Suchtext: Markgrafschaft
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Hauptgegenstand ihrer Interessen war demgemäß nicht mehr das Reich. Vielmehr wurde die Mehrung ihrer eigenen Güter ihr wichtigstes Anliegen. Als bedeutsamste Entscheidungen in dieser Richtung erwiesen sich auf Dauer dabei die Belehnung der eigenen Söhne mit dem Herzogtum Österreich durch König Rudolf von Habsburg im Jahre 1282 und die Belehnung des königlichen Feldherren und Rates Burggraf Friedrich von Zollern (Hohenzollern) mit der kurberechtigten Markgrafschaft Brandenburg durch den habsburgischen König Sigmund im Jahre 1417, während der Übergang Thüringens von den Ludowingern (1247/1264) und Sachsens von den Askaniern (1423) an die Wettiner wegen deren zahlreichen Erbteilungen ohne allgemeinere Auswirkungen blieb. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
6. Schwäbischer Reichskreis: Hochstift Konstanz, Hochstift Augsburg, fürstliche Propstei Ellwangen, fürstliche Abtei Kempten, Herzogtum Württemberg und Teck, obere Markgrafschaft Baden (Baden-Baden), untere Markgrafschaft Baden (Baden-Durlach), Markgrafschaft Hachberg, gefürstete Grafschaft Hohenzollern-Hechingen, Grafschaft Hohenzollern-Sigmaringen, gefürstete Frauenabtei Lindau, gefürstete Frauenabtei Buchau, gefürstete Grafschaft Tengen bzw. Thengen, Grafschaft Heiligenberg, Grafschaft Oettingen, gefürstete Landgrafschaft im Klettgau, Fürstentum Liechtenstein, Abtei Salem (bzw. Salmansweiler bzw. Salmannsweiler), Abtei Weingarten, Abtei Ochsenhausen, Abtei Elchingen, Abtei Irsee, Abtei Ursberg, Abtei Kaisheim (Kaisersheim), Abtei Roggenburg, Abtei Rot, Abtei Weißenau, Abtei Schussenried, Abtei Marchtal bzw. Obermarchtal, Abtei Petershausen, Propstei Wettenhausen, Abtei Zwiefalten, Abtei Gengenbach, Abtei Heggbach, Abtei Gutenzell, Abtei Rottenmünster, Abtei Baindt, Deutscher Orden: Kommende Mainau (Teil der Ballei Elsass-Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund [bzw. Elsass und Burgund]), Landgrafschaft Stühlingen, Landgrafschaft Baar, Herrschaft Wiesensteig, Herrschaft Hausen, Herrschaft Messkirch, Herrschaften Tettnang und Argen, Lande des fürstlichen Hauses Oettingen-Wallerstein, Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Zeil-Zeil und Waldburg-Zeil-Wurzach, Lande der Erbtruchsessen Waldburg-Wolfegg-Wolfegg und Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Scheer-Scheer und Waldburg-Trauchburg (Waldburg-Zeil-Trauchburg), Grafschaft Rothenfels und Herrschaft Stauffen (bzw. Staufen), Grafschaft Königsegg und Herrschaft Aulendorf, Herrschaften Mindelheim und Schwabegg, Herrschaft Gundelfingen, Grafschaft Eberstein, Lande der Grafen Fugger, Grafschaft Hohenems, Herrschaft Justingen, Grafschaft Bonndorf, Herrschaft Eglofs, Herrschaft Thannhausen, Grafschaft Hohengeroldseck bzw. Geroldseck, Herrschaft Eglingen, Reichsstadt Augsburg, Reichsstadt Ulm, Reichsstadt Esslingen, Reichsstadt Reutlingen, Reichsstadt Nördlingen, Reichsstadt Schwäbisch Hall, Reichsstadt Überlingen, Reichsstadt Rottweil, Reichsstadt Heilbronn, Reichsstadt Schwäbisch Gmünd, Reichsstadt Memmingen, Reichsstadt Lindau, Reichsstadt Dinkelsbühl, Reichsstadt Biberach, Reichsstadt Ravensburg, Reichsstadt Kempten, Reichsstadt Kaufbeuren, Reichsstadt Weil (der Stadt), Reichsstadt Wangen, Reichsstadt Isny, Reichsstadt Leutkirch, Reichsstadt Wimpfen, Reichsstadt Giengen, Reichsstadt Pfullendorf, Reichsstadt Buchhorn, Reichsstadt Aalen, Reichsstadt Bopfingen, Reichsstadt Buchau, Reichsstadt Offenburg, Reichsstadt Gengenbach, Reichsstadt Zell am Harmersbach bzw. Zell. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
7. Oberrheinischer Reichskreis: Hochstift Worms, Hochstift Speyer, gefürstete Propstei Weißenburg, Hochstift Straßburg, Hochstift Basel, Hochstift Fulda, Fürstentum Heitersheim (Johanniterorden), gefürstete Abtei Prüm, Reichspropstei Odenheim (Odenheim und Bruchsal), Fürstentum Simmern (Pfalz-Simmern), Fürstentum Lautern (Pfalz-[Kaisers-]Lautern), Fürstentum Veldenz (Pfalz-Veldenz), Fürstentum Zweibrücken (Pfalz-Zweibrücken), Landgrafschaft Hessen-Kassel, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Fürstentum Hersfeld, Grafschaft Sponheim, Markgrafschaft Nomeny, gefürstete Grafschaft Salm, Lande des Fürsten zu Nassau-Weilburg, Lande des Fürsten zu Nassau-Usingen bzw. Nassau-Saarbrücken-Usingen, Lande des Fürsten zu Nassau-Saarbrücken bzw. Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken, Grafschaft Waldeck, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Herrschaft Hanau-Lichtenberg, Lande des fürstlichen Hauses Solms-Braunfels, Lande des gräflichen Hauses Solms-Lich-Hohensolms, Lande des gräflichen Hauses Solms-Laubach, Lande des gräflichen Hauses Solms-Rödelheim, Grafschaft Königstein (teils kurmainzisch, teils stolbergisch), Grafschaft Oberisenburg, geteilt unter: das fürstliche Haus Isenburg-Birstein, das gräfliche Haus Isenburg-Büdingen-Büdingen, das gräfliche Haus Isenburg-Büdingen-Wächtersbach, das gräfliche Haus Isenburg-Büdingen-Meerholz, Lande der Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und Rheingrafen), geteilt unter: die fürstliche Linie Salm-Kyrburg, die rheingräfliche Linie Grumbach (bzw. Salm-Grumbach), die rheingräfliche Linie zu Stein (Rheingrafenstein) (bzw. Salm-Stein), Lande der Grafen Leiningen-Hartenburg, reichsunmittelbares Schloss und Dorf Mensfelden bzw. Münzfelden, Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein, Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Grafschaft Falkenstein, Herrschaft Reipoltskirchen, Grafschaft Kriechingen, Grafschaft Wartenberg, Herrschaft Bretzenheim, Herrschaft Dagstuhl, Herrschaft Ollbrück (Olbrück), Reichsstadt Worms, Reichsstadt Speyer, Reichsstadt Frankfurt (am Main), Reichsstadt Friedberg, Reichsstadt Wetzlar. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
MkGt = Markgrafschaft (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Andechs (Grafen, Herzöge). Die Grafen
von A. (um 1060 Andehsa „Platz, der sich aus dem Strauchwerk der Umgebung
abhebt“) am Ammersee sind ein Zweig der vielleicht von den Rapotonen stammenden
und mit einem Grafen Berthold um 990 an der oberen Isar bei Wolfratshausen
erstmals nachweisbaren Grafen von Dießen, die sich zunächst nach Dießen am
Ammersee (Berthold II. 1025-1060), unter Umwandlung der allodialen Stammburg in
ein Augustinerchorherrenstift aber seit 1132 nach A. benannten (1521 erscheinen
aber noch Grafen von Dießen in der Reichsmatrikel), in dessen Raum altes
Reichslehngut und Reichsvogtei sicher sind. Im 11. Jahrhundert griff das
Geschlecht nach Westen in den Augstgau zwischen Lech und Ammersee aus, gewann
die Isargrafschaft um Wolfratshausen mit den Klöstern Tegernsee und Schäftlarn,
die Grafschaft um den Würmsee (Starnberger See) sowie die Huosigaugrafschaft
der Sigimare. Mit dem Aussterben der jüngeren Markgrafen bzw. Grafen von
Schweinfurt (1058) erlangte Arnold von Dießen über seine Frau Gisela reiche
Güter am oberen Main (Kulmbach, 1135 Errichtung der Plassenburg, Ende des 12.
Jahrhunderts Gründung von Bayreuth, Vogtei der Klöster Banz und Langheim), die
durch die Ehen Bertholds II. mit einer Tochter des Grafen von Weimar-Orlamünde
und Boppos von A. mit Kunigunde von Giech planmäßig erweitert wurden (Giech,
Lichtenfels). Vom Hochstift Brixen erhielten die Grafen am Ende des 11.
Jahrhunderts die Grafschaften Unterinntal (1180 Gründung Innsbrucks) und
Pustertal zu Lehen und hatten die Hochstiftsvogtei und die Vogtei über
Neustift. 1158 erbten sie von den Grafen von Formbach die Grafschaften Neuburg
am Inn, Schärding am Inn und Windberg an der Donau. 1173 übertrugen ihnen die
Staufer für treue Dienste die Markgrafschaft
Istrien zu Lehen. 1180/1181 wurden sie Herzöge von Meranien (am Guarnero um
Fiume) (Kroatien und Dalmatien), so dass sie neben den Welfen zum bedeutendsten
süddeutschen Geschlecht aufsteigen konnten. Von den Kindern Herzog Bertholds
heiratete Agnes den König von Frankreich, Gertrud den König von Ungarn, Hedwig
den Herzog von Schlesien, Otto die Erbin der Pfalzgrafschaft Burgund und
Heinrich Sophie von Weichselburg. Mechthild wurde Äbtissin von Kitzingen,
Berthold Patriarch von Aquileja und Ekbert Bischof von Bamberg. 1208 bereits
verloren die Grafen von A. allerdings infolge angeblicher Beteiligung an der
Ermordung Philipps von Schwaben durch Otto von Wittelsbach ihre oberbayerischen
Güter mit A. an die wittelsbachischen Herzöge von Bayern, die Markgrafschaft Istrien an Aquileja und die
Hochstiftsvogtei Brixen an die Grafen von Tirol. Andererseits gewann Graf Otto
I. († 1234) durch Vermählung mit einer Enkelin Kaiser Friedrich I. Barbarossas
die Pfalzgrafschaft von Burgund. 1248 erlosch der Mannesstamm mit Pfalzgraf
Otto II. von Burgund. Das Erbe fiel an die Herzöge von Bayern, die Grafen von
Tirol, (über Graf Ottos II. jüngere Schwester) an die Burggrafen von Nürnberg
(Bayreuth), das Hochstift Bamberg (Lichtenfels) sowie an die Grafen von
Orlamünde und Truhendingen.
L.: Oefele, E., Frhr. v., Geschichte der Grafen von Andechs, 1877; Herlitz, G.,
Geschichte der Herzöge von Meran aus dem Hause Andechs, Diss. phil. Halle 1909;
Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, 1955, Neudruck 1973;Bosl, K.,
Europäischer Adel im 12./13. Jahrhundert. Die internationalen Verflechtungen
des bayerischen Hochadelsgeschlechts der Andechs-Meranier, Zs .f.bay.LG. 30
(1967), 20ff.; Tyroller, F., Die Grafen von Andechs, (in) Bayerische Streifzüge
durch 12 Jahrhunderte, hg. v. Fink, A., 1971, 19ff.; Auer, L., Andechs, LexMA 1
1980, 593f.; Fried, P./Winterholler, H./Mülbe, W. v. d., Die Grafen von
Dießen-Andechs, 1988; Holzfurtner, L., Die Grafschaft der Andechser, 1994;
Katalog der Ausstellung Die Andechs-Meranier, 1998; Hlawitschka,
E./Hlawitschka-Roth, E., Andechser Anfänge, 2000; Frenken, A., Hausmachtpolitik
und Bischofsstuhl, Z. f. bay. LG. 63 (2000), 711; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ansbach, Brandenburg-Ansbach
(Fürstentum, Markgrafschaft). A. wird erstmals
zum Jahre 786 erwähnt (Onoldisbach). Das dort um 748 gegründete
Benediktinerkloster kam an das Hochstift Würzburg. 1228 gelangte A. von den
Herren von Dornberg, ehemaligen Untervögten der Staufer, an die Grafen von
Oettingen. Die Vogtei über Stadt und Stift A. kauften 1331 die Grafen von
Hohenzollern/Zollern, die seit 1192 Burggrafen von Nürnberg waren und durch
Beerbung der Grafen von Abenberg (um 1199/1200) und Andechs-Meranien (1248)
reiche Güter (Abenberg-Cadolzburg, Neustadt an der Aisch, Windsheim, Creußen
[1251 Lehen], Bayreuth [1260]) erlangt hatten. Sie erwarben außerdem das
Sechsämterland im Fichtelgebirge (1292 Arzberg), Kulmbach [1338, Erbe der Grafen
von Weimar-Orlamünde], Erlangen, Uffenheim, Crailsheim, Feuchtwangen,
Wassertrüdingen [1368], Gunzenhausen, Schwabach [1364] und das seit 1323 den
Vögten von Weida zugeordnete Gebiet um Hof [Kauf 1373]. 1385 wurde A. Residenz.
1398 wurde die Herrschaft in das Gebiet „ob dem Gebirg“ (Kulmbach, seit
1604/1662 Bayreuth) und „unter dem Gebirg“ (A.) geteilt. 1411/1415 ging nach
dem Erwerb der Markgrafschaft Brandenburg der
Titel Markgrafschaft auch auf die Fürstentümer
Ansbach-Bayreuth über. Von 1415 bis 1440 und von 1470 bis 1486 bestand eine
Personalunion mit Brandenburg. 1486 kam A. an Markgraf Friedrich VII., Bayreuth
an Sigmund, fiel aber 1495 (bis 1515) an A. 1525 zwang der Markgraf Rothenburg
zur Abgabe zahlreicher Dörfer. Seit 1521 wurde die Reformation eingeführt. 1557
kam das Fürstentum Kulmbach wieder zu A. 1603 traten beim Aussterben der
älteren Linie der fränkischen Hohenzollern zwei märkische Hohenzollern die
vertragliche Erbfolge in den beiden Markgrafschaften
an, wobei Markgraf Christian seine Residenz von der Plassenburg nach Bayreuth
verlegte. 1741 fiel die Grafschaft Sayn-Altenkirchen an A. Seit 1769 wurden
nach dem Aussterben der Bayreuther Linie A. und Bayreuth von der Ansbacher
Linie regiert. 1791 wurden die wegen einiger 1783 von den Hutten erworbener
Güter (Asbachhof, Gollachostheim teilweise und Pfahlenheim teilweise) auch zum
Kanton Odenwald sowie außerdem zu den Kantonen Altmühl und Steigerwald des
Ritterkreises Franken zählenden Lande (A. 68 Quadratmeilen mit 195000/200000
Einwohnern, Bayreuth 72 Quadratmeilen mit 186000/250000 Einwohnern) an Preußen
verkauft, das die Rechte der Reichsritterschaft, des Deutschen Ordens und der
Hochstifte Bamberg und Eichstätt in den eingeschlossenen Gebieten aufhob und
den Reichsstädten Windsheim, Weißenburg und Nürnberg das Landgebiet entzog.
Durch (den Schönbrunner) Vertrag kam A. 1805 an Bayern, Bayreuth (Tilsiter
Frieden) 1807 an Frankreich, 1810 an Bayern, Sayn-Altenkirchen 1802 an Nassau
(Nassau-Usingen) und 1815 an Preußen (Rheinprovinz) (sowie 1946 an
Rheinland-Pfalz).
L.: Wolff 106; Zeumer 553 II b 14, 554 II b 63, 1; Riedenauer 128;
Winkelmann-Holzapfel, 141; Stetten 183; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, C., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908;
Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken,
1930; Herding, O., Die Ansbacher Oberämter und Hochgerichte im 18. Jahrhundert,
Jb. für fränk. Landesforschung 5 (1939); Bergler, K. A., Das markgräfliche
Oberamt Gunzenhausen. Ein Beitrag zur Entstehung der Territorialhoheit im
südlichen Franken, Diss. phil Erlangen 1951; Hauck, K., J. Vetter (1681-1745).
Der Schöpfer der ersten Ansbachischen Oberamtsbeschreibungen und Landkarten,
Jb. für fränk. Landesforschung 12 (1953); Franken hg. v. Scherzer, C., 1959ff.;
Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v.
Spindler, M., Bd. 3,1 3. A. 1997; Foerster, R., Herrschaftsverständnis und
Regierungsstruktur in Brandenburg-Ansbach 1648-1703, 1975; Schuhmann, G., Die
Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, 1980; Seyboth, R., Die Markgraftümer
Ansbach und Kulmbach unter der Regierung Markgraf Friedrichs des Älteren
(1486-1515), 1985; Geschichte und ausführliche Beschreibung der markgräflich-brandenburgischen
Haupt- und Residenzstadt Anspach, hg. v. Fischer, J., 1986; Schmid, A.,
Fränkisches Adelskloster – staufische Territorialstadt – hohenzollersche
Residenz, Jb. f. fränk. Landesforschung 59 (1999), 23; Nolte, C., Familie, Hof
und Herrschaft, 2004; Jehle, M., Ansbach. Die markgräflichen Oberämter Ansbach,
Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das
Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, 2009
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ansbach-Bayreuth (Fürstentum, Markgrafschaft) s. Ansbach, Bayreuth.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 22 E4; Süßheim, K., Preußens Politik in
Ansbach-Bayreuth, 1965.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Antwerpen (Mark, Markgrafschaft),
frz. Anvers. Das schon römisch besiedelte A. an der Schelde wird 726 erstmals
erwähnt. Spätestens 1008 wurde es Sitz eines Markgrafen. Am Ende des 11.
Jahrhunderts kam es an Brabant, 1357/1430 an das Herzogtum Burgund. Teile der Markgrafschaft gehörten über Brabant und
Burgund/Spanien dem burgundischen Reichskreis an.
L.: Wolff 54; Wallner 700 BurgRK 1; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 61; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 3, 4, 7, 19 (Antwerpa, Antwerpha,
Antwerf, Ansguers); Moreau, J., .Dictionnaire de géographie historique, 1972,
16 Anversois; Voet, L./Verhulst, A., De stad Antwerpen, 1978; Andriessen, J.,
Antwerpen, hg. v. Becker, K. v., 1986; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 28. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Aquileja (Patriarchat, Erzstift), mhd.
Aglei, Aglar. A. in Norditalien nahe der Adria wurde 181 v. Chr. als römische
Kolonie gegründet. Das seit 314 nachweisbare Bistum A., dem Venetien, Istrien,
Westillyrien, Noricum und die Raetia secunda unterstanden, beanspruchte seit
Anfang des 5. Jahrhunderts Rechte als Erzbistum und seit 558/568 den
Patriarchentitel. 798 verlor es das Bistum Säben, gewann aber die streitige
Metropolitangewalt über Istrien. Später geriet die Mark Friaul, in der es lag,
unter den Einfluss der Herzöge von Bayern (952). Danach wurde das nunmehr auf
Reichsgebiet gelegene Patriarchat ein Stützpunkt der deutschen Herrschaft in
Oberitalien. 1027 wurde es von der Unterordnung unter Kärnten befreit. Heinrich
IV. übertrug 1077 dem Patriarchen Friaul (Herzogtum), Istrien (Markgrafschaft) und Krain (Markgrafschaft)
und machte ihn damit zum Reichsfürsten. Am Ende der Stauferzeit verlor A. an
Bedeutung. 1418/1421 wurde es mit seinem Gebiet von Venedig erobert. 1445 trat
es alle weltliche Herrschaft an Venedig ab. Im 16. Jahrhundert kam A. an
Österreich. 1751 wurde das Patriarchat auf Drängen Erzherzogin Maria Theresias
von Österreich vom Papst aufgelöst und 1752 durch die Erzbistümer Udine und
Görz ersetzt.
L.: Wolff 35; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G5; Renaldis, G. de, Memorie storiche dei tre ultimi secoli del
patriarcato d‘Aquileja, hg. v. Gropperlo, G., Udine 1888; Schmidinger, H.,
Patriarch und Landesherr. Die weltliche Herrschaft des Patriarchen von Aquileja
bis zum Ende der Staufer, 1954; Seneca, F., La fine del patriarcato aquileiese
1748-1751, 1954; Göbel, W., Entstehung, Entwicklung und Rechtsstellung geistlicher
Territorien im deutsch-italienischen Grenzraum. Dargestellt am Beispiel Trients
und Aquilejas, 1976; Das Patriarchat Aquileja - Schnittpunkt der Kulturen, hg.
v. Ernst, G., 1983; Gamber, K., Das Patriarchat Aquileja und die bayrische
Kirche, 1987; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 470.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Autenried (reichsritterschaftliche
Herrschaft). Das 1368 erstmals urkundlich erwähnte A. (zum Personennamen Uto)
an der Kötz bzw. am Kötzbach bei Günzburg war innerhalb der Markgrafschaft Burgau Mittelpunkt einer vom Hochstift
Augsburg lehnbaren Herrschaft, zu der noch Oxenbronn und Anhofen gehörten. Sie
kam von den Ministerialen von Utenried (A.) an die Herren von Bühel (Bühl)
(1368), 1509 an die Rechberg, 1599 an das Hochstift Augsburg, 1649 an den
Generalwachtmeister von Lapière, 1684 an den mit der Witwe Lapières
verheirateten Josef Anton Lasser von der Halden, 1798 an die Lassberg und 1805
an die Reck. 1806 fiel sie an Bayern.
L.: Wolff 157. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Babenberger (Geschlecht). Die älteren B.
sind ein in der Mitte des 11. Jahrhunderts nach der Burg Babenberg (Bamberg)
benanntes, in Ostfranken (Volkfeld) und zeitweise der sorbischen Mark
begütertes Adelsgeschlecht, das wegen seiner Leitnamen auch als Popponen bezeichnet
wird (Poppo I. 819-840 [im Grabfeld], Poppo II. 880-892), im Kampf um die
Vormacht in Franken den rheinfränkischen Konradinern 906 unterlag und um 945
letztmals bezeugt wird. Zu seinen Vorfahren zählen vielleicht die Rupertiner.
Verwandtschaft mit den Liudolfingern und Hennebergern ist anzunehmen, für
Abkunft der jüngeren B. sprechen Güter im Grabfeld und Namenstraditionen. Als
erster jüngerer B. wird 976 ein marchio Liutpaldus als Markgraf der bayerischen
Mark an der Donau (Ostmark) urkundlich erwähnt, dessen Name auf das bayerische
Herzogsgeschlecht des 10. Jahrhunderts deutet. Sein Bruder Berthold († 980)
verwaltete im königlichen Auftrag den bayerischen Nordgau mit Bamberg, doch
starb die von ihm gegründete Linie der Grafen bzw. Markgrafen von Schweinfurt
1057 mit Otto von Schweinfurt, der Herzog in Schwaben war, aus, wobei die Güter
an verschiedene Familien kamen (Markgrafen von Meißen, Bretislav von Mähren,
Andechs, Habsberg-Kastl, Potenstein bzw. Pottenstein). Liutpolds Mark
erstreckte sich beiderseits der Donau zwischen Enns und Tulln und wurde bald
nach 1000 bis zur Leitha erweitert. Insbesondere unter dem mit der Salierin
Agnes verheirateten Leopold III. wurde die babenbergische Herrschaft mit
reichem Königsgut weiter ausgebaut. 1156 erhielten die B. als Ausgleich für den
Verlust des Leopold IV. von seinem königlichen Halbbruder Konrad III.
anvertrauten Herzogtums Bayern (1139-1156) im sog. Privilegium minus die
Erhebung der Mark (Ostmark, österreichische Markgrafschaft)
zum territorialen Herzogtum. 1180 gewann das Geschlecht beim Sturz Heinrichs
des Löwen das Gebiet zwischen Haselgraben und der Großen Mühl und vielleicht
Teile des Traungaues. 1192 erfolgte nach dem Gewinn von Teilen Oberösterreichs
auf Grund Erbvertrags von 1186 der Erwerb des Herzogtums Steiermark. 1229
wurden Andechser Güter in Krain erworben. Das Erbe des 1246 im Mannesstamm
erloschenen Geschlechts traten nach den Wirren des Interregnums, in denen
Österreich über Margarete von Babenberg an König Ottokar II. von Böhmen gelangt
war, 1282 die Grafen von Habsburg an.
L.: Juritsch, G., Geschichte der Babenberger und ihrer Länder, 1894;
Guttenberg, E., Frhr. v., Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966;
Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich, bearb. v. Fichtenau,
H./Zöllner, E., Bd. 1-4,1 1950ff.; Geldner, F., Zur Genealogie der ”alten
Babenberger”, Hist. Jb. 84 (1964), 257f.; Geldner, F., Neue Beiträge zur
Geschichte der alten Babenberger, 1971; Babenberger-Forschungen, hg. v. Weltin,
M., 1976; Das babenbergische Österreich, hg. v. Zöllner, E., 1978; Borgolte,
M./Scheibelreiter, G., Babenberger, LexMA 1 1980, 1321; Lechner, K., Die
Babenberger, 4. A. 1985; Faußner, H., Zur Frühzeit der Babenberger in Bayern
und Herkunft der Wittelsbacher, 1990; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004;
Scheibelreiter, G., Die Babenberger, 2010; Hanko, H., Herzog Heinrich II.
Jasomirgott, 2012.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Baden (Markgrafschaft,
Kurfürstentum, Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae
Aureliae (220/221 Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert
von den Alemannen zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum
Stammesherzogtum Schwaben gehört. Die Familie der Markgrafen von B. wird erkennbar
mit Markgraf Hermann (1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von Zähringen
und einem Enkel Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen Verwandten der
Salier. Seine Güter im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe der Grafen von
Calw erlangt. Der Markgrafentitel leitet sich von der Mark Verona des
Herzogtums Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072 als Markgraf erscheint. Nach
der von Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden) nannte sich
erstmals 1112 unter Fortführung des Markgrafentitels Hermanns gleichnamiger
Sohn Hermann II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im Breisgau und in der
Ortenau inne und erlangte durch Heirat Güter um Backnang (um 1100). Sein Sohn
Hermann III. war vermutlich mit einer Tochter König Konrads III. verheiratet
und erlangte 1153 das ehemalige Königsgut Besigheim. Hermann V. erbte 1219
Pforzheim und erwarb Durlach und Ettlingen sowie Pfandschaften über Lauffen,
Sinsheim und Eppingen. Mit dem Aussterben der Staufer (um 1254) rückte die
Familie im heutigen Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des
Klosters Weißenburg im Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie
der Markgrafen von B. (mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der
Markgrafen von Hachberg (Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten
Nebenlinie Sausenberg kamen 1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht
(Sausenberg) wieder an die Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15.
Jahrhundert weitere Güter gewann (Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg] zur
Hälfte, 1387 die Grafschaft Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u. a.
1504/1595 Besigheim, Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen
musste, so dass B. ein fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet
wurde, das hinter Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard
III. von B. die luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst
die breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln,
Badenweiler, sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen
Güter. Dazu kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das
Gebiet südlich des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über
Herrenalb und Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig,
Liebenzell und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so dass sich (von
1515/1535 bis 1771) eine obere Markgrafschaft
Baden-Baden und eine untere Markgrafschaft
Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724 in Karlsruhe) gegenüberstanden.
Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555 (später aber
rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte Baden-Durlach Baden-Baden.
Baden-Durlach trat zwecks Aufbringung der bei der Besetzung entstandenen Kosten
Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an Württemberg ab, erwarb
aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam Baden-Durlach
vorübergehend an Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein Landrecht und eine
Landesordnung. 1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der Grafschaft Eberstein. 1771
beerbte Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des aufgeklärten Absolutismus
entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. - das um 1780 mit
Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons Niederrheinstrom
des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des Ritterkreises
Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000 Einwohnern.
1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt Rhodt bei
Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt Gräfenstein bei
Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und Rodemachern in Luxemburg und Teile der
Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um 1800 umfasste B. ein Gebiet von 27
Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch § 5 des Reichsdeputationshauptschlusses
zum Kurfürstentum erhoben und durch die rechtsrheinischen Teile der Pfalz
(Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten) und die Hochstifte Konstanz, Basel
(teilweise), Straßburg (teilweise), Speyer (teilweise), die
hanau-lichtenbergischen bzw. hessen-darmstädtischen Ämter Lichtenau und
Willstätt, die nassau-usingische Herrschaft Lahr, die Reichsabteien
Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die Reichsstädte
Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (1806 an Württemberg), Zell am Harmersbach,
Überlingen, Wimpfen (später an Hessen), das Reichstal Harmersbach und die
Klöster Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen, Lichtental, Ettenheimmünster,
Öhningen und Reichenau sowie kleinere Güter entschädigt, wodurch sich sein
Umfang auf 7200 Quadratkilometer mit 445000 Einwohnern vermehrte (Februar-Mai
1803 13 Organisationsedikte Johann Niklas Friedrich Brauers). 1805 erwarb es
vom Herzog von Modena/Österreich den größten Teil des Breisgaues, die Ortenau,
die Baar mit Villingen, die Stadt Konstanz und die Kommende Mainau des
Deutschen Ordens mit insgesamt 2530 Quadratkilometern und 160000 Einwohnern.
Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806 wurde es Großherzogtum und erhielt die
Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen, Krautheim (Salm-Krautheim), die Landgrafschaft
Klettgau, die Reichsgrafschaft Bonndorf, das Johanniterpriorat Heitersheim, die
südlich des Mains gelegenen Teile der Fürstentümer Wertheim und die
eingeschlossenen Güter der Reichsritterschaft. 1806 wurden einige
Gebietsänderungen mit Württemberg vereinbart. 1810 erhielt B. die seit 1805
württembergische Landgrafschaft Nellenburg und obere Grafschaft Hohenberg gegen
Randgebiete im Schwarzwald (an Württemberg) und Amorbach (an Hessen-Darmstadt).
Damit umfasste es etwa 15000 Quadratkilometer mit ungefähr 975000 Einwohnern.
Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den Code Napoléon in der Form des Badischen
Landrechts, der die Geltung des baden-badischen Landrechts von 1588, des
baden-durlachischen Landrechts von 1654, des kurpfälzischen Landrechts von
1610, der Solmser Gerichts- und Landesordnung von 1571, des Mainzer Landrechts
von 1755, zahlreicher vorderösterreichischer Verordnungen und der Statuten
Gengenbachs, Offenburgs, Pfullendorfs, Überlingens und Zells am Harmersbach auf
seinem Gebiet beendete. 1818 erhielt es eine Verfassung (konstitutionelle
Monarchie). Zugleich musste es an Bayern das Amt Steinfeld (bis 1810 Rothenfels
[Rotenfels]) im Mainkreis und Tauberkreis und Teile Leiningens abtreten,
erhielt aber von Österreich das Fürstentum von der Leyen. 1819 konnte es die
Herrschaft Geroldseck (Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde der Abkömmling
Leopold des Großherzogs Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer von Geyersberg
(seit 1796 Reichsgräfin von Hochberg) Großherzog in B., das allmählich zum
liberalen „Musterländle“ wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen Bund bzw. das
Deutsche Reich ein. Am 22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März
1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das
amerikanisch besetzte Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens)
mit Stuttgart als Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit
Freiburg als Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg
auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des
Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top.
Bureau, 1853, Neudruck 1962; Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891; Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, bearb. v. Fester, R./Witte,
H., 1892ff.; Fester, R., Markgraf Bernhard I. und die Anfänge des badischen
Territorialstaates, 1896; Krieger, A., Topographisches Wörterbuch des
Großherzogtums Baden, 1903-1905; Curtaz, L., Die Autonomie der
standesherrlichen Familien Badens in ihrer geschichtlichen Entwicklung und nach
geltendem Recht, Diss. jur. Heidelberg 1908; Gothein, E., Die badischen Markgrafschaften im 16. Jahrhundert, 1910; Krieger,
A., Badische Geschichte, 1921; Lautenschlager, F./Schulz, W., Bibliographie der
badischen Geschichte, Bd. 1ff. 1929ff.; Gärtner, K., Heimatatlas der
Südwestmark Baden, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reiches, 1938; Baden im 19. und 20. Jahrhundert, 1948; Haebler, R., Badische
Geschichte. Die alemannischen und pfälzisch-fränkischen Landschaften am
Oberrhein in ihrer politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung,
1951, Neudruck 1987; Arndt, E., Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum
großherzoglichen Verfassungsstaat Baden, ZGO N.F. 62 (1953); Merkel, R., Studien
zur Territorialgeschichte der badischen Markgrafschaft
in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf Bernhards I. (1250-1431),
Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967, 2. A. 1968;
Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche Landesbeschreibung in
Baden-Württemberg, Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 33 (1974);
Straub, A., Das badische Oberland im 18. Jahrhundert, 1977; Stiefel, K., Baden
1648-1952, Bd. 1, 2 1978; Wunder, G., Zur Geschichte der älteren Markgrafen von
Baden, Württembergisch-Franken 1978, 13ff.; Schwarzmaier, H., Baden, LexMA 1
1980, 1337f.; Das Großherzogtum Baden zwischen Revolution und Restauration
1849-1851, hg. v. Real, W., 1983; Das Land Baden-Württemberg. Amtliche
Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. v. der staatlichen
Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1983; Müller, H., Das
Großherzogtum Baden und die deutsche Zolleinigung 1819-1835/36, 1984; Sauer,
P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Wunder, G.,
Die ältesten Markgrafen von Baden, ZGO 135 (1987); Schwarzmaier, H., Von der
Fürsten Tailung. Die Entstehung der Unteilbarkeit fürstlicher Territorien und
die badischen Teilungen des 15. und 16. Jahrhunderts, Bll. f. dt. LG. 126
(1990), 161ff.; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d.
Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.;
Hug, W., Geschichte Badens, 1992; Schmid, K., Baden-Baden und die Anfänge der
Markgrafen von Baden, ZGO 140 (1992), 1; Eibach, J., Der Staat vor Ort, 1994;
Furtwängler, M., Die Standesherren in Baden, 1996; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 208; Schnabel, T.
Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; … so geht hervor’ ein
neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Andermann, K., Die Markgrafen von
Baden und der Adel im südlichen Ufgau und in der nördlichen Ortenau, ZGO 151
(2003), 93; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748; Engehausen, F., Kleine Geschichte
des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005; Schwarzmaier, H., Baden, 2005;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine
Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2006; Die
Protokolle der Regierung von Baden, Bd. 1 bearb. v. Hochstuhl, K., 2006; 1806 –
Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v.
Schindling, A. u. a., 2007; Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im
Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007; Laufs, A., Das Eigentum an badischen
Kulturgütern aus der Zeit der Monarchie, 2008; Weber, R., Kleine Geschichte der
Länder Baden und Württemberg 1918-1945, 2008; Regierunsakten dies Kurfürstentums
und Großherzogtums Baden 1803-1815, bearb. v. Schimke, M., 2012.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Baden-Baden (Markgrafschaft,
Residenz). B. ist seit 1515/1535 eine Teillinie der Markgrafen von Baden (obere
Markgrafschaft Baden) mit der Residenz in
Baden(-Baden) und seit 1705 in dem 1247 erwähnten, im 13. Jahrhundert von den
Grafen von Eberstein-Calw erlangten Rastatt. Zur Markgrafschaft
gehörten alle mittelbadischen Güter, die südlich des Flusses Alb lagen,
eingeschlossen die Schirmvogtei über die Klöster Herrenalb und Frauenalb, die
linksrheinische Herrschaft Beinheim und die Herrschaften in Luxemburg;. Für B.
wurde 1588 ein vom Württembergischen Landrecht von 1567 und den Kursächsischen
Konstitutionen von 1572 beeinflusstes, bis 1810 geltendes Landrecht erlassen
(Badisches Landrecht 1). Von 1594 bis 1622 war B. von Baden-Durlach besetzt.
1666/1667 erwarb es Teile der Grafschaft Eberstein. 1771 wurde B. von
Baden-Durlach beerbt.
L.: Wolff 164; Zeumer 553 II b 29, 61, 10; Wallner 684 SchwäbRK 3; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C4; Schmid, K., Baden-Baden und die
Anfänge der Markgrafen von Baden, ZGO 140 (1992), 1; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 28; Kicherer, D., Kleine Geschichte der Stadt Baden-Baden,
2008; Laufs, A. u. a., Das Eigentum an Kulturgütern aus badischem Hofbesitz,
2008. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Baden-Durlach (Markgrafschaft).
B. ist seit 1515/1535 eine Teillinie der Markgrafen von Baden mit der Residenz
in Pforzheim, seit 1565 in Durlach und seit 1724 in Karlsruhe. B. umfasste die
breisgauischen Herrschaften Hachberg, Rötteln, Sausenberg und Badenweiler (sog.
Markgräflerland) sowie die Ämter, Städte und Schlösser Pforzheim, Durlach,
Mühlburg (Mühlberg), Remchingen, Stein, Graben und Staffort, Altensteig und
Liebenzell, Mundelsheim und Besigheim, dazu die Dörfer am Rhein nördlich der
Alb mit der unteren Hardt. 1556 wurde B. evangelisch. Zwecks Aufbringung der
bei der Besetzung von Baden-Baden (1594-1622) entstandenen Kosten trat B.
Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an Württemberg ab, erwarb
aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam B. vorübergehend an
Baden-Baden. Für B. wurde 1654 ein schon 1622 gedrucktes, bis 1810 geltendes
„Landrecht und Ordnung der Fürstenthumber der Markgraveschaften Baden und
Hochberg“ usw. in Kraft gesetzt (Badisches Landrecht 2). 1771 beerbte das zum
Musterstaat des aufgeklärten Absolutismus entwickelte B. die Linie Baden-Baden.
Baden umfasste um 1800 ein Gebiet von 27 Quadratmeilen.
L.: Wolff 165; Zeumer 553 II b 30; Wallner 684 SchwäbRK 4; Strobel, E.,
Neuaufbau der Verwaltung und Wirtschaft der Markgrafschaft
Baden-Durlach nach dem Dreißigjährigen Krieg, 1935; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bamberg (Hochstift, Residenz). Das schon
in der Hallstattzeit und wieder seit dem 8. Jahrhundert besiedelte B., in dem
741/742 eine Missionskirche gegründet wurde, wird seit Beginn des 10.
