Suchtext: Erbtochter

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Albeck (Herrschaft). Seit 1107 ist ein hochadliges Geschlecht nachweisbar, das sich nach dem „Eck“ am Albrand nördlich von Ulm nannte. A. wurde Mittelpunkt einer Herrschaft, die um 1250 beim Erlöschen der Herren bzw. Grafen von A. über die Erbtochter an die Markgrafen von Burgau, 1293 ebenfalls über die Erbtochter an die Grafen von Werdenberg(-Sargans) fiel. 1381 erwarb die Reichsstadt Ulm von dem verschuldeten Grafen von Werdenberg-Albeck die Burg und die Herrschaft diesseits der Lone, 1385 den Rest. Von 1802 bis 1810 kam das Gebiet an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 211; Geschichte von Städtle und Schloss - ein Spaziergang durch die Zeit, hg. v. d. Stadt Langenau, 1989. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Amblise (Herrschaft, Fürst). Die Herrschaft A. in den spanischen Niederlanden gehörte den Grafen von Reckheim und Apremont und wurde dann selbständiges Fürstentum, das über die Erbtochter an Renatus von Anglure (Angeur), Herren zu Bourlemont fiel. Der Fürst von A. zählte nach der Reichsmatrikel von 1776 zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Anholt (reichsunmittelbare Herrschaft). Vermutlich im 12./13. Jahrhundert erbauten die Ritter von Zuylen (Sulen) die Burg A. bei Borken, neben der eine 1347 als Stadt bezeichnete Siedlung erscheint, die 1349 volles Stadtrecht erhielt. 1380 kam die um A. gebildete, zwischen den Hochstiften Köln, Münster und Utrecht liegende Herrschaft im Umfang eines Kirchspiels durch Heirat der Erbtochter der Herren von Zuylen (Sulen) an die Herren von Gemen und 1402 durch Teilung an die Herren von (Bronkhorst-Batenburg bzw.) Bronckhorst-Batenburg, die sich 1431 von Kaiser Sigmund mit A. belehnen ließen und ihre Unabhängigkeit gegenüber Geldern und den Generalstaaten zu wahren verstanden. 1641 ging die dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis angehörige Herrschaft durch Heirat an die Fürsten von Salm (später Salm-Salm), die nach dem Verlust ihrer linksrheinischen Güter 1793/1801 das ein Gebiet von einer Quadratmeile umfassende A. zum Verwaltungssitz ihrer münsterischen Entschädigungslande erhoben. 1810 gelangte A. mit dem Fürstentum Salm an Frankreich, 1815 an Preußen (Provinz Westfalen) und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 360f.; Zeumer 554 II b 63, 18; 600 Jahre Stadt Anholt (1347-1947), 1947; Zelzner, M., Geschichte von Schloss und Stadt Anholt, 1954; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G., 1980, 171. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Arenberg, Aremberg (Herren, Grafen, Herzöge). Wahrscheinlich um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstand im Ahrgau bei Antweiler die Burg A. an der Ahr, nach der sich die 1117-1129 erschließbare, erstmals 1166 erwähnte edelfreie Familie von A. (Heinrich von A.) nannte, die an der oberen Ahr, an Erft, Sieg und im Westerwald reich begütert war und zeitweilig das Amt des Burggrafen von Köln ausübte (1279 Verkauf an den Erzbischof). Von ihr spaltete sich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das Geschlecht Wildenburg (Wildenfels) im Rheinland ab. Die Hauptlinie erlosch im Mannesstamm um 1280 (vor 1281). Ihre später reichsunmittelbaren Güter kamen durch Heirat der Erbtochter Mechthild (1299) an die Grafen von der Mark, welche die zweite Linie der Herren von A. begründeten. Sie erwarb Güter in Belgien, den Niederlanden und in Lothringen, verzweigte sich aber in mehrere Linien (Neufchateau, Rochefort, Herzöge von Bouillon). Nach dem Aussterben der Hauptlinie im Jahre 1547 kamen Burg und Herrschaft A. durch Heirat der Schwester des letzten Grafen von der Mark an die Linie Barbançon der 1480 Barbançon erbenden Ligne, die 1549 den Namen A. annahm und in den Reichsgrafenstand sowie 1576 in den Reichsfürstenstand (gefürstete Grafschaft) erhoben wurde. 1606 gewann diese Linie von Frankreich die Herrschaft Enghien und 1612 aus Erbgut der Herzöge von Croy das Herzogtum Aarschot (Aerschot) in Brabant. Dazu kamen weitere Güter. 1644 erhielt diese dritte Linie für Treue zum Haus Habsburg den Herzogstitel. 1801 verlor sie das südwestlich von Bonn gelegene, dem kurrheinischen Reichskreis angehörige Herzogtum mit 4 Quadratmeilen und 2.900 Einwohnern an Frankreich. 1803 wurde sie für den Verlust ihrer - linksrheinischen - Güter mit Recklinghausen (aus dem Erzstift Köln) und dem Amt Meppen an der mittleren Ems (aus dem Hochstift Münster) entschädigt (660 Quadratkilometer mit 76.000 Einwohnern), aus denen das neue Herzogtum A. (Arenberg-Meppen) gebildet wurde, das 1806 dem Rheinbund beitrat und dabei die Souveränität auch über das Herzogtum Croy erlangte. Recklinghausen kam 1810 zum Großherzogtum Berg und 1815 zu Preußen. Meppen wurde 1810 von Frankreich annektiert und 1815 Hannover zugewiesen. 1826 erhielt das standesherrliche Gebiet Meppen innerhalb Hannovers die Bezeichnung Herzogtum Arenberg-Meppen. 1866 fiel es mit Hannover an Preußen, das 1875 die standesherrlichen Rechte ablöste. S. Niedersachsen.
L.: Wolff 91; Zeumer 553 II b 46; Wallner 700 KurrheinRK 6; Großer Historischer Weltatlas 38 (1789) B2; Bödiker, A., Das herzogliche Haus Arenberg, 1904; Kleinschmidt, A., Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Neu, H., Das Herzogtum Arenberg, 2. A. 1940; Neu, H., Die Anfänge des herzoglichen Hauses Arenberg, 1942; Gauß‘sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., 6. Emsland, 1977; Topographische Karte des Herzogtums Arenberg-Meppen 1850-1860, hg. v. Niedersächs. Landesvermessungsamt 1977 ff.; Die Arenberger in der Eifel, hg. v. Heyen, F., 1987; Heyen, F., Die Arenberger im Emsland und in Westfalen, 1989; Neu, P., Die Arenberger und das Arenberger Land, 1989; Inventar des herzoglich arenbergischen Archivs in Edingen/Enghien (Belgien) bearb. v. Renger, C., 1990ff. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Arnsberg (Grafschaft, Residenz). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts errichtete Bernhard II. von Werl am Schnittpunkt der Straßen von Köln nach Paderborn und von Essen nach Kassel die „Alte Burg“ bei A. in Westfalen. Nachdem Lupold von Werl († 1089) die Alte Burg zusammen mit seinem Erbteil dem Erzstift Köln vermacht hatte, baute Konrad von Werl um 1060 eine neue Burg an der oberen Ruhr, die nach dem Ort A. benannt wurde. Nach ihr nannte sich vor der Wende des 11. zum 12. Jahrhundert (1082 Konrad von A.) die Hauptlinie der Grafen von Werl. 1102 verlor Graf Friedrich der Streitbare die halbe Grafschaft A. mit der Burg A. an das Erzstift Köln, so dass sich die Grafschaft A. auf das nördliche Sauerland - einschließlich des reichen Klosters Meschede - beschränkte. 1124/1139 fiel sie über die Erbtochter im Erbweg an die niederländischen Grafen von Cuyk (Cuijk, Cuyck), die sich von da an nach A. nannten und die jüngere Linie der Grafen von A. begründeten. Im 12. Jahrhundert spalteten sie die Grafen von Rietberg ab. 1167 wurden sie vom Erzstift Köln lehnsabhängig. Ehe sie 1371 ausstarben, verkaufte der letzte Graf Gottfried 1368 die Grafschaft A. an das Erzstift Köln. Sie bildete seitdem den wichtigsten Bestandteil des Herzogtums Westfalen der Erzbischöfe von Köln. A. wurde dessen Hauptstadt. 1803 kam A. an Hessen-Darmstadt, 1816 an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 86; Arnsberg - 700 Jahre Stadt - hg. v. d. Stadtverwaltung Arnsberg, 1938; 150 Jahre Regierungsbezirk Arnsberg. Westfalen zwischen Lippe, Ruhr und Sieg, 1964; Leidinger, P., Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl, 1965; Hömberg, A. K., Die Grafen von Arnsberg, 1967; 750 Jahre Arnsberg, hg. v. Arnsberger Heimatbund, 1989; Klueting, H., Arnsberg als Hauptstadt und Wechselresidenz in der Zeit der Kölner Kurfürsten (1371-1802), 1989; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 17; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 423, 2, 36; Leidinger, P., Die Grafen von Werl und Werl-Arnsberg (ca. 980-1124). (in) Das Herzogtum Westfalen 2009, 119; Gosmann, M., Die Grafen von Arnsberg und ihre Grafschaft, (in) Das Herzogtum Westfalen, 2009, 119. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Askanier (Geschlecht). Die A. sind ein ursprünglich aus dem alemannisch-fränkischen Raum stammendes, nach einer mythologisierenden Anknüpfung an den Äneassohn Ascanius seit dem frühen 13. Jahrhundert als A. benanntes Geschlecht, das im 6. Jahrhundert in den Schwabengau am Nordostrand des Harzes eingewandert sein soll und sich zunächst nach der Alten Burg bei Ballenstedt (Grafen von Ballenstedt) benannte. Der erste erschließbare A. dürfte ein Adalbert (um 1000) gewesen sein. Eine sehr erfolgreiche Heiratspolitik verschaffte den Askaniern im 11. Jahrhundert größere Anteile an verschiedenen Erbschaften. Aus der Erbschaft des Markgrafen Gero erhielten sie Teile des Schwabengaus, die sie mit eigenen Gütern zur Grafschaft Aschersleben (Ascharien) verbanden, nach der sie sich dann benannten. Über eine Erbtochter der Billunger gewann Otto der Reiche († 1123) Teile der billungischen Güter. Um 1060 stießen sie über die Saale nach Osten vor. Unter Albrecht dem Bären (Markgraf der Nordmark 1134-1170, 1140/1142 Markgraf von Brandenburg) betrieben sie planmäßig die deutsche Ostsiedlung. Albrecht dem Bären folgten 1170 die Söhne Bernhard, der 1180 nach dem Sturz Heinrich des Löwen den Titel des Herzogs von Sachsen und den an der unteren Elbe bei Lauenburg befindlichen Teil des Herzogtums Sachsen erhielt, und Otto, der die neuerworbenen Gebiete im Osten (Brandenburg) erlangte. Bernhard folgten 1212 die Söhne Albrecht († 1260) und Heinrich I. (1212-1244), von denen Heinrich die askanischen Hausgüter zwischen Ostharz und Mittelelbe erbte und Albrecht die Gebiete um Lauenburg und das neu gewonnene Gebiet um Wittenberg erlangte. Heinrich begründete das Haus Anhalt, Albrechts Söhne Johann († 1285) und Albrecht II. († 1298) die askanischen Linien Lauenburg (mit Lauenburg rechts der unteren Elbe, Neuhaus elbaufwärts und dem Land Hadeln) und Wittenberg, so dass seit 1226 askanische Linien in Brandenburg (Stendal und Salzwedel bis 1317/1319), Lauenburg (bis 1689) und Wittenberg (bis 1422) nebeneinander bestanden. Die brandenburgischen Güter fielen 1319 an die Wittelsbacher (und 1411ff. an die Hohenzollern/Burggrafen von Nürnberg), die wittenbergischen 1422 an die Markgrafen von Meißen, die lauenburgischen 1689 an die Welfen.
L.: Hirschfeld, G. v., Geschichte der sächsischen askanischen Kurfürsten, 1884; Diederichs, A., Erbe und Erben Albrechts des Bären, VuG 28 (1938); Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern, 1973; Heinrich, G., Askanier, LexMA 1 1980, 1109; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2. A. 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, Teilband 1 Dynastien und Höfe, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 31; Askanier-Studien der lauenburgischen Akademie, hg. v. Opitz, E., 2010. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Baunach (Herren). Das 804 in einer Fuldaer Notiz genannte B. nahe der Mündung der Itz in den Main, das als Lehen Fuldas bis 1057 den Markgrafen von Schweinfurt zustand, von diesen über eine Erbtochter an die Herzöge von Andechs-Meranien und von dort ebenfalls durch Heirat 1248 an die Grafen von Truhendingen kam, war von 1135 bis 1365 Sitz der Herren von B. 1388/1390 gelangte es durch Kauf an Bamberg. Mit Bamberg fiel es 1803 an Bayern.
L.: Wolff 98; Jakob, H., Baunach - eine mittelalterliche Stadt Oberfrankens, (in) Fränkisches Land 2 (1954). (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Bettingen (Herrschaft). Die Herrschaft B. westlich von Bitburg gehörte zur Grafschaft Blankenheim und Gerolstein, die über eine Erbtochter an Johann von Schleiden, über dessen Tochter an die Grafen von Manderscheid und 1780 erbweise an die Grafen von Sternberg gelangte. S. Preußen, Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 363. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Brabant (Großgau, Herzogtum). Der am Ende des 7. Jahrhunderts erstmals belegte fränkische Gau Bracbantum fiel 870 mit Lotharingien an das ostfränkische Reich und gehörte seit 959 zum Herzogtum Niederlothringen. Im 11. Jahrhundert erwarben die Grafen von Löwen die Grafschaft Brüssel und entrissen 1013 dem Bischof von Lüttich die Lehnsgrafschaft Brunengeruuz bzw. Bruningerode. 1106 verlieh ihnen Heinrich V. die Würde des Herzogtums Lothringen und die kaiserliche Mark Antwerpen. Danach gelang der Erwerb Toxandriens, so dass sie insgesamt die Herrschaft über das Gebiet der belgischen Provinzen Antwerpen und B. und der holländischen Provinz Nordbrabant erlangt hatten. Seitdem nannten sie sich Herzöge von B. (1188 dux Brabantiae) und wurden zu den Reichsfürsten gerechnet. In ihrem Gebiet verlor der Kaiser seit dem frühen 13. Jahrhundert fast jede Obergewalt. Nachdem schon 1204 die Maas (Maastricht) erreicht worden war, gewann Herzog Johann I. 1288 durch den Sieg bei Worringen über die Grafen von Geldern und den Erzbischof von Köln auch das Herzogtum Limburg zwischen Aachen und Maastricht und die Herrschaft Herzogenrath sowie die Burgen Wassenberg und Kerpen (zwischen Köln und Düren). 1371 wurden die Herzöge von den Herzögen von Jülich und Geldern vernichtend geschlagen. Die mit dem Luxemburger Wenzel vermählte Erbtochter Johanna Johanns III. († 1355) übertrug B., Limburg und Luxemburg 1390/1400/1430 unter Ausschaltung der Luxemburger an die Herzöge von Burgund. 1477/1482 kam B. über Maria von Burgund an Habsburg. Brüssel wurde Residenz. Im Achtzigjährigen Krieg eroberten die holländischen Generalstaaten Nordbrabant und verwalteten es seit 1648 als Generalitätslande, während Südbrabant (Löwen, Brüssel, Antwerpen, Mecheln) bei den spanischen, seit 1713/1714 österreichischen Niederlanden verblieb. Von 1794/1801 bis 1814 gehörte das um 600 Quadratmeilen große B. mit den übrigen Niederlanden zu Frankreich und wurde in drei Departements eingeteilt. 1815 wurde es Teil der Niederlande, 1830 nach einem Aufstand Kernland des neuen Königreichs Belgien, dessen Thronerbe seit 1840 den Titel Herzog von B. führt. Nordbrabant verblieb bei den Niederlanden.
