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Allerdings gliederten bereits die Enkel Karl des Großen nach merowingischen Vorbildern 843, 870 und 879/880 das Gallorömer, Burgunder, Alemannen, Friesen, Sachsen, Thüringer Bayern, Langobarden und Italoromanen einschließende, mit Hilfe von Herzögen in Herzogtümern und Grafen in Grafschaften oder Gauen verwaltete Reich der Franken in mehrere Teile. Dabei wurden im östlichen Teil zwischen Rhein und Elbe, Nordsee und Alpen vor allem die Menschen (Franken, Alemannen, Bayern, Thüringer, Sachsen und Friesen) vereinigt, welche die (germanisch/)germanistische Volkssprache (ahd. diotisk, zu ahd. diot „Volk“) verwendeten und sich dadurch von den (französischen) Romanen im Westen (Gallien) und den (italienischen) Romanen im Süden (Italien) deutlich unterschieden. Bei der Aufteilung des lotharingischen Mittelreiches wurde das Ostreich in den Westen (und das Westreich in den Osten) bis Maastricht, Trier und Metz ausgedehnt. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Im Inneren dieses im Umherziehen von Pfalz zu Pfalz regierten Reiches war der König vielfachen Schwierigkeiten durch seine von ihm belehnten Herzöge (etwa von Franken, Schwaben, Bayern oder Sachsen) und Grafen ausgesetzt. Deswegen gingen die Ottonen und die ihnen 1024 folgenden fränkischen Salier dazu über, Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte in ihr Herrschaftswesen einzubeziehen (ottonisch-salisches Reichskirchensystem). Hieraus erwuchs am Ende des dadurch hervorgerufenen zwischen Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII. zum Ausbruch gekommenen Investiturstreites um die Besetzung der kirchlichen Ämter (1075-1122) die bedeutsame Erscheinung der zahlreichen geistlichen, dem König unmittelbar verbundenen Fürstentümer des deutschen Reiches. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
9. Obersächsischer Reichskreis: Sachsen (kursächsische Lande), Mark Brandenburg, Lande der Herzöge zu Sachsen ernestinischer Linie: Fürstentum Sachsen-Weimar, Fürstentum Sachsen-Eisenach, Fürstentum Sachsen-Coburg, Fürstentum Sachsen-Gotha, Fürstentum Sachsen-Altenburg, Lande der Fürsten von Hatzfeld, Fürstentum Querfurt, Herzogtum Pommern schwedischen Anteils, Herzogtum Pommern preußischen Anteils, Fürstentum Cammin bzw. Kammin, Fürstentum Anhalt, Abtei Quedlinburg, Abtei Gernrode, Stift Walkenried, Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen, Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt, Grafschaft Mansfeld, Grafschaften Stolberg und Wernigerode, Grafschaft Barby, Herrschaften der Grafen von Reuß, Herrschaften der Grafen von Schönburg, Grafschaft Hohnstein nebst den Herrschaften Lohra und Klettenberg. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Der Kaiser, als Erzherzog zu Österreich: für Steiermark eine, für Krain eine, für Kärnten eine und für Tirol eine (insgesamt 4 Stimmen); der Kurfürst von der Pfalz, als Herzog von Bayern: für das Herzogtum Berg eine, für Sulzbach (Pfalz-Sulzbach) eine, für Niederbayern eine und für Mindelheim eine (insgesamt 4 Stimmen); der König von Preußen, als Herzog von Magdeburg: für Erfurt eine und für das Eichsfeld eine (insgesamt 2 Stimmen); der Kurerzkanzler bzw. Kurfürst (von Mainz) Reichserzkanzler: für das Fürstentum Aschaffenburg eine (1 Stimme); der Kurfürst von Sachsen: als Markgraf zu Meißen eine, für die Burggrafschaft Meißen eine und für Querfurt eine (insgesamt 3 Stimmen); der Kurfürst von Sachsen, wechselweise mit den Herzögen von Sachsen-Weimar und von Sachsen-Gotha: für Thüringen eine (1 Stimme); der König von England, als Herzog von Bremen: für Göttingen (Braunschweig-Göttingen) eine (1 Stimme); der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel: für Blankenburg eine (1 Stimme); der Markgraf von Baden: für Bruchsal anstatt Speyer eine, und für Ettenheim anstatt Straßburg eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Württemberg: für Teck eine, für Zwiefalten eine und für Tübingen eine (insgesamt 3 Stimmen); der König von Dänemark, als Herzog von Holste(in) für Plön eine (1 Stimme); der Landgraf von Hessen-Darmstadt: für das Herzogtum Westfalen eine und für Starkenburg eine (insgesamt 2 Stimmen); der Landgraf von Hessen-Kassel: für Fritzlar eine und für Hanau eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Modena: für den Breisgau eine und für die Ortenau eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Mecklenburg-Strelitz: für Stargard eine (1 Stimme); der Herzog von Arenberg: seine auf diesseitige Lande versetzte Virilstimme (1 Stimme); der Fürst von Salm-Salm: eine eigene Stimme, die vorher mit Salm-Kyrburg gemeinschaftlich war (1 Stimme); der Fürst von Nassau-Usingen eine (1 Stimme); der Fürst von Nassau-Weilburg eine (1 Stimme); der Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen eine (1 Stimme); der Fürst von Salm-Kyrburg eine (1 Stimme); der Fürst von Fürstenberg: für Baar und Stühlingen eine (1 Stimme); der Fürst von Schwarzenberg: für Klettgau eine (1 Stimme); der Fürst von Thurn und Taxis: für Buchau eine (1 Stimme); der Fürst von Waldeck eine (1 Stimme); der Fürst von Löwenstein-Wertheim eine (1 Stimme); der Fürst von Oettingen-Spielberg eine (1 Stimme); der Fürst von Oettingen-Wallerstein eine (1 Stimme); der Fürst von Solms-Braunfels eine (1 Stimme); die Fürsten von Hohenlohe-Neuenstein eine (1 Stimme); der Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst bzw. Hohenlohe-Schillingsfürst eine (1 Stimme); der Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein bzw. Hohenlohe-Bartenstein eine (1 Stimme); der Fürst von Isenburg-Birstein eine (1 Stimme); der Fürst von Kaunitz: für Rietberg eine (1 Stimme); der Fürst von Reuß-Plauen-Greiz bzw. Reuß-Greiz eine (1 Stimme); der Fürst von Leiningen eine (1 Stimme); der Fürst von Ligne: für Edelstetten eine (1 Stimme); der Herzog von Looz bzw. Looz-Corswarem: für Wolbeck eine (1 Stimme). (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Abensberg (Grafen, reichsunmittelbare Herrschaft).
A. bei Kelheim wird erstmals 1031 erwähnt (Abensberch). Seit dem 12.
Jahrhundert erscheinen Grafen von A. aus dem Hause der Babonen. Sie sind
zwischen Donau und Abens um Altmannstein und an der unteren Altmühl begütert
und handeln als Vögte über Regensburger Eigenkirchen. 1247 kam es nach dem
Aussterben der älteren Grafen zur Linientrennung in die Herrschaften A. und
Altmannstein. 1485/1486 gelangte die reichsunmittelbare Herrschaft A. mit dem
Tod des letzten Grafen von A. (1485) als Reichslehen zur Münchener Linie der Herzöge von Bayern (Bayern-München). 1552 wurden die
Gerichte A. und Altmannstein mit Sitz in A. durch Personalunion verbunden.
L.: Kral, J., Abensberg und Umgebung, 1952; Diepolder, G., Oberbayerische und
niederbayerische Adelsherrschaften, Zs. f. bay. LG. 25 (1962), 47ff.; Gerlich,
A., Aben(s)berg, LexMA 1 1980, 27f.; Flachenecker, H., Die Reichsherrschaft
Abensberg, Z. f. bay. LG. 64 (2001), 693; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in
Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 539.
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Aerschot (Herzogtum), Aarschot. Das 1612 aus dem
Erbgut der Herzöge von Croy an Arenberg
gekommene Herzogtum A. in Brabant gehörte zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wolff 54; Wallner 700 BurgRK 1; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 14. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Allstedt (Pfalz). In A. bei Sangerhausen, aus dem
schon Karl der Große den Zehnten an Hersfeld gab und das am Ende des 9.
Jahrhunderts an die Liudolfinger gekommen sein dürfte, befand sich in
ottonischer und salischer Zeit (935 Altsteti) eine Pfalz mit zugehörigem
Reichsgut. Sie wurde von Ludwig dem Bayern an die Grafen von Anhalt bzw. die
Grafen von Mansfeld als Reichslehen ausgetan. Von Karl IV. wurde sie als Kern
der Pfalzgrafschaft Sachsen 1363 an die Askanier (Herzöge
von Sachsen) gegeben, von denen sie 1423 an die Wettiner (seit 1554 endgültig
an die ernestinische Linie) fiel. Von 1369 bis 1469 war A. an die Herren von
Querfurt, von 1526 bis 1575 an die Grafen von Mansfeld weiterverliehen. Von
1741 bis 1920 war es bei Sachsen-Weimar, danach bei Thüringen. 1945 gelangte es
zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 396; Hartung, E., Die äußere Geschichte des Amtes Allstedt 1496-1575,
1931; Facius, F., Allstedt 1935; Grimm, P., Deutsche Königspfalzen 1965, 2,
277ff.; Die deutschen Königspfalzen, hg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte,
Bd. 2 1984, 1ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Alpirsbach (Kloster). 1095 wurde an der oberen
Kinzig das Benediktinerkloster A. gegründet. Vögte waren seit etwa 1400 die
Grafen, später die Herzöge von Württemberg. 1559
wurde die Reformation eingeführt und das Klosteramt zum evangelischen
Kirchengut gezogen, 1810 auf die angrenzenden weltlichen Ämter verteilt. S.
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Schmidt, R., Kloster Alpirsbach, 1965; Alpirsbach, hg. v.
Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, 2001. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Altenkirchen (Amt). A. im Westerwald an der Trennung
der Straßen Köln-Frankfurt und Köln-Leipzig wurde wohl in fränkischer Zeit gegründet
und erscheint 1131 anlässlich einer Gabe an das Kassiusstift in Bonn erstmals.
Im 12. Jahrhundert ist es in den Händen der Grafen von Sayn. Seit dem 15.
Jahrhundert war es gelegentlich Amtssitz, seit 1662 Sitz der Grafschaft
Sayn-Altenkirchen, die 1741 den Herzögen von
Sachsen-Eisenach, dann bis 1791 den Markgrafen von Ansbach, bis 1802 Preußen,
bis 1815 Nassau (Nassau-Usingen)und dann Preußen gehörte. 1946 kam A. zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 346; Rausch, J., Geschichte des Kreises Altenkirchen, 1921; Beiträge
zur Wirtschafts-, Sozial- und Zeitgeschichte des Kreises Altenkirchen, hg. v.
d. Kreisverwaltung Altenkirchen, 1980; Hanke, E., Altenkirchen/Westerwald,
1988. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Altensteig (Herrschaft). A. bei Calw wird erstmals
um 1085 genannt (Aldunsteiga). Es gehörte seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts
zur hohenbergischen Herrschaft Wildberg, von der es 1355 bei einer Güterteilung
als eigene Herrschaft abgetrennt wurde. Die Stadt ist eine Gründung der Grafen
von Hohenberg in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. 1398 kam A. durch
Kauf von Hohenberg zur Hälfte, wenig später ganz an die Markgrafen von Baden,
1603 durch Kauf an die Herzöge von Württemberg
(bis 1811 Amt). Von 1945 bis 1952 gehörte das Gebiet zu Württemberg-Hohenzollern,
danach zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Böhmler, H., Geschichte von Altensteig-Stadt, Altensteig-Dorf
und dessen Filialorten Zumweiler, Heselbronn und Lengenloch, 1911; 700 Jahre
Stadtgeschichte Altensteig, 1987. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Amelungsborn (Kloster). Um 1129/1135 stiftete der
Graf von Northeim-Boyneburg (Northeim-Bomeneburg) am Südrand des Odfeldes das
Zisterzienserkloster A. bei Holzminden. Es war Mutterkloster von Riddagshausen
und Doberan, von denen wiederum Isenhagen-Marienrode, Wilhelmshausen
(Walshausen), Dargun und Pelplin ausgingen. Vor allem durch die Edelherren von
Homburg und die Grafen von Everstein erhielt es viele Güter zwischen Weser und
Leine (Allersheim, Schnettinghausen [Schnedinghausen], Erzhausen, Bruchhof),
aber auch in Mecklenburg (in Satow und Dranse). Die mecklenburgischen Güter
gingen im 14. Jahrhundert verloren. Im 16. Jahrhundert geriet das Kloster unter
die Abhängigkeit der Herzöge von Braunschweig,
die 1568 die Reformation einführten. S. Niedersachsen.
L.: Wolff 439; Heutger, N., Das Kloster Amelungsborn im Spiegel der
zisterziensischen Ordensgeschichte, 1968. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Andechs (Grafen, Herzöge).
Die Grafen von A. (um 1060 Andehsa „Platz,
der sich aus dem Strauchwerk der Umgebung abhebt“)
am Ammersee sind ein Zweig der vielleicht von den Rapotonen stammenden und mit
einem Grafen Berthold um 990 an der oberen Isar bei Wolfratshausen erstmals
nachweisbaren Grafen von Dießen, die sich zunächst nach Dießen am Ammersee
(Berthold II. 1025-1060), unter Umwandlung der allodialen Stammburg in ein
Augustinerchorherrenstift aber seit 1132 nach A. benannten (1521 erscheinen
aber noch Grafen von Dießen in der Reichsmatrikel), in dessen Raum altes
Reichslehngut und Reichsvogtei sicher sind. Im 11. Jahrhundert griff das
Geschlecht nach Westen in den Augstgau zwischen Lech und Ammersee aus, gewann
die Isargrafschaft um Wolfratshausen mit den Klöstern Tegernsee und Schäftlarn,
die Grafschaft um den Würmsee (Starnberger See) sowie die Huosigaugrafschaft
der Sigimare. Mit dem Aussterben der jüngeren Markgrafen bzw. Grafen von
Schweinfurt (1058) erlangte Arnold von Dießen über seine Frau Gisela reiche Güter
am oberen Main (Kulmbach, 1135 Errichtung der Plassenburg, Ende des 12.
Jahrhunderts Gründung von Bayreuth, Vogtei der Klöster Banz und Langheim), die
durch die Ehen Bertholds II. mit einer Tochter des Grafen von Weimar-Orlamünde
und Boppos von A. mit Kunigunde von Giech planmäßig erweitert wurden (Giech,
Lichtenfels). Vom Hochstift Brixen erhielten die Grafen am Ende des 11.
Jahrhunderts die Grafschaften Unterinntal (1180 Gründung Innsbrucks) und
Pustertal zu Lehen und hatten die Hochstiftsvogtei und die Vogtei über
Neustift. 1158 erbten sie von den Grafen von Formbach die Grafschaften Neuburg
am Inn, Schärding am Inn und Windberg an der Donau. 1173 übertrugen ihnen die
Staufer für treue Dienste die Markgrafschaft Istrien zu Lehen. 1180/1181 wurden
sie Herzöge von Meranien (am Guarnero um Fiume)
(Kroatien und Dalmatien), so dass sie neben den Welfen zum bedeutendsten süddeutschen
Geschlecht aufsteigen konnten. Von den Kindern Herzog Bertholds heiratete Agnes
den König von Frankreich, Gertrud den König von Ungarn, Hedwig den Herzog von
Schlesien, Otto die Erbin der Pfalzgrafschaft Burgund und Heinrich Sophie von
Weichselburg. Mechthild wurde Äbtissin von Kitzingen, Berthold Patriarch von
Aquileja und Ekbert Bischof von Bamberg. 1208 bereits verloren die Grafen von
A. allerdings infolge angeblicher Beteiligung an der Ermordung Philipps von
Schwaben durch Otto von Wittelsbach ihre oberbayerischen Güter mit A. an die
wittelsbachischen Herzöge von Bayern, die
Markgrafschaft Istrien an Aquileja und die Hochstiftsvogtei Brixen an die
Grafen von Tirol. Andererseits gewann Graf Otto I. (†
1234) durch Vermählung mit einer Enkelin Kaiser Friedrich I. Barbarossas die
Pfalzgrafschaft von Burgund. 1248 erlosch der Mannesstamm mit Pfalzgraf Otto
II. von Burgund. Das Erbe fiel an die Herzöge
von Bayern, die Grafen von Tirol, (über Graf Ottos II. jüngere Schwester) an
die Burggrafen von Nürnberg (Bayreuth), das Hochstift Bamberg (Lichtenfels)
sowie an die Grafen von Orlamünde und Truhendingen.
L.: Oefele, E., Frhr. v., Geschichte der Grafen von Andechs, 1877; Herlitz, G.,
Geschichte der Herzöge von Meran aus dem Hause
Andechs, Diss. phil. Halle 1909; Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, 1955,
Neudruck 1973;Bosl, K., Europäischer Adel im 12./13. Jahrhundert. Die internationalen
Verflechtungen des bayerischen Hochadelsgeschlechts der Andechs-Meranier, Zs
.f.bay.LG. 30 (1967), 20ff.; Tyroller, F., Die Grafen von Andechs, (in)
Bayerische Streifzüge durch 12 Jahrhunderte, hg. v. Fink, A., 1971, 19ff.;
Auer, L., Andechs, LexMA 1 1980, 593f.; Fried, P./Winterholler, H./Mülbe, W. v.
d., Die Grafen von Dießen-Andechs, 1988; Holzfurtner, L., Die Grafschaft der
Andechser, 1994; Katalog der Ausstellung Die Andechs-Meranier, 1998;
Hlawitschka, E./Hlawitschka-Roth, E., Andechser Anfänge, 2000; Frenken, A.,
Hausmachtpolitik und Bischofsstuhl, Z. f. bay. LG. 63 (2000), 711; Weller, T.,
Die Heiratspolitik, 2004. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Aquileja (Patriarchat, Erzstift), mhd. Aglei,
Aglar. A. in Norditalien nahe der Adria wurde 181 v. Chr. als römische Kolonie
gegründet. Das seit 314 nachweisbare Bistum A., dem Venetien, Istrien,
Westillyrien, Noricum und die Raetia secunda unterstanden, beanspruchte seit
Anfang des 5. Jahrhunderts Rechte als Erzbistum und seit 558/568 den
Patriarchentitel. 798 verlor es das Bistum Säben, gewann aber die streitige
Metropolitangewalt über Istrien. Später geriet die Mark Friaul, in der es lag,
unter den Einfluss der Herzöge von Bayern (952).
Danach wurde das nunmehr auf Reichsgebiet gelegene Patriarchat ein Stützpunkt
der deutschen Herrschaft in Oberitalien. 1027 wurde es von der Unterordnung
unter Kärnten befreit. Heinrich IV. übertrug 1077 dem Patriarchen Friaul (Herzogtum),
Istrien (Markgrafschaft) und Krain (Markgrafschaft) und machte ihn damit zum
Reichsfürsten. Am Ende der Stauferzeit verlor A. an Bedeutung. 1418/1421 wurde
es mit seinem Gebiet von Venedig erobert. 1445 trat es alle weltliche
Herrschaft an Venedig ab. Im 16. Jahrhundert kam A. an Österreich. 1751 wurde
das Patriarchat auf Drängen Erzherzogin Maria Theresias von Österreich vom
Papst aufgelöst und 1752 durch die Erzbistümer Udine und Görz ersetzt.
L.: Wolff 35; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G5; Renaldis, G. de, Memorie storiche dei tre ultimi secoli del
patriarcato d‘Aquileja, hg. v. Gropperlo, G., Udine
1888; Schmidinger, H., Patriarch und Landesherr. Die weltliche Herrschaft des
Patriarchen von Aquileja bis zum Ende der Staufer, 1954; Seneca, F., La fine
del patriarcato aquileiese 1748-1751, 1954; Göbel, W., Entstehung, Entwicklung
und Rechtsstellung geistlicher Territorien im deutsch-italienischen Grenzraum.
Dargestellt am Beispiel Trients und Aquilejas, 1976; Das Patriarchat Aquileja -
Schnittpunkt der Kulturen, hg. v. Ernst, G., 1983; Gamber, K., Das Patriarchat
Aquileja und die bayrische Kirche, 1987; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 470. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Arenberg, Aremberg (Herren, Grafen, Herzöge). Wahrscheinlich um die Mitte des 12.
Jahrhunderts entstand im Ahrgau bei Antweiler die Burg A. an der Ahr, nach der
sich die 1117-1129 erschließbare, erstmals 1166 erwähnte edelfreie Familie von
A. (Heinrich von A.) nannte, die an der oberen Ahr, an Erft, Sieg und im
Westerwald reich begütert war und zeitweilig das Amt des Burggrafen von Köln
ausübte (1279 Verkauf an den Erzbischof). Von ihr spaltete sich in der ersten Hälfte
des 13. Jahrhunderts das Geschlecht Wildenburg (Wildenfels) im Rheinland ab.
Die Hauptlinie erlosch im Mannesstamm um 1280 (vor 1281). Ihre später
reichsunmittelbaren Güter kamen durch Heirat der Erbtochter Mechthild (1299) an
die Grafen von der Mark, welche die zweite Linie der Herren von A. begründeten.
Sie erwarb Güter in Belgien, den Niederlanden und in Lothringen, verzweigte
sich aber in mehrere Linien (Neufchateau, Rochefort, Herzöge
von Bouillon). Nach dem Aussterben der Hauptlinie im Jahre 1547 kamen Burg und
Herrschaft A. durch Heirat der Schwester des letzten Grafen von der Mark an die
Linie Barbançon der 1480 Barbançon erbenden Ligne, die 1549 den Namen A. annahm
und in den Reichsgrafenstand sowie 1576 in den Reichsfürstenstand (gefürstete
Grafschaft) erhoben wurde. 1606 gewann diese Linie von Frankreich die
Herrschaft Enghien und 1612 aus Erbgut der Herzöge
von Croy das Herzogtum Aarschot (Aerschot) in Brabant. Dazu kamen weitere Güter.
1644 erhielt diese dritte Linie für Treue zum Haus Habsburg den Herzogstitel.
1801 verlor sie das südwestlich von Bonn gelegene, dem kurrheinischen
Reichskreis angehörige Herzogtum mit 4 Quadratmeilen und 2.900 Einwohnern an
Frankreich. 1803 wurde sie für den Verlust ihrer - linksrheinischen - Güter mit
Recklinghausen (aus dem Erzstift Köln) und dem Amt Meppen an der mittleren Ems
(aus dem Hochstift Münster) entschädigt (660 Quadratkilometer mit 76.000
Einwohnern), aus denen das neue Herzogtum A. (Arenberg-Meppen) gebildet wurde,
das 1806 dem Rheinbund beitrat und dabei die Souveränität auch über das
Herzogtum Croy erlangte. Recklinghausen kam 1810 zum Großherzogtum Berg und
1815 zu Preußen. Meppen wurde 1810 von Frankreich annektiert und 1815 Hannover
zugewiesen. 1826 erhielt das standesherrliche Gebiet Meppen innerhalb Hannovers
die Bezeichnung Herzogtum Arenberg-Meppen. 1866 fiel es mit Hannover an Preußen,
das 1875 die standesherrlichen Rechte ablöste. S. Niedersachsen.
L.: Wolff 91; Zeumer 553 II b 46; Wallner 700 KurrheinRK 6; Großer Historischer
Weltatlas 38 (1789) B2; Bödiker, A., Das herzogliche Haus Arenberg, 1904;
Kleinschmidt, A., Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Neu,
H., Das Herzogtum Arenberg, 2. A. 1940; Neu, H., Die Anfänge des herzoglichen
Hauses Arenberg, 1942; Gauß‘sche Landesaufnahme der durch Hannover
erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., 6. Emsland, 1977; Topographische Karte
des Herzogtums Arenberg-Meppen 1850-1860, hg. v. Niedersächs.
Landesvermessungsamt 1977 ff.; Die Arenberger in der Eifel, hg. v. Heyen, F.,
1987; Heyen, F., Die Arenberger im Emsland und in Westfalen, 1989; Neu, P., Die
Arenberger und das Arenberger Land, 1989; Inventar des herzoglich
arenbergischen Archivs in Edingen/Enghien (Belgien) bearb. v. Renger, C.,
1990ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Arenberg, Aremberg (Herzogtum). Die Herzöge von A, wurden 1803 für den Verlust ihrer
linksrheinischen Güter an Frankreich mit Recklinghausen (aus dem Erzstift Köln)
und dem Amt Meppen an der mittleren Ems (aus dem Hochstift Münster) entschädigt
(660 Quadratkilometer mit 76000 Einwohnern), aus denen das neue Herzogtum A.
gebildet wurde, das 1806 dem Rheinbund beitrat und dabei auch die Souveränität über
das Herzogtum Croy erlangte. Recklinghausen kam 1810 zum Großherzogtum Berg und
1815 zu Preußen. Meppen wurde 1810 von Frankreich annektiert und 1815 Hannover
zugewiesen. 1826 erhielt das standesherrliche Gebiet Meppen innerhalb Hannovers
die Bezeichnung Herzogtum Arenberg-Meppen. 1866 fiel es mit Hannover an Preußen,
das 1875 die standesherrlichen Rechte ablöste. S. Niedersachsen.
L.: Bödiker, A., Das herzogliche Haus Arenberg, 1904; Kleinschmidt, A.,
Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Neu, H., Das Herzogtum
Arenberg, 2. A. 1940; Neu, H., Die Anfänge des herzoglichen Hauses Arenberg,
1942. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Artois (Gau, Grafschaft). Das Gebiet um Arras
zwischen Picardie und Flandern kam 932 von fränkischen, in Arras sitzenden
Grafen an die Grafen von Flandern und 1180/1191 als Mitgift Elisabeths von
Hennegau bei ihrer Verheiratung mit König Philipp II. August an Frankreich,
welches das A. 1237 in verändertem Umfang zugunsten einer Nebenlinie zur
Grafschaft erhob, die es nach dem Rückfall (1362) 1384/1385 an die Herzöge von Burgund ausgab. 1477 fiel es als
burgundisches Erbe an Habsburg, blieb aber zwischen Frankreich und Habsburg
umstritten. Später wurde es Teil der habsburg-spanischen Niederlande. 1659
musste es teilweise, 1678 vollständig Frankreich überlassen werden.
L.: Wolff 64; Großer Historischer Weltatlas III 2 (1519-56) C3; Dhondt, J., Les
origines de la Flandre et de l‘Artois, Arras 1944; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 18 Atrebatensis; Lestocquoy, J.,
Histoire de la Flandre et de l‘Artois, 2. A. Paris 1966; Histoire des
Pays-bas français, hg. v. Trenard, L., 1972; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972 24 ; Fossier, R., Artois, LexMA 1 1980, 1072f.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Aschaffenburg (Stift, Fürstentum, Residenz Erzbischof
von Mainz). A. wird zuerst als alemannische civitas Ascapha (Eschenfluss) des
späten 5. Jahrhunderts erwähnt. Vielleicht über die thüringischen Herzöge, jedenfalls über die Karolinger gelangte es an
die Liudolfinger. Um 957 gründete dort Herzog Liudolf von Schwaben das
Kollegiatstift St. Peter und Alexander. 982 ging A. von Otto von Bayern und
Schwaben über Kaiser Otto II. an das Erzstift Mainz über, das dort später ein
Oberamt errichtete. Das Stift war um 1700 im Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken immatrikuliert. Nach der Eroberung Mainzs durch Frankreich 1798 wurde
A. Sitz der Regierung des Erzstifts Mainz. 1803 wurde für Karl Theodor von
Dalberg, den letzten Mainzer Kurfürsten und Reichserzkanzler, das Fürstentum A.
geschaffen. Es umfasste mit rund 1700 Quadratkilometern das alte Oberamt A.,
die mainzischen Ämter Aufenau, Lohr, Orb, Stadtprozelten, Klingenberg und das
Amt Aura des Hochstifts Würzburg. 1810 wurde es zu einem Departement des Großherzogtums
Frankfurt gemacht. 1814 ging A. an Österreich und 1814/1816 an Bayern über.
L.: Wolff 80f.; Riedenauer 128; Festschrift 1000 Jahre Stift und Stadt
Aschaffenburg, hg. v. Fischer, W., 1957 (Aschaffenburger Jahrbuch für
Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes); Christ, G.,
Aschaffenburg. Grundzüge der Verwaltung des Mainzer Oberstifts und des
Dalbergstaats, 1963, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken 12;
Grimm, A., Aschaffenburger Häuserbuch, 1985; Thiel, M., Aschaffenburger
Urkundenbuch, 1 Die Urkunden des Kollegiatstifts St. Peter und Alexander bis
zum Jahre 1325, 1986; Spies, H., Von Kurmainz zum Königreich Bayern. Änderungen
der territorialen und landesherrlichen Verhältnisse im Raum Aschaffenburg
1803-1816, Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 2,
1987ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 19. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Asti (Stadtkommune). Dem antiken Hasta folgte
A. am Tanaro, das seit dem 10. Jahrhundert vom Bischof von A. beherrscht wurde,
danach sich aber von dieser Herrschaft löste (bürgerliche Magistratur 1095
bezeugt). Im 13. Jahrhundert konnte A. seine Macht vergrößern. 1312 unterwarf
es sich Robert von Anjou. Nach mehrfachem Herrschaftswechsel kam es 1387 an die
Herzöge von Orléans, danach an Frankreich, 1529
an Spanien (Karl V.) und 1575 an Savoyen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2; Vergano, L., Storia di Asti,
Bd. 1ff. Asti 1951ff.; Bordone, R., Asti, LexMA 1 1980, 1129f.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Auersperg (Reichsfreiherren, Reichsgrafen, Reichsfürsten).
Nach A. nannte sich ein seit 1220 als Ministeriale der Herzöge
von Kärnten bezeugtes Geschlecht in Krain. In der Mitte des 15. Jahrhunderts
teilte es sich in zwei Hauptlinien. 1530 wurde es in den Reichsfreiherrenstand,
1630 in den Reichsgrafenstand erhoben. 1653 erhielt der jüngere Zweig der älteren
Linie den Reichsfürstenrang und 1654 für die erworbenen schlesischen
Herrschaften Münsterberg und Frankenstein den Titel Herzog von Münsterberg. Die
Herrschaft Tengen wurde 1664 zur gefürsteten Reichsgrafschaft erhoben, die zwar
vorderösterreichischer Landstand war, zugleich aber Sitz und Stimme im schwäbischen
Reichskreis gewährte. 1791 wurden die Güter in Schlesien an Preußen verkauft.
Danach erhielten alle Mitglieder der Familie vom Kaiser den Reichsfürstenrang,
der jeweilige älteste aber den Titel eines Herzogs von Gottschee, das 1604
erworben worden war.
L.: Zeumer 553 II b 53; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Auschwitz (Herzogtum), poln. Oświęcim.
A. bei Krakau war Hauptstadt des vor 1327 durch Teilung Teschens entstandenen,
1327 unter die Lehnshoheit Böhmens gelangten Herzogtums A. 1457 wurde es an
Polen verkauft. 1521 starben die Herzöge von
Auschwitz-Zator aus. 1772/1773 fiel A. mit Galizien an Österreich und gehörte
seit 1818 zum Deutschen Bund. 1920 kam es an Polen zurück.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I/K4; Pelt, R. van/Dwork, D.,
Auschwitz, 1998. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Baar (Gau, Landgrafschaft). Die seit dem 8.
Jahrhundert urkundlich erwähnte B. (Name nicht sicher erklärt) ist die
Landschaft an der obersten Donau zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb.
Schon im 6. Jahrhundert bestand ein B. genanntes Herrschaftsgebiet, das nach
Osten über die heutige B. bis über den Bussen hinausreichte und von dem
Geschlecht der Bertholde beherrscht wurde (z. B. 763 Perahtoltespara
[Bertoldsbaar], daneben Folcholtsbaar oder Albuinsbaar, zu bar, Abgabe?). Sein
Kern, die heutige B., fiel 973 an die Zähringer. Nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen 1218 erscheint 1264 als Landgraf
in der B. der Edelfreie Konrad von Wartenberg, dessen Familie die Landgrafenwürde
bis 1302 innehatte. Seit 1304/1307 ist die Würde eines Landgrafen in der B. mit
den Grafen bzw. Fürsten von Fürstenberg, den Allodialerben der Herzöge von Zähringen, verbunden. Hauptsächlicher
Inhalt dieser Stellung dürfte die Innehabung des seit dem Ende des 14.
Jahrhunderts belegten Landgerichts gewesen sein. 1318 erbten die Grafen von Fürstenberg
auch die wartenbergischen Güter, verloren aber 1305 Bräunlingen und Villingen
an Habsburg. 1403 wird dann die fürstenbergische Landgrafschaft B. genannt,
1500 auch die Landgrafschaft Fürstenberg. 1488 kam Donaueschingen, 1520/1553 Möhringen,
1537 Blumberg und 1620 Hüfingen an Fürstenberg. Bis 1744 war die B. mehrfach
unter verschiedenen Linien des Hauses Fürstenberg aufgeteilt. 1806 kam die 10
Quadratmeilen große B. mit Fürstenberg an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Wallner 685 SchwäbRK 10; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908, 2 (Bara, Para, [Gau am Oberlauf des Neckars?], Bochingen,
Villingen, Seedorf, Epfendorf, Bösingen, Zimmern (Herrenzimmern oder Zimmern ob
Rottweil), Irslingen, Harthausen, Waldmössingen, Hochmössingen, Oberndorf);
Bader, K., Die Landgrafschaft Baar, Schriften des Vereins für Geschichte der
Baar 25 (1960), 9ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II,
78-83, Para (Baar); Leiber, G., Das Landgericht der Baar, 1964; Schäfer, V.,
Die Grafen von Sulz, Diss. Tübingen 1969; Lutz, U., Die Herrschaftsverhältnisse
in der Landgrafschaft Baar in der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert, 1979;
Maurer, H., Baar, LexMA 1 1980, 1319; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften
Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 126; . (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Baden (Markgrafschaft, Kurfürstentum, Großherzogtum,
Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae (220/221 Civitas
Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den Alemannen zerstört.
Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum Stammesherzogtum Schwaben gehört.
Die Familie der Markgrafen von B. wird erkennbar mit Markgraf Hermann
(1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von Zähringen und einem Enkel
Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen Verwandten der Salier. Seine Güter
im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe der Grafen von Calw erlangt. Der
Markgrafentitel leitet sich von der Mark Verona des Herzogtums Kärnten ab, in
der Hermann I. vor 1072 als Markgraf erscheint. Nach der von Markgraf Hermann
I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden) nannte sich erstmals 1112 unter Fortführung
des Markgrafentitels Hermanns gleichnamiger Sohn Hermann II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im
Breisgau und in der Ortenau inne und erlangte durch Heirat Güter um Backnang
(um 1100). Sein Sohn Hermann III. war vermutlich mit einer Tochter König
Konrads III. verheiratet und erlangte 1153 das ehemalige Königsgut Besigheim.
Hermann V. erbte 1219 Pforzheim und erwarb Durlach und Ettlingen sowie
Pfandschaften über Lauffen, Sinsheim und Eppingen. Mit dem Aussterben der
Staufer (um 1254) rückte die Familie im heutigen Mittelbaden in deren Stellung
ein, die auf Lehnsgut des Klosters Weißenburg im Elsass beruhte. Die Güter der
1190 von der Hauptlinie der Markgrafen von B. (mit der Ortenau um Offenburg)
abgespalteten Linie der Markgrafen von Hachberg (Hochberg im Breisgau) und
ihrer 1297 gebildeten Nebenlinie Sausenberg kamen 1415 durch Kauf (Hachberg)
bzw. 1503 durch Erbrecht (Sausenberg) wieder an die Hauptlinie zurück, die
zudem im 14. und 15. Jahrhundert weitere Güter gewann (Sponheim, Lahr und
Mahlberg [Lahr-Mahlberg] zur Hälfte, 1387 die Grafschaft Eberstein zur Hälfte),
im Raum um Stuttgart (u. a. 1504/1595 Besigheim, Mundelsheim) aber den Grafen
von Württemberg weichen musste, so dass B. ein fast ausschließlich
oberrheinisches Herrschaftsgebiet wurde, das hinter Habsburg und Württemberg
zurückstand. 1515 erhielt Bernhard III. von B. die luxemburgischen und
sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst die breisgauischen Güter (Hachberg
bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln, Badenweiler, sog. Markgräflerland
[Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen Güter. Dazu kamen 1535 aus dem
Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das Gebiet südlich des Flusses Alb,
die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über Herrenalb und Frauenalb für
Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig, Liebenzell und das Gebiet nördlich
der Alb für Ernst, so dass sich (von 1515/1535 bis 1771) eine obere
Markgrafschaft Baden-Baden und eine untere Markgrafschaft Baden-Durlach
(Residenz in Pforzheim, seit 1724 in Karlsruhe) gegenüberstanden. Baden-Durlach
wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555 (später aber rekatholisiert). Von
1594 bis 1622 besetzte Baden-Durlach Baden-Baden. Baden-Durlach trat zwecks
Aufbringung der bei der Besetzung entstandenen Kosten Besigheim, Mundelsheim,
Altensteig und Liebenzell an Württemberg ab, erwarb aber Malsch und
Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam Baden-Durlach vorübergehend an
Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein Landrecht und eine Landesordnung.
1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der Grafschaft Eberstein. 1771 beerbte
Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des aufgeklärten Absolutismus
entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. - das um 1780 mit
Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons Niederrheinstrom
des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des Ritterkreises
Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000 Einwohnern.
1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt Rhodt bei
Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt Gräfenstein bei
Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und Rodemachern in Luxemburg und Teile der
Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um 1800 umfasste B. ein Gebiet von 27
Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch §
5 des Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum erhoben und durch die
rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten)
und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise), Straßburg (teilweise), Speyer
(teilweise), die hanau-lichtenbergischen bzw. hessen-darmstädtischen Ämter
Lichtenau und Willstätt, die nassau-usingische Herrschaft Lahr, die
Reichsabteien Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die
Reichsstädte Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (1806 an Württemberg),
Zell am Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an Hessen), das Reichstal Harmersbach
und die Klöster Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen, Lichtental, Ettenheimmünster,
Öhningen und Reichenau sowie kleinere Güter entschädigt, wodurch sich sein
Umfang auf 7200 Quadratkilometer mit 445000 Einwohnern vermehrte (Februar-Mai
1803 13 Organisationsedikte Johann Niklas Friedrich Brauers). 1805 erwarb es
vom Herzog von Modena/Österreich den größten Teil des Breisgaues, die Ortenau,
die Baar mit Villingen, die Stadt Konstanz und die Kommende Mainau des
Deutschen Ordens mit insgesamt 2530 Quadratkilometern und 160000 Einwohnern.
Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806 wurde es Großherzogtum und erhielt die Fürstentümer
Fürstenberg, Leiningen, Krautheim (Salm-Krautheim), die Landgrafschaft
Klettgau, die Reichsgrafschaft Bonndorf, das Johanniterpriorat Heitersheim, die
südlich des Mains gelegenen Teile der Fürstentümer Wertheim und die
eingeschlossenen Güter der Reichsritterschaft. 1806 wurden einige Gebietsänderungen
mit Württemberg vereinbart. 1810 erhielt B. die seit 1805 württembergische Landgrafschaft
Nellenburg und obere Grafschaft Hohenberg gegen Randgebiete im Schwarzwald (an
Württemberg) und Amorbach (an Hessen-Darmstadt). Damit umfasste es etwa 15000
Quadratkilometer mit ungefähr 975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den
Code Napoléon in der Form des Badischen Landrechts, der die Geltung des
baden-badischen Landrechts von 1588, des baden-durlachischen Landrechts von
1654, des kurpfälzischen Landrechts von 1610, der Solmser Gerichts- und
Landesordnung von 1571, des Mainzer Landrechts von 1755, zahlreicher vorderösterreichischer
Verordnungen und der Statuten Gengenbachs, Offenburgs, Pfullendorfs, Überlingens
und Zells am Harmersbach auf seinem Gebiet beendete. 1818 erhielt es eine
Verfassung (konstitutionelle Monarchie). Zugleich musste es an Bayern das Amt
Steinfeld (bis 1810 Rothenfels [Rotenfels]) im Mainkreis und Tauberkreis und
Teile Leiningens abtreten, erhielt aber von Österreich das Fürstentum von der
Leyen. 1819 konnte es die Herrschaft Geroldseck (Hohengeroldseck) erwerben. 1830
wurde der Abkömmling Leopold des Großherzogs Karl Friedrich von B. mit Luise
Geyer von Geyersberg (seit 1796 Reichsgräfin von Hochberg) Großherzog in B.,
das allmählich zum liberalen „Musterländle“
wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen Bund bzw. das Deutsche Reich ein. Am
22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März 1933 übernahmen die
Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das amerikanisch besetzte
Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens) mit Stuttgart als Hauptstadt
und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit Freiburg als Hauptstadt geteilt,
1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des
Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top.
Bureau, 1853, Neudruck 1962; Heyck, E., Geschichte der Herzöge
von Zähringen, 1891; Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, bearb. v.
Fester, R./Witte, H., 1892ff.; Fester, R., Markgraf Bernhard I. und die Anfänge
des badischen Territorialstaates, 1896; Krieger, A., Topographisches Wörterbuch
des Großherzogtums Baden, 1903-1905; Curtaz, L., Die Autonomie der
standesherrlichen Familien Badens in ihrer geschichtlichen Entwicklung und nach
geltendem Recht, Diss. jur. Heidelberg 1908; Gothein, E., Die badischen
Markgrafschaften im 16. Jahrhundert, 1910; Krieger, A., Badische Geschichte,
1921; Lautenschlager, F./Schulz, W., Bibliographie der badischen Geschichte,
Bd. 1ff. 1929ff.; Gärtner, K., Heimatatlas der Südwestmark Baden, 1937; Hölzle,
E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Baden im 19. und
20. Jahrhundert, 1948; Haebler, R., Badische Geschichte. Die alemannischen und
pfälzisch-fränkischen Landschaften am Oberrhein in ihrer politischen, wirtschaftlichen
und kulturellen Entwicklung, 1951, Neudruck 1987; Arndt, E., Vom markgräflichen
Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat Baden, ZGO N.F. 62
(1953); Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der badischen
Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf Bernhards I.
(1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967,
2. A. 1968; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche Landesbeschreibung in
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Straub, A., Das badische Oberland im 18. Jahrhundert, 1977; Stiefel, K., Baden
1648-1952, Bd. 1, 2 1978; Wunder, G., Zur Geschichte der älteren Markgrafen von
Baden, Württembergisch-Franken 1978, 13ff.; Schwarzmaier, H., Baden, LexMA 1
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Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. v. der staatlichen
Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1983; Müller, H., Das Großherzogtum
Baden und die deutsche Zolleinigung 1819-1835/36, 1984; Sauer, P., Napoleons
Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Wunder, G., Die ältesten
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Tailung. Die Entstehung der Unteilbarkeit fürstlicher Territorien und die
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Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt
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ein neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Andermann, K., Die Markgrafen von
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(2003), 93; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748; Engehausen, F., Kleine Geschichte
des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005; Schwarzmaier, H., Baden, 2005;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine
Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2006; Die Protokolle der Regierung von
Baden, Bd. 1 bearb. v. Hochstuhl, K., 2006; 1806 –
Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v.
Schindling, A. u. a., 2007; Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im
Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007; Laufs, A., Das Eigentum an badischen
Kulturgütern aus der Zeit der Monarchie, 2008; Weber, R., Kleine Geschichte der
Länder Baden und Württemberg 1918-1945, 2008; Regierunsakten dies Kurfürstentums
und Großherzogtums Baden 1803-1815, bearb. v. Schimke, M., 2012.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Bar (Grafen, Herzöge,
Residenz). Das Gebiet an der oberen Maas stand seit etwa 959 unter der
Herrschaft der Herzöge von Lothringen
(Oberlothringen). Um 960 errichtete Herzog Friedrich I. an der Grenze
Lothringens zur Champagne die Burg Barrum Ducis (Bar-le-Duc). Die umliegenden Güter
fielen beim Tod Herzog Friedrichs II. 1033 über eine Tochter an die späteren
Grafen von B. Zu ihren Gütern gehörten Bar-le-Duc, Gondrecourt, die Vogtei über
Saint-Mihiel (Saint Mihiel), Amance, Mousson an der Mosel sowie Briey mit
Diedenhofen (Thionville), das später an Luxemburg kam. Nachdem 1284 Frankreich
die Champagne erlangt hatte, musste Graf Heinrich III. 1301 die Güter links der
Maas mit B. dem König von Frankreich zu Lehen auftragen. Am 13. 3. 1354, an dem
Luxemburg Herzogtum wurde, fasste Karl IV. die beim Reich verbliebenen Gebiete
der Grafschaft zur Markgrafschaft Pont-à-Mousson zusammen, womit die Grafen von
B. als Herren der Stadt Pont-à-Mousson Reichsfürsten wurden. Noch im gleichen
Jahr nahmen sie den Herzogstitel an. 1415 fiel das Herzogtum an Ludwig, Bischof
von Verdun, der seinen Großneffen René d'Anjou adoptierte, so dass B. 1420 mit
Lothringen vereinigt wurde. Mit dem Reich war das Herzogtum B. nur nominell
verbunden. In Verfassung und Sprache neigte es Frankreich zu, von dem es 1634
besetzt wurde. 1659 wurde es Lehen Frankreichs. Am 5. 10. 1735 kam es (für den
Verzicht auf Polen) an Stanislaus Leszczynski, 1738 tatsächlich und 1766 auch
formell an Frankreich.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) B4; Servais, V., Annales historiques du Barrois de 1352 à 1411,
Bd. 1, 2 1865ff.; Grosdidier de Matons, M., Le Comté de Bar, 1921; Grosdidier
de Matons, M., Catalogue des actes de Bar de 1022 à 1239, 1922; Bichelonne, F.,
Le comté de Bar après le traité de Bruges, Diss. masch.schr. 1962 (Ec. de
Chartes); Actes des comtes de Bar, I, 1033-1190, hg. v. Parisse, M., 1972
(masch.); Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die Fürstentümer Bar und
Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Poull, G., La maison de Bar, Bd. 1
(bis 1239), 1977; Thomas, H./Parisse, M., Bar, LexMA 1 1980, 1427f. ;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 156 (Pont-à-Mousson und Bar); Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 1, 43; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 458, 2, 43.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Bar-le-Duc* (Residenz der Herzöge
von Bar)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 36. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Baunach (Herren). Das 804 in einer Fuldaer Notiz
genannte B. nahe der Mündung der Itz in den Main, das als Lehen Fuldas bis 1057
den Markgrafen von Schweinfurt zustand, von diesen über eine Erbtochter an die Herzöge von Andechs-Meranien und von dort ebenfalls
durch Heirat 1248 an die Grafen von Truhendingen kam, war von 1135 bis 1365
Sitz der Herren von B. 1388/1390 gelangte es durch Kauf an Bamberg. Mit Bamberg
fiel es 1803 an Bayern.
L.: Wolff 98; Jakob, H., Baunach - eine mittelalterliche Stadt Oberfrankens,
(in) Fränkisches Land 2 (1954). (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich,
Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts
bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus
Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen,
wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus Böhmen
stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und der neue
Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland der
Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An
seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem
Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen (fränkischen?,
burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in Regensburg), von
denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III. 788 von Karl dem
Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis zur Enns und von
Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen). Das Recht des zu
Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stammes wurde in der Lex
Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit erscheint
erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und Dalmatien
ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des Markgrafen
Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der Liutpoldinger
(Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem mit der
Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich. Unter
dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung (952
Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II.
setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den
Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985
wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder
gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120
Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte),
1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den
Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich)
erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung
Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark
verkleinerte bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der
seit der Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von
Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich
ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die
Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol,
das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich übergeben
hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der Herzog 1208 die
Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen des Pfalzgrafen
Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214 die Belehnung
mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere Güter (u. a.
Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München. 1242 beerbte
er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die älteren Grafen von
Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg. 1254/1255 wurde B.
dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu dem der Nordgau und die
Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,) und einen größeren östlichen
Teil („Niederbayern“
zwischen Reichenhall, Cham, Freising und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das
konradinische Erbe in der Oberpfalz und am Lech (Landsberg), was besonders
Oberbayern (Amberg, Hohenstein, Vilseck [Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck,
Neuhaus, Neumarkt in der Oberpfalz, Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg,
Schongau) und nur in geringem Ausmaß auch Niederbayern (Floß, Parkstein,
Weiden, Adelburg [Adelnburg]) zugute kam. 1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen.
1294 wurde die Pfalz von Oberbayern gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von
Oberbayern) zum deutschen König gewählt (1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem
Sohn Ludwig V. die durch das Aussterben der Askanier erledigte Mark
Brandenburg. 1340 erlosch die 1331 dreigeteilte niederbayerische Linie. Ihre Güter
fielen an Oberbayern, für das Kaiser Ludwig 1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück.
Schon 1329 hatte Ludwig selbst im Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines
Bruders die Pfalz (Rheinpfalz) und einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz,
abgetreten (einschließlich der Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten
dann seine sechs Söhne 1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter
(1346-1433 Grafschaften Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol
[1342-1363]) auf. Ludwig V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol,
Ludwig VI. und Otto V. gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz
Niederbayern, Wilhelm I. und Albrecht I. das Gebiet um Straubing
(Bayern-Straubing) sowie die Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an
Stephan II. von Niederbayern, der aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe
Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV. von Österreich übergeben hatte, an
Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste 1373 an Karl IV. abgegeben werden.
1392 wurde B. zum drittenmal geteilt (Teilherzogtümer Bayern-München,
Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog Johann II. erhielt den südwestlichen
Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau (Bayern-München), Herzog Friedrich
Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog Stephan III. Streubesitz an der oberen
Donau und im Alpenvorland (Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten
Teilung 1349ff. entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem
Pressburger Schied von 1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg
verliehene Straubinger Land zur Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel an
Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die
Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit
Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an
Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte
und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt gründete.
1450 trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag seinem Münchener
Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann Bayern-Landshut die
Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn. 1485 zog Albrecht IV.
von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487 bis 1492 unterstellte
sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner Landeshoheit. Am 1. 12.
1503 starb die Linie Bayern-Landshut mit Georg dem Reichen in männlicher Linie
aus. Zwischen dem mit der Georgstochter Elisabeth verheirateten Ruprecht von
der Pfalz und Albrecht IV. von Bayern-München kam es zum Erbfolgekrieg, da
Georg Elisabeth zur Erbin eingesetzt hatte, obwohl nach dem Teilungsvertrag von
1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben der Linie
Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das Versprechen
von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König
Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das
Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit
Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete
zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck,
Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen
Fürstentums der „Jungen Pfalz“
(Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser (Gerichte Kufstein,
Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und Weißenhorn,), an die
Reichsstadt Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an Württemberg (Heidenheim)
abtreten. 1506 wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft gesetzt, das die Einheit
des Landes sichern sollte. Dieses so gefestigte Land erhielt 1516 eine
Landesordnung, 1518 ein reformiertes Landrecht, 1520 eine Gerichtsordnung und
1616 durch Herzog Maximilian (1597-1651) erneut ein Landrecht. 1623 gewann der
Herzog den Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616 Mindelheim und 1628 die
Oberpfalz. Maximilian II. Emanuel wurde 1691 Statthalter der spanischen
Niederlande, verlor aber von 1704 bis 1714 B. an Österreich. Karl VII. Albrecht
erwarb 1734 und 1740 die Herrschaften Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und
Pyrbaum und erhielt 1742 die Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete
sich B. der Aufklärung. 1758 stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die
Akademie der Wissenschaften in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig
zersplitterte Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das
bayerische Recht kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis
7. 10. 1751, Codex Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus
Bavaricus Civilis 2. 1. 1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus
und wurden durch die wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt,
so dass - abgesehen von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die
getrennten wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg,
Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das
bayerische Innviertel an Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische
Gebiet an Frankreich. Beim Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian
IV. Josef von der Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und
vereinigte so die gesamten wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph
(1799-1825), seit 1806 König Maximilian I., und sein Minister Freiherr
Maximilian Joseph von Montgelas (1799-1817) schufen dann den modernen Staat B.
1801 umfasste das Herzogtum B. mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei
Passau, Cham und Hohenschwangau sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590
Quadratmeilen mit 880000 Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des Reichsdeputationshauptschlusses
als Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Pfalz [Rheinpfalz],
Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz,
Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in Franken die Hochstifte Würzburg
und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg, Windsheim und
Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und
Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee, Wernfels-Spalt,
Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das
Hochstift Augsburg, eine Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen,
Elchingen, Ursberg, Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt
Ulrich und Afra in Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren,
Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch
sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und Passau
diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden. 1805
erlangte B. in den Verträgen von Brünn und Pressburg die Reichsstadt Augsburg,
die Markgrafschaft Burgau, habsburgische Güter in Oberschwaben, Vorarlberg,
Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und Trient (im Austausch gegen Würzburg).
Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich auf. Nach dem Beitritt zum Rheinbund am
12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im Austausch gegen Berg) und zahlreiche kleine
Herrschaften, die Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des Deutschen Ordens.
1809/1810 erlangte es auf Kosten Österreichs das Innviertel und das
Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und Regensburg,
musste aber Südtirol an Italien und einen Teil Mainfrankens an das Großherzogtum
Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit Württemberg ließ im Westen die Iller zur Grenze
werden und Ulm an Württemberg übergehen. 1808 wurde eine Konstitution erlassen.
1815/1816 (14. 4. 1816) musste B. Tirol, Vorarlberg, Salzburg, das Innviertel
und das Hausruckviertel an Österreich zurückgeben, erhielt aber seinerseits das
Maingebiet von Würzburg bis Aschaffenburg und dazu die linksrheinische Pfalz
zurück. Das 1805/1806 erlangte Vils im Außerfern wurde 1816 gegen Marktredwitz
an Österreich gegeben. Die verschiedenen verbliebenen, zwischen 1803 und 1816
die Länder von etwa 230 ehemaligen Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden
unter dem leitenden Minister Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit
vereinigt, die am 10. 6. 1815 als drittgrößter Staat widerstrebend dem
Deutschen Bund beitrat, 1808 eine Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine
Verfassung und 1813 ein einheitliches modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch)
erhielt und die Universitäten Bamberg, Altdorf, Dillingen, Innsbruck und
Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde München, das 1826 auch die 1800
schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte Universität gewann. 1837 wurde das
Land neu in sieben Regierungsbezirke (Schwaben, Oberbayern, Niederbayern,
Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken Unterfranken) gegliedert, zu denen noch
die Pfalz als achter Regierungsbezirk trat. Durch preußisches Gesetz vom 24.
12. 1866 wurde das bisherige bayerische Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der
früheren Herrschaft Gersfeld und der ehemals fuldischen Ämter Weyhers,
Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und der bisher bayerische Landgerichtsbezirk
Orb mit Orten, die 1815 aus dem Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren,
mit Preußen vereinigt. Am 20./23. 11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher
Staat in Versailles den Vertrag über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei
dem es nach der Verfassung von 1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post,
Eisenbahn, Bier- und Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im
November 1918 rief der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B.
die Republik aus. König Ludwig III. ging außer Landes, verweigerte aber jede
Abdankung. Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum Freistaat (Verfassung
vom 12./19. 8. 1919). Auf Grund der neuen Verfassung verlor B. im Deutschen
Reich fast alle Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am
1. 7. 1920 wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die
Regierung des Ministerpräsidenten Held (Bayerische Volkspartei) durch die
Nationalsozialisten verdrängt. 1934 verlor B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde
bis 1945 Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam es zur amerikanischen
Besatzungszone, doch wurden Lindau und die Pfalz der französischen
Besatzungszone zugeteilt. Umgekehrt kam das zuvor thüringische Ostheim zu B.
Die Pfalz wurde von (dem wiederbegründeten) B. getrennt und 1946 dem Land
Rheinland-Pfalz eingegliedert. Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12. 1946
erhielt B. eine neue Verfassung. 1949 lehnte der Landtag Bayerns das
Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wegen unzureichender Berücksichtigung
bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde B. Land der Bundesrepublik Deutschland.
S. Pfalz, Wittelsbach.
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(1180-1231), 2013. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Bayreuth, Brandenburg-Bayreuth (Fürstentum,
Markgrafschaft, Residenz). B. wird erstmals 1194 urkundlich erwähnt
(Baierrute). Es ist eine Gründung der Grafen bzw. Herzöge
von Andechs(-Dießen), die 1057 nach dem Aussterben; der Markgrafen von
Schweinfurt am Obermain die Herrschaft antraten. 1248 wurde es von den Grafen
von Andechs an die Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern vererbt.
Bei der Teilung im Hause Hohenzollern von 1398 gehörte es zu dem Gebiet ”ob dem Gebirg”
mit dem Vorort Kulmbach (Plassenburg). Von 1486 bis 1495 war es verselbständigt,
kam dann aber bis 1515 wieder zu Ansbach, wohin es auch 1557 wieder fiel. Seit
1521 wurde die Reformation eingeführt. 1542 wurde die Kanzlei von Kulmbach nach
Bayreuth verlegt. 1603 trat in B. wie auch in Ansbach beim Aussterben der älteren
Linie der fränkischen Hohenzollern ein märkischer Hohenzollern die vertragliche
Erbfolge an. 1603/1662 wurde B. nach dem Aussterben der älteren fränkischen
(Ansbacher) Linie, an die es 1557 gelangt war, unter dem märkischen
Hohenzollern Christian anstelle Kulmbachs Residenz des entsprechenden Fürstentums
(Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth), das auf Grund des hohenzollerischen Erwerbs
der Markgrafschaft Brandenburg den Titel Markgrafschaft führte. 1743 wurde die
Universität Erlangen gegründet. Seit 1769 wurde die Markgrafschaft B. nach dem
Aussterben der Bayreuther Linie in Personalunion mit der Markgrafschaft Ansbach
regiert, 1791 mit 72 Quadratmeilen und 186000/250000 Einwohnern an Preußen
verkauft. B. teilte sich in das Oberland und das Unterland. Das Oberland
umfasste die Amtshauptmannschaften Bayreuth, Kulmbach und Wunsiedel, die Oberämter
Schauenstein, Helmbrechts, Lichtenberg, Thierbach, Lauenstein, Münchberg,
Stockenroth, Gefrees, Berneck, Goldkronach, Stein, Creußen, Pegnitz,
Schnabelwaid, Osternohe und Neustadt am Kulm und die Landeshauptmannschaft Hof.
Das Unterland enthielt die Amtshauptmannschaft Erlangen, die
Landeshauptmannschaft Neustadt an der Aisch und die Oberämter Baiersdorf,
Hoheneck, Ipsheim und Neuhof. Um 1800 war B. Mitglied der Kantone Altmühl,
Steigerwald und Gebirg des Ritterkreises Franken. 1806 wurde die Markgrafschaft
von Frankreich besetzt. 1807 kam B. im Tilsiter Frieden an Frankreich, 1810 an
Bayern.
L.: Wolff 102; Zeumer 553 II b 15; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer
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Territoriums, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 74 (1994) 55; Bayreuth, hg. v.
Endres, R., 1995; Pöhlmann, T., Zur mittelalterlichen Territorialstruktur des
Amtes Bayreuth, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 76 (1996), 85; Bayreuth, bearb.
v. Winkler, R., 1999 Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 42. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Beeskow (Herrschaft). Vermutlich im Zusammenhang
mit einer slawischen Burg auf einer Spreeinsel entstand in der 1. Hälfte des
13. Jahrhunderts B. Es wurde ein Mittelpunkt der Herrschaft Beeskow-Storkow der
Ministerialen von Strehla, die 1382 an die Herren von Biberstein kam. 1490
wurde sie an die Herzöge von Sachsen, 1518 an
das Hochstift Lebus verpfändet. 1556 fiel sie an Markgraf Johann von Küstrin,
1575 an Brandenburg. Sie gehörte dem obersächsischen Reichskreis an und stand
bis 1742 unter Lehnshoheit Böhmens. S. Brandenburg.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Petersen, C., Geschichte des Kreises
Beeskow-Storkow, 1922; Urkunden der Stadt Beeskow in Regesten (1271-1649), hg.
v. Beck, F., 2003. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Bellinzona, mal. Bellenz (Herrschaft). B. am Tessin
geht vermutlich auf ein römisches Kastell des 4. Jahrhunderts zurück. Über
Ostgoten, Langobarden, Franken und die Könige von Italien kam es an die Bischöfe
von Como. 1192 wurde B. von den Staufern der Stadtkommune Como unterstellt.
1350 fiel es an Mailand. 1419 wurde es an Uri verkauft, 1422 von den Herzögen von Mailand erobert. 1503 musste es nach
kampfloser Besetzung (1501) an Uri, Schwyz und Nidwalden abgetreten werden, die
dort eine Landvogtei einrichteten und 1798 B. bzw. 1803 Tessin die Selbständigkeit
zugestanden.
L.: Wolff 530; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F4; Bonzanigo,
A., Squarci di storia bellinzonese dagli inizi dell'indipendenza cantonale,
Bellinzona 1967; Meyer, W., Bellinzona, LexMA 1 1980, 1849.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Benediktbeuern (reichsunmittelbares Kloster, Residenz).
B. nordöstlich des Kochelsees wurde 739 von vier vielleicht agilolfingischen
Verwandten Karl Martells aus der Familie Huosi gestiftet. Es wurde von Karl dem
Großen besonders gefördert. Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts versuchten die
Hochstifte Freising und Augsburg das 954 zerstörte und 1031/1032
wiedererrichtete Benediktinerkloster für sich zu gewinnen. 1133 sicherte der
Kaiser die Freiheit. Vögte waren danach die Grafen von Andechs und seit 1248
die Herzöge von Bayern. 1275 wurde das Kloster
mit der Reichsunmittelbarkeit privilegiert. Unter Ludwig dem Bayern verlor es
den mit der Reichsunmittelbarkeit verbundenen fürstlichen Rang. Seit 1422 wurde
es nicht mehr in der Reichsmatrikel geführt. 1803 wurde es in Bayern säkularisiert.
L.: Fleischer, B., Das Verhältnis der geistlichen Stifte Oberbayerns zur
entstehenden Landeshoheit, Diss. Berlin 1934; Mindera, K., Benediktbeuern.
Kulturland und Kirchen, 1957; Jarnut, J., Benediktbeuern, LexMA 1 1980, 1869;
Hemmerle, J., Die Benediktinerabtei Benediktbeuren, 1995; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 642, 1, 2, 44.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Berg (Grafen, Herzöge,
Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum). In der zweiten Hälfte des 11.
Jahrhunderts erscheint am Niederrhein ein Geschlecht mit den Leitnamen Adolf,
Eberhard und Engelbert, das sich nach dem Stammsitz B. an der Dhün (Altenberg,
vor 1152 als Zisterzienserabtei gestiftet) benannte, um 1150 ansehnliche Güter
(Allod, Vogtei über die Klöster Werden, Deutz, Siegburg) zwischen Sieg und
Lippe innehatte und in enger Verbindung zum Erzstift Köln stand. Um 1100 erwarb
es Güter aus dem Erbe der Grafen von Werl. Seit 1101 führte es den Grafentitel.
Von 1133 bis 1288 war der Hauptsitz B. (= Burg an der Wupper), das bis zum
Anfang des 16. Jahrhunderts Residenz blieb. 1160/1161/1163 teilten sich die
Grafen von B. in eine rheinische (B.) und eine westfälische Linie
(Berg-Altena[-Mark], Altena), diese sich am Ende des 12. Jahrhunderts in einen
märkischen und einen isenbergischen Zweig, von denen Isenberg rasch
bedeutungslos wurde, die Grafen von Mark dagegen erhebliches Gewicht gewannen.
Die Grafen von B., die 1176 Güter um Hilden und Haan und vielleicht um Duisburg
und 1189 um Düsseldorf erwarben und mehrfach den Kölner Erzbischofsstuhl
besetzten, starben 1225 in der Hauptlinie (rheinische Linie) aus. Sie wurden über
Irmgard von B. von dem Haus Limburg beerbt, dessen Angehörige Güter um Duisburg,
Mettmann und Remagen gewannen (Hauptort war seit 1280 Düsseldorf). Diese wurden
1348 über die Schwestertochter Margarete von B. und Ravensberg von dem Haus Jülich
beerbt, das die letzten fremden Exklaven beseitigte (1355 Hardenberg, 1359
Solingen). Seit 1380 war B. Herzogtum. Ihm wurde die von Margarete von B. vom
Vater ererbte Grafschaft Ravensberg angegliedert. 1423 vereinigte sich B. durch
Erbfall mit dem Herzogtum Jülich. 1427 wurde Elberfeld gewonnen. 1511 starb das
Haus Jülich (Jülich-Hengebach) aus und wurde durch die Grafen von der Mark
beerbt, die seit 1368 auch in Kleve (Herzöge von
Kleve) herrschten (Vereinigung von Jülich-Berg-Ravensberg mit dem Herzogtum
Kleve-Mark). 1609 erlosch der märkische Zweig (Kleve-Mark) des alten bergischen
Grafenhauses. Nach dem Jülich-Klevischen Erbfolgestreit kam 1614 (endgültig
1666) das katholisch gebliebene B. (mit den Städten Düsseldorf, Lennep, Wipperfürth,
Ratingen,Radevormwald [Rade vor dem Wald], Solingen, Gerresheim, Blankenberg
und Elberfeld, den Ämtern Düsseldorf, Angermund und Landsberg, Mettmann,
Elberfeld, Barmen und Beyenburg, Solingen und Burg, Schöller, Hilden und Haan
[Hahn], Bornefeld und Hückeswagen, Monheim, Mieseloh [Meiseloh], Porz und Mülheim
[Mühlheim], Odenthal [Odendahl], Scheiderhöh [Scheidenhöh], Lülsdorf [Lüstorf],
Steinbach, Löwenburg bzw. Löwenberg [Leuenberg], den freien Herrschaften
Hardenberg und Broich [Bruck] und der Herrschaft Schöller) mit Jülich an
Pfalz-Neuburg, 1685 an Kurpfalz, womit B. Nebenland wurde, und 1777 mit der
Pfalz an Bayern. 1805/1806 an Napoléon I. abgetreten wurde B. unter dessen
Schwager Joachim Murat zusammen mit nassauischen und preußischen Gebieten Großherzogtum
(mit Herzogtum Münster, Grafschaft Mark, Tecklenburg, Lingen, Reichsabtei
Essen, Elten und Werden, insgesamt 315 Quadratmeilen mit 878000 Einwohnern).
Dieses wurde in die vier Departements Rhein, Sieg, Ruhr und Ems eingeteilt und
erhielt Verfassung und Verwaltung nach dem Muster des napoleonischen
Frankreich. Auch der Code Napoléon wurde in Kraft gesetzt. 1809 wurde B.
praktisch ein Teil Frankreichs, an das am 10. 12. 1810 Münster, Bentheim,
Tecklenburg und Rheda mit insgesamt 87 Quadratmeilen ganz abgetreten werden
mussten. 1813/1814 wurden die französischen Einrichtungen aufgehoben. 1815 kam
B. an Preußen (Rheinprovinz), 1946 das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 323ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3; Die Territorien des Reichs 3, 86;
Goecke, R., Das Großherzogtum Berg 1806-13, 1877; Hengstenberg, H., Das
ehemalige Herzogtum Berg und seine nächste Umgebung, 2. A. 1897; Ilgen, T., Die
ältesten Grafen von Berg und deren Abkömmlinge, die Grafen von Altena
(Isenberg-Limburg und Mark), Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 36 (1903), 14ff.;
Schönneshofer, B., Geschichte des Bergischen Landes, 2. A. 1912; Melchers, B.,
Die ältesten Grafen von Berg bis zu ihrem Aussterben, Zs. d. Berg.
Geschichtsvereins 45 (1912), 5ff.; Somya, J., Die Entstehung der Landeshoheit
in der Grafschaft Berg bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, 1926; Lülsdorff, J.
v., Zur Entwicklung der Landeshoheit in den einzelnen Teilen des Herzogtums
Berg, Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 70 (1949), 255ff.; Hömberg, A., Geschichte
der Comitate des Werler Grafenhauses, WZ 100 (1950), 9ff.; Hashagen, J. u. a.,
Bergische Geschichte, 1958; Wisplinghoff, E./Dahn, H., Die Rheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmale, F., Die Anfänge der Grafen von
Berg, FS Bosl, K., 1974; Kraus, T., Die Entstehung der Landesherrschaft der
Grafen von Berg bis zum Jahre 1225, 1981; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die
Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Regierungsakte des Großherzogtums
Berg, hg. v. Rob, K., 1992; Lohausen, H., Die obersten Zivilgerichte im Großherzogtum,
1995; Engelbrecht, J., Das Herzogtum Berg, 1996; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schmidt, C., Das Großherzogtum Berg, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 162; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 814 (Jülich und Berg); Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 422; Severin-Barboutie, B., Französische
Herrschaftspolitik und Modernisierung, 2008; Geschichte des Bergischen Landes,
hg. v. Gorißen, S. u. a., 2014. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Berg (Herrschaft). Nach B. an der Donau bei
Ehingen nannten sich Grafen von B., die mit den Staufern verwandt waren und im
12. Jahrhundert drei Töchter mit den Herzögen
von Böhmen, Mähren und Polen verheirateten. Graf Heinrich III. erhielt 1212
Burgau zu Lehen und übertrug hierauf den erheirateten Titel eines Markgrafen
(von Ronsberg). Diese Linie starb 1301 aus. Von der 1346 aussterbenden
Hauptlinie der Grafen von Wartstein erwarb Österreich 1343 die Herrschaft B.
Unter der Landeshoheit Österreichs hatten in der Landvogtei Schwaben die Grafen
(Schenk) von Castell die Herrschaft. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Bern (Reichsstadt, Kanton). B., dessen Name
wohl dem vorher zähringischen Verona nachgebildet ist, wurde 1160/1191 von
Herzog Berthold V. von Zähringen auf ursprünglich burgundischem, später deutschem
Königsgut gegründet. Nach dem Aussterben der Herzöge
fiel es 1218 an das Reich zurück und erlangte von Rudolf von Habsburg 1274 die
Anerkennung der Reichsunmittelbarkeit (Reichsstadt). Im 14. Jahrhundert erwarb
die Stadt Güter im Umland (1323 Thun, 1324 Laupen, 1334 Reichsvogtei über
Hasli, außerdem durch Schutzverträge 1265/1323 Interlaken, 1317 Sumiswald, 1329
Buchsee bzw. Münchenbuchsee). 1353 verbündete sie sich in einem ewigen Bund mit
der innerschweizerischen Eidgenossenschaft. Vor allem im 15. Jahrhundert baute
sie ihr Gebiet durch Kauf und Eroberung vom Oberland bis zum Jurasüdfuß zum größten
Stadtstaat nördlich der Alpen aus (1377 Aarberg, 1382/1384 Burgdorf und Thun,
1388 Nidau und Büren, 1400 Frutigen, 1406 Landgrafschaft Burgund, 1413 Bipp
bzw. Oberbipp, 1415 Aargau, 1535/1536 von Savoyen die Waadt [1564 Verzicht auf
Gex und Thonon], insgesamt 100000 Untertanen bei 5000 Einwohnern). 1528 führte
B. die Reformation ein. Sein Gebiet umfasste schließlich mit 13000
Quadratkilometern rund ein Drittel der heutigen Schweiz. 1798 verlor es Waadt,
Aargau und Oberland an die Helvetische Republik, wurde aber deren Hauptstadt.
1814/1815 erhielt B. als Entschädigung für die Verselbständigung des Aargaus
und der Waadt große Teile des Hochstifts Basel. Seit 1848 ist die Stadt B.
Hauptstadt der Schweiz.
L.: Wolff 519f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) C3; Die
Rechtsquellen des Kantons Bern, Bd. 1ff. 1902ff.; Rennefahrt, H., Grundzüge der
bernischen Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1928; Strahm, H., Studien zur Gründungsgeschichte
der Stadt Bern, 1935; Feller, R., Geschichte Berns, Bd. 1ff. 1946ff.; Gmür, R.,
Der Zehnt im alten Bern, 1954; Planungsatlas Kanton Bern. Historische
Planungsgrundlagen, hg. v. Grosjean, G., 1963; Ortsnamenbuch des Kantons Bern
(Alter Kantonsteil), Bd. 1 Dokumentation und Deutung, T. 1f., hg. v. Zinsli, P.
u. a., 1976ff.; Junker, B., Geschichte des Kantons Bern seit 1798, Bd. 1ff.
1982ff.; Gerber, B., Öffentliches Bauen im mittelalterlichen Bern, 1994;
Pfister, M., Im Strom der Modernisierung, 1995; Gerber, R., Gott ist Burger zu
Bern, 2001; Berns mutige Zeit, hg. v. Schwinges, R., 2003; Studer Immenhauser,
B., Verwaltung zwischen Innovation und Tradition, 2006.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Birkenfeld (Herzogtum, Kanton, Fürstentum). B. im
Nahetal erscheint 981 erstmals. Seit dem 13. Jahrhundert war es Vorort der
Hinteren Grafschaft Sponheim. Von 1569/1584 bis 1720/1734 war es Sitz der Linie
Pfalz-Birkenfeld der Herzöge der Pfalz (Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld.
1776 kam es an die Markgrafen von Baden-Baden. 1798 wurden unter der Verwaltung
Frankreichs die Kantone B., Baumholder und Grumbach geschaffen. Sie kamen durch
den Wormser Traktat am 1. 7. 1816 an Preußen (Fürstentum Birkenfeld) das im
Gefolge des Wiener Kongresses von 1815 durch Protokoll vom 9. 4. 1817 die Ämter
B. (Kanton B.), und Teile der Kantone Herrstein, Hermeskeil, Wadern, Sankt
Wendel, Baumholder und des Kantons Rhaunen (Oberstein und Nohfelden) mit einer
Länge von 45 Kilometern und einer Breite von 15 Kilometern als Entschädigung an
das von Napoleon 1810 annektierte Großherzogtum Oldenburg abtrat. Daraus
entstand das (nicht in Oldenburg eingegliederte) Fürstentum B., das nach 1918
als Landesteil (B.) bei Oldenburg verblieb. Am 1. 4. 1937 kam es durch das
Gesetz über Groß-Hamburg und andere Gebietsbereinigungen (26. 1. 1937) an Preußen
(Rheinprovinz, eigener Landkreis), 1946 an Rheinland-Pfalz. S.
Pfalz-Birkenfeld, Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld.
L.: Wolff 261; Baldes, H., Die 100jährige Geschichte des oldenburgischen Fürstentums
Birkenfeld, 1921; Baldes, H., Geschichtliche Landeskunde der Birkenfelder
Landschaft, 1923; Heimatchronik des Landkreises Birkenfeld, hg. v. Becker, K.,
1961; Klar, H., Geschichte der Stadt Birkenfeld, (in) Birkenfeld wird Garnison,
1964, 31ff.; Brandt, H., Von der oldenburgischen Provinz zum preußischen
Landkreis Birkenfeld, 1987; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim
etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Blâmont, Blankenberg bzw. Blankenburg
(Herrschaft, Grafen). Der Ort B. (Blankenberg) kam im 12. Jahrhundert
wahrscheinlich durch die Heirat Konrads von Salm mit Hadwid von Türkstein an
die Grafen von Salm. 1225 beauftragte Heinrich II. von Salm seinen Sohn
Friedrich mit der Verwaltung Blâmonts (Blankenbergs). 1247 erreichte dieser die
Belehnung mit diesen Gütern durch den Bischof von Metz. Im Laufe der Zeit
entstand aus der Vogtei über Güter der Abtei Senones und Metzer wie Lothringer
Lehen eine reichsunmittelbare Herrschaft über rund ein Dutzend Dörfer. Ehe das
Geschlecht der Grafen bzw. Herren von B. 1506 ausstarb, verkaufte Ulrich von B.
1499 eine Hälfte der Güter dem Herzog von Lothringen und vermachte ihm 1504 die
zweite Hälfte. 1546 und 1561 verzichteten die Bischöfe von Metz zugunsten der Herzöge von Lothringen auf ihre Lehnsherrschaft. S.
Frankreich.
L.: Wolff 304; Großer Historischer Weltatlas II 66 D4; Martimprey de Romecourt,
E. Comte de, Les sires et comtes de Blâmont, Mémoires de la Société d'Archéologie
Lorraine 1890, 76ff.; Dedenon, A., Histoire du Blamontois des origines à la
renaissance, 1931; Herrmann, H., Blâmont, LexMA 2 1983, 256f.; Blâmont et les
Blâmontois, hg. v. Andriot, C. u. a., 2009. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Blankenburg (Grafschaft, Fürstentum). 1123 ist die
nach einem Kalkfelsen benannte Burg B. am Nordrand des Ostharzes in der Hand
des Herzogs von Sachsen bezeugt. Seit 1128 wird ein welfischer Ministeriale
Poppo von B., der über die Grafen von Northeim mit Lothar von Süpplingenburg
verschwägert war, als Graf über den östlichen Harzgau zwischen Ilse und Bode
genannt. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurden die Grafen Vasallen
des Bischofs von Halberstadt. 1202/1203 und 1344 waren Burg B. und die seit
1167 erwähnte Burg Regenstein von den Welfen gegebene Lehen. 1311 galten gräfliche
Rechte als Lehen des Bistums Halberstadt. Örtlich lagen Eigengüter und Lehen
des Reiches, der Welfen, des Bistums Halberstadt und der Reichsstifte
Quedlinburg und Gandersheim nördlich und südlich des Harzes. Im 13. und 14.
Jahrhundert war die Familie zeitweise in die Linien Blankenburg, Regenstein und
Blankenburg-Heimburg geteilt, wurde aber in der Mitte des 14. Jahrhunderts in
der Linie Heimburg wieder vereinigt. Gegenüber dem Hochstift Halberstadt
vermochten sich die Grafen als Landesherren nicht durchzusetzen. 1599 fiel das
Lehnsgut beim Aussterben des Hauses (in der Linie Heimburg) an Herzog Heinrich
Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel als postulierten Bischof von Halberstadt
heim. 1626 verlieh der letzte Bischof von Halberstadt Regenstein an den Grafen
von Tattenbach, von dem es 1670 an Brandenburg fiel, das seit 1648/1649 das
Hochstift Halberstadt beherrschte. B., das zeitweilig dem westfälischen
Reichsgrafenkollegium angehörte, kam 1690 von Braunschweig-Wolfenbüttel an
einen nachgeborenen Sohn, wurde 1707 zum Fürstentum erhoben, das 1731 wieder
mit dem Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel verbunden wurde, aber bis 1806
selbständiger Reichsstand blieb. 1945 gelangte der Landkreis B. von
Braunschweig an Sachsen-Anhalt (Provinz Sachsen) und damit von 1949 bis 1990 an
die Deutsche Demokratische Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 453; Wallner 707 NiedersächsRK 17; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) F3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmidt, G., Zur Genealogie der
Grafen von Regenstein und Blankenburg bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts, Zs.
d. Harzvereins f. Gesch. und Altertumskunde 22 (1889), 1ff.; Steinhoff, R.,
Geschichte der Grafschaft bzw. des Fürstentums Blankenburg, der Grafschaft
Regenstein und des Klosters Michaelstein, 1891; Petke, W., Blankenburg, LexMA 2
1983, 262; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Blieskastel, Castel (Herrschaft, Grafen). Nach der
1098 erwähnten Burg B. (castellum ad Blesam, Castel) an der unteren Blies im
Saarland nannte sich eine gegen Ende des 11. Jahrhunderts von den Grafen von
Metz-Lunéville abgespaltete lothringische Adelsfamilie, die ihrerseits im 12.
Jahrhundert die Linien der Grafen von Homburg, Lützelstein (1172-1460) und
Saarwerden abspaltete und von der Blies bis zur Mosel mit Allod (Achtelsbach,
Bubenhausen, Reichweiler [Reichsweiler], Ormesheimer Berg, B.) sowie Lehen der
Erzbischöfe von Trier (Hunolstein, Bernkastel) und der Bischöfe von Metz und Verdun
(Schamburg [Schaumberg]) begütert war. Nach dem Tod des letzten Grafen von B.
(1237) behielt seine älteste Tochter Elisabeth, die in zweiter Ehe mit Rainald
von Lothringen-Bitsch verheiratet war, die Güter. Nach ihrem Tod kam es zum
Blieskasteler Erbfolgekrieg (1276-1291) zwischen denen von Salm, Limburg,
Blankenberg, Zweibrücken und Sponheim sowie dem Bischof von Metz einerseits und
den Herzögen von Lothringen und Grafen von
Saarbrücken andererseits, der nach vorübergehendem Gewinn Blieskastels, Liebenbergs,
Püttlingens, Bernkastels und Hunolsteins durch die Grafen von Salm (1278) mit
der Aufteilung des Erbes zwischen dem Herzog von Lothringen (Grafschaft
Schaumburg), dem Bischof von Metz (1284 B., ohne Hunolstein, Schaumburg und Püttlingen)
und dem Grafen von Salm (Püttlingen) endete. Die Burg B. verkaufte der Bischof
von Metz 1337 an das Erzstift Trier, das bereits 1280 Bernkastel erworben
hatte. 1456/1660 erwarben die Grafen von Leyen B. und verlegten 1773 ihre
Residenz dorthin. B. zählte zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. 1798/1802 kam es an Frankreich, 1815 an Preußen, 1816 an Bayern,
1919/1920 und 1945/1946 an das Saargebiet und damit 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 515; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Pöhlmann, C.,
Der Bliescasteler Erbfolgekrieg, Z. f. bay. LG. 8 (1935), 450ff.; Herrmann, H.,
Die Grafen von Blieskastel, (in) Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes 2
(1977), 254ff.; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, 3 1979, 102ff.;
Herrmann, W., Blieskastel, LexMA 2 1983, 278. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Böhmen (Herzogtum, Königreich). Der Name B. des
seit der Steinzeit besiedelten Gebiets zwischen Böhmerwald, Erzgebirge, Sudeten
und der Böhmisch-Mährischen Höhe geht auf die keltischen Boier (Bojo-haemum)
zurück. Nach der Abwanderung der seit der Zeitenwende dort ansässigen Germanen
drangen im 6. Jahrhundert Slawen in das Gebiet ein. Sie gerieten später unter
fränkischen Einfluss und wurden im 9. Jahrhundert christianisiert (973 Bistum
Prag). Zeitweise stand dann B. unter mährischer (E. 9. Jh.s) bzw. polnischer
Herrschaft (1003/1004). Seit dem 10. Jahrhundert (924-929, 935) gehörte B., in
das bald zahlreiche deutsche Siedler kamen, dem deutschen Reich an (950 Lehnsverhältnis),
nahm aber immer eine Sonderstellung ein, die sich auch darin zeigte, dass der böhmische
Fürst, der aus der Dynastie der seit dem 9. Jahrhundert nachweisbaren Přemysliden
(Przemysliden) (Herzöge von Prag) kam,
vereinzelt schon seit Ende des 11. Jahrhunderts (1086) den Königstitel
anstrebte. 1114 ist der böhmische Herzog erstmals als Inhaber eines
Reichserzamtes (Schenk) bezeugt. 1198 erlangte Ottokar I. von Philipp von
Schwaben die erbliche Königswürde. Vom Beginn des 13. Jahrhunderts an steigerten
die böhmischen Könige rasch ihre Macht. Nach dem Erwerb Österreichs (1251), der
Steiermark (1251/1260), des Egerlands (1266), Kärntens und Krains (1269) griff
der mit einer Babenbergerin (Margarete) verheiratete König Ottokar II.
(1253-1278) nach der Kaiserkrone, unterlag aber 1278 in der Schlacht auf dem
Marchfeld gegen Rudolf von Habsburg und verlor die Erwerbungen an der Donau und
im Alpengebiet. 1306 starben die Přemysliden, die für kurze Zeit auch noch
Ungarn und Polen gewannen, in männlicher Linie aus. Ihnen folgte über die Přemyslidin
Elisabeth die Dynastie der Grafen von Luxemburg (1310-1437). Unter ihnen kam
der größte Teil Oberschlesiens (1327/1329) unter böhmische Herrschaft. Karl IV.
machte B. zum Kernland des Reiches, fasste B., Mähren und Schlesien sowie
1370(-1646) die beiden Lausitzen als die Länder der böhmischen Krone zusammen,
veranlasste die Erhebung Prags zum Erzbistum (1344), gründete 1348 in Prag die
erste Universität nördlich der Alpen und verschaffte in der Goldenen Bulle von
1356 dem König von B. die Kurwürde und den Vorrang unter den weltlichen Kurfürsten.
Im Gefolge der hussitischen Bewegung erstarkte unter dem schwachen Nachfolger
Wenzel das tschechische Nationalbewusstsein. Außer in den Städten setzte sich
die tschechische Sprache weitgehend durch. Am Ende des Mittelalters beherrschte
faktisch der Hochadel das von Habsburg zunächst vergeblich begehrte Land. 1471
fielen B., 1490 Mähren und Schlesien an die polnischen Jagiellonen (1471-1526)
und wurden mit Polen und (1490) Ungarn vereinigt. In die Kreiseinteilung des
Reiches von 1500 wurden sie nicht mehr einbezogen. 1526 wurde Ferdinand I. von
Habsburg, der Schwager des letzten Königs, in starker Betonung des Rechts der
freien Wahl als böhmischer König angenommen. 1618 kam es zum Aufstand des
evangelischen böhmischen Adels gegen das katholische Haus Habsburg, doch setzte
sich Habsburg schon 1620 militärisch durch und erließ 1627 als Ausdruck eines
strengen Absolutismus die Verneuerte Landesordnung. Die Bindung Böhmens an das
Reich trat zugunsten der engeren Verbindung mit den übrigen habsburgischen Ländern
zurück. 1708 wurde die seit 1519 nicht mehr ausgeübte Stimme Böhmens im Kurfürstenkolleg
wieder zugelassen. Das Gebiet von B. umfasste die Hauptstadt Prag und die Kreise
Bunzlau (Altbunzlau), Königgrätz (Königingrätz), Bidschow, Chrudim (Chrudin), Časlau
(Czaslau), Kauřim (Kaurzim), Tabor, Budweis, Prachin, Pilsen, Saaz,
Elnbogen, Leitmeritz, Rakonitz (Rackonitz) und Beraun. 1742 musste fast ganz
Schlesien an Preußen abgetreten werden. Im 19. Jahrhundert trat die nationale
Frage wieder in den Vordergrund, wobei habsburgische Reformmaßnahmen das
Wiedererstarken des tschechischen Nationalbewusstseins begünstigten. Unter dem
Einfluss des Historikers Franz Palacky entstand die Forderung nach einer
Neugliederung Österreichs nach Sprachgebieten. 1889/1891 wandte sich die
tschechische Nationalbewegung vom österreichischen Staatsgedanken ab. 1918/1919
ging B. auf Grund der Stärke der tschechischen Bevölkerungssmehrheit (1905 75
Sitze der Tschechen und 55 Sitze der Deutschen im Reichsrat) in der neugegründeten
Tschechoslowakei (Ausrufung am 27. 10. 1918) auf. 1949 wurde die alte
politische Einheit B. innerhalb der Tschechoslowakei aufgelöst. S. Tschechien
bzw. Tschechische Republik.
L.: Wolff 461ff.; Zeumer 552 I 4; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H3, II 78 (1450) G/H 3/4, III 22 (1648) G4, III 38
(1789) E5; Die Territorien des Reichs 1, 134; Palacky, F., Geschichte Böhmens,
Bd. 1ff. 1836ff.; Bachmann, A., Geschichte Böhmens bis 1526, 1899ff.; Bretholz,
B., Geschichte Böhmens und Mährens, Bd. 1ff. 1912; Peterka, O.,
Rechtsgeschichte der böhmischen Länder, Bd. 1ff. 1923ff.; Uhlirz, K./Uhlirz,
M., Handbuch der Geschichte Österreichs und seiner Nachbarländer Böhmen und
Ungarn, Bd. 1ff. 1924ff., 2. A. 1963; Molisch, P., Der Kampf der Tschechen um
ihren Staat, 1929; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt,
B., Heft 1ff. 1930-1936; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches Ortsnamenbuch,
1932-1938; Monumenta cartographica Bohemiae. Karten von 1518-1720, hg. v.
Sembera, V./Salomon, B., Prag 1938; Sedlmayer, K., Historische Kartenwerke Böhmens,
1942; Die Deutschen in Böhmen und Mähren, hg. v. Preidel, H., 2. A. 1952;
Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Krallert, W., Atlas zur
Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Atlas östliches Mitteleuropa, hg.
v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Wegener, W., Böhmen/Mähren
und das Reich im Hochmittelalter, 1959; Prinz, F., Die Stellung Böhmens im
mittelalterlichen deutschen Reich, Z. f. bay. LG. 28 (1965), 99ff.; Handbuch
der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1ff., 1966ff.;
Ortslexikon der böhmischen Länder 1910-1968, hg. v. Sturm, H., Lief. 1, Bezirke
A-D, 1977; Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder, Bd. 1
A-H, hg. v. Sturm, H., 1979, Bd. 2 I-M, hg. v. Sturm, H., 1984, Bd. 3 (in einz.
Lief.) N-Pe, hg. v. Seibt, F./Lemberg, H./Slapnicka, H. u. a., 1986; Graus, F.,
Böhmen, LexMA 2 1983, 335ff.; Prinz, F., Böhmen im mittelalterlichen Europa: Frühzeit,
Hochmittelalter, Kolonisationsepoche, 1984; Jilek, H., Bibliographie zur
Geschichte und Landeskunde der böhmischen Länder von den Anfängen bis 1948,
Publikationen der Jahre 1850-1975, Bd. 1 Nr. 1-9599, 1986; Hoensch, J.,
Geschichte Böhmens, 3. A. 1997; Prinz, F., Geschichte Böhmens 1848-1948, 1988;
Bernt, A., Die Germanen und Slawen in Böhmen und Mähren, 1989; Pleticha, H.,
Franken und Böhmen, 1990; Deutsche Geschichte im Osten Europas, Böhmen und Mähren,
hg. v. Prinz, F., 1993; Mandelova, H., Europa im späten Mittelalter, 1994;
Melville, R., Adel und Revolution in Böhmen, 1998; Bohemia in History, hg. v.
Teich, M., 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1,431; Höbelt, L., Böhmen; Deutschland und das
Protektorat Böhmen und Mähren, hg. v. Mund, G., 2014.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Bouillon (Herrschaft, Herzogtum). B. an der
Semois in Lothringen (Niederlothringen) wird 988 erstmals erwähnt (Bullio). Die
zugehörige, vielleicht auf einer älteren Befestigungsanlage um 1100 errichtete
Burg wurde Mittelpunkt einer Herrschaft aus Gütern des Hauses Ardenne
(Paliseul, Jéhonville, Fays-les-Veneurs, Sensenruth [Sensenstruth]), zu denen
Reimser Vogteilehen um Douzy kamen. 1096 verpfändete Gottfried von B. zur
Finanzierung eines Kreuzzuges die Herrschaft an das Hochstift Lüttich. Seit
1330 wurde die Herrschaft wegen des Herzogstitels des Hauses Ardenne in
Lothringen in offiziellen Quellen als Herzogtum bezeichnet. Seit 1430 gewannen
die Grafen von der Mark (de la Marck-Arenberg) in B. an Bedeutung. 1482 entriss
der Graf von der Mark dem Hochstift Lüttich das Land und übte von 1483 bis 1529
die Herrschaft aus. 1521 gab Kaiser Karl V. das Herzogtum an Lüttich zurück,
doch nannten sich die Grafen weiter Herzöge von
B. Seit 1548 hatten die Grafen von der Mark erneut das Herzogtum inne. Ihre
Rechte gingen 1591 durch Heirat an das Haus Latour d'Auvergne über. 1672 wurde
B. von Frankreich erobert, 1678 aber den Latour d'Auvergne zuerkannt. 1693 kam
es unter den Schutz Frankreichs, 1814/1821 als Standesherrschaft der Fürsten
Rohan an Luxemburg (Niederlande), 1830/1837 an Belgien.
L.: Wolff 307; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4, III 38 (1789) A3;
Ozeray, Histoire de la ville et du duché de Bouillon, Bd. 1f. 2. A. 1864;
Vannerus, H., Le château de Bouillon, quelques pages de son histoire, Ardenne
et Gaume 10 (1955) 5ff.; Muller, J., Bouillon. Duché-Ville-Chateau, 1974;
Petit, R., Bouillon, LexMA 2 (1982), 496ff. ; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 81 (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Brabant (Großgau, Herzogtum). Der am Ende des 7.
Jahrhunderts erstmals belegte fränkische Gau Bracbantum fiel 870 mit
Lotharingien an das ostfränkische Reich und gehörte seit 959 zum Herzogtum
Niederlothringen. Im 11. Jahrhundert erwarben die Grafen von Löwen die
Grafschaft Brüssel und entrissen 1013 dem Bischof von Lüttich die
Lehnsgrafschaft Brunengeruuz bzw. Bruningerode. 1106 verlieh ihnen Heinrich V.
die Würde des Herzogtums Lothringen und die kaiserliche Mark Antwerpen. Danach
gelang der Erwerb Toxandriens, so dass sie insgesamt die Herrschaft über das
Gebiet der belgischen Provinzen Antwerpen und B. und der holländischen Provinz
Nordbrabant erlangt hatten. Seitdem nannten sie sich Herzöge
von B. (1188 dux Brabantiae) und wurden zu den Reichsfürsten gerechnet. In
ihrem Gebiet verlor der Kaiser seit dem frühen 13. Jahrhundert fast jede
Obergewalt. Nachdem schon 1204 die Maas (Maastricht) erreicht worden war,
gewann Herzog Johann I. 1288 durch den Sieg bei Worringen über die Grafen von
Geldern und den Erzbischof von Köln auch das Herzogtum Limburg zwischen Aachen
und Maastricht und die Herrschaft Herzogenrath sowie die Burgen Wassenberg und
Kerpen (zwischen Köln und Düren). 1371 wurden die Herzöge
von den Herzögen von Jülich und Geldern
vernichtend geschlagen. Die mit dem Luxemburger Wenzel vermählte Erbtochter
Johanna Johanns III. († 1355) übertrug B., Limburg und Luxemburg
1390/1400/1430 unter Ausschaltung der Luxemburger an die Herzöge von Burgund. 1477/1482 kam B. über Maria von
Burgund an Habsburg. Brüssel wurde Residenz. Im Achtzigjährigen Krieg eroberten
die holländischen Generalstaaten Nordbrabant und verwalteten es seit 1648 als
Generalitätslande, während Südbrabant (Löwen, Brüssel, Antwerpen, Mecheln) bei
den spanischen, seit 1713/1714 österreichischen Niederlanden verblieb. Von
1794/1801 bis 1814 gehörte das um 600 Quadratmeilen große B. mit den übrigen
Niederlanden zu Frankreich und wurde in drei Departements eingeteilt. 1815
wurde es Teil der Niederlande, 1830 nach einem Aufstand Kernland des neuen Königreichs
Belgien, dessen Thronerbe seit 1840 den Titel Herzog von B. führt. Nordbrabant
verblieb bei den Niederlanden.
L.: Wolff 53; Wallner 700 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) E3, II 66 (1378) C3, II 78 (1450) E3; Pirenne, H., Geschichte Belgiens
(bis 1648), Bd. 1ff. 1899ff.; Vanderkindere, L., La formation territoriale des
principautés belges au moyen-âge, Bd. 1ff. 1902; Curs, O., Deutschlands Gaue im
zehnten Jahrhundert, 1908, 3 ([Breibant, Bragbantinse, Brabantinse, Brachbant,
Bracbantus], Lennik bzw. Lennick, Zellik bzw. Zellick, Krombrugge bzw.
Crumbrugge); Knetsch, K., Das Haus Brabant. Genealogie der Herzöge von Brabant und Landgrafen von Hessen, Bd.
1-13 1918ff.; Ganshof, F., Brabant, Rheinland und Reich im 12., 13. und 14.
Jahrhundert, 1938 ; Martens, M., L’administration
du domaine ducal en Brabant, 1954 ; Gysseling, M., Toponymisch
Woordenboek, 1960, 179 ; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, II, 23, 75, 77, 96, III, 31, 32, 33 Brakbant I; Moreau, J., Dictionnaire
de géographie historique, 1972, 60; Uytterbrouck, A., Le gouvernement du duché
de Brabant au bas Moyen Age, 1975 ; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums
Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.; Thomas, H./Houtte, J. van, Brabant, LexMA 2 1983,
529ff.; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 110; Nikolay,
W., Die Ausbildung der ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während
des 13. und 14. Jahrhunderts, 1985 ; Godding, P., Le Conseil de Brabant
sous le règne de Philippe le Bon (1430-1467), 1999 ; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 45,
764; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 437; Tigelaar, J., Brabants historie ontvouwd, 2006.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Brandenburg (Mark, Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Provinz, Land, Bundesland, Residenz). Das zunächst von Semnonen, Langobarden
und Burgundern bewohnte Gebiet der späteren Mark B. wurde nach dem Abzug der Germanen
in der Völkerwanderung von Slawen (Liutizen, Heveller, Wilzen, Ukrer (Uker),
Obotriten) besetzt. 927 schlug König Heinrich I. die Slawen an der Elbe,
eroberte 928/929 die deutsch Brennaburg bezeichnete slawische Burg an der
Havel, die vielleicht schon auf eine slawische Siedlung des 6. Jahrhunderts zurückgeht
und bildete 931 die Mark Nordsachsen (Nordmark). Im Slawenaufstand von 983 ging
das Gebiet wieder verloren. 1134 belehnte Kaiser Lothar von Süpplingenburg den
Askanier Albrecht den Bären mit den deutsch verbliebenen Teilen der Altmark.
Albrecht eroberte die Prignitz, erbte 1150 das Havelland hinzu und erscheint
erstmals (in einer Urkunde vom 3. Oktober) 1157 in bewusster Erinnerung an die
Markgrafschaft Geros von Nordsachsen als Markgraf von Brandenburg, das er wegen
seiner günstigen Lage am Übergang wichtiger Fernstraßen über die Havel anstelle
von Stendal zum festen Sitz erhob und zum Vorort dieser neuen Mark ausbaute,
wobei der königliche Burggraf auf der Brandenburger Dominsel rasch ausgeschaltet
wurde. Nach dem Tod Albrechts wurde die Mark B. von den askanischen Stammlanden
am Harz getrennt. Albrechts Sohn Otto I. gewann 1181 die Lehnshoheit über
Mecklenburg und Pommern. Johann I., der 1252 erstmals als Kurfürst fungierte,
und Otto III. († 1266/1267) erwarben Stargard, die
Uckermark, Barnim, Teltow, Lebus und Zehden (Neumark), die Mark Landsberg und
die Oberlausitz (1255) und wehrten Ansprüche des Erzbischofs von Magdeburg ab.
