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Zeitliche Anfangsgrenze dieser neuen, erstmals vom Territorium ausgehenden Übersicht war dabei fast ausnahmslos das Jahr 1180, in welchem durch den Sturz Heinrichs des Löwen und die grundsätzliche Auflösung des Stammesherzogtums die Territorialisierung des Reiches unübersehbar eingeleitet wurde, so dass die etwa 500 für die Zeit bis 1100 bezeugten und zu etwa einem Drittel mit dem Wort -gau gebildeten Landschaftsbezeichnungen (Gaunamen) bisher grundsätzlich ebenso wenig berücksichtigt wurden wie die bereits für die Karolingerzeit erarbeiteten 42 hochadeligen Familien, obgleich beide wichtige Wurzeln für die Entwicklung vieler Länder gebildet haben dürften. Bei dieser (für die Artikelauswahl verwendeten) strikten zeitlichen Grenzziehung, in deren Umfeld sich zwischen 1150 und 1230 der Reichsfürstenstand augenfällig aussondert, wurde zwar keineswegs übersehen, dass die Bestimmung an Hand einer einzigen genauen Jahreszahl, welche ein Zurückgehen innerhalb der ausgewählten Einheiten auf die älteren Verhältnisse keineswegs verbietet, der Komplexität eines derart vielfältigen Vorganges, wie ihn die allmähliche Verdichtung unterschiedlichster Rechte (Eigengut, Grundherrschaft, Gerichtsrechte, Regalien, Vogteien usw.) zur Landesherrschaft im späten Mittelalter und zur Landeshoheit in der frühen Neuzeit darstellt, nicht völlig gerecht werden kann, doch kann hierauf grundsätzlich nicht allgemein sondern nur im Rahmen der jeweiligen individuellen Einheit eingegangen werden. Die zeitliche Endgrenze ergab sich demgegenüber (trotz eines damit zwangsläufig verbundenen relativen Schematismus‘) naturgemäß aus der unmittelbaren Gegenwart, weil nur so eine vollständige Verknüpfung von Vergangenheit und eigener Zeit möglich erschien. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Balzheim (Herrschaft). Unter der Landeshoheit Österreichs gehörte die Herrschaft B. an der Iller in Burgau den Herren von B. (Ehinger von B. † 1734). S. Baden-Württemberg. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum,
Königreich, Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6.
Jahrhunderts bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor
allem aus Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen,
wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus
Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und
der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland
der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An
seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem
Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen
(fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in
Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III.
788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis
zur Enns und von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen).
Das Recht des zu Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stammes wurde in
der Lex Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit
erscheint erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und
Dalmatien ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des
Markgrafen Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der
Liutpoldinger (Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem
mit der Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich.
Unter dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung
(952 Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II.
setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den
Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985
wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder
gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120
Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte),
1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den
Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich)
erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung
Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark
verkleinerte bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der
seit der Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von
Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich
ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die
Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol,
das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich
übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der
Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen
des Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214
die Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere
Güter (u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München.
1242 beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die
älteren Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg.
1254/1255 wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu
dem der Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,)
und einen größeren östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham,
Freising und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der
Oberpfalz und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg, Hohenstein,
Vilseck [Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in der
Oberpfalz, Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in
geringem Ausmaß auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg
[Adelnburg]) zugute kam. 1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die
Pfalz von Oberbayern gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum
deutschen König gewählt (1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V.
die durch das Aussterben der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch
die 1331 dreigeteilte niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern,
für das Kaiser Ludwig 1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte
Ludwig selbst im Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz
(Rheinpfalz) und einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten
(einschließlich der Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine
sechs Söhne 1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433
Grafschaften Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363])
auf. Ludwig V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und
Otto V. gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern,
Wilhelm I. und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die
Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der
aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV.
von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste
1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt
(Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog
Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau
(Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog
Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland
(Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff.
entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von
1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur
Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel
an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die
Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit
Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an
Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte
und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt
gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag
seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann
Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn. 1485
zog Albrecht IV. von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487 bis
1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie
Bayern-Landshut mit Georg dem Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit
der Georgstochter Elisabeth verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht
IV. von Bayern-München kam es zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin
eingesetzt hatte, obwohl nach dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger Vertrag
von 1450 beim Aussterben der Linie Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe
erhalten sollte. Gegen das Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht
IV. die Unterstützung König Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom
30. 6. 1505 wurde das Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und
damit die Einheit Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505
verstreute Gebiete zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg,
Hilpoltstein, Heideck, Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder
Ruprechts geschaffenen Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie
andere Güter an den Kaiser (Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das
Zillertal sowie Kirchberg und Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg (Altdorf,
Hersbruck) und an Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein
Primogeniturgesetz in Kraft gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte.
Dieses so gefestigte Land erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein
reformiertes Landrecht, 1520 eine Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog
Maximilian (1597-1651) erneut ein Landrecht. 1623 gewann der Herzog den
Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616 Mindelheim und 1628 die Oberpfalz.
Maximilian II. Emanuel wurde 1691 Statthalter der spanischen Niederlande,
verlor aber von 1704 bis 1714 B. an Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734
und 1740 die Herrschaften Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und
erhielt 1742 die Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der
Aufklärung. 1758 stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der
Wissenschaften in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig
zersplitterte Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das
bayerische Recht kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis
7. 10. 1751, Codex Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus
Bavaricus Civilis 2. 1. 1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus
und wurden durch die wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt,
so dass - abgesehen von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die
getrennten wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg,
Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das
bayerische Innviertel an Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische
Gebiet an Frankreich. Beim Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian
IV. Josef von der Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und
vereinigte so die gesamten wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph
(1799-1825), seit 1806 König Maximilian I., und sein Minister Freiherr
Maximilian Joseph von Montgelas (1799-1817) schufen dann den modernen Staat B.
1801 umfasste das Herzogtum B. mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei
Passau, Cham und Hohenschwangau sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590
Quadratmeilen mit 880000 Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des
Reichsdeputationshauptschlusses als Entschädigung für die linksrheinischen
Güter (Pfalz [Rheinpfalz], Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich,
Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz, Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in
Franken die Hochstifte Würzburg und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg,
Weißenburg, Windsheim und Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die
Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter
Sandsee, Wernfels-Spalt, Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg
(/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das Hochstift Augsburg, eine Reihe von
Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen, Elchingen, Ursberg, Roggenburg,
Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt Ulrich und Afra in Augsburg) und die
Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren, Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm,
Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch sowie vor allem in Altbayern selbst die
Hochstifte Freising und Passau diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische
Pfalz kam aber an Baden. 1805 erlangte B. in den Verträgen von Brünn und
Pressburg die Reichsstadt Augsburg, die Markgrafschaft Burgau, habsburgische
Güter in Oberschwaben, Vorarlberg, Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und
Trient (im Austausch gegen Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich
auf. Nach dem Beitritt zum Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im
Austausch gegen Berg) und zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt
Nürnberg sowie Gebiete des Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten
Österreichs das Innviertel und das Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden,
außerdem Bayreuth und Regensburg, musste aber Südtirol an Italien und einen
Teil Mainfrankens an das Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit
Württemberg ließ im Westen die Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg
übergehen. 1808 wurde eine Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816)
musste B. Tirol, Vorarlberg, Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel
an Österreich zurückgeben, erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg
bis Aschaffenburg und dazu die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806
erlangte Vils im Außerfern wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben.
Die verschiedenen verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230
ehemaligen Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden
Minister Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6.
1815 als drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine
Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches
modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg,
Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde
München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte
Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke
(Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken
Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk
trat. Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische
Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der
ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und
der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem
Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23.
11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag
über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von
1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und
Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief
der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus.
König Ludwig III. ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung.
Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19. 8.
1919). Auf Grund der neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle
Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920
wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des
Ministerpräsidenten Held (Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten
verdrängt. 1934 verlor B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945
Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone,
doch wurden Lindau und die Pfalz der französischen Besatzungszone zugeteilt.
Umgekehrt kam das zuvor thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem
wiederbegründeten) B. getrennt und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert.
Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine neue Verfassung.
1949 lehnte der Landtag Bayerns das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
wegen unzureichender Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde
B. Land der Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
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Stauber, R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v.
Kotulla, M., Bd. 2, 2007 (z. B. 1042 Besitzergreifungspatent zur Vollziehung
des mit der Krone Württemberg abgeschlossenen Grenzvertrags vom 2. November
1810); Grundlagen der modernen bayerischen Geschichte, hg. v. Willoweit, D.,
2007; Paulus, C., Das Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter,
2007. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Benediktbeuern (reichsunmittelbares Kloster,
Residenz). B. nordöstlich des Kochelsees wurde 739 von vier vielleicht
agilolfingischen Verwandten Karl Martells aus der Familie Huosi gestiftet. Es
wurde von Karl dem Großen besonders gefördert. Seit der Mitte des 11.
Jahrhunderts versuchten die Hochstifte Freising und Augsburg das 954 zerstörte
und 1031/1032 wiedererrichtete Benediktinerkloster für sich zu gewinnen. 1133
sicherte der Kaiser die Freiheit. Vögte waren danach die Grafen von Andechs und
seit 1248 die Herzöge von Bayern. 1275 wurde das Kloster mit der
Reichsunmittelbarkeit privilegiert. Unter Ludwig dem Bayern verlor es den mit
der Reichsunmittelbarkeit verbundenen fürstlichen Rang. Seit 1422 wurde es
nicht mehr in der Reichsmatrikel geführt. 1803 wurde es in Bayern
säkularisiert.
L.: Fleischer, B., Das Verhältnis der geistlichen Stifte Oberbayerns zur
entstehenden Landeshoheit, Diss. Berlin 1934;
Mindera, K., Benediktbeuern. Kulturland und Kirchen, 1957; Jarnut, J.,
Benediktbeuern, LexMA 1 1980, 1869; Hemmerle, J., Die Benediktinerabtei
Benediktbeuren, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 642, 1, 2, 44.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Berchtesgaden (Fürstpropstei, Residenz).
Zwischen 1102 und 1105 gründeten Irmgard und Berengar von Sulzbach die Zelle B.
Sie wurde 1120 erneuert und war seit 1142 päpstliches Eigenkloster. Friedrich
I. Barbarossa verlieh ihr 1156 Forstfreiheit und Schürffreiheit nach Salz und
Metall (und damit Landeshoheit bzw.
Reichsunmittelbarkeit). Heinrich VI. bestätigte ihr 1194 das Bergregal, Rudolf
von Habsburg 1290 die Reichsunmittelbarkeit und Adolf von Nassau 1294 den
Blutbann. 1380 erhielt der Propst von König Wenzel B. als Reichslehen, doch
wurde B. wegen hoher Verschuldung von 1393 bis 1404/1407 in das Erzstift Salzburg
inkorporiert. Seit 1558/1559 war der Propst Reichsfürst mit Sitz und Stimme im
Reichsfürstenrat. Von 1594 bis 1723 waren Wittelsbacher Fürstpröpste von B.
1803 wurde B., dem außer Stift und Markt B. der Marktflecken Schellenberg
(Marktschellenberg), die Pfarrei Ramsau, die acht Gnodschaften (=
Genossenschaften) Schönau, Ramsau, Bischofswiesen (Bischofwies], Gern,
Scheffau, Au, Salzberg (Berg], Ettenberg (Ottenberg]) und bedeutende mittelbare
Herrschaften in Österreich, Bayern und Salzburg gehörten, mit insgesamt 14
Quadratmeilen und 18000 Einwohnern säkularisiert und kam an Erzherzog Ferdinand
von Toskana, 1805 an Österreich und 1809/1810/1816 an Bayern.
L.: Wolff 145; Zeumer 552ff. II a 31; Wallner 712 BayRK 8; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G5, III 38 (1789) E3; Albrecht, D., Fürstpropstei
Berchtesgaden, 1954; Martin, F., Berchtesgaden. Die Fürstpropstei der
regulierten Chorherren 1923, 2. A. 1970; Dopsch, H., Berchtesgaden, LexMA 1
1980, 1932; Geschichte von Berchtesgaden, hg. v. Brugger, W. u. a., Bd. 1f.
1991ff.; Kissling, P., „Gute Policey“ im Berchtesgadener Land, 1999; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 643,
1, 2, 46. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Berg (Grafen, Herzöge, Grafschaft,
Herzogtum, Großherzogtum). In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts erscheint
am Niederrhein ein Geschlecht mit den Leitnamen Adolf, Eberhard und Engelbert,
das sich nach dem Stammsitz B. an der Dhün (Altenberg, vor 1152 als Zisterzienserabtei
gestiftet) benannte, um 1150 ansehnliche Güter (Allod, Vogtei über die Klöster
Werden, Deutz, Siegburg) zwischen Sieg und Lippe innehatte und in enger
Verbindung zum Erzstift Köln stand. Um 1100 erwarb es Güter aus dem Erbe der
Grafen von Werl. Seit 1101 führte es den Grafentitel. Von 1133 bis 1288 war der
Hauptsitz B. (= Burg an der Wupper), das bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts
Residenz blieb. 1160/1161/1163 teilten sich die Grafen von B. in eine
rheinische (B.) und eine westfälische Linie (Berg-Altena[-Mark], Altena), diese
sich am Ende des 12. Jahrhunderts in einen märkischen und einen isenbergischen
Zweig, von denen Isenberg rasch bedeutungslos wurde, die Grafen von Mark
dagegen erhebliches Gewicht gewannen. Die Grafen von B., die 1176 Güter um
Hilden und Haan und vielleicht um Duisburg und 1189 um Düsseldorf erwarben und
mehrfach den Kölner Erzbischofsstuhl besetzten, starben 1225 in der Hauptlinie
(rheinische Linie) aus. Sie wurden über Irmgard von B. von dem Haus Limburg
beerbt, dessen Angehörige Güter um Duisburg, Mettmann und Remagen gewannen
(Hauptort war seit 1280 Düsseldorf). Diese wurden 1348 über die
Schwestertochter Margarete von B. und Ravensberg von dem Haus Jülich beerbt,
das die letzten fremden Exklaven beseitigte (1355 Hardenberg, 1359 Solingen).
Seit 1380 war B. Herzogtum. Ihm wurde die von Margarete von B. vom Vater
ererbte Grafschaft Ravensberg angegliedert. 1423 vereinigte sich B. durch
Erbfall mit dem Herzogtum Jülich. 1427 wurde Elberfeld gewonnen. 1511 starb das
Haus Jülich (Jülich-Hengebach) aus und wurde durch die Grafen von der Mark
beerbt, die seit 1368 auch in Kleve (Herzöge von Kleve) herrschten (Vereinigung
von Jülich-Berg-Ravensberg mit dem Herzogtum Kleve-Mark). 1609 erlosch der
märkische Zweig (Kleve-Mark) des alten bergischen Grafenhauses. Nach dem
Jülich-Klevischen Erbfolgestreit kam 1614 (endgültig 1666) das katholisch
gebliebene B. (mit den Städten Düsseldorf, Lennep, Wipperfürth,
Ratingen,Radevormwald [Rade vor dem Wald], Solingen, Gerresheim, Blankenberg
und Elberfeld, den Ämtern Düsseldorf, Angermund und Landsberg, Mettmann,
Elberfeld, Barmen und Beyenburg, Solingen und Burg, Schöller, Hilden und Haan
[Hahn], Bornefeld und Hückeswagen, Monheim, Mieseloh [Meiseloh], Porz und
Mülheim [Mühlheim], Odenthal [Odendahl], Scheiderhöh [Scheidenhöh], Lülsdorf
[Lüstorf], Steinbach, Löwenburg bzw. Löwenberg [Leuenberg], den freien
Herrschaften Hardenberg und Broich [Bruck] und der Herrschaft Schöller) mit
Jülich an Pfalz-Neuburg, 1685 an Kurpfalz, womit B. Nebenland wurde, und 1777
mit der Pfalz an Bayern. 1805/1806 an Napoléon I. abgetreten wurde B. unter
dessen Schwager Joachim Murat zusammen mit nassauischen und preußischen
Gebieten Großherzogtum (mit Herzogtum Münster, Grafschaft Mark, Tecklenburg,
Lingen, Reichsabtei Essen, Elten und Werden, insgesamt 315 Quadratmeilen mit
878000 Einwohnern). Dieses wurde in die vier Departements Rhein, Sieg, Ruhr und
Ems eingeteilt und erhielt Verfassung und Verwaltung nach dem Muster des
napoleonischen Frankreich. Auch der Code Napoléon wurde in Kraft gesetzt. 1809
wurde B. praktisch ein Teil Frankreichs, an das am 10. 12. 1810 Münster,
Bentheim, Tecklenburg und Rheda mit insgesamt 87 Quadratmeilen ganz abgetreten
werden mussten. 1813/1814 wurden die französischen Einrichtungen aufgehoben.
1815 kam B. an Preußen (Rheinprovinz), 1946 das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 323ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3; Die Territorien des Reichs 3, 86;
Goecke, R., Das Großherzogtum Berg 1806-13, 1877; Hengstenberg, H., Das
ehemalige Herzogtum Berg und seine nächste Umgebung, 2. A. 1897; Ilgen, T., Die
ältesten Grafen von Berg und deren Abkömmlinge, die Grafen von Altena
(Isenberg-Limburg und Mark), Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 36 (1903), 14ff.;
Schönneshofer, B., Geschichte des Bergischen Landes, 2. A. 1912; Melchers, B.,
Die ältesten Grafen von Berg bis zu ihrem Aussterben, Zs. d. Berg.
Geschichtsvereins 45 (1912), 5ff.; Somya, J., Die Entstehung der Landeshoheit in der Grafschaft Berg bis zum Ende des
14. Jahrhunderts, 1926; Lülsdorff, J. v., Zur Entwicklung der Landeshoheit in den einzelnen Teilen des Herzogtums
Berg, Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 70 (1949), 255ff.; Hömberg, A., Geschichte
der Comitate des Werler Grafenhauses, WZ 100 (1950), 9ff.; Hashagen, J. u. a.,
Bergische Geschichte, 1958; Wisplinghoff, E./Dahn, H., Die Rheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmale, F., Die Anfänge der Grafen von
Berg, FS Bosl, K., 1974; Kraus, T., Die Entstehung der Landesherrschaft der
Grafen von Berg bis zum Jahre 1225, 1981; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die
Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Regierungsakte des Großherzogtums
Berg, hg. v. Rob, K., 1992; Lohausen, H., Die obersten Zivilgerichte im
Großherzogtum, 1995; Engelbrecht, J., Das Herzogtum Berg, 1996; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schmidt, C., Das Großherzogtum Berg, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 162; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 814 (Jülich und Berg); Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 422; Severin-Barboutie, B., Französische
Herrschaftspolitik und Modernisierung, 2008; Geschichte des Bergischen Landes,
hg. v. Gorißen, S. u. a., 2014.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Berg (Herrschaft). Nach B. an der
Donau bei Ehingen nannten sich Grafen von B., die mit den Staufern verwandt
waren und im 12. Jahrhundert drei Töchter mit den Herzögen von Böhmen, Mähren
und Polen verheirateten. Graf Heinrich III. erhielt 1212 Burgau zu Lehen und
übertrug hierauf den erheirateten Titel eines Markgrafen (von Ronsberg). Diese
Linie starb 1301 aus. Von der 1346 aussterbenden Hauptlinie der Grafen von
Wartstein erwarb Österreich 1343 die Herrschaft B. Unter der Landeshoheit Österreichs hatten in der Landvogtei
Schwaben die Grafen (Schenk) von Castell die Herrschaft. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Bernau (Herrschaft). Unter der Landeshoheit Österreichs hatten seit 1635 die
Freiherren von Roll die von den Freien von Bernau 1236 an die Freien von
Gutenburg und danach an Henman von Reinach bzw. Rinach und Jakob von Rotberg
bzw. Raperg sowie Österreich gelangte Herrschaft B. mit Gansingen, Galten,
Büren Schwaderloch und Leibstatt im Aargau. S. Roll zu B. Aargau
L.: Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz 2 (1924), 187. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Breisgau (Gau, Grafschaft,
Landgrafschaft, Landvogtei). Der aus dem Keltischen kommende Name der
Landschaft zwischen Oberrhein und Schwarzwald wird um 400 erstmals genannt (7.
Jh. Brisachgowe). Die karolingische Grafschaft des alemannisch besiedelten
Breisgaues ist seit dem 11. Jahrhundert in den Händen der Zähringer belegt.
1064 ging sie an die verwandten Markgrafen von Baden, 1190 an deren Teillinie
der Markgrafen von Hachberg. Nach dem Untergang der Staufer erlangten die
Grafen von Habsburg einen Teil der Güter. 1269 fielen ihnen weitere Teile durch
das Erlöschen der Grafen von Kiburg (Kyburg) zu, die 1218 einen Teil der Güter
der Herzöge von Zähringen geerbt hatten. Während der südliche Teil des
Breisgaus bei den Markgrafen verblieb (Markgräfler Land) und am Beginn der
Neuzeit aus dem B. ausschied, wurde der nördliche „niedere“ B. als
Landgrafschaft 1318 an die Grafen von Freiburg (Urach-Freiburg) verpfändet und
kam durch Erwerb der Landgrafschaft und der Schirmherrschaft über Freiburg 1368
von den Grafen von Freiburg überwiegend an Habsburg, das 1331 Breisach und
Neuenburg sowie 1365 Kirnberg (Kürnberg) mit Kenzingen gewonnen hatte. Von 1469
bis 1474 wurde der B. von dem Habsburger Sigmund von Tirol an Burgund
verpfändet. 1478 ließ sich Habsburg mit der Landgrafschaft im Breisgau
belehnen. Seit dieser Zeit hatte der B. (mit Freiburg, Breisach, Villingen,
Neuenburg, Burkheim [Burgheim], Waldkirch, Fricktal und Grafschaft Hauenstein)
eigene Verwaltung (in Ensisheim) und Landstände. Im Frieden von Lunéville des
Jahres 1801 bzw. dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 fiel er an
den Herzog von Modena, 1803 als Erbe an Österreich-Este, 1805 an Baden und
Württemberg. 1810 trat Württemberg seinen Anteil an Baden ab. Das Fricktal
(Herrschaften Rheinfelden und Laufenburg) kam 1801 an Frankreich, 1802 an die
Helvetische Republik und 1815 an die Schweiz. Der übrige B. fiel 1951/1952 mit
Baden an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 40; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D5, III 22 (1648) C5, III 38 (1789) B4; Fehr, H., Die Entstehung der Landeshoheit im Breisgau, 1904; Windelband, W., Der
Anfall des Breisgaus an Baden, 1907; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908, 3 ([Brisehguue, Prisekeuue, Prisecgeuue, Brisiggouue,
Brisachgowe, Prisagouue, Brisikgowe, Brisikgouui, Brysichkowe, Brisihgowi,
Prisgauue, Prisegouue, Brisiggowe, Brisichgowe, Prisichgowe, in Mittelbaden,]
Sulzburg, Waldkirch, Königschaffhausen bzw. Königsschaffhausen, Riegel,
Endingen, Wendlingen, Kenzingen, Teningen bzw. Theningen, Bahlingen, Burkheim
bzw. Burgheim, Oberrotweil bzw. Rottweil, Betzenhausen, Oberbergen, Vogtsburg,
Kirchzarten, Liel, Tutschfelden, Oberbirken, Unterbirken, Haslach, Bellingen
bzw. Bad Bellingen, Opfingen, Kirchen, Malterdingen, Ihringen, Wyhl bzw. Wyl,
Richtlingen, Mauracherhof, Neuershausen, Buggingen); Der Breisgau, hg. v.
Busse, H. u. a., 2. A. 1941; Stolz, O., Geschichtliche Beschreibung der ober-
und vorderösterreichischen Länder, 1945; Bader, K., Der deutsche Südwesten in
seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 1950, Neudruck 1978; Creutzburg, N.
u. a., Freiburg und der Breisgau, 1954; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 1, 8, II, 16, 30, 31, 32, III, 31, IV, 8, S. 263,
Brisihgouwe, pagus Brisiaguensis, pagus Brisacensis, finis Prisegauginsis,
Brisigavi; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 66 Brisgau;
Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978;
Wogau, K. v., Die landständische Verfassung des vorderösterreichischen
Breisgaues 1679-1752, 1973; Zotz, T., Der Breisgau und das alemannische
Herzogtum, 1974; Kageneck, A. Graf v., Das Ende der vorderösterreichischen
Herrschaft im Breisgau, 1981; Zotz, T., Breisgau, LexMA 2 1983, 601f.;
Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit,
1984, 56, 111 (Binzen, Rümmingen, Steinenstadt, Tumringen, Wollbach, Haltingen,
Eimeldingen) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 531.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Breiteneck (Herrschaft), Breitenegg. Im 12.
Jahrhundert unterstand B. nordwestlich von Kelheim den Herren von Laaber,
später den Familien Hirschberg, Gumppenberg, Pappenheim und Wildenstein. Kurz
vor 1600 kam die Herrschaft teils an Pfalz-Neuburg, teils an Bayern. 1611
kaufte Bayern den Anteil Pfalz-Neuburgs. 1624 gab Bayern B. an den 1623 zum
Reichsgrafen erhobenen Johann Tserclaes Tilly, der 1631 auch die Landeshoheit und 1635 die kaiserliche Bestätigung der
Reichsunmittelbarkeit erhielt. Seit 1649 gehörte die Herrschaft dem bayerischen
Reichskreis an. Mit dem Erlöschen der Grafen von Tilly fielen 1724 die Lehen
(drei getrennte Teile, Freystadt an der Schwarzach, Schloss und Markt Holnstein
und der Marktflecken Hohenfels) an Bayern, die Eigengüter (zwei getrennte Teile
mit Schloss und Markt Breitenbrunn und Schloss Helfenberg) 1732 über die Gräfin
von Montfort, eine Schwester des Grafen Tilly, an die Freiherren von
Gumppenberg (Gumpenberg). 1792 wurde B. von Pfalz/Bayern gekauft.
L.: Wolff 151; Wallner 712 BayRK 16.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Dischingen, Tischingen (Herrschaft),
Markttischingen. D. an der Egau südlich von Neresheim war Hausgut der
Hupaldinger. Durch Heirat Adelas von Vohburg mit Friedrich I. Barbarossa kam es
an die Staufer. Innerhalb der Herrschaft Trugenhofen fiel es um 1330 an die
Grafen von Oettingen, danach an die Helfenstein, Riedheim, Hürnheim-Katzenstein
(1365), Westernach (1428) und unter der 1510 anerkannten Landeshoheit Pfalz-Neuburgs erbweise an die Leonrod
(1544), dann durch Heirat 1663 an die Schenk von Castell und durch Kauf 1734 an
Anselm Franz von Thurn und Taxis. 1773 wurde die Befreiung aus der
Landsässigkeit der Pfalz erreicht. 1806 kam die Herrschaft an Bayern, 1810
(Markttischingen) an Württemberg und damit D. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Dischingen in Vergangenheit und Gegenwart 1366-1966, 1966; Müller, A.,
Dischingen, 2. A. 1968. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Dürmentingen (Oberamt, Herrschaft). D. bei
Biberach an der Riss wird 811 erstmals genannt. Um 1300 gelangte es mit dem
Bussen an Habsburg und 1387 als Pfand an die Truchsessen von Waldburg. Im 16.
Jahrhundert wurde es im schwäbischen Reichskreis waldburgischer
Verwaltungsmittelpunkt für die Herrschaft Bussen und die untere Grafschaft
Friedberg rechts der Schwarzach. 1786 wurde das Oberamt D. mit der Grafschaft
Friedberg-Scheer an die Fürsten von Thurn und Taxis verkauft. 1806 wurde es der
Landeshoheit Württembergs unterstellt und
gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 180; Wallner 688 SchwäbRK 44; Der Kreis Saulgau, 1971; Der Kreis
Biberach, 1973. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Egerland (Reichsland). Eger an der Eger
wird 1061 erstmals erwähnt. Die historische Landschaft E. ist der nördliche
Teil des mittelalterlichen Banngebiets auf dem bayerischen Nordgau mit
Fichtelgebirge und Egerer Becken. Im frühen 12. Jahrhundert wurde es von der bayerischen
Besiedlung erfasst (Bau einer Burg durch den Diepoldinger Markgrafen Diepold
III. von Vohburg) und erscheint seit 1135 als Region Eger. Sie wurde nach 1146
und vor 1167 auf Grund der Heirat Kaiser Friedrichs I. Barbarossa mit Adela von
Vohburg dem Reich unmittelbar unterstellt und von Friedrich I. Barbarossa zu
einer straff organisierten Herrschaft mit dem Vorort Eger ausgebaut (provincia
Egrensis, 1261 Egerlant). Nach dem Sturz der Staufer (um 1254) wurde das bis
1266 reichsunmittelbare Land aufgeteilt. Der Süden wurde vom Kloster Waldsassen
zum Stiftland (Stiftsland) zusammengefasst, das 1411 unter den Schutz, in der
Mitte des 16. Jahrhunderts unter die Landeshoheit
der Pfalz und 1628 unter die Landeshoheit
Bayerns kam. Den Westen zogen die Burggrafen von Nürnberg an sich und bildeten
vom 15. Jahrhundert an um Wunsiedel die sechs Ämter auf dem Gebirg
(Sechsämterland), die mit der Markgrafschaft Bayreuth 1810 an Bayern kamen. Im
Norden fielen Teile an das meißnische Vogtland, wobei die Reichsherrschaft Asch
entstand. Den Rest erwarb Böhmen, das den Erwerb aber 1276 dem Reich
zurückgeben musste. 1322 gewann Johann von Luxemburg dieses Gebiet als
Gegenleistung für die böhmische Stimme bei der Wahl Ludwigs des Bayern zum
König (neben 20000 Mark Silber) als Reichspfandschaft Eger. Diese wurde bis
1806 nicht eingelöst und erst in diesem Zeitpunkt staatsrechtlich Böhmen
eingegliedert. 1945 wurde die fast rein deutsche Bevölkerung aus der 1918
entstandenen Tschechoslowakei weitgehend ausgewiesen. S. Tschechien.