L.: Wolff 53; Wallner 700 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) E3, II 66 (1378) C3, II 78 (1450) E3; Pirenne, H., Geschichte Belgiens (bis 1648), Bd. 1ff. 1899ff.; Vanderkindere, L., La formation territoriale des principautés belges au moyen-âge, Bd. 1ff. 1902; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3 ([Breibant, Bragbantinse, Brabantinse, Brachbant, Bracbantus], Lennik bzw. Lennick, Zellik bzw. Zellick, Krombrugge bzw. Crumbrugge); Knetsch, K., Das Haus Brabant. Genealogie der Herzöge von Brabant und Landgrafen von Hessen, Bd. 1-13 1918ff.; Ganshof, F., Brabant, Rheinland und Reich im 12., 13. und 14. Jahrhundert, 1938 ; Martens, M., L’administration du domaine ducal en Brabant, 1954 ; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 179 ; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 23, 75, 77, 96, III, 31, 32, 33 Brakbant I; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 60; Uytterbrouck, A., Le gouvernement du duché de Brabant au bas Moyen Age, 1975 ; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.; Thomas, H./Houtte, J. van, Brabant, LexMA 2 1983, 529ff.; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 110; Nikolay, W., Die Ausbildung der ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während des 13. und 14. Jahrhunderts, 1985 ; Godding, P., Le Conseil de Brabant sous le règne de Philippe le Bon (1430-1467), 1999 ; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 45, 764; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 437; Tigelaar, J., Brabants historie ontvouwd, 2006. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Brauneck, Hohenlohe-Brauneck (Herren, Grafen). Nach der Burg B. bei Creglingen an der Tauber nannte sich von 1243 bis 1434 ein Zweig der Herren von Hohenlohe (Hohenlohe-Brauneck). Über die Erbtochter des letzten Grafen kamen Burg und Herrschaft an die Grafen von Schwarzburg und durch Verkauf seitens des Enkels des letzten Grafen (Michael von Hardeck) 1448 an die Markgrafen (von Brandenburg-Ansbach bzw.) Ansbach. S. Hohenlohe-Brauneck. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, Fürstentum). Um die Jahrtausendwende wurde an der Kreuzung der Straßen Hildesheim-Magdeburg und Goslar-Lüneburg die Burg Dankwarderode (Tanquarderoth 1134) errichtet. In Anlehnung an sie entstand auf älterem Siedlungsboden Braunschweig (1031 Brunesguik). Dieses bildete bald einen Vorort im Stammesherzogtum Sachsen, das 1106 an Lothar von Süpplingenburg fiel, der durch Vermählung mit der Erbtochter des Grafen von Northeim, Richenza, die Erbgüter der Brunonen um Wolfenbüttel und Braunschweig erlangt hatte und sie über seine Tochter Gertrud an die Welfen weiterleitete. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurde das verbliebene Eigengut unter den Söhnen 1202/1203 geteilt (erste Teilung). Heinrich († 1218), Pfalzgraf bei Rhein, erhielt den westlichen Teil (Lüneburg von Hannover bis Göttingen und Dithmarschen), Wilhelm († 1215) den östlichen Teil (Lüneburg), König Otto IV. († 1218) Braunschweig bis zum Unterharz. Otto verstarb 1218 kinderlos. Heinrichs Erbe kam von seinen Töchtern an Kaiser Friedrich II. Dieser erhob am 21. 8. 1235 nach der Übertragung der welfischen Eigengüter an das Reich B. als Reichslehen des Gesamthauses zum Herzogtum. Für dieses erwarb Herzog Otto das Kind († 1252), der Sohn Herzog Wilhelms, 1246 von der Landgrafschaft Thüringen das Werratal und Münden (Hannoversch-Münden) zurück und verband die aus dem billungischen Erbe um Lüneburg, aus dem brunonischen Erbe um Braunschweig und aus dem northeimischen Erbe zwischen Harz und oberer Leine gekommenen Güter zu einer Einheit. Verloren gingen allerdings 1236 die Grafschaft Stade und 1264 das Amt Gieselwerder. 1267/1269 wurde das Land von seinen Söhnen geteilt (zweite Teilung). Albrecht der Lange († 1279) wurde Herzog im Landesteil Braunschweig (Altes Haus Braunschweig, Gebiete um Braunschweig-Wolfenbüttel, Einbeck-Grubenhagen und Göttingen-Oberwald), Johann († 1277) Herzog im Landesteil Lüneburg (Altes Haus Lüneburg). Gemeinsam blieb die Stadt Braunschweig. Von dieser Teilung an standen mit Ausnahme der Jahre 1400 bis 1409 mindestens immer die beiden Häuser Braunschweig und Lüneburg, zeitweilig sogar vier oder fünf Linien nebeneinander. Dabei wurden nach Hameln (1261) noch Teile der Grafschaft Dassel (1269/1272), Güter im nördlichen Harz und um Calenberg gewonnen, 1352 das Untereichsfeld um Duderstadt aber verloren. Das Fürstentum Lüneburg wurde unter Otto dem Strengen 1303/1321 um die Grafschaften Dannenberg, Lüchow und Wölpe erweitert. 1369 starb die Linie mit Herzog Wilhelm aus. Es kam zum Lüneburger Erbfolgekrieg, an dessen Ende Lüneburg in der Auseinandersetzung mit den Askaniern an die Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel fiel. Das Fürstentum Braunschweig, das seit 1279 der Vormundschaft Ottos des Strengen von (Braunschweig-)Lüneburg unterstand, wurde schon 1285/1286 unter den Söhnen Heinrich I. († 1322), Albrecht II. († 1318) und Wilhelm (†1292) weiter aufgeteilt in die Linien Grubenhagen (bis 1596), Göttingen (mit Münden bis 1463) und Braunschweig (dritte Teilung). Hiervon starb Wilhelm 1292 und seine Güter kamen an die Linie Göttingen. Diese teilte sich 1345 in die Linien Göttingen (Ernst I. † 1367) und Braunschweig(/Wolfenbüttel) (Magnus I. † 1369) (fünfte Teilung). Von diesen erhielt die Braunschweig/Wolfenbütteler Linie 1388 nach dem Lüneburger Erbfolgekrieg das Lüneburger Erbe Herzog Wilhelms. Sie führte aber neben dem Fürstentum Lüneburg das Fürstentum Braunschweig(/Wolfenbüttel) in einer Nebenlinie (Friedrich) bis 1400 fort (sechste Teilung), so dass Grubenhagen, Göttingen, Braunschweig-Wolfenbüttel und Lüneburg nebeneinander standen. Nach der Ermordung Herzog Friedrichs von Braunschweig im Jahre 1400 erbten die Herzöge von Lüneburg das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. 1409 teilten sie erneut in Braunschweig und Lüneburg (mittleres Haus Lüneburg bis 1592 [siebente Teilung, achte Teilung]), wobei sie das braunschweigische Fürstentum (mittleres Haus Braunschweig bis 1634) um das Land zwischen Deister und Leine (Calenberg) vergrößerten (Revision der Teilung 1428). 1432 entstanden durch Teilung die Fürstentümer Braunschweig und Calenberg (neunte Teilung), von denen Calenberg 1447/1494 die Grafschaft Wunstorf erlangte und 1442/1463 durch Kauf das Fürstentum Göttingen (mit Münden) und 1473 durch Erbfolge das Fürstentum Braunschweig erwarb, 1481 und 1483 aber wieder teilte (zehnte, elfte Teilung). 1495 wurde das Fürstentum Braunschweig-Calenberg-Göttingen wieder geteilt (zwölfte Teilung). Herzog Heinrich erhielt Braunschweig, für das die neue Residenz Wolfenbüttel namengebend wurde. Herzog Erich I. bekam Calenberg-Göttingen. Beide teilten sich das in der Hildesheimer Stiftsfehde von 1519 bis 1523 eroberte Gebiet des Hochstifts Hildesheim (Hunnesrück [Hunsrück], Grohnde,Aerzen [Ärzen], Lauenstein, Gronau, Hallerburg, Poppenburg, Ruthe, Koldingen, Hameln [zur Hälfte], Bodenwerder, Dassel, Elze, Sparstedt an Braunschweig-Calenberg-Göttingen, Winzenburg, Wohldenburg [Woldenberg], Steinbrück, Lutter, Woldenstein, Schladen, Liebenburg, Wiedelah, Vienenburg, Westerhof, Alfeld, Bockenem, Lamspringe und Salzgitter an Braunschweig-Wolfenbüttel). Um die Mitte des 16. Jahrhunderts traten die welfischen Herzöge der Reformation bei. Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel gründete 1576 die Universität Helmstedt. Er erbte 1584 das Fürstentum Calenberg-Göttingen und erlangte 1596 (bis 1617) das Fürstentum Grubenhagen. 1582 erwarb er die Reichsgrafschaft Hoya, 1599 die Reichsgrafschaft Regenstein mit Blankenburg und Hartingen im Harz. Kurz nach dieser Vereinigung der südlichen welfischen Lande starb 1634 die Wolfenbütteler Linie des mittleren Hauses Braunschweig aus. Ihr Land fiel an Lüneburg. Statt zur Bildung eines einheitlichen Landes kam es aber 1635 zu einer erneuten Gründung eines Neuen Hauses Braunschweig durch die Linie Dannenberg des Herzogtums Lüneburg. Sie erhielt das Fürstentum Wolfenbüttel (ohne Calenberg und Grubenhagen) samt Regenstein und gegen Hitzacker, Dannenburg, Lüchow und Scharnebeck noch Walkenried im Harz. Getrennt durch die Hochstifte Hildesheim und Halberstadt bestand es aus den Distrikten Wolfenbüttel, Schöningen, Harz und Weser und den Städten Braunschweig, Wolfenbüttel, Schöppenstedt, Helmstedt, Schöningen, Königslutter, Gandersheim, Seesen, Holzminden und Stadtoldendorf und residierte ab 1753 wieder in Braunschweig. Das Lüneburger Gebiet (Neues Haus Lüneburg, Residenz seit 1636 in Hannover) mit Calenberg, Göttingen und Grubenhagen und 1665 um die Grafschaft Diepholz erweitert wurde 1692 zum Herzogtum/Kurfürstentum Hannover erhoben (Kurbraunschweig). 1705 wurde an Hannover das Fürstentum Lüneburg mit der Grafschaft Hoya angegliedert. 1714 wurde Kurfürst Georg Ludwig von Hannover König von England. Von 1807 bis 1813 gehörte Braunschweig zum Königreich Westphalen. Am 6. 11. 1813 entstand es ungefähr in den Grenzen des Fürstentums Wolfenbüttel neu, nannte sich aber Herzogtum Braunschweig. 1815 trat es dem Deutschen Bund bei und erhielt 1820 eine Verfassung, die 1829 von Herzog Karl aufgehoben, 1832 aber erneuert wurde. 1867 trat das Herzogtum Braunschweig dem norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen Reich bei. 1884 erlosch das Haus Braunschweig. Da das erbberechtigte Haus Hannover, das 1866 Hannover an Preußen verloren hatte, die Reichsverfassung nicht anerkannte, bestand bis 1906 eine Regentschaft durch Prinz Albrecht von Preußen und bis 1913 durch Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg. Der seit 1913 nach Anerkennung der Reichsverfassung regierende Herzog Ernst August dankte 1918 ab. Auf eine kurzlebige Räterrepublik folgten ab Dezember 1918 sozialdemokratische bzw. bürgerliche Regierungen des Freistaates Braunschweig, der sich am 6. 1. 1922 eine Verfassung gab. 1930 trat die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in die Regierung ein. 1940 wurde der Kreis Holzminden gegen Goslar ausgetauscht (Preußen). 1945 wurde Braunschweig wiederhergestellt. Durch die Zonengrenzziehung wurde der größte Teil des Kreises Blankenburg (1990 Sachsen-Anhalt) und Calvörde der sowjetischen Besatzungszone zugeteilt. Im Übrigen ging Braunschweig am 1. 11. 1946 durch Anordnung der britischen Militärregierung (mit Ausnahme der durch die Zonengrenze abgetrennten Gebiete) im Land Niedersachsen auf. S. a. Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 432; Zeumer 552 I 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E3; Die Territorien des Reichs 3, 8; Havemann, W., Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Sudendorf, H., Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg (bis 1407), Bd. 1-11 1859ff.; Max, G., Geschichte des Fürstentums Grubenhagen, 1862; Heinemann, O. v., Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1ff. 1882ff.; Krieg, M., Die Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Hüttebräuker, L., Das Erbe Heinrichs des Löwen. Die territoriale Grundlage des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, 1927; Pröve, H., Dorf und Gut im alten Herzogtum Lüneburg, 1929; Schnath, G., Die Gebietsentwicklung Niedersachsens, 1929; Beckurts, B., Grundriss der Braunschweiger Geschichte, 3. A. 1931; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Karte des Landes Braunschweig im 18. Jahrhundert, bearb. v. Kleinau, H. u. a., 1956; Patze, H., Die welfischen Territorien im 14. Jahrhundert, VuF 14, 1971; Kleinau, H., Überblick über die Gesamtentwicklung des Landes Braunschweig, Braunschweig. Jb. 53 (1972); Boshof, E., Die Entstehung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, (in) Heinrich der Löwe, hg. v. Moormann, D., 1980; Weitkamp, S., Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte, Braunschweigisches Jb. 67f. (1986f.); Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 70; Brück, A., Die Polizeiordnung Herzog Christians von Braunschweig-Lüneburg vom 6. Oktober 1618, 2003. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Bruchhausen (Grafschaft). Im 12. Jahrhundert erscheinen Grafen von B. zwischen Nienburg und Verden. Als sie um 1220 ausstarben, kam die vom Erzstift Bremen zu Lehen gehende Grafschaft an die Grafen von Oldenburg, welche die Grafschaft 1259 teilten. Die Linie Altbruchhausen brachte ihren Anteil 1326 über die Erbtochter an die Grafen von Tecklenburg, die ihn an die Grafen von Hoya verkauften. Die Linie Neubruchhausen verkaufte ihren Anteil 1384 für 2000 Mark ebenfalls an die Grafen von Hoya. Innerhalb Hoyas kam B. zur Niedergrafschaft. Beim Aussterben der Grafen Hoya fiel Bruchhausen an Braunschweig-Lüneburg (Braunschweig-Celle). 1946 gelangte B. zu Niedersachsen.
L.: Wolff 355; Wallner 702 WestfälRK 8; Wallner 704 WestfälRK 31; Oncken, H., Die ältesten Lehnsregister der Grafen von Oldenburg und Oldenburg-Bruchhausen, 1893; Die Grafschaften Bruchhausen, Diepholz, Hoya und Wölpe, 2000. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Burgund (Königreich, Herzogtum, Freigrafschaft). Der Name B. für die Landschaft zwischen Saône und oberer Loire geht auf die ostgermanischen Burgunder zurück, die zwischen 400 bzw. 413 und 436 um Mainz und Worms und nach 443 um Genf, Lyon und das Rhonegebiet ein eigenes, strukturell in sich recht verschiedenes Reich gegründet hatten, das 534 von den Franken zerstört wurde. B. bezeichnet danach zunächst das fränkische Teilreich B. um Orléans und Chalon-sur-Saône, später das Reich des Sohnes Karl (855-863) Kaiser Lothars I. (Niederburgund d. h. Provence und Dukat Vienne/Lyon). 879 wählten die geistlichen Großen des Gebiets den Grafen Boso († 887) von Vienne, den Schwager Karls des Kahlen, zum König von B. (spätere Franche-Comté, Chalon [Chalons], Mâcon, Vienne, Lyon, Languedoc, Teile Savoyens, Provence). Hauptstadt war Arles, weswegen das Reich, das Boso 885 von Kaiser Karl dem Dicken zu Lehen nahm, auch regnum Arelatense, Arelat genannt wurde. 888 riss der Welfe Graf Rudolf das Gebiet der späteren Franche-Comté und Teile der späteren Schweiz als Königreich (Hochburgund) an sich, während Bosos Bruder Richard das Gebiet der späteren Bourgogne westlich der Saône (Mâcon, Chalon [Chalons], Autun, Nevers, Auxerre, Sens, Troyes, Langres) als Herzogtum B. an sich zog, so dass Bosos Sohn nur den südlichen Rest behielt. 934 übertrug Graf Hugo von Provence dieses inzwischen erlangte Gebiet als Ausgleich für Italien an den Welfen Rudolf II., womit zwei Drittel Burgunds wiedervereinigt waren, während das Herzogtum B. dadurch, dass Richards Sohn Rudolf 923 König von Frankreich wurde, seitdem an Frankreich kam. 1016 sprach Rudolf III. von B. das Land Kaiser Heinrich II. als Erbe zu. Nach seinem Tod setzte Kaiser Konrad II. 1032 die Erbansprüche auf das Königreich B. durch, doch war die Macht des Königs gegenüber Adel und Kirche von Anfang an gering, so dass dieses Gebiet nur unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der sich 1156 mit Beatrix von B., der Erbtochter der Grafen von B. verheiratete und 1169 Hochburgund zwischen oberer Saône und Jura zur reichsunmittelbaren Pfalzgrafschaft oder Freigrafschaft (seit 1350 Franche-Comté) mit Dole als Hauptort erhob, und Karl IV., der 1378 den französischen Thronfolger als Reichsvikar im Arelat ernannte, enger an das Reich gebunden werden konnte und bis zum Ausgang des Mittelalters teilweise an die Schweiz, Savoyen und Mömpelgard und im Übrigen (Lyon, Dauphiné, Provence, Avignon, Arles) an Frankreich verlorenging, für das vom 11. Jahrhundert an drei Linien der westfränkischen Kapetinger/Robertiner das Herzogtum innegehabt hatten. Nach dem Aussterben der zweiten kapetingischen Seitenlinie 1361 kam das Herzogtum B. im Jahre 1363 als Lehen Frankreichs an den jüngsten Sohn Johanns II. von Frankreich, Philipp den Kühnen. Philipp erwarb durch seine 1369 mit Margareta von Flandern (d. J.) geschlossene Ehe 1384 Flandern, Artois und die weiterhin als Reichslehen zum deutschen Reich gehörende Freigrafschaft B., die über die Herzöge von Andechs-Meranien (1208-1248), die Grafen von Chalon (1248-1295) und die Könige von Frankreich (1295) an Margareta von Flandern (d. Ä.) gekommen war, Rethel, Nevers, Salins und Mecheln sowie 1390 durch Kauf die Grafschaft Charolles (Charolais). Sein Enkel Philipp der Gute eroberte die Grafschaft Boulogne und erwarb 1428 Namur durch Kauf, 1430 Brabant und Limburg durch Erbschaft sowie 1433 Hennegau, Holland und Seeland durch Gewalt. Im Frieden von Arras erhielt er 1435 die Gebiete von Mâcon, Auxerre und einen Teil der Picardie. Dazu kamen 1443 noch das Herzogtum Luxemburg und Chiny. 1477 fiel sein Sohn Karl der Kühne, der 1473 Geldern und Zütphen gewonnen und mit dem Friedrich III. die Schaffung eines Königreichs B. erörtert hatte, im Kampf gegen den Herzog von Lothringen. 1491 starb mit Johann von Nevers auch die Nebenlinie im Mannesstamm aus. Über die 1477 mit Maximilian von Habsburg vermählte Tochter Karls des Kühnen Maria († 1482) gelangte das Herzogtum B. mit der Freigrafschaft B. an das Haus Habsburg. Habsburg behauptete das burgundische Erbe (Niederlande) bis auf die Bourgogne (Herzogtum B.), die Picardie und Boulogne, die an Frankreich fielen, das seinerseits im Frieden von Madrid 1526 auf die Lehnshoheit über Flandern und Artois verzichtete. 1548 vereinte Kaiser Karl V. die verbliebenen burgundischen Länder zum schon 1512/1521 angestrebten burgundischen Reichskreis, der später fast ausschließlich aus Ländern (einer Vielzahl von Ländern und Herrschaften) eines einzigen Landesherren (Habsburg als Herzog von Burgund) bestand (1556 Spanien, 1713 Erzherzog von Österreich bzw. König von Böhmen [ausgenommen die 1713 als Ersatz für Oranien an Preußen gelangten Teile des Oberquartieres Geldern]). Die Freigrafschaft B. wurde nach mehrfacher Besetzung durch Frankreich 1678 endgültig an Frankreich abgetreten. S. Niederlande, Belgien, Burgundischer Reichskreis.