Andererseits wurde das Geschlecht bei ihrem Tod 1267 in zwei gemeinsam
regierende Linien mit Regierungssitzen in Stendal und Salzwedel gespalten, bis
es unter Waldemar wieder vereinigt wurde. Mit seinem Tod erlosch 1319 der
brandenburgische Zweig der Askanier, der als Reichskämmerer von der Ausbildung
des Kurfürstenkollegiums an zu den Kurfürsten gezählt hatte. Nach dem
Aussterben der Askanier zog König Ludwig der Bayer aus dem Hause Wittelsbach
die Mark B. 1320 in an den Grenzen verkleinertem Umfang als erledigtes Lehen
ein, übertrug sie 1323 seinem achtjährigen Sohn Ludwig und ließ durch
Beauftragte die wittelsbachischen Formen der Verwaltung einführen. Unter dieser
wenig effektiven Herrschaft wurde 1356 B. als Kurfürstentum anerkannt. 1373 zog
allerdings Kaiser Karl IV. nach langjährigen Auseinandersetzungen die Mark B.
im Vertragsweg gegen 200000 Goldgulden an das Haus Luxemburg (Residenz Tangermünde)
und ließ 1375/1376 im Landbuch die verbliebenen Rechte und Aufgaben
registrieren. Nach seinem Tod kam es zur Teilung der Mark (Kurmark d. h.
Altmark und Gebiete zwischen Elbe und Oder an Siegmund, Neumark an den jüngsten
Sohn Johann von Görlitz, 1386 ebenfalls an Siegmund), zu großen Adelsunruhen
und zahlreichen Veräußerungen (1388 Verpfändung, 1397 Veräußerung der Kurmark
an Jobst von Mähren, 1402 Veräußerung der Neumark an den Deutschen Orden). Am
8. 7. 1411 setzte König Sigmund auf Bitten der brandenburgischen Stände seinen
Feldherren und Rat, den Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg zum Verweser über
die nach dem Tod Jobsts wieder angefallene Mark ein. Am 30. 4. 1413 übertrug er
ihm für 400000 Gulden das Kurfürstentum und am 18. 8. 1417 belehnte er ihn mit
der Mark. Als über B., Altmark und Teile der Uckermark herrschender Kurfürst
Friedrich I. brach der Burggraf die Macht des Adels. Sein Sohn Kurfürst
Friedrich II. erzwang die Unterwerfung der Städte (u. a. Berlin 1447/1448),
festigte allmählich die Herrschaft wieder, erlangte 1447 das Besetzungsrecht für
die Bistümer B., Havelberg und Lebus, kaufte 1450 Wernigerode und gewann die
Uckermark und Prignitz zurück. 1455 wurde die Neumark zurückgekauft. Außerdem
wurden die Herrschaften Cottbus (1445) und Peitz in der Niederlausitz (1488)
erworben. In der sog. dispositio Achillea des Markgrafen Albrecht Achilles von
1473 wurde die Erbfolge im Sinne der Unteilbarkeit der märkischen Lande
geregelt und die Abtrennung der Mark von den fränkischen Gütern, die den
zweiten und dritten Söhnen zufielen (Ansbach, Bayreuth), gefördert. 1482 wurden
im Glogauer Erbfolgestreit große Teile des Herzogtums Crossen gewonnen
(Crossen, Züllichau, Sommerfeld, Bobersberg). Kurfürst Johann Cicero, der als
erster Hohenzoller ständig in der Mark residierte, kaufte 1486 die Herrschaft
Zossen, gewann die Lehnsherrschaft über Pommern und unterwarf die altmärkischen
Städte. Zwischen 1499 und 1535 wurde Roppen eingezogen. 1506 wurde die
Universität Frankfurt an der Oder gegründet, 1516 das Kammergericht in Berlin
eingerichtet. Die sog. Constitutio Joachimica bildete die Grundlage einer
einheitlichen Rechtsprechung in B. 1524 wurde die Grafschaft Ruppin als erledigtes
Lehen eingezogen und 1529 das vertraglich erworbene Erbfolgerecht in Pommern
gesichert, das sich 1637/1648 realisierte. 1535 kam es zur Teilung des Landes
in die Kurmark (Joachim II.) und die Neumark, die bis 1571 an Hans von Küstrin
kam. Hiervon bestand die 444 Quadratmeilen umfassende Kurmark aus der Altmark,
Mittelmark, Prignitz oder Vormark und der Uckermark. Die Altmark umfasste ein
Gebiet von 82 Quadratmeilen (die Kreise Stendal, Tangermünde und Arneburg,
Seehausen, Arendsee, Salzwedel-Gardelegen). Die Mittelmark mit einem Flächeninhalt
von 250 Quadratmeilen, die bis ins 15. Jahrhundert zunächst Neumark hieß,
enthielt die Landschaft Havelland (mit der Stadt Brandenburg, den Städten und Ämtern
Potsdam, Spandau, Nauen, den Ämtern Königshorst, Fahrland und Fehrbellin, den
Städten Rathenow und Pritzerbe, den Ländchen Rhinow und Friesack), die Kreise
Glien-Löwenberg, Ruppin, Oberbarnim und Niederbarnim, Teltow, Lebus, Zauche,
Beeskow-Storkow (letzterer erst im Jahr 1575 von der Lausitz erworben) und die
Herrschaft Teupitz (Wusterhausen-Teupitz). Die 61 Quadratmeilen große Prignitz
oder Vormark wurde aus den Kreisen Berleberg, Pritzwalk, Wittstock, Kyritz,
Havelberg, Plattenburg und Lenzen gebildet. Die Uckermark, 68 Quadratmeilen groß,
setzte sich aus dem uckermärkischen und dem stolpischen Kreis zusammen. Die 220
Quadratmeilen große Neumark bestand aus der eigentlichen Neumark nördlich der
Warthe mit den Kreisen (Ämtern) Soldin, Königsberg, Landsberg, Friedeberg,
Arnswalde, Dramburg, dem 30 Quadratmeilen umfassenden Herzogtum Crossen und den
Herrschaften Cottbus und Peitz. Bald nach 1535 begann die Einführung der
Reformation, in deren Gefolge der größte Teil der Kirchengüter (Havelberg,
Lehnin, Chorin) in landesherrliche Domänen umgewandelt und die Bistümer B.,
Havelberg und Lebus eingezogen wurden. 1537 konnten folgenreiche Erbverbrüderungen
mit den Herzögen von Liegnitz, Brieg und Wohlau
abgeschlossen werden. 1569 wurde B. von Polen mit dem Herzogtum Preußen
belehnt. Johann Georg (1571-1598) gelang es, das gesamte brandenburgische
Gebiet wieder zu vereinigen und die böhmischen Lehen Beeskow und Storkow zu
erwerben. 1603 überließ Joachim Friedrich die gerade angefallenen fränkischen Fürstentümer
Ansbach und Bayreuth seinen Brüdern. In B. schuf er Weihnachten 1604 den
Geheimen Rat als oberste Verwaltungsbehörde. 1614 erfolgte im Jülich-Klevischen
Erbfolgestreit mit Pfalz-Neuburg der Erwerb von Kleve, Mark, Ravensberg und
Ravenstein, 1618/1619 der endgültige erbweise Erwerb des Herzogtums Preußen.
Friedrich Wilhelm der große Kurfürst (1640-1688) gewann 1648 Hinterpommern, die
Bistümer Halberstadt mit Hohnstein und Mansfeld (1680), Kammin (Cammin) und
Minden sowie die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg (Anfall 1680),
erhielt 1657 Lauenburg, Bütow und Draheim als Lehen Polens, kaufte 1686
Schwiebus, erwarb 1691 Tauroggen und Serrey und begründete den brandenburg-preußischen
Staat im modernen Sinn, der das ältere B. vom neuen Preußen scheidet. Kurfürst
Friedrich III. von B., der 1694 die Universität Halle gründete, führte seit
1701 den Titel König in Preußen. Das 1800 664 Quadratmeilen große B. (Prignitz,
Uckermark, Mittelmark, mit Niederlausitz und ohne Altmark [zur Provinz Sachsen]
und nordöstliche Teile der Neumark) mit 980000 Einwohnern war von 1815 bis 1945
eine preußische Provinz, aus der 1920 Groß-Berlin ausgesondert wurde. 1938
gelangten die Kreise Friedeberg und Arnswalde zu Pommern, wofür die Mark B. von
der aufgelösten Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen die Kreise Schwerin,
Meseritz und Bomst (teilweise) erhielt. 1945 kam B. westlich der Oder zur
sowjetischen Besatzungszone (Provinz Mark Brandenburg), östlich der Oder unter
Polens Verwaltung. Seit 1947 war B., das nach Wahlen im Jahre 1946 im Jahre
1947 eine Verfassung erhielt, Land (Mark Brandenburg) in der sowjetischen
Besatzungszone, seit 1949 Gliedstaat der Deutschen Demokratischen Republik. (Am
23. 7.) 1952 bzw. 1958 ging es in den Bezirken Potsdam, Frankfurt an der Oder
und Cottbus der Deutschen Demokratischen Republik auf (str.). Mit dem Beitritt
der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand
das Land Brandenburg (ohne Berlin) am 3. 10. 1990 (mit der Hauptstadt Potsdam)
wieder (ohne die Kreise Hoyerswerda [Sachsen], Jessen [Sachsen-Anhalt] und Weißwasser
[Sachsen], aber mit den Kreisen Perleberg [Westprignitz], Prenzlau [Uckermark]
und Templin [Uckermark]). Es ist das fünftgrößte Land der Bundesrepublik und zählt
rund 2 600 000 Einwohner. Der Versuch einer Vereinigung mit Berlin scheiterte
am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung. S. Berlin.
L.: Wolff 382; Zeumer 552 I 7; Wallner 708 ObersächsRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648)
F2, III 38 (1789) E1; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 34; Mylius, C. O., Corpus constitutionum
Marchicarum Bd. 1ff. Berlin u. Halle 1737ff.; Bekmann, J./Bekmann, L.,
Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg, Bd. 1f. 1751ff.,
Neudruck 2004; Codex diplomaticus Brandenburgensis, hg. v. Gercken, P. W., Teil
I-VII 1769; Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus, ed. Raumer, G. W.
v., Teil I, II 1831ff.; (Novus) Codex diplomaticus Brandenburgensis, hg. v.
Riedel, A., 1838ff.; Voigt, E., Historischer Atlas der Mark Brandenburg, 1846;
Fidicin, E., Die Territorien der Mark Brandenburg, Bd. 1ff. 1857ff.; Stölzel,
A., Brandenburg-preußische Rechtsverwaltung und Rechtsverfassung, Bd. 1f. 1888;
Landeskunde der Provinz Brandenburg, hg. v. Friedel, E./Mielke, R., Bd. 1ff.
1909ff.; Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus dem askanischen Hause, hg.
v. Krabbo, H./Winter, G., 1910ff.; Holtze, F., Geschichte der Mark Brandenburg,
1912; Tümpel, L., Die Entstehung des brandenburg-preußischen Einheitsstaates,
1915; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916; Schulze, B.,
Brandenburgische Landesteilungen 1258-1317, 1928; Historischer Atlas der
Provinz Brandenburg, hg. v. der hist. Kommission für die Provinz Brandenburg
und die Reichshauptstadt Berlin, 1929ff., N. F. 1962ff.; Schulze, B., Die
Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1818, 1931;
Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen Kartographie Brandenburg-Preußens
bis zum Ausgang der Friderizianischen Zeit, 1935; Das Handbuch der Mark
Brandenburg, hg. v. Schultze, J., 1940; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v.
Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Die Mark Brandenburg,
hg. v. Schultze, J., Bd. 1ff. 1961, 2. A. 1989, 3. A. 2004, 4. A. 2010;
Historischer Handatlas von Brandenburg und Berlin, hg. v. Quirin, H., 1962ff.;
Historisches Ortslexikon für die Mark Brandenburg, bearb. v. Enders, L.,
1962ff., Veröffentl. des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Teil 11 Orts-
und Personenregister, 1995; Schulze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft,
1963; Preußens Epochen und Probleme seiner Geschichte, hg. v. Dietrich, R.,
1964ff.; Bratring, F. A., Statistisch-topographische Beschreibung der gesamten
Mark Brandenburg. Neuausgabe bearb. v. Büsch, O./Heinrich, G., 1968; Berlin und
die Provinz Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Herzfeld, H., 1968;
Grassmann, A., Preußen und Habsburg im 16. Jahrhundert, 1968; Scharfe, W.,
Topographische Aufnahmen in Brandenburg 1816-1821, Jb. f. Gesch. Mittel- und
Ostdeutschlands 18 (1969); Schreckenbach, H., Bibliographie zur Geschichte der
Mark Brandenburg, Bd. 1ff. 1970ff.; Brandenburgische Jahrhunderte. Festgabe
Schultze, J., hg. v. Heinrich G./Vogel, W., 1971; Scharfe, W., Abriss der
Kartographie Brandenburgs 1771-1821, 1972, Veröff. der Hist. Kommission zu
Berlin Bd. 35; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern 1134-1320,
1973; Bohm, E., Teltow und Barnim. Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte und
Landesgliederung brandenburgischer Landschaften im Mittelalter, 1978,
Mitteldeutsche Forschungen Bd. 83; Neue Forschungen zur Brandenburg-Preußischen
Geschichte, hg. v. Benninghoven, F./Löwenthal-Hensel, C., 1979; Dralle,
L./Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983, 554ff.; Ständetum und Staatsbildung in
Brandenburg-Preußen, hg. v. Baumgart, P., 1983; Schindling, A., Kurbrandenburg
im System des Reiches während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert, (in) Preußen,
Europa und das Reich 1987; Mittenzwei, I., Brandenburg-Preußen 1648-1789. Das
Zeitalter des Absolutismus in Text und Bild 1988 (1987); Hansische
Stadtgeschichte – Brandenburgische Landesgeschichte, hg.
v. Engel, E., 1989; Ahrens, K., Residenz und Herrschaft, 1990; Brandenburgische
Geschichte, hg. v. Materna, I., 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und Thüringen
im Mittelalter, 1997; 1050 Jahre Brandenburg, hg. v. Domstift, 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Bahl, P., Der Hof des großen Kurfürsten, 2000;
Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Neugebauer, W., Zentralprovinz im
Absolutismus, 2001; Schiller, R., Vom Rittergut zum Großgrundbesitz, 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 1, 117, 454, 773, 1, 2, 64; Membra unius capitis, hg. v. Kaiser, M. u.
a., 2005; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft, 2005; Brandenburg an der
Havel und Umgebung, hg. v. Kinder, S. u. a., 2006; Partenheimer, L., Die
Entstehung der Mark Brandenburg, 2007; Griesa, S., Die Mark Brandenburg im 14.
Jahrhundert, Jb. f. brandenb. LG. 57 (2006), 32; Wie die Mark entstand, hg. v.
Müller, J. u. a., 2009; Winkelmann, J., Die Mark Brandenburg des 14.
Jahrhunderts, 2011;Heiemann, F., Die Luxemburger in der Mark Brandenburg unter
Kaiser Karl IV. und Sigismund von Luxemburg (1373-1415), 2014.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Braunschweig-Celle (Fürstentum). Celle an der Aller wird
990 erstmals erwähnt (Altencelle). 1292 verlegte der Herzog von Braunschweig-Lüneburg
die daraus vor 1249 entstandene Stadt 3 Kilometer allerabwärts. 1371 wurde
Celle nach der Zerstörung der herzoglichen Burg auf dem Kalkberg in Lüneburg
Sitz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. 1569
spaltete sich die jüngere Linie des Hauses Braunschweig-Lüneburg mit dem größten
Teil des lüneburgischen Territoriums ab. Durch die Gründung des Neuen Hauses
Braunschweig-Lüneburg erhielt B. das gesamte Fürstentum Lüneburg (1671
dannenbergische Ämter von Herzog Rudolf-August). Das Fürstentum umfasste die Städte
Lüneburg, Uelzen, Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick und
Ramelsloh (Rammelslohe), die Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen,
Isenhagen und Walsrode, die landesherrschaftlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg,
Moisburg, Winsen an der Luhe, Bütlingen (Büttlingen), Scharnebeck, Lüne, Garze
(Gartze), Bleckede, Hitzacker, Dannenberg, Lüchow, Wustrow, Schnackenburg,
Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich, Isenhagen, Knesebeck, Klötze,
Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf, Ahlden und Rethem, die Großvogtei
Celle und die adligen Gerichte Gartow, Brome, Fahrenhorst und Wathlingen. Es
ging 1705 bei der Vereinigung Braunschweig-Lüneburgs mit Braunschweig-Calenberg
im Kurfürstentum Hannover (1692) auf. Über Hannover kam das Gebiet 1866 an Preußen
und damit 1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 434ff.; Zeumer 553 II b 16; Pröve, H./Ricklefs, J., Heimatchronik der
Stadt und des Landkreises Celle, 2. A. 1959; Ricklefs, J., Geschichte der Stadt
Celle, 1961. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Braunschweig-Dannenberg (Fürstentum). Nach Dannenberg an der
Jeetzel nannten sich seit 1158/1162 Grafen von Salzwedel, die Heinrich der Löwe
als Lehnsmannen eingesetzt hatte. 1303 fielen ihre Güter an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Nach Verpfändungen
an Siegfried und Konrad von Saldern (1373-1377) und die Stadt Lüneburg
(1382-1487) kam Dannenberg 1569 im Wege der Erbteilung im mittleren Haus Lüneburg
an die von dem Sohn Heinrich († 1598) Herzog Ernsts des Bekenners begründete
Nebenlinie der Herzöge von
Braunschweig-Dannenberg (Herzog Heinrich überließ seinem Bruder Wilhelm von
Braunschweig-Lüneburg die Landesherrschaft und übernahm Dannenberg und andere
Gebiete). 1598 teilten seine Söhne die 1591 um Hitzacker, Lüchow und Warpke
vermehrten Güter. August der Jüngere residierte zunächst in Hitzacker, erwarb
1618 das Amt Wustrow und begründete 1635 infolge des Anfalles des Herzogtums
Braunschweig-Wolfenbüttel das Neue Haus Braunschweig in Wolfenbüttel, während
Julius-Ernst 1636 kinderlos in Dannenberg starb. 1671 übergab Augusts Sohn
Rudolf August das von August wieder übernommene Dannenberg dem Hause
Braunschweig-Lüneburg in Celle (Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Celle). Über
Hannover kam das Gebiet von B. 1866 an Preußen und 1946 zu Niedersachsen.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 21 (1618-1648) E2; Meyer-Seedorf, W.,
Geschichte der Grafen von Ratzeburg und Dannenberg, Diss. phil. Berlin 1910;
Schulze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft, 1963; Wachter, B., Aus Dannenberg
und seiner Geschichte, 1981; Schriftenreihe des Heimatkundlichen Arbeitskreises
Lüchow-Dannenberg 3; Last, M., Dannenberg, LexMA 3 1984, 544.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Braunschweig-Harburg (Fürstentum). 1142 erscheint in einer
sumpfigen Niederung der Süderelbe Harburg (zu ahd. horo, Sumpf). Von 1527 bis
1642 war Harburg Sitz einer Nebenlinie des mittleren Hauses Lüneburg in Celle
bzw. der Herzöge von Lüneburg-Celle. 1866 kam
die 1850 rund 5300 Einwohner zählende Stadt mit Hannover zu Preußen. 1937 wurde
Harburg Hamburg eingegliedert.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 21 (1618-1648) D2; Wegewitz, W.,
Harburger Heimat, 1950. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, Fürstentum). Um die
Jahrtausendwende wurde an der Kreuzung der Straßen Hildesheim-Magdeburg und
Goslar-Lüneburg die Burg Dankwarderode (Tanquarderoth 1134) errichtet. In
Anlehnung an sie entstand auf älterem Siedlungsboden Braunschweig (1031
Brunesguik). Dieses bildete bald einen Vorort im Stammesherzogtum Sachsen, das
1106 an Lothar von Süpplingenburg fiel, der durch Vermählung mit der Erbtochter
des Grafen von Northeim, Richenza, die Erbgüter der Brunonen um Wolfenbüttel und
Braunschweig erlangt hatte und sie über seine Tochter Gertrud an die Welfen
weiterleitete. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurde das verbliebene
Eigengut unter den Söhnen 1202/1203 geteilt (erste Teilung). Heinrich († 1218), Pfalzgraf bei Rhein, erhielt den
westlichen Teil (Lüneburg von Hannover bis Göttingen und Dithmarschen), Wilhelm
(† 1215) den östlichen Teil (Lüneburg), König
Otto IV. († 1218) Braunschweig bis zum Unterharz.
Otto verstarb 1218 kinderlos. Heinrichs Erbe kam von seinen Töchtern an Kaiser
Friedrich II. Dieser erhob am 21. 8. 1235 nach der Übertragung der welfischen
Eigengüter an das Reich B. als Reichslehen des Gesamthauses zum Herzogtum. Für
dieses erwarb Herzog Otto das Kind (†
1252), der Sohn Herzog Wilhelms, 1246 von der Landgrafschaft Thüringen das
Werratal und Münden (Hannoversch-Münden) zurück und verband die aus dem
billungischen Erbe um Lüneburg, aus dem brunonischen Erbe um Braunschweig und
aus dem northeimischen Erbe zwischen Harz und oberer Leine gekommenen Güter zu
einer Einheit. Verloren gingen allerdings 1236 die Grafschaft Stade und 1264
das Amt Gieselwerder. 1267/1269 wurde das Land von seinen Söhnen geteilt
(zweite Teilung). Albrecht der Lange (†
1279) wurde Herzog im Landesteil Braunschweig (Altes Haus Braunschweig, Gebiete
um Braunschweig-Wolfenbüttel, Einbeck-Grubenhagen und Göttingen-Oberwald),
Johann († 1277) Herzog im Landesteil Lüneburg
(Altes Haus Lüneburg). Gemeinsam blieb die Stadt Braunschweig. Von dieser
Teilung an standen mit Ausnahme der Jahre 1400 bis 1409 mindestens immer die
beiden Häuser Braunschweig und Lüneburg, zeitweilig sogar vier oder fünf Linien
nebeneinander. Dabei wurden nach Hameln (1261) noch Teile der Grafschaft Dassel
(1269/1272), Güter im nördlichen Harz und um Calenberg gewonnen, 1352 das
Untereichsfeld um Duderstadt aber verloren. Das Fürstentum Lüneburg wurde unter
Otto dem Strengen 1303/1321 um die Grafschaften Dannenberg, Lüchow und Wölpe
erweitert. 1369 starb die Linie mit Herzog Wilhelm aus. Es kam zum Lüneburger Erbfolgekrieg,
an dessen Ende Lüneburg in der Auseinandersetzung mit den Askaniern an die Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel fiel. Das Fürstentum
Braunschweig, das seit 1279 der Vormundschaft Ottos des Strengen von
(Braunschweig-)Lüneburg unterstand, wurde schon 1285/1286 unter den Söhnen
Heinrich I. († 1322), Albrecht II. († 1318) und Wilhelm (†1292) weiter aufgeteilt in die Linien
Grubenhagen (bis 1596), Göttingen (mit Münden bis 1463) und Braunschweig
(dritte Teilung). Hiervon starb Wilhelm 1292 und seine Güter kamen an die Linie
Göttingen. Diese teilte sich 1345 in die Linien Göttingen (Ernst I. † 1367) und Braunschweig(/Wolfenbüttel)
(Magnus I. † 1369) (fünfte Teilung). Von diesen
erhielt die Braunschweig/Wolfenbütteler Linie 1388 nach dem Lüneburger
Erbfolgekrieg das Lüneburger Erbe Herzog Wilhelms. Sie führte aber neben dem Fürstentum
Lüneburg das Fürstentum Braunschweig(/Wolfenbüttel) in einer Nebenlinie
(Friedrich) bis 1400 fort (sechste Teilung), so dass Grubenhagen, Göttingen,
Braunschweig-Wolfenbüttel und Lüneburg nebeneinander standen. Nach der
Ermordung Herzog Friedrichs von Braunschweig im Jahre 1400 erbten die Herzöge von Lüneburg das Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel. 1409 teilten sie erneut in Braunschweig und Lüneburg
(mittleres Haus Lüneburg bis 1592 [siebente Teilung, achte Teilung]), wobei sie
das braunschweigische Fürstentum (mittleres Haus Braunschweig bis 1634) um das
Land zwischen Deister und Leine (Calenberg) vergrößerten (Revision der Teilung
1428). 1432 entstanden durch Teilung die Fürstentümer Braunschweig und
Calenberg (neunte Teilung), von denen Calenberg 1447/1494 die Grafschaft
Wunstorf erlangte und 1442/1463 durch Kauf das Fürstentum Göttingen (mit Münden)
und 1473 durch Erbfolge das Fürstentum Braunschweig erwarb, 1481 und 1483 aber
wieder teilte (zehnte, elfte Teilung). 1495 wurde das Fürstentum
Braunschweig-Calenberg-Göttingen wieder geteilt (zwölfte Teilung). Herzog
Heinrich erhielt Braunschweig, für das die neue Residenz Wolfenbüttel
namengebend wurde. Herzog Erich I. bekam Calenberg-Göttingen. Beide teilten
sich das in der Hildesheimer Stiftsfehde von 1519 bis 1523 eroberte Gebiet des
Hochstifts Hildesheim (Hunnesrück [Hunsrück], Grohnde,Aerzen [Ärzen],
Lauenstein, Gronau, Hallerburg, Poppenburg, Ruthe, Koldingen, Hameln [zur Hälfte],
Bodenwerder, Dassel, Elze, Sparstedt an Braunschweig-Calenberg-Göttingen,
Winzenburg, Wohldenburg [Woldenberg], Steinbrück, Lutter, Woldenstein,
Schladen, Liebenburg, Wiedelah, Vienenburg, Westerhof, Alfeld, Bockenem,
Lamspringe und Salzgitter an Braunschweig-Wolfenbüttel). Um die Mitte des 16.
Jahrhunderts traten die welfischen Herzöge der
Reformation bei. Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel gründete 1576 die
Universität Helmstedt. Er erbte 1584 das Fürstentum Calenberg-Göttingen und
erlangte 1596 (bis 1617) das Fürstentum Grubenhagen. 1582 erwarb er die
Reichsgrafschaft Hoya, 1599 die Reichsgrafschaft Regenstein mit Blankenburg und
Hartingen im Harz. Kurz nach dieser Vereinigung der südlichen welfischen Lande
starb 1634 die Wolfenbütteler Linie des mittleren Hauses Braunschweig aus. Ihr
Land fiel an Lüneburg. Statt zur Bildung eines einheitlichen Landes kam es aber
1635 zu einer erneuten Gründung eines Neuen Hauses Braunschweig durch die Linie
Dannenberg des Herzogtums Lüneburg. Sie erhielt das Fürstentum Wolfenbüttel
(ohne Calenberg und Grubenhagen) samt Regenstein und gegen Hitzacker,
Dannenburg, Lüchow und Scharnebeck noch Walkenried im Harz. Getrennt durch die
Hochstifte Hildesheim und Halberstadt bestand es aus den Distrikten Wolfenbüttel,
Schöningen, Harz und Weser und den Städten Braunschweig, Wolfenbüttel, Schöppenstedt,
Helmstedt, Schöningen, Königslutter, Gandersheim, Seesen, Holzminden und
Stadtoldendorf und residierte ab 1753 wieder in Braunschweig. Das Lüneburger
Gebiet (Neues Haus Lüneburg, Residenz seit 1636 in Hannover) mit Calenberg, Göttingen
und Grubenhagen und 1665 um die Grafschaft Diepholz erweitert wurde 1692 zum
Herzogtum/Kurfürstentum Hannover erhoben (Kurbraunschweig). 1705 wurde an
Hannover das Fürstentum Lüneburg mit der Grafschaft Hoya angegliedert. 1714
wurde Kurfürst Georg Ludwig von Hannover König von England. Von 1807 bis 1813
gehörte Braunschweig zum Königreich Westphalen. Am 6. 11. 1813 entstand es
ungefähr in den Grenzen des Fürstentums Wolfenbüttel neu, nannte sich aber
Herzogtum Braunschweig. 1815 trat es dem Deutschen Bund bei und erhielt 1820
eine Verfassung, die 1829 von Herzog Karl aufgehoben, 1832 aber erneuert wurde.
1867 trat das Herzogtum Braunschweig dem norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen
Reich bei. 1884 erlosch das Haus Braunschweig. Da das erbberechtigte Haus
Hannover, das 1866 Hannover an Preußen verloren hatte, die Reichsverfassung
nicht anerkannte, bestand bis 1906 eine Regentschaft durch Prinz Albrecht von
Preußen und bis 1913 durch Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg. Der seit
1913 nach Anerkennung der Reichsverfassung regierende Herzog Ernst August
dankte 1918 ab. Auf eine kurzlebige Räterrepublik folgten ab Dezember 1918
sozialdemokratische bzw. bürgerliche Regierungen des Freistaates Braunschweig,
der sich am 6. 1. 1922 eine Verfassung gab. 1930 trat die
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in die Regierung ein. 1940 wurde
der Kreis Holzminden gegen Goslar ausgetauscht (Preußen). 1945 wurde
Braunschweig wiederhergestellt. Durch die Zonengrenzziehung wurde der größte
Teil des Kreises Blankenburg (1990 Sachsen-Anhalt) und Calvörde der
sowjetischen Besatzungszone zugeteilt. Im Übrigen ging Braunschweig am 1. 11.
1946 durch Anordnung der britischen Militärregierung (mit Ausnahme der durch
die Zonengrenze abgetrennten Gebiete) im Land Niedersachsen auf. S. a.
Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 432; Zeumer 552 I 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4,
III 22 (1648) E3; Die Territorien des Reichs 3, 8; Havemann, W., Geschichte der
Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Sudendorf, H., Urkundenbuch
zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und
Lüneburg (bis 1407), Bd. 1-11 1859ff.; Max, G., Geschichte des Fürstentums
Grubenhagen, 1862; Heinemann, O. v., Geschichte von Braunschweig und Hannover,
Bd. 1ff. 1882ff.; Krieg, M., Die Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im
ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Hüttebräuker, L., Das Erbe Heinrichs des
Löwen. Die territoriale Grundlage des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, 1927;
Pröve, H., Dorf und Gut im alten Herzogtum Lüneburg, 1929; Schnath, G., Die
Gebietsentwicklung Niedersachsens, 1929; Beckurts, B., Grundriss der
Braunschweiger Geschichte, 3. A. 1931; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas
Niedersachsens, 1939; Karte des Landes Braunschweig im 18. Jahrhundert, bearb.
v. Kleinau, H. u. a., 1956; Patze, H., Die welfischen Territorien im 14.
Jahrhundert, VuF 14, 1971; Kleinau, H., Überblick über die Gesamtentwicklung
des Landes Braunschweig, Braunschweig. Jb. 53 (1972); Boshof, E., Die
Entstehung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, (in) Heinrich der Löwe, hg. v.
Moormann, D., 1980; Weitkamp, S., Bibliographie zur braunschweigischen
Landesgeschichte, Braunschweigisches Jb. 67f. (1986f.); Pischke, G., Die
Landesteilungen der Welfen, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption,
1999, 70; Brück, A., Die Polizeiordnung Herzog Christians von Braunschweig-Lüneburg
vom 6. Oktober 1618, 2003. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Braunschweig-Wolfenbüttel (Fürstentum, Herzogtum). Wolfenbüttel an
der Oker im nördlichen Harzvorland wird 1118 erstmals erwähnt, ist aber
vermutlich erheblich älter (10./11. Jh.). Die Burg Wolfenbüttel unterstand zunächst
den Herren von Asseburg (Gunzelin von Wolfenbüttel), die am Ende des 12. und
Anfang des 13. Jahrhunderts zwischen Peine, Elm und Asse eine Herrschaft
errichteten, und wurde nach der Zerstörung der Herrschaft durch die Welfen
(1255) 1283 von diesen wieder aufgebaut. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts war
es Sitz verschiedener aufeinanderfolgender Linien des Hauses Braunschweig, seit
1432 Hauptsitz der Herzöge von B. Nach der
Teilung von 1495 wurde durch Herzog Heinrich den Älteren († 1514) das eigentliche Fürstentum B.,
dessen Name zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel wechselte, begründet. Dieses
erlangte 1523 Teile des Hochstifts Hildesheim, führte die Reformation ein,
erbte 1584 Braunschweig-Calenberg sowie von 1596 bis 1617
Braunschweig-Grubenhagen und gewann 1568 die Verwaltung des Hochstifts
Halberstadt sowie 1593/1599 die Güter der Grafschaften Hohnstein und
Blankenburg-Regenstein, so dass es von Hoya bis Halberstadt herrschte. Nach
Aussterben der Wolfenbütteler Linie (1634) kam es in drei getrennten Teilen
(Braunschweig, Wolfenbüttel und Helmstedt, Gandersheim und Holzminden,
Blankenburg, insgesamt zwei Siebtel der welfischen Güter) 1635 an die Linie Lüneburg-Dannenberg
(Neues Haus Braunschweig). 1636 fiel Dannenberg an, 1651 Blankenburg und
Regenstein, 1671 Braunschweig, doch musste 1643 der Anteil des Großen Stiftes
an das Hochstift Hildesheim zurückgegeben werden. Von 1735 bis 1884 kam B. an
die 1666 begründete Nebenlinie Braunschweig-Bevern. 1753/1754 wurde die zu
europäischer Bedeutung aufgestiegene Residenz von Wolfenbüttel nach
Braunschweig verlegt. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte B. zur weltlichen
Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt es die Abteien
Gandersheim und Helmstedt. 1807 kam es zum Königreich Westphalen und wurde 1813
wiederhergestellt. Im 19. Jahrhundert setzte sich die Bezeichnung Herzogtum
Braunschweig für Wolfenbüttel durch. Am 1. 11. 1946 ging Braunschweig in
Niedersachsen auf.
L.: Wolff 438; Zeumer 553 II b 19; Wallner 706 NiedersächsRK 8; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 21 (1618-1648) E2, III 22 (1648)
D/E2/3, III 38 (1789) C/D1/2; Bauer 1, 139; Germer, H., Die Landgebietspolitik
der Stadt Braunschweig bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts, 1935; Spiess, W.,
Die Heerstraßen auf Braunschweig um 1550, 1937; Barner, W., Heimatatlas des
Kreises Alfeld für Schule und Haus, 1953; Karte des Landes Braunschweig im 18.
Jahrhundert, hg. v. Kleinau, H./Penners, T./Vorthmann, A., 1956; Historischer
Atlas der Stadt Braunschweig, bearb. v. Vermessungsamt der Stadt, 1958ff.; Kühlhorn,
E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Karpa, O., Wolfenbüttel, 2. A.
1965; Kleinau, H., Land Braunschweig, (in) Geschichtliches Ortsverzeichnis von
Niedersachsen, 3 Teile 1967; Thöne, F., Wolfenbüttel, Geist und Glanz einer
alten Residenz 1963, 2. A. 1968; Beiträge zur Geschichte der Stadt Wolfenbüttel,
hg. v. König, J., 1970; Kraatz, H., Die Generallandesvermessung des Landes
Braunschweig von 1746-1784, 1975; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen,
1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Medefind, H., Die
Kopfsteuerbeschreibung des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678,
2001; Das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1574, hg. v. Ohainski,
U. u. a., 2012. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Breisach (Reichsstadt). In B. an einem wichtigen
Rheinübergang am Kaiserstuhl sind frühgeschichtliche Siedlungsspuren, ein Stützpunkt
Ariovists (mons Brisiacus) und ein spätrömisches Kastell (369) nachgewiesen.
938/939 wird ein castrum (Burg) bzw. castellum genannt, das 1002 in die Hand
der Bischöfe von Basel kam. Im 12. Jahrhundert gründeten die inzwischen
ebenfalls berechtigten Staufer und die Bischöfe von Basel gemeinsam eine Stadt,
die Heinrich VI. 1185 privilegierte. Die Lehen der Herzöge
von Zähringen fielen 1218 bei deren Aussterben an die Staufer zurück. (Graf)
Rudolf von Habsburg entriss 1262 B. dem Hochstift Basel und gewährte der Stadt
als König 1275 neues Recht (Reichsstadt). Kaiser Ludwig der Bayer verpfändete
sie 1331/1335 an Habsburg. 1469 ging die Pfandschaft an Burgund, 1474 wieder an
Habsburg. 1639/1648 kam B. an Frankreich, 1697/1700 an Österreich. Von 1703 bis
1714, von 1744 bis 1748 und von 1801 bis 1805 war es wieder bei Frankreich.
1805 gelangte es an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Rosmann, P./Ens, T., Geschichte der Stadt Breisach, 1861;
Poinsignon, G., Die Urkunden des Stadtarchivs zu Breisach, Mitt. d. bad. hist.
Kommission 11 (1889), 1ff.; Beyerle, F., Das älteste Breisacher Stadtrecht, ZRG
GA 39 (1918), 318ff.; Schmidlin, J., Breisacher Geschichte, 1936; Haselier, G.,
Geschichte der Stadt Breisach am Rhein, Bd. 1 1969, Bd. 3 1985; Schwineköper,
B., Eine neue Geschichte Breisachs, Zs. d. Breisgau-Gesch. Vereins
(Schauinsland) 94/95 (1976/1977), 363; Schmid, K., Breisach, LexMA 2 1983,
600f. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 89
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Breisgau (Gau, Grafschaft, Landgrafschaft,
Landvogtei). Der aus dem Keltischen kommende Name der Landschaft zwischen
Oberrhein und Schwarzwald wird um 400 erstmals genannt (7. Jh. Brisachgowe).
Die karolingische Grafschaft des alemannisch besiedelten Breisgaues ist seit
dem 11. Jahrhundert in den Händen der Zähringer belegt. 1064 ging sie an die
verwandten Markgrafen von Baden, 1190 an deren Teillinie der Markgrafen von
Hachberg. Nach dem Untergang der Staufer erlangten die Grafen von Habsburg einen
Teil der Güter. 1269 fielen ihnen weitere Teile durch das Erlöschen der Grafen
von Kiburg (Kyburg) zu, die 1218 einen Teil der Güter der Herzöge von Zähringen geerbt hatten. Während der südliche
Teil des Breisgaus bei den Markgrafen verblieb (Markgräfler Land) und am Beginn
der Neuzeit aus dem B. ausschied, wurde der nördliche „niedere“ B. als Landgrafschaft 1318 an die Grafen
von Freiburg (Urach-Freiburg) verpfändet und kam durch Erwerb der
Landgrafschaft und der Schirmherrschaft über Freiburg 1368 von den Grafen von
Freiburg überwiegend an Habsburg, das 1331 Breisach und Neuenburg sowie 1365
Kirnberg (Kürnberg) mit Kenzingen gewonnen hatte. Von 1469 bis 1474 wurde der
B. von dem Habsburger Sigmund von Tirol an Burgund verpfändet. 1478 ließ sich
Habsburg mit der Landgrafschaft im Breisgau belehnen. Seit dieser Zeit hatte
der B. (mit Freiburg, Breisach, Villingen, Neuenburg, Burkheim [Burgheim],
Waldkirch, Fricktal und Grafschaft Hauenstein) eigene Verwaltung (in Ensisheim)
und Landstände. Im Frieden von Lunéville des Jahres 1801 bzw. dem
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 fiel er an den Herzog von Modena,
1803 als Erbe an Österreich-Este, 1805 an Baden und Württemberg. 1810 trat Württemberg
seinen Anteil an Baden ab. Das Fricktal (Herrschaften Rheinfelden und
Laufenburg) kam 1801 an Frankreich, 1802 an die Helvetische Republik und 1815
an die Schweiz. Der übrige B. fiel 1951/1952 mit Baden an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 40; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D5, III 22 (1648) C5, III 38 (1789) B4; Fehr, H., Die Entstehung der
Landeshoheit im Breisgau, 1904; Windelband, W., Der Anfall des Breisgaus an
Baden, 1907; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3
([Brisehguue, Prisekeuue, Prisecgeuue, Brisiggouue, Brisachgowe, Prisagouue,
Brisikgowe, Brisikgouui, Brysichkowe, Brisihgowi, Prisgauue, Prisegouue,
Brisiggowe, Brisichgowe, Prisichgowe, in Mittelbaden,] Sulzburg, Waldkirch, Königschaffhausen
bzw. Königsschaffhausen, Riegel, Endingen, Wendlingen, Kenzingen, Teningen bzw.
Theningen, Bahlingen, Burkheim bzw. Burgheim, Oberrotweil bzw. Rottweil,
Betzenhausen, Oberbergen, Vogtsburg, Kirchzarten, Liel, Tutschfelden,
Oberbirken, Unterbirken, Haslach, Bellingen bzw. Bad Bellingen, Opfingen,
Kirchen, Malterdingen, Ihringen, Wyhl bzw. Wyl, Richtlingen, Mauracherhof,
Neuershausen, Buggingen); Der Breisgau, hg. v. Busse, H. u. a., 2. A. 1941;
Stolz, O., Geschichtliche Beschreibung der ober- und vorderösterreichischen Länder,
1945; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen
Entwicklung, 1950, Neudruck 1978; Creutzburg, N. u. a., Freiburg und der
Breisgau, 1954; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 1, 8,
II, 16, 30, 31, 32, III, 31, IV, 8, S. 263, Brisihgouwe, pagus Brisiaguensis,
pagus Brisacensis, finis Prisegauginsis, Brisigavi; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 66 Brisgau; Vorderösterreich. Eine geschichtliche
Landeskunde, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Wogau, K. v., Die landständische
Verfassung des vorderösterreichischen Breisgaues 1679-1752, 1973; Zotz, T., Der
Breisgau und das alemannische Herzogtum, 1974; Kageneck, A. Graf v., Das Ende
der vorderösterreichischen Herrschaft im Breisgau, 1981; Zotz, T., Breisgau,
LexMA 2 1983, 601f.; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in
fränkischer Zeit, 1984, 56, 111 (Binzen, Rümmingen, Steinenstadt, Tumringen,
Wollbach, Haltingen, Eimeldingen) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 531. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Breitenstein (Herrschaft). Vermutlich im 12.
Jahrhundert wurde die Burg B. (Altenbreitenstein) nördlich von
Sulzbach-Rosenberg erbaut. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wird
Hermann von B. genannt, der Reichslehen innehatte. 1356 unterwarfen sich die
Herren von B. mit ihrer bis dahin unabhängigen Herrschaft Kaiser Karl IV. bzw.
den Königen von Böhmen und erhielten 1361 die Hälfte von Königstein. 1373 kam
die Hälfte der Herrschaft von Karl IV. an die Herzöge
von Bayern. 1571 bejahte Kaiser Maximilian II. die Unterstellung unter Bayern.
1623/1627/1666 fiel die verschuldete Herrschaft mit dem Aussterben derer von B.
ganz an Pfalz-Sulzbach und mit der Pfalz an Bayern.
L.: Schwemmer, W., Die ehemalige Herrschaft Breitenstein-Königstein, 1937.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Breslau (Fürstbistum, Residenz). Kurz nach 990
wurde in B. an der oberen Oder ein Bistum eingerichtet, das im Jahre 1000 als
Suffraganbistum Gnesens erwähnt wird. 1155/1245 umfasste seine Diözese ganz
Schlesien (ohne Glatz und Lausitz). Der Bischof gehörte nicht zu den Reichsfürsten
und war seit Anfang des 14. Jahrhunderts mit seinen sehr reichen Gütern (1290
Bistum Neiße von Heinrich IV. von Breslau, 1344 Grottkau von den Herzögen von Brieg) von den luxemburgischen Königen
von Böhmen abhängig. 1810/1811 wurden die Güter unter der Herrschaft Preußens säkularisiert.
S. Polen.
L.: Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des
Breslauer Bistumslandes, Bd. 1 1926; Seppelt, F., Geschichte des Bistums
Breslau, 1929; 950 Jahre Bistum Breslau, 1951; Marschall, W., Geschichte des
Bistums Breslau, 1980; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 506, 1, 2, 76. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Brieg (Fürstentum, Residenz der Piasten),
poln. Brzeg. Das seit Anfang des 13. Jahrhunderts erkennbare B. erhielt um 1247
Neumarkter Recht. 1311 entstand durch Erbteilung im Herzogtum Liegnitz das
Herzogtum B. Es kam 1329 unter die Lehnshoheit Böhmens. 1344 wurde Grottkau an
das Erzstift Breslau verkauft. Seit 1669 war B. mit Liegnitz und Wohlau
vereinigt. 1675 fiel es nach dem Aussterben der Herzöge
von Liegnitz an Habsburg bzw. Österreich. 1742 kam es an Preußen. Das Gebiet
des Fürstentums umfasste 46 Quadratmeilen und war in die Kreise B., Ohlau,
Strehlen, Nimptsch und Kreuzburg-Pitschen geteilt. Seit 1945 stand B. unter
Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit
gelangte.
L.: Wolff 475f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Schönborn, H.,
Geschichte der Stadt und des Fürstentums Brieg, 1907; Irrgang, W., Neuere
Geschichte der Stadt Brieg 1740-1980, 1980; Gieysztor, A., Brieg, LexMA 2 1983,
683f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 82. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Broich (Herren, freie Herrschaft). 1093
erscheinen erstmals Herren/Grafen von B., die sich nach der vielleicht in der
zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts gegründeten Burg B. bei Mülheim nennen.
Beim Aussterben ihrer Linie 1372 gingen ihre Güter an die Grafen von Limburg über.
Landesherren wurden die Grafen und Herzöge von
Berg, die 1377 Schloss B. in ihre Lehnsabhängigkeit brachten. Seit Ende des 14.
Jahrhunderts mussten die Herzöge von Berg das
Kirchspiel Mülheim an die Herzöge von Kleve und
danach an das Erzstift Köln verpfänden. Köln gab seinen Pfandbesitz an Wilhelm
II. von Limburg-Broich weiter. Da die Verpfändung nicht mehr eingelöst wurde,
erlangten die Inhaber von Schloss B. im Kirchspiel Mülheim eine nahezu
landesherrschaftliche Stellung. Die Burg B. blieb bis 1508 bei den Grafen von
Limburg-Broich. Ihnen folgten die Grafen von Daun-Falkenstein und 1605 die
Grafen von Leiningen-Dagsburg, die den Schutz Bergs anerkennen mussten. Seit
1766 stand die Unterherrschaft B. unter Verwaltung Hessen-Darmstadts. 1806
wurde sie dem Großherzogtum Berg eingegliedert. 1815 kam B. an Preußen, 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 324; Wallner 701 WestfälRK 2; Redlich, O., Mülheim an der Ruhr. Seine
Geschichte von den Anfängen bis zum Übergang an Preußen 1815, 1939; Binding,
G., Die spätkarolingische Burg Broich in Mülheim an der Ruhr, 1968; Binding,
G., Broich, LexMA 2 1983, 710f.; Keller, C., Die bergische Unterherrschaft
Broich, Diss. Bonn 2003. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Burgdorf wurde von den Herzögen von Zähringen gegründet und fiel 1218 an die Grafen von Kiburg (Kyburg), die es zu ihrem Sitz erhoben. Ihre Nachfolger waren die Grafen von Habsburg, von denen B. 1384 an Bern gelangte. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Burgund (Königreich, Herzogtum, Freigrafschaft).
Der Name B. für die Landschaft zwischen Saône und oberer Loire geht auf die
ostgermanischen Burgunder zurück, die zwischen 400 bzw. 413 und 436 um Mainz
und Worms und nach 443 um Genf, Lyon und das Rhonegebiet ein eigenes,
strukturell in sich recht verschiedenes Reich gegründet hatten, das 534 von den
Franken zerstört wurde. B. bezeichnet danach zunächst das fränkische Teilreich
B. um Orléans und Chalon-sur-Saône, später das Reich des Sohnes Karl (855-863)
Kaiser Lothars I. (Niederburgund d. h. Provence und Dukat Vienne/Lyon). 879 wählten
die geistlichen Großen des Gebiets den Grafen Boso (†
887) von Vienne, den Schwager Karls des Kahlen, zum König von B. (spätere
Franche-Comté, Chalon [Chalons], Mâcon, Vienne, Lyon, Languedoc, Teile
Savoyens, Provence). Hauptstadt war Arles, weswegen das Reich, das Boso 885 von
Kaiser Karl dem Dicken zu Lehen nahm, auch regnum Arelatense, Arelat genannt
wurde. 888 riss der Welfe Graf Rudolf das Gebiet der späteren Franche-Comté und
Teile der späteren Schweiz als Königreich (Hochburgund) an sich, während Bosos
Bruder Richard das Gebiet der späteren Bourgogne westlich der Saône (Mâcon,
Chalon [Chalons], Autun, Nevers, Auxerre, Sens, Troyes, Langres) als Herzogtum
B. an sich zog, so dass Bosos Sohn nur den südlichen Rest behielt. 934 übertrug
Graf Hugo von Provence dieses inzwischen erlangte Gebiet als Ausgleich für
Italien an den Welfen Rudolf II., womit zwei Drittel Burgunds wiedervereinigt
waren, während das Herzogtum B. dadurch, dass Richards Sohn Rudolf 923 König
von Frankreich wurde, seitdem an Frankreich kam. 1016 sprach Rudolf III. von B.
das Land Kaiser Heinrich II. als Erbe zu. Nach seinem Tod setzte Kaiser Konrad
II. 1032 die Erbansprüche auf das Königreich B. durch, doch war die Macht des Königs
gegenüber Adel und Kirche von Anfang an gering, so dass dieses Gebiet nur unter
Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der sich 1156 mit Beatrix von B., der
Erbtochter der Grafen von B. verheiratete und 1169 Hochburgund zwischen oberer
Saône und Jura zur reichsunmittelbaren Pfalzgrafschaft oder Freigrafschaft
(seit 1350 Franche-Comté) mit Dole als Hauptort erhob, und Karl IV., der 1378
den französischen Thronfolger als Reichsvikar im Arelat ernannte, enger an das
Reich gebunden werden konnte und bis zum Ausgang des Mittelalters teilweise an
die Schweiz, Savoyen und Mömpelgard und im Übrigen (Lyon, Dauphiné, Provence,
Avignon, Arles) an Frankreich verlorenging, für das vom 11. Jahrhundert an drei
Linien der westfränkischen Kapetinger/Robertiner das Herzogtum innegehabt
hatten. Nach dem Aussterben der zweiten kapetingischen Seitenlinie 1361 kam das
Herzogtum B. im Jahre 1363 als Lehen Frankreichs an den jüngsten Sohn Johanns
II. von Frankreich, Philipp den Kühnen. Philipp erwarb durch seine 1369 mit
Margareta von Flandern (d. J.) geschlossene Ehe 1384 Flandern, Artois und die
weiterhin als Reichslehen zum deutschen Reich gehörende Freigrafschaft B., die über
die Herzöge von Andechs-Meranien (1208-1248),
die Grafen von Chalon (1248-1295) und die Könige von Frankreich (1295) an
Margareta von Flandern (d. Ä.) gekommen war, Rethel, Nevers, Salins und Mecheln
sowie 1390 durch Kauf die Grafschaft Charolles (Charolais). Sein Enkel Philipp
der Gute eroberte die Grafschaft Boulogne und erwarb 1428 Namur durch Kauf,
1430 Brabant und Limburg durch Erbschaft sowie 1433 Hennegau, Holland und
Seeland durch Gewalt. Im Frieden von Arras erhielt er 1435 die Gebiete von Mâcon,
Auxerre und einen Teil der Picardie. Dazu kamen 1443 noch das Herzogtum
Luxemburg und Chiny. 1477 fiel sein Sohn Karl der Kühne, der 1473 Geldern und Zütphen
gewonnen und mit dem Friedrich III. die Schaffung eines Königreichs B. erörtert
hatte, im Kampf gegen den Herzog von Lothringen. 1491 starb mit Johann von Nevers
auch die Nebenlinie im Mannesstamm aus. Über die 1477 mit Maximilian von
Habsburg vermählte Tochter Karls des Kühnen Maria (†
1482) gelangte das Herzogtum B. mit der Freigrafschaft B. an das Haus Habsburg.
Habsburg behauptete das burgundische Erbe (Niederlande) bis auf die Bourgogne
(Herzogtum B.), die Picardie und Boulogne, die an Frankreich fielen, das
seinerseits im Frieden von Madrid 1526 auf die Lehnshoheit über Flandern und
Artois verzichtete. 1548 vereinte Kaiser Karl V. die verbliebenen burgundischen
Länder zum schon 1512/1521 angestrebten burgundischen Reichskreis, der später
fast ausschließlich aus Ländern (einer Vielzahl von Ländern und Herrschaften)
eines einzigen Landesherren (Habsburg als Herzog von Burgund) bestand (1556
Spanien, 1713 Erzherzog von Österreich bzw. König von Böhmen [ausgenommen die
1713 als Ersatz für Oranien an Preußen gelangten Teile des Oberquartieres
Geldern]). Die Freigrafschaft B. wurde nach mehrfacher Besetzung durch
Frankreich 1678 endgültig an Frankreich abgetreten. S. Niederlande, Belgien,
Burgundischer Reichskreis.
L.: Zeumer 552 III a 2, 37, 3; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
F4, II 66 (1378) C5, II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs 6, 198; Petit,
E., Histoire des ducs de Bourgogne de la race capétienne, Bd. 1ff. 1885ff.;
Berthaut, H., La carte de France 1750-1898, 1899; Cartellieri, O., Geschichte
der Herzöge von Burgund, 1910; Hofmeister, A.,
Deutschland und Burgund im frühen Mittelalter, 1914; Febvre, L., Histoire de la
Franche Comté, 7. A. 1922; Préchin, E., Histoire de la Franche-Comté, 1947;
Meyer, W., Burgund, 2. A. 1965; Richard, J., Histoire de la Bourgogne, 1957;
Calmette, J., Le grands ducs de Bourgogne, 3. A. 1959; Kaughan, R., Philip the
Bold. The formation of the Burgundian State, 1962; Hoke, R., Die Freigrafschaft
Burgund, Savoyen und die Reichsstadt Besançon im Verbande des mittelalterlichen
deutschen Reiches, ZRG GA 79 (1962), 106ff.; Bittmann, K., Ludwig XI. und Karl
der Kühne, Bd. 1ff. 1964ff.; Boehm, L., Geschichte Burgunds, 1971, 2. A. 1979;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 58 Bourgogne, 122
Franche-Comté; Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1974, 1978;
Werner, K. u. a., Burgund, LexMA 2 1983, 1062ff.; Calmette, J., Die großen Herzöge von Burgund, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 37; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 49, 789; Ehm, P., Burgund und das
Reich, 2002; Kaiser, R., Die Burgunder, 2004; Gresser, P./Richard, J., La
gruerie du comté de Bourgogne aux XIVe et XVe siècles, 2004; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 1, 470 (Herzogtum), 472 (Grafschaft); Kamp, H.,
Burgund, 2007; Rauzier, J., La Bourgogne au XIVe siècle, 2009; La Franche-Comté
et les anciens Pays-Bas, hg. v. Delobette, L. u. a., 2010.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Burgundischer Reichskreis. 1512/1521 sollten die Herzöge von Burgund, die Grafen von Nassau und die
Grafen und Herren von Breda, Horn (Hein), Egmond und Bergen (Bergen-op-Zoom)
den burgundischen Reichskreis bilden. 1548 wurde für die Güter Habsburgs in den
Niederlanden die Zugehörigkeit zum B.R. geklärt und ein Schutzverhältnis
vereinbart. 1551 gehörten dem burgundischen Reichskreis der Herzog von Burgund,
die Grafen von Nassau, Breda und Dillenburg sowie die Herren von Hoya, Egmond,
Bergen (Bergen-op-Zoom) und Walem (Wahlen) an. 1648 wurde die Zugehörigkeit des
burgundischen Reichskreises - ohne die inzwischen verselbständigten Niederlande
- zum Reich bestätigt. 1654 kam das 1651 vom Kaiser an Spanien abgetretene
Besançon hinzu. 1678 gingen die Freigrafschaft Burgund und andere Teile an
Frankreich verloren. 1713 kamen die verbliebenen spanischen Niederlande an Österreich,
1801 an Frankreich. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste der burgundische
Reichskreis nominell folgende Gebiete: Aarschot (Aerschot) (Herzogtum, Burgund,
Croy), Antwerpen (Markgrafschaft, Brabant, Burgund), Grimbergen (Berghes) (Fürstentum,
Brabant, Burgund), Bournonville (Fürstentum, Brabant, Burgund), Brabant
(Herzogtum, Burgund), Burgund (Herzogtum), Comines (Flandern, Burgund), Dalhem
(Grafschaft, Limburg, Burgund), (Doornik/)Tournai (Herrschaft, Burgund),
Enghien (Herzogtum, Hennegau, Burgund), Flandern (Reichsgrafschaft), Gaveren (Fürstentum,
Flandern, Burgund), Geldern (Herzogtum, Burgund), Gent (Burggrafschaft,
Flandern, Burgund), Havre (Herzogtum, Hennegau, Burgund), Hennegau (Reichsgrafschaft,
Burgund), Herzogenrath (Hertogenrade) (Herrschaft, Limburg, Burgund),
Hoogstraten (Herzogtum, Burgund, Salm-Salm), Horn (Hornes) (Fürstentum,
Brabant, Burgund), Izegem (Iseghem) (Fürstentum, Flandern, Burgund), Ligne (Fürstentum,
Hennegau, Burgund), Limburg (Herzogtum, Burgund), Luxemburg (Herzogtum,
Burgund), Mecheln (Burgund), Namur (Reichsgrafschaft),Rebecq (Rebecque) (Fürstentum,
Hennegau, Burgund), Rubempré-Everberg (Fürstentum, Brabant, Burgund),
Steenhuize (Steenhuysen) (Fürstentum, Flandern, Burgund), Tour et Tassis/Thurn
und Taxis (Fürstentum, Hennegau, Burgund), Valkenburg (Grafschaft, Limburg,
Burgund), insgesamt 600 Quadratmeilen. S. Niederlande, Belgien.
L.: Gumpelzhaimer 11, Wolff 50. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Calenberg (Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg). Kurz vor 1300 errichteten die Welfen im Kampf gegen das
Hochstift Hildesheim die Grenzburg C. östlich der Leine und südlich von
Hannover. Seit der siebenten Teilung von Braunschweig-Lüneburg im Jahre 1409
wurde sie namengebend für ein welfisches Teilfürstentum zwischen Leine und
Deister, zwischen 1432 und 1473 für das Fürstentum der Hauptlinie des mittleren
Hauses Braunschweig, die 1432 die westlichen welfischen Güter erhalten hatte.
In der Teilung von 1495 wurde C., seit 1513 verbunden mit dem Fürstentum Göttingen,
unter Herzog Erich I. erneut verselbständigt. 1584 fiel beim Aussterben der
Linie das Fürstentum Calenberg-Göttingen an Braunschweig-Wolfenbüttel. 1636 verlegte
Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg, der 1635/1636 Calenberg-Göttingen nach
dem Aussterben des mittleren Hauses Braunschweig geerbt hatte und das neue Haus
Lüneburg begründete, seine Residenz nach Hannover. Die Feste C. verfiel (1690
abgerissen). In der Folge erhielt das Land den Namen Hannover und 1692 die Kurfürstenwürde.
1705 wurde das Fürstentum Lüneburg mit der Grafschaft Hoya angeschlossen. Um
1800 umfasste das Fürstentum ein Gebiet von 48 Quadratmeilen. Es zerfiel in das
hannoverische Quartier (mit den kanzleisässigen Städten Altstadt-Hannover,
Neustadt-Hannover, Münder, Wunstorf, Pattensen, Eldagsen, den Stiften Loccum
[Lockum] und Wunstorf, den Klöstern Marienrode, Mariensee, Wennigsen,
Barsinghausen, Wülfinghausen und Marienwerder, den Kammerämtern Calenberg,
Wittenburg,Koldingen [Coldingen], Langenhagen, Ricklingen, Neustadt am Rübenberge,
Rehburg, Wölpe [Welpe] und Blumenau, den adligen Gerichten Linden, Rössing [Rössin],
Bredenbeck und den kanzleisässigen Städten Hameln und Bodenwerder, dem Stift
Sankt Bonifacii zu Hameln, den Kammerämtern Springe, Lauenstein, Ohsen,
Grohnde, Polle, Aerzen [Ärzen], Lauenau, Bokeloh und Lachem, den adligen
Gerichten Limmer, Dehnsen, Banteln, Hastenbeck [Hastenbek], Ohr und Hämelschenburg)
und das göttingensche Quartier (mit den kanzleisässigen Städten Göttingen,
Northeim, Münden, Dransfeld, Moringen, Uslar und Hardegsen, den Klosterämtern
des Stifts Sankt Blasii in Northeim, den ehemaligen Klöstern Wiebrechtshausen,
Fredelsloh oder Fredesloh, Marienstein, Weende, Mariengarten, Bursfelde und
Hilwartshausen [Hildewardeshausen], den Kammerämtern Münden, Brackenberg,
Friedland, Reinhausen [Rheinhausen], Niedeck, Brunstein, Westerhof, Moringen,
Hardegsen, Harste, Uslar, Lauenförde, Nienover und Erichsburg, den Gerichten
Hardenberg, Geismar, Adelebsen, Altengleichen, Imbsen, Gartedörfer, Waake,
Imbshausen, Jühnde, Üssinghausen [Ueßinghausen] und Oldershausen). Über Preußen
(1866) kam das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. 2011 verkauft Erbprinz Ernst
August von Hannover die von der Familie nicht mehr bewohnte Domäne C. „aus strategischen Gründen“.
L.: Wolff 436f.; Zeumer 553 II b 17; Wallner 706 NiedersächsRK 9; Schnath, G./Lübbing,
H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Calenberger Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., 1855ff., Register 1938;
Havemann, W., Geschichte des Landes Braunschweig und Lüneburg, 2, 1855,
Neudruck 1975; Spiess, W., Die Großvogtei Calenberg, 1933; Burchard, M., Die
Bevölkerung des Fürstentums Calenberg-Göttingen gegen Ende des 16.
Jahrhunderts, 1935; Pischke, G., Calenberg, LexMA 2 1983, 1395; Kalthoff, E.,
Die Geschichte der Burg Calenberg, Nds. Jb. 50 (1978); Lange, U., Landtag und
Ausschuss, 1986; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge von 1616, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 103.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Cammin (Hochstift, Fürstentum), Kammin. C.
(Kammin) in Pommern wird 1107 als pommersche Herzogsburg der Wilzen erwähnt. Um
1175 wurde dort nach einer von Otto von Bamberg errichteten Kirche ein Dom für
den Bischof von Pommern erbaut und 1182 übersiedelte der seit 1140 in Wollin
amtierende Bischof von Wollin nach C. (Kammin). Der Sprengel des 1188 dem Papst
unmittelbar unterstellten, nach Mainz größten deutschen Bistums umfasste fast
ganz Pommern, Teile Ostmecklenburgs, der Neumark und der Uckermark. 1240 überließ
der Herzog dem Bischof das Land Stargard, 1248 im Tausch hierfür das Land
Kolberg. 1276 musste das Hochstift das Land Lippehne und Schildberg
(Schiltberg) an Brandenburg verkaufen, gewann aber dafür Kolberg. Daraufhin
verlegte der Bischof seinen Sitz nach Kolberg, die Verwaltung des Hochstifts
nach Köslin. Vor 1321 erlangte der Bischof das Land Bublitz. Seit dem Eintritt
Pommerns in das Reich im 14. Jahrhundert wurde der Bischof als Reichsfürst
angesehen, 1345, endgültig 1417 und 1521 in die Reichsmatrikel aufgenommen.
1542 wurde die Reichsunmittelbarkeit bestätigt. Nach der Einführung der
Reformation (1534/1544) und dem Tode des letzten Bischofs amtierten bis 1556
protestantische Titularbischöfe unter der Hoheit des Herzogs. Danach war das
Stift praktisch eine Sekundogenitur der Herzöge
von Pommern. 1648 wurde es säkularisiert und fiel zur östlichen, 1679 auch zur
westlichen Hälfte an Brandenburg. Das protestantische Domkapitel wurde 1810
aufgelöst. Das Bistum besaß seit dem 13. Jahrhundert neben Streubesitz um C.
(Kammin) zusammenhängende Gebiete um Kolberg, Köslin und Bublitz, die
Brandenburg 1650 gegen eine Abfindung in Verwaltung übernahm. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste es ein Gebiet von 43 Quadratmeilen. S. Pommern, Polen.
L.: Zeumer 553 II b 41; Wallner 709 ObersächsRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) H/I1; III 22 (1648) G/H1; Die Territorien des Reichs 2,
182; Wehrmann, M., Geschichte Pommerns, 2. A. 1919ff.; Spuhrmann, R.,
Geschichte der Stadt Cammin in Pommern und des Camminer Domkapitels, 2. A.
1924; Müller, G., Das Fürstentum Kammin, 1929; Schulze, B., Besitz- und
siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte
1540-1800, Beiband zu Schulze, B., Brandenburg, Ämterkarte, 1935; Heyden, H.,
Kirchengeschichte Pommerns, 2. A. 1957; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum
im kirchlich-politischen Kräftespiel vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979;
Urkunden und Regesten zur Geschichte des Templerordens im Bereich des Bistums
Cammin und der Kirchenprovinz Gnesen, neu bearb. v. Irgang, W., 1987; Schmidt,
R., Kammin, LexMA 5 1990, 891f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 519. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Ceva (Markgrafschaft). Die Markgrafschaft C.
westlich von Genua stand um 1390 unter der Herrschaft der Visconti (1395 Herzöge von Mailand).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48a (1300) B/C2.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Coburg (Stadt, Residenz, Fürstentum). Die Veste
C. liegt auf ursprünglichem Königsgut, das seit 1012 in der Hand der
rheinischen Ezzonen erkennbar ist. 1056 erhielt Erzbischof Anno II. von Köln
von Königin Richenza mit Präkarievertrag die C. und übertrug sie an das Kloster
Saalfeld. Danach gehörte C. den Grafen von Andechs. Von ihnen gelangte es um
1230/1248 an die Grafen von Henneberg, die auf der Veste ihren Sitz aufschlugen
und den Ort um 1240 zur Stadt erhoben, die 1331 das Stadtrecht von Schweinfurt
erhielt. 1347/1353 fiel es an die Wettiner/Markgrafen von Meißen, die es zu
einem Vorort ausbauten und nach 1543 zur Residenz machten. Von 1572 (1596) bis
1633/1638 residierte dort die Linie Sachsen-Coburg-Eisenach bzw.
Sachsen-Coburg, 1680/1681-1699 Sachsen-Coburg, 1735-1826
Sachsen-Coburg-Saalfeld, 1826-1918 Sachsen-Coburg und Gotha. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste das Fürstentum, das sich in der Hand der Herzöge von Sachsen-Meiningen (die Städte und Ämter
Schalkau, Sonneberg, Neuhaus, Salzungen und das Amt Altenstein),
Sachsen-Coburg-Saalfeld (Stadt und Amt Coburg und die Gerichtsbezirke
Gestungshausen, Unterlauter (Lauter), Rodach, Neustadt an der Heide und
Steinheid) und Sachsen-Hildburghausen (Städte und Ämter Hildburghausen,
Eisfeld, Heldburg, Königsberg und die Klosterämter Veilsdorf [Weilsdorf] und
Sonnefeld [Sonnenfeld]) befand, ein Gebiet von 23 Quadratmeilen mit 75000
Einwohnern. 1918 trennte sich C. von Gotha und schloss sich 1920 nach
Volksentscheid an Bayern an. S. Sachsen-Coburg, Sachsen-Coburg und Gotha,
Sachsen-Coburg-Eisenach, Sachsen-Coburg-Saalfeld.
L.: Wolff 396f.; Wallner 709 ObersächsRK 12 a-c; Föhl, W., Geschichte der Veste
Coburg, 1954; Festgabe zum 900. Gedenkjahr der ersten Erwähnung der Ur-Coburg
und ihres Umlandes; Coburg mitten im Reich, hg. v. Schilling, F., Bd. 1, 2
1956, 1961; Hoech, F., Coburg. Eine fränkische Stadt, 2. A. 1965; Erdmann, J.,
Coburg, Bayern und das Reich 1918-1923, 1969; Lorenz, W., Urkundenstudien zur
Frühgeschichte der Coburg, Jb. d. Coburger Landesstiftung 1970, 317ff.; Das älteste
Coburger Stadtbuch, bearb. v. Andrian-Werburg, K. v., 1977; Wendehorst, A.,
Coburg, LexMA 2 1983, 2195f.; Coburg 1353, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 115.
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Corvey (gefürstete Reichsabtei, Bistum, Fürstentum,
Residenz). 815/816 gründeten die Vettern Kaiser Karls des Großen Adalhard und
Wala in Hethis (Hethi) in Sachsen bei Neuhaus im Solling als Propstei des
westfränkischen Klosters Corbie an der Somme ein Kloster, das Kaiser Ludwig der
Fromme 822 an seinen endgültigen Ort (Nova Corbeia, C., am Übergang des
Hellweges über die Weser) verlegte. Durch Privilegien und Schenkungen (826
Eresburg, 834 Meppen) stark gefördert errang es rasch eine führende Rolle bei
der Vermittlung der fränkischen Kultur in das neugewonnene Sachsen und besaß im
12. Jahrhundert 60 Kirchen zwischen Siegen, Halberstadt und Bremen. Im
Hochmittelalter büßte es diesen Rang freilich wieder ein und verlor sein
Herrschaftsgebiet bis auf einen kleinen Rest im unmittelbaren Umland. 1792/1794
wurde C. zum Fürstbistum erhoben, 1803 säkularisiert. Das weltliche Fürstentum
mit Höxter und 16 Dörfern (5 Quadratmeilen bzw. 275 Quadratkilometer mit 10000
Einwohnern) kam an den Erbprinzen von Nassau-Oranien (Oranien-Nassau), 1807 an
das Königreich Westphalen und 1815 an Preußen. Aus dem Domanialgut entstand
1820/1822 das Mediatfürstentum C., das 1834 von Hessen-Rotenburg an die Fürsten
von Hohenlohe-Schillingsfürst (seit 1840 Herzöge
von Ratibor, Fürsten von C.) kam. 1946 fiel C. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 332f.; Zeumer 552 II a 35; Wallner WestfälRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648), III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Abhandlungen zur Corveyer Geschichtsschreibung, hg. v. Philippi, F., 1906ff.;
Thiele, K., Beiträge zur Geschichte der Reichsabtei Corvey, 1928; Rave, W.,
Corvey, 1958; Kunst und Kultur im Weserraum 800-1600. Ausstellung des Landes
Nordrhein-Westfalen, Corvey 1966, Bd. 1ff.; Kaminsky, H., Studien zur
Geschichte der Abtei Corvey in der Salierzeit, Diss. phil. Köln 1968; Kaminsky,
H., Studien zur Reichsabtei Corvey in der Salierzeit, 1972; Föllinger, G.,
Corvey - Von der Reichsabtei zum Fürstbistum, 1978; Die alten Mönchslisten und
die Traditionen von Corvey Teil 1, neu hg. v. Honselmann, K., 1982; Prinz, J.,
Die Corveyer Annalen, 1982; Der Liber vitae der Abtei Corvey, hg. v. Schmid,
K./Wollasch, J., 1983; Kaminsky, H./Fahlbusch, F., Corvey, LexMA 3 1986, 295ff.;
Metz, W., Corveyer Studien. Die älteren Corveyer Traditionen und ihre Personen,
Archiv f. Diplomatik 34, (1988); Annalium Corbeiensium continuatio saeculi XII,
bearb. v. Schmale-Ott, I., 1989; Wiesemeyer, H., Corvey, 1990; Schütte, L., Die
alten Mönchslisten und die Traditionen von Corvey, 1992; Krüger, K., Studien
zur Corveyer Gründungsüberlieferung, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 648, 1, 2, 119.
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Crossen, Krossen (Herrschaft, Land, Residenz der
Herzöge von Glogau), poln. Krosno. C. an der Mündung
des Bober in die Oder wird 1005 erstmals erwähnt (Crosno, Crosna). Nach 1150
kam es von Polen an das Herzogtum Schlesien und als Teil von Sagan 1329 unter
die Oberhoheit Böhmens und damit zum Heiligen römischen Reich. Am Ende des nach
dem Tode Herzog Heinrichs XI. von Glogau (†
1476), der mit Barbara von Brandenburg verheiratet gewesen war, ausbrechenden
Glogauer Erbstreits gelangte 1482 das Herzogtum C. mit Bobersberg, Züllichau
und Sommerfeld an Brandenburg und wurde damit von Schlesien gelöst. 1535 wurde
es mit einem Gebiet von 30 Quadratmeilen (Stadt und Amt C., Städte Sommerfeld
und Rothenburg, Stadt und Amt Züllichau) der Neumark Johanns von Küstrin
eingegliedert. 1537 verzichteten die Herzöge von
Münsterberg auf ihre Ansprüche als Erben von Glogau. C. wurde Lehen
Brandenburgs von Böhmen. Die Markgrafen nannten sich seitdem Herzöge von Schlesien zu Crossen. 1742 endete die
Lehnsabhängigkeit von Böhmen. S. Brandenburg, Polen.
L.: Wolff 391; Wallner 708 ObersächsRK 1; Wedekind, E., Geschichte der Stadt
und des Herzogtums Crossen, 1840; Matthias, G., Chronica der Stadt und des
ehemaligen Herzogtums Crossen, hg. v. Range, C., 1853; Obstfelder, K. v.,
Chronik der Stadt Crossen, 2. A. 1925; Berbig, F., Die Erwerbung des Herzogtums
Crossen durch die Hohenzollern, 1882; Wein, K., Wo die Zeit einmündet in die
Ewigkeit. Ein Heimatbuch der Stadt Crossen/Oder, 1962; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 120.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Croy (Herzog). Das nach dem Dorf C. bei
Amiens in der Picardie benannte, altburgundisch-wallonisch-flämisch-westfälische
Geschlecht C. ist seit dem Ende des 13. Jahrhunderts bezeugt. 1397 erwarb es
die Herrschaft Chimay (Fürstentum), die es später wieder verlor. Durch die Ehe
mit Isabelle de Renty gewann Guillaume von C. Renty, Sempy und Seneghem
(Seringheim). Von Kaiser Maximilian I. erhielt C. die Reichsfürstenwürde. Im
15. Jahrhundert teilte C. sich in zwei Linien. Die Mitglieder der älteren Linie
wurden 1533 Herzöge von Aarschot ( Aerschot),
1594 Reichsfürsten und 1598 französische Herzöge
von C. 1762 erlosch die Aarschoter (Aerschoter) Hauptlinie im Mannesstamm. Die
jüngere Linie spaltete sich in zwei Zweige. Davon war die Linie Croy-Dülmen
(Croy-Solre) seit 1677 reichsfürstlich. Sie erhielt 1803 für ihre 1801
verlorenen niederländischen Güter die Reste des ehemals hochstift-münsterschen
Amtes Dülmen mit 6,5 Quadratmeilen und 8000 Einwohnern als reichsunmittelbares
Herzogtum C., das bei der Gründung des Rheinbunds 1806 an Arenberg, 1810 an
Frankreich und 1815 an Preußen fiel. Die Linie Croy-Havré (1627 Herzogtum Havré)
erlosch 1839. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Klein 147; Kleinschmidt, A., Aremberg, Salm und von der Leyen 1789-1815,
1912; Zorn, P., Die staatsrechtliche Stellung des herzoglichen Hauses Dülmen,
1917; Vaughan, R., Philipp the Good, 1970; Blockmans, W., Croy, LexMA 3 1986,
357ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Danzig (Fürsten, Freie Stadt). Die Anfänge
Danzigs sind durch archäologische Funde auf etwa 980 datiert. 997 (999) wird
die urbs Gydannyzc genannt, vielleicht abgeleitet von einem Flussnamen mit dem
Element *gud- oder von seinem slavischen Grundwort der Bedeutung feuchte
Stelle, Wiese mit dem Suffix -sk-, -sko-. Der deutsche Name entstand aus der
hypokoristischen Form Danczk. Zu dieser Zeit war D. Sitz der slawischen Fürsten
von D., die sich seit etwa 1234 Fürsten/Herzöge
von Pomerellen (Pommerellen)nannten. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts kamen
zu den slawischen Pomoranen deutsche Zuwanderer, deren Siedlungen 1263
wahrscheinlich Recht Lübecks hatten und nach dem Aussterben des pomerellischen
Herzogshauses 1294 und der Eroberung durch den Deutschen Orden 1301/1308/1309
in den Jahren 1342/1343 Recht Kulms (Culms) erhielten. Um 1300 hatte D. etwa
2000, um 1415 etwa 20000 Einwohner. 1454 fiel D. vom Deutschen Orden ab und
unterstellte sich Polen, behielt aber neben einem eigenen Gebiet weitgehende
eigene Rechte als „Freie Stadt“.
1523/1526 kam es zum Sturz des patrizischen Rates, von 1526 bis 1557 zur
Reformation. Der Grad der politischen Selbständigkeit gegenüber Polen war
unterschiedlich. Bei der ersten polnischen Teilung 1772 blieb D. unabhängig.
Bei der zweiten Teilung Polens 1793 kam es an Preußen, im Tilsiter Frieden von
1807 wurde es mit vergrößertem Gebiet (2 Quadratmeilen) Freistaat unter Abhängigkeit
von Frankreich. 1814 fiel es an Preußen. Am 10. 1./15. 11. 1920 wurde es, um
Polen einen Zugang zum Meer zu verschaffen, mit 1966 Quadratkilometern und rund
400000 Einwohnern (davon 4 % Polen) aus dem Deutschen Reich ausgegliedert und
Freie Stadt unter dem Protektorat des Völkerbunds. Am 1. 9. 1939 wurde D. dem
Deutschen Reich angegliedert und Hauptstadt des Reichsgaues Danzig-Westpreußen.
Seit 1945 stand es unter der Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische
Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Simson, G., Geschichte der Stadt Danzig, Bd. 1ff. 1913ff.; Keyser, E.,
Danzigs Geschichte, 2. A. 1928, 4. A. 1941; Creutzburg, N., Atlas der Freien
Stadt Danzig, 1936; Keyser, E., Danzigs Geschichte, 1959; Letkemann, P., Die
preußische Verwaltung des Regierungsbezirks Danzig 1815-1870, 1967; Ruhnau, R.,
Danzig. Geschichte einer deutschen Stadt, 2. A. 1988; Ramonat, W., Der Völkerbund
und die freie Stadt Danzig, 1978; Rhode, G., Die Freie Stadt Danzig 1920-1939,
(in) Europa im Zeitalter der Weltmächte, hg. v. Schieder, T., 1979; Ruhnau, R.,
Die Freie Stadt Danzig 1919-1939, 1979; Danzig in acht Jahrhunderten, hg. v. Jähnig,
B./Letkemann, P., 1985; Arnold, U., Danzig im 18. Jahrhundert, 1986, Schriften
des Komitees der Bundesrepublik Deutschland zur Förderung der Slawischen
Studien 1; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur Ost- und Westpreußens mit
Danzig 1945-1988, Bd. 1f. 1990; Danzig Gdansk, 1996; Das Danziger Pfundzollbuch
der Jahre 1409 und 1411, bearb. v. Jenks, S., 2012. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Degenberg (Herren, Grafschaft). Nach der Burg D.
bei Bogen nannte sich ein Ministerialengeschlecht, das nach dem Aussterben der
Grafen von Bogen (1242) von den Herzögen von
Bayern einen großen Teil des Bogener Erbes erhielt. 1348 wurden die Güter in
die Herrschaften Degenberg, Altnussberg und Weißenstein geteilt. Bei dem
Aussterben der 1465 in den Freiherrenstand erhobenen Familie fielen sie 1602 an
Bayern.
L.: Bleibrunner, H., Der Landkreis Bogen, 1962. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Deggendorf (Grafen). An einem wichtigen Donauübergang
bestand schon früh ein nach dem Personennamen Tekko benannter Herzogshof, der
788 Königsgut wurde. Im 10. Jahrhundert gab Herzogin Judith von Bayern den Hof
an das Stift Niedermünster in Regensburg. Im 11. Jahrhundert legten daneben die
Babenberger eine Siedlung an und übertrugen den Ort einer adligen Familie, die
sich später Grafen von D. nannte. Diese verloren 1220 ihre Güter. Im Streit
zwischen den 1242 ausgestorbenen Grafen von Bogen, den 1246 ausgestorbenen
Babenbergern und den Herzögen von Bayern
gewannen diese die Güter. 1255 kam D. zu Niederbayern. Von 1331 bis 1333 war es
Sitz einer Linie Bayern-Deggendorf.
L.: Wolff 137; Festschrift zum 1200jährigen Jubiläum der unmittelbaren Stadt
Deggendorf, 1950. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Dessau (Stadt, Herrschaft, Residenz). D. nahe
der Mündung der Mulde in die Elbe wurde vermutlich im 7. Jahrhundert von Sorben
gegründet. Zu Anfang des 13. Jahrhunderts war es Stadt. Seit 1603 war es Sitz
der Fürsten bzw. Herzöge von Anhalt-Dessau. S.
Anhalt-Dessau, Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 407; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 2, 140. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Diepholz (Herren, Grafschaft). Edelfreie Herren
von D., die aus dem Land Hadeln stammen, sind erstmals 1085 belegt. Sie
erbauten zwischen 1120 und 1160 an der oberen Hunte eine 1160 erstmals bezeugte
Burg, die zum Vorort ihrer von Mooren geschützten, zwischen den Hochstiften von
Minden, Osnabrück und Münster gelegenen Herrschaft zwischen Wildeshausen und
Bassum bzw. Levern und Rahden wurde. Wichtige Rechte gingen um 1300 von den
Welfen bzw. den Askaniern sowie den Grafen von Ravensberg zu Lehen. Weitere
Rechte bestanden im friesischen Küstenraum (Midlum), doch blieb das
Herrschaftsgebiet insgesamt bescheiden. 1512 nahmen die Herren zum Schutz gegen
Minden die Lehnshoheit des Reiches, 1531 der Herzöge
von Braunschweig-Lüneburg an. 1521 trugen sie das Amt Auburg im Südwesten den
Landgrafen von Hessen als Mannlehen auf. 1531 erwarben sie (wohl zusammen mit
der Reichslehnbarkeit) den Grafenrang. 1585 starb das Geschlecht aus. Die
Grafschaft fiel auf Grund einer Anwartschaft von 1517 an Braunschweig-Lüneburg
(bis 1665 Braunschweig-Celle, dann Calenberg), Auburg (trotz eines 1606 vor dem
Reichskammergericht angestrengten, zweihundert Jahre währenden Rechtsstreits
mit den Welfen) an Hessen. 1593 wurden die Welfen vom Kaiser belehnt. Die
Grafschaft gehörte dem westfälischen Reichsgrafenkollegium an. 1685/1723 ging
sie, um 9 (bzw. 11,5) Quadratmeilen groß, mit den Ämtern D. (mit den Vogteien
Barnstorf und Drebber) und Lemförde (mit dem Flecken Lemförde und acht Dörfern)
in Hannover auf (1823 zusammen mit der Grafschaft Hoya Landdrostei Hannover).
1816 kam nach Abfindung der Freiherren von Cornberg auch Auburg an Hannover. Über
Hannover fiel D. 1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen. S.
Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis.
L.: Wolff 356; Zeumer 554 II b 63, 11; Wallner 703 WestfälRK 18; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F.,
Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Moormeyer, W., Die
Grafschaft Diepholz, 1938; Guttzeit, E., Geschichte der Stadt Diepholz, Teil 1
1982; Dienwiebel, H., Geschichtliches Ortsverzeichnis der Grafschaften Hoya und
Diepholz, A-K, 1989; Die Grafschaften Bruchhausen, Diepholz, Hoya und Wölpe,
2000. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Dithmarschen (Gau, nahezu freie Bauernrepublik). Das
Gebiet zwischen Elbe, Eider und Wattenmeer der Nordsee war im Frühmittelalter
ein in vier Siedlungsräume gegliederter sächsischer Gau, der unter König bzw.
Kaiser Karl dem Großen christianisiert wurde. Im 11. Jahrhundert (1062) kam das
nach dem Personennamen Dietmar benannte, in ottonischer Zeit weitgehend sich
selbst überlassene Gebiet (Thedmarsgoi) durch König Heinrich IV. unter die
Herrschaft des Erzstifts Bremen. 1147 wurde es von Heinrich dem Löwen
unterworfen, 1180 fiel es wieder an Bremen. Vom 13. Jahrhundert an errangen die
durch die Kultivierung des Marschbodens wohlhabend gewordenen
Bauerngeschlechter eine weitgehende Selbständigkeit mit eigener politischer
Organisation (1448 Achtundvierziger als Vertreter der Kirchspiele, 50 Schlüter
[Schließer] und 300 Geschworene zusammen als die Vollmacht, die jeweils zuletzt
in Heide zusammenkam) und eigenem Landrecht (1321/1447, gedruckt 1487).
1473/1474 erhielten die Könige von Dänemark und Herzöge
von Holstein D. gegen den Widerspruch der Achtundvierziger von Kaiser Friedrich
III. als Lehen, wurden aber 1500 vom dithmarsischen Volksheer geschlagen. 1532
wurde die Reformation eingeführt. 1559 konnten der König von Dänemark und die Herzöge von Holstein-Gottorp (Gottorf) das Land
unterwerfen. 1580/1581 wurde die nördliche Hälfte (Norderdithmarschen mit
Heide) an Holstein-Gottorp (Gottorf) gegeben (herzoglicher Anteil), kam aber
1773 unter die Oberherrschaft Dänemarks, das bereits die südliche Hälfte (Süderdithmarschen,
königlicher Anteil) erhalten hatte. 1866 fiel es mit Schleswig und Holstein an
Preußen und kam 1946 zu Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 445f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E1; Adolfi gen.
Neocorus, J., Chronik des Landes Dithmarschen, hg. v. Dahlmann, F., Bd. 1f.
1827, 1904, Neudruck 1927; Michelsen, A., Urkundenbuch zur Geschichte des
Landes Dithmarschen, 1834; Michelsen, A., Sammlung altdithmarscher
Rechtsquellen, 1842; Chalybaeus, R., Geschichte Dithmarschens bis zur Eroberung
des Landes im Jahre 1559, 1888; Marten, G./Mäckelmann, K., Dithmarschen,
Geschichte und Landeskunde, 1927; Carstens, W., Bündnispolitik und
Verfassungsentwicklung in Dithmarschen, Zs. d. Ges. für schleswig-holstein.
Geschichte 66 (1938); Klüver, W., Dithmarschen und Schleswig-Holstein im Wandel
der Geschichte, 1951; Stoob, H., Die Dithmarscher Geschlechterverbände, 1951;
Stoob, H., Geschichte Dithmarschens im Regentenzeitalter, 1959; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 15, 34, 41, 49, 95, 96, III, 10, 31,
33, Thiadmariska, Thiadmaresgaho, Tedmarsgoi, Ditmarticorum terra, Ditmarcos,
Dietmaringenses, ‚Dithmarschen‘;
Hadel, W. v., Die Eingliederung des Landes Dithmarschen in den Verband der
Herzogtümer Schleswig und Holstein, 1963; Kamphausen, A. u. a., Dithmarschen.
Geschichte und Bild einer Landschaft, 1968; Eggers, P., Das Prozessrecht nach
dem Dithmarscher Landrecht von 1567 und seine Entwicklung bis zum Ende der
Gottorfer Herrschaft 1773, 1986; Sax, P., Werke zur Geschichte Nordfrieslands
und Dithmarschens, Bd. 7 Ergbd. Register und Ergänzungen, 1987.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Donauwörth (Reichspflege). Zur staufischen Vogtei
D. gehörte als Reichspflege D. ein mit Hochgerichtsbarkeit verbundener Bezirk südlich
der Donau. Die Pflege kam aus dem Erbe der Staufer an die Herzöge von Pfalz und Oberbayern, musste aber als
Reichsgut an König Rudolf von Habsburg herausgegeben werden. 1608 vollstreckte
Bayern die Reichsacht gegen die Reichsstadt Donauwörth und erzwang für die
Vollstreckungskosten die Verpfändung.
L.: Dacheröden 133; Wolff 136; Wallner 711 BayRK 1; Wöhrl, J., Die Reichspflege
Donauwörth, 1928f; Pfister, D., Donauwörth, 2008.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Dornstetten (Herrschaft). Das 767 (Stetten) erstmals
erwähnte D. im Schwarzwald fiel als Lehen des Hochstifts Bamberg beim
Aussterben der Herzöge von Zähringen 1218 an die
Grafen von Urach bzw. Fürstenberg, von denen es um 1270 Stadtrecht erhielt, und
kam 1320 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wößner, J./Bohn, K., Heimatbuch der Stadt und des alten Amtes
Dornstetten, 1968. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Dülmen (Grafschaft). D. im westlichen Münsterland
wird als ein aus dem Fronhof des Bischofs von Münster erwachsenes Dorf 889 in
einer Urkunde für Werden erstmals erwähnt (Dulmenni). 1802/1803 kam das Amt D.
Münsters als Grafschaft D. an die Herzöge von
Croy (Croy-Solre). 1806 wurde es dem Herzog von Arenberg zugesprochen, 1811 kam
es zu Frankreich. 1815 fiel es an Preußen, 1946 D. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Glässer, E., Der Dülmener Raum, 1968; 650 Jahre Stadt Dülmen.
Festschrift, hg. v. Brathe, H., 1961; Dülmen. Von der Bauerschaft zum zentralen
Ort, hg. v. Brathe, H., 1986; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2,
162. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Ebstorf (Stift). Um 1160 wurde südlich von Lüneburg
auf Anregung der Grafen von Dannenberg in E. ein Kanonikerstift errichtet (, in
dem vielleicht zwischen 1288 und 1314 von einem Kartenschreiber und ein bis
zwei Malern eine - 1943 verbrannte - Weltkarte im Format 358 x 356 cm
gezeichnet wurde). 1303 wurden die Herzöge von Lüneburg
Vögte. In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde E. in ein Damenstift
umgewandelt. Über Hannover und Preußen kam E. 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 434; Das Benediktinerinnenkloster Ebstorf im Mittelalter. Vorträge
einer Tagung im Kloster Ebstorf vom 22.-24. Mai 1987, hg. v. Jaitner, K., 1988;
Ebstorf, 1994; Wilke, J., Die Ebstorfer Weltkarte, 2001; Die Ebstorfer
Weltkarte, hg. v. Kulger, H., 2007. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Egisheim (Grafen), frz. Eguisheim. Die nach der
von Herzog Eberhard erbaute Burg E. südlich von Colmar benannten Grafen von E.
stammen wie die Grafen von Habsburg von den Herzögen
im Elsass (Etichonen) ab. Herzog Hugo II. begründete im 10. Jahrhundert die
Linie Egisheim-Dagsburg. 1144 starben die Grafen von E. aus und wurden von den
Grafen von Dagsburg beerbt. Bei deren Aussterben 1225 kam die Grafschaft an das
Hochstift Straßburg (obere Mundat). S. Dagsburg, Staufer.
L.: Wolff 236; Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 2 1901ff.; Legl, F.,
Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim, 1998; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 174. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Eiderstedt (Landschaft). Die heute 30 Kilometer
lange und 340 Quadratmeilen große Halbinsel E. an der Nordsee gewann im Frühmittelalter
eine verhältnismäßig große Selbständigkeit, die sie noch 1252 gegenüber dem König
von Dänemark zu wahren verstand. Später musste das Land sich unter den Schutz
der Herzöge von Gottorp (Gottorf) begeben. 1426
zeichnete es in der 1572 durch den Herzog bestätigten „Krone
der rechten Wahrheit“ sein Recht auf. Auch unter den Herzögen von Schleswig bzw. den Königen von Dänemark,
behielt es unter einem Staller (Statthalter) weitgehende Selbstverwaltung. 1866
kam es mit Schleswig zu Preußen, 1946 zu Schleswig-Holstein.
L.: Fischer, O., Eiderstedt, 1956; Fiedler, W., Halbinsel Eiderstedt, 2. A.
1967; Jessen-Klingenberg, M., Eiderstedt 1713-1864. Landschaft und
Landesherrschaft in königlich-absolutistischer Zeit, 1967; Löw, I., Die
Eiderstedter Landrechte von 1426 bis 1591, 2003; Eiderstedt, hg. v. Porada, H.
u. a., 2013. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Elmenhorst (Reichshof, Reichsdorf). Vermutlich schon
1248 verpfändete König Wilhelm von Holland den Reichshof E. bei Recklinghausen
an das Erzstift Köln, was Rudolf von Habsburg, Adolf von Nassau 1292 und
Albrecht I. 1298 bestätigten. Am 20. 1. 1300 verpfändete König Albrecht dem
Grafen Eberhard von der Mark für 1400 Mark die Reichshöfe Dortmund, E., Brackel
(Brakel) und Westhofen. Allerdings gelang es den Grafen von der Mark nicht, den
Hofesverband zu einer geschlossenen Herrschaft auszubauen, vielmehr mussten die
Herzöge von Jülich als ihre Erben 1561/1565 die
Zuordnung zu Köln bzw. Dortmund anerkennen. Über Preußen kam E. 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Hugo 470. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Elten (Stift, Damenstift, Frauenstift,
Reichsstift, Residenz). 967 gründete Graf Wichmann von Hamaland auf den
Eltenberg bei E. am Niederrhein, auf dem 944 erstmals eine Burg erwähnt wird,
ein adliges Damenstift. Dieses wurde 968 von Kaiser Otto I. bestätigt und
erhielt 973 von Kaiser Otto II. königlichen Schutz. Bald ging es an das Reich über.
1473 überließ der Herzog von Burgund den Herzögen
von Kleve die Vogtei über E. und seine umfangreichen Güter (1469 Hektar). 1802
wurde E. von Preußen in Besitz genommen. 1806/1807 kam es an das Großherzogtum
Berg, 1815 erneut an Preußen, 1946 zu Nordrhein-Westfalen. Am 23. 4. 1949 wurde
es mit etwa 20 weiteren deutschen Gemeinden (rund 70 Quadratkilometer mit etwa
10000 Bewohnern) bis zu einer endgültigen Friedensregelung mit dem Deutschen
Reich vorläufig dem Hoheitsgebiet der Niederlande zugeschlagen, am 1. 8. 1963
aber wieder zurückgeführt. Der Ort E. wurde 1975 in Emmerich eingemeindet.
L.: Wolff 494f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Gies, L.,
Elten, 1958; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945),
FS Schmelzeisen, G., 1980, 177; Binding, G., Hochelten, LexMA 5 1990, 57; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
706, 1, 2, 176. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Eppenstein (Burg, Herrschaft, Herzöge). Nach dem Aussterben der seit 916 als Grafen
im Viehbachgau nachgewiesenen, den Leitnamen Markwart führenden, in der
Karantanischen Mark bzw. in Kärnten amtierenden Eppensteiner (1122) erbauten
die Traungauer als Erben die Burg E. an der Handelsstraße von Judenburg nach Kärnten.
Die um 1135 erstmals genannte Burg war von 1242 bis etwa 1300 in den Händen der
Wildon, dann über den Landesfürsten in den Händen der Lobming, Teuffenbach und
Wallsee (Walsee). Von 1482 bis 1489 war sie von Ungarn besetzt. 1608 kam die
Herrschaft durch Kauf an die Freiherren von Schrottenbach. S. Karantanische
Mark, Kärnten, Sponheim (Spanheim), Steiermark, Traungauer.
L.: Keller, P., Eppenstein, 1956; Klaar, Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten,
Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 61 (1966); Dopsch, H.,
Eppensteiner, LexMA 3 1986, 2091f.; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in
Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 41ff.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Eppensteiner (Herzöge) s. Eppenstein (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Ernestiner (Linie). Die E. sind die ältere, 1485
entstandene, nach Kurfürst Ernst benannte Linie der Herzöge
von Sachsen aus dem Hause Wettin, die 1547 das Gebiet um Wittenberg an die
Albertiner abgeben musste und auf den Raum um Eisenach, Weimar, Jena und Gotha
beschränkt wurde. S. Sachsen, Sachsen-Coburg, Sachsen-Eisenach, Sachsen-Weimar,
Sachsen-Altenburg, Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Gotha, Sachsen-Meiningen,
Sachsen-Hilburghausen, Sachsen-Saalfeld, Thüringen.