Jahrhunderts als Castrum Bavenberg, Babenberg - auf dem Domberg - benannt (902
castrum Babenberh). Es war in karolingischer Zeit und nach dem Untergang der
nach ihm benannten, im Volkfeld begüterten Babenberger 906 Königsgut, kam von
Kaiser Otto II. 973 an Herzog Heinrich den Zänker von Bayern, von dessen Sohn Heinrich
II. und seiner Gemahlin Kunigunde, die es als Morgengabe erhalten hatte, 1007
an die in B. seit 1002 errichtete Kirche, die 1007 zur Bischofskirche der
Slawenmission erhoben wurde. Das neue, bald dem Papst unmittelbar unterstellte
Bistum wurde kaiserliches Stift und erhielt vor allem Würzburger und
Eichstätter Gebiete (Fürth, Hersbruck, Erlangen, Vilseck, Forchheim [1062],
Höchstadt [1157], Reichenhall). Die Zahl der Pfarreien vermehrte sich von etwa
30 bei der Gründung im Laufe des Mittelalters auf mehr als 200, doch blieb das
Bistum, eingeengt von Würzburg (Banz, Ebrach), Eichstätt (Nürnberg) und
Regensburg (Egerland), insgesamt klein. Die Grundlage des Hochstifts bildeten
reiche Gaben König Heinrichs II. im Volkfeldgau und Radenzgau (u. a. Theres aus
dem 906 von den älteren Babenbergern an das Reich gelangten Gut), in Bayern und
(vor allem zur Sicherung von Alpenübergängen in) Kärnten, sowie auch der
Steiermark, Oberösterreich und Tirol (Villach mit Tarvis und Pontafel,
Wolfsberg und Bleiberg, Sankt Veit an der Glan, Rottenmann, Gleink, Kirchdorf,
Schlierbach, Spital am Pyhrn, Windischgarsten, Attersee, Frankenburg, Kammer,
Kogl, Sankt Georgen im Attergau, Friedburg, Mattighofen, Weilbach, Ebbs,
Kitzbühel, Gais, Neuhaus, Sankt Georgen in Taufers sowie Wiesing,
Antiesenhofen, Aschach, Wiesenberg, Erding, Wien - unter - St. Veit, Hainburg,
Attegau – Hausruck, Geboldskirchen, Allhaming, Haag, Sankt Georg am Ybbsfeld,
Sankt Martin im Lungau, Kuenburg, Wasserleonburg, Villach – Kanaltal,
Feldkirchen, Lavanttal, Griffen, Mahrenberg., die danach noch abgerundet werden
konnten) und später auch im Westen des Reiches. Trotz etwa der Verluste von
Gütern im Nordgau (Hersbruck, Velden, Auerbach) gelang es den Bischöfen,
begünstigt durch das Aussterben der Grafen von Schweinfurt, der Grafen von
Abenberg, der die Vogtei innehabenden Grafen von Andechs (1248 Lichtenfels) und
der Herren von Schlüsselberg bis zum Ende des 14. Jahrhunderts durch Erbschaft
und Kauf ihre weltliche Herrschaft auf etwa die Hälfte des Bistums auszudehnen,
wobei sie sich auch auf mehrere Grafschaften und seit 1248 auf das kaiserliche
Landgericht B. stützen konnten. 1435 setzten sich die Bischöfe im Kampf um die
Stadt B. gegen die Bürger durch. 1507 entstand die Bamberger
Halsgerichtsordnung, die zum Vorbild für die Constitutio Criminalis Carolina
von 1532 wurde. In der Reformation verlor das Bistum zwei Drittel aller
Pfarreien, wurde aber teilweise rekatholisiert. 1631 wurde es durch Gustav
Adolf von Schweden erobert und dem Herzogtum Franken zugeteilt, 1648 aber
wiederhergestellt. 1647 erhielt es eine Hochschule, die 1735/1772
Volluniversität wurde (bis 1803). 1759 kamen die Kärntner Güter durch Kauf an
Österreich. Am 9. 11. 1769 erlässt der Bischof ein Landrecht (nur Teil 1 Civil-
oder sogenannte bürgerliche Sachen betreffend). Um 1800 war B. Mitglied der
Kantone Gebirg, Steigerwald und Baunach des Ritterkreises Franken. 1803 fiel
das Fürstbistum mit etwa 65 Quadratmeilen bzw. 3580 Quadratkilometern Fläche,
220000 Einwohnern und 1,5 Millionen Gulden Einkünften an Bayern. 1817 wurde
eine neue Kirchenprovinz B. mit den Bistümern Würzburg, Eichstätt und Speyer
als Suffraganen geschaffen.
L.: Wolff 97; Zeumer 552 II a 6; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 4,
146; Zöpfl, H., Das alte Bamberger Recht, 1839; Looshorn, J., Die Geschichte
des Bistums Bamberg Bd. 1ff. 1886ff., Neudruck 1967; Knochenhauer, T./Chroust,
A., Chroniken der Stadt Bamberg, 1907ff.; Wretschko, A. v., Skizzen zur
bambergischen Zentralverwaltung in Kärnten, FS Zeumer 1909; Guttenberg, E.,
Frhr. v., Die Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Guttenberg,
E. Frhr. v., Die Regesten der Bischöfe von Bamberg, 1932ff.; Hofmann, M., Die
Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der Markgrafschaft
Bayreuth, Jb. für fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938); Neukamm, W.,
Territorium und Staat der Bischöfe von Bamberg, 84. Bericht d. Hist. Ver.
Bamberg (1949); Heinhold-Fichtner, K., Die Bamberger Oberämter Kronach und
Teuschnitz, 1951, Schr. des Inst. für fränk. Landesforschung, Hist. Reihe Bd.
3; Mayer, T., Die Anfänge des Bistums Bamberg, FS Stengel, E., 1952; Kist, J.,
Fürst- und Erzbistum Bamberg, 3. A. 1962; Henberg, E. Frhr. v./Wendehorst, A.,
Das Bistum Bamberg, Bd. 1ff. Germania Sacra II, 1, 1, Neudruck 1963; Schimmelpfennig,
B., Bamberg im Mittelalter, 1964; Guttenberg, E. Frhr. v./Wendehorst, A., Das
Bistum Bamberg 2, Germania Sacra II, 1, 2, 1966; Ragger, M., Die Organisation
der bambergischen Verwaltung in Kärnten, Diss. phil. Wien 1969 (masch.schr.);
Weiss, H., Bamberg, 1974, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken
Reihe I, 21; Berbig, H., Das kaiserliche Hochstift Bamberg und das Heilige
Römische Reich vom westfälischen Frieden bis zur Säkularisation, Bd 1f. 1976;
Caspary, H., Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg
(1672-1693), 1976; Schwarz, K./Geldner, F., Bamberg, LexMA 1 1980, 1394ff.;
Bibliographie zur Geschichte von Stadt und Hochstift Bamberg 1945-1975, hg. v.
Grimm, C., Bd. 1ff. 1985; Nöth, S., Urbare und Wirtschaftsordnungen des
Domstifts Bamberg, T. 2 Die Grundherrschaft des Domstifts Bamberg im späteren
Mittelalter, 1986; Rössler, W., Landkreis Bamberg, 1988; Zimmermann, G., Das
Hochstift Bamberg und seine Anrainer. Grundzüge der Territorialstruktur im
westlichen Oberfranken, (in) Weltbild und Kartographie im Hochstift Bamberg,
1988; Das Bistum Bamberg in Geschichte und Gegenwart, 1992; Urban, J.,
Pfarreien, Klöster und Stifte, 1994; Register zu Johann Looshorns Geschichte
des Bistums Bamberg, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 498, 1, 2, 31; Kropf, E., Spurensuche.
Bamberger Rechte und Einflüsse in Österreich, Italien, Slowenien und der
Schweiz, 2004; Pflefka, S., Das Bistum Bamberg, Franken und das Reich in der
Stauferzeit, 2005; Das Bistum Bamberg um 1007, hg. v. Urban, J., 2006;
Missionierung und Christianisierung im Regnitz- und Obermaingebiet, hg. v.
Bergmann, R. u. a., 2007; Bradford Smith, W., Reformation and the German
Territorial State Upper Franconia 1300-1630, 2008.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bar (Grafen, Herzöge, Residenz). Das
Gebiet an der oberen Maas stand seit etwa 959 unter der Herrschaft der Herzöge
von Lothringen (Oberlothringen). Um 960 errichtete Herzog Friedrich I. an der
Grenze Lothringens zur Champagne die Burg Barrum Ducis (Bar-le-Duc). Die
umliegenden Güter fielen beim Tod Herzog Friedrichs II. 1033 über eine Tochter
an die späteren Grafen von B. Zu ihren Gütern gehörten Bar-le-Duc, Gondrecourt,
die Vogtei über Saint-Mihiel (Saint Mihiel), Amance, Mousson an der Mosel sowie
Briey mit Diedenhofen (Thionville), das später an Luxemburg kam. Nachdem 1284
Frankreich die Champagne erlangt hatte, musste Graf Heinrich III. 1301 die
Güter links der Maas mit B. dem König von Frankreich zu Lehen auftragen. Am 13.
3. 1354, an dem Luxemburg Herzogtum wurde, fasste Karl IV. die beim Reich
verbliebenen Gebiete der Grafschaft zur Markgrafschaft
Pont-à-Mousson zusammen, womit die Grafen von B. als Herren der Stadt
Pont-à-Mousson Reichsfürsten wurden. Noch im gleichen Jahr nahmen sie den
Herzogstitel an. 1415 fiel das Herzogtum an Ludwig, Bischof von Verdun, der
seinen Großneffen René d'Anjou adoptierte, so dass B. 1420 mit Lothringen
vereinigt wurde. Mit dem Reich war das Herzogtum B. nur nominell verbunden. In
Verfassung und Sprache neigte es Frankreich zu, von dem es 1634 besetzt wurde.
1659 wurde es Lehen Frankreichs. Am 5. 10. 1735 kam es (für den Verzicht auf
Polen) an Stanislaus Leszczynski, 1738 tatsächlich und 1766 auch formell an
Frankreich.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) B4; Servais, V., Annales historiques du Barrois de 1352 à 1411,
Bd. 1, 2 1865ff.; Grosdidier de Matons, M., Le Comté de Bar, 1921; Grosdidier
de Matons, M., Catalogue des actes de Bar de 1022 à 1239, 1922; Bichelonne, F.,
Le comté de Bar après le traité de Bruges, Diss. masch.schr. 1962 (Ec. de
Chartes); Actes des comtes de Bar, I, 1033-1190, hg. v. Parisse, M., 1972
(masch.); Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die Fürstentümer Bar und
Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Poull, G., La maison de Bar, Bd. 1
(bis 1239), 1977; Thomas, H./Parisse, M., Bar, LexMA 1 1980, 1427f. ;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 156 (Pont-à-Mousson und Bar);
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u.
a., 2003, 1, 1, 43; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 458, 2, 43.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum,
Königreich, Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6.
Jahrhunderts bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor
allem aus Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen
zusammen, wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber -
die aus Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii,
Baju-warii) und der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense
und im Flachland der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6.
Jahrhunderts entstand. An seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs
des Großen (526) von dem Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den
Franken abhängigen (fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I.
550-590, Sitz in Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs
(regnum) Tassilo III. 788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der
Siedlungsraum reichte vom Lech bis zur Enns und von
Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen). Das Recht des zu
Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stammes wurde in der Lex
Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit erscheint
erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und Dalmatien
ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des Markgrafen
Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der Liutpoldinger
(Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem mit der
Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich. Unter
dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung (952 Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis
976). Kaiser Otto II. setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die
bayerische Ostmark, den Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von
B., das Heinrich 985 wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an
Familienmitglieder gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101
Welf II., 1120 Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich
Sachsen erbte), 1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung
der den Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum
Österreich) erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der
Absetzung Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und
Steiermark verkleinerte bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen
Nachkommen der seit der Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren
Grafen von Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische
Pfalzgrafenamt innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu
begründete Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B.
ausbildete (34 Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in
Auseinandersetzungen mit den bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift
Regensburg lösten sich ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum.
Landesfürsten wurden auch die Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau
sowie die Grafen von Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog
Rudolf IV. von Österreich übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg.
Umgekehrt erhielt der Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des
Herzogtums und die Reichslehen des Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser
Grafen Heinrich von Istrien, 1214 die Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei
Rhein und etwa gleichzeitig weitere Güter (u. a. Aibling). 1240 erlangte er die
vordem freisingische Stadt München. 1242 beerbte er die Grafen von Bogen, 1248
die Grafen von Andechs und die älteren Grafen von Ortenburg und vertrieb den
letzten Grafen von Wasserburg. 1254/1255 wurde B. dann in einen kleineren
westlichen Teil („Oberbayern“, zu dem der Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei
Rhein sowie die Kurwürde kamen,) und einen größeren östlichen Teil
(„Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham, Freising und Landshut) geteilt.
1268 erhielt es das konradinische Erbe in der Oberpfalz und am Lech
(Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg, Hohenstein, Vilseck [Vogtei],
Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in der Oberpfalz, Berngau,
Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in geringem Ausmaß auch
Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg [Adelnburg]) zugute kam. 1289
verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die Pfalz von Oberbayern gelöst.
1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum deutschen König gewählt (1328
Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V. die durch das Aussterben der
Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch die 1331 dreigeteilte
niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern, für das Kaiser Ludwig
1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte Ludwig selbst im
Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz (Rheinpfalz) und einen
Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten (einschließlich der Kurwürde).
Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine sechs Söhne 1349/1351/1353 B. und
weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433 Grafschaften Holland, Seeland,
Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363]) auf. Ludwig V.
(Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und Otto V. gemeinsam
die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern, Wilhelm I. und
Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die Niederlande.
Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der aber 1369
Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV. von
Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste
1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt
(Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog
Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau
(Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog
Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland
(Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff.
entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von
1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur
Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel
an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die
Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit
Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an
Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte
und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt
gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag
seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann
Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn.
1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487
bis 1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner
Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie Bayern-Landshut mit Georg dem
Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit der Georgstochter Elisabeth
verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht IV. von Bayern-München kam es
zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin eingesetzt hatte, obwohl nach
dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben
der Linie Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das
Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König
Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das Landshuter
Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit Bayerns
wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete zwischen
Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck,
Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen
Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser
(Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und
Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an
Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft
gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte. Dieses so gefestigte Land
erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein reformiertes Landrecht, 1520 eine
Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog Maximilian (1597-1651) erneut ein
Landrecht. 1623 gewann der Herzog den Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616
Mindelheim und 1628 die Oberpfalz. Maximilian II. Emanuel wurde 1691
Statthalter der spanischen Niederlande, verlor aber von 1704 bis 1714 B. an
Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734 und 1740 die Herrschaften
Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und erhielt 1742 die
Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der Aufklärung. 1758
stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der Wissenschaften
in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig zersplitterte
Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das bayerische Recht
kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis 7. 10. 1751, Codex
Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis 2. 1.
1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus und wurden durch die
wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt, so dass - abgesehen
von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die getrennten
wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg, Pfalz-Neuburg,
Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das bayerische Innviertel an
Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische Gebiet an Frankreich. Beim
Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian IV. Josef von der Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und vereinigte so die gesamten
wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph (1799-1825), seit 1806 König
Maximilian I., und sein Minister Freiherr Maximilian Joseph von Montgelas
(1799-1817) schufen dann den modernen Staat B. 1801 umfasste das Herzogtum B.
mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei Passau, Cham und Hohenschwangau
sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590 Quadratmeilen mit 880000
Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des Reichsdeputationshauptschlusses als
Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Pfalz [Rheinpfalz],
Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz,
Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in Franken die Hochstifte Würzburg
und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg, Windsheim und
Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und
Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee, Wernfels-Spalt,
Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das
Hochstift Augsburg, eine Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen,
Elchingen, Ursberg, Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt
Ulrich und Afra in Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren,
Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch
sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und Passau
diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden. 1805
erlangte B. in den Verträgen von Brünn und Pressburg die Reichsstadt Augsburg,
die Markgrafschaft Burgau, habsburgische Güter
in Oberschwaben, Vorarlberg, Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und Trient
(im Austausch gegen Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich auf. Nach
dem Beitritt zum Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im Austausch gegen
Berg) und zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt Nürnberg sowie
Gebiete des Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten Österreichs das
Innviertel und das Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden, außerdem
Bayreuth und Regensburg, musste aber Südtirol an Italien und einen Teil
Mainfrankens an das Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit Württemberg
ließ im Westen die Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg übergehen.
1808 wurde eine Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816) musste B. Tirol,
Vorarlberg, Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel an Österreich
zurückgeben, erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg bis
Aschaffenburg und dazu die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806 erlangte
Vils im Außerfern wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben. Die
verschiedenen verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230
ehemaligen Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden
Minister Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6.
1815 als drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine
Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches
modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg,
Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde
München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte
Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke
(Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken
Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk
trat. Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische
Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der
ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und
der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem
Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23.
11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag
über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von
1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und
Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief
der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus.
König Ludwig III. ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung.
Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19.
8. 1919). Auf Grund der neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle
Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920
wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des
Ministerpräsidenten Held (Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten
verdrängt. 1934 verlor B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945
Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone,
doch wurden Lindau und die Pfalz der französischen Besatzungszone zugeteilt.
Umgekehrt kam das zuvor thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem
wiederbegründeten) B. getrennt und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert.
Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine neue Verfassung.
1949 lehnte der Landtag Bayerns das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
wegen unzureichender Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde
B. Land der Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
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bayerischen Geschichte, hg. v. Willoweit, D., 2007; Paulus, C., Das
Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter, 2007.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bayreuth, Brandenburg-Bayreuth
(Fürstentum, Markgrafschaft, Residenz). B. wird
erstmals 1194 urkundlich erwähnt (Baierrute). Es ist eine Gründung der Grafen
bzw. Herzöge von Andechs(-Dießen), die 1057 nach dem Aussterben; der Markgrafen
von Schweinfurt am Obermain die Herrschaft antraten. 1248 wurde es von den
Grafen von Andechs an die Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern
vererbt. Bei der Teilung im Hause Hohenzollern von 1398 gehörte es zu dem
Gebiet ”ob dem Gebirg” mit dem Vorort Kulmbach (Plassenburg). Von 1486 bis 1495
war es verselbständigt, kam dann aber bis 1515 wieder zu Ansbach, wohin es auch
1557 wieder fiel. Seit 1521 wurde die Reformation eingeführt. 1542 wurde die
Kanzlei von Kulmbach nach Bayreuth verlegt. 1603 trat in B. wie auch in Ansbach
beim Aussterben der älteren Linie der fränkischen Hohenzollern ein märkischer
Hohenzollern die vertragliche Erbfolge an. 1603/1662 wurde B. nach dem
Aussterben der älteren fränkischen (Ansbacher) Linie, an die es 1557 gelangt
war, unter dem märkischen Hohenzollern Christian anstelle Kulmbachs Residenz
des entsprechenden Fürstentums (Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth), das auf Grund
des hohenzollerischen Erwerbs der Markgrafschaft
Brandenburg den Titel Markgrafschaft führte.
1743 wurde die Universität Erlangen gegründet. Seit 1769 wurde die Markgrafschaft B. nach dem Aussterben der Bayreuther
Linie in Personalunion mit der Markgrafschaft
Ansbach regiert, 1791 mit 72 Quadratmeilen und 186000/250000 Einwohnern an
Preußen verkauft. B. teilte sich in das Oberland und das Unterland. Das
Oberland umfasste die Amtshauptmannschaften Bayreuth, Kulmbach und Wunsiedel,
die Oberämter Schauenstein, Helmbrechts, Lichtenberg, Thierbach, Lauenstein,
Münchberg, Stockenroth, Gefrees, Berneck, Goldkronach, Stein, Creußen, Pegnitz,
Schnabelwaid, Osternohe und Neustadt am Kulm und die Landeshauptmannschaft Hof.
Das Unterland enthielt die Amtshauptmannschaft Erlangen, die
Landeshauptmannschaft Neustadt an der Aisch und die Oberämter Baiersdorf,
Hoheneck, Ipsheim und Neuhof. Um 1800 war B. Mitglied der Kantone Altmühl,
Steigerwald und Gebirg des Ritterkreises Franken. 1806 wurde die Markgrafschaft von Frankreich besetzt. 1807 kam B. im
Tilsiter Frieden an Frankreich, 1810 an Bayern.
L.: Wolff 102; Zeumer 553 II b 15; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, G., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908;
Guttenberg, E., Frh. v., Die Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck
1966; Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in
Franken, 1930; Hofmann, M., Die Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für fränk.
Landesforschung 3, 4 (1937, 1938); Guttenberg, E. Frh. v., Kulmbach, (in)
Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG.
1952ff.; Dietrich, K., Territoriale Entwicklung, Verfassung und Gerichtswesen
im Gebiet um Bayreuth bis 1603, 1958, Schr. d. Inst. für fränk.
Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 7; Gebeßler, A., Stadt und Landkreis Bayreuth,
1959; Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 3. A. 1997; Vollet, H., Abriss der Kartographie
des Fürstentums Kulmbach-Bayreuth, 1978, Die Plassenburg 38; Wendehorst, A.,
Bayreuth, LexMA 1 1980, 1719; Wiedemann, W., Bayreuth im ausgehenden
Mittelalter. Untersuchungen zur politischen Struktur und Sozialgeschichte einer
landesherrlichen Stadt, 1989; Endres, R., Auf- und Ausbau des Bayreuther
Territoriums, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 74 (1994) 55; Bayreuth, hg. v.
Endres, R., 1995; Pöhlmann, T., Zur mittelalterlichen Territorialstruktur des
Amtes Bayreuth, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 76 (1996), 85; Bayreuth, bearb.
v. Winkler, R., 1999 Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 42.
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Bergen-op-Zoom. Bergen, Pergon (Markgrafschaft). Nördlich von Antwerpen bestand im 14.
Jahrhundert am Rande des Herzogtums Brabant die kleine Markgrafschaft
B.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 C3; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 63.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Brandenburg (Mark, Markgrafschaft,
Kurfürstentum, Provinz, Land, Bundesland, Residenz). Das zunächst von Semnonen,
Langobarden und Burgundern bewohnte Gebiet der späteren Mark B. wurde nach dem
Abzug der Germanen in der Völkerwanderung von Slawen (Liutizen, Heveller,
Wilzen, Ukrer (Uker), Obotriten) besetzt. 927 schlug König Heinrich I. die
Slawen an der Elbe, eroberte 928/929 die deutsch Brennaburg bezeichnete
slawische Burg an der Havel, die vielleicht schon auf eine slawische Siedlung
des 6. Jahrhunderts zurückgeht und bildete 931 die Mark Nordsachsen (Nordmark).
Im Slawenaufstand von 983 ging das Gebiet wieder verloren. 1134 belehnte Kaiser
Lothar von Süpplingenburg den Askanier Albrecht den Bären mit den deutsch
verbliebenen Teilen der Altmark. Albrecht eroberte die Prignitz, erbte 1150 das
Havelland hinzu und erscheint erstmals (in einer Urkunde vom 3. Oktober) 1157
in bewusster Erinnerung an die Markgrafschaft
Geros von Nordsachsen als Markgraf von Brandenburg, das er wegen seiner
günstigen Lage am Übergang wichtiger Fernstraßen über die Havel anstelle von
Stendal zum festen Sitz erhob und zum Vorort dieser neuen Mark ausbaute, wobei
der königliche Burggraf auf der Brandenburger Dominsel rasch ausgeschaltet
wurde. Nach dem Tod Albrechts wurde die Mark B. von den askanischen Stammlanden
am Harz getrennt. Albrechts Sohn Otto I. gewann 1181 die Lehnshoheit über
Mecklenburg und Pommern. Johann I., der 1252 erstmals als Kurfürst fungierte,
und Otto III. († 1266/1267) erwarben Stargard, die Uckermark, Barnim, Teltow,
Lebus und Zehden (Neumark), die Mark Landsberg und die Oberlausitz (1255) und
wehrten Ansprüche des Erzbischofs von Magdeburg ab. Andererseits wurde das
Geschlecht bei ihrem Tod 1267 in zwei gemeinsam regierende Linien mit
Regierungssitzen in Stendal und Salzwedel gespalten, bis es unter Waldemar
wieder vereinigt wurde. Mit seinem Tod erlosch 1319 der brandenburgische Zweig
der Askanier, der als Reichskämmerer von der Ausbildung des
Kurfürstenkollegiums an zu den Kurfürsten gezählt hatte. Nach dem Aussterben
der Askanier zog König Ludwig der Bayer aus dem Hause Wittelsbach die Mark B.
1320 in an den Grenzen verkleinertem Umfang als erledigtes Lehen ein, übertrug
sie 1323 seinem achtjährigen Sohn Ludwig und ließ durch Beauftragte die
wittelsbachischen Formen der Verwaltung einführen. Unter dieser wenig
effektiven Herrschaft wurde 1356 B. als Kurfürstentum anerkannt. 1373 zog
allerdings Kaiser Karl IV. nach langjährigen Auseinandersetzungen die Mark B.
im Vertragsweg gegen 200000 Goldgulden an das Haus Luxemburg (Residenz
Tangermünde) und ließ 1375/1376 im Landbuch die verbliebenen Rechte und
Aufgaben registrieren. Nach seinem Tod kam es zur Teilung der Mark (Kurmark d.
h. Altmark und Gebiete zwischen Elbe und Oder an Siegmund, Neumark an den
jüngsten Sohn Johann von Görlitz, 1386 ebenfalls an Siegmund), zu großen
Adelsunruhen und zahlreichen Veräußerungen (1388 Verpfändung, 1397 Veräußerung
der Kurmark an Jobst von Mähren, 1402 Veräußerung der Neumark an den Deutschen
Orden). Am 8. 7. 1411 setzte König Sigmund auf Bitten der brandenburgischen
Stände seinen Feldherren und Rat, den Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg zum
Verweser über die nach dem Tod Jobsts wieder angefallene Mark ein. Am 30. 4.
1413 übertrug er ihm für 400000 Gulden das Kurfürstentum und am 18. 8. 1417
belehnte er ihn mit der Mark. Als über B., Altmark und Teile der Uckermark
herrschender Kurfürst Friedrich I. brach der Burggraf die Macht des Adels. Sein
Sohn Kurfürst Friedrich II. erzwang die Unterwerfung der Städte (u. a. Berlin
1447/1448), festigte allmählich die Herrschaft wieder, erlangte 1447 das
Besetzungsrecht für die Bistümer B., Havelberg und Lebus, kaufte 1450
Wernigerode und gewann die Uckermark und Prignitz zurück. 1455 wurde die
Neumark zurückgekauft. Außerdem wurden die Herrschaften Cottbus (1445) und
Peitz in der Niederlausitz (1488) erworben. In der sog. dispositio Achillea des
Markgrafen Albrecht Achilles von 1473 wurde die Erbfolge im Sinne der
Unteilbarkeit der märkischen Lande geregelt und die Abtrennung der Mark von den
fränkischen Gütern, die den zweiten und dritten Söhnen zufielen (Ansbach, Bayreuth),
gefördert. 1482 wurden im Glogauer Erbfolgestreit große Teile des Herzogtums
Crossen gewonnen (Crossen, Züllichau, Sommerfeld, Bobersberg). Kurfürst Johann
Cicero, der als erster Hohenzoller ständig in der Mark residierte, kaufte 1486
die Herrschaft Zossen, gewann die Lehnsherrschaft über Pommern und unterwarf
die altmärkischen Städte. Zwischen 1499 und 1535 wurde Roppen eingezogen. 1506
wurde die Universität Frankfurt an der Oder gegründet, 1516 das Kammergericht
in Berlin eingerichtet. Die sog. Constitutio Joachimica bildete die Grundlage
einer einheitlichen Rechtsprechung in B. 1524 wurde die Grafschaft Ruppin als
erledigtes Lehen eingezogen und 1529 das vertraglich erworbene Erbfolgerecht in
Pommern gesichert, das sich 1637/1648 realisierte. 1535 kam es zur Teilung des
Landes in die Kurmark (Joachim II.) und die Neumark, die bis 1571 an Hans von
Küstrin kam. Hiervon bestand die 444 Quadratmeilen umfassende Kurmark aus der
Altmark, Mittelmark, Prignitz oder Vormark und der Uckermark. Die Altmark
umfasste ein Gebiet von 82 Quadratmeilen (die Kreise Stendal, Tangermünde und
Arneburg, Seehausen, Arendsee, Salzwedel-Gardelegen). Die Mittelmark mit einem
Flächeninhalt von 250 Quadratmeilen, die bis ins 15. Jahrhundert zunächst
Neumark hieß, enthielt die Landschaft Havelland (mit der Stadt Brandenburg, den
Städten und Ämtern Potsdam, Spandau, Nauen, den Ämtern Königshorst, Fahrland
und Fehrbellin, den Städten Rathenow und Pritzerbe, den Ländchen Rhinow und
Friesack), die Kreise Glien-Löwenberg, Ruppin, Oberbarnim und Niederbarnim,
Teltow, Lebus, Zauche, Beeskow-Storkow (letzterer erst im Jahr 1575 von der
Lausitz erworben) und die Herrschaft Teupitz (Wusterhausen-Teupitz). Die 61
Quadratmeilen große Prignitz oder Vormark wurde aus den Kreisen Berleberg, Pritzwalk,
Wittstock, Kyritz, Havelberg, Plattenburg und Lenzen gebildet. Die Uckermark,
68 Quadratmeilen groß, setzte sich aus dem uckermärkischen und dem stolpischen
Kreis zusammen. Die 220 Quadratmeilen große Neumark bestand aus der
eigentlichen Neumark nördlich der Warthe mit den Kreisen (Ämtern) Soldin,
Königsberg, Landsberg, Friedeberg, Arnswalde, Dramburg, dem 30 Quadratmeilen
umfassenden Herzogtum Crossen und den Herrschaften Cottbus und Peitz. Bald nach
1535 begann die Einführung der Reformation, in deren Gefolge der größte Teil
der Kirchengüter (Havelberg, Lehnin, Chorin) in landesherrliche Domänen
umgewandelt und die Bistümer B., Havelberg und Lebus eingezogen wurden. 1537
konnten folgenreiche Erbverbrüderungen mit den Herzögen von Liegnitz, Brieg und
Wohlau abgeschlossen werden. 1569 wurde B. von Polen mit dem Herzogtum Preußen
belehnt. Johann Georg (1571-1598) gelang es, das gesamte brandenburgische
Gebiet wieder zu vereinigen und die böhmischen Lehen Beeskow und Storkow zu
erwerben. 1603 überließ Joachim Friedrich die gerade angefallenen fränkischen
Fürstentümer Ansbach und Bayreuth seinen Brüdern. In B. schuf er Weihnachten
1604 den Geheimen Rat als oberste Verwaltungsbehörde. 1614 erfolgte im
Jülich-Klevischen Erbfolgestreit mit Pfalz-Neuburg der Erwerb von Kleve, Mark,
Ravensberg und Ravenstein, 1618/1619 der endgültige erbweise Erwerb des
Herzogtums Preußen. Friedrich Wilhelm der große Kurfürst (1640-1688) gewann
1648 Hinterpommern, die Bistümer Halberstadt mit Hohnstein und Mansfeld (1680),
Kammin (Cammin) und Minden sowie die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg
(Anfall 1680), erhielt 1657 Lauenburg, Bütow und Draheim als Lehen Polens,
kaufte 1686 Schwiebus, erwarb 1691 Tauroggen und Serrey und begründete den
brandenburg-preußischen Staat im modernen Sinn, der das ältere B. vom neuen
Preußen scheidet. Kurfürst Friedrich III. von B., der 1694 die Universität
Halle gründete, führte seit 1701 den Titel König in Preußen. Das 1800 664
Quadratmeilen große B. (Prignitz, Uckermark, Mittelmark, mit Niederlausitz und
ohne Altmark [zur Provinz Sachsen] und nordöstliche Teile der Neumark) mit
980000 Einwohnern war von 1815 bis 1945 eine preußische Provinz, aus der 1920
Groß-Berlin ausgesondert wurde. 1938 gelangten die Kreise Friedeberg und
Arnswalde zu Pommern, wofür die Mark B. von der aufgelösten Provinz Grenzmark
Posen-Westpreußen die Kreise Schwerin, Meseritz und Bomst (teilweise) erhielt.
1945 kam B. westlich der Oder zur sowjetischen Besatzungszone (Provinz Mark
Brandenburg), östlich der Oder unter Polens Verwaltung. Seit 1947 war B., das
nach Wahlen im Jahre 1946 im Jahre 1947 eine Verfassung erhielt, Land (Mark
Brandenburg) in der sowjetischen Besatzungszone, seit 1949 Gliedstaat der
Deutschen Demokratischen Republik. (Am 23. 7.) 1952 bzw. 1958 ging es in den
Bezirken Potsdam, Frankfurt an der Oder und Cottbus der Deutschen
Demokratischen Republik auf (str.). Mit dem Beitritt der Deutschen
Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand das Land
Brandenburg (ohne Berlin) am 3. 10. 1990 (mit der Hauptstadt Potsdam) wieder
(ohne die Kreise Hoyerswerda [Sachsen], Jessen [Sachsen-Anhalt] und Weißwasser
[Sachsen], aber mit den Kreisen Perleberg [Westprignitz], Prenzlau [Uckermark]
und Templin [Uckermark]). Es ist das fünftgrößte Land der Bundesrepublik und
zählt rund 2 600 000 Einwohner. Der Versuch einer Vereinigung mit Berlin
scheiterte am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung. S. Berlin.
L.: Wolff 382; Zeumer 552 I 7; Wallner 708 ObersächsRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648)
F2, III 38 (1789) E1; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 34; Mylius, C. O., Corpus
constitutionum Marchicarum Bd. 1ff. Berlin u. Halle 1737ff.; Bekmann,
J./Bekmann, L., Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg, Bd. 1f.
1751ff., Neudruck 2004; Codex diplomaticus Brandenburgensis, hg. v. Gercken, P.
W., Teil I-VII 1769; Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus, ed. Raumer,
G. W. v., Teil I, II 1831ff.; (Novus) Codex diplomaticus Brandenburgensis, hg.
v. Riedel, A., 1838ff.; Voigt, E., Historischer Atlas der Mark Brandenburg,
1846; Fidicin, E., Die Territorien der Mark Brandenburg, Bd. 1ff. 1857ff.;
Stölzel, A., Brandenburg-preußische Rechtsverwaltung und Rechtsverfassung, Bd.
1f. 1888; Landeskunde der Provinz Brandenburg, hg. v. Friedel, E./Mielke, R.,
Bd. 1ff. 1909ff.; Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus dem askanischen
Hause, hg. v. Krabbo, H./Winter, G., 1910ff.; Holtze, F., Geschichte der Mark
Brandenburg, 1912; Tümpel, L., Die Entstehung des brandenburg-preußischen
Einheitsstaates, 1915; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916;
Schulze, B., Brandenburgische Landesteilungen 1258-1317, 1928; Historischer
Atlas der Provinz Brandenburg, hg. v. der hist. Kommission für die Provinz
Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, 1929ff., N. F. 1962ff.; Schulze,
B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1818,
1931; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen Kartographie
Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der Friderizianischen Zeit, 1935; Das
Handbuch der Mark Brandenburg, hg. v. Schultze, J., 1940; Atlas östliches
Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959;
Die Mark Brandenburg, hg. v. Schultze, J., Bd. 1ff. 1961, 2. A. 1989, 3. A.
2004, 4. A. 2010; Historischer Handatlas von Brandenburg und Berlin, hg. v.
Quirin, H., 1962ff.; Historisches Ortslexikon für die Mark Brandenburg, bearb.
v. Enders, L., 1962ff., Veröffentl. des Brandenburgischen Landeshauptarchivs,
Teil 11 Orts- und Personenregister, 1995; Schulze, H., Adelsherrschaft und
Landesherrschaft, 1963; Preußens Epochen und Probleme seiner Geschichte, hg. v.
Dietrich, R., 1964ff.; Bratring, F. A., Statistisch-topographische Beschreibung
der gesamten Mark Brandenburg. Neuausgabe bearb. v. Büsch, O./Heinrich, G.,
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Herzfeld, H., 1968; Grassmann, A., Preußen und Habsburg im 16. Jahrhundert,
1968; Scharfe, W., Topographische Aufnahmen in Brandenburg 1816-1821, Jb. f.
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zur Geschichte der Mark Brandenburg, Bd. 1ff. 1970ff.; Brandenburgische Jahrhunderte.
Festgabe Schultze, J., hg. v. Heinrich G./Vogel, W., 1971; Scharfe, W., Abriss
der Kartographie Brandenburgs 1771-1821, 1972, Veröff. der Hist. Kommission zu
Berlin Bd. 35; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern 1134-1320,
1973; Bohm, E., Teltow und Barnim. Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte und
Landesgliederung brandenburgischer Landschaften im Mittelalter, 1978,
Mitteldeutsche Forschungen Bd. 83; Neue Forschungen zur Brandenburg-Preußischen
Geschichte, hg. v. Benninghoven, F./Löwenthal-Hensel, C., 1979; Dralle,
L./Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983, 554ff.; Ständetum und Staatsbildung in
Brandenburg-Preußen, hg. v. Baumgart, P., 1983; Schindling, A., Kurbrandenburg
im System des Reiches während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert, (in)
Preußen, Europa und das Reich 1987; Mittenzwei, I., Brandenburg-Preußen
1648-1789. Das Zeitalter des Absolutismus in Text und Bild 1988 (1987);
Hansische Stadtgeschichte – Brandenburgische Landesgeschichte, hg. v. Engel,
E., 1989; Ahrens, K., Residenz und Herrschaft, 1990; Brandenburgische
Geschichte, hg. v. Materna, I., 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und
Thüringen im Mittelalter, 1997; 1050 Jahre Brandenburg, hg. v. Domstift, 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Bahl, P., Der Hof des großen Kurfürsten, 2000;
Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Neugebauer, W., Zentralprovinz im
Absolutismus, 2001; Schiller, R., Vom Rittergut zum Großgrundbesitz, 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 1, 117, 454, 773, 1, 2, 64; Membra unius capitis, hg. v. Kaiser, M. u.
a., 2005; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft, 2005; Brandenburg an der
Havel und Umgebung, hg. v. Kinder, S. u. a., 2006; Partenheimer, L., Die
Entstehung der Mark Brandenburg, 2007; Griesa, S., Die Mark Brandenburg im 14.
Jahrhundert, Jb. f. brandenb. LG. 57 (2006), 32; Wie die Mark entstand, hg. v.
Müller, J. u. a., 2009. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Burgau (Markgrafschaft).
Im Gebiet zwischen Donau, Lech, Wertach, Schwabegg und Leipheim-Weißenhorn sind
im 12. Jahrhundert die mit den Staufern verwandten Grafen von Berg (ab
1132/1160) begütert. Sie übernahmen nach dem Aussterben der Markgrafen von
Ronsberg 1212/1213 deren Titel und übertrugen ihn auf den 1147 erstmals
erwähnten B. Nach dem Erlöschen des burgauischen Zweiges der Grafen von Berg
zog König Albrecht I. 1301 die aus Adelsgut und Reichsgut locker
zusammengefügte Markgrafschaft 1301 als
Reichslehen ein. Danach gelangte B. an Habsburg, das vor allem in den Orten B.,
Günzburg, Scheppach und Hochwang grundherrliche und niedergerichtliche Rechte,
im Übrigen Geleit, Zoll, Forst und Hochgericht hatte. Im 14. und 15. Jahrhundert
war B. an die Westernach, Ellerbach und Knöringen, 1450 an Bayern-Landshut,
1485 an das Hochstift Augsburg und von 1486 bis 1492 an Bayern verpfändet. 1492
löste König Maximilian den B. mit Hilfe der Fugger, der Reichsstädte Augsburg
und Ulm sowie der ”Insassen” aus. Von 1498 bis 1559 war der B. an Augsburg
verpfändet. Zwischen 1564 und 1665 war er der Tiroler Nebenlinie des Hauses
Habsburg zugeordnet, kam dann aber an die Hauptlinie. Der Landvogt residierte
in Günzburg. 1805 trat Österreich den B. an Bayern ab.