L.: Zeumer 552 III a 2, 37, 3; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) C5, II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs 6, 198; Petit, E., Histoire des ducs de Bourgogne de la race capétienne, Bd. 1ff. 1885ff.; Berthaut, H., La carte de France 1750-1898, 1899; Cartellieri, O., Geschichte der Herzöge von Burgund, 1910; Hofmeister, A., Deutschland und Burgund im frühen Mittelalter, 1914; Febvre, L., Histoire de la Franche Comté, 7. A. 1922; Préchin, E., Histoire de la Franche-Comté, 1947; Meyer, W., Burgund, 2. A. 1965; Richard, J., Histoire de la Bourgogne, 1957; Calmette, J., Le grands ducs de Bourgogne, 3. A. 1959; Kaughan, R., Philip the Bold. The formation of the Burgundian State, 1962; Hoke, R., Die Freigrafschaft Burgund, Savoyen und die Reichsstadt Besançon im Verbande des mittelalterlichen deutschen Reiches, ZRG GA 79 (1962), 106ff.; Bittmann, K., Ludwig XI. und Karl der Kühne, Bd. 1ff. 1964ff.; Boehm, L., Geschichte Burgunds, 1971, 2. A. 1979; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 58 Bourgogne, 122 Franche-Comté; Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1974, 1978; Werner, K. u. a., Burgund, LexMA 2 1983, 1062ff.; Calmette, J., Die großen Herzöge von Burgund, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 37; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 49, 789; Ehm, P., Burgund und das Reich, 2002; Kaiser, R., Die Burgunder, 2004; Gresser, P./Richard, J., La gruerie du comté de Bourgogne aux XIVe et XVe siècles, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 470 (Herzogtum), 472 (Grafschaft); Kamp, H., Burgund, 2007; Rauzier, J., La Bourgogne au XIVe siècle, 2009; La Franche-Comté et les anciens Pays-Bas, hg. v. Delobette, L. u. a., 2010. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Buseck (Ganerbschaft, Reichsritter). Das die Orte Alten-Buseck (Altenbuseck), Großen-Buseck (Großenbuseck), Rödgen, Reiskirchen, Beuern, Bersrod, Oppenrod, Burkhardsfelden und Albach umfassende Busecker Tal östlich von Gießen wird erstmals am 2. 10. 1340 genannt. Wahrscheinlich war es zunächst konradinisches Reichslehngut, kam dann an die Grafen von Gleiberg, von diesen an die Grafen von Cleeberg bzw. Kleeberg und durch deren Erbtochter Gertrud an die Grafen von Peilstein, ehe es 1218 an das Reich zurückfiel. Vermutlich unmittelbar danach wurden die reichsministerialischen Familien von Buseck und Trohe vom Reich gemeinsam mit dem Gericht - und wohl dem Tal - zu B. belehnt. Im Jahre 1265 erwarb der Landgraf von Hessen die Grafschaft Gießen und war von da an am Erwerb des Busecker Tales interessiert. 1398 belehnte König Wenzel den Landgrafen mit dem Buseckertal (Busecker Tal), widerrief die Belehnung aber noch im gleichen Jahr. 1480 anerkannten die Ganerben des Busecker Tales den Landgrafen als Landesherren. Seit etwa 1544 waren die Ganerben des Busecker Tals (Trohe, Merle bzw. Mörlau, Schwalbach, Buseck, Schenk zu Schweinsberg), die sich zwischenzeitlich in vielfache lehnsrechtliche Abhängigkeiten zu Hessen begeben hatten, Mitglieder des Kantons Wetterau der Reichsritterschaft, seit 1550 des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken (bis etwa 1700) und seit der Gefangennahme Landgraf Philipps des Großmütigen des Kantons Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1561 bestätigte Kaiser Ferdinand I. die Reichsunmittelbarkeit des Tales. 1576 unterwarfen sich die Ritter dem Landgrafen (von Hessen-Marburg) als Landesherrn, erst 1724/1725 jedoch gewann Hessen auf Grund des Gutachtens des 1702 angerufenen Reichshofrats endgültig die Lehnshoheit über das am Ende des 18. Jahrhunderts etwa 800 Personen umfassende Busecker Tal (Buseckertal), wobei die Ganerben die Lehnsoberhoheit des Reiches und ausgedehnte Gerichtsrechte wahren konnten.
L.: Wolff 255; Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 122; Rahrbach 33; Neumaier 79, 162; Lindenstruth, W., Der Streit um das Busecker Tal, Mitteil. d. oberrhein. Geschichtsvereins N.F. 18 (1910), 85ff., 19 (1911), 67ff.; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33; Stetten 32; Becker, C., Die Busecker Ritterschaft zwischen Territorium und Reich, Magisterarbeit Gießen 1975 (ungedruckt); Jendorff, A., Condsominium, 2010; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Buseck, 1576/1824 an Hessen). (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Chiny (Grafschaft). Erster bekannter Graf von C. bei Luxemburg war wohl Otto von Warcq (vor 970-1000). Seine Nachkommen fügten Güter des Königs und der Ardennengrafen (Ivois, Margut, Jamoigne [Jamogne], Etalle, Longlier, Mellier, Orgeo) zusammen. Seit dem 12. Jahrhundert trugen sie ihre Güter den Grafen von Bar zu Lehen auf. Über die Erbtochter Johanna kam die Grafschaft an die Grafen von Loon (Looz), die sich seit 1226 auch Grafen von C. nannten. 1340 verkaufte der Graf von Loon die Kastellaneien Ivois, Virton und La Ferte (Laferté) an die Grafen von Luxemburg. 1342 ging die Lehnshoheit von Bar auf Luxemburg über. Am 16. 6. 1364 trat Graf Arnulf die Grafschaft C. an Luxemburg ab.
L.: Wolff 57; Bertholet, J., Histoire ecclésiastique et civile du duché de Luxembourg et comté de Chiny, Bd. 1-8 1741ff.; Laret-Kayer, A., Entre Bar et Luxembourg: le comté de Chiny a origines à 1300. Thèse masch. Brüssel 1981. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Commercy (Herrschaft). Nach dem 823 (villa Commarciaco) bzw. 827/828 erstmals erwähnten Castrum C. an der Maas in Lothringen nannten sich die in der Mitte des 12. Jahrhunderts Güter der Grafen von Bar erheiratenden Herren von Broyes, die C. als Lehen des Hochstifts Metz hatten. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstanden zwei Linien mit C. einerseits und Chateauvillain und Montrevel (Montrivel) andererseits. Eine Linie erheiratete 1273/1274 über die Erbtochter die Grafschaft Saarbrücken. 1341 erfolgte eine Teilung in Saarbrücken und ein Drittel der Herrschaft einerseits sowie zwei Drittel der Herrschaft andererseits. 1381/1384 ging die Linie Saarbrücken-Commercy über die Erbtochter in die walramische Linie Nassau-Weilburg der Grafen von Nassau (Nassau-Saarbrücken) über. S. Frankreich.
L.: Wolff 305; Dumont, C., Histoire de la ville et des seigneurs de Commercy, Bd. 1-3, 1843; François-Vives, S., Les seigneurs de Commercy au Moyen Age (XIe s.-1429), Mém. Soc. Arch. Lorr. 1936-1939; Mathieu, A., Recherches sur la topographie ancienne de Commercy, 1981 (masch.schr.); Parisse, M., Commercy, LexMA 3 1986, 83f.; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 129. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Dagsburg (Grafschaft). Um die kurz vor 1000 durch Heirat erworbene Burg D. (frz. Dabo) in Lothringen lag die Grafschaft D. der Grafen von D., die auf die Etichonen (und Eberhardiner) zurückgehen und außer dem Erbe der 1144 ausgestorbenen Grafen von Egisheim an der oberen Saar ansehnliche Güter hatten (Moha, Waleffe, Stadtgrafschaft Metz, Vogtei über das Hochstift Metz). Sie starben 1225 aus. Ihre Güter (11 Burgen, Vogtei über 9 Klöster) fielen 1241 über die Erbtochter teilweise (um D.) an Leiningen, waren zeitweise aber mit den Bischöfen von Straßburg, denen die Markgrafen von Baden als Miterben ihre Rechte überlassen hatten, umstritten. Der Bischof von Metz zog die heimgefallenen Lehen ein. Moha und Waleffe kamen an das Hochstift Lüttich. Von 1317 bis 1467 bestand eine besondere Linie Leiningen-Dagsburg. 1792/1801 kam das Gebiet an Frankreich. S. Leiningen-Dagsburg, Leiningen-Dagsburg-Hartenburg., Leiningen-Hardenburg-Dagsburg.
L.: Wolff 282; Legl, F., Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim, 1998. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Diez (Grafschaft). Grafen von D. (790 Theodissa [Altendiez?], später Didesse, 933 Dissermark) an der Lahn, die sich gelegentlich auch Grafen von Weilnau nannten und vielleicht ursprünglich Grafen des Niederlahngebiets (Niederlahngaus) waren, erscheinen etwa 100 Jahre nach Aussterben der Konradiner (seit 1044/1073) und werden kurz nach 1150 als solche genannt. Unter den Staufern nahmen sie wichtige Stellungen ein. 1302 teilten sie ihre Herrschaft in Altweilnau und Neuweilnau südwestlich von Usingen. Ihre sog. Goldene Grafschaft lag um Diez, Kirberg an der Lahn, um Camberg und Wehrheim, um Hasselbach und Salz. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts waren umfängliche Güter verpfändet. 1355 kamen ansehnliche Teile an Nassau-Merenberg, 1362 ein Viertel der Grafschaft und 1376 Kirberg an das Erzstift Trier. Bei ihrem Aussterben fiel die Goldene Grafschaft 1376/1384 über die Erbtochter an die Grafen von Nassau-Dillenburg sowie an Trier (Pfand, Lehnsheimfall), Katzenelnbogen (1453 Kauf) und (1420 über Jutta von Nassau-Dillenburg an) Eppstein, 1564 nach Auflösung der Gemeinschaft zwischen Trier (ein Viertel) und Nassau-Dillenburg (drei Viertel) an Nassau allein, wofür Trier die Kirchspiele Hundsangen, Nentershausen, Salz, Meudt und Lindenholzhausen erhielt. 1530 hatte Nassau den Eppstein verbliebenen Anteil (ein Achtel) erworben, aber nicht vermocht, ihn gegen Trier zu halten. 1557 hatte Nassau dafür einen Anteil Hessens (ein Viertel) gewonnen, den dieses von Katzenelnbogen ererbt hatte. Seit 1607 benannte sich eine Linie der Grafen von Nassau nach D. (Nassau-[Dillenburg-]Diez). 18061815 fiel das um 15 Quadratmeilen große D. an das Herzogtum Nassau, 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz. S. Nassau-Diez.
L.: Wolff 337; Laut, R., Territorialgeschichte der Grafschaft Diez samt der Herrschaften Limburg, Schaumburg und Holzappel, Diss. phil. Marburg 1943; Heck, H., Die Goldene Grafschaft, 1956; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Kloft, J., Territorialgeschichte des Kreises Usingen, 1971; Storto, F./Stein, H., 650 Jahre Stadt Diez. 1329-1979, 1979; Schwind, F., Diez, LexMA 3 1986, 1039; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 147. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Dilsberg (Grafen). 1208 ist die Burg D. am Neckar bei Heidelberg als Sitz der Grafen des Elsenzgaues (Grafen von Lauffen) belegt. Um 1220 fiel sie über eine Erbtochter an die Herren von Dürn (Walldürn), die sich Grafen von D. nannten. 1286 wurde sie an König Rudolf von Habsburg verkauft, etwa um 1330 an die Pfalzgrafen bei Rhein veräußert. 1803 fiel sie an Baden. Damit gelangte D. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Bernhard, J., Die Bergfeste Dilsberg, 1961; Lenz, R., Kellerei und Unteramt Dilsberg. Entwicklung einer regionalen Verwaltungsinstanz im Rahmen der kurpfälzischen Territorialpolitik am unteren Neckar, 1989. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Dinslaken (Herren, Herrschaft). Die Burg D. am Nordwestrand des Ruhrgebiets wird 1163 (Dincelachen) zuerst genannt. Nach 1220 fiel sie durch Heirat der Erbtochter der Herren von D. an die Grafen von Kleve. Mit Kleve kam sie 1368 durch Heirat an die Grafen von der Mark (1368-1406 selbständig) und 1609/1614/1666 erbweise an Brandenburg. 1946 fiel D. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 316; Triller, A., Stadtbuch von Dinslaken, 1959; Dinslaken zwischen gestern und morgen, 1970; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 152. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Dürn (Herren, Herrschaft). Unter den Staufern sind die hochadligen Herren von D. (Durne, Walldürn östlich von Amorbach) Reichsleute im Odenwald. Mittelpunkt ihrer Herrschaft war Amorbach. Über eine Erbtochter der Grafen von Lauffen erlangten sie deren Güter, verloren danach aber rasch an Bedeutung. 1271/1272 mussten sie ihre Güter an das Erzstift Mainz veräußern. 1332 starben sie aus.