L.: Posse, O., Die Wettiner, 1897; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 61. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Essen (Reichsabtei, gefürstete Abtei,
Residenz). E. wird anlässlich der Errichtung des adligen Damenstifts Maria,
Cosmas und Damian auf einem ehemaligen Königshof durch (Bischof) Altfrid (von
Hildesheim) um 846 (?) (860 ?) erstmals erwähnt (Asnidi). Gefördert durch die
Ottonen schuf sich das seit 874/947 zur Reichsabtei gewordene Stift, dessen Vögte
nacheinander die Grafen von Berg, die Grafen von der Mark (1288), die Herzöge von Jülich-Kleve-Berg und seit 1609/1648 die
Markgrafen von Brandenburg waren, eine kleine Herrschaft zwischen Emscher und
Ruhr (seit etwa 1300 Mittelpunkt in Borbeck). Zu ihr gehörte die Stadt Essen,
deren Bestrebungen um Reichsunmittelbarkeit 1399 und endgültig 1670
zunichtegemacht wurden. Insgesamt hatte E., dessen Äbtissin 1228 als Reichsfürstin
bezeichnet wurde, rund 3000 Bauernhöfe um E., im Vest Recklinghausen, am
Hellweg um Breisig und bei Godesberg. Durch einen Erbvogteivertrag mit den Herzögen von Kleve-Mark (1495) wurde E. politisch von
diesen abhängig. 1802/1803 kam die 3 Quadratmeilen bzw. 1,5 bis 2
Quadratkilometer große Abtei, in deren Verfassung das Damenkapitel den ersten
Stand bildete, das Herrenkapitel den zweiten und die umliegenden Adelsfamilien
den dritten, mit dem Ländchen Breisig bzw. Breisich am Rhein nach der Säkularisation
an Preußen, gehörte aber von 1806/1807 bis 1813 zum Großherzogtum Berg. 1946
fiel E. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 335; Zeumer 553 II a 37, 10; Wallner 704 WestfälRK 33; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, Jg. 1, 1881ff.; Hoederath,
H., Die Landeshoheit der Fürstäbtissinnen von Essen, Beiträge zur Geschichte
von Stadt und Stift Essen 43 (1926); Schulteis, K., 5 Karten zur Geschichte von
Altenessen und seiner Umgebung, 1928; Hübinger, P., 1100 Jahre Stift und Stadt
Essen, Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 68 (1952); Zimmermann,
W., Das Münster zu Essen, 1956; Weigel, H., Studien zur Verfassung des
Frauenstifts Essen, 1960; Küppers, L./Mikat, P., Der Essener Münsterschatz,
1966; Historischer Atlas der Stadt Essen, hg. v. Bronczek, W., 1966; Brand, J.,
Geschichte der ehemaligen Stifter Essen und Werden während der Übergangszeit
von 1806-1813 unter besonderer Berücksichtigung der großherzoglich-bergischen
Justiz und Verwaltung, 1971; Bettecken, W., Stift und Stadt Essen, 1988;
Schoppmeyer, H., Essen, LexMA 4 1989, 22; 1150 Jahre Stift und Stadt Essen,
2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 708, 1, 2, 183; Gründerjahre, hg. v. Borsdorf, U. u. a., 2005;
Essener Urkundenbuch. Regesten der Urkunden des Frauenstifts Essen im
Mittelalter, Bd. 1 bearb. v. Schilp, T., 2010 (697 Regesten, 13 Volltexte);
Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Everstein (Grafen). Nach der Burg E. (Eversten)
bei Holzminden nannten sich seit 1116/1126 Edelherren/Grafen von E. Die Familie,
die sich seit etwa 1200 in mehrere (1217 vier) Linien teilte, baute sich
zwischen Höxter/Holzminden und Hameln eine Herrschaft auf, zu der noch Güter an
der Diemel, im Eichsfeld, Vogtland sowie in Pommern kamen. Nach dem Untergang
der Staufer erzwangen die Welfen 1284 den Verkauf der Burg. Die Linien Ohsen
(bei Hameln) und Holzminden starben im 14. Jahrhundert aus, eine weitere Linie
in ihrem niedersächsischen Zweig am Ende des 14. Jahrhunderts, in ihrem dänischen
Zweig 1453. 1408 fiel das verbliebene Gebiet durch Heirat mit der Erbtochter
der vor 1429 ausgestorbenen Poller Linie an die Herzöge
von Braunschweig-Lüneburg. 1663 starb die Familie auch in ihrer pommerischen
Seitenlinie aus. 1946 kam E. zu Niedersachsen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2/3; Spilcker, B. v.,
Geschichte der Grafen von Everstein, Beiträge zur älteren deutschen Geschichte
2 (1883); Schnath, G., Die Herrschaften Everstein, Homburg und Spiegelberg,
1922, Studien und Vorarbeiten zum hist. Atlas von Niedersachsen 7; Fahlbusch,
F., Everstein, LexMA 4 1989, 142; Wieden, H. bei der, Die Grafen von Everstein,
FS R. Schmidt, 1995, 269; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 28 (mit
genealogischer Übersicht). (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Florenz (Stadt, Stadtkommune, Herzogtum), ital.
Firenze. Nach prähistorischen und etruskischen Vorläufern entstand vermutlich
im zweiten vorchristlichen Jahrhundert das römische Florentia am Arno, das um
200 n. Chr. vielleicht 10000 Einwohner hatte. Im 4. Jahrhundert wurde es Sitz
eines Bischofs, in langobardischer Zeit Sitz eines Herzogs und unter den
Ottonen Sitz eines Grafen. Noch vor 1115 setzte der Kampf um die Selbständigkeit
ein. 1125 unterwarf F. Fiesole. 1138 sind consules (Konsuln) nachweisbar. Im
13. und 14. Jahrhundert wurde die Stadt mit ihrer bedeutenden Tuchherstellung führende
Macht im mittleren Italien und zählte 1348 etwa 120000 Einwohner. Ihre Währung
(Florentiner) gewann als Gulden (abgekürzt fl.) Bedeutung weit über Florenz
hinaus. 1406 wurde Pisa erobert, 1421 Livorno erworben. 1434 kam die Familie
Medici an die Macht, die 1531 von Kaiser Karl V. zu Herzögen
erhoben wurde. 1737 fiel das Herzogtum an Österreich, 1801 als Hauptstadt an
das Königreich Etrurien Frankreichs, von 1808 bis 1814 an Frankreich, von 1814
bis 1859 an Österreich und schließlich an Sardinien bzw. 1861 an das Königreich
Italien, dessen Hauptstadt es von 1865 bis 1879 war.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D3, II 78 (1450) G5; Davidsohn,
R., Geschichte von Florenz, Bd. 1ff. 1896ff., Neudruck 1969; Caggese, R.,
Firenze dalla decadenza di Roma al Risorgimento, Bd. 1ff. 1912ff.; Panella, A.,
Storia di Firenze, 1949; Nardi, J., Istorie della città di Firenze, 1958; Lopes
Pegna, M., Firenze dalle origini al medioevo, 1962; Bargellini, P., La
splendida storia di Firenze, 1966; Grote, A., Florenz, Gestalt und Geschichte
eines Gemeinwesens, 2. A. 1968; Raith, W., Florenz vor der Renaissance. Der Weg
einer Stadt aus dem Mittelalter, 1976; Hale, J., Die Medici und Florenz, 1979;
Brucker, G., Firenze 1138-1737, 1983; Firenze e la Toscana dei Medici nell’Europa, hg. v. Garfagnini, G., 1983;
Panella, A., Storia di Firenze, 1984; Luzzati, M., Firenze e la Toscana nel
Medievo, 1986; Cardini, F., Florenz, LexMA 4 1989, 554ff.; Bouboullé, G.,
Florenz, 1989; Brucker, G., Florenz in der Renaissance, 1990; Reinhardt, V.,
Florenz zur Zeit der Renaissance, 1990; Cohn, S., Creating the Florentine
State, 1999; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001;
La Roncière, C., Firenze e le sue campagne nel Trecento, 2005; Najemy, J., A
History of Florence 1200-1575, 2006; Klapisch-Zuber, C., Retour à la cité. Les
magnats de Florence 1340-1440, 2006; Ciapelli, G., Fisco e società a Firenze
nel Rinascimento, 2009; Gualtieri, P., Il Commune die Firenze tra Due e
Trecento, 2009. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Frechen (Herrschaft). Das schon in römischer
Zeit besiedelte F. bei Köln wird 877 anlässlich einer Bestätigung Kaiser Karls
des Kahlen für die Abtei Saint-Bertin (Saint Bertin) und das Stift Saint-Omer
(Saint Omer) erstmals erwähnt. 1230 gelangte F. an die Herzöge
von Jülich und wurde Sitz einer Lehnsherrschaft und Unterherrschaft, welche die
Grafen von Jülich aus pfalzgräflichem Gut gebildet hatten. Trotz langwieriger
Auseinandersetzungen mit dem Erzstift Köln kam F. 1521 an Jülich-Kleve-Berg und
mit diesem 1609/1614 an Pfalz-Neuburg, 1815 an Preußen und 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Steinbach, F., Frechen. Zur Geschichte einer rheinischen Gemeinde, 1951;
Festschrift der Stadt Frechen aus Anlass der Erhebung zur Stadt, 1951.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Freiburg ([Grafen,] Stadt, Reichsstadt, Residenz
Habsburgs), Freiburg im Breisgau. Vermutlich 1120 gründeten die Herzöge Berthold III. und Konrad II. von Zähringen am
Handelsweg von Schwaben nach Burgund im Anschluss an ältere Siedlungen den
Marktort Freiburg. Nach ihrem Aussterben fiel er 1218 an die Grafen von Urach, die
sich seitdem Grafen von F. (Urach-Freiburg) nannten und auf der vielleicht von
Berthold II. am Ende des 11. Jahrhunderts erbauten Burg auf dem Schlossberg saßen
(Egino I. bis 1236/1237, Konrad I. 1236/1237-1271, Egino II. 1271-1316, Konrad
II. 1316-1350, Friedrich 1350-1356, Egino III. 1358-1385, Konrad III.
1385-1424, Johann 1424-1444). 1368 unterstellte sich F. im Kampf mit seinen
Grafen Habsburg. Unter dessen Herrschaft hatte es von 1415 bis 1427 während der
Reichsacht Herzog Friedrichs die Stellung einer Reichsstadt und erwarb später
die Dörfer Herdern, Betzenhausen, Lehen, Zarten, Kirchzarten, Horben sowie die
Güter und die Vogtei des Klosters Sankt Märgen im Schwarzwald. Die Grafen von
F. herrschten nur noch auf ihren südlich Freiburgs gelegenen Gütern auf Burg
Neuenfels in Badenweiler. Der letzte Graf gab 1444 seine Herrschaft Badenweiler
an die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg, die durch den Zusammenschluss der
Herrschaftsgebiete Rötteln, Sausenberg und Badenweiler das Markgräflerland
entstehen ließen. F. kam 1678 an Frankreich, 1697 wieder an Österreich und 1805
an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. a. Urach-Freiburg.
L.: Wolff 41; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Schreiber, H.,
Geschichte der Stadt und Universität Freiburg im Breisgau, Bd. 1ff. 1857ff.;
Bader, J., Geschichte der Stadt Freiburg, Bd. 1f. 1882ff.; Albert, P., 800
Jahre Freiburg, 1920; Hefele, F., Freiburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1938ff.;
Freiburg im Breisgau. Stadtkreis und Landkreis. Amtliche Kreisbeschreibung, Bd.
1 1965; Freiburg im Mittelalter, hg. v. Müller, W., 1970; Freiburg in der
Neuzeit, hg. v. Müller, W., 1970; Diestelkamp, B., Gibt es eine Freiburger Gründungsurkunde
aus dem Jahre 1120?, 1973; Keller, H., Über den Charakter Freiburgs in der Frühzeit
der Stadt, (in) FS Schwineköper, B., hg. v. Maurer, H./Patze, H., 1982; Scott,
T., Die Territorialpolitik der Stadt Freiburg im Breisgau im ausgehenden
Mittelalter, Schauinsland 102 (1983), 7ff.; Schott, C., Die Zugorte des
Freiburger Oberhofes, FS Thieme, H., 1986, 157; Nüwe Stattrechten und Statuten
der loblichen Statt Fryburg im Pryszgow gelegen, hg. v. Köbler, G., 1986;
Blattmann, M., Die Freiburger Stadtrechte zur Zeit der Zähringer, Diss.
Freiburg 1988; Boehm, L., Freiburg im Breisgau, LexMA 4 1989, 888ff.; Nassall,
W., Das Freiburger Stadtrecht von 1520, 1989; Geschichte der Stadt Freiburg,
hg. v. Haumann, H. u. a., Bd. 2 1994; Freiburg 1091-1120, hg. v. Schadek, H. u.
a., 1995; Kälble, M., Zwischen Herrschaft und bürgerlicher Freiheit, 2001; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 2, 192; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 204.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Freiburg (Freiburg im Üchtland) (Reichsstadt,
Kanton, Residenz). 1157 gründete der Herzog von Zähringen auf mit Burgund 1032
an das Reich gelangtem Gebiet die Stadt F. Sie fiel 1218 von den Herzögen von Zähringen an die Grafen von Kiburg
(Kyburg), von diesen 1264/1277 an Habsburg. 1452 unterwarf sie sich Savoyen.
1478 erhielt sie Reichsunmittelbarkeit. 1481/1506 wurde sie als neunter Ort in
die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen. Zwischen 1536 und 1538 eroberte
sie von Savoyen Romont (Romort), Estavayer und Bulle, 1544 kaufte sie fast die
gesamte Grafschaft Greyerz (Gruyères). Die Stadt wurde 1613 Sitz des Bischofs
von Lausanne und Mittelpunkt der Gegenreformation in der Schweiz.
L.: Wolff 525; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) C3; Castella,
G., Histoire du Canton de Fribourg, 1892; Zurich, P. de, Les origines de
Fribourg et le quartier du Bourg au XVe et XVe siècles, 1924; Gedenkband zur
800-Jahrfeier-Freiburg, Freiburg im Üchtland, 1957; Geschichte des Kantons
Freiburg, hg. v. Ruffieux, R., Bd. 1f. Freiburg 1981; Portmann, U., Bürgerschaft
im mittelalterlichen Freiburg, 1984; Carlen, L., Freiburg im Üchtland, LexMA 4
1989, 891f.; Die Freiburger Handfeste, hg. v. Foerster, H. u. a., 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 2, 193. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Freising (Hochstift, Residenz). Auf dem Boden des
heutigen F. bestand vermutlich schon eine römische Siedlung. Um 700 erbauten
die agilolfingischen Herzöge auf dem Domhügel
links der Isar eine 744 erstmals erwähnte Burg (castrum Frigisinga zu dem
Personennamen Frigis). 724 rief Herzog Grimoald den heiligen Korbinian († 725) nach F., der dort die Anfänge des
1020 erneuerten Klosters Weihenstephan begründete. Um 738/739 errichtete der
heilige Bonifatius das Bistum F. (Bischof Erimbert), welches das obere
Isargebiet (Landshut, Inn, Ammersee, Werdenfels) umfasste und zunächst Mainz,
seit 798 Salzburg unterstellt war. Vermutlich hat gegen 765 Bischof Arbeo von
F. das lateinisch-lateinische Synonymenlexikon mit dem Anfangswort Abrogans ins
Althochdeutsche übertragen lassen (erstes erhaltenes althochdeutsches Buch).
Das zum späteren bayerischen Reichskreis gehörige Hochstift hatte
grundherrschaftliche, unter Vogtei der Grafen von Wittelsbach stehende Güter in
Bayern, Tirol (Pustertal), Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain, erlangte
im Ringen mit den Herzögen von Bayern die
Landesherrschaft (1220 Reichsunmittelbarkeit) aber nur für das Kerngebiet um F.
(F., Grafschaften Ismaning [um 1294], Werdenfels mit Garmisch, Herrschaft
Burgrain). 1156 entriss Heinrich der Löwe dem Hochstift die Zollstelle in Oberföhring
(Föhring) zugunsten Münchens. Die 973 erlangte Grafschaft Cadore im Osten der
Dolomiten wurde 1510 von Venedig annektiert. Seit dem 13. Jahrhundert zählten
die Bischöfe zu den Reichsfürsten. 1802/1803 fielen die Güter an Bayern (mit
Reichsgrafschaft Ismaning, Werdenfels [einschließlich Reichsgrafschaft
Partenkirchen-Mittenwald] und der Herrschaft Burgrain bei Wasserburg, 15 Quadratmeilen,
11919 Einwohner).
L.: Wolff 138; Zeumer 552 II a 16; Wallner 712 BayRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) F4; III 38 (1789) D3; Meichelbeck, C.,
Historia Frisingensis, Bd. 1f. 1724ff.; Deutinger, M. v., Beiträge zur
Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising, Bd.
1-13 1850ff.; Mayer, A./Westermayer, G., Statistische Beschreibung des
Erzbistums München-Freising, Bd. 1ff. 1874ff.; Bitterauf, T., Die Traditionen
des Hochstifts Freising, Bd. 1f. 1905ff.; Ammer, A., Der weltliche Grundbesitz
des Hochstiftes Freising, (in) FG zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des
heiligen Korbinian, hg. v. Schlecht, J., 1924, 299ff.; Kriechbaum, E., Zur
Kulturgeographie des Freisinger Landes, Dt. Archiv f. Landes- u. Volksforschung
6 (1942), 310; Albrecht, D., Hochstift Freising. Die Grafschaft Werdenfels,
(in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, 1955; Alckens, A.,
Freising, Geschichte einer altbayerischen Bischofsstadt, 1964; Stahleder, H.,
Hochstift Freising, Freising, Ismaning, Burgrain, (in) Historischer Atlas von
Bayern, Teil Altbayern, 1974; Beitrag zur Geschichte, Topographie und Statistik
des Erzbistums München und Freising, hg. v. Verein für Diözesangeschichte München
und Freising, 1988; Maß, J., Das Bistum Freising im Mittelalter, 1988; Das
Bistum Freising in der Neuzeit, hg. v. Schwaiger, G., 1989; Das Erzbistum München
und Freising im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Schwaiger, G., 1989; Stahleder,
H., Freising, LexMA 4 1989, 903ff.; Freising, hg. v. Fahr, F., 1989;
Festschrift aus Anlass der Einweihung des Ämtergebäudes für das Amtsgericht und
das Vermessungsamt am Domberg in Freising, hg. v. Gössl, H, 1989; Hagen, D.,
Herrschaftsbildung zwischen Königtum und Adel, 1995; Bauer, R., Monachium
Frisingense, Oberbayerisches Archiv 126 (2002), 1;
http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/hsta-freisingertraditionen/
(Cozroh-Codex); Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 535, 1, 2, 194. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Freystadt (Herrschaft), Freistadt. 1572 mussten
die schlesischen Herzöge von Teschen die
Herrschaft F. verkaufen, die dadurch zur selbständigen Minderstandesherrschaft
wurde.
L.: Wolff 489f. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Friedek, Friedeck (Herrschaft). 1572 mussten die
schlesischen Herzöge von Teschen die Herrschaft
F. verkaufen, die dadurch zur selbständigen Minderstandesherrschaft wurde.
L.: Wolff 489. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Fürstenberg (Grafen, Fürsten, Fürstentum). Die
Grafen und Fürsten von F. leiteten sich von einer fränkischen Grafenfamilie in
Innerschwaben ab, die seit 1070 als Grafen von Urach bezeugt ist. 1218 erbten
sie über Agnes von Zähringen die Güter der Herzöge
von Zähringen um Freiburg im Breisgau sowie in der Baar bzw. im östlichen
Schwarzwald (Haslach, Steinach, Biberach im Kinzigtal) und nannten sich zunächst
nach Freiburg und seit etwa 1250 nach der zähringischen, 1175 erstmals erwähnten
Burg Fürstenberg (fürdersten Berg) bei Neudingen in der Nähe von
Donaueschingen. Weiter erhielten sie Lehen der Bischöfe von Straßburg. 1265
mussten sie aus dem Zähringer Erbe die Grafschaft Urach Württemberg überlassen.
Heinrich I. von F. gewann 1278 Villingen, die Feste F. und die Herrschaft
Dornstetten und erhielt 1283 als Vetter König Rudolfs von Habsburg durch königliche
Belehnung die Landgrafschaft Baar. Von 1286 bis 1386 teilte sich eine jüngere
Linie mit Residenz in Haslach im Kinzigtal ab. Nach 1408 spaltete sich von der
Linie Baar die ältere Linie Kinzigtal ab (bis 1490). 1305 ging Bräunlingen,
1325/1326 Villingen, später außerdem Freiburg an Habsburg, 1320 Dornstetten an
Württemberg verloren, doch wurde 1488 Eschingen bzw. Donaueschingen gewonnen.
Der Verlust von Reichslehen im Renchtal sowie der Herrschaft Dornstetten wurde
durch den Erwerb der Herrschaft Wolfach ausgeglichen. 1509 reichte die
Grafschaft F., die zeitweise durch mehrere Linientrennungen aufgespalten war,
dann aber wieder zusammenkam, vom Feldberg bis zum Kniebis und von der Donau (Möhringen)
bis zum Schönenberg. Durch Heirat fiel 1534 aus werdenbergischem Erbe die
Landgrafschaft Heiligenberg an, 1627 von den Grafen von Helfenstein die Herrschaften
Wildenstein, Messkirch, Gundelfingen und Neufra, 1636 ein Anteil an Wiesensteig
sowie 1639 die Landgrafschaft Stühlingen mit der Herrschaft Hewen (Hohenhewen),
so dass sich die Güter innerhalb von hundert Jahren insgesamt vervierfachten.
Nach dem Tod Graf Friedrichs II. (†
1559) entstanden aus der Baarer Linie die jüngere Kinzigtaler Linie, von der
sich 1614 eine Messkircher und eine Stühlinger Linie abspalteten und eine
Heiligenberger Linie (bis 1716). 1664 wurde die (1716 ausgestorbene und von der
Linie Messkirch beerbte) Linie Heiligenberg in den Reichsfürstenstand erhoben
(1667 Sitz und Stimme in der Reichsfürstenbank), 1716 das ganze Haus. 1744
wurden die Güter nach Aussterben der Messkircher Linie durch die Stühlinger
Linie in dem Fürstentum F. mit Residenz in Donaueschingen zusammengefasst. Am
Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Fürsten zu F. weiter die Herrschaften
Hausen, Wartenberg, Prechtal, Romberg, Lenzkirch, Schenkenzell, Waldsberg,
Schlatt am Randen, Aulfingen und Hausen vor Wald, die Stadt Hüfingen, die
Obervogteiämter Blumberg, Engen, Haslach, Löffingen, Möhringen, Neufra,
Neustadt, Stühlingen und Trochtelfingen und die Oberämter Heiligenberg, Hüfingen,
Jungnau, Messkirch und Wolfach. Wegen Waldsberg und Stetten zählten die Fürsten,
die bereits 1488 als Grafen Mitglieder der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild,
Teil im Hegau und am Bodensee gewesen waren, zum Kanton Hegau und wegen
Kluftern und Efrizweiler zum Bezirk (Quartier) Allgäu-Bodensee des
Ritterkreises Schwaben. 1804 erlosch die fürstliche Hauptlinie. Titel und Gut
kamen an eine österreichisch-böhmische Nebenlinie. 1806 wurde F. mit 20000
Quadratkilometern und 100000 Einwohnern unter Baden, Württemberg und
Hohenzollern-Sigmaringen aufgeteilt. Auf 1945 verlorenen böhmischen Nebengütern
und in Österreich waren im 19. Jahrhundert neue Seitenlinien entstanden.
L.: Wolff 171; Zeumer 553 II b 55, 61, 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Ruch Anhang 3, 77, 82; Fürstenbergisches
Urkundenbuch, hg. v. Riezler, S./Baumann, F., Bd. 1ff. 1877ff.; Riezler, S.,
Geschichte des fürstlichen Hauses Fürstenberg bis 1509, 1883; Tumbült, G., Das
Fürstentum Fürstenberg von seinen Anfängen bis zur Mediatisierung im Jahre
1806, 1908; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Link, R., Verwaltung und Rechtspflege im Fürstentum Fürstenberg in den letzten
Jahrzehnten vor der Mediatisierung (1744-1806), Diss. phil. Freiburg, 1942;
Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialgeschichtlichen
Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Vetter, A., Geschichte der Stadt Fürstenberg,
1960; Bader, K., Landes- und Gerichtsordnungen im Gebiet des Fürstentums Fürstenberg
(15.-17. Jahrhundert), FS G. Schmelzeisen, 1980, 9; Eltz, E., Die Modernisierung
einer Standesherrschaft, 1980; Asch, R., Verwaltung und Beamtentum der gräflich-fürstenbergischen
Territorien vom Ausgang des Mittelalters bis zum schwedischen Krieg
(1490-1632), 1986; Eberl, I., Fürstenberg, LexMA 4 1989, 1037; Die Fürstenberger,
1994; Mauerer, E., Südwestdeutscher Reichsadel im 17. und 18. Jahrhundert,
2001. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Gams (Reichsdorf), Gambs. G. in der Schweiz
im heutigen Kanton Sankt Gallen?). Campesias wird 835 erstmals genannt. Zunächst
gehörte es zur Herrschaft Sax. Nach einer Erbteilung um 1360 bildete es eine
eigene Herrschaft. 1393 verkaufte Eberhard der Ältere von Sax G. mit Burg
Hohensax für 20000 Gulden an die Herzöge von Österreich.
1398 erhielt sein Neffe Eberhard der Jüngere von Sax die Herrschaft als Lehen Österreichs.
Über eine Erbtochter kam sie an Kaspar von Bonstetten. Auf Bitte der Leute von
Gams kauften Schwyz und Glarus 1497 die Herrschaft, die in der Reformation
katholisch blieb. Als Reichsdorf erschien Gams erstmals 1609 bei dem 1603-1605
als Erzieher im Dienst der Herren von Sax/Hohensax stehenden Melchior Goldast
von Haiminsfeld (Haimisfeld). 1797 kam Gams zum Kanton Linth, 1803 zum Kanton
Sankt Gallen der Schweiz.
L.: Goldast, Reichshandlung 1609, Einleitung; Jenichen 12; Hugo 475;
Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz Bd. 3 (1926), 388.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Geldern (Grafschaft, Herzogtum, Residenz). Am
Ende des 11. Jahrhunderts (Gerhard Flamens 1033-1057, Graf Gerhard 1061-1067,
nach Lieven Gerhard I. † nach 1033, Gerhardus Flamens † 1082, Gerhard I. von Wassenberg-Geldern
um 1060-um 1129) erscheinen im Raum des Herzogtums Niederlothringen als
Nachkommen der Konradiner die Grafen von G. (1085-1118 auch von Wassenberg bei
Erkelenz) mit Sitz in der Burg G. (1096 de Gelre) an der Niers. Sie hatten
Vogteien in G., Erkelenz und Roermond sowie Eigengut östlich der unteren Maas
(Obergeldern). Um 1120 erheiratete Graf Gerhard II. über Irmgard von Zutphen
die durch die Grafschaft Kleve hiervon getrennte Grafschaft Zutphen an der
Yssel/Ijssel und die Herrschaft Arnheim. Später erlangten die Grafen die Vogtei
des Utrechter Marienstifts. 1247 erzwangen sie gegenüber König Wilhelm von
Holland die Verpfändung der Reichsvogtei Nimwegen mit der Reichsstadt Nimwegen
(Nijmwegen) (sog. Nimwegener Reich) und Emmerich, so dass die Grafen ein
bedeutendes Herrschaftsgebiet zwischen Maas und Roer bis zur Zuidersee hatten.
Nach der im Kampf um das schwiegerväterliche Herzogtum Limburg gegen Brabant
1288 erlittenen Niederlage von Worringen wurden die Grafen von den Ständen abhängig.
1339 erhielt Graf Reinald II. den Herzogstitel. 1371 starb das Geschlecht im
Mannesstamm aus. Im geldrischen Erbfolgekrieg (1371-1379) fiel G. (1377/1379)
an die durch Heirat verbundenen Grafen bzw. Herzöge
von Jülich, wurde nach dem Erlöschen Jülich-Gelderns im Mannesstamm im Erbwege
1423 unter den von den Ständen gewählten Grafen von Egmond/Egmont aber wieder
selbständig. 1472 verpfändete Arnold von Egmond das Herzogtum an Karl den Kühnen
von Burgund, der es 1473 eroberte, vom Kaiser belehnt wurde und Teile Gelderns
an Kleve (u. a. Goch [1614 Preußen]) gab. Mit Burgund fiel G. nach dem
Aussterben der 1492 wieder selbständig gewordenen Grafen von Geldern (1538) mit
den vier Quartieren Arnheim, Roermond, Zutphen und Nimwegen letztlich an
Habsburg, das G. 1543 nach zeitweiliger Lösung (seit 1538 unter Jülich-Kleve-Berg)
den habsburgischen Niederlanden im burgundischen Reichskreis einverleibte und
1548 dem burgundischen Reichskreis zuteilte. 1578/1579 löste sich unter dem
Statthalter Johann von Nassau der größte Teil Gelderns (Nimwegen, Zutphen,
Arnheim) von Habsburg und schloss sich den Generalstaaten als Provinz
Gelderland an (Utrechter Union). Der südliche Teil (Oberquartier G. südlich von
Kleve um G. und Venlo, Obergeldern) fiel nach dem 1702 erfolgten Aussterben der
Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von England) als Ersatz für Oranien)
1713 im Frieden von Utrecht an Preußen (G., Straelen, Wachtendonck bzw.
Wachtendonk, Kessel, Kriekenbeck [Kriekenbeek]). 1715 erwarben die
Generalstaaten noch Venlo, Stevensweert und Montfoort (Montfort), 1719 nahm
Pfalz-Neuburg Erkelenz, so dass bei den österreichischen Niederlanden nur
Roermond und die Herrschaften Daelenbroeck (Dalenbroek), Swalmen, Wessem und
Elmpt verblieben. Der österreichische Teil wurde 1801, der preußische Teil
1795/1801 an Frankreich abgetreten. 1815 kam der österreichische Teil an die
Niederlande. Der preußische Teil ging bis auf einige Stücke, die an die
Niederlande fielen (Kessel, alles Land eine halbe Meile landeinwärts vom
Maasufer), 1946 in Nordrhein-Westfalen auf.
L.: Wolff 66; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 6 (1378)
C2, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) B2; Nettesheim, L., Geschichte von Stadt und
Amt Geldern, 1863, Neudruck 2. A. 1963; Sloet v. de Beele, L., Oorkondenboek
der graafschappen Gelre en Zutfen, Teil 1ff. 1872ff.; Heidrich, P., Der
geldrische Erbfolgestreit 1537-43, 1896; Gouda Quint, P./Gouda Quint, S.,
Bibliographie van Gelderland, Bd. 1ff. 1910ff.; Holthausen, H., Verwaltung und
Stände des Herzogtums Geldern preußischen Anteils im 18. Jahrhundert, Diss.
phil. Bonn 1916; Heimatbuch des Landkreises Geldern, 1964; Ebe-John, E.,
Geldern, eine niederrheinische Festung, 1966; Jappe Alberts, W., Geschiedenis
van Gelderland, 1966; Der Landkreis Geldern, hg. v. Ebbert, F., 1967; Nikolay,
W., Die Ausbildung der ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während
des 13. und 14. Jahrhunderts, 1985; Frankewitz, S., Die geldrischen Ämter
Geldern, Goch und Straelen im späten Mittelalter, 1986; Hövelmann, G., Geldern
- Preußens Maasprovinz (1713-1794), Rhein. Vjbll. 50 (1986); Schiffer, P., Die
Grafen von Geldern im Hochmittelalter (1085-1229), 1988; Venner, G., Die
Grafschaft Geldern vor und nach Worringen, Bll. f. dt. LG. 124 (1988), 267ff.;
Herborn, W., Geldern, LexMA 4 1989, 1198 ff; Nijsten, G., Het hof van Gelre,
Diss. phil. Nimwegen 1992; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 130;
Gelre - Geldern - Gelderland, hg. v. Stinner, J. u. a., 2001; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 71, 793, 1, 2, 207; Nijsten, G., In the Shadow of Burgundy, 2004; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 401, 2, 217; Geldern, hg. v.
Landschaftsverband Rheinland, 2006; Lieven, J., Adel, Herrschaft und Memoria,
2008; Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 289.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Genf (Hochstift). Gegen 400 erscheint in dem
ehemaligen Hauptort der keltischen Allobroger am Ausfluss der Rhone aus dem von
ihr gebildeten See ein seit 450 zur Erzdiözese Vienne gehöriger Bischof von G.,
dessen Diözese sich bis zum Mont Cenis, Großen Sankt Bernhard und Waadtland
erstreckte. Von 443 bis 461 war an seinem Sitz der Hauptort des Reiches der
Burgunder. 534 geriet das Gebiet unter die Herrschaft der Franken. Beim Zerfall
des karolingischen Reiches kam G. 887 zum Königreich Burgund und damit 1032 an das
deutsche Reich. Der Bischof galt als Reichsfürst. 1156 gelangte die Vogtei über
das Hochstift von den Grafen von G. durch Friedrich I. Barbarossa an die Herzöge von Zähringen, welche die Rechte des Bischofs
minderten. Seit dem 13. Jahrhundert wirkten die Grafen von Savoyen in gleicher
Richtung. 1365 erhob Kaiser Karl IV. die Grafen zu Reichsvikaren und leitete
damit die völlige Lösung des Hochstifts vom Reich ein. Nachdem der Bischof,
weil er die Herrschaft über die seit 1526 mit Bern und Freiburg verbündete
Stadt an Savoyen übertragen wollte, 1533 zum Wechsel nach Annecy gezwungen
worden war, verlor das Bistum bzw. Hochstift seinen Sitz im Reichsfürstenrat.
L.: Wolff 538; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Geisendorf, P.,
Bibliographie raisonée de l'histoire de Genève, Paris 1967; Binz, L., Le diocèse
de Genève, 1980; Le diocèse de Genève-Annecy, hg. v. Baud, H., 1985; Histoire
de Genève, hg. v. Guichonnet, P., 3. A. 1986; Santschi, C., Genf, LexMA 4 1989,
1228ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 537, 1, 2, 211. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Gengenbach (Reichsabtei). Um 748/753 gründeten
iroschottische Mönche in G. (Genginbach) bei Offenburg eine Benediktinerabtei.
Sie wurde um 820 Reichskloster. 1007 gab sie Kaiser Heinrich II. an das
Hochstift Bamberg. Vögte waren seit Anfang des 12. Jahrhunderts die Herzöge von Zähringen, dann die Staufer, die Bischöfe
von Straßburg und seit 1296 die Inhaber der Reichslandvogtei Ortenau, wodurch
G. wieder Reichsabtei wurde. Von der Abtei ausgehend entstand der Ort G., dem
der Abt 1230 Stadtrecht verlieh. 1751 wurde die Abtei reichsunmittelbar. Sie
gehörte dem schwäbischen Reichskreis und dem schwäbischen Reichsprälatenkollegium
an. 1803 wurde die Reichsabtei, die ohne weiteres Gebiet war, mediatisiert und
kam an Baden, das sie 1803/1807 aufhob. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 192; Zeumer 552 II a 36, 16; Wallner 690 SchwäbRK 101; Schroeder
303ff.; Sutter, O./Wohleb, J., Gengenbach, 1952; Gengenbach. Vergangenheit und
Gegenwart, hg. v. Schaaf, P., 1960; Reden-Dohna, A. v., Kloster Gengenbach und
das Reich, ZGO 133 (1985), 157ff.; Eberl, I., Gengenbach, LexMA 4 1989, 1232f.
; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 223
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Geyern (reichsritterschaftlicher Ort). 1276
vergaben die Herzöge von Bayern die ihnen als
Reichsgut zugefallene Burg G. bei Weißenburg, nach der sich die von den Grafen
von Hirschberg mit dem Amt der Schenken des Hochstifts Eichstätt begabten
Ministerialen von Hochstetten bald nannten. Über eine Erbtochter fielen drei
Viertel ihrer Güter an die Ehenheim. Als Afterlehen der Markgrafen von Ansbach
hatten beide Familien das reichslehnbare Halsgericht Nennslingen. 1599 folgten
den Ehenheimern die Markgrafen von Ansbach. 1796 erzwang Preußen die Huldigung
seitens der dem Ritterkanton Altmühl aufgeschworenen Schenken von G. auf Syburg
(1470 erworben). 1806 fiel G. an Bayern. S. Schenk von G.
L.: Wolff 107. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Glogau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz des
Herzogs von Glogau der Piasten). G. in Niederschlesien erscheint 1010 als
polnische Herzogsburg. Seit dem 12. Jahrhundert strömten deutsche Siedler zu.
1251 gründete dort Herzog Konrad I. von Niederschlesien anlässlich einer
Erbteilung (1248/1252) eine neue Linie der Piasten.1253 erhielt die Stadt G.
Magdeburger Recht. 1273/1274 teilten Herzog Konrads I. drei Söhne das Gebiet
und nannten sich Herzöge von Sagan, Steinau und
G. Herzog Heinrich III. von G. (†
1309) konnte seine Herrschaft über fast ganz Polen ausdehnen. 1312/1322 wurden
Wohlau und Oels abgetrennt. 1331 kam G., wie die meisten schlesischen Fürstentümer
seit 1329, unter die Lehnshoheit Böhmens, das einen Teil des Gebiets besetzte.
1368 wurde das Herzogtum G. erneut geteilt. Eine Hälfte fiel an die Herzöge von Sagan, die andere an den König von Böhmen
(und Kaiser Karl IV.) und von diesem 1383 an die Herzöge
von Teschen, 1476 nach dem Aussterben der Glogauer Hauptlinie an König Matthias
Corvinus von Ungarn. 1482 wurde Crossen (Krossen) mit Bobersberg, Züllichau und
Sommerfeld an Brandenburg verkauft. Matthias Corvinus' nichtehelicher Sohn
Johann Corvinus vereinigte beide Teile Glogaus wieder und vergab sie als Lehen
an Prinz Johann Albert (1492-1498) und König Sigismund von Polen (1498-1506).
Seit 1506 war G. kein selbständiges Herzogtum mehr, kam 1508 von Polen an Böhmen
zurück und fiel 1526 mit diesem an Habsburg. 1632-1634 trug Wallenstein
nochmals den Titel eines Herzogs von G. 1742 ging G., das einen Flächeninhalt
von 83 Quadratmeilen aufwies und in die Kreise G., Freystadt (Freistadt),
Guhrau, Sprottau, Grünberg (Grüneberg) und Schwiebus gegliedert war, an Preußen
über. 1945 kam es unter die Verwaltung Polens sowie 1990 als politische Folge
der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 485f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H3; Stamm- und Übersichtstafeln
der schlesischen Fürsten, hg. v. Wutke, K., 1911; Blaschke, J., Geschichte der
Stadt Glogau und des Glogauer Landes, 1913; Geschichte Schlesiens, hg. v. d.
hist. Komm. f. Schlesien, Bd. 1 1961; Bein, W., Glogau in alten Ansichten,
1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 215. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Glogau-Sagan, (Sagan) (Herzogtum, Herrschaft). Sagan
am Bober in Niederschlesien wird 1202 erwähnt. Vor 1280 wurde bei der dortigen
Burg eine Stadt zu deutschem Recht angelegt. Sie war von 1273/1397 bis 1472
Residenz eines Teilherzogtums der schlesischen Piasten. 1329 kam G. unter die
Lehnshoheit Böhmens. 1472 wurde Sagan an das Haus Wettin verkauft. 1504 starben
die Herzöge von G. aus. 1549 kam G. an Habsburg,
1740 an Preußen. Von 1628 bis 1634 war die Herrschaft Sagan im Besitz
Wallensteins, von 1646 bis 1786 der Fürsten Lobkowitz. Nach dem Verkauf durch
diese kam Sagan mit 20 Quadratmeilen Gebiet (den Städten Sagan, Priebus,
Naumburg und Freiwaldau) als preußisches Lehnsfürstentum 1786 an Herzog Peter
Biron von Kurland, über dessen Tochter Dorothea an das Haus Talleyrand-Périgord.
1929 erlosch der Titel eines Herzogs von Sagan. 1945 fiel Sagan unter die
Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an
Polen. S. Sagan
L.: Wolff 486; Leipelt, A., Geschichte der Stadt und des Herzogtums Sagan,
1853; Wolff, O., Kritische Sichtung der Geschichte der Stadt und des Herzogtums
Sagan, wie sie namentlich von A. Leipelt dargestellt worden ist, 1859;
Heinrich, A., Geschichte des Fürstentums Sagan, 1911; Sieber, H., Schlösser und
Herrensitze in Schlesien, 1957; Handke, K./Steller, G., Beschreibung der
schlesischen Kreise Sagan und Sprottau, 1968. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Gonzaga (Fürsten). Nach der Burg G. bei Mantua
benannte sich ein seit dem 12. Jahrhundert nachweisbares Fürstengeschlecht
(Corradi di G.). Es gewann 1328 die Signorie Mantua und wurde 1329 von Kaiser
Ludwig dem Bayern mit dem Reichsvikariat Mantua belehnt. 1362 wurde es durch
den Kaiser zu Grafen, 1433 zu Markgrafen und 1530 zu Herzögen
von Mantua erhoben. 1536 erwarb es die Markgrafschaft Montferrat. Die
Hauptlinie erlosch 1627 (mantuanischer Erbfolgekrieg), die Nebenlinien Bozzolo
1703, Novellara 1728, Guastalla 1746 und Luggara 1794.
L.: Klein 164; Brinton, S., The Gonzaga-Lords of Mantua, 1927; Mantova, 1: La
storia, hg. v. Coniglio, G., Bd. 1ff. 1958ff.; Coniglio, G., I Gonzaga, 1967;
Il tempo dei Gonzaga, 1985; Biondi, A., Gonzaga, LexMA 4 1989, 1556f.;
Severidt, E., Familie, Verwandtschaft und Karriere bei den Gonzaga, 2002.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Göttingen (Fürstentum, Residenz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg). G. an der Leine
wird als Dorf Gutingi 953 erstmals erwähnt. 1211/1212 erhielt der Ort
vermutlich Stadtrecht. Ab 1235 gehörte Göttingen zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg.
Von (1291 bis 1292 und von) 1345 bis 1463 war es Sitz des Fürstentums G.
(Oberwald), das von Münden (Hannoversch Münden) bis Hahausen bei Bockenem
reichte. Im Kampf mit dem Landesherren erlangte die Stadt weitgehende Selbständigkeit.
Das Fürstentum kam nach seiner Zerrüttung unter Otto dem Quaden 1435/1442/1463
an das Fürstentum Calenberg des mittleren Hauses Braunschweig, das 1498/1584 in
Münden residierte, und ging schließlich in Hannover auf (1692). Es gehörte dem
niedersächsischen Reichskreis an. Über Preußen (1866) gelangte G. 1946 zu
Niedersachsen. S. Braunschweig-Göttingen.
L.: Wolff 437; Wallner 706 NiedersächsRK 9; Mager, F./Spiess, W., Erläuterungen
zum Probeblatt Göttingen der Karte der Verwaltungsgebiete Niedersachsens um
1780, 1919; Saathoff, A., Geschichte der Stadt Göttingen, Bd. 1f. 1937ff.;
Fahlbusch, O., Topographie der Stadt Göttingen, 1952; Bartel, G., Der ländliche
Besitz der Stadt Göttingen, 1952; Fahlbusch, O., Der Landkreis Göttingen in
seiner geschichtlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Entwicklung, 1960; Kühlhorn,
E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Ronge, R./Hoffmann, W., Der
Landkreis Münden. Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, 1970; Kalthoff, E.,
Geschichte des südniedersächsischen Fürstentums Göttingen und des Landes Göttingen
im Fürstentum Calenberg (1285-1584), 1982; Pischke, G., Die Landesteilungen der
Welfen im Mittelalter, 1987; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 218; DIe Schatzverzeichnisse
des Fürstentums 1418-1527, bearb. v. Dolle, J., 2011.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Gottorf s. Gottorp (Burg, Herzöge [,Herzogtum], Residenz des Bischofs von Schleswig bzw. Herzogs von Schleswig bzw. Schleswig-Holstein-Gottorp) (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Gottorp, Gottorf (Burg, Herzöge
[,Herzogtum], Residenz des Bischofs von Schleswig bzw. Herzogs von Schleswig
bzw. Schleswig-Holstein-Gottorp). Zwischen 1161 und 1268 entstand im innersten
Wasserwinkel der Schlei die Wasserburg G. der Bischöfe von Schleswig. Vor 1268
kam sie an Herzog Erik Abelson, 1340 an die Grafen von Schauenburg
(Schaumburg), 1459 an den König von Dänemark. Unter Herzog Adolf von
Holstein-Gottorp (Schleswig-Holstein-Gottorf, Holstein-Gottorf) begann seit
etwa 1565 die selbständige Entwicklung eines eigenen Herzogtums. Seit 1713 war
das Schloss G. Sitz des Statthalters des Königs von Dänemark. S.
Holstein-Gottorp(-Oldenburg) bzw. Holstein-Gottorf.
L.: Brandt, O., Geschichte Schleswig-Holsteins, 5. A. 1957; Brandt, O./Klüver,
W., Geschichte Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 223.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Graisbach, Lechsgemünd-Graisbach (Grafen). Nach
der Burg G. bei Donauwörth - aber auch nach der 1248 zerstörten Burg Lechsgemünd
bei Marxheim - benannten sich Grafen von G. (1091 Kunrad de Lecheskemundi). Sie
hielten das Hochgericht im Gau Sualafeld, das als kaiserliches, später
bayerisches Landgericht bis 1523/1550 seinen Sitz auf der Burg hatte, und
hatten reiche Güter zwischen Wörnitz und Donau. 1302/1304 verkauften sie das
Landgericht außerhalb ihres eigenen Herrschaftsbereiches an den Grafen von
Hirschberg, von dem es 1305 die Herzöge von
Bayern erbten. 1327 starb das Geschlecht mit Bischof Gebhart von Eichstätt in
der Manneslinie aus. Die verbliebenen Güter kamen an Bertold IV. von Neuffen,
wurden aber 1342 nach Bertolds Tod von Kaiser Ludwig dem Bayern zugunsten
Bayerns eingezogen. 1550 wurde das Landgericht nach Monheim verlegt.
L.: Wolff 140; Tyroller, F., Die Grafen von Lechsgemünd und ihre Verwandten,
Neuburger Kollektaneenblatt 107 (1953), 9ff.; Pohl, W., LexMA 4 1989, 1637.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Greifen (Geschlecht). Der vor 1124
christianisierte Wartislaw I. († um 1135) und sein Bruder Ratibor († 1155/1156) sind die ältesten bekannten
Mitglieder der Herzöge der Pomoranen, deren
Nachfolger 1181 die Anerkennung ihres Herrschaftsgebiets als
reichsunmittelbares Herzogtum Pommern (Reichslehen) erreichten, seit 1214 einen
Greifen im Wappen führten, sich im 15. Jahrhundert selbst nach diesem benannten
und mit Bogislaw XIV. 1637 in männlicher Linie ausstarben. S. Pommern.
L.: Wehrmann, M., Genealogie des pommerschen Herzogshauses, 1937; Hofmeister,
A., Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses,
1938; Schmidt, R., Greifen, LexMA 4 1989, 1694f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 74. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Grubenhagen (Herzogtum, Fürstentum, Residenz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg). Die nach dem
Ministerialengeschlecht der Grube benannte, 1263 erstmals bezeugte Burg G. südlich
Einbecks war seit 1285/1286 (, spätestens seit Anfang 1291) Sitz einer Linie
(des alten, 1267/1269 durch Teilung des 1235 geschaffenen Herzogtums
Braunschweig-Lüneburg entstandenen Hauses) der Herzöge
von Braunschweig. Die Herrschaft des Fürstentums G. umfasste vor allem alte
(katlenburgische) Güter am südlichen Rand des Harzes. 1342/1358 musste G. die
Mark Duderstadt an das Erzstift Mainz verkaufen. 1596 erlosch die Grubenhagener
Linie der Welfen. Das aus zwei räumlich getrennten Teilen bestehende, zunächst
von Braunschweig-Wolfenbüttel besetzte, aber 1617 an Lüneburg abgetretene und
1665 an Calenberg fallende Fürstentum G. umfasste die Städte Einbeck und
Osterode, die landesherrschaftlichen Kammerämter Rotenkirchen (Rothenkirchen),
Salzderhelden, Katlenburg, Osterode, Herzberg, Scharzfeld, Radolfshausen und
Elbingerode, das Gericht Rüdigershagen (Rüdigershausen) und den Harz und seine
Bergwerke. Über Hannover und Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 zu
Niedersachsen. (S. Braunschweig-Grubenhagen.)
L.: Wolff 435; Zeumer 553 II b 18; Wallner 707 NiedersächsRK 15; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F 3; Max, G., Geschichte des Fürstentums
Grubenhagen, Bd. 1f. 1862f.; Max, G., Urkundenbuch zur Geschichte des Fürstenthums
Grubenhagen, 1863, hg. v. Ohainski, U, 2001; Zimmermann, P., Das Haus
Braunschweig-Grubenhagen, 1911; Heine, M., Das Gebiet des Fürstentums
Braunschweig-Grubenhagen und seine Ämter, 1942; Schnath, G./Lübbing, H./Engel,
F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Heimatchronik
des Kreises Einbeck, 1955; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im
Mittelalter, 1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler
Herzöge um 1616, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 237.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Grüssau (Kloster). 1242 gründeten die Herzöge von Schlesien das Benediktinerkloster G. am
Riesengebirge. 1292 wurden die Benediktiner durch Zisterzienser ersetzt. Das
Kloster erwarb im 14. Jahrhundert fast 40 Dörfer und die beiden Städte Liebau
und Schömberg und behielt diese Güter bis zur Säkularisation durch Preußen im
Jahre 1810. S. Niederschlesien, Polen.
L.: Wolff 476; Rose, A., Abtei Grüssau, 1930; Grundmann, G., Kloster Grüssau,
1944; Lutterotti, N. v., Vom unbekannten Grüssau, 3. A. 1962; Rose, A., Kloster
Grüssau, 1974. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Gültlingen (Reichsritter). Vom 16. Jahrhundert bis
1805 zählten die erstmals um 1100 genannten, 1488 an der Rittergesellschaft
Sankt Jörgenschild, Teil Neckar, beteiligten und 1495 zu Erbkämmerern der Herzöge von Württemberg ernannten G. mit Pfäffingen
(bis 1699) und Deufringen und am Ende des 18. Jahrhunderts mit Berneck samt Überberg
und Zumweiler (Zinnweiler), Garrweiler, Gaugenwald, Heselbronn und Lengenloch
zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Seit 1762 war die Familie wegen
erheirateter Anteile an Adelmannsfelden auch im Kanton Kocher immatrikuliert.
Die Oberherrlichkeit über den schon im frühalemannischer Zeit besiedelten Ort
G. kam 1363 mit der Herrschaft Wildberg von den Grafen von Hohenberg an die
Pfalz und 1440 an Württemberg. Damit gelangte G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 64; Hellstern 154, 205,
218; Schulz 263; Nagolder Heimatbuch, hg. v. Wagner, G., 1925.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Güstrow (Burg, Stadt, Residenz des Herzogs von
Mecklenburg). G. südlich von Rostock war bis 1695 Sitz der Herzöge von Mecklenburg-Güstrow. S. Mecklenburg-Güstrow,
Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Wolff 443; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 239. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Guttenberg (Freiherren, Reichsritter). Kurz vor
1320 wurde die Burg G. am Obermain errichtet, nach der sich ein
Ministerialengeschlecht der Herzöge von
Andechs-Meranien nannte, das seit 1149 als von Plassenburg greifbar ist. Es war
Lehnsträger für die Burggrafen von Nürnberg sowie die Hochstifte Würzburg und
Bamberg. Innerhalb der Reichsritterschaft gehörte es den Kantonen Rhön-Werra
(1650-1801/1802 mit Kleinbardorf), Baunach (spätes 16. Jahrhundert, 1750-1806
mit Kirchlauter), Steigerwald (1700, 1790), Odenwald (17. Jahrhundert) und
Gebirg (frühes 16. Jahrhundert bis 1805/1806) des Ritterkreises Franken an. Die
Linie Steinenhausen hatte seit 1691 erblich das Amt des Obermarschalls des
Hochstifts Würzburg inne. 1700 stieg es in den Reichsfreiherrenstand auf. 1802
wurden die Güter von Bayern besetzt und 1804 an Preußen übertragen. Später
kamen sie an Bayern zurück.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 542; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593;
Seyler 367; Pfeiffer 196, 208; Bechtolsheim 15, 20; Riedenauer 124; Rahrbach 113;
Neumaier 119, 183; Guttenberg, E. Frhr. v., Die Territorienbildung am Obermain,
1927, Neudruck 1966; Bischoff, J., Genealogie der Ministerialen von Blassenberg
und der Freiherren von und zu Guttenberg, 1966; Rupprecht, K.,
Ritterschaftliche Herrschaftswahrung in Franken, 1994.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Gützkow (Grafschaft). Die Burg G. bei Greifswald
war Sitz einer slawischen Grafschaft zwischen Peene und Ryck in Pommern. Die
slawischen Grafen von G. bewahrten auch nach der deutschen Besiedlung des
Landes ihre Selbständigkeit, hatten aber seit 1233 Stadt und Land G. als Lehen
der Herzöge von Pommern. 1357 fiel die
Grafschaft an die Herzöge von Pommern. S.
Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Wolff 404; Ewert, W., Gützkow, die Grafenstadt an der Peene, 1935.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Habsburg (Grafen, Residenz). Nach der um 1020 vom
ihnen verwandten (oder verschwägerten) Bischof Werner von Straßburg und Förderer
von Muri errichteten Burg H. (Habichtsburg) an der Aare im heutigen
schweizerischen Kanton Aargau nannten sich erstmals 1090 (urkundlich 1108 comes
de Hauichburch) seit 952 (Guntramus dives) nachweisbare Grafen (Eberhardiner),
die vielleicht von den Herzögen des Elsass, den
Etichonen, abstammen und mit den Welfen verwandt waren. Sie waren im Elsass, am
Oberrhein (Grafschaft Klettgau) und zwischen Aare und Reuß begütert. Durch
Beerbung anderer schwäbischer Geschlechter vermehrten sie ihre Güter weiter.
Seit Kaiser Heinrich V. (1125) hatten sie die Grafschaft im oberen Elsass inne,
seit 1170 auch die Grafschaften im Zürichgau und später im Aargau, Frickgau und
Thurgau, so dass sie bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das
wichtigste südwestdeutsche und eines der bedeutendsten süddeutschen
Geschlechter waren. Zwischen 1232 und 1238 spaltete sich die 1408/1415
erloschene Linie Habsburg-Laufenburg von der Hauptlinie, welche die meisten
Eigengüter im Elsass, die Grafenrechte im Aargau und Zürichgau und die
Landgrafschaft im Oberelsass behielt, ab. Seit dieser Zeit verlor die dabei an
die ältere Linie gelangte Burg H. ihre Bedeutung. Nach dem Interregnum wurde
Graf Rudolf von Habsburg, für den Kaiser Friedrich II. Pate geworden war, 1273
zum deutschen König gewählt. Er beerbte die Grafen von Kiburg (Kyburg) bei Zürich,
besiegte 1278 den König von Böhmen, Ottokar II., und belehnte 1282 seine beiden
Söhne mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark. 1306 gewann sein Sohn
Rudolf Böhmen, das jedoch 1308 an das Haus Luxemburg überging. Im zähen Ringen
mit den 1438 aussterbenden Luxemburgern und den Wittelsbachern wurden 1335 Kärnten
und Krain, 1363 Tirol, 1368 Freiburg im Breisgau und 1382/1383 Triest gewonnen.
Seit 1359 wurde auf Grund gefälschter Urkunden (sog. privilegium maius) der
Titel eines (Pfalz-)Erzherzogs in Anspruch genommen. 1379 teilte sich das
Geschlecht unter den Brüdern Rudolfs IV. in die albertinische Linie
(Albertiner) in Niederösterreich und Oberösterreich und die leopoldinische
Linie (Leopoldiner) in Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien, Görz,
Tirol, Vorderösterreich), 1409/1411 die Leopoldiner Linie in eine jüngere
steirische und eine Tiroler Linie (Tirol, Vorderösterreich). Aus der
albertinischen Linie erwarb Albrecht V. durch seine Ehe mit Elisabeth von
Luxemburg 1437 Böhmen und Ungarn, die 1457 aber wieder verlorengingen. 1438
wurde Albrecht V., der Schwiegersohn König Sigmunds, als Albrecht II. König.
Sein Nachfolger Friedrich III. aus der steirischen leopoldinischen Linie gewann
erneut und auf Dauer für H. die deutsche Krone. Außerdem erwarb er zu den
ererbten Ländern Steiermark, Kärnten und Krain 1457 nach dem Tod seines Neffen
Ladislaus Postumus Niederösterreich und 1463 nach dem Tod seines Bruders Oberösterreich.
Zugleich wurde 1453 der Vorsitz der nicht zu den Kurfürsten gezählten
Habsburger im Rat der übrigen Reichsfürsten anerkannt. 1490 trat Friedrichs
III. kinderloser Vetter Siegmund Tirol und Vorderösterreich an Maximilian I.,
den einzigen Sohn Friedrichs III., ab, so dass dieser nach dem Aussterben der
Albertiner Linie und der Tiroler Linie wieder die Gebiete aller Linien
vereinigte. Hinzu kamen die durch die Heirat (1477) mit Maria von Burgund († 1482) angefallenen Lande der Herzöge von Burgund sowie 1500 Görz und 1505 nach dem
bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg die Landvogtei Hagenau (von der Pfalz),
die schwäbische Herrschaft Weißenhorn sowie Kufstein, Rattenberg und Kitzbühel
(von Bayern), doch waren im 14. und 15. Jahrhundert der Tiroler Linie die
althabsburgischen Güter in der Schweiz verlorengegangen (1415 Aargau, 1450 Zürich,
1460 Thurgau). Maximilians Sohn Philipp der Schöne (†
1506) heiratete die Thronerbin Spaniens (Johanna von Spanien), so dass
Maximilians Enkel Karl V. nach dem Tod seines Vaters Philipp die ehemals
burgundischen Niederlande, nach dem Tod seines mütterlichen Großvaters,
Ferdinand des Katholischen von Spanien, 1516 Spanien mit Neapel/Sizilien und
den in Amerika neu gewonnenen Kolonien sowie 1519 die österreichischen Lande
erben konnte. Diese überließ er 1521/1522/1526 seinem jüngeren Bruder
Ferdinand, so dass sich das Haus H. in eine Linie Spanien und eine Linie Österreich
(ohne Niederlande, Freigrafschaft Burgund und Mailand) teilte. Ferdinand
eroberte als Schwager des letzten Königs von Ungarn und Böhmen 1526 Böhmen (mit
Schlesien) und Ungarn und wurde damit Begründer der österreichisch-ungarischen
Donaumonarchie. 1564 teilte sich das Haus Österreich (Maximilian II. erhielt
Niederösterreich und Oberösterreich, Böhmen und Ungarn, Ferdinand Tirol und
Vorderösterreich, Karl Innerösterreich mit Steiermark, Kärnten und Krain),
wurde aber 1598/1619 unter Ferdinand II. (1619-1637) von der jüngeren
steirischen Linie wieder vereinigt, da die von Maximilian II. gegründete Linie
ausstarb und die Nachkommen Ferdinands aus morganatischer Ehe stammten. 1623
kamen Tirol und die Vorlande an Ferdinands Bruder Leopold Wilhelm und dessen
Nachkommen, doch starb diese Linie bereits 1665 im Mannesstamm aus und kam
Tirol 1705 zurück. 1700/1701 starben die Habsburger in Spanien aus. Von
Leopolds I. beiden Söhnen verstarb Joseph I. 1711, so dass der verbleibende
Karl VI. von Rechts wegen auch die spanischen Güter erlangen konnte, durch den
spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) im Ergebnis aber auf den Erwerb der
meisten spanischen Nebenländer (Neapel-Sizilien, Mailand, um die Generalstaaten
geschmälerte spanische Niederlande) beschränkt wurde. Als letzter Habsburger im
Mannesstamm regelte Karl VI. 1713 in der Pragmatischen Sanktion die Thronfolge
nach dem Aussterben im Mannesstamm und legte die Unteilbarkeit der Güter fest.
Weiter gelang ihm 1718 die endgültige Bannung der seit dem 15. Jahrhundert
entstandenen Türkengefahr, doch musste er Sizilien, das soeben durch Heirat
gewonnene Lothringen (faktisch) sowie Serbien und die Walachei (1736-1739)
aufgeben. Seine Tochter Maria Theresia (1740-1780) verlor in den schlesischen
Kriegen (1740/1742, 1744, 1756/1763) Schlesien bis zur Oppa und die Grafschaft
Glatz an Preußen. Wegen ihrer Heirat mit Franz Stephan von Lothringen wurde die
Dynastie von nun an als Haus Habsburg-Lothringen bezeichnet. Aus der
kinderreichen Ehe stammten Joseph II., Leopold II. und Ferdinand, der Gründer
des Hauses Österreich-Este (Modena, bis 1859/1875). Joseph II. vollendete im
Geiste der Aufklärung die schon von Maria Theresia begonnene Umformung der
Erblande zu einem modernen absolutistischen und zentralistischen Staat und
erreichte zudem Landgewinne aus dem 1778/1779 ausgefochtenen bayerischen
Erbfolgekrieg und der ersten Teilung Polens. Leopolds II. Sohn Franz II. war
letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation). Am 11. 8.
1804 nahm er als Reaktion auf die Selbsternennung Napoleons zum Kaiser der
Franzosen den Titel Kaiser von Österreich an. Am 6. 8. 1806 verzichtete er
infolge der Bildung des Rheinbunds auf den deutschen Kaiserthron. Die schweren
Territorialverluste von 1801/1805/1809 wurden 1814/1815 wieder ausgeglichen. In
Italien begründeten die Habsburg-Lothringer Sekundogenituren und
Tertiogenituren (Toskana, Modena), die im Zuge der Einigung Italiens 1860
abgesetzt wurden. 1859 verlor Österreich auch die Lombardei und 1866 Venetien
an Italien. Als Folge des ersten Weltkrieges verzichtete Kaiser Karl I. am 11.
11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften, ohne abzudanken. Die dadurch
entstehende, im Wesentlichen auf deutschsprachige Gebiete beschränkte Republik
(Deutschösterreich bzw.) Österreich hob durch Gesetz vom 3. 4. 1919 alle
Herrscherrechte des Hauses Habsburg-Lothringen auf. In Ungarn verloren die
Habsburger durch Gesetz vom 6. 11. 1921 den Thron.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Monumenta Habsburgica, Bd. 1ff. 1854ff.; Schulte, A., Geschichte der
Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten, 1887; Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische
Reichsgeschichte, Bd. 1f. 1895; Tezner, F., Der österreichische Kaisertitel,
seine Geschichte und seine politische Bedeutung, (Grünhuts) Zeitschrift für das
Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart 25 (1898), 351ff.; Koehler, C., Stammtafel
des Hauses Habsburg und Habsburg-Lothringen, 1900; Turba, G., Geschichte des
Thronfolgerechts in allen habsburgischen Ländern, 1903; Regesta Habsburgica.
Bd. 1,1ff. Die Regesten der Grafen von Habsburg bis 1281, bearb. v. Steinacker,
H., 1905ff.; Kahler, E. v., Das Geschlecht Habsburg, 1919; Ammann, H., Die
Habsburger und die Schweiz, 1931; Feine, H., Die Territorialbildung der
Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA 67 (1950), 176; Wandruszka, A., Das
Haus Habsburg. Die Geschichte einer österreichischen Dynastie, 2. A. 1968;
Hellbling, E. C., Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Wien
1956; Hantsch, H., Die Geschichte Österreichs, Bd. 1 4. A. 1959, Bd. 2 2. A.
1953; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990; Uhlirz, K./Uhlirz, M.,
Handbuch der Geschichte Österreich-Ungarns, 2. A. 1963; Benedikt, H.,
Kaiseradler über dem Appennin, 1964; Randa, A., Österreich in Übersee, 1966;
Stadtmüller, G., Geschichte der habsburgischen Macht, 1966; Vorderösterreich,
hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg, 1978; Wachter,
D., Aufstieg der Habsburger. Das Reich und Europa im 13./14. Jahrhundert, 1982;
Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1984;
Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Hödl, G.,
Habsburg und Österreich 1273-1493, 1988; Die Habsburger, Ein biographisches
Lexikon, hg. v. Hamann, G., 1988; Herm, G., Der Aufstieg des Hauses Habsburg,
1988; Evans, R., Das Werden der Habsburgermonarchie 1550-1700, 1989; Scheibelreiter,
G., Habsburger, LexMA 4 1989, 1815f.; Kann, R., Geschichte des
Habsburgerreiches, 1990; Krieger, K., Die Habsburger im Mittelalter, 1994; Bérenger,
J., Die Geschichte des Habsburgerreiches, 1995; Die Habsburger im deutschen Südwesten,
hg. v. Quarthal, F. u. a., 1999; Nuss, P., Les Habsbourg en Alsace, 2002;
Sauter, A., Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 85, 1, 2,
245; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 503; Meier, B., Ein Königshaus
aus der Schweiz, 2008; Die Habsburger zwischen Aare und Bodensee, hg. v.
Niederhäuser, P., 2010. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hallermunt, Hallermund, Hallermünde (Grafschaft).
Nach der Burg H. an der Haller im Deister nannten sich seit dem 12. Jahrhundert
Grafen von H. Sie bildeten um Springe (Hallerspringe, 10. Jh. Hellereisprig)
aus Allod (Springe) und Lehen des Hochstifts Minden ein kleines
Herrschaftsgebiet aus. 1282 ergriffen die Herzöge
von Braunschweig durch Pfandnahme Besitz von der Hälfte der Güter. 1411
verkaufte der letzte Graf († 1436) die auf Springe beschränkte
Grafschaft gänzlich an die Welfen. 1434/1435 wurde die Burg abgerissen. 1704
belehnte Hannover den Geheimen Rat und Erbpostmeister Franz Ernst von Platen
mit H. 1706 wurde die Grafschaft unter Erhebung Platens in den
Reichsgrafenstand wiedererrichtet. Daraufhin wurde die Familie Platen 1709 in
das westfälische Grafenkollegium des Reichstags und den niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis aufgenommen. Über Hannover und Preußen (1866) kam das Gebiet 1946
an Niedersachsen.
L.: Wolff 368f.; Zeumer 554 II b 63, 32Spieß, W., Die Großvogtei Calenberg,
1933; Hartmann, W., Geschichte der Stadt Springe am Deister, 1954.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hals (Grafschaft). Nach der Burg H. an der
Ilz benannte sich ein seit 1112 urkundlich bezeugtes Geschlecht, dessen
Reichslehen 1190 an die Herren von Kamm (Cambe) übergingen, die sich die Halser
nannten. 1207 wurde das Reichslehen den Bischöfen von Passau zugesprochen. 1279
erhob König Rudolf von Habsburg die Halser zu Grafen. Sie vererbten 1375 ihre Güter
an die Landgrafen von Leuchtenberg, die H. 1485 an die Aichberg verkauften.
Nach deren Aussterben kam es 1511 an Hans von Degenberg (Hans den Degenberger),
der die zum bayerischen Reichskreis zählende Grafschaft 1517 an die Herzöge von Bayern verkaufte.
L.: Wolff 136; Wallner 711 BayRK 1; Brunner, L., Die Grafen von Hals, 1857;
Wagner, W., Das älteste Salbuch der Grafschaft Hals, 2003.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hamb (Herrschaft). Seit Anfang des 16. Jahrhunderts hatten die Herren von Pallant (Palant) als Lehen der Herzöge von Geldern die freie Herrschaft H. bei Moers am Rhein inne. Um 1700 wurde die Herrschaft mit Geldern vereinigt. Über Preußen kam H. 1946 zu Nordrhein-Westfalen. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hannover (Fürstentum, Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich,
Provinz, Land, Residenz). Am Übergang der Straße von Hildesheim nach Bremen über
die Leine entstand vor 1100 die um 1150 erwähnte Siedlung (vicus) Honovere, die
durch Heinrich den Löwen so gefördert wurde, dass sie 1189 als civitas (Stadt?)
bezeichnet werden konnte. Seit 1235/1241 gehörte sie durch Erwerb von den
Grafen von Roden den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg.
Ansatzpunkt für das Land H. wurde dann die mittlere Linie des Hauses
Braunschweig-Lüneburg. Ihr unterstanden unter dem Namen Braunschweig-Celle Lüneburg
und Celle mit H. und Harburg. 1582 erwarb sie die Reichsgrafschaft Hoya, 1585
die Reichsgrafschaft Diepholz. 1617 sprach Kaiser Matthias das Herzogtum
Grubenhagen Braunschweig-Wolfenbüttels zu. Nach dem Aussterben
Braunschweig-Wolfenbüttels (1634) fielen Wolfenbüttel sowie die
Reichsgrafschaft Regenstein und Blankenburg an die durch August von
Braunschweig-Lüneburg († 1666) begründete Linie. Die Herzogtümer
Calenberg und Göttingen sowie die Güter der 1642 ausgestorbenen Linie Harburg
kamen 1635/1636 an seine Neffen Friedrich (†
1648) und Georg († 1641), welche die Stadt H. zwangen,
Hofstaat und Soldaten aufzunehmen. 1648 erhielten die Lüneburger das Kloster
Walkenried, das sie gegen Dannenberg an Braunschweig gaben. 1636 verlegte
Herzog Georg seine Residenz nach H. Herzog Ernst August (Regent seit 1679, † 1698) erwarb 1689 das Herzogtum
Sachsen-Lauenburg und erreichte 1692/1708 die Erhebung zum Kurfürsten
(Kurbraunschweig, später Kurhannover). Sein Sohn erlangte 1700 die Herrschaft
Wildeshausen und vereinigte nach dem Tode seines Onkels und Schwiegervaters
Georg Wilhelm von Braunschweig-Celle (1705) alle nichtbraunschweigischen Güter
der Welfen (Calenberg-Göttingen, Grubenhagen, Lüneburg). 1714 begann auf Grund
einer Sukzessionsakte von 1701 - Herzog Ernst Augusts Gemahlin Sophie von der
Pfalz war Enkelin des englischen Königs Jakob I. - eine bis 1837 währende
Personalunion mit England/Großbritannien. 1720 wurden durch Kauf die Herzogtümer
Verden und Bremen von Schweden erworben, 1731 das Land Hadeln und 1741 das Amt
Blumenthal und das Gericht Neuenkirchen gegen Abtretung Vegesacks an die
Reichsstadt Bremen. Damit war insgesamt ein Herrschaftsgebiet von rund 700
Quadratmeilen mit 750000 Einwohnern geschaffen, für das der Kurfürst sechs
Stimmen im Reichsfürstenrat (Calenberg, Celle, Grubenhagen, Bremen, Verden,
Sachsen-Lauenburg) und drei Stimmen im westfälischen Reichsgrafenkollegium
(Hoya, Diepholz, Spiegelberg [, Hallermunt an Graf Platen überlassen]) sowie 5
Stimmen im niedersächsischen Reichskreis (Celle, Grubenhagen, Calenberg,
Sachsen-Lauenburg, Bremen), 3 Stimmen im niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis (Hoya, Diepholz, Spiegelberg) und 1 Stimme im obersächsischen
Reichskreis (Walkenried) hatte. 1737 gründete H. die Landesuniversität Göttingen.
1752 gewann es die Pfandherrschaft über die Reichsgrafschaft Bentheim. Dazu kam
die Schirmherrschaft über die Stadt Hildesheim, die Reichsstadt Goslar und die
Reichsabtei Corvey. 1801/1802 war H. von Preußen besetzt. 1803 erhielt es durch
§ 4 des Reichsdeputationshauptschlusses für
seine Ansprüche auf die Grafschaft Sayn-Altenkirchen Hildesheim, Corvey und Höxter
sowie für seine Rechte und Zuständigkeiten in den Städten Hamburg und Bremen
und die Abtretung des Amtes Wildeshausen das Hochstift Osnabrück, wurde aber
durch Erwerbungen Preußens in Westfalen von diesem umklammert. Von 1803 bis
1813 war es von Frankreich besetzt (Regierung zuerst in Lauenburg, dann in
Schwerin im Exil), 1806 für wenige Monate Preußen einverleibt. Von 1807 bis
1813 gehörte der südliche Teil Hannovers mit Göttingen, Grubenhagen und
Clausthal zum Königreich Westphalen, vom 10. 12. 1810 bis 1813 der nördliche
Teil unmittelbar zu Frankreich. Seit dem 12. 10. 1814 war H. ein Königreich,
das 1815 um Osnabrück, Emsland, Lingen, Meppen, Ostfriesland (im Tausch mit
Preußen gegen Lauenburg), Hildesheim, Goslar und das Untereichsfeld vergrößert
und um Lauenburg verkleinert wurde. 1819 wurde eine Verfassung eingeführt, die
1833 durch ein neues Staatsgrundgesetz ersetzt wurde (bis 1837, hannoverscher
Verfassungskonflikt), das seinerseits 1840/1848 reformiert wurde. Die nach 1848
geschaffene Justizorganisation (Amtsgericht, Obergericht,
Oberappellationsgericht) beeinflusst die Gesetzgebung anderer Bundesstaaten
und wirkt sich noch auf die Reichsjustizgesetze von 1877/1879 aus. Am 20. 9./3.
10. 1866 wurde H. von Preußen annektiert. Am 1. 10. 1867 wurde die preußische
Verfassung eingeführt. Der preußischen Provinz wurde 1922 die Grafschaft
Pyrmont Waldecks und 1932 gegen Abtretung des Kreises Ilfeld an die Provinz
Sachsen der Kreis Grafschaft Schaumburg zugeteilt. Am 23. 8. 1946 wurde das
Land H. wiedererrichtet, ging aber am 1. 11. 1946 in Niedersachsen auf, dessen
Hauptstadt die Stadt H. wurde.
L.: Wolff 436; Zeumer 554 II b 63, 10-12 (England); Großer Historischer
Weltatlas III 38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 227; Havemann, W.,
Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Oppermann,
H., Zur Geschichte Hannovers 1832-1860, Bd. 1f. 2. A. 1968; Heinemann, O. v.,
Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1f. 1884ff.; Hassell, W. v.,
Geschichte des Königreiches Hannover, Bd. 1ff. 1898ff.; Meier, E. v., Hannoversche
Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte 1680-1860, Bd. 1f. 1898ff.; Loewe, V.,
Bibliothek der hannoverschen und braunschweigischen Geschichte, 1908;
Tecklenburg, A./Dageförde, K., Geschichte der Provinz Hannover, 3. A. 1921;
Topographische Landesaufnahme des Kurfürstentums Hannover 1764-1786,
Begleitwort v. Wagner, H., 1924; Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht
Leineberg, 1927; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme 1764-86,
Hannov. Magazin 7, 1931; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme des
18. Jh. und ihre Kartenwerke, Mitt. des Reichsamts für Landesaufnahme
1933-1934; Busch, F., Bibliothek der niedersächsischen Geschichte 1908-32,
1938; Schnath, G., Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der
englischen Sukzession 1674-1714, Bd. 1ff. 1938-1982; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Mundhenke, D., Das
Patrimonialgericht Adelebsen, 1941; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2
1933-1935, 1953; Die Kurhannoversche Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts,
bearb. v. Engel, F., 1959; Schnath, G., Niedersachsen und Hannover, 4. A. 1964;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Busch, S., Hannover,
Wolfenbüttel und Celle. Stadtgründungen und -erweiterungen in drei welfischen
Residenzen vom 16. bis 18. Jahrhundert, 1969; Hellfaier, D./Last, M.,
Historisch bezeugte Orte in Niedersachsen bis zur Jahrtausendwende, 1976;
Barmeyer, H., Hannovers Eingliederung in den preußischen Staat: Annexion und
administrative Integration, 1983; Dann, U., Hannover und England 1740-1760,
1986; Press, V., Kurhannover im System des alten Reichs 1692-1803, 1986;
Zimmermann, H., Hannover. Geschichte unserer Stadt, 1986; Müller, S., Stadt,
Kirche und Reformation, 1987; Müller, S., Hannover im 18. Jahrhundert, 1987;
Hannover und sein Umland, hg. v. Hauptmeyer, C., 1994; Hannovers Übergang vom Königreich
zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck, R., 1995; Rechtsquellen aus den
hannoverschen Landen, hg. v. Oberschelp, R., 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 250; Roolfs, C., Der hannoversche Hof
von 1814 bis 1866, 2005; Thompson, A., Britain, Hanover and the Protestant
Interest 1688-1756, 2006; Kempf, S., Wahlen zur Ständeversammlung im Königreich
Hannover 1848-1866, 2007; Boetticher, E. v., Die Justizorganisation im Königreich
Hannover nach 1848 und ihre Ausstrahlungskraft auf die Staaten des
.Deutschen Bundes und das Reich bis 1879, 2014;Köster, F., Das Ende des Königreichs
Hannover und Preußen, 2013. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Harburg (Burg, Residenz des Erzbischofs von
Bremen bzw. nach 1236 des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg, Linie Lüneburg).
1142 erscheint in einer sumpfigen Niederung der Süderelbe H. (Horeburg)
erstmals. 1297 wurde die anschließende Siedlung von den welfischen Herzögen zur Stadt erhoben. Von 1527 bis 1642 war sie
Sitz einer Seitenlinie des mittleren Hauses Lüneburg zu Celle. 1866 kam H. zu
Preußen, 1937 zu Hamburg.
L.: Wolff 434; Matthes, D., Die welfische Nebenlinie in Harburg, 1962; Harburg.
Von der Burg zur Industriestadt, hg. v. Ellermeyer, J., 1988; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
254. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Haslach (Herrschaft). H. an der Kinzig wird 1099
als Reichslehen der Herzöge von Zähringen
erstmals erwähnt. 1218 fiel es an die Grafen von Urach, die sich seit etwa 1250
nach Fürstenberg benannten. 1250 musste es vom Hochstift Straßburg zu Lehen
genommen werden, wurde 1278 aber wieder Reichslehen. Von 1286 bis 1386 war es
Sitz einer Linie Fürstenberg-Haslach. Nach dreijährigem Erbstreit wurde es dem
Hochstift Straßburg als Reichslehen zugesprochen, war aber bereits 1393 wieder
straßburgisches Lehen Fürstenbergs. 1806 kam es an Baden und mit diesem
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Hölzle, Beiwort 44 (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Helgoland (Insel). Die auf einem unterirdischen Salzstock
ruhende, schon in der Steinzeit bewohnte Nordseeinsel H. (heiliges Land?) wurde
im Frühmittelalter von Friesen besiedelt. 1402 kam sie an das Herzogtum
Schleswig, 1490 durch Landesteilung an die Herzöge
von Schleswig-Holstein-Gottorp bzw. Gottorf. 1714 musste sie an Dänemark,
1807/1814 von diesem an England abgetreten werden. Durch Vertrag vom 1. 7. 1890
wurde H. vom Deutschen Reich gegen Sansibar eingetauscht und durch Gesetz vom
15. 12. 1890 dem Reich, durch preußisches Gesetz vom 18. 2. 1891 Preußen
einverleibt. Am 18. 4. 1945 wurde der Ort durch Bombenangriffe vernichtet. Am
18. 4. 1947 versuchte England als Besatzungsmacht vergeblich die Insel
insgesamt mit 6,5 Millionen Kilogramm Sprengstoff zu zerstören. Am 1. 3. 1952
wurde H. an Deutschland zurückgegeben und dem Land Schleswig-Holstein zugeteilt
(1972 2,09 Quadratkilometer, 2500 Einwohner). Seit 1. 1. 1996 gehört (das durch
das Meer gefährdete) H. zum deutschen Hoheitsgebiet und Steuergebiet.
L.: Sell, M., Das deutsch-englische Abkommen 1890, 1926; Siebs, B./Wohlenberg,
E., Helgoland, Landes- und Volkskunde, 1953; Bahr, M., Helgoland, Fries. Jb. 30
(1955), 203; Lüth, E., Helgoland, 2. A. 1963; Friedrichs, K., Umkämpftes
Helgoland, 1988. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Helmstedt (reichsunmittelbare Abtei, Residenz).
Aus einer um 800 vom Kloster Werden aus gegründeten Missionszelle entwickelte
sich vor 887 die Benediktinerabtei St. Ludgeri, deren angebliche Exemtion vom
Bistum Halberstadt auf Urkundenfälschung beruht und die mit dem Kloster Werden
bis 1802 durch einen gemeinsamen Abt verbunden war. Sie war bis 1802/1803
reichsunmittelbar. Die Herrschaft über die Stadt H. (952 Helmonstedi) verlor
der Abt 1490 an die Herzöge von Braunschweig,
die 1576 in H. die bis 1810 bestehende Universität ”Juleum” gründeten. Über Braunschweig kam H. 1946
an Niedersachsen.
L.: Wolff 439; Mutke, E., Helmstedt im Mittelalter, 1913; Goetting, H.,
Papsturkundenfälschungen für die Abteien Werden und Helmstedt, MIÖG 62 (1954),
425ff.; Stelzer, O., Helmstedt und das Land um den Elm, 1954; Schaper, H.,
Helmstedt. Die Geschichte einer Stadt, 1964; Der Landkreis Helmstedt, bearb. v.
Conrady, H., 1965; Fahlbusch, F., Helmstedt, LexMA 4 1989, 2126; Alschner, U.,
Universitätsbesuch in Helmstedt, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 664, 699 (Werden und Helmstedt), 1, 2,
265. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hennegau (Gau bzw. Grafschaft), frz. Hainaut. Der
erstmals 750 (Hainoavio) genannte, karolingische, nach dem Flüsschen Haine
benannte, den Süden des damaligen Bistums Cambrai östlich der oberen und
mittleren Schelde umfassende Gau H. fiel mit den Reichsteilungen des 9.
Jahrhunderts an Lothringen. In spätkarolingischer Zeit war der H. eine
Grafschaft um Mons, welche die in weiblicher Linie von Kaiser Lothar I.
abstammenden Reginare innehatten, die von 911 bis 939/944 Herzöge von Niederlothringen waren und sich nach 998
in Bergen (Mons) eine Residenz schufen. 1051 fiel der H. nach dem Aussterben
der Reginare (1030) über die Gräfin Richilde an die Grafen von Flandern und
wurde von 1070 bis 1191 von einer Nebenlinie der Balduine beherrscht. 1188
belehnte Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Grafen mit der Grafschaft Namur.
1191 wurde die Grafschaft durch die Heirat Graf Balduins V. von H. mit
Margarete von Flandern, der Schwester Philipps von Elsass, wieder mit Flandern
verbunden. Nach dem Tode der Töchter Johanna (1205-1244) und Margarethe von
Flandern (1244-1280) kam es zu Erbstreitigkeiten zwischen den Häusern Avesnes
(Graf Johann von Avesnes war illegitimer Enkel Margarethes) und Dampierre. H.
fiel an Avesnes, das 1299 auch die Grafschaft Holland erhielt und 1323 Seeland
besetzte. Über Kaiser Ludwig des Bayern Gemahlin und Johann von Avesnes'
Enkelin Margarethe fielen die Grafschaft H. und Holland 1346 an das Haus
Wittelsbach (Bayern) und von diesem durch Verzicht der Urenkelin Ludwigs des
Bayern 1433 an die Herzöge von Burgund. Seit
1477 gehörten sie auf Grund der Heirat des Habsburgers Maximilian mit Maria von
Burgund zu Habsburg, dessen spanische Linie (Spanien) von 1555 bis 1701/1713
und dessen österreichische Linie (Österreich) von 1713 bis 1792/1794 herrschte.
1678 wurde allerdings der südliche Teil an Frankreich abgetreten. Vergrößert um
Teile der Provinzen Brabant und Lüttich sowie um Stadt und Land Tournai wurde
der übrige Teil 1794 zum französisch beherrschten Département Jemappes, das als
H. 1815 an das Königreich der Vereinigten Niederlande und 1830 an Belgien kam.
L.: Wolff 61; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
B3, II 78 (1450) E3; Gislebert von Mons: Chronicon Hanoniense (1068-1195), hg.
v. Arndt, W. 1869, hg. v. Vanderkindere, L., 1904; Vanderkindere, L., Histoire
de la formation territoriale des principautés belges au moyen-âge, Bd. 1f.
1902f.; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 (Haginao,
Heinia, Heinau, Gau um Valenciennes, Wambaix, Douchy-les-Mines bzw. Douchy,
Buvrinnes, Haine-Saint-Pierre bzw. Hayna); Dony, E., Histoire du Hainaut de
1433 á nos jours, 1925; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 436
Hainaut; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 21, 22,
24, 41, 45, 47, III, 32, Hainau, Heinegouwe, Heinia, Haginao, pagus Hainensis,
pagus Hainoensis, Hennegau; Hainaut d'hier et d'aujourd'hui, l 1962; Bruwier,
M., Le passé économique du Hainaut, (in) Le Hainaut français et belge, 1969,
71ff.; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 139 Hainaut;
Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.; Cauchies, J.,
La législation princière pour le comté de Hainaut (1427-1506), 1982; Nonn, U.,
Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 121; Cauchies, J., Hennegau,
LexMA 4 1989, 2131ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft, Land,
Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main, Werra,
Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten
erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der
Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert
in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von
ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter
Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und Büraburg
nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde das Gebiet
seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723 Fällung der
Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar, Hersfeld und
Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien. Das den Rupertinern um die
Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der Popponen oder Konradiner
stand so fest in karolingischer Tradition, dass es nach erfolgreicher
Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der Karolinger 911 mit
Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den sächsischen Ottonen
wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im Auftrag des Königs
verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter den Saliern hatten
die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen Werner, die als
Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung einnahmen, die
Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts trat der
Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte Amöneburg,
Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H. 1121 übernahmen
als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von Gudensberg), 1122 über die
gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die Grafschaft. 1130 wurden die
Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten H. (Gebiet um Gudensberg südwestlich
von Kassel und Maden, dem Sitz des Hauptgerichts der Grafschaft H., im
Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das zunächst Land an der Lahn hieß,) als
Nebenland, so dass im Norden allmählich eine Reihe verhältnismäßig selbständiger
Herrschaften und Grafschaften entstehen konnte (Ziegenhain, Waldeck,
Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel, Limburg, Katzenelnbogen, Eppstein), während
im Rhein-Main-Gebiet die Staufer eine unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen
versuchten, die nach dem Interregnum (1254-1273) in zahlreiche
Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau, Solms, Büdingen). 1247 starben die
ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit Landgraf Heinrich Raspe im
Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf Ludwigs von Thüringen,
Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte Landgraf Heinrich Raspes)
vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg (1247-1264) mit dem Hause
Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den Widerstand des Erzbischofs von
Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in Kassel von Thüringen zu lösen
und mit den Werrastädten Eschwege und Witzenhausen für ihren 1244 geborenen
Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der 1265 zu den bisherigen Gütern zwischen
Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege, Wanfried, Alsfeld, Grünberg, Frankenberg und
Biedenkopf einen Teil der Grafschaft Gleiberg mit Gießen von den Pfalzgrafen
von Tübingen erwarb und sich seinerseits in langen Kämpfen gegen den Erzbischof
von Mainz durchsetzte. Am 11. 5. 1292 wurden die Landgrafen von H. durch König
Adolf von Nassau auf Grund der Eschweger Güter in den Reichsfürstenstand
erhoben. Nach zahlreichen kleineren Erwerbungen im 13. Jahrhundert (1294
Schartenberg, 1297 Grebenstein) und im 14. Jahrhundert (1305 Trendelburg, 1306
Wanfried, 1330 (Hofgeismar) Geismar, 1350 Kirchhain, 1350 Spangenberg, 1358
Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt der Aufstieg Hessens, das 1308 bis 1311
kurzfristig in Oberhessen und Niederhessen geteilt war, im 14. Jahrhundert durch
andauernde Kämpfe mit dem Adel einen schweren Rückschlag, dem es durch die von
Kaiser Karl IV. bestätigte Erbverbrüderung mit den Markgrafen von Meißen
(Kursachsen) vom 9. 6. 1373 begegnete, durch welche die ganze Landgrafschaft
reichslehnbares Fürstentum wurde. Zugleich wurden die H. durchsetzenden Gebiete
der Grafen von Dassel, Bilstein, Everstein und Itter und der Herren von
Treffurt allmählich aufgesogen. Unter Landgraf Ludwig I. (1413-1458) gelang es
1439, die Erbvereinigung mit der Grafschaft Wittgenstein zu vollziehen, die
Grafschaften Waldeck (1431/1438), Lippe (1449) und Rietberg in Westfalen (1456)
zu hessischen Lehen zu machen, die Herrschaft Schöneberg zu erwerben sowie die
Grafschaft Ziegenhain an der mittleren Schwalm und der oberen Nidda, die
zwischen den hessischen Gütern (Oberhessen um Marburg, Niederhessen um Kassel)
gelegen hatte, zu erwerben (1437/1450). Nach der Mainzer Stiftsfehde von 1461
bis 1463 musste der Erzbischof von Mainz die mainzischen Güter (Hofgeismar, Schöneberg,
Gieselwerder, Battenberg, Kellerberg, Rosenthal (Rosental), Mellnau (Melnau),
halb Wetter) an H. verpfänden und 1583 außer Amöneburg-Neustadt und
Fritzlar-Naumburg aufgeben. 1432 geriet die Reichsabtei Hersfeld, 1438 Fritzlar
und 1434 Corvey unter hessische Schutzherrschaft. Bis ins 16. Jahrhundert kamen
auch Fulda und Arnsburg unter kaiserliche Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat
die Grafschaft Katzenelnbogen an, durch die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt
Goar, Braubach) und den Main (Rüsselsheim, Darmstadt) erreichte. Die 1458
erfolgte Teilung Hessens in Hessen-Marburg und Hessen-Kassel, während der das
große hessische Landgesetz von 1497 (Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel)
aufgezeichnet wurde, war nur vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der
Großmütige zum Luthertum über, 1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die
Universität Marburg als erste protestantische Universität gegründet und wurden
zugleich die hessischen Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des Großmütigen
(1567) wurde allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt. Wilhelm IV.
erhielt Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte Hessens),
Ludwig IV. Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der Jüngere mit
ca. 1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels und Georg I.
Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere starb 1583
erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft
Katzenelnbogen), Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und
Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604
starb Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen
Auseinandersetzungen 1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an
Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den
Vorrang im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen gründete
und von dem sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866 erloschene
Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, überzog
aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine Mittel. 1803 erreichte es im
Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des Verlustes von Hanau-Lichtenberg
(40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile des Erzstiftes Mainz und der Pfalz,
das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815)
sowie Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass
das Land nunmehr 175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden
tauschte es Wimpfen ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und
reichsritterschaftliche Gebiete an das in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen
und Westfalen gegliederte Land. Der Beitritt zum Rheinbund brachte 1806 die
Erhebung zum Großherzogtum. 1815 erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe
Westfalens an Preußen das Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms,
Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz. Insgesamt umfasste das Land damit
152,75 Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der
Landesherr Großherzog von H. und bei Rhein. 1866 musste Hessen-Darmstadt das
seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige Hessen-Homburg sowie die Kreise
Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und sich dem Norddeutschen Bund
anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945
war Hessen-Darmstadt unter dem Namen Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933
die Nationalsozialisten die Macht übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV.,
Moritz, 1604 calvinistisch gewordene Hessen-Kassel, von dem sich Hessen-Rotenburg,
Hessen-Eschwege (bis 1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713) und
Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb 1647/1648 die Grafschaft Schaumburg, 1648
Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es außer der Kurfürstenwürde
(Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde es mit 145 Quadratmeilen
und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und weitgehend dem Königreich
Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es wiederhergestellt und erhielt für
die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das Hochstift Fulda und 1816 Teile
Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der Landesherr trotz Untergangs des
Heiligen römischen Reiches und der dazu gehörigen Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866
wurde Hessen-Kassel infolge seines Übertritts auf die österreichische Seite von
Preußen annektiert (Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau). Am 19.
9. 1945 wurden die preußischen Provinzen Nassau (Hessen-Nassau) und Kurhessen
(ohne die Kreise Sankt Goarshausen, Unterlahn [Unterlahnkreis], Unterwesterwald
[Unterwesterwaldkreis] und Oberwesterwald [Oberwesterwaldkreis], die zu
Rheinland-Pfalz kamen,) auf eigenen Wunsch durch Proklamation der
amerikanischen Militärregierung mit den rechtsrheinischen Teilen des
Volksstaates H. zu Großhessen vereinigt. Großhessen wurde am 1. 12. 1946 in
Land H. umbenannt. Die Familie der Landgrafen von Hessen erlosch 1875 im Zweig
Hessen-Kassel und 1968 im Zweig Hessen-Darmstadt, lebt aber in den Linien
Hessen-Rumpenheim und Battenberg/Mountbatten fort.
L.: Wolff 251ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66
(1378) E3, II 78 (1450) F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 254; Dilich, W.,
Synopsis descriptionis totius Hassiae, hg. v. Rener, M. u. a., 2012; Sammlung fürstlicher
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Landgrafschaft Hessen und des Großherzogtums Hessen, 1872; Knetsch, K., Das
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und der Landgrafen von Hessen, Teil 1f. Bd. 1ff. 1918ff.; Karte vom Großherzogtum
Hessen 1823-1850.-Niveaukarte vom Kurfürstentum Hessen 1840-1861,-Karte vom
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hg. v. Sante, G., 2. A. 1967; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und
geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965ff.; Demandt, B., Die
mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains, 1966;
Niemeyer, W., Der Pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968; Historisches
Gemeindeverzeichnis für Hessen, H. 1: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967,
H. 2: Gebietsänderungen der hessischen Gemeinden und Kreise 1834-1967, 1968;
Weigt, T., Das Landrecht der vier Herren Gebrüder, 1972 (Diss. jur. Göttingen);
Lennarz, U., Die Territorialgeschichte des hessischen Hinterlandes, 1973;
Crusius, E., Der Kreis Alsfeld, 1975; Ruppel, H./Müller, K., Historisches
Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehemaligen Großherzogtums und Volksstaats
Hessen, 1976; Weiss, Ulrich, Die Gerichtsverfassung in Oberhessen bis zum Ende
des 16. Jahrhunderts, 1978; Demandt, K., Der Personenstaat der Landgrafschaft
Hessen im Mittelalter, 1981; Krüger, K., Finanzstaat Hessen 1500-1567.
Staatsbildung im Übergang vom Domänenstaat zum Steuerstaat, 1981; Die
Geschichte Hessens, hg. v. Schultz, U., 1983; Hessisches Gemeinde-Lexikon,
1983; Hessen im Frühmittelalter, hg. v. Roth, H./Wamers, E., 1984;
Geschichtlicher Atlas von Hessen. Text- und Erläuterungsband, hg. v. Schwind,
F., 1984; Lilge, H., Hessen in Geschichte und Gegenwart, 1986; Das Werden des
Landes Hessen, hg. v. Heinemeyer, W., 1987; Hessischer Flurnamenatlas, hg. v.
Ramge, H., 1987; Wolff, F./Engel, W., Hessen im Bild alter Landkarten, 1988;
Franz, E. u. a., Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen
im 19. und 20. Jahrhundert., 1989; Demandt, K., Regesten der Landgrafen von
Hessen, 1989; Hessische Landtagsabschiede, Bd. 1ff. 1989ff.; Eckhardt, W.,
Appellation in den zweiherrischen Gebieten Oberhessens im 16. Jahrhundert,
Hess. Jb. f. LG. 42 (1992), 117ff.; Hessisches Gemeinde-Lexikon. Stather, E.,
Die hessischen Städte, Gemeinden und Landkreise in Kurzporträts, 1993; Handbuch
der hessischen Geschichte 4 Hessen im Deutschen Bund und im neuen Deutschen
Reich (1806) 1815 bis 1945, Seier, H. u. a., Lieferung 1ff. 1998ff.; Handbuch
der hessischen Geschichte 4 Hessen im Deutschen bund und im neuen Deutschen Reich
(1806) 1815 bis 1945 Teilband 2 Berding, H., Die hessischen Staaten bis 1945,
2003; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, )2; Wegner, K., Kurhessens
Beitrag für das heutige Hessen, 1999; Hessen, hg. v. Heidenreich, B. u. a.,
2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 1, 108, 807; Franz, E., Das Haus Hessen, 2005; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 434; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen
Reich, 2005; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u.a.,2010; Handbuch der
hessischen Geschichte, Bd. 1 hg. v. Speitkamp, W., 2010; . Gerichtsstätten in
Hessen (http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/index/sn/gst), bearb. v.
Eckhardt, Wilhelm A., 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 255ff.; Das
Land Hessen, hg. v. Röming, A. u. a., 2014; Handbuch der hessischen Geschichte
Band 3 Ritter, Grafen und Fürsten –
weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900-1806, hg. V. Speitkamp, W. ,
1014. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hildesheim (Hochstift, Residenz). Vermutlich
bestand bereits im 8. Jahrhundert am Übergang des Hellweges über die Innerste
eine Siedlung, die dann nach dem Personennamen Hiltwin benannt wurde. Um 815 gründete
Ludwig der Fromme das Bistum H. (Bischof Gunthar), das zur Kirchenprovinz Mainz
gehörte. Im Frühmittelalter gewann es durch königliche Gunst reiche Güter (u.
a. an der Mosel, im Odenwald, an der Bergstraße, Grafschaft im Harzgau). Im Süden
des Bistums erlangten die Bischöfe im 13. Jahrhundert an Leine und Oker die
Landeshoheit (Dassel am Solling, daneben Peine). In der Hildesheimer
Stiftsfehde (1519-1523) verloren sie die meisten Güter an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Während diese Güter
protestantisch wurden, behauptete sich im verbliebenen sog. Kleinen Stift
(Stadt H., Ämter Peine und Steuerwald, Domkapitelamt Marienburg, 9 Propsteidörfer,
12 landtagsfähige Güter) mit Ausnahme der Stadt H. und des Amtes Peine der
Katholizismus. 1643 durch Spruch des Reichshofrates wieder auf den alten Umfang
vergrößert, wurde das Hochstift nun meist mit Köln und den westfälischen Bistümern
in die Pfründenkombination des Hauses Wittelsbach einbezogen. Nach der Säkularisation
gehörte es mit 32 Quadratmeilen und 132000 Einwohnern von 1802 bis 1807 zu Preußen,
von 1807 bis 1813 zum Königreich Westphalen und seit 1813 zu Hannover. Mit
diesem kam es 1866 an Preußen. Seit 1. 11. 1946 ist das Gebiet Teil des Landes
Niedersachsen. Das Bistum H. kam 1992/1994 zur Erzdiözese Hamburg.