L.: Wolff 42; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F4; Sartori, J. v., Staatsgeschichte der Markgrafschaft
Burgau, 1788; Kolleffel, J. L., Schwäbische Städte und Dörfer um 1750.
Geographische und topographische Beschreibung der Markgrafschaft
Burgau 1749-1753, hg. v. Pfand, R., 1976ff.; Nebinger, G., Entstehung und
Entwicklung der Markgrafschaft Burgau, (in)
Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, 3. A. 1978,
753ff.; Schulz, A., Burgau. Das Bild einer schwäbischen Stadt, 1983; Wüst, W.,
Die Markgrafschaft Burgau, 1988, (in)
Heimatverein für den Landkreis Augsburg, Jber. 1985/1986; Schiersner, D.,
Politik, Konfession und Kommunikation, 2005.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Burgundischer Reichskreis. 1512/1521 sollten
die Herzöge von Burgund, die Grafen von Nassau und die Grafen und Herren von
Breda, Horn (Hein), Egmond und Bergen (Bergen-op-Zoom) den burgundischen
Reichskreis bilden. 1548 wurde für die Güter Habsburgs in den Niederlanden die
Zugehörigkeit zum B.R. geklärt und ein Schutzverhältnis vereinbart. 1551
gehörten dem burgundischen Reichskreis der Herzog von Burgund, die Grafen von
Nassau, Breda und Dillenburg sowie die Herren von Hoya, Egmond, Bergen (Bergen-op-Zoom)
und Walem (Wahlen) an. 1648 wurde die Zugehörigkeit des burgundischen
Reichskreises - ohne die inzwischen verselbständigten Niederlande - zum Reich
bestätigt. 1654 kam das 1651 vom Kaiser an Spanien abgetretene Besançon hinzu.
1678 gingen die Freigrafschaft Burgund und andere Teile an Frankreich verloren.
1713 kamen die verbliebenen spanischen Niederlande an Österreich, 1801 an
Frankreich. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste der burgundische Reichskreis
nominell folgende Gebiete: Aarschot (Aerschot) (Herzogtum, Burgund, Croy),
Antwerpen (Markgrafschaft, Brabant, Burgund),
Grimbergen (Berghes) (Fürstentum, Brabant, Burgund), Bournonville (Fürstentum,
Brabant, Burgund), Brabant (Herzogtum, Burgund), Burgund (Herzogtum), Comines
(Flandern, Burgund), Dalhem (Grafschaft, Limburg, Burgund), (Doornik/)Tournai
(Herrschaft, Burgund), Enghien (Herzogtum, Hennegau, Burgund), Flandern
(Reichsgrafschaft), Gaveren (Fürstentum, Flandern, Burgund), Geldern
(Herzogtum, Burgund), Gent (Burggrafschaft, Flandern, Burgund), Havre
(Herzogtum, Hennegau, Burgund), Hennegau (Reichsgrafschaft, Burgund),
Herzogenrath (Hertogenrade) (Herrschaft, Limburg, Burgund), Hoogstraten
(Herzogtum, Burgund, Salm-Salm), Horn (Hornes) (Fürstentum, Brabant, Burgund),
Izegem (Iseghem) (Fürstentum, Flandern, Burgund), Ligne (Fürstentum, Hennegau,
Burgund), Limburg (Herzogtum, Burgund), Luxemburg (Herzogtum, Burgund), Mecheln
(Burgund), Namur (Reichsgrafschaft),Rebecq (Rebecque) (Fürstentum, Hennegau,
Burgund), Rubempré-Everberg (Fürstentum, Brabant, Burgund), Steenhuize
(Steenhuysen) (Fürstentum, Flandern, Burgund), Tour et Tassis/Thurn und Taxis
(Fürstentum, Hennegau, Burgund), Valkenburg (Grafschaft, Limburg, Burgund),
insgesamt 600 Quadratmeilen. S. Niederlande, Belgien.
L.: Gumpelzhaimer 11, Wolff 50.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Burtenbach (reichsritterschaftlicher Ort).
Nach B. an der Mindel bei Günzburg nannte sich ein seit dem Anfang des 12.
Jahrhunderts nachweisbares Adelsgeschlecht. Seit dem 14. Jahrhundert war B.
teilweise Teil der von Bayern lehnbaren Herrschaft Eberstall, teilweise Lehen
der Markgrafschaft Burgau und teilweise Lehen
des Hochstifts Augsburg an die Familie Burggraf. Diese verkaufte 1532 ihre
Güter an den Söldnerführer Sebastian Schertel (von Burtenbach) (Schertlin von
Burtenbach), der später auch die Lehen Bayerns und Burgaus erwarb und damit
eine geschlossene ritterschaftliche Adelsherrschaft begründete, die zum Kanton
Donau des Ritterkreises Schwaben zählte und 1806 an Bayern fiel. 1818 geriet
die 1546 reformierte Herrschaft in Konkurs. S. Schertel von B.
L.: Wolff 508; Brüderlein, A., Burtenbach. Geschichte einer schwäbischen
evangelischen Gemeinde, 1951.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bußmannshausen (Herrschaft). B. an der Rot bei Biberach wird 1083 erstmals erwähnt (Burmundeshusen). 1290 erscheinen Edelfreie von B. Ortsherren sind im 14. Jahrhundert die Ulmer Besserer, seit 1434 die Herren von Rodt, später in der Markgrafschaft Burgau die Freiherren Roth von Bußmannshausen (von Roth-Bußmannshausen), seit 1800 die Freiherren von Hornstein. Über Württemberg kam B. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Roth von Bußmannshausen (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Castro (Markgrafschaft).
Im 18. Jahrhundert zählte das an 1649 an den Kirchenstaat gelangte C. zu dem
von Österreich beanspruchten Lehen Herzogtum Mailand.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 374; Schnettger, M., Kleinstaaten in der frühen
Neuzeit, HZ 286 (2008), 613. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Castua (Herrschaft). 1801 gehörte die
Herrschaft C. über die Markgrafschaft Istrien
und das Erzherzogtum Österreich zum österreichischen Reichskreis.
L.: Wolff 33; Wallner 713 ÖsterreichRK 1.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ceva (Markgrafschaft).
Die Markgrafschaft C. westlich von Genua stand
um 1390 unter der Herrschaft der Visconti (1395 Herzöge von Mailand).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48a (1300) B/C2.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Derenburg (Herrschaft). 937 wird die Burg
D. an der Holtemme bei Wernigerode am Harz erstmals erwähnt. Die im 12.
Jahrhundert zerstörte Reichsburg wurde seit der Mitte des 13. Jahrhunderts
Hauptort der Grafschaft Regenstein des Hochstifts Halberstadt. 1599 fiel Regenstein
an das Hochstift Halberstadt heim, dieses 1648 an Brandenburg. 1801 gehörte die
Herrschaft D. über die Altmark der Markgrafschaft
Brandenburg dem obersächsischen Reichskreis an. S. Preußen (Provinz Sachsen),
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 441; Wallner 708 ObersächsRK 1.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Diepoldinger, Rapotonen (Geschlecht). Das
durch die Leitnamen Diepold und Rapoto gekennzeichnete Geschlecht stellte
ursprünglich die Grafen im Traungau und Augstgau ( Diepold 955 †, 977 Rapoto).
Wahrscheinlich nach 1060 wurde es mit den Marken Cham (1073) und Nabburg (1077)
im Nordgau belehnt. Diepold III. († 1146) baute die Herrschaft im Egerland aus
(1118 Reichenbach, um 1132 Waldsassen). 1146 wurde das Egerland an das Reich
gezogen. Cham und Vohburg fielen 1204 von der gleichzeitig entstandenen älteren
Linie an den verschwägerten Herzog von Bayern. Die Familie erlosch in ihrer
jüngeren Linie mit den Staufern um 1257 in Italien. Damit kamen auch die Güter
um Nabburg sowie das inzwischen erlangte Hohenburg an Bayern.
L.: Doeberl, M., Regesten und Urkunden zur Geschichte der Dipoldinger
Markgrafen auf dem Nordgau, 1893; Doeberl, M., Die Markgrafschaft
und die Markgrafen auf dem baierischen Nordgau, 1894; Bosl, K., Die Markengründungen
Kaiser Heinrichs III., Zs. f. bay. LG. 14 (1944), 189; Throner, C., Die
Diepoldinger und ihre Ministerialen, 1944; Spindler, M., Handbuch der
bayerischen Geschichte, Bd. 1ff. 1967ff.; Kirch, K., Die Diepoldinger in der
Oberpfalz, Oberpfälzer Heimat 12 (1967); Schmid, A., Diepoldinger, LexMA 3
1986, 1009; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Doberlug (Kloster). Am 1. 5. 1165
gründete Dietrich von Landsberg das Zisterzienserkloster D. bei Cottbus in der
Niederlausitz. Bis 1370 erwarb es rund 40 Dörfer. 1541 wurde es in Sachsen
säkularisiert. Die Standesherrschaft D. mit D. und Kirchhain gehörte zur Markgrafschaft Niederlausitz. S. Brandenburg, Preußen.
L.: Wolff 471; Lehmann, R., Die ältere Geschichte des Zisterzienserklosters
Doberlug in der Lausitz, Niederlausitzer Mitteilungen 13 (1916); Urkundenbuch
des Klosters Doberlug, hg. v. Lehmann, R., 1941f.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Drehna (Herrschaft). Die
Standesherrschaft D. bei Luckau gehörte zur Markgrafschaft
Niederlausitz.
L.: Wolff 471. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Egerland (Reichsland). Eger an der Eger
wird 1061 erstmals erwähnt. Die historische Landschaft E. ist der nördliche
Teil des mittelalterlichen Banngebiets auf dem bayerischen Nordgau mit
Fichtelgebirge und Egerer Becken. Im frühen 12. Jahrhundert wurde es von der
bayerischen Besiedlung erfasst (Bau einer Burg durch den Diepoldinger
Markgrafen Diepold III. von Vohburg) und erscheint seit 1135 als Region Eger.
Sie wurde nach 1146 und vor 1167 auf Grund der Heirat Kaiser Friedrichs I.
Barbarossa mit Adela von Vohburg dem Reich unmittelbar unterstellt und von
Friedrich I. Barbarossa zu einer straff organisierten Herrschaft mit dem Vorort
Eger ausgebaut (provincia Egrensis, 1261 Egerlant). Nach dem Sturz der Staufer
(um 1254) wurde das bis 1266 reichsunmittelbare Land aufgeteilt. Der Süden
wurde vom Kloster Waldsassen zum Stiftland (Stiftsland) zusammengefasst, das
1411 unter den Schutz, in der Mitte des 16. Jahrhunderts unter die Landeshoheit
der Pfalz und 1628 unter die Landeshoheit Bayerns kam. Den Westen zogen die
Burggrafen von Nürnberg an sich und bildeten vom 15. Jahrhundert an um
Wunsiedel die sechs Ämter auf dem Gebirg (Sechsämterland), die mit der Markgrafschaft Bayreuth 1810 an Bayern kamen. Im
Norden fielen Teile an das meißnische Vogtland, wobei die Reichsherrschaft Asch
entstand. Den Rest erwarb Böhmen, das den Erwerb aber 1276 dem Reich zurückgeben
musste. 1322 gewann Johann von Luxemburg dieses Gebiet als Gegenleistung für
die böhmische Stimme bei der Wahl Ludwigs des Bayern zum König (neben 20000
Mark Silber) als Reichspfandschaft Eger. Diese wurde bis 1806 nicht eingelöst
und erst in diesem Zeitpunkt staatsrechtlich Böhmen eingegliedert. 1945 wurde
die fast rein deutsche Bevölkerung aus der 1918 entstandenen Tschechoslowakei
weitgehend ausgewiesen. S. Tschechien.
L.: Wolff 465; Gradl, H., Geschichte des Egerlandes bis 1437, 1893; Bergmann,
A., Das heutige Egerland, 1957; Käubler, R., Das Alter der deutschen Besiedlung
des Egerlandes, 1958; Sturm, H., Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder,
Bd. 2 1967f.; Sturm, H., Districtus Egranus, Historischer Atlas von Bayern,
Altbayern 2,2 1981; Pscheidt, E., Eger. Ehemals eine freie Reichsstadt,
Ausstellungskatalog o. J. (1984); Ambronn, K./Hlavácek, I., Eger, LexMA 3 1986,
1604ff. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Erbach (Herrschaft). E. (1254 Erlbach)
an der Donau war Lehen der Grafen von Berg-Schelklingen, das nach deren
Aussterben 1345 an Habsburg fiel. Ortsherren waren die Herren von Ellerbach.
Durch Kauf und Erbschaft kam E. an die Lochen und Stadion, an die Stein zum
Rechtenstein (1348), Schenk (1400), Villenbach und Westernach (1466), von denen
es der Herzog von Bayern-Landshut 1488 kaufte. Nach dem Landshuter
Erbfolgekrieg 1503/1505 forderte Kaiser Maximilian das Lehen zurück, das nach
mehreren Verpfändungen 1535 an den Augsburger Bürger Hans Baumgartner (Hans von
Baumgarten) den Jüngeren zu Lehen gegeben wurde. Nach dem Aussterben der
Baumgartner (Baumgarten) 1610 zog Österreich das Lehen ein und gab es zunächst
als Pfand, 1622 als Lehen an den in den Reichsfreiherrenstand erhobenen
Reichsvizekanzler Hans Ludwig von Ulm zu Erbach. E. gehörte zur Markgrafschaft Burgau, als deren Landvögte die Herren
von Ulm zu Erbach (Ulm-Erbach) im 18. Jahrhundert zeitweise in Günzburg
residierten. 1805 fiel es mit Burgau an Bayern, 1810 an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Ulm zu E.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Konrad, A. H., Schloss Erbach, 1968.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Feuchtwangen (Reichsstadt). F. bei Ansbach
wird als Benediktinerkloster 817 erstmals genannt. Der seit der
Jahrtausendwende daneben entstandene Ort wurde 1285 Reichsstadt. Sie wurde 1376
an die Burggrafen von Nürnberg verpfändet und gehörte dementsprechend
tatsächlich zur Markgrafschaft Ansbach, seit
1791 zu Preußen. 1806 kam F. an Bayern.
L.: Wolff 108; Schaudig, W., Geschichte der Stadt und des ehemaligen Stiftes
Feuchtwangen, 1927; Funk, W., Feuchtwangen. Werden und Wachsen einer
fränkischen Stadt, 1954; Ramisch, H., Landkreis Feuchtwangen, 1964; Die
Urkunden der Stadt Feuchtwangen 1284-1700(-1772), bearb. v. Hörber, W., 1979.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Forst (Herrschaft), Forsta. Die
Standesherrschaft F. bei Guben gehörte zur Markgrafschaft
Niederlausitz.
L.: Wolff 471. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Franchimont (Markgrafschaft).
Die Markgrafschaft F. gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts über das Hochstift Lüttich zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis.
L.: Wolff 327; Wallner 702 WestfälRK 4. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Friaul (Herzogtum). Das im östlichen
Norditalien (Pordenone, Udine, Görz, Triest) zwischen Karnischen Alpen,
Julischen Alpen und Adria gelegene, zunächst keltisch besiedelte F. ist nach
der römischen Stadt Forum Iulii (zu Ehren Julius Cäsars) benannt. Im 6.
Jahrhundert war es das erste langobardische Herzogtum in Italien, seit 776
fränkische, 828 in vier Grafschaften aufgeteilte Markgrafschaft.
Otto der Große vereinigte 976 einen Teil Friauls (Gebiet von Cividale) mit der
Mark Kärnten, das übrige Friaul kam mit Krain und Istrien 1077 unter die
Herrschaft der Patriarchen von Aquileja. 1420 wurde es mit Ausnahme vor allem
der Güter der Grafen von Görz, die 1500 an Habsburg fielen, von Venedig
erobert. Mit Venedig kam es 1797 an Österreich, 1866 an Italien. Die Grafschaft
Görz fiel 1919 an Italien. 1947 wurde der östliche, von Slowenen besiedelte
Teil Friauls Jugoslawien zugeteilt.
L.: Wolff 33; Storm, K., Burgen und Städte im mittelalterlichen Friaul, 1940;
Paschini, P., Storia del Friuli, Bd. 1f. 2. A. 1981; Leicht, P., Studi di
storia friulana, 1955; Leicht, P., Breve storia di Friuli, 4. A. 1970; Valussi,
G., Friuli, Venezia Giulia, 1955; Gentilli, J., Il Friuli, i climi, 1964;
Brozzi, M., Il ducato del Friuli, 2. A. 1981; Cervani, R., Friaul, LexMA 4
1989, 915f.; Wakounig, M., Dalmatien und Friaul, 1990; Krahwinkel, H., Friaul
im Frühmittelalter, 1992; Venetien Istituto regionale per la storia del
movimento di liberazioni nel Friuli-Venezia Giulia: Friuli e Venezia Giulia,
1997. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Gonzaga (Fürsten). Nach der Burg G. bei
Mantua benannte sich ein seit dem 12. Jahrhundert nachweisbares
Fürstengeschlecht (Corradi di G.). Es gewann 1328 die Signorie Mantua und wurde
1329 von Kaiser Ludwig dem Bayern mit dem Reichsvikariat Mantua belehnt. 1362
wurde es durch den Kaiser zu Grafen, 1433 zu Markgrafen und 1530 zu Herzögen
von Mantua erhoben. 1536 erwarb es die Markgrafschaft
Montferrat. Die Hauptlinie erlosch 1627 (mantuanischer Erbfolgekrieg), die
Nebenlinien Bozzolo 1703, Novellara 1728, Guastalla 1746 und Luggara 1794.
L.: Klein 164; Brinton, S., The Gonzaga-Lords of Mantua, 1927; Mantova, 1: La
storia, hg. v. Coniglio, G., Bd. 1ff. 1958ff.; Coniglio, G., I Gonzaga, 1967;
Il tempo dei Gonzaga, 1985; Biondi, A., Gonzaga, LexMA 4 1989, 1556f.;
Severidt, E., Familie, Verwandtschaft und Karriere bei den Gonzaga, 2002.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hachberg, Hochberg (Herren, Herrschaft, Markgrafschaft). Nach der Burg H. (Hochberg) bei
Emmendingen nannte sich eine von Markgraf Hermann († 1074), dem Sohn Herzog
Bertholds I., begründete Adelslinie. Seit 1112 benannte sie sich nach der Burg
Baden bei Oos (s. Baden). Von diesen Markgrafen von Baden spaltete sich nach
1197 die Linie (Baden-Hachberg bzw.) H. und von dieser 1297 die Nebenlinie
(Baden-Sausenberg bzw.) Sausenberg ab. H. kam 1415 durch Kauf wieder an die
Hauptlinie zurück. Die sausenbergische Linie, die 1306 Rötteln, später Lörrach
und verschiedene Dörfer, 1444 Badenweiler und 1457 die Grafschaft Neuenburg
(Neuchâtel) erwarb, erlosch 1503. Ihre Güter kamen an Baden, Neuenburg über
eine Tochter an den Herzog von Orléans-Longueville (Longueville). 1535 fiel H.
an Baden-Durlach. Für die Herrschaften Badenweiler, Rötteln und Sausenberg kam
im 16. Jahrhundert die Bezeichnung Markgräflerland auf (im Gegensatz zum
Breisgau Österreichs). Über Baden gelangten die meisten Güter 1951/1952 zu
Baden-Württemberg. S. a. Hochberg.
L.: Wolff 165; Zeumer 553 II b 31; Wallner 685 SchwäbRK 5; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4; Weech, F. v., Die Zähringer in Baden, 1881; Regesten
der Markgrafen von Baden und Hachberg, hg. v. Fester, R./Witte, H./Krieger, A.,
Bd. 1ff. 1892ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum
Tode Markgraf Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin,
B., Geschichte Badens, 1967; Wunder, G., Zur Geschichte der älteren Markgrafen
von Baden, Württemberg. Franken 1978, 13ff.; Treffeisen, J., Das
Abgabenverzeichnis der Markgrafschaft Hachberg
und der Herrschaft Üsenberg, Jb. des Landkreises Emmendingen 1994, 147. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Harthausen (reichsunmittelbare ritterschaftliche Herrschaft). H. bei Günzburg bildete mit Rettenbach und Remshart innerhalb der Markgrafschaft Burgau eine reichsunmittelbare ritterschaftliche Herrschaft. Sie gehörte im 14. Jahrhundert den Ploss (Blossen). Rettenbach kam 1432 von denen von Rothenbach (Rettenbach) an die von Knöringen und 1440 an die Herren bzw. Freiherren von Riedheim. H. gelangte 1492 an Veit von Schwendi zu Klingenstein, 1570 an, die Herren bzw. Freiherren von Riedheim. 1806 fiel H. an Bayern. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hohenzollern (Grafen, gefürstete Grafschaft).
1061 erscheinen Burchard und Wezil de Zolorin, seit 1111 Graf Friedrich von Zollern
(Zolre), die sich nach der aus dem 11. Jahrhundert stammenden Burg Zollern
(seit 1350 H., aus lat. [mons] solarius?, Sonnenberg) bei Hechingen nannten und
vielleicht von den Burchardingern, die im 10. Jahrhundert das schwäbische
Herzogtum innehatten, abstammten. Graf Burchard eröffnete um 1170 eine 1486
erloschene Linie Hohenzollern-Hohenberg. Graf Friedrich III. erlangte 1191
durch Heirat mit Sophie von Raabs neben Gütern in Österreich die Burggrafschaft
Nürnberg. Seine Söhne teilten um 1204/1227 die Güter. Konrad erhielt die
Burggrafschaft Nürnberg und begründete die fränkische, später evangelische
Linie, Friedrich erhielt die schwäbischen Stammgüter und begründete die
schwäbische, katholisch bleibende Linie (Hechingen, Haigerloch, Sigmaringen).
Innerhalb der fränkischen Linie heiratete Konrad die Erbtochter der Grafen von
Abenberg und erwarb Friedrich III. († 1297) durch Heirat aus dem Erbe der
Herzöge von Andechs-Meranien Bayreuth und Kulmbach. Friedrich IV. († 1332)
kaufte 1331 Ansbach. Friedrich V. wurde 1363 in den Reichsfürstenstand erhoben.
1364 wurde Schwabach, 1368 Gunzenhausen erworben, um 1400 Wassertrüdingen,
Feuchtwangen, Uffenheim, Crailsheim und Erlangen. 1403 wurden die Güter in die
Gebiete auf dem Gebirg um Kulmbach, Bayreuth und Hof mit dem Vogtland sowie in
die Gebiete unter dem Gebirg um Ansbach geteilt, fielen 1420 aber wieder
zusammen. 1411/1415/1417 wurde außerdem von König Sigmund das Kurfürstentum
Brandenburg erlangt, womit zugleich der Rückzug aus Nürnberg begann. Kurfürst
Albrecht Achilles bestimmte 1473 durch die sog. dispositio Achillea die
fränkischen Fürstentümer zu einer Sekundogenitur Brandenburgs. 1791 fielen die
zwischenzeitlich mehrfach vereinigten und wieder verselbständigten fränkischen Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth durch Abtretung
seitens Markgraf Alexanders, mit dem die fränkischen Nebenlinien 1806
erloschen, an Preußen. Die schwäbische Linie erwarb 1497 durch Tausch gegen
ihre erheiratete Herrschaft Rhäzüns in Graubünden von Österreich die Herrschaft
Haigerloch, 1534 durch Erbschaft von den Grafen von Werdenberg Österreichs
Lehngrafschaften Sigmaringen und Veringen sowie 1552 die Herrschaft Wehrstein.
1576 wurden die Güter zwischen den Linien Hohenzollern-Hechingen (Eitel
Friedrich II.) und Hohenzollern-Sigmaringen (Karl II.) geteilt. Eitel Friedrich
IV. erhielt die alte Grafschaft Zollern (bzw. seit Mitte des 16. Jahrhunderts
H.) mit Hechingen und den Klöstern Rangendingen, Sankt Luzen (Sankt Lutzen) in
Hechingen und Stetten (Hohenzollern-Hechingen), Karl II. die Grafschaft
Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und Inzigkofen sowie die Grafschaft
Veringen, zu denen noch die Herrschaft Haigerloch mit Kloster Gruol und die
Herrschaft Wehrstein kamen (Hohenzollern-Sigmaringen). 1623 erlangten beide
Linien die Reichsfürstenwürde, 1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium.
1800 umfassten die zum schwäbischen Reichskreis zählenden Grafschaften ein
Gebiet von 4,5 Quadratmeilen mit 12000 Einwohnern. 1803/1806 blieben sie von
der Mediatisierung verschont und erlangten ihrerseits weitere Güter
(Hirschlatt, Glatt, Beuron u. a.). Am 7. 12. 1849 dankten die Fürsten beider
Linien zugunsten Preußens, mit dem seit 1695/1707 Erbverträge bestanden, ab
(preußischer Regierungsbezirk Sigmaringen bzw. hohenzollerische Lande). Die
Linie Hohenzollern-Hechingen starb 1869 aus. Seitdem nannte sich die Linie
Hohenzollern-Sigmaringen Fürsten von H. 1926 erhielten die H. als
Enteignungsentschädigung für alle ihre Güter rund 100000 Hektar Land, 15
Millionen Reichsmark und einige Schlösser. 1945 wurde der preußische
Regierungsbezirk Sigmaringen dem Land Württemberg-Hohenzollern zugeteilt.
1951/1952 kamen die Kreise Hechingen und Sigmaringen mit 1142 Quadratkilometern
und 86000 Einwohnern an Baden-Württemberg. S. Ansbach, Bayreuth, Brandenburg,
Nürnberg, Preußen, Württemberg-Hohenzollern, Baden-Württemberg.
L.: Wolff 167; Zeumer 553 II b 47, 554 II b 61,24; Wallner 687 SchwäbRK 30;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Monumenta Zollerana,
hg. v. Graf Stillfried, R./Märcker, T., Bd. 1ff. 1852ff.; Cramer, J., Die
Grafschaft Hohenzollern 1400-1850, 1873; Graf Stillfried, R., Stammtafel des
Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Schmid, L., Die älteste Geschichte des
Gesamthauses der Hohenzollern, Bd. 1ff. 1884ff.; Hohenzollersche Forschungen,
hg. v. Meyer, C., Bd. 1ff. 1891ff.; Kessler, H., Beschreibung der
Hohenzollernschen Lande, 1893; Quellen und Forschungen zur deutschen,
insbesondere hohenzollernschen Geschichte, 1905ff.; Rogge, B., Fünf
Jahrhunderte Hohenzollernherrschaft in Brandenburg-Preußen, 1915; Hintze, O.,
Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Hodler, F.,
Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928; Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik
der Burggrafen von Nürnberg und Franken, 1932; Eisele, K., Studien zur
Geschichte der Grafschaft Zollern und ihrer Nachbarn, 1956; Kallenberg, F., Die
Fürstentümer Hohenzollern am Ausgang des alten Reichs, 1962; Bernhardt,
W./Seigel, R., Bibliographie der Hohenzollerischen Geschichte, 1975; Seyboth,
R., Die Markgrafentümer Ansbach und Bayreuth unter der Regierung Markgraf
Friedrichs des Älteren (1486-1515), 1985; Schuhmann, G., Residenzen der
fränkischen Hohenzollern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987) 67ff.; Sauer, P.,
Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Mast, P., Die
Hohenzollern in Lebensbildern, 1988; Kiel, R., Die Hauschronik der Grafen
Zollern. Eine Prachthandschrift im Bestand der Kanzleibibliothek Bayreuth,
1988; Bumiller, C., Studien zur Sozialgeschichte der Grafschaft Zollern im
Spätmittelalter, 1990; Massenbach, H. Frhr. v., Die Hohenzollern einst und
jetzt, 1990; Wendehorst, A., Hohenzollern, LexMA 5 1990, 83f.; Stamm-Kuhlmann,
D., Die Hohenzollern, 1995; Hohenzollern, hg. v. Kallenberg, F., 1996;
Neugebauer, W., Die Hohenzollern, Bd. 1ff. 1996ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 112, 117;
Spälter, O., Frühe Etappen der Zollern auf dem Weg zur Territorialherrschaft in
Franken, 2005; Schönpflug, D., Die Heiraten der Hohenzollern, 2013.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Istrien (Markgrafschaft).
177 v. Chr. eroberten die Römer das Gebiet von I. und teilten es den Provinzen
Italia und Illyricum zu. 539 kam das Gebiet an Oststrom, 788 an das fränkische
Reich. 952 fügte es König Otto I. als Teil Friauls Bayern hinzu, löste es aber
976 als Herzogtum zusammen mit Kärnten wieder. Seit dem 11. Jahrhundert wurde
zu I. das Gebiet um den Kvarner gerechnet (sog. Meranien). 1058 unterstand I.
mit Krain dem Markgrafen Ulrich von Weimar-Orlamünde. 1077 gab König Heinrich
IV. die Markgrafschaft I. an Aquileja, das I.
erst 1209 tatsächlich von den seit 1173 als Markgrafen herrschenden Grafen von
Andechs-Meranien erlangte und bis 1412/1430 an Venedig verlor. Das von der Markgrafschaft gelöste Inneristrien kam als Grafschaft
I. über die Grafen von Görz 1374/1381 an Österreich, die anderen Gebiete
(Küstenland) 1797 (1805 an Italien, von 1809 bis 1815 an Frankreich). Der
österreichische Anteil an I. umfasste die im Jahre 1500 durch das Aussterben
der Grafen von Görz an Österreich gefallene Grafschaft Mitterburg mit den
Städten Mitterburg (Pisino), Biben (Pedena), Galignano, Berschetz, Lovrana und
einigen Märkten und Klöstern und die im Jahre 1400 an Österreich gekommene
Herrschaft Castua. 1816 gelangte er als ein Teil des Deutschen Bundes an das
Königreich Illyrien Österreichs und war seit 1849 Teil des Kronlandes
Görz-Gradisca-Istrien (Görz-Gradiska-Istrien). 1918/1920 kam I. an Italien,
1945/1947 an Jugoslawien und 1991/1995 an Slowenien und Kroatien. In der
Gegenwart versteht man unter I. die Halbinsel südlich einer Linie vom Golf von
Triest bis zum Kvarner.
L.: Wolff 32; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
G4; Lenel, W., Venezianisch-istrische Studien, 1911; Vergottini, G. de,
Lineamenti storici della costituzione politica dell' Istria durante il medio
evo, 1924f.; Pirchegger, H., Überblick über die territoriale Entwicklung
Istriens, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer, 1, 4, 1, 1927, 488ff.; Ferluga, J., Istrien, LexMA 5 1990, 792ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ivrea (Stadt, Markgrafschaft).
I. am Austritt der Dora Baltea aus dem Aostatal wurde 100 v. Chr. als römische
Kolonie Eporedia gegründet. Später war es Sitz eines Herzogs der Langobarden,
dann Mittelpunkt einer Piemont und Ligurien umfassenden Mark eines Markgrafen
der Franken. 1015 ging die Macht an den Bischof über. Im 12. und 13.
Jahrhundert erlangte I. Selbständigkeit und wurde von kaiserlichen Vikaren und
italienischen Potentaten beherrscht. 1238 nahm Kaiser Friedrich II. die Stadt
ein. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts kam I. formell zur Markgrafschaft der Markgrafen von Montferrat. Nach
mehrfachem Herrschaftswechsel fielen Stadt und Markgrafschaft
seit dem 14. Jahrhundert (1313) an die Grafen von Savoyen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48a (1815-1866) B2; Hofmeister, A., Marken
und Markgrafschaften im italienischen
Königreich, 1906, MIÖG-Ergänzungsbd. 7; Carandini, F., Vecchia Ivrea, 3. A.
1963; Sergi, G., Ivrea, LexMA 5 1990, 841.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Jülich (Grafschaft, Markgrafschaft, Herzogtum[, Residenz?]). J. bei Düren
ist im Anschluss an die römische Zivilsiedlung Juliacum an einer wichtigen
Straßenkreuzung entstanden. Im 9. Jahrhundert kam der Ort an das Erzstift Köln.
Als dessen Vögte wirkten die Grafen des schon in fränkischer Zeit J. umgebenden
Jülichgaus. Seit dem frühen 11. Jahrhundert erscheinen Grafen mit dem Leitnamen
Gerhard, die sich bald nach J. benannten (1081 comes de Julicho). Sie erwarben
am Ende des 12. Jahrhunderts durch Heirat (1177) die Waldgrafschaft am Nordrand
der Eifel und die Grafschaft Nörvenich. Sie starben 1207 aus und wurden über
die Schwester des letzten Grafen von den in der Nordeifel begüterten Herren von
Heimbach (Hengebach) beerbt, die sich nunmehr nach J. benannten. Sie gewannen
die Belehnung mit der Vogtei über Aachen, die Reichsabtei Kornelimünster und
die linksrheinischen Güter Essens. Zusammen mit Berg, Kleve und Brabant
besiegten sie 1288 bei Worringen den Erzbischof von Köln und brachen die
Vorherrschaft des Erzstifts Köln am Niederrhein. 1304/1307 wurden Teile der
Grafschaft Kessel (Kassel) mit Grevenbroich, Gladbach (Mönchengladbach) und
Brüggen gekauft. 1312 kam das Amt Münstereifel von einer Nebenlinie zurück.
1336 wurden die Grafen von J., die 1346 durch Heirat Ravensberg und 1348 auch
Berg, das bis 1423 einer Jülicher Nebenlinie zugeteilt wurde, sowie 1335 die
Vogtei über Aachen gewannen, zu Markgrafen, 1356 zu Herzögen erhoben. Für kurze
Zeit wurde auch Geldern gewonnen (bis 1423). Weiter erwarben die Herzöge
Monschau (1435), Euskirchen und Heinsberg sowie Geilenkirchen, Millen,
Wassenberg und Löwenburg. Residenz wurde Düsseldorf. 1511 wurden beim
Aussterben des Geschlechts im Mannesstamm die zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählenden Herzogtümer Jülich-Berg-Ravensberg und Kleve-Mark durch
Heirat in Personalunion vereinigt. 1538 konnte Geldern erworben werden, ging
aber 1543 wieder verloren. 1614 fielen J. und Berg im jülich-klevischen
Erbfolgestreit (1614/1666) an Pfalz-Neuburg (Wittelsbach). Seit 1777 war J.
(mit Berg) durch Pfalz-Sulzbach in Personalunion mit Bayern vereinigt. Zu
dieser Zeit umfasste es 75 bzw. 129 Quadratmeilen mit 400000 Einwohnern und war
in 19 bzw. 33 bzw. 44 Ämter aufgeteilt. Von 1794 bis 1814 war es bei Abfindung
Bayerns durch Ansbach (1806) und Bayreuth (1810) von Frankreich, das es 1801
vertraglich erlangte, besetzt. 1814 wurde seine Aufteilung auf Preußen und die
Niederlande vorgesehen. 1815 kam es an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 321ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Die Territorien
des Reichs 3, 86; Mirbach, W. v., Zur Territorialgeschichte des Herzogtums
Jülich, 1874ff.; Kuhl, J., Geschichte der Stadt Jülich, Bd. 1ff. 1891ff.;
Landtagsakten von Jülich-Berg 1400-1610, hg. v. Below, G. v., Bd. 1f. 1895ff.;
Redlich, O. R., Jülich-Bergische Kirchenpolitik am Ausgang des Mittelalters,
Bd. 1f. 1904ff.; Geschichte des Rheinlandes, hg. v. Aubin, H./Frings, T. u. a.,
Bd. 1f. 1922; Güthling, O., Jülich-Bergische Landesaufnahmen im 18.
Jahrhundert, Düsseldorfer Jb. 1938; Geschichtlicher Handatlas der deutschen
Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, bearb. v. Nießen, J., 1950; Theunert,
F., Kreis und Stadt Jülich, 1951ff.; Corsten, S., Die Grafen von Jülich unter
den Ottonen und Saliern, Beiträge zur Jülicher Geschichte 45 (1978), 3ff.;
Walz, J., Stände und frühmoderner Staat: Die Landstände von Jülich-Berg im 16.
und 17. Jahrhundert, 1982; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer
Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Jülich und das Jülicher Land im Bild, hg. v.
Mainz, A. (o. J.); Kraus, T., Jülich, Aachen und das Reich, 1987; Bers, G.,
Studien zur Jülicher Stadtgeschichte, 1989; Herborn, W., Jülich, LexMA 5 1990,
803ff.; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
115; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 1, 134, 814 (Jülich und Berg), 1, 2, 286; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 407, 2, 286. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kehl (Reichsfestung). K. am Rhein
gegenüber Straßburg erscheint seit 1289 in den Händen der Herren von
Geroldseck. Im 15. Jahrhundert gingen die Rechte auf die Grafen von
Moers-Saarwerden (1426), Kloster Frauenwerk (Unser Frauen Werk) zu Straßburg
und Baden (1442/1497) als Kondominat über. 1527 folgte Nassau-Saarbrücken
(Nassau) infolge Erbanfalls Moers-Saarwerden. 1678 wurde der 1525 reformierte
Ort von Frankreich zerstört und zwischen 1680 und 1688 zur Festung ausgebaut,
die 1697 an das Reich kam. Mit K. wurde vom Kaiser 1698 der Markgraf von
Baden-Baden belehnt. In der Folge war K. vielfach umkämpft und unterstand
1703-1714, 1733-1736, 1798-1814, 1919-1930 und 1945-1949 Frankreich. Am Ende
des 18. Jahrhunderts zählte es über die Markgrafschaft
Baden-Baden zum schwäbischen Reichskreis. Über Baden kam es 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 164; Rusch, O., Geschichte der Stadt Kehl und des Hanauer Landes,
1928; Hornung, K., 700 Jahre Geschichte, Wappen und Siegel der Großen
Kreisstadt Kehl, 2. A. 1974.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kotzau (Herren, Reichsritter). Nach der
1234 erstmals erwähnten Burg K. in Oberfranken nannten sich seit 1172
erscheinende Herren. Im 16. Jahrhundert zählten die K. zum Kanton Gebirg, zum
Kanton Rhön-Werra und zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken sowie zur
vogtländischen Ritterschaft (Vogtland). Als sie um die Mitte des 17.
Jahrhunderts ausstarben, fielen ihre Güter an die Markgrafschaft
Bayreuth (Brandenburg-Bayreuth). 1810 kam Oberkotzau mit der Markgrafschaft Bayreuth an Bayern.