L.: Wolff 465; Gradl, H., Geschichte des Egerlandes bis 1437, 1893; Bergmann,
A., Das heutige Egerland, 1957; Käubler, R., Das Alter der deutschen Besiedlung
des Egerlandes, 1958; Sturm, H., Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder,
Bd. 2 1967f.; Sturm, H., Districtus Egranus, Historischer Atlas von Bayern,
Altbayern 2,2 1981; Pscheidt, E., Eger. Ehemals eine freie Reichsstadt,
Ausstellungskatalog o. J. (1984); Ambronn, K./Hlavácek, I., Eger, LexMA 3 1986,
1604ff. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Essen (Reichsabtei, gefürstete Abtei,
Residenz). E. wird anlässlich der Errichtung des adligen Damenstifts Maria,
Cosmas und Damian auf einem ehemaligen Königshof durch (Bischof) Altfrid (von
Hildesheim) um 846 (?) (860 ?) erstmals erwähnt (Asnidi). Gefördert durch die
Ottonen schuf sich das seit 874/947 zur Reichsabtei gewordene Stift, dessen
Vögte nacheinander die Grafen von Berg, die Grafen von der Mark (1288), die
Herzöge von Jülich-Kleve-Berg und seit 1609/1648 die Markgrafen von Brandenburg
waren, eine kleine Herrschaft zwischen Emscher und Ruhr (seit etwa 1300
Mittelpunkt in Borbeck). Zu ihr gehörte die Stadt Essen, deren Bestrebungen um
Reichsunmittelbarkeit 1399 und endgültig 1670 zunichtegemacht wurden. Insgesamt
hatte E., dessen Äbtissin 1228 als Reichsfürstin bezeichnet wurde, rund 3000
Bauernhöfe um E., im Vest Recklinghausen, am Hellweg um Breisig und bei
Godesberg. Durch einen Erbvogteivertrag mit den Herzögen von Kleve-Mark (1495)
wurde E. politisch von diesen abhängig. 1802/1803 kam die 3 Quadratmeilen bzw.
1,5 bis 2 Quadratkilometer große Abtei, in deren Verfassung das Damenkapitel
den ersten Stand bildete, das Herrenkapitel den zweiten und die umliegenden
Adelsfamilien den dritten, mit dem Ländchen Breisig bzw. Breisich am Rhein nach
der Säkularisation an Preußen, gehörte aber von 1806/1807 bis 1813 zum
Großherzogtum Berg. 1946 fiel E. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 335; Zeumer 553 II a 37, 10; Wallner 704 WestfälRK 33; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, Jg. 1, 1881ff.; Hoederath,
H., Die Landeshoheit der Fürstäbtissinnen von
Essen, Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 43 (1926); Schulteis,
K., 5 Karten zur Geschichte von Altenessen und seiner Umgebung, 1928; Hübinger,
P., 1100 Jahre Stift und Stadt Essen, Beiträge zur Geschichte von Stadt und
Stift Essen 68 (1952); Zimmermann, W., Das Münster zu Essen, 1956; Weigel, H.,
Studien zur Verfassung des Frauenstifts Essen, 1960; Küppers, L./Mikat, P., Der
Essener Münsterschatz, 1966; Historischer Atlas der Stadt Essen, hg. v.
Bronczek, W., 1966; Brand, J., Geschichte der ehemaligen Stifter Essen und
Werden während der Übergangszeit von 1806-1813 unter besonderer
Berücksichtigung der großherzoglich-bergischen Justiz und Verwaltung, 1971;
Bettecken, W., Stift und Stadt Essen, 1988; Schoppmeyer, H., Essen, LexMA 4
1989, 22; 1150 Jahre Stift und Stadt Essen, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 708, 1, 2, 183;
Gründerjahre, hg. v. Borsdorf, U. u. a., 2005; Essener Urkundenbuch. Regesten
der Urkunden des Frauenstifts Essen im Mittelalter, Bd. 1 bearb. v. Schilp, T.,
2010 (697 Regesten, 13 Volltexte); Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen,
2015. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Gailingen (reichsritterschaftlicher Ort).
G. bei Konstanz wird 965 erstmals erwähnt, dürfte aber bereits der frühen alemannischen
Besiedlungszeit angehören. Bis 1806 zählte der Ort zum Kanton
Hegau-Allgäu-Bodensee des Ritterkreises Schwaben. Von 1540 unterstand ein
Drittel der Ortsherrschaft der Stadt Schaffhausen. Die hohe Gerichtsbarkeit und
Landeshoheit hatte von 1465 bis 1805 Habsburg
bzw. Österreich. Über Baden kam G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Götz, F., Untersee und Hochrhein, 1971.
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Gaisbach (Herrschaft). Die Landeshoheit über die Herrschaft G. der Freiherren von
Schauenburg stand am Ende des 18. Jahrhunderts dem Hochstift Straßburg zu.
L.: Hölzle, Beiwort 76.
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Gleichen (Grafen). Die Grafen von G. bei
Erfurt in Thüringen sind 1099 als Grafen von Tonna erstmals nachweisbar (Graf
Erwin I.). Im Dienst der Erzbischöfe von Mainz erlangten sie die Vogtei über
Erfurt (1120) und umfangreiche Güter im Eichsfeld. Seit 1162 nannten sie sich
nach der Burg G., die Graf Erwin II. als Lehen von Mainz erhalten hatte, an das
sie von den Askaniern gelangt war. 1290 verkauften sie die Vogtei über Erfurt
an die Stadt, 1294 die Güter im Eichsfeld an das Erzstift Mainz. 1342 wurde
Ohrdruf erworben, dessen Vogtei die Grafen seit 1170 innehatten. Zur selben
Zeit wurden die Grafen Lehnsleute der Markgrafen von Meißen, doch erschienen
sie bis 1521 in der Reichsmatrikel. 1550 verlegten sie die Residenz nach
Ohrdruf. 1631 starben die dem obersächsischen Reichskreis angehörigen Grafen
völlig verschuldet aus. Von den verbliebenen Gütern kam die Obergrafschaft
(Ohrdruf, Emleben, Schwabhausen, Petriroda, Wechmar, Pferdingsleben,
Werningshausen) an die Grafen von Hohenlohe-Langenburg, die 2,5 Quadratmeilen
große Untergrafschaft (G., Wandersleben, Günthersleben, Sülzenbrücken,
Ingersleben, Stedten) an die Grafen von Schwarzburg-Sondershausen
(Schwarzburg-Arnstadt), die Herrschaft Tonna an den Schenken von Tautenburg,
1638/1640 an Waldeck und 1677 durch Kauf an Sachsen-Gotha, das auch die Landeshoheit über die gesamte Grafschaft behauptete.
Die Burg G. wurde 1639 den Grafen von Hatzfeld verliehen (seit 1640
Hatzfeld-Gleichen).
L.: Wolff 398f.; Wallner 710 ObersächsRK 8; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D2; Tümmler, H., Die Geschichte der Grafen von Gleichen von ihrem
Ursprung bis zum Verkauf des Eichsfeldes (1100-1294), 1929; Zeyß, E., Beiträge
zur Geschichte der Grafen von Gleichen und ihres Gebiets, 1931; Gauß'sche
Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., 2.
Gericht Gleichen, 1977; Gleichen, hg. v. Janner, O., 1988; Plümer, E.,
Gleichen, LexMA 4 1989, 1494f.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Gutenstein (Herrschaft). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte die 1735 erworbene Herrschaft G. der Grafen (Schenk) von
Castell innerhalb Nellenburgs unter der Landeshoheit
Österreichs zum österreichischen Reichskreis.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 40; Vorderösterreich
an oberem Neckar und oberer Donau, hg. v. Zekorn, A. u. a., 2002.
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Hagenau (Landvogtei, Reichslandvogtei).
Um die Burg H. im Unterelsass lag umfangreiches Königsgut (Hagenauer Forst).
Unter den Staufern wurde das mit staufischen Gütern verschmolzene Königsgut von
der zur Pfalz erweiterten Burg verwaltet. In staufischer Nachfolge bestellten
die Grafen von Habsburg seit 1280 einen Reichslandvogt als königlichen
Verwalter der zehn elsässischen Reichsstädte, der Reichslandvogtei Kaysersberg
und des Hagenauer Forstes. Seit 1341 wurde die Reichslandvogtei verpfändet
(Bayern, Pfalz, Habsburg, Luxemburg, Mähren), seit 1408/1413 an die Pfalz. 1504
musste die Pfalz H. nach dem bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg an Habsburg
abtreten, das sie von 1530 bis 1558 erneut an die Pfalz verpfändete. Das Gebiet
der Landvogtei umfasste etwa 35 Dörfer. Nach 1633/1634 richtete Frankreich eine
französische Verwaltung ein, die 1648 bestätigt wurde. Ludwig XIV. verlieh H.
1659 dem Kardinal und 1661 dem Herzog von Mazarin, dann dem Hause Chatillon und
nach dessen Aussterben dem Herzog von Choiseul. 1678/1697 kam die Landeshoheit rechtlich an Frankreich.
L.: Wolff 294f.; Becker, J., Die Reichsdörfer der Landvogtei und Pflege
Hagenau, ZGO N.F. 14 (1899), 207; Becker, J., Geschichte der Reichslandvogtei
im Elsass, 1905.
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Hanau (Grafen). H. wird erstmals 1143
als Wasserburg der Herren von Buchen (Stammburg Wachenbuchen [Wasserbuchen] bei
H.), die Vögte des Mariengredenstifts in Mainz waren, auf einer Kinziginsel
erwähnt (Hagenowa). 1166/1168 erscheint als Erbe eine Adelsfamilie, die sich
zunächst nach ihrer Stammburg Dorfelden bei Frankfurt am Main, 1191 nach der
Burg H. benannte und Mainz rasch weitgehend aus dem Gebiet der unteren Kinzig
verdrängte. Im 13. Jahrhundert erwarb sie zu ihrer gräflichen Stellung und zu
Gütern um Schlüchtern durch Heirat und Erbschaft Güter in der Wetterau
(Beerbung Ulrichs II. von Münzenberg 1255, ein Sechstel Münzenberg, ein
Sechstel Assenheim), im Rhein-Main-Gebiet (Babenhausen) und im Spessart (kurz
nach 1272 Steinau). Im 14. Jahrhundert gewann sie die Vogtei Schlüchtern und
war mehrfach Inhaber der Reichslandvogtei in der Wetterau. 1320/1364 erlangte
sie die Pfandschaft des Gerichts Bornheimerberg (Bornheimer Berg), 1429 die
Reichsgrafenwürde. 1436 erhob sie H. zur ständigen Residenz. 1458 wurde in die
Linien Hanau-Münzenberg (mit dem Sitz Hanau und den Gütern nördlich des Mains)
und Hanau-Babenhausen (mit den Gütern südlich des Mains) geteilt. 1480 fiel der
Linie Hanau-Babenhausen die halbe Grafschaft Lichtenberg mit Gütern im
Unterelsass sowie um Kehl (Hanauer Land) an. Seitdem nannte sie sich
Hanau-Lichtenberg. Um 1530 traten die Grafen zur Reformation über. 1570
beerbten die Grafen von Hanau-Lichtenberg die Grafen von Zweibrücken-Bitsch,
1642 die Grafen von Hanau-Münzenberg. Zweifelhaft ist, ob sie 1696 die seit
1685 angestrebte Erhebung in den Reichsfürstenrat gewannen. 1697 fielen die
elsässischen Güter an Frankreich. Nach dem Aussterben Hanau-Lichtenbergs 1736
kam Hanau-Münzenberg mit H. durch Erbvertrag an Hessen-Kassel,
Hanau-Lichtenberg (unter Landeshoheit
Frankreichs) an Hessen-Darmstadt. Von 1806 bis 1810 war H. von Frankreich
besetzt und wurde dann mit Ausnahme der Ämter Rodheim, Dorheim, Ortenberg,
Babenhausen und des Dorfes Heuchelheim, die an Hessen-Darmstadt gelangten, zu
dem neugegründeten Großherzogtum Frankfurt geschlagen. 1815 fiel die Grafschaft
an Hessen-Kassel, 1866 an Preußen (Provinz Hessen-Nassau) und damit 1945 an
Hessen.
L.: Wolff 270f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789)
C2; Rathgeber, J., Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, 1876; Reimer, H.,
Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz
Hanau, Bd. 1ff. 1891ff.; Suchier, R., Genealogie des Hanauer Grafenhauses,
1894; Zimmermann, J., Hanau. Stadt und Land, 2. A. 1920; Cramer, K.,
Landesgeschichte der Obergrafschaft Hanau, Diss. phil. Marburg 1944; Lübbeck,
F., Hanau, Stadt und Grafschaft, 1951; Hanau, Stadt und Land. Ein Heimatbuch,
1954; Schwind, F., Die Landvogtei in der Wetterau, 1972; 675 Jahre Altstadt
Hanau, hg. v. Hanauer Geschichtsverein, 1978; Schwind, F., Hanau, LexMA 4 1989,
1893; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 248; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 198. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Havelberg (Hochstift, Residenz). An der
günstigen Lage kurz vor der Einmündung der Havel in die Elbe bestand wohl bereits
früh ein slawischer Stammesmittelpunkt, an dem vielleicht 929 eine Höhenburg
angelegt wurde. (947 oder) 948 gründete König Otto I. in H. ein Missionsbistum,
das zunächst dem Erzbistum Mainz, 968 dem Erzbistum Magdeburg unterstellt und
nach der Zerstörung 983 erst im 12. Jahrhundert, nach der Wiedereroberung des
Gebiets durch den Askanier Albrecht den Bären (1136/1137), wiederbegründet
wurde (1147/1150). Es erlangte umfangreiche Güter (Plattenburg, Putlitz,
Wilsnack, Wittstock) und war zunächst reichsunmittelbar, geriet aber vom 14.
Jahrhundert an zunehmend in Abhängigkeit von den Markgrafen von Brandenburg,
wurde im 15. Jahrhundert landsässig und blieb bis zu seiner Aufhebung 1571
unter der Landeshoheit Brandenburgs. Das
evangelisch gewordene Domkapitel bestand bis 1819.
L.: Wolff 387; Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifter
Preußens, 1924; Historischer Atlas der Provinz Brandenburg, Kirchenkarten Nr. 1
und 2, hg. v. Wentz, G., 1929ff.; Wentz, G., Das Bistum Havelberg, 1933;
Schultze, J., Die Prignitz, 1956; Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter,
hg. v. Schmidt, R., 1988; Escher, P., Havelberg, LexMA 4 1989, 1980f.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 543,
1, 2, 258. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Heitersheim (Johanniterpriorat, Fürstentum,
Residenz). H. südwestlich von Freiburg erscheint erstmals 777 in Lorscher
Urkunden. 1272 gelangte es an den Johanniterorden. 1276 gab Markgraf Heinrich
II. von Hachberg die Gerichtsrechte und Vogtrechte. Von 1428 (auf Dauer seit
1505) bis 1806 war der reichsunmittelbare Ort Sitz des Johanniter-Großpriors
(Johannitermeisters) von Deutschland. Dieser erhielt 1546 Fürstenrang mit Sitz
und Stimme auf dem Reichstag. Das 4 Quadratmeilen bzw. (ohne die 1803 erworbene
Grafschaft Bonndorf) 50 Quadratkilometer große, etwa 5000 Einwohner umfassende,
dem oberrheinischen Reichskreis angehörige Fürstentum H. kam allmählich
faktisch unter Landeshoheit Österreichs, fiel
1797 mit dem Breisgau an den Herzog von Modena und 1805/1806 an Baden. Damit
gelangte H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Johanniterorden (
Johannitermeister).
L.: Wolff 240; Wallner 697 OberrheinRK 28; Schneider, W., Das Fürstentum und
Johannitergroßpriorat Heitersheim und sein Anfall an Baden, Diss. jur Freiburg
im Breisgau 1950; Kraus-Mannetstätter, K., Heitersheim, die Malteserstadt,
1952; Heitersheim, hg. v. Hecht, J., 1972; Die Heitersheimer
Herrschaftsordnung, hg. v. Barz, W., 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 264; Heitersheim 1806, hg. v. Barz,
W., 2007. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hesperingen (Herrschaft). Die Herrschaft H.
bei Luxemburg wurde 1492 von Baden erworben. Sie blieb unter der Landeshoheit Österreichs bzw. Luxemburgs.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hessen-Barchfeld (Landgrafen). Die Linie H. war
eine Nebenlinie von Hessen-Philippsthal ohne Landeshoheit
mit Sitz in Barchfeld (Wilhelm von Hessen-Barchfeld gestorben 1761).
L.: Volkmar, K., Tausend Jahre Barchfeld, 1933.
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Hessen-Homburg (Landgrafschaft). 1502 fiel die
Herrschaft Homburg an die Landgrafschaft Hessen. 1521 wurde dies vom Kaiser
bestätigt. 1583 kam Homburg von Hessen-Rheinfels, an das es 1567 gelangt war,
an Hessen-Darmstadt. 1622 bildete sich in Hessen-Darmstadt unter Friedrich, dem
Bruder Ludwigs V. von Hessen-Darmstadt, die Nebenlinie H. Von 1648 bis 1681
spaltete sich die Linie Hessen-Bingenheim ab. 1708 gewann H. die Landeshoheit. Von 1806 (Rheinbundakte) bis 1815 war H.
von Hessen-Darmstadt mediatisiert, wurde aber auf dem Wiener Kongress
wiederhergestellt und über Preußen um die linksrheinische Herrschaft Meisenheim
(und Bärenbach, Becherbach, Otzweiler und Hoppstädten im Kanton Grumbach)
vergrößert. 1817 trat der Landgraf dem Deutschen Bund bei. Am 24. 3. 1866 kam
H. nach dem kinderlosen Tod des letzten Landgrafen an Hessen-Darmstadt, das es
am 3. 9. 1866 (mit dem nicht in Hessen-Darmstadt einverleibten, sondern in
Personalunion beherrschten Meisenheim) an Preußen abtreten musste. 1945
gelangte Homburg an Großhessen bzw. 1946 Hessen.
L.: Wolff 255; Lotz, F., Geschichte der Stadt Homburg, Bd. 1 1964; Demandt, K.,
Geschichte des Landes Hessen 2. A. 1972, Neudruck 1980; Strauch, D.,
Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die
Wissenschaft, 2007, 487. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hessen-Philippsthal (Landgrafschaft). In
Philippsthal an der Werra wurde vermutlich kurz vor 1191 das
Benediktinerinnenkloster Kreuzberg gegründet. Im Bauernkrieg wurde es zerstört.
Nach Abfindung des letzten Propstes gelangten die Einkünfte an Hessen. 1686
übertrug Landgraf Karl von Hessen-Kassel seinem jüngeren Bruder Philipp die aus
den Klostergütern gebildete Vogtei Kreuzberg. Landgraf Philipp erbaute das
Schloss Philippsthal und verwandte es als Sitz der Nebenlinie H. der
Landgrafschaft Hessen-Kassel, bei der die Landeshoheit
verblieb und an die die Güter 1713 wieder zurückfielen. Von H. spaltete sich
noch Hessen-Barchfeld ab.
L.: Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen,
1961; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hessen-Rotenburg (Hessen-Rotenburg-Rheinfels)
(Landgrafschaft). Rotenburg an der Fulda wurde um 1200 neben einer 1150
erbauten Burg Rotenberg als Burg und später Stadt von den Landgrafen von
Thüringen errichtet. H. ist eine durch die Söhne Landgraf Moritzs von Hessen-Kassel
aus zweiter Ehe 1627 begründete Nebenlinie der Landgrafen von Hessen-Kassel,
der ein Viertel des Landes (Rotenburger Quart) hinsichtlich der Einkünfte,
nicht aber der Landeshoheit zustand
(Niedergrafschaft Katzenelnbogen mit Rheinfels, Ämter und Städte Rotenburg,
Wanfried, Eschwege, Treffurt, Ludwigstein, Amt Neuengleichen [Gleichen],
Herrschaft Plesse). Sie erhielt 1815/1822 als Ersatz für an Preußen abgetretene
Güter (Niederkatzenelnbogen, Plesse, Neuengleichen) die schlesische Herrschaft
Ratibor als Mediatfürstentum und das Stift Corvey, starb 1834 aus und wurde von
Hessen-Kassel beerbt. Das preußische Mediatfürstentum kam an
Hohenlohe-Schillingsfürst.
L.: Wolff 256; Festschrift zur 700-Jahr-Feier der Stadt Rotenburg, 1948;
Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961;
Schellhase, K., Territorialgeschichte des Kreises Rotenburg an der Fulda und
des Amtes Friedewald, hg. v. Lachmann, H., 1971.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hildesheim (Hochstift, Residenz).
Vermutlich bestand bereits im 8. Jahrhundert am Übergang des Hellweges über die
Innerste eine Siedlung, die dann nach dem Personennamen Hiltwin benannt wurde.
Um 815 gründete Ludwig der Fromme das Bistum H. (Bischof Gunthar), das zur
Kirchenprovinz Mainz gehörte. Im Frühmittelalter gewann es durch königliche
Gunst reiche Güter (u. a. an der Mosel, im Odenwald, an der Bergstraße,
Grafschaft im Harzgau). Im Süden des Bistums erlangten die Bischöfe im 13.
Jahrhundert an Leine und Oker die Landeshoheit
(Dassel am Solling, daneben Peine). In der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1523)
verloren sie die meisten Güter an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg.
Während diese Güter protestantisch wurden, behauptete sich im verbliebenen sog.
Kleinen Stift (Stadt H., Ämter Peine und Steuerwald, Domkapitelamt Marienburg,
9 Propsteidörfer, 12 landtagsfähige Güter) mit Ausnahme der Stadt H. und des
Amtes Peine der Katholizismus. 1643 durch Spruch des Reichshofrates wieder auf
den alten Umfang vergrößert, wurde das Hochstift nun meist mit Köln und den
westfälischen Bistümern in die Pfründenkombination des Hauses Wittelsbach
einbezogen. Nach der Säkularisation gehörte es mit 32 Quadratmeilen und 132000
Einwohnern von 1802 bis 1807 zu Preußen, von 1807 bis 1813 zum Königreich
Westphalen und seit 1813 zu Hannover. Mit diesem kam es 1866 an Preußen. Seit
1. 11. 1946 ist das Gebiet Teil des Landes Niedersachsen. Das Bistum H. kam
1992/1994 zur Erzdiözese Hamburg.
L.: Wolff 447f.; Zeumer 552 II a 14; Wallner 706 NiedersächsRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 8; Bauer 1, 271; Doebner, R., Urkundenbuch
der Stadt Hildesheim, Bd. 1-8 1881ff.; Janicke, K./Hoogeweg, H., Urkundenbuch
des Hochstifts Hildesheim und seiner Bischöfe, Bd. 1ff. 1896ff.; Bertram, A.,
Geschichte des Bistums Hildesheim, Bd. 1ff. 1899ff.; Müller, O., Die Entstehung
der Landeshoheit der Bischöfe von Hildesheim,
1908; Gebauer, J., Geschichte der Stadt Hildesheim, Bd.1f. 1922ff.; Klewitz,
H., Studien zur territorialen Entwicklung des Bistums Hildesheim, 1932;
Seeland, H., Kurzer Abriss der Geschichte des Bistums Hildesheim, 1948;
Gebauer, J., Die Stadt Hildesheim, 1950; Niedersächsischer Städteatlas Abt. 2,
Einzelne Städte, 1953; Peters, W., Quellen zur Hildesheimer Landesgeschichte,
1964; Jan, H. v., Hildesheim, 1967; Das Bistum Hildesheim 1933-1945. Eine
Dokumentation, hg. v. Engfer, H., 1971; Gauß‘sche Landesaufnahme der durch
Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., 1. Fürstentum Hildesheim (Bl.
15), 1977; Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim Bd. 3:
Die Hildesheimer Bischöfe von 815-1221, bearb. v. Goetting, H., 1984,; Quellen
zur Geschichte der Stadt Hildesheim im Mittelalter, hg. v. Borck, H., 1986;
Heinemann, E., Im alten Hochstift, 1987; Plümer, I., Hildesheim, LexMA 5 1990,
16ff.; Klingebiel, T., Ein Stand für sich? Lokale Amtsträger in der frühen
Neuzeit, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 543, 1, 2, 272; Plath, C., Konfessionskampf und fremde
Besatzung, 2005; Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim
Bd. 4: Die Hildesheimer Bischöfe von 1221 bis 1398, bearb. v. Kruppa, N. u. a.,
2006; Zachlod, C., Die Staatsfinanzen des Hochstifts Hildesheim vom Ende des
siebenjährigen Krieges bis zur Säkularisation, 2007; Pischke, G. u. a.,
Hildesheim – von der Domburg zur Großstadt, 2014.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hohenems, Ems (Reichsritter,
Reichsgrafen). In H., ursprünglich Ems, bei Dornbirn in Vorarlberg wurde um
1170 eine Reichsburg errichtet. Sie war Sitz der seit etwa 1180 nachweisbaren
Reichsministerialen, Reichsritter und nach einer Heiratsverbindung mit den
Medici seit 1560 Reichsgrafen von H., die hier eine kleine, seit 1400
reichslehnbare Herrschaft gründeten und um Lustenau mit Widnau und Haslach
erweiterten. Sie erwarben von 1614 bis 1669 von den Grafen von Sulz die
Herrschaft Vaduz und Schellenberg. Nachdem in der Mitte des 17. Jahrhunderts
die beiden Linien Hohenems-Hohenems (bald wieder ausgestorben) und
Hohenems-Vaduz entstanden und letztere 1759 ausstarb, kam 1759/1765 mit diesem
Aussterben der Reichsgrafen im Mannesstamm die Landeshoheit
an Österreich. 1790 erhielt Graf Harrach die Herrschaft H. 1814 fiel sie
endgültig, nachdem sie zunächst 1805 zu Gunsten Bayerns mediatisiert worden
war, an Österreich zurück. Die Eigengüter kamen später an die Truchsess von
Waldburg. Um 1800 war die zum schwäbischen Reichskreis zählende Grafschaft 3,5
Quadratmeilen groß und enthielt 4000 Einwohner. Sie umfasste die Bergschlösser
Althohenems und Neuhohenems, den Flecken Ems und einige Dörfer, die Orte Widnau
und Haslach (in der schweizerischen Landvogtei Rheintal gelegen), die
Grafschaft Gallarate (Gallara) bei Mailand (seit 1578) sowie Bistrau (Bistra),
Bohnau (Bonna), Trepien (Trpin) und Laubendorf (in Böhmen).
L.: Wolff 205; Zeumer 553 II b 61, 13; Wallner 687 SchwäbRK 35; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Bergmann, J., Die Edlen von Embs und
die Reichsgrafen von und zu Hohenems, 1860/1; Welti, L., Geschichte der
Reichsgrafschaft Hohenems und des Reichshofes Lustenau, 1930; Bilgeri, B.,
Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff. 1976ff. ; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 312.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hohenzollern-Sigmaringen (Grafen, Reichsfürsten). Durch
Erbteilung entstand 1575 die Linie H. der Grafen von Hohenzollern, welche die
Grafschaft Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und Inzighofen, die Herrschaft
Haigerloch mit Kloster Gruol, die Grafschaft Veringen und die Herrschaft
Wehrstein erhielt. 1623 gewann sie die Reichsfürstenwürde, 1653 Sitz und Stimme
im Reichsfürstenkollegium. 1634 fiel das zwischenzeitlich abgespaltete
Haigerloch wieder an. 1803 erhielt das zum schwäbischen Reichskreis zählende H.
durch § 10 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für seine
Feudalrechte in den Herrschaften Boxmeer (Boxmer), Diksmuide (Dixmüde),
‚s-Heerenberg (Berg), Gendringen, Etten, Wisch (Visch), Pannerden und
Millingen-aan-den-Rijn (Millingen, Mühlingen) und für seine Domänen in Belgien
die Herrschaft Glatt des Stifts Muri, die Klöster Inzigkofen, Beuron
(Klosterbeuren) und Holzen (Holzheim) (im Augsburgischen), 1806 durch die
Rheinbundakte die ehemals österreichischen Mediatklöster Habsthal und Wald, die
Herrschaft Achberg und Hohenfels des Deutschen Ordens, die Souveränität über
die Herrschaften Jungnau und Trochtelfingen sowie den nördlich der Donau
gelegenen Teil der Herrschaft Messkirch der Fürsten von Fürstenberg, die
vormals Salem gehörige Herrschaft Ostrach, die ehemals buchauische Herrschaft
Straßberg der Fürsten von Thurn und Taxis sowie die ritterschaftlichen
Herrschaften Gammertingen und Hettingen der Freiherren von Speth. 1805 wurde H.
durch Verzicht Österreichs auf seine Lehnshoheit souverän. 1806 schloss es sich
dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund an. Am 7. 12. 1849 dankte der Fürst
zugunsten Preußens ab. 1945 kam Sigmaringen an Württemberg-Hohenzollern,
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 168; Wallner 687 SchwäbRK 39; Klein 148; Graf Stillfried, R.,
Stammtafel des Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Hintze, O., Die Hohenzollern
und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Kreis Sigmaringen, bearb. v. Hossfeld,
F., 1942; Baur, W., Die Stadt Sigmaringen, 1956; Mayer, D., Die Grafschaft
Sigmaringen und ihre Grenzen im 16. Jahrhundert. Die Rolle des Forsts beim
Ausbau der Landeshoheit, 1959; Der Kreis
Sigmaringen, 1963; Kaufhold, W./Seigel, R., Schloss Sigmaringen und das
fürstliche Haus Hohenzollern an der oberen Donau, 1966; Bader, K., Der deutsche
Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978;
Schäfer, R., Die Rechtsstellung der Haigerlocher Juden im Fürstentum
Hohenzollern-Sigmaringen von 1634-1850, 2002; Vom Fels zum Meer, hg. v. Haus
der Geschichte Baden-Württemberg, 2002. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hönningen (Herrschaft). Die Herrschaft H. gehörte im 11. Jahrhundert dem Stift Sankt Simeon in Trier. Dessen Vögte waren die Herren von Isenburg. Sie legten auf dem Gebiet der Vogtei die Burg Arenfels an und gewannen volle Landeshoheit. Über Preußen gelangte H. 1946 zu Rheinland-Pfalz. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Hoya (Grafschaft). Nach der Burg H.