L.: Wolff 447f.; Zeumer 552 II a 14; Wallner 706 NiedersächsRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 8; Bauer 1, 271; Doebner, R.,
Urkundenbuch der Stadt Hildesheim, Bd. 1-8 1881ff.; Janicke, K./Hoogeweg, H.,
Urkundenbuch des Hochstifts Hildesheim und seiner Bischöfe, Bd. 1ff. 1896ff.;
Bertram, A., Geschichte des Bistums Hildesheim, Bd. 1ff. 1899ff.; Müller, O.,
Die Entstehung der Landeshoheit der Bischöfe von Hildesheim, 1908; Gebauer, J.,
Geschichte der Stadt Hildesheim, Bd.1f. 1922ff.; Klewitz, H., Studien zur territorialen
Entwicklung des Bistums Hildesheim, 1932; Seeland, H., Kurzer Abriss der
Geschichte des Bistums Hildesheim, 1948; Gebauer, J., Die Stadt Hildesheim,
1950; Niedersächsischer Städteatlas Abt. 2, Einzelne Städte, 1953; Peters, W.,
Quellen zur Hildesheimer Landesgeschichte, 1964; Jan, H. v., Hildesheim, 1967;
Das Bistum Hildesheim 1933-1945. Eine Dokumentation, hg. v. Engfer, H., 1971;
Gauß‘sche Landesaufnahme der durch Hannover
erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., 1. Fürstentum Hildesheim (Bl. 15),
1977; Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim Bd. 3: Die
Hildesheimer Bischöfe von 815-1221, bearb. v. Goetting, H., 1984,; Quellen zur
Geschichte der Stadt Hildesheim im Mittelalter, hg. v. Borck, H., 1986;
Heinemann, E., Im alten Hochstift, 1987; Plümer, I., Hildesheim, LexMA 5 1990,
16ff.; Klingebiel, T., Ein Stand für sich? Lokale Amtsträger in der frühen
Neuzeit, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 543, 1, 2, 272; Plath, C., Konfessionskampf und fremde
Besatzung, 2005; Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim
Bd. 4: Die Hildesheimer Bischöfe von 1221 bis 1398, bearb. v. Kruppa, N. u. a.,
2006; Zachlod, C., Die Staatsfinanzen des Hochstifts Hildesheim vom Ende des
siebenjährigen Krieges bis zur Säkularisation, 2007; Pischke, G. u. a.,
Hildesheim – von der Domburg zur Großstadt, 2014.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hohenaschau (reichsfreie Herrschaft). In der zweiten
Hälfte des 12. Jahrhunderts errichteten die mit den Grafen von Falkenstein im
Inntal verwandten Herren von Hirnsberg die Burg H. im Priental. Sie wurde Sitz
einer auf die Vogteirechte der Grafen von Falkenstein über Güter des Erzstifts
Salzburg gestützten Herrschaft, die auch nach dem Sturz der Lehnsherren Bestand
behielt. 1276 erkannten die Herzöge von Bayern
proprietas, feodum, advocatia, districtus (Eigen, Lehen, Vogtei und Bann) als
bestehend an. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts kam die Herrschaft an die mit den
Herren von Aschau verschwägerte Familie Mautner, 1400 an die Herren von
Freyberg (Freiberg), die 1529 Lehen des Erzstifts Salzburg zu allodifizieren
vermochten, 1610 durch Heirat an das Haus Preysing. Danach gelangte H.
1805/1808 an Bayern. 1848 fiel auch die mit der Burg verbundene Gerichtsbarkeit
an Bayern.
L.: Wolff 136; Wallner 712 BayRK 1; Beckmann, G., Die Herrschaften Aschau und
Hirnsberg-Wildenwart bis zum Aussterben der Freyberg (1276-1603), Zs. f. bay.
LG. 1 (1928), 14; Sandberger, A., Die Entstehung der Herrschaft Aschau,
Wildenwart, Zs. f. bay. LG. 11 (1938), 362; Sandberger, A., Die Herrschaften
Hohenaschau und Wildenwart, (in) Diepolder, G. u. a., Rosenheim, 1978, 119ff.;
Kellner, S., Die Hofmarken Jettenbach und Aschau in der frühen Neuzeit, 1985;
Breit, S., Polizeigesetzgebung in einer adeligen Herrschaft (in) Landesordnung
und gute Policey in Bayern, 2008, 229. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hohenlohe (Grafschaft, Fürstentum). Die erstmals
1153 bezeugten Herren (Konrad, Heinrich) von Weikersheim nannten sich seit
1178/1198 nach der die Straße Frankfurt-Würzburg-Augsburg beherrschenden Burg
H. (Hohlach) bei Uffenheim. Im staufischen Reichsdienst erlangten sie 1232/1235
Langenburg und 1250 Öhringen, später Neuenstein, Möckmühl (1445 Verkauf an
Pfalz) und Waldenburg sowie den Grafenrang. Trotz der Gabe Mergentheims an den
Deutschen Orden (1219) und mehrfacher Erbteilung (1215/1254 Hohenlohe-Hohenlohe
[bis 1412], Hohenlohe-Brauneck [bis 1390/1434] und Hohenlohe-Weikersheim)
gelang ihnen die Errichtung eines fast geschlossenen Herrschaftsgebiets um
Kocher und Tauber. Seit 1530 wurden sie (wegen der erbrechtlich begründeten,
aber tatsächlich nicht umsetzbaren Belehnung mit den Grafschaften Ziegenhain
und Nidda) als Reichsgrafen anerkannt, waren etwa zu dieser Zeit aber auch im
Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1551/1553 erfolgte die
Teilung des erst 1551 wieder vereinigten Gebiets in die protestantische, 1764
gefürstete Linie Hohenlohe-Neuenstein und die (seit 1667 wieder) katholische,
1744 gefürstete, nach der (erstmals 1253 erwähnten, als Lehen des Hochstifts
Regensburg erlangten) Burg Waldenburg bei Schwäbisch Hall benannte Linie
Hohenlohe-Waldenburg. Die Linie Hohenlohe-Neuenstein teilte sich dann in die
Zweige Hohenlohe-Langenburg, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Kirchberg und
Hohenlohe-Öhringen (Hohenlohe-[Neuenstein-]Öhringen) (bis 1805). Sie erwarb
1631 durch Erbschaft die halbe Grafschaft Gleichen mit Ohrdruf. Die Linie
Hohenlohe-Waldenburg zerfiel 1615 in Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728) und
Hohenlohe-Waldenburg (bis 1679) sowie Hohenlohe-Schillingsfürst, das sie
beerbte, sich aber wiederum in die Linien Hohenlohe-Bartenstein und Hohenlohe-Schillingsfürst
aufteilte (seit 1840 infolge des 1834 erfolgten Anfalls des Erbes des letzten
Landgrafen von Hessen-Rotenburg[-Rheinfels] preußische Herzöge
von Ratibor und Fürsten von Corvey). Durch §
18 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 wurden die Fürsten von
Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe-Ingelfingen und
Hohenlohe-Neuenstein entschädigt. 1806 fielen die zum fränkischen Reichskreis zählenden
hohenlohischen Gebiete, die etwa 32 Quadratmeilen mit rund 100000 Einwohnern in
17 Städten, 7 Marktflecken und etwa 250 Dörfer und Weilern umfassten, überwiegend
an Württemberg, im Übrigen an Bayern (Kirchberg [1810 an Württemberg],
Schillingsfürst). S. Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 554 II b 62, 1; Wallner 692 FränkRK 7 a-d, 9 a, b; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Fischer, A., Geschichte des Hauses Hohenlohe, Bd. 1f. 1868ff.; Hohenlohisches
Urkundenbuch (1153-1375), hg. v. Weller, K./Belschner, C., Bd. 1ff. 1899ff.;
Weller, K., Geschichte des Hauses Hohenlohe (bis Mitte des 14. Jahrhunderts),
Bd. 1f. 1904ff.; Belschner, C., Die verschiedenen Linien und Zweige des Hauses
Hohenlohe seit 1153, 1926; Engel, W., Würzburg und Hohenlohe, 1949; Fischer,
W., Das Fürstentum Hohenlohe im Zeitalter der Aufklärung, 1958; Schremmer, E.,
Die Bauernbefreiung in Hohenlohe, 1963; Genealogisches Handbuch des Adels, Fürstliche
Häuser, Bd. 9 1971; Thumm, A., Die bäuerlichen und dörflichen Rechtsverhältnisse
des Fürstentums Hohenlohe im 17. und 18. Jahrhundert, 1971; Hohenlohische
Dorfordnungen, bearb. v. Schumm, K./Schumm, M., 1985; Seibold, G., Die
Radziwillsche Masse, 1988; Wendehorst, A., Hohenlohe, LexMA 5 1990, 82;
Kleinehagenbrock, F., Die Grafschaft Hohenlohe im Dreißigjährigen Krieg, 2003;
Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v.
Kramer, F. u. a., 2005, 563; Die Familie Hohenlohe - Eine europäische Dynastie
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Hannig, A. u. a., 2013.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hohenwaldeck (Reichsherrschaft). Nach Waldeck am
Ostende des Schliersees nannte sich ein Freisinger Ministerialengeschlecht, das
seit dem 13. Jahrhundert auf der Grundlage der zu Erbrecht gehaltenen Vogtei über
Freisings Güter an Schlierach, Mangfall und Leitzach eine Herrschaft aufbaute,
die der Gerichtsbarkeit der Herzöge von Bayern
weitgehend entzogen werden konnte. 1476 erkannte Kaiser Friedrich III. die
Reichsunmittelbarkeit dieser Herrschaft (mit dem Hauptort Miesbach) an. Über
die Höhenrain (1483) und Sandizeller (1487) kam H. durch Kauf an die Herren
(seit 1548 Reichsfreiherren) von Maxlrain, denen 1523 die Ablösung der
Lehnsherrlichkeit des Hochstifts Freising gelang. Die Einführung der
Reformation wurde von Bayern vertraglich (1559) und militärisch (1583)
verhindert. Beim Aussterben der Reichsfreiherren von Maxlrain, die 1636 vom
Kaiser zu Grafen von H. erhoben worden waren, in männlicher Linie fiel die zum
bayerischen Reichskreis zählende, nur einige Dörfer umfassende Herrschaft 1734
an Bayern.
L.: Wolff 150; Wallner 712 BayRK 12; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E5; Riezler, S., Zur Geschichte der Herrschaft Hohenwaldeck, SB d. bay.
Ak. d. Wiss. 1890; Knappe, W., Wolf Dietrich von Maxlrain und die Regulierung
in der Herrschaft Hohenwaldeck, 1920; Vogel, H., Schliersee, seine
Grundherrschaft und Vogtei, Diss. phil. München 1939; Andrelang, F.,
Landgericht Aibling und Reichsgrafschaft Hohenwaldeck, 1967.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hohenzollern (Grafen, gefürstete Grafschaft). 1061
erscheinen Burchard und Wezil de Zolorin, seit 1111 Graf Friedrich von Zollern
(Zolre), die sich nach der aus dem 11. Jahrhundert stammenden Burg Zollern
(seit 1350 H., aus lat. [mons] solarius?, Sonnenberg) bei Hechingen nannten und
vielleicht von den Burchardingern, die im 10. Jahrhundert das schwäbische
Herzogtum innehatten, abstammten. Graf Burchard eröffnete um 1170 eine 1486
erloschene Linie Hohenzollern-Hohenberg. Graf Friedrich III. erlangte 1191
durch Heirat mit Sophie von Raabs neben Gütern in Österreich die Burggrafschaft
Nürnberg. Seine Söhne teilten um 1204/1227 die Güter. Konrad erhielt die
Burggrafschaft Nürnberg und begründete die fränkische, später evangelische
Linie, Friedrich erhielt die schwäbischen Stammgüter und begründete die schwäbische,
katholisch bleibende Linie (Hechingen, Haigerloch, Sigmaringen). Innerhalb der
fränkischen Linie heiratete Konrad die Erbtochter der Grafen von Abenberg und
erwarb Friedrich III. († 1297) durch Heirat aus dem Erbe der Herzöge von Andechs-Meranien Bayreuth und Kulmbach.
Friedrich IV. († 1332) kaufte 1331 Ansbach. Friedrich V.
wurde 1363 in den Reichsfürstenstand erhoben. 1364 wurde Schwabach, 1368
Gunzenhausen erworben, um 1400 Wassertrüdingen, Feuchtwangen, Uffenheim,
Crailsheim und Erlangen. 1403 wurden die Güter in die Gebiete auf dem Gebirg um
Kulmbach, Bayreuth und Hof mit dem Vogtland sowie in die Gebiete unter dem
Gebirg um Ansbach geteilt, fielen 1420 aber wieder zusammen. 1411/1415/1417
wurde außerdem von König Sigmund das Kurfürstentum Brandenburg erlangt, womit
zugleich der Rückzug aus Nürnberg begann. Kurfürst Albrecht Achilles bestimmte
1473 durch die sog. dispositio Achillea die fränkischen Fürstentümer zu einer
Sekundogenitur Brandenburgs. 1791 fielen die zwischenzeitlich mehrfach
vereinigten und wieder verselbständigten fränkischen Markgrafschaften Ansbach
und Bayreuth durch Abtretung seitens Markgraf Alexanders, mit dem die fränkischen
Nebenlinien 1806 erloschen, an Preußen. Die schwäbische Linie erwarb 1497 durch
Tausch gegen ihre erheiratete Herrschaft Rhäzüns in Graubünden von Österreich
die Herrschaft Haigerloch, 1534 durch Erbschaft von den Grafen von Werdenberg Österreichs
Lehngrafschaften Sigmaringen und Veringen sowie 1552 die Herrschaft Wehrstein.
1576 wurden die Güter zwischen den Linien Hohenzollern-Hechingen (Eitel
Friedrich II.) und Hohenzollern-Sigmaringen (Karl II.) geteilt. Eitel Friedrich
IV. erhielt die alte Grafschaft Zollern (bzw. seit Mitte des 16. Jahrhunderts
H.) mit Hechingen und den Klöstern Rangendingen, Sankt Luzen (Sankt Lutzen) in
Hechingen und Stetten (Hohenzollern-Hechingen), Karl II. die Grafschaft
Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und Inzigkofen sowie die Grafschaft
Veringen, zu denen noch die Herrschaft Haigerloch mit Kloster Gruol und die
Herrschaft Wehrstein kamen (Hohenzollern-Sigmaringen). 1623 erlangten beide
Linien die Reichsfürstenwürde, 1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium.
1800 umfassten die zum schwäbischen Reichskreis zählenden Grafschaften ein
Gebiet von 4,5 Quadratmeilen mit 12000 Einwohnern. 1803/1806 blieben sie von
der Mediatisierung verschont und erlangten ihrerseits weitere Güter
(Hirschlatt, Glatt, Beuron u. a.). Am 7. 12. 1849 dankten die Fürsten beider
Linien zugunsten Preußens, mit dem seit 1695/1707 Erbverträge bestanden, ab
(preußischer Regierungsbezirk Sigmaringen bzw. hohenzollerische Lande). Die
Linie Hohenzollern-Hechingen starb 1869 aus. Seitdem nannte sich die Linie
Hohenzollern-Sigmaringen Fürsten von H. 1926 erhielten die H. als
Enteignungsentschädigung für alle ihre Güter rund 100000 Hektar Land, 15
Millionen Reichsmark und einige Schlösser. 1945 wurde der preußische
Regierungsbezirk Sigmaringen dem Land Württemberg-Hohenzollern zugeteilt.
1951/1952 kamen die Kreise Hechingen und Sigmaringen mit 1142 Quadratkilometern
und 86000 Einwohnern an Baden-Württemberg. S. Ansbach, Bayreuth, Brandenburg, Nürnberg,
Preußen, Württemberg-Hohenzollern, Baden-Württemberg.
L.: Wolff 167; Zeumer 553 II b 47, 554 II b 61,24; Wallner 687 SchwäbRK 30; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Monumenta Zollerana,
hg. v. Graf Stillfried, R./Märcker, T., Bd. 1ff. 1852ff.; Cramer, J., Die
Grafschaft Hohenzollern 1400-1850, 1873; Graf Stillfried, R., Stammtafel des
Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Schmid, L., Die älteste Geschichte des
Gesamthauses der Hohenzollern, Bd. 1ff. 1884ff.; Hohenzollersche Forschungen,
hg. v. Meyer, C., Bd. 1ff. 1891ff.; Kessler, H., Beschreibung der
Hohenzollernschen Lande, 1893; Quellen und Forschungen zur deutschen,
insbesondere hohenzollernschen Geschichte, 1905ff.; Rogge, B., Fünf
Jahrhunderte Hohenzollernherrschaft in Brandenburg-Preußen, 1915; Hintze, O.,
Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Hodler, F.,
Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg und Franken, 1932; Eisele, K.,
Studien zur Geschichte der Grafschaft Zollern und ihrer Nachbarn, 1956;
Kallenberg, F., Die Fürstentümer Hohenzollern am Ausgang des alten Reichs,
1962; Bernhardt, W./Seigel, R., Bibliographie der Hohenzollerischen Geschichte,
1975; Seyboth, R., Die Markgrafentümer Ansbach und Bayreuth unter der Regierung
Markgraf Friedrichs des Älteren (1486-1515), 1985; Schuhmann, G., Residenzen
der fränkischen Hohenzollern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987) 67ff.; Sauer, P.,
Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Mast, P., Die
Hohenzollern in Lebensbildern, 1988; Kiel, R., Die Hauschronik der Grafen
Zollern. Eine Prachthandschrift im Bestand der Kanzleibibliothek Bayreuth,
1988; Bumiller, C., Studien zur Sozialgeschichte der Grafschaft Zollern im Spätmittelalter,
1990; Massenbach, H. Frhr. v., Die Hohenzollern einst und jetzt, 1990;
Wendehorst, A., Hohenzollern, LexMA 5 1990, 83f.; Stamm-Kuhlmann, D., Die
Hohenzollern, 1995; Hohenzollern, hg. v. Kallenberg, F., 1996; Neugebauer, W.,
Die Hohenzollern, Bd. 1ff. 1996ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 112, 117; Spälter, O., Frühe
Etappen der Zollern auf dem Weg zur Territorialherrschaft in Franken, 2005; Schönpflug,
D., Die Heiraten der Hohenzollern, 2013. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hohnstein, Hohenstein, Honstein (Grafschaft). Nach
der vielleicht schon vor dem 12. Jahrhundert bei Neustadt bei Nordhausen
errichteten, 1130 erstmals genannten Burg H. nannten sich seit 1182/1188 die
seit 1154 (comes Adalger) nachweisbaren, vielleicht von König Lothar von Süpplingenburg
(1125-1137) mit Reichsgut ausgestatteten, mit den ludowingischen Landgrafen von
Thüringen verwandten Grafen von Ilfeld (dort vor 1190 ein Stift). Sie gewannen
rasch umfangreiche Güter zwischen Wipper und Oberharz, verloren aber den Osten
des Gebiets, als sich um 1200 (1201) die Linie der Grafen von Stolberg
abzweigte. Die vielleicht schon von König Lothar III. von Süpplingenburg
eingerichtete Grafschaft H. erwarb zwischen 1238 und 1267 stückweise als Lehen
Halberstadts die Grafschaft Klettenberg mit der Vogtei über Kloster Walkenried,
1268 Sömmerda und im 14. Jahrhundert die Grafschaft Lohra. Die 1289 abgetrennte
Linie Sondershausen drang nach Thüringen vor und wurde 1356 von den Grafen von
Schwarzburg beerbt. Eine weitere Teilung erfolgte 1315. Ein Zweig erhielt 1481
die Herrschaft Schwedt an der Oder als Lehen, starb aber 1609 aus. Die
Hauptlinie Klettenberg starb nach verschiedenen Teilungen 1593/1633 aus. Von
den Gütern ging die nach 1253 erlangte Reichsvogtei über Nordhausen an
Sachsen-Weimar, andere Teile an Braunschweig sowie vor allem an das Hochstift
Halberstadt und damit 1648 an Brandenburg, das sie von 1653 bis 1702 an die
Grafen von Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (Sayn-Wittgenstein) gab. Um 1800
umfasste die zum obersächsischen Reichskreis zählende Grafschaft ein Gebiet von
5 bzw. 7 Quadratmeilen, die sich wie folgt aufteilten: Um 1 bzw. 2
Quadratmeilen gehörten dem König von Großbritannien, 3 Quadratmeilen den Grafen
Stolberg-Stolberg und 1 bzw. 2 Quadratmeilen den Grafen Stolberg-Wernigerode.
Das über Braunschweig an Hannover gelangte Gebiet fiel 1866 an Preußen. S.
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 422ff.; Wallner 711 ObersächsRK 22, 27, 28; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Meyer, K., Die Grafen von Hohnstein, Zs. d. Harzvereins 28 (1895);
Meyer, K., Die Burg Hohnstein, 1897; Reichardt, R., Die Grafschaft Hohenstein
im 16. und 17. Jahrhundert, 1900; Mascher, K., Reichsgut und Komitat am Südharz
im Hochmittelalter, 1957; Blaschke, K., Hohnstein, LexMA 5 1990, 86; Casemir,
K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge
um 1616, 1996. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Holland (Grafschaft). Seit dem 10. Jahrhundert
sind im zunächst friesischen, seit 689 fränkischen Gebiet der Maasmündungen um
Dordrecht die friesischen Grafen von H. (Holtland, seit 1101 Bezeichnung der
Grafschaft) bezeugt. Gefördert von den deutschen Königen begannen die Grafen um
1000 ihre gegen die Herzöge von Niederlothringen
und die Bischöfe von Utrecht gerichtete Erweiterungspolitik. Hauptort der
Grafschaft wurde Leiden, später ‚’s-Gravenhage
(Den Haag). 1289 konnte Nordholland angegliedert werden. Beim Aussterben des
Geschlechts (1299) fielen die Güter (Amsterdam, Rotterdam, Delft, Leiden,
Alkmaar) an die verwandten Grafen von Hennegau, die Seeland (Maasinseln und
Scheldeinseln) hinzugewannen, von dort über Kaiser Ludwig des Bayern Gemahlin
Margarethe 1345 an das Haus Wittelsbach (Straubing-Holland), von dort durch
Abtretung nach langem Widerstand 1433 an die Herzöge
von Burgund, 1477 über Maria von Burgund schließlich an Habsburg. 1579 entstand
nach dem niederländischen Aufstand gegen Habsburg/Spanien die Vereinigte
Republik der Niederlande, die dann vielfach auch als H. bezeichnet wurde. Während
der ganzen Zeit der Generalstaaten war H. führend. 1796 wurde es Mittelpunkt
der Batavischen Republik und gab von 1806 bis 1810 dem von Napoleon für seinen
Bruder errichteten Königreich H. den Namen. 1810 wurde das Gebiet Teil
Frankreichs, 1815 Teil des Königreiches der Vereinigten Niederlande.
L.: Wolff 69; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) E3, II 66 (1378)
C2, II 78 (1450) E3; Oppermann, O., Untersuchungen zur nordniederländischen
Geschichte, 1921f.; Blok, P., Geschiedenis van het Nederlandsche Volk, Bd. 1ff.
3. A. 1923ff.; Geschiedkundiger Atlas van Nederland, hg. v. Beekman, A., 1913-1938;
Reese, W., Die Niederlande und das deutsche Reich, 1941; Deventer, J. van, De
Kaarten van de nederlandsche provincien in de zestiende eeuw, hg. v. Hoff, B.
van t', 1941; Gosses, I., De vorming van het graafschap Holland, 1946; De
Genealogie der graven van Holland, 1954; Heger, E., Alfabetische
Plaatsnamenlijst van Nederland, 1958; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek,
1960, 504; Koeman, C., Collections and maps and atlases in the Netherlands:
their history and present state, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 48, 52, 55, 72, 74, 96, III), 23, 32, Holtland,
Hollandri, Hollandrenses Bevölkerungsname; Pannekoek, A. u. a., Atlas of the
Netherlands, 1963ff.; Koch, A./Kruisheer, J., Oorkondenboek van Holland end
Zeeland tot 1299, 1970ff.; Algemene Geschiedenis der Nederlanden, Bd. 1ff.
1949ff., Neue Ausgabe 1980ff.; Cordfunke, Gravinnen van Holland, 1987; De
Hollandse stad in de dertiende eeuw, hg. v. Cordfunke u. a., 1988; De
Nederlanden in de late middeleeuwen, hg. v. Boer, D. de/Marsilje, J., 1987;
Blok, D./Blockmans, W., Holland, LexMA 5 1990, 90f.; Price, L., Holland, 1994;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 398.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Holstein (Gau, Herzogtum). H. erscheint um 800
als nördlicher Teil des Stammesgebiets der Sachsen (Nordalbingien). Es setzte
sich zusammen aus Dithmarschen im Westen, Stormarn im Süden, H. (Holsten,
Holsaten = Waldsassen) im Norden und Wagrien im Osten. Es wurde von Karl dem
Großen mit Hilfe der slawischen Abodriten unterworfen, denen er dafür Wagrien überließ.
Die holsteinischen Gebiete waren im allgemeinen ein Teil des Herzogtums
Sachsen, doch gehörte Dithmarschen zur Grafschaft Stade, später zum Erzbistum
Bremen (Hamburg-Bremen). Herzog Lothar von Süpplingenburg ernannte 1110/1111
Adolf von Schauenburg (Schaumburg) zum Grafen von H. und Stormarn. Adolf II.
eroberte Wagrien. Adolf III. erlangte nach dem Sturz seines Lehnsherren
Heinrich des Löwen (1180) auch die Herrschaft über Dithmarschen, verlor die Güter
aber 1201/1214 an Dänemark. Adolf IV. gelang die Wiedereroberung mit dem Sieg
von Bornhöved (1227). Dithmarschen fiel allerdings an das Erzstift Bremen zurück.
Nach 1261 teilte sich die Familie in mehrere Linien (1272/1273, 1294/1297). Die
Schauenburger (Schaumburger) Linie, welche die Stammgrafschaft Schaumburg und
die Herrschaft Pinneberg innehatte, erlosch 1640. Die Rendsburger Linie
vereinigte nach und nach die übrigen Güter (1316 Holstein-Segeberg, 1390
Holstein-Plön), erwarb Schleswig zeitweise faktisch, 1375/1386 nach dem
Aussterben des dänisch-schleswigschen Herzogshauses als Lehen Dänemarks.
Seitdem blieben Schleswig und H. in fester staatsrechtlicher Verbindung. Als
1459 die Linie ausstarb, kamen Schleswig und H. auf Grund des Vertrages von
Ripen (1460) in Personalunion an das Haus Oldenburg, das 1448 den Thron in Dänemark
bestiegen hatte. 1474 wurde H. mit Stormarn, Wagrien und Dithmarschen, das endgültig
aber erst 1559 einverleibt wurde, durch Kaiser Friedrich III. zum reichsunmittelbaren
Herzogtum erhoben (und damit von Sachsen bzw. Sachsen-Lauenburg bzw. seit 1434
den Bischöfen von Lübeck gelöst). Eine Teilung von 1490 schuf einen königlichen
Segeberger Anteil und einen herzoglichen Gottorper (Gottorfer) Anteil. 1524 wurde
Friedrich zum König von Dänemark (Friedrich I.) gekrönt und wurden damit
Schleswig und H. wieder vereint. (Die neben dem Herzogtum H. bestehende
Grafschaft H. wurde nach dem Aussterben der Grafen von Holstein und Stormarn
1640 an den König von Dänemark verkauft). Am Ende des 18. Jahrhunderts
bestanden auf dem Gebiet Holsteins die Herzogtümer Holstein-Glückstadt und
Holstein-Gottorp (Holstein-Gottorf). Der Wiener Kongress des Jahres 1815 erklärte
H. zum Mitglied des Deutschen Bundes. S. Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 444ff.; Wallner 706 NiedersächsRK 6, 7; Großer Historischer Weltatlas
II 34 (1138-1254) F3, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) C1; Geerz, F., Geschichte
der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des
15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Schott, C., Beiträge zur Landeskunde
von Schleswig-Holstein, 1953; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, I, 9, II, 39, 40, 49, 72, III, 11, 14, 24, 33, Holcetae, Holzeten,
Holsati, Holtsatia, Holzatenses, Holstenland, ‚Holstein‘; Dankwerth, C., Die Landkarten von Joh.
Meyer, Husum, aus der Neuen Landesbeschreibung der zwei Herzogtümer Schleswig
und Holstein 1652, neu hg. v. Domeiner, K./Haack, M., 1963; Wieden, H. bei der,
Schaumburgische Genealogie, 1966; Kahlfuss, H., Landesaufnahme und
Flurvermessung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein, Lauenburg vor 1864,
1969; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981;
Kramer, K., Volksleben in Holstein (1550-1800), 1987; Opitz, E.,
Schleswig-Holstein, 1988; Hoffmann, E., Holstein, LexMA 5 1990, 100ff.;
Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Lange, U., 1996; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 180; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 812; Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und
Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008; Eick, S., Die Kanzlei und das
Urkundenwesen der Grafen von Holstein-Schaumburg zwischen 1189 und 1209, 2008;
Risch, H., Der holsteinische Adel im Hochmittelalter, 2010; Wieden, H. bei der,
Die letzten Grafen zu Holstein-Schaumburg, 2014, 2. A. 2015.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Holstein-Plön (Grafen, Herzöge). Vermutlich seit dem neunten Jahrhundert war die Wasserburg Plune Sitz slawischer Fürsten. Von 1290 bis 1390 war Plön Sitz einer Linie der Grafen von Schauenburg (Schaumburg). Von 1623/1636 bis 1761 war H. Teil des Herzogtums Schleswig-Holstein-Plön und fiel 1761 mit diesem an Dänemark zurück. S. a. Holstein-Sonderburg-Plön. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Holstein-Plön-Rethwisch (Grafen, Herzöge),
Holstein-Rethwisch. 1671 fiel beim Tode Herzog Joachim Ernsts von Holstein-Plön
durch Testament das Gut Rethwisch mit Wesenbergerhof (Hof Wesenberg) und den Dörfern
Benstaben, Meddewade, Klein-Schenkenberg und Klein-Wesenberg an seinen dritten
Sohn Joachim Ernst den Jüngeren. Die damit geschaffene eigene Linie der Herzöge von H. (Holstein Rethwisch) bestand bis 1729.
L.: Schöder, J. v./Biernatzki, H., Topographie der Herzogtümer Holstein und
Lauenburg, Bd. 1f. 1855, 348; Schulze, T., Die Herzogszeit in Plön 1564-1761,
1983, 39ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Holstein-Rethwisch (Grafen, Herzöge) s. Holstein-Plön-Rethwisch. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hornbach (Kloster). Um (737 bzw.) 740 gründete
der heilige Pirmin auf altem Königsland des fränkischen Adligen Warnharius aus
der Familie der Widonen das Kloster H. bei Zweibrücken. Über die Widonen kam es
an die Salier. 1087 gab Kaiser Heinrich IV. das Kloster dem Hochstift Speyer. Vögte
wurden am Anfang des 12. Jahrhunderts die Grafen von Saarbrücken, dann
1182/1188 als ihre Nachfolger die jede Weiterentwicklung des Klosters früh
unterbindenden Grafen von Zweibrücken, seit 1394 die Kurfürsten von der Pfalz,
1410 die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken, die es
1558 aufhoben. Über Bayern kam H. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Neubauer, A., Regesten des ehemaligen Benediktinerklosters
Hornbach, 1904; Drumm, E., Geschichte der Stadt Hornbach, 1952; Hermann, H.,
Hornbach, LexMA 5 1990, 126f.; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2,
271. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Hoya (Grafschaft). Nach der Burg H. (urspr.
Hoch) an der Weser nannten sich seit 1202 Grafen (de Hogen), die sich zuvor als
Edelherren von Stumpenhausen bezeichnet hatten oder aus dem Friesischen
zugewandert waren. Sie bauten von dieser Burg aus eine Grafschaft auf (1215
Grafschaft Nienburg, 1326/1384 Grafschaft Bruchhausen). 1302 erlangten sie von
Braunschweig das Amt Drakenburg und die Vogtei zu Bücken als Lehen. Vielleicht
von 1299 bis 1311 und 1343/1346 wurde das Gebiet in eine obere Grafschaft (um
Nienburg) und eine niedere Grafschaft mit Sitz in H. aufgeteilt. Von 1345 bis
1503 war H. Sitz der Niedergrafschaft H., nach dem Aussterben ihrer Linie
Residenz der Obergrafschaft. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts waren die Grafen
zur Anerkennung der Lehnshoheit Braunschweig-Lüneburgs gezwungen. Beim
Aussterben der Grafen (H. 1503, Nienburg 1534/1582) wurde die Grafschaft als
Reichslehen unter die Linien des welfischen Hauses (Calenberg, Wolfenbüttel und
Celle) aufgeteilt. Calenberg und Wolfenbüttel erhielten die obere Grafschaft
mit den Ämtern Stolzenau, Ehrenburg (Ehrenberg), Syke, Steyerberg (Steierberg),
Siedenburg, Diepenau, Harpstedt und Barenburg und dem Stift Bassum. Celle
erlangte die untere Grafschaft mit den Ämtern H., Nienburg, Liebenau, Westen,
Altbruchhausen, Neubruchhausen und Thedinghausen. Diese Güter fielen 1584 an
Wolfenbüttel allein und 1634 an Celle. Die Ämter Uchte mit den Vogteien Uchte
und Kirchdorf und Freudenberg mit den Flecken Bassum, Freudenberg und Loge und
siebzehn Dörfern, die 1526/1527 an Hessen zu Lehen aufgetragen worden waren,
waren als hessische Lehnsstücke (1582) an Hessen-Kassel zurückgefallen. 1705,
nach Aussterben der Häuser Calenberg und Wolfenbüttel, war Celle (Hannover) im
Besitz der gesamten, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum
westfälischen Reichsgrafenkollegium zählenden Grafschaft. Um 1800 umfasste sie
ein Gebiet von etwa 45 Quadratmeilen mit 60000 Einwohnern. Von 1810 bis 1813
fiel ^pIH. an Frankreich, danach (einschließlich Uchtes und Freudenbergs) an
Hannover, 1866 an Preußen und damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 354f.; Zeumer 554 II b 63, 10; Wallner 702 WestfälRK 8, 704, 31; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378), III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Hoyer Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., Teil 1-8 1855ff.;
Gade, W., Historisch-statistisch-topographische Beschreibung der Grafschaften
Hoya und Diepholz, Bd. 1f. 1901; Hellermann, F., Die Entstehung der
Landeshoheit der Grafen von Hoya, 1912; Erler, G., Das spätmittelalterliche
Territorium Grafschaft Hoya (1202-1582), Diss. Göttingen 1972; Dienwiebel, H.,
Geschichtliches Ortsverzeichnis der Grafschaften Hoya und Diepholz, A-K, 1989;
Fahlbusch, F., Hoya, LexMA 5 1990, 143f.; Hucker, B., Die Grafen von Hoya,
1993; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Hucker, B., Der Ursprung der
Grafen von Hoya, (in) Die Grafschaften Bruchhausen, Diepholz, Hoya und Wölpe,
2000. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Italien (Halbinsel, Königreich). Der 768 von König
Karl dem Großen den Langobarden abgewonnene Teil Italiens, den König bzw.
Kaiser Otto der Große 951/962 wieder an das deutsche Reich zog und in dem sich
seit dem 11. Jahrhundert nach Selbständigkeit strebende Kommunen entwickelten,
zerfiel seit dem hohen Mittelalter in zahlreiche Reichslehen (10 größere
Herzogtümer und 250 kleine Lehen). Nach dem Scheitern der Idee eines
einheitlichen Imperiums unter der Herrschaft der Staufer stand I. für drei
Jahrhunderte im Zeichen verhältnismäßig selbständiger Mittelstaaten mit teils fürstlicher
oder quasifürstlicher Spitze (Visconti, Este, Gonzaga), teils republikanischer
Gestaltung (Venedig, Genua, Lucca, Siena), denen der Kirchenstaat und das Königreich
(beider) Sizilien (mit Neapel) im Süden gegenüberstanden. Als dem Heiligen Römischen
Reich angehörige Teile Italiens galten vor allem: Fürstentum Carrara, Fürstentum
Castiglione, Fürstentum Comacchio, Fürstentum Correggio, Fürstentum Doria,
Herzogtum Ferrara, Herzogtum Finale, Herzogtum Florenz (Toscana), Herzogtum
Genua (leugnete Reichszugehörigkeit wurde aber zu Reichssteuern herangezogen),
Herzogtum Guastalla, Lucca (leugnete die Reichszugehörigkeit, wurde aber zu
Reichssteuern herangezogen), Herzogtum Mailand (Modena-Reggio), Herzogtum
Mantua, Herzogtum Massa, Herzogtum Mirandola, Herzogtum Modena, Herzogtum
Monaco, Herzogtum Montferrat, Neapel, Herzogtum Novellara, Herzogtum Parma,
Herzogtum Piacenza, Savoyen (Savoyen-Piemont, Reichsstand, der nicht mehr zu
den Reichstagen erschien, weil er sich für souverän hielt), Sizilien, Soramo,
Herzogtum Spinola, Toscana/Toskana sowie Venedig. Mit dem Zug Frankreichs gegen
die auf die Anjou gefolgte aragonesische Seitenlinie in Neapel (1494) wurde I.,
in dem es in der Neuzeit 137 Bistümer gab, zum Streitobjekt zwischen Frankreich
und Spanien/Habsburg, in dem Spanien/Habsburg die Vorherrschaft gewann. Nach
dem Aussterben der spanischen Habsburger (1700) erhielt nach dem spanischen
Erbfolgestreit (1701-1713/1714) die spanische Linie der französischen Bourbonen
den Süden (Neapel, Sizilien), Österreich den Norden (Mailand). Infolge des
Aussterbens einheimischer Dynastien fielen Toskana und Mantua an Österreich,
Parma-Piacenza dagegen an Frankreich. Die verbleibenden Herzöge von Savoyen-Piemont gewannen 1713 den Königstitel mit
Sizilien, das sie 1720 gegen Sardinien tauschten (Königreich Sardinien). 1731
bestanden 13 lombardische Reichslehen (u. a. Mailand, Mantua, Montferrat,
Mirandola, Gonzagische Fürstentümer), 19 ligurische Reichslehen (u. a. Gebiete
der Doria), 20 bononesische Reichslehen (u. a. Modena, Ferrara, Gebiete der
Spinola und der Doria), 10 toskanische Reichslehen (u. a. Florenz, Piombino,
Soramo, Comacchio) und 11 tirnisanische Reichslehen (u. a. Fürsten von Massa,
Malaspina). Zwischen 1734 und 1737 brach die Reichsitalienpolitik zusammen
(vgl. Calice, Veppo, Avulla, Spigno, Novi, Gavi, Palladio, Val di Taro, Albano
(bzw. Albanum), Pavia, Angleria, Castro, Malgrate, Siena). Seit 1796 drang
wiederum Frankreich in I. ein und errichtete verschiedene Republiken, die später
teils Frankreich eingegliedert wurden (Doria, Ferrara, Finale, Lucca,
Mirandola, Neapel, Novellara, Spinola, Soramo), teils in französisch
beherrschte Königreiche umgewandelt wurden. 1815 wurden Österreich
(Lombardo-Venetien, Toskana, Modena) und die Bourbonen (Neapel-Sizilien, Lucca,
1847 Parma-Piacenza) wieder nach I. zurückgeführt. Piemont-Savoyen gewann Genua.
Als Folge des erwachenden Nationalgefühls und des sog. risorgimento kam es 1859
zum sardinisch-piemontesisch-französischen Feldzug gegen Österreich, das 1859
die Lombardei räumen musste. 1860 wurden Toskana, Modena, Parma und die Romagna
an Sardinien (Sardinien-Piemont, Piemont) angeschlossen, das seinerseits
Savoyen an Frankreich abgeben musste. Danach wurden die Bourbonen aus
Neapel-Sizilien vertrieben. Auch die Marken und Umbrien wurden Sardinien
(Sardinien-Piemont, Piemont) angegliedert. Viktor Emanuel II. nahm 1861 den
Titel eines Königs von I. an. 1866 wurde Venetien (Österreichs) gewonnen und
1860/1870 der Kirchenstaat bis auf geringe Reste eingezogen. Am 23. Mai 1915
erklärte I. seinem Verbündeten Österreich-Ungarn den Krieg und gewann danach Südtirol.
S. a. Lombardei.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 92ff.; Punti essenziali toccanti la Commissione
Imperiale in Italia im Akt Plenipotenz 3 des Haus-, Hof- und Staatsarchivs
Wien; Moser, J., Compendium juris publici moderni imperii Romani oder Grundriß
der heutigen Staatsverfassung des Römischen Kayserthums, 1729; Overmann, A.,
Die Besitzungen der Großgräfin Mathilde von Tuscien nebst Regesten ihrer
Urkunden, 1892 (Diss.); Croce, B., Storia dell‘età
barocca in Italia, 1929; Goez, W., Italien im Mittelalter, Bd. 1f. 1942; Pieri,
P., Il Rinascimento e la crisi militare italiana, 1952; Landogna, F., Storia d‘Italia, 1957; Waley, D., Die
italienischen Stadtstaaten, 1960; Storia d‘Italia,
ed. Valeri, N. F., 2. A. Bd. 1ff. 1965ff.; Kramer H., Geschichte Italiens, Bd.
1f. 1968; Volpe, Storia d‘Italia, Bd. 1f. 1968ff.; Haverkamp, A.,
Herrschaftsformen der Frühstaufer in Reichsitalien, 1970f.; Storia d'Italia,
Bd. 1ff. 197ff.; Keller, H., Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in
Oberitalien (9.-12. Jahrhundert), 1979; Schumann, R., Geschichte Italiens,
1983; Goez, W., Grundzüge der Geschichte Italiens in Mittelalter und
Renaissance, 1984; Fellner, F., Die österreichische Geschichtsforschung über
Italien, 1985; Italien-Ploetz. Italienische Geschichte zum Nachschlagen, bearb.
v. Schwarzkopf, J., 1986; Haverkamp, A., Italien im hohen und späten
Mittelalter, 1056-1454, Handbuch der europäischen Geschichte, 2. A. 1987; Lill,
R., Geschichte Italiens in der Neuzeit, 4. A. 1988; Seidlmayer, M., Geschichte
Italiens, 2. A. 1989; Haverkamp, A., Italien, LexMA 5 1990, 705ff.; Die großen
Familien Italiens, hg. v. Reinhardt, V., 1992; Indice biografico italiano, hg.
v. Nappo, T., Bd. 2ff. 1993; Chielloni, C. u. a., Italien, 3. A. 1995;
Italien-Lexikon, hg. v. Brütting, R., 1995; Die deutsche und italienische
Rechtskultur, hg. v. Mazzacane, A. u. a., 1995; Chittolini, G., Città, comunità
e feudi regali, 1996; Pauler, R., Die deutschen Könige und Italien, 1997;
Jones, P., The Italian city-State, 1997; Reinhardt, V., Geschichte Italiens,
2003; Italy in the Central Middle Ages 1000-1300, hg. v. Abulafia, D., 2004;
Weber, C., Episcopus et princeps- italienische Bischöfe als Fürsten, Grafen und
Barone vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, 2010. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Jever (Herrschaft). Die alte friesische
Siedlung J., die ursprünglich einen Zugang zur Jade hatte und in deren Nähe
1850 etwa 5000 römische Münzen der Kaiserzeit gefunden wurden, erscheint seit
dem 11. Jahrhundert selbst als Münzstätte (Gefri denarii) der Billunger Herzöge von Sachsen und entwickelte sich im
Mittelalter zum Hauptort der friesischen Landschaft Östringen. Durch
Zusammenschluss der Landschaften Östringen und Wangerland sowie Teilen von Rüstringen
um 1370 entstand die von Sachsen wie von Oldenburg gelöste Herrschaft J., deren
ständiger Sitz J. im 15. Jahrhundert war. 1517 gewann Ostfriesland eine
Anwartschaft auf J. 1532 suchte die Regentin Schutz bei Kaiser Karl V. und
erkannte die Lehnshoheit Burgunds an. 1536 erhob sie J. zur Stadt. 1575 fiel im
Streit zwischen Oldenburg und Ostfriesland die Herrschaft J. infolge
testamentarischer Bestimmung an Oldenburg. 1667 kam sie nach dem Aussterben der
Hauptlinie der Grafen von Oldenburg an Anhalt-Zerbst und bei der Aufteilung der
Anhalt-Zerbster Güter 1793 über Katharina II., die Schwester des letzten Fürsten
von Anhalt-Zerbst, von Anhalt-Zerbst an Russland. Die Herrschaft war 6
Quadratmeilen groß. 1818 übertrug Kaiser Alexander I. von Russland J. wieder an
die verwandten Herzöge von Oldenburg, wodurch es
1946 an Niedersachsen gelangte.
L.: Wolff 495f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B1; Bauer 1, 287;
Riemann, F., Geschichte des Jeverlandes, Bd. 1f. 1896ff.; Sello, G.,
Territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1917; Sello, G., Östringen
und Rüstringen, 1928; Niedersachsen um 1780. Landschaftsbild und
Verwaltungsgebiete, 1. Lief., Prinz, J., Norden-Jever, 1938; Fissen, K., Burg
und Schloss von Jever, 2. A. 1963; Rogowski, H., Verfassung und Verwaltung der
Herrschaft und Stadt Jever bis zum Jahre 1807, 1967.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Jülich (Grafschaft, Markgrafschaft, Herzogtum[,
Residenz?]). J. bei Düren ist im Anschluss an die römische Zivilsiedlung
Juliacum an einer wichtigen Straßenkreuzung entstanden. Im 9. Jahrhundert kam
der Ort an das Erzstift Köln. Als dessen Vögte wirkten die Grafen des schon in
fränkischer Zeit J. umgebenden Jülichgaus. Seit dem frühen 11. Jahrhundert
erscheinen Grafen mit dem Leitnamen Gerhard, die sich bald nach J. benannten
(1081 comes de Julicho). Sie erwarben am Ende des 12. Jahrhunderts durch Heirat
(1177) die Waldgrafschaft am Nordrand der Eifel und die Grafschaft Nörvenich.
Sie starben 1207 aus und wurden über die Schwester des letzten Grafen von den
in der Nordeifel begüterten Herren von Heimbach (Hengebach) beerbt, die sich
nunmehr nach J. benannten. Sie gewannen die Belehnung mit der Vogtei über
Aachen, die Reichsabtei Kornelimünster und die linksrheinischen Güter Essens.
Zusammen mit Berg, Kleve und Brabant besiegten sie 1288 bei Worringen den
Erzbischof von Köln und brachen die Vorherrschaft des Erzstifts Köln am
Niederrhein. 1304/1307 wurden Teile der Grafschaft Kessel (Kassel) mit
Grevenbroich, Gladbach (Mönchengladbach) und Brüggen gekauft. 1312 kam das Amt
Münstereifel von einer Nebenlinie zurück. 1336 wurden die Grafen von J., die
1346 durch Heirat Ravensberg und 1348 auch Berg, das bis 1423 einer Jülicher
Nebenlinie zugeteilt wurde, sowie 1335 die Vogtei über Aachen gewannen, zu
Markgrafen, 1356 zu Herzögen erhoben. Für kurze
Zeit wurde auch Geldern gewonnen (bis 1423). Weiter erwarben die Herzöge Monschau (1435), Euskirchen und Heinsberg
sowie Geilenkirchen, Millen, Wassenberg und Löwenburg. Residenz wurde Düsseldorf.
1511 wurden beim Aussterben des Geschlechts im Mannesstamm die zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählenden Herzogtümer Jülich-Berg-Ravensberg
und Kleve-Mark durch Heirat in Personalunion vereinigt. 1538 konnte Geldern
erworben werden, ging aber 1543 wieder verloren. 1614 fielen J. und Berg im jülich-klevischen
Erbfolgestreit (1614/1666) an Pfalz-Neuburg (Wittelsbach). Seit 1777 war J.
(mit Berg) durch Pfalz-Sulzbach in Personalunion mit Bayern vereinigt. Zu
dieser Zeit umfasste es 75 bzw. 129 Quadratmeilen mit 400000 Einwohnern und war
in 19 bzw. 33 bzw. 44 Ämter aufgeteilt. Von 1794 bis 1814 war es bei Abfindung
Bayerns durch Ansbach (1806) und Bayreuth (1810) von Frankreich, das es 1801
vertraglich erlangte, besetzt. 1814 wurde seine Aufteilung auf Preußen und die
Niederlande vorgesehen. 1815 kam es an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 321ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Die Territorien
des Reichs 3, 86; Mirbach, W. v., Zur Territorialgeschichte des Herzogtums Jülich,
1874ff.; Kuhl, J., Geschichte der Stadt Jülich, Bd. 1ff. 1891ff.; Landtagsakten
von Jülich-Berg 1400-1610, hg. v. Below, G. v., Bd. 1f. 1895ff.; Redlich, O.
R., Jülich-Bergische Kirchenpolitik am Ausgang des Mittelalters, Bd. 1f.
1904ff.; Geschichte des Rheinlandes, hg. v. Aubin, H./Frings, T. u. a., Bd. 1f.
1922; Güthling, O., Jülich-Bergische Landesaufnahmen im 18. Jahrhundert, Düsseldorfer
Jb. 1938; Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und
Niederrhein, bearb. v. Nießen, J., 1950; Theunert, F., Kreis und Stadt Jülich,
1951ff.; Corsten, S., Die Grafen von Jülich unter den Ottonen und Saliern,
Beiträge zur Jülicher Geschichte 45 (1978), 3ff.; Walz, J., Stände und frühmoderner
Staat: Die Landstände von Jülich-Berg im 16. und 17. Jahrhundert, 1982; Land im
Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Jülich
und das Jülicher Land im Bild, hg. v. Mainz, A. (o. J.); Kraus, T., Jülich,
Aachen und das Reich, 1987; Bers, G., Studien zur Jülicher Stadtgeschichte,
1989; Herborn, W., Jülich, LexMA 5 1990, 803ff.; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 115; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 134,
814 (Jülich und Berg), 1, 2, 286; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
1, 407, 2, 286. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Kerpen (Herrschaft). Nach der 1136 erstmals erwähnten Burg K. nördlich von Daun in der Eifel nannten sich Herren von K., die um 1200 die Herrschaft Manderscheid erlangten. Sie errichteten in K. um 1250 eine besondere Linie Manderscheid-Kerpen. Die Herrschaft K. wurde im 14. Jahrhundert in drei Zweige aufgeteilt und gelangte nach 1450 durch Heirat und Kauf an die Sombreffe (Sombreff) und von diesen von 1506 bis 1518 an die Grafen von Manderscheid-Schleiden. Nach deren Aussterben 1593 war K. lange umstritten zwischen den Grafen von der Mark (bzw. ab 1679 den Grafen von Löwenstein-Wertheim-Rochefort als ihren Rechtsnachfolgern) und den Herzögen von Arenberg (Aremberg), die seit 1674 die Herrschaft tatsächlich innehatten. 1795 kam K. zu Frankreich, 1815 zu Preußen und ihr Gebiet 1946 zu Rheinland-Pfalz. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Kerpen (Herrschaft, Reichsgrafschaft
[Kerpen-Lommersum]). 871 gab König Ludwig der Deutsche K. an der Erft zwischen
Köln und Euskirchen (villa Kerpinna) an das Kloster Prüm. 1122 zerstörte der Kölner
Erzbischof die dortige Reichsburg. 1282 kam die zugehörige Herrschaft an die Herzöge von Brabant (Bau der Burg K. durch Johann I.
von Brabant), 1404 als Erbschaft an Burgund und von dort über Maria von Burgund
(1477) an Habsburg/Spanien. Um 1587 umfasste sie Kerpen, Mödrath, Langenich
sowie die Gutshöfe Haus und Hof Hahn, Lörsfeld, Dürsfeld, Brüggen bei Mödrath
und die Broichmühle. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde sie wie Lommersum
mehrfach an die Grafen von Jülich und Nassau sowie den Erzbischof von Köln
verpfändet, bis 1704 aber grundsätzlich vom brabantischen Brüssel aus regiert.
1710 wurde sie durch König Karl VI. aus der Zugehörigkeit zu Spanien an
Pfalz-Neuburg übertragen, das 1614 Jülich und Berg erlangt hatte. Kurfürst
Johann Wilhelm von der Pfalz bzw. Jülich-Berg überließ die Herrschaften 1710
seinem Minister Graf Schaesberg. (1712 erhob Kaiser Karl VI. die vereinigten
Herrschaften K. und Lommersum [Kerpen-Lommersum] zu einer Reichsgrafschaft, die
1786 die Reichsunmittelbarkeit erreichte und am Ende des 18. Jahrhunderts zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium gehörte. 1795 kam sie mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet und
3000 Einwohnern zu Frankreich, 1815 zu Preußen und 1946 ihr Gebiet zu
Nordrhein-Westfalen. Die Grafen von Schaesberg erhielten durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 hierfür das Amt Tannheim/Thannheim der Abtei Ochsenhausen.)
L.: (Wolff 367; Zeumer 552ff. II b 63, 29; Wallner 704 WestfälRK 46;)
Festschrift Sankt Martinus in Kerpen, 1953; Der Landkreis Bergheim (Erft), hg.
v. Köhler, H., 1954; Kreis Bergheim, hg. v. Ohm, A./Verbeek, A., Bd. 1 1971;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 303.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Kiburg, Kyburg (Grafen). 1027 ist die Burg K. südlich
von Winterthur erstmals bezeugt. Nach 1030 wurde sie vom König eingezogen. Sie
fiel 1065 über die Erbtochter Adelheid von Winterthur aus dem Geschlecht der
Udalrichinger an die Grafen von Dillingen, die sich seit der Mitte des 12.
Jahrhunderts Grafen von K. nannten. 1172/1173 erlangten die Grafen von K. beim
Aussterben der Grafen von Lenzburg die Grafenrechte im Zürichgau. 1180 wurde in
einen schwäbisch-dillingischen und einen schweizerisch-kiburgischen Zweig
(schweizerisch-kyburgischen Zweig) geteilt. Weitere linksrheinisch gelegene Güter
kamen 1218 aus dem Erbe der verschwägerten Herzöge
von Zähringen hinzu. Um 1255 wurde geteilt. Beim Aussterben der Grafen von K.
1264 fiel das Erbe (u. a. Grafenamt im Thurgau, Reichsvogteien Glarus und Zürich,
nach 1273 [Verheiratung der Erbtochter Anna mit Eberhard von
Habsburg-Laufenburg] Güter im Aargau, Zürichgau und den späteren Waldstätten)
an Graf Rudolf von Habsburg. 1419 starb die Habsburger Linie Kiburg (Neukiburg
[Neukyburg], Kiburg-Burgdorf [Kyburg-Burgdorf]) aus. 1452/1460 ging die Grafschaft
K. über eine Verpfändung an die Eidgenossenschaft der Schweiz verloren.
L.: Wolff 519; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Brun, D.,
Geschichte der Grafen von Kyburg bis 1264, Diss. phil. Zürich 1913; Dürr-Baumgartner,
M., Der Ausgang der Herrschaft Kyburg, 1918/1919; Feldmann, M., Die Herrschaft
der Grafen von Kyburg im Aaregebiet 1218-26, 1926; Largiadèr, A., Die Kyburg,
1946; Die Grafen von Kyburg, 1981; Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen von
Kiburg und Habsburg, 1984, Archiv für Diplomatik Beiheft 5; Rieger, E., Das
Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, hg. v. Härtel, R., 1986;
Eberl, I., Kiburg, LexMA 5 1990, 1119; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Kinzigtal (Herrschaft). Das aus dem Erbe der 1218 ausgestorbenen Herzöge von Zähringen stammende Haslach an der mittleren Kinzig südöstlich von Offenburg war Kern einer Herrschaft K. der Grafen von Fürstenberg und von 1286 bis 1386 Sitz einer jüngeren Linie. Hinzu kamen Wolfach (1291), Hausach (um 1328), das Prechtal (1406) sowie die Herrschaften Romberg und Schenkenzell (1490-1498). Im 15. und 16. Jahrhundert befand sich die Herrschaft K. in den Händen einer älteren (nach 1408-1490) und jüngeren Linie (nach 1559) Fürstenberg-Kinzigtal. 1641 fiel sie ganz an Fürstenberg-Stühlingen(, das Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates des Reichstags und im schwäbischen Reichskreis hatte). 1806 kam das K mit etwa 350 Quadratkilometern an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Kriechingen, Crichingen (Grafen, Grafschaft), frz.
Créhange. K. an der Nied bei Metz südwestlich Saint Avolds war Sitz der Grafen
von K., die im Moselraum, im Saarland und in Luxemburg Güter erwarben. Kuno von
K. war im 12. Jahrhundert Lehnsmann der Herren von Finstingen (Vinstingen) und
der Herzöge von Lothringen. Später wurden die
Herren, die durch einträgliche Heiraten ihre Güter vermehrten, von den Herren
von Dorsweiler beerbt, die sich seitdem nach K. benannten. 1617 wurde K. zu
einer Reichsgrafschaft des oberrheinischen Reichskreises erhoben. Die
Grafschaft zerfiel seit 1531 in zwei Linien, eine pittingische (püttlingische)
und eine kriechingische, von denen jene 1681, diese 1697 ausstarb. Nach dem
Aussterben beider Linien der Grafen kam K. über eine Erbtochter an
Ostfriesland, danach 1726 im Erbgang an Wied-Runkel (Wied-Isenburg-Runkel). Am
Ende des 18. Jahrhunderts gehörte K. mit 2 Quadratmeilen und 4000 Einwohnern zu
den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des
Reichstags. Durch die französische Revolution von 1789 wurde die Grafschaft
aufgelöst und 1793 Frankreich einverleibt, gelangte aber 1871 als zu dem Teil
Lothringens gehörend, der durch den Frankfurter Frieden an Deutschland zurückfiel,
bis 1918 wieder zu Deutschland. Die enteigneten Grafen wurden 1803 mit Gütern Kölns
entschädigt.
L.: Wolff 287, 344; Zeumer 553 II b 60, 25; Wallner 698 OberrheinRK 45; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Chatelain, V., Histoire du comté de Créhange,
Jb. d. Gesellschaft f. lothring. Gesch. 3-5 (1891-1893); Das Reichsland
Elsass-Lothringen 2 (1901-1903). (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Lahr-Mahlberg (Herrschaft). 1246/1247 besetzten die
Herren von Geroldseck die aus dem Erbe der Herzöge
von Zähringen stammende Reichsstadt Mahlberg und errichteten am Ausgang des
Tales der Schutter zum Rhein die Burg Lahr (1250). Bei Teilung der Güter der
Herren von Geroldseck 1277 entstand die Herrschaft L. mit dem Hauptort Lahr.
1422 wurde Baden Pfandherr der Hälfte der Herrschaft und 1497 durch Kauf Eigentümer.
Die übrige Hälfte war zunächst in Händen der Grafen von Moers-Saarwerden, denen
1527 Nassau-Saarbrücken folgte. 1558 wurde die Reformation eingeführt. Bei Auflösung
des badisch-nassauischen Kondominates 1629 durch Teilung der Herrschaft L.
bekam Baden-Baden (Baden) die Herrschaft Mahlberg( und Nassau-Saarbrücken die
Herrschaft Lahr, die 1803 ebenfalls an Baden fiel).
L.: Binz, G., Die Stadt Mahlberg, 1923; Roth, K., Die Stadt Lahr, 1961.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Lauenburg (Herzogtum, Residenz des Herzogs). Das
an der Niederelbe gelegene Land wurde nach dem Abzug der Germanen im Frühmittelalter
von wendischen Polaben besiedelt, im 12. Jahrhundert aber von den Welfen
erobert. 1142 wurde Heinrich von Badwide mit der Grafschaft Ratzeburg belehnt,
die den größten Teil des späteren L. einnahm. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen
1180 fiel das Gebiet an die Askanier (Bernhard II.), die 1182 die Burg L.
erbauten und nach dem Aussterben der Badewider die Grafschaft Ratzeburg
einzogen. Bei der Teilung des askanischen Hauses entstand 1260 das Herzogtum
Sachsen-Lauenburg (L. und Hadeln), das an die ältere Linie fiel. Nach dem
Aussterben der protestantisch gewordenen Askanier (1689) setzte Herzog Georg
Wilhelm von Lüneburg-Celle seinen Erbanspruch auf das zum niedersächsischen
Reichskreis zählende Herzogtum, zu dem auch die Stadt Ratzeburg ([bis 1. 10.
1937] mit Ausnahme der Dominsel) gehörte, durch. 1705 kam L. mit Celle durch
Erbfall an Hannover. 1815 wurde es von Hannover mit Ausnahme von Hadeln an Preußen
abgetreten. Preußen überließ es 1815/1816 gegen Schwedisch-Vorpommern an Dänemark,
das es 1864 zusammen mit Holstein im Wiener Frieden an Österreich und Preußen
abtrat. 1865 wurde es durch die Konvention von Gastein gegen Entschädigung Österreichs
in Personalunion mit Preußen verbunden. 1866 trat es dem Norddeutschen Bund
bei, 1870 in das Deutsche Reich ein. Am 1. 7. 1876 wurde es als Kreis Herzogtum
L. der Provinz Schleswig-Holstein Preußen eingegliedert und kam damit 1946 zu
Schleswig-Holstein. Der Titel Herzog von L. wurde von Wilhelm II. an Bismarck
verliehen. S. Sachsen-Lauenburg.
L.: Wolff 449f.; Zeumer 552ff. II b 33; Wallner 707 NiedersächsRK 13; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E2, III 38 (1789) E2; Geerz, F., Geschichte
der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des
15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Lammert, F., Die älteste Geschichte
des Landes Lauenburg, 1933; Hellwig, L., Grundriss der Lauenburger Geschichte,
3. A. 1927; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im
Mittelalter, 1960 (Diss. phil. Kiel); Nissen, N., Festschrift 700 Jahre
Lauenburg, 1960; Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 8: Provinz im Königreich
Preußen, hg. v. Hauser, O., 1966; Kahlfuss, H., Landesaufnahme und
Flurvermessung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein, Lauenburg vor 1864,
1969; Stadtchronik zur 725-Jahr-Feier der Stadt Lauenburg/Elbe, hg. v.
Magistrat der Stadt Lauenburg, 1985; Neuschäffer, H., Schlösser und Herrenhäuser
im Herzogtum Lauenburg, 1987; Ländliche Siedlungs- und Verfassungsgeschichte
des Kreises Herzogtum Lauenburg, hg. v. Jürgensen, J., 1990; Blaschke, K.,
Sachsen-Lauenburg, LexMA 7 1995, 1235; Kleinfeld, M., Die wirtschaftliche
Entwicklung der Stadt Lauenburg/Elbe, 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 321; Meding, W. v., Stadt ohne Land
am Fluss, 2007; Die Fürsten des Landes. Herzöge
und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a.,
2008; Meding, W. v., Lauenburg - zur Geschichte des Ortes, Amtes, Herzogtums,
2008. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Laufenburg (Herrschaft, Grafen). Schon 1173 trug
eine Linie der Grafen von Habsburg die Burg L. am Rhein bei Waldshut vom
Kloster Säckingen zu Lehen. 1232/1238 spaltete sich von Habsburg eine Linie
Habsburg-Laufenburg ab. 1306 verkaufte der letzte Graf die Herrschaft an die
Grafen von Habsburg (und Herzöge von Österreich).
Damit zählte sie später zum österreichischen Reichskreis. 1408/1415 erlosch die
Linie endgültig. 1801 kam L. zum Aargau der Schweiz. Das rechtsrheinische
Kleinlaufenburg/L. in Baden fiel 1805 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 1; Wernli, F., Die
Stadt Laufenburg von 1386-1496, 1912; Schib, K., Geschichte der Stadt
Laufenburg, 1951; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 339.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Lausanne (Hochstift, Residenz). Nach vorrömischen
Vorläufern entstand auf einem Bergsporn über dem Genfer See die römische
Siedlung Lousanna (Lousonna) (108 v. Chr.). Noch in römischer Zeit wurde in
Aventicum (Aventiacum, Avenches) südwestlich von Bern ein Bistum gegründet, das
beim Vordringen der Alemannen zunächst nach Windisch (Vindonissa) und um 600
(585-594) in das sicherere L. verlegt wurde. Es unterstand dem Erzbischof von
Besançon (bis 1801, seitdem exemt), gelangte 1032 mit Burgund an das Reich und
wurde bis in das 13./14. Jahrhundert als Reichsfürstentum angesehen. Die
weltliche Herrschaft beruhte auf der 1011 erfolgten Verleihung der Grafschaft
Waadt, zu der 1079 Teile der Güter Rudolfs von Rheinfelden kamen. Die
Herrschaft wurde durch die Vögte (bis 1218 Herzöge
von Zähringen, dann Grafen von Savoyen) allmählich entfremdet. Die Stadt L.
gewann weitgehende Selbständigkeit. 1536 eroberte Bern Waadt und führte die
Reformation ein. Der Bischof verlor 1538 seine weltlichen Rechte in L. und
seinen Sitz im Reichsfürstenrat. Seit 1613 hatte er seinen Sitz in Freiburg im Üchtland.
1798 wurde die Berner Herrschaft beseitigt und L. Hauptstadt des Kantons Waadt
der Schweiz.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Maillefer, P./Boissonas, F.,
Lausanne, Genf 1923; Hüffer, H., Die Territorialmacht der Bischöfe von Lausanne
in ihrer Entwicklung bis zum Ende der Zähringer 1218, Zs. f. schweiz.
Geschichte 4 (1924); Biaudet, J./Biaudet, E., Lausanne, 1947¸; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 555, 1, 2, 323.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Lenzburg (Grafen). Von den Grafen des Aargaus
fiel die L. 976 an den Reichsvogt von Zürich, dessen Familie sich später nach
der L. nannte. Sie hatte die Vogtei über Schänis (Schännis), Beromünster, Zürich,
Säckingen und Einsiedeln und die Grafschaft im Zürichgau. Die 1101 durch
Teilung entstandene, 1172 ausgestorbene Linie Baden der Grafen von L., die von
den Staufern die Grafschaften Blenio und Leventina erhalten hatten, vererbte
ihre Güter (Reichsvogtei von Zürich, Grafschaft im Zürichgau) über die
Erbtochter Richenza an die Grafen von Kiburg (Kyburg) die 1173 ausgestorbene
Linie L. durch Testament an Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der Teile der
Reichslehen an die Grafen von Habsburg und an seinen Sohn Pfalzgraf Otto sowie
an die Herzöge von Zähringen (Kirchenvogtei in Zürich)
gab. Von ihm kamen die Güter an die Grafen von Habsburg und Kiburg (Kyburg).
L.: Wolff 519; Attenhofer, E., Die Grafen von Lenzburg, Lenzburger Neujahrsblätter
1943, 5ff.; Kläui, H., Das Aussterben der Grafen von Lenzburg und die Gründung
der Stadt Winterthur, Winterthurer Jb. 1973, 39ff.; Eberl, I., Lenzburg, LexMA
5 1991, 1874. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Leuchtenberg (Landgrafschaft, gefürstete
Landgrafschaft, Residenz). Am Anfang des 12. Jahrhunderts (1118) erscheint ein
edelfreies Geschlecht, das seit 1158 den Grafentitel führte und sich nach dem
Aussterben der ihm verwandten Babonen bzw. Paponen (Burggrafschaft Regensburg,
Grafschaft Stefling) seit 1196 als Landgrafen von L. (Liukenberge, seit dem 14.
Jahrhundert L.) an der Luhe bei Weiden benannte. Dieses beerbte über eine
Erbtochter teilweise die 1119 ausgestorbenen Herren von Lengenfeld-Pettendorf
(Waldeck). Seine an Luhe, Naab und Pfreimd gelegene Herrschaft bestand im Kern
aus dem Landrichteramt L., dem Stadtrichteramt Pfreimd, dem Pflegamt Wernberg
und dem Richteramt Miesbrunn. Hierzu kam schon im 12. Jahrhundert die
Herrschaft Waldeck (Kemnath [Kemnat], Erbendorf). 1332 gewann es durch Tausch
die Stadt Pfreimd. 1283 mussten die staufertreuen Landgrafen Landgericht und
Geleit auf dem Nordgau mit weiteren Gütern (Herrschaft Waldeck, Steflinger
Landgrafenamt) an die Herzöge von Bayern veräußern,
1353 die Mehrzahl der Herrschaften König Karl IV. zu Lehen Böhmens auftragen.
1421 kam Grafenwöhr als Sitz einer leuchtenbergischen Herrschaft zu
Pfalz-Neumarkt (Pfalz-Oberpfalz). In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurden die
(jüngeren) Landgrafen von L. zwar Reichsfürsten mit Sitz und Stimme im
Reichstag, gerieten aber in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. Bei ihrem
Aussterben 1646 fiel L. mit den verbliebenen Gütern um das 1332 gewonnene
Pfreimd als Reichslehen an das Haus Wittelsbach (Albrecht VI. von Bayern, 1650
im Tausch an Maximilian I. von Bayern) und wurde, nachdem es 1705 von Kaiser
Joseph I. nochmals an die Grafen Lamberg verliehen worden war, 1712/1714 Teil
Bayerns (L., Pfreimd, Wernberg und Miesbrunn). Um 1800 war die Landgrafschaft 4
Quadratmeilen groß und hatte 7000 Einwohner.
L.: Wolff 143; Zeumer 553 II b 37; Wallner 712 BayRK 11; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4; Wittmann, F., Geschichte der Landgrafen von
Leuchtenberg, Bd. 1ff. 1851f.; Doeberl, M., Die Landgrafschaft der
Leuchtenberger, 1893; Wagner, I., Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg,
Bd. 1ff. 1940ff.; Berndt, D., Leuchtenberg, 1977, Historischer Atlas von
Bayern; Ambronn, K., Leuchtenberg, LexMA 5 1991, 1915; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 215 Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 140, 828, 1, 2, 335.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Limburg (Herzogtum, Provinz). Die um (1020?
oder) 1064 auf durch Heirat mit einer Tochter des Herzogs von Niederlothringen
gewonnenem Gut (Baelen) erbaute Burg L. im Vesdretal bei Eupen südwestlich von
Aachen war die Stammburg der von den Ardennengrafen abstammenden Grafen, später
Herzöge von L. (Herzogstitel auf Grund
kurzzeitiger Verleihung [1101-1106] des Herzogtums Niederlothringen durch
Kaiser Heinrich IV., Anerkennung 1165), die östlich der Maas zwischen
Maastricht-Lüttich und Aachen begütert waren. Sie fiel über die Erbtochter
(Judith) 1065 an die Grafen von Arlon (bzw. Limburg [und Arlon]). 1113 wurde
durch Heirat Wassenberg, wenig später (1136) Herzogenrath gewonnen. 1214 gelang
durch Heirat der Erwerb der Gebiete von Namur und Luxemburg, 1225/1226 durch eine
Nebenlinie der Gewinn der ostrheinischen Grafschaft Berg. Arlon kam 1214 an
Luxemburg. Nach 1247 wurde in Berg und L. geteilt. 1280 starb die Familie im
Mannesstamm aus. 1283 starb die mit dem Grafen von Geldern vermählte Erbtochter
(Ermengarde). Das Herzogtum L. fiel 1288 im anschließenden Erbfolgekrieg durch
den Sieg bei Worringen an die Herzöge von
Brabant, über die es 1430 an Burgund und damit infolge der Ehe Marias von
Burgund mit Maximilian von Habsburg (1477) 1493 an Habsburg kam, so dass es zum
burgundischen Reichskreis zählte. Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde es
zwischen Spanien bzw. Habsburg und den Generalstaaten der Niederlande geteilt.
1815 übernahm man auf dem Wiener Kongress den Namen L. für eine Provinz des Königreiches
der Vereinigten Niederlande. Diese wurde nach der Unabhängigkeitserklärung
Belgiens (1830) von diesem beansprucht und 1839 geteilt in die östlich der Maas
gelegene niederländische Provinz L. mit Maastricht, die von 1839 bis 1866 im
Ausgleich für das an Belgien gelangte Luxemburg als Herzogtum L. zum Deutschen
Bund gehörte, und die westlich der Maas gelegene belgische Provinz L. mit
Hasselt.
L.: Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3; Ernst,
H., Histoire du Limburg (- 1447), Bd. 1ff. 1837ff.; Coenen, J., Limburgische
oorkunden, Bd. 1ff. 1932ff.; Schrijen, G., Das Werden des neuen Süd-Limburg,
1937; Grochtmann, H., Die niederländische Provinz Limburg im Deutschen Bund,
1937; Klingenberg, E., Die Entstehung der deutsch-niederländischen Grenze 1813-15,
1940; Niessen, J., Limburg, Geschichte einer deutsch-niederländischen
Grenzlandschaft, (in) Zwischen Rhein und Maas, 1942; Limburgs verleden, hg. v.
Batta, E. u. a., 1960ff.; Erkens, F., Zur verfassungsrechtlichen Stellung der Herzöge von Limburg im 12. und 13. Jahrhundert, Rhein.
Vjbll. 43 (1973), 169ff.; Munier, W., Historische Atlas van Limburg en
aangrenzende Gebieden, 1976ff.; Munier, W., Ein Atlas zur Geschichte der
niederländischen Provinz Limburg, 1976; Weistümer und Rechtstexte im Bereich des
Herzogtums Limburg, hg. v. Wintgens, L., 1988; Kupper, J., Limburg, LexMA 5
1991, 1986; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 39; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Linz (an der Donau) (Bistum, Residenz des
Erzherzogs von Österreich). 1783/1785 wurde innerhalb der Kirchenprovinz Wien für
Oberösterreich in dem nach einer keltisch-römischen Siedlung (Lentia) und einer
um 800 erwähnten Burg und Kirche (Linze) in der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts unter den babenbergischen Herzögen
von Österreich zur Stadt entwickelten L. das Bistum L. eingerichtet.
L.: Ferihumer, H., Die kirchliche Gliederung des Landes ob der Enns im
Zeitalter Kaiser Josephs II., 1952; Ruhsam, O., Historische Bibliographie der
Stadt Linz, 1989; Mayrhofer, F./Katzinger, W., Geschichte der Stadt Linz, 1990;
Marckhgott, G., Linz, LexMA 5 1991, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 338. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Lommersum (Herrschaft[, Reichsgrafschaft
Kerpen-Lommersum]). L. an der Erft zwischen Köln und Euskirchen wird 1047
erstmals erwähnt (Lomundesheim) und dürfte ursprünglich Königsgut gewesen sein.
In der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts fiel es als Mittelpunkt einer Herrschaft
an das Erzstift Köln, das diese 1288/1289 an die Herzöge
von Brabant verlor. 1404 kam sie an Burgund, 1477 an Habsburg/Spanien. Um 1587
umfasste sie Lommersum, Derkum, Bodenheim und Hausweiler sowie die Gutshöfe
Schneppenheim, Diefenthal (Dieffental) und Ottenheim. Bis zum Ende des 17.
Jahrhunderts wurde sie wie Kerpen mehrfach an die Grafen von Jülich und Nassau
sowie an den Erzbischof von Köln verpfändet. 1710 wurde sie durch König Karl VI.
von Spanien an Pfalz-Neuburg übertragen, das 1614 Jülich und Berg erlangt
hatte. Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz bzw. Jülich-Berg überließ die
Herrschaften 1710 seinem Minister Graf Schaesberg. 1712 erhob Kaiser Karl VI.
die vereinigten Herrschaften Kerpen und L. zu einer Reichsgrafschaft
(Kerpen-Lommersum), die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörte.
1795 kam sie zu Frankreich, 1815 zu Preußen, 1946 zu Nordrhein-Westfalen. S.
Kerpen, Kerpen-Lommersum.
L.: Wolff 367; Zeumer 552ff. II b 63, 29. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Looz-Corswarem (Grafen, Fürsten, Herzöge). Die Grafen von L. sind eine im 12.
Jahrhundert entstandene Linie der Grafen von Looz. Sie erlangte 1106/1108 die
Burggrafschaft und die Erzstiftsvogtei von Mainz und spaltete noch im 12.
Jahrhundert die Grafen von Rieneck ab. Die Linie L. bestand auch in der Neuzeit
fort. Ihre reichsunmittelbare Grafschaft gehörte zum burgundischen Reichskreis.
Durch Maximilian I. wurden die Grafen mit Virilstimme in den Reichsfürstenstand,
durch Kaiser Karl VI. 1734 zu Herzögen erhoben.
Bereits im 17. Jahrhundert teilten sie sich in drei Linien. 1794/1801 verloren
sie ihre linksrheinischen Gebiete an Frankreich und erhielten dafür 1803 die
Reste der früher zum Hochstift Münster gehörigen Ämter Rheine (Rheina)
(Bevergern) und Wolbeck zwischen Greven und Meppen als Reichsfürstentum
Rheina-Wolbeck mit 830 Quadratkilometern und 18000 Einwohnern. (1806 wurde
dieses Fürstentum dem Großherzogtum Berg zugeteilt, 1810/1811 Frankreich
einverleibt. 1815 kam das Fürstentum in seinem südlichen Teil an Preußen, im nördlichen
Teil an Hannover und damit 1866 ebenfalls an Preußen, 1946 das Gebiet zu
Nordrhein-Westfalen.)
L.: Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) B1; Tönsmeyer, J., Das Landesfürstentum
Rheina-Wolbeck, 1962. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Lothringen (Herzogtum). Bei der Aufteilung des
karolingischen Frankenreiches 843 erhielt Lothar, der älteste Sohn Ludwigs des
Frommen, ein die Moselgegend mit den Bistümern Metz, Toul und Verdun
umfassendes Länderband zwischen Nordsee und Mittelitalien als eigenes Reich
(Francia media). Dieses beim Übergang auf Lothar II. 855 auf den Raum zwischen
Schweizer Jura, Nordsee, Rhein, Maas und Schelde begrenzte Gebiet (ohne Elsass
und Worms, Speyer, Mainz) wurde als Lothari(i) regnum bezeichnet. Bei seiner
Aufteilung 870 kamen Metz und Diedenhofen an das Ostreich, Toul und Verdun an
das Westreich (Westfranzien, Frankreich), 879/880 aber ebenfalls an das
Ostreich. Im Jahre 900 endete das eigenständige, 895 nochmals begründete
lotharingische Königtum. 911, bestätigt 921, brachte es Graf Reginar an das
Westreich, seit 925 war es Lehen des deutschen Reiches (Ostreichs). König
Heinrich I. belehnte 929 seinen Schwiegersohn mit dem Herzogtum L., König Otto
I. gab es zunächst an seinen Schwager, 944 an seinen Schwiegersohn (bis 953),
dann an seinen Bruder, der zur Vorbeugung gegen eine mögliche Königsfeindlichkeit
das Herzogtum 959 in Oberlothringen an der Mosel, das den Namen L. fortführte,
und Niederlothringen, das sich bald aufgliederte, teilte. Niederlothringen
(Niederrheingebiet und Maasgebiet) kam an die Herzöge
von Limburg und Brabant, Oberlothringen (Mosellanien) als Herzogtum und
Markgrafentum L. an einen bei Bar-le-Duc begüterten Großen. Nach dem Aussterben
dieser Dynastie 1033 belehnte Kaiser Konrad II. den Herzog (von
Niederlothringen) und Grafen von Verdun mit (Ober-)L., so dass von 1033 bis
1044 die beiden L. nochmals vereinigt waren. 1048 kam das Land zwischen
Andernach, Prüm, oberer Mosel und Maas nach Absetzung dieser Familie kurz an
Adalbert von Metz und dann an Gerhard von Elsass, der Begründer der im Nordgau,
Bliesgau und Saargau erheblich begüterten und früh in Nancy (Nanzig) residierenden,
bis 1736 bestimmenden Dynastie wurde. Neben sie traten sowohl die Grafen von
Vaudémont (1070) und die Grafen von Bar-Mousson wie auch die Hochstifte Metz,
Toul und Verdun, die vom König als Gegengewicht gefördert wurden. Seit 1190 war
die Herzogswürde in Niederlothringen lediglich ein von den Herzögen von Brabant fortgeführter Titel. Nach Kaiser
Friedrich II. schwand der Einfluss des Reiches, während Frankreich an Bedeutung
gewann. 1301 mussten die Grafen von Bar den französischen König als Lehnsherr
der westlich der Maas gelegenen Güter anerkennen, wenig später Toul und Verdun
Schutzverträge mit Frankreich abschließen. 1354 wurden die Grafen von Bar durch
die Errichtung der Markgrafschaft Pont-à-Mousson (Mussenbrück) lehnsrechtlich
an das Reich gebunden. Sie erhielten den Titel Herzog und waren Reichsfürsten.
1361 wurde dem Herzog von L. von Kaiser Karl IV. die Lehnspflicht wegen des
Herzogtums erlassen. Nach dem Aussterben der Herzöge
von L. in der männlichen Linie (1431) kam das Herzogtum L. über die Erbtochter
Isabella an die Herzöge von Bar (René d'Anjou),
nach deren Aussterben in männlicher Linie unter René II. (1473-1509) an die
Grafen von Vaudémont. In der folgenden Auseinandersetzung zwischen Frankreich
und dem deutschen Reich wurde L. 1542 zum freien Herzogtum erklärt, das weder
an das Reich noch an Frankreich fallen sollte. Lehnsabhängig war der Herzog
lediglich für die 1354 errichtete Markgrafschaft Pont-à-Mousson sowie für
kleinere Grafschaften und Herrschaften, auf denen seine Reichsstandschaft
beruhte. 1567 erfolgte die Errichtung der Markgrafschaft Nomeny und Hattonchâtel,
unter der die Herzöge von L. von nun an Sitz und
Stimme im Reichsfürstenrat hatten. Schon 1552 allerdings hatte Frankreich Metz,
Toul und Verdun durch Truppen besetzt und begonnen, sie ungeachtet ihrer
formell fortdauernden Eigenschaft als Reichsstädte in die französische
Monarchie einzugliedern. 1633 besetzte Frankreich das gesamte Herzogtum L. Während
Metz, Toul und Verdun dann 1648 auch rechtlich zu Frankreich kamen, erhielt der
Herzog von L. 1661 das Herzogtum zurück. 1662 trat er es an Frankreich ab, kündigte
1670 aber den Vertrag, woraufhin Frankreich das Land besetzte. 1697 wurde das
Herzogtum wiederhergestellt. Von 1702 bis 1714 wurde es erneut von französischen
Truppen besetzt. 1735 erhielt der von seinem Schwiegersohn, dem König von
Frankreich unterstützte König von Polen, Stanislaus Leszczynski, für seinen
Verzicht auf Polen L. und Bar, der Herzog Franz Stephan, seit 1736 Gemahl der
Kaisertochter Maria Theresia, für seinen Verzicht auf Lothringen das frei
gewordene Großherzogtum Toskana. Damit schied L. aus dem Reich aus und kam 1738
tatsächlich, nach dem Tode Stanislaus Leczczynskis (1766) auch formell zu
Frankreich, behielt aber - unter Nomeny - bis 1766 weiter Sitz und Stimme im
oberrheinischen Reichskreis und bis 1801 im Reichsfürstenrat. 1801 gelangte L.
auch völkerrechtlich an Frankreich. 1870/1871 fiel sein nördlicher Teil mit
Metz zusammen mit Elsass an das Deutsche Reich (Elsass-Lothringen), 1919 aber
wieder an Frankreich zurück.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5, 96;
Calmet, A., Histoire ecclésiastique et civile de la Lorraine, 1728, 2. A. 1745;
Warnkönig, L./Warnkönig, T./Stein, L., Französische Staats- und
Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1875, Neudruck 1968; Derichsweiler, H., Geschichte
Lothringens, Bd. 1-2, 1901; Derichsweiler, H., Geschichte Lothringens, 1905;
Fitte, S., Das staatsrechtliche Verhältnis des Herzogtums Lothringen seit dem
Jahr 1542, 1891; Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande
vom 1. Jan. 1648, Teil 1 (in) Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen
Heft 28 (1898); Parisot, R., Histoire de Lorraine, Bd. 1ff. 1915ff., Bd. 1 2.
A. 1926; Hübinger, P., Oberlothringen, Rhein und Reich im Hochmittelalter,
Rhein. Vjbll. 7 (1937); Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am
Rhein, Mittel- und Niederrhein, hg. v. Niessen, J., 1950; Opel, H., Die Rechtsstellung
der mit dem Anschluss Lothringens zum Deutschen Reich gekommenen Franzosen,
Diss. jur. Göttingen 1954; Aimond, C., Histoire des Lorrains, 1960; Schneider,
J., Histoire de la Lorraine, 1967; Hlawitschka, F., Die Anfänge des Hauses
Habsburg-Lothringen, 1969; Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die Fürstentümer
Bar und Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Mohr, W., Geschichte des
Herzogtums Lothringen, Bd. 1 1974; Parisse, M., Les Ducs et le duché de
Lorraine au XIIe siècle 1048-1206, Bll. f. dt. LG. 111 (1975), 86ff.; Nonn, U.,
Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983; Lothringen - Geschichte eines
Grenzlandes, hg. v. Parisse, M. u. a., deutsche Ausgabe hg. v. Herrmann, H.,
1984; Geiben, K., Verfassung und Verwaltung des Herzogtums Lothringen unter
seinem letzten Herzog und einstigen König der Polen Stanislaus Leszczynski,
1989; Babel, R., Zwischen Habsburg und Bourbon, 1989; Parisse, M., Austrasie,
Lotharingie, Lorraine, 1990; Barth, R., Der Herzog in Lotharingien im 10.
Jahrhundert, 1990; Parisse, M., Lotharingien, LexMA 5 1991, 2128; Parisse, M.,
Lothringen, LexMA 5 1991, 2134; Werner, M., Der Herzog von Lothringen in
salischer Zeit, (in) Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter, S., Bd. 1
1991; Despy, G., Niederlothringen, LexMA 6 1993, 1142; Lotharingia, hg. v.
Herrmann, H. u. a., 1995; Barth, R., Lotharingien im 10.-12. Jahrhundert, 1996;
Le pouvoir et les libertés en Lotharingie, hg. v. Trauffler, H., 1997; Bauer,
T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 146, 832; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 461;
Schneider, J., Auf der Suche nach dem verlorenen Reich, 2009. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Lübeck (Hochstift, Fürstentum). 1160 (Domweihe
1163) wurde durch Herzog Heinrich den Löwen das 948 in Oldenburg im östlichen
Holstein, dem Starigard der slawischen Wagrier, gegründete, zum Erzbistum Bremen-Hamburg
gehörige, im 11. Jahrhundert wie im 12. Jahrhundert (1149) erneuerte Bistum in
das von Heinrich dem Löwen 1158 übernommene L. verlegt. Um 1185 erlangte das
Bistum die Reichsunmittelbarkeit. Als Hochstift umfasste es nur die Ämter Eutin
(1156 an Oldenburg/Lübeck gelangt) und Schwartau sowie 46 Domkapitelgüter. Seit
dem Ende des 13. Jahrhunderts verlegte der Bischof seinen Sitz nach Eutin (um
1350). 1530/1535 wurde die Reformation eingeführt. Seit 1555 regierten
protestantische Administratoren (Fürstbischöfe, seit 1586 aus dem Hause
Holstein-Gottorp [Gottorf]), die 1774 zu Herzögen
und 1815 zu Großherzögen ernannt wurden. Residenz war zwischen 1689 und 1773
Eutin. 1773 erhielt Bischof Friedrich August von Holstein-Gottorp (Gottorf)
durch Vertrag die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst. 1803 wurde das 9,5
Quadratmeilen umfassende Gebiet des Hochstiftes mit 22000 Einwohnern säkularisiert
und als weltliches Erbfürstentum (Fürstentum L. mit Hauptstadt Eutin) mit
Oldenburg verbunden. Von 1810 bis 1814 gehörte es zu Frankreich. Seit 1919 war
Eutin Hauptstadt des oldenburgischen Landesteils L., der 1937 an Preußen
(Schleswig-Holstein) kam.
L.: Wolff 451f.; Zeumer 552 II a 25 ; Wallner 707 NiedersächsRK 16; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F1, III 22 (1648) E1; Die Territorien des
Reichs 6, 114; Bauer 1, 295; Illigens, E., Geschichte der lübeckischen Kirche
von 1530-1896, 1896; Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums Lübeck,
1901; Schubert, H. v., Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 1 1907;
Schwentner, B., Die Rechtslage der katholischen Kirche in den Hansestädten,
1931; Jordan, K., Die Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen, 1933; Suhr, W.,
Die Lübecker Kirche im Mittelalter, 1938; Dieck, A., Die Errichtung der
Slawenbistümer unter Otto dem Großen, Diss. phil. Heidelberg 1944
(masch.schr.); Urkundenbuch des Bistums Lübeck, hg. v. Leverkus, W., Bd. 1
1956; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im Mittelalter, Diss. phil. Kiel
1957; Peters, G., Geschichte von Eutin, 2. A. 1971; Radtke, W., Die Herrschaft
des Bischofs von Lübeck, 1968; Ende, B. am, Studien zur Verfassungsgeschichte Lübecks
im 12. und 13. Jahrhundert, 1975; Wülfing, J., Grundherrschaft und städtische
Wirtschaft am Beispiel Lübecks, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter,
hg. v. Patze, H., 1983; Gabriel, I./Kempke, T./Prummel, W. u. a.,
Starigard/Oldenburg. Hauptburg der Slawen in Wagrien, Bd. 1ff. 1984ff.;
Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im Mittelalter, 1988;
Starigard/Oldenburg. Ein slawischer Herrschersitz des frühen Mittelalters in
Ostholstein, hg. v. Müller-Wille, M., 1991; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558; Prange, W., Bischof und Domkapitel
zu Lübeck, 2014 (Aufsatzsammlung). (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Lüneburg (Fürstentum, Residenz des Bischofs von
Verden bzw. des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). 795 wird erstmals der Ort
Hliuni an der Ilmenau genannt. L. ist bei einer Billungerburg auf dem Kalkberg
(um 950/951) entstanden und erhielt vermutlich durch Herzog Heinrich den Löwen
Stadtrecht (1247 und 1401 erweitert aufgezeichnet, 1239 Ratsherren). 1267/1269
erwuchs durch Erbteilung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg das Fürstentum
L., das seine Residenz bis 1371 in L. hatte, das bis 1639 eine einer freien
Reichsstadt ähnliche Sonderstellung innerhalb des Fürstentums einnahm. Das
Herzogtum bildete bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts ein geschlossenes
Herrschaftsgebiet zwischen Elbe, Weser, Altmark und den Hochstiften Hildesheim
und Verden aus (Burg Hallermunt 1282, Grafschaft Wölpe 1302, Grafschaft
Dannenberg 1303, Grafschaft Lüchow 1320, halbe Grafschaft Hallermunt 1366).
1369 erlosch die Linie im Mannesstamm. Im Lüneburger Erbfolgekrieg konnte sich
1388 die Göttinger Linie des alten Hauses Braunschweig gegen die von Kaiser
Karl IV. auf Grund des Versäumnisses, eine Gesamtbelehnung zu gewinnen, allein
belehnten Herzöge von Sachsen-Wittenberg
durchsetzen, musste jedoch die Residenz nach Celle verlegen, nachdem die Stadt
L. 1371 in einem Aufstand den Herzögen die Burg
auf dem Kalkberg entrissen hatte. Von 1400 bis 1409 war L. bei der
Braunschweiger Hauptlinie. 1409/1428 entstand durch deren Teilung das mittlere
Haus L., dem das Fürstentum L. zugeordnet wurde, wobei 1409 Herzog Bernhard zunächst
Wolfenbüttel erhalten, 1428 aber Lüneburg gewählt hatte. L. verlor 1443 einen
angefallenen Teil der Grafschaften Everstein und Homburg als Pfand an das
Hochstift Hildesheim. Von den Söhnen Herzog Heinrichs des Mittleren, der 1520
abdankte, begründeten Otto die Nebenlinie Harburg (1527 bis 1642) und Franz die
Nebenlinie Gifhorn (bis 1549), während Ernst der Bekenner die Hauptlinie fortführte.
Von ihr spaltete sich 1569 unter Ernsts drittem Sohn Heinrich die Nebenlinie
Dannenberg ab, die das neue Haus Braunschweig begründete und 1635 das Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel erhielt. Die seit 1569 als neues Haus L. das zum
niedersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum L. (oder Celle [Lüneburg-Celle])
beherrschende Hauptlinie erwarb 1582 die Grafschaft Hoya und 1585 die
Grafschaft Diepholz als erledigte Lehen. 1617 fiel durch Gerichtsentscheid das
zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel in Besitz genommene Fürstentum
Braunschweig-Grubenhagen an L., 1635 (Braunschweig-)Calenberg, 1643 Harburg,
das seit 1527 Sitz einer Seitenlinie des mittleren Hauses L. gewesen war.
Hiervon erhielt 1635 die Hauptlinie die Fürstentümer L. und Calenberg-Göttingen,
die Nebenlinie Dannenberg das Fürstentum Wolfenbüttel. 1639 zwang der Landesherr
die Stadt L. zur Aufnahme von Soldaten. Das 200 Quadratmeilen ausmachende Fürstentum
L. umfasste die Städte L., Uelzen, Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die
Stifte Bardowick und Ramelsloh, die Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen,
Wienhausen, Isenhagen und Walsrode, die landesherrlichen Ämter Harburg,
Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an der Luhe, Bütlingen, Scharnebeck, Lüne,
Garze, Bleckede, Hitzacker, Dannenberg, Lüchow, Wustrow, Schnackenburg,
Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich, Isenhagen, Knesebeck, Klötze,
Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf, Ahlden und Rethem (Rethen), die Großvogtei
Celle und die adligen Gerichte Gartow, Brome, Fahrenhorst und Wathlingen. Aus
dem Reichsfürstentum Calenberg (seit 1636) ging 1692 das Kurfürstentum Hannover
hervor. Das Fürstentum L. endete 1705 mit dem Tode Georg Wilhelms, nach dem es
als Folge der Verheiratung der Erbtochter Sophie Dorothea mit dem Neffen Georg
des Herzogs mit Hannover vereinigt wurde. Die landesherrliche Verwaltung wurde
in Hannover verbunden, doch blieb Celle Sitz der lüneburgischen Landschaft und
erhielt 1711 das Oberappellationsgericht. 1866 kam Hannover an Preußen, 1946
das preußische Gebiet an Niedersachsen. S. Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolf 434f.; Wallner 705 NiedersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch der Herzöge
von Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1859f.; Urkundenbuch der Stadt Lüneburg,
hg. v. Volger, W., Bd. 1ff. 1872ff.; Krieg, M., Entstehung und Entwicklung der
Amtsbezirke im ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Büttner, E., Geschichte
Niedersachsens, 1931; Reinecke, W., Geschichte der Stadt Lüneburg, Bd. 1f.
1933; Busch, F., Bibliographie der niedersächsischen Geschichte, 1938ff.;
Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Friedland, K., Der
Kampf der Stadt Lüneburg mit ihren Landesherren, 1953; Franz, G.,
Verwaltungsgeschichte des Regierungsbezirks Lüneburg, 1955; Thurich, E., Die
Geschichte des Lüneburger Stadtrechts im Mittelalter, 1960; Behr, H., Die
Pfandschlosspolitik der Stadt Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, Diss. phil.
Hamburg 1964; Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft als Landstand im Spätmittelalter.
Untersuchungen zur Verfassungsstruktur des Herzogtums Lüneburg zwischen 1300
und 1500, 1969; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter,
1987; Reinbold, M., Die Lüneburger Sate, 1987; Hergemöller, B., Lüneburg, LexMA
6 1992, 9; Mellinger, J., Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600, hg. v.
Aufgebauer, P., 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 345, 346; Przybilla, P., Die Edelherren von
Meinersen, 2007. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Luxemburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum,
Residenz). Der nacheinander keltisch, römisch und fränkisch besiedelte Raum an
der Mosel kam 843 zum Reich Kaiser Lothars I. und 959 zum Herzogtum
(Ober-)Lothringen. 963 erwarb Graf Siegfried I. (†
997/998) aus dem an der Mittelmosel beheimateten Adelsgeschlecht der Herzöge von Lothringen (vielleicht Vater der Kaiserin
Kunigunde) von der Trierer Abtei Sankt Maximin die Lucilinburhuc, nach der sich
die Familie (1060/)1083 (Konrad I.) als Grafen von L. (bis ins 19. Jahrhundert
Lützelburg) benannte. 1019 spaltete dieses Geschlecht die Linien Gleiberg (im
12. Jahrhundert erloschen) und Salm ab. 1136 erloschen die Grafen im
Mannesstamm. Ihre Güter kamen an den verwandten Grafen Heinrich von Namur († 1196). Luxemburg, La Roche, Durbuy und
die Vogteien über Echternach und Stablo fielen an seine spätgeborene Tochter
Ermensinde, die 1214 Theobald von Bar und 1226 Walram III. von Limburg
heiratete. Durch die Ehe Ermensindes von Luxemburg gelangten Ort und
Markgrafschaft Arlon (Arel) als Mitgift an Luxemburg. Wenig später kam durch
Heirat die Grafschaft Ligny hinzu. 1270 wurde Sankt Vith gekauft. Als im
Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg 1288 Heinrich VI. bei Worringen fiel,
ging Limburg an Brabant und mussten sich die Grafen auf L. und Arlon beschränken.
