor allem unter den 1459/1463
einflussreich werdenden Ständen bestehen. 1456 wurde die Universität Greifswald
gegründet. 1466 kaufte Pommern-Stolp die Länder Lauenburg und Bütow vom
Deutschen Orden frei und behielt sie später als Pfand. Seit 1478 war, nachdem
bereits zuvor die Linie Pommern-Barth die Linien Pommern-Stettin (1464, gegen
Ansprüche Brandenburgs) und Pommern-Stargard (1459) beerbt hatte, P. in der
Nebenlinie Pommern-Rügen wieder vereinigt. Herzog Bogislaw X. (1474-1523)
festigte das Herzogtum durch eine geordnete Verwaltung, musste aber 1479
Brandenburg huldigen und gegen Befreiung von dieser Pflicht 1493 Brandenburg
Erbrecht auf P. zugestehen. Gegen den Einspruch Brandenburgs erhielt Bogislaw
X. 1521 den kaiserlichen Lehnsbrief als Grundlage der Durchsetzung der
Reichsunmittelbarkeit gegenüber Brandenburg (1529). 1523/1532 und 1569 wurde
das dem obersächsischen Reichskreis zugehörige P. wieder geteilt
(Pommern-Stettin [bis 1600], Pommern-Wolgast [bis 1625], Pommern-Rügenwalde
[bis 1603] und Pommern-Barth). Gleichzeitig fand die Reformation Eingang. 1625
kam Pommern-Wolgast wieder an Pommern-Stettin. Wenig später wurde das Land von
Schweden besetzt. 1648 fielen der östlich der Oder gelegene Teil Pommerns
(Hinterpommern) und das bei der Verteilung der durch das Aussterben des
Herzogshauses in männlicher Linie 1637 frei gewordenen Länder seit 1556
säkularisierte Stift Cammin (Kammin) an Brandenburg, der westlich der Oder
gelegene, wertvollere Teil (Vorpommern mit Stettin und dem früher zeitweise
fast unabhängigen Stralsund, Usedom, Wollin und Rügen sowie der Stadt Cammin
[Kammin]) an Schweden, das für P. Sitz und Stimme im Reichstag erhielt.
1657/1658 erlangte Brandenburg (Preußen) Lauenburg und Bütow sowie die
Starostei Draheim von Polen, 1679 die östlich der Oder gelegenen Teile Pommerns
und 1720 Vorpommern bis zur Peene von Schweden. 1815 erwarb es schließlich
(gegen Sachsen-Lauenburg) das restliche, 1813/1814 von Schweden an Dänemark
gelangte pommersche Gebiet (die Distrikte Stralsund, Rügen, Franzburg-Barth,
Grimmen, Tribsees, Loitz, Wolgast und Greifswald) und gliederte P. unter
Einbeziehung des preußischen Anteils von P. (Vorpommern, die Kreise Randow,
Anklam, Demmin und Altentreptow bzw. Treptow, Usedom und Wollin umfassend und
Hinterpommern mit den Kreisen Greifenhagen, Pyritz, Saatzig [Satzig], Daber,
Labes, Greifenberg, Belgard, Neustettin, Fürstentum Schlawe, Stolp [Stolpe] und
Rummelsburg und dem flemmingschen und ostenschen Kreis) in die drei
Regierungsbezirke Stettin, Köslin und Stralsund (1932 aufgehoben). 1945 wurde
Hinterpommern mit Stettin und Swinemünde unter Verwaltung Polens gestellt und
die deutsche Bevölkerung zwangsausgesiedelt. 1990 gelangte das Gebiet als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen. Vorpommern kam 1945 zu
Mecklenburg, das von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel
und in ihr von 1952 bis 1990 aufgelöst war (str.). Seit 1990 ist Vorpommern ein
Teil des Bundeslands Mecklenburg-Vorpommern der Bundesrepublik Deutschland.
L.: Wolff 401ff.; Zeumer 552ff. II b 21, 22; Wallner 708 ObersächsRK 3, 4;
Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G1/2; Sandow,
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Reichs 2, 182; Bauer 1, 473; Dähnert, J., Sammlung gemeiner und besonderer
pommerscher und rügischer Landesurkunden, Bd. 1ff. 1765ff.; Brüggemann, L.,
Beschreibung des preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern, 1779; Berghaus,
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Urkundenbuch, hg. v. Staatsarchiv Stettin und d. hist. Komm. für Pommern, Bd.
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Wirtschaftsgeschichte des Herzogtums Pommern 1478-1625, 1896; Curschmann, F.,
Die Landeseinteilung Pommerns im Mittelalter und die Verwaltungseinteilung der
Neuzeit, 1911; Wehrmann, M., Geschichte von Pommern, 2. A. 1919ff., Neudruck
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der Provinz Pommern (Curschmann, F.), 1935ff.; Curschmann, F., Die schwedischen
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pommerschen Herzogshauses, 1937; Hofmeister, A., Genealogische Untersuchungen
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und Ostbrandenburger, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 196;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
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19. Jahrhundert, hg. v. Stamm-Kuhlmann, T., 2007; Die Herzöge von Pommern.
Zeugnisse der Herrschaft des Greifenhauses, hg. v. Buske, N. u. a., 2012.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Pommern-Wolgast (Herzogtum). 1295 entstand bei
der Teilung Pommerns das Herzogtum P. Herzog
Bogislaws IV. († 1309) mit Gütern nördlich der Peene und westlich und östlich
der Odermündung. 1317 kam aus dem Erbe der Herzöge von Pommerellen durch
Brandenburg das Land Stolp und Schlawe hinzu, das aber durch das Hochstift
Cammin (Kammin) von Wolgast getrennt blieb. 1325 fiel das Fürstentum Rügen
erbweise an. 1348 wurde P. als Reichsfürstentum anerkannt. 1368/1372 wurde in
Stargard östlich der Swine (Hinterpommern), Stralsund sowie die übrigen westlichen
Gebiete mit Rügen (Vorpommern) geteilt. Nach weiteren Teilungen
kam es 1478 zur Wiedervereinigung in Pommern. 1523/1569 wurde aber bis 1625
erneut geteilt. P. zählte zum obersächsischen Reichskreis. S. a. Vorpommern,
Pommern.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
G-I1/2; Eggert, W., Geschichte Pommerns, 1974.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Posen (Großherzogtum, Provinz). Im 10.
Jahrhundert war P. an der Warthe, wo in der Mitte des 10. Jahrhunderts eine
erste Burg errichtet wurde, Hauptsitz der Herzöge von Polen, die sich nach 963
für ihr Gebiet links der Warthe dem Reich als tributpflichtig unterstellt
hatten, und wahrscheinlich seit 968 Bischofssitz im Erzbistum Magdeburg, seit 1000
im Erzbistum Gnesen. 1253 entstand die Neustadt nach deutschem Recht. 1779/1793
ging P. an Preußen über. 1807 wurde aus den Erwerbungen Preußens in der zweiten
(1793) und dritten (1795) Teilung Polens
(Westpreußen, Südpreußen, Netzedistrikt) das Herzogtum Warschau gebildet, das
1813 von Russland besetzt und 1813/1815 zwischen Russland und Preußen geteilt
wurde. Preußen erhielt den Netzedistrikt und den Westteil von Südpreußen bis
zur Prosna, doch gehörte dieses Gebiet nicht dem Deutschen Bund an. Das Culmer
Land (Kulmerland) und Thorn wurden mit Westpreußen vereinigt. Das Restgebiet
wurde mit 29000 Quadratkilometern und etwa 847000 Einwohnern (davon etwa ein
Drittel Deutsche) als Großherzogtum P. (seit 1830 nur P.) Provinz Preußens, die
vom 5. 12. 1848 bis Mai 1851 dem Deutschen Bund angehörte. 1867 wurde die
Provinz dem Norddeutschen Bund angeschlossen, 1871 dem Deutschen Reich. 1919
kam P. bis auf geringe westliche Randgebiete (2200 Quadratkilometer, Provinz
Grenzmark Posen-Westpreußen) ohne Volksabstimmung an Polen. Von 1939 bis 1945
war P. deutsch besetzt (Reichsgau Wartheland), fiel 1945/1990 aber wieder an
Polen.
L.: Meyer, C., Geschichte des Landes Posen, 1881; Warschauer, A., Geschichte
der Provinz Posen in polnischer Zeit, 1914; Schütze, H., Landeskunde der
Provinz Posen, 2. A. 1914; Rauschning, H., Die Entdeutschung Westpreußens und
Posens, 1930; Sappok, G., Die Anfänge des Bistums Posen und die Reiche seiner
Bischöfe, Diss. phil. Breslau 1937; Stüttgen, D., Posen, (in) Grundriss der
deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975-1976;
Streiter, K., Die nationalen Beziehungen des Großherzogtums Posen (1815-1848),
1986; Rauschning, H., Die Abwanderung der deutschen Bevölkerung aus Westpreußen
und Posen, 1930, hg. v. Kessler, W., 1988; Piskorski, J., Posen, LexMA 7 1994,
124; Serrier, T., Provinz Posen, 2005.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Preußen (Herzogtum, Königreich, Land).
Im 10. Jahrhundert erscheinen erstmals die baltischen Pruzzen (um 965 Brus)
bzw. Prußen, die um 1200 zwischen Litauen, Culmer Land (Kulmerland), Weichsel
und Nogat die Gaue Pomesanien, Pogesanien, Warmien (Ermland), Natangen,
Samland, Barten, Nadrauen, Schalauen und Sudauen bewohnten. Um 1225 wandte sich
Herzog Konrad I. von Masowien (Polen) an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die
Pruzzen bzw. Prußen und übertrug ihm dafür das Culmer Land (Kulmerland). Kaiser
Friedrich II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulmerland) und alle noch zu
erobernden pruzzischen bzw. prußischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des
Landes abgeschlossen, das den Namen der Pruzzen bzw. Prußen auch unter der
Herrschaft des Deutschen Ordens behielt. 1309 erweiterte der Deutsche Orden
sein Herrschaftsgebiet um Pommerellen. Bald wurde das gesamte Land als P.
bezeichnet, ohne dass es auf Dauer eine rechtliche Einheit darstellte. Nach der
Schlacht von Tannenberg (1410) gingen 1411 geringe Gebiete verloren. 1466
musste der Deutsche Orden Pommerellen, das Culmer Land (Kulmerland), das
Ermland, das Ländchen Michelau und die Gebiete von Marienburg, Elbing,
Christburg und Stuhm an Polen abtreten (Preußen königlichen Anteils,
Königspreußen). Für das verbliebene Gebiet wurde der Hochmeister polnischer
Fürst und leistete dem König von Polen einen persönlichen Eid. 1525 vereinbarte
der Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg-Ansbach mit
seinem Onkel König Sigismund von Polen in einem von Kaiser Karl V. am 14. 11.
1530 wegen mangelnder Berücksichtigung der Rechte des Reiches für nichtig
erklärten Vertrag die Umwandlung des nach 1466 verbliebenen Deutschen
Ordenslandes in das erbliche, unter (loser) Lehnshoheit Polens stehende
Herzogtum P. (Herzog in Preußen, herzogliches, zur Reformation übertretendes P.
mit Königsberg im Gegensatz zum königlich-polnischen, katholisch bleibenden
Westteil [Pommerellen mit <Danzig,> Elbing und Thorn, späteres
Westpreußen]), für das er 1544 die Universität Königsberg gründete. Weiter
führte er die Reformation durch und unterstellte die Bischöfe von Pomesanien
und Samland seiner Herrschaft. Das Herzogtum wurde nach Heirat der Erbtochter
(1594) 1618/1619 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und 1657/1660
vertraglich von der Lehnshoheit Polens befreit. Damit war es voll souveränes
Land der Kurfürsten von Brandenburg, die 1694 den Kreis Schwiebus an Glogau
abgaben. Am 18. 1. 1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. (I.) von
Brandenburg (1688-1713), der 1694 die Universität Halle gegründet hatte, mit
Zustimmung des Kaisers, den er im spanischen Erbfolgekrieg unterstützt hatte,
in Königsberg zum König in P., womit politisch die Rangerhöhung des Kurfürsten
von Sachsen durch die Krönung zum König von Polen und die Anwartschaft des
Kurfürsten von Hannover auf die Königskrone in England ausgeglichen werden
sollten. Mit der auf die anderen brandenburgischen Länder übertragenen
Königswürde ging zugleich der Name des Herzogtums P. auf den
brandenburg-preußischen Gesamtstaat über, von dem das Land P. nicht zum
Heiligen Römischen Reich gehörte. Rund 20000 seit dem Edikt von Potsdam (1685)
allmählich einströmende französische Hugenotten brachten zahlreiche bis dahin
unbekannte Kenntnisse und Fertigkeiten in das Land. 1702 erbte Friedrich III.
(I.) nach dem Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von
England) die Grafschaft Lingen und das Fürstentum Moers, 1707 das Fürstentum
Neuenburg (Neuchâtel) mit der Grafschaft Valangin. 1707/1729 kaufte er die
Grafschaft Tecklenburg sowie die Erbpropstei über Nordhausen und Quedlinburg.
Sein sparsamer und als Amtmann Gottes pflichtbewusster Sohn Friedrich Wilhelm
I. erhielt 1713 am Ende des spanischen Erbfolgekriegs als Ersatz für Oranien
einen Teil des Herzogtums Geldern (Obergeldern) und erwarb 1720 gegen 2
Millionen Taler von Schweden Vorpommern bis zur Peene mit Stettin, Usedom und
Wollin. Im Inneren baute er als Soldatenkönig eine straffe Finanzverwaltung und
Heeresverwaltung (mit Generaloberfinanz-, -kriegs- und -domänendirektorium)
auf, wobei er Sparsamkeit, Pünktlichkeit, Uneigennützigkeit, Gehorsam, Ordnung
und Pflichtentreue zu den obersten Geboten des preußischen Beamtentums erhob.
Mit der relativ größten und absolut besten Armee Europas und in krassem
Gegensatz zu seinen eigenen politisch-theoretischen Forderungen brach sein Sohn
Friedrich der Große, der sich erstmals König von P. nannte, nach dem Tod Kaiser
Karls VI. 1740 unter Berufung auf zweifelhafte Erbansprüche in das zu
Österreich gehörende Schlesien ein, das er in den drei schlesischen Kriegen
(1740/1742, 1744/1745, 1756/1763) größtenteils eroberte. 1744 fiel auf Grund
einer Anwartschaft von 1694 erbweise Ostfriesland an. 1772 erlangte Friedrich
der Große bei der Teilung Polens Westpreußen,
das Ermland und den Netzedistrikt, so dass P. einschließlich des jetzt als
Ostpreußen bezeichneten, mit dem Stammland Brandenburg durch eine
Landverbindung angeschlossenen ursprünglichen Deutschordenslandes im Jahre 1786
195000 Quadratkilometer maß, in denen rund 5,5 Millionen Menschen lebten. Für
diesen Staat, als dessen erster Diener sich der König sah, verwirklichte er die
schon 1713 in Angriff genommene Rechtsvereinheitlichung auf der Grundlage
aufgeklärter, naturrechtlich beeinflusster Vorstellungen, die in der
Inkraftsetzung des Allgemeinen Landrechts von 1794 ihren Höhepunkt fand. 1791
erwarb P. durch Kauf die hohenzollerischen Markgrafschaften Ansbach
(Brandenburg-Ansbach) und Bayreuth (Brandenburg-Bayreuth bzw.
Brandenburg-Kulmbach). 1795 überließ es dem durch die Revolution von 1789
aufgerüttelten Frankreich seine gesamten linksrheinischen Gebiete, erlangte
aber in der zweiten und dritten Teilung Polens
(1793, 1795) Danzig, Thorn und Südpreußen (Posen, Warschau, Kalisch) sowie
Neuostpreußen. Als Ausgleich für die linksrheinischen Verluste an Frankreich
(Kleve, Moers, Geldern, Zevenaar [Sevenaer], Huissen, Malburgen [Malburg], 2391
Quadratkilometer bzw. 48 Quadratmeilen mit 127070 bzw. 137000 Einwohnern)
erhielt es am 25. 2. 1803 durch § 3 des Reichsdeputationshauptschlusses die
Hochstifte Hildesheim, Paderborn und Münster (teilweise, Stadt Münster und
Gebiete rechts einer Linie von Olfen [Olphen], Seppenrade [Seperad], Kakesbeck
[Kakelsbeck], Hiddingsel [Heddingschel], Giesking [Ghisschinck], Nottuln
[Notteln], Hülfshoff [Huschhofen], Hohenholte [Nannhold], Nienberge [Nienburg],
Uhlenbrock [Uttenbrock], Gimbte [Grimmel], Schöneflieth [Schönfeld], Greven
sowie von dort an der Ems bis zum Einfluss der Hopstener Aa [Hoopsteraa]), aus
dem Erzstift Mainz das Eichsfeld, Erfurt und Treffurt, die Reichsabteien
Herford, Essen, Quedlinburg, Elten, Werden, Cappenberg sowie die Reichsstädte
Mühlhausen, Nordhausen und Goslar mit 9543 Quadratkilometern (235
Quadratmeilen) und mehr als einer halben Million (600000) Einwohnern. 1805/1806
gelang gegen Abtretung Ansbachs (an Bayern) und Kleves und mit der Annexion
Hannovers kurzzeitig die geographische Vereinigung der preußischen Länder. Nach
dem Ende des Heiligen Römischen Reiches kam es zur Auseinandersetzung mit
Frankreich, die mit der Niederlage von Jena und Auerstedt am 14. 10. 1806
endete. Danach verlor P. im Frieden von Tilsit 1807 alle linkselbischen Länder
sowie den größten Teil des Gewinns aus den Teilungen
Polens und damit mehr als die Hälfte seines Gebiets. In dieser wegen der
Kontributionen und der Kontinentalsperre auch wirtschaftlich äußerst
schwierigen Lage wurden unter Stein und Hardenberg aufgeklärt-liberale
innenpolitische Reformmaßnahmen durchgeführt (Bauernbefreiung 1807/1811,
Städteordnung 1808, Gründung der Universität Berlin 1810, Gewerbefreiheit
1810/1811, Judenemanzipation 1812). Die Niederlage Frankreichs in Russland 1812
und die Siege bei Leipzig (1813) und Waterloo (1815) bildeten dann die
Grundlage dafür, dass P. auf dem Wiener Kongress 1815 trotz gewisser Verluste
in Polen seine frühere Stellung zurückgewinnen (u. a. Herzogtum Magdeburg,
Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Norhausen,
Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt) und sein Gebiet sogar auf 278000
Quadratkilometer mit 10,4 Millionen Einwohnern vergrößern konnte
(Saargebiet/Saardepartement [mit Verpflichtung zur Entschädigung
Hessen-Homburgs - erfolgt durch Meisenheim, 1866 zurückgefallen -, Oldenburgs -
erfolgt durch Birkenfeld, 1937 zurückgefallen -, Sachsen-Coburg-Saalfelds -
erfolgt durch Lichtenberg, zurückerworben am 31. 5. 1834/15. 8. 1834 -,
Mecklenburg-Strelitzs - erfolgt durch Geldentschädigung - und Pappenheims -
unter Täuschung nie erfolgt -], Jülich-Kleve-Berg [von Bayern, dafür Ansbach
und Bayreuth an Bayern], Niederrhein [Rheinland], Westfalen, Sachsen [Kurkreis
mit Wittenberg, Torgau, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg bzw.
Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Walternienburg,
Gommern, Querfurt], Posen). Mit allen Provinzen außer Posen, Ostpreußen und
Westpreußen trat P. dann dem Deutschen Bund bei. Hier verhielt sich P. zunächst
konservativ. Statt der vom König 1810, 1815 und 1820 versprochenen Verfassung
kam es 1823 nur zu der befohlenen Errichtung von Provinzialständen und
Provinziallandtagen, die vom grundbesitzenden Adel beherrscht wurden. Innerhalb
Preußens wurden 1824 personal und von 1829 bis 1878 real Ostpreußen und
Westpreußen zur Provinz P. vereinigt. Am 31. 5. 1834 wurde Lichtenberg bei
Birkenfeld von Sachsen-Coburg gekauft, 1849 kamen die Fürstentümer Hohenzollern
(1850 Regierungsbezirk Sigmaringen der Rheinprovinz) hinzu, doch wurde 1857
endgültig auf Neuenburg und Valangin verzichtet. 1848 wurden nach schweren
Straßenkämpfen zunächst einige liberale Maßnahmen ergriffen (Aufhebung der Pressezensur,
Berufung eines liberalen Ministeriums), nach dem Sieg der Gegenbewegung aber
die gewählte Nationalversammlung aufgelöst und eine Verfassung erlassen
(oktroyiert), nach welcher der fortan verfassungsmäßig beschränkte König seine
exekutiven Rechte unter Mitwirkung verantwortlicher Minister ausübte und die
gesetzgebende Gewalt gemeinschaftlich mit dem Landtag hatte, wobei das
Herrenhaus (1854) sich aus erblichen oder vom König ernannten Mitgliedern
zusammensetzte und die Mitglieder des Abgeordnetenhauses nach dem
Dreiklassenwahlrecht, das die vermögenden Bevölkerungsgruppen bevorzugte,
gewählt wurden. 1862 wurde Fürst Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten
berufen. Im Verfassungskonflikt über die Finanzierung des Heeres regierte er
gegen und ohne das Parlament. 1866 kam es bei der Verwaltung des 1864 von
Dänemark gewonnenen Landes Schleswig-Holstein zur Konfrontation mit Österreich,
die zur Exekution des Deutschen Bundes gegen P. führte. Die militärische
Niederlage des Deutschen Bundes hatte dessen Auflösung zur Folge. P.
annektierte Hannover, Schleswig-Holstein, Nassau, Hessen-Kassel und Frankfurt
und gewann damit erstmals eine Verbindung zwischen seinen älteren östlichen und
seinen seit 1614 im Nordwesten neu erlangten Gebieten. Mit den übrigen norddeutschen
Ländern bildete es 1867 den Norddeutschen Bund. Nach dem Sieg über Frankreich
im deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 kam es am 18. 1. 1871 in
Versailles zur Proklamation des preußischen Königs als Kaiser des
neugegründeten Deutschen Reiches, in dem P. zwar nur einer von 25 Bundesstaaten
war, aber etwa zwei Drittel des Reichsgebiets (mit den Industriegebieten
Ruhrgebiet, Oberschlesien, Saargebiet) mit etwa drei Fünfteln der Einwohner des
Reiches ausmachte und damit eindeutig eine Vormachtstellung besaß. 1878 stieg
die Zahl seiner Provinzen durch die Aufteilung Preußens in Ostpreußen und
Westpreußen auf zwölf. Nach der Novemberrevolution 1918 dankte Kaiser Wilhelm
II. am 9. 11. 1918 als deutscher Kaiser ab und floh nach Holland. P. blieb erhalten,
musste aber im Friedensvertrag Gebiete abtreten. Die Macht in P. übernahmen die
Sozialdemokratische Partei und die Unabhängige Sozialdemokratische Partei. Am
30. 11. 1920 erhielt P. eine Verfassung, durch die es
demokratisch-parlamentarischer Freistaat wurde. Am 1. 4. 1929 schloss sich
Waldeck an P. an. 1932 errang die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei den Wahlsieg. Die preußische Regierung wurde durch die
Notverordnung Franz von Papens vom 20. 7. 1932 ihres Amtes enthoben und durch
den Reichskanzler als Reichskommissar für P. ersetzt. 1933 wurde Hermann Göring
zum neuen preußischen Ministerpräsidenten ernannt. P. wurde als Staat durch das
Gesetz über den Neuaufbau des Reiches vom 30. 1. 1934 aufgelöst. Seit 1934
wurden nahezu alle preußischen Ministerien mit den entsprechenden
Reichsministerien zusammengelegt. Am 1. 4. 1937 kam es zu einem
Gebietsaustausch mit Hamburg und Oldenburg (Birkenfeld) und zur Eingliederung
Lübecks. 1939 umfasste P. 293938 Quadratkilometer mit 41,47 Millionen Einwohnern.
1945 wurde P. auf die vier Besatzungszonen verteilt. Das Gesetz Nr. 46 des
Alliierten Kontrollrats vom 25. 2. 1947 löste P. als Staat formell auf. Seine
Gebiete verteilen sich auf Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt,
Thüringen, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz,
Baden-Württemberg, Polen und die Sowjetunion. S. Ostpreußen, Südpreußen,
Westpreußen, Polen, Pommerellen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 3; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 507; Die Territorien des
Reichs 2, 206; Corpus constitutionum Marchicarum ., hg. v. Mylius, C. O., Bd.
1ff. 1737ff.; Novum corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium ., hg. v.
d. preuß. Ak. d. Wiss. Bd. 1ff. 1753ff.; Vollständige Topographie des
Königreichs Preußen, hg. v. Goldbeck, J., 1785ff., Neudruck 1966ff.; Droysen,
J., Geschichte der preußischen Politik (bis 1756), Bd. 1ff. 2. A. 1868ff.;
Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums von den Anfängen bis auf
die Gegenwart, Bd. 1ff. 1874ff.; Gesetz-Sammlung für die königlich Preußischen
Staaten; Ranke, L. v., Zwölf Bücher preußischer Geschichte (bis 1745), Bd. 1ff.
2. A. 1879; Schade, T., Atlas zur Geschichte des preußischen Staates, 2. A.
1881; Berner, E., Geschichte des preußischen Staates, 1891; Acta Borussica,
Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert, hg. v. d. preuß.
Ak. d. Wiss., Bd. 1ff. 1892ff.; Hupp, O., Die Wappen und Siegel der deutschen
Städte, Flecken und Dörfer, Bd. 1 Königreich Preußen, 1896, 3. unv. A. 1989;
Berner, E., Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hauses Hohenzollern,
Bd. 1ff. 1901ff.; Bornhak, K., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903;
Roedder, H., Zur Geschichte des Vermessungswesens Preußens, insbesondere
Altpreußens aus den ältesten Zeiten bis in das 19. Jahrhundert, 1908;
Preußisches Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1909ff.; Atlas der Verwaltungsorganisation
des preußischen Staates und des Deutschen Reiches, 1911; Hintze, O., Die
Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Schmoller, G., Preußische
Verfassungs-, Verwaltungs- und Finanzgeschichte, 1921; Schmidt, E.,
Rechtsentwicklung in Preußen, 2. A. 1929, Neudruck 1961; Braubach, M., Der
Aufstieg Brandenburg-Preußens 1640-1815, 1933; Wermke, E., Bibliographie der
Geschichte von Ost- und Westpreußen, 1933; Penck, A., Die Kartographie Preußens
unter Friedrich dem Großen, SB. Akad. Berlin 1933; Schulze, B., Der Urheber der
Schmettauischen Karte von Preußen, Mitt. d. Reichamts für Landesaufnahme 1933/1934;
Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen Kartographie
Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der friderizianischen Zeit, 1935; Atlas
der west- und ostpreußischen Landesgeschichte, hg. v. Keyser, E., 1937;
Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Müller,
G./Jurevicz, J./Warren, H., Ostlandatlas, 1942; Keyser, E., Preußenland, (in)
Staats- und Verwaltungsgrenzen in Ostmitteleuropa, 1955; Maschke, E., Preußen.
Das Werden eines deutschen Stammesnamens, Ostdt. Wiss. 1955; Schulze, B., F.
Graf v. Schmettau und seine Kartenwerke, Jb.f. Gesch. Mittel- und
Ostdeutschlands 5 (1956); Schroeder-Hohenwarth, J., Die preußische
Landesaufnahme 1816-1875, 1958, Nachrichten aus dem Karten- und
Vermessungswesen R. I. H. 5; Peterson, J., Fürstenmacht und Ständetum in
Preußen während der Regierung Herzog Georg Friedrichs 1578-1603, 1963; Atlas
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H., 1963ff.; Schultze, J., Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte,
1964; Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs
Potsdam, 1964, 1967; Schoeps, H., Preußen. Geschichte eines Staates, 1966;
Schierling, C., Der westpreußische Ständestaat 1570-1586, 1966;
Historisch-geographischer Atlas des Preußenlandes, hg. v. Mortensen, H. u. a.,
Bd. 1ff. 1968ff.; Krauss, G., 150 Jahre Preußische Messtischblätter, Z.f.
Vermessungswesen 94 (1969); Ibbeken, R., Preußen 1807-1813, 1970; Schoeps, H.,
Preußen und Deutschland, Wandlungen seit 1763, 2. A. 1970; Knake, G., Preußen
und Schaumburg-Lippe 1866-1933, 1970; Wenskus, R., Das Deutschordensland
Preußen als Territorialstaat des 14. Jahrhunderts, Bd. 1 1970; Verdenhalven,
F., Namensänderungen ehemals preußischer Gemeinden von 1850-1942, 1971;
Bibliographie zur Geschichte von Ost- und Westpreußen 1939-70, bearb. v.
Wermke, E., 2. A. 1974; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution.
Allgemeines Landrecht, Verwaltung und soziale Bewegung 1791-1848, 2. A. 1975;
Vogler, G./Vetter, K., Preußen. Von den Anfängen bis zur Reichsgründung, 4. A.
1975, Neudruck 1987; Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945,
hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Preußen. Versuch einer Bilanz. Ausstellungsführer,
hg. v. Korff, G., 1981; Heinrich, G., Geschichte Preußens, Staat und Dynastie,
1981; Mirow, J., Das alte Preußen im deutschen Geschichtsbild seit der
Reichsgründung, 1981; Hubatsch, W., Grundlinien preußischer Geschichte.
Königtum und Staatsgestaltung 1701-1871, 1983; Matzerath, H., Urbanisierung in
Preußen 1815-1914, 1985; Koch, H., Geschichte Preußens (A history of Prussia),
1986; Labrenz, H., Das Bild Preußens in der polnischen Geschichtsschreibung,
1986; Wenskus, R., Ausgewählte Aufsätze zum frühen und preußischen Mittelalter,
1986; Unruh, G. v., Die verfassungsrechtliche Stellung Preußens im
Norddeutschen Bund und im Deutschen Reich nach den Verfassungen von 1867/1871
und 1919, (in) Preußen, Europa und das Reich, 1987; Mehring, F., Zur Geschichte
Preußens, 1987; Preußen-Ploetz, hg. v. Schlenke, M., 1987; Zur Bildungs- und
Schulgeschichte Preußens, hg. v. Arnold, U., 1988; Das nachfriderizianische
Preußen 1786-1806, hg. v. Hattenhauer, H./Landwehr, G., 1988; Rankl, M.,
Bibliographie zur Literatur Ost- und Westpreußens mit Danzig 1945-1988, Bd. 1f.
1990; Westfalen und Preußen, hg. v. Teppe, K. u. a., 1991; Dollinger, H.,
Preußen. Eine Kulturgeschichte in Bildern und Dokumenten, 1991; Handbuch der
preußischen Geschichte, hg. v. Büsch, O., Bd. 1ff. 1992ff.; Die Anfänge der
ständischen Vertretungen in Preußen und seinen Nachbarländern, hg. v.
Boockmann, H., 1992; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas.
Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Boockmann, H., Preußen, LexMA 7 1994, 194;
Hannovers Übergang vom Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck,
R., 1995; Salmonowicz, S., Preußen, 1995; Bömelburg, H., Zwischen polnischer
Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat, 1995; Handbuch der
Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., Bd. 3 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten
von Neuenburg-Neuchâtel (1707-1848), 1998; Schubert, W., Preußen im Vormärz,
1999; Preußens Herrscher, hg. v. Kroll, F., 2000; Preußen, hg. v. Schoeps, J.,
2000; Straub, E., Eine kleine Geschichte Preußens, 2001; Vondenhoff, C.,
Hegemonie und Gleichgewicht im Bundesstaat, 2001; Preußens Weg in die
politische Moderne, hg. v. Holtz, B. u. a., 2001; Neugebauer, W., Geschichte
Preußens, 2002; Päsler, R., Deutschsprachige Sachliteratur im Preußenland bis
1500, 2003; Walter, D., Preußische Heeresreformen, 2003; Kittstein, L., Politik
im Zeitalter der Revolution, 2003; Neugebauer, W., Geschichte Preußens 2004;
Dorna, M., Bracia zakonu krzyzackiego w Prusach w latach 1228-1309 (Die Brüder
des Deutschen Ordens in Preußen 1228-1309), 2004; Kulturgeschichte Preußens
königlich polnischen Anteils, hg. v. Beckmann, S. u. a., 2005; Haas, S., Die
Kultur der Verwaltung, 2005; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim
etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Jarzebowski,
M., Die Residenzen der preußischen Bischöfe bis 1525, 2007; .Bödecker, E.,
Preußen, 2010; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und
20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff., 75ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Raugrafen (Grafen). Aus der Familie der
Emichonen (Wildgraf Emich 1102-1135), die seit 960 die Grafschaft des Nahegaus
innehatte, zweigte sich um 1140 das Geschlecht der R. (1148 comes hirsutus,
Rügegraf?) des Nahegebiets ab. Dieses hatte seinen Stammsitz auf der 1129
erstmals erwähnten Altenbaumburg (bei Altenbamberg) bei Bad Münster am
Stein-Ebernburg und war im Alsenztal begütert. Die R. waren Vasallen der
Pfalzgrafen und deren Vögte im Gericht Alzey. 1253 entstanden durch Teilung die Linien Altenbamberg (Altenbaumburg,
Altenbaumberg) (bis 1385) und Neu-Bamberg (Neuenbaumburg bzw. Neuenbaumberg)
sowie Stolzenberg (bis 1358). Bis 1457, zuletzt durch Verkauf seitens
Neu-Bambergs (Neuenbaumburgs), kamen die verstreuten Güter größtenteils an die
Pfalz (Kurpfalz). Im 15. Jahrhundert gewann die Neuenbaumburger Linie über die
Heirat einer Erbtochter einen neuen Herrschaftsschwerpunkt in Luxemburg. Am Anfang
des 16. Jahrhunderts starb die Familie aus. 1667 erneuerte Kurfürst Karl Ludwig
von der Pfalz (Kurpfalz) den Titel für seine morganatische Gattin Louise von
Degenfeld und die Nachkommen aus dieser Ehe.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Schneider, C., Geschichte
der Raugrafen, (in) Wetzlarer Beiträge, hg. v. Wiegand, P., Bd. 2 1845;
Schnepp, P., Die Raugrafen, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 37/38 (1918); Moeller,
W., Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 1 1922; Toussaint,
I., Die Grafen von Leiningen, 1982; Spieß, K., Raugrafen, LexMA 7 1994, 477.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ravensberg (Grafschaft). Die 1082 erstmals
sicher bezeugten Grafen von Kalvelage (Calveslage) bei Lohne bzw. Vechta in
Oldenburg setzten sich um 1100 in R. (ruwe borg) im Teutoburger Wald
nordwestlich von Halle/Westfalen fest, das sie in der Mitte des 12.
Jahrhunderts als Lehen der Herzöge von Sachsen innehatten. Seit 1140 nannten
sie sich Grafen von R. Sie hatten Güter im Osnabrücker Nordland (um Vechta),
die sie vielleicht nach 1100 (1119) von den Grafen von Zutphen ererbt hatten,
die Grafschaft im Emsland (Emsgau) aus dem Erbe des ihnen verwandten Grafen
Otto von Northeim († 1083), Güter und Rechte aus Tätigkeiten für Paderborn im
Teutoburger Wald (um Bielefeld, Herford und Halle/Westfalen) sowie weitere
verstreute Güter (etwa im Tal der Wupper). 1214 gründeten sie Bielefeld. 1226
erfolgte eine Teilung. Jutta von R. verkaufte am
18. 6. 1252 Güter um Vechta und im Emsland an das Hochstift Münster
(Niederstift Münster). 1289/1309 wurden Vlotho und der Limberg (Lemberg)
(wieder) erworben. Nach Aussterben des Mannesstammes 1346 kam die restliche,
wohl 1180 reichsunmittelbar gewordene Grafschaft (um Bielefeld und Vlotho) über
die Nichte (Margarete) des letzten Grafen, die zugleich Erbin der Grafschaft
Berg war, an Jülich, wurde 1409 (pfandweise) um das zunächst lippische Amt
Enger vergrößert, 1609 von Brandenburg und Pfalz-Neuburg in Besitz genommen,
kam aber 1614/1647 ganz an Brandenburg (jülich-klevescher Erbfolgestreit).
Hauptstadt war bis 1719 Bielefeld. 1719 wurde R., für das Preußen seit 1705 die
Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium beantragte, verwaltungsmäßig
mit dem 1648 von Brandenburg erlangten Fürstentum Minden verbunden. 1807 wurde
die bis 1806 dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugehörige, etwa 16
Quadratmeilen umfassende Grafschaft dem Königreich Westphalen einverleibt, 1811
teilweise unmittelbar zu Frankreich gebracht. 1813 kam sie an Preußen (Provinz
Westfalen). 1946 fiel R. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 320; Wallner 701 WestfälRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E2, II 78 (1450) F8, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Ledebur, L. v.,
Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, 1825, Neudruck 2009;
Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Weddigen, P., Historisch-geographisch-statistische Beschreibung
der Grafschaft Ravensberg ., 1790; Nitzsch, K., Die Ravensberger
Territorialverfassung im Mittelalter, Diss. phil. Halle 1902; Rossberg, A., Die
Entwicklung der Territorialherrlichkeit in der Grafschaft Ravensberg, Diss.
phil. Leipzig 1909; Terheyden, O., Die Heimat und älteste Geschichte der Grafen
von Calvelage-Ravensberg, Jahresber. d. hist. Ver. f. d. Grafschaft Ravensberg
41 (1927); Herberhold, H., Das Urbar der Grafschaft Ravensberg, Bd. 1ff.
1960ff.; Engel, G., Die Osning-Grafschaft Ravensberg, Westfalen 40 (1962);
Vogelsang, R., Die Grafschaft Ravensberg, (in) Köln-Westfalen 1180-1980, hg. v.
Berghaus, P./Kessemeier, S., 1980, 186ff.; Janssen, W., Ravensberg, LexMA 7
1994, 486; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 249 (mit genealogischer
Übersicht); Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf Zeit, 2015.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rheingrafen (Grafen). Das vielleicht bis in
das 10. Jahrhundert zurückreichende fränkische Adelsgeschlecht, das die
Grafschaft im Rheingau innehatte und auf der Burg Rheinberg bei Lorch saß, im
Anfang des 12. Jahrhunderts aber in Lehnsabhängigkeit vom Erzstift Mainz
geraten war, wurde 1170/1196 infolge Verheiratung von den verschwägerten,
linksrheinischen Herren von Rheingrafenstein (Stein) mit dem Stammsitz Stein
(Rheingrafenstein) an der Nahe, die ebenfalls Lehnsleute Mainzs waren, beerbt.