L.: Stieber; Pfeiffer 209; Riedenauer 125; Sieghardt, A., Die Herren von Kotzau
und ihr Schloss, (in) Siebenstern, 1936; Gebessler, A., Stadt und Landkreis
Hof, 1960. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kurlande (Reichslehngebiete der Kurfürsten, Kurfürstenkollegium). S. Trier (Erzstift bis 1803); Mainz (Erzstift bis 1803); Köln (Erzstift bis 1803); Böhmen (Königreich); Sachsen, Sachsen-Wittenberg (Herzogtum); Brandenburg (Markgrafschaft); Pfalz (Pfalzgrafschaft[, bei Rhein]); Bayern (Herzogtum, seit 25. 2. 1623, 1628/1648 bis zur Vereinigung mit der Pfalz 1777); Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, seit 19. 12. 1694, 1708 [Braunschweig-]Hannover); Salzburg[-Berchtesgaden] (Herzogtum, 1803, seit 1805 Großherzogtum Würzburg bzw. Toskana); Baden (Markgrafschaft 1803); Hessen[-Kassel] (Landgrafentum, 1. 5. 1803), Württemberg (Herzogtum 1803), Kurerzkanzler (1803). (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Leuthen (Herrschaft). Die
Standesherrschaft L. südlich von Cottbus gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts
zur Markgrafschaft Niederlausitz. S.
Brandenburg.
L.: Wolff 471. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lieberose (Herrschaft). Die Herrschaft L.
östlich von Lübben gehörte zur Markgrafschaft
Niederlausitz. S. Brandenburg.
L.: Wolff 471. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lothringen (Herzogtum). Bei der Aufteilung
des karolingischen Frankenreiches 843 erhielt Lothar, der älteste Sohn Ludwigs
des Frommen, ein die Moselgegend mit den Bistümern Metz, Toul und Verdun
umfassendes Länderband zwischen Nordsee und Mittelitalien als eigenes Reich
(Francia media). Dieses beim Übergang auf Lothar II. 855 auf den Raum zwischen
Schweizer Jura, Nordsee, Rhein, Maas und Schelde begrenzte Gebiet (ohne Elsass
und Worms, Speyer, Mainz) wurde als Lothari(i) regnum bezeichnet. Bei seiner
Aufteilung 870 kamen Metz und Diedenhofen an das Ostreich, Toul und Verdun an
das Westreich (Westfranzien, Frankreich), 879/880 aber ebenfalls an das
Ostreich. Im Jahre 900 endete das eigenständige, 895 nochmals begründete
lotharingische Königtum. 911, bestätigt 921, brachte es Graf Reginar an das
Westreich, seit 925 war es Lehen des deutschen Reiches (Ostreichs). König
Heinrich I. belehnte 929 seinen Schwiegersohn mit dem Herzogtum L., König Otto
I. gab es zunächst an seinen Schwager, 944 an seinen Schwiegersohn (bis 953),
dann an seinen Bruder, der zur Vorbeugung gegen eine mögliche
Königsfeindlichkeit das Herzogtum 959 in Oberlothringen an der Mosel, das den
Namen L. fortführte, und Niederlothringen, das sich bald aufgliederte, teilte.
Niederlothringen (Niederrheingebiet und Maasgebiet) kam an die Herzöge von Limburg
und Brabant, Oberlothringen (Mosellanien) als Herzogtum und Markgrafentum L. an
einen bei Bar-le-Duc begüterten Großen. Nach dem Aussterben dieser Dynastie
1033 belehnte Kaiser Konrad II. den Herzog (von Niederlothringen) und Grafen
von Verdun mit (Ober-)L., so dass von 1033 bis 1044 die beiden L. nochmals
vereinigt waren. 1048 kam das Land zwischen Andernach, Prüm, oberer Mosel und
Maas nach Absetzung dieser Familie kurz an Adalbert von Metz und dann an
Gerhard von Elsass, der Begründer der im Nordgau, Bliesgau und Saargau
erheblich begüterten und früh in Nancy (Nanzig) residierenden, bis 1736
bestimmenden Dynastie wurde. Neben sie traten sowohl die Grafen von Vaudémont
(1070) und die Grafen von Bar-Mousson wie auch die Hochstifte Metz, Toul und Verdun,
die vom König als Gegengewicht gefördert wurden. Seit 1190 war die Herzogswürde
in Niederlothringen lediglich ein von den Herzögen von Brabant fortgeführter
Titel. Nach Kaiser Friedrich II. schwand der Einfluss des Reiches, während
Frankreich an Bedeutung gewann. 1301 mussten die Grafen von Bar den
französischen König als Lehnsherr der westlich der Maas gelegenen Güter
anerkennen, wenig später Toul und Verdun Schutzverträge mit Frankreich
abschließen. 1354 wurden die Grafen von Bar durch die Errichtung der Markgrafschaft Pont-à-Mousson (Mussenbrück)
lehnsrechtlich an das Reich gebunden. Sie erhielten den Titel Herzog und waren
Reichsfürsten. 1361 wurde dem Herzog von L. von Kaiser Karl IV. die
Lehnspflicht wegen des Herzogtums erlassen. Nach dem Aussterben der Herzöge von
L. in der männlichen Linie (1431) kam das Herzogtum L. über die Erbtochter
Isabella an die Herzöge von Bar (René d'Anjou), nach deren Aussterben in
männlicher Linie unter René II. (1473-1509) an die Grafen von Vaudémont. In der
folgenden Auseinandersetzung zwischen Frankreich und dem deutschen Reich wurde
L. 1542 zum freien Herzogtum erklärt, das weder an das Reich noch an Frankreich
fallen sollte. Lehnsabhängig war der Herzog lediglich für die 1354 errichtete Markgrafschaft Pont-à-Mousson sowie für kleinere
Grafschaften und Herrschaften, auf denen seine Reichsstandschaft beruhte. 1567
erfolgte die Errichtung der Markgrafschaft
Nomeny und Hattonchâtel, unter der die Herzöge von L. von nun an Sitz und
Stimme im Reichsfürstenrat hatten. Schon 1552 allerdings hatte Frankreich Metz,
Toul und Verdun durch Truppen besetzt und begonnen, sie ungeachtet ihrer
formell fortdauernden Eigenschaft als Reichsstädte in die französische
Monarchie einzugliedern. 1633 besetzte Frankreich das gesamte Herzogtum L.
Während Metz, Toul und Verdun dann 1648 auch rechtlich zu Frankreich kamen,
erhielt der Herzog von L. 1661 das Herzogtum zurück. 1662 trat er es an
Frankreich ab, kündigte 1670 aber den Vertrag, woraufhin Frankreich das Land
besetzte. 1697 wurde das Herzogtum wiederhergestellt. Von 1702 bis 1714 wurde
es erneut von französischen Truppen besetzt. 1735 erhielt der von seinem
Schwiegersohn, dem König von Frankreich unterstützte König von Polen,
Stanislaus Leszczynski, für seinen Verzicht auf Polen L. und Bar, der Herzog
Franz Stephan, seit 1736 Gemahl der Kaisertochter Maria Theresia, für seinen
Verzicht auf Lothringen das frei gewordene Großherzogtum Toskana. Damit schied
L. aus dem Reich aus und kam 1738 tatsächlich, nach dem Tode Stanislaus
Leczczynskis (1766) auch formell zu Frankreich, behielt aber - unter Nomeny -
bis 1766 weiter Sitz und Stimme im oberrheinischen Reichskreis und bis 1801 im
Reichsfürstenrat. 1801 gelangte L. auch völkerrechtlich an Frankreich.
1870/1871 fiel sein nördlicher Teil mit Metz zusammen mit Elsass an das
Deutsche Reich (Elsass-Lothringen), 1919 aber wieder an Frankreich zurück.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5, 96;
Calmet, A., Histoire ecclésiastique et civile de la Lorraine, 1728, 2. A. 1745;
Warnkönig, L./Warnkönig, T./Stein, L., Französische Staats- und
Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1875, Neudruck 1968; Derichsweiler, H., Geschichte
Lothringens, Bd. 1-2, 1901; Derichsweiler, H., Geschichte Lothringens, 1905;
Fitte, S., Das staatsrechtliche Verhältnis des Herzogtums Lothringen seit dem
Jahr 1542, 1891; Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande
vom 1. Jan. 1648, Teil 1 (in) Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen
Heft 28 (1898); Parisot, R., Histoire de Lorraine, Bd. 1ff. 1915ff., Bd. 1 2.
A. 1926; Hübinger, P., Oberlothringen, Rhein und Reich im Hochmittelalter,
Rhein. Vjbll. 7 (1937); Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein,
Mittel- und Niederrhein, hg. v. Niessen, J., 1950; Opel, H., Die Rechtsstellung
der mit dem Anschluss Lothringens zum Deutschen Reich gekommenen Franzosen,
Diss. jur. Göttingen 1954; Aimond, C., Histoire des Lorrains, 1960; Schneider,
J., Histoire de la Lorraine, 1967; Hlawitschka, F., Die Anfänge des Hauses
Habsburg-Lothringen, 1969; Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die
Fürstentümer Bar und Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Mohr, W.,
Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1 1974; Parisse, M., Les Ducs et le
duché de Lorraine au XIIe siècle 1048-1206, Bll. f. dt. LG. 111 (1975), 86ff.;
Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983; Lothringen -
Geschichte eines Grenzlandes, hg. v. Parisse, M. u. a., deutsche Ausgabe hg. v.
Herrmann, H., 1984; Geiben, K., Verfassung und Verwaltung des Herzogtums
Lothringen unter seinem letzten Herzog und einstigen König der Polen Stanislaus
Leszczynski, 1989; Babel, R., Zwischen Habsburg und Bourbon, 1989; Parisse, M.,
Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Barth, R., Der Herzog in Lotharingien
im 10. Jahrhundert, 1990; Parisse, M., Lotharingien, LexMA 5 1991, 2128;
Parisse, M., Lothringen, LexMA 5 1991, 2134; Werner, M., Der Herzog von
Lothringen in salischer Zeit, (in) Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter,
S., Bd. 1 1991; Despy, G., Niederlothringen, LexMA 6 1993, 1142; Lotharingia,
hg. v. Herrmann, H. u. a., 1995; Barth, R., Lotharingien im 10.-12.
Jahrhundert, 1996; Le pouvoir et les libertés en Lotharingie, hg. v. Trauffler,
H., 1997; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 146, 832; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 461; Schneider, J., Auf der Suche nach dem verlorenen
Reich, 2009. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lüttich (Hochstift, Residenz) frz.
(Liége bzw.) Liège. Das (seit dem frühen 9. Jahrhundert?) dem Erzbistum Köln
unterstellte Bistum L. entstand aus dem im 4. Jahrhundert (?) gegründeten, 346
erstmals genannten Bistum Tongern, dessen Sitz im 6. Jahrhundert (vor 535) nach
Maastricht und seit 720 nach L. verlegt wurde. Der karolingische Hausmeier Karl
Martell des merowingischen Königs verlieh dem Bischof die Lehnsgerichtsbarkeit
und Grafschaftsrechte. Auch König Karl der Große förderte das Bistum
nachhaltig. 870/879 wurde es Grenzbistum gegen Frankreich. 925 kam L. zum
ostfränkischen Reich. Kaiser Otto II. entzog 980 die Güter des Hochstifts der
weltlichen Gerichtsbarkeit. Unter dem aus Schwaben stammenden, mit den Ottonen
nahe verwandten Bischof Notker (972-1008) erwarb das Hochstift 985 die
Grafschaften Huy und (987) (Bruningerode Brunnengeruut,) Brunengeruuz und wurde
später mit dem pagus Hasbanien (1047, Hasbengau, Haspinga, Hasbania), der
Herrschaft Bouillon (1096), der Stadt Saint-Trond (Saint Trond) (1227), der
Grafschaft Looz (1366) und den Markgrafschaften
Franchimont und Condroz allmählich zum mächtigsten Hochstift im Westen, dessen
Herrschaftsgebiet sich längs der Maas und der unteren Sambre erstreckte. 1095
gelang der Pfanderwerb des Herzogtums Bouillon. 1274 verlor L. die Grafschaften
Montfoort (Montfort) und Kessel an Geldern. 1356 kaufte es das Stammschloss der
Bouillons. Im 14. Jahrhundert wurde es Fürstentum mit Sitz und Stimme auf dem
Reichstag. Kaiser Karl V. gab dem Hochstift, dessen Hauptort L. 1468 von Karl
dem Kühnen von Burgund völlig eingeäschert worden war, das 1482 von den Grafen
von der Mark entrissene Herzogtum Bouillon zurück. Wenig später verlor das
Bistum einen großen Teil der Diözese infolge der Reformation wie der
Neuerrichtung der Bistümer Mecheln, Namur, Antwerpen, ’s-Hertogenbosch
(Herzogenbusch) und Roermond. 1678 erzwang Frankreich die Abtretung Bouillons. 1795/1801
kam das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Hochstift mit
105 Quadratmeilen an Frankreich, 1815 als souveränes Fürstentum an die
Niederlande, 1830/1831 zu Belgien.
L.: Wolff 326ff.; Zeumer 552 II a 24; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) A3; Die
Territorien des Reichs 3, 200; Daris, J., Histoire du diocèse et de la
principauté de Liége, 1863ff.; Lejeune, J., La principauté de Liége, 1948, 3.
A. 1980; Werner, M., Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit, 3. A. 1980;
Dirsch-Wiegand, A., Stadt und Fürstentum in der Chronistik des
Spätmittelalters, 1991, 109ff.; Histoire de Liège, hg. v. Stiennon, J., 1991;
Kupper, J., Lüttich, LexMA 6 1992, 26; Bauer, T., Lotharingien als historischer
Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 559, 1, 2, 349; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 449, 2, 366. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Luxemburg (Grafschaft, Herzogtum,
Großherzogtum, Residenz). Der nacheinander keltisch, römisch und fränkisch
besiedelte Raum an der Mosel kam 843 zum Reich Kaiser Lothars I. und 959 zum
Herzogtum (Ober-)Lothringen. 963 erwarb Graf Siegfried I. († 997/998) aus dem
an der Mittelmosel beheimateten Adelsgeschlecht der Herzöge von Lothringen
(vielleicht Vater der Kaiserin Kunigunde) von der Trierer Abtei Sankt Maximin
die Lucilinburhuc, nach der sich die Familie (1060/)1083 (Konrad I.) als Grafen
von L. (bis ins 19. Jahrhundert Lützelburg) benannte. 1019 spaltete dieses
Geschlecht die Linien Gleiberg (im 12. Jahrhundert erloschen) und Salm ab. 1136
erloschen die Grafen im Mannesstamm. Ihre Güter kamen an den verwandten Grafen
Heinrich von Namur († 1196). Luxemburg, La Roche, Durbuy und die Vogteien über
Echternach und Stablo fielen an seine spätgeborene Tochter Ermensinde, die 1214
Theobald von Bar und 1226 Walram III. von Limburg heiratete. Durch die Ehe
Ermensindes von Luxemburg gelangten Ort und Markgrafschaft
Arlon (Arel) als Mitgift an Luxemburg. Wenig später kam durch Heirat die
Grafschaft Ligny hinzu. 1270 wurde Sankt Vith gekauft. Als im Erbfolgestreit um
das Herzogtum Limburg 1288 Heinrich VI. bei Worringen fiel, ging Limburg an
Brabant und mussten sich die Grafen auf L. und Arlon beschränken. Gleichwohl
wurde Heinrich VII. 1308 König und 1312 Kaiser. 1310 trat er die Grafschaft an
seinen Sohn Johann den Blinden ab, der gleichzeitig durch Heirat das Königreich
Böhmen erwarb. Sein Sohn, Karl IV., verpfändete sein Stammland 1349 an Trier,
übertrug die Grafschaft L. 1353 seinem Bruder Wenzel und erhob sie 1354 zum
Herzogtum. 1355 vereinigte Wenzel L. durch Heirat mit Brabant, Limburg und der Markgrafschaft Antwerpen, erwarb 1364 durch Kauf die
Grafschaft Chiny und löste die verpfändeten Gebiete wieder ein. Nach seinem Tod
1388 wurden Brabant, Limburg und Antwerpen wieder von L. getrennt. Als Herzog
in L. folgte König Wenzel, der L. 1388 an seinen Vetter Jobst von Mähren
verpfändete, über den das Pfandrecht an Elisabeth von Görlitz und Herzog Anton
von Brabant und Limburg kam, die es aus Geldnot 1443 an Philipp von Burgund
verkauften, wobei es als Reichslehen im Reich verblieb. Die Familie der Grafen
bzw. Herzöge von L. starb 1437 im Mannesstamm aus. Es folgte der mit König
Sigmunds Tochter Elisabeth verheiratete Habsburger Albrecht (V. bzw.) II., der
1437 König von Ungarn und Böhmen und 1438 König des Heiligen Römischen Reichs
wurde. 1477/1493 kam L. über die Heirat Marias von Burgund mit Maximilian von Habsburg
mit Burgund an Habsburg bzw. Österreich, 1555 an die spanischen Habsburger,
blieb aber als Teil des burgundischen Reichskreises beim Reich. 1659 fiel
Südluxemburg von Diedenhofen bis Montmédy an Frankreich, das 1684 auch das
restliche Gebiet besetzte. Dieses kam 1714 wieder an Österreich, 1795/1797 aber
erneut an Frankreich. 1814 wurde das Gebiet östlich von Mosel, Sauer und Our
Preußen zugeteilt (Bitburg, Sankt Vith). 1815 wurde L. Großherzogtum und
Mitglied des Deutschen Bundes, blieb jedoch bis 1890 als Entschädigung für den
Verlust der nassauischen Erblande mit dem Königreich der Niederlande in
Personalunion verbunden und wurde trotz seiner Souveränität wie eine
niederländische Provinz regiert. Mit L. wurden Teile des früheren Hochstifts
Lüttich und 1821 das Herzogtum Bouillon vereinigt. 1830/1839 wurde im Gefolge
der belgischen Revolution, der sich L. anschloss, der westliche größere
(wallonische) Teil Luxemburgs mit Arel bzw. Arlon an Belgien abgetreten, das
östliche deutschsprachige Gebiet im Vertrag von London als Großherzogtum
wiederhergestellt. 1841 erhielt L. eine landständische, am 9. 7. 1848 eine 1856
und 1868 revidierte demokratische Verfassung. 1866 schied L., das von 1842 bis
1919 dem Deutschen Zollverein angehörte, aus dem Deutschen Bund aus. 1867 wurde
L. unter Zustimmung der europäischen Mächte gänzlich unabhängiger Staat. 1890
starb die ottonische Linie des Hauses Nassau-Oranien aus. Es folgte Großherzog
Adolf aus der 1866 in Nassau entthronten walramischen Linie Nassau-Weilburg,
womit die Personalunion mit den Niederlanden beendet war. 1912 erlosch auch die
walramische Linie im Mannesstamm, doch hatte ein Hausgesetz von 1907 bereits
die weibliche Erbfolge eröffnet (Großherzogin Maria Adelheid, Großherzogin
Charlotte verheiratet mit Prinz Felix von Bourbon-Parma). Seit 1918 verstärkte
sich der Einfluss Frankreichs zusehends.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789)
F3, II 66 (1378) C/D 3/4, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) A/B3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Vekene, E. van der,
Les Cartes géographiques du Duché de Luxembourg, o. J.; Schötter, J.,
Geschichte des Luxemburger Landes, 1882ff.; Hansen, J., Carte historique du
Luxembourg, Paris 1930; Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der
altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit, hg. v. Wampach, C.,
Bd. 1-10 Luxemburg 1935ff.; Renn, H., Das erste Luxemburger Grafenhaus
963-1136, 1941; Weber, P., Geschichte des Luxemburger Landes, 3. A. 1948; Schoos,
J., Le développement politique et territorial du pays de Luxembourg dans la
premiére moitiè du 13e siècle, 1950; Meyers, J., Geschichte Luxemburgs,
Luxemburg 1952; Uhlirz, M., Die ersten Grafen von Luxemburg, Deutsches Archiv
12 (1956); Gerlich, A., Habsburg - Luxemburg - Wittelsbach im Kampf um die
deutsche Königskrone, 1960; Weber, P., Histoire du Grand-Duché de Luxembourg,
1961; Goedert, J., La formation territoriale du pays de Luxembourg, 1963; Atlas
du Luxembourg, hg. v. Nationalen Erziehungsministerium, 1971; Ternes, C., Das
römische Luxemburg, 1974; Dostert, P., Luxemburg zwischen Selbstbehauptung und
nationaler Selbstaufgabe, 1985; Festschrift Balduin von Luxemburg, 1985; Hamer,
P., Überlegungen zu einigen Aspekten der Geschichte Luxemburgs, 1986; Calmes,
C., Die Geschichte des Großherzogtums Luxemburg, 1989; Pauly, M., Luxemburg im
späten Mittelalter, Diss. phil. Trier 1990; Twellenkamp, M., Das Haus der
Luxemburger, (in) Die Salier, Bd. 1 1991, 475ff.; Margue, M., Luxemburg, LexMA
6 1992, 28; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, 1992ff.; Reichert, W.,
Landesherrschaft zwischen Reich und Frankreich, 1993; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 151; Hoensch, J., Die Luxemburger, 2000; Franz, N., Die
Stadtgemeinde Luxemburg, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 154, 839, 1, 2, 351; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 453, 2, 373; Weber-Krebs, F., Die
Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mähren (Markgrafschaft,
Markgrafentum). Bis in die Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts
siedelten im „Gebiet an der March“ zwischen der Böhmisch-Mährischen Höhe, den
Ostsudeten, Westbeskiden, Kleinen Karpaten und dem Javornikgebirge Kelten, bis
zum sechsten Jahrhundert Germanen (Quaden, Heruler, Rugier, Langobarden),
danach um 530 von Norden und um 600 von Süden Slawen. Im 9. Jahrhundert (etwa
ab 833) entstand das um 850 tributäre Bindungen an das Ostfrankenreich
abschüttelnde Großmährische Reich (Swatopluk 870-894), nach dessen Zerfall im
10. Jahrhundert M. Streitobjekt zwischen Ungarn und Böhmen (Przemysliden)
wurde. Nach kurzer Herrschaft Polens zu Beginn des 11. Jahrhunderts (um
1003-1010) fiel M. an Böhmen und wurde den nachgeborenen böhmischen
Herzogssöhnen zugeteilt. 1182 erhielt es von Kaiser Friedrich I. Barbarossa die
Reichsunmittelbarkeit als Markgrafschaft, blieb
aber lehnsrechtlich an Böhmen gebunden und nur über dieses dem Reich
angeschlossen. Danach erlebte M. bedeutenden Zuwachs an deutscher Bevölkerung.
Hauptstadt wurde Olmütz (bis 1641), dann Brünn. Nach dem Aussterben der
Markgrafen (1306) gab König Karl IV. 1349 M. seinem Bruder Johann Heinrich. Mit
dem Aussterben dieser Linie fiel M. an den König von Böhmen, danach an den
späteren Kaiser Sigmund, der es 1423 seinem Schwiegersohn Herzog Albrecht von
Österreich (König Albrecht II.) überließ. Nach dem Tod des nachgeborenen Sohnes
Albrechts, Ladislaus Postumus, 1457 kam es an Polen, Ungarn und dann an Böhmen.
1526 fiel M. mit Böhmen nach der Schlacht von Mohacs endgültig an Österreich.
Das Markgrafentum umfasste die Kreise Olmütz, Hradisch, Brünn, Znaim und Iglau.
1849 wurde M. Kronland in Österreich. Am 28. 10. 1918 wurde es Teil der
Tschechoslowakei. Das Münchener Abkommen von 1938 löste die Landeshoheit auf,
grenzte das nördliche, deutsch besiedelte Mähren-Schlesien als Regierungsbezirk
Troppau vom tschechisch besiedelten Mittelmähren ab und gliederte das
vorwiegend deutsch besiedelte Südmähren dem Regierungsbezirk Niederdonau an.
Von März 1939 bis Mai 1945 bildete das verbleibende M. zusammen mit einem
ebenfalls verkleinerten Böhmen das Reichsprotektorat Böhmen und M. Nach 1945
stellte die dritte tschechoslowakische Republik unter Vertreibung von etwa
einer Million Deutschen die alten Landesgrenzen wieder her (1993 Tschechien,
Tschechische Republik).
L.: Wolff 466ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66
(1378) I/K 4, II 78 (1450) H4, III 22 (1648) H4; Schwoy, F., Topographie vom
Markgrafthum Mähren, Bd. 1ff. Wien 1793ff.; Codex diplomaticus et epistolaris
Moraviae, hg. v. Chlumecky u. a., Bd. 1ff. 1836ff.; Bretholz, B., Geschichte
Mährens, Bd. 1f. 1893ff.; Juritsch, G., Die Deutschen und ihre Rechte in Böhmen
und Mähren im 13. und 14. Jahrhundert, 1905; Bretholz, B., Geschichte Böhmens und
Mährens, Bd. 1ff. 1921ff.; Peterka, O., Rechtsgeschichte der böhmischen Länder,
Bd. 1f. 1923ff., Neudruck 1965; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer,
hg. v. Brandt, B., 10 Hefte 1930ff.; Sudentendeutsches Ortsnamenbuch, hg. v.
Gierach, K./Schwarz, E., 1932ff.; Grögler, A., Das Landkartenwesen von Mähren
und Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts, 1943; Sudetendeutscher Atlas,
hg. v. Meynen, E., 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen
Ostsiedlung, 1958; Wegener W., Böhmen/Mähren und das Reich im Hochmittelalter,
1959; Schwarz, E., Volkstumsgeschichte der Sudetenländer, Bd. 2:
Mähren-Schlesien, 1966; Glassl, H., Der mährische Ausgleich, 1967; Handbuch der
Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1ff. 1967ff.; Schacherl,
L., Mähren, 1968; Seibt, F., Deutschland und die Tschechen, 1974; Válka, J.,
Die Stellung Mährens im Wandel des böhmischen Lehensstaates, (in) Europa 1500,
1986, 292ff.; Bernt, A., Die Germanen und Slawen in Böhmen und Mähren, 1989;
Hrabovec, E., Vertreibung und Abschub – Deutsche in Mähren 1945-1947, 2. A.
1996; Zemlicka, J., Mähren, LexMA 6 1992, 106; Deutsche Geschichte im Osten
Europas, Böhmen und Mähren, hg. v. Prinz, F., 1993; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 37. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mailand (Stadtkommune, Stadtstaat,
Herzogtum). Kaiser Diokletian († 313) erhob das vielleicht schon etruskische,
danach auf einer Gründung der Insubrer beruhende, seit 222 v. Chr. römische
Mediolanum in der Poebene, das schon in der Spätantike einen Bischof (erster
sicher belegter Bischof um 200) bzw. Erzbischof beherbergte, 286 zur
Residenzstadt. 489 geriet es unter die Herrschaft der Goten, nach schweren
Zerstörungen (493, 539) 569 der Langobarden, unter denen es hinter Pavia
zurücktrat, gleichwohl aber Sitz eines Herzogtums wurde. Nach Unterwerfung des
langobardischen Reiches durch König Karl den Großen 774 wurde M. Teil des
fränkischen Reiches und Sitz eines Grafen. 951 kam es unter König Otto dem
Großen mit dem Königreich Italien erneut an das Reich und überflügelte
allmählich Pavia, dessen Königspfalz 1024 zerstört wurde. Um 1050 kam es zu
einer (ersten) Pataria, 1120/1130 zu Ausläufern (einer zweiten Pataria). Im 12.
Jahrhundert wurde es mit seinen im Jahre 1097 nachweisbaren consules, die im
12. Jahrhundert die Grafschaftsrechte an sich zogen, Führer der gegen den
Kaiser gerichteten lombardischen Städtebewegung, so dass es Kaiser Friedrich I.
Barbarossa 1162 vollkommen zerstören ließ. 1167 begann der Wiederaufbau. 1183
musste der Kaiser nach der Niederlage von Legnano die städtische
Selbstregierung unter der Oberhoheit des Reiches anerkennen. 1225 entstand ein
Liber statutorum. 1240 kam die guelfische Familia della Torre an die Macht,
ging 1259 zur Signorie über und erhielt 1274 von König Rudolf von Habsburg das
Reichsvikariat. 1277 wurde sie von der ghibellinischen Familie Visconti
gestürzt, die 1294 das Reichsvikariat bestätigt bekam. Sie erlangte allmählich
die Herrschaft in ganz Mittelitalien und Oberitalien (Verona, Vicenza, Padua,
Perugia, Assisi, Siena, Pisa, Bologna), 1380 das Reichsvikariat der Lombardei
und 1395 durch Kauf die Erhebung der Herrschaft zum Herzogtum M. Im 15.
Jahrhundert gingen große Teile verloren (Verona, Parma, Piacenza), die zum Teil
an Venedig fielen, zum Teil selbständig wurden. 1447/1450 gelangte die
Herrschaft nach dem Aussterben der Visconti (1447) über die Erbtochter an die
Sforza. 1494 verlieh König Maximilian I. das Herzogtum an Lodovico il Moro.
1499 wurde M. von Frankreich, das Erbansprüche nach den Visconti geltend
machte, erobert, das 1505 mit ihm belehnt wurde. 1512 wurde es ihm mit dem
Tessin, Bormio, Veltlin und Chiavenna von der Schweiz entrissen, die nach dem
Sieg Frankreichs 1515 aber nur den Tessin halten konnte. 1521 und erneut 1525
kam es an Kaiser Karl V., dann an die Sforza, 1529 wieder an Frankreich und
1535 nach dem Aussterben der Sforza als erledigtes Lehen wieder an das Reich,
das es an Karls V. Sohn Philipp II. und damit an die spanischen Habsburger
(Spanien) ausgab. 1713/1714 fiel M. nach dem spanischen Erbfolgekrieg mit den
Grafschaften Pavia und Angleria sowie den Markgrafschaften
Castro und Malgrate an die deutschen Habsburger in Österreich. 1735 und 1748
mussten verschiedene Teile (Novara, Tortona) an Savoyen abgetreten werden, doch
blühte M. infolge aufgeklärter Reformen rasch auf. 1797/1801 kam M. an
Frankreich (Zisalpinische Republik, 1805 Königreich Italien), womit die
Zugehörigkeit zum Reich erlosch. 1815 wurde es mit Venedig als
Lombardo-Venetianisches Königreich (Lombardo-Venezianisches Königreich)
Österreich zugeteilt. 1848 erhob sich M. vergeblich gegen Österreich. 1859
musste Österreich nach der Niederlage von Magenta M. aufgeben. M. kam zu
Sardinien (Sardinien-Piemont) und damit zu Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E6, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D6; Cusani, F., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1861f.; Anemüller, E.,
Geschichte der Verfassung Mailands in den Jahren 1075-1117, 1881; Ady, C.,
History of Milano under the Sforza, 1907; Muir, D., History of Milano under the
Visconti, 1924; Visconti, A., Storia di Milano, 1937, Neudruck 1979;
Cazzamini-Mussi, F., Milano durante la dominazione spagnola, 1947; Bosisio, A.,
Storia di Milano, 1958; Verri, P., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1962; Benedikt,
H., Kaiseradler über dem Apennin (!), 1964; Dilcher, G., Die Entstehung der
lombardischen Stadtkommune, 1967; Ferria, A., I terribili Sforza, 1970; Keller,
H., Senioren und Vasallen. Untersuchungen über die Führungsschicht in den lombardischen
Städten des 9.-12. Jahrhunderts, unter besonderer Berücksichtigung Mailands,
1972; Keller, H., Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien,
9.-12. Jh., 1979; Castellaneta, C., Storia di Milano, 2. A. 1976; Visconti, A.,
Storia di Milano, 1979; Blastenbrei, P., Die Sforza und ihr Heer, 1987;
Ambrosiani, A./Chittolini, G., Mailand, LexMA 6 1992, 106; Hermes, R., Totius
libertatis patrona, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 191;
Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; Grillo, P.,
Milano in età comunale (1183-1276), 2001; I notai della curia arcivescovile di
Milano, hg. v. Belloni, C. u. a., 2004.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Malgrate (Markgrafschaft).
Im 18. Jahrhundert zählte M. zu dem von Österreich beanspruchten Lehen
Herzogtum Mailand.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 374.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mantua (Stadtkommune, Reichsvikariat, Markgrafschaft, Herzogtum). M. am Mincio wurde
vermutlich von den Etruskern gegründet und kam nach der gotischen und
langobardischen Zeit (603) 774 an das fränkische Reich. Hier war es Sitz eines
Bistums und einer Grafschaft (819), die im 10. Jahrhundert (977) an das Haus
Canossa (Markgrafen von Tuszien) fiel. Nach dessen Ende (1115) erlangte M.
Selbständigkeit und trat 1167 dem Bund der lombardischen Städte bei. 1236
eroberte Kaiser Friedrich II. die danach bald wieder unabhängige Stadt. 1263
entstand unter den Bonaccolsi eine Signorie. 1311 bestätigte König Heinrich
VII. den in den Kämpfen der großen Geschlechter der Stadt siegreichen Rinaldo
Bonaccolsi-Passerino als Reichsvikar. 1329 verlieh Kaiser Ludwig der Bayer
Luigi Gonzaga das Reichsvikariat über M., das dieser zu einer umfassenden Herrschaft
ausbaute. Kaiser Sigmund erhob 1432 Gianfrancesco Gonzaga zum Markgrafen,
Kaiser Karl V. 1530 Frederigo II. zum Herzog von M. Dieser gewann 1536/1559 die
1574 zum Herzogtum erhobene Markgrafschaft
Montferrat hinzu. Nach dem Aussterben der italienischen Hauptlinie der Gonzaga
1627 versuchte der Kaiser, die Länder M. und Montferrat als erledigte
Reichslehen einzuziehen und an Spanien auszugeben, doch fiel das Herzogtum nach
dem mantuanischen Erbfolgekrieg 1630/1631 an den Duc de Nevers (eine jüngere
Linie der Gonzaga), der einen Teil Montferrats an Savoyen abtreten musste, das
seinerseits Pinerolo (Pignerolo) an Frankreich verlor. Im spanischen
Erbfolgekrieg zog Kaiser Leopold I. M. wegen des Übertritts des letzten Nevers
zu Frankreich als erledigtes Reichslehen ein und vereinigte es bis auf das 1703
an Savoyen gegebene restliche Montferrat 1745 mit dem bereits früher an
Habsburg/Österreich gefallenen Herzogtum Mailand. 1801 erhob Napoleon nach der
Eroberung Mantuas dieses zur Hauptstadt der Zisalpinischen Republik (1805
Königreich Italien), doch kam es nach den Befreiungskriegen (1810 Erschießung
Andreas Hofers) 1814 zum Lombardo-Venetischen Königreich Österreichs zurück
(Festungsviereck M., Verona, Peschiera, Legnago). 1859 wurde es mit Venetien vereinigt
und kam 1866 an das neue Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2, II 78 (1450) G4, III 12
(16./17. Jh.) D2, III 22 (1648) E6; Schneider, B., Der mantuanische
Erbfolgestreit, 1905; Quazza, R., La guerra per la successione di Mantua, Bd.
1f. 1925f.; Brinton, S., The Gonzaga lords of Mantua, 1927; Mantova, hg. v.
Coniglio, G./Faccioli, E./Paccagnini, G., La storia, Bd. 1ff. 1958ff.; Colorni,
V., Il territorio mantovano nel Sacro Romano Impero (800-1274), 1959; Mardi,
B., Mantuanitas vergiliana, 1963; Schmid, E., Mantua, Cremona, Lodi, 1964;
Pescasio, L., Parnasco mantovano, 1969-1971; Mozzarelli, C., Lo stato
gonzaghesco. Mantua dal 1328 al 1707, (in) Storia d’Italia, hg. v. Galasso, G.,
17 1979, 359; Vaini, M., Dal Comune alla Signoria, 1986; Lazzarini, I., Mantua,
LexMA 6 1992, 206; Lazzarini, I., Fra un principe e altri stati, 1996;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 192.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Meißen (Markgrafschaft).
Die 929 von Heinrich I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten
Mittelelbegebiet an der Einmündung der Triebisch in die Elbe oberhalb des
Meisabaches angelegte Burg Misni wurde 968 Sitz eines Markgrafen, 1046 Sitz der
Markgrafen von M. Die 1046 erstmals so genannte Mark M. (marchia Misnensis)
geht auf eine deutsche, nach dem Tod Markgraf Geros (965) abgespaltete Markgrafschaft zurück, als deren erster Inhaber 968
Wigbert erscheint. Sie hatte wechselnden Umfang (982 Markgrafschaft
Merseburg, Zeitz und M.) und unterstand Markgrafen aus den Häusern der
Ekkehardiner (Ekkehardinger) (985-1046), Weimar-Orlamünde (1046-1067), der
Brunonen (1067-1088) und seit 1089/1125 zusammen mit M. der Eilenburger
(Heinrich I. von Eilenburg) bzw. Wettiner, die ursprünglich als Grafen im
Schwabengau und Hosgau saßen und deren Stammarkgrafschaft Wettin mit der
gleichnamigen Burg an der Saale lag. Sie gewannen bis 1156 Eilenburg
(Eulenburg, Eilenberg) und Camburg, die Mark Niederlausitz (sächsische Ostmark),
das Land Bautzen, die Gegend um Dresden, die Grafschaften Rochlitz und
Groitzsch sowie die Kirchvogteien über das Hochstift Naumburg (Naumburg/Zeitz)
und die Klöster Pegau, Chemnitz und Bosau. Der 1195 unternommene Versuch des
Kaisers die Mark als erledigtes Reichslehen einzuziehen scheiterte. Markgraf
Heinrich III. erwarb die Landgrafschaft Thüringen und die Pfalzgrafschaft
Sachsen (1247/1274), sein Sohn das Reichsland Pleißen (Pleißenland) mit
Altenburg, Chemnitz und Zwickau. Bei seinem Tode kam es zu Landesteilungen und
Familienzwisten, welche die Bedeutung der Markgrafschaft
erheblich minderten. 1300 zog König Adolf von Nassau das Land als erledigtes
Lehen ein, doch konnte Markgraf Friedrich I. 1307 M. wie Thüringen
zurückgewinnen. Unter den Nachfolgern gelangen Erwerbungen im Reichsland
Pleißen (Pleißenland) sowie um Dohna und Pirna. Kernland der Markgrafen blieb
das Gebiet um M. 1409 wurde von Markgraf Friedrich dem Streitbaren die
Universität Leipzig gegründet. 1422/1423 erlangten die Markgrafen von M. Land,
Herzogstitel und Kurwürde der Herzöge von Sachsen-Wittenberg. Damit trat die
später zum obersächsischen Reichskreis zählende Markgrafschaft
M. gegenüber dem Herzogtum Sachsen in den Hintergrund und wurde unter Sachsen
mitverstanden. Sie umfasste das Gebiet der sogenannten meißnischen, Leipziger
und erzgebirgischen Kreise. Der meißnische Kreis enthielt die Ämter M.,
Dresden, Dippoldiswalde, Pirna, Hohnstein (Hohenstein) und Lohmen, Stolpen,
Radeberg mit Laußnitz (Lausnitz), Großenhain mit Moritzburg, Senftenberg,
Finsterwalde, Mühlberg, Torgau und Oschatz. Der Leipziger Kreis umfasste die
Ämter Leipzig, Delitzsch, Zörbig, Eilenburg mit Düben, Grimma, Mutzschen
(Mutschen), Leisnig und Döbeln, Rochlitz, Colditz (Kolditz), Borna, Pegau und
das Stiftsamt Wurzen. Der erzgebirgische Kreis zerfiel in die Ämter Freiberg,
Augustusburg (Augustenburg), Chemnitz, Nossen, Grillenburg mit Tharandt,
Frauenstein, Altenberg, Lauterstein, Wolkenstein mit Rauenstein, Grünhain mit
Stollberg (Stolberg), Schwarzenberg mit Crottendorf (Krottendorf), Wiesenburg
und Zwickau mit Werdau (Werda). Bei späteren Teilungen fiel der Hauptteil
(Dresden, Freiberg, M.) an die albertinische Linie des späteren Königreichs
Sachsen. Sachsen kam von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 378f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G3, II 66 (1378) G3; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen
und die Lausitzen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Posse, O., Die
Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin bis zu Konrad dem Großen, 1881;
Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1, 2 1935, Neudruck
1965; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat bis 1485, Bd. 1f. 2. A. 1980;
Pannach, H., Das Amt Meißen vom Anfang des 14. bis zur Mitte des 16.