L.: Liebler, H., Die Edelherren von Dürn, (in) Amorbach, Beitr. zu Kultur und Geschichte. Neujahrsbll. hg. v. d. Ges. f. frk. Gesch. 25 (1953); Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 643. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Ehrenstein (Herren). Um 1330 erbauten die edelfreien Herren von Ütgenbach bzw. Uetgenbach, die als Zeugen in saynischen Urkunden und als Prümer sowie Schwarz-Rheindorfer (Schwarzrheindorfer) Vögte erscheinen, die Burg E. bei Neuwied, nach der sich seit 1331 Herren von E. nennen. 1449 verkauften sie die Herrschaft E. den verschwägerten Herren von Nesselrode. 1524 kam sie über die Erbtochter an die Rennenberg, die 1526 von Köln damit belehnt wurden. Später fiel sie an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987, 202ff., 319f. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Elsass (Gau?, Landschaft, Landgrafschaft), frz. Alsace. Das etwa 190 Kilometer lange und 50 Kilometer breite, rund 8280 Quadratkilometer umfassende, zunächst keltisch besiedelte E. (ahd. ali-saz, Fremdsitz) zwischen Oberrhein und Vogesen (Wasgenwald), das nur von 640 bis 740, von 1680 bis 1789, von 1871 bis 1918 und ab 1973 eine politische Einheit bildet(e), wurde 58 v. Chr. von Cäsar erobert (82/90 n. Chr. Germania superior, Obergermanien). Von 260 n. Chr. an wurde es allmählich von Alemannen besetzt, die 496 den Franken unterlagen. Zum Jahre 610 (um 613) erscheint bei Fredegar der Name Alesaciones. Bis 740 war das Gebiet zeitweise eigenes fränkisches Herzogtum der Etichonen (Herzog Eticho 673), das nach der Wiedereingliederung des alemannischen ostrheinischen Herzogtums in das Frankenreich nicht wieder besetzt wurde. E. wird in die Grafschaften Nordgau und Sundgau geteilt. 843 kam E. zu Lotharingien, 870 zum ostfränkischen Reich. 925 wurde es Teil des Herzogtums Schwaben. Von der Mitte des 11. Jahrhunderts an wurde es zunächst ein Kerngebiet der königlichen Herrschaft, kam 1079 an Friedrich von Staufen, zerfiel aber nach dem Untergang der Staufer um 1254 in zahlreiche einzelne Herrschaften. Der 1273 zum König gewählte Rudolf von Habsburg richtete zur Wiedergewinnung und Verwaltung des Reichsgutes unter anderem die Reichslandvogteien Oberelsass und Unterelsass (Niederelsass) ein, die noch zu seinen Lebzeiten (vor 1291) in Hagenau zusammengelegt wurden. Die Landgrafschaft im Oberelsass (Sundgau), die seit 1135/1268 den Grafen von Habsburg zustand, ließ Habsburg zum wichtigsten weltlichen Landesherren werden. Ausgangspunkt waren dabei Güter um Ottmarsheim, zu denen 1130 Güter um Landser und Ensisheim kamen, sowie die Vogtei über Murbach. 1224 erwarb Habsburg die Herrschaft Rothenberg bzw. Rotenberg (Rougemont), 1283 die Herrschaft Dattenried (Delle) von den Grafen von Mömpelgard, 1324 durch die Heirat mit der Erbtochter der Grafen von Pfirt die Grafschaft Pfirt mit den Herrschaften Altkirch, Pfirt, Blumenberg (Florimont), Thann und Sennheim, 1347 die Herrschaft Rosenfels (Rosemont), 1350/1361 die Herrschaft Belfort. 1354 schlossen sich die zehn elässischen Reichsstädte zum Zehnstädtebund (Dekapolis) zusammen. Die Landgrafschaft im Unterelsass (Niederelsass), dem früheren Nordgau, die zuerst von den Grafen von Hünenburg, dann von den Grafen von Werd ausgeübt wurde, kam 1359/1362 an das Hochstift Straßburg. 1469 verpfändete die Tiroler Linie Habsburgs ihre elsässischen Gebiete an Burgund, doch wurden die burgundischen Herrscher 1475 vertrieben und fiel Burgund seinerseits über Maria von Burgund an Habsburg zurück, das 1504 die Reichslandvogtei (in Hagenau) von der Pfalz zurückgewinnen konnte. Bei der Einteilung in Reichskreise kam das habsburgische Oberelsass zum österreichischen Reichskreis, das Unterelsass zum oberrheinischen Reichskreis. Wichtige Herren neben Habsburg waren die Pfalz (Grafschaft Rappoltstein, Herrschaft Rappoltsweiler), Württemberg (Grafschaft Horburg, Herrschaft Reichenweier) sowie die Reichsgrafen von Hanau-Lichtenberg, Leiningen und Salm. 1648/1684/1697 wurden der Sundgau Habsburgs und die Vogtei über die zehn in der Reformation protestantisch gewordenen, 1674 besetzten Reichsstädte Weißenburg, Hagenau, Rosheim, Oberehnheim, Schlettstadt, Kaysersberg, Türkheim, Colmar (Kolmar), Münster, Landau und Straßburg an Frankreich abgetreten. 1681 wurde Straßburg von Frankreich besetzt und bis 1697 verleibte sich Frankreich den größten Teil des restlichen E. ein. Der Conseil Souverain d'Alsace trat als oberste Behörde Frankreichs an die Stelle der Regierung Österreichs in Ensisheim. Gleichwohl blieb das E. bis 1789/1790, als die Provinz E. durch die Départements Haut-Rhin und Bas-Rhin ersetzt wurde und Frankreich die deutschen Reichsgesetze offiziell aufhob und die Reichsgrafschaften und Reichsherrschaften annektierte, deutschsprachig und geistig-kulturell (mit wachsendem Abstand) dem Reich verbunden. Danach wurde es vor allem durch Napoleon, dessen Regelungen bis 1982 Bestand behielten, zunehmend in Frankreich integriert, wobei ein einflussreicher frankophoner Bevölkerungsteil einem konservativem deutschsprachigen Bevölkerungsteil gegenübertrat. Nach 1918 trieb die Verwaltung Frankreichs 110000 Menschen unter Beschlanahme ihres Vermögens aus dem Lande. Zu Beginn des zweiten Weltkriegs wurde ein Drittel der Bevölkerung nach Südwestfrankreich evakuiert, wovon zwei Drittel 1940 in das von Deutschland besetzte Land zurückkehrten. Am Ende des 20. Jh.s spricht weniger als ein Drittel der Schüler noch Elsässisch und die deutsche Sprache verschwindet aus dem öffentlichen Leben. S. a. Elsass-Lothringen.
L.: Wolff 293ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Stoffel, G., Topographisches Wörterbuch des Oberelsass, 2. A. 1876; Clauss, J., Historisch-topographisches Wörterbuch des Elsass, Lief. 1-15 (A-St) 1895ff.; Die alten Territorien des Elsass nach dem Stand vom 1. Januar 1648, 1896 (Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, Heft 27); Jacob, K., Die Erwerbung des Elsass durch Frankreich im Westfälischen Frieden, 1897; Jacob, K., Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 1ff. 1898ff.; Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande vom 1. Januar 1648, Teil 1 1898 ( Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, Heft 28); Berthaut, H./Berthaut, A., La carte de France 1750-1848, 1899; Becker, J., Geschichte der Reichslandvogtei im Elsass 1273-1648, 1905; Müller, F., Die elsässischen Landstände, 1907; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 6 (Alsatia, Alsaciensis, Helisaze, Elisadiun, Colmar, Hüttenheim, Selz, Sermersheim, Lupstein, Schweighausen, Wittersheim, Reichshofen, Altdorf bzw. Altorf, Brumath, Ebersheim, Andlau, Schlettstadt, Künheim bzw. Kühnheim, Winzenheim, Morschweiler, Balzenheim, Hindisheim, Illkirch bzw. Illenkirchen, Offenheim, Hessenheim bzw. Heßheim, Ostheim, Feldkirch[, nicht Badelsbach bzw. Bohlsbach in Baden]); Vildhaut, H., Politische Strömungen und Parteien im Elsass von 1871 bis 1911, 1911; Schott, K., Die Entwicklung der Kartographie des Elsasses, Mitt. d. Ges. für Erdkunde und Kolonialwesen zu Straßburg, 1913; Wackernagel, R., Geschichte des Elsass, 1919; Elsass-Lothringen-Atlas, 1935; Büttner, H., Geschichte des Elsass, Bd. 1 1939; Marichal, P., Dictionnaire topographique du département des Vosges, comprenant les noms de lieu anciens et modernes, Paris 1941; Fallex, M., L'Alsace, la Lorraine et les Trois-Evêchés, du début du 18. siècle à 1789, Paris 1941; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 313; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, II, 9, 13, 21, 22, 23, 41, III, 11, 14, 16, 30, Elisazun, Elisaz, Alisatia, pagus Alisacensis, Helisaze, Hillisazaas, Illisacia, Alesaciones, Alisanzgouwe, Elisgaugium, Elsass; Himly, F., Atlas des villes médievales d'Alsace, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 11 Alsace;Histoire de l’Alsace, hg. v. Rapp, F., Bd. 1ff. 1976ff.; Paroisses et communes de France. Dictionnaire d'histoire administrative et demographique: Kintz, J., Bas-Rhin, 1977; Duranthon, M., La carte de France, son Histoire 1678-1979, 1978; Dreyfus, F., Histoire de l'Alsace, 1979; Seidel, K., Das Oberelsass vor dem Übergang an Frankreich. Landesherrschaft, Landstände und fürstliche Verwaltung in Alt-Vorderösterreich (1602-1638), 1980; Dollinger, P., Histoire de l'Alsace, 4. A. 1984; Encyclopédie de l’Alsace, Bd. 1ff. 1982ff.; Dollinger, P., Elsass, LexMA 3 1986, 1852ff.; Hiery, H., Reichstagswahlen im Reichsland, 1986; Vogler, B., Das Elsass zur Zeit des französischen Ancien Régime (1648-1789), Alemannisches Jb. 1987/88 (1988); Ebert, K., Das Elsass, 1989; Das Elsass und Tirol, hg. v. Thurnher, E., 1994; Seiler, T., Die frühstaufische Territorialpolitik im Elsass, 1995; Das Elsass, hg. v. Erbe, M., 2002; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 528 (Unterelsass), 530 (Oberelsass); Hummer, H., Politics and Power in Early Medieval Europe, 2005; Bornert, R., Les monastères d’Alsace, Bd. 1ff. 2009; Igersheim, F., L’Alsace et ses historiens 1680-1914, 2006; Vogler, B., Geschichte des Elsass, 2012. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Este (Burg, Geschlecht). E. bei Padua geht auf das antike Ateste an der Etsch der Veneter zurück, das 49 v. Chr. römisches Munizipium wurde, nach der Verlagerung der Etsch aber verödete. Kaiser Otto I. gab es an eine ursprünglich fränkische, dann langobardische, in Markgraf Otbert († 975) erstmals nachweisbare Familie, die sich nach ihrer 1056 erbauten Burg E. benannte (Albert Azzo II, † 1097). Sie hatte bald mehrere Grafschaften inne. Nach 1097 entstanden aus der Ehe Azzos II. mit der Welfin Kunizza die beiden Linien Welf-Este in Deutschland und Fulc-Este in Italien. Seit 1171 ist die Führung des Titels Markgraf belegt. 1154 schlossen die Welf-Este (Heinrich der Löwe) mit den Fulc-Este einen Vergleich, der die italienischen Güter den Fulc-Este beließ. Die italienische Linie Fulc-Este setzte sich in Ferrara, Modena und Reggio fest, so dass E. 1275 an Padua, 1405 mit Padua an Venedig fallen konnte. 1452 erhielt sie von Kaiser Friedrich III. die Herzogtümer Modena und Reggio als Reichslehen, 1471 von Papst Paul II. das Herzogtum Ferrara. 1593 starb die Hauptlinie aus. Die nachfolgende Nebenlinie verlor Ferrara und musste ihren Sitz nach Modena verlegen. 1796 kamen Modena und Reggio an die Zisalpinische Republik. Als Entschädigung hierfür erhielt die Familie E. 1801 den Breisgau und die Ortenau. 1803 erlosch sie im Mannesstamm. Über die mit dem Sohn Ferdinand Kaiser Franz' II. verheiratete Erbtochter Maria Beatrix kamen die Güter an das neugegründete Haus Österreich-Este. Dieses verlor 1805 Breisgau und Ortenau, erhielt aber 1814 Modena zurück, das 1859 an Sardinien (1861 Italien) fiel. Die Familie E. erlosch zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Mannesstamm.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Chiappini, L., Gli Estensi, 1967; Bocchi, F., Este, LexMA 4 1989, 27. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Everstein (Grafen). Nach der Burg E. (Eversten) bei Holzminden nannten sich seit 1116/1126 Edelherren/Grafen von E. Die Familie, die sich seit etwa 1200 in mehrere (1217 vier) Linien teilte, baute sich zwischen Höxter/Holzminden und Hameln eine Herrschaft auf, zu der noch Güter an der Diemel, im Eichsfeld, Vogtland sowie in Pommern kamen. Nach dem Untergang der Staufer erzwangen die Welfen 1284 den Verkauf der Burg. Die Linien Ohsen (bei Hameln) und Holzminden starben im 14. Jahrhundert aus, eine weitere Linie in ihrem niedersächsischen Zweig am Ende des 14. Jahrhunderts, in ihrem dänischen Zweig 1453. 1408 fiel das verbliebene Gebiet durch Heirat mit der Erbtochter der vor 1429 ausgestorbenen Poller Linie an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. 1663 starb die Familie auch in ihrer pommerischen Seitenlinie aus. 1946 kam E. zu Niedersachsen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2/3; Spilcker, B. v., Geschichte der Grafen von Everstein, Beiträge zur älteren deutschen Geschichte 2 (1883); Schnath, G., Die Herrschaften Everstein, Homburg und Spiegelberg, 1922, Studien und Vorarbeiten zum hist. Atlas von Niedersachsen 7; Fahlbusch, F., Everstein, LexMA 4 1989, 142; Wieden, H. bei der, Die Grafen von Everstein, FS R. Schmidt, 1995, 269; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 28 (mit genealogischer Übersicht). (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Falkenstein (Herrschaft). In der Mitte des 12. Jahrhunderts wird erstmals die Burg F. an der Brenz erwähnt. Sie kam um 1260 über die Erbtochter von den Herren von F. an die Faimingen, 1349 als Pfand an den Herzog von Teck und über die Grafen von Helfenstein ganz an den Herzog von Teck. Dieser verkaufte 1390 F. mit Bindsteinmühle und Gütern in Dettingen, Heuchlingen, Ballendorf und Mehrstetten an Albrecht von Rechberg. 1531 erlangte die Herrschaft Heidenheim die Obrigkeit. 1593 kaufte Württemberg die zum schwäbischen Reichskreis gehörige Herrschaft, womit F. 1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Wallner 684 SchwäbRK 1. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Falkenstein (Herrschaft, Ganerbschaft). Nach der erstmals 1330 erwähnten, anstelle der Burg Nürings errichteten Burg Neu-Falkenstein wurde die Herrschaft F. im Taunus benannt, die nach dem Aussterben der Reichsministerialen von Münzenberg (1255) an die Linie F. der reichsministerialischen Herren von Bolanden fiel. Die Herren von F. saßen nicht auf der Burg, die sich bald zu einer Ganerbenburg entwickelte. 1271 spaltete sich die Familie in die Linien Butzbach und Lich. Kurz nach 1350 gingen in Auseinandersetzungen mit den Grafen von Hanau um das Münzenberger Erbe Güter verloren. Die Burg befand sich 1350 im Besitz der Herren von Sponheim, die sie an die Grafen von Hohenlohe vererbten. Im späten 14. Jahrhundert (1385) kam die Herrschaft über die Erbtochter unter die Lehnshoheit der Grafen von Nassau-Weilburg, die den Ganerben, den Herren von Kronberg und den Hattstein, ihre ererbten Teile neu verlehnten. 1418 erlosch das Geschlecht F. Die Güter Königstein, Neufalkenstein, Vilbel, Dreieichenhain, Anteile an der Burg Kalsmunt bei Wetzlar, Butzbach, Lich, Münzenberg, Hungen kamen an die Grafen von Solms und die Herren von Eppstein. 1773 fiel die Burg F., die 1679 an die Herren von Bettendorf gelangt war, als erledigtes Lehen an Nassau zurück. Über Nassau kam F. 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3; Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Hasselbach, W., Burg Falkenstein im Taunus, 1962; Löffler, A., Die Herren und Grafen von Falkenstein, 1994; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 308. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Flandern (Grafschaft). Der im frühen 8. Jahrhundert erstmals belegte Name F. (Flachland) bezeichnete vom 9. Jahrhundert an eine Grafschaft zwischen Schelde, Canche und Nordsee. 843 kam das Gebiet zum westfränkischen Reich. Die Grafschaft war französisches Lehen der Familie der Balduine (Kronflandern bzw. Kron-Flandern), von denen Balduin I. Schwiegersohn Karls des Kahlen war, und reichte im Osten bis Gent und Kortrijk, an der Nordseeküste bis Boulogne. Unter Arnulf I. (918-965) kam Artois hinzu. 1056 belehnte Kaiser Heinrich III. Graf Balduin V. mit dem nördlichen Land der vier Ambachten und der Landschaft Aalst östlich der Schelde (Reichsflandern bzw. Reichs-Flandern), wovon das Mündungsgebiet der Schelde und die Mark Antwerpen behauptet wurden. 1107 gewannen die Grafen die Schutzherrschaft über das Hochstift Cambrai. 1191 ging F. über die Erbtochter an einen Grafen des Hennegaus über. Der Versuch des französischen Königs, F. nach 1214 fester an sich zu binden, scheiterte 1302 (Niederlage von Kortrijk). 1262 erlangten die Grafen von F. die Grafschaft Namur. 1384/1385 kam F. mit Artois nach dem Aussterben der hennegauischen Grafen bzw. des seit 1278 regierenden Hauses Dampierre über die Erbtochter an das Herzogtum Burgund und 1477 mit Burgund über Maria von Burgund an Habsburg, wobei Artois zwischen Habsburg und Frankreich umstritten blieb. 1556 wurde F. der spanischen Linie Habsburgs zugeteilt. Der Norden fiel 1648 an die Republik der Vereinigten Niederlande (Generalstaaten, (Staatsflandern: Das freie Land von Sluis mit den Städten Sluis, Aardenburg und Oostburg (Dostburg), dem Amt Aardenburg, einem Teil der Grafschaft Middelburg und dem Amt Oostburg (Dostburg), der Insel Cadzand (Razand), Stadt und Amt Ysendyk (Ijzendijke) und der Stadt Biervliet und das Hulsteramt). Artois und andere flandrische Gebiete kamen 1659/1668/1678 an Frankreich (das Quartier des Freilandes mit den Städten und Kastellaneien Grevelingen [Gravelingen], Bourbourg und Bergues, das Quartier Cassel mit der Stadt und Kastellanei Cassel und der Kastellanei Bailleul und das Quartier oder Land l'Isle oder Lille mit der Stadt und Kastellanei Lille und den Ämtern Orchies und Douai [Donay]). 1714 gelangte das verbliebene F. mit einem Teil der spanischen Erbschaft an Österreich, 1794 an Frankreich, 1814 an die Niederlande und 1830 überwiegend an Belgien.