1279/1281 verloren die R. infolge einer Niederlage gegen Mainz die Güter im
Rheingau, behielten aber linksrheinisch Güter um Bad Kreuznach und nannten ihre
Burg Rheingrafenstein. Um 1350/1409 traten sie infolge Verheiratung in den
Herrschaften Dhaun (vor 1350) und Kyrburg (1409) das Erbe der aussterbenden
Wildgrafen (comites silvatici), die von den Grafen des Nahegaues (Emichonen)
abstammten, an und nannten sich seitdem Wild- und R. (Wildgrafen und R.). 1459/1475
erlangten sie durch Heirat das Erbe der Grafen von Salm (Obersalm) in den
Vogesen und nannten sich seitdem Grafen von Salm. 1478 gewannen sie die
Herrschaften Moers, Saarwerden und Finstingen an der Saar. Einzelne der in
mehrfachen Teilungen gebildeten Linien (1515
Kyrburg, Dhaun) erloschen 1688 (Kyrburg) und 1750. Kyrburgs Erbe kam 1701 an
Salm. 1623 wurden die Grafen in den Reichsfürstenstand erhoben. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten der Wild- und Rheingraf (Wildgraf und Rheingraf) zu
Grumbach und der Wild- und Rheingraf (Wildgraf und Rheingraf) zu
Rheingrafenstein zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrates sowie zum oberrheinischen Reichskreis. Das 4 Quadratmeilen
große Gebiet mit etwa 11000 Einwohnern teilte sich wie folgt auf: Die Güter der
fürstlich-salmischen Linie umfasste die gefürstete Grafschaft Salm, das Oberamt
Kyrburg und ein Viertel der Ämter Flonheim, Dhronecken (Tronecken), Wildenburg
und (Dimringen) Diemeringen sowie ein Viertel von Wörrstadt (Wörstadt). Das
Gebiet der rheingräflich grumbachischen Linie umfasste Herrschaft und Amt
Grumbach, einen Teil des Eßweiler Tales, die Herrschaft Dhronecken (Tronecken),
je ein Viertel von Wörrstadt (Wörstadt) und (Dimringen) Diemeringen und
folgende bis 1792 der Linie Grumbach-Stein gehörige Güter: (die Rheingrafschaft
zum Stein oder) die Grafschaft Rheingrafenstein, Herrschaft und Amt Wildenburg
auf dem Hunsrück, ein Viertel der Herrschaft (Dimringen) Diemeringen und drei
Achtel vom Flecken Wörrstadt (Wörstadt). Die Güter der rheingräflichen Linie
Dhaun schließlich bestanden aus der Wildgrafschaft Dhaun, dem Oberamt Rhaunen,
dem Ingerichtsamt Hausen, der Stadt Kirn (zur Hälfte), der Oberschultheißerei
Meddersheim, dem Amt Flonheim, einem Viertel der Herrschaft (Dimringen)
Diemeringen und der Herrschaft Püttlingen (frz. Puttelange-aux-Lacs) in
Lothringen. 1803 erhielt der Rheingraf als Entschädigung für die 1797/1801
erfolgten linksrheinischen Verluste an Frankreich die Reste des ehemals
münsterschen Amtes Horstmar und nannte sich seitdem Fürst von Salm-Horstmar.
Als das linke Rheinufer 1814/1815 von Frankreich an die deutschen Staaten
zurückkam, fielen Grumbach, Kyrburg, Dhronecken, Dhaun, Hausen, Meddersheim und
Löllbach an Preußen. Wildenburg wurde mit dem neuen Fürstentum Birkenfeld
vereinigt. Die Grafschaft Rheingrafenstein (Rheingrafschaft zum Stein) kam
teils (Grehweiler bzw. Gaugrehweiler) an Bayern, teils (Rheingrafenstein) an
Preußen. Flonheim und Wörrstadt (Wörstadt) gelangten an Hessen-Darmstadt.
L.: Gumpelzhaimer 121; Bauer 1, 567; Wolff 278ff.; Zeumer 553 II b 60, 16, 17;
Wallner 697 OberrheinRK 33; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D 4;
Schneider, C., Geschichte des Wild- und Rheingräflichen Hauses, Volkes und
Landes auf dem Hundsrücken, 1854, Neudruck 1926; Fabricius, W.,
Güterverzeichnisse und Weistümer der Wild- und Rheingrafschaft, 1911, Trierer
A. 4, Ergänzungsheft 12; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher
Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 1 1922; Dotzauer, W., Geschichte des
Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Römhild (Ort, Stadt, Herrschaft,
Residenz des Grafen von Henneberg-Römhild bzw. des Herzogs von
Sachsen-Römhild). Im Jahre 800 gab Emhilt dem von ihr gestifteten Kloster Milz
Rotemulte („braunroter Mergel“, Altrömhild) bei Hildburghausen, 867 Adalolt
einen dortigen Bifang an Fulda. Vermutlich gegen Ende des 13. Jahrhunderts
gründete Graf Heinrich IV. von Henneberg-Hartenberg die Stadt R. Sie kam später
an die 1274 entstandene Linie Henneberg-Aschach, die sich seitdem nach R.
nannte (Henneberg-Römhild) und zahlreiche Güter erwarb (1433 Lichtenberg, 1435
Fladungen, 1435/1444 Kühndorf, 1455 ein Viertel Fischberg). 1465/1502 verlor
die Linie durch Teilung an Bedeutung. 1548 kamen
die Güter Graf Bertholds an die verschwägerten Grafen von Mansfeld und von
diesen teilweise an Henneberg-Schleusingen (ein Viertel Henneberg), im Übrigen
1555 an die Ernestiner (Sachsen). Die Güter Graf Albrechts fielen an die
verschwägerten Grafen von Stolberg, im Übrigen ebenfalls an die Wettiner. 1572
gelangte R. an Sachsen-Coburg-Eisenach (Sachsen-Coburg), 1640 an
Sachsen-Altenburg, 1672 an Sachsen-Gotha. Von 1680 bis 1710 war es Sitz von
Sachsen-Römhild und fiel danach zu einem Drittel an Sachsen-Coburg-Saalfeld und
zu zwei Dritteln an Sachsen-Meiningen. Das Sachsen-Coburg-Saalfelder Drittel
kam 1805 durch Tausch an Sachsen-Gotha, ganz R. 1826 an Sachsen-Meiningen, 1920
an Thüringen und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische
Republik. S. Henneberg, Sachsen-Römhild.
L.: Wolff 115; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 491.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ronneburg (Herrschaft). 1209 wird die R.
westlich Geras als Gut der Herren von Weida erstmals genannt. Bei der Teilung der Familie kam sie mit der zugehörigen
Herrschaft an die Linie Plauen. Diese musste sie 1349 von den Markgrafen von
Meißen zu Lehen nehmen. Von 1358 bis 1398 war R. Sitz einer eigenen Linie. Am
Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft über (das Fürstentum
Sachsen-Altenburg Sachsen-Gothas bzw.) Sachsen-Gotha-Altenburg zum
obersächsischen Reichskreis. Über Thüringen (1920) gelangte R. von 1949 bis
1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 398; Wallner 709 ObersächsRK 9; Dobenecker, R., Aus der Vergangenheit
von Stadt und Pflege Ronneburg, 1844.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,]
Königreich, Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren
Elbe um 150 n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam
mit den Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl
dem Großen (772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert,
Messer) in Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9.
Jahrhundert die zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf † 868)
die Stellung eines Stammesherzogs der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger zum
sächsischen Königshaus des Reiches (919, Heinrich I., 936ff. Otto I., Otto II.,
Otto III., Heinrich II.) wurden 966 die Billunger (Hermann Billung † 973) mit
der Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum Rhein reichenden sächsischen
Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die nördlichen Teile des
Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums richtete Otto I. die
Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von Sommerschenburg und 1180
bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später häufig den Inhaber
wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S. bestimmt wurde. Nach dem
Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht an die askanischen bzw.
welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von Süpplingenburg, dessen Macht auf
dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und Ottos von Northeim († 1083) beruhte,
1137 aber an die Askanier und 1142 an Lothars Schwiegersohn Heinrich den
Stolzen aus dem Hause der Welfen, neben denen jedoch vor allem der Erzbischof
von Magdeburg und die Askanier eigene Herrschaftsbereiche ausbauten. Der Welfe
Heinrich der Löwe erweiterte Sachsen um Mecklenburg und das westliche Pommern.
Mit seinem Sturz 1180 endete das alte Herzogtum der Sachsen. An seine Stelle
trat neben dem Herzogtum (Engern und) Westfalen der Erzbischöfe von Köln, dem
Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235) der Welfen zwischen Elbe und Weser sowie
den Hochstiften Münster und Osnabrück und mehreren Grafschaften (Oldenburg,
Hoya, Diepholz, Schaumburg, Bentheim u. a.) im Westen das um diese Gebiete
verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden Gebieten bestehende neue Herzogtum S.
der Askanier (Bernhard von Anhalt) in Ostsachsen (Ostfalen). Dieses gründete
sich auf das Land Hadeln zwischen Unterweser und Unterelbe, auf einst
billungisches Gebiet an der Unterelbe (Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus sowie
altes askanisches Gut um Wittenberg an der mittleren Elbe. 1260/1296 teilte
sich dieses verbleibende Herzogtum S., das 1227 die Grafschaft Ratzeburg
erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg. Das
Herzogtum Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch die Goldene Bulle die
sächsische Kurwürde. Nach dem Aussterben der Herzöge von Sachsen-Wittenberg
fielen Land, Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre Hilfe im Kampf gegen
die Hussiten als Lehen an die in der Markgrafschaft Meißen seit 1089/1125
herrschenden Markgrafen von Meißen (Haus Wettin), die 1247 schon die
Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten. Damit wurde der Name S. auf die
wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz, Thüringen) übertragen (Obersachsen im
Gegensatz zu dem seitdem als Niedersachsen bezeichneten, ursprünglichen
sächsischen Stammesgebiet). 1423 wurde die Herrschaft Stollberg im Erzgebirge
gewonnen, 1427 die Herrschaft Weida in Thüringen. 1443 und 1451 wurden die
Herrschaften Hohnstein und Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im
meißnisch-thüringischen Raum die Burggrafschaft Meißen, 1466 von den Grafen von
Reuß die Herrschaft Plauen und damit den Kern des Vogtlandes. Mit dem Kauf von
Finsterwalde 1425, Senftenberg 1448, Beeskow, Storkow 1477 (Wiederkauf) und
Sagan 1472 drang S. nach Osten vor. Von 1440 bis 1445 und von 1482 bis 1485
wurden die zwischenzeitlich entstandenen Teilherrschaften wieder
zusammengeführt. 1485 kam es zur Teilung in die
ernestinische Linie und die albertinische Linie, die nicht mehr rückgängig
gemacht wurde. Kurfürst Ernst (Ernestiner) erhielt das Kurland S.
(Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark Meißen und des Osterlandes und
Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma, Borna, Leisnig, Altenburg, Zwickau, Plauen,
Schwarzenberg), den größten Teil Thüringens (Weimar, Gotha, Eisenach) und die
Pflege Coburg, das fränkische Königsberg, die Schutzherrschaft über das Bistum
Naumburg und die Reichsgrafschaft von Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum Teil
Schwarzburg. Herzog Albrecht (Albertiner) erlangte die Markgrafschaft Meißen
mit den Hauptorten Dresden und Freiberg, die Ämter Leipzig,
Delitzsch-Landsberg, Zörbig, die Pfalzgrafschaft S. nebst Sangerhausen, Ämter
im nördlichen Thüringen, die Schutzherrschaft über das Bistum Merseburg und
über die Reichsgrafen und Herren von Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein,
Beichlingen, Leisnig, Querfurt und Schönburg. Gemeinsam blieben die Herrschaft
in Schlesien und den Lausitzen sowie die Schutzherrschaft über Erfurt,
Nordhausen, Mühlhausen, Görlitz und das Hochstift Meißen. Die ernestinische
Linie stiftete 1502 für das verloren gegangene Leipzig die Universität
Wittenberg, von der die Reformation ihren Ausgang nahm und förderte Luther und
die Reformation. 1547 unterlag Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige Kaiser
Karl V., der daraufhin das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg) der albertinischen
Linie übertrug, die seitdem die Kurwürde führte. Die ernestinische Linie
behielt nur die Ämter Weimar, Jena, Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie
Coburg und erhielt 1554 noch die Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und
Eisenberg. ----- Das 1531 einen Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende
ernestinische Herzogtum teilte sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen
Erbteilungen zersplitterten es in eine Vielzahl kleiner Länder. Dabei
entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach (1572-1596) und Sachsen-Weimar
(1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich 1596 in Sachsen-Coburg
(1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie Coburg erlosch 1633 und
vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie Eisenach endete 1638. Ihre
Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie Sachsen-Weimar und zu einem Drittel
an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603 durch Teilung
aus Sachsen-Weimar entstanden war(en). Sachsen-Weimar zerfiel weiter
1640(/1641) in die Linien Sachsen-Weimar (1640-1672), Sachsen-Eisenach
(1640-1644) und Sachsen-Gotha (1640-1680). Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644
aus, wobei die Güter je zur Hälfte an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen.
Die Güter Sachsen-Altenburgs fielen bei dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln
(darunter Coburg) an Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im
gleichen Jahr teilte sich Sachsen-Weimar in Sachsen-Weimar (1672-1918),
Sachsen-Eisenach (1672-1741) und Sachsen-Jena (1672-1690), wovon Sachsen-Jena
1690 erlosch und seine Güter an Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach vererbte,
Sachsen-Eisenach wiederum fiel 1741 an Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der
klassischen deutschen Literatur wurde, brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha
in die sieben Linien Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg
(1681-1699), Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit)
(1680-1710), Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807),
Sachsen-Hildburghausen (1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit)
(1680-1735, Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an
Sachsen-Saalfeld und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an
Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und
Sachsen-Hildburghausen. 1741 starb Sachsen-Eisenach aus und kam an
Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach), wobei die beiden Landesteile
verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis 1849 getrennt blieben. 1806
traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund bei. 1815 gewann
Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe, das es am 31.
5. 1834 an Preußen verkaufte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde Großherzogtum,
erhielt einen Teil des Erfurter Gebiets, das vorher fuldische Amt Dermbach
(Dernbach) und die königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt an der Orla
(Neustadt-Orla) und gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825
Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb, wurden die vier Herzogtümer
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und
Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts
I. von S. in die Herzogtümer Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg
(1826-1918) sowie Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei
der Herzog von Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses
Sachsen-Altenburg übernahm, Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu
Sachsen-Coburg gehörige Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit
Sachsen-Gotha in Personalunion vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen
Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg,
Sachsen-Coburg und Gotha), von denen Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg
1831 eine Verfassung erhielten, traten 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867
dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1877/1903 wurde
Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum S. umbenannt. Vom 9. bis 14. 11. 1918
dankten die Fürsten ab. Aus den damit entstandenen Freistaaten bildete sich von
1918 bis 1921 das Land Thüringen (so ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an
Bayern. ----- Das seit 1547 albertinische Kursachsen, das 1499 die
Primogeniturerbfolge einführte, Beeskow, Storkow und Sorau (1515 an
Brandenburg), Sagan (bis 1547) und Friedland (bis 1515) erwarb, 1547 einen
Großteil der Gebiete der ernestinischen Linie erhielt, 1539/1541 zur
Reformation übertrat und 1572 in den Kursächsischen Konstitutionen sein Recht
zu vereinheitlichen versuchte, erlangte 1559/1591 die evangelisch gewordenen
Hochstifte Meißen, Merseburg und Naumburg sowie 1556/1569 das Vogtland und
Teile der Herrschaft Schönburg sowie 1583 Teile der Grafschaft Henneberg,
näherte sich im Dreißigjährigen Krieg an Österreich/Habsburg an und erlangte
dafür 1620/1635 die Niederlausitz, die Oberlausitz und das Erzstift Magdeburg,
das 1648/1680 aber an Brandenburg kam. Von der Hauptlinie spalteten sich 1657
die Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis 1746), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und
Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg, Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab,
fielen aber bis 1746 wieder zurück. Unter August dem Starken setzte sich der
Absolutismus durch. Dresden wurde als Hauptstadt ein Kulturzentrum. Der
Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab die Rechte an Sachsen-Lauenburg an
Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg, das Reichsschulzenamt über Nordhausen
und die Ämter Lauenburg (Lauterberg), Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf
(Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an Brandenburg, um die Königskrone
Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine Personalunion mit Polen bis
1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450 Quadratmeilen mit 1,35
Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich August III. Mitglied des
Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich Westphalen abtreten, erhielt dafür
den Königstitel und wurde 1807 in Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau.
Nach der an der Seite Frankreichs erlittenen Niederlage in der Völkerschlacht
von Leipzig kam S. 1813 zunächst unter die Verwaltung eines russischen, dann
eines preußischen Gouverneurs. Am 12. 5. 1815 musste S. seine nördlichen
Gebiete ([Kurkreis mit Wittenberg, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg,
thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Querfurt], insgesamt 20000
Quadratkilometer, 860000 Einwohner, 57,5 Prozent der Fläche und 42,2 Prozent
der Einwohner) an Preußen abtreten (Ämter Wittenberg [mit den Städten
Wittenberg, Kemberg, Zahna und Schmiedeberg], Gräfenhainichen, Belzig [mit den
Städten Belzig, Brück <Bruck> und Niemegk <Niemeck>], Gommern mit
Elbenau [Burggrafschaft Magdeburg mit der Stadt Gommern], Seyda, Annaburg,
Schweinitz [mit den Städten Schweinitz, Jessen, Schönewalde <Schönwalde>,
Herzberg und Prettin], Pretzsch, Schlieben [mit der Stadt Schlieben und den
Herrschaften Baruth und Sonnewalde], Liebenwerda und Bitterfeld). Dabei kam die
Ostoberlausitz (Görlitz, Lauban) zur preußischen Provinz Schlesien, die Niederlausitz
und der erst 1807 von Preußen übernommene Kreis Cottbus gelangten zur Provinz
Brandenburg und das Gebiet des ehemaligen Herzogtums Sachsen-Wittenberg mit der
Grafschaft Brehna, die Hochstifte Merseburg und Naumburg (Naumburg-Zeitz), die
Grafschaft Barby, der Thüringer Kreis, ein Teil des Neustädter Kreises
(Ziegenrück) sowie Teile der Grafschaft Henneberg bildeten zusammen mit
Altmark, Erzstift Magdeburg, Hochstift Halberstadt (mit Aschersleben), den
Grafschaften Hohnstein, Wernigerode, Stolberg, Querfurt und Mansfeld, Stift
Quedlinburg, Mühlhausen, Nordhausen, Erfurt und dem Eichsfeld sowie der
Ganerbschaft Treffurt die neue Provinz S. (1. 4. 1816, Verordnung vom 30. 4.
1815) mit der Hauptstadt Magdeburg, die den Rang eines Herzogtums hatte
(Gliederung in drei Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt, Sitz der
Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866 kamen Schmalkalden und Ilfeld
hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944 bezüglich dieser durch das Fürstentum
Anhalt in zwei Teile geteilten und durch mehrere Exklaven und Enklaven
aufgesplitterten Provinz S. mit den Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und
Erfurt der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und
Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des
Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (nach der Kapitulation vom 8. 5. 1945 an
Thüringen) und die Provinz in die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg
aufgeteilt. 1945 gelangte nach dem Rückzug der Truppen der Vereinigten Staaten
von Amerika, die das Gebiet bis zur Elbe besetzt hatten, das Land Anhalt zu
diesen beiden Provinzen und bildete mit ihnen vom 5. 7. 1945 bis 1952 (str.)
das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das vom 23. 7. 1952 bis 3.10.1990 auf die
Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt, mit dem Beitritt der Deutschen
Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber wiederhergestellt wurde. -----
Das 1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen Teiles an Preußen (Provinz
Sachsen) verbliebene Gebiet des Königreiches S. (Riesa, Löbau, Bautzen, Kamenz,
Zittau, Königstein, Marienberg, Plauen, Zwickau, Crimmitschau, Leipzig,
Chemnitz, Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz, Grimma, Borna, Rochlitz,
Glauchau, Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg, Freiberg,
Dippoldiswalde, Pirna, Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000
Quadratkilometer mit 1183000 Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten
Industriestaat. 1831 erhielt er eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849
schlug S. mit Hilfe Preußens einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein
Bürgerliches Gesetzbuch. 1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen
Bundes gegen Preußen auf Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem
Norddeutschen Bund beitreten. 1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle
sächsischen Reichstagssitze (rotes S.). Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden von
den Arbeiterräten und Soldatenräten die Republik S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918
verzichtete der König auf den Thron. Am 1. 11. 1920 wurde eine Landesverfassung
des Freistaats S. in Kraft gesetzt. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die
Macht. 1939 umfasste das Land S. 14995 Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern.
1945 kam auch der zuerst von amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens
zur sowjetischen Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete
der preußischen Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land
S. eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises
Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und
den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der
Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen
Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die
Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990
wiederbegründet (ohne die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen
Hoyerswerda und Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden
Landes wurde wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg,
Mühltroff, Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach
[Ransbach], Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von
Thüringen wieder an Sachsen zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II
34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die
Territorien des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen
(950-1815), 1816; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von
Sachsen und Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff.