Jahrhunderts, 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III,
25, IV, 5, Misner Bevölkerungsname; Mark Meißen, hg. v. Weise, H., 1989;
Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Blaschke, K., Meißen,
LexMA 6 1992, 476ff.; Rupp, G., Die Ekkehardiner, 1996; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004; Urkunden der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von
Thüringen 1196-1234, Register bearb. v. Baudisch, S. u. a., 2009.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mitterburg (Grafschaft). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte die Grafschaft M. über die vormalige Markgrafschaft Istrien und das Erzherzogtum Österreich
zum österreichischen Reichskreis. 1918 fiel M. an Jugoslawien.
L.: Wolff 32; Wallner 713 ÖsterreichRK 1.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Montferrat (Markgrafschaft),
ital. Monferrato,. Die Markgrafschaft M. (zu 909
Monsferratus) zwischen Po und unterem Tanaro in Oberitalien entstand im (10. und)
11. Jahrhundert. Die bis in die Mitte des 10. Jahrhunderts zurückverfolgbaren,
im frühen 12. Jahrhundert erstmals so bezeichneten Markgrafen erlangten 1204 in
den Kreuzzügen das Königreich Thessalien. 1305 kam M. durch Erbschaft über die
Erbtochter (Irene) an eine Seitenlinie der Kaiser von Byzanz (Könige von
Griechenland) und von diesen nach Aussterben der Linie (1533) 1536/1559 an die
Gonzaga von Mantua. 1574 wurde es Herzogtum. 1630/1631 fiel im mantuanischen
Erbfolgekrieg ein Teil an Savoyen. Dieses bzw. Sardinien erhielt 1703/1713 den
Rest als durch Felonie Mantuas erledigtes Reichslehen. Über Savoyen/Sardinien
kam M. zu Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) B/C2, II 78 (1450) F4; Usseglio,
L., I marchesi di Monferrato in Italia e in Oriente durante i secoli XII e
XIII, hg. v. Patrucco, C., 1926; Colli, G., Monferrato, 1960; Haberstumpf, W.,
Regesto dei marchesi di Monferrato di stirpe aleramica e paleologa per
l’Outremer e l’Oriente (S. XII-XV), 1989; Settia, A., Montferrat, LexMA 6 1992,
799. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Namur (Gau, Grafschaft, Markgrafschaft), fläm. Namen. Im Gebiet der Mündung
der Sambre in die Maas lag wahrscheinlich schon im ersten vorchristlichen
Jahrhundert das oppidum Aduatucorum bzw. Aduaticorum. Im 7. Jahrhundert
erscheint hier die Münzstätte N. Um die Burg entwickelten sich Stadt und
Grafschaft (832 Gau Namucensis). Die um 930 den Grafen von Lomme (um 1150
Heinrich der Blinde Graf von Namur, Laroche, Durbuy, Longwy und Luxemburg, Vogt
von Stablo, Sankt Maximin und Echternach) und 1188 den verwandten Grafen bzw.
Markgrafen von Hennegau (und Flandern) zustehende Grafschaft fiel 1213 an die
Courtenay und durch Verkauf 1263 an die Grafen von Flandern, 1421/1429 durch Verkauf
seitens des erbenlosen Grafen Johann III. an Philipp von Burgund. Mit Burgund
kam sie 1477/1493 an Habsburg und zählte zum burgundischen Reichskreis. 1692
wurde N. von Ludwig XIV. von Frankreich, 1695 von Wilhelm von Oranien erobert.
Von 1715 bis 1781 gehörte N. zu den Barrierefestungen der (österreichischen)
Niederlande. 1815 fiel es an die Niederlande. 1830/1831 kam es bei der Lösung
Belgiens vom Königreich der Niederlande an Belgien.
L.: Wolff 63; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
C3, II 78 (1450) E3; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908,
15 Namucensis (Brogne); Vanderkindere, L., La formation territoriale des
principautés belges, Bd. 1f. 1909; Actes des comtes de Namur, hg. v. Rousseau,
1936f.; Brouette, E., Introduction aux études historiques, archéologiques et
folkloriques du Namurois, 1947; Balon, J., La maison de Namur sur la scène de
la grande histoire, 1950; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961,
II, 18, 32, IV, 18, pagus Namurensis, pagus Namucensis; Genicot, L., Le
Namurois politique, 1964; Genicot, L., Études sur les principautés
lotharingiennes, 1975; Bovesse, J., La maison comtale namuroise (Xe s.-1429),
1979; Nonn, U., Pagus und comitatus in Niederlothringen, 1983, 147, 205 ?;
Namur. Le site, les hommes. De l’époque romaine au XVIIIe siècle, 1988;
Genicot, L., Namur, LexMA 6 1992, 1011; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 53; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 452, 2,
448. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Neuzauche (Herrschaft). Die Herrschaft N.
östlich von Lübben umfasste 9 Dörfer und gehörte zur Markgrafschaft
Niederlausitz. S. Brandenburg.
L.: Wolff 471. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Neuzelle (Abtei, Herrschaft). Das Stift
bzw. die Abtei N. nördlich von Guben mit der Stadt Fürstenberg war
Standesherrschaft in der Markgrafschaft
Niederlausitz. S. Brandenburg.
L.: Wolff 471. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Niederlausitz (Markgrafschaft,
Markgrafentum, keine Reichsstandschaft). Die N. (zu sorb. luzica, Sumpfland) um
Cottbus zwischen Sorau, Schwielochsee, Fläming und Bober war von den vielleicht
um 600 eingewanderten, in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts erstmals
erwähnten Lusici bewohnt, kam zwischen 928 und 965 unter deutsche Herrschaft
und wurde Teil der sächsischen Ostmark (und 961 kirchlich vielleicht Magdeburg
zugeordnet, 1063/1064, endgültig 1137 Meißen). Von 1002 bis 1031 war sie Lehen
Polens. 1034 kam sie an die Markgrafen von Meißen. Erstmals von 1046 bis 1117
und dann wieder von 1136 bis 1304 gehörte sie fast ohne Unterbrechung zum Haus
Wettin (Meißen), unter dessen Herrschaft die Einwanderung deutscher bäuerlicher
Siedler erfolgte. 1304 kam sie durch Kauf an Brandenburg. König bzw. Kaiser
Karl IV., der das Gebiet seit 1346 schrittweise erwarb, unterstellte 1367/1370
die N. als Markgrafschaft Lausitz Böhmen. In der
Folge dehnte sich wegen der gleichen Landesherrschaft Böhmens der Name Lausitz
auf die Gebiete um Bautzen und Görlitz aus. Seitdem nannte man Lausitz im
Gegensatz hierzu N. und die neuen Gebiete Oberlausitz. Seit etwa 1400 gewannen
die Landstände zu Lasten des Landesfürsten an Macht. 1445/1455/1462 fiel unter
anderem das Gebiet um Cottbus an Brandenburg. Auch die Wettiner erwarben
einzelne Herrschaften. 1526 gelangte die N. als Nebenland Böhmens an
Österreich, welches das Land 1623/1635 an Sachsen (Kursachsen) abtrat. Von 1657
bis 1738 gehörte die N. zum Sekundogeniturfürstentum Sachsen-Merseburg. Bis
1815 war sie als Markgrafschaft rechtlich
selbständig. Sie umfasste die Kreise Luckau (mit der gleichnamigen Stadt, den
Standesherrschaften Doberlug [Dobrilugk]), Drehna und Sonnewalde
[Sonnewaldeitse] und einigen ritterschaftlichen Orten), Guben (mit Stadt Guben,
den Herrschaften Abtei Neuzelle, Johanniterordensamt Schenkendorf, Forst
[Forsta], Pförten, Sorau, Triebel, Amtitz und einigen ritterschaftlichen
Orten), Lübben, auch krummspreescher Kreis genannt, (mit Stadt und Amt Lübben,
den Herrschaften Friedland [Johanniterordensamt], Librose/Lieberose, Straupitz,
Leuthen und mehreren ritterschaftlichen Orten), Calau (Kalau) (mit der Stadt
Calau [Kalau], der Herrschaft Lübbenau und ritterschaftlichen Orten) und
Spremberg, insgesamt ein Gebiet von 105 Quadratmeilen. Mit der Abtretung von
Sachsen an Preußen wurde sie der Provinz Brandenburg einverleibt. Seit 1945
standen die Gebiete östlich der Neiße unter der Verwaltung Polens und gelangten
1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 468, 470; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) G3, III 38
(1789) E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Scheltz, T., Gesamtgeschichte der Ober-
und Nieder-Lausitz, Bd. 1f. 1847ff.; Urkundenbuch zur Geschichte des
Markgraftums Nieder-Lausitz, Bd. 1ff. 1897ff.; Lehmann, R., Bibliographie zur
Geschichte der Nieder-Lausitz, Bd. 1f. 1928ff.; Lehmann, R., Geschichte des
Markgrafentums Niederlausitz, 1937; Lehmann, R., Geschichte der Nieder-Lausitz,
1963; Lehmann, R., Die Herrschaften in der Niederlausitz, 1966; Lehmann, R.,
Urkundeninventar zur Geschichte der Nieder-Lausitz bis 1400, 1968; Quellen zur
Geschichte der Niederlausitz, hg. v. Lehmann, R., 1972ff.; Lehmann, R.,
Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz, Bd. 1f. 1979; Schrage, G.,
Slaven und Deutsche in der Niederlausitz, 1990; Ludwig, T., DO I. 406 und die
Zugehörigkeit der Niederlausitz zum Bistum Meißen, DA 56 (2000), 171; Ludwig,
T., DIe Urkunden der Bischöfe von Meißen, 2008, 289.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Niederösterreich (Land, Ländergruppe,
Bundesland). Das Gebiet zwischen Enns und March war südlich der Donau römische
Provinz, nördlich der Donau germanischer Siedlungsraum. Nach Abzug der Römer
drangen Bayern im Westen und Slawen im Osten ein. Um 790 wurde das ganze Gebiet
dem Frankenreich eingegliedert und einem Markgrafen unterstellt. Von 905/907
bis 955 kam es unter die Herrschaft der Ungarn. Danach entstand wieder eine
bayerische Mark an der Donau (Ostmark), die Kaiser Otto II. 976 den
Babenbergern verlieh und in der 996 erstmals (Neuhofen an der Ybbs in)
Ostarrichi genannt wurde. 1156 wurde diese Markgrafschaft
Herzogtum. 1180 kam das Land von der Hasel bis zur großen Mühl hinzu, 1254 das
Gebiet zwischen Enns und Hausruck und zwischen Pitten und Wiener Neustadt. Nach
dem Aussterben der Babenberger 1246 nahm 1251 der König von Böhmen das
Herzogtum in Besitz, teilte das Land längs der Enns (östlich der Enns,
Österreich [unter der Enns], 1264 N. [Austria inferior]), verlor es aber 1278
an König Rudolf von Habsburg. Dieser verlieh es 1282 seinen Söhnen. In einem
erweiterten Sinn umfasste N. (Ländergruppe) im ausgehenden 14. Jahrhundert die
Länder N., Oberösterreich, Steiermark, Kärnten und Krain. Dieses N. wurde von
König Maximilian I. dem österreichischen Reichskreis zugeteilt. Seit 1564
galten nur noch das Land N. und das Land Oberösterreich als
„niederösterreichische Länder“. N. im engeren Sinn war als Land unter der Enns
mit Wien als Zentrum bis 1918 das führende Erbland der Habsburger. Seit der
Verfassung Österreichs vom 1. 10. 1920 gibt es das Bundesland N. (seit 1986
Sitz in Sankt Pölten), innerhalb dessen Wien als eigenes Bundesland
verselbständigt wurde.
L.: Wolff 25; Lechner, K., Niederösterreich (Österreich unter der Enns), (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1, 118;
Topographie von Niederösterreich, hg. v. Verein für Landeskunde von
Niederösterreich, Bd. 1ff. 1871-1915; Vancsa, M., Historische Topographie mit
besonderer Berücksichtigung Niederösterreichs, Dt. Geschichtsblätter 3 (1902);
Vancsa, M., Geschichte von Niederösterreich und Oberösterreich (bis 1526), Bd.
1f. 1905ff.; Grund, A., Beiträge zur Geschichte der hohen Gerichtsbarkeit in
Niederösterreich, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer, Archiv f. österr. Geschichte Band 99 (o. J.); Hassinger, H./Bodo,
F., Burgenland, ein deutsches Grenzland im Südosten, 1941; Atlas von
Niederösterreich, hg. v. d. Kommission für Raumforschung und Wiederaufbau der
österr. Akademie d. Wiss., 1951ff.; Allgemeine Landestopographie des
Burgenlandes, bearb. v. Burgenländischen Landesarchiv, Bd. 1: Bezirk Neusiedl,
1954, Bd. 2: Bezirk Eisenstadt, 1962; Regele, O., Beiträge zur Geschichte der
staatlichen Landesaufnahme und Kartographie in Österreich bis 1918, 1955;
Grund, A./Giannoni, K. u. a., Niederösterreich I, II 1910, 1957; Wolf, H.,
Niederösterreich, 1956, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer; Bernleithner, E., Die Entwicklung der
Kartographie in Österreich, Ber. zur dt. Landeskunde 22 (1959); Thenius, E.,
Niederösterreich, 1962; Vorberg, G., Zur Struktur des landesfürstlichen
Besitzes in Niederösterreich, Diss. phil. Wien 1965 (masch.schr.); Winner, G.,
Klosteraufhebungen in Niederösterreich und Wien, 1967; Österreichisches
Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., Bd. 1ff. 1968ff.; Handbuch der historischen
Stätten. Österreich Bd. 1, hg. v. Lechner, K., 1970; Gutkas, K., Geschichte des
Landes Niederösterreich, Bd. 1ff. 1957ff., 6. A. 1983; Zöllner, E., Geschichte
Österreichs, 8. A. Wien 1990; Lechner, K., Die Babenberger. Markgrafen und
Herzöge von Österreich 976-1246, Wien 1976; Berthold, W., Bibliographie zur
Landeskunde von Niederösterreich, 1988; Friesinger, H./Vacha, B., Römer -
Germanen - Slawen in Österreich, Bayern und Mähren, 1988; Feigl, H., Recht und
Gerichtsbarkeit in Niederösterreich, 1989; Urkunde und Geschichte.
Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines
Landesarchivs, bearb. v. Weltin, M., 2004; Niederösterreich im 20. Jahrhundert,
hg. v. Eminger, S. u. a., Bd. 1ff. 2008; Niederösterreichisches Urkundenbuch,
Bd. 1 ff. 2008ff.; Landrechtsentwurf für Österreich unter der Enns 1526, hg. v.
Brauneder, W., 2014.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nomeny (Markgrafschaft).
Die Markgrafschaft N. gehörte ursprünglich zum
Hochstift Metz, wurde von diesem aber zeitweilig an die Herzöge von Lothringen
verpfändet und 1551 zu Lehen gegeben. Später kaufte Lothringen N. 1613 starb
die Linie Mercoeur aus und vererbte N. an den Herzog von Lothringen. Frankreich
verzichtete auf die ursprünglich als Nachfolger von Metz geltend gemachten
Rechte. Der Herzog von Lothringen musste 1735 zugunsten Stanislaus Leszczynskis
(gegen Toskana) auf seine Länder verzichten, erhielt aber 1736 das Recht, unter
dem Aufruf von N. Sitz und Stimme auf Reichstagen und Kreistagen für die ihm
noch verbliebenen reichsunmittelbaren Territorien (Grafschaft Falkenstein am
Donnersberg) zu führen und damit trotz Verlustes des stimmbegründenden Landes
Reichsstand zu bleiben. N. zählte zum oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wolff 304; Zeumer 553. II b 44; Rolin, C., Nomeny, 1937.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nordgau, bayerischer (Gau nördlich der
Donau zwischen Neuburg und Regensburg, Landschaft, bayerischer Nordgau). Im
Gebiet nördlich der Donau zwischen Neuburg und Regensburg, das später bis zum
oberen Main (1060 Egerland) ausgedehnt wurde, fassten nach den Karolingern, den
Liutpoldingern (Luitpoldingern), den Markgrafen von Schweinfurt (939-1003), den
Grafen von Sulzbach und den Diepoldingern seit Ende des 12. Jahrhunderts die
Grafen von Wittelsbach Fuß, die 1255 als Herzöge von Bayern den größeren Teil
des Gebiets erwerben konnten. Danach kam als Folge der wittelsbachischen
Zweiteilung des Gebiets von 1329 der Name allmählich ab und seit der ersten
Hälfte des 16. Jahrhunderts hierfür der Name Oberpfalz auf.
L.: Doeberl, M., Die Markgrafschaft und die
Markgrafen auf dem bayerischen Nordgau, 1893; Curs, O., Deutschlands Gaue im
zehnten Jahrhundert, 1908, 15 (Nortgouue, Nortgouui, Nordgeuui, Nordgouue,
Norgovve, Nordgeuue, Nortgowa, Nortgowe, Norekawe, Nordgowe, Gau zwischen
Regensburg und Fürth, Oberweiling, Dürn, Mantlach, Hohenschambach bzw.
Schambach, Fürth in Bayern, Beilngries, Bergen, Velden, Kirchenreinbach,
Kemnath, Machendorf, Lintach, Schwarzenfeld, Weilindorf [= Oberweiling?],
Förrenbach, Hersbruck, Vorra, Oberkrumbach, Schnaittach, Oberrüsselbach und
Unterrüsselbach bzw. Rüsselbach, Ittling, Schierstadt (= jetzt Stadtamhof), Großprüfening
bzw. Prüfening, Großgründlach bzw. Gründlach, Walkersbrunn, Eltersdorf,
Herpersdorf, Sickenreuth, Wenigrötz bzw. Wenigritz, Neunburg vorm Wald,
Diendorf, Gütenland, Hillstett bzw. Hiltstedt, Premberg); Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 36, 37, III, 32, IV, 8, Nordgouwe I,
der bayerische Nordgau; Gagel, E., Der Nordgau im Mittelalter, Oberpfälzer
Heimat 13 (1969), 7ff.; Kraus, A., Marginalien zur ältesten Geschichte des
bayerischen Nordgaus, Jb. f. fränk. Landesforschung 34/35 (1974/5), 163ff.;
Schmid, A., Nordgau, LexMA 6 1993, 1235.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nürnberg (Burggrafen, Burggrafschaft,
Residenz). Die vermutlich um 1000 entstandene Reichsburg N. war Mittelpunkt
umfangreichen Reichsgutes. Als Burggrafen wurden um 1105 die Edelfreien bzw.
Grafen von Raabs (in Österreich) eingesetzt. Nach ihrem Aussterben 1191/1192
folgten ihnen die ihnen in weiblicher Linie verwandten Grafen von Zollern
(Hohenzollern). Ihnen gelang trotz der allmählichen Einschränkung ihrer Rechte
in N. selbst der Aufbau eines umfangreichen Herrschaftsgebiets im späteren
Mittelfranken und Oberfranken (Bayreuth, Kulmbach, Arzberg [1292], Hof
[1323/1373], Ansbach, Schwabach [1364], Uffenheim [1349], Erlangen [1402 Kauf
des 1361 von Karl IV. vom Hochstift Bamberg erworbenen Ortes], Fürth
[Geleitsrechte seit 14. Jh.]). Nach der Belehnung Burggraf Friedrichs VI. mit
der Mark Brandenburg 1417 gaben sie die Bezeichnung Burggrafschaft N. zugunsten
der Benennung Markgrafschaft Ansbach bzw.
Bayreuth auf. 1420 wurde die Burg in Nürnberg zerstört, nachdem die Burggrafen
schon um 1350 ihren Sitz und das zwischen 1249 und 1265 gewonnene Landgericht
nach Cadolzburg und 1385 nach Ansbach verlegt hatten. 1427 verkauften sie die
Burg und die meisten ihrer Rechte in N. an die Reichsstadt. Sie zählten später
zum fränkischen Reichskreis. Ihre fränkische Güter kamen 1791 an Preußen.
L.: Wolff 102; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F4; Monumenta Zolleriana, Bd. 1ff. 1852ff.; Meyer, C., Geschichte der
Burggrafschaft Nürnberg, 1908; Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der
Burggrafen von Nürnberg, 1932; Schnelbögl, F./Hofmann, H., Gelegenhait der
landschaft mitsampt den furten und hellten darinnen. Eine politisch-statistische,
wehr- und verkehrsgeographische Beschreibung des Großraums Nürnberg zu Beginn
des 16. Jh., 1952; Pfeiffer, G., Comicia burcgravie in Nurenberg, Jb. f. fränk.
Landesforschung 11/12 (1953), 45ff.; Wendehorst, A., Nürnberg Burggrafschaft,
LexMA 6 1993, 1322; Twellenkamp,L., Die Burggrafen von Nürnberg, 1994;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 228; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 246.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Oberlausitz (Markgrafschaft,
Markgrafentum [ohne Reichsstandschaft]). Die O. (zu sorb. luzica, Sumpfland) um
Bautzen zwischen Queis, Pulsnitz, Zittauer Bergland und Niederlausitz war von
den slawischen Milcanen (Milzenern) besiedelt und wurde im 10./11. Jahrhundert
von den Deutschen unterworfen. Sie wurde zunächst als Land Budissin (Bautzen)
bezeichnet, das meist zur sächsischen Ostmark gehörte. 1046 gelangte sie als
Reichslehen an die wettinischen Markgrafen von Meißen. 1081/1158 kam dieses
Land als Reichslehen an Böhmen. 1253 wurde das Gebiet zum größten Teil an
Brandenburg verpfändet. 1268 wurde in die Länder Bautzen und Görlitz geteilt.
Nach dem Aussterben der Askanier (1319) bemächtigte sich Heinrich von Jauer des
Landes Görlitz und Johann von Böhmen des Landes Bautzen. Heinrich von Jauer
trat seine angeblichen Rechte auf Bautzen an Johann von Böhmen ab, der 1320 vom
König mit Bautzen belehnt wurde. Mit dem Tod Heinrichs von Jauer fiel auch
Görlitz 1329/1346 an Böhmen. Von 1377 bis 1396 war es als böhmische
Sekundogenitur nochmals selbständig. 1414 kam Zittau hinzu. Im 15. Jahrhundert
trat dann nach der Ausdehnung des Namens Lausitz auf Bautzen und Görlitz der
Name O. für die Länder Bautzen und Görlitz auf. Diese O. wurde 1620/1635/1648
von Habsburg/Österreich, das sie einschließlich Zittaus 1526 mit Böhmen erlangt
hatte, als Mannlehen Böhmens an Sachsen (Kursachsen) abgetreten, genoss dort
aber bis 1919 eine Sonderstellung. Das 103 Quadratmeilen große Gebiet der O.
umfasste die Kreise Bautzen (mit den Städten Bautzen, Kamenz und Löbau, den
Herrschaften Hoyerswerda und Königsbrück, dem Stift Sankt Peter und dem Kloster
Marienstern und mehreren ritterschaftlichen Orte) und Görlitz (mit den Städten
Görlitz, Zittau und Lauban, den Herrschaften Muskau und Seidenberg, zwei
Klöstern und einigen ritterschaftlichen Orten). 1815 fiel der nordöstliche Teil
(mit Görlitz) an Preußen und wurde mit der Provinz Schlesien vereinigt. 1835
wurde der bei Sachsen gebliebene Rest (mit dem 1845 von Österreich erlangten
Schirgiswalde, 61 Quadratmeilen) unter Aufhebung seiner Provinzialverfassung
dem Königreich Sachsen eingegliedert.
L.: Wolff 468ff.; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) G3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Scheltz, T., Gesamtgeschichte der Ober-
und Niederlausitz, Bd. 1f. 1847ff.; Codex diplomaticus Lusatiae superioris, Bd.
1ff. 1851ff.; Köhler, J., Geschichte der Oberlausitz, Bd. 1f. 1867ff.; Knothe,
H., Urkundliche Grundlagen zu einer Rechtsgeschichte der Oberlausitz, (in)
Lausitzisches Magazin 53 (1877); Schremmer, W., Die deutsche Besiedlung
Schlesiens und der Oberlausitz, 2. A. 1927; Die preußische Oberlausitz, hg. v.
Salomon, B./Stein, E., 1927; Reuther, M., Die Oberlausitz im Kartenbild des 16.
bis 18. Jahrhundert. Mit besonderer Berücksichtigung der deutsch-sorbischen
Sprachgrenzkarten von Scultetus bis Schreiber, 1954; Reuther, M., Die
Oberlausitz als Geschichtsraum, Bll. f. dt. LG. 93 (1957/1958), 102; Eichler,
E./Walther, H., Ortsnamenbuch der Oberlausitz, Bd. 1 Namenbuch, 1975; Die
Oberlausitz im frühneuzeitlichen Mitteleuropa, hg. v. Bahlcke, J., 2007; Salza
und Lichtenau, H. v., Die weltliche Gerichtsverfassung in der Oberlausitz bis 1834,
2013. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Oberpfalz (Pfalzgrafschaft, Herzogtum).
Das ursprünglich zur bayerischen Nordmark, dann zur bayerischen Markgrafschaft Nordgau gehörige Gebiet fiel 1268 als
Pfand an die Herzöge von Bayern. Bei der Teilung innerhalb der Wittelsbacher
von 1329 kamen diese Güter an die Pfalz (größerer Teil des Viztumamtes
Burglengenfeld mit dem Hauptort Amberg). Diese verpfändete sie 1353 weitgehend
an König Karl IV., gewann sie aber seit 1373 zurück. 1410 fiel das Gebiet etwas
verkleinert an König Ruprechts von der Pfalz Sohn Johann (Pfalz-Neumarkt), 1448
an Pfalz-Mosbach (und teilweise kurzfristig an Pfalz-Simmern), 1499 wieder an
die Hauptlinie Pfalz. Seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzte sich
der Name O. durch. 1621 wurde das früh lutherisch gewordene Gebiet von Bayern
besetzt und seit 1625 rekatholisiert. 1628 gab es der Kaiser mit Ausnahme
einiger an Pfalz-Neuburg gefallener Ämter an Bayern als Kriegsentschädigung.
1631 erhielt Bayern die Belehnung mit Gütern Böhmens. Bayern unterwarf die O.
der katholischen Gegenreformation und bezog sie in seinen zentralisierenden
Frühabsolutimsus ein. Die zum bayerischen Reichskreis zählende O. bestand aus
zwei getrennten Hauptteilen zwischen denen das Fürstentum Sulzbach, das
bambergische Amt Vilseck, die Grafschaft Sternstein (Störnstein) und die
Landgrafschaft Leuchtenberg lagen. Zum südlichen Hauptteil gehörten die
Pfleggerichte Amberg, Pfaffenhofen, Haimburg, Rieden, Freudenberg, Hirschau,
Nabburg, Neunburg vor dem Wald, Wetterfeld, Bruck, Rötz (Retz) Waldmünchen,
Obermurach (Murach) und Treswitz-Tännesberg (Treswitz-Tenesberg), zum
nördlichen Teil die Pfleggerichte Bärnau (Bernau), Eschenbach, Grafenwöhr,
Hollenberg (Holnberg), Kirchenthumbach (Kirchentumbach), Auerbach und
Hartenstein, das Kastenamt Kemnath (Kemnat), das Landgericht Waldeck und die
Herrschaft Rothenberg. Darüber hinaus befanden sich noch kleinere Teile
innerhalb des nürnbergischen Gebiets. 1677 kam das 1614 abgetrennte Sulzbach wieder
zu O. zurück. 1803 wurden das bambergische Amt Vilseck und das Kloster
Waldsassen und 1806 Sternstein (Störnstein). S. Bayern-Oberpfalz, Neuburg.
L.: Wolff 138; Wallner 712 BayRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
F/G4; Die Territorien des Reichs 5, 8; Bosl, K., Das kurpfälzische Territorium
”Obere Pfalz”, Zs. f. bay. LG. 26 (1963); Bosl, K., Die Oberpfalz und ihre
junge Hauptstadt, 1980; Emmerig, E., Die Regierung der Oberpfalz. Geschichte
einer bayerischen Mittelbehörde, 1981; Ambronn, K., Landsassen und
Landsassengüter des Fürstentums der oberen Pfalz im 16. Jahrhundert, 1982;
Ackermann, K., Die Oberpfalz, 1987; Fuchs, A./Ambronn, K., Die Oberpfalz in
alten Ansichten, 1988; Schaub, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1 1988;
Ambronn, K., Oberpfalz, LexMA 6 1993, 1332; Handbuch der bayerischen
Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des
bayerischen Reichskreises, 3.A. 1995; Barth, T., Adelige Lebenswege im alten
Reich, 2005. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Oberrheinischer Reichskreis. Der 1500
geschaffene O. reichte von Savoyen bis Hessen-Kassel, war aber durchsetzt mit
Gebieten Habsburgs (österreichischer Reichskreis) und der rheinischen
Kurfürstentümer (kurrheinischer Reichskreis). 1552 schieden die lothringischen
Bistümer (Metz, Toul, Verdun), in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die
elsässischen Gebiete (Reichsstädte) tatsächlich aus. Lothringen, Savoyen und
das Hochstift Basel zählten sich nur bedingt zum Kreis. Im Übrigen gehörten ihm
unter dem Direktorat des Bischofs von Worms und der Pfalzgrafen die Bischöfe
von Worms, Speyer (mit Weißenburg), Straßburg und Basel, die Äbte von Fulda und
Prüm, der Johanniterorden (Johannitermeister) in Heitersheim, der Propst von
Odenheim, die Reichsstädte Worms, Speyer, Friedberg, Frankfurt und Wetzlar, die
Fürstentümer Pfalz-Simmern, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz und Pfalz-Zweibrücken,
die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, die Markgrafschaft
Nomeny, die Fürstentümer Nassau (Weilburg, Usingen, Idstein, Saarbrücken,
Ottweiler) und Solms (Braunfels, Lich, Laubach, Hohensolms, Rödelheim), die
Grafschaften Sponheim, Salm-Salm, Salm-Kyrburg, Waldeck, Hanau (Münzenberg,
Lichtenberg), Königstein, Oberisenburg (Isenburg) (Birstein, Büdingen mit Wächtersbach,
Marienborn, Meerholz, Offenbach), Leiningen (Hardenburg [Hartenburg],
Westerburg), Sayn-Wittgenstein (Berleburg, [Homburg,] Wittgenstein),
Falkenstein, Kriechingen und Wartenberg sowie die Herrschaften Reipoltskirchen,
Bretzenheim und Olbrück (Ollbrück) an. Die Kreistage fanden in Frankfurt statt,
das Archiv war in Worms.
L.: Gumpelzhaimer 107; Wolff 230; Süß, A., Geschichte des oberrheinischen
Kreises und der Kreisassoziationen in der Zeit des spanischen Erbfolgekriegs
1697-1714, ZGO 103 (1955), 104 (1956).
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Oppurg (Herrschaft). 1074 gab
Erzbischof Anno von Köln unter aus Reichsgut stammenden Ländereien O. (Opult)
bei Pössneck an die Abtei Saalfeld. Über weitergegebene Vogteirechte der Grafen
von Schwarzburg und der Grafen von Orlamünde über die Abteigüter erlangten die
Ritter von Brandenstein die Herrschaft O. Da sie infolge zahlreicher
Erbteilungen und sonstiger Umstände im 17. Jahrhundert verarmten, musste die
Herrschaft 1672 an Graf Johann Albrecht von Ronow verkauft werden. 1703 kam sie
an die Familie Einsiedel, 1745 an die Grafen Hoym, 1782 erbweise an die Fürsten
von Hohenlohe-Ingelfingen. Sie gehörte über die Markgrafschaft
Meißen Sachsens dem obersächsischen Reichskreis an. Über Thüringen (1920) fiel
O. von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 380; Wallner 708 ObersächsRK 2; Dedié, F., Oppurg und seine Besitzer
im Laufe der Jahrhunderte, 1939.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ortenau (Gau rechts des Rheines zwischen
Kinzig und Murr, Landgrafschaft, Landvogtei, Reichslandvogtei). Zwischen Oos,
Schwarzwald, Bleich und Rhein lag die alemannische Grafschaft Mortenau (768
Mordenaugia, Mordunowa). Sie löste sich vor allem nach dem Aussterben der
Herzöge von Zähringen 1218 und der Staufer (1268) in viele kleine
Herrschaftsgebiete auf (u. a. Habsburg, Geroldseck, Hochstift Straßburg). König
Rudolf von Habsburg unternahm 1274 mit der Gründung der Reichslandvogtei O.
(1302 Reichslandvogt erwähnt) den nur teilweise gelungenen Versuch, das
entfremdete Reichsgut zurückzugewinnen. Die Reichslandvogtei (rund 30 Dörfer um
Ortenberg, Griesheim, Appenweier und Achern sowie Zell am Harmersbach,
Offenburg und Gengenbach) wurde von 1334 bis 1351 an Baden, von dort von 1351
bis 1405 an das Hochstift Straßburg und später an Straßburg und an die Pfalz
(bis 1504) bzw. Fürstenberg (1504-1551) verpfändet. Seit dem 15. Jahrhundert
setzte sich der nach Ortenberg veränderte Name O. durch. 1551/1556 löste
Österreich das fürstenbergisch-straßburgische Pfand ein und fügte die O. zu
Vorderösterreich hinzu. 1701 wurde die O. Lehen bzw. Pfand Baden-Badens, 1771
beim Aussterben der markgräflichen Linie aber von den Habsburgern eingezogen.
1801 kam sie an den Herzog von Modena, 1803 erbweise an Erzherzog Ferdinand von
Modena/Österreich (Österreich-Este) und 1805/1806 mit rund 400
Quadratkilometern und etwa 19000 Einwohnern an Baden, wodurch die nördlichen
und südlichen Teile der Markgrafschaft vereinigt
wurden. Mit Baden gelangte die O. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Ruppert, P., Geschichte der Ortenau, 1878; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Mortanouua, Mortanhouua,
Mordenouua, Mortenovua, Mortenoua, Mortenuua, Mortenaugensis, Mortonowa,
Mortungaugensis, Mortenovua, Mortinouua, Gau rechts des Rheins zwischen Kinzig
und Murr, Dinglingen (Tenzlingen), Bohlsbach, Schuttern, Nussbach, Gengenbach,
Friesenheim, Heiligenzell, Schwarzach, Allmannsweiler), Die Ortenau in Wort und
Bild, (in) Die Ortenau, Mitteilungen des hist. Vereins f. Mittelbaden, 16
(1929); Offenburg und die Ortenau, hg. v. Busse, H., Bad. Heimat 22 (1935);
Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung,
2. unv. A. 1978; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 21,
22, 30, 41, 44, Mortunouwa, Mordenaugia, pagus Mortinaugensis, Mortonogouuua,
Ortenau’, s. Mortunouwa; Kähni, O., Die Landvogtei Ortenau, (in)
Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Sick, W., Siedlungsgeographische
Fragen in der Ortenau, Alemann. Jb. (1970); Borgolte, M., Geschichte der
Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 212; Andermann, K.,
Ortenau, LexMA 6 1993, 1481; Geschichte der Ortenau, hg. v. Hanss, K., 1995.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ortenburg (reichsunmittelbare Grafschaft).
Die Familie der Grafen von O. (Ortenberg) bei Vilshofen stammte vielleicht von
den Grafen von Sponheim ab, fasste am Ende des 10. Jahrhunderts in Kärnten Fuß,
erweiterte die Güter durch Heiraten Graf Siegfrieds mit Richgard von Lavant und
Engelberts mit der Schwester des Herzogs von Kärnten, gewann 1090 die Markgrafschaft von Istrien (1090-1096, 1103-1170),
erbaute die Burg O. in Kärnten (1093 von O., 1141 Grafen von O.) und wurde 1122
zu Herzögen von Kärnten erhoben (1276 Verlust des Herzogtums an König Ottokar
von Böhmen bzw. der Güter an die Grafen von Görz bzw. Habsburg). Außerdem
erwarb sie in Bayern Güter von Tirol bis zur Donau (u. a. der Grafen von
Formbach) und stieg nach den Grafen von Andechs und Wittelsbach zum mächtigsten
bayerischen Geschlecht (Herrschaft im Rottgau (Rottachgau) und Chiemgau) auf.
Nördlich der Donau wurde Obermurach bzw. Murach (Murau) im Oberpfälzer Wald
gewonnen. Nach 1190 erfolgte eine Teilung. Die von Rapoto I. gegründete jüngere
Linie gewann das Erbe der Grafen von Frontenhausen (Markgrafschaft
Kraiburg/Inn) und erbaute vor 1190 die Burg O. (Ortenberg) bei Vilshofen
südwestlich von Passau. 1208/1209/1210 wurde das Amt der Pfalzgrafen von Bayern
erworben. In den Erbstreitigkeiten nach Erlöschen der jüngeren Linie im Mannesstamm
(1241/1248) verloren die Grafen alle Güter bis auf die vom Reich zu Lehen
gehende Grafschaft O. an Bayern. 1521 wurde O. in die Reichsmatrikel
aufgenommen. Seit 1530 nannten sich die Grafen von Ortenberg, die 1456
vergeblich das Erbe der Grafen von O. in Kärnten beansprucht hatten, von O.
Ihre Reichsunmittelbarkeit wurde von Bayern erfolglos bestritten und 1573 durch
das Reichskammergericht anerkannt. 1563 wurde die Reformation in O. eingeführt.