L.: Wolff 58f.; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3; Vanderkindere, L., La formation territoriale des principautés belges, Bd. 1f. 2. A. 1902; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 7 (Veltem); Sproemberg, H., Die Entstehung der Grafschaft Flandern, 1935, Neudruck 1965; Geschiedenis van Vlaanderen, hg. v. Roosbroeck, R. van, Bd. 1ff. 1936ff.; Flandria nostra, redigiert v. Broeckx, J. u. a. Bd. 1ff. 1957ff.; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 1, 3, 27, Flandrun, Flamingun, Bevölkerungsname; Domke, H., Flandern, das burgundische Erbe, 1964; Roosbroeck, R. van, Geschichte Flanderns, 1968; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 117; Allgemene Geschiedenis der Nederlanden (neue Ausgabe), Bd. 1ff. 1980ff.; Berings, G., Flandern, LexMA 4 1989, 514ff.; Nicholas, D., Medieval Flanders, 1992; Mohr, W., Die Vorgeschichte der Grafschaft Flandern, 1994. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Gams (Reichsdorf), Gambs. G. in der Schweiz im heutigen Kanton Sankt Gallen?). Campesias wird 835 erstmals genannt. Zunächst gehörte es zur Herrschaft Sax. Nach einer Erbteilung um 1360 bildete es eine eigene Herrschaft. 1393 verkaufte Eberhard der Ältere von Sax G. mit Burg Hohensax für 20000 Gulden an die Herzöge von Österreich. 1398 erhielt sein Neffe Eberhard der Jüngere von Sax die Herrschaft als Lehen Österreichs. Über eine Erbtochter kam sie an Kaspar von Bonstetten. Auf Bitte der Leute von Gams kauften Schwyz und Glarus 1497 die Herrschaft, die in der Reformation katholisch blieb. Als Reichsdorf erschien Gams erstmals 1609 bei dem 1603-1605 als Erzieher im Dienst der Herren von Sax/Hohensax stehenden Melchior Goldast von Haiminsfeld (Haimisfeld). 1797 kam Gams zum Kanton Linth, 1803 zum Kanton Sankt Gallen der Schweiz.
L.: Goldast, Reichshandlung 1609, Einleitung; Jenichen 12; Hugo 475; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz Bd. 3 (1926), 388. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Geroldseck, Hohengeroldseck (Grafschaft, Herrschaft, Reichsgrafschaft). 1139 wird die Burg G. (Hohengeroldseck) bei Lahr erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich die seit Anfang des 12. Jahrhunderts in der Ortenau nachweisbaren Herren von G. Sie bauten um die im 13. Jahrhundert genannte Burg H. eine Herrschaft auf. Walter von G. band fast den gesamten Adel der Ortenau an sich und erlangte 1246/1247 durch Heirat mit der Erbtochter Helika von Mahlberg die Stadt Lahr. Nach seinem Tod (1277) kam es zu Erbstreitigkeiten und Teilungen (Linien Lahr-Mahlberg [bis 1426] und Veldenz [bis 1440] mit den Zweigen Hohengeroldseck und Sulz). Die an die Linie Lahr-Mahlberg fallende Hälfte wurde 1426 an die Grafen von Moers-Saarwerden vererbt und kam 1442/1497 an Baden. Die übrigen Güter (Herrschaft G.) fielen an Heinrich, der mit Agnes von Veldenz verheiratet war und sich Graf von Veldenz nannte. 1504 begab sich G. unter die Lehnshoheit Österreichs. Nach dem Aussterben der Grafen (1634) belehnte der Kaiser mit dem heimgefallenen Lehen die Grafen von Kronberg/Cronenberg, nach deren Aussterben (1692) entgegen einer Besetzung durch Baden 1697/1705 die Freiherren und späteren Grafen von der Leyen. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste die zum schwäbischen Reichskreis zählende Grafschaft ein Gebiet von 2,3 Quadratmeilen und hatte 4000 Einwohner. 1806 wurde die Herrschaft zu einem souveränen, dem Rheinbund beitretenden Fürstentum erhoben, 1815 aber wieder der Lehnshoheit Österreichs unterstellt (mediatisiert). 1819 trat Österreich G. an Baden ab. Damit gelangte G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Wallner 688 SchwäbRK 52; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Fickler, C., Kurze Geschichte der Häuser Geroldseck und von der Leyen, 1844; Kohler, O., Die letzten 150 Jahre Geroldsecker Herrschaft, Alemann. Jb. 1957; Kramer, W., Beiträge zur Familiengeschichte des mediatisierten Hauses von der Leyen und zu Hohengeroldseck, 1964; Bühler, C., Die Herrschaft Geroldseck. Studien zu ihrer Entstehung, ihrer Zusammensetzung und zur Familiengeschichte der Geroldsecker im Mittelalter, 1981. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Geyern (reichsritterschaftlicher Ort). 1276 vergaben die Herzöge von Bayern die ihnen als Reichsgut zugefallene Burg G. bei Weißenburg, nach der sich die von den Grafen von Hirschberg mit dem Amt der Schenken des Hochstifts Eichstätt begabten Ministerialen von Hochstetten bald nannten. Über eine Erbtochter fielen drei Viertel ihrer Güter an die Ehenheim. Als Afterlehen der Markgrafen von Ansbach hatten beide Familien das reichslehnbare Halsgericht Nennslingen. 1599 folgten den Ehenheimern die Markgrafen von Ansbach. 1796 erzwang Preußen die Huldigung seitens der dem Ritterkanton Altmühl aufgeschworenen Schenken von G. auf Syburg (1470 erworben). 1806 fiel G. an Bayern. S. Schenk von G.
L.: Wolff 107. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Hachenburg (Grafschaft). Vermutlich am Ende des 12. Jahrhunderts errichteten die Grafen von Sayn an der späteren Straße von Köln nach Leipzig die 1222 zuerst genannte Burg H. im Westerwald. Über eine Erbtochter kam H. 1606 an Sayn-Wittgenstein-Sayn (Sayn-Wittgenstein). Die Grafschaft H. fiel 1632/1649/1652 beim Aussterben der Linie Sayn-Wittgenstein-Sayn über Sayn-Hachenburg und Manderscheid-Blankenheim bis 1714 an die Burggrafen von Kirchberg, 1799 an Nassau-Weilburg. Über Nassau und Preußen (1866) kam H. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 346; Söhngen, W., Geschichte der Stadt Hachenburg, 1914; 650 Jahre Stadt Hachenburg, 1964; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 241. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Heinsberg (Herren, Grafen). In H. bei Jülich erscheint 1085 eine Burg. Nach ihr nannten sich die Herren von H. 1190 kamen die Güter über die Erbtochter an Arnold von Kleve, 1233 über dessen Enkelin an Graf Heinrich von Sponheim, 1469 über eine Erbtochter an Johann II. von Nassau-Saarbrücken und 1472/1483 über eine Erbtochter und die Abfindung der zweiten Erbtochter an Jülich und damit 1614 an Pfalz-Neuburg, 1742 an Pfalz-Sulzbach, 1814 an Preußen und 1946 H. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 322; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3; Mirbach, W. v., Zur Territorialgeschichte des Herzogtums Jülich, 1874ff.; Corsten, S., Das Heinsberger Land im frühen Mittelalter, 1959; Viendenbantt, Forschungen zur Geschichte des ersten heinsberg-valkenbergischen Dynastengeschlechts, 1965; Herborn, V., Heinsberg, LexMA 4 1989, 2111; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 410, 2, 256. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft, Land, Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main, Werra, Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde das Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723 Fällung der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar, Hersfeld und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien. Das den Rupertinern um die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der Popponen oder Konradiner stand so fest in karolingischer Tradition, dass es nach erfolgreicher Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der Karolinger 911 mit Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den sächsischen Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im Auftrag des Königs verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter den Saliern hatten die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen Werner, die als Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung einnahmen, die Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts trat der Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte Amöneburg, Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H. 1121 übernahmen als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von Gudensberg), 1122 über die gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die Grafschaft. 1130 wurden die Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten H. (Gebiet um Gudensberg südwestlich von Kassel und Maden, dem Sitz des Hauptgerichts der Grafschaft H., im Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das zunächst Land an der Lahn hieß,) als Nebenland, so dass im Norden allmählich eine Reihe verhältnismäßig selbständiger Herrschaften und Grafschaften entstehen konnte (Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel, Limburg, Katzenelnbogen, Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die Staufer eine unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen versuchten, die nach dem Interregnum (1254-1273) in zahlreiche Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau, Solms, Büdingen). 1247 starben die ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit Landgraf Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf Ludwigs von Thüringen, Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte Landgraf Heinrich Raspes) vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg (1247-1264) mit dem Hause Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den Widerstand des Erzbischofs von Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in Kassel von Thüringen zu lösen und mit den Werrastädten Eschwege und Witzenhausen für ihren 1244 geborenen Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der 1265 zu den bisherigen Gütern zwischen Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege, Wanfried, Alsfeld, Grünberg, Frankenberg und Biedenkopf einen Teil der Grafschaft Gleiberg mit Gießen von den Pfalzgrafen von Tübingen erwarb und sich seinerseits in langen Kämpfen gegen den Erzbischof von Mainz durchsetzte. Am 11. 5. 1292 wurden die Landgrafen von H. durch König Adolf von Nassau auf Grund der Eschweger Güter in den Reichsfürstenstand erhoben. Nach zahlreichen kleineren Erwerbungen im 13. Jahrhundert (1294 Schartenberg, 1297 Grebenstein) und im 14. Jahrhundert (1305 Trendelburg, 1306 Wanfried, 1330 (Hofgeismar) Geismar, 1350 Kirchhain, 1350 Spangenberg, 1358 Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt der Aufstieg Hessens, das 1308 bis 1311 kurzfristig in Oberhessen und Niederhessen geteilt war, im 14. Jahrhundert durch andauernde Kämpfe mit dem Adel einen schweren Rückschlag, dem es durch die von Kaiser Karl IV. bestätigte Erbverbrüderung mit den Markgrafen von Meißen (Kursachsen) vom 9. 6. 1373 begegnete, durch welche die ganze Landgrafschaft reichslehnbares Fürstentum wurde. Zugleich wurden die H. durchsetzenden Gebiete der Grafen von Dassel, Bilstein, Everstein und Itter und der Herren von Treffurt allmählich aufgesogen. Unter Landgraf Ludwig I. (1413-1458) gelang es 1439, die Erbvereinigung mit der Grafschaft Wittgenstein zu vollziehen, die Grafschaften Waldeck (1431/1438), Lippe (1449) und Rietberg in Westfalen (1456) zu hessischen Lehen zu machen, die Herrschaft Schöneberg zu erwerben sowie die Grafschaft Ziegenhain an der mittleren Schwalm und der oberen Nidda, die zwischen den hessischen Gütern (Oberhessen um Marburg, Niederhessen um Kassel) gelegen hatte, zu erwerben (1437/1450). Nach der Mainzer Stiftsfehde von 1461 bis 1463 musste der Erzbischof von Mainz die mainzischen Güter (Hofgeismar, Schöneberg, Gieselwerder, Battenberg, Kellerberg, Rosenthal (Rosental), Mellnau (Melnau), halb Wetter) an H. verpfänden und 1583 außer Amöneburg-Neustadt und Fritzlar-Naumburg aufgeben. 1432 geriet die Reichsabtei Hersfeld, 1438 Fritzlar und 1434 Corvey unter hessische Schutzherrschaft. Bis ins 16. Jahrhundert kamen auch Fulda und Arnsburg unter kaiserliche Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat die Grafschaft Katzenelnbogen an, durch die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt Goar, Braubach) und den Main (Rüsselsheim, Darmstadt) erreichte. Die 1458 erfolgte Teilung Hessens in Hessen-Marburg und Hessen-Kassel, während der das große hessische Landgesetz von 1497 (Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel) aufgezeichnet wurde, war nur vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der Großmütige zum Luthertum über, 1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die Universität Marburg als erste protestantische Universität gegründet und wurden zugleich die hessischen Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des Großmütigen (1567) wurde allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt. Wilhelm IV. erhielt Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte Hessens), Ludwig IV. Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der Jüngere mit ca. 1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels und Georg I. Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere starb 1583 erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft Katzenelnbogen), Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604 starb Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen Auseinandersetzungen 1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den Vorrang im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen gründete und von dem sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866 erloschene Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine Mittel. 1803 erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des Verlustes von Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile des Erzstiftes Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr 175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es Wimpfen ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an das in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte Land. Der Beitritt zum Rheinbund brachte 1806 die Erhebung zum Großherzogtum. 1815 erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz. Insgesamt umfasste das Land damit 152,75 Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der Landesherr Großherzog von H. und bei Rhein. 1866 musste Hessen-Darmstadt das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 war Hessen-Darmstadt unter dem Namen Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933 die Nationalsozialisten die Macht übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV., Moritz, 1604 calvinistisch gewordene Hessen-Kassel, von dem sich Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis 1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713) und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb 1647/1648 die Grafschaft Schaumburg, 1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es außer der Kurfürstenwürde (Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde es mit 145 Quadratmeilen und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und weitgehend dem Königreich Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das Hochstift Fulda und 1816 Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der Landesherr trotz Untergangs des Heiligen römischen Reiches und der dazu gehörigen Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866 wurde Hessen-Kassel infolge seines Übertritts auf die österreichische Seite von Preußen annektiert (Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau). Am 19. 9. 1945 wurden die preußischen Provinzen Nassau (Hessen-Nassau) und Kurhessen (ohne die Kreise Sankt Goarshausen, Unterlahn [Unterlahnkreis], Unterwesterwald [Unterwesterwaldkreis] und Oberwesterwald [Oberwesterwaldkreis], die zu Rheinland-Pfalz kamen,) auf eigenen Wunsch durch Proklamation der amerikanischen Militärregierung mit den rechtsrheinischen Teilen des Volksstaates H. zu Großhessen vereinigt. Großhessen wurde am 1. 12. 1946 in Land H. umbenannt. Die Familie der Landgrafen von Hessen erlosch 1875 im Zweig Hessen-Kassel und 1968 im Zweig Hessen-Darmstadt, lebt aber in den Linien Hessen-Rumpenheim und Battenberg/Mountbatten fort.
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Hochaltingen (Herrschaft). H. (Haheltingen) bei Nördlingen war Sitz der Adelsherrschaft H. Seit 1238 unterstand es den Hürnheim-Niederhaus-Hochaltingen, bei deren Aussterben es über die Erbtochter 1585 an die Freiherren von Welden kam. Seit 1764/1777 gehörte es durch Kauf zu Oettingen-Spielberg. Die Herrschaft war reichsritterschaftlich (Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben). 1806 kam sie an Bayern.