1864ff.; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v.
d. hist. Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste
Landesvermessung des Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A.,
Karte der territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner,
H., Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für
das Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der
sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der
sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische
Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden Streitigkeiten bis 1491, Diss.
phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen Geschichte, hg. v. Bemmann,
R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, ihre
Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C., Die Landesaufnahmen Sachsens
von 1780-1921, Beiträge zur deutschen Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921;
Kessler, E., Die Ämter und Kreise im Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit
Einschluss der Lausitzen von den Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H.,
Historisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. 1
1926; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der
Amtshauptmannschaft Pirna, 1927; Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von
Sachsen, 1931, Amt und Volk 5; Schnath, G., Hannover und Westfalen in der
Raumgeschichte Nordwestdeutschlands, 1932; Mörtzsch, O.,
Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain,
1935; Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1f. 1935,
Neudruck 1965; Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d. Hist. Kommission für die
Provinz Sachsen, 1935-1943; Mentz, G., Weimarische Staats- und
Regentengeschichte 1648-1750, 1936; Flach, W., Die staatliche Entwicklung
Thüringens in der Neuzeit, Zs. d. V. f. thür. G. N.F. 35 (1941); Freytag, H.,
Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, 1951; Brather, H., Die ernestinischen
Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Helbig, H., Der wettinische
Ständestaat, 1955; Blaschke, K., Historisches Ortsnamensverzeichnis von
Sachsen, 1957; Lütge, F., Die mitteldeutsche Grundherrschaft, 2. A. 1957;
Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957;
Hömberg, A., Westfalen und das sächsische Herzogtum, 1958; Atlas des Saale- und
mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August, O., 1959f.; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51, 52, III, 30,
Sahsonolant, Saxonia, Saxones Volksname, Sachsen; Schnath, G./Lübbing,
H./Möhlmann, G./Engel, F., Geschichte des Landes Niedersachsen, 1962;
Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962;
Sächsische Bibliographie, hg. v. d. Sächsischen Landesbibliothek, 1962ff.;
Handbuch der historischen Stätten, Bd. 8, hg. v. Schlesinger, W., 1965;
Schmidt, G., Die Staatsreform in Sachsen in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts, 1966; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W.,
Bd. 1ff. 1967ff.; Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der Reformation, 1970;
Klein, T., Provinz Sachsen, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte
1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T., Sachsen, 1982; Geschichte
Sachsens, hg. v. Czok, K., 1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im
Mittelalter, 1990; Sachsen. Eine politische Landeskunde, hg. v. Gerlach, S.,
1993; Sachsen und Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a., 1995; Meyn, J., Vom
spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum frühneuzeitlichen
”Territorialstaat”, 1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7 1995, 1231ff.;
Sachsen 1763-1832, hg. v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das Amt Grimma,
1996; Becher, M., Rex, Dux und Gens, 1996; Lück, H., Die kursächsische
Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen, hg. v. Aurig,
S. u. a., 1997; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller, K. u. a.,
1997; Held, W., August der Starke und der sächsische Adel, 1999; Gross, R.,
Geschichte Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack, J., 2000;
Sächsische Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001; Historisches
Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen in der
NS-Zeit, hg. v. Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte Sachsen,
2002; Vötsch, J., Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn
des 18. Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg. v. Behring, R.
u. a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 446, 880; Richter, M., Die Bildung des Freistaates Sachsen, 2004;
Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004; Hesse, C., Amtsträger der
Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Hädecke, W., Dresden, 2006;
Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K. u. a., Bd. 1-3, 2006;
Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Krüger, N.,
Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007; Moritz von Sachsen, hg. v.
Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft. Das albertinische
Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und Reich im 16. Jahrhundert, 2008;
Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E., 2008;
.Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen-Eisenach (Fürstentum). 1572 entstand
durch Erbteilung der ernestinischen Linie Sachsens Sachsen-Coburg-Eisenach und
daraus 1596 durch Teilung S., das 1638 erlosch,
wobei zwei Drittel der Güter an Sachsen-Weimar kamen und ein Drittel an
Sachsen-Altenburg fiel. 1641 spaltete sich von Sachsen-Weimar wieder eine Linie
S. ab, die 1644 ausstarb. 1672 teilte Sachsen-Weimar erneut eine Linie S. ab.
Sie starb 1741 aus. Ihre Güter kamen an Sachsen-Weimar
(Sachsen-Weimar-Eisenach.) Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten Sachsen-Weimar
und das 30000 Einwohner und 8 Quadratmeilen umfassende S. der weltlichen Bank
des Reichsfürstenrats des Reichstags und dem obersächsischen Reichskreis an und
zählte S. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
Sachsen-Weimar-Eisenach ging am 1. 5. 1920 in Thüringen, dessen Gebiet von 1949
bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik gehörte, auf.
L.: Wolff 396; Zeumer 553 II b 10; Wallner 710 ObersächsRK 19; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen-Gotha-Altenburg (Herzogtum). 1680 entstand bei
der Teilung Sachsen-Gothas unter anderem S. 1707
fiel Sachsen-Gotha-Eisenberg an. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte S., das
zusammen mit der Reichsgrafschaft Gleichen ein Gebiet von 28 Quadratmeilen mit
82000 Einwohnern umfasste, zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des
Reichstags und zum obersächsischen Reichskreis. E hatte aus dem Bestand
Sachsen-Gothas Stadt Gotha und Amt Gotha, die Ämter Tenneberg, Reinhardsbrunn,
Georgenthal, Schwarzwald oder Zella, Wachsenburg, Volkenroda und Tonna, die
obere Herrschaft Kranichfeld und den unter Sachsen-Gothas Oberhoheit stehenden
Teil der Grafschaft Gleichen, aus dem Bestand Sachsen-Altenburgs die Ämter
Altenburg und Ronneburg, die Städte und Ämter Eisenberg, Camburg und Stadtroda
sowie das Amt Kahla. Um 1800 gehörte es den Kantonen Rhön-Werra und Baunach des
Ritterkreises Franken an. 1806 trat es dem Rheinbund bei, 1815 dem Deutschen
Bund. 1825 starb die Linie aus. Am 12. 11. 1826 fiel Gotha an das neue
Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, Altenburg an das neue Herzogtum
Sachsen-Altenburg unter dem Herzog von Sachsen-Hildburghausen. S.
Sachsen-Gotha.
L.: Wolff 395. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen-Hildburghausen (Herzogtum). Hildburghausen an
der Werra dürfte in fränkischer Zeit gegründet worden sein und wird 1234
erstmals erwähnt. Über die Grafen von Henneberg-Bodenlaube
(Henneberg-Botenlauben) (bis 1234), das Hochstift Würzburg (bis 1304), die
Markgrafen von Brandenburg, die Herrschaft Coburg, die Grafen von
Henneberg-Schleusingen (1316) und die Burggrafen von Nürnberg (1353) kam es
1374 mit dem Amt Heldburg durch Heirat an die Landgrafen von
Thüringen/Markgrafen von Meißen. Hier fiel es 1572 innerhalb des Hauses
Wettin/Sachsen an die Linie Sachsen-Coburg, nach deren Aussterben 1638-1640 an
Sachsen-Altenburg und 1672-1680 an Sachsen-Gotha. 1680 wurde es bei der Teilung nach Ernst dem Frommen Residenz des Herzogtums
S. (aus dem Bestand Sachsen-Coburgs Hildburghausen, Heldburg, Eisfeld, 1683
Königsberg [1683] und die Klosterämter Veilsdorf, und 1705 Sonnefeld [1705],
aus Henneberg das Amt Behrungen [, 1714]), das zunächst unter der Aufsicht
Sachsen-Gothas stand, aber 1702 volle Landeshoheit erhielt. Infolge übergroßen
Aufwands musste 1769 die kaiserliche Zwangsschuldenverwaltung hingenommen
werden. Das in weiblicher Erbfolge erlangte Cuylenburg bzw. Culemborg wurde
1720 an die Generalstaaten der Niederlande verkauft. Um 1800 zählte S. zu den
Kantonen Rhön-Werra und Baunach des Ritterkreises Franken. 1826 kam bei der
umfassenden Neuordnung der sächsischen Herzogtümer die Linie S. nach
Sachsen-Altenburg. Die Güter Sachsen-Hildburghausens fielen bis auf die Ämter
Königsberg und Sonnefeld an Sachsen-Meiningen.
L.: Wolff 397; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129;
Human, A., Chronik der Stadt Hildburghausen, 1886; Hildburghausen 1324-1924.
Festschrift zur 600-Jahr-Feier der Stadt, 1924; Kaiser, E., Südthüringen, 2. A.
1954; Heyn, O., Das Militär des Fürstentums Sachsen-Hildburghausen 1680-1806.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen-Lauenburg (Herzogtum). Das an der
Niederelbe gelegene Land wurde nach dem Abzug der Germanen im Frühmittelalter
von wendischen Polaben besiedelt, im 12. Jahrhundert aber von den Welfen
erobert. 1142/1143 belehnte Herzog Heinrich der Löwe Heinrich von Badwide mit
der Grafschaft Ratzeburg, die den größten Teil des späteren Lauenburg einnahm.
Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) fiel das Gebiet an Dänemark und durch
Eroberung (1227) an die Askanier, die 1182 die Burg Lauenburg erbauten und nach
dem Aussterben der Badewider die Grafschaft Ratzeburg einzogen. Bei der Teilung des askanischen Herzogtums Sachsen
1260/1295/1296 erhielt die ältere Linie das Herzogtum S. (verstreute Güter an
der unteren Elbe) mit Hadeln. 1302/1303 wurde in drei Linien geteilt. Später
gingen umfangreiche Güter an Lübeck und Hamburg verloren (1359 Mölln, 1370
Bergedorf). 1683 konnte Mölln zurückerworben werden. Bei dem Aussterben der
Herzöge kam das zum niedersächsischen Reichskreis gehörige Herzogtum 1689 nach
längerem Streit erbweise an Herzog Georg-Wilhelm von Lüneburg-Celle (Hannover).
S. behielt aber eine eigene Verwaltung. Das Gebiet des ca. 28 Quadratmeilen umfassenden
Herzogtums enthielt neben dem Land Hadeln die Städte Ratzeburg, Lauenburg
(beide mit den gleichnamigen Ämtern) und Mölln, die Ämter Neuhaus, Schwarzenbek
(Schwarzenbeck) und Steinhorst und 27 adlige Güter. 1803 kam es an Frankreich,
dann an Preußen, Schweden und 1810 wieder an Frankreich. 1815 wurde das Land
nördlich der Elbe Dänemark zugesprochen, 1864/1865 aber nach dem
deutsch-dänischen Krieg an Preußen gegeben und dort 1876 der Provinz
Schleswig-Holstein angegliedert. S. Lauenburg.
L.: Wolff 449ff.; Zeumer 553 II b 33; Wallner 707 NiedersächsRK 13; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2; Lammert, F., Die älteste Geschichte des
Landes Lauenburg, 1933; Kersten, K., Vorgeschichte des Kreises Herzogtum
Lauenburg, 1951; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im
Mittelalter, 1960; Blaschke, K., Sachsen-Lauenburg, LexMA 7 1995, 1235;
Kenzler, C., Die Ritter- und Landschaft im Herzogtum Sachsen-Lauenburg in der
frühen Neuzeit, 1997; Hillmann, J., Territorialrechtliche Auseinandersetzungen
der Herzöge von Sachsen-Lauenburg, 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 884.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen-Weimar (Fürstentum). 975 erscheint
erstmals die Burg Weimar (ahd. wih heilig, mari Wasser) an der Ilm bei Erfurt.
Nach ihr nannten sich Grafen von Weimar. Nach deren Aussterben kam Weimar an
die Grafen von Orlamünde. Nach deren Aussterben um 1373 fiel Weimar an das Haus
Wettin (Sachsen), 1485 an dessen ernestinische Linie. Nach Teilungen von 1572/1603, 1641 und 1672 war es Sitz des
1672 um Güter Sachsen-Altenburgs (Dornburg, Allstedt, Rossla) erweiterten
Herzogtums S., 1741 nach dem Anfall Sachsen-Eisenachs Sitz des zum
obersächsischen Reichskreis zählenden Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach
(Weimarer Klassik mit Goethe und Schiller), 1815 des Großherzogtums
Sachsen-Weimar-Eisenach. Um 1800 umfasste das Gebiet des Fürstentums Weimar ein
Gebiet von 24 Quadratmeilen und hatte 64000 Einwohner. Am 1. 5. 1920 ging der
freie Volksstaat Sachsen-Weimar-Eisenach im Land Thüringen auf, dessen
Hauptstadt Weimar wurde. 1919 tagte die (Weimarer) Nationalversammlung im
ehemaligen Hoftheater in Weimar.
L.: Wolff 396; Zeumer 552ff. II b 9; Wallner 709 ObersächsRK 11; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Bauer, 1, 643; Tille, A., Die Anfänge
der Stadt Weimar, FS O. Dobenecker, 1929; Beiträge zur Geschichte der Stadt
Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1931ff.; Neue Beiträge zur Geschichte der
Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1934ff.; Mentz, G., Weimarische Staats-
und Regentengeschichte 1648-1750, 1936; Diezel, R., die Ämterbezirke in
Sachsen-Weimar seit dem 16. Jahrhundert, 1943; Patze, H., Bibliographie zur
thüringischen Geschichte, 1965; Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günther,
G./Wallraf, L., 2. A. 1976.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen-Weimar-Jena (Herzogtum). 1672 entstand durch Teilung Sachsen-Weimars S., das 1690 an Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach zurückfiel. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen-Wittenberg (Herzogtum, Kurfürstentum). 1180
erhielt der Askanier Bernhard nach dem Sturz Heinrichs des Löwen Wittenberg und
Lauenburg als Herzogtum Sachsen, wodurch sich der alte Stammesname der Sachsen
an die mittlere Elbe verlagerte. 1260/1296 entstanden durch Teilungen des Herzogtums Sachsen die Linien
Sachsen-Lauenburg und S. (zwischen dem Hohen Fläming um Belzig und der Elbe bei
Torgau, zwischen Bitterfeld an der Mulde und Schlieben und Liebenwerda). Zu S.
kamen 1269 Gebiete der Burggrafschaft Magdeburg, 1288 die Pfalzgrafenwürde und
1290 der größte Teil der Grafschaft Brehna. 1319 scheiterte der Ausgriff auf
die Mark Brandenburg. Das 1369 verliehene Gebiet des älteren Hauses Lüneburg
konnte nicht bewahrt werden, sondern ging 1388 wieder verloren. 1356 erlangte
das Herzogtum durch die Goldene Bulle die sächsische, von Sachsen-Lauenburg
bestrittene Kurwürde (Erzmarschall, Reichsvikar). 1360 wurde die Herrschaft
Liebenwerda erworben. 1422 starb das Haus aus. Herzogtum und Kurwürde kamen
gegen Ansprüche Sachsen-Lauenburgs und Brandenburgs 1423 als Lehen des Reiches
an den Wettiner Friedrich den Streitbaren von Meißen. Damit verlagerte sich der
Name Sachsen elbaufwärts auf das Gebiet zwischen Erzgebirge, Thüringer Wald,
Harz und Fläming. Innerhalb der Wettiner fiel S. 1485 an die ernestinische
Linie, 1547 an die albertinische Linie. Es zählte zum obersächsischen
Reichskreis. 1815 kam es an Preußen (Provinz Sachsen), 1945 in die sowjetische
Besatzungszone(1947 Teil Sachsen-Anhalts und Brandenburgs) und damit von 1949
bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen, Sachsen-Anhalt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Blaschke, K., Sachsen-Wittenberg, LexMA 7 1995,
1235f.; Beck, L., Herrschaft und Territorium der Herzöge von Sachsen-Wittenberg
(1212-1422), 2000.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sagan (Herzogtum, Residenz),
Żagań. Durch Teilung des schlesischen
Herzogtums Glogau entstand von 1273/1274 bis 1304, von 1322 bis 1394 und von
1413 bis 1472 ein selbständiges Fürstentum S. mit Sitz in dem 1252 zum
Herzogtum Glogau gelangten, vor 1260 um eine deutsche Stadt erweiterten S.
Dieses stand seit 1329 unter der Lehnshoheit Böhmens. 1472 kam es durch Kauf an
Wettin (Sachsen). 1504 starben die Herzöge von Glogau-Sagan aus. 1549 wurde die
Reformation eingeführt. 1549 gab es Moritz von Sachsen gegen böhmische Exklaven
an König Ferdinand I. (Habsburg). Von 1627 bis 1634 stand es Wallenstein zu und
kam 1646 an die Fürsten Lobkowitz. 1742 musste Österreich S. an Preußen
abgeben. In Preußen wurde S. 1785 von Herzog Peter Biron von Kurland gekauft
und 1845 an seine mit Edmund von Talleyrand-Périgord verheiratete Tochter
Dorothea vererbt. 1945 kam S. unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen. S. Glogau-Sagan.
L.: Wolff 486; Heinrich, A., Geschichte des Fürstentums Sagan, 1911; Sagan und
Sprottau, hg. v. Bein, W., 1992; Menzel, J., Sagan, LexMA 7 1995, 1254; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
2, 507. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Salm (Grafen, gefürstete Grafschaft,
Fürsten, Fürstentum). 1019 spaltete das an der Mosel begüterte Geschlecht der
Grafen von Luxemburg die Grafen von Gleiberg (im 12. Jh. erloschen) und die
Grafen von S. ab, die sich nach der in den Ardennen gelegenen Burg S. bei
Vielsalm in der späteren belgischen Provinz Luxemburg benannten und mit Hermann
von S. 1081-1088 einen deutschen Gegenkönig zu Heinrich IV. stellten.
1163/1165/1204 teilte sich das Geschlecht in die Linien Niedersalm (Altsalm)
mit Alfter und Gütern in den Ardennen und Obersalm mit der Burg S. bei
Schirmeck im Unterelsass sowie der Grafschaft S. in den Vogesen, den
Herrschaften Mörchingen, Püttlingen und Warsberg in Lothringen sowie Rotselaar
(Rotzlar) in Brabant. Die Linie Niedersalm (Altsalm) starb 1416 aus. Ihr Gebiet
kam (1455) über den Neffen des letzten Grafen an die Herren von Reifferscheid
(und Dyck), die sich seitdem Salm-Reifferscheid nannten. Dieses Haus teilte
sich bald in mehrere Linien (1639 Bedburg [nordwestlich Kölns], Dyck
[südwestlich von Neuß], Raitz [in Böhmen]), die fast ausnahmslos im 18.
Jahrhundert in den Reichsfürstenstand aufgenommen wurden. Als Personalisten
hatten sie Sitz und Stimme im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
Salm-Reifferscheid-Bedburg erhielt 1803 als Entschädigung für den Verlust der
linksrheinischen Gebiete an Frankreich das aus mainzischen und würzburgischen
Ämtern gebildete Fürstentum Krautheim, das 1806/1826/38 an Württemberg kam und
beerbte 1888 die Linie Dyck. Salm-Reifferscheid-Dyck erhielt 1816 den preußischen
Fürstentitel. Obersalm kam nach dem Aussterben im Mannesstamm mit der Hälfte
seiner Güter 1459/1475 durch Heirat an die Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen
und Raugrafen bzw. Rheingrafen), die auch den Namen S. übernahmen und um 1500
noch die lothringische Herrschaft Diemeringen mit Finstingen (Fénétrange) und
Ogéviller (Eigenweiler) erlangten (1793 an Frankreich). Durch Teilung entstanden mehrere Linien. Die jüngere Linie
Dhaun teilte sich 1574/1588 in S., Grumbach und Dhaun (bis 1750). Davon wurde
die Linie S. 1623 in den Reichsfürstenstand erhoben und erhielt 1654 (immer für
denjenigen, der das Land erbte,) Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat. Die Linie
Salm-Kyrburg mit Gütern in den Niederlanden (Belgien) wurde 1743
reichsfürstlich. 1641 gewann S. durch Heirat mit Maria Anna von Bronckhorst die
Herrschaft Anholt in Westfalen und Güter in den Niederlanden, vor 1676 das 1740
zum niederländischen Herzogtum erhobene Hoogstraten (Antwerpen) und 1700 das
Fürstentum Arches-Charleville (die Fürstentümer Arches und Charleville) in den
Ardennen. Der 1738 im Mannesstamm erloschenen Linie S. folgte Fürst Nikolaus
Leopold mit dem Titel eines Fürsten von Salm-Salm. 1763 gewann Salm-Kyrburg die
niederländischen Fürstentümer Horn (Hornes) (westlich Roermonds) und Overijse
(Overisque) (in Limburg). Die zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
katholischen Linien Salm-Salm und Salm-Kyrburg erhielten für den Verlust ihrer
linksrheinischen Güter an Frankreich (1793, 1801) 1803 Teile des Hochstifts
Münster (Amt Ahaus [zwei Drittel für Salm-Salm, ein Drittel für Salm-Kyrburg],
Amt Bocholt [zwei Drittel für Salm-Salm, ein Drittel für Salm-Kyrburg],
Herrschaft Gemen, Anholt), insgesamt 39 Quadratmeilen mit 59000 Einwohnern (als
Fürstentum). Hauptstadt dieses Fürstentums S. war von 1803 bis 1805 das vorher
zum Hochstift Münster gehörige Borken, dann Bocholt, Hauptstadt Salm-Kyrburgs
war Ahaus. 1810/1811 kam das seit 1806 souveräne Fürstentum an Frankreich, 1815
an Preußen. Die jüngere lutherische Linie der Wild- und Rheingrafen zu Grumbach
(Salm-Grumbach) erhielt 1802 die ehemals münsterische Herrschaft Horstmar und
nannte sich seitdem Salm-Horstmar. Horstmar kam 1806 an Berg. 1816 wurden die
Grafen von Salm-Grumbach Fürsten von Salm-Horstmar in Preußen. S. a. Salm-Salm.