(urspr. Hoch) an der Weser nannten sich seit 1202 Grafen (de Hogen), die sich
zuvor als Edelherren von Stumpenhausen bezeichnet hatten oder aus dem
Friesischen zugewandert waren. Sie bauten von dieser Burg aus eine Grafschaft
auf (1215 Grafschaft Nienburg, 1326/1384 Grafschaft Bruchhausen). 1302
erlangten sie von Braunschweig das Amt Drakenburg und die Vogtei zu Bücken als
Lehen. Vielleicht von 1299 bis 1311 und 1343/1346 wurde das Gebiet in eine
obere Grafschaft (um Nienburg) und eine niedere Grafschaft mit Sitz in H.
aufgeteilt. Von 1345 bis 1503 war H. Sitz der Niedergrafschaft H., nach dem
Aussterben ihrer Linie Residenz der Obergrafschaft. Zu Anfang des 16.
Jahrhunderts waren die Grafen zur Anerkennung der Lehnshoheit
Braunschweig-Lüneburgs gezwungen. Beim Aussterben der Grafen (H. 1503, Nienburg
1534/1582) wurde die Grafschaft als Reichslehen unter die Linien des welfischen
Hauses (Calenberg, Wolfenbüttel und Celle) aufgeteilt. Calenberg und
Wolfenbüttel erhielten die obere Grafschaft mit den Ämtern Stolzenau, Ehrenburg
(Ehrenberg), Syke, Steyerberg (Steierberg), Siedenburg, Diepenau, Harpstedt und
Barenburg und dem Stift Bassum. Celle erlangte die untere Grafschaft mit den
Ämtern H., Nienburg, Liebenau, Westen, Altbruchhausen, Neubruchhausen und
Thedinghausen. Diese Güter fielen 1584 an Wolfenbüttel allein und 1634 an
Celle. Die Ämter Uchte mit den Vogteien Uchte und Kirchdorf und Freudenberg mit
den Flecken Bassum, Freudenberg und Loge und siebzehn Dörfern, die 1526/1527 an
Hessen zu Lehen aufgetragen worden waren, waren als hessische Lehnsstücke
(1582) an Hessen-Kassel zurückgefallen. 1705, nach Aussterben der Häuser
Calenberg und Wolfenbüttel, war Celle (Hannover) im Besitz der gesamten, zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium zählenden Grafschaft. Um 1800 umfasste sie ein Gebiet von
etwa 45 Quadratmeilen mit 60000 Einwohnern. Von 1810 bis 1813 fiel ^pIH. an
Frankreich, danach (einschließlich Uchtes und Freudenbergs) an Hannover, 1866
an Preußen und damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 354f.; Zeumer 554 II b 63, 10; Wallner 702 WestfälRK 8, 704, 31;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378), III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Hoyer Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., Teil 1-8 1855ff.;
Gade, W., Historisch-statistisch-topographische Beschreibung der Grafschaften
Hoya und Diepholz, Bd. 1f. 1901; Hellermann, F., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von Hoya, 1912; Erler, G., Das
spätmittelalterliche Territorium Grafschaft Hoya (1202-1582), Diss. Göttingen
1972; Dienwiebel, H., Geschichtliches Ortsverzeichnis der Grafschaften Hoya und
Diepholz, A-K, 1989; Fahlbusch, F., Hoya, LexMA 5 1990, 143f.; Hucker, B., Die
Grafen von Hoya, 1993; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der
Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Hucker, B., Der Ursprung der Grafen von
Hoya, (in) Die Grafschaften Bruchhausen, Diepholz, Hoya und Wölpe, 2000.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Ismaning (reichsunmittelbare Grafschaft).
I. an der Isar wird um 800 erstmals erwähnt. Bis 1272 kam es mit seinem Umland
durch Gaben und Tausch an das Hochstift Freising. 1319 verkaufte Kaiser Ludwig
der Bayer unter Absonderung aus dem Landgericht Wolfratshausen die Landeshoheit auf dem rechten Isarufer zwischen München
und Freising mit Ismaning, Oberföhring, Unterföhring, Daglfing und
Englschalking an das Hochstift Freising. Das Gebiet wurde fortan als
reichsunmittelbare Grafschaft I. bezeichnet. 1803 fiel die zum bayerischen
Reichskreis zählende Herrschaft (1200 Personen) mit dem Hochstift Freising an
Bayern.
L.: Wolff 139; Wallner 712 BayRK 7; Stahleder, H., Hochstift Freising, 1974,
(in) Historischer Atlas von Bayern.
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Johanniterorden (Reichsfürst),
Johannitermeister. Vermutlich 1048, jedenfalls vor 1072 gründeten Kaufleute aus
Amalfi bereits vor den Kreuzzügen in Jerusalem ein Spital. Daraus entstand nach
der Eroberung Jerusalems (1099) eine Ordensgemeinschaft, die zunächst in den
Kreuzfahrerstaaten, bald aber auch in allen Teilen Europas Ordenshäuser bzw.
Hospitäler errichtete und in den Kreuzfahrerstaaten Antiochien und Tripolis
auch herrschaftliche Rechte gewann. Die von dem Ordensmeister Raymund von Puy
(1120-1160) 1137 erlassene Ordensregel gab dem geistlichen Orden
ritterschaftliche Züge. An der Spitze des Ordens stand der Großmeister, der von
den acht Großwürdenträgern der acht Zungen des Ordens beraten wurde. Nach dem
Fall Akkons (1291) verlegte der Großmeister seinen Sitz nach Limassol (Limisso)
auf Zypern und wurde Vasall des dortigen Königshauses. Von 1308 bis 1310
eroberte er Rhodos und dessen Nachbarinseln. 1312 erlangte er einen Teil der
Güter des aufgelösten Templerordens in Frankreich. 1372 ließ sich die Ballei
Brandenburg im Vergleich von Heimbach besondere Rechte einräumen. 1522/1523
musste nach Siegen der Türken der Sitz von Rhodos verlegt werden (u. a.
Viterbo). 1530 übertrug Kaiser Karl V. als König von Sizilien dem Orden Malta
und seine Nachbarinseln sowie Tripolis gegen einen symbolischen Tribut aber
ohne Heerfolgepflicht zu Lehen. Seitdem wurde der Orden auch Malteserorden
genannt. Nach der Reformation traten die Mitglieder der Ballei Brandenburg zum
evangelischen Glauben über. 1548 erhielt der J. bzw. der Johannitermeister in Deutschland,
der seit 1187 als Großprior an der Spitze der deutschen Zunge des Ordens stand
und seit 1428 (endgültig 1505) seinen Sitz in Heitersheim hatte, Sitz und
Stimme auf der geistlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. Deutsche
Kommenden bestanden u. a. in Dätzingen und Rohrdorf, Schwäbisch Hall (Hall) und
Affaltrach, Heitersheim, Hemmendorf und Rexingen, Kleinerdlingen
(Kleinnördlingen), Leuggern, (Neuburg,) Rothenburg, Überlingen, Villingen,
Würzburg und Biebelried. 1781 wurde der Orden mit dem Antoniterorden vereinigt.
1789 verlor er seine Güter in Frankreich, 1798 auch Malta (an Frankreich). Um
1800 zählte der J. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Durch § 27
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der J. bzw.
Malteserorden für den Verlust seiner linksrheinischen Güter die Grafschaft
Bonndorf, die Abteien Sankt Blasien, Sankt Trudpert, Schuttern, Sankt Peter,
Tennenbach und alle Stifter, Abteien und Klöster im Breisgau. 1806 erlosch auch
das Großpriorat in Heitersheim, nachdem das Fürstentum Heitersheim schon früher
allmählich tatsächlich unter die Landeshoheit
Österreichs sowie 1805/1806 an Baden gelangt war. 1852 wurde die Ballei
Brandenburg vom König von Preußen in ihren Rechten wiederhergestellt. 1999 hatte
der evangelische Teil des Johanniterordens rund 3400 Mitglieder.
L.: Zeumer 552 II a 30; Riedenauer 129; Geschichte des Malteserordens nach
Vertot, bearb. v. Niethammer, Bd. 1ff. 1792; Falkenstein, K., Geschichte des
Johanniterordens, 1867; Pflugk-Harttung, J. v., Die Anfänge des
Johanniterordens in Deutschland, 1899; Rödel, W., Das Großpriorat Deutschland
des Johanniterordens, Diss. phil. Mainz 1966; Engel, C., Histoire de L’Ordre de
Malte, 1968; Waldstein-Wartenberg, B. Graf v., Rechtsgeschichte des Malteserordens,
1969; Der Johanniter-Orden. Der Malteser-Orden, hg. v. Wienand, A., 3. A. 1988;
Barz, W., Georg Schilling von Cannstatt. Ein deutscher Johanniter auf Malta,
(in) Der Johanniterorden in Baden-Württemberg 69 (1984), 5; Riley-Smith, J.,
Johanniter, LexMA 5 1990, 613ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 739 (Johannitermeister); Die Johanniter,
die Templer, der Deutsche Orden, die Lazariter und Lazariterinnen, die Pauliner
und die Serviten in der Schweiz, bearb. v. Andenmatten, B. u. a., 2006
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kirchberg (Burggrafen). In der Zeit König
Konrads III. erscheinen auf dem alten Königsgut Kirchberg bei Jena edelfreie
Burggrafen. Sie hatten Güter zwischen Weimar-Apolda und Jena und gründeten 1253
das Kloster Kapellendorf. Seit 1304 verloren sie ihre älteren Güter und mussten
1398 die wettinische Landeshoheit (der
Markgrafen von Meißen) anerkennen. Im 14. Jahrhundert gewannen sie durch Heirat
Oberkranichfeld und im 15. Jahrhundert vorübergehend auch Niederkranichfeld
(Unterkranichfeld). 1714 erbten die Burggrafen von K. die Grafschaft Hachenburg
der Linie Sayn-Wittgenstein-Sayn. Ihretwegen gehörten die Burggrafen von K. am
Ende des 18. Jahrhunderts dem westfälischen Reichsgrafenkollegium des
Reichsfürstenrates des Reichstags an. (1799 kam Hachenburg an Nassau-Weilburg,
1866 an Preußen und 1945 an Hessen.)
L.: Zeumer 554 II b 63, 2; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im
Mittelalter, 1962.
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Klettgau (Gau östlich der Wutach, rechts
des Oberrheins, gefürstete Landgrafschaft). Der K. (zu lat. cleta, Geflecht) an
der unteren Wutach war in karolingischer Zeit eine Grafschaft. Um 1200 waren
dort vor allem die Grafen von Küssaberg, die Herren von Krenkingen, das Kloster
Allerheiligen in Schaffhausen und das Hochstift Konstanz begütert. Die Güter
der Grafen von Küssaberg kamen 1245 teilweise an das Hochstift Konstanz, die
Güter der Herren von Krenkingen von 1270 bis 1287 an Habsburg. Von 1282 bis
1408 unterstand der K. als Landgrafschaft den Grafen von Habsburg-Laufenburg
(1315 Grafenamt, 1325 Landgrafenamt). Danach kam er durch Heirat an die Grafen
von Sulz (am Neckar bei Tübingen), die unter anderem 1656 die obere nördliche
Hälfte der reichsunmittelbaren Stadt Schaffhausen überließen, die sich 1501 der
Eidgenossenschaft der Schweiz anschließen hatte müssen und 1525 Teile der Güter
des Hochstifts Konstanz erworben hatte. Der Rest, ein Gebiet von 5,5
Quadratmeilen bzw. rund 300 Quadratkilometern (die 1482 erworbene Stadt Tiengen
und eine Anzahl Dörfer) kam 1687 beim Aussterben der Grafen von Sulz über die
Erbtochter an die Fürsten von Schwarzenberg (bis 1805) und wurde 1698 zu einer
gefürsteten Landgrafschaft erhoben, die dem schwäbischen Reichskreis angehörte.
1805/1806 erwarb Baden die Landeshoheit,
1812/1813 die schwarzenbergischen Eigengüter. Über Baden gelangte das Gebiet
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 178; Zeumer 553 II b 61, 7; Wallner 689 SchwäbRK 25; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Wanner, M., Geschichte des Klettgaues,
1857; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 4; Polenz, P.
v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 39, 96, Chletgouwe; Der Klettgau,
hg. v. Schmidt, F., 1971; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorial-staatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Borgolte, M., Geschichte
der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 59 (Löhningen), 208.
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Kranichfeld (Herrschaft). K. im mittleren
Ilmtal ist seit 1143 bezeugt. Es gehörte zunächst den von den Grafen von
Käfernburg abstammenden Herren von K. 1172 wurde die zugehörige Herrschaft in
die obere und die niedere Herrschaft geteilt. Das größere Oberkranichfeld kam
als Eigen beim Aussterben seiner Herren an die Burggrafen von Kirchberg, die
1398 unter die Landeshoheit der Wettiner
(Meißen) gerieten, 1453 an die Herren Reuß von Plauen, 1615 an Sachsen-Weimar,
1620 an die Grafen von Schwarzburg, 1663 an Sachsen-Gotha, 1704-28 an
Sachsen-Weimar, 1728-1826 an Sachsen-Gotha-Altenburg (Sachsen-Gotha) und
1826-1920 an Sachsen-Meiningen. Das kleinere Niederkranichfeld
(Unterkranichfeld) unterstand spätestens seit 1233 der Lehnshoheit des
Erzstifts Mainz und geriet als Pfand an die Grafen von Schwarzburg, die es auch
nach dem Aussterben der Herren von Niederkranichfeld (um 1310) behielten. 1412
kam es an die Burggrafen von Kirchberg, 1455 an die Grafen von Gleichen-Blankenhain,
1631 an die Grafen von Mörsberg und von 1675 bis 1794 an die Grafen von
Hatzfeld. 1794 wurde es vom Erzstift Mainz als erledigtes Lehen eingezogen.
1803 fiel es an Preußen, 1806 an Frankreich, 1813 an Preußen, 1815 an
Sachsen-Weimar-Eisenach (Sachsen-Weimar) und 1912 tauschweise an
Sachsen-Meiningen, unter dem es mit Oberkranichfeld wiedervereinigt wurde. 1920
kam es zu Thüringen und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik. Beide Herrschaften zählten bis 1806 zum obersächsischen Reichskreis.
L.: Wolff 397; 399; Wallner 709 ObersächsRK 8 (Oberkranichfeld); Wallner 710
ObersächsRK 23 (Unterkranichfeld); Kleinteich, H., Kranichfeld und seine
Umgebung, Heft 1 1901, Supplement 1902.
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Kranzenau (Herrschaft). Die Herrschaft K.
im Breisgau stand am Ende des 18. Jahrhunderts unter der Landeshoheit Österreichs den Altstätten bzw.
Altstetten und Manicor bzw. Manikor gemeinsam zu. 1805 kam K. an Baden und
damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 10, 11.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Kröv (Reichsdorf), Cröwe. K. an der
Mosel war seit karolingischer Zeit Mittelpunkt eines ausgedehnten
Königsgutsbezirks bzw. Reichsgutsbezirks (K., Reil [Reitzel], Kinheim,
Kinderbeuern [Kinheimerburen], Bengel, Erden), der im Mittelalter als Kröver
Reich bezeichnet wurde. 1274 verpfändete es König Rudolf von Habsburg an die
Grafen von Sponheim. Am 11. 11. 1374 erlaubte Kaiser Karl IV. dem Erzbischof
von Trier, der 1355 die Vogteirechte erworben hatte, die Auslösung. Bis ins 18.
Jahrhundert war K. zwischen den Grafen von Sponheim und dem Erzstift Trier
umstritten. 1784 erhielt das Erzstift Trier die Landeshoheit
zu einem Drittel. 1815 kam K. an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 461; Wolff 261; Schaaf, E., Zur Herrschaftsstruktur des Kröver
Reiches, Landeskundliche Vjbll. 41 (1995), 181.
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Kürnbach (Herrschaft), Krumbach. Über die
Wälder der Herrschaft K. bei Eppingen hatte am Ende des 18. Jahrhunderts der
Landgraf von Hessen-Darmstadt die Landeshoheit.
L.: Hölzle, Beiwort 41.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Laer (Freigrafschaft). 1279 kauften
die Edlen von Steinfurt von den Edelherren von Ahaus die Freigrafschaft zu L.
bei Steinfurt. 1357 verlehnte Kaiser Karl IV. die Freigrafschaft an die
Steinfurt, die im 13. Jahrhundert auch das Gogericht Rüschau mit dem Mittelpunkt
L. erworben hatten. Dieses kam bis 1716 unter die Landeshoheit
des Hochstifts Münster und damit 1802/1803 zu Preußen und 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Langenau (Herrschaft, Ganerbschaft). Die
Burg L. an der Lahn wird erstmals 1243 genannt. Vermutlich über Mechthild von
Sayn kam sie an das Erzstift Köln, von dem sie die L. zu Lehen hatten. Neben
vielen ihrer verschiedenen Linien hatten in weiblicher Erbfolge auch andere
Familien als Ganerben Anteile. Im Spätmittelalter erwarben die Ganerben für den
engsten Bereich ihrer Burg Landeshoheit. 1693
vereinigten die Eltz-Langenau alle Anteile und vererbten sie an die
Eltz-Rübenach, die sie 1635 an die Wolff-Metternich zur Gracht (Wolff genannt
Metternich von Gracht) verkauften. Diese veräußerten sie 1696 an die Marioth
aus Lüttich. 1946 kam L. an Rheinland-Pfalz. S. Marioth zu L.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987, 327.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Leiningen (Grafen, Grafschaft,
Fürstentum). Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts (1086 Emich I. Graf im
Wormsgau) sind fränkische Grafen nachgewiesen, die sich möglicherweise von
einem Ahnherren Amicho (780, Emichonen) herleiten lassen und im Wormsgau und
Nahegau begütert waren (Landgerichte auf dem Stahlbühl [Stahlbühel] bei
Frankenthal, auf dem Kaldenberg [Kaltenberg] bei Wachenheim an der Pfrimm und
auf dem Stamp). Ihre Hauptburg (Alt-Leiningen) entstand zwischen 1110 und 1120.
1128 wird Graf Emich II. als erstes gesichertes Mitglied der Grafen von L.
genannt. 1204 erlangten die Grafen die Landvogtei über den Speyergau und die
Vogtei über Kloster Limburg an der Haardt. Als sie 1220 in männlicher Linie
ausstarben, fielen die Güter über die Erbtochter Liutgard (Lukardis) erbweise
an den Schwestersohn des letzten Grafen, an Graf Friedrich von Saarbrücken, der
Namen und Wappen der Grafen von L. annahm und aus den Saarbrücker Gütern die
Herrschaft Hardenburg (Hartenburg) erhielt. Das neue Haus erwarb durch
mütterliche Erbschaft (Mitgift) zu Beginn des 13. Jahrhunderts (1224/1234) die
Reichsgrafschaft Dagsburg in den Vogesen als Lehen des Bischofs von Straßburg,
1242 Ormes und Rixingen (Rickingen, Rikingen, Réchicourt) sowie 1312 das Amt
des Landvogts im Unterelsass und teilte sich 1317/1318 in eine 1467 erloschene
ältere landgräfliche Linie (Leiningen-Dagsburg, friedrichsche Linie mit
Oggersheim, Gräfenstein [Grevenstein), Madenburg [Magdeburg], Dürkheim [zur
Hälfte], Grünstadt [Grünheim], Herxheim [Hornheim], Freinsheim, Sülzen
[Salzen], Tiefenthal, Lautersheim, Asselheim, Ebertsheim, Boßweiler
[Bossweiler], Niefernheim, Dagsburg und Ormes) und eine jüngere Linie
(gottfriedische Linie) Leiningen-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg)
(Herrschaft Hardenburg im Wormsgau, Guttenburg [Gutenburg], Falkenburg,
Guntersblum).-----Der größere Teil der Güter (Altleiningen zur Hälfte,
Neuleiningen zu einem Viertel, Grünstadt, Asselheim, Sausenheim, Obrigheim,
Kirchheim, Tiefenthal, Ebertsheim, Lautersheim, Boßweiler [Bossweiler],
Albsheim, Bissersheim, Hertlingshausen, Wattenheim, Seckenhausen, Wachenheim an
der Pfrimm, Mertesheim [Mertelsheim], Quirnheim) der älteren Hauptlinie, die
1444 von König Friedrich III. die Würde eines Landgrafen im Elsass erlangt
hatte, gelangte 1467/1468 beim Aussterben der Linie über die Schwester
(Margarethe) des letzten Grafen an die verschwägerten Herren von (Runkel-)
Westerburg (und Schaumburg), die sich darauf Grafen zu Leiningen-Westerburg
(und Landgrafen im Elsass) nannten. Sie mussten zur Durchsetzung ihrer Rechte
23 Orte an die Pfalz abtreten. Ein kleinerer Teil der Güter mit Dagsburg fiel
an Emich VII. aus der gottfriedischen Linie, die sich seitdem
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg nannte. Die Grafen von Leiningen-Westerburg
spalteten sich 1695/1705 in die Linien Leiningen-Westerburg-Altleiningen und
Leiningen-Westerburg-Neuleiningen. 1801 gingen alle linksrheinischen Güter an
Frankreich verloren. Leiningen-Westerburg-Altleiningen wurde 1803 mit der Abtei
Ilbenstadt in der Wetterau entschädigt, Leiningen-Westerburg-Neuleiningen mit
der Abtei (Engeltal) Engelthal in der Wetterau. Diese Güter kamen 1806 an die
Großherzogtümer Berg, Hessen-Darmstadt und die Fürstentümer Nassau-Weilburg und
Nassau-Usingen.-----Die jüngere gottfriedische Linie teilte sich 1343 in Linien
zu Leiningen-Rixingen (Rickingen) (Rixingen), das 1506 an Zweibrücken und
später an Leiningen-Westerburg fiel, und Leiningen-Hardenburg. Diese jüngere
Linie Leiningen-Hardenburg erwarb 1466 die Herrschaft Apremont (Aspremont) in
Lothringen, erhielt 1467 erbweise Dagsburg und nannte sich seitdem
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg). Weiter erlangte sie im
15./16. Jahrhundert Weißenburger Lehen mit Grünstadt, die Herrschaft Pfeffingen
mit Kallstadt und Ungstein sowie das Amt Hassloch. 1560 teilte sie sich in die
zwei Zweige Leiningen-Hardenburg-Dagsburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg)
(Hardenburg, Hausen, Dürkheim, Kallstadt, Ungstein, Pfeffingen, Herxheim,
Leistadt [Leystadt], Weisenheim [Weißenheim], Bobenheim, Battenberg,
Kleinkarlbach, Erpolzheim u. a.) und Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (Falkenburg,
Eischweiler (Thaleischweiler), Einöd (Höheinöd), Herschberg, Werschhausen,
Horstal [Horsel], Mühlhausen [Mülhausen], Reinheim, Heidesheim, Kindenheim,
Büdesheim, Guntersblum). Der ältere Zweig Leiningen-Dagsburg-Hardenburg geriet
mit der Grafschaft Dagsburg 1681 unter die Hoheit Frankreichs, verlegte 1725
die Residenz von der Hardenburg nach Dürkheim und wurde 1779 (ohne Virilstimme)
in den Reichsfürstenstand erhoben. 1803 erhielt er durch § 20 des
Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801 verlorenen linksrheinischen
Güter (Fürstentum L., Grafschaft Dagsburg, Herrschaft Weyersheim [Weikersheim],
Ansprüche auf Saarwerden, Lahr und Mahlberg, insgesamt 2,5 Quadratmeilen) die
mainzischen Ämter Miltenberg, Buchen, Seligental, Amorbach und Bischofsheim
(Tauberbischofsheim), die würzburgischen Ämter Grünsfeld, Lauda, Hardheim und
Rippberg/Rückberg sowie die pfälzischen Ämter Boxberg und Mosbach und die
Abteien Gerlachsheim (Würzburg) und Amorbach (Mainz), die zu dem neuen
rechtsrheinischen Fürstentum L. mit der Residenz in Amorbach sowie (25
Quadratmeilen bzw.) 1600 Quadratkilometern Fläche und etwa 85000 bis 90000
Einwohnern zusammengefasst wurden. Unter dessen Landeshoheit
bekamen die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum die zuvor
mainzische Kellerei Billigheim, die Grafen von
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim die zuvor mainzische Kellerei
Neudenau. Das Fürstentum L. fiel 1806 mit den Grafschaften Leiningen-Billigheim
und Leiningen-Neudenau an Baden. Der Zweig
Leiningen-Dagsburg-Heidesheim-Falkenburg blieb gräflich. Er spaltete sich 1657
in die Zweige Dagsburg (bis 1706), Heidesheim (bis 1766) und Guntersblum (bis 1774,
Anfall Dagsburgs an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg). Davon erwarb Heidesheim im
Erbgang die Herrschaften Broich, Oberstein und Reipoltskirchen
(Reichholdskirchen). Bei seinem Aussterben fielen die Güter 1766 an
Leiningen-Guntersblum, 1774 an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Beim Aussterben
der Linie Guntersblum Leiningen-Dagsburg-Falkenburgs 1774 kam Dagsburg an
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Die übrigen Güter fielen 1774/1787 an zwei
Nebenlinien (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum, Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim),
die ihre Güter 1801 an Frankreich verloren.
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum bzw. Leiningen-Guntersblum und
Leiningen-Heidesheim erhielten Sitz und Stimme im wetterauischen
Grafenkollegium. 1810 fielen im Pariser Vertrag die Ämter Amorbach und
Miltenberg von Baden an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegenden Teil
Bayern abtrat. 1910 bzw. 1935 starb Leiningen-Dagsburg-Falkenburg mit den Ästen
Leiningen-Neudenau und Leiningen-Billigheim aus.
L.: Wolff 280ff.; Wallner 698 OberrheinRK 35 a, b, 40 a, b; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Lehmann, J., Urkundliche
Geschichte des gräflichen Hauses Leiningen-Hardenburg und -Westerburg in dem
ehemaligen Wormsgau, 1865; Brinckmeier, E., Genealogische Geschichte des Hauses
Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1. 1890ff.; Kind, K., Fürst Karl
Friedrich Wilhelm zu Leiningen als Landesherr 1803-06, Diss. phil. Erlangen
1949 (masch.schr.); Wild, G., Das Fürstentum Leiningen vor und nach der Mediatisierung,
Diss. jur. Mainz 1954; Vocke, R., Die Entwicklung der herrschaftlichen und
rechtlichen Verhältnisse im Landkreis Miltenberg bis zum Übergang an Bayern,
Diss. phil. Würzburg 1959 (masch.schr.); Kaul, T., Das Verhältnis der Grafen
von Leiningen zum Reich und ihr Versuch einer Territorienbildung im Speyergau
im 13. Jahrhundert, Mitt. d. hist. Vereins Pfalz 68 (1970); Toussaint, I., Die
Grafen von Leiningen, 1982; Zotz, T., Die Grundherrschaft der Grafen von
Leiningen, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H.,
1983; Toussaint, I., Die Grafschaften Leiningen, (in) Pfalzatlas Karten 67, 68,
Textband 2 1056ff.; Herrmann, H., Leiningen, LexMA 5 1991, 1860.
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Leiningen-Westerburg (Grafen). 1467 erbten die Herren
von Westerburg über Margaretha von Leiningen den größten Teil der Güter der
älteren Hauptlinie der Grafen von Leiningen (Altleiningen zur Hälfte,
Neuleiningen zu einem Viertel, Grünstadt, Asselheim, Sausenheim, Obrigheim,
Kirchheim, Tiefenthal, Ebertsheim, Lautersheim, Boßweiler, Albsheim,
Bissersheim, Hertlingshausen, Wattenheim, Seckenhausen, Wachenheim an der
Pfrimm, Mertesheim, Quirnheim) und nannten sich seitdem Grafen von L. und
Landgrafen im Elsass. Zur Durchsetzung ihrer Herrschaft mussten sie 23 Orte an
die Pfalz abtreten. 1656 veräußerten sie die Herrschaft Schaumburg an die Witwe
Peter Eppelmanns (Melanders). 1705 spalteten sie sich in die Linien
Leiningen-Westerburg-Altleiningen (christophische Linie) und Leiningen-Westerburg-Neuleiningen
(georgische Linie) Um 1800 umfassten ihre zum oberrheinischen Reichskreis
zählenden Güter zusammen mit Leiningen-Grünstadt 2,5 Quadratmeilen. Durch § 20
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt die ältere Linie
(Leiningen-Westerburg-Altleiningen) die Abtei und das Kloster Ilbenstadt in der
Wetterau mit der Landeshoheit in ihrem
geschlossenen Umfange sowie eine Rente von 3000 Gulden, die jüngere Linie
(Leiningen-Westerburg-Neuleiningen) die Abtei Engelthal (Engeltal) in der
Wetterau und eine Rente von 6000 Gulden.
L.: Zeumer 553 II b 60, 20, 21; Wallner 698 OberrheinRK 40 b; Brinckmeier, E.,
Genealogische Geschichte des Hauses Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1f.
1890ff. ; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 118
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lippe (Grafschaft, Fürstentum). 1123
erscheint im alten Stammesherzogtum Sachsen ein westfälisches Adelsgeschlecht,
das die Vogtei über Kloster Geseke und die Grafschaftsrechte im Hafergau bzw.