Gleichwohl wurde Heinrich VII. 1308 König und 1312 Kaiser. 1310 trat er die
Grafschaft an seinen Sohn Johann den Blinden ab, der gleichzeitig durch Heirat
das Königreich Böhmen erwarb. Sein Sohn, Karl IV., verpfändete sein Stammland
1349 an Trier, übertrug die Grafschaft L. 1353 seinem Bruder Wenzel und erhob
sie 1354 zum Herzogtum. 1355 vereinigte Wenzel L. durch Heirat mit Brabant,
Limburg und der Markgrafschaft Antwerpen, erwarb 1364 durch Kauf die Grafschaft
Chiny und löste die verpfändeten Gebiete wieder ein. Nach seinem Tod 1388
wurden Brabant, Limburg und Antwerpen wieder von L. getrennt. Als Herzog in L.
folgte König Wenzel, der L. 1388 an seinen Vetter Jobst von Mähren verpfändete,
über den das Pfandrecht an Elisabeth von Görlitz und Herzog Anton von Brabant
und Limburg kam, die es aus Geldnot 1443 an Philipp von Burgund verkauften,
wobei es als Reichslehen im Reich verblieb. Die Familie der Grafen bzw. Herzöge von L. starb 1437 im Mannesstamm aus. Es
folgte der mit König Sigmunds Tochter Elisabeth verheiratete Habsburger
Albrecht (V. bzw.) II., der 1437 König von Ungarn und Böhmen und 1438 König des
Heiligen Römischen Reichs wurde. 1477/1493 kam L. über die Heirat Marias von Burgund
mit Maximilian von Habsburg mit Burgund an Habsburg bzw. Österreich, 1555 an
die spanischen Habsburger, blieb aber als Teil des burgundischen Reichskreises
beim Reich. 1659 fiel Südluxemburg von Diedenhofen bis Montmédy an Frankreich,
das 1684 auch das restliche Gebiet besetzte. Dieses kam 1714 wieder an Österreich,
1795/1797 aber erneut an Frankreich. 1814 wurde das Gebiet östlich von Mosel,
Sauer und Our Preußen zugeteilt (Bitburg, Sankt Vith). 1815 wurde L. Großherzogtum
und Mitglied des Deutschen Bundes, blieb jedoch bis 1890 als Entschädigung für
den Verlust der nassauischen Erblande mit dem Königreich der Niederlande in
Personalunion verbunden und wurde trotz seiner Souveränität wie eine niederländische
Provinz regiert. Mit L. wurden Teile des früheren Hochstifts Lüttich und 1821
das Herzogtum Bouillon vereinigt. 1830/1839 wurde im Gefolge der belgischen
Revolution, der sich L. anschloss, der westliche größere (wallonische) Teil
Luxemburgs mit Arel bzw. Arlon an Belgien abgetreten, das östliche deutschsprachige
Gebiet im Vertrag von London als Großherzogtum wiederhergestellt. 1841 erhielt
L. eine landständische, am 9. 7. 1848 eine 1856 und 1868 revidierte
demokratische Verfassung. 1866 schied L., das von 1842 bis 1919 dem Deutschen
Zollverein angehörte, aus dem Deutschen Bund aus. 1867 wurde L. unter
Zustimmung der europäischen Mächte gänzlich unabhängiger Staat. 1890 starb die
ottonische Linie des Hauses Nassau-Oranien aus. Es folgte Großherzog Adolf aus
der 1866 in Nassau entthronten walramischen Linie Nassau-Weilburg, womit die
Personalunion mit den Niederlanden beendet war. 1912 erlosch auch die
walramische Linie im Mannesstamm, doch hatte ein Hausgesetz von 1907 bereits
die weibliche Erbfolge eröffnet (Großherzogin Maria Adelheid, Großherzogin
Charlotte verheiratet mit Prinz Felix von Bourbon-Parma). Seit 1918 verstärkte
sich der Einfluss Frankreichs zusehends.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789)
F3, II 66 (1378) C/D 3/4, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) A/B3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Vekene, E. van der,
Les Cartes géographiques du Duché de Luxembourg, o. J.; Schötter, J.,
Geschichte des Luxemburger Landes, 1882ff.; Hansen, J., Carte historique du
Luxembourg, Paris 1930; Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der
altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit, hg. v. Wampach, C.,
Bd. 1-10 Luxemburg 1935ff.; Renn, H., Das erste Luxemburger Grafenhaus
963-1136, 1941; Weber, P., Geschichte des Luxemburger Landes, 3. A. 1948;
Schoos, J., Le développement politique et territorial du pays de Luxembourg
dans la premiére moitiè du 13e siècle, 1950; Meyers, J., Geschichte Luxemburgs,
Luxemburg 1952; Uhlirz, M., Die ersten Grafen von Luxemburg, Deutsches Archiv
12 (1956); Gerlich, A., Habsburg - Luxemburg - Wittelsbach im Kampf um die
deutsche Königskrone, 1960; Weber, P., Histoire du Grand-Duché de Luxembourg,
1961; Goedert, J., La formation territoriale du pays de Luxembourg, 1963; Atlas
du Luxembourg, hg. v. Nationalen Erziehungsministerium, 1971; Ternes, C., Das römische
Luxemburg, 1974; Dostert, P., Luxemburg zwischen Selbstbehauptung und
nationaler Selbstaufgabe, 1985; Festschrift Balduin von Luxemburg, 1985; Hamer,
P., Überlegungen zu einigen Aspekten der Geschichte Luxemburgs, 1986; Calmes,
C., Die Geschichte des Großherzogtums Luxemburg, 1989; Pauly, M., Luxemburg im
späten Mittelalter, Diss. phil. Trier 1990; Twellenkamp, M., Das Haus der
Luxemburger, (in) Die Salier, Bd. 1 1991, 475ff.; Margue, M., Luxemburg, LexMA
6 1992, 28; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, 1992ff.; Reichert, W.,
Landesherrschaft zwischen Reich und Frankreich, 1993; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 151; Hoensch, J., Die Luxemburger, 2000; Franz, N., Die
Stadtgemeinde Luxemburg, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 154, 839, 1, 2, 351; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 453, 2, 373; Weber-Krebs, F., Die
Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Maastricht (Reichsstadt). M. an der Maas geht auf
das römische Traiectum (Überfahrt) ad Mosam zurück. Seine nach dem ersten, in
M. 384 verstorbenen Bischof von Tongern benannte Servatiuskirche stammt aus dem
sechsten Jahrhundert. Bis zur Verlegung nach Lüttich im frühen 8. Jahrhundert
war M. Sitz des Bischofs von Tongern. Im Vertrag von Meersen (Meerssen) wird
870 ein besonderer districtus Trectis erwähnt. Das 889 dem Erzstift Trier
gegebene Stift nahm Kaiser Otto I. 966 wieder an das Reich zurück. 1174 verpfändete
Kaiser Friedrich I. Barbarossa das dortige Reichsgut an den Bischof von Lüttich.
Später (1284 festgelegt) stand M. unter der gemeinsamen Herrschaft der Bischöfe
von Lüttich und der Herzöge von Brabant, die bis
zum Ende des 18. Jahrhunderts beansprucht wurde. 1632 fiel M. durch Eroberung
an die Niederlande, innerhalb deren es Hauptstadt der Provinz Limburg wurde.
L.: Wolff 54; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im
Mittelalter, 1967; Deeters, J., Servatiusstift und Stadt Maastricht, 1970;
Ubachs, P., Twe heren, twee confessies. De verhouding van Staat en Kerk te
Maastricht, 1975; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 189;
Deeters, J., Maastricht, LexMA 6 1992, 53; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 379. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Mägdeberg (Herrschaft). Der schon vorgeschichtlich
besiedelte M. bei Singen kam vermutlich als alemannisches Herzogsgut bzw. fränkisches
Königsgut im 8. Jahrhundert an Sankt Gallen und um 920 wohl durch Tausch an die
Abtei Reichenau. 1343 wurde die zugehörige Herrschaft an die Reichenauer
Ministerialen von Dettingen/Tettingen verpfändet und 1358 an die habsburgischen
Herzöge von Österreich verkauft. Das Pfand kam
1359 von den Dettingen an Württemberg. 1481 musste Württemberg M. an Habsburg/Österreich
herausgeben. Von 1518 bis 1528 als Pfand, dann als Erblehen kam die Burg M. an
die Herren von Reischach, 1622-1638 an Johann Eggs, 1649-1656 an Hans Jakob von
Buchenberg, 1657-1762 an die Freiherren bzw. Grafen von Rost und 1774-1840 an
die Grafen von Enzenberg (Enzberg). M. gelangte über Baden 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 10; Dobler, E., Burg und Herrschaft Mägdeberg, 1959.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Mahlberg (Reichsstadt, Herrschaft). M. bei Lahr
wird erstmals 1215 erwähnt. Es unterstand zunächst Ministerialen der Herzöge von Zähringen, die zugleich Vögte des
Hochstifts Bamberg in der Ortenau waren. Nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen (1218) zog (Kaiser) Friedrich
II. ihre Güter ein. 1241 wurde M. als Reichsstadt genannt. Seit 1246/1247
besetzten die Herren von Geroldseck die Stadt und erhoben sie zum Mittelpunkt
ihrer Herrschaft M. Diese kam 1277 an die Linie Lahr-Mahlberg und 1426 über
eine Erbtochter gegen die Ansprüche der Hauptlinie an die Grafen von
Moers-Saarwerden. Nach Verpfändung an Baden 1442 erwarb dieses 1497 durch Kauf
eine Hälfte der Herrschaft. Diese kam 1535 an Baden-Baden. Die verbliebene
Moers-Saarwerdener Hälfte (Lahr) fiel 1527 durch Beerbung Moers’ an Nassau-Saarbrücken. 1629 wurde die
zum schwäbischen Reichskreis zählende, bis dahin ungeteilte Herrschaft real
geteilt, wobei Mahlberg zu Baden (Baden-Baden) und Lahr zu Nassau
(Nassau-Saarbrücken) kam. In beiden Teilen wurde 1558 die Reformation eingeführt.
1803 fiel auch Lahr an Baden und damit das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Wallner 684 SchwäbRK 3; Binz, G., Die Stadt Mahlberg, 1923;
Rieder, H., Die Stadt Mahlberg im Wandel der Zeiten, 1956; Roth, K., Die Stadt
Lahr, 1961. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Massa (Herrschaft). M. in der Toskana wird 882
erstmals genannt. Seit 1434/1442 gehörte die Herrschaft M. den Malaspina, die
1473 auch Carrara erlangten. Sie wurden 1568 zu Fürsten und 1664 zu Herzögen erhoben. 1731 erloschen sie im Mannesstamm. Über
die Erbtochter kam das Herzogtum 1741 an Modena-Este.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D3; Sassi, F., I primordi del
principato massese, 1930; Ragionamento storico intorno l’antica città di Luni e quella di Massa di
Lunigiana, 1977. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Mechernich (Reichsherrschaft). Die nur 678 Hektar
umfassende reichsunmittelbare Herrschaft M. östlich von Gemünd in der Eifel
unterstand im 14. Jahrhundert den Herzögen von Jülich.
In der Mitte des 15. Jahrhunderts erfolgte unter Beibehaltung der gemeinsamen
hohen Obrigkeit und Hochgerichtsbarkeit eine Teilung. Eine Hälfte kam über die
Rode, Frambach von Birgel, Nesselrode (1488), Twickel (1720) 1771 mit weiteren
Gütern an den Herzog von Arenberg, die andere Hälfte von den Grafen von
Blankenheim 1674 als Erbe an die Nesselrode und 1700 an die Grafen von
Nesselrode-Reichenstein. 1794 besetzte Frankreich beide Teile. 1815 fielen sie
mit der Rheinprovinz an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 497f. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Mecklenburg (Fürsten, Herzogtum, Land, Landesteil).
Das schon in der Mittelsteinzeit besiedelte, naturräumlich nicht stark
ausgegrenzte Gebiet zwischen Pommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein war
bis etwa 500 n. Chr. von Germanen (Langobarden, Sachsen, Semnonen, Angeln)
bewohnt. Um 600 besiedelten die slawischen Abodriten und Liutizen, Kessiner und
Zirzipanen das freigewordene Land. Ihre unter König Karl dem Großen (789ff.)
und König Heinrich I. (928-934) hergestellte Abhängigkeit vom fränkischen bzw.
deutschen Reich war jeweils nur von kürzerer Dauer. Das um 1060 auf der 995
erstmals erwähnten Burg M. (Michelenburg) bei Wismar, die im 10./11.
Jahrhundert Hauptfürstensitz der abodritischen Wenden war, gegründete Bistum M.
ging im Slawenaufstand von 1066 unter. Erst unter Herzog Heinrich dem Löwen
gelang die dauerhafte Eingliederung. Dabei geriet seit 1142 der Westen in die
Hand der Grafen von Ratzeburg und Dannenberg. 1154 wurde das Bistum Ratzeburg,
nach 1160 das Bistum Schwerin gegründet. Heinrich der Löwe besiegte 1160 den im
Osten herrschenden abodritischen Fürsten Niklot aus dem Haus der Nakoniden, das
die Abodriten im 11./12. Jahrhundert geeint hatte. 1167 gab er aber das Gebiet
mit Ausnahme der neugeschaffenen Grafschaft Schwerin (Länder Wittenburg,
Boizenburg) an Niklots Sohn Pribislaw, den Gründer der bis 1918 regierenden
Dynastie, als Lehen Sachsens zurück. Bald nach Heinrichs des Löwen Sturz (1180)
kam das Gebiet bis 1227 unter die Oberherrschaft Dänemarks, unter der das Land
Gadebusch (Gadelsbusch) aus der Grafschaft Ratzeburg M. zugeschlagen wurde
(1203). 1256 wurde M. als Fürstensitz von Wismar abgelöst, doch wurde der
Ortsname Landesname. 1229/1238 teilten die vier Urenkel Pribislaws M. in die
vier Linien Mecklenburg(-Schwerin, das Land um die Wismarbucht und den
Schweriner See), Werle (mit Güstrow, Land Wenden), Rostock und Parchim
(Parchim-Richenberg), die sich ihrerseits weiter verzweigten. Die Fürstentümer
Parchim (1256), Rostock (1314/1323) und Werle (1436) fielen bei ihrem Erlöschen
an M. zurück, das außerdem 1298/1300 durch Heirat Stargard als Lehen
Brandenburgs (mit Lychen und Wesenberg), 1320 Grabow, 1350 Stadt und Land Fürstenberg,
zwischen 1343 und 1358 Schwerin (Verdrängung der Grafen von Schwerin nach
Tecklenburg) und 1372 von den Herzögen von
Sachsen Stadt und Land Dömitz erlangte, 1347 nach Ablösung der Lehnshoheit
Sachsen-Lauenburgs und Brandenburgs Reichsunmittelbarkeit erwarb und am
8.7.1348 von König Karl IV. zum Herzogtum (Reichslehen) erhoben wurde. Als 1471
die 1352 von Mecklenburg-Schwerin erneut abgezweigte Linie Stargard ausstarb,
lag die Herrschaft über ganz M., das später zum niedersächsischen Reichskreis zählte,
bei der Hauptlinie Mecklenburg-Schwerin, die 1442 den Markgrafen von
Brandenburg Erbhuldigung leistete und Erbanwartschaft zugestehen musste. Neue
Teilungen (nach der schon 1534 erfolgten tatsächlichen Trennung einer 1503/1520
vereinbarten Samtherrschaft) von 1555 (bis 1610) und 1621 führten zur Bildung
der Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin im Westen und Mecklenburg-Güstrow im
Osten, doch blieben die Landstände, die Stadt Rostock und die 1419 gegründete
Universität Rostock, das Hofgericht und - nach Einführung der Reformation - das
Konsistorium gemeinsam. 1610 fiel Mecklenburg-Schwerin an Mecklenburg-Güstrow.
Nach der erneuten Teilung (1621) verloren die Herzöge
1628/1629-1631 ihre Länder über das Reich an Wallenstein, 1648 Wismar, Poel und
Neukloster an Schweden (bis 1803/1903), erhielten aber andererseits die säkularisierten
Hochstifte Schwerin und Ratzeburg und die Komtureien Mirow
(Mecklenburg-Schwerin) und Nemerow (Mecklenburg-Güstrow). Nach dem Erlöschen
der Güstrower Linie (1695) bildeten sich am 8. 3. 1701 die Linien
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, das im Wesentlichen aus dem Fürstentum
Ratzeburg (ohne Stadt Ratzeburg [ausgenommen die Dominsel]), der Herrschaft
Stargard und den Komtureien Mirow und Nemerow bestand, wobei Landstände,
Landtage und Gerichte gemeinsam blieben. 1755 schloss der Herzog von
Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen einen landesgrundgesetzlichen Vergleich.
1808 traten beide Herzöge dem Rheinbund bei und
wurden 1815 zu Großherzögen erhoben. Mecklenburg-Strelitz erhielt außerdem noch
ein Gebiet (drei Kreise) in der Eifel mit etwa 10000 Einwohnern, das es 1819 an
Preußen verkaufte. Eine am 3. 8. 1849 eingeführte liberale Verfassung wurde auf
Einspruch Mecklenburg-Strelitzs und der Ritterschaft 1850 aufgehoben.
1866/18677 traten beide Großherzogtümer auf preußischen Druck dem Norddeutschen
Bund und 1868 dem Deutschen Zollverein bei. Der Großherzog von
Mecklenburg-Strelitz beging am 29. 2. 1918 Selbstmord, der Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin dankte am 14. 11. 1918 für beide Länder ab. Durch die
Verfassung vom 17. 5. 1920 wurde der Freistaat Mecklenburg-Schwerin, durch das
Landesgrundgesetz vom 29. 1. 1919/24. 5. 1923 Mecklenburg-Strelitz
parlamentarisch-demokratische Republik. Zum 1. 1. 1934 wurden beide Länder
durch Gesetz zum Land M. mit Regierungssitz in Schwerin vereinigt. 1937
erfolgte ein Gebietsaustausch, in dem die ratzeburgisch-mecklenburgischen
Enklaven Breitenfelde, Mannhagen und Althorst zu Preußen und die bis dahin lübeckische
Gegend um Schattin zu M. gelangten. 1945 kam M., um Vorpommern westlich der
Oder (mit Rügen, aber ohne Stettin) vergrößert, jedoch um ein der Stadt
Ratzeburg nach Osten hin vorgelagertes Gebiet um Ziethen, Bäk und Mechow
(britische Besatzungszone) verkleinert, zur sowjetischen Besatzungszone (22938
Quadratkilometer, 2,109 Millionen Einwohner). Es erhielt am 16. 1. 1947 eine
neue Verfassung. 1949 wurde M. ein Land der Deutschen Demokratischen Republik.
Durch Gesetz vom 23. 7. 1952 wurde das Land aufgelöst (str.) und zusammen mit
Teilen Brandenburgs (Uckermark, Westprignitz) auf die Bezirke Schwerin, Rostock
und Neubrandenburg aufgeteilt, zum 3.10.1990 aber als Mecklenburg-Vorpommern
wiederhergestellt (Hauptstadt Schwerin), wobei 8 Gemeinden des Amtes Neuhaus
1990 den Landkreis Hagenow verließen, um sich in Niedersachsen eingliedern zu
lassen.
L.: Wolff 441; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Die Territorien des Reichs 2, 166;
Mecklenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1863ff.; Strecker, W./Cordshagen, C.,
Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Böhlau, H.,
Mecklenburgisches Landrecht, Bd. 1ff. 1871ff.; Büsing, O., Staatsrecht der Großherzogtümer
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, 1884; Buchka, G. v.,
Landesprivatrecht der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-Strelitz, 1905; Sachsse, H., Die landständische Verfassung
Mecklenburgs, 1907; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.;
Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Krause, H., System der landständischen
Verfassung Mecklenburgs in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, 1927; Endler,
E., Geschichte von Mecklenburg-Strelitz 1701-1933, 1935; Schmaltz, K.,
Kirchengeschichte Mecklenburgs, Bd. 1ff. 1935ff.; Engel, F./Schmidt, R.,
Historischer Atlas von Mecklenburg, 1935ff.; Heeß, W., Geschichtliche
Bibliographie von Mecklenburg, Bd. 1ff. 1944; Engel, F., Erläuterungen zur
historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern, 1953; Hofer, E., Die
Beziehungen Mecklenburgs zu Kaiser und Reich (1620-1683), 1956; Steinmann, P.,
Bauer und Ritter in Mecklenburg, 1960; Hamann, M., Das staatliche Werden
Mecklenburgs, 1962; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte. Von den Anfängen
bis zur Landständischen Union von 1523, 1968; Pagel, K., Mecklenburg.
Biographie eines deutschen Landes, 1969; Geschichte der Universität Rostock
1419-1969, hg. v. Heitz, G., Bd. 1f. 1969; Wieden, H. bei der, Grundriss zur
deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, B XIII (Mecklenburg), 1976;
Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des
Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Beiträge zur
pommerischen und mecklenburgischen Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1981;
Wieden, H. bei der, Mecklenburg, LexMA 6 1992, 439; 1000 Jahre Mecklenburg,
1995; Ein Jahrtausend Mecklenburg und Vorpommern, 1995; Handbuch der historischen
Stätten, Bd. 12 Mecklenburg-Vorpommern, 1995; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 140; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166, 844; Die früh- und
hochmittelalterliche Siedlungsentwicklung im nördlichen Mecklenburg im Lichte
der Ortsnamen, hg. v. Foster, E. u. a., 2007; .Buddrus, M. u. a.,
Landesregierungen und Minister in Mecklenburg 1871-1952, 2012; Zusammenschlüsse
und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v.
Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Mecklenburg-Güstrow (Herzogtum). Die Linie M. der Herzöge von Mecklenburg entstand 1555 (bis 1610) bzw.
1621 durch Teilung. 1695 erlosch die Linie. Ihre Güter (im wendischen Kreis die
Städte Güstrow, Krakow, Goldberg, Plau, Malchow, Waren, Röbel, Penzlin,
Stavenhagen, Malchin, Teterow, Neukalen [Neukalden], Gnoien, Sülze [Sülte],
Marlow, Ribnitz, Tessin, Laage und Schwaan [Schwan], die Ämter Güstrow,
Goldberg, Marnitz, Plau, Wredenhagen, Stavenhagen, Neukalen [Neukalden],
Dargun, Gnoien, Ribnitz und Schwaan [Schwan], 255 adlige Güter, die Seestadt
Rostock mit deren Distrikt und die Klöster Dobbertin, Ribnitz und Malchow sowie
im stargardischen Kreis die Städte Neubrandenburg, Friedland, Woldegk
[Woldeck], Stargard, Strelitz, Fürstenberg und Wesenberg, die Ämter Wanzka,
Broda, Stargard, Feldberg, Strelitz, Fürstenberg, Wesenberg, Bergfeld, das
Heideamt, Mirow und Nemerow und etwa siebzig adlige Güter) fielen an
Mecklenburg-Schwerin.
L.: Wolff 441ff.; Zeumer 553 II b 25; Wallner 706f. NiedersächsRK 5, 10, 24;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) F2; Witte, H., Mecklenburgische
Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.; Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920;
Hamann, M., Das staatliche Werden Mecklenburgs, 1962.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Meißen (Markgrafschaft). Die 929 von Heinrich
I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten Mittelelbegebiet an der
Einmündung der Triebisch in die Elbe oberhalb des Meisabaches angelegte Burg
Misni wurde 968 Sitz eines Markgrafen, 1046 Sitz der Markgrafen von M. Die 1046
erstmals so genannte Mark M. (marchia Misnensis) geht auf eine deutsche, nach
dem Tod Markgraf Geros (965) abgespaltete Markgrafschaft zurück, als deren
erster Inhaber 968 Wigbert erscheint. Sie hatte wechselnden Umfang (982
Markgrafschaft Merseburg, Zeitz und M.) und unterstand Markgrafen aus den Häusern
der Ekkehardiner (Ekkehardinger) (985-1046), Weimar-Orlamünde (1046-1067), der
Brunonen (1067-1088) und seit 1089/1125 zusammen mit M. der Eilenburger
(Heinrich I. von Eilenburg) bzw. Wettiner, die ursprünglich als Grafen im
Schwabengau und Hosgau saßen und deren Stammarkgrafschaft Wettin mit der gleichnamigen
Burg an der Saale lag. Sie gewannen bis 1156 Eilenburg (Eulenburg, Eilenberg)
und Camburg, die Mark Niederlausitz (sächsische Ostmark), das Land Bautzen, die
Gegend um Dresden, die Grafschaften Rochlitz und Groitzsch sowie die
Kirchvogteien über das Hochstift Naumburg (Naumburg/Zeitz) und die Klöster
Pegau, Chemnitz und Bosau. Der 1195 unternommene Versuch des Kaisers die Mark
als erledigtes Reichslehen einzuziehen scheiterte. Markgraf Heinrich III.
erwarb die Landgrafschaft Thüringen und die Pfalzgrafschaft Sachsen
(1247/1274), sein Sohn das Reichsland Pleißen (Pleißenland) mit Altenburg,
Chemnitz und Zwickau. Bei seinem Tode kam es zu Landesteilungen und
Familienzwisten, welche die Bedeutung der Markgrafschaft erheblich minderten.
1300 zog König Adolf von Nassau das Land als erledigtes Lehen ein, doch konnte
Markgraf Friedrich I. 1307 M. wie Thüringen zurückgewinnen. Unter den
Nachfolgern gelangen Erwerbungen im Reichsland Pleißen (Pleißenland) sowie um
Dohna und Pirna. Kernland der Markgrafen blieb das Gebiet um M. 1409 wurde von
Markgraf Friedrich dem Streitbaren die Universität Leipzig gegründet. 1422/1423
erlangten die Markgrafen von M. Land, Herzogstitel und Kurwürde der Herzöge von Sachsen-Wittenberg. Damit trat die später
zum obersächsischen Reichskreis zählende Markgrafschaft M. gegenüber dem
Herzogtum Sachsen in den Hintergrund und wurde unter Sachsen mitverstanden. Sie
umfasste das Gebiet der sogenannten meißnischen, Leipziger und erzgebirgischen
Kreise. Der meißnische Kreis enthielt die Ämter M., Dresden, Dippoldiswalde,
Pirna, Hohnstein (Hohenstein) und Lohmen, Stolpen, Radeberg mit Laußnitz
(Lausnitz), Großenhain mit Moritzburg, Senftenberg, Finsterwalde, Mühlberg,
Torgau und Oschatz. Der Leipziger Kreis umfasste die Ämter Leipzig, Delitzsch,
Zörbig, Eilenburg mit Düben, Grimma, Mutzschen (Mutschen), Leisnig und Döbeln,
Rochlitz, Colditz (Kolditz), Borna, Pegau und das Stiftsamt Wurzen. Der
erzgebirgische Kreis zerfiel in die Ämter Freiberg, Augustusburg
(Augustenburg), Chemnitz, Nossen, Grillenburg mit Tharandt, Frauenstein,
Altenberg, Lauterstein, Wolkenstein mit Rauenstein, Grünhain mit Stollberg
(Stolberg), Schwarzenberg mit Crottendorf (Krottendorf), Wiesenburg und Zwickau
mit Werdau (Werda). Bei späteren Teilungen fiel der Hauptteil (Dresden,
Freiberg, M.) an die albertinische Linie des späteren Königreichs Sachsen.
Sachsen kam von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 378f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G3, II 66 (1378) G3; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen
und die Lausitzen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Posse, O., Die
Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin bis zu Konrad dem Großen, 1881; Kötzschke,
R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1, 2 1935, Neudruck 1965;
Helbig, H., Der wettinische Ständestaat bis 1485, Bd. 1f. 2. A. 1980; Pannach,
H., Das Amt Meißen vom Anfang des 14. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, 1960;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 25, IV, 5, Misner Bevölkerungsname;
Mark Meißen, hg. v. Weise, H., 1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im
Mittelalter, 1990; Blaschke, K., Meißen, LexMA 6 1992, 476ff.; Rupp, G., Die
Ekkehardiner, 1996; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Urkunden der Markgrafen
von Meißen und Landgrafen von Thüringen 1196-1234, Register bearb. v. Baudisch,
S. u. a., 2009. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Meranien (Herzogtum). M. (Meerland) ist die Küstenlandschaft
Kroatiens und Dalmatiens am adriatischen Meer (am Quarnero und um Fiume), die
von Kaiser Heinrich IV. erobert wurde. Sie war zunächst Teil der Mark Istrien
Bayerns. Kaiser Friedrich I. Barbarossa verlieh bereits 1152 den Titel eines
Herzogs von M. an den 1159 verstorbenen Grafen von Dachau, trennte dann 1180 M.
von Bayern und belehnte die Grafen von Andechs (seit 1173 Markgrafen von
Istrien) als Herzöge von Kroatien, Dalmatien und
M. mit M. Der Erwerb der Landeshoheit in dem Gebiet gelang dem Geschlecht
nicht. Mit seinem Aussterben 1248 erlosch das Titularherzogtum.
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 23, Meran;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 30; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Merenberg (Herren). Die im Auftrag des Reichs
errichtete Burg M. bei Weilburg an der Straße von Köln nach Frankfurt wird 1129
erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich die nach 1050 als Vögte des Stiftes
Limburg zu Neunkirchen und Camberg nachweisbaren Herren von M. Ihre um M. und
Gleiberg südlich der unteren Lahn und um Wetzlar gelegenen, durch die Vogtei über
Wetzlar ergänzten Güter fielen bei ihrem Aussterben (1328) über eine Erbtochter
gegen die Heiratsansprüche der Herren von Westerburg an die Grafen von
Nassau-Weilburg (Nassau-Weilburg-Merenberg) und kamen 1355 an Nassau-Weilburg.
Die Herrschaft zählte zum oberrheinischen Reichskreis. Über Nassau fiel M. 1866
an Preußen und 1945 an Hessen. Von 1868 bis 1965 nannte sich eine Nebenlinie
der Herzöge von Nassau Grafen von M.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 12; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 122.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Merseburg (Hochstift, Herzogtum, Residenz). Schon
in karolingischer Zeit (um 850) war die Burg M. (slaw. Mesibor, Mittenwalde)
auf einem Hügel westlich der Saale Sitz von Grafen (von M.). Sie fiel durch die
Gemahlin (Hatheburg) König Heinrichs I. an die Liudolfinger. Neben der von
Heinrich I. errichteten Pfalz gründete Kaiser Otto der Große (962/968) unter
Auslösung aus der Diözese von Halberstadt das Bistum M. (erster Bischof Boso
von Sankt Emmeram in Regensburg), das zur Erzdiözese Magdeburg gehörte.
Bekanntester Bischof des von 981 bis 1004 aufgelösten, ziemlich kleinen Bistums
(Landschaft Chutizi zwischen Saale und Mulde mit einem schmalen Streifen östlich
der Mulde) war Thietmar von M. (1008-1018). Die weltliche Herrschaft beschränkte
sich auf die Stadt M. mit ihrer unmittelbaren Umgebung, ein 974 von Kaiser Otto
II. erhaltenes großes Waldgebiet zwischen Saale und Mulde (Schkeuditz, Lützen)
und die Lehnshoheit über Leipzig. Nach der seit 1523 eindringenden Reformation
brachte das Haus Wettin (Sachsen, Albertiner) als Administrator ab 1545/1561
das zum obersächsischen Reichskreis gehörige Stiftsgebiet, das die Ämter M., Lützen
mit Zwenkau, Schkeuditz und Lauchstädt (Lauchstedt) umfasste, in seine Gewalt.
Dies wurde 1635/1648 anerkannt. Von 1657 bis 1731 bestand eine wettinische
Nebenlinie der Herzöge von Sachsen-Merseburg,
bis 1815 eine besondere Verwaltung. 1815 kam das Gebiet ganz überwiegend zu
Preußen, 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen-Merseburg.
L.: Wolff 380f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Württemberg, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg,
hg. v. Kehr, P., Teil 1 (bis 1357), 1899; Bönhoff, L., Das Bistum Merseburg,
seine Diözesangrenzen und seine Archidiakonate, Neues Archiv f. Sächsische
Geschichte 32 (1911); Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifte
Preußens, insbesondere Brandenburg, Merseburg, Zeitz, 1924; Holtzmann, R., Die
Aufhebung und Wiederherstellung des Bistums Merseburg, Sachsen und Anhalt 2
(1926); Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Streich, B.,
Die Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen Reichsstandschaft und
Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter, 1988; Gemeinde
auf dem Weg durch die Zeit, hg. v. Steenhoff, T., 1989; Blaschke, K., Die
Christianisierung des Landes östlich des Saale, Jb. f. dt. Kirchengeschichte 17
(1989/90), 63ff.; Blaschke, K., Merseburg, LexMA 6 1992, 546; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 564,
1, 2378. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Metz (freie Reichsstadt). In keltischer Zeit
war Divodurum Hauptort der Mediomatriker. Die Römer erbauten an der wichtigen
Kreuzung der Straßen nach Reims, Trier, Straßburg und Mainz das Kastell
Mediomatricum (später Mettis). Vermutlich im ausgehenden 3. (oder 4.)
Jahrhundert wurde dort ein Bischofssitz eingerichtet. Zeitweise war der Ort
Mittelpunkt des später Austrasien genannten fränkischen Reichsteils. 843 kam
M., obwohl es dem romanisch-französischen Sprachraum zugehörig war, zu
Lotharingien, 870 zum ostfränkischen Reich. Seit dem späten 12. Jahrhundert
(1189) löste sich die Stadt aus der Abhängigkeit der Bischöfe, die ihren Sitz
nach Vic verlegten, und stieg von 1180 bis 1210 zur Reichsstadt auf. Sie schuf
sich ein Herrschaftsgebiet (Pays Messin), das im 14. Jahrhundert mit mehr als
130 Dörfern das größte aller Reichsstädte war, und verteidigte es gegen alle
Angriffe der Herzöge von Lothringen. Nachdem
1551 die protestantischen deutschen Reichsfürsten dem König von Frankreich für
dessen Hilfe gegen Kaiser Karl V. das Reichsvikariat über die Bistümer M., Toul
und Verdun zugesprochen hatten, besetzte der König von Frankreich 1552 die
Stadt. 1648 wurde sie endgültig an Frankreich abgetreten. Als Hauptstadt des
Bezirks Lothringen des Reichslandes Elsass-Lothringen gehörte M. von 1871 bis
1918 zum Deutschen Reich und war von 1940 bis 1944 deutsch besetzt.
L.: Wolff 308; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4; Westphal, Geschichte der Stadt Metz, Bd. 1-3 1875ff.; Albers, J.,
Geschichte der Stadt Metz, 1902; Zeller, G., La réunion de Metz á la France de
1552 a 1648, Bd. 1f. Paris 1926; Schneider, J., La ville de Metz aux XIIIe et
XVe siècles, Nancy 1950; Hocquard, G. u. a., Metz, 1961; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 18, 32, IV, 18, pagus Mettensis, zum
Ortsnamen Metz; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 408; Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Michelbach (Reichsdorf). M. bei Merzig war bis 1789 das einzige Reichsdorf im Saarland. Die Schirmherrschaft lag bis 1766 bei den Herzögen von Lothringen, dann bei den ihnen nachfolgenden Königen von Frankreich und ab 1778 bei dem Erzstift Trier. Grundherren waren das Stift Sankt Simeon in Trier und die Abtei Tholey. Über Preußen kam M. 1919 und 1945/1946 zum Saargebiet und damit 1957 zum Saarland. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Millendonk, Myllendonk, Mylendonk (Reichsritter,
reichsunmittelbare Herrschaft). Nach der Wasserburg M. an der Niers bei
Korschenbroich westlich von Düsseldorf benannten sich seit 1168 auftretende
Edelherren von M., die Lehnsträger Gelderns waren. Ihre Herrschaft stand nach
ihrem Aussterben um 1300 den Reifferscheid als Lehen Gelderns, seit etwa 1350
den Mirlar (Millendonk-Mirlar, Myllendonk-Mirlar) und danach den Bronkhorst
(Bronckhorst) zu. Sie gehörte später zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis. 1682/1690 kam sie an die Herzöge von
Croy, 1694 an die Gräfin von Berlepsch. 1700 wurde sie reichsunmittelbar. 1733
fiel sie in weiblicher Erbfolge mit 0,8 Quadratmeilen Gebiet und 1600
Einwohnern (im Wesentlichen das heutige Korschenbroich) den Grafen von Ostein
zu. 1794 wurde sie von Frankreich besetzt. Die Grafen von Ostein erhielten für
den Verlust der dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörigen Herrschaft
an Frankreich durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 die Abtei Buxheim (ohne das Dorf Pleß und belastet mit
verschiedenen Renten). 1813/1835 kam die Herrschaft, die 1832 an die Freiherren
von Wüllenweber (Willenweber) vererbt wurde, an Preußen und damit das Gebiet
1946 an Nordrhein-Westfalen (heute Teil der Stadt Korschenbroich).
L.: Wolff 366; Zeumer 554 II b 63, 26; Wallner 705 WestfälRK 53; Bremer, J.,
Die Reichsherrschaft Millendonk, 1939; Quadflieg, E., Millendonk und seine „Vererbung”,
1959. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Mindelheim (Herrschaft, Reichsfürst). An der Stelle
von M. an der Mindel lagen eine alemannische Siedlung des 7. Jahrhunderts und
ein fränkischer Königshof. M. selbst wird erstmals 1046 anlässlich der Übertragung
vom Reich an das Hochstift Speyer erwähnt. 1365 kamen Stadt (vor 1256) und
Herrschaft von den Herren von M. über die Hochschlitz an die Herzöge von Teck und 1433/1439 an die Herren von
Rechberg. Von 1467 bis 1586 gehörten Herrschaft und Stadt M. den
Freundsberg/Frundsberg. Danach kamen sie 1590 an die Fugger, deren Rechte aber
von den Herren von Maxlrain bestritten wurden. Sie traten ihre Ansprüche an
Bayern ab, das M. 1616 besetzte und die Fugger abfand. Seit 1616 war M.,
abgesehen von 1704/1705 bis 1713/1714, als es der Kaiser als aus seiner Sicht
erledigtes Reichslehen John Churchill Marlborough, First Duke of Marlborough,
als Belohnung für seinen Sieg über Bayern als Reichsfürsten überließ, was durch
den Frieden von Rastatt 1714 allerdings wieder entschädigungslos beseitigt
wurde, und abgesehen von 1778 bis 1780 (Besetzung durch Österreich, mit 7
Quadratmeilen Gebiet), Teil Bayerns und gehörte dem schwäbischen Reichskreis
an.
L.: Wolff 136, 201; Wallner 685 SchwäbRK 13; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D3; Zoepfl, F., Geschichte der Stadt Mindelheim in Schwaben, 1948;
Der Landkreis Mindelheim in Vergangenheit und Gegenwart, 1968; Vogel, R.,
Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben, Mindelheim, 1970; Habel, H., Der
Landkreis Mindelheim, 1971. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Minden (Hochstift, Fürstbistum, Fürstentum,
Residenz). M. an einem wichtigen Übergang über die Weser wird erstmals 796
genannt (Minda). Um 803/804 (?) wurde dort durch Kaiser Karl den Großen unter
dem um 790 zum Bischof ernannten Erkanbert (von Fulda) ein Bistum mit der Diözese
zwischen Hunte und Aller (Hannover, Celle, Soltau, Dümmersee, Polle, Nienburg)
eingerichtet, das zur Erzdiözese Köln gehörte. 961 erhielt es die Immunität,
977 Markt, Münze und Zoll. Vögte waren seit etwa 1073/1080 die billungischen Herzöge von Sachsen bzw. seit etwa 1096 bis 1398 die
Herren vom Berge (Hausberge). M. gewann ein kleines Herrschaftsgebiet (etwa ein
Viertel der Diözese), für das es 1180 nach dem Sturz Herzog Heinrichs des Löwen
die Herzogsgewalt erhielt. Es entsprach nach dem vorübergehenden Erwerb Hamelns
von Fulda (1259-1277, dann an die Welfen) und der Grafschaft Stemwede
(Stenvede), dem Verlust Stolzenaus an die Grafen von Hoya (1336) sowie nach dem
Anfall der Herrschaft der Edlen von (Haus-)Berg (Hausberge) 1398 etwa den Kreisen
Lübbecke und M. (Schlüsselburg, Hausberge, Rahden, Bünde, Oldendorf (Preußisch
Oldendorf), Löhne) und war damit eines der kleinsten geistlichen Fürstentümer
des Reiches. Seine Vogtei stand bis 1397 den Edlen vom Berge zu. Im Hochstift
erlangte die Stadt M. schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine
gewisse Selbständigkeit. Im 16. Jahrhundert kam das früh von der Reformation
erfasste, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende M. unter den
Einfluss der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel.
1661 starb der letzte Bischof. 1648 wurde es gegen Abfindung der Lüneburger
Welfen mit Osnabrück als Entschädigung für Vorpommern Brandenburg zugesprochen,
das es in ein weltliches Fürstentum umwandelte und 1719 verwaltungsmäßig mit
der Grafschaft Ravensberg verband. Das Domkapitel bestand bis 1810 fort. Das Fürstentum
enthielt die beiden unmittelbaren Städte M. und Lübbecke und die Ämter
Hausberge, Petershagen, Reineberg, Rahden und Schlüsselburg. 1807/1808 ging es
im Königreich Westphalen auf, das 1811 die Teile links der Weser mit der Stadt
M. an Frankreich verlor. 1813/1814 nahm es Preußen wieder in Besitz und
gliederte es 1815 der Provinz Westfalen an. 1946 kam das Gebiet zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 330f.; Zeumer 553 II b 34; Wallner 702 WestfälRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Ledebur, L. v., Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, 1825,
Neudruck 2009; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Holscher, L., Beschreibung des vormaligen Bistums
Minden nach seinen Grenzen, Archidiakonaten, Gauen und alten Gerichten, 1877,
Nachdruck o. J.; Spannagel, K., Minden-Ravensberg unter brandenburgisch-preußischer
Herrschaft 1648-1719, 1894; Hoogeweg, H., Die Urkunden des Bistums Minden bis
1300, 1898; Frie, B., Die Entwicklung der Landeshoheit der Mindener Bischöfe,
1909; Mindener Geschichtsquellen, hg. v. Löffler, K., Bd. 1ff. 1917ff.;
Blotevogel, H., Die älteste brauchbare Karte des ehemaligen Fürstentums Minden.
Die Schloenbachsche Handschriftenkarte von 1772, Mindener Heimatblätter 6
(1937); Blotevogel, H., Studien zur territorialen Entwicklung des ehemaligen Fürstentums
Minden, Diss. phil. Münster 1939; Krieg, M., Kleine Chronik von Minden, 1950;
Dammeyer, W., Der Grundbesitz des Mindener Domkapitels, 1957; Scriverius, D.,
Die weltliche Regierung des Mindener Stifts von 1140 bis 1397, Bd. 1f. 1966ff.;
Assmann, H., Beiträge zur Geschichte des Kreises Minden 1816-1945, (in) Mitt.
des Mindener Geschichtsvereins 40 (1968), 79; Köbler, G., Gericht und Recht in
der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980, 172; Ausgrabungen
in Minden, hg. v. Trier, B., 1987; Leutheusser, H., Rechtsanwaltschaft und
Justiz in Minden, (1989); Brandt, H./Hengst, K., Victrix Mindensis ecclesia,
1990; Hemann, F., Minden, LexMA 6 1992, 631; Linnemeier, B., Jüdisches Leben im
alten Reich, 2000: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 570, 1, 2, 382; Die Lehnsregister der Bischöfe von
Minden bis 1324, bearb. v. Kemkes, H. u. a., 2010 (768 Belehnungen);
Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf Zeit, 2015.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Mirandola (Stadt, Fürsten, Herzöge). M. in der Emilia, das seit dem 11. Jahrhundert belegt
ist, fiel zunächst an das Haus Canossa und dann an die sog. filii Manfredi. Von
ihnen erhielt Francesco Pico 1311 von Kaiser Heinrich VII. M. und sein Umland
als Erblehen. 1354 erklärte Kaiser Karl IV. M. als reichsunmittelbar. Die Stadt
M. wurde seit dem Hochmittelalter von den Pico della Mirandola beherrscht. 1596
wurden sie zu Fürsten, 1617 zu Herzögen erhoben.
1747 starben sie aus. S. Modena, Italien.
L.: Memorie storiche della città Mirandola, Bd. 1ff. 1872ff.; Cappi, V., La
Mirandola, 1973; Mirandola e le terre del basso corso del Secchia dal Medioevo
all’età contemporanea, 1984; Andreolli, B.,
Mirandola, LexMA 6 1992, 664. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Monschau (Herrschaft). Die Burg M. an der Rur
wird 1217 erstmals erwähnt. Sie bildete den Mittelpunkt der Herrschaft M. Diese
fiel 1434 an die Herzöge von Jülich und kam
damit über Preußen 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 322; Prümmer, H., Das Monschauer Land, historisch und geographisch
gesehen, 1955; Pilgram, H., Der Landkreis Monschau, 1957.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Münsterberg (Herzöge,
Herzogtum, Residenz), Ziębice. M. an der Ohle in Niederschlesien wurde
wahrscheinlich um 1250 an Stelle des slawischen Ortes Sambice errichtet. Bei
seiner ersten Erwähnung vom 1. 2. 1253 war es vermutlich bereits Stadt. 1290
kam es beim Tod des Herzogs von Breslau an Bolko I. von Jauer-Löwenberg und am
22. 11. 1321 an Bolko II., der die Linie der Herzöge
von M. begründete. 1335/1336 musste er die Lehnshoheit Böhmens anerkennen. Nach
dem Aussterben der Piasten 1428 unterstand M. unter der Lehnsherrschaft Böhmens
verschiedenen Pfandherren und kam am 16. 5. 1454 an Georg von Podiebrad (Böhmen),
1465 zusammen mit Frankenstein und Glatz an seinen Sohn Heinrich, der 1495 auch
Oels erwarb. 1537 wurde die Reformation eingeführt. 1542 wurde das Herzogtum M.
an den Herzog von Liegnitz verpfändet. 1569/1570 kauften sich die Stände von
dem Herzog von Oels frei und unterstellten M. als Erbfürstentum dem Kaiser als
König von Böhmen. Dieser verlieh es 1653 an das Fürstentum Auersperg, das 1742
unter die Landeshoheit Preußens kam, das 1791 auch die privaten Güter
Auerspergs kaufte. Das Land umfasste 15 Quadratmeilen und war in die Kreise M.
und Frankenstein gegliedert. 1945 fiel M. fast unversehrt unter die Verwaltung
Polens, 1990 kam es als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 476f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 I 3; Hartmann, F.,
Geschichte der Stadt Münsterberg, 1907; Münsterberger Land. Ein Heimatbuch, hg.
v. Kretschmer, M., 1930; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. hist. Komm. f.
Schlesien, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Münsterberg, LexMA 6 1992, 917;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 178; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 400. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Murten (Reichsstadt, Herrschaft, Land). M. am
Murtensee zwischen Solothurn und Avenches (Aventicum) erscheint 515 als
burgundischer Königshof Muratum in der Gründungsurkunde des Klosters
Saint-Maurice (Saint Maurice/Wallis, Sankt Moritz). Nach seiner 1034 erfolgten
Zerstörung wurde es nach 1159 von den Herzögen
von Zähringen als Stadt begründet. Nach dem Aussterben der Herzöge wurde es Reichsstadt, kam aber 1255 und nach
der Rückgewinnung seitens des Reiches (1283) 1291 erneut an Savoyen. Von 1475
bis 1798 wurde es von Bern und Freiburg gemeinsam verwaltet. 1803 gelangte es
an den Kanton Freiburg der Schweiz.
L.: Wolff 530; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) C3; Welti, F. E.,
Das Stadtrecht von Murten, 1925; Flückiger, E., Murten, 1946. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Nalbach (Herrschaft). Über die zur Herrschaft N.
des Sankt Simeonsstiftes in Trier gehörenden Dörfer Bettstadt, Bilsdorf,
Diefflen, Körprich, N. und Piesbach hatten im 15. Jahrhundert die Raugrafen die
Obervogtei. Diese kam danach je zur Hälfte an das Erzstift Trier und die Pfalz.
Diese belehnte die Herren von Rathsamhausen, danach die Braubach de Lénoncourt
und 1711 die Herren von Hagen zur Motten (Hagen). Daneben hatten im 17.
Jahrhundert die Herzöge von Lothringen eine sog.
Schirmvogtei. 1784 erkannte das Sankt Simeonsstift die Landesherrschaft des
Erzstifts und der Herren von Hagen an. Über Preußen kam N. 1919 und 1945/1946
zum Saargebiet und damit 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 502. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Nassau (Grafschaft, Herzogtum). Nach der um
1125 von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn erbauten,
lehnshoheitlich im 12. Jahrhundert von Trier auf das Reich übergehenden Burg N.
(Ort 915 erstmals erwähnt) nannte sich seit 1159/1160 ein Grafengeschlecht, das
sich von dem Vogt Mainzs in Siegen Ruppert (1079-1089) und dessen Sohn Graf
Dudo von Laurenburg herleitete (1117 erstmals sicher bezeugt), 1122/1124 den
Grafen Udalrich von Idstein-Eppstein beerbte und nach 1124 Vogt des Hochstifts
Worms in Weilburg wurde. Durch gezielte Erwerbspolitik gewann es zwischen Main,
Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein schmales Herrschaftsgebiet (um 1160 zusammen
mit den Grafen von Katzenelnbogen von den Grafen von Isenburg die ursprünglich
den Grafen von Arnstein zustehende Grafschaft auf dem Einrich, Herborner Mark,
Kalenberger Zent, Westerwald, Lipporn, Miehlen, Marienfels, Idstein,
Bleidenstadt, Ems, Wiesbaden um 1200) mit den Erzstiften Mainz und Trier sowie
den Landgrafen von Hessen als Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die Grafen von
N. die Güter längs der Lahn in die nördlich der Lahn gelegenen, wertvolleren
Gebiete mit Siegen, Herborn und Dillenburg sowie den Vogteien Dietkirchen und
Ems (ottonische [jüngere] Linie) und in die südlich der Lahn gelegenen Gebiete
mit den Herrschaften Wiesbaden und Idstein sowie den Vogteien Weilburg und
Bleidenstadt (walramische [ältere] Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der
Einrich zwischen unterer Lahn und Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und
die Lehen. ----- Die jüngere ottonische Linie, die unter Heinrich († 1343) die Vogteien und Gerichte
Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger und Ewersbach [Ebersbach])
hinzuerwarb, spaltete sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar (ältere Linie, bis
1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg. Nassau-Dillenburg fiel 1328 an
Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort. Die Linie teilte sich 1343 in
Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere Linie bis 1561). Nassau-(Siegen-)Dillenburg
beerbte 1394 Nassau-Hadamar und gewann durch Heiraten 1376/1378 die
Reichsgrafschaft Diez, 1403/1404 Polanen, Leck, Breda und weitere Güter im
Gebiet der heutigen Niederlande sowie 1416/1420 die gemeinsam mit Brüdern
beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum Luxemburg. Diese Gebiete wurden im
15. Jahrhundert mehrfach geteilt (1416 vier Linien, 1425 drei Linien:
Nassau-Dillenburg-Diez [bis 1443], Nassau-Haiger-Siegen [bis 1429] und
Nassau-Herborn-Breda), doch waren die nassau-dillenburgischen Güter von 1451
bis 1472 und von 1504 bis 1516 wieder vereinigt. Seit 1507 nannte sich die
Linie wegen ihrer vergeblich geltend gemachten Erbansprüche auf Katzenelnbogen
auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen der Heirat mit der Erbtochter des Prinzen/Fürsten
von Chalon und Oranien am Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch
Nassau-Oranien. Etwa gleichzeitig wurde die Reformation (zunächst das
Luthertum, dann der Calvinismus) eingeführt. 1559 erfolgte eine erneute Teilung
in die linksrheinischen (Nassau-Oranien) und die rechtsrheinischen
(Nassau-Dillenburg) Güter. 1561 beerbte Nassau-Dillenburg Nassau-Beilstein.
1601/1607 erfolgte eine Teilung in die Linien Nassau-Dillenburg,
Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein, Nassau-Siegen (1652 in den Reichsfürstenstand
erhoben) und Nassau-Diez. Nassau-Dillenburg mit Dillenburg, Haiger und Herborn
wurde 1620 von Nassau-Beilstein beerbt, das sich seitdem nach Dillenburg
Nassau-Dillenburg nannte (1652 in den Reichsfürstenstand erhoben).
Nassau-Hadamar (1650 in den Reichsfürstenstand erhoben) mit Hadamar und
Rennerod kam 1711/1717 an Nassau-Diez. 1739 fiel Nassau-Dillenburg mit der
Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Nassau-Siegen gelangte 1742/1743 an
Nassau-Diez, das damit alle rechtsrheinischen Güter der nassau-ottonischen
Linie in sich vereinigte. Weil Nassau-Diez außerdem 1702 die linksrheinischen Güter
der Linie Nassau-Oranien erlangt hatte, nannte sich die Linie Fürsten von
Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz nach Den Haag und regierte das
Stammland über das deutsche Kabinett in Dillenburg. 1795/1797/1801 verlor sie
alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erhielt hierfür das Hochstift
Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey und Höxter,
Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in Vorarlberg), Hofen (bei
Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in Liechtenstein) als neues Fürstentum
Oranien (insgesamt 46 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). 1806 verlor es
durch die Rheinbundakte auch die rechtsrheinischen Güter, vor allem das Fürstentum
Diez an das Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der
französischen Vorherrschaft ergriff der Prinz von Nassau-Oranien am 20. 12.
1813 von seinen Ländern wieder Besitz. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau
an Nassau-Oranien das Fürstentum Diez und weitere Güter zurück. Durch Vertrag
vom 31. 5. 1815 trat der Fürst von Nassau-Oranien, der 1815 König der
Niederlande geworden war, alle deutschen Gebiete an Preußen als Gegenleistung für
das ihm durch den Wiener Kongress zugesprochene Großherzogtum Luxemburg ab.
Preußen gab seinerseits einen Teil der Gebiete (Fürstentum Diez, Hadamar,
Dillenburg) an das Herzogtum Nassau (1806-1866) weiter. 1890 erlosch mit König
Wilhelm III. von den Niederlanden die ottonische Linie im Mannesstamm.-----Die ältere
walramische Linie, aus der König Adolf von N. (1292-1298) stammte, gewann
1328/1333 die Herrschaft (Reichsgrafschaft) Merenberg, die Herrschaft
Lichtenstein und weitere Güter (pfandweise Neuweilnau, Burg und Stadt
Katzenelnbogen, Altenkirchen, Dietenhausen [Diedenshausen]). 1355 teilte sie
sich in die Linien Nassau-Idstein (mit Idstein und Wiesbaden) und
Nassau-Weilburg (1366 gefürstete Grafen) mit Weilburg und Bleidenstadt. 1381
erlangte die Linie Nassau-Weilburg infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken,
1393 die Herrschaft Kirchheim und Stauf, 1405 Neuweilnau (Kauf), Bingenheim,
Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg
bzw. Kleeberg und Mensfelden. 1429/1442 teilte sie sich in die Linien
Nassau-Saarbrücken und die Neue Linie Nassau-Weilburg, wobei die Linie
Nassau-Saarbrücken die meisten linksrheinischen Güter erhielt. Sie erwarb außerdem
1527 die Grafschaft Saarwerden und das Oberamt Lahr und Mahlberg. Nach ihrem
Aussterben (1574) kamen ihre Güter an die 1561 in Nassau-Weilburg und
Nassau-Weilnau geteilte neue Linie Nassau-Weilburg. Nassau-Weilnau wurde 1602
von Nassau-Weilburg beerbt. 1605 kam es durch Aussterben der Linie
Nassau-Idstein zur Wiedervereinigung aller nassau-walramischen Güter in der
Linie Nassau-Weilburg. Diese wurde 1629/1651 aufgeteilt in Nassau-Idstein mit
Idstein, Wiesbaden und Lahr, Nassau-Weilburg mit Weilburg, Merenberg und
Kirchheim und Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie, 1659 dreigeteilt, mit Saarbrücken,
Saarwerden und Usingen). 1688/1737 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben.
Von den verschiedenen Linien starb Nassau-Idstein 1721 aus und vererbte die Güter
an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen), das außerdem 1723 Nassau-Saarbrücken
(Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728 Nassau-Ottweiler (Nassau-Saarbrücken-Ottweiler)
beerbte. Nassau-Weilburg erheiratete 1799 den größten Teil der Reichsgrafschaft
Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle linksrheinischen Gebiete an Frankreich,
wurde aber dafür mit Gütern aus dem Erzstift Trier entschädigt. Nassau-Saarbrücken
(mittlere Linie) teilte sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken
und Nassau-Usingen. Dieses beerbte 1723 Nassau-Saarbrücken, 1721 Nassau-Idstein
und 1728 Nassau-Ottweiler. 1735 wurde es erneut in Nassau-Saarbrücken (jüngere
Linie) und Nassau-Usingen, das 1744 die Residenz von Usingen nach Biebrich und
die Regierung nach Wiesbaden verlegte, geteilt. Nassau-Saarbrücken wurde 1797
von Nassau-Usingen beerbt. 1793/1801 verlor Nassau-Usingen seine
linksrheinischen Güter, von denen die alte Grafschaft Saarbrücken 1815 an Preußen
kam, erhielt dafür aber Entschädigung vor allem aus dem Erzstift Mainz im
Rheingau und am unteren Main, aus dem Erzstift Trier (Montabaur, Limburg), aus
dem Erzstift Köln (u. a. Deutz, Königswinter), aus Hessen-Darmstadt (Anteil an
der Niedergrafschaft Katzenelnbogen um Braubach), aus Sayn-Altenkirchen und
verschiedenen Klöstern und Stiften sowie Virilstimme im Reichsfürstenrat.-----
Am 30. 8. 1806 schlossen sich die am 31. 7. 1806 dem Rheinbund unter Erhöhung
zu Herzögen beigetretenen Fürsten von
Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen, das 1816 ausstarb, zu einem vereinten, für
unteilbar und souverän erklärten Herzogtum N. zusammen. Sie bekamen die
Grafschaft Wied-Runkel, die Grafschaft Wied-Neuwied, das Fürstentum
Nassau-Oranien mit Grafschaft Diez, die Grafschaft Solms-Braunfels und andere Güter
(Bassenheim, Grafschaft Holzappel, Herrschaft Schaumburg, Herrschaft
Reifenberg, Herrschaft Kransberg, Gebiete der Reichsritterschaft), mussten aber
die ehemals kölnischen Gebiete an das Großherzogtum Berg sowie Kastel
(Mainz-Kastel) und Kostheim an Frankreich abtreten (Gesamtgebiet 103
Quadratmeilen mit 270000 Einwohnern). 1813 mussten sie Güter an Nassau-Oranien
zurückgeben. Am 1./2. 9. 1814 erhielt das Herzogtum, um den Widerspruch
verschiedener mediatisierter Familien (Ostein, Schönborn, Waldbott von
Bassenheim [Waldbott-Bassenheim], von der Leyen) und des Freiherren vom Stein
zu beseitigen, vor allen anderen deutschen Staaten eine landständische
Verfassung. 1815 tauschte das Herzogtum N. mit Preußen umfangreiche Gebiete
(ehemals hessen-kasselische Niedergrafschaft Katzenelnbogen, Diez, Dillenburg,
Hadamar [gegen die späteren Kreise Neuwied, Altenkirchen, Wetzlar und den
rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz]). Seit 1815 war das Herzogtum
Mitglied des Deutschen Bundes. Seit 1816 regierte Nassau-Weilburg allein. 1836
trat N. dem Deutschen Zollverein bei. Am 28. 12. 1849 wurde eine liberale
Verfassung erlassen, die im November 1851 aber wieder aufgehoben wurde. Am 8.
10. 1866 wurde N. wegen seiner Unterstützung Österreichs von Preußen (in die
Provinz Hessen-Nassau) einverleibt und durch 8,5 Millionen Taler und die Schlösser
Weilburg und Biebrich (Wiesbaden-Biebrich) abgefunden. Herzog Adolf von Nassau
(aus der walramischen Linie) wurde 1890 Großherzog von Luxemburg. 1912 starb
das Haus N. aus. 1945 kam der größte Teil Hessen-Nassaus an Hessen.
L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450)
F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234; Arnoldi, J., Geschichte der
oranien-nassauischen Länder, Teil 1ff. 1799ff.; Vogel, C., Beschreibung des
Herzogtums Nassau, 1843; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau
walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Roth, F., Fontes rerum Nassoicarum, Bd.
1ff. 1880ff.; Codex diplomaticus Nassoicus, hg. v. Menzel, K./Sauer, W., Bd.
1ff. 1885ff., Neudruck 1969; Düssell, H., Rechtskarte des Oberlandesgerichts
Frankfurt am Main, hg. v. Sayn, O., 1902; Spielmann, C., Geschichte von Nassau,
Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Die Grundlagen der nassau-dillenburgischen
Territorialentwicklung, Korr. Bl. Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt,
G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im
oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; May, K., Territorialgeschichte des
Oberlahnkreises, 1939; Fritzemeyer, J., Die Ausbildung einer zentralen Behördenorganisation
der Grafen bzw. Fürsten von Nassau, Diss. phil. Frankfurt am Main 1943;
Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Demandt, K.,
Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Oestreich, G.,
Grafschaft und Dynastie Nassau im Zeitalter der konfessionellen Kriege, (in)
Bll. f. dt. LG. 96 (1960); Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte
des Landes Hessen, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I,
9, Territorialname; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und geschichtlichen
Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965f.; Sante, G. W., Strukturen, Funktionen
und Wandel eines historischen Raumes: Nassau, (in) Nassauische Annalen 85
(1974), 151ff.; Herzogtum Nassau: 1806-1866. Politik, Wirtschaft, Kultur. Eine
Ausstellung des Landes Hessen und der Landeshauptstadt Wiesbaden (Katalog),
Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in politischen Konstellationen am
Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof Gerlach (1292-1346), Nassauische
Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O., Nassauische Biographie, 1986; Steubing,
J., Kirchen- und Reformationsgeschichte der Oranien-nassauischen Lande, 1987;
Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum Nassau um die Einführung von Mündlichkeit
und Öffentlichkeit im Zivilprozessverfahren, 1990; Treichel, E., Der Primat der
Bürokratie, 1991; Gerlich, A., Nassau, LexMA 6 1992, 1035; Jäger, W.,
Staatsbildung und Reformpolitik, 1993; Nassauische Parlamentarier, hg. v. Rösner,
C., 1997; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 232; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 166; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 479; Schüler, W.,
Das Herzogtum Nassau 1806-1866, 2006; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der
Neuzeit, 2009; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 3 (mit Übersichtskarte Nassau im 18. Jh.).
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Neiße (Fürstentum, Residenz), poln. Nysa. Das
aus einem älteren slawischen Dorf Nyza hervorgegangene, schon im 12.
Jahrhundert in den Händen der Bischöfe von Breslau befindliche, vor 1223
Vorortaufgaben erhaltende N. in Schlesien erlangte im frühen 13. Jahrhundert flämisches
Stadtrecht. Kurz vor dem 23. 6. 1290 räumte der Herzog von Breslau dem
Hochstift Breslau auf seinen Gütern um N. und Ottmachau beschränkte
Landesherrschaft ein, die spätestens 1333 zur vollen Landesherrschaft
erstarkte. 1342 nahmen die Bischöfe dieses Bistumsland von Böhmen zu Lehen,
erweiterten es 1344 durch den Kauf des Herzogtums Grottkau und nannten sich
seitdem Fürsten von N. und Herzöge von Grottkau.
N. hatte einen Flächeninhalt von 41 Quadratmeilen und war in die Kreise N. und
Grottkau gegliedert. 1742 wurde N. zwischen Preußen und Österreich geteilt. Der
zu Preußen gehörige Anteil wurde 1810 säkularisiert, der zu Österreich gehörige
Anteil fiel 1918/1919 an die Tschechoslowakei. N. gelangte 1945 unter die
Verwaltung Polens, 1990 als politische Folge der deutschen Wiedervereinigigung
an Polen.
L.: Wolff 477f., 488; Kastner, A., Geschichte der Stadt Neiße mit besonderer
Berücksichtigung des kirchlichen Lebens in der Stadt und dem Fürstentum Neiße,
Bd. 1f. 1854ff.; Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte des Breslauer Bistumslandes, 1926; Schönaich, G., Die
alte Bischofsstadt Neiße, 1935; Keblowski, J., Nysa, 1972; Klose, A., ”Festung Neisse”,
1980; Neiße, hg. v. d. Stiftung Kulturwerk Schlesien, 1988; Bein,
W./Schmilewski, U., Neiße - das Schlesische Rom im Wandel der Jahrhunderte,
1988; Menzel, J., Neiße, LexMA 6 1992, 1086; Jarczyk, F., Neisse, 1996; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
2, 406; Scholz, B., Das geistliche Fürstentum Neisse, 2011.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Neschwitz (Herrschaft). N. bei Bautzen in der späteren
Oberlausitz erscheint 1268 als Herrschaft. Mittelpunkt war die Wasserburg N.
Von den Markgrafen von Meißen kam N. vermutlich nach 1268 an die Herren von
Pannwitz (Pannewitz) und von Schreibersdorf, 1575 an die Schleinitz, Ponickau,
Theler (1627-1708), die Herzöge von Württemberg-Teck,
die Grafen Sulkowski und die Freiherren von Riesch (1763). Mit Sachsen fiel N.
von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Vietinghoff-Riesch, A. Frhr. v., Letzter Herr auf Neschwitz, 1958.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Neuburg (Fürstentum, seit etwa 1700 Herzogtum,
Residenz des Herzogs von Bayern bzw. Pfalzgrafen bei Rhein). Nach keltischen
und römischen Siedlungen errichteten die Herzöge
der Bayern in der Landnahmezeit auf einem Jurarücken an der Donau die schon bei
dem Geographen von Ravenna (7. Jh.) bezeugte civitas nova (N.). 742 wurde sie
Sitz eines bis 801/807 bestehenden Bistums. N. selbst fiel 788 an den König, im
10. Jahrhundert aber wieder an die Herzöge von
Bayern. Seit dem 12. Jahrhundert kam N. an die Pappenheim (Heinrich von
Kalendin), 1247 gewaltsam wieder an Bayern. 1392 wurde es Bayern-Ingolstadt
zugeteilt, 1445 Bayern-Landshut. Nach dem bayerischen Erbfolgekrieg 1505 wurde
es Sitz des räumlich nicht geschlossenen, aus Teilen Bayern-Landshuts
(Niederbayerns) und Bayern-Münchens (Oberbayerns) gebildeten Fürstentums (N.
bzw.) Pfalz-Neuburg (Höchstädt, Monheim, Graisbach, Neuburg, Reichertshofen,
Heideck, Hilpoltstein, Allersberg, Burglengenfeld, Sulzbach, Schwandorf,
Parkstein, Weiden, Regenstauf, Kallmünz, Hemau, Lupburg und Laaber), dessen
erster Fürst Ottheinrich war. Ihm folgte 1557 nach dem Wechsel Ottheinrichs in
die Pfalz Wolfgang von Zweibrücken-Veldenz und diesem sein Sohn Philipp Ludwig,
der zweien seiner Brüder für deren Lebzeiten unselbständige Teilfürstentümer
einrichtete. Über die Heirat Pfalzgraf Philipp Ludwigs mit Anna von Jülich-Kleve-Berg
wurden 1609/1614/1666 Jülich und Berg sowie 1670 Ravenstein gewonnen. 1614
wurde beim Tod Philipp Ludwigs in N., Neuburg-Sulzbach und Neuburg-Hilpoltstein
(1644 an N. zurück) geteilt. 1685 fiel die Pfalz an. Beim Erlöschen Neuburgs
(Pfalz-Neuburgs) erbte 1742 Neuburg-Sulzbach die Stammlande Neuburgs, Jülich-Berg
und die Pfalz, 1777 folgte Neuburg-Sulzbach bzw. Pfalz-Sulzbach auch in Bayern
nach. S. Pfalz-Neuburg.
L.: Wolff 140; Beitelrock, A. v., Geschichte des Herzogtums Neuburg oder der
Jungen Pfalz, 1858ff.; Heider, J., Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten,
1955; Kaess, F./Seitz, R., Neuburg an der Donau. Stadt der Renaissance und des
Barock, 1986; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 410. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Neuenburg (Grafschaft, Fürstentum), frz. Neuchâtel.
An der Stelle vorgeschichtlicher Siedlungen und einer älteren Grafenburg wurde
1011 eine neue Burg (novum castellum) errichtet. 1032 (1032/1033) kam das im 9.
Jahrhundert an das Königreich Burgund gefallene Gebiet um N. zum Deutschen
Reich. Die seit der Mitte des 12. Jahrhunderts fassbaren, seit 1196 als Grafen
auftretenden Herren von N. stammten von den Grafen von Fenis ab. 1214 wurde
geteilt. 1218 wurden die Grafen nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen reichsunmittelbar. 1226 wurde in die Linien
Nidau, Straßberg und Aarberg-Valangin geteilt. Seit 1288 waren die Grafen von
Chalon (und später die Oranier) Oberlehnsherren. Nach dem Aussterben der Grafen
von N. 1373 kamen ihre Güter erbweise 1395 an die verwandten Grafen von
Urach-Freiburg und 1458 an die Markgrafen von Hachberg. 1406 ging N. mit Bern
ein ewiges Burgrecht ein. 1504 fiel die Grafschaft über eine Erbtochter von den
Hachberg an das Haus Orléans-Longueville (bourbonische Nebenlinie der Ducs de
Longueville). Um 1530 wurde die Reformation eingeführt. 1579/1592 erwarb das
Haus Orléans-Longueville die Rechte über Valangin. 1643 nahm es den Titel eines
Fürsten von N. an. 1648 wurde die Grafschaft zum souveränen, unter dem Schutz
der Eidgenossenschaft stehenden Fürstentum erhoben. Nach dem Aussterben des
Hauses Orléans-Longueville 1694/1707 ging das Fürstentum durch Wahl der Stände
an Friedrich I. von Preußen als testamentarischen Erben des Hauses Oranien, das
die 1530 ausgestorbenen Grafen von Chalon beerbt hatte. 1713 wurde dies von
Frankreich anerkannt. 1805 kam N. (wie Kleve) durch von Napoleon erzwungene
Abtretung seitens Preußens (gegen Hannover) an Frankreich bzw. 1806 dessen
Marschall Berthier. Nach der Wiedervereinigung mit Preußen (1814) gab König
Friedrich Wilhelm III. dem Fürstentum eine Verfassung (charte constitutionelle
vom 18. 6. 1814), erklärte es als einen souveränen Staat und bewirkte, dass es
am 12. 9. 1814 als 21. Kanton in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen
wurde. In Bezug auf seine inneren Angelegenheiten blieb N. Fürstentum des Königs
von Preußen. Die vom König von Preußen als persönlicher Besitz vorbehaltenen
Hoheitsrechte wurden am 1. 3. 1848 revolutionär durch eine republikanische Verfassung
aufgehoben und die Monarchie abgeschafft. Am 26. 5. 1857 verzichtete der König
von Preußen auf alle Rechte, behielt aber den Titel Fürst von N. und Graf von
Valangin, den er 1861 aufgab. S. Neuenburg (Kanton).
L.: Wolff 537; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 b (bis
1797) B2/3; Chambrier, F. de, Histoire de Neuchâtel et Valangin, 1840, Neudruck
1984; Oppinger, E., Neuenburg, die Schweiz und Preußen 1798 bis 1806, 1915;
Bonjour, E., Preußen und Österreicher im Neuenburger Konflikt, 1931; Thévenaz,
L., Histoire du pays de Neuchâtel, 1948; Bonjour, E., Der Neuenburger Konflikt,
1957; Neuchâtel et la Suisse, hg. v. Montandon, L. u. a., 1969; Histoire du
Pays de Neuchâtel, Bd. 1 1989; Bibliographie neuchâteloise, hg. v. Froidevaux,
A., 1990; Koler-Weiß, K., Neuenburg, LexMA 6 1992, 1100; Bachmann, A., Die preußische
Sukzession in Neuchâtel, 1993; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten
von Neuenburg-Neuchâtel, 1998; Weber, N., Lokale Interessen und große Strategie
– Das Fürstentum Neuchâtel und die
politischen Beziehungen der Könige von Preußen (1707-1806), 2015.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Neuenburg (Reichsstadt). N. bei Müllheim wurde
(vielleicht) um 1170/1180 von den Herzögen von Zähringen
planmäßig angelegt. Nach 1218 war es vorübergehend Reichsstadt. 1797 kam es von
Österreich an den Herzog von Modena, 1805 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Schäfer, K., Neuenburg. Die Geschichte einer preisgegebenen Stadt,
1963; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 454.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Niederbayern (Herzogtum). Das durch die Landesteilung
von 1255 geschaffene Herzogtum N. lag innerhalb Bayerns etwa zwischen
Reichenhall, Cham, Freising und Landshut. 1309 übernahm Ludwig IV. von
Oberbayern zeitweise vormundschaftlich die Herrschaft. 1331 wurde N. in drei
Teile geteilt, doch fielen Bayern-Deggendorf 1333 und Bayern-Burghausen 1334 an
die verbleibende dritte Linie zurück. 1340 kam es nach dem Aussterben der Herzöge wieder an Oberbayern. 1349 gelangte N. an
Herzog Stephan II., der 1353 neben Lehen in Holland auch das Gebiet um
Straubing (Straubinger Ländchen) an seine Halbbrüder Wilhelm I. und Albrecht I.
überließ, das restliche Niederbayern aber 1363 wieder mit Oberbayern
vereinigte. 1392 kam Niederbayern-Landshut an Herzog Friedrich. 1425/1429 wurde
ein Teil Bayern-Straubings beim Aussterben der dortigen Linie hinzuerworben.
1447 gewann Bayern-Landshut (Niederbayern-Landshut) auch das wesentliche Erbe
Bayern-Ingolstadts. Nach dem Aussterben Bayern-Landshuts 1503 kam N. 1505 zu
Oberbayern, doch wurden einige Gebiete zur Bildung des Fürstentums
Pfalz-Neuburg verwandt. S. Bayern, Bayern-Burghausen, Bayern-Deggendorf,
Bayern-Landshut, Bayern-Straubing
L.: Wolff 136; Schnurrer, L., Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der Herzöge von Niederbayern 1255-1340, 1972; Pietrusky,
U., Niederbayern im 19. Jahrhundert, 1988; Hartmann, P., Bayerns Weg in die
Gegenwart, 2. A. 1992; Stauber, R., Das Herzogtum Niederbayern, (in)
Sammelblatt des hist. Ver. Ingolstadt 102/103 (1993/1934), 169.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Niederösterreich (Land, Ländergruppe, Bundesland). Das
Gebiet zwischen Enns und March war südlich der Donau römische Provinz, nördlich
der Donau germanischer Siedlungsraum. Nach Abzug der Römer drangen Bayern im
Westen und Slawen im Osten ein. Um 790 wurde das ganze Gebiet dem Frankenreich
eingegliedert und einem Markgrafen unterstellt. Von 905/907 bis 955 kam es
unter die Herrschaft der Ungarn. Danach entstand wieder eine bayerische Mark an
der Donau (Ostmark), die Kaiser Otto II. 976 den Babenbergern verlieh und in
der 996 erstmals (Neuhofen an der Ybbs in) Ostarrichi genannt wurde. 1156 wurde
diese Markgrafschaft Herzogtum. 1180 kam das Land von der Hasel bis zur großen
Mühl hinzu, 1254 das Gebiet zwischen Enns und Hausruck und zwischen Pitten und
Wiener Neustadt. Nach dem Aussterben der Babenberger 1246 nahm 1251 der König
von Böhmen das Herzogtum in Besitz, teilte das Land längs der Enns (östlich der
Enns, Österreich [unter der Enns], 1264 N. [Austria inferior]), verlor es aber
1278 an König Rudolf von Habsburg. Dieser verlieh es 1282 seinen Söhnen. In
einem erweiterten Sinn umfasste N. (Ländergruppe) im ausgehenden 14.
Jahrhundert die Länder N., Oberösterreich, Steiermark, Kärnten und Krain.
Dieses N. wurde von König Maximilian I. dem österreichischen Reichskreis
zugeteilt. Seit 1564 galten nur noch das Land N. und das Land Oberösterreich
als „niederösterreichische Länder“. N. im engeren Sinn war als Land unter
der Enns mit Wien als Zentrum bis 1918 das führende Erbland der Habsburger.
Seit der Verfassung Österreichs vom 1. 10. 1920 gibt es das Bundesland N. (seit
1986 Sitz in Sankt Pölten), innerhalb dessen Wien als eigenes Bundesland
verselbständigt wurde.
L.: Wolff 25; Lechner, K., Niederösterreich (Österreich unter der Enns), (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1, 118;
Topographie von Niederösterreich, hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich,
Bd. 1ff. 1871-1915; Vancsa, M., Historische Topographie mit besonderer Berücksichtigung
Niederösterreichs, Dt. Geschichtsblätter 3 (1902); Vancsa, M., Geschichte von
Niederösterreich und Oberösterreich (bis 1526), Bd. 1f. 1905ff.; Grund, A.,
Beiträge zur Geschichte der hohen Gerichtsbarkeit in Niederösterreich, (in)
Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Archiv f.
österr. Geschichte Band 99 (o. J.); Hassinger, H./Bodo, F., Burgenland, ein
deutsches Grenzland im Südosten, 1941; Atlas von Niederösterreich, hg. v. d.
Kommission für Raumforschung und Wiederaufbau der österr. Akademie d. Wiss.,
1951ff.; Allgemeine Landestopographie des Burgenlandes, bearb. v. Burgenländischen
Landesarchiv, Bd. 1: Bezirk Neusiedl, 1954, Bd. 2: Bezirk Eisenstadt, 1962;
Regele, O., Beiträge zur Geschichte der staatlichen Landesaufnahme und
Kartographie in Österreich bis 1918, 1955; Grund, A./Giannoni, K. u. a., Niederösterreich
I, II 1910, 1957; Wolf, H., Niederösterreich, 1956, (in) Erläuterungen zum
historischen Atlas der österreichischen Alpenländer; Bernleithner, E., Die
Entwicklung der Kartographie in Österreich, Ber. zur dt. Landeskunde 22 (1959);
Thenius, E., Niederösterreich, 1962; Vorberg, G., Zur Struktur des landesfürstlichen
Besitzes in Niederösterreich, Diss. phil. Wien 1965 (masch.schr.); Winner, G.,
Klosteraufhebungen in Niederösterreich und Wien, 1967; Österreichisches Städtebuch,
hg. v. Hoffmann, A., Bd. 1ff. 1968ff.; Handbuch der historischen Stätten. Österreich
Bd. 1, hg. v. Lechner, K., 1970; Gutkas, K., Geschichte des Landes Niederösterreich,
Bd. 1ff. 1957ff., 6. A. 1983; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. Wien
1990; Lechner, K., Die Babenberger. Markgrafen und Herzöge
von Österreich 976-1246, Wien 1976; Berthold, W., Bibliographie zur Landeskunde
von Niederösterreich, 1988; Friesinger, H./Vacha, B., Römer - Germanen - Slawen
in Österreich, Bayern und Mähren, 1988; Feigl, H., Recht und Gerichtsbarkeit in
Niederösterreich, 1989; Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs
Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs, bearb. v.
Weltin, M., 2004; Niederösterreich im 20. Jahrhundert, hg. v. Eminger, S. u.
a., Bd. 1ff. 2008; Niederösterreichisches Urkundenbuch, Bd. 1 ff. 2008ff.;
Landrechtsentwurf für Österreich unter der Enns 1526, hg. v. Brauneder, W.,
2014. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Nomeny (Markgrafschaft). Die Markgrafschaft N.
gehörte ursprünglich zum Hochstift Metz, wurde von diesem aber zeitweilig an
die Herzöge von Lothringen verpfändet und 1551
zu Lehen gegeben. Später kaufte Lothringen N. 1613 starb die Linie Mercoeur aus
und vererbte N. an den Herzog von Lothringen. Frankreich verzichtete auf die
ursprünglich als Nachfolger von Metz geltend gemachten Rechte. Der Herzog von
Lothringen musste 1735 zugunsten Stanislaus Leszczynskis (gegen Toskana) auf
seine Länder verzichten, erhielt aber 1736 das Recht, unter dem Aufruf von N.
Sitz und Stimme auf Reichstagen und Kreistagen für die ihm noch verbliebenen
reichsunmittelbaren Territorien (Grafschaft Falkenstein am Donnersberg) zu führen
und damit trotz Verlustes des stimmbegründenden Landes Reichsstand zu bleiben.
N. zählte zum oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wolff 304; Zeumer 553. II b 44; Rolin, C., Nomeny, 1937.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Nordendorf, Norndorf (Herrschaft). Im N. am unteren
Lech bei Donauwörth erscheinen seit 1264 die Herzöge
von Bayern als Lehnsherren zahlreicher Rechte, die zunächst die Herren von
Donnersberg, seit 1290 die verwandten Marschälle von Oberndorf, seit 1455 die
Marschälle von Affing, seit 1492 Ritter Mang von Hohenreichen, seit 1498
Ehrentraut von Seyboldsdorf (Ehrentraut die Seyboltsdorferin), seit 1506 Walter
von Gumppenberg, seit 1517 Ernst Marschall zu Oberndorf, seit 1528 die Pimmel
von Augsburg, 1548 die Rehling von Augsburg und seit 1580 durch Kauf die Fugger
in der Linie N. (Fugger-Nordendorf) innehatten. Daneben gab es im 13.
Jahrhundert Herren von N. mit eigenen Rechten. Über die Fugger zählte die
Herrschaft N. innerhalb Burgaus zum schwäbischen Reichskreis. N. fiel bei der
Mediatisierung an Bayern.
L.: Wolff 205; Hölzle, Beiwort 45; Franken, M., Die Alemannen zwischen Iller
und Lech, 1944. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Nordgau, bayerischer (Gau nördlich der Donau
zwischen Neuburg und Regensburg, Landschaft, bayerischer Nordgau). Im Gebiet nördlich
der Donau zwischen Neuburg und Regensburg, das später bis zum oberen Main (1060
Egerland) ausgedehnt wurde, fassten nach den Karolingern, den Liutpoldingern
(Luitpoldingern), den Markgrafen von Schweinfurt (939-1003), den Grafen von
Sulzbach und den Diepoldingern seit Ende des 12. Jahrhunderts die Grafen von
Wittelsbach Fuß, die 1255 als Herzöge von Bayern
den größeren Teil des Gebiets erwerben konnten. Danach kam als Folge der
wittelsbachischen Zweiteilung des Gebiets von 1329 der Name allmählich ab und
seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts hierfür der Name Oberpfalz auf.
L.: Doeberl, M., Die Markgrafschaft und die Markgrafen auf dem bayerischen
Nordgau, 1893; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 15
(Nortgouue, Nortgouui, Nordgeuui, Nordgouue, Norgovve, Nordgeuue, Nortgowa,
Nortgowe, Norekawe, Nordgowe, Gau zwischen Regensburg und Fürth, Oberweiling, Dürn,
Mantlach, Hohenschambach bzw. Schambach, Fürth in Bayern, Beilngries, Bergen,
Velden, Kirchenreinbach, Kemnath, Machendorf, Lintach, Schwarzenfeld,
Weilindorf [= Oberweiling?], Förrenbach, Hersbruck, Vorra, Oberkrumbach,
Schnaittach, Oberrüsselbach und Unterrüsselbach bzw. Rüsselbach, Ittling,
Schierstadt (= jetzt Stadtamhof), Großprüfening bzw. Prüfening, Großgründlach
bzw. Gründlach, Walkersbrunn, Eltersdorf, Herpersdorf, Sickenreuth, Wenigrötz
bzw. Wenigritz, Neunburg vorm Wald, Diendorf, Gütenland, Hillstett bzw.
Hiltstedt, Premberg); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II,
36, 37, III, 32, IV, 8, Nordgouwe I, der bayerische Nordgau; Gagel, E., Der
Nordgau im Mittelalter, Oberpfälzer Heimat 13 (1969), 7ff.; Kraus, A.,
Marginalien zur ältesten Geschichte des bayerischen Nordgaus, Jb. f. fränk.
Landesforschung 34/35 (1974/5), 163ff.; Schmid, A., Nordgau, LexMA 6 1993,
1235. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Nördlingen (Reichsstadt). Nach römischen und
alemannischen Siedlungen erscheint 898 der Königshof N. im Ries anlässlich der Übertragung
an den Bischof von Regensburg. 1215 gewann König Friedrich II. durch Tausch N.
für das Reich zurück. Vergeblich versuchten die Grafen von Oettingen und die Herzöge von Bayern die Herrschaft zu erlangen. Spätestens
1290 (Stadtrecht) ist N. als Stadt bezeugt. In der Folge war es Reichsstadt
(1323 Ammannamt). 1522/1555 schloss es sich der Reformation an. Es gehörte dem
schwäbischen Reichsstädtekollegium und dem schwäbischen Reichskreis an. 1803
kam es mit 7000-8000 Einwohnern und 1,5 Quadratmeilen Gebiet (Enkingen, Teile
von Nähermemmingen und Herkheim, Goldburghausen, Schweindorf u. a.) an Bayern.
L.: Wolff 213; Zeumer 554 III b 7; Wallner 689 SchwäbRK 70; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Schroeder
210ff.; Müller, K., Nördlingen. Stadtrechte des Mittelalters, 1933; Puchner,
K./Wulz, G., Die Urkunden der Stadt Nördlingen 1233-1449, Bd. 1ff. 1952ff.;
Sayn-Wittgenstein, F. Prinz zu, Reichsstädte, 1965; Rabe, H., Der Rat der
niederschwäbischen Reichsstädte, 1966; Berger, H., Nördlingen. Die Entwicklung
einer Stadt von den Anfängen bis zum Beginn der sechziger Jahre des 20.
Jahrhunderts, Diss. phil. Erlangen-Nürnberg, 1969; Kudorfer, D., Nördlingen,
1974, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Rublack, H., Eine bürgerliche
Reformation: Nördlingen, 1982; Voges, D., Die Reichsstadt Nördlingen, 1988; Kießling,
R., Die Stadt und ihr Land, 1989, 24ff.; Kießling, R., Nördlingen, LexMA 6
1993, 1236; Voges, D., Nördlingen seit der Reformation, 1998.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Oberglogau (Herrschaft). O. an der Hotzenplotz in
Oberschlesien wurde 1275 planmäßig angelegt. Es gehörte zum Herzogtum Oppeln.
Nach dem Aussterben der Herzöge kam es 1532 mit
Oppeln an Österreich, das es an Georg von Ansbach-Jägerndorf, dann an die Königin
Isabella von Ungarn (1552) und danach an Otto von Zedlitz verpfändete. Von dort
gelangte es über die Erbtochter an die Oppersdorff, die 1626 in den
Reichsgrafenstand aufstiegen. 1945 fiel O. unter die Verwaltung Polens und
damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 480; Schnurpfeil, H., Geschichte und Beschreibung der Stadt
Oberglogau, 1860; Kosian, A., Führer durch das schöne Oberglogau, 1931.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Oberkirch (Herrschaft). Um 1225 erscheint O. an
der Rench erstmals (Obirnkirchen). 1303 verkauften die Grafen von Fürstenberg,
die 1218 die Herzöge von Zähringen beerbt
hatten, O. an das Hochstift Straßburg. 1316 verzichtete König Friedrich der Schöne
auf die Reichsdörfer Sasbach, Renchen und das Oppenauer Tal, die zu der sich um
O. bildenden Herrschaft hinzukamen. 1604-1634 und 1649-1654 wurde die
Herrschaft an Württemberg verpfändet. 1802 kam sie an Baden und damit 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 236; Bader, J., Die ehemalige Straßburger Herrschaft Oberkirch, 1840;
Schaz, F., Stadt O. und die Burgen des vorderen Renchtales, 1898; Heizmann, L.,
Der Amtsbezirk Oberkirch in Vergangenheit und Gegenwart, 1928; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 472. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Oberpfalz (Pfalzgrafschaft, Herzogtum). Das ursprünglich
zur bayerischen Nordmark, dann zur bayerischen Markgrafschaft Nordgau gehörige
Gebiet fiel 1268 als Pfand an die Herzöge von
Bayern. Bei der Teilung innerhalb der Wittelsbacher von 1329 kamen diese Güter
an die Pfalz (größerer Teil des Viztumamtes Burglengenfeld mit dem Hauptort
Amberg). Diese verpfändete sie 1353 weitgehend an König Karl IV., gewann sie
aber seit 1373 zurück. 1410 fiel das Gebiet etwas verkleinert an König
Ruprechts von der Pfalz Sohn Johann (Pfalz-Neumarkt), 1448 an Pfalz-Mosbach
(und teilweise kurzfristig an Pfalz-Simmern), 1499 wieder an die Hauptlinie
Pfalz. Seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzte sich der Name O.
durch. 1621 wurde das früh lutherisch gewordene Gebiet von Bayern besetzt und
seit 1625 rekatholisiert. 1628 gab es der Kaiser mit Ausnahme einiger an
Pfalz-Neuburg gefallener Ämter an Bayern als Kriegsentschädigung. 1631 erhielt
Bayern die Belehnung mit Gütern Böhmens. Bayern unterwarf die O. der
katholischen Gegenreformation und bezog sie in seinen zentralisierenden Frühabsolutimsus
ein. Die zum bayerischen Reichskreis zählende O. bestand aus zwei getrennten
Hauptteilen zwischen denen das Fürstentum Sulzbach, das bambergische Amt
Vilseck, die Grafschaft Sternstein (Störnstein) und die Landgrafschaft
Leuchtenberg lagen. Zum südlichen Hauptteil gehörten die Pfleggerichte Amberg,
Pfaffenhofen, Haimburg, Rieden, Freudenberg, Hirschau, Nabburg, Neunburg vor
dem Wald, Wetterfeld, Bruck, Rötz (Retz) Waldmünchen, Obermurach (Murach) und
Treswitz-Tännesberg (Treswitz-Tenesberg), zum nördlichen Teil die Pfleggerichte
Bärnau (Bernau), Eschenbach, Grafenwöhr, Hollenberg (Holnberg), Kirchenthumbach
(Kirchentumbach), Auerbach und Hartenstein, das Kastenamt Kemnath (Kemnat), das
Landgericht Waldeck und die Herrschaft Rothenberg. Darüber hinaus befanden sich
noch kleinere Teile innerhalb des nürnbergischen Gebiets. 1677 kam das 1614
abgetrennte Sulzbach wieder zu O. zurück. 1803 wurden das bambergische Amt
Vilseck und das Kloster Waldsassen und 1806 Sternstein (Störnstein). S.
Bayern-Oberpfalz, Neuburg.
L.: Wolff 138; Wallner 712 BayRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
F/G4; Die Territorien des Reichs 5, 8; Bosl, K., Das kurpfälzische Territorium ”Obere Pfalz”,
Zs. f. bay. LG. 26 (1963); Bosl, K., Die Oberpfalz und ihre junge Hauptstadt,
1980; Emmerig, E., Die Regierung der Oberpfalz. Geschichte einer bayerischen
Mittelbehörde, 1981; Ambronn, K., Landsassen und Landsassengüter des Fürstentums
der oberen Pfalz im 16. Jahrhundert, 1982; Ackermann, K., Die Oberpfalz, 1987;
Fuchs, A./Ambronn, K., Die Oberpfalz in alten Ansichten, 1988; Schaub, M.,
Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1 1988; Ambronn, K., Oberpfalz, LexMA 6 1993,
1332; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3
Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen Reichskreises, 3.A. 1995; Barth,
T., Adelige Lebenswege im alten Reich, 2005. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Obersächsischer Reichskreis. Der O. wurde 1512 aus
Sachsen, Brandenburg, Pommern, Cammin (Kammin), Anhalt, den Abteien
Quedlinburg, Gernrode und Walkenried, den Fürstentümern Querfurt und
Schwarzburg, den Grafschaften Mansfeld, Stolberg und Wernigerode, Barby,
Hohnstein mit Lohra und Klettenberg, Hatzfeld, Reuß und Schönburg gebildet.
Zeitweise gehörten der König von Schweden für Vorpommern und der Herzog von
Braunschweig-Wolfenbüttel für Walkenried dem Kreis an. Kreisausschreibende Fürsten
waren die Markgrafen von Brandenburg und die Herzöge
von Sachsen(-Wittenberg). 1683 traten die Mitglieder letztmals zu einem
Kreistag zusammen, obwohl der Kreis formell erst 1806 erlosch.
L.: Gumpelzhaimer 169; Wolff 372. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Ochsenburg (reichsritterschaftlicher Ort). O. bei
Zaberfeld nördlich von Vaihingen zählte zum Kanton Kraichgau des Ritterkreises
Schwaben. Es gehörte den Herzögen von Württemberg
und kam über dieses 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161, 511. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Oels (Fürstentum, Herzogtum, Residenz), Olešnica.
O. am Oelsbach in Niederschlesien ist im 12. Jahrhundert als Marktort bezeugt
und erhielt 1255 deutsches Stadtrecht. Das Gebiet um O. gehörte ursprünglich
zum Herzogtum Breslau. 1294 wurde es mit anderen Gebieten vom Fürstentum
Breslau an das Fürstentum Görlitz abgetreten. 1312 wurde es nach einer Teilung
der Herzöge von Glogau selbständiges Fürstentum
einer piastischen Linie (zeitweise mit Wohlau und Wartenberg). 1323 gingen
Namslau, Bernstadt, Konstadt, Kreuzburg, Pitschen und Landsberg verloren. 1329
geriet O. unter die Lehnshoheit Böhmens. 1355 erhielt es Cosel und die Hälfte
von Beuthen (bis 1472), später auch Steinau und Raudten. 1489 wurde die freie
Standesherrschaft Wartenberg (Großwartenberg), 1492 wurden Trachenberg und 1494
Militsch ausgegliedert. 1492 starb die Linie aus und O. kam als erledigtes
Lehen an Böhmen (und Ungarn), von dort nach Abtrennung von (Trachenberg,
Militsch und) Wohlau 1495 an die Herzöge von Münsterberg
aus dem Hause Podiebrad. Diese wurden 1647/1649 über die Erbtochter von Silvius
Nimrod von Württemberg beerbt, der das Haus Württemberg-Oels als habsburgisches
Lehnsfürstentum begründete, das infolge des Anfalls Böhmens an Habsburg zunächst
Lehnsfürstentum Habsburgs bzw. Österreichs, seit 1742 Preußens war. Es fiel
1792 mit einem Gebiet von 35,5 Quadratmeilen durch Heirat in weiblicher
Erbfolge an Herzog Friedrich August von Braunschweig. Sein Neffe Friedrich
Wilhelm nannte sich seit 1805 Herzog von Braunschweig-Oels. 1884 gelangte O.
als erledigtes Thronlehen an Preußen und wurde als Lehen an den Kronprinzen
gegeben. Einige Güter und Herrschaften kamen an den König von Sachsen. S. a.
Braunschweig-Oels, Württemberg-Oels.
L.: Wolff 478; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Häusler, W.,
Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Häusler, W., Urkundensammlung zur Geschichte
des Fürstentums Oels, 1883; Schulenburg, W. v. d., Die staatsrechtliche
Stellung des Fürstentums Oels, 1908; Olsnographia rediviva. Des Herrn Sinapius
Beschreibung des Oelser Fürstentums für die heutige Zeit überarbeitet von
Messerschmidt, E., 1931; Menzel, J., Öls, LexMA 6 1993, 1402; Schlesien, hg. v.
Conrads, N., 1994; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 429; Zerelik, R., Najstarszy kopiarz, 2012.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Offenburg (Reichsstadt). O. an der Kinzig wird
erstmals 1101 genannt. Der Ort war vermutlich eine Gründung der 1218
aussterbenden Herzöge von Zähringen (Grafen der
Mortenau [Ortenau], Gerichtsvögte von Gengenbach) bei der um 1100 errichteten
und seit 1148 belegten Burg an der Kreuzung der Straßen von Straßburg zur Donau
und von Basel zum unteren Neckar. 1235 wurde O. von Kaiser Friedrich II. zur
Reichsstadt erhoben. Im 14. Jahrhundert war O. an Baden und an den Bischof von
Straßburg verpfändet, später auch an die Pfalz und Fürstenberg. 1504 erhielt es
nach dem Landshuter Erbfolgekrieg von König Maximilian ein kleines
Herrschaftsgebiet aus Gütern der Pfalz. 1525 führte es die Reformation, 1530
die Gegenreformation durch. Bei der Reichskreiseinteilung kam es zum schwäbischen
Reichskreis. Um 1550 fiel es infolge Einzugs des Reichsguts in der Ortenau an Österreich
und wurde Sitz der kaiserlichen Landvogtei Ortenau sowie des Ritterkantons
Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Seit 1575 hatte O. zusammen mit Gengenbach
und Zell am Harmersbach einen gemeinsamen Gesandten am Reichstag. 1635 wurde
die Reichsstandschaft erneuert. Mit O. wurden von 1701 bis 1771 die Markgrafen
von Baden-Baden belehnt. 1771 fiel O. an Österreich als Schutzherren zurück. 1803
kam es mit etwa 0,3 Quadratmeilen Gebiet und rund 2400 Einwohnern an Baden und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 226; Zeumer 555 III b 27; Wallner 690 SchwäbRK 94; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) B3;
Schroeder 310ff.; Walter, K., Abriss der Geschichte der Reichsstadt Offenburg,
1895; Kähni, O., Offenburg. Aus der Geschichte einer Reichsstadt, 1951; Die
Stadt- und Landgemeinden des Kreises Offenburg, hg. v. Hist. Verein f.
Mittelbaden, 1964; Kähni, O., Offenburg und die Ortenau, 1976; Schimpf, R.,
Offenburg 1802-1847, 1997; Offenburg 1919-1949, hg. v. Eisele, K. u. a., 2004;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 478; Offenburg 1919-1949, hg.
v. Eisele, K. u. a., 2004. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Orlamünde (Grafen). 1071 wird erstmals eine an der
Mündung der Orla in die Saale vielleicht um 900 erbaute Burg O. der Grafen von
Weimar, die von 1046 bis 1067 auch Markgrafen von Meißen waren, erwähnt. Beim
Aussterben der Grafen 1060/1067/1112 gingen die Güter (Weimar und O.) nach längeren
Auseinandersetzungen an die Askanier über, von denen Albrecht der Bär seinen
zweiten Sohn Hermann, der sich Graf von O. nannte, damit ausstattete. 1248
wurde das Grafenhaus in eine thüringische und eine osterländische Linie
geteilt. Die Grafschaft kam durch Kauf (1344) und Krieg allmählich an die
Landgrafen von Thüringen/Markgrafen von Meißen. Die Weimarer Linie musste 1347
die Landesherrschaft der Landgrafen/Markgrafen anerkennen. Um 1373 starb die
Weimarer Linie, 1486 das Geschlecht aus. Zuletzt gehörte das Gebiet bis 1920 zu
Sachsen-Altenburg, das in Thüringen aufging. Andere Güter, die durch Erbe der
1248 ausgestorbenen Herzöge von Andechs-Meranien
vermehrt wurden, gelangten 1341 an die Burggrafen von Nürnberg (Kulmbach,
Plassenburg).
L.: Wolff 398; Posse, O., Die Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin, 1881;
Lommer, V., Beiträge zur Geschichte der Stadt Orlamünde-Naschhausen, 1906;
Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar und die Grafen von Weimar-Orlamünde,
1939; Schlesinger, W., Die Entstehung der Landesherrschaft, Bd. 1 1941; Helbig,
H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980, 96ff.; Blaschke, K., Orlamünde,
LexMA 6 1993, 1459. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Ortenau (Gau rechts des Rheines zwischen Kinzig
und Murr, Landgrafschaft, Landvogtei, Reichslandvogtei). Zwischen Oos,
Schwarzwald, Bleich und Rhein lag die alemannische Grafschaft Mortenau (768
Mordenaugia, Mordunowa). Sie löste sich vor allem nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen 1218 und der Staufer (1268) in
viele kleine Herrschaftsgebiete auf (u. a. Habsburg, Geroldseck, Hochstift Straßburg).