L.: Wolff 57, 262; Zeumer 553 II b 49 (, 554 II b 63, 18); Wallner 696
OberrheinRK 16; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C/D3, III 38 (1789)
A/B2; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Kleinschmidt, A.,
Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Schaudal, L., Les
comtes de Salm, 1921; Dunkhase, H., Das Fürstentum Krautheim, 1968; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 244.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sausenberg (Markgrafschaft). 1306 spaltete
sich von der Linie Hachberg der Markgrafen von Baden bzw. Herzöge von Zähringen
die Nebenlinie S. (Baden-Sausenberg) ab. Ihre Güter kamen 1503 durch Erbfall an
Baden. Nach Teilung der Markgrafschaft Baden
1535 in die Linien Baden-Baden und Baden-Durlach fielen sie an Baden-Durlach.
S. zählte zum schwäbischen Reichskreis. Die Güter kamen über Baden 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 166; Wallner 685 SchwäbRK 5; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der
badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tod Markgraf
Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte
Badens, 1967; Wunder, G., Zur Geschichte der älteren Markgrafen von Baden,
Württemberg. Franken 1978, 13ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sayn-Vallendar (Herren). 1052 gab Kaiser
Heinrich III. seinen Königshof im 836 bereits erwähnten Vallendar bei Koblenz
an das Stift Sankt Simon und Judas in Goslar. 1232 erlangte Graf Heinrich von
Sayn Gerichtsbarkeit und Hoheit im Dorf Vallendar. Bei der Teilung der Saynschen Güter 1294 kam die Herrschaft
Vallendar an Graf Engelbert. Dessen Enkel erhielt durch Heirat (vor 1345) der
Erbtochter der Grafen von Wittgenstein diese Grafschaft. 1374 übertrug Graf
Johann von Sayn die Lehnsrechte über Vallendar an das Erzstift Trier, das 1392
drei Viertel der Herrschaft käuflich erwarb, 1441 aber ein Viertel wieder
zurückverkaufte. 1681 gewann das Erzstift Trier in einem Vergleich nach
langwierigem Prozess vor dem Reichskammergericht die Landeshoheit über die
ganze Herrschaft und belehnte die Grafen mit der Hälfte der Herrschaft, die es
1767 aber käuflich wieder erwarb. Über Nassau und Preußen (1866) kam Vallendar
1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Reichsfürsten). Berleburg am südöstlichen Fuß
des Rothaargebirges wird 1258 als (planmäßig angelegte) Stadt erstmals erwähnt.
1258 kam sie teilweise, 1322 gänzlich an die Grafen von Wittgenstein, deren
Güter 1357/1358 überwiegend an die Grafen von Sayn fielen. 1605/1607 entstand
durch Teilung der Grafschaft Sayn-Wittgenstein
die Linie S. Sie gehörte mit zwei Fünfteln der Grafschaft Wittgenstein, dem Amt
Berleburg und den Herrschaften Homburg und Neumagen zum wetterauischen
Reichsgrafenkollegium sowie zum oberrheinischen Reichskreis. Die Grafschaft
umfasste ein Gebiet von 3,5 Quadratmeilen und 16000 Einwohner. S. wurde 1792 in
den Reichsfürstenstand erhoben. Durch § 23 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von Wittgenstein-Berleburg (S.) für die
Herrschaften Neumagen und Hemsbach eine Rente von 15000 Gulden auf das
Herzogtum Westfalen. 1806 kam die Grafschaft an Hessen-Darmstadt, 1816 an
Preußen. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 285; Zeumer 553 II b 60, 14; Wallner 698 OberrheinRK 36; Hinsberg,
G., Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Bd. 1ff. 1920ff.; Wrede, G., Territorialgeschichte
der Grafschaft Wittgenstein, 1927; Schunder, F., Die Entstehung Berleburgs,
Westfäl. Forsch. 13 (1960), 51.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (Grafen, Fürsten). 1605/1607
entstand durch Teilung der Grafschaft
Sayn-Wittgenstein die Linie Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein. Sie hatte von 1649
bis 1699 die Herrschaften Lohra und Klettenberg am Harz innerhalb der
Grafschaft Hohnstein als Lehen Brandenburgs, nannte sich deswegen auch S. und gehörte
mit Teilen der Reichsgrafschaft Wittgenstein zum wetterauischen
Reichsgrafenkollegium und zum oberrheinischen Reichskreis. Sie wurde 1801 in
den Reichsfürstenstand erhoben. 1806 wurde ihr Gebiet von Hessen-Darmstadt
annektiert und 1815 an Preußen abgetreten. S. Sayn-Wittgenstein, Wittgenstein,
Nordrhein-Westfalen.
L.: Dahlhoff, M., Geschichte der Grafschaft Sayn, 1874; Klein, E., Studien zur
Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Hohenstein,
1936. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sayn-Wittgenstein-Sayn (Grafen, Fürsten). 1605/1607 entstand durch Teilung der Grafschaft Sayn-Wittgenstein (neben Sayn-Wittgenstein-Berleburg und Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein) die Linie S. Als sie 1632 ausstarb, fiel nach langwierigen Erbstreitigkeiten die Grafschaft Hachenburg (Sayn-Hachenburg) über Manderscheid-Blankenheim an die Burggrafen von Kirchberg und 1799 an Nassau-Weilburg, die Grafschaft Altenkirchen (Sayn-Altenkirchen) an Sachsen-Weimar-Eisenach, 1741 an Brandenburg-Ansbach, 1791 mit diesem an Preußen und 1803 an Nassau-Usingen. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (Grafen, Fürsten). 1605/1607
entstand durch Teilung der Grafschaft
Sayn-Wittgenstein die Linie Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein. Wegen der von 1649
bis 1699 als Lehen Brandenburgs innegehabten Herrschaften Lohra und Klettenberg
innerhalb der Grafschaft Hohnstein am Harz nannte sie sich auch
Sayn-Wittgenstein-Hohenstein. Mit Teilen der Reichsgrafschaft Wittgenstein
zählte sie zum wetterauischen Reichsgrafenkollegium und wurde 1801 in den
Reichsfürstenstand erhoben. Das Gebiet des fürstlichen Hauses S. umfasste drei
Fünftel der Grafschaft Wittgenstein mit Schloss Wittgenstein, die Stadt Laasphe,
vier Viertel Banfe bzw. Banf, Feudingen (bzw. Faidingen), Arfeld (bzw.
Altfelden) und Vogtei Elsoff (bzw. Elhoff) und die unter Oberhoheit Triers
stehende Herrschaft Vallendar. S. Sayn-Wittgenstein,
Sayn-Wittgenstein-Hohenstein.
L.: Wolff 285. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schleiz (Herrschaft). Nach einer
sorbischen Siedlung erscheint 1232 der deutsche Ort S. (Slewitz) an der Wisenta
nordwestlich von Plauen, der zunächst den Herren von Lobdeburg zustand. Im
Erbstreit zwischen Wettin (Sachsen) und den Vögten von Gera kam er am Anfang
des 14. Jahrhunderts an die Vögte von Gera, in der Mitte des 16. Jahrhunderts
an die Burggrafen von Meißen aus dem Hause Plauen, 1590 an die Herren Reuß von
Plauen und bei der Teilung von 1616 an die
(jüngere) Linie Reuß-Gera (Reuß). Seit 1666 war S. Sitz der zum obersächsischen
Reichskreis gehörigen Herrschaft Reuß-Schleiz, die 1806 zum Fürstentum
aufstieg. Dieses wurde 1848 mit Reuß-Ebersdorf-Lobenstein bzw.
Reuß-Lobenstein-Ebersdorf zum Fürstentum Reuß jüngere Linie vereinigt, das 1919
Volksstaat wurde und 1920 in Thüringen aufging. Damit kam S., dessen Schloss
mit Archiv und Bibliothek 1945 zerstört wurde, von 1945 bis 1949 zur
sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 c; Schmidt, B., Geschichte der Stadt
Schleiz, Bd. 1ff. 1908ff.; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, 1923ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schlesien (Herzogtum, Kronland). Das
Gebiet an der mittleren und oberen Oder zwischen Sudeten, Mährischer Pforte,
Beskiden, der Wasserscheide zwischen Oder und Warthe sowie der
Bartsch-Obra-Niederung war zunächst von Skythen und Kelten besiedelt, wurde
aber schon vor der Zeitenwende von den germanischen Vandalen eingenommen. Deren
links der Oder um den Zobten ansässiger Teilstamm der Silingen wurde in
allmählicher Ausdehnung namengebend für das gesamte Gebiet. Nach dem Abzug der
Germanen im 5. Jahrhundert drangen Slawen ein. Im 10. Jahrhundert unterstand S.
Böhmen, seit etwa 990 (bis auf das Glatzer Land) Polen, wobei Polen eine Art
Oberhoheit des Reichs anerkannte, wodurch S. in eine mittelbare Verbindung zum
deutschen Reich kam. Im Jahre 1000 wurde unter Mitwirkung Kaiser Ottos III. das
Bistum Breslau gegründet und dem Erzbistum Gnesen unterstellt. 1138 entstand
durch Erbteilung der Piasten (Polen) das piastische Teilfürstentum (Krakau mit)
S. mit einem eigenen Herzog, der allerdings schon 1146 zu seinen staufischen
Verwandten vertrieben wurde. Von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurückgeführt,
teilte sich das Herzogshaus 1173/1202 in die zwei Linien Breslau (mit
Liegnitz;, Breslau, Oppeln, Niederschlesien;, Mittelschlesien und teilweise
Oberschlesien) bzw. Schlesien bzw. Niederschlesien und das unbedeutendere
restliche Oberschlesien (mit Ratibor, Beuthen, Teschen und Pless, 1201 Oppeln)
bzw. Oppeln, wobei beide, seit 1202 unabhängige Teile dem Reich tributpflichtig
waren (und König Rudolf von Habsburg 1280 sogar die vasallitische Huldigung,
die Schlesien unter die Reichsfürstentümer einfügte, erreichte). Zahlreiche
Einwanderer aus Sachsen und Thüringen verstärkten die Beziehungen zum Reich.
Seit 1249 bzw. 1251 entstanden durch Erbteilungen in Niederschlesien die
Teilherzogtümer Breslau, Liegnitz und Glogau, 1278 Jauer, 1281 Schweidnitz.
Glogau seinerseits zerfiel in Sagan, Steinau und Oels. Dazu kamen Brieg und
Münsterberg. In Oberschlesien entstanden 1281 die Herzogtümer Oppeln, Ratibor
und Teschen. Weitere Teilungen und Vereinigungen
folgten ([Cosel] Kosel, Beuthen, Falkenberg, Groß Strehlitz [Strehlitz]
[1313-1460], Troppau). Daneben besaß der Bischof von Breslau das Fürstentum
Neiße. 1327/1329 unterstellten sich, nachdem schon Wenzel III. seit 1300 über
sämtliche oberschlesische Herzogtümer hatte verfügen können, alle
oberschlesischen und bis auf Schweidnitz-Jauer, die 1353 durch Heirat Annas von
Schweidnitz-Jauer an Kaiser Karl IV. kamen, alle niederschlesischen Herzöge,
die insgesamt alle die deutsche Zuwanderung förderten, zum Schutz vor Polen der
Lehnshoheit der zum deutschen Reich gehörigen Krone von Böhmen, die 1306/1310
an das Haus Luxemburg gekommen war (1327 Teschen, Falkenberg, Cosel-Beuthen,
Auschwitz, Ratibor, Oppeln und Breslau, 1329 Sagan, Oels, Steinau,
Liegnitz-Brieg, 1331 Glogau, 1336 Münsterberg [, 1342 das Bistumsland
Neiße-Ottmachau]). Umgekehrt verzichteten die Könige von Polen 1335, 1339, 1356
und 1372 auf ihre Ansprüche auf S., das nunmehr nicht mehr über Polen, sondern
- neben den Akten von 1163 und 1280 - über Böhmen dem Reich verbunden war. Im
Verhältnis zu Böhmen standen dabei lehnsrührige schlesische Herzöge neben
eigenen Erbfürstentümern der Krone Böhmens (1462 Troppau, Münsterberg, Oels,
Glatz, 1475 Sagan, 1523 Jägerndorf, 1551 Beuthen). Im 15. Jahrhundert fielen
Teile Oberschlesiens an Polen, 1482 Crossen an Brandenburg und 1472 Sagan an
Sachsen (bis 1549). Dagegen wurde Troppau neu zu S. gezählt. 1526 gelangte ganz
S. mit Böhmen im Erbwege an Habsburg bzw. Österreich, das seit 1570/1621 die
Gegenreformation des von 1522 bis 1555 zu neun Zehnteln protestantisch
gewordenen Landes durchführte. Dabei waren Schweidnitz-Jauer, Glatz, Breslau,
seit 1532 Oppeln-Ratibor, Teschen, Neiße und seit 1544 Glogau Erbfürstentümer
Österreichs, während die übrigen Herzogtümer nur in Lehnsabhängigkeit standen.
Brandenburg erhob auf Grund eines 1537 geschlossenen, 1546 aber für nichtig
erklärten Erbvertrags Ansprüche auf Liegnitz, Brieg, Wohlau und das 1621 in
Vollstreckung der Reichsacht Georg von Brandenburg entzogene Jägerndorf, wurde
1686 durch Überlassung des Kreises Schwiebus zur Aufgabe seiner Ansprüche
veranlasst, gab den Kreis aber 1695 gegen Geldentschädigung zurück. Nach dem
auf dieser Grundlage zwischen König Friedrich dem Großen von Preußen und
Erzherzogin Maria Theresia von Österreich geführten ersten schlesischen Krieg
kamen (1742/1744) Niederschlesien, große Teile Oberschlesiens und die
Grafschaft Glatz Böhmens an Preußen, während die südwestlichen Teile der
Fürstentümer Neiße, Troppau und Jägerndorf und die Fürstentümer Teschen und
Bielitz (etwa ein Sechstel) bei Österreich blieben und zunächst als Herzogtum
Oberschlesien und Niederschlesien eingerichtet und von 1782 bis 1849 mit Mähren
vereinigt wurden, aber ab 1849 als Herzogtum S. ein durch einen
Landespräsidenten in Troppau verwaltetes österreichisches Kronland S.
(Österreichisch-Schlesien) mit der Hauptstadt Troppau bildeten. Die Teilungen Polens brachten eine Verbreiterung der
Landbrücke zu den anderen preußischen Ostprovinzen. 1815 wurde die aus den 1742
erworbenen schlesischen Gebieten und der Grafschaft Glatz gebildete Provinz S.
Preußens um Teile der Oberlausitz erweitert. Durch die Industrialisierung wurde
sie eine der reichsten Provinzen und wurde 1919 in Oberschlesien und Niederschlesien
geteilt. 1918/1919 kam das Kronland S. Österreichs (Österreichisch-Schlesien),
vergrößert um das bis dahin preußische Ländchen Hultschin (Hultschiner
Ländchen) und verkleinert um den 1922 an Polen fallenden Ostteil des Teschener
Gebiets (Ostoberschlesien) an die Tschechoslowakei, 1938 zum Gau Sudetenland.
An Polen fielen Gebiete der niederschlesischen Kreise Guhrau, Militsch, Groß
Wartenberg (Großwartenberg) und Namslau (512 Quadratkilometer mit 26000
Einwohnern) und Teile Oberschlesiens. 1934/1938 wurden die seit 1919
bestehenden preußischen Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien (26981
Quadratkilometer, 3,204 Millionen Einwohner, Regierungsbezirke Breslau und
Liegnitz) vereinigt. 1939 wurden Ostoberschlesien, das Olsagebiet und weitere
Grenzgebiete Polens S. eingegliedert. 1941 wurde S. wieder in die Provinzen
Oberschlesien und Niederschlesien geteilt. 1945 kam S. mit Ausnahme des kleinen
Gebiets westlich der Lausitzer Neiße (Hoyerswerda, Görlitz, Rothenburg), das
von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel, unter die
Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an
Polen. Die deutsche Bevölkerung wurde überwiegend vertrieben. S. a. Beuthen,
Bielitz, Breslau, Brieg, Falkenberg, Glatz, Glogau, Goschütz, Hultschin
(Hultschiner Ländchen), Jägerndorf, Jauer, Kosel (Cosel), Liegnitz, Militsch,
Münsterberg, Neiße, Niederschlesien, Oberschlesien, Oels, Oppeln, Pless,
Ratibor, Sagan, Schweidnitz, Steinau, Strelitz, Teschen, Trachenberg, Troppau,
Wartenberg, Wohlau.
L.: Wolff 472ff.; Birke, E., Schlesien, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3, III 22 (1648) H3; Die
Territorien des Reichs 2, 102; Scriptores rerum Silesiacarum, Bd. 1ff. 1835ff.;
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Handbuch von Oberschlesien, 1864, Neudruck 1984; Grünhagen, C., Geschichte
Schlesiens, Bd. 1ff. 1884ff.; Schlesische Landeskunde, hg. v. Frech,
F./Kampfers, F., Bd. 1ff. 1913; Kutscha, A., Die Stellung Schlesiens zum
deutschen Reich im Mittelalter, 1922; Loewe, V., Bibliographie zur schlesischen
Geschichte, 1927; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt,
B., 10 He. 1930ff.; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches Ortsnamenbuch,
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hg. v. Brackmann, A., 1933; Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. d.
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Bd. 1 1938; Bellée, H./Belée-Vogt, L., Oberschlesische Bibliographie, Bd. 1ff.