Havergau, Limgau, Aagau und Thiatmelligau innehatte und sich nach seinem
Allodialgut an der oberen L. edle Herren zur L. nannte. Als Anhänger Herzog
Heinrichs des Löwen vermehrten sie ihre Güter (um 1184/1185 Gründung Lippes
bzw. Lippstadts um 1190 Lemgos, 1192 Falkenbergs). 1190 erheirateten sie die
Herrschaft Rheda. Weiter erlangten sie Rechte über das Stift Enger und östlich
des Osnings bzw. Öslings. 1323/1325/1358 gewannen sie durch Heirat einen
Großteil der Grafschaft Schwalenberg (Ämter Schwalenberg und Oldenburg, Kloster
Falkenhagen), 1323 durch Kauf das spätere Amt Varenholz und 1399/1400/1405 als
Pfand die Grafschaft Sternberg mit Salzuflen. 1365 ging Rheda als Folge der Landesteilung
von 1344 an Tecklenburg verloren, 1376 musste die Stadt L. (später Lippstadt)
verpfändet werden, woraus sich 1445 eine Gemeinschaftsherrschaft mit
Kleve-Mark, später Preußen (bis 1850) ergab. 1449 erlangte Hessen über
verschiedene, 1517 über alle Gebiete die Lehnsherrschaft, 1528/1529 erhielten
die seit 1413 nachweisbar reichsständischen, seit 1512 dem
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugehörigen Edelherren den
Reichsgrafenstand. 1530/1536 schloss sich das 1448 etwa 21000 und 1590 etwa 35000
Einwohner zählende Land unter dem Einfluss Hessens der Reformation, 1605 dem
Calvinismus an. 1614/1621 entstanden durch Bildung von Nebenlinien die
gräflichen Linien Lippe-Detmold (mit Detmold, Sternberg, Enger, Sassenberg,
Aholz, Schwalenberg, Stoppelberg, Oldenburg, Varenholz, Falkenberg, die Hälfte
Lippstadts]), Lippe-Brake und Lippe-Alverdissen (in der Herrschaft Sternberg
mit Lipperode und Alverdissen), das 1640 über Graf Philipps von der
Lippe-Alverdissen Schwester, die Mutter des letzten, 1640 verstorbenen Grafen
von Schaumburg einen Teil der Grafschaft Schaumburg erlangte und die Grafschaft
Schaumburg-Lippe begründete. Von Lippe-Detmold zweigte sich 1671 ohne Landeshoheit die Nebenlinie Lippe-Biesterfeld, von
dieser 1736/1762 Lippe-Weißenfeld ab. 1687 wurde durch Heirat die Herrschaft
Ameiden erworben. Lippe-Brake erlosch 1709 und fiel an Lippe-Detmold. Die
Grafen von Lippe-Detmold, die dem westfälischem Reichsgrafenkollegium
angehörten, wurden (1720) in den Reichsfürstenstand erhoben, führten diesen
Titel aber erst seit 1789. 1763 erwarb Lippe-Detmold durch Kauf die
Herrschaften Lippe-Biesterfeld und Lippe-(Biesterfeld-)Weißenfeld. 1806 und
1815 konnte die Mediatisierung verhindert werden. Am 8. 6. 1815 trat
(Lippe-Detmold als) L. dem Deutschen Bund bei. 1819/1820 scheiterte der Versuch
einer Verfassungsgebung am Widerstand der Stände. Ein erstes landständisches
Grundgesetz kam 1836 zustande, wurde 1849 liberalisiert, 1853 restauriert und
1876 und 1912 modernisiert. 1866 trat L. dem Norddeutschen Bund bei. Nach dem
Aussterben der Detmolder Linie (20. 7. 1895) folgte 1905 nach zehnjährigem
Erbfolgestreit mit Schaumburg-Lippe die verwandtschaftlich nähere Linie
Lippe-Biesterfeld. Am 12. 11. 1918 dankte der Fürst des um 1900 etwa 1215
Quadratkilometer und 138000 Einwohner umfassenden Staates ab. Am 21. 12. 1920
erhielt L. eine neue Verfassung. 1933 wurde es dem Gauleiter von Westfalen-Nord
unterstellt. Am 21. 1. 1947 wurde es von der britischen Besatzungsmacht
Nordrhein-Westfalen zugeteilt. In dem am 12. 10. 1949 in Detmold eingerichteten
Landesverband L. blieb ein Rest lippescher Eigenstaatlichkeit erhalten.
L.: Wolff 348ff.; Zeumer 554 II b 63, 8; Wallner 702 WestfälRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) B3;
Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 152; Bauer 1, 293;Lippische
Regesten, bearb. v. Preuss, O./Falkmann, A., Bd. 1ff. 1860ff.; Kiewning, H.,
100 Jahre lippische Verfassung 1819 bis 1919, 1935; Henkel, W., Die Entstehung
des Territoriums Lippe, 1937; Kiewning, H., Lippische Geschichte, 1942; Ebert,
B., Kurzer Abriss einer lippischen Rechtsgeschichte, Mitt. aus der lippischen
Geschichte und Landeskunde 25 (1956), 12ff.; Kittel, E., Geschichte des Landes
Lippe, 1957; Lippesche Bibliographie, hg. v. Landesverband Lippe, 1957;
Hömberg, A., Die Entstehung der Herrschaft Lippe, Lipp. Mitt. 29 (1960);
Reichold, H., Der Streit um die Thronfolge im Fürstentum Lippe 1895-1905, 1967;
Wieder, H. bei der, Schaumburg-Lippesche Genealogie, 1969; Der Anschluss Lippes
an Nordrhein-Westfalen, bearb. v. Niebuhr, H./Scholz, K., 1984; Tewes, L.,
Mittelalter an Lippe und Ruhr, 1988; Wehlt, H., Lippische Regesten, N.F., 1989;
Hemann, F., Lippe, LexMA 5 1991, 2004; Die Grafschaft Lippe im 18. Jahrhundert,
hg. v. Bulst, N., 1993; Bartels-Ishikawa, A., Der Lippische Thronfolgestreit,
1995; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 86 (mit genealogischer Übersicht) ;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 430; Schaletzki, A.,
Pragmatismus und Beständigkeit. - Die Verfassung. Diss. jur. Würzburg 2008.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Lippe-Biesterfeld (Grafschaft). Die Grafen von L.
sind eine 1671 ohne Landeshoheit von den Grafen
von Lippe-Detmold abgespaltete Linie, die Schwalenberg und Weißenfeld
innehatte, 1736/1762 Lippe-Weißenfeld abspaltete und 1905 und Lippe-Detmold
beerbte.
L.: Kittel, E., Geschichte des Landes Lippe, 1957.
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Löwenstein-Wertheim-Rochefort (Grafen, Fürsten). Die 1611
durch Teilung entstandene, seit 1621 katholische Linie der Grafen von
Löwenstein-Wertheim hatte um 1790 das 1490 erworbene, seit 1504 unter Landeshoheit Württembergs stehende Amt Abstatt der
Grafschaft Löwenstein, einen 1581 erworbenen Anteil an der Grafschaft Wertheim,
die 1728/1730 von dem Fürsten Hatzfeld gekaufte Herrschaft Rosenberg, die
Herrschaft Breuberg und damit das Amt Kleinheubach inne. Um 1790 zählte sie mit
Brehmen, Habitzheim, Rosenberg, Bofsheim, Bronnacker, Neidelsbach, Altenbuch,
Hirschlanden und Hohenstadt zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken sowie
mit Gau-Köngernheim (Gauköngernheim) (Bösköngernheim) zum Kanton Oberrheinstrom
des Ritterkreises Rhein. Altenbuch fiel 1808 an Aschaffenburg, Rosenberg,
Bofsheim, Brehmen, Hohenstadt und Neidelsbach kamen an Baden und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg. 1711 wurden die Grafen von L. zu Reichsfürsten
erhoben. 1713 erhielt die Linie Sitz und Stimme auf der schwäbischen
Reichsgrafenbank. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss waren Sitz und Stimme
für Löwenstein-Wertheim im Reichsfürstenrat vorgesehen. 1803 erhielt L. als
Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Rochefort, Chassepierre,
Herbeumont, Agimont, Neufchateau und Cugnon in den Ardennen, Scharfeneck und
Grafschaft Püttlingen) von Mainz die Ämter Wörth und Trennfurt und von Würzburg
die Ämter Rothenfels und Homburg sowie die Abteien Bronnbach, Neustadt und
Holzkirchen (Löwenstein-Wertheim-Rosenberg).
L.: Winkelmann-Holzapfel 156; Stetten 186, 188; Stockert, H., Adel im Übergang,
2000. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Mähren (Markgrafschaft, Markgrafentum).
Bis in die Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts siedelten im „Gebiet
an der March“ zwischen der Böhmisch-Mährischen Höhe, den Ostsudeten,
Westbeskiden, Kleinen Karpaten und dem Javornikgebirge Kelten, bis zum sechsten
Jahrhundert Germanen (Quaden, Heruler, Rugier, Langobarden), danach um 530 von
Norden und um 600 von Süden Slawen. Im 9. Jahrhundert (etwa ab 833) entstand
das um 850 tributäre Bindungen an das Ostfrankenreich abschüttelnde
Großmährische Reich (Swatopluk 870-894), nach dessen Zerfall im 10. Jahrhundert
M. Streitobjekt zwischen Ungarn und Böhmen (Przemysliden) wurde. Nach kurzer
Herrschaft Polens zu Beginn des 11. Jahrhunderts (um 1003-1010) fiel M. an
Böhmen und wurde den nachgeborenen böhmischen Herzogssöhnen zugeteilt. 1182
erhielt es von Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Reichsunmittelbarkeit als
Markgrafschaft, blieb aber lehnsrechtlich an Böhmen gebunden und nur über
dieses dem Reich angeschlossen. Danach erlebte M. bedeutenden Zuwachs an
deutscher Bevölkerung. Hauptstadt wurde Olmütz (bis 1641), dann Brünn. Nach dem
Aussterben der Markgrafen (1306) gab König Karl IV. 1349 M. seinem Bruder
Johann Heinrich. Mit dem Aussterben dieser Linie fiel M. an den König von
Böhmen, danach an den späteren Kaiser Sigmund, der es 1423 seinem Schwiegersohn
Herzog Albrecht von Österreich (König Albrecht II.) überließ. Nach dem Tod des
nachgeborenen Sohnes Albrechts, Ladislaus Postumus, 1457 kam es an Polen,
Ungarn und dann an Böhmen. 1526 fiel M. mit Böhmen nach der Schlacht von Mohacs
endgültig an Österreich. Das Markgrafentum umfasste die Kreise Olmütz, Hradisch,
Brünn, Znaim und Iglau. 1849 wurde M. Kronland in Österreich. Am 28. 10. 1918
wurde es Teil der Tschechoslowakei. Das Münchener Abkommen von 1938 löste die Landeshoheit auf, grenzte das nördliche, deutsch
besiedelte Mähren-Schlesien als Regierungsbezirk Troppau vom tschechisch
besiedelten Mittelmähren ab und gliederte das vorwiegend deutsch besiedelte
Südmähren dem Regierungsbezirk Niederdonau an. Von März 1939 bis Mai 1945
bildete das verbleibende M. zusammen mit einem ebenfalls verkleinerten Böhmen
das Reichsprotektorat Böhmen und M. Nach 1945 stellte die dritte
tschechoslowakische Republik unter Vertreibung von etwa einer Million Deutschen
die alten Landesgrenzen wieder her (1993 Tschechien, Tschechische Republik).
L.: Wolff 466ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66
(1378) I/K 4, II 78 (1450) H4, III 22 (1648) H4; Schwoy, F., Topographie vom
Markgrafthum Mähren, Bd. 1ff. Wien 1793ff.; Codex diplomaticus et epistolaris
Moraviae, hg. v. Chlumecky u. a., Bd. 1ff. 1836ff.; Bretholz, B., Geschichte
Mährens, Bd. 1f. 1893ff.; Juritsch, G., Die Deutschen und ihre Rechte in Böhmen
und Mähren im 13. und 14. Jahrhundert, 1905; Bretholz, B., Geschichte Böhmens
und Mährens, Bd. 1ff. 1921ff.; Peterka, O., Rechtsgeschichte der böhmischen Länder,
Bd. 1f. 1923ff., Neudruck 1965; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer,
hg. v. Brandt, B., 10 Hefte 1930ff.; Sudentendeutsches Ortsnamenbuch, hg. v.
Gierach, K./Schwarz, E., 1932ff.; Grögler, A., Das Landkartenwesen von Mähren
und Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts, 1943; Sudetendeutscher Atlas,
hg. v. Meynen, E., 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen
Ostsiedlung, 1958; Wegener W., Böhmen/Mähren und das Reich im Hochmittelalter,
1959; Schwarz, E., Volkstumsgeschichte der Sudetenländer, Bd. 2:
Mähren-Schlesien, 1966; Glassl, H., Der mährische Ausgleich, 1967; Handbuch der
Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1ff. 1967ff.; Schacherl,
L., Mähren, 1968; Seibt, F., Deutschland und die Tschechen, 1974; Válka, J.,
Die Stellung Mährens im Wandel des böhmischen Lehensstaates, (in) Europa 1500,
1986, 292ff.; Bernt, A., Die Germanen und Slawen in Böhmen und Mähren, 1989;
Hrabovec, E., Vertreibung und Abschub – Deutsche in Mähren 1945-1947, 2. A.
1996; Zemlicka, J., Mähren, LexMA 6 1992, 106; Deutsche Geschichte im Osten
Europas, Böhmen und Mähren, hg. v. Prinz, F., 1993; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 37.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Meranien (Herzogtum). M. (Meerland) ist
die Küstenlandschaft Kroatiens und Dalmatiens am adriatischen Meer (am Quarnero
und um Fiume), die von Kaiser Heinrich IV. erobert wurde. Sie war zunächst Teil
der Mark Istrien Bayerns. Kaiser Friedrich I. Barbarossa verlieh bereits 1152
den Titel eines Herzogs von M. an den 1159 verstorbenen Grafen von Dachau,
trennte dann 1180 M. von Bayern und belehnte die Grafen von Andechs (seit 1173
Markgrafen von Istrien) als Herzöge von Kroatien, Dalmatien und M. mit M. Der
Erwerb der Landeshoheit in dem Gebiet gelang dem
Geschlecht nicht. Mit seinem Aussterben 1248 erlosch das Titularherzogtum.
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 23, Meran;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 30; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Minden (Hochstift, Fürstbistum,
Fürstentum, Residenz). M. an einem wichtigen Übergang über die Weser wird
erstmals 796 genannt (Minda). Um 803/804 (?) wurde dort durch Kaiser Karl den
Großen unter dem um 790 zum Bischof ernannten Erkanbert (von Fulda) ein Bistum
mit der Diözese zwischen Hunte und Aller (Hannover, Celle, Soltau, Dümmersee,
Polle, Nienburg) eingerichtet, das zur Erzdiözese Köln gehörte. 961 erhielt es
die Immunität, 977 Markt, Münze und Zoll. Vögte waren seit etwa 1073/1080 die
billungischen Herzöge von Sachsen bzw. seit etwa 1096 bis 1398 die Herren vom
Berge (Hausberge). M. gewann ein kleines Herrschaftsgebiet (etwa ein Viertel
der Diözese), für das es 1180 nach dem Sturz Herzog Heinrichs des Löwen die
Herzogsgewalt erhielt. Es entsprach nach dem vorübergehenden Erwerb Hamelns von
Fulda (1259-1277, dann an die Welfen) und der Grafschaft Stemwede (Stenvede),
dem Verlust Stolzenaus an die Grafen von Hoya (1336) sowie nach dem Anfall der
Herrschaft der Edlen von (Haus-)Berg (Hausberge) 1398 etwa den Kreisen Lübbecke
und M. (Schlüsselburg, Hausberge, Rahden, Bünde, Oldendorf (Preußisch
Oldendorf), Löhne) und war damit eines der kleinsten geistlichen Fürstentümer
des Reiches. Seine Vogtei stand bis 1397 den Edlen vom Berge zu. Im Hochstift
erlangte die Stadt M. schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine
gewisse Selbständigkeit. Im 16. Jahrhundert kam das früh von der Reformation
erfasste, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende M. unter den
Einfluss der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel. 1661 starb der letzte
Bischof. 1648 wurde es gegen Abfindung der Lüneburger Welfen mit Osnabrück als
Entschädigung für Vorpommern Brandenburg zugesprochen, das es in ein weltliches
Fürstentum umwandelte und 1719 verwaltungsmäßig mit der Grafschaft Ravensberg
verband. Das Domkapitel bestand bis 1810 fort. Das Fürstentum enthielt die
beiden unmittelbaren Städte M. und Lübbecke und die Ämter Hausberge,
Petershagen, Reineberg, Rahden und Schlüsselburg. 1807/1808 ging es im
Königreich Westphalen auf, das 1811 die Teile links der Weser mit der Stadt M.
an Frankreich verlor. 1813/1814 nahm es Preußen wieder in Besitz und gliederte
es 1815 der Provinz Westfalen an. 1946 kam das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 330f.; Zeumer 553 II b 34; Wallner 702 WestfälRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Ledebur, L. v., Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, 1825,
Neudruck 2009; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Holscher, L., Beschreibung des vormaligen Bistums
Minden nach seinen Grenzen, Archidiakonaten, Gauen und alten Gerichten, 1877,
Nachdruck o. J.; Spannagel, K., Minden-Ravensberg unter
brandenburgisch-preußischer Herrschaft 1648-1719, 1894; Hoogeweg, H., Die
Urkunden des Bistums Minden bis 1300, 1898; Frie, B., Die Entwicklung der Landeshoheit der Mindener Bischöfe, 1909; Mindener
Geschichtsquellen, hg. v. Löffler, K., Bd. 1ff. 1917ff.; Blotevogel, H., Die
älteste brauchbare Karte des ehemaligen Fürstentums Minden. Die Schloenbachsche
Handschriftenkarte von 1772, Mindener Heimatblätter 6 (1937); Blotevogel, H.,
Studien zur territorialen Entwicklung des ehemaligen Fürstentums Minden, Diss.
phil. Münster 1939; Krieg, M., Kleine Chronik von Minden, 1950; Dammeyer, W.,
Der Grundbesitz des Mindener Domkapitels, 1957; Scriverius, D., Die weltliche
Regierung des Mindener Stifts von 1140 bis 1397, Bd. 1f. 1966ff.; Assmann, H., Beiträge
zur Geschichte des Kreises Minden 1816-1945, (in) Mitt. des Mindener
Geschichtsvereins 40 (1968), 79; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz
Westfalen (1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980, 172; Ausgrabungen in Minden,
hg. v. Trier, B., 1987; Leutheusser, H., Rechtsanwaltschaft und Justiz in
Minden, (1989); Brandt, H./Hengst, K., Victrix Mindensis ecclesia, 1990;
Hemann, F., Minden, LexMA 6 1992, 631; Linnemeier, B., Jüdisches Leben im alten
Reich, 2000: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 570, 1, 2, 382; Die Lehnsregister der Bischöfe von
Minden bis 1324, bearb. v. Kemkes, H. u. a., 2010 (768 Belehnungen);
Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf Zeit, 2015.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Münchhöf (Herrschaft). Zur Herrschaft M.
bei Salem waren verschiedene, seit dem 12. Jahrhundert bestehende Höfe des
Klosters Salem in M., Oberdornsberg, Unterdornsberg, Madachhof (Madach),
Gründelbuch, Oberstohren, Unterstohren, Brielholz, Hirschlanden, Notzenberg,
Schweingruben, Blumhof, Homberg, Mainwangen, Reismühle, Frauenberg über Bodman,
Stockach und anderen Orten zusammengefasst. Gegen 64969 Gulden überließ
Österreich der Reichsabtei Salem 1784 unter Vorbehalt der Landeshoheit der Landgrafschaft Nellenburg die hohe
und niedere Gerichtsbarkeit. Am Ende des Jahres 1802 wurde Salem aufgehoben,
die Güter kamen meist an Baden und von dort 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 4 (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Münchwald (Herrschaft). Die Herrschaft M.
stand am Ende des 18. Jahrhunderts unter der Landeshoheit
Badens den Freiherren von Dalberg zu Dalberg (Dalberg) zu. Über Preußen kamen
die Güter 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hölzle, Beiwort 40.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Münsterberg (Herzöge, Herzogtum, Residenz),
Ziębice. M. an der Ohle in Niederschlesien wurde wahrscheinlich um 1250 an
Stelle des slawischen Ortes Sambice errichtet. Bei seiner ersten Erwähnung vom
1. 2. 1253 war es vermutlich bereits Stadt. 1290 kam es beim Tod des Herzogs
von Breslau an Bolko I. von Jauer-Löwenberg und am 22. 11. 1321 an Bolko II.,
der die Linie der Herzöge von M. begründete. 1335/1336 musste er die
Lehnshoheit Böhmens anerkennen. Nach dem Aussterben der Piasten 1428 unterstand
M. unter der Lehnsherrschaft Böhmens verschiedenen Pfandherren und kam am 16.
5. 1454 an Georg von Podiebrad (Böhmen), 1465 zusammen mit Frankenstein und
Glatz an seinen Sohn Heinrich, der 1495 auch Oels erwarb. 1537 wurde die
Reformation eingeführt. 1542 wurde das Herzogtum M. an den Herzog von Liegnitz
verpfändet. 1569/1570 kauften sich die Stände von dem Herzog von Oels frei und
unterstellten M. als Erbfürstentum dem Kaiser als König von Böhmen. Dieser
verlieh es 1653 an das Fürstentum Auersperg, das 1742 unter die Landeshoheit Preußens kam, das 1791 auch die privaten
Güter Auerspergs kaufte. Das Land umfasste 15 Quadratmeilen und war in die
Kreise M. und Frankenstein gegliedert. 1945 fiel M. fast unversehrt unter die
Verwaltung Polens, 1990 kam es als politische Folge der deutschen Einheit an
Polen.
L.: Wolff 476f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 I 3; Hartmann, F.,
Geschichte der Stadt Münsterberg, 1907; Münsterberger Land. Ein Heimatbuch, hg.
v. Kretschmer, M., 1930; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. hist. Komm. f.
Schlesien, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Münsterberg, LexMA 6 1992, 917;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 178; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 400.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Naumburg (Hochstift, Residenz). An der
Mündung der Unstrut in die Saale erbaute vermutlich Markgraf Ekkehard I. von
Meißen in der Nähe slawischer Vorsiedlungen um 1000 bzw. um 1010 die Burg N.
(neue Burg). Um 1012 wurde das Hauskloster der Markgrafen, zwischen 1028 und
1030 das 968 von Kaiser Otto dem Großen in Zeitz gegründete Bistum (zwischen
N., mittlerer und oberer Weißer Elster, oberer Zwickauer Mulde, Plauen und
Erzgebirge) und wenig später die in Kleinjena bestehende Kaufmannsniederlassung
nach N. verlegt. Die sich entwickelnde Stadt stand unter der Herrschaft des
Bischofs. Die Vogtei über N. hatten die Markgrafen von Meißen, bis die Bischöfe
in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Landeshoheit
erwerben konnten. Die Bischöfe wurden im 13. Jahrhundert (1296) Reichsfürsten.
Sie bildeten um N., Zeitz, Krossen (Crossen) und Strehla an der Elbe ein
eigenes Herrschaftsgebiet aus. Beginnend bereits zu dieser Zeit gerieten sie
zunehmend in Abhängigkeit des Hauses Wettin, das aus der Schirmvogtei
Landesherrlichkeit entwickelte. Schon vor 1541 drang die Reformation ein. 1564
wurde anlässlich der Reformation das dem obersächsischen Reichskreis angehörige
Stift N. in einen Verwaltungsbezirk Sachsens umgewandelt, der bis 1718 unter
der Nebenlinie Sachsen-Zeitz stand. Das Hochstift umfasste die Ämter und
Gerichtsbarkeiten des eigentlichen Stiftes N. (Stadt und Amt N., Amt St.
Georgenkloster, Justizamt Haynsburg [Hainsburg] mit der Stadt Krossen
[Crossen], Propsteigericht N. mit der Stadt Osterfeld) und die Ämter und Gerichtsbarkeiten
des zeitzischen Anteils (Stadt und Amt Zeitz und Gericht Breitingen). 1815
wurde N. der neuen Provinz Sachsen Preußens zugeschlagen und kam damit von 1949
bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 381; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3; Urkundenbuch des Hochstifts Naumburg, hg. v. Rosenfeld, F., Bd. 1
1925; Borkowsky, E., Naumburg an der Saale. Eine Geschichte deutschen
Bürgertums 1028 bis 1928, 1928; Mitteldeutscher Heimatatlas, 1935ff.; Kaiser,
B., Die Entstehung der Stadt Naumburg an der Saale, 1949 (Mskr.); Schlesinger,
W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Steinberg, H., Funktionswandel
und räumliche Entwicklung der Städte im mittleren Saaletal bis zum Anfang des
19. Jahrhunderts, (in) Berichte zur deutschen Landeskunde 30 (1963), 256;
Blaschke, K. u. a., Die Kirchenorganisation in Naumburg um 1500, 1969; Hermann,
B., Die Herrschaft des Hochstifts Naumburg an der mittleren Elbe, 1970;
Streich, B., Die Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen
Reichsstandschaft und Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im
Spätmittelalter, 1988; Schubert, E./Hege, F., Naumburg, 1989; Wiessner, H., Die
Anfänge der Stadt Naumburg an der Saale und ihre Entwicklung im Mittelalter,
Bll. f. d. LG. 127 (1991), 115; Das Bistum Naumburg, bearb. v. Wiessner, H.,
Bd. 1 1993; Wiessner, H., Naumburg, LexMA 6 1992, 1055; Das Bistum Naumburg,
bearb. v. Wiessner, H., 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 577, 1, 2, 404.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Neuweier (Herrschaft). Die Herrschaft N.
bei Baden-Baden befand sich am Ende des 18. Jahrhunderts unter der Landeshoheit Badens in der Hand der Knebel von
Katzenellbogen. Über Baden kam N. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 40.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Nievern (Herrschaft). In der Sponheimer
Vogtei N. bei Ems (Bad Ems) an der Lahn am Westerwald setzten die von der Arken
und ihre Ganerben zu Ende des 14. Jahrhunderts Landeshoheit
durch. Später kam das zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein
zählende N. an Nassau und damit 1866 an Preußen (Hessen-Nassau) und 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 516; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987,
327. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Obernau (Herrschaft). O. bei Rottenburg erscheint erstmals 1145 anlässlich einer Übertragung an das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Der Ort O. unterstand den Herren von Ow und den Grafen von Hohenlohe bzw. seit 1381 Habsburg/Österreich. 1512 kam O. an die Herren von Ehingen. Nach ihrem Aussterben wurden 1698 die Freiherren Raßler von Gamerschwang (von Rassler) mit O. belehnt. Sie hatten unter der Landeshoheit Österreichs den Ort bis 1805. Dann fiel er an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Obernberg (Herrschaft, freie
Reichsherrschaft). O. am Inn wird um 1160 erstmals erwähnt. 1250 erhielt das
Hochstift Passau, das 1199 hier eine Burg errichtete, in O. die Maut, 1407 die
Blutgerichtsbarkeit. 1782 ging die Landeshoheit
über die zum bayerischen Reichskreis zählende Herrschaft durch Vertrag an
Österreich über. Von 1810 bis 1816 stand O. mit dem übrigen Innviertel nochmals
unter der Verwaltung Bayerns.
L.: Wolff 144; Meindl, K., Geschichte der ehemals hochfürstlich-passauischen
freien Reichsherrschaft des Marktes und der Pfarre Obernberg, Bd. 1, 2 1875.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Oettingen-Spielberg (Grafen, Fürsten). O. ist eine
im 17. Jahrhundert von Oettingen-Wallerstein abgespaltete, dem schwäbischen
Reichskreis zugehörige und 1734 gefürstete Linie der Grafen von Oettingen, die
1731 einen Teil der Güter Oettingen-Oettingens erbte. 1790 gehörten hierzu die
Oberämter Aufkirchen, Dürrwangen, Mönchsroth, Oettingen und Spielberg, das
Pflegamt Hochaltingen, die Herrschaft Schwendi, die der Reichsritterschaft
einverleibt war, die Landeshoheit über die
Johanniterkommende Kleinerdlingen und die Untertanen des Klosters Sankt Klara
zu Regensburg. !806 fiel O. mit acht Quadratmeilen und 20000 Einwohnern an
Bayern.
L.: Wolff 177; Wallner 685 SchwäbRK 11; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Rehfeld, H., Die Mediatisierung des Fürstentums
Oettingen-Spielberg, Diss. jur. Erlangen 1955.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Oettingen-Wallerstein (Grafen, Fürsten). O. ist eine
1522 entstandene, 1774 gefürstete katholische, dem schwäbischen Reichskreis
zugezählte Linie der Grafen von Oettingen, die 1731 die meisten Güter
Oettingen-Oettingens erbte. 1790 gehörten ihr die Oberämter Alerheim, Bissingen
mit der Herrschaft Hohenburg und der Gemeinde Fronhofen mit Verwalteramt
Diemantstein, Harburg, Hochhaus, Marktoffingen, Neresheim und Wallerstein, die
Herrschaften Burgberg und Seifriedsberg und schließlich die Landeshoheit über Aufhausen bei Christgarten. Nach §
12 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt sie für die
Herrschaft Dagstuhl die Abtei Heiligkreuz (Heiligenkreuz) zu Donauwörth, das
Kapitel Sankt Magnus zu Füssen und die Klöster Kirchheim, Mönchsdeggingen
(Deggingen) und Maihingen. 1806 fiel das etwa 16 Quadratmeilen große Fürstentum
mit 40000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 177; Wallner 685 SchwäbRK 8; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Paderborn (Hochstift, Fürststift,
Residenz). An den mehr als 200 Quellen der Pader am Eggegebirge befand sich
(neben Keramikscherben wohl des 4. Jh.s in einer Schwemmsandschicht des
westlichen Kirchenvorplatzes der späteren Klosterkirche Abdinghof) eine
sächsische Siedlung, die nach ihrer Eroberung durch König Karl den Großen seit
777 Ort mehrerer Reichstage war. Um 800 (799?, 806?) wurde der ursprünglich Würzburger
Missionsstützpunkt (beim Zusammentreffen von Karl dem Großen und Papst Leo III.