König Rudolf von Habsburg unternahm 1274 mit der Gründung der Reichslandvogtei
O. (1302 Reichslandvogt erwähnt) den nur teilweise gelungenen Versuch, das
entfremdete Reichsgut zurückzugewinnen. Die Reichslandvogtei (rund 30 Dörfer um
Ortenberg, Griesheim, Appenweier und Achern sowie Zell am Harmersbach, Offenburg
und Gengenbach) wurde von 1334 bis 1351 an Baden, von dort von 1351 bis 1405 an
das Hochstift Straßburg und später an Straßburg und an die Pfalz (bis 1504)
bzw. Fürstenberg (1504-1551) verpfändet. Seit dem 15. Jahrhundert setzte sich
der nach Ortenberg veränderte Name O. durch. 1551/1556 löste Österreich das fürstenbergisch-straßburgische
Pfand ein und fügte die O. zu Vorderösterreich hinzu. 1701 wurde die O. Lehen
bzw. Pfand Baden-Badens, 1771 beim Aussterben der markgräflichen Linie aber von
den Habsburgern eingezogen. 1801 kam sie an den Herzog von Modena, 1803
erbweise an Erzherzog Ferdinand von Modena/Österreich (Österreich-Este) und
1805/1806 mit rund 400 Quadratkilometern und etwa 19000 Einwohnern an Baden,
wodurch die nördlichen und südlichen Teile der Markgrafschaft vereinigt wurden.
Mit Baden gelangte die O. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Ruppert, P., Geschichte der Ortenau, 1878; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Mortanouua, Mortanhouua,
Mordenouua, Mortenovua, Mortenoua, Mortenuua, Mortenaugensis, Mortonowa,
Mortungaugensis, Mortenovua, Mortinouua, Gau rechts des Rheins zwischen Kinzig
und Murr, Dinglingen (Tenzlingen), Bohlsbach, Schuttern, Nussbach, Gengenbach,
Friesenheim, Heiligenzell, Schwarzach, Allmannsweiler), Die Ortenau in Wort und
Bild, (in) Die Ortenau, Mitteilungen des hist. Vereins f. Mittelbaden, 16
(1929); Offenburg und die Ortenau, hg. v. Busse, H., Bad. Heimat 22 (1935);
Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung,
2. unv. A. 1978; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 21,
22, 30, 41, 44, Mortunouwa, Mordenaugia, pagus Mortinaugensis, Mortonogouuua,
Ortenau’, s. Mortunouwa; Kähni, O., Die
Landvogtei Ortenau, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Sick,
W., Siedlungsgeographische Fragen in der Ortenau, Alemann. Jb. (1970);
Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit,
1984, 212; Andermann, K., Ortenau, LexMA 6 1993, 1481; Geschichte der Ortenau,
hg. v. Hanss, K., 1995. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Ortenburg (reichsunmittelbare Grafschaft). Die
Familie der Grafen von O. (Ortenberg) bei Vilshofen stammte vielleicht von den
Grafen von Sponheim ab, fasste am Ende des 10. Jahrhunderts in Kärnten Fuß,
erweiterte die Güter durch Heiraten Graf Siegfrieds mit Richgard von Lavant und
Engelberts mit der Schwester des Herzogs von Kärnten, gewann 1090 die
Markgrafschaft von Istrien (1090-1096, 1103-1170), erbaute die Burg O. in Kärnten
(1093 von O., 1141 Grafen von O.) und wurde 1122 zu Herzögen
von Kärnten erhoben (1276 Verlust des Herzogtums an König Ottokar von Böhmen
bzw. der Güter an die Grafen von Görz bzw. Habsburg). Außerdem erwarb sie in
Bayern Güter von Tirol bis zur Donau (u. a. der Grafen von Formbach) und stieg
nach den Grafen von Andechs und Wittelsbach zum mächtigsten bayerischen
Geschlecht (Herrschaft im Rottgau (Rottachgau) und Chiemgau) auf. Nördlich der
Donau wurde Obermurach bzw. Murach (Murau) im Oberpfälzer Wald gewonnen. Nach
1190 erfolgte eine Teilung. Die von Rapoto I. gegründete jüngere Linie gewann
das Erbe der Grafen von Frontenhausen (Markgrafschaft Kraiburg/Inn) und erbaute
vor 1190 die Burg O. (Ortenberg) bei Vilshofen südwestlich von Passau.
1208/1209/1210 wurde das Amt der Pfalzgrafen von Bayern erworben. In den
Erbstreitigkeiten nach Erlöschen der jüngeren Linie im Mannesstamm (1241/1248)
verloren die Grafen alle Güter bis auf die vom Reich zu Lehen gehende
Grafschaft O. an Bayern. 1521 wurde O. in die Reichsmatrikel aufgenommen. Seit
1530 nannten sich die Grafen von Ortenberg, die 1456 vergeblich das Erbe der
Grafen von O. in Kärnten beansprucht hatten, von O. Ihre Reichsunmittelbarkeit
wurde von Bayern erfolglos bestritten und 1573 durch das Reichskammergericht
anerkannt. 1563 wurde die Reformation in O. eingeführt. 1602 erkannte auch
Bayern die Reichsunmittelbarkeit an. O. hatte Sitz und Stimme im bayerischen
Reichskreis und gehörte seit 1698 dem wetterauischen Reichsgrafenkollegium an.
1805 setzte Bayern den Tausch der 2 Quadratmeilen mit 2000 Einwohnern
umfassenden Grafschaft O. gegen das ehemals dem Kloster Langheim gehörige Amt
Tambach bei Coburg und das Würzburger Amt Seßlach durch. 1806 wurde Bayern in
Tambach durch Mediatisierung der Grafen von Ortenburg-Tambach Landesherr. 1807
kam Seßlach zum Großherzogtum Würzburg, 1814/1815 ebenfalls zu Bayern. In Kärnten
wurden die Ortenburger neben den Erzbischöfen von Salzburg und den Grafen von Görz
zu den mächtigsten Herren in der ehemaligen Grafschaft Lurn. 1417 wurde die
Grafschaft als Reichslehen anerkannt. 1418/1419 starb das Geschlecht aus. Die Güter
fielen an die Grafen von Cilli, die 1420 vom Kaiser belehnt wurden, nach ihrem
Aussterben an Habsburg/Österreich. Nach mehrfacher Verpfändung kam die
Grafschaft O. 1529 als Mannlehen an König Ferdinands aus Spanien gekommenen
Schatzmeister Gabriel von Salamanca. Nach dem Aussterben der Grafen von
Salamanca-Ortenburg (1639) gingen die Güter als freies Eigen an die Grafen
Widmann, 1622 an die Fürsten von Portia über, die bis 1918 in Spittal an der
Drau residierten.
L.: Wolff 147; Zeumer 553 II b 60, 24; Wallner 712 BayRK 14; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648), III 38 (1789) E3; Tangl, K., Die Grafen
von Ortenburg in Kärnten, 1864ff.; Ortenburg-Tambach, E. Graf zu, Geschichte
des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg, Bd.
1, 2 1931 ff; Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II 2, 1955; Handbuch
der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1 2. A. 1981; Archiv der
Grafen zu Ortenburg, bearb. v. Hausmann, F., Bd. 1 1984; Hausmann, F.,
Wittelsbacher und Ortenburger, (in) FS K. Bosl, Bd. 2 1988; Lackner, C., Zur
Geschichte der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain, Carinthia 181 (1991),
181ff.; Schmid, A., Der Einbau des Raumes Vilshofen in den Territorialstaat der
frühen Wittelsbacher, Vilshofener Jb. 1992, 15ff.; Störmer, W., Ortenburg,
LexMA 6 1993, 1481; Dopsch, H., Ortenburg, LexMA 6 1993, 1482; Hausmann, F.,
Die Grafen von Ortenburg und ihre Vorfahren, Ostbairische Grenzmarken 36
(1994), 9. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum, Republik).
Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March bzw. Leitha)
wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern (Noricum), seit dem 5.
Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen, dann zumindest teilweise
von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von den 788 unter die
Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im Wienerwald) beherrscht. Nach
dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799 wurde der Kern des späteren Ö.
(zwischen Enns und Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der es eine Mark
Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die
karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt
(907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970
erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft) den
Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für das
Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998 Ostarriche) erstmals als Name für
ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht sicher bestimmbares Gebiet („Ostland“,
Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts erreichte die Mark Thaya
und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch als Austria bezeichnet. Hauptort wurde
zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog der 1138 im Wettbewerb mit dem
welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum deutschen König gewählte Staufer
Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich dem Stolzen) das Herzogtum der
Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei Herzogtümer gleichzeitig haben
könne, und gab es als Lehen an seinen Stiefbruder, den babenbergischen
Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen einer Mark zum Herzog des gesamten
Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als sich der seinen Vater
Heinrich den Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe mit diesem Verlust nicht
abfinden wollte, gab sein um Ausgleich bemühter Vetter, Kaiser Friedrich I.
Barbarossa, 1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen zurück (bis 1180), löste
aber im seit dem 19. Jahrhundert so genannten privilegium minus die Mark vom
Herzogtum Bayern und erhob sie zum eigenen, dadurch von Bayern getrennten
Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö. (Weiberlehen), in dem der Herzog die grundsätzlich
oberste Gerichtsgewalt innehatte. 1180 wurde auch die karantanische Mark ein
Herzogtum (Steiermark). 1192 fiel durch Erbvertrag (Georgenberger Handfeste)
von 1186 das Herzogtum Steiermark von den Traungauern (Otakaren) an die
Babenberger. 1246 starben die Babenberger im Mannesstamm aus. Der mit einer
Erbtochter verheiratete Ottokar II. von Böhmen und Bela IV. von Ungarn teilten
sich 1254 das Erbe. Dabei gelangten Ö. und der Traungau an Böhmen. Seit etwa
dieser Zeit (1252/1254/1264) wurde von der provincia super Anasum (Land ob der
Enns) oder von der Austria superior gesprochen, von wo aus es allmählich zur
Benennung des Herzogtums Ö. als Land unter der Enns (Niederösterreich) kam,
obwohl beide Länder bis 1806 nur ein einheitliches Reichslehen bildeten und
weitgehend gemeinsame Wege gingen. Über diese beiden Länder hinaus errang
Ottokar II. von Böhmen 1260 die Steiermark sowie 1269 Kärnten und Krain,
nachdem schon 1192 und 1198 unter den Babenbergern eine Personalunion zwischen Ö.
und Steiermark bestanden hatte. Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278 belehnte König
Rudolf von Habsburg 1282 seine Söhne mit Ö., das während des 13. Jahrhunderts zwei
eigene Landrechte erhielt, Steiermark und Krain, von denen Krain aber bis
1335/1374 als Pfandschaft an die in Friaul, Istrien und Krain sowie in Tirol
(1248) begüterten Grafen von Görz kam, die auch das Herzogtum Kärnten erhalten
hatten. Von diesen übernahmen die Herzöge von Ö.,
die (durch Rudolf IV.) 1358/1359 zwecks Angleichung ihrer minderen
Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten das im 19. Jahrhundert sog.
privilegium maius als Fälschung herstellen ließen und 1365 in Wien eine
Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der Windischen Mark,
1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie 1500 schließlich
die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der Breisgau mit
Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die Reichsgrafschaft
Hohenberg, 1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch, Bregenz), 1382
Triest und 1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese Gebiete zwischen
Herzog Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, außer Pitten-Wiener
Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder Steiermark, Kärnten,
Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die leopoldinische Linie wurde
ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für Tirol (und das Gebiet
westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die schwäbisch-alemannischen
Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438] Albrecht II.) erlangte
als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter und den Königsthron.
Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des gefälschten privilegium
maius Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam das albertinische Erbe
an die Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im Süden (Friaul) und vorübergehend
im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien und Niederösterreich) Güter
verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien vereinigte die leopoldinische
Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften (einschließlich Burgunds mit rund
2000 Quadratmeilen), die nunmehr in ”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der Enns und Ö. unter der
Enns, Steiermark, Kärnten, Krain) und ”oberösterreichische” Länder (Tirol, Vorderösterreich)
eingeteilt wurden, mit denen Württemberg (von 1519 bis 1534) und das 1477
erworbene Burgund in Personalunion verbunden waren. Dazu kamen 1500 Görz, um
1505 als Gewinn aus dem bayerischen Erbfolgekrieg die drei unterinntalischen
Gerichte Rattenberg, Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei Hagenau und Ortenau
(1551/1556 Lösung des Pfands Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische Gebiete
(Ampezzo, Rovereto u. a.). 1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex dieses
Hauses Ö. (Oberösterreich und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain,
Tirol, Vorderösterreich, Württemberg), der im Wesentlichen den 1512
geschaffenen österreichischen Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an
Ferdinand I. Dieser erwarb gemäß dem Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix
Austria nube (Mögen andere Kriege führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem
Tod des Königs von Ungarn 1526 das Königreich Böhmen mit seinen Nebenländern
sowie einen Teil Ungarns. 1564 wurde dann weiter aufgeteilt in eine oberösterreichische
Ländergruppe (mit Tirol, Vorderösterreich) mit der Residenz Innsbruck, eine
innerösterreichische Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain) mit der Residenz
in Graz sowie Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen und dem
restlichen Ungarn und der Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das Elsass an
Frankreich und die Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem Aussterben der jüngeren
Tiroler Linie, die in der oberösterreichischen Ländergruppe nachgefolgt war,
kamen deren Güter 1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr gelangen in den Türkenkriegen
1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen (Ungarn, Siebenbürgen, Banat,
Kleine Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am Ende des um das Erbe der
spanischen Habsburger (Karl II. † 1.
11. 1700) geführten spanischen Erbfolgekriegs erhielt Karl (VI.) 1713/1714 bei
Verzicht auf Spanien, das an Philipp V. von Frankreich fiel, die (Reste der)
spanischen Niederlande, Mailand (mit den Grafschaften Pavia und Angleria und
den Markgrafschaften Castro und Malgrate), Mantua, Mirandola, Neapel und
Sardinien, das er 1720 gegen Sizilien, das an Savoyen gefallen war, tauschte.
1735/1738 wurde Neapel-Sizilien gegen das 1748 zusammen mit dem 1729
eingezogenen Guastalla wieder verlorene Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das
Herzogtum Lothringen, das Franz Stefan, der Gemahl Maria Theresias, eingebracht
hatte, gegen die Toskana, wobei die Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die
Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in Italien erworbenen Gebiete
(beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena, Finale, Piombino mit Elba,
Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich angehörten. 1713 erhielt die sog.
monarchische Union in der Pragmatischen Sanktion erstmals ein Grundgesetz, das
die unteilbare Einheit (unio indivisibilis et inseparabilis), die
Primogeniturnachfolge und die subsidiäre weibliche Erbfolge festschrieb. Erster
gemeinsamer Landesfürst war Karls VI. Tochter Maria Theresia (1740-1780), unter
der als Auswirkung des Absolutismus das Behördenwesen in der Form sachlich
gegliederter Zentralbehörden reformiert wurde, zugleich aber im schlesischen
Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme Jägerndorf-Teschens an Preußen verloren
ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph II. und Leopold II., wurde aus der
monarchischen Union, die vor allem als Folge der Aufteilung Polens 1772 um
Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina, 1779 um das Innviertel und
1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im Sinne des aufgeklärten
Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte Hoheitsrechte der
Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf Zentralbehörden übergingen.
Folgerichtig entstanden ein einheitliches Strafgesetzbuch (1787) und ein für
die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (1811).
1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch durch die Annahme des
Titels eines erblichen Kaisers von Ö. einen einheitlichen, in seinem Umfang
aber bis 1867 nicht ganz klaren Namen. Infolge der Kriege mit Frankreich gingen
1797 die (verbliebenen) österreichischen Niederlande und die Lombardei
verloren, doch wurden von der 1797 durch Frankreich aufgelösten Republik
Venedig Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien erworben. Im § 1 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt Ö. für die Abtretung der Landvogtei Ortenau die Bistümer
Trient und Brixen und die in beiden Bistümern gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster.
Weiteres kam an Toskana und Modena. 1805 musste auf Venetien, das istrianische
Küstenland und Dalmatien bzw. Vorderösterreich und Tirol (zu Bayern) verzichtet
werden, doch konnte das 1803 an Toskana gelangte Erzstift Salzburg mit
Berchtesgaden eingegliedert werden. 1809 mussten Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs
ob der Enns und Kärntens, Krain und das Küstenland mit Triest abgegeben werden.
1815 wurde dann der Stand von 1797 mit Ausnahme der Niederlande, Vorderösterreichs
und Westgaliziens wiederhergestellt. Zugleich begann die Mitgliedschaft Österreichs
mit seinen ehemaligen Reichsländern im Deutschen Bund als Präsidialmacht. 1816
wurde von Bayern gegen Marktredwitz Vils im Außerfern gewonnen. Im Gefolge der
Unruhen von 1848 erhielt Ö. am 25. 4. 1848 eine vom Kaiser durch Oktroi in
Kraft gesetzte Verfassung, die abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum
Absolutismus (Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der österreichischen oktroyierten
Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand zu dieser Zeit das Kaisertum Ö. aus folgenden
Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö. unter der Enns, Herzogtum
Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich Illyrien (Herzogtum Kärnten,
Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca [Gradiska],
Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet), gefürstete
Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft Mähren,
Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien), (Königreich Galizien
und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem Großherzogtum Krakau],
Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Ungarn, Großfürstentum
Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke, lombardisch-venetianisches Königreich
(lombardo-venezianisches Königreich), wobei nach dem 5. 3. 1860 diese strikte
Terminologie zugunsten von Königreichen und Ländern aufgegeben wurde. 1859 ging
infolge der Niederlage gegen Sardinien und Frankreich die Lombardei an
Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde erneut eine wenig eindrucksvolle
Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der Niederlage gegen Preußen und
Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu entstandene Italien. Außerdem
musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und der Begründung des
Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog. Ausgleich Ungarn besondere
Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum Ö. die österreichisch-ungarische
Doppelmonarchie (Transleithanien und Zisleithanien, seit 1915 Ungarn und Ö.)
erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine Verfassung hatte, führte dies im Dezember
1867 zugleich in Erweiterung der Reichsverfassung von 1861 zu einer
konstitutionellen Verfassung. Die weitere Entwicklung wurde von den Nationalitätenproblemen
bestimmt. Die sich aus der fehlenden Übereinstimmung von Staat und Nation
ergebenden Spannungen verschärften sich durch die Okkupation (1878) und die
Annexion (1908) Bosniens und der Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen
Herrschaftsbereich. Sie führten schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen
Thronfolger Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten
Weltkrieg. Nach der militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch
der Umwandlung Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918)
verzichtete der Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften.
Schon zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile von Ö. abgelöst
(Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen, Südslawen und
Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen Abgeordneten des
Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen Staat Deutschösterreich
(Deutsch-Österreich), in den die deutschen Siedlungsgebiete Österreich-Ungarns
einbezogen werden sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland, Südtirol sowie
kleinere Teile Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren gingen und der
auf Druck der nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem Deutschen Reich
verzichten und den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920 erhielt die neue
Republik Ö. eine Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem schrittweisen
Staatsstreich durch das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine neue
Verfassung (ständischer Bundesstaat) erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918 von
den Alliierten verwehrten, von dem in Braunau am Inn in Oberösterreich
geborenen deutschen Reichskanzler Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss
an das Deutsche Reich, dem in einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der Österreicher
zustimmten. Durch das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis 1945 in die sieben
Reichsgaue Wien, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg, Steiermark und
Tirol gegliedert. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö.
wiederhergestellt und wurde durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945
am 19. 12. 1945 die Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete
mit dem Abschluss eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten
Siegermächten gegen Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit.
Wirtschaftlich an Deutschland orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der
Neutralität zum 1. 1. 1995 der Europäischen Union bei. S. a. Habsburg,
Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK
1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78
(1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wurzbach, K. v., Biographisches
Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O.,
Geschichte Österreichs (bis 1740), Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1968; Werunsky,
E., Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte, Wien 1894-1938
(Lieferungswerk); Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte.
Geschichte der Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts,
Bd. 1f. 1895, 2. A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen
Staatsverwaltung 1740-1848, bearb. v. Huber, A., 2 Bde Innsbruck 1896ff.,
Neudruck 1968; Historischer Atlas der österreichischen Alpenländer, 1906f.;
Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Osterriche,
Ostarike, Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs,
nicht Enzersdorf?); Luschin v. Ebengreuth, A., Handbuch der österreichischen
Rechtsgeschichte, Bd. 1 Österreichische Reichsgeschichte des Mittelalters, 2.
A. 1914; Stolz, O., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Österreichs,
1951; Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950, 1954ff.; Polenz, P.
v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 36, 50, 94, IV, 5,
Ostarrichi, Oriens, orientales partes, orientalis plaga, terra australis;
Goldinger, W., Geschichte der Republik Österreich, Wien 1962; Mitterauer, M.,
Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Brunner, O., Land und Herrschaft.
Grundfragen der territorialen Verfassungsgeschichte Österreichs im Mittelalter,
6. A. 1973; Hohenecker, L./Otruba, G., Von Saint Germain zum Staatsvertrag. Österreich
1918-1955, Wien 1967; Lhotsky, A., Geschichte Österreichs seit der Mitte des
13. Jahrhunderts, 1967; Grass, N., Der Wiener Dom, die Herrschaft zu Österreich
und das Land Tirol, 1968; Österreich im Jahre 1918, hg. v. Neck, R., 1968;
Bauer, R., Österreich. Ein Jahrtausend Geschichte im Herzen Europas, 1970;
Walter, F., Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte von
1500-1955, 1972; Hellbling, E., Österreichische Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte, 2. A. Wien 1974; Lechner, K., Die Babenberger.
Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Wien 1976; Weltin, M., Das österreichische
Land des 13. Jahrhunderts im Spiegel der Verfassungsentwicklung, (in) Vorträge
und Forschungen 23, hg. v. Classen, P., 1977, 381ff.; Sturmberger, H., Land ob
der Enns und Österreich, 1979; Zöllner, E., Geschichte Österreichs. Von den Anfängen
bis zur Gegenwart, 8. A. 1990; Autriche (Österreich), bearb. v. Grass, N.,
1979, (in) Introduction bibliographique à l’histoire
du droit et à l’ethnologie juridique, hg. v. Gilissen,
J., D/4; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005;
Simon, W., Österreich 1918-1938, 1984; Bibliographie zur Geschichte der Städte Österreichs,
hg. v. Rausch, W., 1984; Reichert, F., Landesherrschaft, Adel und Vogtei. Zur
Vorgeschichte des spätmittelalterlichen Ständestaates im Herzogtum Österreich,
1985; Österreich im Europa der Aufklärung, Bd. 1, 2 hg. v. Plaschke,
R./Klingenstein, G., 1985; Bruckmüller, E., Sozialgeschichte Österreichs, 1985;
Baltl, H./Kocher, G., Österreichische Rechtsgeschichte, 10. A. 2004; Dieman,
K., Geschichten vom ”Haus Österreich”,
1986; Good, D., Der wirtschaftliche Aufstieg des Habsburgerreiches 1750-1914,
1986; Glatz, F./Melville, R., Gesellschaft, Politik und Verwaltung in der
Habsburgermonarchie, 1830-1918, 1987; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas,
1987; Zöllner, E., Der Österreichbegriff, 1988; Hödl, G., Habsburg und Österreich
1273-1493, 1988; Bihl, W., Von der Donaumonarchie zur Zweiten Republik, 1989;
Dienst, H., Regionalgeschichte und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs,
1990; Dienst, H., Regionalgeschichte und Gesellschaft im Hochmittelalter am
Beispiel Österreichs, 1990; Österreich im Hochmittelalter, hg. v. Drabek, A.,
1991; Rauchensteiner, M., Der Tod des Doppeladlers. Österreich-Ungarn und der
erste Weltkrieg, 1993; Scheibelreiter, G., Österreich, LexMA 6 1993, 1520; Österreichische
Geschichte in 10 Bänden, hg. v. Wolfram, H., 1994ff.; Brunner, K., Österreichiche
Geschichte 907-1156, 1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996;
Dopsch, H., Die Länder und das Reich, 1999; Österreichische Wirtschafts- und
Sozialgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Eigner, P. u. a., 1999;
Wiesflecker, H., Österreich im Zeitalter Maximilians I., 1999; Scheuch, M., Österreich
im 20. Jahrhundert, 2000; Brauneder, W., Deutschösterreich 1918, 2000; Urban,
O., Der lange Weg zur Geschichte, 2000; Vocelka, K., Geschichte Österreichs,
2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 846; Kulenkampff, A., Österreich und das alte Reich, 2005; Beller,
S., Geschichte Österreichs, 2007; Die Geburt Österreichs, hg. v. Schmid, P. u.
a., 2007. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Otakare (Geschlecht, Markgrafen, Herzöge). Das seit der Mitte des 10. Jahrhunderts im
Chiemgau als Grafen bezeugte, im 11. Jahrhundert im Chiemgau und Traungau
(Mittelpunkt Styraburg, Steyr) begüterte, nach dem Leitnamen Otakar als O.
bezeichnete bayerische Grafengeschlecht, das sich mit karolingischen Otakaren
nicht sicher verbinden lässt, hatte nach dem Aussterben der Grafen von
Wels-Lambach seit 1050 die Markgrafschaft der karantanischen Mark zu Lehen.
1122 beerbte das Geschlecht die Eppenstein (Eppensteiner) in Kärnten. 1180
wurde die karantanische Mark zum Herzogtum Steiermark mit Otakar IV. als erstem
Herzog erhoben. Durch Erbvertrag kam sie 1192 an die Babenberger.
L.: Posch, F., Die Entstehung des steirischen Landesfürstentums, MIÖG 59
(1951); Das Werden der Steiermark, hg. v. Pferschy, G., 1980; 800 Jahre
Steiermark und Österreich 1192-1992, hg. v. Pickl, O., 1992; Ebner, H.,
Otakare, LexMA 6 1993, 1555; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Perg (Hochfreie). P. an der Naarn wird
erstmals 1050 als Burg (Perga) erwähnt. Es wurde Hauptort des Machlandes
(Marchlandes) (Mühlviertel). 1191/1194 erwarben die Babenberger als Herzöge von Steiermark durch Erbvertrag die Güter der
sich seit etwa 1100 nach P. nennenden Hochfreien von P.
L.: Eibensteiner, F./Eibensteiner, K., Das Heimatbuch von Perg, 1933;
Hintermayer-Wellenberg, M., Die Herren von Perg und die Herren von Machland,
Jb. d. oberöst. Musealvereins 150 (2005), 35. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Pfalz-Neuburg (Fürstentum, Herzogtum). Neuburg an der
Donau wird 680 erstmals genannt. Es war Herzogssitz der bayerischen
Agilolfinger, von 739/742 bis 801/807 auch Bischofssitz. Bei der Absetzung der
Agilolfinger (788) wurde es Königsgut. 1247 fiel es an die Herzöge von Bayern, 1392 an die Linie
Bayern-Ingolstadt, 1445 an Bayern-Landshut. Als Folge des Landshuter
Erbfolgekriegs wurde 1505/1509 aus Gütern Bayern-Landshuts sowie Bayern-Münchens
das Fürstentum P. mit Residenz in Neuburg und Gütern um Neuburg, Höchstädt,
Sulzbach, Weiden und Burglengenfeld (Lengenfeld) gebildet. 1542/1552 wurde die
Reformation eingeführt. 1556 kam es im Zusammenhang mit dem Erlöschen der alten
Linie Kurpfalz, bei dem die Pfalz 1559 an Pfalz-Simmern gelangte, an
Pfalz-Zweibrücken. 1569 entstand durch Teilung von Pfalz-Zweibrücken neben
Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Birkenfeld die jüngere Linie P., von der sich zwei
unselbständige Teilfürstentümer um Hilpoltstein und Sulzbach sowie um Floss,
Vohenstrauß und Parkstein-Weiden abspalteten, die aber schon 1604 bzw. 1597 zurückfielen.
1614 erhielt P. nach Beendigung des jülich-klevischen Erbfolgestreits infolge
der Heirat Philipp Ludwigs († 1614) mit Anna von Jülich-Kleve Berg und
Jülich sowie 1670 Ravenstein und errichtete die Residenz in Düsseldorf (bis
1716). P. kam an den Sohn Wolfgang Wilhelm, der sein Land rekatholisierte,
Teile davon als Pfalz-Sulzbach an Pfalzgraf August und Hilpoltstein an
Pfalzgraf Johann Friedrich (1644 an P. zurück). 1685 wurde P. nach dem
Aussterben der mittleren pfälzischen Kurlinie (Pfalz-Simmern) neue Kurlinie der
Pfalz. 1742 wurde P., das seit etwa 1700 als Herzogtum bezeichnet wurde, bei
seinem Aussterben von Pfalz-Sulzbach beerbt. 1803 erhielt P. innerhalb Bayerns
eine eigene Provinzialregierung und wurde seit 1805 Provinz Neuburg genannt.
1808 kam es zum neugeschaffenen Altmühlkreis. Das insgesamt zum bayerischen
Reichskreis zählende Fürstentum P. war in vier Teile getrennt: der größte Teil
lag nördlich Regensburgs zwischen dem Herzogtum Bayern, dem Hochstift
Regensburg und der Oberpfalz, der zweite Teil erstreckte sich zu beiden Seiten
der Donau bei der Stadt Neuburg, der dritte Teil befand sich auf dem linken
Donauufer zwischen der Markgrafschaft Burgau, dem Fürstentum Oettingen und dem
Ulmer Gebiet, und der vierte Teil lag zwischen der Oberpfalz und dem Fürstentum
Ansbach. Das Fürstentum enthielt die Pflegämter Neuburg, Monheim, Lauingen,
Gundelfingen, Heideck, Hilpoltstein, Allersberg, Hemau, Beratzhausen, Laaber
und Lupburg (Luppurg), Regenstauf, Kallmünz die Landrichterämter Graisbach und
Burglengenfeld, die Landvogteiämter Höchstädt und Neuburg (letzteres mit den
Pflegämtern Rennertshofen [Rennerzhofen], Reichertshofen, Velburg und
Schwandorf) und das Pfleggericht Burgheim.
L.: Wolff 140f.; Zeumer 553 II b 5; Wallner 712 BayRK 4; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 44;
Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck
1970; Schröder, A., Die Herrschaftsgebiete im heutigen Regierungsbezirk
Schwaben und Neuburg nach dem Stand von Mitte 1801, Z. hist. Ver. Schwaben und
Neuburg 32 (1906); Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten, hg. v. Heider,
J., 1955; Scherl, A., Die pfalzneuburgische Landesaufnahme unter Philipp
Ludwig. Zum 350. Todestag des Kartographen Christoph Vogel, Archivalische Zs.
56 (1960); Heider, F., Landvogteiamt und Landgericht Neuburg a. d. Donau. Seine
Hofmarken, gefreiten Sitze und Dorfgerichte, mit bes. Berücksichtigung von
Strass, Burgheim und Oggermühle, Neuburger Kollektaneenblatt 113 (1960); Press,
V., Fürstentum und Fürstenhaus Pfalz-Neuburg, (in) Gustl Lang, Leben für die
Heimat, hg. v. Ackermann, K. u. a., 1989; Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen
Reichskreises, 3.A. 1995; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit,
hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 859. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Piemont (Fürstentum). Das Gebiet der westlichen
Poebene und der Westalpen kam unter Kaiser Augustus zum römischen Reich
(Transpadana, Liguria). Nach der Herrschaft der Ostgoten, Byzantiner,
Langobarden und Franken (ab 773/774) fiel es, im 10. Jahrhundert in die Marken
von Ivrea, Turin und Ligurien gegliedert, um 1046 durch Heirat mit der
Erbtochter der Markgrafschaft Turin an die Grafen (ab 1416 Herzöge) von Savoyen, unter denen es ein Fürstentum
bildete. Der Name P. (mlat. Pedemontium, Bergfuß) ist für einen Teil (Gebiet
zwischen Alpen, Po und Sangone) des heutigen P. (Savoyen-Achaia, Montferrat,
Saluzzo, Canavese, Alba, Asti, Acqui, Mortara, Novara, Vercelli) seit 1240
belegt. Zur Herrschaft der Grafen von Savoyen, neben denen vor allem die
Markgrafen von Saluzzo, die Markgrafen von Montferrat und Mailand (Visconti)
begütert waren, gehörten die Alpenpässe, das Waadtland (Moudon 1207, Nyon
1293), Cuneo (1382), die Grafschaft Nizza (1388), die Grafschaft Genf (1401)
und seit 1418 das übrige P. sowie bald darauf Vercelli. 1526 ging Genf, 1536
das Waadtland verloren. Außerdem wurde das Herzogtum bis 1559 von Frankreich
besetzt. 1587 konnte die Markgrafschaft Saluzzo, 1630/1631 ein Teil des
Herzogtums Montferrat gewonnen werden. 1713/1714 erlangte Savoyen Sizilien, das
es 1717/1719/1720 gegen Sardinien an Österreich geben musste. Seitdem hieß P. Königreich
Sardinien. Von 1797/1801 bis 1814 gehörte P. zu Frankreich. 1815 wurde das Königreich
Sardinien mit P. wiederhergestellt. In der Folge wurde es zum
Kristallisationskern des 1861 entstandenen neuen Königreiches Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78/79 a (1450) F4/5, III 12 (16./17. Jh.)
B2/3; Gribaudi, D., Piemonte e Val d’Aosta,
1960; Storia del Piemonte, hg. v. Gribaudi, D. u. a., Bd. 1ff. 1960; Zürcher,
R., Piemont und das Aosta-Tal, 1976; Beltrutti, G., Storia del Piemonte, 1976;
Tabacco, G., Piemonte medievale, 1985 (Aufsatzsammlung); Nada Patrone, A., Il
medioevo in Piemonte, 1986; Il Piemonte e la sua storia, hg. v. Bordone, R. u.
a., 1991 (Katalog); Provero, L., Dai marchesi del Vasto ai primi marchesi di
Saluzzo, 1992; Sergi, G., Piemont, LexMA 6 1993, 2134.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Pinzgau (Gau, Grafschaft). Der P. im oberen
Salzachtal und Saalachtal nördlich der Hohen Tauern war bis 1228 Reichslehen
der Herzöge von Bayern. Als diese es dem Reich
aufsandten, verlieh es der Kaiser an das Erzstift Salzburg. Die Erzbischöfe
gaben den oberen P. an die Grafen von Mittersill, den unteren P. an die Grafen
von Plain als Aftervasallen weiter. Über Salzburg kam der P. 1805 an Österreich.
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen
Deutschland, 1961, II, 35, 39, 66, 96 Pinzgouwe. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Plauen (Herrschaft). An dem Übergang alter Straßen
über die Weiße Elster entstand neben einer slawischen Siedlung Plawe (Ort der Überschwemmung)
gegen 1220 die Stadt P. sowie eine 1222/1224 bezeugte Burg der Grafen von
Everstein. Nach P. nannte sich dann bald eine Linie der Herren bzw. Vögte von
Weida (Reuß), die sich 1306 in die Linien P. und Plauen-Greiz teilte. 1466
fielen Stadt und Herrschaft P. an das Haus Wettin (Markgrafen von Meißen, Herzöge von Sachsen-Wittenberg). 1572 erlosch die
Linie der Vögte von P. Über Sachsen kam P. 1945 an die sowjetische
Besatzungszone und von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 380; (Zeumer 552ff. II b 60, 22;) Bachmann, W., Das alte Plauen,
1954; Plauen. Ein kleines Stadtbuch, 1963. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Plesse (Herrschaft). Die Burg P. (die Helle) an
der oberen Leine bei Göttingen, die 1015 durch Bischof Meinwerk aus Hausgut der
Immedinger an das Hochstift Paderborn kam, war seit 1150 Mittelpunkt der
Herrschaft der Edelherren von P. Sie trugen P. zum Schutz vor den Herzögen von Braunschweig-Göttingen 1446 den
Landgrafen von Hessen zu Lehen auf. Beim Aussterben der Herren 1571 fiel die
zum oberrheinischen Reichskreis zählende Herrschaft zum größten Teil an Hessen.
1816 kam sie an Hannover und damit 1866 an Preußen, 1946 die Güter zu
Niedersachsen.
L.: Wolff 254; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E3; Scherwatzky, R., Die Herrschaft Plesse, 1914; Reuther, H., Land am
Harz, 1966; Gauß’sche Landesaufnahme der durch Hannover
erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., Herrschaft Plesse, 1977; 450 Jahre
Reformation in der Herrschaft Plesse, bearb. v. Buitkamp, W., 1986;
Urkundenbuch zur Geschichte der Herrschaft Plesse, bearb. v. Dolle, J., 1998.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Plön (Herrschaft, Grafschaft, Herzogtum,
Residenz des Grafen von Holstein-Schauenburg bzw. Holstein-Plön). An der Stelle
einer 1139 durch Heinrich von Badwide zerstörten wendischen Burg erbaute Graf
Adolf II. von Schauenburg (Schaumburg) seit 1156/1158 die Burg P. (Plune „eisfreies Wasser“)
am Plöner See südöstlich Kiels. Von 1290 bis 1390 war P. Sitz einer Nebenlinie
der Grafen von Schauenburg (Schaumburg). 1460 kam P. beim Aussterben der
Schauenburger (Schaumburger) an Dänemark und 1564 von König Friedrich II. von Dänemark
an Johann den Jüngeren. 1623 wurde es bei der Teilung Holstein-Sonderburgs
(Schleswig-Holstein-Sonderburgs) Sitz der Linie Holstein-Sonderburg-Plön
(Schleswig-Holstein-Plön) und gelangte bei deren Aussterben 1761 an Dänemark
zurück. 1864/1866 fiel Holstein an Preußen, 1946 an Schleswig-Holstein. S.
Holstein-Sonderburg-Plön.
L.: Wolff 445; Hanssen, P., Kurzgefasste zuverlässige Nachricht von den
Holstein-Plönischen Landen, 1759; Kinder, J., Urkundenbuch zur Chronik der
Stadt Plön, 1890; Klüver, W., Plön. Grundzüge und Hauptdaten einer
Stadtgeschichte, 2. A. 1964; Neumann, J., Das Herzogtum Plön unter Herzog
Johann Adolf 1671-1704, (in) ZSHG 93 (1968), 49ff., 94 (1969), 121ff.; Schulze,
T., Die Herzogszeit in Plön 1564-1761, 1983; Freytag, H., Die Lage der
slawischen und frühen deutschen Burg Plön, ZSHG 110 (1985), 27ff.; Plön: 1000
Jahre Plön, 750 Jahre lübisches Stadtrecht, hg. v. d. Stadt Plön, 1986;
Stender, F., Geschichte der Stadt Plön, 1986; Willert, H., Anfänge und frühe
Entwicklung der Städte Kiel, Oldesloe und Plön, 1990; Gabriel, I., Plön, LexMA
7 1994, 23; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 456; Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und
Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Pommern (Herzogtum, Provinz). Das beiderseits
der Odermündung liegende P. (seit etwa 1000 Pomorje, Land am Meer, 1046) wurde
nach Abzug der Germanen im 6./7. Jahrhundert von Slawen (Liutizen im Westen,
Pomoranen im Osten) besiedelt. Während im Osten (Pommerellen) am Ende des 12.
Jahrhunderts (um 1180) das Geschlecht der Samboriden zur Herrschaft kam, gelang
im Westen dem westslawischen, vermutlich aus den Teilfürsten um Belgard-Kolberg
hervorgegangenen, seit 1214 einen Greifen im Wappen führenden und seit dem 15.
Jahrhundert sich auch danach benennenden Fürstenhaus der Greifen der Aufbau
eines bis Demmin, Wolgast und die Uckermark reichenden Herrschaftsgebiets mit
Stettin als Mittelpunkt. Sein erster sicher bekannter Herrscher (Wartislaw I.)
leitete nach einer Zeit polnischer Oberherrschaft (1121-1138) zusammen mit
Bischof Otto von Bamberg die Christianisierung ein (1140 Gründung des Bistums
Wollin Cammin (Kammin] [1176]). Daraufhin erfolgte der Zuzug zahlreicher
deutscher Siedler. Seit etwa 1175 führten die Herrscher in Urkunden den Titel
Herzog. 1181 erkannte Kaiser Friedrich I. Barbarossa Herzog Bogislaw I. als
Herzog der Slawen und als Reichsfürsten an, womit die seit etwa 1000 von Polen immer
wieder erneuerte Oberherrschaft über P. beendet wurde. Um 1195 wurde P.
geteilt, aber 1264 wieder vereinigt. Von 1185 bis 1227 hatte Dänemark die
Oberherrschaft (über Vorpommern). Beim Aussterben einer um Schlawe und Stolp
herrschenden Nebenlinie 1228 gelangte deren Gebiet an die Askanier. 1231 sprach
Kaiser Friedrich II. Brandenburg die Lehnshoheit über das übrige P. zu. 1236
kam das Land Stargard, 1250 die Uckermark an Brandenburg. 1295 erfolgte (bis
1478) eine Teilung in die Herzogtümer Pommern-Stettin (Stettin, Odergebiet) und
Pommern-Wolgast (Wolgast, Küstengebiet) entsprechend dem Geltungsbereich des lübischen
und magdeburgischen Stadtrechts. 1317 fielen die Länder Schlawe und Stolp an P.
(Pommern-Wolgast), 1325 das Fürstentum Rügen. 1338 wurde Pommern-Stettin aus
der Lehnshoheit Brandenburgs entlassen und zum Reichslehen gemacht. 1348
erkannte Kaiser Karl IV. die umstrittene Reichsunmittelbarkeit Pommerns, dem er
das Reichsjägeramt übertrug, ausdrücklich an. Die Wolgaster Linie teilte
1368/1372 ihr Erbe (Pommern-Wolgast, Pommern-Stolp). Um 1400 bestanden vorübergehend
fünf Teilherrschaften (u. a. Pommern-Barth, Pommern-Stolp, Pommern-Stargard
[bis 1439]), doch blieb das Bewusstsein der Einheit vor allem unter den
1459/1463 einflussreich werdenden Ständen bestehen. 1456 wurde die Universität
Greifswald gegründet. 1466 kaufte Pommern-Stolp die Länder Lauenburg und Bütow
vom Deutschen Orden frei und behielt sie später als Pfand. Seit 1478 war,
nachdem bereits zuvor die Linie Pommern-Barth die Linien Pommern-Stettin (1464,
gegen Ansprüche Brandenburgs) und Pommern-Stargard (1459) beerbt hatte, P. in
der Nebenlinie Pommern-Rügen wieder vereinigt. Herzog Bogislaw X. (1474-1523)
festigte das Herzogtum durch eine geordnete Verwaltung, musste aber 1479 Brandenburg
huldigen und gegen Befreiung von dieser Pflicht 1493 Brandenburg Erbrecht auf
P. zugestehen. Gegen den Einspruch Brandenburgs erhielt Bogislaw X. 1521 den
kaiserlichen Lehnsbrief als Grundlage der Durchsetzung der
Reichsunmittelbarkeit gegenüber Brandenburg (1529). 1523/1532 und 1569 wurde
das dem obersächsischen Reichskreis zugehörige P. wieder geteilt
(Pommern-Stettin [bis 1600], Pommern-Wolgast [bis 1625], Pommern-Rügenwalde
[bis 1603] und Pommern-Barth). Gleichzeitig fand die Reformation Eingang. 1625
kam Pommern-Wolgast wieder an Pommern-Stettin. Wenig später wurde das Land von
Schweden besetzt. 1648 fielen der östlich der Oder gelegene Teil Pommerns
(Hinterpommern) und das bei der Verteilung der durch das Aussterben des
Herzogshauses in männlicher Linie 1637 frei gewordenen Länder seit 1556 säkularisierte
Stift Cammin (Kammin) an Brandenburg, der westlich der Oder gelegene,
wertvollere Teil (Vorpommern mit Stettin und dem früher zeitweise fast unabhängigen
Stralsund, Usedom, Wollin und Rügen sowie der Stadt Cammin [Kammin]) an
Schweden, das für P. Sitz und Stimme im Reichstag erhielt. 1657/1658 erlangte
Brandenburg (Preußen) Lauenburg und Bütow sowie die Starostei Draheim von
Polen, 1679 die östlich der Oder gelegenen Teile Pommerns und 1720 Vorpommern
bis zur Peene von Schweden. 1815 erwarb es schließlich (gegen
Sachsen-Lauenburg) das restliche, 1813/1814 von Schweden an Dänemark gelangte
pommersche Gebiet (die Distrikte Stralsund, Rügen, Franzburg-Barth, Grimmen,
Tribsees, Loitz, Wolgast und Greifswald) und gliederte P. unter Einbeziehung
des preußischen Anteils von P. (Vorpommern, die Kreise Randow, Anklam, Demmin
und Altentreptow bzw. Treptow, Usedom und Wollin umfassend und Hinterpommern
mit den Kreisen Greifenhagen, Pyritz, Saatzig [Satzig], Daber, Labes,
Greifenberg, Belgard, Neustettin, Fürstentum Schlawe, Stolp [Stolpe] und
Rummelsburg und dem flemmingschen und ostenschen Kreis) in die drei
Regierungsbezirke Stettin, Köslin und Stralsund (1932 aufgehoben). 1945 wurde
Hinterpommern mit Stettin und Swinemünde unter Verwaltung Polens gestellt und
die deutsche Bevölkerung zwangsausgesiedelt. 1990 gelangte das Gebiet als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen. Vorpommern kam 1945 zu
Mecklenburg, das von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel
und in ihr von 1952 bis 1990 aufgelöst war (str.). Seit 1990 ist Vorpommern ein
Teil des Bundeslands Mecklenburg-Vorpommern der Bundesrepublik Deutschland.
L.: Wolff 401ff.; Zeumer 552ff. II b 21, 22; Wallner 708 ObersächsRK 3, 4; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G1/2; Sandow, E.,
Pommern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des
Reichs 2, 182; Bauer 1, 473; Dähnert, J., Sammlung gemeiner und besonderer
pommerscher und rügischer Landesurkunden, Bd. 1ff. 1765ff.; Brüggemann, L.,
Beschreibung des preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern, 1779; Berghaus,
H., Landbuch des Herzogtums Preußen, Bd. 1-13 1865ff.; Pommersches
Urkundenbuch, hg. v. Staatsarchiv Stettin und d. hist. Komm. für Pommern, Bd.
1-9 1868ff., Neudruck 1958ff.; Spahn, M., Verfassungs- und
Wirtschaftsgeschichte des Herzogtums Pommern 1478-1625, 1896; Curschmann, F.,
Die Landeseinteilung Pommerns im Mittelalter und die Verwaltungseinteilung der
Neuzeit, 1911; Wehrmann, M., Geschichte von Pommern, 2. A. 1919ff., Neudruck
1986; Drolshagen, C., Landesaufnahme und Hufenmatrikel von Vorpommern als ältester
deutscher Kataster, 1923; Menke, K., Das Amt Wolgast, 1931; Schulze, B., Die
Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1818, 1931;
Historischer Atlas der Provinz Pommern, hg. v. d. Landeskundlichen
Forschungsstelle der Provinz Pommern (Curschmann, F.), 1935ff.; Curschmann, F.,
Die schwedischen Matrikelkarten von Vorpommern und ihre wissenschaftliche
Auswertung, 1935; Heuer, K., Das Amt Ueckermünde, 1935; Linke, G., Die
pommerschen Landesteilungen des 16. Jahrhunderts, 1935; Wehrmann, M.,
Genealogie des pommerschen Herzogshauses, 1937; Hofmeister, A., Genealogische
Untersuchungen zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses, 1938; Engel, F.,
Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern,
1953; Sandow, E., Die polnisch-pomerellische Grenze 1309-1454, 1954; Heyden,
H., Kirchengeschichte Pommerns, Bd. 1f. 2. A. 1957; Krallert, W., Atlas zur
Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Historischer Atlas von Pommern, hg.
v. d. hist. Komm. für Pommern, 1959ff.; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v.
Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Engel, F., Pommern, 1959;
Spruth, H., Landes- und familiengeschichtliche Bibliographie für Pommern, Teil
1ff. 1962ff.; Eggert, O., Geschichte Pommerns, 4. A. 1965; Eggert, W.,
Geschichte Pommerns, 1974; Stüttgen, D., Pommern, (in) Grundriss der deutschen
Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975-1976; Petersohn, J.,
Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens
und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Benl, R., Die Gestaltung der
Bodenrechtsverhältnisse in Pommern vom 12. bis zum 14. Jahrhundert, 1986;
Becker, O., Zur Geschichte des Fürstlich hohenzollernschen Besitzes in Pommern,
1986; Slaski, K., Beiträge zur Geschichte Pommerns und Pommerellens, 1987;
Ostdeutsche Geschichts- und Kulturlandschaften, T. 3 Pommern, hg. v. Rothe, H.,
1988; Fenske, H., Die Verwaltung Pommerns 1915 bis 1945, 1993; Schmidt, R.,
Pommern, LexMA 7 1994, 84; Pommern, hg. v. Lucht, D., 1995; Pommern, hg. v.
Wernicke H. u. a., 1996; Pommern, hg. v. Schmidt, R., 1996; Branig, H.,
Geschichte Pommerns, Bd. 1f. 1997; Pommern, hg. v. Buchholz, W.,1999; Tausend
Jahre pommersche Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1999; Völker, E., Die Pommern
und Ostbrandenburger, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 196;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 871; Schmidt, R., Das historische Pommern, 2007 (Aufsätze); Pommern im
19. Jahrhundert, hg. v. Stamm-Kuhlmann, T., 2007; Die Herzöge
von Pommern. Zeugnisse der Herrschaft des Greifenhauses, hg. v. Buske, N. u. a.,
2012. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Pommern-Wolgast (Herzogtum). 1295 entstand bei der
Teilung Pommerns das Herzogtum P. Herzog Bogislaws IV. († 1309) mit Gütern nördlich der Peene und
westlich und östlich der Odermündung. 1317 kam aus dem Erbe der Herzöge von Pommerellen durch Brandenburg das Land
Stolp und Schlawe hinzu, das aber durch das Hochstift Cammin (Kammin) von
Wolgast getrennt blieb. 1325 fiel das Fürstentum Rügen erbweise an. 1348 wurde
P. als Reichsfürstentum anerkannt. 1368/1372 wurde in Stargard östlich der
Swine (Hinterpommern), Stralsund sowie die übrigen westlichen Gebiete mit Rügen
(Vorpommern) geteilt. Nach weiteren Teilungen kam es 1478 zur Wiedervereinigung
in Pommern. 1523/1569 wurde aber bis 1625 erneut geteilt. P. zählte zum obersächsischen
Reichskreis. S. a. Vorpommern, Pommern.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
G-I1/2; Eggert, W., Geschichte Pommerns, 1974. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Posen (Großherzogtum, Provinz). Im 10.
Jahrhundert war P. an der Warthe, wo in der Mitte des 10. Jahrhunderts eine
erste Burg errichtet wurde, Hauptsitz der Herzöge
von Polen, die sich nach 963 für ihr Gebiet links der Warthe dem Reich als
tributpflichtig unterstellt hatten, und wahrscheinlich seit 968 Bischofssitz im
Erzbistum Magdeburg, seit 1000 im Erzbistum Gnesen. 1253 entstand die Neustadt
nach deutschem Recht. 1779/1793 ging P. an Preußen über. 1807 wurde aus den
Erwerbungen Preußens in der zweiten (1793) und dritten (1795) Teilung Polens
(Westpreußen, Südpreußen, Netzedistrikt) das Herzogtum Warschau gebildet, das
1813 von Russland besetzt und 1813/1815 zwischen Russland und Preußen geteilt
wurde. Preußen erhielt den Netzedistrikt und den Westteil von Südpreußen bis
zur Prosna, doch gehörte dieses Gebiet nicht dem Deutschen Bund an. Das Culmer
Land (Kulmerland) und Thorn wurden mit Westpreußen vereinigt. Das Restgebiet
wurde mit 29000 Quadratkilometern und etwa 847000 Einwohnern (davon etwa ein
Drittel Deutsche) als Großherzogtum P. (seit 1830 nur P.) Provinz Preußens, die
vom 5. 12. 1848 bis Mai 1851 dem Deutschen Bund angehörte. 1867 wurde die
Provinz dem Norddeutschen Bund angeschlossen, 1871 dem Deutschen Reich. 1919
kam P. bis auf geringe westliche Randgebiete (2200 Quadratkilometer, Provinz
Grenzmark Posen-Westpreußen) ohne Volksabstimmung an Polen. Von 1939 bis 1945
war P. deutsch besetzt (Reichsgau Wartheland), fiel 1945/1990 aber wieder an
Polen.
L.: Meyer, C., Geschichte des Landes Posen, 1881; Warschauer, A., Geschichte
der Provinz Posen in polnischer Zeit, 1914; Schütze, H., Landeskunde der
Provinz Posen, 2. A. 1914; Rauschning, H., Die Entdeutschung Westpreußens und
Posens, 1930; Sappok, G., Die Anfänge des Bistums Posen und die Reiche seiner
Bischöfe, Diss. phil. Breslau 1937; Stüttgen, D., Posen, (in) Grundriss der
deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975-1976;
Streiter, K., Die nationalen Beziehungen des Großherzogtums Posen (1815-1848),
1986; Rauschning, H., Die Abwanderung der deutschen Bevölkerung aus Westpreußen
und Posen, 1930, hg. v. Kessler, W., 1988; Piskorski, J., Posen, LexMA 7 1994,
124; Serrier, T., Provinz Posen, 2005. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Püttlingen (Herrschaft). P. bei Saarbrücken, das
1224 erstmals erwähnt wird, war im 14. Jahrhundert in den Händen der Herren von
Forbach, Johanns von Heinzenberg (Hentzenberg) und Johanns von Kriechingen (Créhange).
1460 belehnte der Bischof von Metz die Herren von Sierck (Sirck) mit ihm. 1648 übertrug
er die Lehnsherrschaft an die Herzöge von
Lothringen, die seit 1681 die Herren von Kriechingen mit der zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden Herrschaft belehnten. Diesen folgten 1726
erbweise die Grafen von Wied-Runkel, die Püttlingen 1778 an Nassau-Saarbrücken
verkauften, das bereits 1766 die Lehnsherrschaft von Frankreich als dem Inhaber
Lothringens erlangt hatte. 1815 kam P. an Preußen, 1919 und 1945/1946 zum
Saargebiet und damit 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 266; Wallner 696 OberrheinRK 13; Scherer, N., Der Ortsname ”Püttlinger”
als persönlicher Eigenname, Zs.f. d. Geschichte d. Saargegend 1988; Müller, F.,
Die Geschichte der Herrschaft Püttlingen bei Saarbrücken, 1990.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Raabs (Grafen). R. (zu ahd. Ratgoz?) an der
Thaya in Niederösterreich war Mittelpunkt einer im 11. Jahrhundert entstandenen
(, angeblich erst nachträglich dem Herzogtum Österreich angegliederten und bis
zum Ende des 13. Jahrhunderts reichsunmittelbaren) Grafschaft. Die sich seit
1144 nach R. (Rachz) nennenden Herren bzw. Grafen wurden um 1150 Burggrafen von
Nürnberg. Bei ihrem Aussterben 1191/1192 folgten ihnen als Burggrafen die ihnen
in weiblicher Linie verwandten Grafen von Zollern (Hohenzollern). 1200
verkaufte Konrad von Zollern seinen Anteil an der Grafschaft R. an Herzog
Leopold VI. von Österreich, 1297 verkauften die Grafen von Hirschberg den an
sie über die jüngere Erbtochter (Litschau-Heidenreichstein) gelangten Rest
ebenfalls an die habsburgischen Herzöge von Österreich.
L.: Lechner, K., Die Grafschaft R., Monatsblatt des Vereins für Landeskunde von
Niederösterreich 21 (1928); Barta, K., Heimatbuch der Stadt Raabs, 1965;
Tepperberg, C., Die Herren von Puchheim im Mittelalter, Diss. Wien 1978;
Rigele, B., Die Maissauer, Diss. Wien 1990; Weltin, M., Raabs, LexMA 7 1994,
379. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Rannariedl (Herrschaft). Die Burg R. bei Rohrbach war Mittelpunkt einer Herrschaft. 1258 gehörte die Burg den Falkenstein. 1358/1359 kam sie an das Hochstift Passau, 1506 über die Herzöge von Bayern an Habsburg. 1581 wurde sie an die Khevenhüller verkauft, 1590 an die Salburger. 1725 gingen Burg und Herrschaft mit 862 Untertanen an die Grafen Clam über, 1765 ohne Landeshoheit an das Hochstift Passau und 1802/1803 an Österreich. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Ratibor (Herzogtum, Residenz), poln. Racibórz.
An der Furt der Straße von Böhmen nach Polen über die Oder erscheint 1108 die
Burg R. in Oberschlesien. Bereits im 12. Jahrhundert (1163) war sie ein
Hauptsitz der piastischen Herzöge Schlesiens.
1202 kam sie zum Herzogtum Oppeln. Als dieses 1281 geteilt wurde, entstand das
Herzogtum R. Seit 1327 unterstand es der Lehnshoheit Böhmens. 1336 bildete es
eine Union mit dem přemyslidischen (przemyslidischen) Herzogtum Troppau,
wurde aber 1365 unter einer Nebenlinie wieder selbständig. 1521 kam es an die
piastischen Herzöge von Oppeln. Die
Lehnsherrschaft fiel 1526 mit Böhmen an Habsburg/Österreich. 1531/1532 kam R.
durch Erbvertrag an Habsburg/Österreich, das es bis 1551/1552 an Brandenburg verpfändete
und dann einlöste. Von 1645 bis 1666 war es bei der Krone Polens. 1742 fiel es
mit 18 Quadratmeilen Gebiet an Preußen. Aus 1810 säkularisiertem Kirchengut und
Resten des Fürstentums wurde am Anfang des 19. Jahrhunderts eine neue
Standesherrschaft R. gebildet. Sie kam 1822 als Ersatz für an Preußen
abgetretene Güter in Hessen als Mediatfürstentum an Landgraf Viktor Amadeus von
Hessen-Rotenburg, 1834 erbweise an Prinz Viktor von Hohenlohe-Schillingsfürst,
der 1840 den Titel Herzog von R. erhielt. 1945 gelangte R. unter Verwaltung
Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 480; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) K3; Weltzel, A.,
Geschichte der Stadt und Herrschaft Ratibor, 2. A. 1881; Mosler, J., Ratibor
und das Ratiborer Land im Schrifttum der Jahrhunderte, 1938; Kuhn, W.,
Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Hyckel, G., Geschichte der Stadt
Ratibor, 1956; Hyckel, G., Geschichte und Besiedlung des Ratiborer Landes, 3.
A. 1961; Hupka, H., Ratibor, Stadt im schlesischen Winkel, 1962; Ratibor. Stadt
und Land an der oberen Oder, hg. v. Kosler, A., Teil 1 1980; Menzel, J.,
Ratibor, LexMA 7 1994, 458; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 470. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Ravensberg (Grafschaft). Die 1082 erstmals sicher
bezeugten Grafen von Kalvelage (Calveslage) bei Lohne bzw. Vechta in Oldenburg
setzten sich um 1100 in R. (ruwe borg) im Teutoburger Wald nordwestlich von
Halle/Westfalen fest, das sie in der Mitte des 12. Jahrhunderts als Lehen der Herzöge von Sachsen innehatten. Seit 1140 nannten sie
sich Grafen von R. Sie hatten Güter im Osnabrücker Nordland (um Vechta), die
sie vielleicht nach 1100 (1119) von den Grafen von Zutphen ererbt hatten, die
Grafschaft im Emsland (Emsgau) aus dem Erbe des ihnen verwandten Grafen Otto
von Northeim († 1083), Güter und Rechte aus Tätigkeiten
für Paderborn im Teutoburger Wald (um Bielefeld, Herford und Halle/Westfalen)
sowie weitere verstreute Güter (etwa im Tal der Wupper). 1214 gründeten sie
Bielefeld. 1226 erfolgte eine Teilung. Jutta von R. verkaufte am 18. 6. 1252 Güter
um Vechta und im Emsland an das Hochstift Münster (Niederstift Münster).
1289/1309 wurden Vlotho und der Limberg (Lemberg) (wieder) erworben. Nach
Aussterben des Mannesstammes 1346 kam die restliche, wohl 1180
reichsunmittelbar gewordene Grafschaft (um Bielefeld und Vlotho) über die
Nichte (Margarete) des letzten Grafen, die zugleich Erbin der Grafschaft Berg
war, an Jülich, wurde 1409 (pfandweise) um das zunächst lippische Amt Enger
vergrößert, 1609 von Brandenburg und Pfalz-Neuburg in Besitz genommen, kam aber
1614/1647 ganz an Brandenburg (jülich-klevescher Erbfolgestreit). Hauptstadt
war bis 1719 Bielefeld. 1719 wurde R., für das Preußen seit 1705 die Aufnahme
in das westfälische Reichsgrafenkollegium beantragte, verwaltungsmäßig mit dem
1648 von Brandenburg erlangten Fürstentum Minden verbunden. 1807 wurde die bis
1806 dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugehörige, etwa 16
Quadratmeilen umfassende Grafschaft dem Königreich Westphalen einverleibt, 1811
teilweise unmittelbar zu Frankreich gebracht. 1813 kam sie an Preußen (Provinz
Westfalen). 1946 fiel R. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 320; Wallner 701 WestfälRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E2, II 78 (1450) F8, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Ledebur, L. v.,
Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, 1825, Neudruck 2009;
Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Weddigen, P., Historisch-geographisch-statistische Beschreibung der
Grafschaft Ravensberg ., 1790; Nitzsch, K., Die Ravensberger
Territorialverfassung im Mittelalter, Diss. phil. Halle 1902; Rossberg, A., Die
Entwicklung der Territorialherrlichkeit in der Grafschaft Ravensberg, Diss.
phil. Leipzig 1909; Terheyden, O., Die Heimat und älteste Geschichte der Grafen
von Calvelage-Ravensberg, Jahresber. d. hist. Ver. f. d. Grafschaft Ravensberg
41 (1927); Herberhold, H., Das Urbar der Grafschaft Ravensberg, Bd. 1ff.
1960ff.; Engel, G., Die Osning-Grafschaft Ravensberg, Westfalen 40 (1962);
Vogelsang, R., Die Grafschaft Ravensberg, (in) Köln-Westfalen 1180-1980, hg. v.
Berghaus, P./Kessemeier, S., 1980, 186ff.; Janssen, W., Ravensberg, LexMA 7
1994, 486; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 249 (mit genealogischer Übersicht);
Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf Zeit, 2015.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Ravensburg (Reichsstadt). Das 1152 erstmals
genannte R. an der Schussen entstand auf Altsiedelland bei einer um 1020/1080
erbauten Burg der welfischen Herzöge von Bayern.
1179/1180 kam der Ort an die Staufer. Vielleicht schon vor 1276 wurde R.
Reichsstadt (1286 Recht Überlingens, 1296 Recht Ulms), jedenfalls war mit dem
Erwerb des Blutbannes 1396 der Aufstieg zur Reichsstadt abgeschlossen. Die
Stadt erreichte ihre höchste Blüte in der Zeit der großen Ravensburger
Handelsgesellschaft der Patrizier Humpiß, Mötteli und Muntprat (1380-1530), die
Leinwandhandel in ganz Südeuropa und Westeuropa betrieb. Vor 1546 wurde die
Reformation eingeführt, aber bis 1649 teilweise wieder rückgängig gemacht. 1647
brannte die Burg R. ab. Die Stadt hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und
im schwäbischen Reichskreis. 1802/1803 kam R. mit den Ämtern Bavendorf,
Bitzenhofen, Hinzistobel, Mochenwangen, Schmalegg, Winterbach und
Wolpertswende, einem Gebiet von 2,5 Quadratmeilen bzw. 130 Quadratkilometern
mit 5000-6000 Einwohnern an Bayern, 1810 an Württemberg, wo es Sitz eines
Oberamtes wurde. 1951/1952 gelangte es mit Württemberg an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 219; Zeumer 555 III b 18; Wallner 688 SchwäbRK 51; Großer
Historischer Weltatlas III (1648) D5; Schroeder 195ff.; Müller, K., Die oberschwäbischen
Reichsstädte, 1912; Schulte, A., Geschichte der großen Ravensburger
Handelsgesellschaft 1380-1530, Bd. 1ff. 1923; Müller, K., Die älteren
Stadtrechte der Reichsstadt Ravensburg, 1924; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten
am Ende des alten Reiches, 1938; Dreher, A., Das Patriziat der Reichsstadt
Ravensburg, 1966; Eitel, P., Die oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter der
Zunftherrschaft, 1970; Dreher, A., Geschichte der Reichsstadt Ravensburg und
ihrer Landschaft von den Anfängen bis zur Mediatisierung 1802, Bd. 1f. 1972;
Der Kreis Ravensburg, hg. v. Sailer, O., 1976; Warmbrunn, P., Zwei Konfessionen
in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten in den paritätischen
Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und Dinkelsbühl von 1548-1648,
1983; Gutermann, F., Die alte Rauenspurc (Ravensburg), das Stammschloss der
Welfen, seine Umgebung und sein Geschlecht, 1986; Klauser, H., Ravensburg,
1987; Schuler, P., Ravensburg, LexMA 7 1994, 486; Die Zeit der Händler, hg. v.
Schmauder, A., 2002; Lutz, A., Zwischen Beharrung und Aufbruch, 2005.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Regensburg (freie Stadt, freie Reichsstadt). Nahe
einer älteren vermutlich Radasbona genannten keltischen Siedlung an der Mündung
von Regen (und Naab) in die Donau errichteten die Römer um 80 n. Chr. ein
Kohortenkastell und 179 n. Chr. das Legionskastell Castra Regina bzw. Reginum,
das sie um 400 unzerstört wieder aufgaben. Um 535 nahmen es die Bayern in
Besitz. Ihre agilolfingischen Herzöge richteten
dort eine Pfalz ein, die in Nachfolge von Lorch Hauptsitz wurde. 739 erneuerte
Bonifatius das Bistum. 788 fiel bei der Absetzung des bayerischen Herzogs
Tassilo III. die Pfalz an den König. Von 918 bis 937 kam R. nochmals an den
Herzog, dann wieder an den König. Infolge seiner günstigen Verkehrslage
entwickelte sich R. zu einer bedeutenden Handelsstadt. Der Bischof von R. und
der Herzog von Bayern, dessen Vorort es bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts
war, bemühten sich vor allem nach dem 1185/1196 erfolgten Aussterben der
Burggrafen von R. aus dem Geschlecht der Babonen (Paponen) um die Erringung der
Stadtherrschaft, doch blieb diesen Versuchen der Erfolg versagt. 1207, 1230 und
1245 erhielt R. von König Philipp von Schwaben und Kaiser Friedrich II.
wichtige Privilegien, so dass es im Spätmittelalter zu einer der sieben freien
Städte aufsteigen konnte, die dem Reich weder Steuern noch sonstige Abgaben
noch Huldigung zu leisten hatten. 1256 trat die Stadt dem rheinischen Städtebund
bei. Im 14. und 15. Jahrhundert sank im Wettbewerb mit Augsburg, Nürnberg und
Wien Regensburgs wirtschaftliche Bedeutung. Von 1486 bis 1492 kam es sogar vorübergehend
an Bayern (Bayern-München). Maximilian I. machte aus der freien Stadt eine
kaiserliche Stadt. 1542 trat R. der Reformation bei, wurde durch Zuwanderung später
aber wieder überwiegend katholisch. Seit 1663 war es der Tagungsort des immerwährenden
Reichstags, seit 1748 Sitz des kaiserlichen Prinzipalkommissärs Thurn und
Taxis. R. führte die erste Stimme auf der schwäbischen Städtebank des Reichsstädtekollegiums
im Reichstag und gehörte dem bayerischen Reichskreis an. 1802/1803 wurde die
Reichsstadt R. mit dem Hochstift sowie den Klöstern und Reichsstiften Sankt
Emmeram, Obermünster und Niedermünster unter Fürstprimas Karl Theodor von
Dalberg zum Fürstentum R. vereinigt. 1810 kam sie mit 0,5 Quadratmeilen Gebiet
(der Stadtmark und den Donauinseln Obererer Wöhrd bzw. Oberer Wörth [Oberwörth]
und Unterer Wöhrd bzw. Unterer Wörth [Niederwörth]) an Bayern.
L.: Wolff 152; Zeumer 555 III b 1; Wallner 713 BayRK 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Schroeder
417ff.; Die Territorien des Reichs 6, 36; Gemeiner, K., Regensburger Chronik,
Bd. 1ff. 1800ff., Neudruck 1971; Walderdorff, H. Graf v., Regensburg in seiner
Vergangenheit und Gegenwart, 4. A. 1896; Regensburger Urkundenbuch, Bd. 1 (bis
1350) 1913; Hofmann, A. v., Die Stadt Regensburg, Bd. 1f. 1922; Bastian, F.,
Regensburger Urkundenbuch, 1956; Bosl, K., Die Sozialstruktur der
mittelalterlichen Residenz- und Fernhandelsstadt Regensburg, 1966; Ambronn, K.,
Verwaltung, Kanzlei und Urkundenwesen der Reichsstadt Regensburg im 13.
Jahrhundert, 1968; Hable, H., Geschichte Regensburgs, 1970; Kreuzer, G., 2000 Jahre
Regensburger Stadtentwicklung, 1972; Schmid, D., Regensburg I, 1976, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Albrecht, D., Regensburg im
Wandel - Studien zur Geschichte der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert, 1984;
Regensburg. Geschichte in Bilddokumenten, hg. v. Kraus, A./Pfeiffer, W., 2. A.
1986; Bauer, K., Regensburg, 4. A. 1988; Schmid, A., Regensburg und Bayern,
1989; Kraus, A., Regensburg, ein Beispiel deutscher Stadtentwicklung, 1989;
Schmid, A., Regensburg. Die Reichsstadt und die Klöster, 1994, Historischer
Atlas von Bayern; Schmid, A., Regensburg, LexMA 7 1994, 563; Regensburg, hg. v.
Albrecht, D., 1994; Regensburg im Mittelalter, hg. v. Wanderwitz, H. u. a.,
1995; Schmid, P., Die Reichsstadt Regensburg, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 3. A. 1995, 302; Schmid, A., Regensburg, 1995;
Mayer, S., Das Ringen Bayerns und des Kaiserhofs um die Reichsstadt Regensburg,
1996; Schmuck, J., Ludwig der Bayer und die Reichsstadt Regensburg, 1997;
Trapp, E., Welterbe Regensburg, 2008. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Regenstein, Reinstein, Rheinstein (Grafen). Nach
der Burg R. bei Blankenburg im Harzvorland nannten sich seit dem Ende des 12.
Jahrhunderts Grafen von R., welche die Burg von dem mit ihnen verwandten Lothar
von Süpplingenburg erhalten hatten und nach dem Sturz Herzog Heinrichs des Löwen
(1180) ihre Güter mehrten. 1599 fiel die Burg an das Hochstift Halberstadt.
1648/1662 kam sie an Brandenburg/Preußen. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte
die Grafschaft zum niedersächsischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium. Das mit dem Fürstentum Halberstadt zusammen 31
Quadratmeilen umfassende Gebiet um R. bildete bis 1945 eine Exklave Preußens
(Provinz Sachsen) im Kreis Blankenburg Braunschweigs. 1945 kam es in
Sachsen-Anhalt zur sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 440; Arndt 219; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Stolberg, F., Befestigungsanlagen im
und am Harz, 1968; Fenske, L./Schwarz, U., Das Lehnsverzeichnis Graf Heinrichs
I., 1990; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Reifferscheid, Reifferscheidt (Herren). Nach der Burg
R. bei Schleiden nannten sich seit der Mitte des 12. Jahrhunderts die Herren
von R. Sie spalteten sich möglicherweise 1128 von den Herzögen
von Limburg ab. 1354 erwarben sie die Herrschaft Bedburg (an der Erft),
1394/1395 die Reichsherrschaft Dyck bei Grevenbroich, 1445 Alfter und
Hackenbroich sowie 1455 die Grafschaft Salm (Niedersalm). Seitdem nannten sie
sich Salm-Reifferscheid und teilten sich bald in mehrere Linien. 1790 erhielt
eine jüngere Linie die Reichsfürstenwürde und die Aufnahme in den
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, 1804 auch die ältere Linie
Salm-Reifferscheid-Bedburg, die 1803 für die 1801 an Frankreich verlorenen
linksrheinischen Güter die ehemals mainzischen Ämter Krautheim und Gerlachsheim
(bei Mosbach) erlangt hatte (Salm-Reifferscheid-Krautheim). 1806 wurden diese Ämter
von Baden annektiert. Das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende
R. fiel über Preußen 1946 an Nordrhein-Westfalen. S. Salm-Reifferscheid,
Salm-Reifferscheid-Krautheim.
L.: Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Schaudal, L., Les comtes
de Salm, 1921; Andermahr, H., Die Edelherren von Reifferscheid als Herren von
Bedburg, 2010. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Remigiusland (Herrschaft). Die vermutlich von
Erzbischof Tilpin in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts gegründete Abtei
Saint Remi in Reims erhielt nach der Aufteilung des fränkischen Reiches von
843, bei der das Erzstift Reims an das Westreich, Teile der Güter des Erzstifts
aber an das Ostreich fielen, 932/952 von Erzbischof Artald die dem Erzstift
Reims, das 940 auch die Grafschaft Reims von König Ludwig IV. von Frankreich
erhielt, wohl am Ende des 6. Jahrhunderts übertragenen Güter an der Maas und um
Kusel (nordwestlich von Kaiserslautern). Für dieses R. fungierten die Grafen
von Veldenz, seit 1444 die Herzöge von
Pfalz-Zweibrücken als Vögte. 1550/1552 musste die Abtei das R. für 8500 Goldgulden
an das 1543 geschaffene Pfalz-Veldenz verkaufen. Von dort kam es 1694 beim
Aussterben der Linie an die Pfalz und damit 1777 an Bayern. 1946 gelangte das
Gebiet an Rheinland-Pfalz.
L.: Remling, F., Urkundliche Geschichte der ehemaligen Abteien und Klöster,
1836; Remling, F., Geschichte der Benediktinerpropstei St. Remigiberg, 1856;
Doll, L., Das Kloster Remigiusberg, (in) Landkreis Kusel, 1959.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Remiremont (Reichsabtei, Residenz). R. (Romarici
mons) in den Vogesen wurde um 620 durch den austrasischen Adeligen Romaric und
den Einsiedler Amé gegründet. Am Ende des 10. Jh.s kam R. unter der Herrschaft
des Kaisers an die Grafen von Metz, die im 11. Jh. Herzöge
von Oberlothringen wurden, Seit dem 11. Jh. wurde R. Stift für adlige Damen.
1307 wurde die Äbtissin von König Albrecht I. zur Reichsfürstin ernannt. Seit
1415 wurde der Titel von allen Äbtissinnen getragen. 1556 unterstellte Karl
III. die Güter seiner Herrschaft. Die in 52 bans (Sprengel) eingeteilten
weltlichen Güter blieben bis zum Ende unverändert.
L.: Hlawitschka, E., Studien zur Äbtissinnenreihe von Remiremont, 1963;
Remiremont, 1985; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 722, 1, 2, 478. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Rheinfelden (Reichsstadt, Herrschaft). Um 1130 gründeten
die Herzöge von Zähringen als Erben älterer, von
den Königen von Burgund abstammender Herren bzw. Grafen von R. im Aargau die
Stadt R. Nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen
(1218) wurde R. Reichsstadt. Später wurde es an Habsburg verpfändet. Zur
Grafschaft R., die am Ende des 18. Jahrhunderts über den Breisgau Österreichs
zum österreichischen Reichskreis zählte, gehörte seit dem 14. Jahrhundert auch
Wyhlen. Napoleon I. vereinigte 1802 das Fricktal samt R. und Laufenburg mit dem
Aargau. Am 9. 2. 1803 wurden die Gebiete dem Aargau und damit der Schweiz eingegliedert.
L.: Wolff 41; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Schib, K., Stadtgeschichte von
Rheinfelden, 1961; Die Salier und das Reich, Bd. 1 1991; Struve, T.,
Rheinfeldener, LexMA 7 1995, 783; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 517. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Riddagshausen (Abtei). Das 1145 von Amelungsborn aus
besetzte Zisterzienserkloster (Marienzelle bzw.) R. bei Braunschweig erhielt
1146 von Herzog Heinrich dem Löwen die villa R. und in der Folge zahlreiche
andere Güter um Braunschweig, Schöningen und auf dem linken Okerufer. In den
Auseinandersetzungen zwischen der Stadt Braunschweig und den Herzögen von Braunschweig-Wolfenbüttel stand es auf
der Seite der Herzöge. 1568 wurde die
Reformation eingeführt. 1776 erscheint die Abtei in der Reichsmatrikel im
niedersächsischen Reichskreis. S. Braunschweig, Niedersachsen.
L.: Gumpelzhaimer 189; Wolff 438; Pfeifer, H., Das Kloster Riddagshausen bei
Braunschweig, 1896; Ehlers, J., Die Anfänge des Klosters Riddagshausen und der
Zisterzienserorden, Braunschweigisches Jb. 67 (1986).
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Roden (Grafen). Die nach der Burg Lauenrode an der Leine als Grafen von R. oder nach anderen Gütern als Grafen von Limmer bzw. Grafen von Wunstorf bezeichnete, kurz nach 1100 nachweisbare Adelsfamilie hatte Vogtei- und Gerichtsrechte zwischen Hannover und der mittleren Weser. 1215 verlor sie die Grafschaft Nienburg an die Grafen von Hoya, 1241 Hannover und die Vogtei Lauenrode an die welfischen Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, 1446 durch Verkauf Wunstorf über das Hochstift Hildesheim ebenfalls an die Welfen. 1533 erlosch das Geschlecht. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Rohrau (Herrschaft). R. bei Bruck an der Leitha
in Niederösterreich gehörte im 12. Jahrhundert zum Herrschaftsbereich der
Markgrafen von Cham. Um 1230 erscheinen Herren von R. (Rorav) aus der Familie
Liechtenstein (Lichtenstein), die 1278 über ihre Erbtochter die zugehörige
Herrschaft an die Stadeck gaben. Bei deren Aussterben bis 1400 fielen die Güter
bis auf die Feste R. an die Herzöge von Österreich.
Die Feste wurde als Reichslehen an die Grafen von Cilli übertragen, denen 1404
die Grafen von Montfort-Bregenz folgten. 1524 kam R. als Lehen Österreichs an
die Familie Harrach, die 1627 zu Reichsgrafen erhoben wurde.
L.: Harrach, O. Graf, Geschichtsskizze der Grafschaft, Bd. 1 1906.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Rosenfeld (Herrschaft). R. nördlich Rottweils
wurde als Mittelpunkt einer Herrschaft um 1250 vermutlich von den Herzögen von Teck gegründet und 1255 erstmals erwähnt
(Rosinvelt). 1305/1317 kam die Herrschaft durch Kauf an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Schmid, P., Beitrag zur Geschichte der Stadt Rosenfeld, 1926; Hölzle,
Beiwort 27. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Rostock (Fürstentum, Residenz des Fürsten). Um
1160 (1161) wurde eine wendische Burg und Siedlung R. (Roztoc, Auseinanderfließen)
auf dem rechten Ufer der Warnow durch Waldemar I. von Dänemark zerstört. Gegenüber
entstand auf dem linken Ufer um 1200 eine deutsche Kaufleutesiedlung, die den
Namen fortführte und 1218 von Heinrich Borwin I. lübisches Recht erhielt. Sie
war seit der Erbteilung Mecklenburgs von 1229 Sitz des Fürstentums R. Nach 1300
geriet sie unter die Hoheit Dänemarks, musste aber 1314/1323 an Mecklenburg zurückgegeben
werden. Durch den Seehandel blühte die Stadt R. rasch auf und erhielt 1419 die
erste Universität Norddeutschlands mit zwölf Professoren in vier Fakultäten,
blieb aber immer unter der Landesherrschaft der Herzöge
von Mecklenburg bzw. Mecklenburg-Schwerin, unter der R. zum niedersächsischen
Reichskreis zählte, kam in Mecklenburg 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und
von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 442f.; Wallner 706 NiedersächsRK 2, 5; Die Territorien des Reichs 6,
114; Koppmann, K., Geschichte der Stadt Rostock, 1887; Frankenberg, E.,
Rostock, 1935; Sedlmaier, R., Rostock, 2. A. 1943; Lachs, J./Raif, F., Rostock,
2. A. 1967; Das älteste Rostocker Stadtbuch, hg. v. Thierfelder, H., 1967;
Olechnowitz, K., Rostock, von der Stadtrechtsbestätigung 1218 bis 1848/49,
1968; Kretschmann, P., Universität Rostock 1969; Geschichte der Universität
Rostock 1419-1969, Festschrift, hg. v. Heidorn, G. u. a., Bd. 1f. 1969;
Schultz, H./Witt, H./Kleinpeter, O., Rostock, 1980; 777 Jahre Rostock, hg. v.
Pelc, O., 1995; Hergemöller, P., Rostock, LexMA 7 1995, 1046f.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
495; Pluns, M., Die Universität Rostock 1418-1563, 2007.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Rothenburg (Herzogtum). Nach der nach dem
Aussterben der Grafen von Comburg (Komburg) (1116) an die Staufer gelangten
Burg R. ob der Tauber nannten sich von 1150 bis 1192 mehrere Angehörige des
staufischen Hauses Herzöge von R., womit sie möglicherweise
den Anspruch auf das Herzogtum Franken, das schon kurz nach seiner Vergabe
durch Kaiser Heinrich V. an den späteren König Konrad III. (1116) 1120 an den
Bischof von Würzburg gekommen war, betonen wollten. Im 14. Jahrhundert kamen
die Güter überwiegend an die Reichsstadt R. und damit später an Bayern bzw.
Baden-Württemberg.
L.: Bosl, K., Rothenburg im Stauferstaat, 1947; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 29. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Rottweil (Reichsstadt). R. am obersten Neckar
liegt auf dem Gebiet des römischen, um 73 n. Chr. an wichtigen Straßen
angelegten Ortes Arae Flaviae. 771/887 wird die vielleicht aus einem
alemannischen Herzogshof bzw. merowingischen Königshof des 8. Jahrhunderts
entstandene Pfalz Rotumvila (roter Hof) erwähnt, deren Vögte seit dem 11.
Jahrhundert die Herzöge von Zähringen waren.
Vermutlich um die Mitte des 12. Jahrhunderts (1140?) entwickelte sich daneben
auf einem nordwestlich gelegenen Bergsporn eine Siedlung zum Markt, die im 14.
Jahrhundert Reichsstadt (1299 Freiheit von auswärtigen Gerichten, 1358 Kauf des
Königshofs, 1359 Erwerb des Blutbanns, 1383/1401 Erwerb des Reichsschultheißenamtes)
wurde. Von 1463/1519 bis 1802/1803 war R., das im 15. und 16. Jahrhundert ein
ansehnliches Herrschaftsgebiet mit 28 Dörfern vor allem aus den Gütern der 1594
ausgestorbenen Grafen von Zimmern gewann, zugewandter Ort der Eidgenossenschaft
der Schweiz. Bis 1784 bestand das seit dem 13. Jahrhundert überlieferte
kaiserliche Hofgericht zu R. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten der Stadt
das Obervogteiamt (Dietingen und Irslingen, Dunningen, Böhringen, Göllsdorf,
Villingendorf und Talhausen, die Burg Schenkenberg mit Epfendorf, Herrenzimmern
und Seedorf), das Pürschvogteiamt (Teile von Zimmern, Horgen, Hochmössingen und
Winzeln, Bösingen, Stetten, Niedereschach, Fischbach, Neufra, Sinkingen und
Bettlinsbad), das Bruderschaftsoberpflegamt (Deißlingen, Dauchingen, Mühlhausen
und Weilersbach), das Spitaloberpflegamt (Feckenhausen) und die unmittelbar
unter dem Stadtmagistrat stehenden Orte Altstadt, Bernburg, Eckhof, Harthausen
[Harthaus], Hochwald, Hohenstein und Wildeck. 1802/1803 fiel das 4
Quadratmeilen bzw. 220 Quadratkilometer große und rund 13600 Einwohner
umfassende R. noch vor Verkündigung des Reichsdeputationshauptschlusses an Württemberg
und wurde Sitz eines Oberamts. 1951/1952 kam R. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 215; Zeumer 555 III b 10; Wallner 687 SchwäbRK 32; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 72b (bis 1797) B1, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 339ff.; Die Territorien des
Reichs 5, 214; Ruckgaber, H., Geschichte der Frei- und Reichsstadt Rottweil,
1835ff.; Thudichum, F., Geschichte der Reichsstadt Rottweil und des
kaiserlichen Hofgerichts daselbst, 1911; Merkle, J., Das Territorium der
Reichsstadt Rottweil, 1913, Darstellungen aus der württembergischen Geschichte
11; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Steinhauser, A., Officina Historiae Rottwilensis, 1950; Leist, J., Reichsstadt
Rottweil, 1962; Laufs, A., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Rottweil
1650-1806, 1963; Der Kreis Rottweil, hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1963;
Grube, G., Die Verfassung des Rottweiler Hofgerichts, 1969; Planck, D., Arae
Flaviae. Neue Untersuchungen zur Geschichte des römischen Rottweil, Teil 1f.
1975; Burgstahler, F., Rottweil im 19. Jahrhundert, 1989; Weber, E., Städtische
Herrschaft und bäuerliche Untertanen, 1992; Fahlbusch, F., Rottweil, LexMA 7
1995, 1055; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 529; Marquardt, B.,
Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Rügen (Fürsten, Fürstentum). Die 926
Quadratkilometer große Insel R. in der Ostsee war vielleicht seit 500 v. Chr.
von den germanischen Rugiern besiedelt. Nach deren Abzug drangen im 7.
Jahrhundert n. Chr. slawische Ranen ein. Diese wurden 1168 von König Waldemar
von Dänemark unterworfen und christianisiert (Bistum Roskilde). Die von 1162
bis 1325 herrschenden Fürsten von R. waren Lehnsträger Dänemarks. 1325 fiel R.
beim Aussterben der Fürsten an die Herzöge von
Pommern und zählte später zum obersächsischen Reichskreis. 1534 wurde im
Herzogtum Pommern die Reformation eingeführt. 1648 kam R. an Schweden, 1815 an
Preußen, 1945 an Mecklenburg und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. Mecklenburg-Vorpommern, Putbus.
L.: Wolff 404; Wehrmann, M., Geschichte der Insel Rügen, Bd. 1f. 2. A. 1923;
Rudolph, W., Die Insel Rügen, 3. A. 1955; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 56; Scheil, U., Zur Genealogie der einheimischen Fürsten
von Rügen, 1962; Steffen, W., Kulturgeschichte von Rügen bis 1815, 1963;
Leciejewicz, L., Rügen, LexMA 7 1995, 1091f.; Büttner, B., Die Pfarreien der
Insel Rügen, 2006; Rügen im Mittelalter, hg. v. Reimann, H. u. a., 2011.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,] Königreich,
Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren Elbe um 150
n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam mit den
Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl dem Großen
(772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert, Messer) in
Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9. Jahrhundert die
zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf † 868) die Stellung eines Stammesherzogs
der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger zum sächsischen Königshaus des
Reiches (919, Heinrich I., 936ff. Otto I., Otto II., Otto III., Heinrich II.)
wurden 966 die Billunger (Hermann Billung †
973) mit der Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum Rhein reichenden sächsischen
Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die nördlichen Teile des
Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums richtete Otto I. die
Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von Sommerschenburg und 1180
bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später häufig den Inhaber
wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S. bestimmt wurde. Nach dem
Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht an die askanischen bzw.
welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von Süpplingenburg, dessen Macht
auf dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und Ottos von Northeim († 1083) beruhte, 1137 aber an die Askanier
und 1142 an Lothars Schwiegersohn Heinrich den Stolzen aus dem Hause der
Welfen, neben denen jedoch vor allem der Erzbischof von Magdeburg und die
Askanier eigene Herrschaftsbereiche ausbauten. Der Welfe Heinrich der Löwe
erweiterte Sachsen um Mecklenburg und das westliche Pommern. Mit seinem Sturz
1180 endete das alte Herzogtum der Sachsen. An seine Stelle trat neben dem
Herzogtum (Engern und) Westfalen der Erzbischöfe von Köln, dem Herzogtum
Braunschweig-Lüneburg (1235) der Welfen zwischen Elbe und Weser sowie den
Hochstiften Münster und Osnabrück und mehreren Grafschaften (Oldenburg, Hoya,
Diepholz, Schaumburg, Bentheim u. a.) im Westen das um diese Gebiete
verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden Gebieten bestehende neue Herzogtum S.
der Askanier (Bernhard von Anhalt) in Ostsachsen (Ostfalen). Dieses gründete
sich auf das Land Hadeln zwischen Unterweser und Unterelbe, auf einst
billungisches Gebiet an der Unterelbe (Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus sowie
altes askanisches Gut um Wittenberg an der mittleren Elbe. 1260/1296 teilte
sich dieses verbleibende Herzogtum S., das 1227 die Grafschaft Ratzeburg
erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg. Das Herzogtum
Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch die Goldene Bulle die sächsische Kurwürde.
Nach dem Aussterben der Herzöge von
Sachsen-Wittenberg fielen Land, Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre
Hilfe im Kampf gegen die Hussiten als Lehen an die in der Markgrafschaft Meißen
seit 1089/1125 herrschenden Markgrafen von Meißen (Haus Wettin), die 1247 schon
die Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten. Damit wurde der Name S. auf die
wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz, Thüringen) übertragen (Obersachsen im
Gegensatz zu dem seitdem als Niedersachsen bezeichneten, ursprünglichen sächsischen
Stammesgebiet). 1423 wurde die Herrschaft Stollberg im Erzgebirge gewonnen,
1427 die Herrschaft Weida in Thüringen. 1443 und 1451 wurden die Herrschaften
Hohnstein und Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im meißnisch-thüringischen
Raum die Burggrafschaft Meißen, 1466 von den Grafen von Reuß die Herrschaft
Plauen und damit den Kern des Vogtlandes. Mit dem Kauf von Finsterwalde 1425,
Senftenberg 1448, Beeskow, Storkow 1477 (Wiederkauf) und Sagan 1472 drang S.
nach Osten vor. Von 1440 bis 1445 und von 1482 bis 1485 wurden die
zwischenzeitlich entstandenen Teilherrschaften wieder zusammengeführt. 1485 kam
es zur Teilung in die ernestinische Linie und die albertinische Linie, die
nicht mehr rückgängig gemacht wurde. Kurfürst Ernst (Ernestiner) erhielt das
Kurland S. (Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark Meißen und des
Osterlandes und Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma, Borna, Leisnig, Altenburg,
Zwickau, Plauen, Schwarzenberg), den größten Teil Thüringens (Weimar, Gotha,
Eisenach) und die Pflege Coburg, das fränkische Königsberg, die
Schutzherrschaft über das Bistum Naumburg und die Reichsgrafschaft von
Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum Teil Schwarzburg. Herzog Albrecht
(Albertiner) erlangte die Markgrafschaft Meißen mit den Hauptorten Dresden und
Freiberg, die Ämter Leipzig, Delitzsch-Landsberg, Zörbig, die Pfalzgrafschaft
S. nebst Sangerhausen, Ämter im nördlichen Thüringen, die Schutzherrschaft über
das Bistum Merseburg und über die Reichsgrafen und Herren von
Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein, Beichlingen, Leisnig, Querfurt und Schönburg.
Gemeinsam blieben die Herrschaft in Schlesien und den Lausitzen sowie die
Schutzherrschaft über Erfurt, Nordhausen, Mühlhausen, Görlitz und das Hochstift
Meißen. Die ernestinische Linie stiftete 1502 für das verloren gegangene
Leipzig die Universität Wittenberg, von der die Reformation ihren Ausgang nahm
und förderte Luther und die Reformation. 1547 unterlag Kurfürst Johann Friedrich
der Großmütige Kaiser Karl V., der daraufhin das Kurland S.
(Sachsen-Wittenberg) der albertinischen Linie übertrug, die seitdem die Kurwürde
führte. Die ernestinische Linie behielt nur die Ämter Weimar, Jena, Saalfeld,
Weida, Gotha und Eisenach sowie Coburg und erhielt 1554 noch die Ämter
Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und Eisenberg. ----- Das 1531 einen Hof von
schätzungsweise 500 Personen umfassende ernestinische Herzogtum teilte sich
1572 weiter auf. Die zahlreichen Erbteilungen zersplitterten es in eine
Vielzahl kleiner Länder. Dabei entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach
(1572-1596) und Sachsen-Weimar (1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich
1596 in Sachsen-Coburg (1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie
Coburg erlosch 1633 und vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie
Eisenach endete 1638. Ihre Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie
Sachsen-Weimar und zu einem Drittel an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603
durch Teilung aus Sachsen-Weimar entstanden war(en). Sachsen-Weimar zerfiel
weiter 1640(/1641) in die Linien Sachsen-Weimar (1640-1672), Sachsen-Eisenach
(1640-1644) und Sachsen-Gotha (1640-1680). Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644
aus, wobei die Güter je zur Hälfte an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen.
Die Güter Sachsen-Altenburgs fielen bei dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln
(darunter Coburg) an Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im
gleichen Jahr teilte sich Sachsen-Weimar in Sachsen-Weimar (1672-1918),
Sachsen-Eisenach (1672-1741) und Sachsen-Jena (1672-1690), wovon Sachsen-Jena
1690 erlosch und seine Güter an Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach vererbte,
Sachsen-Eisenach wiederum fiel 1741 an Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der
klassischen deutschen Literatur wurde, brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha
in die sieben Linien Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg
(1681-1699), Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit)
(1680-1710), Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807),
Sachsen-Hildburghausen (1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit)
(1680-1735, Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an
Sachsen-Saalfeld und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an
Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und
Sachsen-Hildburghausen. 1741 starb Sachsen-Eisenach aus und kam an
Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach), wobei die beiden Landesteile
verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis 1849 getrennt blieben. 1806
traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund bei. 1815 gewann
Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe, das es am 31.
5. 1834 an Preußen verkaufte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde Großherzogtum,
erhielt einen Teil des Erfurter Gebiets, das vorher fuldische Amt Dermbach
(Dernbach) und die königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt an der Orla
(Neustadt-Orla) und gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825 Sachsen-Gotha-Altenburg
ausstarb, wurden die vier Herzogtümer Sachsen-Gotha-Altenburg,
Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und Sachsen-Meiningen am 12.
11. 1826 durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von S. in die Herzogtümer
Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg (1826-1918) sowie
Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei der Herzog von
Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses Sachsen-Altenburg übernahm,
Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu Sachsen-Coburg gehörige
Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit Sachsen-Gotha in Personalunion
vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach,
Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha), von denen
Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg 1831 eine Verfassung erhielten,
traten 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867 dem Norddeutschen Bund und 1871
dem Deutschen Reich bei. 1877/1903 wurde Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum
S. umbenannt. Vom 9. bis 14. 11. 1918 dankten die Fürsten ab. Aus den damit
entstandenen Freistaaten bildete sich von 1918 bis 1921 das Land Thüringen (so
ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an Bayern. ----- Das seit 1547
albertinische Kursachsen, das 1499 die Primogeniturerbfolge einführte, Beeskow,
Storkow und Sorau (1515 an Brandenburg), Sagan (bis 1547) und Friedland (bis
1515) erwarb, 1547 einen Großteil der Gebiete der ernestinischen Linie erhielt,
1539/1541 zur Reformation übertrat und 1572 in den Kursächsischen Konstitutionen
sein Recht zu vereinheitlichen versuchte, erlangte 1559/1591 die evangelisch
gewordenen Hochstifte Meißen, Merseburg und Naumburg sowie 1556/1569 das
Vogtland und Teile der Herrschaft Schönburg sowie 1583 Teile der Grafschaft
Henneberg, näherte sich im Dreißigjährigen Krieg an Österreich/Habsburg an und
erlangte dafür 1620/1635 die Niederlausitz, die Oberlausitz und das Erzstift
Magdeburg, das 1648/1680 aber an Brandenburg kam. Von der Hauptlinie spalteten
sich 1657 die Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis 1746), Sachsen-Merseburg (bis
1738) und Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg, Zeitz, Neustadt, Schleusingen,
Suhl) ab, fielen aber bis 1746 wieder zurück. Unter August dem Starken setzte
sich der Absolutismus durch. Dresden wurde als Hauptstadt ein Kulturzentrum.
Der Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab die Rechte an
Sachsen-Lauenburg an Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg, das
Reichsschulzenamt über Nordhausen und die Ämter Lauenburg (Lauterberg),
Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf (Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an
Brandenburg, um die Königskrone Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine
Personalunion mit Polen bis 1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450
Quadratmeilen mit 1,35 Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich
August III. Mitglied des Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich
Westphalen abtreten, erhielt dafür den Königstitel und wurde 1807 in
Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau. Nach der an der Seite Frankreichs
erlittenen Niederlage in der Völkerschlacht von Leipzig kam S. 1813 zunächst
unter die Verwaltung eines russischen, dann eines preußischen Gouverneurs. Am
12. 5. 1815 musste S. seine nördlichen Gebiete ([Kurkreis mit Wittenberg,
Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg, thüringischer Kreis, Mansfeld,
Stolberg, Barby, Querfurt], insgesamt 20000 Quadratkilometer, 860000 Einwohner,
57,5 Prozent der Fläche und 42,2 Prozent der Einwohner) an Preußen abtreten (Ämter
Wittenberg [mit den Städten Wittenberg, Kemberg, Zahna und Schmiedeberg], Gräfenhainichen,
Belzig [mit den Städten Belzig, Brück <Bruck> und Niemegk
<Niemeck>], Gommern mit Elbenau [Burggrafschaft Magdeburg mit der Stadt
Gommern], Seyda, Annaburg, Schweinitz [mit den Städten Schweinitz, Jessen, Schönewalde
<Schönwalde>, Herzberg und Prettin], Pretzsch, Schlieben [mit der Stadt
Schlieben und den Herrschaften Baruth und Sonnewalde], Liebenwerda und
Bitterfeld). Dabei kam die Ostoberlausitz (Görlitz, Lauban) zur preußischen
Provinz Schlesien, die Niederlausitz und der erst 1807 von Preußen übernommene
Kreis Cottbus gelangten zur Provinz Brandenburg und das Gebiet des ehemaligen
Herzogtums Sachsen-Wittenberg mit der Grafschaft Brehna, die Hochstifte
Merseburg und Naumburg (Naumburg-Zeitz), die Grafschaft Barby, der Thüringer
Kreis, ein Teil des Neustädter Kreises (Ziegenrück) sowie Teile der Grafschaft
Henneberg bildeten zusammen mit Altmark, Erzstift Magdeburg, Hochstift
Halberstadt (mit Aschersleben), den Grafschaften Hohnstein, Wernigerode,
Stolberg, Querfurt und Mansfeld, Stift Quedlinburg, Mühlhausen, Nordhausen,
Erfurt und dem Eichsfeld sowie der Ganerbschaft Treffurt die neue Provinz S.