1938; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E., Bd. 1 1939; Grögler, A., Das
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1943; Kaps, J., Die Tragödie Schlesiens 1945-46, 1952; Rister, E., Schlesische
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aus Ost- und Mitteleuropa, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene, Bd. 1
1953; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Kuhn, W., Siedlungsgeschichte
Oberschlesiens, 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen
Ostsiedlung, 1958; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 27;
Schlesisches Urkundenbuch, hg. v. Appelt, H., 1963ff.; Niederschlesien unter
polnischer Verwaltung, hg. v. Bahr, E./König, K., 1967; Rückert, H., Entwurf
einer systematischen Darstellung der schlesischen Mundart im Mittelalter, 1971;
Bahr, E. u. a., Oberschlesien nach dem Zweiten Weltkrieg. Verwaltung,
Bevölkerung, Wirtschaft, 1975; Stüttgen, D., Schlesien, (in) Grundriss der
deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.;
Schlesien im 18. Jahrhundert (Karte 1:500000); Menzel, J., Formen und
Wandlungen der mittelalterlichen Grundherrschaft in Schlesien, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 1 hg. v. Patze, H., 1983;
Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. Petry, L./Menzel, J., 1985; Loebel,
H., Schlesien, 1987; Sommer, F., Die Geschichte Schlesiens, 1987; Trux, E.,
Schlesien in der Biedermeierzeit, 1987; Geschichte Schlesiens, Bd. 1 Von der
Urzeit bis zum Jahre 1526, hg. v. Petry, L., 5. A. 1988, Bd. 2 Die Habsburger
Zeit 1526-1740, hg. v. Petry, L., 2. A. 1988, Bd. 3 Preußisch-Schlesien
1740-1945, Österreichisch-Schlesien 1740-1918/45, hg. v. Menzel, J., 1999;
Weber, M., Das Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich in der frühen Neuzeit,
1989; Kontinuität und Wandel, hg. v. Baumgart, P., 1990; Weber, M., Das
Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich, 1992; Schlesien, hg. v. Conrads, N.,
1994; Schlesisches Städtebuch, hg. v. Johanek, P. u. a., 1995; Menzel, J.,
Schlesien, LexMA 7 1995, 1481ff.; Schlesien und die Schlesier, hg. v. Bahlcke,
J., 1996; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 205; Hofmann, A., Die
Nachkriegszeit in Schlesien, 2000; Bartosz, J./Hofbauer, H., Schlesien, 2000;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 895; Filip, V. u. a., Schlesien, Georg von Podiebrad und die römische
Kurie, 2005; Rüther, A., Region und Identität, 2010. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schleswig-Holstein (Herzogtümer, Land, Provinz).
1326 erzwang Graf Gerhard III. von Holstein den Ausschluss der einheitlichen
Herrschaft über Dänemark und Schleswig. Nach Aussterben des
dänisch-schleswigschen Herzogshauses 1375 erlangte er 1386 das Herzogtum
Schleswig als Lehen Dänemarks. Seitdem blieben Schleswig als Lehen Dänemarks
und Holstein als Lehen des Reiches in fester staatsrechtlicher Verbindung. Nach
dem Aussterben der schauenburgischen (schaumburgischen) Grafen von Holstein und
Herzöge von Schleswig kamen Schleswig und Holstein 1459/1460 auf Grund des
Vertrages von Ripen an den König von Dänemark aus dem Haus Oldenburg (Christian
I.), das 1448 den dänischen Thron bestiegen hatte. 1474 erhob Kaiser Friedrich
III. Holstein, Dithmarschen, Wagrien und Stormarn zum reichsunmittelbaren
Herzogtum, doch blieb Dithmarschen zunächst die Unabhängigkeit. Nach einer
vorübergehenden Teilung (1490 königlicher
Segeberger und herzoglicher Gottorper [Gottorfer] Anteil bei ideeller Einheit)
der seitdem in Personalunion beherrschten Länder Schleswig und Holstein wurden
diese 1524 unter Dänemark wieder vereinigt. Seit 1528 wurde die Reformation
eingeführt. König Friedrichs Sohn Christian III. teilte 1544 Schleswig-Holstein
in bunter Gemengelage mit seinen zwei Stiefbrüdern in drei Herrschaftsbereiche,
wodurch erneut ein königlicher (und 1580 ein herzoglicher) Landesteil entstand.
Zum Gottorper (Gottorfer) Anteil des jüngsten Bruders Adolf gehörten unter
anderem Apenrade, Südschleswig, Stapelholm, Husum, Eiderstedt, Kiel,
Neumünster, Oldenburg in Holstein, Cismar, Neustadt, Trittau und Reinbek
(Reinbeck), zum Haderslebener, 1581 aufgeteilten Anteil Herzog Johanns des
Älteren Hadersleben, Rendsburg (1581 königlich), Tondern, Lügumkloster, Fehmarn
(1581 herzoglich), zum königlichen Sonderburger Anteil Christians und später
Friedrichs II. Alsen, Aerö (Arrö), Flensburg, Bredstedt und holsteinische
Gebiete um Segeberg, Oldesloe, Plön, Steinburg, Reinfeld und Ahrensbök. König
und Herzog wechselten sich in der gemeinschaftlichen Regierung beider Länder
ab. Gemeinsam unterwarfen die drei Brüder 1559 Dithmarschen und teilten es auf.
1581 wurde der Haderslebener Anteil Johanns des Älteren zwischen König
Friedrich II. und Herzog Adolf von Gottorp (Gottorf) geteilt. König Christians
III. Sohn und Nachfolger trat seinem Bruder Herzog Johann dem Jüngeren, der
1581 Reinfeld, Sundewitt und Rude-Kloster erhalten hatte, ein Drittel des
Sonderburger Anteils ab (Sonderburg, Norburg, Aerö [Arrö], Plön, Ahrensbök).
Diese Teilung wurde von den Ständen nicht
anerkannt, so dass die sog. abgeteilten Herren, die beim Tode Johanns des
Jüngeren die bis zum 18. Jahrhundert weitgehend aussterbenden Linien
Schleswig-Holstein-Sonderburg (Sonderburg), Schleswig-Holstein-Norburg
(Norburg), Schleswig-Holstein-Glücksburg (Glücksburg) und
Schleswig-Holstein-Plön (Plön) bildeten, von denen
Schleswig-Holstein-Sonderburg (Sonderburg) 1623 sich nochmals in
Schleswig-Holstein-Augustenburg (Augustenburg) und Schleswig-Holstein-Beck
(Beck-Glücksburg) teilte, keine Landesherrschaft in ihren Gebieten hatten. Seit
1565 begann unter Herzog Adolf von Gottorp (Gottorf) die eigenständige Politik
der Herzöge von Schleswig. 1640 fiel die (schauenburgische [schaumburgische])
Grafschaft Pinneberg beiden Hauptlinien an. 1665 wurde die Universität Kiel
gegründet. 1658 erzwang der Herzog von Gottorp (Gottorf) den Verzicht Dänemarks
auf die Souveränität über den herzoglichen Anteil in Schleswig, wogegen
Dänemark später militärisch wie politisch vorging, so dass schließlich 1721 der
König von Dänemark als alleiniger Landesherr von den Ständen anerkannt und das
Haus Gottorp (Gottorf) auf den zersplitterten herzoglichen Anteil in Holstein
beschränkt wurde. 1767/1773 gaben die Herzöge von Gottorp (Gottorf), die 1762
die Krone Russlands gewonnen hatten, ihre Herrschaft über Holstein auf und
erhielten dafür Oldenburg und Delmenhorst. Die nun wieder geeinten Herzogtümer
Schleswig und Holstein gehörten zu Dänemark, waren aber verwaltungsmäßig
selbständig. 1806 blieb S. bei Dänemark. Der Wiener Kongress von 1815 erklärte
Holstein zum Glied des Deutschen Bundes. In der Folge begann Dänemark,
Schleswig enger mit Dänemark zu verbinden und dadurch von Holstein zu trennen.
1846 erklärte der König Schleswig als zu Dänemark gehörig, so dass eine
Beschränkung des Erbrechts der Linie Schleswig-Holstein-Augustenburg
(Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg) auf Holstein in Aussicht stand.
1848 fielen beide Herzogtümer von Dänemark ab. Am 12. 4. 1848 wurde Schleswig in
den Deutschen Bund aufgenommen. 1850 setzte sich Dänemark aber vollständig
durch und gab am 15. 2. 1854 Schleswig und am 11. 6. 1854 Holstein eine
Verfassung. Nach weiteren Streitigkeiten, in deren Verlauf beim Aussterben der
königlichen Linie 1863 die allein verbleibenden Linien
Schleswig-Holstein-Augustenburg (Augustenburg) und
Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (Beck-Glücksburg) der Sonderburger
Linie Erbansprüche erhoben, und dem deutsch-dänischen Krieg von 1864 musste
Dänemark am 30. 10. 1864 S. und Lauenburg an Preußen und Österreich abtreten,
die es zunächst gemeinsam verwalteten. 1866 musste Österreich, das ein
schleswig-holsteinisches Herzogtum befürwortet hatte, sein Einverständnis mit
der Einverleibung Schleswig-Holsteins in Preußen erklären. Die Erbansprüche des
Großherzogs von Oldenburg wurden durch Geld und das holsteinische Amt Ahrensbök
abgefunden. 1920 fiel Nordschleswig auf Grund einer Abstimmung, bei der sich
75000 Stimmen für Dänemark und 25000 für Deutschland aussprachen, an Dänemark.
1937 wurde Lübeck mit S. und Altona mit Hamburg vereinigt. 1945 kam ein der
Stadt Ratzeburg gegen Osten hin vorgelagertes kleines Gebiet mit Ziethen, Bäk
und Mechow von Mecklenburg an Schleswig-Holstein. 1946 wurde durch Verordnung
der britischen Militärregierung aus der Provinz S. Preußens das Land S.
gebildet.
L.: Scharff, A., Schleswig-Holstein, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Die Territorien des Reichs 2, 140; Bauer 1, 687; Geerz, F., Geschichte der
geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des 15.
Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Carstens, W., Die Landesherrschaft der
Schauenburger und die Entstehung der landständischen Verfassung in
Schleswig-Holstein, Zs. der ges. f. schlesw.-holst. Gesch. 55 (1926), 287;
Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Pauls, V./Klose, O., 1934ff.; Schott,
C., Beiträge zur Landeskunde von Schleswig-Holstein, 1953; Kellenbenz, H., Die
Herzogtümer vom Kopenhagener Frieden bis zur Wiedervereinigung Schleswigs
1660-1721, 1960; Schleswig-Holstein, hg. v. Thiede, K., 1962; Handbuch der
historischen Stätten, Schleswig-Holstein und Hamburg, hg. v. Klose, O., 3. A.
1976; Dankwerth, C., Die Landkarten von Johann Mejer Husum aus der neuen
Landesbeschreibung der zwei Herzogtümer Schleswig und Holstein 1652, neu hg. v.
Domeiner, K./Haak, M., 1963; Brandt, O., Geschichte Schleswig-Holstein, 6. A.
1966; Kahlfuss, H., Landesaufnahme und Flurvermessungen in den Herzogtümern
Schleswig, Holstein, Lauenburg vor 1864, 1969; Jürgensen, K., Die Gründung des
Landes Schleswig-Holstein nach dem zweiten Weltkrieg, 1969; Klose, O.,
Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 1ff. 1980ff.; Brandt, O./Klüver, W.,
Geschichte Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Prange, W., Die Entwicklung der
adligen Eigenwirtschaft in Schleswig-Holstein, (in) Die Grundherrschaft im
späten Mittelalter, Bd. 1, hg. v. Patze, H., 1983; Hildebrandt, F., Die
Nachbarschaften in Angeln vom 17. bis 19. Jahrhundert, 1985; Koch, J.,
Schleswig-Holstein, 1986; Opitz, E., Schleswig-Holstein, 1988; Schleswig-Holsteins
Weg in die Moderne, hg. v. Paetau, R., 1988; Fuhrmann, K., Die
Auseinandersetzung zwischen königlicher und gottorfischer Linie in den
Herzogtümern Schleswig und Holstein in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts,
1990; Albrechtsen, E., Über die rechtliche Stellung des Herzogtums Schleswig im
Spätmittelalter, FS E. Hoffmann, 1992, 155; Schleswig-Holstein. Eine politische
Landeskunde, red. v. Wenzel, R., 1992; Bremicker, S., Schleswig-Holstein als
Kondominium, 1994; Hoffmann, E., Schleswig, LexMA 7 1995, 1484ff.; Geschichte
Schleswig-Holsteins, hg. v. Lange, U., 1996; Hagelstein, K., Die Erbansprüche
auf die Herzogtümer Schleswig und Holstein 1863/64, 2003; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit Band 9 Dänemark und Schleswig-Holstein, hg.
v. Tamm, D., 2008; Bernstein, A., Die Gebietsreform in Schleswig-Holstein,
2010. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schleswig-Holstein-Glückstadt (Herzogtum). Bei Teilungen Schleswig-Holsteins von 1490 und 1544/1581
entstand der königliche Anteuil an Schleswig-Holstein. 1616/1617 gründete König
Christian IV. von Dänemark den Nordseehafen Glückstadt. 1648 verlegte der König
die Regierungs- und Justizkanzlei der Herzogtümer königlichen Anteils hierher.
Seitdem wurde das Herzogtum S. genannt. Um 1800 umfasste das Gebiet des zum
niedersächsischen Reichskreis zählenden Herzogtums etwa 70 Quadratmeilen. Der
holsteinische Teil bildete das Herzogtum Holstein-Glückstadt. 1866 kam
Glückstadt zu Preußen, 1946 zu Schleswig-Holstein.
L.: Zeumer 553 II b 32; Wallner 706 NiedersächsRK 6; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D1.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schleswig-Holstein-Sonderburg (Herzogtum). Sonderburg auf der
Insel Alsen erscheint 1253 als Burg und 1257 als Ort. 1461 erhielt es
Stadtrecht. Bei der Teilung von 1564 kam es mit
Norburg, Arrö (Aerö), Plön und Ahrensbök an Herzog Johann den Jüngeren, den
Stammvater der Sonderburger Linien, dem zwar die Stände die Huldigung
verweigerten, so dass er nur abgeteilter Herr und nicht an der
gemeinschaftlichen Regierung Schleswig-Holsteins beteiligt war, der aber in
seinem Sonderburger Herzogtum alle Rechte eines regierenden Herren wahrnahm.(
Er erwarb 1581 bei der Aufteilung Schleswig-Holstein-Haderslebens Reinfeld in
Holstein, den Sundewitt sowie die Güter des Rudeklosters und erbaute das
Schloss Glücksburg.) Bei seinem Tod (1622) begründete sein Sohn Alexander die
Sonderburger Linie (Schleswig-Holstein-Sonderburg), Friedrich die Norburger
Linie (Schleswig-Holstein-Norburg), Philipp der Ältere die Glücksburger Linie
(Schleswig-Holstein-Glücksburg) und Joachim Ernst die Plöner Linie
(Schleswig-Holstein-Plön). Das Sonderburger Haus
(Schleswig-Holstein-Sonderburg) spaltete sich weiter auf in fünf Linien, von
denen nur Schleswig-Holstein-Augustenburg (Augustenburg) und
Schleswig-Holstein-Beck (Beck) Bedeutung bekamen. 1667/1668 zog König Friedrich
III. von Dänemark das verschuldete Herzogtum Sonderburg ein. 1866 kam
Sonderburg mit Schleswig zu Preußen, 1871 zum Deutschen Reich. 1920 fiel es mit
Nordschleswig an Dänemark.
L.: Sønderborg slot, hg. v. Norn, O. u. a., Kopenhagen 1963.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schönburg (Herren, Grafen, Fürsten). Im
ehemaligen Reichsland an Pleiße und Mulde stieg das ursprünglich edelfreie,
dann reichsministerialische, aus dem Saalegebiet um Naumburg stammende und 1166
erstmals erwähnte Geschlecht der Herren von S. zu selbständiger Stellung empor.
Um 1170 begründeten sie, vermutlich auf Grund des Wild- und Forstbannes, die
reichsunmittelbaren Herrschaften Glauchau, Lichtenstein und Geringswalde.
Später erwarben sie die Herrschaft Meerane (um 1300), die Herrschaft Waldenburg
(1375/1378) und 1406/1439 die Reichsgrafschaft Hartenstein. Um 1300/1305 trugen
die Herren von S. ihre reichslehnbaren Herrschaften Glauchau und Lichtenstein
zum Schutz vor Wettin (Meißen) als Reichsafterlehen an Böhmen auf. Die Ende des
13. Jahrhunderts erworbene Herrschaft Crimmitschau ging 1413 mit dem Aussterben
der dortigen, 1301 begründeten Seitenlinie an die Markgrafen von Meißen
verloren. Später beanspruchte Sachsen die Landeshoheit über die Herrschaften
Glauchau, Waldenburg, Lichtenstein und Hartenstein, ohne die Reichsstandschaft
der zur Reformation übergetretenen Grafen beseitigen zu können. 1543 erwarben
diese nach Aufgabe ihrer verstreuten Güter im Egerland und in der Lausitz von
Sachsen die Herrschaften Penig, Wechselburg, Remse (Remissau) und Rochsburg als
Lehen, wodurch sie unter verstärkten Druck Sachsens gerieten. 1559 mussten sie,
nachdem 1556 eine Teilung in die Linie Glauchau
(1620 erloschen), die obere Linie mit den Ästen Waldenburg (1700 Reichsgrafen,
1790 Reichsfürsten) und Hartenstein sowie die untere Linie Penig (in der
Hauptlinie 1900 erloschen) erfolgt war, die obere Grafschaft Hartenstein an
Sachsen verkaufen. 1740 traten die Grafen die Landeshoheit (über die sog.
Schönburgischen Lande) an das Kurfürstentum Sachsen ab, das 1779 über Bayern
von Österreich die Oberlehnshoheit erhielt. Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörten die Herrschaften der Grafen von S., die ein Gebiet von 25
Quadratmeilen umfassten (Schönburg-Waldenburg mit Waldenburg, Stein und
Lichtenstein und der Grafschaft Hartenstein, Schönburg-Glauchau mit den
Herrschaften Glauchau, Remissau [Remse], Penig, Rochsburg und Wechselburg), zum
obersächsischen Reichskreis. 1792 zählten die Grafen zu den wetterauischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. 1806 ging mit
der Auflösung des Reiches die Reichsstandschaft verloren, doch hatten die S.
bis 1878 eine autonome Gerichtsbarkeit und damit eine Sonderstellung innerhalb
Sachsens. Von 1949 bis 1990 kamen die Güter mit Sachsen zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 421f.; Zeumer 553 II b 60, 23; Wallner 709 ObersächsRK 10 a, b;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Posse, O., Die Urahnen des
fürstlichen und gräflichen Hauses Schönburg, 1914; Müller, K., Geschichte des
Hauses Schönburg bis zur Reformation, 1931; Schlesinger, W., Grundzüge der
Geschichte der Stadt Glauchau, 1940; Schlesinger, W., Die Landesherrschaft der
Herren von Schönburg, 1954; Blaschke, K., Schönburg, LexMA 7 1995, 1531.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schwarzburg-Sondershausen (Grafen, Fürsten, Freistaat).
Sondershausen an der Wipper wird 1125 erstmals erwähnt. Es war vermutlich
ursprünglich Reichsgut, dann Sitz mainzischer Ministerialen. Über die
Ludowinger und die Grafen von Hohnstein kam es 1356 an die Grafen von
Schwarzburg. 1571/1599 entstand durch Teilung
des Hauses Schwarzburg die Linie der Grafen von S. mit zwei Dritteln der
Unterherrschaft im Norden Thüringens um Sondershausen und Ebeleben und einem
Drittel der Oberherrschaft mit Arnstadt, Käfernburg und Gehren. 1631 gelang der
Erwerb der unteren Grafschaft Gleichen. 1651 spaltete das zum obersächsischen
Reichskreis gehörige S. die Linien Schwarzburg-Ebeleben (bis 1681) und
Schwarzburg-Arnstadt (bis 1669) ab. Die überlebende Linie S. wurde 1681 erneut
geteilt (Schwarzburg-Arnstadt bis 1716). Am 3. 9. 1697 wurde S. (wie
Schwarzburg-Arnstadt) in den Reichsfürstenstand erhoben. 1754 wurde S. nach
Ablösung der Lehnsrechte Sachsens gegen Geldentschädigung zum Reichsfürstenrat
zugelassen. 1807 trat es dem Rheinbund und 1815 dem Deutschen Bund bei. Bis
1819 bereinigte es durch Verträge mit Preußen, Sachsen-Weimar-Eisenach
(Sachsen-Weimar) und Sachsen-Gotha-Altenburg (Sachsen-Gotha) sein stark
zersplittertes Herrschaftsgebiet. 1819 vereinbarte es in einem Zollvertrag mit
Preußen den zollrechtlichen Anschluss der von Preußen eingeschlossenen
Oberherrschaft. 1841 erhielt es eine 1849 und 1857 revidierte Verfassung. 1866
trat es dem Norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen Reich bei. 1910 umfasste S.