L.: Monninger, Das Ries und seine Umgebung, 1892; Hölzle, Beiwort 52. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Hochberg (reichsritterschaftliche Herrschaft). Zwischen 1231 und 1270 ist die Burg H. am Neckar bei Ludwigsburg bezeugt. Den Herren von H. folgte die württembergische Dienstmannenfamilie Nothaft, die 1684 die dem Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben eingegliederte Herrschaft über die Erbtochter den von Gemmingen zubrachte. Diese verkauften 1779 H. mit Hochdorf und Kirschenhardthof (Kirschenhardshof) an Württemberg. S. Baden-Württemberg. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Höchst (Ganerbschaft). H. an der Nidder bei Büdingen wird erstmals 1245 als Ganerbschaft der Büches und der Karben erwähnt. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts ging die nach einer Niederlegung neu erbaute Burg über die Erbtochter als Lehen Isenburgs auf die Stockheim über. Nach deren Erlöschen im Mannesstamm erlangten nach längeren Erbstreitigkeiten 1589 die Karben die Burg. Bei ihrem Aussterben kam H. 1729 an die Bernstein, durch Verkauf 1791 an die Mansbach und 1756 an die Günderode. 1762 wurde das Lehen gelöst. 1806 fiel H. an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Hohenlohe-Brauneck (Herren). Nach der Burg Brauneck bei Creglingen an der Tauber nannte sich seit 1243 ein Zweig der Herren von Hohenlohe. Den Herren von H. gehörte im 14. Jahrhundert unter anderem das erstmals 1045 genannte Creglingen. 1434 erlosch die Familie im Mannesstamm. Durch die Erbtochter kam die Herrschaft an die Grafen von Schwarzburg, dann an den Sohn (Michael von Hardegg [Hardeck]). Dieser verkaufte die Güter 1448 an die Markgrafen von Ansbach (Brandenburg-Ansbach). 1810 kam Creglingen an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Hohenzollern (Grafen, gefürstete Grafschaft). 1061 erscheinen Burchard und Wezil de Zolorin, seit 1111 Graf Friedrich von Zollern (Zolre), die sich nach der aus dem 11. Jahrhundert stammenden Burg Zollern (seit 1350 H., aus lat. [mons] solarius?, Sonnenberg) bei Hechingen nannten und vielleicht von den Burchardingern, die im 10. Jahrhundert das schwäbische Herzogtum innehatten, abstammten. Graf Burchard eröffnete um 1170 eine 1486 erloschene Linie Hohenzollern-Hohenberg. Graf Friedrich III. erlangte 1191 durch Heirat mit Sophie von Raabs neben Gütern in Österreich die Burggrafschaft Nürnberg. Seine Söhne teilten um 1204/1227 die Güter. Konrad erhielt die Burggrafschaft Nürnberg und begründete die fränkische, später evangelische Linie, Friedrich erhielt die schwäbischen Stammgüter und begründete die schwäbische, katholisch bleibende Linie (Hechingen, Haigerloch, Sigmaringen). Innerhalb der fränkischen Linie heiratete Konrad die Erbtochter der Grafen von Abenberg und erwarb Friedrich III. († 1297) durch Heirat aus dem Erbe der Herzöge von Andechs-Meranien Bayreuth und Kulmbach. Friedrich IV. († 1332) kaufte 1331 Ansbach. Friedrich V. wurde 1363 in den Reichsfürstenstand erhoben. 1364 wurde Schwabach, 1368 Gunzenhausen erworben, um 1400 Wassertrüdingen, Feuchtwangen, Uffenheim, Crailsheim und Erlangen. 1403 wurden die Güter in die Gebiete auf dem Gebirg um Kulmbach, Bayreuth und Hof mit dem Vogtland sowie in die Gebiete unter dem Gebirg um Ansbach geteilt, fielen 1420 aber wieder zusammen. 1411/1415/1417 wurde außerdem von König Sigmund das Kurfürstentum Brandenburg erlangt, womit zugleich der Rückzug aus Nürnberg begann. Kurfürst Albrecht Achilles bestimmte 1473 durch die sog. dispositio Achillea die fränkischen Fürstentümer zu einer Sekundogenitur Brandenburgs. 1791 fielen die zwischenzeitlich mehrfach vereinigten und wieder verselbständigten fränkischen Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth durch Abtretung seitens Markgraf Alexanders, mit dem die fränkischen Nebenlinien 1806 erloschen, an Preußen. Die schwäbische Linie erwarb 1497 durch Tausch gegen ihre erheiratete Herrschaft Rhäzüns in Graubünden von Österreich die Herrschaft Haigerloch, 1534 durch Erbschaft von den Grafen von Werdenberg Österreichs Lehngrafschaften Sigmaringen und Veringen sowie 1552 die Herrschaft Wehrstein. 1576 wurden die Güter zwischen den Linien Hohenzollern-Hechingen (Eitel Friedrich II.) und Hohenzollern-Sigmaringen (Karl II.) geteilt. Eitel Friedrich IV. erhielt die alte Grafschaft Zollern (bzw. seit Mitte des 16. Jahrhunderts H.) mit Hechingen und den Klöstern Rangendingen, Sankt Luzen (Sankt Lutzen) in Hechingen und Stetten (Hohenzollern-Hechingen), Karl II. die Grafschaft Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und Inzigkofen sowie die Grafschaft Veringen, zu denen noch die Herrschaft Haigerloch mit Kloster Gruol und die Herrschaft Wehrstein kamen (Hohenzollern-Sigmaringen). 1623 erlangten beide Linien die Reichsfürstenwürde, 1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium. 1800 umfassten die zum schwäbischen Reichskreis zählenden Grafschaften ein Gebiet von 4,5 Quadratmeilen mit 12000 Einwohnern. 1803/1806 blieben sie von der Mediatisierung verschont und erlangten ihrerseits weitere Güter (Hirschlatt, Glatt, Beuron u. a.). Am 7. 12. 1849 dankten die Fürsten beider Linien zugunsten Preußens, mit dem seit 1695/1707 Erbverträge bestanden, ab (preußischer Regierungsbezirk Sigmaringen bzw. hohenzollerische Lande). Die Linie Hohenzollern-Hechingen starb 1869 aus. Seitdem nannte sich die Linie Hohenzollern-Sigmaringen Fürsten von H. 1926 erhielten die H. als Enteignungsentschädigung für alle ihre Güter rund 100000 Hektar Land, 15 Millionen Reichsmark und einige Schlösser. 1945 wurde der preußische Regierungsbezirk Sigmaringen dem Land Württemberg-Hohenzollern zugeteilt. 1951/1952 kamen die Kreise Hechingen und Sigmaringen mit 1142 Quadratkilometern und 86000 Einwohnern an Baden-Württemberg. S. Ansbach, Bayreuth, Brandenburg, Nürnberg, Preußen, Württemberg-Hohenzollern, Baden-Württemberg.
L.: Wolff 167; Zeumer 553 II b 47, 554 II b 61,24; Wallner 687 SchwäbRK 30; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Monumenta Zollerana, hg. v. Graf Stillfried, R./Märcker, T., Bd. 1ff. 1852ff.; Cramer, J., Die Grafschaft Hohenzollern 1400-1850, 1873; Graf Stillfried, R., Stammtafel des Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Schmid, L., Die älteste Geschichte des Gesamthauses der Hohenzollern, Bd. 1ff. 1884ff.; Hohenzollersche Forschungen, hg. v. Meyer, C., Bd. 1ff. 1891ff.; Kessler, H., Beschreibung der Hohenzollernschen Lande, 1893; Quellen und Forschungen zur deutschen, insbesondere hohenzollernschen Geschichte, 1905ff.; Rogge, B., Fünf Jahrhunderte Hohenzollernherrschaft in Brandenburg-Preußen, 1915; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Hodler, F., Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928; Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg und Franken, 1932; Eisele, K., Studien zur Geschichte der Grafschaft Zollern und ihrer Nachbarn, 1956; Kallenberg, F., Die Fürstentümer Hohenzollern am Ausgang des alten Reichs, 1962; Bernhardt, W./Seigel, R., Bibliographie der Hohenzollerischen Geschichte, 1975; Seyboth, R., Die Markgrafentümer Ansbach und Bayreuth unter der Regierung Markgraf Friedrichs des Älteren (1486-1515), 1985; Schuhmann, G., Residenzen der fränkischen Hohenzollern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987) 67ff.; Sauer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Mast, P., Die Hohenzollern in Lebensbildern, 1988; Kiel, R., Die Hauschronik der Grafen Zollern. Eine Prachthandschrift im Bestand der Kanzleibibliothek Bayreuth, 1988; Bumiller, C., Studien zur Sozialgeschichte der Grafschaft Zollern im Spätmittelalter, 1990; Massenbach, H. Frhr. v., Die Hohenzollern einst und jetzt, 1990; Wendehorst, A., Hohenzollern, LexMA 5 1990, 83f.; Stamm-Kuhlmann, D., Die Hohenzollern, 1995; Hohenzollern, hg. v. Kallenberg, F., 1996; Neugebauer, W., Die Hohenzollern, Bd. 1ff. 1996ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 112, 117; Spälter, O., Frühe Etappen der Zollern auf dem Weg zur Territorialherrschaft in Franken, 2005; Schönpflug, D., Die Heiraten der Hohenzollern, 2013. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Horstmar (Herrschaft, Grafschaft). Im frühen 11. Jahrhundert ist H. bei Steinfurt erstmals bezeugt. Nach der Burg H. benannten sich seit 1092 edelfreie Herren von H. Über eine Erbtochter gelangte H. an die Grafen von Rietberg, welche die Lehnshoheit des Bischofs von Münster anerkennen mussten. Durch Vertrag vom 11. 11. 1269 kam die Herrschaft H. durch Verkauf an das Hochstift Münster und wurde bis 1635 bevorzugte Residenz der Bischöfe. 1803 ging das münsterische Amt H. an die Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Grafen von Salm-Grumbach [Rheingrafen] ), die sich seitdem Grafen von Salm-Horstmar nannten. Vom 12. 7. 1806 an kam H. zusammen mit den Grafschaften Lingen und Tecklenburg an Berg, 1810 an Frankreich (Oberemsdepartement im Gouvernement Hamburg). Von hier aus fiel es 1815 an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Börsting, H., Geschichte der Stadt Horstmar, 1928; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G., 1980, 172. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Isenburg-Kobern (Grafen). Die Grafen von I. sind eine am Ende des 12. Jahrhunderts durch Gerlach von Isenburg auf Grund der Heirat der Erbtochter derer von Kobern gegründete, 1301 im Mannesstamm ausgestorbene Linie derer von Isenburg, deren Güter 1347/1351 an das Erzstift Trier kamen. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Itter (Herrschaft). Die Burg I. bei Frankenberg war Sitz einer Herrschaft - einer älteren, 1123 ausgestorbenen und dann - einer jüngeren, 1167 erstmals nachweisbaren, 1441 erloschenen Linie der Herren von I., zu deren Gütern neben I. Ossenbühl mit Lotheim und Vöhl sowie Höringhausen mit Eimelrod zählten, die vermutlich über eine Erbtochter von der älteren Linie erlangt worden waren. 1356/1357 eroberten die Landgrafen von Hessen, das Erzstift Mainz und die Grafen von Waldeck Burg und Herrschaft I. und teilten sie unter sich auf. 1562/1588 kam die zum oberrheinischen Reichskreis zählende Herrschaft, die 1383 als Pfand an die Wolff von Gudenberg (Gudensberg) gelangt war, unmittelbar an Hessen, 1648/1650 an Hessen-Darmstadt. Über Hessen-Kassel und Preußen (1866, Provinz Hessen-Nassau) gelangte Dorfitter 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 255; Wallner 695 OberrheinRK 2; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C2; Kopp, J., Kurze historische Nachricht von den Herren zu Itter, Kassel 1751. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Katzenelnbogen (Grafschaft). Um 1095 wurde südwestlich von Limburg an der Lahn auf Bleidenstädter Vogteigut die Burg K. (1102 Cazeneleboge, sichere Deutung fehlt) erbaut. Nach ihr nannten sich möglicherweise im Zusammenhang mit dem Kraichgau südlich des Neckars seit 1138 die Grafen von K., die vielleicht aus dem Erzstift Köln stammen (Diether 1066), zunächst als nobiles oder liberi bezeichnet wurden (Edelfreie) und um 1130 in verwandtschaftliche Beziehung zu den Staufern traten. Sie hatten anfangs die Vogteien der Klöster Prüm, Siegburg und Bleidenstadt sowie des Erzbistums Mainz im Gebiet südlich der Lahnmündung. Die Grafschaft im Kraichgau verloren sie, erwarben aber um 1160 mit den Grafen von Nassau die Grafschaft auf dem Einrich, um 1185 St. Goar mit dem Rheinzoll sowie seit dem 12. Jahrhundert Lehen Würzburgs um Darmstadt und Groß-Gerau bzw. Großgerau. Sie eigneten sich im Interregnum umfangreiches Reichsgut (1249 bei Trebur, nach 1255 Dreieich) an. Danach erstreckte sich ihr seit etwa 1260 an auf zwei Linien verteiltes, 1402 aber wieder vereinigtes Herrschaftsgebiet vom Odenwald bis zur unteren Lahn. Es bestand aus der Niedergrafschaft am Nordhang des Taunus um Rheinfels (Braubach, Sankt Goar, Bad Schwalbach, Burgschwalbach) und der Obergrafschaft um Darmstadt (Rüsselsheim, Groß-Gerau bzw. Großgerau, Darmstadt, Zwingenberg), die durch Mainzer und Nassauer Gebiet von einander getrennt waren, sowie verstreuten Gütern in der Wetterau, im östlichen Taunus, auf dem Westerwald, an der unteren Lahn und zahlreichen Rheinzöllen vom Oberrhein bis Holland. Hiervon waren nur geringe Güter allodial, doch gelang auch auf der Grundlage der durch Pfandrecht und Lehnrecht gebotenen rechtlichen Möglichkeiten die Entstehung von Landesherrschaft. Die wachsenden Gegensätze zu den Grafen von Nassau führten um 1400 zu einem Bündnis mit den Landgrafen von Hessen und 1457 zur Heirat der Erbtochter Anna mit Landgraf Heinrich III. 1479 fiel beim Aussterben der Familie in männlicher Linie das später zum oberrheinischen Reichskreis zählende Gut an Hessen (nach langem Streit mit Jülich-Berg [bis 1520] und Nassau [, das den hessischen Anteil an der Grafschaft Diez und 450000 Gulden erhielt,] endgültig 1557). 1567 kam die Obergrafschaft, zu der die Ämter Darmstadt, Kelsterbach, Rüsselsheim, Dornberg, Jägersburg, Zwingenberg und Lichtenberg, die Gemeinschaft Umstadt, der hessen-darmstädtische Anteil an der Herrschaft Eppstein, das Amt Braubach und das eigentlich zur niederen Grafschaft gehörige, aber von Hessen-Darmstadt erworbene und zur oberen Grafschaft geschlagene Kirchspiel K. gehörten, an Hessen-Darmstadt. Die Niedergrafschaft, welche die Ämter Rheinfels, Reichenberg und Hohenstein, das Amt oder die Vogtei Pfalzfeld auf dem linken Rheinufer mit acht Dörfern und die Hälfte des so genannten Vierherrischen umfasste, wurde Teil von Hessen-Rheinfels und fiel bei Aussterben des Hauses 1583 an Hessen-Kassel. 1648 wurde dessen Nebenlinie Hessen-Rotenburg mit ihr ausgestattet. 1815 kam die Niedergrafschaft an das Herzogtum Nassau und fiel 1866 mit Nassau an Preußen und 1945 an Hessen. S. Nassau-Katzenelnbogen.
L.: Wolff 255; Wallner 694 OberrheinRK 1, 2; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 38 (1789) B2; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Landrecht der oberen Grafschaft Katzenelnbogen (von 1591), o. J. (1795, Verlag Stahl-Caselmann); Selchow, C. v., Magazin für die deutschen Rechte und Geschichte, Bd. 1 (1779) 475ff. (Erstdruck des Landrechts); Meinardus, O., Der Katzenelnbogener Erbfolgestreit, 1899ff.; Sponheimer, M., Landesgeschichte der Niedergrafschaft Katzenelnbogen, 1932; Demandt, K., Die Anfänge des Katzenelnbogener Grafenhauses und die reichsgeschichtlichen Grundlagen seines Aufstieges, Nassauische Annalen 63 (1952), 17; Demandt, K., Regesten der Grafen von Katzenelnbogen 1060-1486, Bd. 1ff. 1953ff.; Demandt, K., Die letzten Katzenelnbogener und der Kampf um ihr Erbe, Nassauische Annalen 66 (1955), 98ff.; Demandt, K., Die Grafschaft Katzenelnbogen und ihre Bedeutung für die Landgrafschaft Hessen, Rhein. Vjbll. 29 (1964) 73ff.; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen, 1969; Maulhardt, H., Die wirtschaftlichen Grundlagen der Grafschaft Katzenelnbogen im 14. und 15. Jahrhundert, 1980; Reichert, W., Finanzpolitik und Landesherrschaft. Zur Entwicklung der Grafschaft Katzenelnbogen vom 12. bis 14. Jahrhundert, 1985; Demandt, K., Katzenelnbogener Urkunden, 1989; Gerlich, A., Katzenelnbogen, LexMA 5 1990, 1080; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 481; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 128. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Kiburg, Kyburg (Grafen). 1027 ist die Burg K. südlich von Winterthur erstmals bezeugt. Nach 1030 wurde sie vom König eingezogen. Sie fiel 1065 über die Erbtochter Adelheid von Winterthur aus dem Geschlecht der Udalrichinger an die Grafen von Dillingen, die sich seit der Mitte des 12. Jahrhunderts Grafen von K. nannten. 1172/1173 erlangten die Grafen von K. beim Aussterben der Grafen von Lenzburg die Grafenrechte im Zürichgau. 1180 wurde in einen schwäbisch-dillingischen und einen schweizerisch-kiburgischen Zweig (schweizerisch-kyburgischen Zweig) geteilt. Weitere linksrheinisch gelegene Güter kamen 1218 aus dem Erbe der verschwägerten Herzöge von Zähringen hinzu. Um 1255 wurde geteilt. Beim Aussterben der Grafen von K. 1264 fiel das Erbe (u. a. Grafenamt im Thurgau, Reichsvogteien Glarus und Zürich, nach 1273 [Verheiratung der Erbtochter Anna mit Eberhard von Habsburg-Laufenburg] Güter im Aargau, Zürichgau und den späteren Waldstätten) an Graf Rudolf von Habsburg. 1419 starb die Habsburger Linie Kiburg (Neukiburg [Neukyburg], Kiburg-Burgdorf [Kyburg-Burgdorf]) aus. 1452/1460 ging die Grafschaft K. über eine Verpfändung an die Eidgenossenschaft der Schweiz verloren.