(1. 4. 1816, Verordnung vom 30. 4. 1815) mit der Hauptstadt Magdeburg, die den
Rang eines Herzogtums hatte (Gliederung in drei Regierungsbezirke Magdeburg,
Merseburg und Erfurt, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866
kamen Schmalkalden und Ilfeld hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944 bezüglich
dieser durch das Fürstentum Anhalt in zwei Teile geteilten und durch mehrere
Exklaven und Enklaven aufgesplitterten Provinz S. mit den Regierungsbezirken
Magdeburg, Merseburg und Erfurt der Reichsstatthalter in Thüringen mit der
Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen
Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (nach der Kapitulation vom
8. 5. 1945 an Thüringen) und die Provinz in die Provinzen Magdeburg und
Halle-Merseburg aufgeteilt. 1945 gelangte nach dem Rückzug der Truppen der
Vereinigten Staaten von Amerika, die das Gebiet bis zur Elbe besetzt hatten,
das Land Anhalt zu diesen beiden Provinzen und bildete mit ihnen vom 5. 7. 1945
bis 1952 (str.) das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das vom 23. 7. 1952 bis
3.10.1990 auf die Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt, mit dem Beitritt der
Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber wiederhergestellt
wurde. ----- Das 1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen Teiles an Preußen
(Provinz Sachsen) verbliebene Gebiet des Königreiches S. (Riesa, Löbau,
Bautzen, Kamenz, Zittau, Königstein, Marienberg, Plauen, Zwickau, Crimmitschau,
Leipzig, Chemnitz, Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz, Grimma, Borna,
Rochlitz, Glauchau, Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg, Freiberg,
Dippoldiswalde, Pirna, Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000 Quadratkilometer
mit 1183000 Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten Industriestaat. 1831
erhielt er eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849 schlug S. mit Hilfe
Preußens einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein Bürgerliches
Gesetzbuch. 1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen Bundes gegen Preußen
auf Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem Norddeutschen Bund beitreten.
1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle sächsischen Reichstagssitze (rotes
S.). Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden von den Arbeiterräten und Soldatenräten
die Republik S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918 verzichtete der König auf den
Thron. Am 1. 11. 1920 wurde eine Landesverfassung des Freistaats S. in Kraft
gesetzt. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Macht. 1939 umfasste das
Land S. 14995 Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern. 1945 kam auch der zuerst
von amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens zur sowjetischen
Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete der preußischen
Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land S.
eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises
Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und
den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der
Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen
Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die
Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990 wiederbegründet
(ohne die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen Hoyerswerda und
Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden Landes wurde wieder
Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg, Mühltroff, Pausa,
Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach [Ransbach], Thierbach,
Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von Thüringen wieder an Sachsen
zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II
34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die
Territorien des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen
(950-1815), 1816; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von
Sachsen und Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff.
1864ff.; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v.
d. hist. Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste
Landesvermessung des Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A.,
Karte der territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner,
H., Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für
das Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der
sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der
sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische
Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden Streitigkeiten bis 1491, Diss.
phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen Geschichte, hg. v. Bemmann,
R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, ihre
Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C., Die Landesaufnahmen Sachsens
von 1780-1921, Beiträge zur deutschen Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921;
Kessler, E., Die Ämter und Kreise im Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit
Einschluss der Lausitzen von den Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H.,
Historisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. 1
1926; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der
Amtshauptmannschaft Pirna, 1927; Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von
Sachsen, 1931, Amt und Volk 5; Schnath, G., Hannover und Westfalen in der
Raumgeschichte Nordwestdeutschlands, 1932; Mörtzsch, O., Historisch-topographische
Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain, 1935; Kötzschke,
R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1f. 1935, Neudruck 1965;
Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d. Hist. Kommission für die Provinz
Sachsen, 1935-1943; Mentz, G., Weimarische Staats- und Regentengeschichte
1648-1750, 1936; Flach, W., Die staatliche Entwicklung Thüringens in der
Neuzeit, Zs. d. V. f. thür. G. N.F. 35 (1941); Freytag, H., Die Herrschaft der
Billunger in Sachsen, 1951; Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des
16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955;
Blaschke, K., Historisches Ortsnamensverzeichnis von Sachsen, 1957; Lütge, F.,
Die mitteldeutsche Grundherrschaft, 2. A. 1957; Hessler, W., Mitteldeutsche
Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957; Hömberg, A., Westfalen und das sächsische
Herzogtum, 1958; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter,
O./August, O., 1959f.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I,
12, II, 22, 51, 52, III, 30, Sahsonolant, Saxonia, Saxones Volksname, Sachsen;
Schnath, G./Lübbing, H./Möhlmann, G./Engel, F., Geschichte des Landes
Niedersachsen, 1962; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im
Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Sächsische Bibliographie, hg. v. d. Sächsischen
Landesbibliothek, 1962ff.; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 8, hg. v.
Schlesinger, W., 1965; Schmidt, G., Die Staatsreform in Sachsen in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts, 1966; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der
Reformation, 1970; Klein, T., Provinz Sachsen, (in) Grundriss der deutschen
Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T.,
Sachsen, 1982; Geschichte Sachsens, hg. v. Czok, K., 1989; Blaschke, K.,
Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Sachsen. Eine politische Landeskunde,
hg. v. Gerlach, S., 1993; Sachsen und Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a.,
1995; Meyn, J., Vom spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum frühneuzeitlichen
”Territorialstaat”,
1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7 1995, 1231ff.; Sachsen 1763-1832, hg.
v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das Amt Grimma, 1996; Becher, M., Rex, Dux
und Gens, 1996; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997;
Landesgeschichte in Sachsen, hg. v. Aurig, S. u. a., 1997; Geschichte des sächsischen
Adels, hg. v. Keller, K. u. a., 1997; Held, W., August der Starke und der sächsische
Adel, 1999; Gross, R., Geschichte Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg.
v. Retallack, J., 2000; Sächsische Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u.
a., 2001; Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a.,
2001; Sachsen in der NS-Zeit, hg. v. Vollnhals, C., 2002; Keller, K.,
Landesgeschichte Sachsen, 2002; Vötsch, J., Kursachsen, das Reich und der
mitteldeutsche Raum zu Beginn des 18. Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung
in Sachsen, hg. v. Behring, R. u. a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 446, 880; Richter, M., Die Bildung des
Freistaates Sachsen, 2004; Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004;
Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Hädecke,
W., Dresden, 2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K. u. a., Bd.
1-3, 2006; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Krüger,
N., Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007; Moritz von Sachsen, hg. v.
Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft. Das albertinische Sachsen
und seine Zuordnung zu Kaiser und Reich im 16. Jahrhundert, 2008; Ostsiedlung
und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E., 2008; .Zusammenschlüsse und
Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar,
R. u. a., 2013, 51ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sachsen-Coburg-Saalfeld (Herzogtum). Seit 1690 bestand das Fürstentum
Sachsen-Saalfeld der ernestinischen Linie der Herzöge
von Sachsen mit dem Sitz in Saalfeld an der Saale. 1735 entstand durch den
Anfall Sachsen-Coburgs an Sachsen-Saalfeld das Herzogtum S. Es gehörte am Ende
des 18. Jahrhunderts zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags.
Es umfasste aus dem Bestand Sachsen-Coburgs Stadt und Amt Coburg und die
Gerichtsbezirke Gestungshausen, Lauter (Unterlauter), Rodach, Neustadt an der
Heide und Steinheid, aus dem Bestand Sachsen-Saalfelds die Ämter Saalfeld, Gräfenthal
und Probstzella. Außerdem hatte es zwei Drittel des Amtes Themar Hennebergs.
1710 kamen Teile Sachsen-Römhilds hinzu. Um 1800 zählte S. auch zum Kanton
Baunach des Ritterkreises Franken. Das durch viele Prozesse und durch
Misswirtschaft hochverschuldete Land trat 1806 dem Rheinbund und 1815 dem Deutschen
Bund bei. 1816 erhielt es das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe. 1826 gab der
Herzog Saalfeld und das Amt Themar an Sachsen-Meiningen ab und erlangte dafür
die Ämter Königsberg und Sonnefeld. Coburg wurde Teil des neuen Herzogtums
Sachsen-Coburg und Gotha.
L.: Wolff 397; Bauer 1, 607; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg,
Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sachsen-Lauenburg (Herzogtum). Das an der Niederelbe
gelegene Land wurde nach dem Abzug der Germanen im Frühmittelalter von
wendischen Polaben besiedelt, im 12. Jahrhundert aber von den Welfen erobert.
1142/1143 belehnte Herzog Heinrich der Löwe Heinrich von Badwide mit der
Grafschaft Ratzeburg, die den größten Teil des späteren Lauenburg einnahm. Nach
dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) fiel das Gebiet an Dänemark und durch
Eroberung (1227) an die Askanier, die 1182 die Burg Lauenburg erbauten und nach
dem Aussterben der Badewider die Grafschaft Ratzeburg einzogen. Bei der Teilung
des askanischen Herzogtums Sachsen 1260/1295/1296 erhielt die ältere Linie das
Herzogtum S. (verstreute Güter an der unteren Elbe) mit Hadeln. 1302/1303 wurde
in drei Linien geteilt. Später gingen umfangreiche Güter an Lübeck und Hamburg
verloren (1359 Mölln, 1370 Bergedorf). 1683 konnte Mölln zurückerworben werden.
Bei dem Aussterben der Herzöge kam das zum
niedersächsischen Reichskreis gehörige Herzogtum 1689 nach längerem Streit
erbweise an Herzog Georg-Wilhelm von Lüneburg-Celle (Hannover). S. behielt aber
eine eigene Verwaltung. Das Gebiet des ca. 28 Quadratmeilen umfassenden
Herzogtums enthielt neben dem Land Hadeln die Städte Ratzeburg, Lauenburg
(beide mit den gleichnamigen Ämtern) und Mölln, die Ämter Neuhaus, Schwarzenbek
(Schwarzenbeck) und Steinhorst und 27 adlige Güter. 1803 kam es an Frankreich,
dann an Preußen, Schweden und 1810 wieder an Frankreich. 1815 wurde das Land nördlich
der Elbe Dänemark zugesprochen, 1864/1865 aber nach dem deutsch-dänischen Krieg
an Preußen gegeben und dort 1876 der Provinz Schleswig-Holstein angegliedert.
S. Lauenburg.
L.: Wolff 449ff.; Zeumer 553 II b 33; Wallner 707 NiedersächsRK 13; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2; Lammert, F., Die älteste Geschichte des
Landes Lauenburg, 1933; Kersten, K., Vorgeschichte des Kreises Herzogtum
Lauenburg, 1951; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im
Mittelalter, 1960; Blaschke, K., Sachsen-Lauenburg, LexMA 7 1995, 1235;
Kenzler, C., Die Ritter- und Landschaft im Herzogtum Sachsen-Lauenburg in der
frühen Neuzeit, 1997; Hillmann, J., Territorialrechtliche Auseinandersetzungen
der Herzöge von Sachsen-Lauenburg, 1999; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
884. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sachsen-Wittenberg (Herzogtum, Kurfürstentum). 1180 erhielt
der Askanier Bernhard nach dem Sturz Heinrichs des Löwen Wittenberg und
Lauenburg als Herzogtum Sachsen, wodurch sich der alte Stammesname der Sachsen
an die mittlere Elbe verlagerte. 1260/1296 entstanden durch Teilungen des
Herzogtums Sachsen die Linien Sachsen-Lauenburg und S. (zwischen dem Hohen Fläming
um Belzig und der Elbe bei Torgau, zwischen Bitterfeld an der Mulde und
Schlieben und Liebenwerda). Zu S. kamen 1269 Gebiete der Burggrafschaft
Magdeburg, 1288 die Pfalzgrafenwürde und 1290 der größte Teil der Grafschaft
Brehna. 1319 scheiterte der Ausgriff auf die Mark Brandenburg. Das 1369
verliehene Gebiet des älteren Hauses Lüneburg konnte nicht bewahrt werden,
sondern ging 1388 wieder verloren. 1356 erlangte das Herzogtum durch die
Goldene Bulle die sächsische, von Sachsen-Lauenburg bestrittene Kurwürde (Erzmarschall,
Reichsvikar). 1360 wurde die Herrschaft Liebenwerda erworben. 1422 starb das
Haus aus. Herzogtum und Kurwürde kamen gegen Ansprüche Sachsen-Lauenburgs und
Brandenburgs 1423 als Lehen des Reiches an den Wettiner Friedrich den
Streitbaren von Meißen. Damit verlagerte sich der Name Sachsen elbaufwärts auf
das Gebiet zwischen Erzgebirge, Thüringer Wald, Harz und Fläming. Innerhalb der
Wettiner fiel S. 1485 an die ernestinische Linie, 1547 an die albertinische
Linie. Es zählte zum obersächsischen Reichskreis. 1815 kam es an Preußen
(Provinz Sachsen), 1945 in die sowjetische Besatzungszone(1947 Teil
Sachsen-Anhalts und Brandenburgs) und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. Sachsen, Sachsen-Anhalt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Blaschke, K., Sachsen-Wittenberg, LexMA 7 1995,
1235f.; Beck, L., Herrschaft und Territorium der Herzöge
von Sachsen-Wittenberg (1212-1422), 2000. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Saffenburg (Herren, Herrschaft, Reichsherrschaft).
Um die wohl am Ende des 11. Jahrhunderts (um 1080) erbaute Burg S. an der Ahr
bei Ahrweiler bildete sich eine aus wenigen Orten (u. a. Mayschoß) bestehende
Reichsherrschaft der Herren von S., die sich bis in die zweite Hälfte des 11.
Jahrhunderts (1081, 1094 Grafen) zurückverfolgen lassen und die bis 1172 die
Vogtei über das Erzstift Köln innehatten. Nach deren Aussterben wurde die
Herrschaft geteilt. Am Ende des 12. Jahrhunderts gehörte die Burg je zur Hälfte
Albert II. und seiner Base Agnes. Über ihre Tochter Adelheid kam die eine Hälfte
an die Grafen von Sponheim und von diesen infolge Verheiratung an Dietrich VI.
von Kleve bzw. Mark. Die andere Hälfte gelangte infolge Verheiratung über die
Herren von Heinsberg an Wilhelm von Arenberg, danach an Johann von Neuenahr.
1424 fiel die Herrschaft an die Herren bzw. Grafen von Virneburg, um 1546 an
das Haus Manderscheid-Schleiden, 1593 an die Grafen von der Mark
(Mark-Schleiden) und 1773 an die Herzöge von
Arenberg, wobei die Burg bereits 1704 geschleift wurde. Am Ende des 18.
Jahrhunderts ergriff Frankreich den Besitz der Herrschaft, wegen der die Grafen
von der Mark (Mark-Schleiden) und später Arenberg zu den westfälischen Grafen
der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags zählten. 1815 kam das
Gebiet an Preußen (Rheinprovinz), 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 500; Zeumer 554 II b 63, 31; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher
Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 2 1933; Walter, H., Saffenburg, LexMA 7
1995, 1250. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sagan (Herzogtum, Residenz), Żagań.
Durch Teilung des schlesischen Herzogtums Glogau entstand von 1273/1274 bis
1304, von 1322 bis 1394 und von 1413 bis 1472 ein selbständiges Fürstentum S.
mit Sitz in dem 1252 zum Herzogtum Glogau gelangten, vor 1260 um eine deutsche
Stadt erweiterten S. Dieses stand seit 1329 unter der Lehnshoheit Böhmens. 1472
kam es durch Kauf an Wettin (Sachsen). 1504 starben die Herzöge von Glogau-Sagan aus. 1549 wurde die Reformation eingeführt.
1549 gab es Moritz von Sachsen gegen böhmische Exklaven an König Ferdinand I.
(Habsburg). Von 1627 bis 1634 stand es Wallenstein zu und kam 1646 an die Fürsten
Lobkowitz. 1742 musste Österreich S. an Preußen abgeben. In Preußen wurde S. 1785
von Herzog Peter Biron von Kurland gekauft und 1845 an seine mit Edmund von
Talleyrand-Périgord verheiratete Tochter Dorothea vererbt. 1945 kam S. unter
die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit
an Polen. S. Glogau-Sagan.
L.: Wolff 486; Heinrich, A., Geschichte des Fürstentums Sagan, 1911; Sagan und
Sprottau, hg. v. Bein, W., 1992; Menzel, J., Sagan, LexMA 7 1995, 1254; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
2, 507. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sankt Florian (Stift). Das im 8. Jahrhundert
von Passau aus im Traungau entstandene Kloster (Eigenstift des Bischofs) bei
Linz wurde 1071 in ein Chorherrenstift umgewandelt. Die Hauptvogtei übten nach
den Herren von Perg die Herzöge von Österreich
aus.
L.: Wolff 27; Kirchner-Doberer, E., Stift Sankt Florian, 1948; Erbe und Vermächtnis,
1971; Reichert, F., Landesherrschaft, Adel und Vogtei, 1985; Haider, S., Sankt
Florian, LexMA 7 1995, 1151f. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sankt Georgen (im Schwarzwald)
(Reichskloster). Die Adligen Hezelo (Vogt Reichenaus), Hesso und Konrad gründeten
1083 ein Benediktinerkloster in Königseggwald bei Saulgau (Walda), verlegten es
aber auf Verlangen des Hirsauer Abtes 1084 nach S. im Quellgebiet der Brigach.
Vögte des Klosters waren (nach einem päpstlichen Privileg der freien Vogtswahl
von 1095) spätestens seit 1104 die Herzöge von Zähringen.
Nach ihrem Aussterben war S. reichsunmittelbar. Danach wurden die Herren von
Falkenstein von König Friedrich II. mit der Vogtei belehnt. Sie verkauften
einen Teil ihrer Rechte 1444 an die Grafen von Württemberg und vererbten den
anderen Teil an Hans von Rechberg, dessen Erben ihn 1532 an König Ferdinand,
den damaligen Herrn Württembergs, gaben. Ungeachtet einer Bestätigung der
Reichsunmittelbarkeit durch Kaiser Karl V. von 1521 führte Württemberg 1536 die
Reformation durch und wandelte die Vogtei in Landeshoheit um. Die Mönche zogen
1536 nach Rottweil und danach nach Villingen. 1548 kehrten sie zurück, zogen
aber 1648 erneut nach Villingen. 1810 kam S. an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Kalchschmidt, K., Geschichte des Klosters Sankt Georgen, 1895;
Heinemann, B., Geschichte von Sankt Georgen im Schwarzwald, 1939; Ruhrmann, J.,
Das Benediktinerkloster Sankt Georgen 1500-1655, Diss. phil. Freiburg 1961;
Wollasch, H., Die Anfänge des Klosters Sankt Georgen im Schwarzwald, 1964;
Stockburger, E., Sankt Georgen, 1972; Zettler, A., Sankt Georgen, LexMA 7 1995,
1158f. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sankt Pölten (Bistum). S. geht auf ein im
Gebiet des römischen municipium Cetium (erste Hälfte des 2. Jahrhunderts) um
800 (?) von Tegernsee aus gegründetes Kloster (11. Jahrhundert Kollegiatstift,
um 1081 Augustinerchorherren) zurück. Seit etwa 1120 hatten die Babenberger die
Vogtei über das Eigenkloster des Bischofs von Passau. Seit 1494 galt die Stadt
Sankt Pölten als den Herzögen von Österreich gehörig.
Am 28. 1. 1785 wurde an Stelle des aufgehobenen Bistums Wiener Neustadt das
Bistum S. errichtet.
L.: Wolff 26; Kerschbaumer, A., Geschichte des Bistums Sankt Pölten, 1875/1876;
Wodka, J., Das Bistum Sankt Pölten, 1950; Schragl, F. Geschichte der Diözese
St. Pölten, 1985; Beiträge zur Geschichte der Diözese Sankt Pölten, Jahrbuch für
Landeskunde von Niederösterreich N.F. 52 (1986); Gutkas, K., Sankt Pölten,
LexMA 7 1995, 1194f. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sargans (Land). Das ursprünglich keltisch
besiedelte Alpenrheintal wurde 15 v. Chr. römisch. Um 850 entstand die Pfarrei
S. in dem bis ins 13. Jahrhundert romanischsprachigen Gebiet. Von 982 bis zur
Mitte des 12. Jahrhunderts unterstand S., neben dem örtliche Herrschaften von
Freudenberg, Nidberg, Flums, Tscherlach, Walenstadt und Wartau bestanden, den
Grafen von Bregenz, dann den von den Grafen von Montfort abgespalteten Grafen
von Werdenberg-Sargans bzw. S. 1396, 1406 und 1436 wurde S. an die Herzöge von Österreich verpfändet. Hiergegen schlossen
die Einwohner 1440 ein Landrecht mit Schwyz und Glarus. 1483 wurde S. gemeine
Herrschaft der sieben alten Orte der Schweiz (bis 1798). 1803 kam S. zum Kanton
Sankt Gallen.
L.: Wolff 528; Großer Historischer Weltatlas 72 (bis 1797) G2/3; Senti, A.,
Sarganserland, 1962; Bischofberger, H., Sargans, LexMA 7 1995, 1381;
Rigendinger, F., Das Sarganserland im Spätmittelalter, 2007; Marquardt, B., Die
alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 324.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sausenberg (Markgrafschaft). 1306 spaltete sich von
der Linie Hachberg der Markgrafen von Baden bzw. Herzöge
von Zähringen die Nebenlinie S. (Baden-Sausenberg) ab. Ihre Güter kamen 1503
durch Erbfall an Baden. Nach Teilung der Markgrafschaft Baden 1535 in die
Linien Baden-Baden und Baden-Durlach fielen sie an Baden-Durlach. S. zählte zum
schwäbischen Reichskreis. Die Güter kamen über Baden 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 166; Wallner 685 SchwäbRK 5; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der
badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tod Markgraf
Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte
Badens, 1967; Wunder, G., Zur Geschichte der älteren Markgrafen von Baden, Württemberg.
Franken 1978, 13ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Savoyen (Grafen, Herzöge),
frz. La Savoie. Das Gebiet zwischen Genfer See, Rhone und der Mont-Cenis-Gruppe
war zunächst von den keltischen Allobrogern bewohnt, die 121 v. Chr. von den Römern
unterworfen wurden, die es der Provinz Gallia Narbonensis bzw. Viennensis
zuteilten. Im 4. Jahrhundert (um 390) wurde es Sapaudia (kelt., Waldland)
genannt. 443 siedelten die Römer die Reste der von den Hunnen geschlagenen
Burgunder dort an. 534 eroberten die Franken das Reich der Burgunder. Seit 838
gehörte das Gebiet (806 Saboia) zu Hochburgund, seit 934 zum Königreich
Burgund, das 1032/1033 zum deutschen Reich kam. Das burgundische
Grafengeschlecht der Humbertiner (Graf Humbert Weißhand 1003-1048) erwarb 1025
das Aostatal, um 1033 das Chablais, das obere Isèretal, das obere Wallis und um
1050 durch Heirat die Markgrafschaft Turin (1091). Seit 1125 nannte es sich
nach S. 1232 erlangten die Grafen Chambéry und machten es zur Hauptstadt sowie
Pinerolo bzw. Pignerolo. 1268/1269 drangen sie ins Waadtland vor. 1310/1313
wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. 1361 trennte Kaiser Karl IV. S. vom
1349 an Frankreich gefallenen Arelat, unterstellte es unmittelbar dem Reich und
ernannte den Grafen 1365 zum Reichsvikar im Arelat. 1388 erwarben die Grafen
Nizza, 1401 die Grafschaft Genf (ohne die Stadt). 1416 erhob der spätere Kaiser
Sigmund die Grafen zu Herzögen und belehnte sie
1422 mit der Reichsgrafschaft Genf. Im 15. Jahrhundert waren die Herzöge von S. die mächtigsten Fürsten Norditaliens,
die ihren Machtschwerpunkt zunehmend nach Piemont verlagerten. 1512/1521 wurden
sie dem oberrheinischen Reichskreis eingegliedert. Von 1536 bis 1559 war S. von
Frankreich besetzt, weshalb die Hauptstadt von Chambéry nach Turin verlegt
wurde. 1534/1536 gingen Genf und Wallis an die Eidgenossen, Waadtland, Gex und
Chablais an Bern verloren, doch kam Chablais 1564 gegen Verzicht auf Genf,
Waadtland und Wallis zurück. 1601 mussten die westlichen Gebiete Bresse, Bugey
(Burgey), Valromey und Gex, 1631 gegen einen Teil von Montferrat auch Pinerolo
(Pignerolo) und Perosa (Perusa) (bis 1696) an Frankreich abgetreten werden.
1713 wurden Teile von Montferrat und Mailand sowie das Königreich Sizilien
gewonnen, das jedoch bereits 1719/1720 unter Beibehaltung des Königstitels
gegen Sardinien (an Österreich) abgegeben werden musste (Königreich Sardinien
bzw. Sardinien-Piemont). 1738 wurden Novara und Tortona (Tartona), 1748 weitere
Gebiete erlangt. 1801 schied S. aus dem Reich aus. 1860 wurden das Stammland S.
sowie Nizza an Frankreich als Gegenleistung für die Hilfe gegen Österreich und
für die Einigung Italiens, dessen Könige die Familie seit 1861 stellte, überlassen.
L.: Zeumer 553 II b 36; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II
66 (1378) D6, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C6; Berthaut, H., La carte de
France 1750-1898, 1899; Hellmann, S., Die Grafen von Savoyen und das Reich bis
zum Ende der staufischen Periode, 1900; Kienast, W., Die deutschen Fürsten im
Dienst der Westmächte, Bd. 1ff. 1924ff.; Just, L., Das Haus Savoyen, 1940;
Bohner, T., Das Haus Savoyen, 1941; Hayward, F., Histoire de la maison de
Savoie, Bd. 1ff. 1941; Avezou, R., Histoire de la Savoie, 1963; Lequin,
C./Mariotte, J., La Savoie du moyen âge, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972, 248; Histoire de la Savoie, hg. v. Gichonnet, P., 1973;
Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1979, 1978; Boutier, R.,
Atlas historique français, 1979; Brondy, R. u. a., La Savoie, 1984; Demotz, B.,
Savoyen, LexMA 7 1995, 1415ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
105; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003;, 1, 187, 890; Demotz, B., Le comté de Savoie du XXe au XVe siècle,
2000. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sayn-Altenkirchen (Grafschaft, Reichsgrafschaft). Seit dem
12. Jahrhundert gehörte Altenkirchen im Westerwald zu der aus der Grafschaft im
Auelgau entstandenen Grafschaft Sayn. Seit dem frühen 17. Jahrhundert war es
Amtssitz. 1662 musste Graf Christian von Sayn-Wittgenstein-Sayn
(Sayn-Wittgenstein), der Altenkirchen 1642 besetzt hatte, dieses den Erbtöchtern
Sayns (Sayn-Wittgenstein-Sayns) zurückgeben. Seitdem war es Sitz der zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium zählenden Grafschaft S., die von 1662 bis 1741 den Herzögen von Sachsen-Eisenach, bis 1791 den Markgrafen
von Ansbach (Ansbach-Bayreuth), bis 1802 Preußen, bis 1815 Nassau
(Nassau-Usingen) und bis 1918/1946 Preußen zugehörte. Um 1800 umfasste das
Gebiet der Grafschaft zusammen mit Sayn-Hachenburg 5 Quadratmeilen und hatte
12000 Einwohner. Das Gebiet von S. enthielt die Städte und Ämter Altenkirchen
und Friedewald und die Ämter Freusburg und Bendorf. Altenkirchen kam 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 346; Zeumer 554 II b 63, 1; Wallner 703 WestfälRK 28a; Rausch, J.,
Geschichte des Kreises Altenkirchen, 1921; Gensicke, H., Landesgeschichte des
Westerwaldes, 2. A. 1987. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schaffhausen (Reichsstadt). An wichtigen Handelswegen
entstand um 1045 der Handelsplatz S. am Rhein. 1080 wurde der Ort dem 1049/1050
von Graf Eberhard von Nellenburg auf Eigengut gegründeten Benediktinerkloster
Allerheiligen übertragen, dessen Vogtei seit 1198 die Herzöge
von Zähringen und seit 1218 als deren Nachfolger die Staufer innehatten. 1190
bzw. 1218 erlangte der zur Stadt gewordene Ort Reichsunmittelbarkeit, 1277
eigene Gerichtsbarkeit. Von 1330 bis 1415 war S., das 1407 vom Kloster das
Schultheißenamt erwarb, an Habsburg verpfändet, kaufte sich aber nach dem
Zunftaufstand von 1411 im Jahre 1415 wieder frei. 1454 schloss es sich der
Eidgenossenschaft der Schweiz als zugewandter Ort an und trat ihr 1501 als zwölfter
Ort bei. 1491 erwarb die Stadt von den Landgrafen im Klettgau die
Blutgerichtsbarkeit über die meisten Vogteien im Mundat am Randen (Mundat von
Randen) und 1525 vom Hochstift Konstanz die Herrschaft Neunkirch-Hallau. 1529
wurde die Reformation eingeführt und das Kloster Allerheiligen, das seine
Herrschaftsrechte im 15. Jahrhundert an die Stadt abgetreten hatte, säkularisiert.
1656/1657 gewann S. von den Grafen von Sulz die Hochgerichtsbarkeit über den
oberen Klettgau, 1651/1723 von Österreich die Hochgerichtsbarkeit über einige
Vogteien im Hegau. 1798 wurde S. Teil der Helvetischen Republik, 1803/1815
Hauptstadt des neuen Kantons S. S. Schaffhausen (Kanton), Schaffhausen
(Reichskloster).
L.: Wolff 526; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) F1; Früh, K.,
Beiträge zur Stadtgeographie Schaffhausens, Diss. phil. Zürich 1950; Schib, K.,
Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen, 1972; Zotz, T., Schaffhausen,
LexMA 7 1995, 1434f.; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 546;
Schultheiss, M., Institutionen und Ämterorganisation der Stadt Schaffhausen 1400-1550,
2006. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schauen (Reichsherrschaft). Das Dorf S. am Harz
wurde 1530 von dem Kloster Walkenried an die Grafen von Stolberg-Wernigerode
verkauft und später wiederholt verpfändet. 1616 fiel es an das Domkapitel
Halberstadt, 1648 als unmittelbares Reichslehen an die Herzöge
von Braunschweig-Lüneburg und 1665/1672 an Waldeck. 1689 erwarb es der
hannoverische Kammerpräsident O. Grote, der im gleichen Jahre zum
Reichsfreiherren erhoben wurde. Die nicht einem Reichskreis zugeteilte
Reichsherrschaft gelangte 1808 an das Königreich Westphalen und 1815 an Preußen.
S. kam mit der Provinz Sachsen Preußens von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 501; Reinecke, A., Geschichte der freien Reichsherrschaft Schauen,
1889. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schauenburg (Freiherren, Reichsritter). Die wohl der
Dienstmannenschaft der Herzöge von Zähringen
entstammenden von S. saßen mindestens seit dem 12. Jahrhundert auf dem Schloss
S. oberhalb Gaisbachs (Oberkirch). Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren
von S. mit Gaisbach samt Sohlberg zum Ort (Bezirk) Ortenau des Kantons Neckar
bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben (1802 Franz Joseph
Wilhelm Eusebius S., Karl S., Johann Wilhelm Jakob S.). 1773 gehörten die
bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der
Ritterschaft immatrikulierten S. zum Ritterkreis Unterelsass.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 66; Schauenburg, R. Frhr.
v., Familiengeschichte der Reichsfreiherren von Schauenburg, 1954; Archiv der
Freiherren von Schauenburg, Oberkirch –
Urkundenregesten 1188-1803, bearb. v. Fischer, M., 2007.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schlawe (Land). S. links der Wipper entstand als
deutsche Siedlung an der Straße von Wollin nach Danzig südlich der slawischen
Burg und wurde Mittelpunkt eines Landes. 1347 kam es an die Herzöge von Pommern, 1945 fiel es unter die Verwaltung
Polens und gelangte damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an
Polen.
L.: Wolff 405; Stoebbe, A., Chronik der Stadtgemeinde Schlawe, 1897; Rosenow,
K., Heimatkunde des Kreises Schlawe, Teil 1ff. 1924ff. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schleiden (Herren, Grafschaft). 1121 wird die Burg
S. der Edelherren von Blankenheim in der nördlichen Eifel erstmals erwähnt.
Nach ihr nannten sich seit 1115 bzw. 1140 Herren von S., die von den Herren von
Blankenheim abstammten, in der Mitte des 13. Jahrhunderts die Herrschaft Jünkerath
durch Heirat erlangten und 1271 die Grafen von Luxemburg als Lehnsherren
anerkannten. 1435 starb die Familie im Mannesstamm aus. Die Töchter des letzten
Herren von S. waren mit Grafen von Nassau-Diez bzw. von Manderscheid
verheiratet. S. kam 1435 über eine Erbtochter an die Herren von Manderscheid,
1488 an die Linie Manderscheid-Schleiden, die 1487 durch Heirat Kronenburg und
Neuerburg, 1525 Kerpen und 1545 durch Erbfall die Grafschaft Virneburg (bis
1600/15/23) erwarb und am Ende des 16. Jahrhunderts die Reformation einführte.
1593 kam S. an die verschwägerten Grafen von der Mark (1602 Reichsgrafschaft
mit Sitz und Stimme im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis sowie später
im westfälischen Reichsgrafenkollegium), wobei 1610 Luxemburg die Lehnshoheit
gewann, sowie 1773 bis 1794 durch weibliche Erbfolge an die Herzöge von Arenberg. 1794 wurde es wie schon von 1682
bis 1697 von Frankreich besetzt. 1814 kam es mit 5 Quadratmeilen Gebiet an Preußen
(Rheinprovinz), 1946 S. an Nordrhein-Westfalen. S. a. Manderscheid-Schleiden.
L.: Wolff 368; Zeumer 554 II b 63, 28; Wallner 704 WestfälRK 30; Virmond,
Geschichte des Kreises Schleiden, 1898; Janssen, J., Das mittelalterliche
Schleiden, 1927; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im
Mittelalter 3, 1936; Neu, H., Der Kreis Schleiden, 1951; Heimatchronik des Kreises
Schleiden, bearb. v. Neu, H. u. a., 1954; Schüttler, A., Der Landkreis
Schleiden und seine geographische Struktur, Berichte zur deutschen Landeskunde
19 (1957), 111; Guthausen, K., Die Siedlungsnamen des Kreises Schleiden, 1967;
Schleiden. Geschichte - Sehenswürdigkeiten - Landschaft, 1981.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schlesien (Herzogtum, Kronland). Das Gebiet an der
mittleren und oberen Oder zwischen Sudeten, Mährischer Pforte, Beskiden, der
Wasserscheide zwischen Oder und Warthe sowie der Bartsch-Obra-Niederung war zunächst
von Skythen und Kelten besiedelt, wurde aber schon vor der Zeitenwende von den
germanischen Vandalen eingenommen. Deren links der Oder um den Zobten ansässiger
Teilstamm der Silingen wurde in allmählicher Ausdehnung namengebend für das
gesamte Gebiet. Nach dem Abzug der Germanen im 5. Jahrhundert drangen Slawen
ein. Im 10. Jahrhundert unterstand S. Böhmen, seit etwa 990 (bis auf das
Glatzer Land) Polen, wobei Polen eine Art Oberhoheit des Reichs anerkannte,
wodurch S. in eine mittelbare Verbindung zum deutschen Reich kam. Im Jahre 1000
wurde unter Mitwirkung Kaiser Ottos III. das Bistum Breslau gegründet und dem
Erzbistum Gnesen unterstellt. 1138 entstand durch Erbteilung der Piasten
(Polen) das piastische Teilfürstentum (Krakau mit) S. mit einem eigenen Herzog,
der allerdings schon 1146 zu seinen staufischen Verwandten vertrieben wurde.
Von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurückgeführt, teilte sich das Herzogshaus
1173/1202 in die zwei Linien Breslau (mit Liegnitz;, Breslau, Oppeln,
Niederschlesien;, Mittelschlesien und teilweise Oberschlesien) bzw. Schlesien
bzw. Niederschlesien und das unbedeutendere restliche Oberschlesien (mit
Ratibor, Beuthen, Teschen und Pless, 1201 Oppeln) bzw. Oppeln, wobei beide,
seit 1202 unabhängige Teile dem Reich tributpflichtig waren (und König Rudolf
von Habsburg 1280 sogar die vasallitische Huldigung, die Schlesien unter die
Reichsfürstentümer einfügte, erreichte). Zahlreiche Einwanderer aus Sachsen und
Thüringen verstärkten die Beziehungen zum Reich. Seit 1249 bzw. 1251 entstanden
durch Erbteilungen in Niederschlesien die Teilherzogtümer Breslau, Liegnitz und
Glogau, 1278 Jauer, 1281 Schweidnitz. Glogau seinerseits zerfiel in Sagan,
Steinau und Oels. Dazu kamen Brieg und Münsterberg. In Oberschlesien entstanden
1281 die Herzogtümer Oppeln, Ratibor und Teschen. Weitere Teilungen und
Vereinigungen folgten ([Cosel] Kosel, Beuthen, Falkenberg, Groß Strehlitz
[Strehlitz] [1313-1460], Troppau). Daneben besaß der Bischof von Breslau das Fürstentum
Neiße. 1327/1329 unterstellten sich, nachdem schon Wenzel III. seit 1300 über sämtliche
oberschlesische Herzogtümer hatte verfügen können, alle oberschlesischen und
bis auf Schweidnitz-Jauer, die 1353 durch Heirat Annas von Schweidnitz-Jauer an
Kaiser Karl IV. kamen, alle niederschlesischen Herzöge,
die insgesamt alle die deutsche Zuwanderung förderten, zum Schutz vor Polen der
Lehnshoheit der zum deutschen Reich gehörigen Krone von Böhmen, die 1306/1310
an das Haus Luxemburg gekommen war (1327 Teschen, Falkenberg, Cosel-Beuthen,
Auschwitz, Ratibor, Oppeln und Breslau, 1329 Sagan, Oels, Steinau,
Liegnitz-Brieg, 1331 Glogau, 1336 Münsterberg [, 1342 das Bistumsland Neiße-Ottmachau]).
Umgekehrt verzichteten die Könige von Polen 1335, 1339, 1356 und 1372 auf ihre
Ansprüche auf S., das nunmehr nicht mehr über Polen, sondern - neben den Akten
von 1163 und 1280 - über Böhmen dem Reich verbunden war. Im Verhältnis zu Böhmen
standen dabei lehnsrührige schlesische Herzöge
neben eigenen Erbfürstentümern der Krone Böhmens (1462 Troppau, Münsterberg,
Oels, Glatz, 1475 Sagan, 1523 Jägerndorf, 1551 Beuthen). Im 15. Jahrhundert
fielen Teile Oberschlesiens an Polen, 1482 Crossen an Brandenburg und 1472
Sagan an Sachsen (bis 1549). Dagegen wurde Troppau neu zu S. gezählt. 1526
gelangte ganz S. mit Böhmen im Erbwege an Habsburg bzw. Österreich, das seit
1570/1621 die Gegenreformation des von 1522 bis 1555 zu neun Zehnteln
protestantisch gewordenen Landes durchführte. Dabei waren Schweidnitz-Jauer, Glatz,
Breslau, seit 1532 Oppeln-Ratibor, Teschen, Neiße und seit 1544 Glogau Erbfürstentümer
Österreichs, während die übrigen Herzogtümer nur in Lehnsabhängigkeit standen.
Brandenburg erhob auf Grund eines 1537 geschlossenen, 1546 aber für nichtig
erklärten Erbvertrags Ansprüche auf Liegnitz, Brieg, Wohlau und das 1621 in
Vollstreckung der Reichsacht Georg von Brandenburg entzogene Jägerndorf, wurde
1686 durch Überlassung des Kreises Schwiebus zur Aufgabe seiner Ansprüche
veranlasst, gab den Kreis aber 1695 gegen Geldentschädigung zurück. Nach dem
auf dieser Grundlage zwischen König Friedrich dem Großen von Preußen und
Erzherzogin Maria Theresia von Österreich geführten ersten schlesischen Krieg
kamen (1742/1744) Niederschlesien, große Teile Oberschlesiens und die
Grafschaft Glatz Böhmens an Preußen, während die südwestlichen Teile der Fürstentümer
Neiße, Troppau und Jägerndorf und die Fürstentümer Teschen und Bielitz (etwa
ein Sechstel) bei Österreich blieben und zunächst als Herzogtum Oberschlesien
und Niederschlesien eingerichtet und von 1782 bis 1849 mit Mähren vereinigt
wurden, aber ab 1849 als Herzogtum S. ein durch einen Landespräsidenten in
Troppau verwaltetes österreichisches Kronland S. (Österreichisch-Schlesien) mit
der Hauptstadt Troppau bildeten. Die Teilungen Polens brachten eine
Verbreiterung der Landbrücke zu den anderen preußischen Ostprovinzen. 1815
wurde die aus den 1742 erworbenen schlesischen Gebieten und der Grafschaft
Glatz gebildete Provinz S. Preußens um Teile der Oberlausitz erweitert. Durch
die Industrialisierung wurde sie eine der reichsten Provinzen und wurde 1919 in
Oberschlesien und Niederschlesien geteilt. 1918/1919 kam das Kronland S. Österreichs
(Österreichisch-Schlesien), vergrößert um das bis dahin preußische Ländchen
Hultschin (Hultschiner Ländchen) und verkleinert um den 1922 an Polen fallenden
Ostteil des Teschener Gebiets (Ostoberschlesien) an die Tschechoslowakei, 1938
zum Gau Sudetenland. An Polen fielen Gebiete der niederschlesischen Kreise
Guhrau, Militsch, Groß Wartenberg (Großwartenberg) und Namslau (512
Quadratkilometer mit 26000 Einwohnern) und Teile Oberschlesiens. 1934/1938
wurden die seit 1919 bestehenden preußischen Provinzen Oberschlesien und
Niederschlesien (26981 Quadratkilometer, 3,204 Millionen Einwohner, Regierungsbezirke
Breslau und Liegnitz) vereinigt. 1939 wurden Ostoberschlesien, das Olsagebiet
und weitere Grenzgebiete Polens S. eingegliedert. 1941 wurde S. wieder in die
Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien geteilt. 1945 kam S. mit Ausnahme
des kleinen Gebiets westlich der Lausitzer Neiße (Hoyerswerda, Görlitz,
Rothenburg), das von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel,
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen
Einheit an Polen. Die deutsche Bevölkerung wurde überwiegend vertrieben. S. a.
Beuthen, Bielitz, Breslau, Brieg, Falkenberg, Glatz, Glogau, Goschütz,
Hultschin (Hultschiner Ländchen), Jägerndorf, Jauer, Kosel (Cosel), Liegnitz,
Militsch, Münsterberg, Neiße, Niederschlesien, Oberschlesien, Oels, Oppeln,
Pless, Ratibor, Sagan, Schweidnitz, Steinau, Strelitz, Teschen, Trachenberg,
Troppau, Wartenberg, Wohlau.
L.: Wolff 472ff.; Birke, E., Schlesien, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3, III 22 (1648) H3; Die
Territorien des Reichs 2, 102; Scriptores rerum Silesiacarum, Bd. 1ff. 1835ff.;
Codex diplomaticus Silesiae, Bd. 1ff. 1857ff.; Triest, F., Topographisches
Handbuch von Oberschlesien, 1864, Neudruck 1984; Grünhagen, C., Geschichte
Schlesiens, Bd. 1ff. 1884ff.; Schlesische Landeskunde, hg. v. Frech,
F./Kampfers, F., Bd. 1ff. 1913; Kutscha, A., Die Stellung Schlesiens zum
deutschen Reich im Mittelalter, 1922; Loewe, V., Bibliographie zur schlesischen
Geschichte, 1927; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt,
B., 10 He. 1930ff.; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches Ortsnamenbuch,
1932ff.; Holtzmann, R., Schlesien im Mittelalter, (in) Deutschland und Polen,
hg. v. Brackmann, A., 1933; Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. d.
hist. Kommission für Schlesien, 1933; Geschichte Schlesiens, hg. v. Aubin, H.,
Bd. 1 1938; Bellée, H./Belée-Vogt, L., Oberschlesische Bibliographie, Bd. 1ff.
1938; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E., Bd. 1 1939; Grögler, A., Das Landkartenwesen
von Mähren und Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts, 1943; Kaps, J., Die
Tragödie Schlesiens 1945-46, 1952; Rister, E., Schlesische Bibliographie, Bd.
1ff. 1953ff.; Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost- und
Mitteleuropa, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene, Bd. 1 1953;
Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Kuhn, W., Siedlungsgeschichte
Oberschlesiens, 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen
Ostsiedlung, 1958; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 27;
Schlesisches Urkundenbuch, hg. v. Appelt, H., 1963ff.; Niederschlesien unter
polnischer Verwaltung, hg. v. Bahr, E./König, K., 1967; Rückert, H., Entwurf
einer systematischen Darstellung der schlesischen Mundart im Mittelalter, 1971;
Bahr, E. u. a., Oberschlesien nach dem Zweiten Weltkrieg. Verwaltung, Bevölkerung,
Wirtschaft, 1975; Stüttgen, D., Schlesien, (in) Grundriss der deutschen
Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Schlesien im 18.
Jahrhundert (Karte 1:500000); Menzel, J., Formen und Wandlungen der
mittelalterlichen Grundherrschaft in Schlesien, (in) Die Grundherrschaft im späten
Mittelalter, Bd. 1 hg. v. Patze, H., 1983; Geschichtlicher Atlas von Schlesien,
hg. v. Petry, L./Menzel, J., 1985; Loebel, H., Schlesien, 1987; Sommer, F., Die
Geschichte Schlesiens, 1987; Trux, E., Schlesien in der Biedermeierzeit, 1987;
Geschichte Schlesiens, Bd. 1 Von der Urzeit bis zum Jahre 1526, hg. v. Petry,
L., 5. A. 1988, Bd. 2 Die Habsburger Zeit 1526-1740, hg. v. Petry, L., 2. A.
1988, Bd. 3 Preußisch-Schlesien 1740-1945, Österreichisch-Schlesien
1740-1918/45, hg. v. Menzel, J., 1999; Weber, M., Das Verhältnis Schlesiens zum
Alten Reich in der frühen Neuzeit, 1989; Kontinuität und Wandel, hg. v.
Baumgart, P., 1990; Weber, M., Das Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich, 1992;
Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994; Schlesisches Städtebuch, hg. v. Johanek,
P. u. a., 1995; Menzel, J., Schlesien, LexMA 7 1995, 1481ff.; Schlesien und die
Schlesier, hg. v. Bahlcke, J., 1996; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption,
1999, 205; Hofmann, A., Die Nachkriegszeit in Schlesien, 2000; Bartosz,
J./Hofbauer, H., Schlesien, 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 895; Filip, V. u. a., Schlesien, Georg
von Podiebrad und die römische Kurie, 2005; Rüther, A., Region und Identität,
2010. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schleswig (Herzogtum, Residenz). Seit
karolingischer Zeit war das Gebiet an Eider und Schlei zwischen Dänemark und
dem fränkisch-deutschen Reich umstritten. Zwischen 1025 und 1035 verzichtete
Kaiser Konrad II. hierauf. Etwa zu dieser Zeit übernahm die nördlich der Schlei
gelegene Siedlung S. die vorher dem südlich der Schlei gelegenen Handelsplatz
Haithabu zugekommene Vorortstellung. Seit Ende des 11. Jahrhunderts/Anfang des
12. Jahrhunderts setzte der König von Dänemark Verwandte als Statthalter (lat.
praefectus, dän. jarl) für dieses Gebiet (Südjütland) ein. Dem Statthalter Knut
Laward (1115-1131) gelang es seit 1115, seine Herrschaft auch über die
slawischen Abodriten im östlichen Holstein (Wagrien) auszudehnen. Schon im 12.
Jahrhundert und dann seit 1232 trug der Statthalter den Titel Herzog (lat. dux)
und behauptete mit Hilfe der seit 1237 verschwägerten Grafen von Holstein aus
dem Haus Schauenburg (Schaumburg) die relative Selbständigkeit Schleswigs gegenüber
Dänemark (1261 Erblichkeit als Fahnenlehen Dänemarks). 1326 erzwang Graf
Gerhard III. von Holstein den Ausschluss der einheitlichen Herrschaft über Dänemark
und S. und sicherte sich 1330 eine Anwartschaft auf das (staatsrechtlich) damit
von Dänemark getrennte S. 1375 starb das dänisch-schleswigsche Herzogshaus aus.
1386 erlangte der Graf von Holstein das Herzogtum S. als Lehen Dänemarks.
Seitdem blieben S. und das vom Reich lehnbare Holstein in fester
staatsrechtlicher Verbindung (Schleswig-Holstein). 1440 musste der König von Dänemark
den Grafen von Holstein die erbliche Belehnung mit dem Herzogtum S. Dänemarks
zugestehen. 1448 veranlasste der Graf von Holstein die Wahl seines Neffen
Christian von Oldenburg zum König von Dänemark (Christian I.). Als mit Adolf
VIII. das Haus Schauenburg (Schaumburg) der Grafen von Holstein und Herzöge von S. 1459 ausstarb, wählten die Stände am 2.
3. 1460 König Christian I. von Dänemark, Graf von Oldenburg, zum Herzog von
Schleswig (Personalunion Dänemarks mit Schleswig-Holstein). 1474 erhob Kaiser
Friedrich III. Holstein, Dithmarschen, Wagrien und Stormarn zum
reichsunmittelbaren Herzogtum. Nach Christians Tode 1481 wählten die Stände
seine beiden Söhne (König Johann von Dänemark und Friedrich) zu Landesherren.
1490 teilten beide das Land bei ideeller Einheit in einen königlichen
(Segeberger) Anteil und einen herzoglichen (Gottorper [Gottorfer]) Anteil in
bunter Gemengelage. Friedrich wurde 1524 zum König von Dänemark gekrönt und
vereinigte die Herzogtümer Schleswig und Holstein wieder.
L.: Falck, N., Das Herzogtum Schleswig in seinem gegenwärtigen Verhältnis zu
dem Königreich Dänemark und zu dem Herzogtum Holstein, 1816, Neudruck 2008;
Sach, A., Geschichte der Stadt Schleswig nach urkundlichen Quellen, 1875;
Philippsen, H., Kurzgefasste Geschichte der Stadt Schleswig, 1926; Brandt, O.,
Geschichte Schleswig-Holsteins, 6. A. 1966; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte
Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Greve, K., Zentrale Orte im Herzogtum
Schleswig, 1987; Die Stadt im westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 47; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 905;
Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von
Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schleswig-Holstein (Herzogtümer, Land, Provinz). 1326
erzwang Graf Gerhard III. von Holstein den Ausschluss der einheitlichen
Herrschaft über Dänemark und Schleswig. Nach Aussterben des dänisch-schleswigschen
Herzogshauses 1375 erlangte er 1386 das Herzogtum Schleswig als Lehen Dänemarks.
Seitdem blieben Schleswig als Lehen Dänemarks und Holstein als Lehen des
Reiches in fester staatsrechtlicher Verbindung. Nach dem Aussterben der
schauenburgischen (schaumburgischen) Grafen von Holstein und Herzöge von Schleswig kamen Schleswig und Holstein
1459/1460 auf Grund des Vertrages von Ripen an den König von Dänemark aus dem
Haus Oldenburg (Christian I.), das 1448 den dänischen Thron bestiegen hatte.
1474 erhob Kaiser Friedrich III. Holstein, Dithmarschen, Wagrien und Stormarn
zum reichsunmittelbaren Herzogtum, doch blieb Dithmarschen zunächst die Unabhängigkeit.
Nach einer vorübergehenden Teilung (1490 königlicher Segeberger und
herzoglicher Gottorper [Gottorfer] Anteil bei ideeller Einheit) der seitdem in
Personalunion beherrschten Länder Schleswig und Holstein wurden diese 1524
unter Dänemark wieder vereinigt. Seit 1528 wurde die Reformation eingeführt. König
Friedrichs Sohn Christian III. teilte 1544 Schleswig-Holstein in bunter
Gemengelage mit seinen zwei Stiefbrüdern in drei Herrschaftsbereiche, wodurch
erneut ein königlicher (und 1580 ein herzoglicher) Landesteil entstand. Zum
Gottorper (Gottorfer) Anteil des jüngsten Bruders Adolf gehörten unter anderem
Apenrade, Südschleswig, Stapelholm, Husum, Eiderstedt, Kiel, Neumünster,
Oldenburg in Holstein, Cismar, Neustadt, Trittau und Reinbek (Reinbeck), zum
Haderslebener, 1581 aufgeteilten Anteil Herzog Johanns des Älteren Hadersleben,
Rendsburg (1581 königlich), Tondern, Lügumkloster, Fehmarn (1581 herzoglich),
zum königlichen Sonderburger Anteil Christians und später Friedrichs II. Alsen,
Aerö (Arrö), Flensburg, Bredstedt und holsteinische Gebiete um Segeberg,
Oldesloe, Plön, Steinburg, Reinfeld und Ahrensbök. König und Herzog wechselten
sich in der gemeinschaftlichen Regierung beider Länder ab. Gemeinsam
unterwarfen die drei Brüder 1559 Dithmarschen und teilten es auf. 1581 wurde
der Haderslebener Anteil Johanns des Älteren zwischen König Friedrich II. und
Herzog Adolf von Gottorp (Gottorf) geteilt. König Christians III. Sohn und
Nachfolger trat seinem Bruder Herzog Johann dem Jüngeren, der 1581 Reinfeld,
Sundewitt und Rude-Kloster erhalten hatte, ein Drittel des Sonderburger Anteils
ab (Sonderburg, Norburg, Aerö [Arrö], Plön, Ahrensbök). Diese Teilung wurde von
den Ständen nicht anerkannt, so dass die sog. abgeteilten Herren, die beim Tode
Johanns des Jüngeren die bis zum 18. Jahrhundert weitgehend aussterbenden
Linien Schleswig-Holstein-Sonderburg (Sonderburg), Schleswig-Holstein-Norburg
(Norburg), Schleswig-Holstein-Glücksburg (Glücksburg) und Schleswig-Holstein-Plön
(Plön) bildeten, von denen Schleswig-Holstein-Sonderburg (Sonderburg) 1623 sich
nochmals in Schleswig-Holstein-Augustenburg (Augustenburg) und
Schleswig-Holstein-Beck (Beck-Glücksburg) teilte, keine Landesherrschaft in
ihren Gebieten hatten. Seit 1565 begann unter Herzog Adolf von Gottorp
(Gottorf) die eigenständige Politik der Herzöge
von Schleswig. 1640 fiel die (schauenburgische [schaumburgische]) Grafschaft
Pinneberg beiden Hauptlinien an. 1665 wurde die Universität Kiel gegründet.
1658 erzwang der Herzog von Gottorp (Gottorf) den Verzicht Dänemarks auf die
Souveränität über den herzoglichen Anteil in Schleswig, wogegen Dänemark später
militärisch wie politisch vorging, so dass schließlich 1721 der König von Dänemark
als alleiniger Landesherr von den Ständen anerkannt und das Haus Gottorp
(Gottorf) auf den zersplitterten herzoglichen Anteil in Holstein beschränkt
wurde. 1767/1773 gaben die Herzöge von Gottorp
(Gottorf), die 1762 die Krone Russlands gewonnen hatten, ihre Herrschaft über
Holstein auf und erhielten dafür Oldenburg und Delmenhorst. Die nun wieder
geeinten Herzogtümer Schleswig und Holstein gehörten zu Dänemark, waren aber
verwaltungsmäßig selbständig. 1806 blieb S. bei Dänemark. Der Wiener Kongress
von 1815 erklärte Holstein zum Glied des Deutschen Bundes. In der Folge begann
Dänemark, Schleswig enger mit Dänemark zu verbinden und dadurch von Holstein zu
trennen. 1846 erklärte der König Schleswig als zu Dänemark gehörig, so dass
eine Beschränkung des Erbrechts der Linie Schleswig-Holstein-Augustenburg
(Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg) auf Holstein in Aussicht stand.
1848 fielen beide Herzogtümer von Dänemark ab. Am 12. 4. 1848 wurde Schleswig
in den Deutschen Bund aufgenommen. 1850 setzte sich Dänemark aber vollständig
durch und gab am 15. 2. 1854 Schleswig und am 11. 6. 1854 Holstein eine
Verfassung. Nach weiteren Streitigkeiten, in deren Verlauf beim Aussterben der
königlichen Linie 1863 die allein verbleibenden Linien
Schleswig-Holstein-Augustenburg (Augustenburg) und
Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (Beck-Glücksburg) der Sonderburger
Linie Erbansprüche erhoben, und dem deutsch-dänischen Krieg von 1864 musste Dänemark
am 30. 10. 1864 S. und Lauenburg an Preußen und Österreich abtreten, die es zunächst
gemeinsam verwalteten. 1866 musste Österreich, das ein schleswig-holsteinisches
Herzogtum befürwortet hatte, sein Einverständnis mit der Einverleibung
Schleswig-Holsteins in Preußen erklären. Die Erbansprüche des Großherzogs von
Oldenburg wurden durch Geld und das holsteinische Amt Ahrensbök abgefunden.
1920 fiel Nordschleswig auf Grund einer Abstimmung, bei der sich 75000 Stimmen
für Dänemark und 25000 für Deutschland aussprachen, an Dänemark. 1937 wurde Lübeck
mit S. und Altona mit Hamburg vereinigt. 1945 kam ein der Stadt Ratzeburg gegen
Osten hin vorgelagertes kleines Gebiet mit Ziethen, Bäk und Mechow von
Mecklenburg an Schleswig-Holstein. 1946 wurde durch Verordnung der britischen
Militärregierung aus der Provinz S. Preußens das Land S. gebildet.
L.: Scharff, A., Schleswig-Holstein, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Die Territorien des Reichs 2, 140; Bauer 1, 687; Geerz, F., Geschichte der
geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des 15.
Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Carstens, W., Die Landesherrschaft der
Schauenburger und die Entstehung der landständischen Verfassung in
Schleswig-Holstein, Zs. der ges. f. schlesw.-holst. Gesch. 55 (1926), 287;
Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Pauls, V./Klose, O., 1934ff.; Schott,
C., Beiträge zur Landeskunde von Schleswig-Holstein, 1953; Kellenbenz, H., Die
Herzogtümer vom Kopenhagener Frieden bis zur Wiedervereinigung Schleswigs
1660-1721, 1960; Schleswig-Holstein, hg. v. Thiede, K., 1962; Handbuch der
historischen Stätten, Schleswig-Holstein und Hamburg, hg. v. Klose, O., 3. A.
1976; Dankwerth, C., Die Landkarten von Johann Mejer Husum aus der neuen
Landesbeschreibung der zwei Herzogtümer Schleswig und Holstein 1652, neu hg. v.
Domeiner, K./Haak, M., 1963; Brandt, O., Geschichte Schleswig-Holstein, 6. A.
1966; Kahlfuss, H., Landesaufnahme und Flurvermessungen in den Herzogtümern
Schleswig, Holstein, Lauenburg vor 1864, 1969; Jürgensen, K., Die Gründung des
Landes Schleswig-Holstein nach dem zweiten Weltkrieg, 1969; Klose, O.,
Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 1ff. 1980ff.; Brandt, O./Klüver, W.,
Geschichte Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Prange, W., Die Entwicklung der
adligen Eigenwirtschaft in Schleswig-Holstein, (in) Die Grundherrschaft im späten
Mittelalter, Bd. 1, hg. v. Patze, H., 1983; Hildebrandt, F., Die
Nachbarschaften in Angeln vom 17. bis 19. Jahrhundert, 1985; Koch, J.,
Schleswig-Holstein, 1986; Opitz, E., Schleswig-Holstein, 1988;
Schleswig-Holsteins Weg in die Moderne, hg. v. Paetau, R., 1988; Fuhrmann, K.,
Die Auseinandersetzung zwischen königlicher und gottorfischer Linie in den
Herzogtümern Schleswig und Holstein in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts,
1990; Albrechtsen, E., Über die rechtliche Stellung des Herzogtums Schleswig im
Spätmittelalter, FS E. Hoffmann, 1992, 155; Schleswig-Holstein. Eine politische
Landeskunde, red. v. Wenzel, R., 1992; Bremicker, S., Schleswig-Holstein als
Kondominium, 1994; Hoffmann, E., Schleswig, LexMA 7 1995, 1484ff.; Geschichte
Schleswig-Holsteins, hg. v. Lange, U., 1996; Hagelstein, K., Die Erbansprüche
auf die Herzogtümer Schleswig und Holstein 1863/64, 2003; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit Band 9 Dänemark und Schleswig-Holstein, hg.
v. Tamm, D., 2008; Bernstein, A., Die Gebietsreform in Schleswig-Holstein,
2010. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schleswig-Holstein-Augustenburg (Herzöge). S. war im 18. Jahrhundert eine Nebenlinie der Herzöge von Schleswig-Holstein-Sonderburg (Schleswig-Holstein). Sie entstand (1623) nach Alexander, einem Sohn Johanns des Jüngeren aus der Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schleswig-Holstein-Beck (Herzöge). S. war im 18. Jahrhundert eine Nebenlinie der Herzöge von Schleswig-Holstein-Sonderburg (Schleswig-Holstein). Sie entstand (1623) nach Alexander, einem Sohn Johanns des Jüngeren aus der Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schleswig-Holstein-Eutin (Herzöge).
S. war eine nach der Reformation des Hochstifts Lübeck gebildete Linie der Herzöge von Schleswig-Holstein, die dadurch entstand,
dass seit 1586 die nunmehr weltlichen Fürstbischöfe von Lübeck aus dem Hause
Schleswig-Holstein-Gottorp (Gottorf) kamen. 1773 wurde das Hochstift mit dem
Herzogtum Oldenburg vereinigt, 1803 säkularisiert und Oldenburg zugeteilt. 1937
kam der oldenburgische Landesteil Eutin/Lübeck an die Provinz
Schleswig-Holstein Preußens. S. Eutin, Lübeck.
L.: Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums Lübeck, 1901;
Peters, G., Geschichte von Eutin, 1958. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schleswig-Holstein-Gottorp(-Oldenburg), Schleswig-Holstein-Gottorf (Herzogtum),
(Schleswig-Holstein-Gottorp-Oldenburg),. Nachdem 1460 Schleswig und Holstein
auf Grund des Vertrages von Ripen an das 1448 in Dänemark an die Macht gelangte
Haus Oldenburg gekommen waren und 1490 und 1544/1581 Schleswig und Holstein
zwischen dem König von Dänemark und dem Herzog von Gottorp (Gottorf) in bunter
Gemengelage geteilt worden waren, bildete der herzogliche Anteil das Herzogtum
S. (Schleswig-Holstein-Gottorf). Ab 1721 verblieb dem Haus Gottorp (Gottorf)
nur noch der holsteinische Anteil des Herzogtums als Herzogtum Holstein-Gottorp
(Gottorf). 1767/1773 gaben die Herzöge von
Gottorp (Gottorf), von denen 1767 Karl Peter Ulrich als Peter III. den Thron
von Russland bestieg, ihre Herrschaft in Schleswig-Holstein zugunsten Dänemarks
auf. Die sog. bischöfliche Linie der Gottorper (Gottorfer), die das Hochstift Lübeck
mit Eutin innehatte, erhielt durch Vertrag Oldenburg. Um 1800 umfasste das
Gebiet des zum niedersächsischen Reichskreis zählenden Herzogtums etwa 70
Quadratmeilen. S. Holstein, Oldenburg.
L.: Großer Historischen Weltatlas III 22 (1648) D 1.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schleswig-Holstein-Kiel (Herzogtum). 1721 wurde das im 13. Jahrhundert (1233-1242) begründete Kiel Hauptresidenz der Herzöge von Gottorp (Gottorf). Seit 1762 wurde, nachdem Karl Peter Ulrich als Peter III. den Thron von Russland bestiegen hatte, der Gottorper (Gottorfer) Anteil Schleswig-Holsteins von Sankt Petersburg aus regiert. 1773 wurde vertraglich das gottorpsche (gottorfsche) Restland an Dänemark übertragen. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schleswig-Holstein-Norburg (Herzöge). Herzog Johanns des Jüngeren (Linie Sonderburg) Sohn Friedrich begründete die Linie S. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schleswig-Holstein-Wiesenburg (Herzöge, herzogliche Linie). S. war im 18. Jahrhundert eine Nebenlinie der Herzöge von Schleswig-Holstein. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schuttern (Reichsabtei). Das Benediktinerkloster
S. an der S. bei Lahr wurde wohl vor 753 gegründet. 817 wurde es unter den 14
reichsten Reichsabteien genannt. Kaiser Otto II. gewährte ihm 975 das Recht der
freien Wahl des Abtes. 1009 kam es durch König Heinrich II. an das Hochstift
Bamberg. Vögte waren zunächst die Herzöge von Zähringen,
dann die Herren von Tiersburg bzw. Diersburg (1235), die Herren von Geroldseck
(1377), welche die Stadt S. errichteten, sowie die Pfalzgrafen bei Rhein
(1486/1495). 1805 fiel das in die Reichsmatrikel von 1521 aufgenommene, in der
Ortenau, im Breisgau, im Elsass, in Schwaben und in Lothringen begüterte
Kloster an Baden, das es am 31. 8. 1806 aufhob. Mit Baden kam S. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Heizmann, L., Benediktinerabtei Schuttern in der Ortenau, 1915;
Andermann, K., Schuttern, LexMA 7 1995, 1593f. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schweiz (Land). Nach der Aufteilung des
karolingischen Reiches gehörte das Gebiet der späteren S. im westlichen Teil zu
Burgund, im östlichen Teil zum deutschen Reich. 1032/1033 kam das Königreich
Burgund zum Reich. 1127 traten die Herzöge von Zähringen,
die während des Investiturstreites Zürich als Reichslehen gewonnen hatten, als
Rektoren von Burgund die Nachfolge der ausgestorbenen Grafen von Burgund an.
Bei ihrem Aussterben 1218 zerfiel ihr Herrschaftsgebiet in teilweise
reichsunmittelbare Teilherrschaften. 1231 kaufte König Heinrich (VII.) zur
Sicherung des Gotthardpasses den Grafen von Habsburg, die über die Grafen von
Kiburg (Kyburg) das Erbe der Herzöge von Zähringen
erlangt hatten, die Leute von Uri ab und versprach ihnen ewige
Reichsunmittelbarkeit. 1240 erlangten die Leute von Schwyz ein ähnliches
Privileg von Kaiser Friedrich II., konnten sich aber gegen Habsburg nicht
durchsetzen. Am Anfang des Monats August 1291 schlossen sich wenige Tage nach
dem Tod Rudolfs von Habsburg die drei im ehemaligen Herzogtum Schwaben
gelegenen Landschaften (Waldstätte) Uri mit Altdorf, Schwyz mit Schwyz und
Unterwalden (Nidwalden mit Stans und Obwalden mit Sarnen) in einem ewigen Bündnis
gegen die Grafen von Habsburg und jede andere herrschaftliche Einmischung
zusammen. König Heinrich VII. dehnte am 3. 6. 1309 die Reichsunmittelbarkeit
auf Unterwalden aus. Das Gebiet der drei Bündnispartner wurde ein einem
Reichsvogt unterstellter Gerichtsbezirk. Als die Herzöge
von Österreich aus dem Hause Habsburg auf Grund eines Überfalles von Schwyz auf
Kloster Einsiedeln gegen die Schwyzer militärisch vorgingen, wurden sie am 15.
11. 1315 bei Morgarten besiegt. Als Eidgenossen bekräftigten Schwyz, Uri und
Unterwalden (Waldstätte), auf die bald auch der Name der Schwyzer (Switenses,
Swicenses, Anfang 14. Jahrhundert Sweizer) allgemein überging, daraufhin ihren
Bund. 1318 begaben sich die Herzöge ihrer gräflichen
Rechte. Bald verlor der Reichsvogt seine Bedeutung. 1332 schloss sich Luzern
dem Bund an, 1351 die freie Reichsstadt Zürich, 1352 Glarus und Zug, 1353 das
1218 Reichsstadt gewordene Bern (achtörtiger Bund, Eidgenossenschaft der acht
alten Orte, Bezeichnung als Orte seit 1426). 1386 und 1388 wurde Habsburg bei
Sempach und Näfels erneut geschlagen. 1411 schloss sich Appenzell, das der
Herrschaft Sankt Gallens entkommen wollte, an, 1415 wurde der restliche Aargau als
Untertanenland einverleibt. Im Süden griff Uri nach dem Wallis, dem Urserental
und dem Tessin aus. 1450 wurde nach einer durch den Streit um Toggenburg ausgelösten
Entfremdung Zürich zurückgewonnen, 1460 dem habsburgischen Erzherzog von Tirol
der Thurgau entrissen. 1481 wurden Freiburg und Solothurn aufgenommen, womit
die Eidgenossenschaft erstmals über den deutschsprachigen Raum hinausgriff.
1495 lehnten die Eidgenossen Beschlüsse des Reichstags, die sie mit der Einführung
des gemeinen Pfennigs und des Reichskammergerichts an das Reich binden wollten,
ab. 1499 lösten sie sich tatsächlich vom Reich. 1501 zwangen sie Basel und
Schaffhausen zum Eintritt. 1513 wurde Appenzell als 13. Ort aufgenommen.
1512/1526 wurde ein Teil der Lombardei (Tessin, Veltlin), 1563 von Bern das
Waadtland gewonnen. Die durch die Reformation (Zwingli, Calvin) drohende
Spaltung konnte verhindert werden, doch wurde die S. konfessionell gespalten,
wobei sieben Orte katholisch blieben. 1648 schied die Eidgenossenschaft mit 13
Orten und 10 zugewandten Orten (Reichsabtei und Stadt Sankt Gallen, Biel,
Rottweil, Mülhausen, Genf, Neuenburg, Hochstift Basel [1579], Wallis, Graubünden)
aus dem Reich aus, dem seitdem aus dem betreffenden Gebiet nur noch der
Reichsabt von Sankt Gallen und der Bischof von Basel angehörten. Die einzelnen
Orte entwickelten bis zum 17. Jahrhundert überwiegend eine aristokratische
Verfassung und verwalteten ihre Landgebiete wie die ihnen gemeinsam gehörenden
Gebiete in deutlicher Abhängigkeit. 1798 griff auf Ruf der Anhänger der
revolutionären Ideen Frankreich ein und errichtete die Helvetische Republik.
Seitdem heißen die Orte Kantone. Mülhausen, das Hochstift Basel, Biel,
Neuenburg und Genf kamen zu Frankreich, das Veltlin zur Zisalpinischen
Republik. Auf Grund eines Aufstands gab Napoleon am 19. 2. 1803 eine neue
Verfassung für die 13 alten und 6 neuen Kantone (Sankt Gallen, Graubünden,
Aargau, Thurgau, Tessin und Waadt). Wallis wurde verselbständigt und 1810
Frankreich einverleibt, Neuenburg von 1806 bis 1813 ein Fürstentum des französischen
Marschalls Berthier. 1814 kamen die von Frankreich entrissenen Gebiete mit
Ausnahme Veltlins zurück. Das Hochstift Basel fiel an Bern. Genf, Wallis und
Neuenburg vermehrten die Zahl der Kantone auf 22. 1815 wurde die dauernde Neutralität
des am 7. 8. 1815 errichteten lockeren Staatenbundes anerkannt. Die Verfassung
vom 12. 9. 1848 machte die S. zu einem Bundesstaat. Die Verfassung vom 29. 5.
1874 verstärkte die Bundesgewalt. 1978 spaltete sich von Bern der Kanton Jura
ab, so dass seitdem insgesamt 26 Kantone und Halbkantone bestehen. Da die
Halbkantone bei dem für Verfassungsabstimmungen erforderlichen sog. Ständemehr
(Mehrheit der Ständestimmen) nur eine halbe Stimme haben, setzt sich die S.
verfassungsrechtlich aus 23 Ständen zusammen. Zum 1. 1. 2000 wurde die
Verfassung überarbeitet (z. B. Streikrecht, Sozialziele, Recht des Kindes).
L.: Wolff 517; Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 278; Dierauer, J., Geschichte der
schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1ff. 4. A. 1912ff.; Heusler, A.,
Schweizerische Verfassungsgeschichte, Basel 1920; Gagliardi, E., Geschichte der
Schweiz, Bd. 1ff. 3. A. 1938; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz,
hg. v. Türler, H. u. a., Bd. 1-8 1921ff.; Gasser, A., Die territoriale
Entwicklung der Schweizer Eidgenossenschaft 1291-1797, 1932; Quellenwerk zur
Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft, Abt. 1ff. 1933ff.; Näf, W., Die
Eidgenossenschaft und das Reich, 1940; Mayer, T., Die Entstehung der Schweizer
Eidgenossenschaft und die deutsche Geschichte, DA 6 (1943); Blumer, W.,
Bibliographie der Gesamtkarten der Schweiz von Anfang bis 1802, hg. v. d.
Schweizerischen Landesbibliothek Bern, 1957; Historischer Atlas der Schweiz,
hg. v. Ammann, H./Schib, K., 2. A. 1958; Pfister, R., Kirchengeschichte der
Schweiz, 1964; Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 1f. 1971f.; Meyer, B.,
Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Bohnenblust, E.,
Geschichte der Schweiz, 1974; Ruffieux, R., La Suisse de l’entre-deux-guerres, e 1974; Im Hof, U.,
Geschichte der Schweiz, 5. A. 1991, 7. A. 2001, 8. A: 2007; Peyer, H. C.,
Verfassungsgeschichte der alten Schweiz, Zürich 1978, Neudruck 1980; Braun, R.,
Das ausgehende Ancien Régime in der Schweiz, 1984; Schuler-Adler, H.,
Reichsprivilegien und Reichsdienste der eidgenössischen Orte unter König
Sigmund 1410-1437, 1985; Mattmüller, M., Bevölkerungsgeschichte der Schweiz,
Bd. 1f 1987; Furrer, N., Glossarium Helvetiae Historicum, Ortsnamen 1991;
Greyerz, H. v. u. a., Geschichte der Schweiz, 1991; Schweizer Lexikon, Bd. 1ff.
1991ff.; Handbuch der historischen Stätten der Schweiz, hg. v. Reinhardt, V.,
1996; Böning, H., Der Traum von Freiheit und Gleichheit, 1998; Kästli, T., Die
Schweiz, 1998; Historisches Lexikon der Schweiz, hg. v. d. Stiftung
Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 1ff. 2002ff.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schwerin (Grafschaft, Residenz des Grafen). 1018
wird die wendische Burg S. (Zuarin) erstmals erwähnt. Nach der Eroberung durch
Heinrich den Löwen 1160 wurde die Burg Sitz der mit Gunzelin von Hagen
einsetzenden Grafen von S. 1167 wurde die Grafschaft S. gefestigt. 1203 konnten
die Länder Wittenburg und Boizenburg als Lehen Dänemarks erworben werden. 1227
nahm der Graf sein Land wieder vom Herzog von Sachsen zu Lehen. 1230 legte eine
Vereinbarung die Grenze zu Mecklenburg fest. 1279 entstand eine Linie
Wittenburg, von der sich 1323 eine Linie Boizenburg abzweigte. 1344 starben die
Linie S., 1349 die Linie Wittenburg und Boizenburg aus. 1358 erlagen die Grafen
dem Druck der Herzöge von Mecklenburg, welche
die Grafschaft durch Kauf von den ihrerseits in das durch Heirat erlangte
Tecklenburg wechselnden Erben erwarben. Die lehnsrechtlichen Ansprüche der
Grafen erloschen erst 1557 endgültig. Die Herzöge
von Mecklenburg teilten ihr Haus 1555/1621 in die Linien Mecklenburg-Schwerin
und Mecklenburg-Güstrow (bis 1695) bzw. 1701 Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-Strelitz. Vom Ende des 15. Jahrhunderts bis 1764 und von 1837 bis
1918 war S. Residenz des zum niedersächsischen Reichskreis zählenden
Herzogtums, von 1918 bis 1934 Hauptstadt des Freistaats Mecklenburg-Schwerin
und von 1934 bis 1952 des Landes Mecklenburg. S. Mecklenburg-Schwerin.
L.: Wolff 442; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Schwebel, O., Die Herren und Grafen
von Schwerin, 1885; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, 1909; Jesse, W.,
Geschichte der Stadt Schwerin, 1960; Schwerin 1160-1960, bearb. v. Leopoldi,
H., 1960; Krieck, M. u. a., Schwerin. Geschichte der Stadt in Wort und Bild,
1985; Sander-Berke, A., Schwerin, LexMA 7 1995, 1642f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 530
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Schwerin (Hochstift, Fürstentum, Residenz des
Bischofs). 1018 wird die wendische Burg S. (Zuarin) erstmals erwähnt. Das zum
Erzbistum Hamburg-Bremen gehörige Bistum S. wurde nach einem ersten Versuch in
den Jahren 1062 bis 1066 (Michelenburg) für die Mission unter den Abodriten in
den Jahren 1149 bis 1160 neu gegründet (Bischof Berno), 1160 nach der Eroberung
Schwerins von Heinrich dem Löwen nach S. verlegt und 1171 ausgestattet (Burg
und Land Bützow). Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 waren die Bischöfe
(wieder) reichsunmittelbar, doch war diese Stellung streitig. Seit 1239 hatten
sie ihren Sitz in Bützow. In der Mitte des 13. Jahrhunderts konnten sie die
Reichsunmittelbarkeit sichern. Seit dem 15. Jahrhundert wurden sie von den Herzögen von Mecklenburg abhängig. 1533/1557/1568
wurde das Bistum protestantisch. Von 1627/1628 bis 1633 kam S. als erbliches
Lehen an Wallenstein. 1648 wurde das Hochstift, dessen Reichsunmittelbarkeit
1561 vom Reichskammergericht bestätigt wurde, als Ausgleich für die Abtretung
von Wismar an Schweden als weltliches säkularisiertes Fürstentum dem Herzogtum
Mecklenburg (Mecklenburg-Schwerin) mit Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und
im niedersächsischen Reichskreis eingegliedert. Um 1800 umfasste das Fürstentum
ein Gebiet von 14 Quadratmeilen und hatte 25000 Einwohner. 1851 wurden auch die
Landstände in den Verband Mecklenburgs eingefügt.
L.: Wolff 452; Zeumer 553 II b 40; Wallner 707 NiedersächsRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Schildt, F., Das
Bistum Schwerin in der evangelischen Zeit, Jb. d. Ver. f. meckl. Gesch. 47
(1884), 49 (1886), 51 (1888); Rische, A., Verzeichnis der Bischöfe und Domherrn
von Schwerin, (Progr. Ludwigslust) 1900; Jesse, W., Geschichte der Stadt
Schwerin, Bd. 1f. 1913ff.; Krüger, E., Die Entwicklung der Landesherrlichkeit
der Bischöfe von Schwerin, 1933; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs,
Bd. 1ff. 1935ff.; Schwerin 1160-1960, bearb. v. Leopoldi, H., 1960; Traeger,
J., Die Bischöfe des mittelalterlichen Bistums Schwerin, 1984; Krieck, M. u.
a., Schwerin. Geschichte der Stadt in Wort und Bild, 1985; Kaluza-Baumruker,
M., Das Schweriner Domkapitel, 1987; Krieck, M., Zuarin bis Schwerin, 1990;
Sander-Berke, A., Schwerin, LexMA 7 1995, 1642f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 610, 1, 2, 528.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sitten (Hochstift, Residenz des Bischofs), frz.
Sion. Das schon am Ende des 4. Jahrhunderts in Octodurus (Octodurum)
(Martigny/Martinach) an der oberen Rhone bestehende, bis zum 8. Jahrhundert zum
Erzbistum Vienne gehörige Bistum wurde im 6. Jahrhundert (vor 585?/612) nach S.
(Sedunum) verlegt, das nach den von Caesar bezeugten keltischen Seduni benannt
ist und im 5. Jahrhundert an die Burgunder gefallen war. 999 gab der König von
Burgund (Hochburgund) wohl auf Grund einer umstrittenen Übertragung Karls des
Großen dem Bischof die Grafschaft Wallis, die der seit dem 8. Jahrhundert zum
Erzbistum Tarentaise gehörigen Diözese in etwa entsprach. Mit dem Übergang
Burgunds an das deutsche Reich 1032/1033 wurde der Bischof wie die Bischöfe von
Lausanne und Genf mit seinem weltlichen Herrschaftsgebiet Reichsfürst. 1156
wurden die Herzöge von Zähringen Hochstiftsvögte.
Nach deren Aussterben 1218 geriet das Hochstift allmählich in den
Einflussbereich der Grafen von Savoyen, denen gegenüber schon König Heinrich
VI. 1188 die Zugehörigkeit des Hochstifts zum Reich (ad coronam imperii)
besonders betont hatte. Seit 1365 führten die Grafen/Herzöge
den Titel eines Reichsvikars für den Bereich S. (Genf und Lausanne). 1403
schloss der Bischof einen ewigen Bund mit Uri, Unterwalden und Luzern. 1475 erkämpfte
er die Unabhängigkeit und gewann das Unterwallis zurück. 1513 wurde S. exemtes
Bistum. Im 16. und 17. Jahrhundert (seit 1628) verlor der Bischof im zunehmend
romanisierten Hochstift nahezu jede weltliche Herrschaft. Zugleich endete mit
der Festigung der Schweiz die Verbindung zum Reich (1648) und schließlich 1798
auch die weltliche Herrschaft.
L.: Wolff 536; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Besson, M., Les
origines des évêches de Genève, Lausanne et Sion, 1906; Inesch, D., Das
Domkapitel von Sitten, Bll. aus der Walliser Geschichte 6 (1922); Eggs, J.,
Geschichte des Wallis, 1930; Zermatten, M., Sion, capitale aristocratique et
paysanne, 1944; Blondel, L., Les origines de Sion et son développement urbain
au cours des siècles, Valesia 8 (1953); Dubois, F./Lugon, A., Sitten, LexMA 7
1995, 1940f.; Das Bistum Sitten, bearb. v. Andenmatten, B. u. a., 2001; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
611, 1, 2, 534. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Solothurn (Reichsstadt, Kanton). An der Stelle
einer bisher archäologisch nicht erwiesenen keltischen Siedlung errichteten die
Römer das keltisch bezeichnete Kastell Salodurum. Das danach im Osten von
Alemannen und im Westen von Burgundern besetzte Gebiet kam 888 an das Königreich
Burgund und 1032 mit diesem an das Reich. Seit 1127 unterstand es der Vogtei
der Herzöge von Zähringen und wurde nach deren
Aussterben 1218 Reichsstadt. Von 1295 an verbündete diese sich mit Bern und erwarb
seit 1389 Gebiete im Aaretal und im Jura (Herrschaften Buchegg 1391,
Falkenstein 1402/1420, Olten 1426, Gösgen [Obergösgen, Niedergösgen] 1458),
nachdem sie von Kaiser Ludwig dem Bayern 1344 das Stadtschultheißenwahlrecht
und die Verfügung über Münze und Zoll sowie von Kaiser Karl IV. 1360 das
Stadtschultheißenamt und 1365 die Hochgerichtsbarkeit erworben hatte. 1481
wurde S. in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen, nachdem es 1353
durch den Eintritt Berns in die Eidgenossenschaft bereits zugewandter Ort
geworden war. 1803 wurde das stets katholisch und aristokratisch-oligarchisch
gesinnte, territorial zerrissene S. Kanton der Schweiz (791 Quadratkilometer).
Verfassungsänderungen erfolgten 1814, 1830, 1856, 1875 und 1887.
L.: Wolff 525f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) D2; Meyer, K.,
Solothurnische Verfassungszustände zur Zeit des Patriziates, 1921; Amiet, B.,
Die solothurnische Territorialpolitik von 1344 bis 1532, 1929; Amiet, B.,
Solothurnische Geschichte, Bd. 1ff. 1952ff.; Solothurner Urkundenbuch, bearb.
v. Kocher, A., Bd. 1, 2 1952ff.; Sigrist, H. u. a., Solothurn, 3. A. 1972;
Solothurn, bearb. v. Schubinger, B., 1990; Noser, O., Solothurn, LexMA 7 1995,
2038f. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sonnewalde (Burg, Herrschaft). S. südlich Luckaus
in der Niederlausitz erscheint 1255 als Herrschaft, 1301 als Burg. Von etwa
1328 an saß dort ein Zweig der Eulenburg.(Eilenburg) 1447 verkauften die
Eulenburg (Eilenburg) die Herrschaft mit Schloss, Stadt und 16 Dörfern an die Herzöge von Sachsen. Seit 1477 ging sie bei der
Markgrafschaft Meißen zu Lehen, später beim Kurkreis Sachsen. 1486 belehnte der
Herzog von Sachsen die Minkwitz (Minckwitz) mit der Herrschaft. 1537 gelangte
sie an die Grafen von Solms, welche die Herrschaft bis 1945 behaupteten. Mit
Brandenburg kam S. 1945 an die sowjetische Besatzungszone und von 1949 bis 1990
an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 377, 471; Zahn, G., Chronik von Kirchhain und Dobrilugk, Grafschaft
und Stadt Sonnewalde, 1926. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Spitz (Herrschaft). 1148 erscheint S. in der
Wachau erstmals, nachdem bereits 830 der locus Wahowa von König Ludwig dem
Deutschen an das Kloster Niederaltaich gegeben worden war. Niederaltaich gab
die Güter zum großen Teil an die Herzöge von
Bayern zu Lehen, die sie an die Kuenringer und andere weitergaben. Nach dem
bayerischen Erbfolgestreit von 1504 musste Bayern die Herrschaft an Österreich
abtreten.
L.: Lechner, K., Die herzoglich bayerischen Lehen im Lande unter der Enns, 1930
(ungedruckt); Schöner, E., Abriss der Geschichte des Marktes Spitz, 1960.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Spoleto (Herzogtum). Im 6. Jahrhundert (um 575/576)
gründete ein langobardisches Adelsgeschlecht in S., das in römischer Zeit
municipium (Spoletium) gewesen war, an der Straße von Rom nach Ravenna ein vom
König verhältnismäßig unabhängiges Herzogtum (Dukat), das allmählich fast das
ganze östliche Mittelitalien umfasste. Karl der Große ließ das Herzogtum gegen
Anerkennung seines Königtums bestehen, bezog das Gebiet aber organisatorisch in
das fränkische Reich ein. 899 wurde (der fränkische) Herzog Wido II. König und
891 Kaiser von Italien, doch verlor danach das Herzogtum an Bedeutung. Otto der
Große sah das Herzogtum als ein vom König zu vergebendes Lehen an. Seit Ende
des 11. Jahrhunderts wurde es als Amt an Reichsministeriale ausgetan.
Gleichzeitig erhielt der Papst Ansprüche auf das Gebiet. 1213 wurde es ihm von
König Friedrich II. überlassen, später aber wieder bestritten. 1274 erkannte König
Rudolf von Habsburg den Übergang auf den Papst an.
L.: Silchmüller, R., Die Herzöge von Spoleto
967-1268, Diss. phil. Berlin 1919 (masch.schr.); Müller, P., Topographische und
genealogische Untersuchungen zur Geschichte des Herzogtums Spoleto und der
Sabina von 800-1100, Diss. phil. Greifswald 1930; Il ducato di Spoleto, 1983;
Gasparri, S., Spoleto, LexMA 7 1995, 2128f. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sponheim (Grafschaft). 1044 erscheinen erstmals
Grafen von S. (ursprünglich Spanheim), die sich seit der ersten Hälfte des 12.
Jahrhunderts nach der Burg S. westlich (Bad) Kreuznachs benannten und
vermutlich mit den karolingischen Hererichen und den Saliern verwandt waren.
Sie bauten im 12. Jahrhundert zwischen Nahe und Mosel ein ansehnliches
Herrschaftsgebiet auf (u. a. seit Anfang des 12. Jhs. Kreuznach). Graf
Meginhard (um 1118-1155) erbte infolge Heirats mit Mechthild von Mörsberg die
halbe Grafschaft Nellenburg bei Schaffhausen mit Erbgütern der Grafen von Bar
und der einstigen Herzöge von Lothringen.
1223/1233 (vor 1237) wurde (bis auf die Burgen Sponheim und Dill) die
Grafschaft nach dem Tod des mit der Erbtochter (Adelheid) der Grafen von Sayn
verheirateten Grafen Gottfried III. (1218) geteilt. Der älteste Sohn Johann I.
erhielt die Hintere Grafschaft S. (Sponheim-Starkenburg, Güter an der Mosel und
Birkenfeld, Sitz in Starkenburg an der Mosel, später Grevenburg an der Mosel).
Der zweite Sohn Heinrich, der über seine Frau Agnes von Heinsberg die
Herrschaft Heinsberg erhielt, begründete die Geschlechter der Herren von
Heinsberg, Grafen von Looz bzw. Loon und Blankenheim (bis 1469) und der Herren
von Löwenburg im Siebengebirge (bis zum Ende des 14. Jahrhunderts). Der jüngste
Sohn Simon erhielt die Vordere Grafschaft S. um Kreuznach. Simons Sohn Heinrich
erwarb durch Heirat die Güter der Herren von Bolanden um Kirchheim und
Dannenfels am Donnersberg (Kirchheim[bolanden], Seitenlinie bis 1397) und
verkaufte Böckelheim (Schlossböckelheim) an das Erzstift Mainz. Außerdem
erwarben die Grafen von Sponheim-Kreuznach 1348 durch Heirat die Herrschaft
Vianden. 1414 starb die Linie Vordere Grafschaft aus. Die Vordere Grafschaft S.
gelangte zu vier Fünfteln an die Hintere Grafschaft S., zu einem Fünftel an die
Pfalz. Beim Erlöschen der Linie Hintere Grafschaft 1437 teilten sich nach einem
Vertrag von 1425 die Grafen von Veldenz und die Markgrafen von Baden in die Güter,
doch blieb das Erbe real ungeteilt. Veldenz wurde 1444 von Pfalz-Zweibrücken
beerbt, das 1559 auch den Anteil der Pfalz an der Vorderen Grafschaft erhielt.
1707 wurde die Vordere, 1776 die Hintere Grafschaft S. zwischen Pfalz-Zweibrücken
und Baden real geteilt. S. zählte zum oberrheinischen Reichskreis. --- Mit den
Grafen von S. verwandt waren die Spanheimer, die um 1020 über die Erbtochter
der Sighardinger Lavant (Lavanttal) und andere Güter in Kärnten erheirateten
und zeitweise als Herzöge von Kärnten wirkten,
und deren Seitenlinie, die zur Zeit der salischen Könige bzw. Kaiser (Heinrich
IV. und Heinrich V.) aus Kärnten nach Bayern gekommenen Grafen von Ortenburg.
Die herzogliche Linie erlosch 1279, die der Grafen von Lebenau 1229, die der
Grafen von (Ortenburg-)Kraiburg 1248.
L.: Wolff 166, 259; Wallner 696 OberrheinRK 15, 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B3; Lehmann, J., Die
Grafschaft und die Grafen von Spanheim, 1869; Fabricius, W., Erläuterungen zum
geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 6 1914; Dotzauer, W., Die Vordere
Grafschaft Sponheim als pfälzisch-badisches Kondominium 1437-1707/08, 1963
(Diss. phil. Mainz 1962); Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990,
81ff.; Mötsch, J., Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 1065-1437, T. 1
1987; Mötsch, J., Genealogie der Grafen von Sponheim, Jb. f. westdeutsche LG.
13 (1987); Dopsch, H., Spanheimer, LexMA 7 1995, 2076; Dotzauer, W., Geschichte
des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
482. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Staufer (Geschlecht). Die Anfänge der vielleicht
im Ries beheimateten und zeitweilig mit der Würde der Pfalzgrafen von Schwaben
bekleideten (oder vielleicht auch aus dem Elsass stammenden) S. reichen bis in
die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts zurück. Stammsitz war zunächst Büren (Wäschenbeuren),
nach dem sich Friedrich von Büren (†
1055) benannte, der durch seine Heirat mit Hildegard von Egisheim Güter im
Elsass (Schlettstadt, Teile des Hagenauer Forstes) gewann. Sein Sohn Friedrich
(† 1105) erhielt als Schwiegersohn König
Heinrichs IV. 1079 im Gefolge des Investiturstreites das Herzogtum Schwaben und
erbaute die namengebende Burg Stauf auf dem Hohenstaufen bei Göppingen. 1125/1138
erlangten die S., die auch die 1108 letztmals genannten Grafen von Comburg
(Komburg) beerbten, das Erbe der Salier, 1138 mit Konrad III. den deutschen
Thron. Unter (Kaiser) Friedrich I. Barbarossa wurden Schwaben, Elsass, das
Rhein-Maingebiet, Ostfranken, Oberpfalz, Egerland (Aussterben der Diepoldinger
1146), Vogtland, Pleißenland, das nördliche Thüringen und der Harzraum um
Goslar Königslandschaften. In Schwaben fielen zusätzlich die Güter Welfs VI.
(1179/1191) und der Grafen von Pfullendorf (1180) an. 1184/1186 gelang die
Eheverbindung Heinrichs VI. mit Konstanze von Sizilien, das 1189/1194 gewonnen
wurde. Der frühe Tod Heinrichs VI. (1197) und der Thronstreit Philipps von
Schwaben mit dem Welfen Otto IV. nach der Doppelwahl von 1198 erschütterten die
staufische Herrschaft dann allerdings zutiefst. Hinzu kam, dass Friedrich II.
zwar sein normannisches Erbgut in einen zentralistischen Beamtenstaat
umwandelte, in Deutschland aber durch die Fürstengesetze von 1220
(Confoederatio cum principibus ecclesiasticis) bzw. 1231/1232 (Statutum in
favorem principum) die Rechte der Landesherren festigte. Nach Friedrichs II.
Tod (1250) sowie seines Sohnes Konrad IV. Tod (1254) zerfiel die Herrschaft der
Staufer in Deutschland. Bei ihrem Aussterben 1268 (Enthauptung Konradins, des
Sohnes Konrads IV., in Neapel) fielen die Güter in verschiedene Hände.
L.: Weller, K., Die staufische Städtegründung in Schwaben, Württemberg. Vjh.
N.F. 1930; Diederich, A., Staufer und Welfen, 1938; Steuermann, H., Die
Hausmachtpolitik der Staufer von Herzog Friedrich I. bis König Konrad III.
1079-1152, 1939; Maschke, E., Das Geschlecht der Staufer, 1943; Bosl, K., Die
Reichsministerialität der Salier und Staufer, 1950/19511, Neudruck 1968/1969;
Engels, O., Die Staufer, 6. A. 1994; Schwarzmaier, H., Die Heimat der Staufer,
1976; Engels, O., Stauferstudien, 1988; Die Staufer im Süden, hg. v. Kölzer,
T., 1996; Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996; Engels, O., Staufer, LexMA
8 1996, 76; Staufische Stadtgründungen am Oberrhein, hg. v. Reinhardt, E. u.
a., 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 195; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505; Grafen, Herzöge, Könige, hg. v. Seibert, H. u. a., 2007.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Stettin (Herzogtum, Residenz des Herzogs von
Pommern). In S. an der Odermündung reichen slawische Siedlungsspuren bis in die
zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts zurück. Im 11. Jahrhundert entwickelte sich
der Ort mit Burg und Markt zur größten Siedlung Pommerns, in der die Herzöge aus dem Haus der Greifen ihren Sitz nahmen. Ab
1124/1128 wurde das zu dieser Zeit erstmals auch in der Überlieferung genannte
S. christianisiert. Dem folgte der Zuzug zahlreicher deutscher Siedler.
1237/1243 erhielt S. Magdeburger Stadtrecht. 1295 entstand durch Erbteilungen
Pommerns das Herzogtum S. (1478 war Pommern wieder vereinigt, wurde aber 1523
wieder geteilt.) 1529 wurde in S. die Reformation eingeführt. Im Dreißigjährigen
Krieg fiel S. an Schweden, 1720 mit Vorpommern, das 1815 den Regierungsbezirk
S. bildete, an Preußen. 1945 wurde es stark zerstört und kam unter Verwaltung
Polens, an das S. 1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte. S.
a. Pommern-Stettin.
L.: Wolff 404; Wehrmann, M., Geschichte der Stadt Stettin, 1911; Wehrmann, M.,
Geschichte von Pommern, 2. A. 1921; Eggert, O., Geschichte Pommerns, 4. A.
1965; Kunkel, O./Reichow, H., Stettin, so wie es war, 1975; Völker, E., Stettin,
1986; Zilm, F., Geschichte der Festung und Garnison Stettin, 1988; Piskorski,
J., Stettin, 1994; Piskorski, J./Wachowiak, B./Wlodarczyk, S., Stettin, LexMA 8
1996, 140; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 554. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Steyr (Herrschaft). An der Mündung der S. in
die Enns wurde auf altem Siedlungsboden zur Sicherung des Reiches gegen die
Ungarn eine um 972/985 erstmals genannte Burg (Stirapurhc) errichtet. Sie
unterstand den Grafen von Traungau und wurde zusammen mit der Herrschaft S.
1180 von Bayern gelöst und als Reichslehen mit dem Herzogtum Steiermark
verbunden, das 1186/1192 auf die babenbergischen Herzöge
von Österreich überging.
L.: Wolff 27; Pritz, F., Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyer, 1837;
Ofner, J., Die Eisenstadt Steyr, 1956; Ennsthaler, W., Steyr, 1966; Doppler,
C., Reformation und Gegenreformation in ihrer Auswirkung auf das Steyrer Bürgertum,
1977; Brandl, M., Neue Geschichte von Steyr vom Biedermeier bis heute, 1980;
Ofner, J., Steyr. Kurzer geschichtlicher und kultureller Überblick, 1980.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Stolp („Pfosten,
Wehr“) (Land, Herzogtum, Residenz des Herzogs
von Pommern). Das Gebiet zwischen Stolpe und Leba wurde am Anfang des 13.