799) zum Bischofssitz (Bischof Hathumar 806-815) erhoben. Das Bistum wurde der
Kirchenprovinz Mainz zugeordnet. Dem bedeutenden Bischof Meinwerk (1009-1036)
gelang der Erwerb fast aller Grafenrechte in der sich von der Diemel bis zur
Werre längs der Weser erstreckenden Diözese (spätere Gebiete von Lippe,
Waldeck, Ravensberg, Hessen und Braunschweig). Danach standen die Welfen und
die Erzbischöfe von Köln weiteren Erwerbungen im Wege. Im 14. Jahrhundert
wurden Teile der Grafschaften Everstein und Schwalenberg (1325/1358) sowie der
Herrschaft Büren (1335/1660) gewonnen, doch blieb das (um Brakel und die
Grafschaft Dringen erweiterte) weltliche Herrschaftsgebiet um P. (Büren,
Warburg und Höxter) insgesamt bescheiden. Der Übergang zum Luthertum durch
Bischof Erich von Braunschweig-Grubenhagen (1508/1532) wurde 1601-1604
rückgängig gemacht, doch verlor das Bistum in der Reformationszeit die
Grafschaft Ravensberg und weitgehend alle Gebiete rechts der Weser. 1614
gründete der die Gegenreformation erfolgreich als Kampf um die Landesherrschaft
verwendende Bischof (Dietrich von Fürstenberg) eine bis 1844 bestehende
Universität in P. 1802/1803 fiel das zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählende Hochstift mit 54 Quadratmeilen, 96000 Einwohnern, 23
Städten und 150 Dörfern (Ämter Schloss Neuhaus, Delbrück, Boke [Böke],
Lichtenau, Wewelsburg [Wevelsburg], Wünnenberg [sogenannter vorwaldischer oder
unterwaldischer Distrikt] und der oberwaldische Distrikt mit dem Oberamt
Dringenberg, der Frei- und Gaugrafschaft Warburg, der Gaugrafschaft Brakel, der
Landvogtei Peckelsheim, den Städten und Richtereien Borgentreich [Borgentrick],
Borgholz [Borchholz], Nieheim [Neheim], der Vogtei Driburg, den Ämtern
Steinheim, Beverungen, Lügde [Lüdge], [gemeinsam mit Lippe], die Ämter
Oldenburg, Stoppelberg [Stapelberg], Schwalenberg, die Gerichte Hagedorn
[Hagendorf] und Ottenhausen [Odenhausen] und die Propstei Sankt Jakobsberg, die
dem Domkapitel gehörigen Städte Lippspringe und Bredenborn und das adlige
Gericht Holzhausen und Erwitzen) an Preußen. Von 1807 bis 1813 wurde es
vorübergehend in das Königreich Westphalen einbezogen. 1946 kam es von Preußen
(Provinz Westfalen) an Nordrhein-Westfalen. Das Bistum wurde 1821 um Minden,
Halberstadt, Magdeburg, Merseburg und Naumburg vergrößert und der Erzdiözese
Köln unterstellt sowie 1929 zum Erzbistum mit den Diözesen Hildesheim und Fulda
erhoben. 1992/1994 wurden Erfurt, Fulda und Magdeburg Diözesen.
L.: Wolff 325; Zeumer 552 II a 15; Wallner 702 WestfälRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Die Territorien des Reichs 3, 148; Bauer 1, 451; Bessen, G., Geschichte des
Bistums Paderborn, Bd. 1f. 1820; Holscher, L., Die ältere Diözese Paderborn
nach ihren Grenzen, 1886; Rechter, W., Geschichte der Stadt Paderborn, 1889ff.;
Tenckhoff, F., Die Paderborner Bischöfe von Hathumar bis Rethar, 1900; Schultz,
F., Beiträge zur Geschichte der Landeshoheit im
Bistum Paderborn bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1903; Aubin, H., Die
Verwaltungsorganisation des Fürstbistums Paderborn im Mittelalter, 1911; Deppe,
H., Die Paderbornschen Besitzungen in Südhannover, Westfäl. Zs. 90/2 (1934),
171ff.; Die Erzdiözese Paderborn, 1930; Jacobs, F., Die Paderborner Landstände
im 17. und 18. Jahrhundert, 1937; Klasen, T., Die territorialen Beziehungen
zwischen Paderborn und Köln im Mittelalter, Diss. phil. Münster 1940; Schoppe,
K., Das karolingische Paderborn, 1967; Schoppmeyer, H., Der Bischof von
Paderborn und seine Städte, 1968; Leesch, W. u. a., Heimatchronik des Kreises
Paderborn, 1970; Winkelmann, W., Die Königspfalz und die Bischofspfalz des 11.
und 12. Jahrhunderts in Paderborn, Frühmittelalterliche Studien 4 (1970),
398ff.; Paderborn, hg. v. Spörhase, R. u. a., 1972; Heggen, Staat und
Wirtschaft im Fürstentum Paderborn im 18. Jahrhundert, 1978; Westfälisches
Urkundenbuch, Bd. (1, 2, 4, 5, 1,) 9: Die Urkunden des Bistums Paderborn
1301-1325, bearb. v. Prinz, J., Lief. 3 1982; Schoppmeyer, H., Die Entstehung
der Landstände im Hochstift Paderborn, Westf. Zs. 136, (1986); Meier, G., Die
Bischöfe von Paderborn und ihr Bistum im Hochmittelalter, 1987; Brandt, H. u.
a., Das Erzbistum Paderborn, 1989; Schoppmeyer, H., Paderborn, LexMA 6 1993,
1613; Paderborn, hg. v. Jarnut, J., 1999; Paderborn, hg. v. Göttmann, F. u. a.,
Bd. 1ff. 1999; Splendor palatii, hg. v. Fenske, L. u. a., 2002; Brandt, H. u. a.,
Das Bistum Paderborn im Mittelalter, 2002; Lotterer, J., Gegenreformation als
Kampf um die Landesherrschaft, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 587, 1, 2, 439;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 427, 2, 484.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Petershausen (reichsunmittelbare Abtei,
Reichsstift). Das Benediktinerkloster P. auf dem rechten Rheinufer gegenüber
Konstanz wurde (kurz vor) 983 von Bischof Gebhard II. von Konstanz gegründet.
Es war seit dem 13. Jahrhundert (1214) reichsunmittelbar, gehörte seit dem 16.
Jahrhundert zum schwäbischen Prälatenkollegium des Reichstags und zur
Prälatenbank im schwäbischen Reichskreis und besaß die Herrschaften Hilzingen und
Herdwangen, die Landeshoheit über Ebratsweiler
und den Schopflocherhof (Hof Schopfloch) bei Engen. Außerdem waren der Abtei
seit 1583 die Abtei Sankt Georgen zu Stein am Rhein mit der Propstei
Klingenzell im Thurgau einverleibt. 1802/1803 kam P. mit einem Gebiet von etwa
2,5 Quadratmeilen an Baden und wurde aufgehoben. Über Baden gelangten die Güter
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 189; Zeumer 552 II a 36, 13; Wallner 688 SchwäbRK 50; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Miscoll-Reckert, I.,
Kloster Petershausen als bischöflich-konstanzisches Eigenkloster, 1973;
Walther, H., Gründungsgeschichte und Tradition im Kloster Petershausen vor
Konstanz, Schr. d. Ver.f. Gesch. des Bodensees 96 (1978), 31ff.; St. Gebhard und
sein Kloster Petershausen, 1979; Reden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und
Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des Barock,
1982; 1000 Jahre Petershausen, 1983; Maurer, H., Petershausen, LexMA 6 1993,
1941. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Pfaffenhofen (Herrschaft). P. an der Roth
(Rot) erscheint am Ende des 12. Jahrhunderts als Teil einer kleinen, nach dem
nahen Holzheim benannten Grafschaft. 1303 verkaufte Graf Ulrich von Berg seine
Grafschaft in Holzheim an den Herzog von Österreich. Zu dessen neuer Grafschaft
P. zählten Leibi und das Rothtal (Rottal) von Kadeltshofen bis Attenhofen. Die
Herrschaft blieb bis 1805 bei Habsburg/Österreich, war aber unter Vorbehalt der
Landeshoheit vielfach verpfändet (1325-1370
Herren von Ellerbach, ab 1448 Ehinger). 1469 erhielt Hans Ehinger die
Herrschaft von Herzog Sigmund zu eigen und verkaufte sie 1495 an
Bayern-Landshut. 1505 zog sie König Maximilian nach dem bayerischen
Erbfolgekrieg als Kriegsentschädigung ein, verkaufte sie aber 1507 an die
Fugger, unter denen sie 1735 an die Fugger-Kirchberg-Weißenhorn (Fugger zu
Kirchberg und Weißenhorn) kam. Die Landeshoheit
fiel 1805 an Bayern.
L.: Wolff 45; Hölzle, Beiwort 4, 45; Gaiser, H./Matzke/Rieber, Kleine Kreisbeschreibung
des Stadt- und Landkreises Neu-Ulm, 1959.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Pfalz (Pfalzgrafschaft bei Rhein,
Kurfürstentum, Regierungsbezirk, Landesteil). Die P. (Kurpfalz, Rheinpfalz,
untere Pfalz) entstand durch die Verlagerung der wohl spätestens im 10.
Jahrhundert entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen vom
Niederrhein (Aachen, Köln, mit Gütern bei Bacharach und Vogteirechten über
Trier und Jülich) über die Mosel zum Mittelrhein und Oberrhein. 1093 wird
Heinrich von Laach, der dritte Gatte der Witwe (Adelheid von Orlamünde) des
letzten lothringischen Pfalzgrafen aus dem Haus der Hezeliniden (Hermann), nach
kaiserlicher Übertragung des Pfalzgrafenamtes (1085) als comes palatinus Rheni
(Pfalzgrafschaft bei Rhein) erstmals genannt. Mit dieser an wechselnde Familien
gelangten Pfalzgrafschaft belehnte 1155/1156 Kaiser Friedrich I. Barbarossa
seinen Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob ihn zum Reichsfürsten. Zur
Pfalzgrafschaft kamen Hausgut, Lehnsrechte und Vogteirechte über Speyer, Worms
und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel die P. über Konrads Tochter
Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214 übertrug sie König Friedrich II. nach
dem kinderlosen Tod des Welfen Heinrich des Jüngeren (1213) an Ludwig I. von
Bayern, dessen Sohn (Otto II.) über die welfische Erbtochter Agnes auch die
Eigengüter der Pfalzgrafen erwarb. (Pforzheim gelangte über eine weitere
Erbtochter an Baden.) Schwerpunkte des Gutes waren Bacharach (12./13.
Jahrhundert) und Alzey (1214 vom König erhalten). Vom Bischof von Speyer nahm
der Pfalzgraf Neustadt, vom Bischof von Worms Heidelberg (1225) zu Lehen.
Weiter erlangte er die Herrschaft über die Klöster Schönau und Otterberg.
Andere Güter wurden nach der Aufhebung Lorschs (1232) 1247/1344 gewonnen. 1255
kamen durch Teilung Oberbayern (westliche Teile mit München) und die P. an
Herzog Ludwig von Bayern, während Niederbayern mit Landshut an Heinrich XIII.
fiel. 1266/1268 wurden die staufischen Güter um Sulzbach, 1277/1289 Kaub mit dem
dortigen Rheinzoll erworben. Ludwig II. war somit angesehenster Reichsfürst und
wirkte bereits 1257 als Kurfürst mit. 1329 bestimmte der wittelsbachische
Hausvertrag von Pavia die Trennung der (unteren) P. und der oberen P. im
bayerischen Nordgau (Oberpfalz) zwischen Regensburg und Fichtelgebirge, die der
älteren pfälzischen Linie zugesprochen wurden, von Bayern, das an die jüngere
bayerische Hauptlinie kam, wobei die Kurwürde zwischen P. und Bayern wechseln
sollte, was die Goldene Bulle 1356 zugunsten der P. aufhob. Unter Kurfürst
Ruprecht I. gewann die Pfalz, die 1329 die Pfandschaft der Stadt Mosbach (1330
Mosbach, Eberbach, Sinsheim, Neckargemünd, Germersheim, Annweiler, Trifels)
erlangt hatte, unter anderem 1349 Bretten, 1354 Simmern, 1375 Ingelheim,
Kaiserslautern, Odernheim, Nierstein und Oppenheim sowie 1385 die Grafschaft
Zweibrücken mit Bergzabern, gab aber 1355 Teile der Oberpfalz für einige Zeit
an Böhmen (Neuböhmen). 1386 wurde die Universität Heidelberg gegründet.
Ruprecht II. strebte in der sog. Rupertinischen Konstitution die Unteilbarkeit
der Pfalz an. Nach dem Tod des 1400 zum König gewählten Ruprecht III. (1410),
der die an Böhmen gegebenen Teile der Oberpfalz zurückgewann und die
Grafschaften Kirchberg am Hunsrück sowie (die Vordere Grafschaft) Sponheim (zu
einem Fünftel) und die Reichsvogtei im Elsass (1408) erlangte, wurde die P. in
die vier Linien Kurpfalz (Heidelberg, Amberg, Nabburg), Pfalz-Neumarkt
(restliche Oberpfalz), Pfalz-Simmern (bzw. Pfalz-Zweibrücken-Simmern) (bis
1685) mit der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken (bis 1731) und Pfalz-Mosbach
geteilt. Von diesen Linien starb die Linie Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) 1443 aus
und wurde von Pfalz-Mosbach und Pfalz-Simmern beerbt. 1499 erlosch die Linie
Pfalz-Mosbach und wurde von der Kurpfalz beerbt. Unter Friedrich I. (1449-1476)
wurde die Vormacht der P. am Oberrhein (Erwerb der Reichsgrafschaft Lützelstein
[1492] und Rappolstein, der Reichslandvogtei Hagenau, von Bischweiler, Selz,
Kleeburg und Gebieten an Nahe und Bergstraße [1462], der Grafschaft Löwenstein
[1461/1464]) begründet und die Kurpfalz modern organisiert. 1503 gingen im
bayerischen Erbfolgekrieg die Güter im Elsass an Habsburg, die Grafschaft
Löwenstein an Württemberg und Lauf, Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren,
doch wurde die neue Linie Pfalz-Neuburg 1508 noch mit Gütern Bayern-Landshuts
ausgestattet. 1556 führte Otto Heinrich (Ottheinrich) die Reformation in seinem
sehr zersplitterten Herrschaftsgebiet ein. 1559 starb mit Ottheinrich von
Pfalz-Neuburg die alte Linie Kurpfalz aus und wurde (1556) in Pfalz-Neuburg von
Pfalz-Zweibrücken (Wolfgang) und in den Kurlanden von Pfalz-Simmern (Friedrich
III.) als mittlerer Kurlinie beerbt. Der neue Kurfürst führte dort sofort den
Calvinismus ein. Infolge der Wahl zum König des aufständischen Böhmen (1619)
verlor Friedrich V. Land und Kurwürde 1623 an Herzog Maximilian von Bayern,
wobei weitere Güter an Habsburg und Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs Sohn
erhielt 1648 die P. und eine neue achte Kurwürde, während die Oberpfalz und die
alte Kurwürde bei Bayern verblieben. 1685 erlosch die Linie Pfalz-Simmern. Ihr
folgte die aus Pfalz-Zweibrücken hervorgegangene katholische Linie
Pfalz-Neuburg. Da auch König Ludwig XIV. von Frankreich für die Frau seines
Bruders, Liselotte von der P., Erbansprüche auf Simmern, Kaiserslautern,
Germersheim und Sponheim erhob, kam es zum pfälzischen Erbfolgekrieg
(1688/1697) und der Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich, das Straßburg
und Saarlouis behielt, Lothringen aber verlor. Pfalz-Neuburg vermochte sich -
mit Ausnahme Germersheims - zu behaupten. Vorübergehend wurden die alten
Kurrechte und die Oberpfalz zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die P. dem Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken an. 1720 wurde die Residenz von Heidelberg
nach Mannheim verlegt und zwischen 1743 und 1748 eine Sommerresidenz in dem
1200 erlangten Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch die Linie Pfalz-Neuburg.
Sie wurde von Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach beerbt, der durch
Tausch die Herrschaften Zwingenberg und Ebernburg erlangte und zur Finanzierung
seiner Hofhaltung die Industrie förderte. Wegen Udenheim gehörte unter ihm die
P. seit 1788 zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1777 fiel ihm
Bayern an. Als Folge hiervon wurde der Hof von Mannheim 1778 nach München
verlegt. Der Versuch, Bayern gegen die habsburgischen Niederlande an Österreich
abzugeben, scheiterte 1778/1779 und 1784/1785 an dem Widerstand Preußens. Am
Ende seines Bestehens umfasste das niemals geschlossene, in bunter Gemengelage
mit anderen Herrschaften liegende, von Germersheim bis Bacharach und von
Kaiserslautern bis Mosbach reichende Gebiet der zum kurrheinischen Reichskreis
zählenden P. 8200 Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund 300000
Einwohnern. 1801 musste Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen, seit 1792
besetzten Gebiete an Frankreich (Departement Donnersberg) anerkennen. Das
rechtsrheinische Gebiet wurde 1803 an Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen
(Nassau) und Leiningen verteilt. 1815 kamen die linksrheinischen Teile von
Frankreich zurück und fielen 1816 weitgehend und um Gebiete Sickingens,
Nassaus, von der Leyens, Leiningens usw. erweitert als Ersatz für Salzburg,
Innviertel und Hausruckviertel an Bayern, im Übrigen an Hessen und Preußen. Der
bayerische Teil bildete zunächst die königlich bayerischen Lande am Rhein, seit
1836 den bayerischen, von Speyer aus verwalteten Regierungsbezirk P. (seit 1838
Rheinpfalz). Von Dezember 1918 bis Juni 1930 war die Pfalz von Frankreich
besetzt. (1919 bzw.) 1920 gelangten Teile der Westpfalz (Homburg, Sankt
Ingbert, Blieskastel, insgesamt 418 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern) zum
Saargebiet. Bereits 1940 wurde die P. aus der Verwaltung Bayerns gelöst und kam
nicht mehr zurück. 1945 gehörte die P. zur französischen Besatzungszone und
wurde 1946 wie Rheinhessen und Koblenz-Trier Teil des Landes Rheinland-Pfalz,
wobei sie bis 1968 eigener Regierungsbezirk war (seit 1968 Rheinhessen-Pfalz).
L.: Wolff 88; Zeumer 552 I 5; Wallner 699 KurrheinRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 129; Neumaier 49f., 125, 127,
140; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz - Das Saarland, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 8; Tolner, C., Codex
diplomaticus palatinus, 1700; Widder, J., Versuch einer vollständigen
geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine,
1786ff.; Frey, M., Versuch einer geographisch-historisch-statistischen
Beschreibung des königlich baierischen Rheinkreises, Bd. 1ff. 1836ff.; Häusser,
L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 1845, 2. A. 1856, Neudruck 1970;
Koch, A. u. a., Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 1f. 1894ff.; Haberle,
D., Pfälzische Bibliographie, Bd. 1ff. 1907ff.; Schreibmüller, H., Bayern und
Pfalz 1816-1916, 1916; Raumer, K. v., Die Zerstörung der Pfalz 1689, 1930;
Pfälzischer Geschichtsatlas, hg. v. Winkler, W., 1935; Stamer, C.,
Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Zimmermann, F., Die Weistümer
und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz,
1937; Gerstner, R., Die Geschichte der lothringischen und rheinischen
Pfalzgrafschaft von ihren Anfängen bis zur Ausbildung des Kurterritoriums
Pfalz, 1941; Christmann, E., Die Siedlungsnamen der Pfalz, Bd. 1ff. 1952ff.;
Schütze, C., Die territoriale Entwicklung der rheinischen Pfalz im 14. Jh.,
Diss. phil. Heidelberg 1955; Vogt, W., Untersuchungen zur Geschichte der Stadt
Kreuznach und der benachbarten Territorien im frühen und hohen Mittelalter,
1956; Böhm, G. F., Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey,
1956; Weizsäcker, W., Pfälzische Weistümer, 1957ff.; Trautz, F., Die Pfalz am
Rhein in der deutschen Geschichte, 1959; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt
Neustadt an der Haardt, 1960; Schmidt, H., Die Kurpfalz unter den Kurfürsten
der Häuser Neuburg und Sulzbach 1665-1799, (in) Mannheimer Hefte 1962;
Hess-Gotthold, J., Hausmacht und Politik Friedrich Barbarossas im Raume des
heutigen Pfälzer Waldes, 1962; Pfalzatlas, hg. v. Alter, W., 1963ff. (u. a.
Schaab, M./Moraw, P., Territoriale Entwicklung der Kurpfalz von 1156-1792);
Cohn, H., The Government of the Rhine Palatinate in the 15th century, 1965;
Territorialverhältnisse der Gemeinden in Rheinland-Pfalz von 1789 bis zur
Bildung des Landes, Statistik von Rheinland-Pfalz 172 (1967); Haas, R., Die
Pfalz am Rhein, 1967, 2. A. 1968; Weiden, A. v. d., Erste Landesaufnahme in
unserem Landesgebiet und Veröffentlichung des danach gefertigten
topographischen Kartenwerks aus den Jahren 1804-1820, Nachrichtenblatt der
Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz 12 (1969); Press, V.,
Calvinismus und Territorialstaat. Regierung und Zentralbehörden der Kurpfalz
1559-1619, 1970; Topographische Aufnahme pfälzischer Gebiete durch Offiziere
des kgl. bayerischen Generalstabes 1836-1837, hg. v. Landesvermessungsamt des
Saarlandes, 1973-197474; Spieß, K., Lehnsrecht, Lehnspolitik und
Lehnsverwaltung der Pfalzgrafschaft bei Rhein im Spätmittelalter, 1978; Spieß,
K., Das älteste Lehnsbuch der Pfalzgrafen bei Rhein vom Jahr 1401, 1981; Haas,
R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984; Moersch, K., Geschichte der
Pfalz, 1987; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1f. (Mittelalter)
1988ff.; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die Geschichte der
pfälzischen Wittelsbacher von 1214 bis 1803, 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm.f. gesch. Landeskunde in
Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Maier, F., Die baierische Unterpfalz,
1990; Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Schaab, M.,
Pfalzgrafschaft bei Rhein, LexMA 6 1993, 2013; Kurpfalz, hg. v. Schweickert,
A., 1997; Ausgewählte Urkunden zur Territorialgeschichte der Kurpfalz
1156-1505, hg. v. Schaab, M., 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Die Pfalz im 20.
Jahrhundert, hg. v. Schwarzmüller, T. u. a., 1999; … so geht hervor’ ein neue
Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 440; Kohnle, A.,
Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 497; Reinhardt, C., Fürstliche Autorität versus städtische Autonomie,
2012; Peltzer, J., Der Rang der Pfalzgrafen bei Rhein, 2013; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 156. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Pfalz-Sulzbach (Fürstentum). Die seit 1071 nach
der zu Anfang des 11. Jahrhunderts errichteten Burg Sulzbach benannten Grafen
von Sulzbach vererbten 1188 Sulzbach an die Grafen von Hirschberg. Über diese
kam die Grafschaft Sulzbach 1269/1305 an Bayern, 1329 an die pfälzische Linie.
Von 1569 bis 1604 war P. Teilfürstentum des Pfalzgrafen Otto Heinrich unter der
Landeshoheit Pfalz-Neuburgs. 1610/1614 entstand
durch Teilung Pfalz-Neuburgs das Fürstentum P. mit Sulzbach, Floß und
Vohenstrauß und einem Anteil an Parkstein-Weiden. 1656 verzichtete
Pfalz-Neuburg auf die Landeshoheit über das 1649
endgültig reformierte Gebiet. Der Pfalzgraf von P. war beim bayerischen
Reichskreis, nicht aber beim Reichstag vertreten. 1742 erbte Karl Theodor von
P. die Pfalz (Kurpfalz) und Pfalz-Neuburg sowie 1777 Bayern, in das danach P.
eingegliedert wurde. Das 19 Quadratmeilen große Fürstentum P., das die beiden
Hauptteile der Oberpfalz voneinander trennte und selbst durch das Amt Vilseck
Bambergs geteilt wurde, umfasste das Landgericht Sulzbach mit der Stadt und die
sogenannten hinteren Lande mit den Pflegämtern Weiden und Floß und den Ämtern
Parkstein und Floss. 1799 gelangte P. in Bayern an Maximilian I. Joseph von
Pfalz-Birkenfeld.
L.: Wolff 141; Wallner 712 BayRK 5; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648)
E/F4, III 38 (1789) D3, III 39 E3; Gack, G., Geschichte des Herzogthums
Sulzbach, 1847, Neudruck 1988; Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz,
Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck 1970; Piendl, M., Sulzbach, 1957, (in)
Historischer Atlas von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG., Teil
Altbayern; Sturm, H., Sulzbach im Wandel der Jahrhunderte, (in) Oberpfälzer
Heimat 14 (1970); Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd.
3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen Reichskreises, 3. A. 1995;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Pless, Pleß (Herrschaft, Fürstentum).
1517 wurde die Herrschaft P. in Schlesien aus dem Herzogtum Teschen
ausgegliedert und von Bischof Johann Thurzo von Breslau käuflich erworben.
1542/1548 kam sie an die Freiherren von Promnitz, 1742 unter die Landeshoheit Preußens, 1765 mit einem Gebiet von 18
Quadratmeilen an eine Nebenlinie der Fürsten von Anhalt-Köthen und 1846 durch
Verkauf an die Grafen von Hochberg zu Fürstenstein, die 1850 preußische Fürsten
von P. wurden. 1918/1922 fiel der größte Teil der Herrschaft an Polen.
L.: Wolff 481; Zivier, E., Geschichte des Fürstentums Pleß, 1906; Musiol, L.,
Pszczyna, 1936; Musiol, L., Bilder aus der Geschichte, 1941; Vier
oberschlesische Urbare des 16. Jahrhunderts, hg. v. Kuhn, W., 1973; Skibicki,
K., Industrie im oberschlesischen Fürstentum Pless, 2002.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Querfurt (Fürstentum). Q. an der Querne
südwestlich Halles wird als Burg (Curnfurdeburg) erstmals im Hersfelder
Zehntverzeichnis von 880/9 erwähnt. Nach ihr nannten sich seit etwa 1000
nachweisbare Herren von Q., die seit 1136 als Lehnsleute der Erzbischöfe von Magdeburg
Burggrafen waren, 1229 die jüngere Linie der Grafen von Mansfeld (1262/1264)
bildeten und deren Güter 1496 nach ihrem Aussterben als erledigtes Lehen an das
Erzstift Magdeburg fielen. 1635/48 kamen Q. mit 8 Dörfern, Jüterbog mit 20
Dörfern, Dahme mit 12 Dörfern und Burg an Sachsen. 1656 gelangte Q. an
Sachsen-Weißenfels, 1687 kam Burg in einem Vergleich wegen der 1648 nicht
entschiedenen Landeshoheit über Q. an
Brandenburg zurück. Später wurde Heldrungen an der Unstrut gewonnen. Von 1663
bis 1746 bestand innerhalb Sachsens das reichsunmittelbare Fürstentum
Sachsen-Querfurt, dessen Verwaltung von Weißenfels aus geführt wurde und das
beim Aussterben der Linie (1746) an Sachsen zurückfiel. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte es mit etwa 15 Quadratmeilen (Ämter Q., Heldrungen,
Jüterbog und Dahme) über Sachsen zum obersächsischen Reichskreis. Über die
Provinz Sachsen Preußens kam Q. 1945 an Sachsen-Anhalt und von 1949 bis 1990 an
die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 400f.; Wallner 710 ObersächsRK 16; Großer Historischer Weltatlas III
39 D2; Kretzschmar, H., Herrschaft und Fürstentum Querfurt 1496-1815, (in) FS
Tille, 1930; Ihle, E., Querfurt, Heimat- und Geschichtsbuch, 1938; Wäscher, H.,
Feudalburgen in den Bezirken Halle und Magdeburg, 1962; Glatzel, K., Burg
Querfurt, 1979; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980, 117ff.;
Blaschke, K., Querfurt, LexMA 7 1994, 376.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rannariedl (Herrschaft). Die Burg R. bei Rohrbach war Mittelpunkt einer Herrschaft. 1258 gehörte die Burg den Falkenstein. 1358/1359 kam sie an das Hochstift Passau, 1506 über die Herzöge von Bayern an Habsburg. 1581 wurde sie an die Khevenhüller verkauft, 1590 an die Salburger. 1725 gingen Burg und Herrschaft mit 862 Untertanen an die Grafen Clam über, 1765 ohne Landeshoheit an das Hochstift Passau und 1802/1803 an Österreich. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Riga (Erzstift, Residenz). 1180
begründete der Augustinerchorherr Meinhard aus dem Kloster Segeberg in Holstein
die Mission unter den Liven an der Düna und wurde nach dem 1184 erfolgten Bau
einer Kirche 1186 vom Erzbischof von Bremen zum Bischof von Uexküll bzw.
Livland geweiht. Seit 1201 war R. der Bischofssitz. 1207 erhielt der Bischof
das Bistum als Reichslehen und wurde 1224/1225 mit den Regalien begabt
(Reichsfürst). 1246/1255 wurde das seit 1214/1215 exemte Bistum zum Erzbistum
erhoben (Bistümer Dorpat, Oesel-Wieck [Oesel-Wiek, Ösel-Wieck], Kurland,
Samland, Pomesanien, Ermland, Kulm), nachdem 1251 bereits Selonien und
Semgallen in ihm aufgegangen waren. 1332 gewann der Deutsche Orden die Landeshoheit. 1394/1451 wurde das Erzbistum, dessen
Sitz 1418 nach Ronneburg verlegt wurde, dem Deutschen Orden einverleibt. Nach
der Einführung der Reformation (1522) ging das Erzbistum mit dem Tod des
letzten Erzbischofs, der 1551 den Dom der Stadt R. verkaufte und sich 1562
Polen unterwerfen musste, 1563 unter. 1566 hob Polen das Domkapitel auf. 1918
wurde ein neues Bistum R., 1923 ein Erzbistum R. geschaffen.