L.: Wolff 519; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Brun, D., Geschichte der Grafen von Kyburg bis 1264, Diss. phil. Zürich 1913; Dürr-Baumgartner, M., Der Ausgang der Herrschaft Kyburg, 1918/1919; Feldmann, M., Die Herrschaft der Grafen von Kyburg im Aaregebiet 1218-26, 1926; Largiadèr, A., Die Kyburg, 1946; Die Grafen von Kyburg, 1981; Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1984, Archiv für Diplomatik Beiheft 5; Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, hg. v. Härtel, R., 1986; Eberl, I., Kiburg, LexMA 5 1990, 1119; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Klettgau (Gau östlich der Wutach, rechts des Oberrheins, gefürstete Landgrafschaft). Der K. (zu lat. cleta, Geflecht) an der unteren Wutach war in karolingischer Zeit eine Grafschaft. Um 1200 waren dort vor allem die Grafen von Küssaberg, die Herren von Krenkingen, das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen und das Hochstift Konstanz begütert. Die Güter der Grafen von Küssaberg kamen 1245 teilweise an das Hochstift Konstanz, die Güter der Herren von Krenkingen von 1270 bis 1287 an Habsburg. Von 1282 bis 1408 unterstand der K. als Landgrafschaft den Grafen von Habsburg-Laufenburg (1315 Grafenamt, 1325 Landgrafenamt). Danach kam er durch Heirat an die Grafen von Sulz (am Neckar bei Tübingen), die unter anderem 1656 die obere nördliche Hälfte der reichsunmittelbaren Stadt Schaffhausen überließen, die sich 1501 der Eidgenossenschaft der Schweiz anschließen hatte müssen und 1525 Teile der Güter des Hochstifts Konstanz erworben hatte. Der Rest, ein Gebiet von 5,5 Quadratmeilen bzw. rund 300 Quadratkilometern (die 1482 erworbene Stadt Tiengen und eine Anzahl Dörfer) kam 1687 beim Aussterben der Grafen von Sulz über die Erbtochter an die Fürsten von Schwarzenberg (bis 1805) und wurde 1698 zu einer gefürsteten Landgrafschaft erhoben, die dem schwäbischen Reichskreis angehörte. 1805/1806 erwarb Baden die Landeshoheit, 1812/1813 die schwarzenbergischen Eigengüter. Über Baden gelangte das Gebiet 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 178; Zeumer 553 II b 61, 7; Wallner 689 SchwäbRK 25; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Wanner, M., Geschichte des Klettgaues, 1857; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 4; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 39, 96, Chletgouwe; Der Klettgau, hg. v. Schmidt, F., 1971; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorial-staatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 59 (Löhningen), 208. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Kobern (Herrschaft). Nach der Burg K. an der unteren Mosel nannten sich seit dem 12. Jahrhundert Herren von K. Ihre Güter kamen am Ende des 12. Jahrhunderts über die Erbtochter an die Grafen von Isenburg, die eine Linie Isenburg-Kobern gründeten. 1195 nahm Gerlach von Isenburg die Herrschaft vom Erzbischof von Trier zu Lehen. (Nach Aussterben des Geschlechts im Mannesstamm [1301] verkauften die Töchter 1347 und 1351 die Herrschaft an das Erzstift Trier, das dadurch eine Verbindung zum Rhein erhielt.) In Triers linksrheinischen Gütern fiel K. 1794 an Frankreich, 1815 an Preußen und damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 311. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Kriechingen, Crichingen (Grafen, Grafschaft), frz. Créhange. K. an der Nied bei Metz südwestlich Saint Avolds war Sitz der Grafen von K., die im Moselraum, im Saarland und in Luxemburg Güter erwarben. Kuno von K. war im 12. Jahrhundert Lehnsmann der Herren von Finstingen (Vinstingen) und der Herzöge von Lothringen. Später wurden die Herren, die durch einträgliche Heiraten ihre Güter vermehrten, von den Herren von Dorsweiler beerbt, die sich seitdem nach K. benannten. 1617 wurde K. zu einer Reichsgrafschaft des oberrheinischen Reichskreises erhoben. Die Grafschaft zerfiel seit 1531 in zwei Linien, eine pittingische (püttlingische) und eine kriechingische, von denen jene 1681, diese 1697 ausstarb. Nach dem Aussterben beider Linien der Grafen kam K. über eine Erbtochter an Ostfriesland, danach 1726 im Erbgang an Wied-Runkel (Wied-Isenburg-Runkel). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte K. mit 2 Quadratmeilen und 4000 Einwohnern zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. Durch die französische Revolution von 1789 wurde die Grafschaft aufgelöst und 1793 Frankreich einverleibt, gelangte aber 1871 als zu dem Teil Lothringens gehörend, der durch den Frankfurter Frieden an Deutschland zurückfiel, bis 1918 wieder zu Deutschland. Die enteigneten Grafen wurden 1803 mit Gütern Kölns entschädigt.
L.: Wolff 287, 344; Zeumer 553 II b 60, 25; Wallner 698 OberrheinRK 45; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Chatelain, V., Histoire du comté de Créhange, Jb. d. Gesellschaft f. lothring. Gesch. 3-5 (1891-1893); Das Reichsland Elsass-Lothringen 2 (1901-1903). (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Lahr (Herrschaft). L. an der Schutter erscheint 1250 als Tiefburg der Herren von Geroldseck. Um L. bildete sich die Herrschaft L. in der Ortenau. 1277 kam L. bei der Teilung der geroldseckischen Güter zusammen mit Mahlberg an die Linie Lahr-Mahlberg, 1426 durch Erbgang über eine Erbtochter (ohne Finstingen und niederrheinische Gebiete) an die Grafen von Moers-Saarwerden, denen auf Grund einer Heirat des Jahres 1507 nach 1527 die drei Linien Saarbrücken (bis 1574), Weilburg (bis 1629) und Usingen (bis 1803) des Hauses Nassau folgten. Seit 1422 war die Hälfte der ungeteilten, später zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Herrschaft an Baden verpfändet, das 1497 diese Rechte käuflich erwarb (1535 Baden-Baden). 1629 wurde die gemeinsame Herrschaft zwischen Baden und Nassau aufgelöst. Mahlberg fiel an Baden, die zum oberrheinischen Reichskreis zählende Herrschaft L. an die Grafen von Nassau-Saarbrücken, 1803 an Baden und damit das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 10; Knausenberger, W., Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte von Lahr und Umgebung, 1954; Meyer, E., Lahr im Besitz der Grafen von Nassau-Saarbrücken, (in) Der Altvater 27 (1969); Roth, K., Die Stadt Lahr, 1961; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 331. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Landsberg (Mark, Fürstentum, Residenz des Markgrafen von Meißen). Die Burg L. (1174 Landesberc) am Strengbach an der Schnittstelle der Straßen Halle-Wittenberg und Leipzig-Magdeburg wurde kurz nach der Mitte des 12. Jahrhunderts (1170) von Graf (Markgraf) Dietrich von Meißen in dem 1156 durch Teilung erlangten Gebiet auf einem Felsen, auf dem sich schon eine große slawische Wallanlage befunden hatte, erbaut. Seit 1174 nannte er sich Graf oder auch Markgraf von L., wobei L. nur einen Teil der Ostmark (Niederlausitz) umfasste. Nach seinem Tode wollte Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Ostmark mit L. einziehen, doch kaufte sie der Wettiner Dedo V. 1261 gab Markgraf Heinrich der Erleuchtete von Meißen die Mark L. (ein nicht zusammenhängendes Gebiet zwischen Saale und Mulde, dazu Sangerhausen, Eckartsberga) ohne königliche Erlaubnis seinem Sohn Dietrich dem Weisen als eigenes Fürstentum (Reichsfürstentum). Dessen nördliche Hälfte (nördlich der Elster) wurde 1291 an die brandenburgischen Askanier verkauft, von denen sie 1347 als Lehen des Hochstifts Magdeburg über eine Erbtochter an Braunschweig fiel. Von Braunschweig kaufte Markgraf Friedrich der Ernsthafte von Meißen († 1349) L. nach Streit noch im gleichen Jahr zurück. Im Hause Wettin (Sachsen) gehörte L. von 1657 bis 1731 zur albertinischen Nebenlinie Sachsen-Weißenfels. Bis 1815 blieb es bei Sachsen (Kursachsen), danach gehörte es zur preußischen Provinz Sachsen. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 378; Posse, O., Die Wettiner, 1897; Giese, W., Die Mark Landsberg bis zu ihrem Übergang an die brandenburgischen Askanier im Jahre 1291, Thüring.-sächs. Zs. f. Geschichte 8 (1918), 1ff., 105ff.; Helbig, H., Der Wettinische Ständestaat, 1980; Blaschke, K., Landsberg, LexMA 5 1991, 1674; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 203.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 826, 1, 2, 316. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Langenegg (Herrschaft). Nach der Burg L. an der Iller nannten sich Herren von L. Als sie um 1415 ausstarben, kam die zugehörige Herrschaft über die Erbtochter an die Herren von Rauns zu L. Kurz vor ihrem Aussterben im Mannesstamm verkauften sie 1513 einen Teil der Burg an den verschwägerten Kemptener Patrizier Winter, der sich fortan von L. nannte. 1647 fiel L. als erledigtes Lehen an die Abtei Kempten, die 1803 an Bayern kam.
L.: Hölzle, Beiwort 80. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Lauterecken (Burg, Herrschaft). 1343 wird die Burg L. als Lehen der Grafen von Veldenz seitens Verdun erstmals genannt. Über die Veldenzer Erbtochter kam das Erbe 1409 an die Pfalz und 1543 an die Nebenlinie Pfalz-Veldenz, die in L. ihre Residenz errichtete. 1697/1733 fielen ihre Güter an die Pfalz zurück. 1776 erscheint L. im oberrheinischen Reichskreis in der Reichsmatrikel. 1815 kam L. an Bayern und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gumpelzhaimer 114; Wolff 247. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Leiningen (Grafen, Grafschaft, Fürstentum). Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts (1086 Emich I. Graf im Wormsgau) sind fränkische Grafen nachgewiesen, die sich möglicherweise von einem Ahnherren Amicho (780, Emichonen) herleiten lassen und im Wormsgau und Nahegau begütert waren (Landgerichte auf dem Stahlbühl [Stahlbühel] bei Frankenthal, auf dem Kaldenberg [Kaltenberg] bei Wachenheim an der Pfrimm und auf dem Stamp). Ihre Hauptburg (Alt-Leiningen) entstand zwischen 1110 und 1120. 1128 wird Graf Emich II. als erstes gesichertes Mitglied der Grafen von L. genannt. 1204 erlangten die Grafen die Landvogtei über den Speyergau und die Vogtei über Kloster Limburg an der Haardt. Als sie 1220 in männlicher Linie ausstarben, fielen die Güter über die Erbtochter Liutgard (Lukardis) erbweise an den Schwestersohn des letzten Grafen, an Graf Friedrich von Saarbrücken, der Namen und Wappen der Grafen von L. annahm und aus den Saarbrücker Gütern die Herrschaft Hardenburg (Hartenburg) erhielt. Das neue Haus erwarb durch mütterliche Erbschaft (Mitgift) zu Beginn des 13. Jahrhunderts (1224/1234) die Reichsgrafschaft Dagsburg in den Vogesen als Lehen des Bischofs von Straßburg, 1242 Ormes und Rixingen (Rickingen, Rikingen, Réchicourt) sowie 1312 das Amt des Landvogts im Unterelsass und teilte sich 1317/1318 in eine 1467 erloschene ältere landgräfliche Linie (Leiningen-Dagsburg, friedrichsche Linie mit Oggersheim, Gräfenstein [Grevenstein), Madenburg [Magdeburg], Dürkheim [zur Hälfte], Grünstadt [Grünheim], Herxheim [Hornheim], Freinsheim, Sülzen [Salzen], Tiefenthal, Lautersheim, Asselheim, Ebertsheim, Boßweiler [Bossweiler], Niefernheim, Dagsburg und Ormes) und eine jüngere Linie (gottfriedische Linie) Leiningen-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg) (Herrschaft Hardenburg im Wormsgau, Guttenburg [Gutenburg], Falkenburg, Guntersblum).-----Der größere Teil der Güter (Altleiningen zur Hälfte, Neuleiningen zu einem Viertel, Grünstadt, Asselheim, Sausenheim, Obrigheim, Kirchheim, Tiefenthal, Ebertsheim, Lautersheim, Boßweiler [Bossweiler], Albsheim, Bissersheim, Hertlingshausen, Wattenheim, Seckenhausen, Wachenheim an der Pfrimm, Mertesheim [Mertelsheim], Quirnheim) der älteren Hauptlinie, die 1444 von König Friedrich III. die Würde eines Landgrafen im Elsass erlangt hatte, gelangte 1467/1468 beim Aussterben der Linie über die Schwester (Margarethe) des letzten Grafen an die verschwägerten Herren von (Runkel-) Westerburg (und Schaumburg), die sich darauf Grafen zu Leiningen-Westerburg (und Landgrafen im Elsass) nannten. Sie mussten zur Durchsetzung ihrer Rechte 23 Orte an die Pfalz abtreten. Ein kleinerer Teil der Güter mit Dagsburg fiel an Emich VII. aus der gottfriedischen Linie, die sich seitdem Leiningen-Dagsburg-Hardenburg nannte. Die Grafen von Leiningen-Westerburg spalteten sich 1695/1705 in die Linien Leiningen-Westerburg-Altleiningen und Leiningen-Westerburg-Neuleiningen. 1801 gingen alle linksrheinischen Güter an Frankreich verloren. Leiningen-Westerburg-Altleiningen wurde 1803 mit der Abtei Ilbenstadt in der Wetterau entschädigt, Leiningen-Westerburg-Neuleiningen mit der Abtei (Engeltal) Engelthal in der Wetterau. Diese Güter kamen 1806 an die Großherzogtümer Berg, Hessen-Darmstadt und die Fürstentümer Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen.-----Die jüngere gottfriedische Linie teilte sich 1343 in Linien zu Leiningen-Rixingen (Rickingen) (Rixingen), das 1506 an Zweibrücken und später an Leiningen-Westerburg fiel, und Leiningen-Hardenburg. Diese jüngere Linie Leiningen-Hardenburg erwarb 1466 die Herrschaft Apremont (Aspremont) in Lothringen, erhielt 1467 erbweise Dagsburg und nannte sich seitdem Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg). Weiter erlangte sie im 15./16. Jahrhundert Weißenburger Lehen mit Grünstadt, die Herrschaft Pfeffingen mit Kallstadt und Ungstein sowie das Amt Hassloch. 1560 teilte sie sich in die zwei Zweige Leiningen-Hardenburg-Dagsburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg) (Hardenburg, Hausen, Dürkheim, Kallstadt, Ungstein, Pfeffingen, Herxheim, Leistadt [Leystadt], Weisenheim [Weißenheim], Bobenheim, Battenberg, Kleinkarlbach, Erpolzheim u. a.) und Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (Falkenburg, Eischweiler (Thaleischweiler), Einöd (Höheinöd), Herschberg, Werschhausen, Horstal [Horsel], Mühlhausen [Mülhausen], Reinheim, Heidesheim, Kindenheim, Büdesheim, Guntersblum). Der ältere Zweig Leiningen-Dagsburg-Hardenburg geriet mit der Grafschaft Dagsburg 1681 unter die Hoheit Frankreichs, verlegte 1725 die Residenz von der Hardenburg nach Dürkheim und wurde 1779 (ohne Virilstimme) in den Reichsfürstenstand erhoben. 1803 erhielt er durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801 verlorenen linksrheinischen Güter (Fürstentum L., Grafschaft Dagsburg, Herrschaft Weyersheim [Weikersheim], Ansprüche auf Saarwerden, Lahr und Mahlberg, insgesamt 2,5 Quadratmeilen) die mainzischen Ämter Miltenberg, Buchen, Seligental, Amorbach und Bischofsheim (Tauberbischofsheim), die würzburgischen Ämter Grünsfeld, Lauda, Hardheim und Rippberg/Rückberg sowie die pfälzischen Ämter Boxberg und Mosbach und die Abteien Gerlachsheim (Würzburg) und Amorbach (Mainz), die zu dem neuen rechtsrheinischen Fürstentum L. mit der Residenz in Amorbach sowie (25 Quadratmeilen bzw.) 1600 Quadratkilometern Fläche und etwa 85000 bis 90000 Einwohnern zusammengefasst wurden. Unter dessen Landeshoheit bekamen die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum die zuvor mainzische Kellerei Billigheim, die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim die zuvor mainzische Kellerei Neudenau. Das Fürstentum L. fiel 1806 mit den Grafschaften Leiningen-Billigheim und Leiningen-Neudenau an Baden. Der Zweig Leiningen-Dagsburg-Heidesheim-Falkenburg blieb gräflich. Er spaltete sich 1657 in die Zweige Dagsburg (bis 1706), Heidesheim (bis 1766) und Guntersblum (bis 1774, Anfall Dagsburgs an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg). Davon erwarb Heidesheim im Erbgang die Herrschaften Broich, Oberstein und Reipoltskirchen (Reichholdskirchen). Bei seinem Aussterben fielen die Güter 1766 an Leiningen-Guntersblum, 1774 an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Beim Aussterben der Linie Guntersblum Leiningen-Dagsburg-Falkenburgs 1774 kam Dagsburg an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Die übrigen Güter fielen 1774/1787 an zwei Nebenlinien (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum, Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim), die ihre Güter 1801 an Frankreich verloren. Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum bzw. Leiningen-Guntersblum und Leiningen-Heidesheim erhielten Sitz und Stimme im wetterauischen Grafenkollegium. 1810 fielen im Pariser Vertrag die Ämter Amorbach und Miltenberg von Baden an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegenden Teil Bayern abtrat. 1910 bzw. 1935 starb Leiningen-Dagsburg-Falkenburg mit den Ästen Leiningen-Neudenau und Leiningen-Billigheim aus.