Jahrhunderts von den Ratiboriden, einer Nebenlinie der Herzöge
von Pommern, beherrscht und kam nach deren Aussterben 1228 an die Fürsten von
Danzig. Burg und Siedlung S. an der Stolpe wurden erstmals 1236/1269 erwähnt.
Das Land fiel 1307/1309 an Markgraf Waldemar von Brandenburg, der dem Ort S.
1310 Stadtrecht Lübecks verlieh. 1317 kam das Land an Pommern, das die Stadt S.
mehrfach an den Deutschen Orden verpfändete und das zeitweise unter einer
Teillinie Pommern-Wolgasts verselbständigte Land 1459/1463 zwischen
Pommern-Wolgast und Pommern-Stettin aufteilte. 1648 fiel S. an Brandenburg.
Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge
der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 406; Bonin, R., Geschichte der Stadt Stolp, Bd. 1 (bis 1550), 1910;
Laudan, O., Geschichte des Grundbesitzes der Stadt Stolp, 1925; Kuschfeldt, W.,
Herzogthum zur Stolpe, 1960; Pagel, K., Stolp in Pommern - eine ostdeutsche
Stadt, 1977; Schmidt, R., Stolp, LexMA 8 1996, 192; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 557. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Storkow (Herrschaft). 1209 wird der Burgward Sturkuowe
am Storkower See südlich Fürstenwaldes erstmals erwähnt. Er wurde bald ein
Mittelpunkt der Herrschaft S. der Ministerialen von Strehla an der Elbe, die
1382 an die Herren von Biberstein kam, die auch die Herrschaft Beeskow hatten.
1490 wurde sie an die Herzöge von Sachsen verpfändet,
1518 für 45000 Gulden an das Hochstift Lebus verkauft. 1556/1557 veräußerte der
Administrator des Hochstifts sie an den verwandten Markgrafen Johann von Küstrin.
1575 kam sie an Brandenburg. Sie gehörte dem obersächsischen Reichskreis an. Über
Brandenburg fiel S. von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Schultze, W., Chronik der Stadt
Storkow, 1897; Petersen, C., Geschichte des Kreises Beeskow-Storkow, 1922. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Straubing-Holland (Herzöge).
Von 1353 bis 1425 (bzw. tatsächlich von 1353 bis 1358 und von 1387/1389 bis
1397) war Straubing Sitz der bayerischen Herzöge
(Wilhelm I., Albrecht I.) von S. 1425/1429 kam Straubing an Bayern-München. S.
Bayern-Straubung, Holland-Straubing
L.: Walke, N., Das römische Donaukastell Straubing, Sorviodurum, 1965;
Straubing. Das neue und alte Gesicht einer Stadt im altbayerischen Kernland,
hg. v. Bosl, K., 1968; Straubing. Landgericht, Rentkastenamt und Stadt, bearb.
v. Freundorfer, W., 1974. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Sulzbach (Grafen, Grafschaft). Zu Anfang des 11.
Jahrhunderts entstand auf einem felsigen Kalkberg die Burg S., nach der sich
seit 1071 Grafen von S. nannten, die von dem Babenberger Herzog Ernst I. von
Schwaben († 1015) und der Konradinerin Gisela
abstammen und deren Stammvater Berengar 1003 Graf im Nordgau war. Neben Eigen
hatten sie Lehen Bambergs im westlichen Nordgau und in Österreich sowie die
Vogtei über das Hochstift Bamberg. 1057 gewannen sie weitere Güter aus dem Erbe
der ausgestorbenen Grafen von Schweinfurt. 1071 wurden sie erstmals als Grafen
genannt. 1188 erlosch das Geschlecht. Seine Güter fielen an die Staufer und
verwandte bayerische Adelsgeschlechter, vor allem die Grafen von Hirschberg.
Die Grafschaft S. kam 1269 teilweise, nach dem Aussterben der Grafen von
Hirschberg 1305 vollständig an die wittelsbachischen Herzöge
von Bayern, 1329 an deren pfälzische Linie. Von 1349/1353 bis 1373 war S. unter
Karl IV. Hauptort der luxemburgischen Güter der Krone Böhmens in der Oberpfalz
(Neuböhmen), kam dann aber wieder an Bayern zurück. 1505 wurde es nach dem
Landshuter Erbfolgekrieg Teil Pfalz-Neuburgs, von 1610/1616/1656 bis 1742 Sitz
des Fürstentums Pfalz-Sulzbach. Danach fiel das zum bayerischen Reichskreis zählende)
S. infolge (der Beerbung der Pfalz bzw. Pfalz-Neuburgs durch Pfalz-Sulzbach
1742 und) der Beerbung Bayerns durch die Pfalz 1777 (Pfalz-Sulzbach) wieder mit
Bayern zusammen. S. Pfalz-Sulzbach.
L.: Wolff 141; Wallner 712 BayRK 5; Gack, G., Geschichte des Herzogthums
Sulzbach, Neudruck 1988; Pfeiffer, R./Wiedemann, H., Sulzbach in der deutschen
Geschichte, 1965; Piendl, M., Herzogtum Sulzbach, Landrichteramt Sulzbach,
Oberpfälzer Heimat 14 (1970); Sturm, H., Das wittelsbachische Herzogtum
Sulzbach, 1980; Schmid, A., Sulzbach, LexMA 8 1996, 304; Dendorfer, J., Adelige
Gruppenbildung und Königsherrschaft, 2004; Hochmittelalterliche Adelsfamilien
in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Teck (Herzöge).
Die Burg T. in der Schwäbischen Alb ist erstmals 1152 bezeugt. Sie war Sitz
einer vor 1187 entstandenen Nebenlinie der Herzöge
von Zähringen, die sich seit (etwa 1186 bzw.) 1187 Herzöge
von T. nannte, sich 1218 beim Aussterben der Herzöge
von Zähringen mit einer Geldabfindung zufriedengab und sich am Ende des 13.
Jahrhunderts in die Linien Oberndorf mit Gütern im Neckargau und Owen mit Gütern
um T. teilte. Schon früh musste die Vogtei über das Reichsgut Rottweil an den König
zurückgegeben werden. 1303 verkaufte die Linie Oberndorf ihre Hälfte der
Herrschaft an Habsburg bzw. Österreich. Im Wettstreit mit Habsburg kauften die
Grafen von Württemberg 1317 die Herrschaft Rosenfeld von der Linie Oberndorf,
die 1363 verarmt ausstarb, und gewannen von 1319 bis 1323 pfandweise und
1381/1386 endgültig das Gebiet um T. (T., Kirchheim, Verkauf der Hälfte der
Herrschaft T. durch die jüngere Linie 1381/1385). Die Linie Owen erwarb 1365
die Herrschaft Mindelheim und veräußerte 1374 die 1363 ererbte Herrschaft
Oberndorf an die Grafen von Hohenberg. Mit Ludwig von T., Patriarch von
Aquileja, starb das Geschlecht 1439 aus. 1495 verlieh König Maximilian I. wegen
der von den T. stammenden Güter den Grafen von Württemberg den Titel Herzog von
T. Das Herzogtum Württemberg und T. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zum
schwäbischen Reichskreis. Der Sohn Alexanders von Württemberg, Graf Franz von
Hohenstein (1837-1900) erhielt 1863 den Titel Fürst von T., 1871 Herzog von T.
L.: Wolff 159; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Die schwäbische
Alb, hg. v. Wagner, G., 1958; Gründer, I., Studien zur Geschichte der
Herrschaft Teck, 1963; Wolf, A., König für einen Tag, 2. A. 1995; Wolf, A.,
Teck, LexMA 8 1996, 517f.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 40; Götz,
R., Die Herzöge von Teck, 2009.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Tennenbach (Kloster). Das Zisterzienserkloster T. nördlich
Freiburgs im Breisgau wurde 1160 von den Herzögen
von Zähringen gegründet. Herrschaftsgebiet war das Dorf Kiechlinsbergen. 1806
wurde T. in Baden säkularisiert. 1807 wurde es aufgehoben. Über Baden kam T.
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) B3; Weber, M., Das
Tennenbacher Güterbuch, ZGO 40 (1927), 34ff.; Moser, J., Das Ende des Klosters
Tennenbach, 1982. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Thurgau (Gau, Landgrafschaft, Herrschaft,
Kanton). Das Gebiet zwischen Reuß, Aare, Rhein, Bodensee und Rätien wurde 58 v.
Chr. von den Römern erobert. 455 n. Chr. fiel es an die Alemannen, wurde um 700
christianisiert und wenig später dem fränkischen Reich eingegliedert, in dem es
den seit 741 in Urkunden Sankt Gallens erwähnten T. (Durgauia) bildete. 861
wurde hiervon der westliche Teil als Zürichgau abgetrennt, weitere Teile gingen
an das Hochstift Konstanz und die Klöster Rheinau, Sankt Gallen und Reichenau.
Der übrige T. entwickelte sich unter Verselbständigung der Grafschaften
Toggenburg, Kiburg (Kyburg) und Andelfingen zur Landgrafschaft T., die von den Herzögen von Zähringen (1094) über die Grafen von
Kiburg (Kyburg) (Dillingen-Kiburg, Dillingen-Kyburg) 1264 an die Grafen von
Habsburg kam. 1415 zog Kaiser Sigmund den T. von Herzog Friedrich von Österreich
ein, gab ihn aber in verringertem Umfang 1418 wieder an Habsburg zurück.
1460/1461 eroberten die Eidgenossen der Schweiz den ganzen T. und verwalteten
ihn als gemeine Herrschaft. 1499 gewannen sie das bis dahin vom Reichsvogt in
Konstanz beanspruchte Landgericht. Im T. setzte sich von Zürich her in einer
Reihe von Gemeinden die Reformation durch. Im März 1792 erlangte der T. Unabhängigkeit
von den Eidgenossen der Schweiz. 1798 wurde T. ein Kanton der Helvetischen
Republik, 1803 ein selbständiger Kanton (Hauptstadt Frauenfeld) der Schweiz,
der sich 1814 eine Verfassung gab, die 1869 vollständig überarbeitet wurde.
L.: Wolff 527; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) G1; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 21 (Zurrega, Turgouue,
Zuriggauui, Durgeuue, Zurihkeuue, Turgeuue, Zurichgeuue, Duricgouue,
Zurichgevua, Thuregum, [Gau um den Zürichsee,] Eschenz, Säckingen, weitere
Ortsangaben gehören zum Zürichgau); Hasenfratz, H., Die Landgrafschaft Thurgau
vor der Revolution von 1798, 1908; Meyer, W., Die Verwaltungsorganisation,
Diss. jur. Zürich 1933; Herdi, E., Geschichte des Thurgaus, 1943; Leisi, E.,
Chronik des Kantons Thurgau, 1950 Schoop, A., Der Kanton Thurgau 1803-1953,
1953; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 22, 24, 26, 27,
III, 30, S. 266, Durgouwe; Thurgau gestern, heute, morgen, hg. v. Vischer, M.,
1966; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 268 Thurgovie;
Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit,
1984, 51, 99, 101 (Egg, Rüeggshausen); Schoop, A., Geschichte des Kantons
Thurgau, 1987; Eugster, E., Thurgau, LexMA 8 1996, 746; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 281.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Thüringen (Landgrafschaft, Land, Freistaat). Das
Gebiet zwischen Harz, Thüringer Wald, (Unstrut,) Werra und Saale wurde in der
Nachfolge anderer germanischer Völkerschaften im 5. Jahrhundert n. Chr. von den
vielleicht im Namen an die Hermunduren anknüpfenden Thüringern eingenommen, die
erstmals im letzten Drittel des 4. Jahrhunderts (um 400 bei Vegetius) als (von
Grahn-Hoek auf die gotischen Terwinger zurückgeführte) Toringi erscheinen. Ihr
sich noch darüberhinaus erstreckendes Reich zwischen Donau, Main, Werra und
Elbe wurde 531/533/534 von den Franken und Sachsen vernichtet und seine Angehörigen
unter fränkische Herrschaft gebracht (634-717/719 Herzogtum) und
christianisiert. Die Klöster Fulda und Hersfeld sowie das Erzstift Mainz
(Erfurt) erwarben umfangreiche Güter. Mit dem Übergang des deutschen Königtums
auf die sächsischen Liudolfinger und der Bildung weiter östlich liegender
Marken wurde T. vom Grenzland zu einem Kerngebiet des Reiches mit Pfalzen in
Nordhausen, Merseburg, Arnstadt, Ohrdruf, Wechmar, Heiligenstadt, Mühlhausen?,
Gebesee, Saalfeld, Dornburg, Kirchberg (bei Jena), Erfurt, Tilleda, Wallhausen
und Allstedt. Unter den gräflichen Geschlechtern gewannen die aus einer
Seitenlinie der Grafen von Rieneck in Mainfranken stammenden, auf der 1044 erbauten
Schauenburg bei Friedrichroda ansässigen, am Pass der Hohen Sonne des Thüringerwaldes
sowie um Sangerhausen begüterten Ludowinger (1039 Ludwig der Bärtige) die
Vorherrschaft und wurden von König Lothar III. um 1130 (1130/1131) mit dem
Titel Landgrafen ausgezeichnet. 1122/1137 erlangten sie aus der Heirat mit der
Erbtochter (Hedwig) der Gisonen (Grafen von Gudensberg) Güter in Hessen um
Marburg und Gudensberg südwestlich von Kassel. 1180 erwarben sie beim Sturz
Heinrichs des Löwen zu ihren thüringischen und hessischen Gütern die
Pfalzgrafschaft Sachsen (Hosgau bzw. Hassegau) als Reichslehen und Güter an der
Werra, oberen Weser und Leine (bis 1247). Sie erbauten schon vor 1080 auf
fuldisch-hersfeldischem Gut die Wartburg, später die Neuenburg (Neuburg) an der
unteren Unstrut, die Runneburg (Weißensee) und die Marburg an der Lahn, doch
gelang ihnen die Zusammenfassung ihrer Güter nicht. 1247 starben sie mit
Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. T. fiel (endgültig 1263/1264) über eine
Schwester Heinrich Raspes auf Grund einer Eventualbelehnung von 1243 an die in
weiblicher Linie mit den Ludowingern verwandten wettinischen Markgrafen von Meißen,
Hessen über eine Erbtochter (Sophie) an die Grafen von Brabant (Landgrafen von
Hessen), womit einerseits die Trennung von Thüringen und Hessen und
andererseits die Aufgabe der selbständigen Einheit T. eingeleitet wurde. 1265 überließ
der Wettiner Heinrich der Erlauchte T. an seinen Sohn Albrecht den Entarteten.
1293/1294 verkaufte Markgraf Albrecht der Entartete von Meißen T. an König
Adolf von Nassau, doch konnten die Markgrafen von Meißen 1307 in der Schlacht
bei Lucka die Mark Meißen und T. zurückgewinnen. Seitdem erweiterten sie ihre
Herrschaft in T. zu Lasten der Grafen und des Reichs (Vogtei über die Reichsstädte
Mühlhausen und Nordhausen, Erwerb der Herrschaft Coburg 1347/1353 sowie von fünf
hennebergischen Ämtern mit Hildburghausen 1374 und des Pleißenlandes mit
Altenburg 1310/1372/1373), doch blieben die Herrschaftsgebiete von Schwarzburg,
Henneberg, Gleichen und Reuß (Vögte von Weida, Gera und Plauen), Erfurt, Mühlhausen
und Nordhausen sowie die Güter des Deutschen Ordens bestehen. Dementsprechend
hatten die Markgrafen von Meißen, die von 1379 bis 1440 einen eigenen landgräflich-thüringischen
Zweig abteilten, im Norden einen langen Streifen von der Elster über Weißenfels
und Freyburg bis Langensalza, weiter ein Gebiet um Eisenach, Salzungen, Gotha
und Zella-Mehlis und schließlich fast den gesamten Süden des Landes. 1423
gewann die Meißener Linie der Wettiner das Herzogtum Sachsen-Wittenberg und die
damit verbundene Kurfürstenwürde. Seitdem nannten sich alle Wettiner Herzöge (von Sachsen), wie dies auch Herzog Wilhelm
tat, unter dem T. nochmals von 1445 bis 1482 eigenständig wurde. 1485 teilte
das Haus Wettin in die Kurlinie der Ernestiner, die das südliche Gebiet
zwischen Eisenach, Sonnewalde, Zwickau, Coburg und Wittenberg bzw. Buttstädt
erhielt, und die Linie der Albertiner, an die das nördliche Gebiet von
Groitzsch bis Treffurt (Weißensee, Freyburg, Sangerhausen, Langensalza,
Tennstedt, Thamsbrück, Laucha, Nebra) fiel. 1547 verlor die ernestinische Linie
die Kurwürde an die albertinische Linie und wurde auf das inzwischen zur
Reformation übergetretene Gebiet von T. beschränkt, für das sie 1548 die
Universität Jena gründete. Seit 1572 wurde T. bzw. Sachsen immer weiter
aufgeteilt und zersplitterte allmählich vollständig. Nach dem Aussterben der
verschuldeten Grafen von Henneberg verwalteten die Albertiner und Ernestiner
deren Gebiete zunächst gemeinsam, teilten sie aber 1660 auf. Von 1657 bis 1746
bildete der sog. Thüringer Kreis um Weißenfels den Hauptbestandteil von
Sachsen-Weißenfels, von 1657 bis 1718 das 1564 gewonnene Hochstift Naumburg mit
den ehemals hennebergischen Gütern (Schleusingen, Suhl) den Hauptbestandteil
von Sachsen-Zeitz. Am Ende des 17. Jahrhunderts bestanden im Rahmen des obersächsischen
Reichskreises zehn Linien der Ernestiner, neun der Reuß und drei der
Schwarzburg in T. Außerdem hatte das Erzstift Mainz die Herrschaft über Erfurt
und einen Teil des Eichsfeldes gewonnen und war Brandenburg mit dem Saalkreis
nach T. vorgedrungen. 1803 fielen Erfurt, das Eichsfeld, Nordhausen und Mühlhausen,
1806 die albertinischen Teile an Preußen. 1807 verlor Preußen alle
linkselbischen Gebiete. Von 1807 bis 1813 gehörten Mühlhausen, Nordhausen und
das Eichsfeld zum Königreich Westphalen, Erfurt mit seinem Gebiet zu
Frankreich. 1815 erlangte Preußen die verlorenen Gebiete zurück und gewann die
albertinischen Teile Thüringens, die es 1816 auf die Bezirke der Regierung in
Thüringen zu Erfurt (Weißensee, Langensalza, Tennstedt) und der Regierung des
Herzogtums Sachsen zu Merseburg (Weißenfels, Freyburg, Eckartsberga,
Heldrungen, Sachsenburg, Sittichenbach, Wendelstein, Sangerhausen) aufteilte
(1. 4. 1816 preußische Provinz Sachsen mit Herzogtum Magdeburg, Altmark, Fürstentum
Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Nordhausen, Mühlhausen,
Eichsfeld, Erfurt, Wittenberg, Torgau, Merseburg, Naumburg-Zeitz, Stolberg,
Querfurt, Barby, Ziegenrück, Schleusingen, Heringen, Kelbra, Hauptstadt
Magdeburg, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in Merseburg, Gliederung in die
Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt). Insgesamt bestanden 1815 im
thüringischen Raum neben umfangreichen Gütern Preußens und Exklaven und Enklaven
die zwölf kleinen Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Gotha-Altenburg,
Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld,
Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere
Linie zu Gera (Reuß-Gera), Ebersdorf (Reuß-Ebersdorf), Schleiz (Reuß-Schleiz)
und Lobenstein (Reuß-Lobenstein). Am 13. 11. 1826 erfolgte, nachdem
Sachsen-Weimar-Eisenach bereits 1815 zum Großherzogtum erhoben worden war (seit
1877 Großherzogtum Sachsen), durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von
Sachsen die Neugliederung in die sächsischen Herzogtümer Sachsen-Meiningen,
Sachsen-Altenburg sowie Sachsen-Coburg und Gotha. Nach Abdankung der Fürsten im
November 1918 entstanden acht Freistaaten (vier der Ernestiner, zwei der Schwarzburg,
zwei der Reuß). Sie schlossen sich mit Ausnahme Coburgs, das zu Bayern kam, am
30. 4./1. 5. 1920 entgegen den Wünschen Preußens zum Land T. mit der Hauptstadt
Weimar zusammen, das sich am 11. 2. 1921 eine Verfassung gab. Der Name T.
begann nunmehr über das ursprüngliche Gebiet zwischen Werra, Saale, Harz und Thüringer
Wald hinaus Gebiete östlich der Saale und südlich des Thüringer Waldes zu
umfassen (Herrschaftsgebiete der ernestinischen Wettiner). 1933 wurde die
Landesregierung einem Reichsstatthalter unterstellt. Am 1. 7. 1944 wurde der
bisher zur Provinz Hessen-Nassau (Preußens) gehörige Kreis Schmalkalden in den
Regierungsbezirk Erfurt umgegliedert und der Reichsstatthalter in Thüringen mit
der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der
staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. In diesem
Umfang fiel T. im April 1945 unter amerikanische, am 1. 7. 1945 unter
sowjetische Besatzungsverwaltung. Am 17. 9. 1945 kamen auf Grund des sog.
Wanfrieder Abkommens zur Sicherung von Transporten auf der Eisenbahnlinie Göttingen-Bebra
die hessischen Dörfer Sickenberg, Asbach, Vatterode, Weidenbach und Hennigerode
östlich der Bahnlinie an die sowjetische Besatzungszone (Thüringen),
Werleshausen und Neuseesen westlich der Bahnlinie samt einem östlich der
Bahnlinie verlaufenden Geländestreifen an die amerikanische Besatzungszone
(Hessen). Am 20. 12. 1946 erhielt T. eine Verfassung. 1948 wurde der
Regierungssitz von Weimar nach Erfurt verlegt. Von 1949 bis 1990 war T. Teil
der Deutschen Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 ging es in den Bezirken
Erfurt, Gera und Suhl auf (str.), wurde aber am 3. 10. 1990 (mit rund 2700000
Einwohnern) wiederhergestellt (einschließlich der Kreise Altenburg, Artern und
Schmölln). Hauptstadt wurde Erfurt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
G3, II 66 (1378) F3; Eberhardt, H., Thüringen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 8; Thüringische Geschichtsquellen, Bd.
1ff. 1854ff.; Cassel, P., Thüringische Ortsnamen, 1856 und 1858, Neudruck 1983;
Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von Sachsen und Thüringen,
1861f.; Werneburg, A., Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens,
1884, Neudruck 1983; Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae
Thuringiae, bearb. v. Dobenecker, O., Bd. 1ff. 1896ff.; Hantzsch, V., Die ältesten
gedruckten Karten der sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906;
Beschorner, H., Oeder und Thüringen, Beitr. Thür.-sächs. Gesch., FS O.
Dobenecker, 1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische
Geschichte, 1931; Kaiser, E., Landeskunde von Thüringen, 1933; Pasold, A.,
Geschichte der reußischen Landesteilungen von der Mitte des 16. Jh. bis zur
Einführung der Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Mentz, G., Ein Jahrhundert thüringischer
Geschichtsforschung, 1937; Maschke, E., Thüringen in der Reichsgeschichte, Zs.
d. Ver. f. thür. Gesch. u. Altertumskunde 32 (1937); Lauter, K., Die Entstehung
der Exklave Ostheim vor der Rhön, 1941; Lehmann, J., Beiträge zu einer
Geschichte der thüringischen Kartographie bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts,
Diss. Greifswald 1932, und Jb. der Kartographie 1941 (1942); Brather, H., Die
ernestinischen Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Atlas des
Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August, O., Teil 1ff. 2.
A. 1959ff.; Koerner, F., Die Lage und die Besitzstetigkeit der Machtkerne in Thüringen
während des ausgehenden Mittelalters, 1960; Patze, H., Die Entstehung der
Landesherrschaft in Thüringen, 1962; Patze, H., Bibliographie zur thüringischen
Geschichte, Bd. 1f. 1965ff.; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Handbuch der historischen Stätten: Thüringen,
hg. v. Patze, H., 1968; Klein, T., Thüringen, 1983; Geschichte Thüringens.
Politische Geschichte der Neuzeit, hg. v. Patze, H., 1984; Hess, U., Geschichte
Thüringens 1866-1914, hg. v. Wahl, V., 1991; Historische Landeskunde
Mitteldeutschlands – Thüringen, hg. v. Heckmann, H., 3. A.
1991; Bühner, P., Kurzer Abriss über die Geschichte des albertinischen Thüringen,
Mühlhäuser Beiträge 14 (1991), 31; Petersohn, J., De ortu principum Thuringie,
DA 48 (1992), 585; Hessen und Thüringen, 1992; Hess, U., Geschiche der Behördenorganisation
der thüringischen Staaten, 1993; Kleinstaaten und Kultur in Thüringen, hg. v.
John, J., 1994; Werner, M., Thüringen, LexMA 8 1996, 747ff.; Schildt, B., Bauer
– Gemeinde –
Nachbarschaft, 1996; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und Thüringen im
Mittelalter, 1997, Thüringen-Handbuch, hg. v. Post, B. u. a., 1999; Grahn-Hoek,
H., Stamm und Reich der frühen Thüringer, Zs. d. Ver. f. thür. Geschichte 56
(2002), 7; Müller, C., Landgräfliche Städte in Thüringen, 2003; Wittmann, H.,
Im Schatten der Landgrafen, 2005; Hoffmann, R., Die Domänenfrage in Thüringen,
2006; Landstände in Thüringen, hg, v. Thüringer Landtag, 2008; Wittmann, H., Im
Schatten der Landgrafen, 2008 (Herren von Heldrungen, Grafen von Buch, Grafen
von Wartburg-Brandenburg)Fleischhauer, M., Der NS-Gau Thüringen 1939-1945,
2009; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 125ff.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Thurnau (reichsritterschaftliche Herrschaft). In
T. am roten Main saßen als Ministeriale der Herzöge
von Andechs-Meranien die Förtsch, die sich seit 1239 nach T. benannten. 1292
trugen sie T. dem Hochstift Bamberg zu Lehen auf. 1565 starben sie aus. Das
Hochstift Bamberg belehnte als Erben die Giech und Künsberg (Künßberg)
gemeinsam. 1731 verkauften die Künsberg (Künßberg) ihren Anteil am Schloss.
1796 kam T., das zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken zählte, an Preußen,
1810 an Bayern. S. Förtsch von T.
L.: Wolff 513; Pezold, U. v., Die Herrschaft Thurnau im 18. Jahrhundert, 1968.
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Tirol (Grafschaft, Bundesland). Das Einzugsgebiet von Lech, Inn, Drau und Etsch in den Alpen war zunächst von Kelten bewohnt. Seit 16/15 v. Chr. gliederten es die Römer den Provinzen Rätien, Noricum (östlich des Ziller) und Venetia et Histria ein. Später drangen Alemannen, Langobarden und Slawen ein, die aber im 6. bis 8. Jahrhundert von den Bayern verdrängt wurden. 788 kam das Gebiet bis Bozen und ins Pustertal mit Bayern an die Franken und wurde eingedeutscht. 952 schuf König Otto der Große die Mark Verona und unterstellte sie dem Herzog von Bayern, der sie 976 an das Herzogtum Kärnten verlor. Cadore fiel an das Hochstift Freising (973-1510), das Unterinntal an das Hochstift Regensburg. 1004/1027/1091 kamen die Grafschaften um den Brennerpass an die Hochstifte Brixen (oberes Eisacktal, Inntal, Pustertal, vorderes Zillertal) und Trient (Etschtal, Vinschgau, unteres Eisacktal). Die Bischöfe von Brixen und Trient galten im 13. Jahrhundert als Reichsfürsten, doch verloren sie zahlreiche Rechte an ihre Vögte. Von den miteinander konkurrierenden Adelsgeschlechtern der Grafen von Eppan, Andechs und T. (ab 1141) setzten sich die nach der Burg T. (ältester erhaltener Balken von 1106, Brand um 1300) bei Meran benannten, zunächst mit der Grafschaft im Vinschgau belehnten Grafen von T. durch und erlangten in der Mitte des 12. Jahrhunderts (um 1150) die Vogtei des Hochstifts Trient und damit seit dem 13. Jahrhundert allmählich Bozen, 1210 nach den Grafen von Andechs die Vogtei des Hochstifts Brixen sowie 1248 die Grafenrechte der Grafen bzw. Herzöge von Andechs-Meranien und nach 1250 der Grafen von Eppan. 1253 starben sie aus und vererbten über die Tochter Albrechts III. von T. die Grafschaft T. an die Grafen von Görz. Diese teilten 1267/1271 ihre Güter in eine Görzer und eine Tiroler Linie. In der Tiroler Linie sicherte Graf Meinhard II. (1249-1295) mit Gewalt, Geschick, Geld und Glück eine vergrößerte Grafschaft T. zwischen Ziller, Arlberg, Avisio und Mühlbacher Klause. 1363 gab Margarete Maultasch trotz je einer Heiratsverbindung mit den Luxemburgern und Wittelsbachern das vielerseits begehrte T., das seit 1330 als Reichslehen galt, an ihren Vetter Herzog Rudolf IV. von Österreich, der zugleich die Vogtei über das Hochstift Trient gewann. 1379 kam T., das durch Salzburg und Görz von den anderen habsburgischen Ländern getrennt war, an die leopoldinische Linie der Habsburger. 1373 wurde Primiero, 1396 Lodron, 1412 Valsugana und 1440 Arco gewonnen. Bereits 1379 bzw. von 1400 ab war Schloss Tirol Sitz einer Tiroler Nebenlinie Habsburgs. 1420 verlegte Herzog Friedrich IV. von Tirol bzw. Österreich die Residenz von Meran nach Innsbruck. König Maximilian (I.), der 1490 T. von der Seitenlinie zurückerlangt hatte, erwarb 1500 das Erbe der Grafen von Görz (vordere Grafschaft Görz, Osttirol), 1504/1505 von Bayern nach dem Landshuter Erbfolgekrieg die Landgerichte Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg sowie 1509/1511 und 1521/1523 von Venedig Ampezzo, Ala, Mori, Riva und Rovereto. Seit dem 16. Jahrhundert wurde T. vielleicht wegen des Alters seiner Grafschaften als gefürstete Grafschaft bezeichnet. 1564 bildete sich erneut eine tirolische Linie des Hauses Habsburg, die 1648 das Elsass an Frankreich verlor und bis zu ihrem Aussterben 1665, bei dem das zum österreichischen Reichskreis zählende T. wieder an die Hauptlinie Österreich bzw. Habsburg zurückfiel, in Innsbruck, das 1669 eine gegenreformatorische Universität erhielt, residierte. Im 17. Jahrhundert gab der Bischof von Chur seine Leute im Vinschgau an T. ab. Tarasp blieb bei T. (1684 Fürsten von Dietrichstein). 1803 wurden die Hochstifte Trient und Brixen säkularisiert und mit T. vereinigt. 1805 fiel T. an Bayern. Nach dem erfolglosen, in Absprache mit Habsburg erfolgten Freiheitskampf Andreas Hofers gegen Bayern und Frankreich 1809 wurde T. geteilt, wobei der Norden bis Meran und Klausen an Bayern kam, der Süden an das Königreich Italien, der Osten (östliches Pustertal, Lienz) zu den illyrischen Provinzen. 1814 fiel ganz T. wieder an Österreich. 1815 erhielt es die ehemaligen Gerichte Salzburgs im Zillertal, Brixental und Iseltal (mit Windisch-Matrei) (Matrei in Osttirol), wurde 1919 aber wieder geteilt, wobei Nordtirol und Osttirol (Lienz) zum österreichischen Bundesland T. wurden, das zu 97 % deutschsprachige Südtirol bis zum Brenner dagegen an Italien kam. Von 1938 bis 1945 umfasste der Reichsgau Tirol auch Vorarlberg und seit 1943 Bozen, Trient und Belluno, der Reichsgau Kärnten auch Osttirol. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Toul (Hochstift, Residenz des Bischofs).
Vielleicht im späten 4. Jahrhundert wurde in T. (Tullum Leucorum) an der oberen
Mosel ein Bistum, das dem Erzbistum Trier unterstand, gegründet. 879/925 kam T.
zum ostfränkischen Reich. Die Bischöfe wurden vielfach privilegiert (927, 974).
Das Bistum T. reichte von den Vogesen und Sichelbergen bis in die Nähe der
Marne. 1261 ging die Grafschaft T. an den Bischof über. 1286 erlangten die Herzöge von Lothringen durch den Bischof die
Schirmvogtei über das Bistum und beherrschten damit das weltliche
Herrschaftsgebiet weitgehend. Zugleich fiel das Besetzungsrecht des
Bischofsstuhls bis zum Ende des Mittelalters an den Papst. Nachdem sich die
Stadt T. aus der bischöflichen Herrschaft gelöst hatte, verlegte der Bischof
seine Residenz nach Liverdun (Liverdon). Unter Kaiser Maximilian I. leistete
das Hochstift dann wieder Abgaben an das Reich. 1552 besetzte der König von
Frankreich T. als Reichsvikar. 1648 trat das Reich das Hochstift an Frankreich
ab. Das Bistum bestand aus sechs Vogteien (u. a. mit Liverdun [Liverdon] an der
Mosel und Vicherey). 1801 wurde das Bistum aufgehoben, 1817 als neues Bistum
mit dem 1777 abgetrennten Nancy vereinigt.
L.: Wolff 301f.; Die Territorien des Reichs 5, 96; Pimodan, G. de, La réunion
de Toul à la France et les derniers évêques-comtes souverains, 1885; Martin,
E., Histoire des diocèses de Toul, Nancy et St. Dié, Bd. 1ff. 1900ff.; Morret,
B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und Verdun im Mittelalter,
1911; Choux, J., Recherches sur le diocèse de Toul, 1952; Bönnen, G., Toul,
LexMA 8 1996, 906f.; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 466; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 617, 1, 2, 584; Petry, C., Faire des
sujets du roi, 2006. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Trachenberg, Drachenberg (Herrschaft, Fürstentum),
poln. Zmigrod. T. an der Bartsch in Niederschlesien wird erstmals 1155 erwähnt
(slawisches Dorf Zunigrod, Drachenburg, Otternburg). Mit Urkunde vom 15. 5.
1253 gründete Herzog Heinrich III. von Schlesien eine Stadt nach deutschem
Recht, die 1287 als Trachinburg erscheint. Über die Herzöge
von Breslau, Glogau (1290) und Oels (1312) kam die freie Standesherrschaft beim
Heimfall von Oels unter Abtrennung von Oels 1492 an die Freiherren von Kurzbach,
von 1592 bis 1635 an die 1174 erstmals als Scof erwähnten Freiherren von
Schaffgotsch und 1641 nach Konfiskation an die Grafen von Hatzfeld, die 1741 in
den preußischen Fürstenstand erhoben wurden. 1937 umfasste die Herrschaft, über
die 1742 Preußen die Hoheit gewann, 15941 Hektar. 1945 fiel T. unter die
Verwaltung Polens und gelangte damit 1990 als politische Folge der deutschen
Einheit an Polen. S. a. Hatzfeld-Trachenberg.
L.: Wolff 486; Trachenberg in Schlesien, 700 Jahre deutsche Stadt, zusammengestellt
v. Samulski, R., 1962; Der Kreis Militsch-Trachenberg an der Bartsch,
zusammengest. v. Glatz, W., 1965. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Traungau (Gau, Grafschaft). Vermutlich aus dem
Chiemgau stammt ein Adelsgeschlecht, das auf der um 972/985 erstmals genannten
Stirapurhc (Steyr) saß und wohl über die Grafen von Lambach Güter und
Grafschaftsrechte im T., Hausruck und an der Donau erlangte und damit das
mittlere Ennstal und das obere Trauntal in Händen hatte. Seit der Mitte des 11.
Jahrhunderts leitete es die Karantanische Mark, die 1180 zum Herzogtum
Steiermark erhoben wurde. 1186/1192 fiel die Steiermark nach dem Aussterben der
Herzöge (Otakare) an die verwandten Babenberger
(Herzöge von Österreich). 1254 wurde der T. als
Teil Oberösterreichs mit dem Herzogtum Österreich verbunden.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 22 (Trungovue,
Gau [zwischen Traun und Donau?], Ennsburg); Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, 307, s. Trungouwe, II, 16, 24, Trungouwe, ‚Traungau‘.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Troppau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz des
Herzogs). T. an der Oppa in Oberschlesien entstand im 11. Jahrhundert. Um 1200
trat im Zuge der deutschen Ostsiedlung eine Stadt hinzu. Um 1269 übertrug König
Ottokar II. von Böhmen einem seiner natürlichen Söhne die sog. Troppauer
Provinz um T. 1318 wurde dieses zu Mähren zählende Oppaland selbständiges Fürstentum
(Herzogtum) unter einer přemyslidischen (przemyslidischen) Nebenlinie. Von
1336 bis 1365 stand es in Personalunion mit dem Herzogtum Ratibor, womit der
Anschluss an Schlesien eingeleitet wurde. 1377 wurde es in die Fürstentümer Jägerndorf
und T. geteilt, wovon Jägerndorf 1384 an Oppeln fiel. 1460 kam T., das nunmehr
zu Schlesien gezählt wurde, durch Kauf an die Familie Podiebrad, 1485 durch
Tausch an Matthias Corvinus, von 1490 bis 1501 an dessen Sohn Johann, von 1501
bis 1511 durch Kauf an Sigismund von Polen und 1526 mit Böhmen unter die
Oberhoheit Habsburgs bzw. Österreichs. Von 1614 bis 1781 hatten es Herzöge aus dem Haus Liechtenstein als Lehen Österreichs.
1742 kam es entlang der Oppa zur Teilung. Der nördliche Teil fiel an Preußen,
der südliche Teil bildete bis 1918 einen Teil des Kronlands Schlesien Österreichs
(Österreichisch-Schlesiens) und kam 1918/1919 an die Tschechoslowakei. Das
Gebiet Preußens gelangte 1945/1990 an Polen.
L.: Wolff 480, 488; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Biermann,
G., Geschichte der Herzogtümer Troppau und Jägerndorf, 1874; Troppau.
Schlesische Hauptstadt zwischen Völkern und Grenzen, hg. v. Schremmer, E.,
1984; Seidl, E., Das Troppauer Land, 1992; Menzel, J., Troppau, LexMA 8 1996,
1045; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 590. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Truhendingen (Grafen), Trüdingen. 1248/1260 erlangten
die im Schwäbischen begüterten Grafen (seit 1264) von T. (Altentrüdingen), die
möglicherweise am Ende des 11. Jahrhunderts auf Grund des Hochstifts Eichstätt
die Stammburg Hohentrüdingen bei Gunzenhausen erbauten und seit 1129 in Eichstätter
und Würzburger Urkunden häufig auftraten, beim Aussterben der ihnen verschwägerten
Herzöge von Andechs-Meranien das Gebiet um Scheßlitz
und Baunach am oberen Main (Giech, Staffelstein). 1390 wurden diese Güter an
das Hochstift Bamberg verkauft. Die Stammgüter an Altmühl und Wörnitz (Altentrüdingen,
Hohentrüdingen, Pfäfflingen, Dürrenzimmern, Wechingen), zu denen noch die
Vogtei über Solnhofen, über Heidenheim und über Güter des Hochstifts Eichstätt
und des Klosters Ellwangen gekommen waren, wurden von den Burggrafen von Nürnberg
gekauft, die schon Markt Bergel (Marktbergel) und Burg Colmberg an sich
gebracht hatten. Im 15. Jahrhundert (1458) starb das Geschlecht aus. Die Güter
kamen später zu Bayern.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3/4; Scherzer, C., Franken,
1959; Ruß, H., Die Edelfreien und Grafen von Truhendingen, 1992; Wendehorst,
A., Truhendingen, LexMA 8 1996, 1071. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Urach (Grafen, Grafschaft, Herrschaft,
Residenz des Grafen bzw. ab 1495 Herzogs von Württemberg). U. an der Elsach bei
Reutlingen wird im 11. Jahrhundert erstmals erwähnt. Es wurde um 1225 von den
am Anfang des 12. Jahrhunderts erscheinenden Grafen von U., die durch Heirat
Eginos IV. mit Agnes von Zähringen die Güter der 1218 ausgestorbenen Herzöge von Zähringen im Breisgau und Schwarzwald
erbten und sich auf dieser neuen Grundlage 1248 in die Linien (U.-)Freiburg und
Fürstenberg teilten, oder um 1265 von den Grafen von Württemberg, an die es
nach dem Aussterben der Linie Urach (1261) spätestens 1264 gelangte, bei einer
Burg planmäßig neu als Stadt angelegt. Von 1442 bis 1482/1484 war es Sitz der
Linie Württemberg-Urach. Über Württemberg kam U. (Bad Urach) 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Beschreibung des Oberamtes Urach, 2. A. 1909; Schwenkel, H.,
Heimatbuch des Bezirks Urach, 1933; Büttner, H., Egino von Urach-Freiburg, der
Erbe der Zähringer, 1939; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Lorenz, S., Urach, LexMA 8
1996, 1279f.; Kittelberger, G., Urach, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 600. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Uri (Kanton). Das seit dem 7. Jahrhundert
von Alemannen besiedelte Gebiet zwischen Sankt Gotthard und Vierwaldstätter See
war im 8. Jahrhundert, in dem U. 732 erstmals erwähnt wird, Herzogsgut, das
durch die Karolinger Königsgut wurde. 853 gab König Ludwig der Deutsche Königsgut
im Land an das Kloster Fraumünster (Frauenmünster) in Zürich. Danach gehörte es
zur Reichsvogtei Zürich, die seit dem 10. Jahrhundert die Grafen von Lenzburg,
seit 1173 die Herzöge von Zähringen und von 1218
bis 1226 pfandweise die Grafen von Habsburg innehatten, die danach aber an das
Reich zurückkam. 1231 bestätigte König Heinrich (VII.) die
Reichsunmittelbarkeit (Reichsvögte Grafen von Rapperswil?), die 1274 auch König
Rudolf von Habsburg anerkannte, nachdem U. im Interregnum infolge seiner
Abgelegenheit tatsächlich weitgehende Selbständigkeit erlangt hatte. 1291
schloss sich U. mit Schwyz und Unterwalden gegen Habsburg im Bund der Waldstätte
zusammen. Seit 1335 ist kein Reichsvogt in U. mehr nachweisbar. 1359 kaufte U.
die Güter des von den Grafen von Rapperswil begünstigten Klosters Wettingen und
löste danach auch die Rechte des Fraumünsters (Frauenmünsters) in Zürich ab.
Darüber hinaus dehnte es sich auf Kosten von Glarus, der Abtei Engelberg und
von Schwyz aus. 1410 nahm U. die Reichsvogtei Urseren in ein ewiges Landrecht
auf und errang so die Herrschaft über die seit dem 13. Jahrhundert erschlossene
Straße über den Sankt Gotthard. 1441 erlangte es von Mailand das Pfand an der
Leventina, 1479/1480 diese selbst. Zusammen mit Unterwalden und Schwyz gewann
U. Blenio, Riviera und Bellinzona. 1516 wurde in der Eidgenossenschaft der südliche
und westliche Teil des Tessins erworben. 1798 kam der katholisch gebliebene
Kanton mit Schwyz und Unterwalden zum Kanton Waldstätte der Helvetischen
Republik, wurde aber 1803 mit rund 1075 Quadratkilometern wiederhergestellt.
1928 wurde die Landsgemeinde durch Urwahlen ersetzt.
L.: Wolff 521; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F3; Matt, L. v.
u. a., Uri, Basel 1946; Oechslin, M./Dahinden, H., Land am Gotthard, Zürich
1965; Innerschweiz und frühe Eidgenossenschaft, Bd. 2 1995; Hitz, F., Uri,
LexMA 8 1996, 1297. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Valley (Grafschaft). Vor 1125 wechselte ein
Zweig der Wittelsbacher infolge Heirat Graf Ottos von Dachau mit einer
Verwandten der hochadligen Herren von Sachsenkam (Sachsenkamm) in die
Mangfallgegend. Ihre Güter fielen in der Mitte des 13. Jahrhunderts an die Herzöge von Bayern, die sie seit 1328 als Lehen vergaben
(u. a. an die Herren von Aham, die Grafen von Taufkirchen (Tauffkirchen), die
Grafen von Arco-Valley). Über Bayern zählte die Grafschaft zum bayerischen
Reichskreis.
L.: Wallner 711 BayRK 1. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Vaudémont (Grafen). Die schon vor 1000 erbaute
Burg V. südlich von Nancy war seit dem 11. Jahrhundert (von 1070 bis 1314) und
seit dem 14. Jahrhundert (bis 1473) Sitz einer Zweiglinie der Herzöge von Lothringen. Unter René II. erlangten diese
Grafen von V. (1473) erbweise die Herrschaft in Lothringen und vereinigten V.
mit Lothringen.
L.: Wolff 304; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C/D4; François, M.,
Histoire des comtes et du comté de Vaudémont, 1934; Parisse, M., Vaudémont,
LexMA 8 1996, 1436. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Vohburg (Grafen). V. an der Donau wird 805
zusammen mit dem Grafen von V. erstmals erwähnt. Seit dem späten 11.
Jahrhundert nannten sich die Grafen von Cham nach V. Von ihnen war Adela von V.
mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa verheiratet (bis um 1153). Mit dem
Aussterben der Grafen 1204 fiel V. an die Herzöge
von Bayern.
L.: Wolff 136. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Vorpommern (Landesteil). V. war der westlich der
Oder gelegene Teil Pommerns, der Stettin, Stralsund, Usedom, Wollin, Rügen und
die Stadt Cammin (Kammin) umfasste. Er wurde 1532 in einer Landesteilung
abgeteilt, von 1625 bis 1637 aber nochmals zusammen mit Hinterpommern regiert.
1648 kam V. an Schweden, das Pommern seit 1630 besetzt hielt und sich weigerte,
das 1529 begründete Erbrecht Brandenburgs nach den 1637 erloschenen Herzögen von Pommern anzuerkennen. 1720 musste
Schweden V. mit Ausnahme des nördlichen Teils (Stralsund, Greifswald, Rügen) an
Preußen abtreten. 1814 fiel der Schweden verbliebene Teil Vorpommerns, das 1792
im deutschen Reichstag zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrates gehörte, an Dänemark,
das ihn letztlich 1815 Preußen überließ (Provinz Pommern). 1945 wurde V.
abgetrennt und mit Mecklenburg vereinigt. 1952/1958 wurde das Land Mecklenburg
innerhalb der Deutschen Demokratischen Republik (1949) beseitigt (str.), 1990
aber als Mecklenburg-Vorpommern in der Bundesrepublik Deutschland wiederbegründet.
S. Pommern.
L.: Wolff 404; Zeumer 553 II b 21; Backhaus, H., Reichsterritorium und
schwedische Provinz, 1969; Wagner, W., Vorpommern und die Konsolidierung des
schwedischen Rechts in der Gesetzessammlung von 1807, (in) Das schwedische
Reichsgesetzbuch (Sveriges Rikes Lag), 1986; Buchholz, W., Öffentliche
Finanzen, 1992; Ein Jahrtausend Mecklenburg und Vorpommern, 1995; Handbuch der
historischen Stätten, Bd. 12 Mecklenburg-Vorpommern, hg. v. Bei der Wieden, H.,
1995; Meier, M., Vorpommern nördlich der Peene unter dänischer Verwaltung 1715
bis 1721, 2007. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Waadt, Waadtland (Herrschaft, Grafschaft,
Kanton), franz. Vaud. Das Gebiet zwischen Jura, Neuenburger See, Genfer See,
Alpen und Saane gehörte in römischer Zeit zur Provinz Helvetia und wurde um 470
von den Burgundern besetzt. 515 heißt es pagus Juranensis, 756 pagus Valdensis
(Waldgau). 839 gab Kaiser Ludwig der Fromme das Gebiet als Grafschaft W. seinem
Sohn Lothar. Danach fiel es an Hochburgund und mit diesem 1032 an das Deutsche
Reich. Um 1100 wurden Greyerz (Gruyères) und Neuenburg abgetrennt. Seit 1207
und vor allem nach dem Aussterben der Herzöge
von Zähringen 1218 drangen die Grafen von Savoyen vor und eroberten im 13. und
14. Jahrhundert fast das gesamte Gebiet (Baronie de Vaud). 1475 erlangten Bern
und Freiburg im Üchtland durch Eroberung Grandson, Murten, Orbe und Echallens
und machten sie zu gemeinen Herrschaften beider Orte. 1530 wurde die
Reformation eingeführt. 1536 besetzte Bern die W. und das Hochstift Lausanne
und verwaltete sie nach Abtretung einiger Teile an Freiburg im Üchtland und
Wallis als Herrschaft. 1555 erwarb es Greyerz, 1701 Aubonne. 1564 verzichtete
Savoyen auf die W., die 1616 ein eigenes Landrecht erhielt. Am 23./24. 1. 1798
löste sich W. als République Lémanique von Bern und wurde am 30. 3. 1798 als
Kanton Léman der Helvetischen Republik eingegliedert. 1803 wurde es Kanton der
Schweiz (3219 bzw. 1996 3212 Quadratkilometer). Seine Verfassung stammt vom 1.
3. 1885.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) B3; Mottaz, E., Dictionnaire
historique et statistique du Canton de Vaud, Bd. 1,2 1914ff.; Olivier, J., Le
Canton du Vaud, sa vie et son histoire, Bd. 1,2 2. A. 1938; Paquier, R., Le
pays de Vaud des origines à la conquête bernoise, Bd. 1,2 1942; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, Waldensis, comitatus, Waadt, Vaud ;
Bercher, J., Approche systématique de l’ancien
droit privé vaudois, 888-1250, 1963; Encyclopédie illustrée du Pays de Vaud,
hg. v. Galland, B., Bd. 1,2 1970ff.; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972, 285 Vaud; La maison de Savoie en Pays de Vaud, hg. v.
Andenmatten, B. u. a., 1990; Durussel, V./Morerod, J., Le Pays de Vaud, 1990;
Hubler, L., Histoire du Pays de Vaud, 1991; Le Pays de Vaud, hg. v. Paravicini
Bagliani, A., 1992; Coutaz, G., Vaud, LexMA 8 1996, 1435f.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Wachau (Tal). 823/830 ist der Name Wahowa für
die Gegend um Spitz in Niederösterreich bezeugt, die durch König Ludwig den
Deutschen an Niederaltaich kam. Von dort ging sie an die Herzöge von Bayern, welche die Kuenringer (bzw. Herren
von Kuenring) und im 14. und 15. Jahrhundert die Herren von Maissau belehnten.
Später bildete unter allmählicher Ausdehnung des Inhalts der Bezeichnung das
Tal W. einen Selbstverwaltungsbezirk, dessen besondere Rechte im 18.
Jahrhundert bezeugt wurden. Im 19. Jahrhundert wurde der Name auf das Donautal
zwischen Krems, Emmersdorf, Mautern und Melk erstreckt.
L.: Stowasser, O., Das Tal Wachau und seine Herren von Kuenring, 1927; Lechner,
K., Die herzoglich bayrischen Lehen im Lande unter der Enns, 1930 (ungedr.);
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 44 Wachouwa; Eppel, F.,
Die Wachau, 1964. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Walkenried (Stift, Reichsstift). Um 1127 (1129?) gründete
die Gräfin Adelheid von Klettenberg am Südrand des Harzes die
Zisterzienserabtei W. Sie wurde rasch zum reichsten Zisterzienserkloster
Norddeutschlands (mit Gütern vor allem in der Goldenen Aue bei Nordhausen und
in der Mark Brandenburg [seit 1236]) und beanspruchte wegen ihres geschlossenen
Herrschaftsgebiets (u. a. mit Mönchpfiffel, Schauen bei Osterwieck) Stimmrecht
im obersächsischen Reichskreis, war aber nicht im Reichstag vertreten. Sie
wurde 1525 im Bauernkrieg zerstört. 1546 wurde die Reformation eingeführt. Die
Vogtei über das Kloster war Lehen Sachsens an die Grafen von Hohnstein, von
denen sie auf Grund eines Vertrags von 1574 an das Hochstift Halberstadt überging.
Nach dem Aussterben der älteren Grafen von Hohnstein 1593 belehnte Halberstadt
die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. 1648
wurde das Kloster säkularisiert und kam 1648/1673/1694 an die Linie Braunschweig-Wolfenbüttel.
Um 1800 umfasste sein Gebiet etwa 3 Quadratmeilen. Über Braunschweig kam W.
1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 410; Wallner 710 ObersächsRK 21; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F3; Niebelschütz, E. v., Kloster Walkenried, 1924; Kirchner, J., Das
Reichsstift Walkenried, 1971; Heutger, N., 850 Jahre Kloster Walkenried, 1977;
Germania Benedictina, Bd. 12, hg. v. Faust, U., 1994; Petke, W., Walkenried,
LexMA 8 1996, 1976; Urkundenbuch des Klosters Walkenried, Bd. 1 bearb. v. Dolle,
J., 2002. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Waxenberg, Waxenberg-Ottensheim (Herrschaft). Um 1110 erbauten die Wilhering-Waxenberg die Burg W. bei Stamering im oberen Mühlviertel. Nach ihr nannten sich seit 1150 ihre Erben, die Herren von Griesbach. Um 1220/1224 erwarben die babenbergischen Herzöge von den Hochfreien von Schleunz die Herrschaft W. Nach dem Aussterben der Babenberger zogen die mit den Herren von Griesbach verwandten Schaunberger die Herrschaft an sich, doch wurden sie 1291 gezwungen, sie an die Herzöge von Österreich herauszugeben. Diese verpfändeten sie vielfach. 1614 verkaufte Österreich W., das als Burg neu erbaut worden war, an die Gera, die sie 1644 an die Starhemberg veräußerten. Um 1750 zählte die Grafschaft 745 Untertanen. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Weißenhorn (Herrschaft). W. (1215/1220 Wizenhorn)
an der Roth (Rot) wird 1160 als Gut der Herren von Neuffen erstmals genannt.
Mit der Grafschaft Marstetten kam die zugehörige Herrschaft an die Herzöge von Bayern. 1505 erhielt König Maximilian für
seine Beteiligung an dem beim Aussterben der Herzöge
von Bayern-Landshut ausbrechenden Erbfolgekrieg das zuvor von Bayern-Landshut
mehrfach verpfändete W. und die Grafschaft Marstetten. 1507 verpfändete er W.
zusammen mit den Herrschaften Kirchberg (Oberkirchberg), Pfaffenhofen und
Wullenstetten an die Grafen Fugger (Fugger-Kirchberg-Weißenhorn, Linie
Kirchberg und W.). 1805/1806 kam die innerhalb Schwäbisch-Österreichs zum österreichischen
Reichskreis zählende Herrschaft zu Bayern. S. Neuffen.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 4; Holl, J.,
Geschichte der Stadt Weißenhorn, 1904; Wylicil, E., Bilder aus der
Vergangenheit von Weißenhorn, 1958. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Wenden (Fürstentum). Das aus der Herrschaft der
Herren von Werle seit 1418 erwachsene Fürstentum W. gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts über die Herzöge von
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow zum niedersächsischen Reichskreis.
S. Werle.
L.: Wallner 706 NiedersächsRK 2, 5. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Werden (Reichsabtei, Residenz des Reichsabts).
Um (791 bzw.) 800 gründete der heilige Liudger in Nachfolge des angelsächsischen
Missionars Suitbert (um 700) in W. (loco Werithina) an der Ruhr auf Eigengut
eine Kirche. Wenig später entstand hier ein bedeutendes Benediktinerkloster,
das in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts (877) durch Übertragung an das
Reich überging (877 Immunität). 931 gewann es das Recht der freien Abtwahl, 974
Marktrecht und Münzrecht. 1198 wurde der Abt Fürst (princeps) genannt. Die
Abtei bildete auf der Grundlage reicher Güter und Nutzungen am Rhein, in
Sachsen und Friesland (aufgezeichnet in den Werdener Urbaren), deren Vögte im
11. Jahrhundert die Grafen von Berg, seit 1334 die Grafen von der Mark, seit
1401 die Herzöge von Kleve-Mark und seit 1648
die Markgrafen von Brandenburg waren, allmählich ein kleines Herrschaftsgebiet
um W. aus. Vom 16. Jahrhundert an gehörte sie zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis. 1803 wurde sie mit 2,5 Quadratmeilen Gebiet säkularisiert und kam
an Preußen, 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 334; Zeumer 552 II a 37, 5; Wallner 794 WestfälRK 36; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Kötzschke,
R., Studien zur Verwaltungsgeschichte der Großgrundherrschaft Werden, 1900; Die
Urbare der Abtei Werden, hg. v. Kötzschke, R./Körholz, F., Bd. 1ff. 1902ff.; Körholz,
F., Abriss der Geschichte des Stifts Werden, 1925; Elbern, V., St. Liudger und
die Abtei Werden, 1962; Brand, J., Geschichte der ehemaligen Stifter Essen und
Werden während der Übergangszeit von 1806-1813 unter besonderer Berücksichtigung
der großherzoglich-bergischen Justiz und Verwaltung, 1971; Köbler, G., Gericht
und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980, 177;
Stüwer, W., Die Reichsabtei Werden an der Ruhr, 1980; Seibert, H., Werden,
LexMA 8 1996, 2196f.; Das Jahrtausend der Mönche, hg. v. Gerchow, J., 1999; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
699 (Werden und Helmstedt), 1, 2, 622; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 666. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Wiesensteig (reichsunmittelbare Herrschaft). 861
wird das Benediktinerkloster Sankt Cyriacus (Cyriakus) in W. (Wisontesteiga) an
der Fils bei Göppingen erstmals erwähnt. Die zugehörige Siedlung unterstand ursprünglich
den Herzögen von Teck, seit dem 12. Jahrhundert
den Grafen von Helfenstein. Seit 1396 war sie Hauptort der helfensteinischen
Grafschaft W. Die Herrschaft hatte Sitz und Stimme im schwäbischen
Reichsgrafenkollegium und beim schwäbischen Reichskreis. Sie fiel 1627 über die
drei Erbtöchter an Bayern (Kauf von zwei Dritteln) und Fürstenberg (ein
Drittel), 1752 durch Erwerb des Anteils Fürstenbergs ganz an Bayern, 1806 mit 3
Quadratmeilen und 6000 Einwohnern (Stadt W., Marktflecken Deggingen
[Deggringen] und einige Dörfer) an Württemberg und damit W. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 136, 197; Wallner 687 SchwäbRK 43; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) C3; Wurm, T., Chronik der Stadt Wiesensteig 1953/4; Klaiber, G., Kloster
und Stift St. Cyriacus von Wiesensteig, Diss. phil. Tübingen 1954.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Wittenberg (Burg, Herrschaft, Stadt, Residenz des
Herzogs von Sachsen). W. an der Elbe erscheint 1180 erstmals. Um 1200 kam es an
die Askanier, von denen Albrecht II. (†
1298) 1260 die Linie Sachsen-Wittenberg mit Sitz in W. begründete. Spätestens
1293 wurde es Stadt. Bis 1422 war es Sitz der Askanier, dann der Wettiner als Herzöge von Sachsen-Wittenberg. 1485 kam es an die
ernestinische Linie. 1502 gründete Kurfürst Friedrich der Weise die Universität
W., an der Martin Luther seine reformatorischen Thesen entwickelte. 1547 musste
die ernestinische Linie der Wettiner die östliche Hälfte ihres Landes an die
albertinische Linie abgeben, womit W. seine Stellung als Residenz zugunsten
Dresdens verlor. 1815 fiel W. an Preußen (Provinz Sachsen) und von 1949 bis
1990 in Sachsen-Anhalt an die Deutsche Demokratische Republik. Die Universität
wurde 1817 mit der Universität Halle vereinigt. S. Sachsen-Wittenberg.
L.: Wolff 377; Erfurth, R., Geschichte der Stadt Wittenberg, 1910; Junghans,
H., Wittenberg als Lutherstadt, (1979); Blaschke, K., Wittenberg, 4. A. 1983;
Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; 700 Jahre Wittenberg,
hg. v. Oehmig, S., 1996; Rogge, J., Wittenberg, LexMA 9 1998, 273; Beck, L.,
Herrschaft und Territorium der Herzöge von
Sachsen-Wittenberg (1212-1422), 2000.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 634. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Wohlau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz des
Herzogs), Wolów. W. an der mittleren Oder in Niederschlesien wurde um 1285
neben einem slawischen Dorf als Stadt zu deutschem Recht gegründet. Bis 1248
war das Gebiet mit dem Fürstentum Breslau, von 1248 bis 1312 mit Glogau und von
1312 bis 1471 mit Oels verbunden. Von 1495 bis 1504 war W. selbständiges
Herzogtum, das 1504 an Münsterberg fiel und 1517 mit Steinau an die Familie
Thurzo, die nach ihrer Übersiedelung von Ungarn nach Krakau zusammen mit den
Fuggern im Bergbau reich geworden war, verkauft wurde, die es 1523 an die Herzöge von Liegnitz weiterveräußerte. Von 1653/1654
bis 1664 war es erneut selbständiges Herzogtum, wurde dann aber wieder mit
Liegnitz und Brieg vereinigt. 1675 fiel es nach dem Aussterben der Liegnitzer
Piasten als seit 1329 zur Krone Böhmens gehörig an Habsburg/Österreich, 1742 an
Preußen. W. hatte einen Flächeninhalt von 23 Quadratmeilen und war in die
Kreise W. und Steinau-Raudten gegliedert. Seit 1945 stand es unter Verwaltung
Polens und gelangte 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 484; Heyne, J., Urkundliche Geschichte der Stadt und des Fürstentums
Wohlau, 1867; Juhnke, R., Wohlau, 1965; Chroniken aus dem Kreise Wohlau
(Niederschlesien), hg. v. Hoppe, R., (1983); Velsen, D. v., Die
Gegenreformation in den Fürstentümern Liegnitz-Brieg-Wohlau, 1971; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 639.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Wolfenbüttel (Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg bzw. Braunschweig-Wolfenbüttel). W. an der Oker im nördlichen
Harzvorland, der südlichste aller -büttel-Orte, wird 1118 erstmals erwähnt
(Wulferesbutle), ist aber vermutlich erheblich älter (7./8.?, 10./11.
Jahrhundert). Die Burg W. unterstand zunächst den brunonisch-welfischen, später
reichsministerialischen Herren von Asseburg (Gunzelin von W.) und wurde nach der
Zerstörung der Herrschaft durch die Welfen (1255) 1283 von diesen wieder
aufgebaut. 1267 erhielt Herzog Heinrich der Lange bei der Teilung
Braunschweig-Lüneburgs (Braunschweig-Wolfenbüttels) die Gebiete um
Braunschweig-Wolfenbüttel, Einbeck-Grubenhagen und Göttingen. Von 1279 bis 1292
gehörte W. zusammen mit Gütern um Gandersheim und Seesen einer eigenen Linie.
1345 kam W. an Herzog Magnus I. Seit 1432 war W. Hauptsitz der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel. 1495 gelangte
es zum Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel, das 1635 an die Linie Lüneburg-Dannenberg
(Braunschweig, Wolfenbüttel, Helmstedt, Gandersheim, Holzminden, Blankenburg in
3 getrennten Landesteilen) und 1735 an die Linie Braunschweig-Bevern fiel.
1753/1754 wurde die Residenz des Fürstentums von W. nach Braunschweig verlegt.
1946 kam W. mit Braunschweig an Niedersachsen. S. Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 438f.; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Meier, P., Untersuchungen zur
Geschichte der Stadt Wolfenbüttel, Jb. d. Geschichtsvereins für das Herzogtum
Braunschweig 1 (1902), 1; Karpa, O., Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Thöne, F.,
Wolfenbüttel, Geist und Glanz einer alten Residenz, 2. A. 1968; Busch, S.,
Hannover, Wolfenbüttel und Celle, 1969; Beiträge zur Geschichte der Stadt
Wolfenbüttel, hg. v. König, J., 1970; Ohnesorge, K., Wolfenbüttel, 1974; Zur
Stadtgeschichte Wolfenbüttels, hg. v. Reuter, H., 1988; Casemir, K./Ohainski,
U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge
um 1616, 1996; Ohainski, U., Wolfenbüttel, LexMA 9 1998, 304; Medefind, H., Die
Kopfsteuerbeschreibung des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678,
2001; Klingebiel, T., Ein Stand für sich? Lokale Amtsträger in der frühen
Neuzeit, 2002; Auf dem Weg zur herzoglichen Residenz, hg. v. Schwarz, U., 2003;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 639. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Wolgast (Stadt[, Herzogtum], Residenz des
Herzogs von Pommern-Wolgast). W. an der Peene erscheint erstmals im 12.
Jahrhundert. 1282 erhielt es Stadtrecht Lübecks. Von 1295 bis 1625 war es Sitz
der Herzöge von Pommern-Wolgast (Wolgast mit den
Gebieten nördlich der Peene und östlich der Odermündung zwischen Peene, Haff
und Ihna). 1815 kam es zu Preußen, 1945 mit Vorpommern zu Mecklenburg und damit
von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Pommern-Wolgast,
Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Wolff 404; Eggert, W., Geschichte Pommerns, 1974; Schmidt, R., Wolgast,
LexMA 9 1998, 317; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 642. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Wollin, Wolin (Bistum). Das vom Bischof von
Bamberg und den Herzögen von Pommern 1140
eingerichtete Bistum W. (Bischof Adelbert), das Pommern bis zur Leba umfasste,
wurde 1176 nach Cammin (Kammin) verlegt.
L.: Wolff 405; Heyden, H., Kirchengeschichte Pommerns, Bd. 1 1957; Herrmann,
J., Wolin, LexMA 1998, 318. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Wunstorf (Reichsstadt?). Um 865 gründete der
Bischof von Minden auf seinem Eigengut Uonheresthorp ein Kanonissenstift, das König
Ludwig der Deutsche 871 seinem Schutz unterstellte. Im 12. Jahrhundert belehnte
der Bischof von Minden die Grafen von Roden mit der Vogtei über das Stift und
die 1181 als civitas erwähnte bürgerliche Siedlung, welche die Vögte allmählich
so weit aus der Stiftsherrschaft lösten, dass 1247 eine Gesamtherrschaft
vereinbart wurde. 1261 wurde W. Stadt mit Mindener Recht (1290 Rat). 1446
verkauften die Grafen von Roden ihren Anteil an das Hochstift Hildesheim. 1447
ging er an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg
(1494 Calenberg). Insgesamt nahm W. eine eigentümliche Stellung zwischen
Landstandschaft und Amtsässigkeit ein. 1521 und 1776 erscheint es in der
Reichsmatrikel. Seit dem 17. Jahrhundert bezog der Landesherr die Stadt immer
stärker in das Land ein. Über Hannover und Preußen (1866) kam sie 1946 an
Niedersachsen. Das Stift W. blieb stets vom Bischof abhängig.
L.: Gumpelzhaimer 190; Wolff 436; Leyser, P., Historia comitum Wunstorpiensium,
2. A. 1726, hg. v. Kaus, E./Krause, R., 2000; Geschichte der Grafen von
Wunstorf s. Ohlendorf, H., Geschichte der Stadt Wunstorf, hg. v. Hartmann, W.,
1957; Gercke, A., Die Altstadt Wunstorf, 1965; Simon, H., Wunstorf, 1969;
Eickels, K. van, Wunstorf, LexMA 9 1998, 369. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Wursten (Land). Das Gebiet rechts der Weser nördlich
Bremerhavens wurde seit dem 7./8. Jahrhundert durch auf Wurten (Erdhügeln)
sitzende (wurtseten, wortsacia, 1202, terra Wortsacia 1238) Friesen aus
Butjadingen links der Weser besiedelt. Sie entwickelten allmählich eine
Bauernrepublik mit genossenschaftlicher Verfassung, die seit dem 11.
Jahrhundert nur geringe Abgaben an das die Oberherrschaft beanspruchende
Erzstift Bremen entrichtete. Unterstützt von Hamburg und Bremen behaupteten sie
sich gegen das Erzstift Bremen und die Herzöge
von Lauenburg. 1517/1524/1525 unterlagen sie dem Erzstift, das einen Obervogt
in Dorum einsetzte. Über Hannover und Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 an
Niedersachsen.
L.: Wolff 431; Osten, G. v. d., Geschichte des Landes Wursten, 2. A. 1932;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 49, III, 17,
Wurtsetenaland (Wursatia), Land Wursten; Lehe, E. v., Die Geschichte des Landes
Wursten, 1973; Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser, hg. v.
Dannenberg, H./Schulze, H., Bd. 1f. 1995; Schmidt, H., Wursten, LexMA 9 1998,
373. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Württemberg (Grafen, Herzogtum, Königreich, Land,
Landesteil). 1081/1083/1092 erscheint die neu errichtete Burg Wirtinisberc auf
dem Rotenberg zwischen Esslingen und Cannstatt im alten Stammesherzogtum
Schwaben. Nach ihr nannten sich (fränkische?, von dem salischen Herzog Konrad
von Kärnten abstammende?) Herren von W. (1081/1083 Konrad, 1089/1092 Conradus
de Wirtineberc), die seit 1135/1139 als Grafen (Grafschaft im Remstal)
auftraten, zunächst im mittleren Neckartal und Remstal begütert waren und -
vielleicht nach einer Unterbrechung um 1150 - zu Beginn des 13. Jahrhunderts
das ganze mittlere und untere Remstal mit Waiblingen und Schorndorf erlangt
hatten. Wichtigste Grundlagen der Herrschaftsbildung wurden Leibeigenschaft,
Mannsteuer, Ortsherrschaft und Steuer. Durch Heirat erwarben sie um 1245 von
den Markgrafen von Baden Stuttgart (stuot-gart), das im 14. Jahrhundert (1321)
Sitz des Hofes und Mittelpunkt der Grafschaft und ab 1482 offiziell Hauptstadt
und Residenzstadt wurde. Dazu kamen Zollrechte und Geleitsrechte an wichtigen
Straßen wie der Fernstraße von Speyer nach Ulm. Nach dem Untergang der Staufer
rissen sie Reichsgut im erheblichen Umfang an sich (Waiblingen). 1259 wurde
Graf Ulrich I. Marschall des Reiches über ganz Schwaben und kaufte die
Grafschaft Urach (Urach, Münsingen, Pfullingen, Nürtingen). Eberhard I. gewann
1298 die Landvogtei Schwaben und vergrößerte das Herrschaftsgebiet um fast die
Hälfte (Backnang, Calw [1308], Göppingen [1319], Hohenstaufen [1319],
Dornstetten [1320], Neuffen, Rosenfeld, Neuenbürg, Glemsgaugrafschaft mit
Hohenasperg). 1324/1325 kamen durch Kauf Reichenweier und Horburg im Elsass,
1330 Landvogtei Wimpfen, 1336 Markgröningen, 1339 Vaihingen, 1343 Tübingen mit
dem Reichsforst Schönbuch, die halbe Herrschaft Teck mit Kirchheim, Winnenden,
die Grafschaft Aichelberg, Grötzingen und 1381 von den Herzögen
von Teck (Verkauf der zweiten Hälfte) Kirchheim hinzu. Eberhard III. erhielt
die Herrschaft Schalksburg mit Balingen und Onstmettingen sowie dem Rest von
Bietigheim. Eberhard IV. erwarb durch Heirat 1397/1409 die Grafschaft Mömpelgard
(bis 1796/1802). 1420 umfasste W. als die größte Grafschaft des Reiches nach
einem Verzeichnis der württembergischen Lehen und Eigengüter als Reichslehen
die Grafschaft W. mit den Städten Stuttgart, Cannstatt (Canstatt, Cannstadt),
Leonberg, Waiblingen und Schorndorf, den Zoll zu Göppingen, die Grafschaft
Aichelberg mit der Stadt Weilheim und die Vogtei zu Jesingen, das Herzogtum
Teck mit den Städten und Schlössern Kirchheim, Gutenberg, Wielandstein und
Hahnenkamm, die Grafschaft Neuffen, die Grafschaft Urach mit den Städten Urach,
Wittlingen und Münsingen, die Pfalzgrafschaft Tübingen mit den Städten Tübingen,
Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen und dem Forst Schönbuch, die Grafschaft
Calw mit Stadt Calw, Wildbad und Zavelstein, die Grafschaft Vaihingen mit den
Städten Vaihingen, Oberriexingen (Riexingen), Horrheim und Hohenhaslach
(Haslach), die Herrschaft Magenheim mit der Stadt Brackenheim, die Stadt Markgröningen
als ein Fahnlehen, die Grafschaft Asperg, die Herrschaft Horburg und die
Grafschaft Wickisau (Willisau) mit der Stadt Reichenweier im Elsass, die auf
der rechten Rheinseite oberhalb Breisach gelegene Burgfeste Sponeck, die
Herrschaft Waldhausen bei Welzheim, die Herrschaft Nagold mit den Städten
Nagold und Haiterbach (Haitersbach), die Herrschaft Urslingen mit dem Städtchen
Rosenfeld, zeitweise die Grafschaft Sigmaringen mit der gleichnamigen Stadt und
die Feste und die Hälfte von Herrschaft und Stadt Hornberg. Eigengüter lagen zu
Tuttlingen (Wittlingen), Nürtingen, Grötzingen, Waldenbuch, Lichtenstein,
Leofels, Schiltach, Dornhan, Fautsberg (Vogtsberg), Großgartach und
Kleingartach (Gartach), Güglingen, Lauffen (Laufen), Backnang, Winnenden,
Marbach, Göppingen, Schülzburg (Schilzburg), Hundersingen, Sternenfels,
Bilstein bei Reichenweier, Ramstein, Ebersberg, Reichenberg, Waldenstein,
Bittenfeld, Hoheneck, Schalksburg, Balingen, Blankenhorn, Bietigheim,
Blankenstein, halb Rechtenstein, Ingersheim, Ebingen, Veringen, Achalm,
Hohenstaufen, Lauterburg, Rosenstein, Gundelfingen, Oberndorf und Wasseneck.
Dazu kamen als Lehen von der Krone Böhmens: Burg und Stadt Neuenbürg
(Neuenburg), Burg und Stadt Beilstein, Lichtenberg und Großbottwar (Bottwar)
und als ein Lehen des Hochstifts Bamberg Dornstetten. 1441/1442 wurde das damit
bereits große, aber in sich noch recht uneinheitliche Land geteilt. Ludwig I.
begründete die Linie Urach, Ulrich V. die Linie Neuffen bzw. Stuttgart (mit
Nebenlinie Württemberg-Mömpelgard ab 1498, die 1593 die Hauptlinie beerbte).
1471/1473 wurde der Erwerb der Grafschaft Sulz abgeschlossen. 1482 stellte
Eberhard V. im Bart von der Uracher Linie (1450-1496), der Gründer der
Universität Tübingen (1477), die Einheit des Landes wieder her (Vertrag von Münsingen),
erließ eine Landesordnung (1495) und erreichte 1495 vom Kaiser für die größte
Grafschaft des Reichs die Erhebung zum Herzog und die Einordnung des Landes als
Reichslehen, womit zugleich eine Vereinheitlichung der unterschiedlichen
Besitzrechte gegeben war. Nach seinem Tode gewann zwar W. 1504 noch das
Maulbronner Klostergut, die Reichsgrafschaft Löwenstein und die Ämter
Besigheim, Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl und Heidenheim, doch erlangte der
Landtag wachsenden Einfluss (1514), fiel W. wegen der Annexion Reutlingens von
1520 bis 1534 überhaupt an das Reich (1520-1522) bzw. Österreich und musste
danach bis 1599 die Lehnshoheit Österreichs (Reichsafterlehen) anerkennen. Um
1535 wurde die Reformation eingeführt, 1555 ein romanistisch geprägtes
Landrecht erlassen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das zum schwäbischen
Reichskreis zählende Land zweimal besetzt, verlor (zeitweilig ein Drittel
seines Gebiets und) zwei Drittel seiner ursprünglichen 450000 Einwohner und
geriet danach in einen allgemeinen Niedergang. 1617 wurde in eine Hauptlinie
und die Nebenlinien Württemberg-Mömpelgard (bis 1723) und Württemberg-Weiltingen
(bis 1705) geteilt. 1649 spaltete sich Württemberg-Neuenstadt, 1674 Württemberg-Winnental
ab. Im 18. Jahrhundert gelang die weitgehende Entmachtung des Landtags. 1733 übernahm
die 1674 entstandene Nebenlinie Württemberg-Winnental die Nachfolge der
ausgestorbenen Hauptlinie. Territorial kamen Justingen (1751), Bönnigheim und
Sterneck, sowie die halbe Reichsgrafschaft Limpurg (nach 1781) hinzu, so dass
das Land nunmehr 9400 Quadratkilometer mit 620000 Einwohnern umfasste. Wegen
Untereisesheim war der Herzog Mitglied des Kantons Kraichgau des Ritterkreises
Schwaben, wegen weiterer Güter auch Mitglied des Kantons Odenwald des
Ritterkreises Franken. 1803 wurde der Herzog Kurfürst. Als Entschädigung für
den Verlust linksrheinischer Güter an Frankreich 1796/1801 (Mömpelgard, Gebiete
im Elsass [Horburg, Reichenweier], Freigrafschaft Burgund, 7 Quadratmeilen mit
14000 Einwohnern) bekam er 1803 durch § 6
des Reichsdeputationshauptschlusses unter der Auflage verschiedener Renten die
Propstei Ellwangen, die Abteien Schöntal und Zwiefalten, fünf Klöster und
Stifte (Comburg, Rottenmünster, Heiligkreuztal, Oberstenfeld, Margarethausen)
sowie die neun Reichsstädte Reutlingen, Esslingen, Rottweil, Heilbronn,
Giengen, Aalen, Weil der Stadt, Schwäbisch Hall und Schwäbisch Gmünd nebst dem
Dorf Dürrenmettstetten, insgesamt 29 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). Außerdem
erhielt W. an geistlichen Gütern: Im Jahre 1803 vier Klöster in Schwäbisch Gmünd,
Kloster Gotteszell, das Karmeliterkloster in Heilbronn und das
Benediktinerinnenkloster Mariaberg, drei Klöster in Rottweil und das
Augustinerkloster in Weil der Stadt. Im Jahre 1804 fielen das Kapuzinerkloster
in Rottweil und 1805 die Johanniterkommenden Affaltrach, Hemmendorf, Rottweil
und Dätzingen und die Deutschordenskommende Heilbronn an W. 1806 folgten die
Deutschordenskommenden Altshausen und Kapfenburg, das Kapuzinerkloster
Bartenstein, das Bruderhaus in Bernstein, das Dominikanerinnenkloster Binsdorf,
das Chorherrenstift Ehingen-Rottenburg, das Kollegiatstift und das
Dominikanerinnenkloster in Horb, die Dominikanerinnenklöster Kirchberg, Löwental
(Löwenthal) bei Friedrichshafen und Oberndorf, das Wilhemiten- bzw.
Benediktinerkloster in Mengen, die Kapuzinerklöster Michaelsberg (Michelsberg),
Pfedelbach und Rottenburg, das Karmelitenkloster in Rottenburg, die
Franziskanerklöster Oeffingen und Waldsee, das Benediktinerkloster Wiblingen
und das Benediktinerinnenkloster Urspring. 1807 gelangte das
Franziskanerinnenkloster Neuhausen, 1809 das gleiche Ordenskloster in Schwäbisch
Gmünd und Mergentheim, die Kapuzinerklöster in Mergentheim und Wurmlingen an W.
1810 erhielt es die Kapuzinerklöster in Biberach, Schwäbisch Gmünd und Weil der
Stadt, das Klarissinnenkloster in Heilbronn und das Franziskanerkloster
Saulgau, 1811 die Kapuzinerklöster in Langenargen und Neckarsulm und das
Franziskanerinnenkloster in Wiesensteig und schließlich 1830 die Kapuzinerklöster
in Ellwangen, Riedlingen und Wangen. Mit der Anlehnung an Frankreich wurden
1805/1806 die Königswürde (30. 12. 1805), die österreichischen Güter in
Oberschwaben (Landvogtei mit Sitz in Altdorf) und mehrere Grafschaften
gewonnen. Der König trat dem Rheinbund bei und verheiratete seine Tochter 1807
an Jerôme Bonaparte. 1809 erhielt er das Deutschmeistergebiet von Mergentheim,
1810 Ulm und andere Reichsstädte, so dass das Land nach verschiedenen
Grenzausgleichsverträgen mit Baden, Bayern und Hohenzollern-Hechingen
(1806-1813) 19511 Quadratkilometer mit 1,1 Millionen Einwohnern umfasste. Eine
im März 1815 erlassene Verfassung scheiterte. 1816 trat der König dem Deutschen
Bund bei. Sein Nachfolger gewährte am 25. 9. 1819 eine Verfassung. Durch
Vereinbarung vom 25. 11. 1870 wurde der Beitritt zum Deutschen Reich unter
Wahrung von Sonderrechten für Post, Eisenbahn, Biersteuer und Branntweinsteuer
vorbereitet und bald vollzogen. Am 30. 11. 1918 legte der König die Krone
nieder (Erlöschen der Hauptlinie 1921). Am 26. 4./25. 9. 1919 trat eine neue
Verfassung in Kraft. Im März 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die
Regierung. Im September/Oktober 1945 wurde W. in die Länder Württemberg-Hohenzollern
(französische Besatzungszone) und Württemberg-Baden (amerikanische
Besatzungszone) aufgeteilt. Nach der Volksabstimmung vom 9. 12. 1951 gingen
beide Länder in Baden-Württemberg auf. S. a. Neuwürttemberg.
L.: Wolff 159; Zeumer 553 II b 26; Wallner 684 SchwäbRK 1; Winkelmann-Holzapfel
169; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 168;
Sattler, C., Geschichte des Herzogtums Würtenberg unter der Regierung der
Graven und Herzöge, 1777; Stälin, C.,
Wirtembergische Geschichte, Bd. 1ff. 1841ff.; Die württembergischen
Oberamtsbeschreibungen, 1844ff.; Gaisberg-Schöckingen, F. v., Das Königshaus
und der Adel von Württemberg, 1910; Wirtembergisches Urkundenbuch, hg. v. königlichen
Staatsarchiv in Stuttgart, Bd. 1ff. 1849ff.; Stälin, P., Geschichte
Wirtembergs, Bd. 1f. 1882ff.; Württembergische Geschichtsquellen, hg. v. d.
Komm. f. Landesgeschichte, Bd. 1ff. 1894ff.; Bibliographie der württembergischen
Geschichte, hg. v. Heyd, W., Bd. 1ff. 1895ff.; Mock, A., Die Entstehung der
Landeshoheit der Grafen von Wirtemberg, 1927; Hertlein, F. u. a., Die Römer in
Württemberg, Bd. 1ff. 1928ff.; Veeck, W., Die Alamannen in Württemberg, 1931;
Weller, K., Die Grafschaft Württemberg und das Reich bis zum Ende des 14.
Jahrhunderts, Württemberg. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 38 (1932); Hölzle,
E., Württemberg im Zeitalter Napoleons, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten
am Ende des alten Reichs, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A.
1978; Dehlinger, A., Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen
Entwicklung bis heute, Bd. 1f. 1950ff.; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser,
E./Stoob, H., 1939-1974, Bd. 4 Teilband 2; Müller, E., Kleine Geschichte Württembergs,
1963; Miller, M./Sauer, P., Die württembergische Geschichte. Von der Reichsgründung
bis heute, 1971; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche
Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zs. für württemberg. LG. 38 (1974);
Weller, K./Weller, A., Württembergische Geschichte im südwestdeutschen Raum,
10. A. 1989; Philippe, R., Württemberg und der westfälische Friede, 1976; Kann,
J., The Making of a State: Württemberg 1593-1793, London 1984; Wicki, H., Das Königreich
Württemberg im ersten Weltkrieg, 1984; 900 Jahre Haus Württemberg, hg. v.
Uhland, R., 3. A. 1985; Vann, J., Die Entwicklung eines Staates, Württemberg
1593-1793 (Aus d. Engl. übers. v. Nicolai, K./Nicolai, H.), 1986; Barth, C.,
Geschichte von Württemberg, 1986; Haas, E., Württemberg, oh deine Herren! Ein
Streifzug durch die württembergische Geschichte, 1986; Buszello, H., Der
Oberrhein in Geschichte und Gegenwart, Von der Römerzeit bis zur Gründung des
Landes Baden-Württemberg, 1986; Beiträge zur Geschichte der Landkreise in Baden
und Württemberg, hg. v. Landkreis Baden-Württemberg, 1987; Saurer, P.,
Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Gerner, J.,
Vorgeschichte und Entstehung der württembergischen Verfassung im Spiegel der
Quellen (1815-1819), 1989; Frey, S., Das württembergische Hofgericht
(1460-1618), 1989; Stievermann, D., Landesherrschaft und Klosterwesen im spätmittelalterlichen
Württemberg, 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d.
Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.;
Holzgerlingen, 1995; Molitor, S., 1495: Württemberg wird Herzogtum, 1995;
Eberl, I., Württemberg, LexMA 9 1998, 375; Regesten zur Geschichte von Württemberg
1325-1392, 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
182; Keitel, C., Herrschaft über Land und Leute, 2000; Schnabel, T., Geschichte
von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; Biographisches Handbuch der württembergischen
Landtagsabgeordneten 1815-1933, bearb. v. Raberg, F., 2001; Württembergisches
Klosterbuch, hg. v. Zimmermann, W., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 225, 909 (Württemberg mit Mömpelgard);
Württemberg 1797-1816/19, bearb. v. Paul, I., 2004; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten
im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Mann, B., Kleine Geschichte des Königreichs
Württemberg, 2006; Der württembergische Hof im 15. Jahrhundert, hg. v. Rückert,
P., 2006; Das Herzogtum Württemberg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges im
Spiegel von Steuer- und Kriegsschadensberichten 1629-1655, hg. v. Hippel, W.
v., 2007; 1806 – Souveränität für Baden und Württemberg.
Beginn der Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007; Weber, R.,
Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918-1945, 2008; Die
Protokolle der Regierung des Volksstaates Württemberg, bearb. v. Baumann, A.
u.a., Bd. 1 2013. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Württemberg-Oels (Fürsten[, Fürstentum]). Über die
Erbtochter des letzten Herzogs von Oels aus der Linie Münsterberg des Hauses
Podiebrad fiel Oels als Lehnsfürstentum Österreichs 1647/1649 an eine
Nebenlinie des Hauses Württemberg (Württemberg-Weiltingen), die sich daraufhin
W. nannte. Sie gelangte 1742 unter die Landeshoheit Preußens. 1792 erlosch sie.
Ihre Güter kamen 1792 in weiblicher Erbfolge an die Herzöge
von Braunschweig und bei deren Aussterben an Sachsen. Die Lehen wurden als an
Preußen heimgefallen erklärt und dem jeweiligen deutschen Kronprinzen
zugeordnet. S. Oels.
L.: Häusler, W., Geschichte des Fürstentums Oels, 1883. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Zähringen (Herzog). Möglicherweise von den bis 746
als alemannische Herzöge auftretenden
Alaholfingern (Bertholden) stammt das alemannische Geschlecht der Bertholde (um
1000 Berthold Graf im Thurgau, 999 Marktrecht, Münzrecht und Zollrecht für
Villingen, unter Kaiser Heinrich II. Graf im Breisgau) ab, das einen Teil der
Baar und Grafschaften im Oberrheingebiet innehatte. Vermutlich war es in
weiblicher Linie auch mit den Staufern verwandt. Der um 1037/1038 in Italien in
königlichem Auftrag tätige Berthold erwarb wohl durch Heirat der Tochter
(Richwara) des Herzogs von Schwaben Güter um Weilheim/Limburg im Neckargau.
Berthold I. wurde von 1061 bis 1077 Herzog von Kärnten mit der Mark Verona.
Nach seinem Tode (1078) spaltete sich unter seinem Sohn Hermann die Linie (der
Markgrafen von) Baden ab. Berthold II. (†
1111) war von 1092 bis 1097/1098 Gegenherzog von Schwaben gegen den Staufer
Friedrich II. Er behielt auch nach dem 1098 gegen Überlassung Zürichs als
Reichslehen erfolgten Verzicht auf Schwaben den Titel eines Herzogs bei, nannte
sich aber nach der Übernahme des Erbes der Grafen von Rheinfelden (vor allem in
Burgund) nach der wohl nach 1078 erbauten Burg Z. bei Gundelfingen nahe
Freiburg im Breisgau. Nach der Aussöhnung mit dem Kaiser (1098) bauten die Herzöge durch den Erwerb von Klostervogteien (Sankt
Peter, Sankt Georgen, Sankt Blasien, Hochstift Bamberg), des Rektorats über
Burgund (1127, danach Herzogstitel) (1156 Vogteien über die Hochstifte Genf,
Lausanne und Sitten), der Reichsvogtei über Zürich, durch Rodung im südlichen
Schwarzwald und Gründung von Städten (Freiburg im Breisgau 1120?, Freiburg im Üchtland
1157, Bern 1160/1191) ein von Offenburg bis in die spätere Westschweiz
reichendes, durch Städtegründungen und Klosterstiftungen verdichtetes
Herrschaftsgebiet auf (1173 Teile des Erbes der Grafen von Lenzburg). 1187
spaltete sich die Linie der Herzöge von Teck ab.
1198 wurden die Vogtei über Schaffhausen und die Hälfte von Breisach gewonnen.
Nach dem Aussterben im Mannesstamm 1218 fielen die Güter an die Grafen von
Urach (Grafen von Freiburg, Grafen von Fürstenberg), die Grafen von Kiburg
(Kyburg) und die Herzöge von Teck. Andere Teile
wurden Reichsgut. Wichtigste Nachfolgeherrschaften waren danach Fürstenberg,
Baden, Vorderösterreich und die Eidgenossenschaft der Schweiz.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Caspart, J., Die Urheimat der Zähringer auf der schwäbischen Alb, (in) Württemberg.
Vjh. 3 (1880); Heyck, E., Geschichte der Herzöge
von Zähringen, 1891, Neudruck 1980; Krüger, E., Zur Herkunft der Zähringer, ZGO
N.F. 6 (1891), 7 (1892); Heyck, E., Urkunden, Siegel und Wappen der Herzöge von Zähringen, 1892; Flamm, H., Der Titel
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Eine Tradition und ihre Erforschung, hg. v. Schmid, K., 1986; Die Zähringer.
Anstoß und Wirkung, hg. v. Schadek, H./Schmid, K., 1990; Die Zähringer,
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a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Zator (Herzogtum). Z. gehörte ursprünglich zu Polen. 1163/1173 wurde es Schlesien zugeteilt und fiel bei der Aufteilung Schlesiens an die jüngere Linie, die Ratibor, Teschen, Beuthen, Pless, Auschwitz und Sewerien erhielt. 1447 kam Z. an Polen zurück. 1521 starben die Herzöge von Auschwitz-Zator aus. S. Auschwitz. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Zürich (Reichsstadt). Am Ort des römischen
Turicum (am Lindenhof) gründete Kaiser Karl der Große neben einem Königshof das
Chorherrenstift Großmünster Z. (810/820 Zurih), König Ludwig der Deutsche 853
die Reichsabtei Fraumünster (Frauenmünster). Die Reichsvogtei (Kastvogtei) hierüber
kam 1098/1173 als Erbe der Grafen von Lenzburg (10. Jahrhundert) an die Herzöge von Zähringen. Mit deren Aussterben 1218
erlangte Z. Reichsunmittelbarkeit. Mit Hilfe König Rudolfs von Habsburg
unterwarf Z. den umwohnenden Adel. Am Ende des 13. Jahrhunderts brachte es das
Fraumünster (Frauenmünster) und das Großmünster unter seine Herrschaft. 1291
schloss es ein erstes Bündnis mit Uri und Schwyz. Von 1313 bis 1336 verband es
sich mit den Habsburgern. 1351 schloss es sich der Eidgenossenschaft der Waldstätte
an. Bald wurde es, begünstigt durch die Lage an der Straße vom Sankt Gotthard
nach Basel, Mittelpunkt der Eidgenossenschaft der Schweiz. Bereits im 14.
Jahrhundert erlangte es ein ansehnliches Herrschaftsgebiet am Zürichsee (Wädenswil
1342, Zollikon 1358, Küsnacht am Zürichsee 1384, Thalwil [Talwil] 1385).
Zwischen 1400 und 1415 erwarb es die Herrschaften am See Greifensee (1402), Grüningen
(1408), Regensberg (1409), die Reichsgrafschaft Kiburg (Kyburg) (1424/1452) und
ein Stück des östlichen Aargaus (Freiamt, Kelleramt, Steinhausen [1415],
Andelfingen [1434]). In der Reichsmatrikel von 1521 wurde es nicht mehr geführt.
Unter Zwingli setzte sich seit 1523 die Reformation durch. 1648 erlosch die
Reichszugehörigkeit mit der übrigen Eidgenossenschaft der Schweiz. Seit 1712 übernahm
Z. zusammen mit Bern wieder die 1531 verlorene Führung der Eidgenossenschaft.
S. Zürich (Kanton).
L.: Wolff 518f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F2; Bluntschli,
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1856; Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich, Bd. 1ff. 1888ff.; Dändliker,
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Verfassung und Stände des alten Zürich, 1938; Largiadèr, G., Geschichte von
Stadt und Landschaft Zürich, Bd. 1f. 1943 ff; Kunz, E., Die lokale
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1948; Kläui, P./Imhof, E., Atlas zur Geschichte des Kantons Zürich, 1951;
(Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 16, 23, 30, 31, 32,
Zurihgouwe, pagus Thuregum, Duricinum, Turegia provincia, ‚Zürichgau‘;)
Karte des Kantons Zürich aus dem Jahre 1667 in 56 Messtischblättern von Gugger,
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Territorialpolitik im Mittelalter, Diss. phil. Hamburg 1969; Plattner, A., Die
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Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007,
261. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Zürich, Fraumünster Frauenmünster (Reichsabtei,
Residenz). Am Ort des römischen Turicum gründete Ludwig der Deutsche 853 die
Reichsabtei Fraumünster (Frauenmünster). Sie stand später bis 1218 unter der
Vogtei der Herzöge von Zähringen. Danach wurde
die Äbtissin Reichsfürstin. Am Ende des 13. Jahrhunderts geriet die Abtei unter
die Herrschaft der Reichsstadt Zürich.
L.: Escher, K., Die beiden Zürcher Münster, 1928; Gabathuler, M., Die Kanoniker
am Großmünster und Frauenmünster, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 712, 1, 2, 187.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Zürich, Großmünster (Reichsstift). Am Ort des römischen
Turicum gründete Karl der Große um 800 das Chorherrenstift Großmünster. Dieses
stand später bis 1218 unter der Vogtei der Herzöge
von Zähringen. Am Ende des 13. Jahrhunderts geriet es unter die Herrschaft der
Reichsstadt Zürich.
L.: Escher, K., Die beiden Zürcher Münster, 1928; Gabathuler, M., Die Kanoniker
am Großmünster und Frauenmünster, 1998. (AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)
Zweibrücken (Grafschaft[, Herzogtum], Residenz des
Pfalzgrafen von Pfalz-Zweibrücken). An der Fernstraße von Lothringen zum Rhein
erscheint um 1170 die Burg Z. am Schwarzbach der Grafen von Saarbrücken. Sie
war ab 1182/1188 bzw. 1185/1190Sitz der von Saarbrücken abgeteilten Grafschaft
Z. (u. a. mit Lichtenberg und Meisenheim von der früheren Grafschaft Veldenz,
Neukastel oder Bergzabern, Pirmasens [1182-1570], Vogtei über Hornbach und
Altenmünster in Mainz). Hinzu kam aus dem Erbe der Grafen von Eberstein Stauf
am Donnersberg und die sog. Rheindörfer. Allod in Lothringen (Linder, Mörsberg,
Saargemünd) wurde 1297/1302 gegen das Lehen Bitsch an die Herzöge von Lothringen gegeben. 1333 wurde geteilt
(Zweibrücken-Zweibrücken [mit Grafschaft Z. und Amt Bergzabern] und Zweibrücken-Bitsch).
Die Güter Zweibrücken-Zweibrückens fielen 1385 vom letzten Grafen durch Verkauf
zur Hälfte und 1394 ganz an die Pfalz (Kurpfalz), Allode an das bis 1570
bestehende Zweibrücken-Bitsch. 1410 wurde in der Pfalz durch Erbteilung das Fürstentum
Pfalz-Simmern geschaffen, das 1416 das 1393 verpfändete Z. auslöste. 1477 wurde
Z. Residenz der Pfalzgrafen von Pfalz-Zweibrücken. 1523/1533 drang die
Reformation ein. Von 1676/1677 bis 1697 war Z.von Frankreich besetzt. 1681/1697
fiel Pfalz-Zweibrücken an die seit 1654 in Schweden regierende Zweibrücken-Kleeburger
Linie der Pfalz. Von 1714 bis 1718 unterstand es seitens Schwedens dem
vertriebenen König von Polen Stanislaus Leszczynski. 1734 fiel es an
Pfalz-Birkenfeld, das 1799 Bayern erbte. 1793/1801 kam das zum oberrheinischen
Reichskreis zählende Pfalz-Zweibrücken mit 36 Quadratmeilen Gebiet und 60000
Einwohnern an Frankreich, 1816 an Bayern, 1919 und 1945/1946 teilweise (ohne
Stadt Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen 1946 zu Rheinland-Pfalz. S. a.
Pfalz-Zweibrücken, Saargebiet.
L.: Wolff 247ff.; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) D4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 6, 170; Molitor, L.,
Geschichte einer deutschen Fürstenstadt, 1885; Zweibrücken. 600 Jahre Stadt
1352-1952, 1952; Das barocke Zweibrücken und seine Meister, hg. v. Dahl,
J./Lohmeyer, K., 2. A. 1957; Pöhlmann, C., Regesten der Grafen von Zweibrücken,
bearb. v. Doll, A., 1962; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes Bd. 2 1977;
Rose, M., Das Gerichtswesen, 1994; Herrmann, H., Zweibrücken, LexMA 9 1998,
717; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 658; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 484, 2, 702.
(AAAAheld11aktuellmitregisterfürheld12NURHIERARBEITEN20151101.docx)