L.: Wittram, R., Baltische Geschichte, 1954; Studien über die Anfänge der
Mission in Livland, hg. v. Hellmann, M., 1989; Mühlen, H. v. zur, Riga, LexMA 7
1995, 847ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 481, 1, 2, 486; Riga, hg. v. Oberländer, E. u. a., 2004; Fülberth,
A., Riga, 2013. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Rodemachern (Herrschaft). Die Herrschaft R.
südlich Luxemburgs wurde 1492 von Baden (Baden-Baden) erworben. Im 16./17.
Jahrhundert riss Frankreich die Landeshoheit an
sich, obwohl die Herrschaft nur Lehen Luxemburgs war. Rechtlich wurde
Frankreichs Stellung erst 1796 anerkannt.
L.: Wolff 58, 305; Hölzle, Beiwort 40. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,]
Königreich, Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren
Elbe um 150 n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam
mit den Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl
dem Großen (772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert,
Messer) in Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9.
Jahrhundert die zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf † 868)
die Stellung eines Stammesherzogs der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger
zum sächsischen Königshaus des Reiches (919, Heinrich I., 936ff. Otto I., Otto
II., Otto III., Heinrich II.) wurden 966 die Billunger (Hermann Billung † 973)
mit der Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum Rhein reichenden sächsischen
Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die nördlichen Teile des
Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums richtete Otto I. die
Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von Sommerschenburg und 1180
bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später häufig den Inhaber
wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S. bestimmt wurde. Nach dem
Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht an die askanischen bzw.
welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von Süpplingenburg, dessen Macht
auf dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und Ottos von Northeim († 1083)
beruhte, 1137 aber an die Askanier und 1142 an Lothars Schwiegersohn Heinrich
den Stolzen aus dem Hause der Welfen, neben denen jedoch vor allem der
Erzbischof von Magdeburg und die Askanier eigene Herrschaftsbereiche ausbauten.
Der Welfe Heinrich der Löwe erweiterte Sachsen um Mecklenburg und das westliche
Pommern. Mit seinem Sturz 1180 endete das alte Herzogtum der Sachsen. An seine
Stelle trat neben dem Herzogtum (Engern und) Westfalen der Erzbischöfe von
Köln, dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235) der Welfen zwischen Elbe und
Weser sowie den Hochstiften Münster und Osnabrück und mehreren Grafschaften
(Oldenburg, Hoya, Diepholz, Schaumburg, Bentheim u. a.) im Westen das um diese
Gebiete verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden Gebieten bestehende neue
Herzogtum S. der Askanier (Bernhard von Anhalt) in Ostsachsen (Ostfalen).
Dieses gründete sich auf das Land Hadeln zwischen Unterweser und Unterelbe, auf
einst billungisches Gebiet an der Unterelbe (Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus
sowie altes askanisches Gut um Wittenberg an der mittleren Elbe. 1260/1296
teilte sich dieses verbleibende Herzogtum S., das 1227 die Grafschaft Ratzeburg
erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg. Das
Herzogtum Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch die Goldene Bulle die
sächsische Kurwürde. Nach dem Aussterben der Herzöge von Sachsen-Wittenberg
fielen Land, Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre Hilfe im Kampf gegen
die Hussiten als Lehen an die in der Markgrafschaft Meißen seit 1089/1125
herrschenden Markgrafen von Meißen (Haus Wettin), die 1247 schon die
Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten. Damit wurde der Name S. auf die
wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz, Thüringen) übertragen (Obersachsen im
Gegensatz zu dem seitdem als Niedersachsen bezeichneten, ursprünglichen
sächsischen Stammesgebiet). 1423 wurde die Herrschaft Stollberg im Erzgebirge
gewonnen, 1427 die Herrschaft Weida in Thüringen. 1443 und 1451 wurden die
Herrschaften Hohnstein und Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im
meißnisch-thüringischen Raum die Burggrafschaft Meißen, 1466 von den Grafen von
Reuß die Herrschaft Plauen und damit den Kern des Vogtlandes. Mit dem Kauf von
Finsterwalde 1425, Senftenberg 1448, Beeskow, Storkow 1477 (Wiederkauf) und
Sagan 1472 drang S. nach Osten vor. Von 1440 bis 1445 und von 1482 bis 1485
wurden die zwischenzeitlich entstandenen Teilherrschaften wieder zusammengeführt.
1485 kam es zur Teilung in die ernestinische Linie und die albertinische Linie,
die nicht mehr rückgängig gemacht wurde. Kurfürst Ernst (Ernestiner) erhielt
das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark Meißen und des
Osterlandes und Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma, Borna, Leisnig, Altenburg,
Zwickau, Plauen, Schwarzenberg), den größten Teil Thüringens (Weimar, Gotha,
Eisenach) und die Pflege Coburg, das fränkische Königsberg, die
Schutzherrschaft über das Bistum Naumburg und die Reichsgrafschaft von
Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum Teil Schwarzburg. Herzog Albrecht
(Albertiner) erlangte die Markgrafschaft Meißen mit den Hauptorten Dresden und
Freiberg, die Ämter Leipzig, Delitzsch-Landsberg, Zörbig, die Pfalzgrafschaft S.
nebst Sangerhausen, Ämter im nördlichen Thüringen, die Schutzherrschaft über
das Bistum Merseburg und über die Reichsgrafen und Herren von
Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein, Beichlingen, Leisnig, Querfurt und
Schönburg. Gemeinsam blieben die Herrschaft in Schlesien und den Lausitzen
sowie die Schutzherrschaft über Erfurt, Nordhausen, Mühlhausen, Görlitz und das
Hochstift Meißen. Die ernestinische Linie stiftete 1502 für das verloren
gegangene Leipzig die Universität Wittenberg, von der die Reformation ihren
Ausgang nahm und förderte Luther und die Reformation. 1547 unterlag Kurfürst
Johann Friedrich der Großmütige Kaiser Karl V., der daraufhin das Kurland S.
(Sachsen-Wittenberg) der albertinischen Linie übertrug, die seitdem die
Kurwürde führte. Die ernestinische Linie behielt nur die Ämter Weimar, Jena,
Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie Coburg und erhielt 1554 noch die
Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und Eisenberg. ----- Das 1531 einen
Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende ernestinische Herzogtum teilte
sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen Erbteilungen zersplitterten es in eine
Vielzahl kleiner Länder. Dabei entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach
(1572-1596) und Sachsen-Weimar (1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich
1596 in Sachsen-Coburg (1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie
Coburg erlosch 1633 und vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie
Eisenach endete 1638. Ihre Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie
Sachsen-Weimar und zu einem Drittel an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603
durch Teilung aus Sachsen-Weimar entstanden war(en). Sachsen-Weimar zerfiel
weiter 1640(/1641) in die Linien Sachsen-Weimar (1640-1672), Sachsen-Eisenach
(1640-1644) und Sachsen-Gotha (1640-1680). Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644
aus, wobei die Güter je zur Hälfte an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen.
Die Güter Sachsen-Altenburgs fielen bei dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln
(darunter Coburg) an Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im gleichen
Jahr teilte sich Sachsen-Weimar in Sachsen-Weimar (1672-1918), Sachsen-Eisenach
(1672-1741) und Sachsen-Jena (1672-1690), wovon Sachsen-Jena 1690 erlosch und
seine Güter an Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach vererbte, Sachsen-Eisenach
wiederum fiel 1741 an Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der klassischen
deutschen Literatur wurde, brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha in die
sieben Linien Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg (1681-1699),
Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit)
(1680-1710), Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit)
(1680-1807), Sachsen-Hildburghausen (1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit) (1680-1735, Sachsen-Coburg-Saalfeld).
Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an Sachsen-Saalfeld und Sachsen-Meiningen,
Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild
endete 1710 und fiel an Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld,
Sachsen-Meiningen und Sachsen-Hildburghausen. 1741 starb Sachsen-Eisenach aus und
kam an Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach), wobei die beiden Landesteile
verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis 1849 getrennt blieben. 1806
traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund bei. 1815 gewann
Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe, das es am 31.
5. 1834 an Preußen verkaufte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde Großherzogtum,
erhielt einen Teil des Erfurter Gebiets, das vorher fuldische Amt Dermbach
(Dernbach) und die königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt an der Orla
(Neustadt-Orla) und gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825
Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb, wurden die vier Herzogtümer
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und
Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts
I. von S. in die Herzogtümer Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg
(1826-1918) sowie Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei
der Herzog von Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses
Sachsen-Altenburg übernahm, Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu
Sachsen-Coburg gehörige Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit
Sachsen-Gotha in Personalunion vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen
Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg,
Sachsen-Coburg und Gotha), von denen Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg
1831 eine Verfassung erhielten, traten 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867
dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1877/1903 wurde
Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum S. umbenannt. Vom 9. bis 14. 11. 1918
dankten die Fürsten ab. Aus den damit entstandenen Freistaaten bildete sich von
1918 bis 1921 das Land Thüringen (so ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an
Bayern. ----- Das seit 1547 albertinische Kursachsen, das 1499 die
Primogeniturerbfolge einführte, Beeskow, Storkow und Sorau (1515 an
Brandenburg), Sagan (bis 1547) und Friedland (bis 1515) erwarb, 1547 einen
Großteil der Gebiete der ernestinischen Linie erhielt, 1539/1541 zur
Reformation übertrat und 1572 in den Kursächsischen Konstitutionen sein Recht
zu vereinheitlichen versuchte, erlangte 1559/1591 die evangelisch gewordenen
Hochstifte Meißen, Merseburg und Naumburg sowie 1556/1569 das Vogtland und Teile
der Herrschaft Schönburg sowie 1583 Teile der Grafschaft Henneberg, näherte
sich im Dreißigjährigen Krieg an Österreich/Habsburg an und erlangte dafür
1620/1635 die Niederlausitz, die Oberlausitz und das Erzstift Magdeburg, das
1648/1680 aber an Brandenburg kam. Von der Hauptlinie spalteten sich 1657 die
Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis 1746), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und
Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg, Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab,
fielen aber bis 1746 wieder zurück. Unter August dem Starken setzte sich der
Absolutismus durch. Dresden wurde als Hauptstadt ein Kulturzentrum. Der
Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab die Rechte an Sachsen-Lauenburg an
Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg, das Reichsschulzenamt über Nordhausen
und die Ämter Lauenburg (Lauterberg), Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf
(Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an Brandenburg, um die Königskrone
Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine Personalunion mit Polen bis
1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450 Quadratmeilen mit 1,35
Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich August III. Mitglied des
Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich Westphalen abtreten, erhielt dafür
den Königstitel und wurde 1807 in Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau.
Nach der an der Seite Frankreichs erlittenen Niederlage in der Völkerschlacht
von Leipzig kam S. 1813 zunächst unter die Verwaltung eines russischen, dann
eines preußischen Gouverneurs. Am 12. 5. 1815 musste S. seine nördlichen Gebiete
([Kurkreis mit Wittenberg, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg,
thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Querfurt], insgesamt 20000
Quadratkilometer, 860000 Einwohner, 57,5 Prozent der Fläche und 42,2 Prozent
der Einwohner) an Preußen abtreten (Ämter Wittenberg [mit den Städten
Wittenberg, Kemberg, Zahna und Schmiedeberg], Gräfenhainichen, Belzig [mit den
Städten Belzig, Brück <Bruck> und Niemegk <Niemeck>], Gommern mit
Elbenau [Burggrafschaft Magdeburg mit der Stadt Gommern], Seyda, Annaburg,
Schweinitz [mit den Städten Schweinitz, Jessen, Schönewalde <Schönwalde>,
Herzberg und Prettin], Pretzsch, Schlieben [mit der Stadt Schlieben und den
Herrschaften Baruth und Sonnewalde], Liebenwerda und Bitterfeld). Dabei kam die
Ostoberlausitz (Görlitz, Lauban) zur preußischen Provinz Schlesien, die
Niederlausitz und der erst 1807 von Preußen übernommene Kreis Cottbus gelangten
zur Provinz Brandenburg und das Gebiet des ehemaligen Herzogtums
Sachsen-Wittenberg mit der Grafschaft Brehna, die Hochstifte Merseburg und
Naumburg (Naumburg-Zeitz), die Grafschaft Barby, der Thüringer Kreis, ein Teil
des Neustädter Kreises (Ziegenrück) sowie Teile der Grafschaft Henneberg
bildeten zusammen mit Altmark, Erzstift Magdeburg, Hochstift Halberstadt (mit
Aschersleben), den Grafschaften Hohnstein, Wernigerode, Stolberg, Querfurt und
Mansfeld, Stift Quedlinburg, Mühlhausen, Nordhausen, Erfurt und dem Eichsfeld
sowie der Ganerbschaft Treffurt die neue Provinz S. (1. 4. 1816, Verordnung vom
30. 4. 1815) mit der Hauptstadt Magdeburg, die den Rang eines Herzogtums hatte
(Gliederung in drei Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt, Sitz der
Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866 kamen Schmalkalden und Ilfeld
hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944 bezüglich dieser durch das Fürstentum
Anhalt in zwei Teile geteilten und durch mehrere Exklaven und Enklaven
aufgesplitterten Provinz S. mit den Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und
Erfurt der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und
Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des
Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (nach der Kapitulation vom 8. 5. 1945 an
Thüringen) und die Provinz in die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg
aufgeteilt. 1945 gelangte nach dem Rückzug der Truppen der Vereinigten Staaten
von Amerika, die das Gebiet bis zur Elbe besetzt hatten, das Land Anhalt zu
diesen beiden Provinzen und bildete mit ihnen vom 5. 7. 1945 bis 1952 (str.)
das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das vom 23. 7. 1952 bis 3.10.1990 auf die
Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt, mit dem Beitritt der Deutschen
Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber wiederhergestellt wurde. -----
Das 1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen Teiles an Preußen (Provinz
Sachsen) verbliebene Gebiet des Königreiches S. (Riesa, Löbau, Bautzen, Kamenz,
Zittau, Königstein, Marienberg, Plauen, Zwickau, Crimmitschau, Leipzig,
Chemnitz, Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz, Grimma, Borna, Rochlitz,
Glauchau, Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg, Freiberg,
Dippoldiswalde, Pirna, Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000
Quadratkilometer mit 1183000 Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten
Industriestaat. 1831 erhielt er eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849
schlug S. mit Hilfe Preußens einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein
Bürgerliches Gesetzbuch. 1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen
Bundes gegen Preußen auf Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem
Norddeutschen Bund beitreten. 1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle
sächsischen Reichstagssitze (rotes S.). Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden von
den Arbeiterräten und Soldatenräten die Republik S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918
verzichtete der König auf den Thron. Am 1. 11. 1920 wurde eine Landesverfassung
des Freistaats S. in Kraft gesetzt. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die
Macht. 1939 umfasste das Land S. 14995 Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern.
1945 kam auch der zuerst von amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens
zur sowjetischen Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete
der preußischen Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land
S. eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises
Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und
den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der
Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen
Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die
Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990
wiederbegründet (ohne die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen
Hoyerswerda und Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden
Landes wurde wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg,
Mühltroff, Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach
[Ransbach], Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von
Thüringen wieder an Sachsen zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II
34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die
Territorien des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen
(950-1815), 1816; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von
Sachsen und Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff.
1864ff.; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v.
d. hist. Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste Landesvermessung
des Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A., Karte der
territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner, H.,
Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für das
Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der
sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der
sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische
Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden Streitigkeiten bis 1491, Diss.
phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen Geschichte, hg. v. Bemmann,
R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, ihre
Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C., Die Landesaufnahmen Sachsens
von 1780-1921, Beiträge zur deutschen Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921;
Kessler, E., Die Ämter und Kreise im Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit
Einschluss der Lausitzen von den Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H.,
Historisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. 1
1926; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der
Amtshauptmannschaft Pirna, 1927; Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von
Sachsen, 1931, Amt und Volk 5; Schnath, G., Hannover und Westfalen in der
Raumgeschichte Nordwestdeutschlands, 1932; Mörtzsch, O.,
Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain,
1935; Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1f. 1935,
Neudruck 1965; Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d. Hist. Kommission für die
Provinz Sachsen, 1935-1943; Mentz, G., Weimarische Staats- und
Regentengeschichte 1648-1750, 1936; Flach, W., Die staatliche Entwicklung
Thüringens in der Neuzeit, Zs. d. V. f. thür. G. N.F. 35 (1941); Freytag, H., Die
Herrschaft der Billunger in Sachsen, 1951; Brather, H., Die ernestinischen
Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Helbig, H., Der wettinische
Ständestaat, 1955; Blaschke, K., Historisches Ortsnamensverzeichnis von
Sachsen, 1957; Lütge, F., Die mitteldeutsche Grundherrschaft, 2. A. 1957;
Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957;
Hömberg, A., Westfalen und das sächsische Herzogtum, 1958; Atlas des Saale- und
mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August, O., 1959f.; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51, 52, III, 30,
Sahsonolant, Saxonia, Saxones Volksname, Sachsen; Schnath, G./Lübbing,
H./Möhlmann, G./Engel, F., Geschichte des Landes Niedersachsen, 1962;
Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962;
Sächsische Bibliographie, hg. v. d. Sächsischen Landesbibliothek, 1962ff.;
Handbuch der historischen Stätten, Bd. 8, hg. v. Schlesinger, W., 1965;
Schmidt, G., Die Staatsreform in Sachsen in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts, 1966; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W.,
Bd. 1ff. 1967ff.; Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der Reformation, 1970;
Klein, T., Provinz Sachsen, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte
1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T., Sachsen, 1982; Geschichte
Sachsens, hg. v. Czok, K., 1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im
Mittelalter, 1990; Sachsen. Eine politische Landeskunde, hg. v. Gerlach, S.,
1993; Sachsen und Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a., 1995; Meyn, J., Vom
spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum frühneuzeitlichen
”Territorialstaat”, 1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7 1995, 1231ff.;
Sachsen 1763-1832, hg. v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das Amt Grimma, 1996;
Becher, M., Rex, Dux und Gens, 1996; Lück, H., Die kursächsische
Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen, hg. v. Aurig,
S. u. a., 1997; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller, K. u. a.,
1997; Held, W., August der Starke und der sächsische Adel, 1999; Gross, R.,
Geschichte Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack, J., 2000;
Sächsische Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001; Historisches
Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen in der
NS-Zeit, hg. v. Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte Sachsen,
2002; Vötsch, J., Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn
des 18. Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg. v. Behring, R.
u. a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 446, 880; Richter, M., Die Bildung des Freistaates
Sachsen, 2004; Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004; Hesse, C.,
Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Hädecke, W.,
Dresden, 2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K. u. a., Bd.
1-3, 2006; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006;
Krüger, N., Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007; Moritz von Sachsen,
hg. v. Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft. Das
albertinische Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und Reich im 16.
Jahrhundert, 2008; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E.,
2008; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen-Coburg (Herzogtum). 1353 erlangten die
Wettiner (Markgrafen von Meißen) Coburg und teilten es 1485 der ernestinischen
Linie zu. S. entstand als sächsisches Teilherzogtum aus Sachsen-Coburg-Eisenach
1596 und erlosch 1633. 1680/1681 teilte sich von Sachsen-Gotha erneut S. ab,
das 1699 erlosch. Nach langwierigen Erbstreitigkeiten fiel Coburg 1735 an Sachsen-Saalfeld
unter der Landeshoheit Sachsen-Gothas, womit
Sachsen-Coburg-Saalfeld entstand. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte S. der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags an. Um 1800 zählte S.
(auch) zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken. Das durch zahlreiche
Prozesse und Misswirtschaft hochverschuldete Land trat 1806 dem Rheinbund und
1815 dem Deutschen Bund bei. 1826 gab der Herzog Saalfeld und das Amt Themar an
Sachsen-Meiningen ab und erhielt dafür Sachsen-Gotha und die Ämter Königsberg
und Sonnefeld. S. Sachsen-Coburg und Gotha.
L.: Zeumer 553 II b 11; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2;
Riedenauer 129; Nicklas, C., Das Haus Sachsen-Coburg, 2003; Dressel, C. v., Die
Entwicklung von Verfassung und Verwaltung in Sachsen-Coburg 1800-1826, 2007.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen-Eisenberg s. Sachsen-Gotha-Eisenberg (Herzogtum, ohne Landeshoheit). (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen-Gotha-Eisenberg, Sachsen-Eisenberg (Herzogtum). 1680 entstand durch Aufteilung Sachsen-Gothas die Linie Sachsen-Gotha-Eisenberg, die keine Landeshoheit hatte und 1707 erlosch. Die Güter kamen an Sachsen-Gotha-Altenburg. S. Sachsen-Eisenberg. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen-Hildburghausen (Herzogtum). Hildburghausen an
der Werra dürfte in fränkischer Zeit gegründet worden sein und wird 1234
erstmals erwähnt. Über die Grafen von Henneberg-Bodenlaube
(Henneberg-Botenlauben) (bis 1234), das Hochstift Würzburg (bis 1304), die
Markgrafen von Brandenburg, die Herrschaft Coburg, die Grafen von
Henneberg-Schleusingen (1316) und die Burggrafen von Nürnberg (1353) kam es
1374 mit dem Amt Heldburg durch Heirat an die Landgrafen von Thüringen/Markgrafen
von Meißen. Hier fiel es 1572 innerhalb des Hauses Wettin/Sachsen an die Linie
Sachsen-Coburg, nach deren Aussterben 1638-1640 an Sachsen-Altenburg und
1672-1680 an Sachsen-Gotha. 1680 wurde es bei der Teilung nach Ernst dem
Frommen Residenz des Herzogtums S. (aus dem Bestand Sachsen-Coburgs
Hildburghausen, Heldburg, Eisfeld, 1683 Königsberg [1683] und die Klosterämter
Veilsdorf, und 1705 Sonnefeld [1705], aus Henneberg das Amt Behrungen [,
1714]), das zunächst unter der Aufsicht Sachsen-Gothas stand, aber 1702 volle Landeshoheit erhielt. Infolge übergroßen Aufwands
musste 1769 die kaiserliche Zwangsschuldenverwaltung hingenommen werden. Das in
weiblicher Erbfolge erlangte Cuylenburg bzw. Culemborg wurde 1720 an die
Generalstaaten der Niederlande verkauft. Um 1800 zählte S. zu den Kantonen
Rhön-Werra und Baunach des Ritterkreises Franken. 1826 kam bei der umfassenden
Neuordnung der sächsischen Herzogtümer die Linie S. nach Sachsen-Altenburg. Die
Güter Sachsen-Hildburghausens fielen bis auf die Ämter Königsberg und Sonnefeld
an Sachsen-Meiningen.
L.: Wolff 397; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129;
Human, A., Chronik der Stadt Hildburghausen, 1886; Hildburghausen 1324-1924.
Festschrift zur 600-Jahr-Feier der Stadt, 1924; Kaiser, E., Südthüringen, 2. A.
1954; Heyn, O., Das Militär des Fürstentums Sachsen-Hildburghausen 1680-1806.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sachsen-Römhild (Fürstentum). Römhild im
südlichen Vorland des Thüringer Waldes gehörte im 9. Jahrhundert dem Kloster
Fulda, später den Grafen von Henneberg (1274-1379
Henneberg-Hartenberg-Römhild). Beim Aussterben der Linie Henneberg-Aschach 1549
kam es durch Erbschaft an die Grafen von Mansfeld, die es 1555 an das Haus
Wettin (Sachsen) vertauschten. 1680 wurde es nach der Aufteilung Sachsen-Gothas
Residenz des Fürstentums S. (ohne Landeshoheit),
das 1710 unter Sachsen-Coburg-Saalfeld und Sachsen-Meiningen geteilt wurde,
aber 1826 ganz an Sachsen-Meiningen kam. Um 1800 zählte S. zu den Kantonen
Rhön-Werra und Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 129; Siegfried, A., Aus Römhilds vergangenen Zeiten, 1906.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Salem, Salmansweiler, Salmannsweiler,
Saalmannsweiler (Abtei, Reichsstift). 1134 wurde vom Kloster Lützel im Elsass
aus im Dorf Salmansweiler bzw. Salmannsweiler im Altsiedelland der Salemer Aach
bei Überlingen das Zisterzienserkloster S. gegründet und durch den Stifter
Guntram von Adelsreute ausgestattet. 1142 übergab der Stifter die Abtei König
Konrad III. Danach übten die Staufer eine Schutzvogtei aus. Rudolf von Habsburg
beauftragte die Landvögte von Oberschwaben mit dem Schutz. 1354 sicherte König
Karl IV. gegenüber den Ansprüchen der Grafen von Werdenberg-Heiligenberg S. die
Stellung als Reichsstift (gefreites Stift). 1487 erhob Kaiser Friedrich III. S.
zur Reichsabtei. Die volle Landeshoheit im
Kerngebiet seiner Herrschaft gewann das zu den schwäbischen Prälaten des
Reichstags gehörige S. aber erst 1637 durch einen Vertrag mit den Grafen von
Heiligenberg. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfassten die Güter der zum
schwäbischen Reichskreis zählenden Abtei die Oberämter S., Elchingen
(Unterelchingen), Ostrach und Schemmerberg, die Obervogteiämter Münchhöf (Münchhof)
und Stetten am kalten Markt, das Pflegamt Ehingen sowie die Pflegen Frauenberg,
Konstanz, Messkirch, Pfullendorf und Überlingen und die Propstei Birnau,
insgesamt ein Gebiet von 6 Quadratmeilen. Bei der Säkularisation von 1802/1803
kam es an die Markgrafen von Baden, welche die Klostergebäude zum Wohnsitz
nahmen. Das Amt Schemmerberg fiel an Thurn und Taxis. 1951/1952 gelangte S. an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 180; Zeumer 552 II a 36, 1; Wallner 686 SchwäbRK 19; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5, III 38 (1789) C4; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Günter, H., Kloster Salem,
2. A. 1973; Rösener, W., Reichsabtei Salem. Verfassungs- und
Wirtschaftsgeschichte des Zisterzienserklosters von der Gründung bis zur Mitte
des 14. Jahrhunderts, 1974; Salem, hg. v. Schneider, R., 1984; Schmid, H., Die
ehemaligen salemischen Besitzungen Oberriedern und Gebhardsweiler, Freiburger
Diözesan-Archiv 108 (1988); Morimond et son Empire, 1994, 175; Rösener, W.,
Salem, LexMA 7 1995, 1293; Das Zisterzienserkloster Salem im Mittelalter, hg.
v. Rösener, W. u. a., 2014.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sankt Blasien (Reichsabtei, gefürstete
Abtei). Das Benediktinerkloster S. südlich des Feldbergs im Hochschwarzwald,
das vermutlich von Rheinau aus im 9. Jahrhundert als Cella Alba gegründet
wurde, wird 858 erstmals greifbar. Am Ende des 9. Jahrhunderts erhielt es die
Reliquien des heiligen Blasius. 983 wurde es selbständig, erwarb reiche Güter
bis zur Albquelle am Feldberg und zum Schluchsee (u. a. von den Herren von
Krenkingen), erlangte 1065 ein Immunitätsprivileg König Heinrichs IV. und kam
1218, nach dem Aussterben der nach Lösung aus der Vogtei des Bischofs von Basel
seit 1125 amtierenden zähringischen Schutzvögte, unter die Schutzherrschaft des
Reiches, das sie unter Konrad IV. an Habsburg (Schutzvogtei und Kastvogtei)
verpfändete. Bemühungen um die Reichsunmittelbarkeit blieben erfolglos. 1361
fiel S. unter die Landeshoheit Österreichs.
Wegen der 1613 gekauften Herrschaft Bonndorf zählte der Abt zu den schwäbischen
Reichsgrafen. 1729 wurden Oberried und Kappel (bei Freiburg) erworben, daneben
als Lehen Österreichs die Herrschaft Staufen und Kirchhofen in der
Oberrheinebene. 1746 wurde der Abt in den Reichsfürstenstand erhoben. Durch §
26 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 kam die Abtei an den
Johanniterorden (Malteserorden). Nach der Säkularisation fiel S. 1806 an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. Der größte Teil der Mönche übersiedelte
nach Sankt Paul in Kärnten.
L.: Wolff 41; Zeumer 553 II b 61, 15; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) C4; Rieder, K., Die Aufhebung des Klosters Sankt Blasien, 1907;
Schmieder, J., Das Benediktinerkloster Sankt Blasien, 2. A. 1936; Hölzle, E.,
Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Büttner, H., Sankt
Blasien und das Elsass, 1939; Ott, H., Studien zur Geschichte des Klosters
Sankt Blasien im hohen und späten Mittelalter, 1963; Ott, H., Die
Klostergrundherrschaft Sankt Blasien im Mittelalter, 1969; Ott, H., Sankt
Blasien, 1975, (in) Germania Benedictina V: Baden-Württemberg; Ott, H., Sankt
Blasien, LexMA 7 1995, 1136f.; Urkundenbuch des Klosters St. Blasien im
Schwarzwald, hg. v. Braun, J., 2003. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sankt Georgen (im Schwarzwald)
(Reichskloster). Die Adligen Hezelo (Vogt Reichenaus), Hesso und Konrad
gründeten 1083 ein Benediktinerkloster in Königseggwald bei Saulgau (Walda),
verlegten es aber auf Verlangen des Hirsauer Abtes 1084 nach S. im Quellgebiet
der Brigach. Vögte des Klosters waren (nach einem päpstlichen Privileg der
freien Vogtswahl von 1095) spätestens seit 1104 die Herzöge von Zähringen. Nach
ihrem Aussterben war S. reichsunmittelbar. Danach wurden die Herren von
Falkenstein von König Friedrich II. mit der Vogtei belehnt. Sie verkauften
einen Teil ihrer Rechte 1444 an die Grafen von Württemberg und vererbten den
anderen Teil an Hans von Rechberg, dessen Erben ihn 1532 an König Ferdinand,
den damaligen Herrn Württembergs, gaben. Ungeachtet einer Bestätigung der
Reichsunmittelbarkeit durch Kaiser Karl V. von 1521 führte Württemberg 1536 die
Reformation durch und wandelte die Vogtei in Landeshoheit
um. Die Mönche zogen 1536 nach Rottweil und danach nach Villingen. 1548 kehrten
sie zurück, zogen aber 1648 erneut nach Villingen. 1810 kam S. an Baden und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Kalchschmidt, K., Geschichte des Klosters Sankt Georgen, 1895;
Heinemann, B., Geschichte von Sankt Georgen im Schwarzwald, 1939; Ruhrmann, J.,
Das Benediktinerkloster Sankt Georgen 1500-1655, Diss. phil. Freiburg 1961;
Wollasch, H., Die Anfänge des Klosters Sankt Georgen im Schwarzwald, 1964;
Stockburger, E., Sankt Georgen, 1972; Zettler, A., Sankt Georgen, LexMA 7 1995,
1158f. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sankt Gerold (reichsfreie Herrschaft).