862 Quadratkilometer mit 89900 Einwohnern. Nach dem Aussterben des Hauses
(1909) vereinigte der Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt beide Fürstentümer in
Personalunion. Nach seiner Abdankung am 22. 11. 1918 entstand der Freistaat S.,
der am 1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging, das seinerseits 1945 zur
sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik kam, in der es am 23. 7. 1952 aufgelöst (str.), zum 3. 10. 1990 aber
wieder begründet wurde.
L.: Wolff 412; Wallner 710 ObersächsRK 15; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D2; Lammert, F., Verfassungsgeschichte von Schwarzburg-Sondershausen,
1920; Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle
1920; Eberhardt, H., Die Geschichte der Behördenorganisation in
Schwarzburg-Sondershausen, 1943; Eberhardt, H., Zur Geschichte der Stadt
Sondershausen im Mittelalter, FS F. Lammert, 1954.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Soden, (Reichsdorf) (seit 1947 Bad
Soden am Taunus). 1035 gab Kaiser Konrad II. dem Kloster Limburg an der Haardt
(Hardt) den königlichen Hof zu Sulzbach mit Teilen des Gebiets der später zur
Vogtei Sulzbach gehörenden Dörfer Altenhain, Neuenhain, Schneidhain (Schneidenhain)
und S. Die freien Bauern wurden hiervon nicht betroffen. 1191 wird S. am Taunus
erstmals erwähnt. 1282 stellten sich die freien Bauern von S. und Sulzbach
unter den Schutz der Stadt Frankfurt am Main und verpflichteten sich dafür zur
Heeresfolge. Die Dörfer Neuenhain, Altenhain und Schneidhain (Schneidenhain)
gerieten dagegen unter die Herrschaft der Vögte des Klosters Limburg für die
Güter der Vogtei Sulzbach, nämlich der Herren von Eppstein, später der Grafen
von Stolberg-Königstein. 1450 gelangten S. und Sulzbach auf Grund eines
Frankfurter Darlehens pfandweise ganz unter die Herrschaft Frankfurts, das
zeitweilig auch den Limburger Fronhof erwarb. Als das Kloster Limburg 1561 an
die Pfalz (Kurpfalz) fiel, musste Frankfurt den Fronhof an die Pfalz
herausgeben und in eine Teilung der hohen
Obrigkeit in den Dörfern einwilligen. 1613 gelang es S. und Sulzbach, sich
durch Rückzahlung von 800 Gulden rechtlich von der Frankfurter Herrschaft zu
befreien. 1650 trat die Pfalz die Vogtei Sulzbach an das Erzstift Mainz ab.
1656 einigten sich Frankfurt und das Erzstift Mainz über die Rechte der
gemeinsamen Herrschaft in Sulzbach und S. 1803 fielen Sulzbach und S. an
Nassau-Usingen (Nassau) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Hugo 462; Wolff 506; Moser, K. v., Die Reichsfreiheit der Gerichte und
Gemeinden Sulzbach und Soden, 1753; Straub, V., Aktenmäßige Deduktion und
rechtsgründliche Widerlegung auf das Impressum: Die Reichfreiheit deren
Gerichten und Gemeinden in Sulzbach und Soden, 1754 ungedruckt; Kaufmann, E.,
Geschichte und Verfassung der Reichsdörfer Soden und Sulzbach, 2. A. 1981.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Solms-Braunfels (Grafen, Fürsten). Durch Teilung der Grafschaft Solms entstand 1420/1436 die Linie
der Grafen von S. Sie erlangte 1471 die kaiserliche Befreiung von fremder
Gerichtsbarkeit und 1495 das Bergregal. Um 1550 führte sie die Reformation ein.
1571 schuf sie das Solmser Landrecht. Sie teilte sich 1602 in die Zweige
(Solms-Braunfels) Braunfels, (Solms-Greifenstein) Greifenstein (mit
Wölfersheim) und (Solms-Hungen) Hungen auf. S. erlosch 1693 und fiel an
Solms-Greifenstein. Dieses nannte sich S. und wurde 1742 ohne Virilstimme in
den Reichsfürstenstand erhoben. Das Fürstentum S. fiel 1806 mit etwa 7
Quadratmeilen (das Amt Braunfels mit den Städten Braunfels und Leun, das Amt
Greifenstein mit der gleichnamigen Stadt und einem Anteil an der ehemaligen
Herrschaft Münzenberg, Städte und Ämter Hungen und Wölfersheim, Amt Gambach,
Gemeinschaft Münzenberg [10/48 der Stadt Münzenberg und die Hälfte des Dorfes
Trais-Münzenberg]) teilweise an Nassau und teilweise an Hessen-Darmstadt. 1815
kam Braunfels an Preußen, 1945 an Hessen.
L.: Wolff 273f.; Zeumer 553 II b 60, 4; Wallner 696 OberrheinRK 19; Uhlhorn,
F., Geschichte der Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Platte, H., Das
fürstliche Haus Solms-Braunfels, 2002; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 385.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Solms-Lich (Grafen, Fürsten). Durch Teilung der Grafschaft Solms entstand 1409/1420/1436
die Linie der Grafen von S.(, die sich später S. und Hohensolms nannte). Sie
erbte 1461 durch Heirat Kronberger Güter aus der Falkensteiner Erbschaft
(Rödelheim, Assenheim, Niederursel), erlangte 1479 Nieder-Weisel, 1494 die
kaiserliche Befreiung von fremder Gerichtsbarkeit, 1507 das Bergregal und seit
1537 Herrschaften im obersächsischen Reichskreis (1537 Sonnenwalde in der
Niederlausitz, 1544 Pouch bei Bitterfeld an der Mulde, 1596 Baruth in
Brandenburg südöstlich Berlins, 1602 Wildenfels in Sachsen südöstlich
Zwickaus). 1628 verlor sie das Amt Königsberg. 1562/1563 führte sie die
Reformation ein. Sie spaltete sich in die Linie S. (1718 erloschen) und in die
Linie Solms-Hohensolms, die sich nach 1718 Solms-Lich-Hohensolms nannte. 1792
wurde sie in den Reichsfürstenstand erhoben und gehörte zu den wetterauischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. 1806 fiel das
Fürstentum an Hessen-Darmstadt. S. Solms-Hohensolms, Solms-Lich und Hohensolms
(Solms-Lich-Hohensolms).
L.: Zeumer 553 II b 60, 5; Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von Solms im
Mittelalter, 1931; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 389.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Solms-Rödelheim (Grafen). Die Grafschaft S.
entstand 1607 bei der Teilung Solms-Laubachs.
Sie zerfiel später in S. und Solms-Assenheim mit den Ämtern Rödelheim,
Assenheim und Nieder-Wöllstadt. 1806 kam die Grafschaft S., welche die Städte
und Ämter Rödelheim und Assenheim umfasste, an Hessen-Darmstadt und damit das
Gebiet 1945 an Hessen. S. Solms.
L.: Wolff 274; Zeumer 552ff. II b 60, 7; Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von
Solms im Mittelalter, 1931; Busch, T., Herrschen durch Delegation, 2008Adel in
Hessen, hg. v. Conze, E. u. a., 2010; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 401. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sponheim-Starkenburg (Grafschaft). 1223/1233 entstand
durch Teilung der Grafschaft S. die Hintere
Grafschaft Sponheim, die nach der Starkenburg an der Mosel auch S. hieß. 1437
kam sie nach Beerbung der Vorderen Grafschaft zu vier Fünfteln (1414) an Baden
und Veldenz, dem 1444 Pfalz-Zweibrücken folgte. 1776 wurde die Hintere
Grafschaft Sponheim zwischen Pfalz-Zweibrücken und Baden geteilt.
L.: Fabricius, W., Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 6
1914. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Stadion (Herren, Freiherren, Grafen).
Nach Oberstadion (Stadegun) bei Ehingen nannten sich die aus der
Reichsministerialität hervorgegangenen, aus Graubünden (Prätigau) stammenden
schwäbischen Herren von S., die 1197 erstmals erscheinen (1270 Walter von S.)
und deren Stammsitz 1352 zerstört wurde. 1392 entstanden durch Teilung eine schwäbische und eine elsässische Linie,
die um 1700 die Güter vereinigte. 1488 waren die Herren von S. Mitglied der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee. Von 1603
bis 1651 waren die S. wegen Magolsheim im Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben immatrikuliert. Sie wurden 1686 in den Reichsfreiherrenstand und
1693/1705 in den Reichsgrafenstand erhoben. 1700 erwarben sie die Herrschaft
Warthausen bei Biberach. Wegen der 1708 erworbenen reichsunmittelbaren
Herrschaft Thannhausen zählten sie zu den schwäbischen Grafen der weltlichen
Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Im 18. Jahrhundert teilte sich die
wegen Hallburg zum Kanton Steigerwald und wegen weiterer Güter zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken, im Übrigen zum Ritterkreis Schwaben
zählende Familie. Die ältere fridericianische Linie Warthausen verkaufte ihre
1806 von Württemberg annektierten Güter an Württemberg, starb 1890 aus und
wurde von der jüngeren philippinischen Linie Thannhausen beerbt, die 1908
ausstarb und von den Grafen von Schönborn-Buchheim beerbt wurde, die damit die
Standesherrschaft Thannhausen in Bayern, Oberstadion, Moosbeuren, Alberweiler
und Emerkingen in Württemberg (etwa 8000 Einwohner) und große Gebiete in Böhmen
um Kauth bei Taus erhielten. S. Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Zeumer 553 II b 61, 16; Roth von Schreckenstein 2, 592; Winkelmann-Holzapfel
164; Bechtolsheim 16, 196; Schulz 271; Riedenauer 127; Rössler, H., Graf Johann
Philipp Stadion, Bd. 1f. 1966.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Starkenburg (Burg, Herrschaft). Seit 1190 hatten die Grafen von Sponheim die S. bei Zell zu Lehen von Trier und Corvey. Nach der um 1237 abgeschlossenen Teilung wurde sie Sitz der Hinteren Grafschaft Sponheim. 1437 starben die Grafen aus. (S. Sponheim-Starkenburg.) (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Südpreußen (Provinz). 1793 wurden die in
der zweiten Teilung Polens an Preußen gefallenen
Gebiete Großpolens im Umfang von rund 58000 Quadratkilometern mit 1130000 meist
polnischen Einwohnern (Posen, Gnesen, Kalisch, Lodz bzw. Lodsch) als Provinz S.
in Preußen zusammengefasst. 1795 kam aus der dritten Teilung
Polens Warschau hinzu. 1807 musste Preußen die Provinz an das Herzogtum
Warschau abgeben. 1815 erhielt es das westliche Drittel (um Posen, Bromberg,
Schneidemühl, Gnesen und Hohensalza) als Großherzogtum Posen (1848 Provinz
Posen) zurück (29000 Quadratkilometer, [1910] 2,1 Millionen Einwohner, 63,5 %
polnische Muttersprache). Der größte Teil der Provinz Posen Preußens kam
1919/1920 bis auf klar deutschsprachige Gebiete an Polen. 1939 das Gebiet als
Reichsgau Wartheland an das Deutsche Reich. 1945 fiel es unter die Verwaltung
Polens und gelangte damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an
Polen. S. Posen.
L.: Bussenius, I., Die preußische Verwaltung in Südpreußen und Neuostpreußen
1793-1806, 1960.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sulzbach (Reichsdorf). 1035 gab Kaiser
Konrad II. dem Kloster Limburg an der Haardt (Hardt) bei Dürkheim (Bad
Dürkheim) an der Weinstraße den königlichen Hof zu S. mit Teilen des Gebiets
der später zur Vogtei S. gehörenden Dörfer Altenhain, Neuenhain, Schneidhain
und Soden im Taunus. Die freien Bauern wurden hiervon nicht betroffen. 1282
stellten sich die freien Bauern von Soden und S. unter den Schutz der Stadt
Frankfurt am Main und verpflichteten sich dafür zur Heeresfolge. 1450 gerieten
Soden und S. auf Grund eines Frankfurter Darlehens pfandweise ganz unter die
Herrschaft Frankfurts. Als das Kloster Limburg 1561 an die Pfalz (Kurpfalz)
fiel, musste Frankfurt in eine Teilung der hohen
Obrigkeit einwilligen. 1613 gelang es Soden und S., sich durch Rückzahlung
rechtlich von der Frankfurter Herrschaft zu befreien. 1650 trat die Pfalz die
Vogtei S. an das Erzstift Mainz ab. 1656 einigten sich Frankfurt und das
Erzstift Mainz über die Rechte der gemeinsamen Herrschaft in S. und Soden. 1803
fielen S. und Soden an Nassau-Usingen (Nassau) und damit 1866 an Preußen und
1945 an Hessen.
L.: Hugo 463; Wolff 506; Kaufmann, E., Geschichte und Verfassung der
Reichsdörfer Soden und Sulzbach, 2. A. 1981.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Teschen (Herzogtum, Residenz des
Herzogs), Cieszyn. T. an der Olsa in Oberschlesien ist 1155 erstmals als
Kastellanei bzw. Burg erwähnt. Vor 1284 (um 1260) wurde dort eine Stadt zu
deutschem Recht angelegt. 1281 entstand durch Teilung
des piastischen Herzogtums Oppeln das Herzogtum T. mit Ratibor und Auschwitz,
von dem bis 1454/1457 eine Teillinie in Auschwitz bestand. 1290 wurde T.
selbständiges Herzogtum. 1327 unterstellte es sich der Oberhoheit Böhmens und
wurde Lehen Böhmens. Um 1550 wurde die Reformation eingeführt, durch
Gegenreformation später aber wieder beseitigt. 1625/1653 fiel es nach dem
Aussterben der Teschener Piasten als erledigtes Lehen in der Nachfolge Böhmens
an Habsburg bzw. Österreich. Seit 1742 war es mit einem Flächeninhalt von etwa
26 Quadratmeilen Teil des bei Österreich verbliebenen Kronlands Schlesien
(Österreichisch-Schlesien). Von 1766 bis 1822 besaß Sachsen auf Grund einer
Mitgift T. als Lehen Habsburgs. 1920 wurde das Gebiet um T. ohne Befragung der
Bevölkerung entlang der Olsa zwischen Polen und der Tschechoslowakei
aufgeteilt. T. wurde zu Cieszyn bzw. Český Těšín.
L.: Wolff 488f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I/K4; Biermann, G.,
Geschichte des Herzogtums Teschen, 2. A. 1894; Witt, K., Die Teschener Frage,
1935; Landwehr von Pragenau, M./Kuhn, W., Geschichte der Stadt Teschen, 1976;
Conrads, N., Der Übergang des Fürstentums Teschen an das Haus Lothringen,
Oberschlesisches Jb. 1 (1985); Wedzki, A., Teschen, LexMA 8 1996, 563; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
580. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Troppau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz
des Herzogs). T. an der Oppa in Oberschlesien entstand im 11. Jahrhundert. Um
1200 trat im Zuge der deutschen Ostsiedlung eine Stadt hinzu. Um 1269 übertrug
König Ottokar II. von Böhmen einem seiner natürlichen Söhne die sog. Troppauer
Provinz um T. 1318 wurde dieses zu Mähren zählende Oppaland selbständiges
Fürstentum (Herzogtum) unter einer přemyslidischen (przemyslidischen)
Nebenlinie. Von 1336 bis 1365 stand es in Personalunion mit dem Herzogtum
Ratibor, womit der Anschluss an Schlesien eingeleitet wurde. 1377 wurde es in
die Fürstentümer Jägerndorf und T. geteilt, wovon Jägerndorf 1384 an Oppeln
fiel. 1460 kam T., das nunmehr zu Schlesien gezählt wurde, durch Kauf an die
Familie Podiebrad, 1485 durch Tausch an Matthias Corvinus, von 1490 bis 1501 an
dessen Sohn Johann, von 1501 bis 1511 durch Kauf an Sigismund von Polen und
1526 mit Böhmen unter die Oberhoheit Habsburgs bzw. Österreichs. Von 1614 bis
1781 hatten es Herzöge aus dem Haus Liechtenstein als Lehen Österreichs. 1742
kam es entlang der Oppa zur Teilung. Der
nördliche Teil fiel an Preußen, der südliche Teil bildete bis 1918 einen Teil
des Kronlands Schlesien Österreichs (Österreichisch-Schlesiens) und kam
1918/1919 an die Tschechoslowakei. Das Gebiet Preußens gelangte 1945/1990 an
Polen.
L.: Wolff 480, 488; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Biermann,
G., Geschichte der Herzogtümer Troppau und Jägerndorf, 1874; Troppau.
Schlesische Hauptstadt zwischen Völkern und Grenzen, hg. v. Schremmer, E.,
1984; Seidl, E., Das Troppauer Land, 1992; Menzel, J., Troppau, LexMA 8 1996,
1045; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 590.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Tübingen (Grafen, Pfalzgrafen, Residenz
des Grafen bzw. Pfalzgrafen). In der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts bestand
an der Stelle von T. ein alemannisches Dorf. Ihm folgte ein Herrenhof mit
Pfarrkirche. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts wurde eine 1078 Castrum Twingia
genannte Burg errichtet, nach der sich die Grafen im Nagoldgau und Sülchgau am
Ende des 11. Jahrhunderts Grafen von T. nannten. Sie waren um T., im Nagoldgau und
um Blaubeuren begütert. Spätestens seit 1146 waren diese Grafen an Stelle der
Grafen von Dillingen Pfalzgrafen von Schwaben. Um 1150/1167 beerbten sie die
Grafen von Bregenz (Bregenzer Linie der Udalrichinger), von denen sie die
Grafschaften Bregenz (überwiegend) und Churrätien (bis 1167?) erlangten, die
aber am Beginn des 13. Jahrhunderts durch die Teilung
in eine pfalzgräfliche Linie und eine Linie Montfort wieder getrennt wurden. Zu
ihren weiteren Gütern zählten außer T. Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen
sowie der alte Reichsforst Schönbuch, die Vogtei über Blaubeuren (bis 1277) und
außerdem auf Grund weiblicher Erbfolge Gießen, das 1265 an die Landgrafen von
Hessen verkauft wurde. Mit weiteren Teilungen
nach 1219 (Linien Horb bis 1293 [um 1294], Herrenberg bis um 1391 bzw. 1667,
Asperg bis nach 1357, Böblingen bis 1377) kamen diese Güter an das Kloster
Bebenhausen und vor allem an die Grafen von Württemberg (Asperg 1308, Beilstein
1340). 1342 fiel T. durch Kauf für 20000 Pfund Heller an Württemberg, das 1477
die Eberhard-Karls-Universität in T. gründete. 1381 wurde die letzte der alten
Herrschaften (Herrenberg) veräußert. 1634 starb die letzte Linie auf der in der
Mitte des 14. Jahrhunderts erheirateten Burg Lichteneck im Breisgau aus. Von
1945 bis 1952 war T. Hauptstadt des Landes Württemberg-Hohenzollern, mit dem es
1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 161; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Schmid, L.,
Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, 1853; Beschreibung des Oberamts Tübingen,
1867; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1882; Haller, J., Die Anfänge
der Universität Tübingen 1477-1537, 1927ff.; Eimer, M., Tübingen. Burg und
Stadt bis 1600, 1945; Herding, O./Zeller, B., Grundherrn, Gerichte und
Pfarreien im Tübinger Raum zu Beginn der Neuzeit, 1954; Seigel, R., Gericht und
Rat in Tübingen, 1960; Huber, R., Die Universitätsstadt Tübingen, 3. A. 1968;
Jänichen, H., Herrschafts- und Territorialverhältnisse um Tübingen und
Rottenburg im 11. und 12. Jahrhundert, 1964; Der Landkreis Tübingen, Bd. 1ff.
1967ff.; Sydow, J., Geschichte der Stadt Tübingen, Bd. 1ff. 1974ff.;
Festschrift 500 Jahre Eberhard-Karls-Universität Tübingen 1477-1977, hg. v.