1602 erkannte auch Bayern die Reichsunmittelbarkeit an. O. hatte Sitz und
Stimme im bayerischen Reichskreis und gehörte seit 1698 dem wetterauischen
Reichsgrafenkollegium an. 1805 setzte Bayern den Tausch der 2 Quadratmeilen mit
2000 Einwohnern umfassenden Grafschaft O. gegen das ehemals dem Kloster Langheim
gehörige Amt Tambach bei Coburg und das Würzburger Amt Seßlach durch. 1806
wurde Bayern in Tambach durch Mediatisierung der Grafen von Ortenburg-Tambach
Landesherr. 1807 kam Seßlach zum Großherzogtum Würzburg, 1814/1815 ebenfalls zu
Bayern. In Kärnten wurden die Ortenburger neben den Erzbischöfen von Salzburg
und den Grafen von Görz zu den mächtigsten Herren in der ehemaligen Grafschaft
Lurn. 1417 wurde die Grafschaft als Reichslehen anerkannt. 1418/1419 starb das
Geschlecht aus. Die Güter fielen an die Grafen von Cilli, die 1420 vom Kaiser
belehnt wurden, nach ihrem Aussterben an Habsburg/Österreich. Nach mehrfacher
Verpfändung kam die Grafschaft O. 1529 als Mannlehen an König Ferdinands aus
Spanien gekommenen Schatzmeister Gabriel von Salamanca. Nach dem Aussterben der
Grafen von Salamanca-Ortenburg (1639) gingen die Güter als freies Eigen an die
Grafen Widmann, 1622 an die Fürsten von Portia über, die bis 1918 in Spittal an
der Drau residierten.
L.: Wolff 147; Zeumer 553 II b 60, 24; Wallner 712 BayRK 14; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648), III 38 (1789) E3; Tangl, K., Die Grafen
von Ortenburg in Kärnten, 1864ff.; Ortenburg-Tambach, E. Graf zu, Geschichte
des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg, Bd.
1, 2 1931 ff; Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II 2, 1955; Handbuch
der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1 2. A. 1981; Archiv der
Grafen zu Ortenburg, bearb. v. Hausmann, F., Bd. 1 1984; Hausmann, F.,
Wittelsbacher und Ortenburger, (in) FS K. Bosl, Bd. 2 1988; Lackner, C., Zur
Geschichte der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain, Carinthia 181 (1991),
181ff.; Schmid, A., Der Einbau des Raumes Vilshofen in den Territorialstaat der
frühen Wittelsbacher, Vilshofener Jb. 1992, 15ff.; Störmer, W., Ortenburg,
LexMA 6 1993, 1481; Dopsch, H., Ortenburg, LexMA 6 1993, 1482; Hausmann, F.,
Die Grafen von Ortenburg und ihre Vorfahren, Ostbairische Grenzmarken 36
(1994), 9. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum,
Republik). Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March
bzw. Leitha) wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern
(Noricum), seit dem 5. Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen, dann
zumindest teilweise von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von den
788 unter die Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im Wienerwald)
beherrscht. Nach dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799 wurde der Kern
des späteren Ö. (zwischen Enns und Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der
es eine Mark Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die
karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt
(907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970
erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft)
den Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für
das Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998 Ostarriche) erstmals als
Name für ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht sicher bestimmbares
Gebiet („Ostland“, Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts
erreichte die Mark Thaya und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch als Austria
bezeichnet. Hauptort wurde zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog der 1138 im
Wettbewerb mit dem welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum deutschen König
gewählte Staufer Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich dem Stolzen)
das Herzogtum der Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei Herzogtümer
gleichzeitig haben könne, und gab es als Lehen an seinen Stiefbruder, den
babenbergischen Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen einer Mark zum
Herzog des gesamten Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als sich
der seinen Vater Heinrich den Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe mit
diesem Verlust nicht abfinden wollte, gab sein um Ausgleich bemühter Vetter,
Kaiser Friedrich I. Barbarossa, 1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen zurück
(bis 1180), löste aber im seit dem 19. Jahrhundert so genannten privilegium
minus die Mark vom Herzogtum Bayern und erhob sie zum eigenen, dadurch von
Bayern getrennten Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö. (Weiberlehen), in dem der
Herzog die grundsätzlich oberste Gerichtsgewalt innehatte. 1180 wurde auch die
karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark). 1192 fiel durch Erbvertrag
(Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum Steiermark von den Traungauern
(Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die Babenberger im Mannesstamm aus.
Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar II. von Böhmen und Bela IV. von
Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei gelangten Ö. und der Traungau an
Böhmen. Seit etwa dieser Zeit (1252/1254/1264) wurde von der provincia super
Anasum (Land ob der Enns) oder von der Austria superior gesprochen, von wo aus
es allmählich zur Benennung des Herzogtums Ö. als Land unter der Enns
(Niederösterreich) kam, obwohl beide Länder bis 1806 nur ein einheitliches
Reichslehen bildeten und weitgehend gemeinsame Wege gingen. Über diese beiden
Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die Steiermark sowie 1269
Kärnten und Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den Babenbergern eine
Personalunion zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte. Nach dem Sieg über
Ottokar 1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282 seine Söhne mit Ö.,
das während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte erhielt, Steiermark und
Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als Pfandschaft an die in Friaul,
Istrien und Krain sowie in Tirol (1248) begüterten Grafen von Görz kam, die
auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten. Von diesen übernahmen die Herzöge
von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359 zwecks Angleichung ihrer minderen
Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten das im 19. Jahrhundert sog.
privilegium maius als Fälschung herstellen ließen und 1365 in Wien eine
Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der Windischen Mark,
1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie 1500 schließlich
die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der Breisgau mit
Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die Reichsgrafschaft
Hohenberg, 1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch, Bregenz), 1382
Triest und 1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese Gebiete zwischen
Herzog Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, außer Pitten-Wiener
Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder Steiermark, Kärnten,
Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die leopoldinische Linie wurde
ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für Tirol (und das Gebiet
westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die schwäbisch-alemannischen
Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438] Albrecht II.) erlangte
als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter und den Königsthron.
Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des gefälschten privilegium
maius Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam das albertinische Erbe
an die Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im Süden (Friaul) und
vorübergehend im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien und
Niederösterreich) Güter verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien
vereinigte die leopoldinische Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften
(einschließlich Burgunds mit rund 2000 Quadratmeilen), die nunmehr in
”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns,
Steiermark, Kärnten, Krain) und ”oberösterreichische” Länder (Tirol,
Vorderösterreich) eingeteilt wurden, mit denen Württemberg (von 1519 bis 1534)
und das 1477 erworbene Burgund in Personalunion verbunden waren. Dazu kamen
1500 Görz, um 1505 als Gewinn aus dem bayerischen Erbfolgekrieg die drei
unterinntalischen Gerichte Rattenberg, Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei Hagenau
und Ortenau (1551/1556 Lösung des Pfands Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische
Gebiete (Ampezzo, Rovereto u. a.). 1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex
dieses Hauses Ö. (Oberösterreich und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten,
Krain, Tirol, Vorderösterreich, Württemberg), der im Wesentlichen den 1512
geschaffenen österreichischen Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an
Ferdinand I. Dieser erwarb gemäß dem Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix
Austria nube (Mögen andere Kriege führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem
Tod des Königs von Ungarn 1526 das Königreich Böhmen mit seinen Nebenländern
sowie einen Teil Ungarns. 1564 wurde dann weiter aufgeteilt in eine
oberösterreichische Ländergruppe (mit Tirol, Vorderösterreich) mit der Residenz
Innsbruck, eine innerösterreichische Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain)
mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen
und dem restlichen Ungarn und der Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das
Elsass an Frankreich und die Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem Aussterben
der jüngeren Tiroler Linie, die in der oberösterreichischen Ländergruppe
nachgefolgt war, kamen deren Güter 1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr
gelangen in den Türkenkriegen 1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen
(Ungarn, Siebenbürgen, Banat, Kleine Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am
Ende des um das Erbe der spanischen Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700)
geführten spanischen Erbfolgekriegs erhielt Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht
auf Spanien, das an Philipp V. von Frankreich fiel, die (Reste der) spanischen
Niederlande, Mailand (mit den Grafschaften Pavia und Angleria und den Markgrafschaften Castro und Malgrate), Mantua,
Mirandola, Neapel und Sardinien, das er 1720 gegen Sizilien, das an Savoyen
gefallen war, tauschte. 1735/1738 wurde Neapel-Sizilien gegen das 1748 zusammen
mit dem 1729 eingezogenen Guastalla wieder verlorene Parma-Piacenza
ausgetauscht sowie das Herzogtum Lothringen, das Franz Stefan, der Gemahl Maria
Theresias, eingebracht hatte, gegen die Toskana, wobei die Niederlande, Ungarn,
Siebenbürgen, die Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in Italien erworbenen
Gebiete (beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena, Finale, Piombino mit
Elba, Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich angehörten. 1713 erhielt
die sog. monarchische Union in der Pragmatischen Sanktion erstmals ein
Grundgesetz, das die unteilbare Einheit (unio indivisibilis et inseparabilis),
die Primogeniturnachfolge und die subsidiäre weibliche Erbfolge festschrieb.
Erster gemeinsamer Landesfürst war Karls VI. Tochter Maria Theresia
(1740-1780), unter der als Auswirkung des Absolutismus das Behördenwesen in der
Form sachlich gegliederter Zentralbehörden reformiert wurde, zugleich aber im
schlesischen Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme Jägerndorf-Teschens an
Preußen verloren ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph II. und Leopold II.,
wurde aus der monarchischen Union, die vor allem als Folge der Aufteilung
Polens 1772 um Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina, 1779 um das
Innviertel und 1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im Sinne des
aufgeklärten Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte
Hoheitsrechte der Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf Zentralbehörden
übergingen. Folgerichtig entstanden ein einheitliches Strafgesetzbuch (1787)
und ein für die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines Bürgerliches
Gesetzbuch (1811). 1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch
durch die Annahme des Titels eines erblichen Kaisers von Ö. einen
einheitlichen, in seinem Umfang aber bis 1867 nicht ganz klaren Namen. Infolge
der Kriege mit Frankreich gingen 1797 die (verbliebenen) österreichischen
Niederlande und die Lombardei verloren, doch wurden von der 1797 durch
Frankreich aufgelösten Republik Venedig Venetien, das istrianische Küstenland
und Dalmatien erworben. Im § 1 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 erhielt Ö. für die Abtretung der Landvogtei Ortenau die Bistümer Trient
und Brixen und die in beiden Bistümern gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster.
Weiteres kam an Toskana und Modena. 1805 musste auf Venetien, das istrianische
Küstenland und Dalmatien bzw. Vorderösterreich und Tirol (zu Bayern) verzichtet
werden, doch konnte das 1803 an Toskana gelangte Erzstift Salzburg mit
Berchtesgaden eingegliedert werden. 1809 mussten Salzburg, Westgalizien, Teile
Österreichs ob der Enns und Kärntens, Krain und das Küstenland mit Triest
abgegeben werden. 1815 wurde dann der Stand von 1797 mit Ausnahme der
Niederlande, Vorderösterreichs und Westgaliziens wiederhergestellt. Zugleich
begann die Mitgliedschaft Österreichs mit seinen ehemaligen Reichsländern im
Deutschen Bund als Präsidialmacht. 1816 wurde von Bayern gegen Marktredwitz
Vils im Außerfern gewonnen. Im Gefolge der Unruhen von 1848 erhielt Ö. am 25.
4. 1848 eine vom Kaiser durch Oktroi in Kraft gesetzte Verfassung, die
abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum Absolutismus (Neoabsolutismus)
wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der österreichischen oktroyierten Verfassung
vom 4. 3. 1849 bestand zu dieser Zeit das Kaisertum Ö. aus folgenden
Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö. unter der Enns, Herzogtum
Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich Illyrien (Herzogtum Kärnten,
Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca [Gradiska], Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem
Gebiet), gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft Mähren, Herzogtum Oberschlesien und
Niederschlesien (Schlesien), (Königreich Galizien und Lodomerien [mit den
Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem Großherzogtum Krakau], Herzogtum
Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Ungarn, Großfürstentum
Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke, lombardisch-venetianisches Königreich
(lombardo-venezianisches Königreich), wobei nach dem 5. 3. 1860 diese strikte
Terminologie zugunsten von Königreichen und Ländern aufgegeben wurde. 1859 ging
infolge der Niederlage gegen Sardinien und Frankreich die Lombardei an
Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde erneut eine wenig eindrucksvolle
Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der Niederlage gegen Preußen und
Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu entstandene Italien. Außerdem
musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und der Begründung des
Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog. Ausgleich Ungarn besondere
Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum Ö. die
österreichisch-ungarische Doppelmonarchie (Transleithanien und Zisleithanien,
seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine Verfassung hatte,
führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der Reichsverfassung von
1861 zu einer konstitutionellen Verfassung. Die weitere Entwicklung wurde von
den Nationalitätenproblemen bestimmt. Die sich aus der fehlenden
Übereinstimmung von Staat und Nation ergebenden Spannungen verschärften sich
durch die Okkupation (1878) und die Annexion (1908) Bosniens und der
Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen Herrschaftsbereich. Sie führten
schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger
Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten Weltkrieg. Nach der
militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch der Umwandlung
Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918) verzichtete der
Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Schon
zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile von Ö. abgelöst
(Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen, Südslawen und
Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen Abgeordneten des
Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen Staat
Deutschösterreich (Deutsch-Österreich), in den die deutschen Siedlungsgebiete
Österreich-Ungarns einbezogen werden sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland,
Südtirol sowie kleinere Teile Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren
gingen und der auf Druck der nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem
Deutschen Reich verzichten und den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920
erhielt die neue Republik Ö. eine Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem
schrittweisen Staatsstreich durch das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine
neue Verfassung (ständischer Bundesstaat) erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918
von den Alliierten verwehrten, von dem in Braunau am Inn in Oberösterreich
geborenen deutschen Reichskanzler Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss
an das Deutsche Reich, dem in einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der
Österreicher zustimmten. Durch das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis
1945 in die sieben Reichsgaue Wien, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg,
Steiermark und Tirol gegliedert. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö.
wiederhergestellt und wurde durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945
am 19. 12. 1945 die Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete
mit dem Abschluss eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten
Siegermächten gegen Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit.
Wirtschaftlich an Deutschland orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der
Neutralität zum 1. 1. 1995 der Europäischen Union bei. S. a. Habsburg,
Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK
1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78
(1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wurzbach, K. v., Biographisches
Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O.,
Geschichte Österreichs (bis 1740), Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1968; Werunsky,
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(Lieferungswerk); Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte.
Geschichte der Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts,
Bd. 1f. 1895, 2. A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen
Staatsverwaltung 1740-1848, bearb. v. Huber, A., 2 Bde Innsbruck 1896ff.,
Neudruck 1968; Historischer Atlas der österreichischen Alpenländer, 1906f.;
Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Osterriche,
Ostarike, Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs,
nicht Enzersdorf?); Luschin v. Ebengreuth, A., Handbuch der österreichischen
Rechtsgeschichte, Bd. 1 Österreichische Reichsgeschichte des Mittelalters, 2.
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Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Dienst, H., Regionalgeschichte
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Doppeladlers. Österreich-Ungarn und der erste Weltkrieg, 1993; Scheibelreiter,
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Österreichs, 2007; Die Geburt Österreichs, hg. v. Schmid, P. u. a., 2007.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Österreich-Ungarn (Doppelmonarchie). 1867 wurde
das Kaiserreich Österreich in die Doppelmonarchie Ö. umgewandelt. Zu Österreich
gehörten (als die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder im Gegensatz
zu den Ländern der ungarischen Stephanskrone) das Königreich Böhmen, das
Königreich Dalmatien, das Königreich Galizien und Lodomerien mit Auschwitz,
Zator und Krakau, das Erzherzogtum Österreich unter der Enns, das Erzherzogtum
Österreich ob der Enns, das Herzogtum Salzburg, das Herzogtum Steiermark, das
Herzogtum Kärnten, das Herzogtum Krain, das Herzogtum Bukowina, die Markgrafschaft Mähren, das Herzogtum Oberschlesien und
Niederschlesien (Schlesien, Österreichisch-Schlesien), die gefürstete
Grafschaft Tirol und Vorarlberg sowie die Markgrafschaft
Istrien samt der gefürsteten Grafschaft Görz und Gradiska (Görz und Gradisca)und
der Stadt Triest. 1878 kamen die zuvor türkischen Provinzen Bosnien und
Herzegowina hinzu. Gemeinsam waren beiden Reichshälften der Monarchie die
auswärtigen Angelegenheiten und das Militärwesen und das Finanzwesen. Ö. endete
am 11. 11. 1918 durch Verzicht des Kaisers auf jeden Anteil an den
Reichsgeschäften und Ausrufung der Republik.
L.: Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Otakare (Geschlecht, Markgrafen,
Herzöge). Das seit der Mitte des 10. Jahrhunderts im Chiemgau als Grafen
bezeugte, im 11. Jahrhundert im Chiemgau und Traungau (Mittelpunkt Styraburg,
Steyr) begüterte, nach dem Leitnamen Otakar als O. bezeichnete bayerische Grafengeschlecht,
das sich mit karolingischen Otakaren nicht sicher verbinden lässt, hatte nach
dem Aussterben der Grafen von Wels-Lambach seit 1050 die Markgrafschaft der karantanischen Mark zu Lehen. 1122
beerbte das Geschlecht die Eppenstein (Eppensteiner) in Kärnten. 1180 wurde die
karantanische Mark zum Herzogtum Steiermark mit Otakar IV. als erstem Herzog
erhoben. Durch Erbvertrag kam sie 1192 an die Babenberger.
L.: Posch, F., Die Entstehung des steirischen Landesfürstentums, MIÖG 59
(1951); Das Werden der Steiermark, hg. v. Pferschy, G., 1980; 800 Jahre
Steiermark und Österreich 1192-1992, hg. v. Pickl, O., 1992; Ebner, H.,
Otakare, LexMA 6 1993, 1555; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Pfalz-Neuburg (Fürstentum, Herzogtum). Neuburg
an der Donau wird 680 erstmals genannt. Es war Herzogssitz der bayerischen
Agilolfinger, von 739/742 bis 801/807 auch Bischofssitz. Bei der Absetzung der
Agilolfinger (788) wurde es Königsgut. 1247 fiel es an die Herzöge von Bayern,
1392 an die Linie Bayern-Ingolstadt, 1445 an Bayern-Landshut. Als Folge des
Landshuter Erbfolgekriegs wurde 1505/1509 aus Gütern Bayern-Landshuts sowie
Bayern-Münchens das Fürstentum P. mit Residenz in Neuburg und Gütern um Neuburg,
Höchstädt, Sulzbach, Weiden und Burglengenfeld (Lengenfeld) gebildet. 1542/1552
wurde die Reformation eingeführt. 1556 kam es im Zusammenhang mit dem Erlöschen
der alten Linie Kurpfalz, bei dem die Pfalz 1559 an Pfalz-Simmern gelangte, an
Pfalz-Zweibrücken. 1569 entstand durch Teilung von Pfalz-Zweibrücken neben
Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Birkenfeld die jüngere Linie P., von der sich zwei
unselbständige Teilfürstentümer um Hilpoltstein und Sulzbach sowie um Floss,
Vohenstrauß und Parkstein-Weiden abspalteten, die aber schon 1604 bzw. 1597
zurückfielen. 1614 erhielt P. nach Beendigung des jülich-klevischen
Erbfolgestreits infolge der Heirat Philipp Ludwigs († 1614) mit Anna von
Jülich-Kleve Berg und Jülich sowie 1670 Ravenstein und errichtete die Residenz in
Düsseldorf (bis 1716). P. kam an den Sohn Wolfgang Wilhelm, der sein Land
rekatholisierte, Teile davon als Pfalz-Sulzbach an Pfalzgraf August und
Hilpoltstein an Pfalzgraf Johann Friedrich (1644 an P. zurück). 1685 wurde P.
nach dem Aussterben der mittleren pfälzischen Kurlinie (Pfalz-Simmern) neue
Kurlinie der Pfalz. 1742 wurde P., das seit etwa 1700 als Herzogtum bezeichnet
wurde, bei seinem Aussterben von Pfalz-Sulzbach beerbt. 1803 erhielt P.
innerhalb Bayerns eine eigene Provinzialregierung und wurde seit 1805 Provinz
Neuburg genannt. 1808 kam es zum neugeschaffenen Altmühlkreis. Das insgesamt
zum bayerischen Reichskreis zählende Fürstentum P. war in vier Teile getrennt:
der größte Teil lag nördlich Regensburgs zwischen dem Herzogtum Bayern, dem
Hochstift Regensburg und der Oberpfalz, der zweite Teil erstreckte sich zu
beiden Seiten der Donau bei der Stadt Neuburg, der dritte Teil befand sich auf
dem linken Donauufer zwischen der Markgrafschaft
Burgau, dem Fürstentum Oettingen und dem Ulmer Gebiet, und der vierte Teil lag
zwischen der Oberpfalz und dem Fürstentum Ansbach. Das Fürstentum enthielt die
Pflegämter Neuburg, Monheim, Lauingen, Gundelfingen, Heideck, Hilpoltstein,
Allersberg, Hemau, Beratzhausen, Laaber und Lupburg (Luppurg), Regenstauf, Kallmünz
die Landrichterämter Graisbach und Burglengenfeld, die Landvogteiämter
Höchstädt und Neuburg (letzteres mit den Pflegämtern Rennertshofen
[Rennerzhofen], Reichertshofen, Velburg und Schwandorf) und das Pfleggericht
Burgheim.
L.: Wolff 140f.; Zeumer 553 II b 5; Wallner 712 BayRK 4; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 44;
Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck
1970; Schröder, A., Die Herrschaftsgebiete im heutigen Regierungsbezirk
Schwaben und Neuburg nach dem Stand von Mitte 1801, Z. hist. Ver. Schwaben und
Neuburg 32 (1906); Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten, hg. v. Heider,
J., 1955; Scherl, A., Die pfalzneuburgische Landesaufnahme unter Philipp Ludwig.
Zum 350. Todestag des Kartographen Christoph Vogel, Archivalische Zs. 56
(1960); Heider, F., Landvogteiamt und Landgericht Neuburg a. d. Donau. Seine
Hofmarken, gefreiten Sitze und Dorfgerichte, mit bes. Berücksichtigung von
Strass, Burgheim und Oggermühle, Neuburger Kollektaneenblatt 113 (1960); Press,
V., Fürstentum und Fürstenhaus Pfalz-Neuburg, (in) Gustl Lang, Leben für die
Heimat, hg. v. Ackermann, K. u. a., 1989; Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen
Reichskreises, 3.A. 1995; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit,
hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 859.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Pförten (Herrschaft). Die Herrschaft P.
mit der Stadt P. (poln. Brody) östlich von Cottbus gehörte als
Standesherrschaft zur Markgrafschaft
Niederlausitz. S. Brandenburg.
L.: Wolff 471. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Piemont (Fürstentum). Das Gebiet der
westlichen Poebene und der Westalpen kam unter Kaiser Augustus zum römischen
Reich (Transpadana, Liguria). Nach der Herrschaft der Ostgoten, Byzantiner,
Langobarden und Franken (ab 773/774) fiel es, im 10. Jahrhundert in die Marken
von Ivrea, Turin und Ligurien gegliedert, um 1046 durch Heirat mit der
Erbtochter der Markgrafschaft Turin an die
Grafen (ab 1416 Herzöge) von Savoyen, unter denen es ein Fürstentum bildete.
Der Name P. (mlat. Pedemontium, Bergfuß) ist für einen Teil (Gebiet zwischen
Alpen, Po und Sangone) des heutigen P. (Savoyen-Achaia, Montferrat, Saluzzo,
Canavese, Alba, Asti, Acqui, Mortara, Novara, Vercelli) seit 1240 belegt. Zur
Herrschaft der Grafen von Savoyen, neben denen vor allem die Markgrafen von
Saluzzo, die Markgrafen von Montferrat und Mailand (Visconti) begütert waren,
gehörten die Alpenpässe, das Waadtland (Moudon 1207, Nyon 1293), Cuneo (1382),
die Grafschaft Nizza (1388), die Grafschaft Genf (1401) und seit 1418 das
übrige P. sowie bald darauf Vercelli. 1526 ging Genf, 1536 das Waadtland
verloren. Außerdem wurde das Herzogtum bis 1559 von Frankreich besetzt. 1587
konnte die Markgrafschaft Saluzzo, 1630/1631 ein
Teil des Herzogtums Montferrat gewonnen werden. 1713/1714 erlangte Savoyen
Sizilien, das es 1717/1719/1720 gegen Sardinien an Österreich geben musste.
Seitdem hieß P. Königreich Sardinien. Von 1797/1801 bis 1814 gehörte P. zu
Frankreich. 1815 wurde das Königreich Sardinien mit P. wiederhergestellt. In
der Folge wurde es zum Kristallisationskern des 1861 entstandenen neuen
Königreiches Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78/79 a (1450) F4/5, III 12 (16./17. Jh.)
B2/3; Gribaudi, D., Piemonte e Val d’Aosta, 1960; Storia del Piemonte, hg. v.
Gribaudi, D. u. a., Bd. 1ff. 1960; Zürcher, R., Piemont und das Aosta-Tal,
1976; Beltrutti, G., Storia del Piemonte, 1976; Tabacco, G., Piemonte
medievale, 1985 (Aufsatzsammlung); Nada Patrone, A., Il medioevo in Piemonte,
1986; Il Piemonte e la sua storia, hg. v. Bordone, R. u. a., 1991 (Katalog);
Provero, L., Dai marchesi del Vasto ai primi marchesi di Saluzzo, 1992; Sergi,
G., Piemont, LexMA 6 1993, 2134.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Pont-á-Mousson (Markgrafschaft)
s. Bar (Herzogtum)
L.: Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Preußen (Herzogtum, Königreich, Land).
Im 10. Jahrhundert erscheinen erstmals die baltischen Pruzzen (um 965 Brus)
bzw. Prußen, die um 1200 zwischen Litauen, Culmer Land (Kulmerland), Weichsel
und Nogat die Gaue Pomesanien, Pogesanien, Warmien (Ermland), Natangen,
Samland, Barten, Nadrauen, Schalauen und Sudauen bewohnten. Um 1225 wandte sich
Herzog Konrad I. von Masowien (Polen) an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die
Pruzzen bzw. Prußen und übertrug ihm dafür das Culmer Land (Kulmerland). Kaiser
Friedrich II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulmerland) und alle noch zu
erobernden pruzzischen bzw. prußischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des
Landes abgeschlossen, das den Namen der Pruzzen bzw. Prußen auch unter der
Herrschaft des Deutschen Ordens behielt. 1309 erweiterte der Deutsche Orden
sein Herrschaftsgebiet um Pommerellen. Bald wurde das gesamte Land als P. bezeichnet,
ohne dass es auf Dauer eine rechtliche Einheit darstellte. Nach der Schlacht
von Tannenberg (1410) gingen 1411 geringe Gebiete verloren. 1466 musste der
Deutsche Orden Pommerellen, das Culmer Land (Kulmerland), das Ermland, das
Ländchen Michelau und die Gebiete von Marienburg, Elbing, Christburg und Stuhm
an Polen abtreten (Preußen königlichen Anteils, Königspreußen). Für das
verbliebene Gebiet wurde der Hochmeister polnischer Fürst und leistete dem
König von Polen einen persönlichen Eid. 1525 vereinbarte der Hochmeister des
Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg-Ansbach mit seinem Onkel König
Sigismund von Polen in einem von Kaiser Karl V. am 14. 11. 1530 wegen
mangelnder Berücksichtigung der Rechte des Reiches für nichtig erklärten
Vertrag die Umwandlung des nach 1466 verbliebenen Deutschen Ordenslandes in das
erbliche, unter (loser) Lehnshoheit Polens stehende Herzogtum P. (Herzog in
Preußen, herzogliches, zur Reformation übertretendes P. mit Königsberg im
Gegensatz zum königlich-polnischen, katholisch bleibenden Westteil [Pommerellen
mit <Danzig,> Elbing und Thorn, späteres Westpreußen]), für das er 1544
die Universität Königsberg gründete. Weiter führte er die Reformation durch und
unterstellte die Bischöfe von Pomesanien und Samland seiner Herrschaft. Das
Herzogtum wurde nach Heirat der Erbtochter (1594) 1618/1619 mit Brandenburg in
Personalunion vereinigt und 1657/1660 vertraglich von der Lehnshoheit Polens
befreit. Damit war es voll souveränes Land der Kurfürsten von Brandenburg, die
1694 den Kreis Schwiebus an Glogau abgaben. Am 18. 1. 1701 krönte sich Kurfürst
Friedrich III. (I.) von Brandenburg (1688-1713), der 1694 die Universität Halle
gegründet hatte, mit Zustimmung des Kaisers, den er im spanischen Erbfolgekrieg
unterstützt hatte, in Königsberg zum König in P., womit politisch die
Rangerhöhung des Kurfürsten von Sachsen durch die Krönung zum König von Polen
und die Anwartschaft des Kurfürsten von Hannover auf die Königskrone in England
ausgeglichen werden sollten. Mit der auf die anderen brandenburgischen Länder
übertragenen Königswürde ging zugleich der Name des Herzogtums P. auf den
brandenburg-preußischen Gesamtstaat über, von dem das Land P. nicht zum
Heiligen Römischen Reich gehörte. Rund 20000 seit dem Edikt von Potsdam (1685)
allmählich einströmende französische Hugenotten brachten zahlreiche bis dahin
unbekannte Kenntnisse und Fertigkeiten in das Land. 1702 erbte Friedrich III.
(I.) nach dem Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von
England) die Grafschaft Lingen und das Fürstentum Moers, 1707 das Fürstentum
Neuenburg (Neuchâtel) mit der Grafschaft Valangin. 1707/1729 kaufte er die
Grafschaft Tecklenburg sowie die Erbpropstei über Nordhausen und Quedlinburg.
Sein sparsamer und als Amtmann Gottes pflichtbewusster Sohn Friedrich Wilhelm
I. erhielt 1713 am Ende des spanischen Erbfolgekriegs als Ersatz für Oranien
einen Teil des Herzogtums Geldern (Obergeldern) und erwarb 1720 gegen 2
Millionen Taler von Schweden Vorpommern bis zur Peene mit Stettin, Usedom und
Wollin. Im Inneren baute er als Soldatenkönig eine straffe Finanzverwaltung und
Heeresverwaltung (mit Generaloberfinanz-, -kriegs- und -domänendirektorium)
auf, wobei er Sparsamkeit, Pünktlichkeit, Uneigennützigkeit, Gehorsam, Ordnung
und Pflichtentreue zu den obersten Geboten des preußischen Beamtentums erhob.
Mit der relativ größten und absolut besten Armee Europas und in krassem
Gegensatz zu seinen eigenen politisch-theoretischen Forderungen brach sein Sohn
Friedrich der Große, der sich erstmals König von P. nannte, nach dem Tod Kaiser
Karls VI. 1740 unter Berufung auf zweifelhafte Erbansprüche in das zu
Österreich gehörende Schlesien ein, das er in den drei schlesischen Kriegen
(1740/1742, 1744/1745, 1756/1763) größtenteils eroberte. 1744 fiel auf Grund
einer Anwartschaft von 1694 erbweise Ostfriesland an. 1772 erlangte Friedrich
der Große bei der Teilung Polens Westpreußen, das Ermland und den
Netzedistrikt, so dass P. einschließlich des jetzt als Ostpreußen bezeichneten,
mit dem Stammland Brandenburg durch eine Landverbindung angeschlossenen
ursprünglichen Deutschordenslandes im Jahre 1786 195000 Quadratkilometer maß,
in denen rund 5,5 Millionen Menschen lebten. Für diesen Staat, als dessen
erster Diener sich der König sah, verwirklichte er die schon 1713 in Angriff
genommene Rechtsvereinheitlichung auf der Grundlage aufgeklärter,
naturrechtlich beeinflusster Vorstellungen, die in der Inkraftsetzung des
Allgemeinen Landrechts von 1794 ihren Höhepunkt fand. 1791 erwarb P. durch Kauf
die hohenzollerischen Markgrafschaften Ansbach
(Brandenburg-Ansbach) und Bayreuth (Brandenburg-Bayreuth bzw.
Brandenburg-Kulmbach). 1795 überließ es dem durch die Revolution von 1789
aufgerüttelten Frankreich seine gesamten linksrheinischen Gebiete, erlangte
aber in der zweiten und dritten Teilung Polens (1793, 1795) Danzig, Thorn und
Südpreußen (Posen, Warschau, Kalisch) sowie Neuostpreußen. Als Ausgleich für
die linksrheinischen Verluste an Frankreich (Kleve, Moers, Geldern, Zevenaar
[Sevenaer], Huissen, Malburgen [Malburg], 2391 Quadratkilometer bzw. 48
Quadratmeilen mit 127070 bzw. 137000 Einwohnern) erhielt es am 25. 2. 1803
durch § 3 des Reichsdeputationshauptschlusses die Hochstifte Hildesheim,
Paderborn und Münster (teilweise, Stadt Münster und Gebiete rechts einer Linie
von Olfen [Olphen], Seppenrade [Seperad], Kakesbeck [Kakelsbeck], Hiddingsel
[Heddingschel], Giesking [Ghisschinck], Nottuln [Notteln], Hülfshoff
[Huschhofen], Hohenholte [Nannhold], Nienberge [Nienburg], Uhlenbrock
[Uttenbrock], Gimbte [Grimmel], Schöneflieth [Schönfeld], Greven sowie von dort
an der Ems bis zum Einfluss der Hopstener Aa [Hoopsteraa]), aus dem Erzstift
Mainz das Eichsfeld, Erfurt und Treffurt, die Reichsabteien Herford, Essen,
Quedlinburg, Elten, Werden, Cappenberg sowie die Reichsstädte Mühlhausen, Nordhausen
und Goslar mit 9543 Quadratkilometern (235 Quadratmeilen) und mehr als einer
halben Million (600000) Einwohnern. 1805/1806 gelang gegen Abtretung Ansbachs
(an Bayern) und Kleves und mit der Annexion Hannovers kurzzeitig die
geographische Vereinigung der preußischen Länder. Nach dem Ende des Heiligen
Römischen Reiches kam es zur Auseinandersetzung mit Frankreich, die mit der
Niederlage von Jena und Auerstedt am 14. 10. 1806 endete. Danach verlor P. im
Frieden von Tilsit 1807 alle linkselbischen Länder sowie den größten Teil des
Gewinns aus den Teilungen Polens und damit mehr als die Hälfte seines Gebiets.
In dieser wegen der Kontributionen und der Kontinentalsperre auch
wirtschaftlich äußerst schwierigen Lage wurden unter Stein und Hardenberg aufgeklärt-liberale
innenpolitische Reformmaßnahmen durchgeführt (Bauernbefreiung 1807/1811,
Städteordnung 1808, Gründung der Universität Berlin 1810, Gewerbefreiheit
1810/1811, Judenemanzipation 1812). Die Niederlage Frankreichs in Russland 1812
und die Siege bei Leipzig (1813) und Waterloo (1815) bildeten dann die
Grundlage dafür, dass P. auf dem Wiener Kongress 1815 trotz gewisser Verluste
in Polen seine frühere Stellung zurückgewinnen (u. a. Herzogtum Magdeburg,
Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Norhausen,
Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt) und sein Gebiet sogar auf 278000
Quadratkilometer mit 10,4 Millionen Einwohnern vergrößern konnte
(Saargebiet/Saardepartement [mit Verpflichtung zur Entschädigung
Hessen-Homburgs - erfolgt durch Meisenheim, 1866 zurückgefallen -, Oldenburgs -
erfolgt durch Birkenfeld, 1937 zurückgefallen -, Sachsen-Coburg-Saalfelds -
erfolgt durch Lichtenberg, zurückerworben am 31. 5. 1834/15. 8. 1834 -,
Mecklenburg-Strelitzs - erfolgt durch Geldentschädigung - und Pappenheims -
unter Täuschung nie erfolgt -], Jülich-Kleve-Berg [von Bayern, dafür Ansbach
und Bayreuth an Bayern], Niederrhein [Rheinland], Westfalen, Sachsen [Kurkreis
mit Wittenberg, Torgau, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg bzw.
Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Walternienburg,
Gommern, Querfurt], Posen). Mit allen Provinzen außer Posen, Ostpreußen und
Westpreußen trat P. dann dem Deutschen Bund bei. Hier verhielt sich P. zunächst
konservativ. Statt der vom König 1810, 1815 und 1820 versprochenen Verfassung
kam es 1823 nur zu der befohlenen Errichtung von Provinzialständen und
Provinziallandtagen, die vom grundbesitzenden Adel beherrscht wurden. Innerhalb
Preußens wurden 1824 personal und von 1829 bis 1878 real Ostpreußen und
Westpreußen zur Provinz P. vereinigt. Am 31. 5. 1834 wurde Lichtenberg bei
Birkenfeld von Sachsen-Coburg gekauft, 1849 kamen die Fürstentümer Hohenzollern
(1850 Regierungsbezirk Sigmaringen der Rheinprovinz) hinzu, doch wurde 1857
endgültig auf Neuenburg und Valangin verzichtet. 1848 wurden nach schweren
Straßenkämpfen zunächst einige liberale Maßnahmen ergriffen (Aufhebung der
Pressezensur, Berufung eines liberalen Ministeriums), nach dem Sieg der
Gegenbewegung aber die gewählte Nationalversammlung aufgelöst und eine
Verfassung erlassen (oktroyiert), nach welcher der fortan verfassungsmäßig
beschränkte König seine exekutiven Rechte unter Mitwirkung verantwortlicher
Minister ausübte und die gesetzgebende Gewalt gemeinschaftlich mit dem Landtag
hatte, wobei das Herrenhaus (1854) sich aus erblichen oder vom König ernannten
Mitgliedern zusammensetzte und die Mitglieder des Abgeordnetenhauses nach dem
Dreiklassenwahlrecht, das die vermögenden Bevölkerungsgruppen bevorzugte,
gewählt wurden. 1862 wurde Fürst Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten
berufen. Im Verfassungskonflikt über die Finanzierung des Heeres regierte er
gegen und ohne das Parlament. 1866 kam es bei der Verwaltung des 1864 von
Dänemark gewonnenen Landes Schleswig-Holstein zur Konfrontation mit Österreich,
die zur Exekution des Deutschen Bundes gegen P. führte. Die militärische
Niederlage des Deutschen Bundes hatte dessen Auflösung zur Folge. P.
annektierte Hannover, Schleswig-Holstein, Nassau, Hessen-Kassel und Frankfurt
und gewann damit erstmals eine Verbindung zwischen seinen älteren östlichen und
seinen seit 1614 im Nordwesten neu erlangten Gebieten. Mit den übrigen
norddeutschen Ländern bildete es 1867 den Norddeutschen Bund. Nach dem Sieg
über Frankreich im deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 kam es am 18. 1.
1871 in Versailles zur Proklamation des preußischen Königs als Kaiser des
neugegründeten Deutschen Reiches, in dem P. zwar nur einer von 25 Bundesstaaten
war, aber etwa zwei Drittel des Reichsgebiets (mit den Industriegebieten
Ruhrgebiet, Oberschlesien, Saargebiet) mit etwa drei Fünfteln der Einwohner des
Reiches ausmachte und damit eindeutig eine Vormachtstellung besaß. 1878 stieg
die Zahl seiner Provinzen durch die Aufteilung Preußens in Ostpreußen und
Westpreußen auf zwölf. Nach der Novemberrevolution 1918 dankte Kaiser Wilhelm
II. am 9. 11. 1918 als deutscher Kaiser ab und floh nach Holland. P. blieb
erhalten, musste aber im Friedensvertrag Gebiete abtreten. Die Macht in P.