Vielleicht aus einer Übertragung Kaiser Ottos I. oder des von diesem geächteten
Adligen Adam entstand die Propstei S. im Großen Walsertal. Bis 1648 unterstand
sie der Landeshoheit Blumeneggs. Von 1648 bis
1802 war sie Reichspropstei der Fürstabtei Einsiedeln in der Schweiz. Von 1803
bis 1806 wurde S. mit Blumenegg an Nassau-Oranien (Nassau-Diez-Oranien)
gegeben. Danach kam S. an Österreich. S. Vorarlberg.
L.: Grabherr, J., Die reichsfreie Herrschaft Sankt Gerold, 1897; Henggeler, R.,
Geschichte der stifteinsiedelischen Propstei Sankt Gerold, 1961.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Sayn-Vallendar (Herren). 1052 gab Kaiser
Heinrich III. seinen Königshof im 836 bereits erwähnten Vallendar bei Koblenz
an das Stift Sankt Simon und Judas in Goslar. 1232 erlangte Graf Heinrich von
Sayn Gerichtsbarkeit und Hoheit im Dorf Vallendar. Bei der Teilung der
Saynschen Güter 1294 kam die Herrschaft Vallendar an Graf Engelbert. Dessen
Enkel erhielt durch Heirat (vor 1345) der Erbtochter der Grafen von
Wittgenstein diese Grafschaft. 1374 übertrug Graf Johann von Sayn die
Lehnsrechte über Vallendar an das Erzstift Trier, das 1392 drei Viertel der
Herrschaft käuflich erwarb, 1441 aber ein Viertel wieder zurückverkaufte. 1681
gewann das Erzstift Trier in einem Vergleich nach langwierigem Prozess vor dem
Reichskammergericht die Landeshoheit über die
ganze Herrschaft und belehnte die Grafen mit der Hälfte der Herrschaft, die es
1767 aber käuflich wieder erwarb. Über Nassau und Preußen (1866) kam Vallendar
1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schaumburg-Lippe (Grafschaft, Fürstentum).
1640/1647 erhielt Graf Philipp von Lippe-Alverdissen (Lippe) über seine
Schwester (und Mutter des letzten, 1640 gestorbenen Grafen von Schaumburg)
einen Teil der Grafschaft Schaumburg (Ämter Bückeburg, Stadthagen, Arensburg,
Hagenburg, Steinhude und Sachsenhagen [teilweise]) und vereinigte sie unter
nomineller Oberhoheit Hessen-Kassels mit seinen lippischen Besitzungen
Lipperode und Alverdissen zum Fürstentum S., während Pinneberg an Dänemark,
Lauenau und ein Teil von Hameln an Braunschweig-Lüneburg sowie die Reste der
Grafschaft Schaumburg (Schaumburg, Rinteln, Rodenberg, Sachsenhagen
[teilweise]) an Hessen-Kassel kamen. Nach seinem Tode begründeten seine Söhne
die Hauptlinie Lippe-Bückeburg (Bückeburg) mit der Residenz in Bückeburg und
die Nebenlinie Lippe-Alverdissen (Alverdissen). 1748 musste das Amt Blomberg an
Lippe-Detmold abgetreten werden. 1777 ging die Grafschaft S. von der
Bückeburger Hauptlinie an die ohne Landeshoheit
abgezweigte Alverdissener Nebenlinie über. Sie musste das Amt Schieder an
Lippe-Detmold abtreten, das 1812 auch Alverdissen kaufte. 1807 trat der
regierende Graf dem Rheinbund bei und nahm den Fürstenrang an. 1815 schloss er
sich dem Deutschen Bund an. 1816 gab er eine landständische Verfassung. Durch
rechtzeitige Anlehnung an Preußen rettete das Fürstentum 1866 seinen
Fortbestand. 1871 wurde es zweitkleinster Bundesstaat des Deutschen Reiches. Im
lippischen Erbfolgestreit von 1895 bis 1905 vermochte der Fürst seine Ansprüche
auf Lippe nicht durchzusetzen. Am 15. 9. 1918 trat er zurück. Am 16. 11. 1918 wurde
S. Freistaat und erhielt am 24. 2. 1922 eine neue Verfassung. Der aus
wachsenden finanziellen Schwierigkeiten sinnvolle Anschluss an Preußen
scheiterte in Abstimmungen von 1926 und 1930. Von 1933 bis 1945 unterstand S.
(1939 340 Quadratkilometer, 53200 Einwohner) einem Reichsstatthalter, blieb
aber verwaltungsmäßig selbständig. Am 1. 11./23. 11. 1946 kam es zu
Niedersachsen. Ein Volksentscheid vom 19. 1. 1975 forderte ein selbständiges
Land S., wirkte sich rechtlich aber nicht aus.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D2; Bauer 1, 665; Schmidt, G.,
Die alte Grafschaft Schaumburg, 1920; Maack, W., Die Grafschaft Schaumburg, 2.
A. 1964; Busch, F., Schaumburgische Bibliographie, 1964; Knake, G., Preußen und
Schaumburg-Lippe 1866-1933, 1970; Wiegmann, W., Heimatkunde des Fürstentums
Schaumburg-Lippe, 1990; Meien, J., Kleinststaat und Weltkrieg, 2012.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schönau (reichsunmittelbare Herrschaft).
Die Herrschaft S. bei Aachen war am Ende des 18. Jahrhunderts nicht
eingekreister Reichsteil des Heiligen Römischen Reiches. Sie bestand nur aus
einem Haus und einigen hundert Morgen Landes ohne Untertanen. 1759/1764 erzwang
die Pfalz als Herzog von Jülich vom sie innehabenden Herren von Blanche die
Anerkennung der Landeshoheit Jülichs. 1815 kam
S. zu Preußen (Rheinprovinz), 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 498. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schönburg (Herren, Grafen, Fürsten). Im
ehemaligen Reichsland an Pleiße und Mulde stieg das ursprünglich edelfreie,
dann reichsministerialische, aus dem Saalegebiet um Naumburg stammende und 1166
erstmals erwähnte Geschlecht der Herren von S. zu selbständiger Stellung empor.
Um 1170 begründeten sie, vermutlich auf Grund des Wild- und Forstbannes, die
reichsunmittelbaren Herrschaften Glauchau, Lichtenstein und Geringswalde.
Später erwarben sie die Herrschaft Meerane (um 1300), die Herrschaft Waldenburg
(1375/1378) und 1406/1439 die Reichsgrafschaft Hartenstein. Um 1300/1305 trugen
die Herren von S. ihre reichslehnbaren Herrschaften Glauchau und Lichtenstein
zum Schutz vor Wettin (Meißen) als Reichsafterlehen an Böhmen auf. Die Ende des
13. Jahrhunderts erworbene Herrschaft Crimmitschau ging 1413 mit dem Aussterben
der dortigen, 1301 begründeten Seitenlinie an die Markgrafen von Meißen
verloren. Später beanspruchte Sachsen die Landeshoheit
über die Herrschaften Glauchau, Waldenburg, Lichtenstein und Hartenstein, ohne
die Reichsstandschaft der zur Reformation übergetretenen Grafen beseitigen zu
können. 1543 erwarben diese nach Aufgabe ihrer verstreuten Güter im Egerland
und in der Lausitz von Sachsen die Herrschaften Penig, Wechselburg, Remse
(Remissau) und Rochsburg als Lehen, wodurch sie unter verstärkten Druck
Sachsens gerieten. 1559 mussten sie, nachdem 1556 eine Teilung in die Linie
Glauchau (1620 erloschen), die obere Linie mit den Ästen Waldenburg (1700
Reichsgrafen, 1790 Reichsfürsten) und Hartenstein sowie die untere Linie Penig
(in der Hauptlinie 1900 erloschen) erfolgt war, die obere Grafschaft
Hartenstein an Sachsen verkaufen. 1740 traten die Grafen die Landeshoheit (über die sog. Schönburgischen Lande) an
das Kurfürstentum Sachsen ab, das 1779 über Bayern von Österreich die
Oberlehnshoheit erhielt. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die Herrschaften
der Grafen von S., die ein Gebiet von 25 Quadratmeilen umfassten
(Schönburg-Waldenburg mit Waldenburg, Stein und Lichtenstein und der Grafschaft
Hartenstein, Schönburg-Glauchau mit den Herrschaften Glauchau, Remissau [Remse],
Penig, Rochsburg und Wechselburg), zum obersächsischen Reichskreis. 1792
zählten die Grafen zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrats des Reichstags. 1806 ging mit der Auflösung des Reiches die
Reichsstandschaft verloren, doch hatten die S. bis 1878 eine autonome
Gerichtsbarkeit und damit eine Sonderstellung innerhalb Sachsens. Von 1949 bis
1990 kamen die Güter mit Sachsen zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 421f.; Zeumer 553 II b 60, 23; Wallner 709 ObersächsRK 10 a, b;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Posse, O., Die Urahnen des
fürstlichen und gräflichen Hauses Schönburg, 1914; Müller, K., Geschichte des
Hauses Schönburg bis zur Reformation, 1931; Schlesinger, W., Grundzüge der
Geschichte der Stadt Glauchau, 1940; Schlesinger, W., Die Landesherrschaft der
Herren von Schönburg, 1954; Blaschke, K., Schönburg, LexMA 7 1995, 1531.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schwaben (Herzogtum, Reichslandvogtei
Oberschwaben und Niederschwaben). Das nach der germanischen Völkerschaft der
Sweben bezeichnete S. umfasste ursprünglich die (spätere) deutsche Schweiz, das
Elsass, Südbaden, Südwürttemberg und das Gebiet bis zum Lech und wurde zunächst
von den swebischen Alemannen besiedelt und nach ihnen benannt. Das ältere, seit
dem 6. Jahrhundert ausgebildete Herzogtum der Alemannen wurde 746 von den
Franken beseitigt. 843 kam Alemannien zum ostfränkischen Reich, in dem es
zunehmend als S. bezeichnet wurde. Mehrere Geschlechter rangen miteinander um
die Macht (Hunfridinger, Alaholfinger). Nach dem Aussterben der ostfränkischen
Karolinger wechselte die Würde des Herzogs von S. zwischen verschiedenen
Familien (Hunfridinger/Burchardinger, Konradiner, Babenberger/Liudolfinger).
Heinrich IV. übertrug sie 1079 seinem Schwiegersohn Friedrich von Büren bzw.
Staufen, dessen Geschlecht die durch Anfall welfischer, Pfullendorfer,
Lenzburger und zähringischer Güter vermehrte Würde bis 1268 (Herzog Konradin)
innehatte. Nach Aussterben der Familie bereicherten sich die Großen des Landes,
vor allem die Grafen von Württemberg, am Reichsgut und Herzogsgut und
verhinderten die Wiederherstellung des Herzogtums S. durch König Rudolf von
Habsburg, der zwar das Herzogtum seinem Sohn Rudolf († 1290) verlieh, unter dessen
Enkel Johann Parricida aber der Titel erlosch. Immerhin vereinigte Rudolf von
Habsburg die Reste des Reichsgutes in Reichslandsvogteien. Von diesen verlor
die nördlich der Donau gelegene Reichslandvogtei Niederschwaben rasch an
Bedeutung. Dagegen vermochte die südlich der Donau gelegene Reichslandvogtei
Oberschwaben, gestützt auf ursprünglich welfisch-staufische Rechte um
Ravensburg und seit 1415 auf das Gebiet der sog. Freien auf der Leutkircher
Heide, sich zu behaupten. 1378 wurde ihr die Reichslandvogtei Niederschwaben
zugeschlagen. Sitz der Landvogtei (Reichslandvogtei in Oberschwaben und
Niederschwaben) war die Ravensburg, seit 1647 Altdorf (Weingarten). Eine
umfassende Wiedergewinnung der alten Reichsrechte gelang freilich nicht.
Lediglich um Altdorf (Weingarten) blieb ein bescheidenes Herrschaftsgebiet
bestehen. Die Landvogtei wurde mehrfach verpfändet. 1541 kam sie als
Reichspfandschaft endgültig an Österreich (Schwäbisch-Österreich). Ihre Landeshoheit erfasste rund 25000 Einwohner, doch
bestanden Geleitsrechte, Forstrechte, Gerichtsrechte und Vogteirechte auch
gegenüber vielen anderen oberschwäbischen Reichsständen. 1805 kam die zum
österreichischen Reichskreis zählende Vogtei an Württemberg. Das Gebiet der
Freien auf der Leutkircher Heide (Amt Gebrazhofen) fiel 1805 an Bayern und 1810
an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 43, 136; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II
34 (1138-1254) F4; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1882ff.; Baumann, F.,
Forschungen zur schwäbischen Geschichte, 1898; Schröder, A./Schröder, H., Die
Herrschaftsgebiete im heutigen Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg nach dem
Stand von Mitte 1801, Z. hist. Ver. Schwaben und Neuburg 32 (1906); Schröder,
A., Die staatsrechtlichen Verhältnisse im Bayerischen Schwaben um 1801, Jb.
Hist. Ver. Dillingen 19 (1906); Weller, K., Die freien Bauern in Schwaben, ZRG
54 (1934); Ernst, F., Zur Geschichte Schwabens im ausgehenden Mittelalter, (in)
Festgabe Bohnenberger, 1938; Weller, K./Weller, A., Besiedlungsgeschichte
Württembergs vom 3. bis 13. Jahrhundert, 1938; Bader, K., Der deutsche
Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978;
Tüchle, H., Kirchengeschichte Schwabens, Bd. 1f. 1950ff.; Historisches
Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Komm. f. bay. LG. (1952ff.), Teil
Schwaben; Zorn, W., Historischer Atlas von Schwaben, Schwäbische Bll. 4 (1953);
Historischer Atlas von Bayerisch Schwaben, hg. v. Zorn, W., 1955; Gönner,
E./Müller, M., Die Landvogtei Schwaben, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F.,
3. A. 1978; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 22, 51, 52,
94, III, 27, Swabun, Volksname, Landname, Swabolant, Svavaland, Swabo richi,
Suevia, Schwaben; Lautenbacher, G., Bayerisch Schwaben, 1968; Weller,
K./Weller, A., Württembergische Geschichte im südwestdeutschen Raum, 8. A.
1975; Maurer, H., Der Herzog von Schwaben, 1978; Blickle, P./Blickle, R.,
Schwaben von 1268 bis 1803, 1979; Hofacker, H., Die schwäbischen
Reichslandvogteien im späten Mittelalter, 1980; Fried, P./Lengle, P., Schwaben
von den Anfängen bis 1268, 1988; Früh- und hochmittelalterlicher Adel in
Schwaben und Bayern, hg. v. Eberl, I., 1988; Graf, K., Das Land Schwaben im
späten Mittelalter, (in) Regionale Identität und soziale Gruppen im deutschen
Mittelalter, 1992, 127; Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Zotz,
T., Schwaben, LexMA 7 1995, 1598ff.; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg.
v. Spindler, M., Bd. 3, 3 3. A. 1997; Geschichte Schwabens bis zum Ausgang des
18. Jahrhunderts, hg. v. Kraus, A., 2001; Zettler, A., Geschichte des
Herzogtums Schwaben, 2003; Das Reich in der Region während des Spätmittelalters
und der frühen Neuzeit, hg. v. Kießling, R. u. a., 2005; Adel im Wandel, hg. v.
Bumiller, C. u. a., 2006; Die Integration in den modernen Staat, hg. v.
Hoffmann, C. u. a., 2007.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schwarzach (Reichsabtei). Möglicherweise
758 gründete Graf Ruthart mit seiner Frau das Kloster S. bei Rastatt, das
vielleicht ursprünglich in der Arnulfsau am Rhein lag. 961 genehmigte König
Otto der Große den Tausch von Gütern in 19 Orten auf der Baar gegen Neuershausen
im Breisgau und Dinglingen bei Lahr. 1032 gab Kaiser Konrad II. die Abtei dem
Hochstift Speyer. Seit dem 16. Jahrhundert entstanden Streitigkeiten mit den
Markgrafen von Baden-Baden wegen der Landeshoheit
über das Klostergebiet, doch kam ein seit 1721 deswegen vor dem
Reichskammergericht geführter Prozess nicht mehr zu Ende. 1803 fiel S. an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 164; Harbrecht, A., Die Reichsabtei Schwarzach, (in) Die Ortenau
31-37 (1951-1957). (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schwedt (Herrschaft, Markgrafschaft). Im
12. Jahrhundert wurde am Rande der Uckermark zum Schutz eines Oderüberganges
die Burg S. südlich von Stettin erbaut. 1464-1472 wurde sie im Stettiner
Erbfolgestreit Pommern von Brandenburg abgewonnen. 1481 wurde das um S.
entstandene Land Schwedt-Vierraden von den Grafen von Hohnstein gekauft. 1670
erwarb es Kurfürstin Sophie Dorothea von Brandenburg und erhob es zur
Markgrafschaft. Diese Markgrafschaft S. wurde 1689 mit einigen Ämtern in
Hinterpommern ohne Landeshoheit dem ältesten
Sohn des Großen Kurfürsten aus dessen zweiter Ehe verliehen. Diese nicht
souveräne Nebenlinie Brandenburgs hatte in S. bis zu ihrem Erlöschen 1788 ihren
Sitz. S. Brandenburg-Schwedt.
L.: Wolff 389; Probst, F. v., Die Stadt und Herrschaft Schwedt, 2. A. 1834;
Thomae, G., Geschichte der Stadt und Herrschaft Schwedt, 1873; Westermann, E.,
700 Jahre Stadt und Herrschaft Schwedt, 1936; Festschrift Schwedt 1265-1965,
1965. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Schweighausen (Herrschaft). Seit 1427 waren
die vom Stein vom Gesamthaus Nassau mit Landeshoheit
und Grundherrschaft zu S. im Taunus belehnt. Über Nassau (1806) kam S. 1866 an
Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987, 327.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Spiegelberg (Grafschaft). Die 1217 erstmals
erwähnten, mit 1132 genannten Grafen von Poppenburg gleichen Grafen von S. bei
Salzhemmendorf südöstlich Hamelns konnten trotz Verlustes ihrer namengebenden
Burg an die Edelherren von Homburg (1238) um Coppenbrügge östlich von Hameln
eine kleine Herrschaft mit fünf Dörfern einrichten. Mit dem Erlöschen des
Geschlechts fiel sie 1557 an Braunschweig-Calenberg als Lehnsherrschaft heim.
Das Lehen wurde unter Vorbehalt der Landeshoheit
bis 1583 an eine Nebenlinie Lippes, von 1584 bis 1631 der Grafen von Gleichen
und danach an Nassau-Oranien ausgegeben. 1792 gehörte der König von England
bzw. Hannover wegen der etwa 1,3 Quadratmeilen großen Grafschaft S. zu den
westfälischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags
und zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1819 verkaufte
Nassau-Oranien S. an Hannover. Mit diesem kam es 1866 an Preußen und 1946 an
Niedersachsen.
L.: Wolff 357f.; Zeumer 554 II b 63, 12; Wallner 705 WestfälRK 49; Schnath, G.,
Die Herrschaften Everstein, Homburg und Spiegelberg, 1922; Hartmann, P., Die
Grafen von Poppenburg-Spiegelberg, Nds. Jb. f. LG. 18 (1941), 117; Vogell, H.,
Geschichte und Beschreibung der alten Grafschaft Spiegelberg älterer und
neuerer Zeit, 1976.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Stein, Stein zu Nassau
(reichsunmittelbare Herrschaft). Seit 1234 nannte sich eine als Burgmannen im
Dienste der Grafen von Nassau stehende Freiherrenfamilie nach ihrer Burg S.(im
Stadtgebiet von Nassau) an der unteren Lahn. Sie bildete aus den südwestlich
und westlich von Nassau gelegenen Dörfern Schweighausen (belegt mit Landeshoheit vor 1361, seit 1427 Lehen Nassaus mit Landeshoheit und Grundherrlichkeit) und Frücht (1613
von Nassau-Diez und Nassau-Saarbrücken erworben) eine kleine Herrschaft mit
Gütern in fast 50 Orten. Sie war reichsritterschaftliches Gebiet im Kanton Mittelrheinstrom
des Ritterkreises Rhein. 1806 fiel sie an Nassau-Usingen und damit S. 1866 an
Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz. 1831 starb die Familie mit Friedrich Karl
Freiherr vom und zum S. aus.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Winkelmann-Holzapfel 164.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Tengen (Herren, Herrschaft, gefürstete
Grafschaft). T. bei Konstanz wird 1112 erstmals erwähnt. Es wurde Mittelpunkt
der vorderen und hinteren Herrschaft der Herren, seit 1422 Grafen von T. Die
hintere Herrschaft T. kam 1305 an Habsburg, 1488 an die Kommende Mainau des
Deutschen Ordens und 1806 an Baden. Die vordere Herrschaft mit Vorderstadt und
der Burg des 12. Jahrhunderts wurde 1522 von Österreich gekauft und 1534 mit
der zu Österreich gehörenden Landgrafschaft Nellenburg, die 1422 an die Herren
von T. und 1465 durch Kauf an Habsburg bzw. Österreich gekommen war, vereinigt.
1663 erhielt sie Weikhard von Auersperg als Mannlehenpfand von Österreich. 1664
wurde sie gefürstete Grafschaft, wodurch die Auersperg Sitz und Stimme auf dem
Reichstag und beim schwäbischen Reichskreis erhielten. Da die Landeshoheit weiter bei Nellenburg blieb, war die
Grafschaft zugleich reichsunmittelbar und landsässig. Um 1800 umfasste sie ein
Gebiet von 1,5 Quadratmeilen bzw. 70 Quadratkilometern. 1806/1811 kam sie an
Baden und damit T. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 170; Baumann, F., Die Territorien des Seekreises 1800, Bad.
Neujahrsbl. 4 (1894). (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Treffurt (Herrschaft, Ganerbschaft). T.
(drei Furten) an der Werra ist vermutlich spätestens im 11. Jahrhundert
entstanden. Wenig später errichteten die seit 1104 nachweisbaren Herren von T.
eine Burg. Später wurde T. von Sachsen, Mainz und Hessen erobert und war danach
eine Ganerbschaft, wobei jeder der drei Ganerben nach der Eroberung der Burg
einen Turm besaß und später je einen Bürgermeister und Kämmerer bestellte. Die Landeshoheitsrechte Sachsens und Hessens gingen im 18.
Jahrhundert an Mainz über und kamen mit diesem 1802 an Preußen. 1815 fiel die
gesamte Ganerbschaft an Preußen. Über die Provinz Sachsen Preußens kam T. von
1949 bis 1990 (in Sachsen-Anhalt) an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 80, 254, 377; Höppner, A., Chronik der Stadt Treffurt (Werra), 1927;
Jendorff, A., Condominium, 2010.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Truchsess von Wetzhausen (Reichsritter).
Die T. errichteten um die Bettenburg nördlich Hassfurts, die sie 1343 erlangt
hatten, ein Rittergut mit ausschließlicher Landeshoheit
in Manau und Birkach und konkurrierender Landeshoheit
in weiteren Orten. Lehnsherr war das Hochstift Bamberg. 1249 war die Bettenburg
anlässlich des dem Aussterben der Grafen von Andechs-Meranien folgenden
Erbfolgekriegs als Pfand an die Grafen von Henneberg und nach deren Aussterben
(1583) an Sachsen gelangt. Vom 16. bis 18. Jahrhundert waren die T. (T. von
Sternberg, Unsleben) im Kanton Baunach und im Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken immatrikuliert, im frühen 16. Jahrhundert außerdem im
Kanton Altmühl. S. Truchsess.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 391; Riedenauer 127;
Rahrbach 275; Neumaier 102; Butz, P., Der Ritter von der Bettenburg (Christian
Truchsess), 1906.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Vallendar (Herrschaft). V. am unteren
Mittelrhein gegenüber von Koblenz wird anlässlich der Kirchenweihe 836 erstmals
genannt. 1052 gab Kaiser Heinrich III. seinen Königshof zu V. an das Stift
Sankt Simon und Judas in Goslar. Am Ende des 13. Jahrhunderts war der Hof in
den Händen der Herren von Tomburg, im 15. Jahrhundert kam er durch Heirat an
die Burggrafen von Rheineck und die Waldbott von Bassenheim. Im Dorf V.
erlangte 1232 der Graf von Sayn die Herrschaft. Bei der Teilung Sayns 1294 fiel
die Herrschaft V. an Graf Engelbert, dessen Enkel durch Heirat vor 1345 die
Grafschaft Wittgenstein erbte. Durch Verkauf und Rückkauf 1392/1441 kam es zur
gemeinsamen Herrschaft von Sayn-Wittgenstein mit dem Erzstift Trier. In dem
daraus erwachsenden Rechtsstreit erlangte Trier 1681 durch Vergleich die Landeshoheit über die gesamte Herrschaft und belehnte
die Grafen von Sayn mit der Hälfte, die es 1767 durch Kauf aber wieder erwarb.
Über Trier gehörte V. zum kurrheinischen Reichskreis. Über Nassau und Preußen
kam es 1946 an Rheinland-Pfalz. S. a. Sayn-Vallendar.
L.: Wolff 83, 285; Graafen, R., Vallendar, (in) Berichte zur Deutschen
Landeskunde 33/1 (1964); Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A.
1987; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 629.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Varel (Häuptlinge, Herrschaft). 1124
wird V. am Jadebusen erstmals erwähnt. Es war Hauptort des friesischen
Rüstringer Landesviertels Bovenjadingen, später selbständiger Häuptlingssitz.
1386 unterwarf sich V. den Grafen von Oldenburg. Bis 1465 konnte es eine
gewisse Selbständigkeit wahren. Von 1577 bis 1647 kam es an die Linie
Delmenhorst. 1651 ließ Graf Anton Günther von Oldenburg seinen unehelichen Sohn
Anton zum Freiherren von Aldenburg und edlen Herren von V. erheben. 1663 wurde
die edle Herrschaft V. mit Kniphausen zu einem Fideikommiss vereinigt. 1667
wurde Anton von Aldenburg Statthalter Dänemarks in Oldenburg und Delmenhorst,
weswegen Dänemark nach seinem Tode von 1680 bis 1693 V. beschlagnahmte. 1693
wurde V., das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählte, der Landeshoheit Oldenburgs unterstellt. 1733 kam V. über
die Erbtochter der Grafen von Aldenburg an die Reichsgrafen von Bentinck, 1815
wieder unter die Oberhoheit von Oldenburg und damit 1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 342; Wallner 702 WestfälRK 9; Jürgens, A., Wirtschafts- und
Verwaltungsgeschichte der Stadt Varel, 1908; Henk, P., Allgemeine und
gemeindepolitische Geschichte der Stadt Varel, 1920; Janssen, W., Burg und
Schloss Varel, 1989.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Verden (Hochstift, Fürstentum,
Herzogtum, Residenz des Bischofs). V. an der Aller wird 810 erstmals als Ferdi
(Furt) erwähnt. Vielleicht wurde um 785 oder etwas später von König Karl dem
Großen dort ein Bistum gegründet. 985 erhielt der Mainz unterstellte und seit
849 nachweisbare Bischof die Grafenrechte im Sturmigau und das Marktrecht und
Münzrecht für V., das 1192 erstmals Stadt genannt wird. Die erst im 12.
Jahrhundert erkennbare Diözese reichte von V. bis in die Altmark. Das im 12.
und 13. Jahrhundert entstandene weltliche Herrschaftsgebiet der seit dem Ende
des 12. Jahrhunderts in Rotenburg residierenden Bischöfe war sehr klein und
umfasste an geschlossenem Gut nur V., einige Dörfer der Umgebung (1283/1288
Dörverden, Schneverdingen, Visselhövede, Scheeßel, Freibann in Neuenkirchen und
Hellwege) und die Herrschaft Rotenburg an der Wümme. 1566 wurde das Bistum
reformiert. Das Hochstift, das seit 1512 zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis gehörte, kam unter lutherische Administration erst Braunschweig-Wolfenbüttels,
später Dänemarks und Schwedens (1632). 1648 fiel es als säkularisiertes, später
mit Bremen verbundenes Herzogtum an Schweden, wurde 1712/1714 nach
hannoverscher Eroberung von Dänemark an Hannover verkauft und 1719 von Schweden
abgetreten. 1806 wurde es (mit 24 Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern) von
Preußen besetzt, 1807 von Frankreich, das es 1810 annektierte. 1813/1815 kam es
wieder an Hannover und damit 1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 331f.; Zeumer 553 II b 23; Wallner 702 WestfälRK 10; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Wichmann, F., Untersuchungen zur ältesten Geschichte des Bistums
Verden, Diss. phil. Göttingen 1905; Siedel, A., Untersuchungen über die
Entwicklung der Landeshoheit und der
Landesgrenzen des ehemaligen Fürstbistums Verden bis 1586, 1915; Müller, E.,
Die Entstehungsgeschichte der sächsischen Bistümer unter Karl dem Großen, Diss.
phil. Göttingen 1938; Engelke, B., Die Grenzen und Gaue der älteren Diözese
Verden, Niedersächs. Jb. f. LG. 21 (1948); Der Landkreis Verden, hg. v.
Seedorf, H., 1962; Drögereit, R., Dom und Bistum Verden, 1970; Dom und Bistum
Verden an der Aller. Ergebnisse neuer Forschung, bearb. v. Stellmann, M., 1970;
Der Landkreis Verden, bearb. v. Berner, F., 1972; Geschichte Niedersachsens,
hg. v. Patze, H., Bd. 1 1977; Nerger, K., Verden unter schwedischer Hoheit,
1986; Fiedler, B., Die Verwaltung der Herzogtümer Bremen und Verden in der
Schwedenzeit 1652-1712, 1987; Vogtherr, D., Bistum und Hochstift Verden, (in)
Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser, Bd. 2 1995, 279; Schubert, E.,
Verden, LexMA 8 1996, 1499f.; Geschichte Niedersachsens, hg. v. Schubert, E.,
Bd. 2,1 1997; Urkundenbuch der Bischöfe und des Domkapitels von Verden, Bd.