Decker-Hauff, H. u. a., Bd. 1ff. 1977ff.; Sydow, J., Bilder zur Geschichte der
Stadt Tübingen, 1980; Die Pfalzgrafen von Tübingen. Städtepolitik,
Pfalzgrafenamt, Adelsherrschaft im Breisgau, hg. v. Decker-Hauff, H. u. a.,
1981; Tübingen 1995; Eberl, I., Tübingen, LexMA 8 1996, 1075ff.; Das älteste
Tübinger Ehebuch (1553-1614), hg. v. Schieck, S. u. a., 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
592. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Vallendar (Herrschaft). V. am unteren
Mittelrhein gegenüber von Koblenz wird anlässlich der Kirchenweihe 836 erstmals
genannt. 1052 gab Kaiser Heinrich III. seinen Königshof zu V. an das Stift
Sankt Simon und Judas in Goslar. Am Ende des 13. Jahrhunderts war der Hof in
den Händen der Herren von Tomburg, im 15. Jahrhundert kam er durch Heirat an
die Burggrafen von Rheineck und die Waldbott von Bassenheim. Im Dorf V.
erlangte 1232 der Graf von Sayn die Herrschaft. Bei der Teilung Sayns 1294 fiel die Herrschaft V. an Graf Engelbert, dessen
Enkel durch Heirat vor 1345 die Grafschaft Wittgenstein erbte. Durch Verkauf
und Rückkauf 1392/1441 kam es zur gemeinsamen Herrschaft von Sayn-Wittgenstein
mit dem Erzstift Trier. In dem daraus erwachsenden Rechtsstreit erlangte Trier
1681 durch Vergleich die Landeshoheit über die gesamte Herrschaft und belehnte
die Grafen von Sayn mit der Hälfte, die es 1767 durch Kauf aber wieder erwarb.
Über Trier gehörte V. zum kurrheinischen Reichskreis. Über Nassau und Preußen
kam es 1946 an Rheinland-Pfalz. S. a. Sayn-Vallendar.
L.: Wolff 83, 285; Graafen, R., Vallendar, (in) Berichte zur Deutschen
Landeskunde 33/1 (1964); Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A.
1987; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 629.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Virneburg (Grafen, Grafschaft). Die nach
der Burg V. am Nitzbach benannte Grafschaft V. in der Eifel gehörte den
Pfalzgrafen. Die Pfalzgrafen gaben die Grafschaft den Grafen von Sayn zu Lehen.
Als Afterlehen übertrugen die Grafen von Sayn die Güter den seit der Mitte des
11. Jahrhunderts belegten Herren und späteren Grafen (um 1100) von V., welche
die Herrschaft im 13. Jahrhundert durch den Erwerb zahlreicher Vogteien
erweiterten. 1445 kam es zu einer Teilung. Nach
dem Aussterben der Grafen von V. 1545 fiel die Grafschaft in weiblicher
Erbfolge an die Grafen von Manderscheid-Schleiden, die 1554 Monreal an der Elz
(Eltz) und die sog. große und kleine Pallenz bzw. Pellenz um Mayen an das
Erzstift Trier abgeben und das restliche Herrschaftsgebiet in der Eifel
westlich von Mainz als Lehen Triers nehmen mussten. 1600/1615/1623 kam die
Grafschaft erbweise an die Grafen von Löwenstein-Wertheim. Um 1790 war die im
westfälischen Reichsgrafenkollegium des Reichstags und im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis vertretene Grafschaft 1,3
Quadratmeilen groß und hatte 2600 Einwohner. Mit der Besetzung durch Frankreich
ging sie 1794 unter. Die 1684 zerstörte Burg fiel 1815 an Preußen und 1946 an
Rheinland-Pfalz. S. a. Löwenstein-Wertheim-Virneburg.
L.: Wolff 356; Zeumer 554 II b 63, 13; Wallner 705 WestfälRK 48; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Iwanski, W., Geschichte der Grafen von
Virneburg, Diss. phil. Bonn 1912; Klapperich, K., Die Geschichte des
Grafengeschlechtes der Virneburger, Diss. phil. Bonn 1920; Herborn, W., Virneburg,
LexMA 8 1996, 1713; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000;
Löwenstein-Wertheim-Freudenbergsches Archiv, Grafschaft Virneburg, Inventar des
Bestands F US 6, bearb. v. Eder-Stein, I. u. a., 2000.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Werle (Herren, Fürstentum). Die Burg
W. der Abodriten in Mecklenburg wurde bei der Teilung
Mecklenburgs um 1230 (1229?) Sitz einer Herrschaft. 1236 wurde diese durch
Teile des Landes Zirzipanien, 1256 durch Teile der Herrschaft Parchim, 1273 durch
Parchim selbst erweitert. Seit 1316 war W. seinerseits in Teilherrschaften
(Güstrow, Goldberg, bzw. Parchim [1316-1374] und Waren [1347-1426]) aufgeteilt.
Werle-Waren trug 1415 sein Land dem Markgrafen von Brandenburg zu Lehen auf.
Seit 1418 nannten sich die Herren von W. Fürsten von Wenden und bereiteten
durch einen Erbvertrag die Vereinigung der Güter vor. 1426 fielen die
werlischen Güter an Werle-Güstrow, 1436 beim Aussterben dieser Linie an
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Stargard. Brandenburg wurde 1442 durch
Geldleistungen, Pfandrückgabe und Einräumung eines Eventualerbrechts in
Mecklenburg abgefunden. S. Mecklenburg.
L.: Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, 1909; Ruchhöft, F., Das Territorium
der Herrschaft Werle, Mecklenburgische Jbb. 121 (2006), 7ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Westpreußen (Landschaft, Gebiet, Provinz).
1466 trat der Deutsche Orden im zweiten Thorner Frieden Pommerellen, (Danzig,)
Kulm (mit Thorn) (Kulmerland), Elbing, Christburg und Marienburg samt den
Hochstiften Ermland und Kulm an Polen ab (Polnisch Preußen, Königlich Preußen).
Dieses versuchte die seitdem W. genannten Gebiete einzugliedern und zu
polonisieren. 1659 wurde W. Polen angegliedert. Das im Dreißigjährigen Krieg
und im Nordischen Krieg schwer verwüstete Land wurde mit Ausnahme der Städte,
des Ermlandes und Marienwerders in der Folge im Wesentlichen polnisch. 1772
fiel in der ersten Teilung Polens Preußens
königlich-polnischer Anteil mit Pommerellen, Culm (Kulm, (Kulmerland) ohne
Thorn, Westpomesanien, Ermland und den Kreisen Deutsch Krone (Deutschkrone) und
Flatow, insgesamt rund 36000 Quadratkilometer mit 600000 Einwohnern, an
Preußen, wodurch eine Landverbindung zwischen der Mark Brandenburg und
Ostpreußen entstand, jedoch Polen von der Ostsee abgeschnitten wurde. 1773
erhielt dieses sog. Neupreußen (ohne Ermland und Deutsch Krone bzw.
Deutschkrone) die Bezeichnung W. In der zweiten Teilung
Polens (1793) kamen Danzig und Thorn hinzu. Preußen förderte das Land in kurzer
Zeit erheblich. Von 1807 bis 1813 war Danzig Freie Stadt. 1815 wurde die
preußische Provinz W. neu errichtet und 1824 personal, 1828 real mit Ostpreußen
vereinigt (Provinz Preußen). Seit 1878 bildete es wieder eine eigene Provinz
Preußens. 1919 kam deren größter Teil entgegen dem Grundsatz der
Selbstbestimmung ohne Abstimmung als polnischer Korridor zur Ostsee an Polen,
Danzig wurde freie Stadt. Die östlich der Weichsel gelegenen Gebiete
(Marienburg, Marienwerder, Rosenberg, Stuhm) blieben auf Grund einer
Volksabstimmung vom 11. 7. 1920, bei der sich 93 % der Einwohner für
Deutschland entschieden, beim Reich und bildeten zusammen mit Elbing den
Regierungsbezirk W. der Provinz Ostpreußen. Die nicht an Polen gefallenen
südwestlichen Gebiete wurden mit dem Rest Posens zur preußischen Provinz
Grenzmark Posen-Westpreußen verbunden. 1939 wurden die ostpreußischen Kreise
Elbing, Marienburg, Marienwerder, Rosenberg und Stuhm mit Danzig und den
zurückeroberten Gebieten Polens zum Reichsgau Danzig-Westpreußen
zusammengefasst. 1945 kam das Gebiet unter die Verwaltung Polens und gelangte
1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Bär, M., Die Behördenverfassung in Westpreußen seit der
Ordenszeit, 1912; Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987;
Wermke, E., Bibliographie der Geschichte von Ost- und Westpreußen, 1933;
Schierling, C., Der westpreußische Ständestaat 1570-1586, 1966; Bibliographie
zur Geschichte von Ost- und Westpreußen 1939-70, bearb. v. Wermke, E., 2. A.
1974; Rauschning, H., Die Abwanderung der deutschen Bevölkerung aus Westpreußen
und Posen, hg. v. Kessler, W., 1988; Westpreußen im Wandel der Zeit, hg. v.
Heimatkreis Stuhm/Westpreußen, 1989; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur
Ost- und Westpreußens mit Danzig, Bd. 1f. 1990; Boockmann, H., Deutsche
Geschichte im Osten Europas. Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Handbuch der
Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., 2,1 1994; Bömelburg,
H., Zwischen polnischer Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat,
1995; Handbuch der Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., Bd.
3 1998; Allgemeine Kartensammlung Westpreußen, bearb. v. Bliß, W., 2000; Mast,
P, Ost- und Westpreußen und die Deutschen in Litauen, 2000.
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Wettiner (Geschlecht). Die W. stammen
vielleicht von einem 822 genannten Grafen Rikbert in Sachsen oder von Herzog
Burchard (Burkhard) von Schwaben ab. Sie waren vermutlich zuerst im Liesgau und
im Harzgau (erster sicherer Ahnherr Graf Friedrich im Harzgau 875, dessen
Nachkommen mit den aus Schwaben stammenden Burchardingern (Burkhardingern) im
frühen 10. Jahrhundert in Verbindung traten,) begütert, wechselten bis zur
Jahrtausendwende aber in den Hosgau an der Saale. Danach wurden Eilenburg an
der Mulde, um 1030 als Lehen die Ostmark (Niederlausitz) und um 1050 Camburg
erlangt. Noch vor 1100 nannten sie sich nach der Burg Wettin bei Halle an der
Saale. 1089 erhielt Heinrich I. von Eilenburg die Markgrafschaft Meißen als
Lehen. Seit 1123 kam das Erbe des Hauses Groitzsch hinzu (Grafschaft Groitzsch
1143). Nach der Teilung von 1156 in die fünf
Teilherrschaften Niederlausitz (bis 1185), Wettin (bis 1217), Groitzsch (bis
1210), Brehna (bis 1290) und Meißen wurden die meisten Güter bis 1290 in der
Linie Meißen wieder vereinigt, wobei die Grafschaft Brehna aber an Sachsen, die
Grafschaft Wettin 1217 an Brehna, 1288 an das Erzstift Magdeburg und damit 1680
an Brandenburg und die Grafschaft Groitzsch durch Verkauf an das Hochstift
Merseburg kamen. Markgraf Heinrich III. gewann im thüringisch-hessischen
Erbfolgekrieg 1247/1264 Thüringen. 1307 konnte das gesamte noch vorhandene
Gebiet in der Schlacht bei Lucka gegen König Albrecht von Habsburg verteidigt
werden. 1344 wurde die Grafschaft Orlamünde erworben. 1379/1382 wurde
vorübergehend in drei Teile geteilt (Osterland[, dazu 1353 Coburg], Thüringen[,
dazu 1385 Grafschaft Käfernburg sowie durch Heirat Hildburghausen und
Heldburg], Meißen [dazu der größte Teil des Vogtlands]). Hinzu kamen Gebiete in
Böhmen und die Vogtei über Quedlinburg. Friedrich (IV. bzw.) I. der Streitbare
erhielt 1423 nach dem Aussterben der Askanier als Lohn für seine Hilfe gegen
die Hussiten das Herzogtum Sachsen-Wittenberg mit der Kurwürde. 1446 kam es zu
einer weiteren Teilung. 1485 wurde in die
ernestinische Linie und die albertinische Linie geteilt.
L.: Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Eberhardt, H., Thüringen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Hofmeister, G., Das Haus Wettin, 1889;
Posse, O., Die Wettiner, 1897; Posse, O., Die Wettiner Genealogie, erg. v.
Kobuch, M., 1994; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1980; Streich, B.,
Zwischen Reiseherrschaft und Residenzbildung. Der wettinische Hof im späten
Mittelalter, 1989; Sachsen, A. Herzog zu, Die albertinischen Wettiner,
Geschichte des sächsischen Königshauses, 1763-1932, 1989; 900-Jahr-Feier des
Hauses Wettin, Regensburg 26. 4.-1. 5. 1989, 1089-1989. Festschrift des Vereins
zur Vorbereitung der 900-Jahr-Feier des Hauses Wettin, hg. v. Polenz, H.
v./Seydewitz, G. v., 1989; Philippi, H., Die Wettiner in Sachsen und Thüringen,
1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Pätzold, S., Die
frühen Wettiner, Diss. phil. Göttingen 1996; Pätzold, S., Die frühen Wettiner,
1997; Marquis, B., Meißnische Geschichtsschreibung des späten Mittelalters,
1998; Blaschke, K., Wettiner, LexMA 9 1998, 50; Leisering, E., Die Rechte der
Wettiner als Reichsfürsten, N. A. f. sächs. Gesch. 69 (1999), 233; Rogge, J.,
Herrschaftsweitergabe, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 213; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004; Rogge, J., Die Wettiner, 2005; Die Wettiner und ihre
Herrschaftsgebiete, bearb. v. Leisering, E., 2006; Gross, R., Die Wettiner,
2007; Wejwoda, M.Kirche und Landesherrschaft - das Hochstift Meißen und die
Wettiner im 13. Jahrhundert, 2007 (Magisterarbeit); Winkel, H., Herrschaft und
Memoria. Die Wettiner und ihre Hausklöster im Mittelalter, 2010; Kaiser, U.,
Das Amt Leuchtenburg 1479-1705, 2011.
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Wildberg (Herrschaft). 1237 wird der an
die Burg W. an der Nagold im Schwarzwald anschließende, von den Grafen von Calw
gegründete Ort W. erstmals erwähnt. W. war Mittelpunkt der 1318 durch Erbschaft
entstandenen Herrschaft W., zu der ursprünglich auch Altensteig und Neubulach
gehörten. Nach verschiedenen Teilungen der
Herrschaft kam W. zwischen 1364 und 1377 durch Kauf an die Pfalz und 1440 durch
Kauf an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Neef, K., Das Bergstädtchen Wildberg an der Nagold, 1950;
Mantel, J., Wildberg: Eine Studie zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung
der Stadt von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur Mitte des 18.
Jahrhunderts, 1974.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Wildgrafen (Grafen). Um 1113 begründete
eine Teilung im Hause des Nahegaugrafen Emich
die W. (comites silvestres, comites silvatici [1103]), von denen sich in der
Mitte des 12. Jahrhunderts die Raugrafen abtrennten. Die W. spalteten sich 1258
in die Linien Dhaun und Kyrburg. Von Kyrburg trennte sich um 1284 die Linie
Schmidtburg, deren Erbe bei ihrem Erlöschen 1330 von Trier eingezogen wurde.
1409 fiel beim Aussterben der Linie Kyrburg das noch vorhandene Gut an die
Rheingrafen (seitdem Wild- und Rheingrafen), die bereits vor 1350 infolge
Heirat der Erbtochter der Linie Dhaun Rechte der Linie Dhaun erlangt hatten. Einzelne
Güter kamen an die Pfalz. Bei ihrem Aussterben folgten den W. die Wild- und
Rheingrafen (Wildgrafen und Rheingrafen).
L.: Wolff 278ff.; Schneider, C., Geschichte des Wild- und Rheingräflichen
Hauses, Volkes und Landes auf dem Hundesrücken, 1854; Fabricius, W., Die
Herrschaften des unteren Nahegebietes, 1914; Klafki, E., Die kurpfälzischen
Erbhofämter, 1966; Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen, 1982; Spieß, K.,
Wildgrafen, LexMA 9 1998, 119; Dotzauer, W., Geschichte des
Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Wolfegg (Grafschaft[, Lande der
Erbtruchsessen9). W. (1219 Wolfegge) bei Ravensburg kam vermutlich von den am
Ende des 12. Jahrhunderts nachweisbaren Herren von W. zu Beginn des 13.
Jahrhunderts an die Herren von Tanne (seit 1219 von Waldburg). Die aus Wolfegger
und Tanner Gütern und der Stadt Wurzach gebildete Herrschaft erhielt 1444 den
Blutbann, war seit 1489 Reichslehen und wurde 1628 Reichsgrafschaft. Bei der Teilung von 1429 fiel sie an die eberhardische
(Sonnenberger) Linie, bei der Teilung von 1508
an die georgische (Zeiler) Linie. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die
Grafschaft W. als Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Wolfegg-Wolfegg und
Waldburg-Wolfegg-Waldsee (etwa 7,5 Quadratmeilen bzw. 400 Quadratkilometer
Gebiet mit 14000 Einwohnern) zum schwäbischen Reichskreis. 1806 fiel im Rahmen
der Säkularisation das Kollegiatstift W. an. W. selbst kam 1806 an Württemberg
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Waldburg-Wolfegg.
L.: Wolff 200; Wallner 685 SchwäbRK 12; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Der Kreis Ravensburg, 1975; Chronik des Kreises
Ravensburg, 1976.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Wolfenbüttel (Fürstentum, Residenz des
Herzogs von Braunschweig-Lüneburg bzw. Braunschweig-Wolfenbüttel). W. an der
Oker im nördlichen Harzvorland, der südlichste aller -büttel-Orte, wird 1118
erstmals erwähnt (Wulferesbutle), ist aber vermutlich erheblich älter (7./8.?,
10./11. Jahrhundert). Die Burg W. unterstand zunächst den brunonisch-welfischen,
später reichsministerialischen Herren von Asseburg (Gunzelin von W.) und wurde
nach der Zerstörung der Herrschaft durch die Welfen (1255) 1283 von diesen
wieder aufgebaut. 1267 erhielt Herzog Heinrich der Lange bei der Teilung Braunschweig-Lüneburgs
(Braunschweig-Wolfenbüttels) die Gebiete um Braunschweig-Wolfenbüttel,
Einbeck-Grubenhagen und Göttingen. Von 1279 bis 1292 gehörte W. zusammen mit
Gütern um Gandersheim und Seesen einer eigenen Linie. 1345 kam W. an Herzog
Magnus I. Seit 1432 war W. Hauptsitz der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel.
1495 gelangte es zum Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel, das 1635 an die
Linie Lüneburg-Dannenberg (Braunschweig, Wolfenbüttel, Helmstedt, Gandersheim,
Holzminden, Blankenburg in 3 getrennten Landesteilen) und 1735 an die Linie
Braunschweig-Bevern fiel. 1753/1754 wurde die Residenz des Fürstentums von W.
nach Braunschweig verlegt. 1946 kam W. mit Braunschweig an Niedersachsen. S.
Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 438f.; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Meier, P., Untersuchungen zur
Geschichte der Stadt Wolfenbüttel, Jb. d. Geschichtsvereins für das Herzogtum
Braunschweig 1 (1902), 1; Karpa, O., Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Thöne, F.,
Wolfenbüttel, Geist und Glanz einer alten Residenz, 2. A. 1968; Busch, S.,
Hannover, Wolfenbüttel und Celle, 1969; Beiträge zur Geschichte der Stadt
Wolfenbüttel, hg. v. König, J., 1970; Ohnesorge, K., Wolfenbüttel, 1974; Zur
Stadtgeschichte Wolfenbüttels, hg. v. Reuter, H., 1988; Casemir, K./Ohainski,
U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Ohainski, U.,
Wolfenbüttel, LexMA 9 1998, 304; Medefind, H., Die Kopfsteuerbeschreibung des
Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678, 2001; Klingebiel, T., Ein Stand
für sich? Lokale Amtsträger in der frühen Neuzeit, 2002; Auf dem Weg zur
herzoglichen Residenz, hg. v. Schwarz, U., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 639.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)