übernahmen die Sozialdemokratische Partei und die Unabhängige
Sozialdemokratische Partei. Am 30. 11. 1920 erhielt P. eine Verfassung, durch
die es demokratisch-parlamentarischer Freistaat wurde. Am 1. 4. 1929 schloss
sich Waldeck an P. an. 1932 errang die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei den Wahlsieg. Die preußische Regierung wurde durch die
Notverordnung Franz von Papens vom 20. 7. 1932 ihres Amtes enthoben und durch
den Reichskanzler als Reichskommissar für P. ersetzt. 1933 wurde Hermann Göring
zum neuen preußischen Ministerpräsidenten ernannt. P. wurde als Staat durch das
Gesetz über den Neuaufbau des Reiches vom 30. 1. 1934 aufgelöst. Seit 1934
wurden nahezu alle preußischen Ministerien mit den entsprechenden
Reichsministerien zusammengelegt. Am 1. 4. 1937 kam es zu einem Gebietsaustausch
mit Hamburg und Oldenburg (Birkenfeld) und zur Eingliederung Lübecks. 1939
umfasste P. 293938 Quadratkilometer mit 41,47 Millionen Einwohnern. 1945 wurde
P. auf die vier Besatzungszonen verteilt. Das Gesetz Nr. 46 des Alliierten
Kontrollrats vom 25. 2. 1947 löste P. als Staat formell auf. Seine Gebiete
verteilen sich auf Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt,
Thüringen, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz,
Baden-Württemberg, Polen und die Sowjetunion. S. Ostpreußen, Südpreußen,
Westpreußen, Polen, Pommerellen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 3; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 507; Die Territorien des
Reichs 2, 206; Corpus constitutionum Marchicarum ., hg. v. Mylius, C. O., Bd.
1ff. 1737ff.; Novum corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium ., hg. v.
d. preuß. Ak. d. Wiss. Bd. 1ff. 1753ff.; Vollständige Topographie des
Königreichs Preußen, hg. v. Goldbeck, J., 1785ff., Neudruck 1966ff.; Droysen,
J., Geschichte der preußischen Politik (bis 1756), Bd. 1ff. 2. A. 1868ff.;
Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums von den Anfängen bis auf
die Gegenwart, Bd. 1ff. 1874ff.; Gesetz-Sammlung für die königlich Preußischen
Staaten; Ranke, L. v., Zwölf Bücher preußischer Geschichte (bis 1745), Bd. 1ff.
2. A. 1879; Schade, T., Atlas zur Geschichte des preußischen Staates, 2. A.
1881; Berner, E., Geschichte des preußischen Staates, 1891; Acta Borussica,
Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert, hg. v. d. preuß.
Ak. d. Wiss., Bd. 1ff. 1892ff.; Hupp, O., Die Wappen und Siegel der deutschen
Städte, Flecken und Dörfer, Bd. 1 Königreich Preußen, 1896, 3. unv. A. 1989;
Berner, E., Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hauses Hohenzollern, Bd.
1ff. 1901ff.; Bornhak, K., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903;
Roedder, H., Zur Geschichte des Vermessungswesens Preußens, insbesondere
Altpreußens aus den ältesten Zeiten bis in das 19. Jahrhundert, 1908;
Preußisches Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1909ff.; Atlas der Verwaltungsorganisation
des preußischen Staates und des Deutschen Reiches, 1911; Hintze, O., Die
Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Schmoller, G., Preußische
Verfassungs-, Verwaltungs- und Finanzgeschichte, 1921; Schmidt, E.,
Rechtsentwicklung in Preußen, 2. A. 1929, Neudruck 1961; Braubach, M., Der
Aufstieg Brandenburg-Preußens 1640-1815, 1933; Wermke, E., Bibliographie der
Geschichte von Ost- und Westpreußen, 1933; Penck, A., Die Kartographie Preußens
unter Friedrich dem Großen, SB. Akad. Berlin 1933; Schulze, B., Der Urheber der
Schmettauischen Karte von Preußen, Mitt. d. Reichamts für Landesaufnahme
1933/1934; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen Kartographie
Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der friderizianischen Zeit, 1935; Atlas
der west- und ostpreußischen Landesgeschichte, hg. v. Keyser, E., 1937;
Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Müller,
G./Jurevicz, J./Warren, H., Ostlandatlas, 1942; Keyser, E., Preußenland, (in)
Staats- und Verwaltungsgrenzen in Ostmitteleuropa, 1955; Maschke, E., Preußen.
Das Werden eines deutschen Stammesnamens, Ostdt. Wiss. 1955; Schulze, B., F.
Graf v. Schmettau und seine Kartenwerke, Jb.f. Gesch. Mittel- und
Ostdeutschlands 5 (1956); Schroeder-Hohenwarth, J., Die preußische
Landesaufnahme 1816-1875, 1958, Nachrichten aus dem Karten- und
Vermessungswesen R. I. H. 5; Peterson, J., Fürstenmacht und Ständetum in
Preußen während der Regierung Herzog Georg Friedrichs 1578-1603, 1963; Atlas
östliches Mitteleuropa, hg. v. Meynen, E./Kraus, T./Mortensen, H./Schlenger,
H., 1963ff.; Schultze, J., Forschungen zur brandenburgischen und preußischen
Geschichte, 1964; Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen
Landeshauptarchivs Potsdam, 1964, 1967; Schoeps, H., Preußen. Geschichte eines
Staates, 1966; Schierling, C., Der westpreußische Ständestaat 1570-1586, 1966;
Historisch-geographischer Atlas des Preußenlandes, hg. v. Mortensen, H. u. a.,
Bd. 1ff. 1968ff.; Krauss, G., 150 Jahre Preußische Messtischblätter, Z.f.
Vermessungswesen 94 (1969); Ibbeken, R., Preußen 1807-1813, 1970; Schoeps, H.,
Preußen und Deutschland, Wandlungen seit 1763, 2. A. 1970; Knake, G., Preußen
und Schaumburg-Lippe 1866-1933, 1970; Wenskus, R., Das Deutschordensland
Preußen als Territorialstaat des 14. Jahrhunderts, Bd. 1 1970; Verdenhalven,
F., Namensänderungen ehemals preußischer Gemeinden von 1850-1942, 1971;
Bibliographie zur Geschichte von Ost- und Westpreußen 1939-70, bearb. v.
Wermke, E., 2. A. 1974; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution.
Allgemeines Landrecht, Verwaltung und soziale Bewegung 1791-1848, 2. A. 1975;
Vogler, G./Vetter, K., Preußen. Von den Anfängen bis zur Reichsgründung, 4. A.
1975, Neudruck 1987; Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945,
hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Preußen. Versuch einer Bilanz. Ausstellungsführer,
hg. v. Korff, G., 1981; Heinrich, G., Geschichte Preußens, Staat und Dynastie,
1981; Mirow, J., Das alte Preußen im deutschen Geschichtsbild seit der
Reichsgründung, 1981; Hubatsch, W., Grundlinien preußischer Geschichte.
Königtum und Staatsgestaltung 1701-1871, 1983; Matzerath, H., Urbanisierung in
Preußen 1815-1914, 1985; Koch, H., Geschichte Preußens (A history of Prussia),
1986; Labrenz, H., Das Bild Preußens in der polnischen Geschichtsschreibung,
1986; Wenskus, R., Ausgewählte Aufsätze zum frühen und preußischen Mittelalter,
1986; Unruh, G. v., Die verfassungsrechtliche Stellung Preußens im
Norddeutschen Bund und im Deutschen Reich nach den Verfassungen von 1867/1871 und
1919, (in) Preußen, Europa und das Reich, 1987; Mehring, F., Zur Geschichte
Preußens, 1987; Preußen-Ploetz, hg. v. Schlenke, M., 1987; Zur Bildungs- und
Schulgeschichte Preußens, hg. v. Arnold, U., 1988; Das nachfriderizianische
Preußen 1786-1806, hg. v. Hattenhauer, H./Landwehr, G., 1988; Rankl, M.,
Bibliographie zur Literatur Ost- und Westpreußens mit Danzig 1945-1988, Bd. 1f.
1990; Westfalen und Preußen, hg. v. Teppe, K. u. a., 1991; Dollinger, H.,
Preußen. Eine Kulturgeschichte in Bildern und Dokumenten, 1991; Handbuch der
preußischen Geschichte, hg. v. Büsch, O., Bd. 1ff. 1992ff.; Die Anfänge der
ständischen Vertretungen in Preußen und seinen Nachbarländern, hg. v.
Boockmann, H., 1992; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas.
Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Boockmann, H., Preußen, LexMA 7 1994, 194;
Hannovers Übergang vom Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck,
R., 1995; Salmonowicz, S., Preußen, 1995; Bömelburg, H., Zwischen polnischer
Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat, 1995; Handbuch der
Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., Bd. 3 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten
von Neuenburg-Neuchâtel (1707-1848), 1998; Schubert, W., Preußen im Vormärz,
1999; Preußens Herrscher, hg. v. Kroll, F., 2000; Preußen, hg. v. Schoeps, J.,
2000; Straub, E., Eine kleine Geschichte Preußens, 2001; Vondenhoff, C.,
Hegemonie und Gleichgewicht im Bundesstaat, 2001; Preußens Weg in die
politische Moderne, hg. v. Holtz, B. u. a., 2001; Neugebauer, W., Geschichte
Preußens, 2002; Päsler, R., Deutschsprachige Sachliteratur im Preußenland bis
1500, 2003; Walter, D., Preußische Heeresreformen, 2003; Kittstein, L., Politik
im Zeitalter der Revolution, 2003; Neugebauer, W., Geschichte Preußens 2004;
Dorna, M., Bracia zakonu krzyzackiego w Prusach w latach 1228-1309 (Die Brüder
des Deutschen Ordens in Preußen 1228-1309), 2004; Kulturgeschichte Preußens
königlich polnischen Anteils, hg. v. Beckmann, S. u. a., 2005; Haas, S., Die
Kultur der Verwaltung, 2005; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim
etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Jarzebowski,
M., Die Residenzen der preußischen Bischöfe bis 1525, 2007; .Bödecker, E.,
Preußen, 2010; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und
20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff., 75ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Prignitz (Landschaft). Die Landschaft
zwischen Elbe, Elde, Havel und Dosse wurde im 7. Jahrhundert von slawischen
Liutizen besiedelt. 928/929 wurde das Gebiet dem Deutschen Reich eingegliedert
und von dem 948 gegründeten Bistum Havelberg aus christianisiert, ging aber 983
wieder verloren. 1147 wurde es erneut unterworfen. Die Herrschaft fiel an die
askanischen Grafen der Nordmark, den Bischof von Havelberg und einzelne
Adelsfamilien (Gans von Putlitz, Plotho bzw. Plothe, Quitzow), kam aber bis
etwa 1300 fast ganz an die Markgrafen von Brandenburg. Nach dem Aussterben der
Askanier kämpften Mecklenburg und Wittelsbach um das 1349 erstmals nach den
slawischen Brizani P. (Prygnitz) genannte Gebiet, das aber bei der Markgrafschaft Brandenburg verblieb. Der dadurch erstarkende
Adel wurde im 15. Jahrhundert (1411ff.) durch die Hohenzollern wieder
zurückgedrängt. Von 1952 bis 1990 wurde das Gebiet auf die Bezirke Schwerin und
Potsdam der Deutschen Demokratischen Republik aufgeteilt. S. Brandenburg.
L.: Wolff 386; Luck, W., Die Prignitz, ihre Besitzverhältnisse vom 12.-15.
Jahrhundert, 1917; Schultze, J., Die Prignitz, 1956; Historisches Ortslexikon
für Brandenburg, Bd. 1 Die Prignitz, bearb. v. Enders, L., 1962;
Prignitz-Kataster 1686-1687, hg. v. Vogel, W., 1986; Die Ortsnamen der
Prignitz, 1989; Escher, F., Prignitz, LexMA 7 1994, 209; Enders, L., Die
Prignitz, Jb.f. Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte 60 (1995), 10;
Enders, L., Die Prignitz, 2000.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Provence (Grafschaft, Landschaft). Das
ursprünglich von Kelten und Ligurern bewohnte Gebiet zwischen Mittelmeer,
Rhone, Var und Alpen wurde 121 v. Chr. zur römischen Provinz Gallia
transalpina, Gallia Narbonensis, die als älteste römische Provinz in Gallien bald
nur noch provincia hieß. 470/477 kam sie an die Westgoten (bis 507), 509 an die
Ostgoten und 536/537 an die Franken. 843 gelangte sie zum Mittelreich Kaiser
Lothars I. Von 855 bis 863 fiel sie an Lothars I. Sohn Karl, 879 an Boso von
Vienne (Königreich Niederburgund, bis 933 mit Hauptstadt Arles), 934 an
Hochburgund und damit 1032 an das Deutsche Reich, dem sie trotz etwa der noch
1365 in Arles erfolgten Krönung Karls IV. immer nur lose angehörte, auf das sie
aber zeitweise einen nicht unbeträchtlichen kulturellen Einfluss ausübte.
Tatsächliche Herren waren die Grafen von Arles (nach 974 Markgrafen), deren
Grafschaft P. 1112 dreigeteilt wurde und in dem südlich der Durance gelegenen
Teil an die Grafen von Barcelona, eine Seitenlinie des Hauses Barcelona-Aragón
kam. 1246 fiel die Grafschaft durch Heirat an Karl von Anjou, 1382 an das
jüngere Haus Anjou und 1481 an Frankreich, das die P. ab 1660 wie eine
französische Provinz verwaltete und nach 1789 in Departements auflöste.
Lediglich östliche Randgebiete um Nizza (u. a. Monaco) unterfielen anderen
Herren und verblieben so beim Heiligen Römischen Reich. Die 1053/1112
verselbständigte, nördlich der Durance gelegene Grafschaft Forcalquier kam 1209
zur Grafschaft P. zurück. Die Markgrafschaft P.
um Avignon gelangte von den Grafen von Toulouse im Zuge der Ketzerkreuzzüge
allmählich an den Papst (1274). Hiervon verselbständigte sich im Norden das
Fürstentum Orange/Oranien und kam über Nassau-Oranien durch Annexion 1713 an
Frankreich. Der verbleibende, allmählich schrumpfende Rest des päpstlichen
Kirchenstaates (Comtat Venaissin) fiel 1791 an Frankreich.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F5; Poupardin, R., Le
royaume de Provence sous les Carolingiens, 1901; Fornery, J., Histoire du Comté
venaissin et de la ville d’Avignon, Bd. 1ff. 1909; Bourilly, V./Busquet, R., La
Provence au moyen âge 1112-1481, 1924; Tournadre, G. de, Histoire du comté de
Forcalquier, 1930; Buchner, R., Die Provence in merowingischer Zeit, 1933;
Busquet, R., Histoire de la Provence, 4. A. 1966, 6. A. 1976; Histoire de la
Provence, hg. v. Baratier, E., 1969; Baratier, E. u. a., Atlas historique:
Provence, Comtat Venaissin, principauté de Monaco, principauté d’Orange, comté
de Nice, 1969; Baratier, E., Documents de l’histoire de la Provence, 1971;
Forbin, M. de, L’Union de la Provence à la France, Mem. Acad. Vaucluse 1981,
19ff.; La Provence des origines à l’an mille, hg. v. Février, P., 1989;
Schottky, M./Coulet, N., Provence, LexMA 7 1994, 275; Keck, C., Die Provence in
der späteren Stauferzeit, 1996; Kiesewetter, A., Die Anfänge der Regierung
König Karls II., 1999; Aurell, M. u. a., La Provence au Moyen Âge, 2005.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Riesenburg (Herrschaft). Die Herrschaft R. mit Kloster Ossegg in Böhmen gehörte im 15. Jahrhundert zeitweilig zur Markgrafschaft Meißen. S. Tschechoslowakei. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rötteln (Herrschaft, Residenz des
Markgrafen von Hachberg bzw. Baden). Nach der im frühen 11. Jahrhundert bei der
751 erstmals erwähnten Siedlung R. (Raudinleim, roter Lehm) errichteten Burg R.
bei Lörrach wurde eine Herrschaft nördlich von Basel benannt. Nach 1306 fiel
sie über die Erbtochter an die Markgrafen von Hachberg (Hachberg-Sausenberg).
1503 kam sie durch Erbvertrag von 1490 an die Markgrafschaft
Baden. Über Baden zählte sie zum schwäbischen Reichskreis. 1951/1952 gelangte
R. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 166; Wallner 685 SchwäbRK 5; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) B4; Herbster, K., Die Burg Rötteln und das Dorf Lörrach, 1958;
Heimgartner, H., Die Burg Rötteln, 1964; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 498.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,]
Königreich, Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren
Elbe um 150 n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam
mit den Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl
dem Großen (772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert,
Messer) in Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9.
Jahrhundert die zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf † 868)
die Stellung eines Stammesherzogs der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger
zum sächsischen Königshaus des Reiches (919, Heinrich I., 936ff. Otto I., Otto
II., Otto III., Heinrich II.) wurden 966 die Billunger (Hermann Billung † 973)
mit der Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum Rhein reichenden sächsischen
Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die nördlichen Teile des
Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums richtete Otto I. die
Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von Sommerschenburg und 1180
bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später häufig den Inhaber
wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S. bestimmt wurde. Nach dem
Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht an die askanischen bzw.
welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von Süpplingenburg, dessen Macht
auf dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und Ottos von Northeim († 1083)
beruhte, 1137 aber an die Askanier und 1142 an Lothars Schwiegersohn Heinrich
den Stolzen aus dem Hause der Welfen, neben denen jedoch vor allem der
Erzbischof von Magdeburg und die Askanier eigene Herrschaftsbereiche ausbauten.
Der Welfe Heinrich der Löwe erweiterte Sachsen um Mecklenburg und das westliche
Pommern. Mit seinem Sturz 1180 endete das alte Herzogtum der Sachsen. An seine
Stelle trat neben dem Herzogtum (Engern und) Westfalen der Erzbischöfe von
Köln, dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235) der Welfen zwischen Elbe und
Weser sowie den Hochstiften Münster und Osnabrück und mehreren Grafschaften
(Oldenburg, Hoya, Diepholz, Schaumburg, Bentheim u. a.) im Westen das um diese
Gebiete verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden Gebieten bestehende neue
Herzogtum S. der Askanier (Bernhard von Anhalt) in Ostsachsen (Ostfalen).
Dieses gründete sich auf das Land Hadeln zwischen Unterweser und Unterelbe, auf
einst billungisches Gebiet an der Unterelbe (Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus
sowie altes askanisches Gut um Wittenberg an der mittleren Elbe. 1260/1296
teilte sich dieses verbleibende Herzogtum S., das 1227 die Grafschaft Ratzeburg
erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg. Das
Herzogtum Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch die Goldene Bulle die
sächsische Kurwürde. Nach dem Aussterben der Herzöge von Sachsen-Wittenberg
fielen Land, Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre Hilfe im Kampf gegen
die Hussiten als Lehen an die in der Markgrafschaft
Meißen seit 1089/1125 herrschenden Markgrafen von Meißen (Haus Wettin), die
1247 schon die Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten. Damit wurde der Name S.
auf die wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz, Thüringen) übertragen
(Obersachsen im Gegensatz zu dem seitdem als Niedersachsen bezeichneten,
ursprünglichen sächsischen Stammesgebiet). 1423 wurde die Herrschaft Stollberg
im Erzgebirge gewonnen, 1427 die Herrschaft Weida in Thüringen. 1443 und 1451
wurden die Herrschaften Hohnstein und Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im
meißnisch-thüringischen Raum die Burggrafschaft Meißen, 1466 von den Grafen von
Reuß die Herrschaft Plauen und damit den Kern des Vogtlandes. Mit dem Kauf von
Finsterwalde 1425, Senftenberg 1448, Beeskow, Storkow 1477 (Wiederkauf) und
Sagan 1472 drang S. nach Osten vor. Von 1440 bis 1445 und von 1482 bis 1485
wurden die zwischenzeitlich entstandenen Teilherrschaften wieder zusammengeführt.
1485 kam es zur Teilung in die ernestinische Linie und die albertinische Linie,
die nicht mehr rückgängig gemacht wurde. Kurfürst Ernst (Ernestiner) erhielt
das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark Meißen und des
Osterlandes und Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma, Borna, Leisnig, Altenburg,
Zwickau, Plauen, Schwarzenberg), den größten Teil Thüringens (Weimar, Gotha,
Eisenach) und die Pflege Coburg, das fränkische Königsberg, die
Schutzherrschaft über das Bistum Naumburg und die Reichsgrafschaft von
Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum Teil Schwarzburg. Herzog Albrecht
(Albertiner) erlangte die Markgrafschaft Meißen
mit den Hauptorten Dresden und Freiberg, die Ämter Leipzig,
Delitzsch-Landsberg, Zörbig, die Pfalzgrafschaft S. nebst Sangerhausen, Ämter
im nördlichen Thüringen, die Schutzherrschaft über das Bistum Merseburg und
über die Reichsgrafen und Herren von Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein,
Beichlingen, Leisnig, Querfurt und Schönburg. Gemeinsam blieben die Herrschaft
in Schlesien und den Lausitzen sowie die Schutzherrschaft über Erfurt,
Nordhausen, Mühlhausen, Görlitz und das Hochstift Meißen. Die ernestinische
Linie stiftete 1502 für das verloren gegangene Leipzig die Universität
Wittenberg, von der die Reformation ihren Ausgang nahm und förderte Luther und
die Reformation. 1547 unterlag Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige Kaiser
Karl V., der daraufhin das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg) der albertinischen
Linie übertrug, die seitdem die Kurwürde führte. Die ernestinische Linie
behielt nur die Ämter Weimar, Jena, Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie
Coburg und erhielt 1554 noch die Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und
Eisenberg. ----- Das 1531 einen Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende
ernestinische Herzogtum teilte sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen
Erbteilungen zersplitterten es in eine Vielzahl kleiner Länder. Dabei
entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach (1572-1596) und Sachsen-Weimar
(1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich 1596 in Sachsen-Coburg
(1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie Coburg erlosch 1633 und
vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie Eisenach endete 1638. Ihre
Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie Sachsen-Weimar und zu einem Drittel
an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603 durch Teilung aus Sachsen-Weimar
entstanden war(en). Sachsen-Weimar zerfiel weiter 1640(/1641) in die Linien
Sachsen-Weimar (1640-1672), Sachsen-Eisenach (1640-1644) und Sachsen-Gotha
(1640-1680). Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644 aus, wobei die Güter je zur
Hälfte an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen. Die Güter Sachsen-Altenburgs
fielen bei dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln (darunter Coburg) an
Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im gleichen Jahr teilte sich
Sachsen-Weimar in Sachsen-Weimar (1672-1918), Sachsen-Eisenach (1672-1741) und
Sachsen-Jena (1672-1690), wovon Sachsen-Jena 1690 erlosch und seine Güter an
Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach vererbte, Sachsen-Eisenach wiederum fiel
1741 an Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der klassischen deutschen
Literatur wurde, brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha in die sieben Linien
Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg (1681-1699),
Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit) (1680-1710),
Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807), Sachsen-Hildburghausen
(1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit) (1680-1735,
Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an Sachsen-Saalfeld
und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an
Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und
Sachsen-Hildburghausen. 1741 starb Sachsen-Eisenach aus und kam an
Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach), wobei die beiden Landesteile
verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis 1849 getrennt blieben. 1806
traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund bei. 1815 gewann
Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe, das es am 31.
5. 1834 an Preußen verkaufte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde Großherzogtum,
erhielt einen Teil des Erfurter Gebiets, das vorher fuldische Amt Dermbach
(Dernbach) und die königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt an der Orla
(Neustadt-Orla) und gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825
Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb, wurden die vier Herzogtümer
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und
Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts
I. von S. in die Herzogtümer Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg
(1826-1918) sowie Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei
der Herzog von Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses
Sachsen-Altenburg übernahm, Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu
Sachsen-Coburg gehörige Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit
Sachsen-Gotha in Personalunion vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen
Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg,
Sachsen-Coburg und Gotha), von denen Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg
1831 eine Verfassung erhielten, traten 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867
dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1877/1903 wurde
Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum S. umbenannt. Vom 9. bis 14. 11. 1918
dankten die Fürsten ab. Aus den damit entstandenen Freistaaten bildete sich von
1918 bis 1921 das Land Thüringen (so ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an
Bayern. ----- Das seit 1547 albertinische Kursachsen, das 1499 die
Primogeniturerbfolge einführte, Beeskow, Storkow und Sorau (1515 an
Brandenburg), Sagan (bis 1547) und Friedland (bis 1515) erwarb, 1547 einen
Großteil der Gebiete der ernestinischen Linie erhielt, 1539/1541 zur
Reformation übertrat und 1572 in den Kursächsischen Konstitutionen sein Recht
zu vereinheitlichen versuchte, erlangte 1559/1591 die evangelisch gewordenen
Hochstifte Meißen, Merseburg und Naumburg sowie 1556/1569 das Vogtland und Teile
der Herrschaft Schönburg sowie 1583 Teile der Grafschaft Henneberg, näherte
sich im Dreißigjährigen Krieg an Österreich/Habsburg an und erlangte dafür
1620/1635 die Niederlausitz, die Oberlausitz und das Erzstift Magdeburg, das
1648/1680 aber an Brandenburg kam. Von der Hauptlinie spalteten sich 1657 die
Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis 1746), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und
Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg, Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab,
fielen aber bis 1746 wieder zurück. Unter August dem Starken setzte sich der
Absolutismus durch. Dresden wurde als Hauptstadt ein Kulturzentrum. Der
Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab die Rechte an Sachsen-Lauenburg an
Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg, das Reichsschulzenamt über Nordhausen
und die Ämter Lauenburg (Lauterberg), Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf
(Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an Brandenburg, um die Königskrone
Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine Personalunion mit Polen bis
1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450 Quadratmeilen mit 1,35
Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich August III. Mitglied des
Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich Westphalen abtreten, erhielt dafür
den Königstitel und wurde 1807 in Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau.
Nach der an der Seite Frankreichs erlittenen Niederlage in der Völkerschlacht
von Leipzig kam S. 1813 zunächst unter die Verwaltung eines russischen, dann
eines preußischen Gouverneurs. Am 12. 5. 1815 musste S. seine nördlichen Gebiete
([Kurkreis mit Wittenberg, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg,
thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Querfurt], insgesamt 20000
Quadratkilometer, 860000 Einwohner, 57,5 Prozent der Fläche und 42,2 Prozent
der Einwohner) an Preußen abtreten (Ämter Wittenberg [mit den Städten
Wittenberg, Kemberg, Zahna und Schmiedeberg], Gräfenhainichen, Belzig [mit den
Städten Belzig, Brück <Bruck> und Niemegk <Niemeck>], Gommern mit
Elbenau [Burggrafschaft Magdeburg mit der Stadt Gommern], Seyda, Annaburg,
Schweinitz [mit den Städten Schweinitz, Jessen, Schönewalde <Schönwalde>,
Herzberg und Prettin], Pretzsch, Schlieben [mit der Stadt Schlieben und den
Herrschaften Baruth und Sonnewalde], Liebenwerda und Bitterfeld). Dabei kam die
Ostoberlausitz (Görlitz, Lauban) zur preußischen Provinz Schlesien, die
Niederlausitz und der erst 1807 von Preußen übernommene Kreis Cottbus gelangten
zur Provinz Brandenburg und das Gebiet des ehemaligen Herzogtums
Sachsen-Wittenberg mit der Grafschaft Brehna, die Hochstifte Merseburg und
Naumburg (Naumburg-Zeitz), die Grafschaft Barby, der Thüringer Kreis, ein Teil
des Neustädter Kreises (Ziegenrück) sowie Teile der Grafschaft Henneberg
bildeten zusammen mit Altmark, Erzstift Magdeburg, Hochstift Halberstadt (mit
Aschersleben), den Grafschaften Hohnstein, Wernigerode, Stolberg, Querfurt und
Mansfeld, Stift Quedlinburg, Mühlhausen, Nordhausen, Erfurt und dem Eichsfeld
sowie der Ganerbschaft Treffurt die neue Provinz S. (1. 4. 1816, Verordnung vom
30. 4. 1815) mit der Hauptstadt Magdeburg, die den Rang eines Herzogtums hatte
(Gliederung in drei Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt, Sitz der
Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866 kamen Schmalkalden und Ilfeld
hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944 bezüglich dieser durch das Fürstentum
Anhalt in zwei Teile geteilten und durch mehrere Exklaven und Enklaven
aufgesplitterten Provinz S. mit den Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und
Erfurt der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und
Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des
Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (nach der Kapitulation vom 8. 5. 1945 an
Thüringen) und die Provinz in die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg
aufgeteilt. 1945 gelangte nach dem Rückzug der Truppen der Vereinigten Staaten
von Amerika, die das Gebiet bis zur Elbe besetzt hatten, das Land Anhalt zu
diesen beiden Provinzen und bildete mit ihnen vom 5. 7. 1945 bis 1952 (str.)
das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das vom 23. 7. 1952 bis 3.10.1990 auf die
Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt, mit dem Beitritt der Deutschen
Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber wiederhergestellt wurde. -----
Das 1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen Teiles an Preußen (Provinz
Sachsen) verbliebene Gebiet des Königreiches S. (Riesa, Löbau, Bautzen, Kamenz,
Zittau, Königstein, Marienberg, Plauen, Zwickau, Crimmitschau, Leipzig,
Chemnitz, Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz, Grimma, Borna, Rochlitz,
Glauchau, Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg, Freiberg,
Dippoldiswalde, Pirna, Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000
Quadratkilometer mit 1183000 Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten
Industriestaat. 1831 erhielt er eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849
schlug S. mit Hilfe Preußens einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein
Bürgerliches Gesetzbuch. 1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen
Bundes gegen Preußen auf Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem
Norddeutschen Bund beitreten. 1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle
sächsischen Reichstagssitze (rotes S.). Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden von
den Arbeiterräten und Soldatenräten die Republik S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918
verzichtete der König auf den Thron. Am 1. 11. 1920 wurde eine Landesverfassung
des Freistaats S. in Kraft gesetzt. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die
Macht. 1939 umfasste das Land S. 14995 Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern.
1945 kam auch der zuerst von amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens
zur sowjetischen Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete
der preußischen Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land
S. eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises
Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und
den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der
Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen
Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die
Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990
wiederbegründet (ohne die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen
Hoyerswerda und Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden
Landes wurde wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg,
Mühltroff, Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach
[Ransbach], Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von
Thüringen wieder an Sachsen zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II
34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die
Territorien des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen
(950-1815), 1816; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von
Sachsen und Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff.
1864ff.; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v.
d. hist. Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste Landesvermessung
des Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A., Karte der
territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner, H.,
Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für das
Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der
sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der
sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische
Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden Streitigkeiten bis 1491, Diss.
phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen Geschichte, hg. v. Bemmann,
R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, ihre
Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C., Die Landesaufnahmen Sachsens
von 1780-1921, Beiträge zur deutschen Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921;
Kessler, E., Die Ämter und Kreise im Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit
Einschluss der Lausitzen von den Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H.,
Historisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. 1
1926; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der
Amtshauptmannschaft Pirna, 1927; Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von
Sachsen, 1931, Amt und Volk 5; Schnath, G., Hannover und Westfalen in der
Raumgeschichte Nordwestdeutschlands, 1932; Mörtzsch, O.,
Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain,
1935; Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1f. 1935,
Neudruck 1965; Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d. Hist. Kommission für die
Provinz Sachsen, 1935-1943; Mentz, G., Weimarische Staats- und
Regentengeschichte 1648-1750, 1936; Flach, W., Die staatliche Entwicklung
Thüringens in der Neuzeit, Zs. d. V. f. thür. G. N.F. 35 (1941); Freytag, H., Die
Herrschaft der Billunger in Sachsen, 1951; Brather, H., Die ernestinischen
Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Helbig, H., Der wettinische
Ständestaat, 1955; Blaschke, K., Historisches Ortsnamensverzeichnis von
Sachsen, 1957; Lütge, F., Die mitteldeutsche Grundherrschaft, 2. A. 1957;
Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957;
Hömberg, A., Westfalen und das sächsische Herzogtum, 1958; Atlas des Saale- und
mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August, O., 1959f.; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51, 52, III, 30,
Sahsonolant, Saxonia, Saxones Volksname, Sachsen; Schnath, G./Lübbing,
H./Möhlmann, G./Engel, F., Geschichte des Landes Niedersachsen, 1962;
Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962;
Sächsische Bibliographie, hg. v. d. Sächsischen Landesbibliothek, 1962ff.;
Handbuch der historischen Stätten, Bd. 8, hg. v. Schlesinger, W., 1965;
Schmidt, G., Die Staatsreform in Sachsen in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts, 1966; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W.,
Bd. 1ff. 1967ff.; Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der Reformation, 1970;
Klein, T., Provinz Sachsen, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte
1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T., Sachsen, 1982; Geschichte
Sachsens, hg. v. Czok, K., 1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im
Mittelalter, 1990; Sachsen. Eine politische Landeskunde, hg. v. Gerlach, S.,
1993; Sachsen und Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a., 1995; Meyn, J., Vom
spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum frühneuzeitlichen
”Territorialstaat”, 1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7 1995, 1231ff.;
Sachsen 1763-1832, hg. v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das Amt Grimma, 1996;
Becher, M., Rex, Dux und Gens, 1996; Lück, H., Die kursächsische
Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen, hg. v. Aurig,
S. u. a., 1997; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller, K. u. a.,
1997; Held, W., August der Starke und der sächsische Adel, 1999; Gross, R.,
Geschichte Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack, J., 2000;
Sächsische Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001; Historisches
Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen in der
NS-Zeit, hg. v. Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte Sachsen,
2002; Vötsch, J., Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn
des 18. Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg. v. Behring, R.
u. a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 446, 880; Richter, M., Die Bildung des Freistaates
Sachsen, 2004; Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004; Hesse, C.,
Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Hädecke, W.,
Dresden, 2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K. u. a., Bd.
1-3, 2006; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006;
Krüger, N., Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007; Moritz von Sachsen,
hg. v. Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft. Das
albertinische Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und Reich im 16.
Jahrhundert, 2008; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E.,
2008; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Saluzzo (Markgrafschaft).
S. an einem Ausläufer des Monte Viso in Piemont wird im 11. Jahrhundert als Burg
der Markgrafen von Turin erstmals genannt. Von 1142 bis 1548 war es Mittelpunkt
einer besonderen, von den Markgrafen Del Vasto abgespalteten Markgrafschaft. Nach dem Aussterben der Markgrafen Del
Vasto wurde die Markgrafschaft 1548 von
Frankreich in Besitz genommen, 1601 aber an Piemont bzw. Savoyen überlassen.
Damit kam S. 1718/1720 zu Sardinien (1861 Italien).
L.: Muletti, D., Memorie, 1829ff.; Savio, C., Saluzzo e i suoi vescovi, 1911;
Provero, L., Saluzzo, LexMA 7 1995, 1321; Ludovico I marchese di Saluzzo, hg.
v. Comba, R., 2003.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sausenberg (Markgrafschaft).
1306 spaltete sich von der Linie Hachberg der Markgrafen von Baden bzw. Herzöge
von Zähringen die Nebenlinie S. (Baden-Sausenberg) ab. Ihre Güter kamen 1503
durch Erbfall an Baden. Nach Teilung der Markgrafschaft
Baden 1535 in die Linien Baden-Baden und Baden-Durlach fielen sie an
Baden-Durlach. S. zählte zum schwäbischen Reichskreis. Die Güter kamen über
Baden 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 166; Wallner 685 SchwäbRK 5; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der
badischen Markgrafschaft in der Zeit vom
Interregnum bis zum Tod Markgraf Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg
1953; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967; Wunder, G., Zur Geschichte der
älteren Markgrafen von Baden, Württemberg. Franken 1978, 13ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Savoyen (Grafen, Herzöge), frz. La
Savoie. Das Gebiet zwischen Genfer See, Rhone und der Mont-Cenis-Gruppe war
zunächst von den keltischen Allobrogern bewohnt, die 121 v. Chr. von den Römern
unterworfen wurden, die es der Provinz Gallia Narbonensis bzw. Viennensis
zuteilten. Im 4. Jahrhundert (um 390) wurde es Sapaudia (kelt., Waldland)
genannt. 443 siedelten die Römer die Reste der von den Hunnen geschlagenen
Burgunder dort an. 534 eroberten die Franken das Reich der Burgunder. Seit 838
gehörte das Gebiet (806 Saboia) zu Hochburgund, seit 934 zum Königreich
Burgund, das 1032/1033 zum deutschen Reich kam. Das burgundische
Grafengeschlecht der Humbertiner (Graf Humbert Weißhand 1003-1048) erwarb 1025
das Aostatal, um 1033 das Chablais, das obere Isèretal, das obere Wallis und um
1050 durch Heirat die Markgrafschaft Turin
(1091). Seit 1125 nannte es sich nach S. 1232 erlangten die Grafen Chambéry und
machten es zur Hauptstadt sowie Pinerolo bzw. Pignerolo. 1268/1269 drangen sie
ins Waadtland vor. 1310/1313 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. 1361
trennte Kaiser Karl IV. S. vom 1349 an Frankreich gefallenen Arelat,
unterstellte es unmittelbar dem Reich und ernannte den Grafen 1365 zum
Reichsvikar im Arelat. 1388 erwarben die Grafen Nizza, 1401 die Grafschaft Genf
(ohne die Stadt). 1416 erhob der spätere Kaiser Sigmund die Grafen zu Herzögen
und belehnte sie 1422 mit der Reichsgrafschaft Genf. Im 15. Jahrhundert waren
die Herzöge von S. die mächtigsten Fürsten Norditaliens, die ihren
Machtschwerpunkt zunehmend nach Piemont verlagerten. 1512/1521 wurden sie dem
oberrheinischen Reichskreis eingegliedert. Von 1536 bis 1559 war S. von
Frankreich besetzt, weshalb die Hauptstadt von Chambéry nach Turin verlegt
wurde. 1534/1536 gingen Genf und Wallis an die Eidgenossen, Waadtland, Gex und
Chablais an Bern verloren, doch kam Chablais 1564 gegen Verzicht auf Genf,
Waadtland und Wallis zurück. 1601 mussten die westlichen Gebiete Bresse, Bugey
(Burgey), Valromey und Gex, 1631 gegen einen Teil von Montferrat auch Pinerolo
(Pignerolo) und Perosa (Perusa) (bis 1696) an Frankreich abgetreten werden.
1713 wurden Teile von Montferrat und Mailand sowie das Königreich Sizilien
gewonnen, das jedoch bereits 1719/1720 unter Beibehaltung des Königstitels
gegen Sardinien (an Österreich) abgegeben werden musste (Königreich Sardinien
bzw. Sardinien-Piemont). 1738 wurden Novara und Tortona (Tartona), 1748 weitere
Gebiete erlangt. 1801 schied S. aus dem Reich aus. 1860 wurden das Stammland S.
sowie Nizza an Frankreich als Gegenleistung für die Hilfe gegen Österreich und
für die Einigung Italiens, dessen Könige die Familie seit 1861 stellte,
überlassen.