1f., hg. v. Mindermann, A., 2001ff.; Immunität und Landesherrschaft, hg. v.
Kappelhoff, B. u. a., 2002; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit in den
Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 627, 1, 2, 607.
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Waldeck (Grafschaft, Fürstentum,
Freistaat). Die Burg W. (1120 Waldekke) über der Eder im alten Stammesherzogtum
Sachsen kam vor 1180 vermutlich von den Grafen von Ziegenhain an die seit
Anfang des 11. Jahrhunderts nachweisbaren Grafen von Schwalenberg (südöstlich
Detmolds). Sie wurde Mittelpunkt von Gütern um Arolsen, die durch Heirat von
den Herren von Itter angefallen oder aus der Vogtei des Hochstifts Paderborn
gewonnen worden waren. Nach dem Sturz des Lehnsherren Heinrich des Löwen 1180
nannten sich die Grafen auch Grafen von W. Für eine Linie wurde 1219 bzw.
1228/1229 das Gebiet an der mittleren Eder um W. und Korbach von der Grafschaft
Schwalenberg (Schwalenberg-Sternberg) abgetrennt. Umgeben von den Erzstiften
Köln und Mainz sowie der Landgrafschaft Hessen gelang den zum wetterauischen
Reichsgrafenkollegium zugeordneten Grafen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts
der Ausbau der Herrschaft (1263/1294 Gericht Wildungen, 1288 Burg Lichtenfels
mit Fürstenberg und Sachsenberg, 1414/1415 Gogericht Flechtdorf von den
Padberg). 1349 wurde W. Reichslehen und damit als reichsunmittelbar anerkannt.
1431/1438 kam es in den 1397 entstandenen Linien Landau (südöstlich Arolsens)
und W. unter Landeshoheit und Lehnshoheit
Hessens (später Hessen-Kassels). 1495 beerbte die Linie W. die Linie Landau.
Danach wurde das seit 1525 allmählich lutherische W. mehrfach (1507 drei
Linien, 1607 zwei Linien) (Eisenberg, Wildungen) geteilt, errang aber 1625
durch Erbvertrag die zum westfälischen Reichsgrafenkollegium gehörige,
ursprünglich schwalenbergische Grafschaft Pyrmont an der mittleren Weser und 1639/1648
die Herrschaften Cuylenburg (Kuilenburg, niederl. Culemborg) und Tonna sowie
1648 die Landeshoheit und 1682 (Georg Friedrich
v. W.)/1711 (Hauptlinie) die Reichsfürstenwürde (1719 Virilstimme im
Reichsfürstenrat) und wurde beim Aussterben der Linie Eisenberg unter der Linie
Wildungen 1692 vereinigt (seit 1728 Residenz in Arolsen). Das Haus kam nicht in
den Reichsfürstenrat. Es zählte zum oberrheinischen Reichskreis (Fürstenbank).
Durch den Beitritt zum Rheinbund erhielt es, ebenso wie das für die Zeit von
1805/1806-1813 für einen Bruder des Fürsten geschaffene Fürstentum
Waldeck-Pyrmont, 1807 die Souveränität. Im Januar 1814 gab Fürst Friedrich dem
Land eine Verfassung, die jedoch infolge des Widerspruchs der Stände nicht in
Kraft trat. Nach Beitritt zum Deutschen Bund am 8. 6. 1815 erhielt W. am 19. 4.
1816 eine neue Verfassung. Das Fürstentum umfasste die 13 Städte Korbach,
Niederwildungen, Mengeringhausen, Sachsenhausen, Rhoden, Sachsenberg, Landau,
Freienhagen, Waldeck, Züschen, Fürstenberg, Altwildungen und Arolsen und die
Ämter Eisenberg, Arolsen, Waldeck, Wildungen und Lichtenfels. 1847 wurde durch
Schiedsspruch des Deutschen Bundes endgültig Hessen-Kassels Lehnshoheit
aufgehoben. Im Krieg von 1866 unterstützte W. Preußen, auf das es in einem Akzessionsvertrag
1867 zum 1. 1. 1868 auch die Verwaltung des Landes (z. B. der Justiz mit
Amtsgerichten in Arolsen, Bad Wildungen und Korbach sowie dem zuständigen
Landgericht und Oberlandesgericht in Kassel) übertrug, so dass neben einem
preußischen Landesdirektor der Fürst nur den Ertrag der Domänen, das
Begnadigungsrecht, das Kirchenregiment und ein Zustimmungsrecht zu Gesetzen des
fortbestehenden Landtags behielt. Prinzessin Emma von W. heiratete den letzten
König der Niederlande aus dem Hause Oranien. Am 13. 11. 1918 wurde W. Freistaat
(Waldeck-Pyrmont) mit einer vorläufigen Verfassung vom 15. 4. 1919. 1922 wurde
Pyrmont mit der Provinz Hannover Preußens vereinigt, nach der 1926 seitens
Preußens erfolgten Kündigung des Akzessionsvertrags am 1. 4. 1929 auf Grund
einer Volksabstimmung auch das Hauptland W. (mit drei Landkreisen und rund
60000 Einwohnern) in die Provinzen Hannover bzw. Hessen-Nassau Preußens
eingegliedert. 1945 kam W. als Kreis zu Hessen.
L.: Wolff 268; Zeumer 554 II b 63, 15; Wallner 695 OberrheinRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Klein 160; Curtze, C., Geschichte und Beschreibung des Fürstentums Waldeck,
1850; Schultze, V., Waldeckische Landeskunde, 2. A. 1929; Bockshammer, U.,
Ältere Territorialgeschichte der Grafschaft Waldeck, 1958; Kissel, R. O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Engelhard,
K., Die Entwicklung der Kulturlandschaft des nördlichen Waldeck seit dem späten
Mittelalter, 1967; Waldeckische Landeskunde, hg. v. Martin, B./Wetekam, R.,
1971; Klein, T., Waldeck, (in) Mitteldeutschland, hg. v. Klein, T., 1981; Menk,
G., Grundzüge der Geschichte Waldecks in der Neuzeit, Perspektiven und
Perseveranz kleinstaatlicher Politik, Hess. Jb. für LG. 37 (1987); Murk, K.,
Vom Reichsterritorium zum Rheinbundstaat, 1995; Murk, K., Waldeck, LexMA 8
1996, 1946; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 433; Menk, G.,
Waldeck im Dritten Reich, 2010; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 425.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Weingarten (Reichsstift, Reichsabtei). In
der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts (nach? 934, um 1000?) gründeten die
Welfen ein Frauenkloster neben dem 1053 erstmals erwähnten Dorf Altdorf. Nach
dem Brand von 1053 wurde die Benediktinerinnenabtei von den Welfen als
Hauskloster auf den Martinsberg verlegt und W. genannt. 1056 wurden die Nonnen
durch Mönche aus dem oberbayerischen Altomünster ersetzt. Spätestens 1191 kamen
Dorf und Kloster an die Staufer. 1268 wurde das von Welfen, Staufern und
anderen reich begabte Kloster reichsunmittelbar (1274 bezeugt). Das Dorf
Altdorf wurde unter König Rudolf von Habsburg Sitz der Verwaltung der
Landvogtei Oberschwaben, die den Schirm über das Kloster ausübte. In Verträgen
von 1531 und 1533 mit Österreich, das 1486 pfandweise die Landvogtei erlangt
hatte, konnte W. seine Reichsunmittelbarkeit behaupten, verblieb aber mit dem
größten Teil seines Gebiets unter der Landeshoheit
der Landvogtei. 1802 wurde W., das Sitz und Stimme im schwäbischen
Reichsprälatenkollegium und beim schwäbischen Reichskreis hatte und dem die
freie Reichsritterherrschaft Blumenegg, die Herrschaften Brochenzell und
Liebenau, die Gerichte Ausnang (Auswang) und Waldhausen (Unterwaldhausen), die
Ämter Hagnau, Hasenweiler, Esenhausen, Frohnhofen, Blönried, Blitzenreute,
Aichach, Bergatreute, Schlier, Bodnegg, Karsee, die Zehntämter jenseits und
diesseits der Schussen und das Priorat Hofen am Bodensee mit 1227 Gütern und
Höfen in verschiedenen Ämtern, insgesamt 6 Quadratmeilen bzw. 320
Quadratkilometer Gebiet mit 14000 bzw. 11000 Einwohnern und 120000 Gulden
Einkünften, gehörte, von Nassau-Oranien-Dillenburg säkularisiert und fiel
1806/1808 mit einem Teil seines früheren Gebiets an Württemberg. 1865 wurde der
Name W. auf den Ort Altdorf übertragen. Über Württemberg gelangte W. 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 181; Zeumer 552 II a 36, 2; Wallner 686 SchwäbRK 20; Die Territorien
des Reichs 5, 232; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810,
1902; König, E., Die süddeutschen Welfen als Klostergründer, Vorgeschichte und
Anfänge der Abtei Weingarten, 1934; Festschrift zur 900-Jahr-Feier des Klosters
Weingarten 1056-1956, hg. v. Spahr, G., 1956; Reinhardt, R., Restauration,
Visitation, Inspiration. Die Reformbestrebungen der Benediktinerabtei
Weingarten von 1567 bis 1627, 1960; Scherer, P., Reichsstift und Gotteshaus
Weingarten im 18. Jahrhundert, 1969; Spahr, G., Die Basilika Weingarten, 1974;
Weingarten, 1975, Germania Benedictina V: Baden-Württemberg; Riechert, U.,
Oberschwäbische Reichsklöster im Beziehungsgeflecht mit Königtum, Adel und
Städten (12.-15. Jahrhundert). Dargestellt am Beispiel von Weingarten, Weißenau
und Baindt, 1986; Weingarten, 1992; Zotz, T., Weingarten, LexMA 8 1996, 2132f.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Werdenfels (Grafschaft). Im Loisachbecken
bei Garmisch wurde angeblich von Herzog Otto I. von Bayern die Burg W.
errichtet. Sie wurde Mittelpunkt eines Herrschaftsgebiets des Hochstifts
Freising, das 1249 die Burg sowie unter anderem Garmisch mit Burg Falkenstein
und dem Eibsee sowie 1294 von Berthold von Eschenlohe Partenkirchen und
Mittenwald erlangte. Die Grafschaft verlor an Bayern und Tirol Güter und war im
15. Jahrhundert zeitweise verpfändet. Nach 1632 verfiel die Burg. Seit der
Mitte des 18. Jahrhunderts erhob Bayern Ansprüche auf die Grafschaft, die 1768
vom Reichshofrat zurückgewiesen wurden. Die zum bayerischen Reichskreis zählende,
im 18. Jahrhundert in die Untergerichte Garmisch, Partenkirchen und Mittenwald
gegliederte Grafschaft Freisings kam 1802 mit Garmisch, Wank, Farchant, Rieß,
Hammersbach, Obergrainau, Eibsee, Untergrainau, Partenkirchen, Wamberg,
Graseck, Reintal (Reinthal), Schlattan, Mittenwald, Lautersee, Klais, Gerold,
Kaltenbrunn, Wallgau, Krün, Elmau und Barmsee an Bayern.
L.: Wolff 139; Wallner 712 BayRK 7; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
F5, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Prechtl, J., Chronik der ehemals
bischöflich freisingischen Grafschaft Werdenfels, 1850; Hibler, J., Geschichte
des oberen Loisachtales, 1908; Albrecht, D., Grafschaft Werdenfels, 1955 (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Landeshoheit,
hg. v. Riedenauer, E., 1994; Störmer, W., Werdenfels, LexMA 8 1996, 2197f.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Wiblingen (Kloster, Herrschaft). 1093
gründeten die Grafen von Kirchberg das Benediktinerkloster W. bei Ulm. Im 15.
Jahrhundert versuchte W. vergeblich, die Vogteirechte zurückzugewinnen. 1701
kam W. mit seinem kleinen Herrschaftsgebiet unter die Landeshoheit
Österreichs, über das die Herrschaft W. dem österreichischen Reichskreis
angehörte. 1806 fiel es nach seiner Aufhebung (1803) an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Der Stadtkreis Ulm, 1977, 392ff.; Breitenbruch,
B., Schule, Studium und Wissenschaft, (in) Studien und Mitteilungen zur
Geschichte des Benediktinerordens 106 (1995), 175; Eberl, I., Wiblingen, LexMA
9 1998, 59. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Wildenfels (reichsunmittelbare Herrschaft).
Vor 1200 wurde die Burg W. bei Zwickau errichtet. Sie war Mittelpunkt einer
Herrschaft der erstmals 1222 genannten, wahrscheinlich edelfreien Herren von
W., die Reichsunmittelbarkeit erlangten und 1521 in der Reichsmatrikel erschienen.
Nach ihrem Aussterben 1602 fiel sie mit 150 Hufen in zwei Orten und sechs
Dorfanteilen an die Grafen von Solms-Wildenfels. Diese mussten 1706 nach
langwierigen Prozessen die Landeshoheit Sachsens
über die zum obersächsischen Reichskreis zählende Herrschaft anerkennen, doch
behielt W. erst 1846 beseitigte Steuervorrechte und Zollvorrechte. Über Sachsen
kam W. von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S.
Solms-Wildenfels.
L.: Wolff 379; Wallner 708 ObersächsRK 2. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Winden (reichsunmittelbares Kirchspiel,
Ganerbschaft). Das an der unteren Lahn nördlich Nassaus gelegene W. wurde 1250
durch das Prämonstratenserkloster Arnstein von der Gräfin von Sayn erworben. Es
bildete den Mittelpunkt eines kleinen Herrschaftsgebiets (W.,Weinähr) mit
voller Landeshoheit, an dem auch adlige Ganerben
beteiligt waren. Der Abt von Arnstein war ohne Reichsstandschaft oder
Kreisstandschaft reichsunmittelbar, geriet aber 1756 unter die Oberhoheit des
Erzstifts Trier. 1792 gehörte das Kirchspiel W. zu den nicht eingekreisten
Reichsteilen. 1803 wurde das Kloster aufgehoben und Nassau-Weilburg überlassen.
Damit endete die Reichsunmittelbarkeit Windens. Über Nassau kam W. 1866 an
Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 493. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Württemberg (Grafen, Herzogtum, Königreich,
Land, Landesteil). 1081/1083/1092 erscheint die neu errichtete Burg
Wirtinisberc auf dem Rotenberg zwischen Esslingen und Cannstatt im alten
Stammesherzogtum Schwaben. Nach ihr nannten sich (fränkische?, von dem
salischen Herzog Konrad von Kärnten abstammende?) Herren von W. (1081/1083
Konrad, 1089/1092 Conradus de Wirtineberc), die seit 1135/1139 als Grafen
(Grafschaft im Remstal) auftraten, zunächst im mittleren Neckartal und Remstal
begütert waren und - vielleicht nach einer Unterbrechung um 1150 - zu Beginn
des 13. Jahrhunderts das ganze mittlere und untere Remstal mit Waiblingen und
Schorndorf erlangt hatten. Wichtigste Grundlagen der Herrschaftsbildung wurden
Leibeigenschaft, Mannsteuer, Ortsherrschaft und Steuer. Durch Heirat erwarben
sie um 1245 von den Markgrafen von Baden Stuttgart (stuot-gart), das im 14.
Jahrhundert (1321) Sitz des Hofes und Mittelpunkt der Grafschaft und ab 1482
offiziell Hauptstadt und Residenzstadt wurde. Dazu kamen Zollrechte und
Geleitsrechte an wichtigen Straßen wie der Fernstraße von Speyer nach Ulm. Nach
dem Untergang der Staufer rissen sie Reichsgut im erheblichen Umfang an sich
(Waiblingen). 1259 wurde Graf Ulrich I. Marschall des Reiches über ganz
Schwaben und kaufte die Grafschaft Urach (Urach, Münsingen, Pfullingen,
Nürtingen). Eberhard I. gewann 1298 die Landvogtei Schwaben und vergrößerte das
Herrschaftsgebiet um fast die Hälfte (Backnang, Calw [1308], Göppingen [1319],
Hohenstaufen [1319], Dornstetten [1320], Neuffen, Rosenfeld, Neuenbürg,
Glemsgaugrafschaft mit Hohenasperg). 1324/1325 kamen durch Kauf Reichenweier
und Horburg im Elsass, 1330 Landvogtei Wimpfen, 1336 Markgröningen, 1339
Vaihingen, 1343 Tübingen mit dem Reichsforst Schönbuch, die halbe Herrschaft
Teck mit Kirchheim, Winnenden, die Grafschaft Aichelberg, Grötzingen und 1381
von den Herzögen von Teck (Verkauf der zweiten Hälfte) Kirchheim hinzu.
Eberhard III. erhielt die Herrschaft Schalksburg mit Balingen und Onstmettingen
sowie dem Rest von Bietigheim. Eberhard IV. erwarb durch Heirat 1397/1409 die
Grafschaft Mömpelgard (bis 1796/1802). 1420 umfasste W. als die größte
Grafschaft des Reiches nach einem Verzeichnis der württembergischen Lehen und
Eigengüter als Reichslehen die Grafschaft W. mit den Städten Stuttgart,
Cannstatt (Canstatt, Cannstadt), Leonberg, Waiblingen und Schorndorf, den Zoll
zu Göppingen, die Grafschaft Aichelberg mit der Stadt Weilheim und die Vogtei zu
Jesingen, das Herzogtum Teck mit den Städten und Schlössern Kirchheim,
Gutenberg, Wielandstein und Hahnenkamm, die Grafschaft Neuffen, die Grafschaft
Urach mit den Städten Urach, Wittlingen und Münsingen, die Pfalzgrafschaft
Tübingen mit den Städten Tübingen, Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen und dem
Forst Schönbuch, die Grafschaft Calw mit Stadt Calw, Wildbad und Zavelstein,
die Grafschaft Vaihingen mit den Städten Vaihingen, Oberriexingen (Riexingen),
Horrheim und Hohenhaslach (Haslach), die Herrschaft Magenheim mit der Stadt
Brackenheim, die Stadt Markgröningen als ein Fahnlehen, die Grafschaft Asperg,
die Herrschaft Horburg und die Grafschaft Wickisau (Willisau) mit der Stadt
Reichenweier im Elsass, die auf der rechten Rheinseite oberhalb Breisach gelegene
Burgfeste Sponeck, die Herrschaft Waldhausen bei Welzheim, die Herrschaft
Nagold mit den Städten Nagold und Haiterbach (Haitersbach), die Herrschaft
Urslingen mit dem Städtchen Rosenfeld, zeitweise die Grafschaft Sigmaringen mit
der gleichnamigen Stadt und die Feste und die Hälfte von Herrschaft und Stadt
Hornberg. Eigengüter lagen zu Tuttlingen (Wittlingen), Nürtingen, Grötzingen,
Waldenbuch, Lichtenstein, Leofels, Schiltach, Dornhan, Fautsberg (Vogtsberg),
Großgartach und Kleingartach (Gartach), Güglingen, Lauffen (Laufen), Backnang,
Winnenden, Marbach, Göppingen, Schülzburg (Schilzburg), Hundersingen,
Sternenfels, Bilstein bei Reichenweier, Ramstein, Ebersberg, Reichenberg,
Waldenstein, Bittenfeld, Hoheneck, Schalksburg, Balingen, Blankenhorn, Bietigheim,
Blankenstein, halb Rechtenstein, Ingersheim, Ebingen, Veringen, Achalm,
Hohenstaufen, Lauterburg, Rosenstein, Gundelfingen, Oberndorf und Wasseneck.
Dazu kamen als Lehen von der Krone Böhmens: Burg und Stadt Neuenbürg
(Neuenburg), Burg und Stadt Beilstein, Lichtenberg und Großbottwar (Bottwar)
und als ein Lehen des Hochstifts Bamberg Dornstetten. 1441/1442 wurde das damit
bereits große, aber in sich noch recht uneinheitliche Land geteilt. Ludwig I.
begründete die Linie Urach, Ulrich V. die Linie Neuffen bzw. Stuttgart (mit
Nebenlinie Württemberg-Mömpelgard ab 1498, die 1593 die Hauptlinie beerbte).
1471/1473 wurde der Erwerb der Grafschaft Sulz abgeschlossen. 1482 stellte
Eberhard V. im Bart von der Uracher Linie (1450-1496), der Gründer der Universität
Tübingen (1477), die Einheit des Landes wieder her (Vertrag von Münsingen),
erließ eine Landesordnung (1495) und erreichte 1495 vom Kaiser für die größte
Grafschaft des Reichs die Erhebung zum Herzog und die Einordnung des Landes als
Reichslehen, womit zugleich eine Vereinheitlichung der unterschiedlichen
Besitzrechte gegeben war. Nach seinem Tode gewann zwar W. 1504 noch das
Maulbronner Klostergut, die Reichsgrafschaft Löwenstein und die Ämter
Besigheim, Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl und Heidenheim, doch erlangte der
Landtag wachsenden Einfluss (1514), fiel W. wegen der Annexion Reutlingens von
1520 bis 1534 überhaupt an das Reich (1520-1522) bzw. Österreich und musste
danach bis 1599 die Lehnshoheit Österreichs (Reichsafterlehen) anerkennen. Um
1535 wurde die Reformation eingeführt, 1555 ein romanistisch geprägtes
Landrecht erlassen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das zum schwäbischen
Reichskreis zählende Land zweimal besetzt, verlor (zeitweilig ein Drittel
seines Gebiets und) zwei Drittel seiner ursprünglichen 450000 Einwohner und
geriet danach in einen allgemeinen Niedergang. 1617 wurde in eine Hauptlinie
und die Nebenlinien Württemberg-Mömpelgard (bis 1723) und
Württemberg-Weiltingen (bis 1705) geteilt. 1649 spaltete sich
Württemberg-Neuenstadt, 1674 Württemberg-Winnental ab. Im 18. Jahrhundert
gelang die weitgehende Entmachtung des Landtags. 1733 übernahm die 1674
entstandene Nebenlinie Württemberg-Winnental die Nachfolge der ausgestorbenen
Hauptlinie. Territorial kamen Justingen (1751), Bönnigheim und Sterneck, sowie
die halbe Reichsgrafschaft Limpurg (nach 1781) hinzu, so dass das Land nunmehr
9400 Quadratkilometer mit 620000 Einwohnern umfasste. Wegen Untereisesheim war
der Herzog Mitglied des Kantons Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, wegen weiterer
Güter auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken. 1803 wurde
der Herzog Kurfürst. Als Entschädigung für den Verlust linksrheinischer Güter
an Frankreich 1796/1801 (Mömpelgard, Gebiete im Elsass [Horburg, Reichenweier],
Freigrafschaft Burgund, 7 Quadratmeilen mit 14000 Einwohnern) bekam er 1803
durch § 6 des Reichsdeputationshauptschlusses unter der Auflage verschiedener
Renten die Propstei Ellwangen, die Abteien Schöntal und Zwiefalten, fünf
Klöster und Stifte (Comburg, Rottenmünster, Heiligkreuztal, Oberstenfeld,
Margarethausen) sowie die neun Reichsstädte Reutlingen, Esslingen, Rottweil,
Heilbronn, Giengen, Aalen, Weil der Stadt, Schwäbisch Hall und Schwäbisch Gmünd
nebst dem Dorf Dürrenmettstetten, insgesamt 29 Quadratmeilen mit 120000
Einwohnern). Außerdem erhielt W. an geistlichen Gütern: Im Jahre 1803 vier
Klöster in Schwäbisch Gmünd, Kloster Gotteszell, das Karmeliterkloster in
Heilbronn und das Benediktinerinnenkloster Mariaberg, drei Klöster in Rottweil
und das Augustinerkloster in Weil der Stadt. Im Jahre 1804 fielen das
Kapuzinerkloster in Rottweil und 1805 die Johanniterkommenden Affaltrach,
Hemmendorf, Rottweil und Dätzingen und die Deutschordenskommende Heilbronn an
W. 1806 folgten die Deutschordenskommenden Altshausen und Kapfenburg, das
Kapuzinerkloster Bartenstein, das Bruderhaus in Bernstein, das
Dominikanerinnenkloster Binsdorf, das Chorherrenstift Ehingen-Rottenburg, das
Kollegiatstift und das Dominikanerinnenkloster in Horb, die
Dominikanerinnenklöster Kirchberg, Löwental (Löwenthal) bei Friedrichshafen und
Oberndorf, das Wilhemiten- bzw. Benediktinerkloster in Mengen, die
Kapuzinerklöster Michaelsberg (Michelsberg), Pfedelbach und Rottenburg, das
Karmelitenkloster in Rottenburg, die Franziskanerklöster Oeffingen und Waldsee,
das Benediktinerkloster Wiblingen und das Benediktinerinnenkloster Urspring.
1807 gelangte das Franziskanerinnenkloster Neuhausen, 1809 das gleiche
Ordenskloster in Schwäbisch Gmünd und Mergentheim, die Kapuzinerklöster in
Mergentheim und Wurmlingen an W. 1810 erhielt es die Kapuzinerklöster in
Biberach, Schwäbisch Gmünd und Weil der Stadt, das Klarissinnenkloster in
Heilbronn und das Franziskanerkloster Saulgau, 1811 die Kapuzinerklöster in
Langenargen und Neckarsulm und das Franziskanerinnenkloster in Wiesensteig und
schließlich 1830 die Kapuzinerklöster in Ellwangen, Riedlingen und Wangen. Mit
der Anlehnung an Frankreich wurden 1805/1806 die Königswürde (30. 12. 1805),
die österreichischen Güter in Oberschwaben (Landvogtei mit Sitz in Altdorf) und
mehrere Grafschaften gewonnen. Der König trat dem Rheinbund bei und
verheiratete seine Tochter 1807 an Jerôme Bonaparte. 1809 erhielt er das
Deutschmeistergebiet von Mergentheim, 1810 Ulm und andere Reichsstädte, so dass
das Land nach verschiedenen Grenzausgleichsverträgen mit Baden, Bayern und
Hohenzollern-Hechingen (1806-1813) 19511 Quadratkilometer mit 1,1 Millionen
Einwohnern umfasste. Eine im März 1815 erlassene Verfassung scheiterte. 1816
trat der König dem Deutschen Bund bei. Sein Nachfolger gewährte am 25. 9. 1819
eine Verfassung. Durch Vereinbarung vom 25. 11. 1870 wurde der Beitritt zum
Deutschen Reich unter Wahrung von Sonderrechten für Post, Eisenbahn, Biersteuer
und Branntweinsteuer vorbereitet und bald vollzogen. Am 30. 11. 1918 legte der
König die Krone nieder (Erlöschen der Hauptlinie 1921). Am 26. 4./25. 9. 1919
trat eine neue Verfassung in Kraft. Im März 1933 übernahmen die
Nationalsozialisten die Regierung. Im September/Oktober 1945 wurde W. in die
Länder Württemberg-Hohenzollern (französische Besatzungszone) und
Württemberg-Baden (amerikanische Besatzungszone) aufgeteilt. Nach der
Volksabstimmung vom 9. 12. 1951 gingen beide Länder in Baden-Württemberg auf.
S. a. Neuwürttemberg.
L.: Wolff 159; Zeumer 553 II b 26; Wallner 684 SchwäbRK 1; Winkelmann-Holzapfel
169; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 168;
Sattler, C., Geschichte des Herzogtums Würtenberg unter der Regierung der
Graven und Herzöge, 1777; Stälin, C., Wirtembergische Geschichte, Bd. 1ff.
1841ff.; Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen, 1844ff.;
Gaisberg-Schöckingen, F. v., Das Königshaus und der Adel von Württemberg, 1910;
Wirtembergisches Urkundenbuch, hg. v. königlichen Staatsarchiv in Stuttgart,
Bd. 1ff. 1849ff.; Stälin, P., Geschichte Wirtembergs, Bd. 1f. 1882ff.;
Württembergische Geschichtsquellen, hg. v. d. Komm. f. Landesgeschichte, Bd.
1ff. 1894ff.; Bibliographie der württembergischen Geschichte, hg. v. Heyd, W.,
Bd. 1ff. 1895ff.; Mock, A., Die Entstehung der Landeshoheit
der Grafen von Wirtemberg, 1927; Hertlein, F. u. a., Die Römer in Württemberg,
Bd. 1ff. 1928ff.; Veeck, W., Die Alamannen in Württemberg, 1931; Weller, K.,
Die Grafschaft Württemberg und das Reich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts,
Württemberg. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 38 (1932); Hölzle, E.,
Württemberg im Zeitalter Napoleons, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reichs, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A.
1978; Dehlinger, A., Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen
Entwicklung bis heute, Bd. 1f. 1950ff.; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser,
E./Stoob, H., 1939-1974, Bd. 4 Teilband 2; Müller, E., Kleine Geschichte
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Schindling, A. u. a., 2007; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und
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Württemberg, bearb. v. Baumann, A. u.a., Bd. 1 2013. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)
Württemberg-Oels (Fürsten[, Fürstentum]). Über
die Erbtochter des letzten Herzogs von Oels aus der Linie Münsterberg des
Hauses Podiebrad fiel Oels als Lehnsfürstentum Österreichs 1647/1649 an eine
Nebenlinie des Hauses Württemberg (Württemberg-Weiltingen), die sich daraufhin
W. nannte. Sie gelangte 1742 unter die Landeshoheit
Preußens. 1792 erlosch sie. Ihre Güter kamen 1792 in weiblicher Erbfolge an die
Herzöge von Braunschweig und bei deren Aussterben an Sachsen. Die Lehen wurden
als an Preußen heimgefallen erklärt und dem jeweiligen deutschen Kronprinzen
zugeordnet. S. Oels.
L.: Häusler, W., Geschichte des Fürstentums Oels, 1883.
(held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)