L.: Zeumer 553 II b 36; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II
66 (1378) D6, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C6; Berthaut, H., La carte de
France 1750-1898, 1899; Hellmann, S., Die Grafen von Savoyen und das Reich bis
zum Ende der staufischen Periode, 1900; Kienast, W., Die deutschen Fürsten im
Dienst der Westmächte, Bd. 1ff. 1924ff.; Just, L., Das Haus Savoyen, 1940;
Bohner, T., Das Haus Savoyen, 1941; Hayward, F., Histoire de la maison de
Savoie, Bd. 1ff. 1941; Avezou, R., Histoire de la Savoie, 1963; Lequin, C./Mariotte,
J., La Savoie du moyen âge, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972, 248; Histoire de la Savoie, hg. v. Gichonnet, P., 1973;
Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1979, 1978; Boutier, R.,
Atlas historique français, 1979; Brondy, R. u. a., La Savoie, 1984; Demotz, B.,
Savoyen, LexMA 7 1995, 1415ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
105; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003;, 1, 187, 890; Demotz, B., Le comté de Savoie du XXe au XVe siècle,
2000. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schenkendorf (Herrschaft). Das
Johanniterordensamt S. war Standesherrschaft in der Markgrafschaft
Niederlausitz. S. Brandenburg.
L.: Wolff 471. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schertel von Burtenbach, Schertlin zu
Burtenbach, Schertlein zu Burtenbach (Reichsritter, Freiherren). 1532 kaufte
der 1496 in Schorndorf geborene Landsknechtsführer Sebastian Schertlin das Schloss
Burtenbach in der Markgrafschaft Burgau. 1532
wurde er zum Ritter und 1534 zum Freiherrn erhoben. Im 17. und 18. Jahrhundert
zählten die S. zu den Kantonen Neckar und Kocher des Ritterkreises Schwaben
(1560-1568 wegen des 1557 erworbenen Hohenburg, 1597-1795 wegen Zazenhausen,
Stammheim und Beihingen). Ihre Güter waren bis 1669 Schlossgut Bittenfeld, bis
1682 das an die Eyb verkaufte Gut Burtenbach, bis 1686 das an die Schaffalitzky
von Mukodell (Schaffelitzky von Mukkadell) gelangte Oberöwisheim, Teile von
Unterriexingen, bis etwa 1700 Gut Heutingsheim, bis 1737 Stammheim und
Rittergut Zazenhausen und bis 1782 Gut Geisingen (Geislingen) und halb
Beihingen. Im späten 17. Jahrhundert waren die S. auch Mitglied in den Kantonen
Steigerwald und Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 212; Kollmer 372, 380f.; Stetten
33; Riedenauer 126; Schulz 270; Rexroth, F. v., Der Landsknechtsführer
Sebastian Schertlin, 1940.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schwäbisch-Österreich (Verwaltungseinheit). S.
umfasste als zum österreichischen Reichskreis zählender Teil Vorderösterreichs
die habsburgischen Donaustädte (1282/1331) Mengen, Munderkingen, Riedlingen,
Saulgau und Waldsee, die Markgrafschaft Burgau
(1301/1304), die Grafschaft Hohenberg (1381), die Landgrafschaft Nellenburg
(1465) und die Landvogtei Schwaben (1486/1541), jeweils mit den ihnen
unterstellten Herrschaften. Um 1750 wurde es bis 1752 in vier Oberämter
eingeteilt (Günzburg, Rottenburg, Stockach, Altdorf) und 1759/1763 der neu
errichteten Regierung Vorderösterreichs in Freiburg unterstellt. Nicht
zugehörig waren die Stadt Konstanz (1548) und die Grafschaft Tettnang (1780).
Insgesamt umfasste S. 3300 Quadratkilometer mit etwa 120000 Einwohnern.
1805/1806 kam es zu Baden, Bayern, Württemberg und Hohenzollern-Sigmaringen.
L.: Wolff 42; Sapper, N., Die schwäbisch-österreichischen Landstände und
Landtage im 16. Jahrhundert, 1965.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schwedt (Herrschaft, Markgrafschaft). Im 12. Jahrhundert wurde am Rande der
Uckermark zum Schutz eines Oderüberganges die Burg S. südlich von Stettin
erbaut. 1464-1472 wurde sie im Stettiner Erbfolgestreit Pommern von Brandenburg
abgewonnen. 1481 wurde das um S. entstandene Land Schwedt-Vierraden von den
Grafen von Hohnstein gekauft. 1670 erwarb es Kurfürstin Sophie Dorothea von
Brandenburg und erhob es zur Markgrafschaft.
Diese Markgrafschaft S. wurde 1689 mit einigen
Ämtern in Hinterpommern ohne Landeshoheit dem ältesten Sohn des Großen
Kurfürsten aus dessen zweiter Ehe verliehen. Diese nicht souveräne Nebenlinie
Brandenburgs hatte in S. bis zu ihrem Erlöschen 1788 ihren Sitz. S.
Brandenburg-Schwedt.
L.: Wolff 389; Probst, F. v., Die Stadt und Herrschaft Schwedt, 2. A. 1834;
Thomae, G., Geschichte der Stadt und Herrschaft Schwedt, 1873; Westermann, E.,
700 Jahre Stadt und Herrschaft Schwedt, 1936; Festschrift Schwedt 1265-1965,
1965. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Seidenberg (Herrschaft). Die
Standesherrschaft S. (poln. Zawidow) südöstlich von Görlitz gehörte zur Markgrafschaft Oberlausitz. S. Polen.
L.: Wolff 470. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sonnewalde (Burg, Herrschaft). S. südlich
Luckaus in der Niederlausitz erscheint 1255 als Herrschaft, 1301 als Burg. Von
etwa 1328 an saß dort ein Zweig der Eulenburg.(Eilenburg) 1447 verkauften die
Eulenburg (Eilenburg) die Herrschaft mit Schloss, Stadt und 16 Dörfern an die
Herzöge von Sachsen. Seit 1477 ging sie bei der Markgrafschaft
Meißen zu Lehen, später beim Kurkreis Sachsen. 1486 belehnte der Herzog von
Sachsen die Minkwitz (Minckwitz) mit der Herrschaft. 1537 gelangte sie an die
Grafen von Solms, welche die Herrschaft bis 1945 behaupteten. Mit Brandenburg
kam S. 1945 an die sowjetische Besatzungszone und von 1949 bis 1990 an die
Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 377, 471; Zahn, G., Chronik von Kirchhain und Dobrilugk, Grafschaft
und Stadt Sonnewalde, 1926. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Steiermark (Mark, Herzogtum, Bundesland).
In das Gebiet zwischen den nördlichen Kalkalpen, dem oststeirischen Hügelland
und dem pannonischen Tiefland, das schon in der Altsteinzeit besiedelt war,
wanderten im 1. Jahrtausend n. Chr. die Noriker ein, mit denen sich später die
keltischen Taurisker vermischten. 15 v. Chr./45 n. Chr. wurde das Land von den
Römern erobert und als römische Provinz Noricum eingegliedert. Nach dem
Durchzug verschiedener Germanenstämme während der Völkerwanderung wurde es seit
582 weitgehend von Slawen (Slowenen) besiedelt. 772 wurde es von Bayern besetzt
und 788 dem fränkischen Reich einverleibt. Nach zeitweiliger Herrschaft der
Ungarn wurde nach der Schlacht auf dem Lechfeld (955) 976 das Herzogtum Kärnten
gebildet. Die zu Kärnten gehörige Kärntnermark (Mark an der Mur 970, marchia
Carantana, karantanische Mark mit dem Mittelpunkt Hengistburg bei Wildon)
unterstand zunächst bis 1035 den Grafen von Eppenstein, dann den Grafen von
Wels-Lambach und seit etwa 1050/1056 den Markgrafen aus dem Geschlecht der
Grafen von Traungau (Otakare) mit dem Sitz Steyr (Styraburg). 1122 wurde sie
mit der Obersteiermark verbunden. Die Markgrafen Leopold (1122-1129) und
Ottokar III. (1129-1164) setzten unter Beerbung der Grafen von Eppenstein
(1122), Sponheim (1147, u. a. Mark an der Drau) und Formbach-Pitten (1158) ihre
Herrschaft durch und schufen die nun nach der Burg Steyr benannte Markgrafschaft S. 1180 wurden beim Sturz Heinrichs des
Löwen Obersteiermark und Mittelsteiermark zum Herzogtum erhoben und damit
lehnsrechtlich von Bayern, zu dem sie zwischenzeitlich gelangt waren, gelöst.
1186/1192 fiel dieses Herzogtum nach dem Aussterben der Traungauer auf Grund
eines Erbvertrages von 1186 (Georgenberger Handfeste) an die verwandten
Babenberger. Nach deren Aussterben 1246 kam die 1236 als Reichsland bezeichnete
S. 1251 an König Ottokar II. von Böhmen, 1254 nach Aufteilung durch
Vereinbarung an Ungarn (Gebiete zwischen Enns und Hausruck sowie um
Pitten-Wiener Neustadt an Österreich), von 1260 bis 1276 an Böhmen und 1282
durch König Rudolf von Habsburg an Habsburg. Etwa zu dieser Zeit war auch der
innere Ausbau durch deutsche Siedler vollendet. 1311 kam das Sanntal hinzu.
1379 gelangte die S. an die leopoldinische Nebenlinie Habsburgs, 1411 an den
steirischen Zweig mit Sitz in Graz (S., Kärnten, Krain, Inneristrien, Triest).
Dieser gewann bis 1493 alle habsburgischen Länder, von denen die 1456 um die
Grafschaft Cilli und 1482 um das Gebiet von Windischgraz vermehrte S. durch
zahlreiche Einfälle der Türken (seit 1471) und Ungarn verwüstet wurde. Von 1564
bis 1619 gehörte die S. zu den innerösterreichischen Ländern (Innerösterreich)
mit weitgehender Selbständigkeit. 1585 gründete Erzherzog Karl die Universität
Graz. Im 18. Jahrhundert wurden die Reste der innerösterreichischen
Sonderstellung beseitigt. 1919/1920 kam das südliche, zu 86% von Slowenen
besiedelte Drittel der S. (Untersteiermark) an Jugoslawien, während die übrige
S. als Bundesland bei der Republik Österreich verblieb. Von 1938 (22. 5. 1938)
bis 1945 war das 3965 Quadratkilometer umfassende Bundesland Burgenland mit der
Hauptstadt Eisenstadt zwischen Niederösterreich (Niederdonau) und Steiermark
(Südburgenland mit Güssing, Jennersdorf, Oberwart) aufgeteilt. Ab April 1941
unterstand die 1918 von Österreich getrennte Untersteiermark (erweitert um die
Save-Gebiete und sechs oberkrainische Gemeinden sowie verringert um das Gebiet
Prekmurje) rechtstatsächlich dem Gauleiter der Steiermark als dem Leiter der
eingesetzten Zivilverwaltung des Deutschen Reiches und war damit vorübergehend
wieder der S. eingegliedert.
L.: Wolff 27; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) F5; Lechner,
K., Steiermark (Karantanische Mark), (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Schmutz, K., Historisch-topographisches Lexikon von Steiermark, Bd. 1ff.
1822f.; Urkundenbuch des Herzogthums Steiermark, hg. v. Zahn, J. v., Bd. 1ff.
1875ff.; Zahn, J. v., Ortsnamenbuch der Steiermark im Mittelalter, 1893;
Pirchegger, H., Die Pfarren als Grundlage der politisch-militärischen
Einteilung der Steiermark, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, (in) Archiv für österr. Gesch. 102 (1913); Mell,
A./Pirchegger, H., Steirische Geschichtsbeschreibungen als Quellen zum
historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Beitr. z. Erforschung
steirischer Geschichtsquellen 37-40 (1914); Pirchegger, H., Steiermark, (in)
Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1917,
1957; Mell, A., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des Landes
Steiermark, Bd. 1f. 1929; Heimatatlas der Steiermark, hg. v. hist. Ver. d.
Steiermark, 1946-1949; Mayer, F./Kaindl, R./Pirchegger, H., Geschichte der
Steiermark, Bd. 1ff. 4./5. A. 1958ff.; Atlas der Steiermark, hg. v. d.
steiermärkischen Landesregierung, Redaktion Morawetz, S./Straka, M., 1949-1970,
Erläuterungen 1973; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50,
III, 25, 31, Steiermark, Landname, Stirlant; Pirchegger, H., Die
Untersteiermark in der Geschichte ihrer Herrschaften und Gülten, Städte und
Märkte, 1962; Stock, K., Bibliographien, Sammelbibliographien und andere
geographische Hilfsmittel der Steiermark, 1969; Die Steiermark. Land, Leute,
Leistung, hg. v. Sutter, B., 1971; Paschinger, H., Steiermark, 1974; Das Werden
der Steiermark, hg. v. Pferschy, G., 1980; Woisetschläger, K., Steiermark,
1982; 800 Jahre Steiermark und Österreich, hg. v. Pickl, O., 1992; Amon,
K./Liebmann, M., Kirchengeschichte der Steiermark, 1993; Obersteiner, G.,
Theresianische Verwaltungsreformen im Herzogtum Steiermark, 1993; Ebner, H.,
Steiermark, LexMA 8 1996, 95ff.; Karner, S., Die Steiermark im 20. Jahrhundert,
2000; Binder, D./Ableitinger, A., Steiermark, 2001; Baltl, H., Die Steiermark
im Frühmittelalter, 2004; Moll, M., Die Steiermark im ersten Weltkrieg, 2014.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Straupitz (Herrschaft). Die
Standesherrschaft S. östlich von Lübben gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts
zur Markgrafschaft Niederlausitz. S.
Brandenburg.
L.: Wolff 471. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Susa (Markgrafschaft).
Vielleicht noch im 1. Jahrhundert v. Chr. entstand am Fuß des Mont Cenis die
römische Siedlung Segusio. Im frühen 6. Jahrhundert bildete S. den Mittelpunkt
einer Herrschaft der Goten. Seit der Mitte des 10. Jahrhunderts unterstand S.
der Herrschaft der Markgrafen von Turin, kam aber am Ende des 11. Jahrhunderts
an Savoyen und damit 1861 an Italien.
L.: Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 262 Suse; Sergi,
G., Potere e territorio, 1981; Sergi, G., I confini del potere, 1995; Sergi,
G., Susa, LexMA 8 1996, 330. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Toskana (Markgrafschaft,
Großherzogtum), Toscana. Die ursprünglich etruskische T. zwischen Tiber,
Apennin und Mittelmeer wurde nach dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches
von den Ostgoten besetzt und ging dann an die Langobarden (568-774) über. König
Karl der Große fasste nach seiner Eroberung die langobardischen Herzogtümer
Lucca, Chiusi und Florenz in der Markgrafschaft
Tuszien mit Sitz in Lucca zusammen. Sie kam nach 1000 an die Herren von
Canossa. Seit dem späten 11. Jahrhundert strebten die Städte nach
Sebständigkeit (Florenz, Pisa, Lucca, Siena u. a.). Kaiser Friedrich I.
Barbarossa ließ 1162 durch Reinald von Dassel als Legaten für Tuszien auf Grund
der Markgrafenrechte eine neue Herrschaft aufbauen, doch bildete sich bereits
1181 ein tuszischer Städtebund gegen ihn. 1197 wandten sich die Städte erneut
gegen den König. Erst Kaiser Friedrich II. vermochte die daraus sich ergebenden
Unruhen zu beenden. Mit dem Tod des Stauferkönigs Manfred (1266) begann dann der
Übergang an Florenz (Medici). 1530 kam Florenz und damit die T. durch Kaiser
Karl V. wieder unter die Herrschaft des Reiches. Als der letzte Medici 1737 die
Reichslehenszugehörigkeit Toskanas bestritt, wurde T. 1738 an Franz I. von
Lothringen übergeben. 1801 musste Ferdinand III. T. abtreten. Er erhielt durch
den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 das Erzstift Salzburg, die
Propstei Berchtesgaden, den jenseits von Ilz und Inn auf österreichischer Seite
gelegenen Teil des Hochstifts Passau (mit Ausnahme der Ilzstadt und Innstadt)
sowie die in den Bistümern Salzburg und Passau gelegenen Kapitel, Abteien und
Klöster. Dazu kam das Bistum Eichstätt mit Ausnahme der Ämter Sandsee, Wernfels
bzw. Spalt, Abenberg, Arberg/Ornbau und Wahrberg (Vahrnberg) bzw. Herrieden,
die an Bayern fielen. 1805 gelangten Salzburg und Berchtesgaden an Österreich
und musste Ferdinand III. Würzburg an Napoleon abtreten, womit die
Reichszugehörigkeit endete. 1815 kam T. mit Piombino und Elba an Ferdinand III.
zurück. 1860 wurde durch Beschluss einer Landesversammlung Habsburg-Lothringen
abgesetzt und T. dem Königreich Italien (1861) einverleibt.
L.: Reumont, A. v., Geschichte Toskanas seit dem Ende des florentinischen
Freistaates, Bd. 1f. 1876f.; Schneider, F., Die Reichsverwaltung Toskanas, Bd.
1 1914; Luzzati, M., Firenze e la Toscana, 1986; Pesendorfer, F., Die
Habsburger in der Toskana, 1988; Weiquet, J., Le grand-duché de Toscane sous
les derniers Medicis, 1990; Etruria, Tuscia, Toscana, hg. v. Luzzati, M., 1992;
Luzzati, M., Toskana, LexMA 8 1996, 886.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Triebel (Herrschaft). Die
Standesherrschaft T. mit der Stadt T. (poln. Trzebiel) südöstlich von Cottbus
gehörte zur Markgrafschaft Niederlausitz und kam
über Preußen 1945 verwaltungsmäßig und 1990 ganz an Polen.
L.: Wolff 471. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Turin (Markgrafschaft).
Die am Zusammenfluss von Dora Riparia und Po angelegte römische Siedlung
colonia Iulia Augusta Taurinorum wurde im späten 4. Jahrhundert Sitz eines im
frühen 5. Jahrhundert von Vercelli verselbständigten Bischofs. Über Goten und
Burgunder kam es 568 an die Langobarden und 773/774 an die Franken. 827 und 880
sind fränkische Grafen von T. nachgewiesen. Zunächst unter den Markgrafen von
Ivrea wurde T. um 950 Mittelpunkt einer bis zum Tod des letzten Markgrafen
(1091) bestehenden Mark. Danach traten Bischof und Stadt hervor (1147/1149
consules). 1280 kam T. an Savoyen (1418 endgültig eingegliedert). Nach 1418
wurde es Sitz der Hauptlinie der Grafen (1536 Vorherrschaft Frankreichs). 1861
gelangte es in Sardinien-Piemont zum neuen Königreich Italien.
L.: Sergi, G., Potere e territorio, 1981; Storia di Torino, hg. v. Comba, R. u.
a., Bd. 1ff. 1993ff.; Sergi, G., I confini del potere, 1995; Sergi, G., Turin,
LexMA 8 1996, 1100.; Sergi, G., Storia di Torino, 1997; Storia di Torino 2
(1280-1536) hg. v. Comba, R., 1997.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Tuszien, Tuscien (Markgrafschaft). T. ist der mittelalterliche Name für
bzw. Vorläufer von Toskana.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G5.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ursberg, Ursperg (Abtei, Reichsstift, Kloster).
Zwischen 1119 und 1125 gab Werner IV. von Schwabegg U. an der Mindel bei
Bayersried dem Prämonstratenserorden, der dort (als Doppelstift) sein erstes,
bereits 1143 in den Schutz des Königs aufgenommenes Kloster in Deutschland
gründete, in dem 1229/1230 Burchard von U. seine Chronik verfasste und das um
1350 zur Abtei erhoben wurde. Die Vogtei war seit dem 13. Jahrhundert
Reichslehen. Seit 1301 gehörte U. zur Markgrafschaft
Burgau. 1792 zählte U., das ein geschlossenes Herrschaftsgebiet mit 10 Dörfern
(1775 Tiefenried) mit etwa 17,5 Quadratmeilen und 3500 Einwohnern hatte, zu den
schwäbischen Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags
und zum schwäbischen Reichskreis. 1802/1803 wurde U. von Bayern säkularisiert.
L.: Wolff 185; Zeumer 552 II a 36, 6; Prim, F., Das Reichsgotteshaus Ursberg,
1960; Peters, W., Die Gründung des Prämonstratenserstifts Ursberg, Zs. f. bay.
LG. 43 (1980), 575; Lohmüller, A., Das Reichsstift Ursberg, 1987; Seibert, U.,
Ursberg, LexMA 8 1996, 1329f.; Kreuzer, G., Das Prämonstratenserstift Ursberg
(in) Suevia Sacra, hg. v. Liebhart, W. u. a., 2001.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Üsenberg (Herrschaft). Die Herrschaft Ü.
gelangte 1392 an Hachberg, mit Hachberg 1415 an Baden (später Baden-Durlach)
und damit Ü. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 37; Treffeisen, J., Das Abgabenverzeichnis der Markgrafschaft Hachberg und der Herrschaft Üsenberg,
(in) Jb. des Landkreises Emmendingen 1994, 147. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Vergagni (Markgrafschaft,
Fürstentum). 1696 erhob Kaiser Leopold I. das Reichslehen V. vom Marchesat zum
Fürstentum.
L.: Klein 167. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Verona (Markgrafschaft,
Stadtkommune, Stadtstaat). V. an der mittleren Etsch kam vielleicht von den
Rätern 89 v. Chr. an die Römer. Wahrscheinlich war es seit dem 3. Jahrhundert
Sitz eines Bischofs. Nach dem Sieg über Odoaker 489 errichtete in dem deutsch
Bern genannten Ort Theoderich der Große (Dietrich von Bern) seine Residenz.
Unter den Langobarden war Verona Sitz des Königs Alboin, ab 572 eines
langobardischen Herzogs, ab 774 eines fränkischen Grafen. 952 trennte König
Otto I. zur Sicherung des Brennerübergangs das Gebiet an der Etsch als Mark
Verona vom Reich Berengars von Ivrea ab und belehnte damit den Herzog von
Bayern. 976 kam diese Mark zum neuen Herzogtum Kärnten, war aber seit dem
Aussterben der Eppenstein (Eppensteiner) 1122 nur noch durch Personalunion mit
ihm verbunden, wurde später als Mark Treviso bezeichnet und verlor im
Interregnum (1254-1273) ihre sachliche Bedeutung. Am Anfang des 12.
Jahrhunderts erlangte die Stadt Selbständigkeit (1136 Konsuln). 1164/1167 war
sie maßgeblich an der Gründung des lombardischen Städtebunds beteiligt. 1193
erwarb sie Garda und erweiterte damit ihr Herrschaftsgebiet erheblich. Nach
einer Blütezeit unter Ezzelino da Romano (1222-1259, 1254 rund 30000 Einwohner)
und den della Scala (Scaliger 1262-1387, 1263 Signorie) fiel V. 1387/1389 an
die Visconti von Mailand und 1405 an Venedig. Mit Venetien kam es 1797 an
Österreich, 1805 zum Königreich Italien Frankreichs, 1814 wieder an Österreich
und 1866 mit Venetien an das neue Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 18 (919-1056) G4, 66 (1378) F6; Cipolla,
C., La storia politica di Verona, Verona 1954; Verona e il suo territorio, hg.
v. Istituto per gli studi storici veronesi, 1960ff.; Mor, C. G., Verona e il
suo territorio, 1964; Cipolla, C., Compendio della storia politica di Verona,
1976; Castagnetti, A., La Marca veronese-trevigniana, 1986; Varanini, G.,
Verona, LexMA 8 1996, 1546ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Vorderösterreich (Herrschaftsgruppe,
Güterkomplex). Zu dem ursprünglichen Hausgut der Grafen von Habsburg (in der
Schweiz und) im Elsass erwarben die Habsburger, von denen sich schon (König)
Rudolf I. um eine Erneuerung des 1268 erloschenen Herzogtums Schwaben bemüht
hatte, 1368 Freiburg im Breisgau und die Landgrafschaft Breisgau, 1381 die
Landvogtei in Schwaben und die Gebiete der Grafen von Hohenberg, 1398 Sargans,
1403 von Habsburg-Laufenburg Laufenburg und Säckingen, 1504/1505 die Landvogtei
Hagenau im Elsass (1551/1556/1771) und die Ortenau (1551/1556) sowie verschiedene
1369 an Wittelsbach verlorene Gebiete. 1379 fielen diese Güter an die
leopoldinische Linie Habsburgs (bis 1490). Seit dem 15. Jahrhundert (1444) kam
für sie der Name vordere Lande (vor dem Arlberg) auf, später die Bezeichnung V.
Bis 1499 gingen die südwestlichen Güter an die Eidgenossenschaft der Schweiz
verloren. Seit 1536 wurden aus dem Elsass die Landgrafschaft Oberelsass mit
Sitz in Ensisheim und die Reichslandvogtei im Elsass mit der Schutzvogtei über
40 Reichsdörfer und die elsässischen Reichsstädte außer Straßburg, aus dem
Breisgau die Grafschaft Hauenstein und Herrschaft Laufenburg sowie die
Herrschaften Kastelberg und Schwarzenberg, Kürnberg (Kirnberg), Rheinfelden und
Triberg, aus Schwäbisch-Österreich die Markgrafschaft
Burgau, die Reichsgrafschaft Hohenberg, die Landgrafschaft Nellenburg
(Stockach) und die Landvogtei in Oberschwaben und Niederschwaben, die Stadt
Konstanz (1548), aus Vorarlberg die Herrschaft Hohenems (1765) und die
Grafschaft Feldkirch sowie von sonstigen Gütern die Landvogtei Ortenau
(Offenburg), die Reichsgrafschaft Tettnang (1780) mit der Herrschaft Argen und
Wasserburg und die Reichsgrafschaft Falkenstein in der Pfalz (1745/1765) sowie
Lindau (1804) und Rothenfels (1804) als V. bezeichnet. Dieses gehörte größtenteils
dem österreichischen Reichskreis an. Von 1564 bis 1665 standen die Güter
innerhalb Habsburgs der Tiroler Linie zu. 1648 gingen das Gebiet im Elsass und
Breisach an Frankreich über, 1679 auch Freiburg im Breisgau. 1697 kamen
Breisach und Freiburg im Breisgau zurück. Zuletzt umfasste V. 9000 bzw. 25000
Quadratkilometer mit 400000 bzw. 670000 Einwohnern und 161000 Gulden
Einkünften. Die Verwaltung erfolgte zunächst in Innsbruck und für Elsass und
Breisgau in Ensisheim (seit 1651 Freiburg im Breisgau), seit 1752/1759 in
Freiburg im Breisgau, seit 1782 aber wieder (für Vorarlberg) in Innsbruck. 1803
musste der Breisgau an den Herzog von Modena abgetreten werden. 1804 kam er,
verkleinert um das an die Schweiz gefallene Fricktal, an seinen Schwiegersohn
Ferdinand von Österreich-Este. 1805 fielen Breisgau und Ortenau an Baden, die
übrigen Teile Vorderösterreichs an Württemberg (, Hohenzollern) und Bayern, die
auch die 1804 erworbenen Gebiete von Lindau und die Reichsgrafschaft
Königsegg-Rothenfels erhielten. 1810 tauschten Baden, Württemberg und Bayern
untereinander Gebiete aus. 1814/1816 fiel Vorarlberg außer einigen Teilen der
Reichsgrafschaft Bregenz und Hohenems an Österreich zurück.
L.: Wolff 40; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Haselier, G., Die
Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien
des Reichs 4, 256; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reiches, 1938; Stolz, O., Geschichtliche Beschreibung der ober- und
vorderösterreichischen Länder, 1943; Feine, H., Die Territorialbildung der
Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA 67 (1950); Bader, K., Der deutsche
Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978;
Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 1959, 3. A. 1978, 4. A. 2000; Vorderösterreich
in der frühen Neuzeit, hg. v. Maier, H./Press, V., 1989; Speck, D., Die
vorderösterreichischen Landstände im 15. und 16. Jahrhundert, 1989; Baum, W.,
Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Scheibelreiter, G., Vorderösterreich,
LexMA 8 1996, 1848; Vorderösterreichische Regierung und Kammer 1753-1805, Bd.
1ff. 1998ff.; Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg. v. Quarthal, F. u. a.,
1999; Vorderösterreich am oberen Neckar und oberer Donau, hg. v. Zekorn, A. u.
a. 2002; Vorderösterreichisches Appellationsgericht und vorderösterreichische
Landrechte, bearb. v. Steuer, P. u. a., 2012.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Weimar (Grafen, Fürstentum, Residenz
des Markgrafen von Meißen bzw. des Herzogs von Sachsen). Die Burg W. an der Ilm
ist erstmals (899 Viugmara? oder) 975 erwähnt. Sie war Sitz von nach ihr
benannten Grafen im Dreieck zwischen Ilm und Saale, die 949 im Thüringgau
erschienen, 1043 die Pfalzgrafschaft in Sachsen, 1046 die Mark Meißen und das
Osterland erhielten und auch die Markgrafschaft
in Krain verwalteten. Sie starben 1112 in männlicher Linie aus. Ihnen folgten
über die Erbtochter Adelheid die askanischen Grafen von Orlamünde, die nach
1247 die inzwischen durch Heirat um Güter der Grafen von Andechs erweiterten
Güter teilten (osterländische Linie um Orlamünde, thüringische Linie um Weimar,
Rudolstadt und Kulmbach) und ihrerseits 1373 ausstarben. Damit kam W. (1346) an
das Haus Wettin und wurde 1382 Sitz einer Linie. Seit 1485 gehörte es zur
ernestinischen Linie und wurde 1552 wieder Residenz. Das Fürstentum bestand aus
Stadt und Amt W., den Ämtern Oberweimar, Kromsdorf (Kramsdorf), Berka an der
Ilm, Rossla, Brembach und Hardisleben, Kapellendorf, Heusdorf (Häußdorf),
Dornburg, Bürgel und Oldisleben, den adligen Pflegen Denstedt, Schwerstedt,
Neumark, Synderstedt, dem Amt Apolda und den Gerichten Buttelstedt, Bösleben
(Bößleben), Tannroda, Flurstedt (Fluhrstedt), Graitschen (Groitschen),
Wormstedt, Oßmannstedt (Ossmanstedt, Osmanstedt), Guthmannshausen, Stedten,
Wallichen (Walichen), Tromlitz und Mechelroda (Michelroda). Um 1775 zählte die
Stadt W. etwa 6000 Einwohner. 1920 kam W. zu Thüringen. S. Orlamünde,
Sachsen-Weimar, Sachsen-Weimar-Eisenach.
L.: Wolff 396; Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar, FS Dobenecker, O.,
1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die Geschichte Thüringens, 1931;
Beiträge zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1931ff.;
Neue Beiträge zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1f.
1934ff.; Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar und die Grafen von Weimar und
Orlamünde, 1939; Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günther, G./Wallraf, L.,
2. A. 1976; Bibliographie zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günter,
G./Wallraf, L., 1982; Gräbner, K., Die großherzogliche Haupt- und Residenzstadt
Weimar, 1988; Pretzsch, A./Hecht, W., Das alte Weimar skizziert und zitiert, 4.
A. 1990; Lange, P., Zur Geschichte der Grafschaft Weimar-Orlamünde, (in)
Thüringen im Mittelalter, 1995, 183; Bünz, E., Weimar, LexMA 8 1996, 2115f.;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 615.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Wettenhausen (Reichsstift, Propstei). 1130
wurde in Verbindung mit der cluniazensischen Reform das
Augustinerchorherrenstift W. an der Kammel, das 982 entstanden, aber später
eingegangen war, von Gertrud von Roggenstein neu gegründet. 1412 erkaufte die
Abtei freie Vogtwahl. Vögte waren die Burgau, die Grafen von Berg, Habsburg als
Herr von Burgau, nach der 1412 gewährten freien Vogtwahl die Herren von
Knöringen (bis 1469), 1471 Ulm und 1531 der Bischof von Augsburg. 1566 wurde W.
reichsunmittelbar und erhielt Sitz und Stimme im schwäbischen Prälatenkollegium
und im schwäbischen Reichskreis. Von 1671 bis 1776 hatte der Propst die hohe
Gerichtsbarkeit in W. 1803 fiel das geschlossene Herrschaftsgebiet von 2
Quadratmeilen und 5000-5400 Einwohnern innerhalb der Markgrafschaft
Burgau an Bayern.
L.: Wolff 190; Zeumer 552 II a 36, 14; Wallner 688 SchwäbRK 55; Reden-Dohna, A.
v., Reichsstandschaft und Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im
Zeitalter des Barock, 1982.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Wettiner (Geschlecht). Die W. stammen
vielleicht von einem 822 genannten Grafen Rikbert in Sachsen oder von Herzog
Burchard (Burkhard) von Schwaben ab. Sie waren vermutlich zuerst im Liesgau und
im Harzgau (erster sicherer Ahnherr Graf Friedrich im Harzgau 875, dessen
Nachkommen mit den aus Schwaben stammenden Burchardingern (Burkhardingern) im
frühen 10. Jahrhundert in Verbindung traten,) begütert, wechselten bis zur
Jahrtausendwende aber in den Hosgau an der Saale. Danach wurden Eilenburg an
der Mulde, um 1030 als Lehen die Ostmark (Niederlausitz) und um 1050 Camburg
erlangt. Noch vor 1100 nannten sie sich nach der Burg Wettin bei Halle an der
Saale. 1089 erhielt Heinrich I. von Eilenburg die Markgrafschaft
Meißen als Lehen. Seit 1123 kam das Erbe des Hauses Groitzsch hinzu (Grafschaft
Groitzsch 1143). Nach der Teilung von 1156 in die fünf Teilherrschaften
Niederlausitz (bis 1185), Wettin (bis 1217), Groitzsch (bis 1210), Brehna (bis
1290) und Meißen wurden die meisten Güter bis 1290 in der Linie Meißen wieder
vereinigt, wobei die Grafschaft Brehna aber an Sachsen, die Grafschaft Wettin
1217 an Brehna, 1288 an das Erzstift Magdeburg und damit 1680 an Brandenburg
und die Grafschaft Groitzsch durch Verkauf an das Hochstift Merseburg kamen.
Markgraf Heinrich III. gewann im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg 1247/1264
Thüringen. 1307 konnte das gesamte noch vorhandene Gebiet in der Schlacht bei
Lucka gegen König Albrecht von Habsburg verteidigt werden. 1344 wurde die
Grafschaft Orlamünde erworben. 1379/1382 wurde vorübergehend in drei Teile
geteilt (Osterland[, dazu 1353 Coburg], Thüringen[, dazu 1385 Grafschaft
Käfernburg sowie durch Heirat Hildburghausen und Heldburg], Meißen [dazu der
größte Teil des Vogtlands]). Hinzu kamen Gebiete in Böhmen und die Vogtei über
Quedlinburg. Friedrich (IV. bzw.) I. der Streitbare erhielt 1423 nach dem
Aussterben der Askanier als Lohn für seine Hilfe gegen die Hussiten das
Herzogtum Sachsen-Wittenberg mit der Kurwürde. 1446 kam es zu einer weiteren
Teilung. 1485 wurde in die ernestinische Linie und die albertinische Linie
geteilt.
L.: Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Eberhardt, H., Thüringen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Hofmeister, G., Das Haus Wettin, 1889;
Posse, O., Die Wettiner, 1897; Posse, O., Die Wettiner Genealogie, erg. v.
Kobuch, M., 1994; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1980; Streich, B.,
Zwischen Reiseherrschaft und Residenzbildung. Der wettinische Hof im späten
Mittelalter, 1989; Sachsen, A. Herzog zu, Die albertinischen Wettiner,
Geschichte des sächsischen Königshauses, 1763-1932, 1989; 900-Jahr-Feier des
Hauses Wettin, Regensburg 26. 4.-1. 5. 1989, 1089-1989. Festschrift des Vereins
zur Vorbereitung der 900-Jahr-Feier des Hauses Wettin, hg. v. Polenz, H.
v./Seydewitz, G. v., 1989; Philippi, H., Die Wettiner in Sachsen und Thüringen,
1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Pätzold, S., Die
frühen Wettiner, Diss. phil. Göttingen 1996; Pätzold, S., Die frühen Wettiner,
1997; Marquis, B., Meißnische Geschichtsschreibung des späten Mittelalters,
1998; Blaschke, K., Wettiner, LexMA 9 1998, 50; Leisering, E., Die Rechte der
Wettiner als Reichsfürsten, N. A. f. sächs. Gesch. 69 (1999), 233; Rogge, J.,
Herrschaftsweitergabe, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 213; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004; Rogge, J., Die Wettiner, 2005; Die Wettiner und ihre
Herrschaftsgebiete, bearb. v. Leisering, E., 2006; Gross, R., Die Wettiner,
2007; Wejwoda, M.Kirche und Landesherrschaft - das Hochstift Meißen und die
Wettiner im 13. Jahrhundert, 2007 (Magisterarbeit); Winkel, H., Herrschaft und
Memoria. Die Wettiner und ihre Hausklöster im Mittelalter, 2010; Kaiser, U.,
Das Amt Leuchtenburg 1479-1705, 2011. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Windische Mark (Mark, Markgrafschaft). Am Ende des 10. Jahrhunderts entstand auf dem Gebiet des karantanischen Herzogtums im Sanntal und Sotlatal im Osten Krains eine zweite ottonische Mark, die zuerst Saunien, später W. genannt wurde. Markgrafen waren die Grafen von Friesach. Bei ihrem Aussterben 1036 fiel die Mark an die Markgrafen von Krain. Später war sie Kernland der Grafen von Ortenburg (bis 1421) und der Grafen von Cilli und kam bei deren Erlöschen 1556 an Habsburg, das es an der Save zwischen Steiermark und Krain aufteilte, in der Titulatur aber bis 1918 fortführte. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Zwickau (Reichsstadt [?]). Z. am
Übergang der Straße von Böhmen nach Goslar über die Zwickauer Mulde ist
erstmals 1118 (Zwiccowe) als Gut der Gräfin von Groitzsch bezeugt. Die vor 1145
(bzw. vor 1150) entstandene deutsche Siedlung (nach 1170? Stadt) erlebte unter
den Staufern einen deutlichen Aufschwung (Reichsstadt) und kam um 1200 (1206?)
an die Markgrafen von Meißen. Unter König Rudolf von Habsburg wurde Z. dem
Reich wieder angenähert (vor 1290-1362), doch wurde 1308 Z. bereits wieder
Pfandgut bzw. musste Schutzherrschaft anerkennen. Innerhalb der Markgrafschaft Meißen kam das etwa 4000 Einwohner
zählende Z. 1485 an die ernestinische Linie, 1547 an die albertinische Linie
und über Sachsen von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 379; Herzog, E., Chronik der Kreisstadt Zwickau, Bd. 1f. 1839ff.;
Fritzsch, E./Busies, R., Zwickau, 3. A. 1968; Blaschke, K., Zwickau, LexMA 9
1998, 732; Urkundenbuch der Stadt Zwickau, bearb. v. Kunze, J. u. a., 2012ff..
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