L.: Wolff 280ff.; Wallner 698 OberrheinRK 35 a, b, 40 a, b; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Lehmann, J., Urkundliche Geschichte des gräflichen Hauses Leiningen-Hardenburg und -Westerburg in dem ehemaligen Wormsgau, 1865; Brinckmeier, E., Genealogische Geschichte des Hauses Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1. 1890ff.; Kind, K., Fürst Karl Friedrich Wilhelm zu Leiningen als Landesherr 1803-06, Diss. phil. Erlangen 1949 (masch.schr.); Wild, G., Das Fürstentum Leiningen vor und nach der Mediatisierung, Diss. jur. Mainz 1954; Vocke, R., Die Entwicklung der herrschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse im Landkreis Miltenberg bis zum Übergang an Bayern, Diss. phil. Würzburg 1959 (masch.schr.); Kaul, T., Das Verhältnis der Grafen von Leiningen zum Reich und ihr Versuch einer Territorienbildung im Speyergau im 13. Jahrhundert, Mitt. d. hist. Vereins Pfalz 68 (1970); Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen, 1982; Zotz, T., Die Grundherrschaft der Grafen von Leiningen, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Toussaint, I., Die Grafschaften Leiningen, (in) Pfalzatlas Karten 67, 68, Textband 2 1056ff.; Herrmann, H., Leiningen, LexMA 5 1991, 1860. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Lenzburg (Grafen). Von den Grafen des Aargaus fiel die L. 976 an den Reichsvogt von Zürich, dessen Familie sich später nach der L. nannte. Sie hatte die Vogtei über Schänis (Schännis), Beromünster, Zürich, Säckingen und Einsiedeln und die Grafschaft im Zürichgau. Die 1101 durch Teilung entstandene, 1172 ausgestorbene Linie Baden der Grafen von L., die von den Staufern die Grafschaften Blenio und Leventina erhalten hatten, vererbte ihre Güter (Reichsvogtei von Zürich, Grafschaft im Zürichgau) über die Erbtochter Richenza an die Grafen von Kiburg (Kyburg) die 1173 ausgestorbene Linie L. durch Testament an Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der Teile der Reichslehen an die Grafen von Habsburg und an seinen Sohn Pfalzgraf Otto sowie an die Herzöge von Zähringen (Kirchenvogtei in Zürich) gab. Von ihm kamen die Güter an die Grafen von Habsburg und Kiburg (Kyburg).
L.: Wolff 519; Attenhofer, E., Die Grafen von Lenzburg, Lenzburger Neujahrsblätter 1943, 5ff.; Kläui, H., Das Aussterben der Grafen von Lenzburg und die Gründung der Stadt Winterthur, Winterthurer Jb. 1973, 39ff.; Eberl, I., Lenzburg, LexMA 5 1991, 1874. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Leuchtenberg (Landgrafschaft, gefürstete Landgrafschaft, Residenz). Am Anfang des 12. Jahrhunderts (1118) erscheint ein edelfreies Geschlecht, das seit 1158 den Grafentitel führte und sich nach dem Aussterben der ihm verwandten Babonen bzw. Paponen (Burggrafschaft Regensburg, Grafschaft Stefling) seit 1196 als Landgrafen von L. (Liukenberge, seit dem 14. Jahrhundert L.) an der Luhe bei Weiden benannte. Dieses beerbte über eine Erbtochter teilweise die 1119 ausgestorbenen Herren von Lengenfeld-Pettendorf (Waldeck). Seine an Luhe, Naab und Pfreimd gelegene Herrschaft bestand im Kern aus dem Landrichteramt L., dem Stadtrichteramt Pfreimd, dem Pflegamt Wernberg und dem Richteramt Miesbrunn. Hierzu kam schon im 12. Jahrhundert die Herrschaft Waldeck (Kemnath [Kemnat], Erbendorf). 1332 gewann es durch Tausch die Stadt Pfreimd. 1283 mussten die staufertreuen Landgrafen Landgericht und Geleit auf dem Nordgau mit weiteren Gütern (Herrschaft Waldeck, Steflinger Landgrafenamt) an die Herzöge von Bayern veräußern, 1353 die Mehrzahl der Herrschaften König Karl IV. zu Lehen Böhmens auftragen. 1421 kam Grafenwöhr als Sitz einer leuchtenbergischen Herrschaft zu Pfalz-Neumarkt (Pfalz-Oberpfalz). In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurden die (jüngeren) Landgrafen von L. zwar Reichsfürsten mit Sitz und Stimme im Reichstag, gerieten aber in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. Bei ihrem Aussterben 1646 fiel L. mit den verbliebenen Gütern um das 1332 gewonnene Pfreimd als Reichslehen an das Haus Wittelsbach (Albrecht VI. von Bayern, 1650 im Tausch an Maximilian I. von Bayern) und wurde, nachdem es 1705 von Kaiser Joseph I. nochmals an die Grafen Lamberg verliehen worden war, 1712/1714 Teil Bayerns (L., Pfreimd, Wernberg und Miesbrunn). Um 1800 war die Landgrafschaft 4 Quadratmeilen groß und hatte 7000 Einwohner.
L.: Wolff 143; Zeumer 553 II b 37; Wallner 712 BayRK 11; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G4; Wittmann, F., Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg, Bd. 1ff. 1851f.; Doeberl, M., Die Landgrafschaft der Leuchtenberger, 1893; Wagner, I., Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg, Bd. 1ff. 1940ff.; Berndt, D., Leuchtenberg, 1977, Historischer Atlas von Bayern; Ambronn, K., Leuchtenberg, LexMA 5 1991, 1915; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 215 Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 140, 828, 1, 2, 335. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Limburg (Herzogtum, Provinz). Die um (1020? oder) 1064 auf durch Heirat mit einer Tochter des Herzogs von Niederlothringen gewonnenem Gut (Baelen) erbaute Burg L. im Vesdretal bei Eupen südwestlich von Aachen war die Stammburg der von den Ardennengrafen abstammenden Grafen, später Herzöge von L. (Herzogstitel auf Grund kurzzeitiger Verleihung [1101-1106] des Herzogtums Niederlothringen durch Kaiser Heinrich IV., Anerkennung 1165), die östlich der Maas zwischen Maastricht-Lüttich und Aachen begütert waren. Sie fiel über die Erbtochter (Judith) 1065 an die Grafen von Arlon (bzw. Limburg [und Arlon]). 1113 wurde durch Heirat Wassenberg, wenig später (1136) Herzogenrath gewonnen. 1214 gelang durch Heirat der Erwerb der Gebiete von Namur und Luxemburg, 1225/1226 durch eine Nebenlinie der Gewinn der ostrheinischen Grafschaft Berg. Arlon kam 1214 an Luxemburg. Nach 1247 wurde in Berg und L. geteilt. 1280 starb die Familie im Mannesstamm aus. 1283 starb die mit dem Grafen von Geldern vermählte Erbtochter (Ermengarde). Das Herzogtum L. fiel 1288 im anschließenden Erbfolgekrieg durch den Sieg bei Worringen an die Herzöge von Brabant, über die es 1430 an Burgund und damit infolge der Ehe Marias von Burgund mit Maximilian von Habsburg (1477) 1493 an Habsburg kam, so dass es zum burgundischen Reichskreis zählte. Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde es zwischen Spanien bzw. Habsburg und den Generalstaaten der Niederlande geteilt. 1815 übernahm man auf dem Wiener Kongress den Namen L. für eine Provinz des Königreiches der Vereinigten Niederlande. Diese wurde nach der Unabhängigkeitserklärung Belgiens (1830) von diesem beansprucht und 1839 geteilt in die östlich der Maas gelegene niederländische Provinz L. mit Maastricht, die von 1839 bis 1866 im Ausgleich für das an Belgien gelangte Luxemburg als Herzogtum L. zum Deutschen Bund gehörte, und die westlich der Maas gelegene belgische Provinz L. mit Hasselt.
L.: Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3; Ernst, H., Histoire du Limburg (- 1447), Bd. 1ff. 1837ff.; Coenen, J., Limburgische oorkunden, Bd. 1ff. 1932ff.; Schrijen, G., Das Werden des neuen Süd-Limburg, 1937; Grochtmann, H., Die niederländische Provinz Limburg im Deutschen Bund, 1937; Klingenberg, E., Die Entstehung der deutsch-niederländischen Grenze 1813-15, 1940; Niessen, J., Limburg, Geschichte einer deutsch-niederländischen Grenzlandschaft, (in) Zwischen Rhein und Maas, 1942; Limburgs verleden, hg. v. Batta, E. u. a., 1960ff.; Erkens, F., Zur verfassungsrechtlichen Stellung der Herzöge von Limburg im 12. und 13. Jahrhundert, Rhein. Vjbll. 43 (1973), 169ff.; Munier, W., Historische Atlas van Limburg en aangrenzende Gebieden, 1976ff.; Munier, W., Ein Atlas zur Geschichte der niederländischen Provinz Limburg, 1976; Weistümer und Rechtstexte im Bereich des Herzogtums Limburg, hg. v. Wintgens, L., 1988; Kupper, J., Limburg, LexMA 5 1991, 1986; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 39; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Litschau (Grafschaft). Die um 1215 erstmals erwähnte Burg L. in Niederösterreich war Mittelpunkt der aus der Reichsgrafschaft Raabs erwachsenen Grenzgrafschaft L. Sie kam beim Aussterben der Grafen von Raabs 1191/1192 über eine Erbtochter an die Grafen von Hirschberg, dann an die Grafen von Plain-Hardegg und an die Grafen von Rosenberg und war bis Ende des 13. Jahrhunderts reichsunmittelbar. 1297 fiel sie an Österreich.
L.: Wolff 26; Zimmel, K., Die Stadt Litschau, 1912; Hauer, R., Heimatkunde des Bezirkes Gmünd, 2. A. 1951. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Lothringen (Herzogtum). Bei der Aufteilung des karolingischen Frankenreiches 843 erhielt Lothar, der älteste Sohn Ludwigs des Frommen, ein die Moselgegend mit den Bistümern Metz, Toul und Verdun umfassendes Länderband zwischen Nordsee und Mittelitalien als eigenes Reich (Francia media). Dieses beim Übergang auf Lothar II. 855 auf den Raum zwischen Schweizer Jura, Nordsee, Rhein, Maas und Schelde begrenzte Gebiet (ohne Elsass und Worms, Speyer, Mainz) wurde als Lothari(i) regnum bezeichnet. Bei seiner Aufteilung 870 kamen Metz und Diedenhofen an das Ostreich, Toul und Verdun an das Westreich (Westfranzien, Frankreich), 879/880 aber ebenfalls an das Ostreich. Im Jahre 900 endete das eigenständige, 895 nochmals begründete lotharingische Königtum. 911, bestätigt 921, brachte es Graf Reginar an das Westreich, seit 925 war es Lehen des deutschen Reiches (Ostreichs). König Heinrich I. belehnte 929 seinen Schwiegersohn mit dem Herzogtum L., König Otto I. gab es zunächst an seinen Schwager, 944 an seinen Schwiegersohn (bis 953), dann an seinen Bruder, der zur Vorbeugung gegen eine mögliche Königsfeindlichkeit das Herzogtum 959 in Oberlothringen an der Mosel, das den Namen L. fortführte, und Niederlothringen, das sich bald aufgliederte, teilte. Niederlothringen (Niederrheingebiet und Maasgebiet) kam an die Herzöge von Limburg und Brabant, Oberlothringen (Mosellanien) als Herzogtum und Markgrafentum L. an einen bei Bar-le-Duc begüterten Großen. Nach dem Aussterben dieser Dynastie 1033 belehnte Kaiser Konrad II. den Herzog (von Niederlothringen) und Grafen von Verdun mit (Ober-)L., so dass von 1033 bis 1044 die beiden L. nochmals vereinigt waren. 1048 kam das Land zwischen Andernach, Prüm, oberer Mosel und Maas nach Absetzung dieser Familie kurz an Adalbert von Metz und dann an Gerhard von Elsass, der Begründer der im Nordgau, Bliesgau und Saargau erheblich begüterten und früh in Nancy (Nanzig) residierenden, bis 1736 bestimmenden Dynastie wurde. Neben sie traten sowohl die Grafen von Vaudémont (1070) und die Grafen von Bar-Mousson wie auch die Hochstifte Metz, Toul und Verdun, die vom König als Gegengewicht gefördert wurden. Seit 1190 war die Herzogswürde in Niederlothringen lediglich ein von den Herzögen von Brabant fortgeführter Titel. Nach Kaiser Friedrich II. schwand der Einfluss des Reiches, während Frankreich an Bedeutung gewann. 1301 mussten die Grafen von Bar den französischen König als Lehnsherr der westlich der Maas gelegenen Güter anerkennen, wenig später Toul und Verdun Schutzverträge mit Frankreich abschließen. 1354 wurden die Grafen von Bar durch die Errichtung der Markgrafschaft Pont-à-Mousson (Mussenbrück) lehnsrechtlich an das Reich gebunden. Sie erhielten den Titel Herzog und waren Reichsfürsten. 1361 wurde dem Herzog von L. von Kaiser Karl IV. die Lehnspflicht wegen des Herzogtums erlassen. Nach dem Aussterben der Herzöge von L. in der männlichen Linie (1431) kam das Herzogtum L. über die Erbtochter Isabella an die Herzöge von Bar (René d'Anjou), nach deren Aussterben in männlicher Linie unter René II. (1473-1509) an die Grafen von Vaudémont. In der folgenden Auseinandersetzung zwischen Frankreich und dem deutschen Reich wurde L. 1542 zum freien Herzogtum erklärt, das weder an das Reich noch an Frankreich fallen sollte. Lehnsabhängig war der Herzog lediglich für die 1354 errichtete Markgrafschaft Pont-à-Mousson sowie für kleinere Grafschaften und Herrschaften, auf denen seine Reichsstandschaft beruhte. 1567 erfolgte die Errichtung der Markgrafschaft Nomeny und Hattonchâtel, unter der die Herzöge von L. von nun an Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat hatten. Schon 1552 allerdings hatte Frankreich Metz, Toul und Verdun durch Truppen besetzt und begonnen, sie ungeachtet ihrer formell fortdauernden Eigenschaft als Reichsstädte in die französische Monarchie einzugliedern. 1633 besetzte Frankreich das gesamte Herzogtum L. Während Metz, Toul und Verdun dann 1648 auch rechtlich zu Frankreich kamen, erhielt der Herzog von L. 1661 das Herzogtum zurück. 1662 trat er es an Frankreich ab, kündigte 1670 aber den Vertrag, woraufhin Frankreich das Land besetzte. 1697 wurde das Herzogtum wiederhergestellt. Von 1702 bis 1714 wurde es erneut von französischen Truppen besetzt. 1735 erhielt der von seinem Schwiegersohn, dem König von Frankreich unterstützte König von Polen, Stanislaus Leszczynski, für seinen Verzicht auf Polen L. und Bar, der Herzog Franz Stephan, seit 1736 Gemahl der Kaisertochter Maria Theresia, für seinen Verzicht auf Lothringen das frei gewordene Großherzogtum Toskana. Damit schied L. aus dem Reich aus und kam 1738 tatsächlich, nach dem Tode Stanislaus Leczczynskis (1766) auch formell zu Frankreich, behielt aber - unter Nomeny - bis 1766 weiter Sitz und Stimme im oberrheinischen Reichskreis und bis 1801 im Reichsfürstenrat. 1801 gelangte L. auch völkerrechtlich an Frankreich. 1870/1871 fiel sein nördlicher Teil mit Metz zusammen mit Elsass an das Deutsche Reich (Elsass-Lothringen), 1919 aber wieder an Frankreich zurück.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) D4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5, 96; Calmet, A., Histoire ecclésiastique et civile de la Lorraine, 1728, 2. A. 1745; Warnkönig, L./Warnkönig, T./Stein, L., Französische Staats- und Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1875, Neudruck 1968; Derichsweiler, H., Geschichte Lothringens, Bd. 1-2, 1901; Derichsweiler, H., Geschichte Lothringens, 1905; Fitte, S., Das staatsrechtliche Verhältnis des Herzogtums Lothringen seit dem Jahr 1542, 1891; Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande vom 1. Jan. 1648, Teil 1 (in) Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen Heft 28 (1898); Parisot, R., Histoire de Lorraine, Bd. 1ff. 1915ff., Bd. 1 2. A. 1926; Hübinger, P., Oberlothringen, Rhein und Reich im Hochmittelalter, Rhein. Vjbll. 7 (1937); Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, hg. v. Niessen, J., 1950; Opel, H., Die Rechtsstellung der mit dem Anschluss Lothringens zum Deutschen Reich gekommenen Franzosen, Diss. jur. Göttingen 1954; Aimond, C., Histoire des Lorrains, 1960; Schneider, J., Histoire de la Lorraine, 1967; Hlawitschka, F., Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen, 1969; Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die Fürstentümer Bar und Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1 1974; Parisse, M., Les Ducs et le duché de Lorraine au XIIe siècle 1048-1206, Bll. f. dt. LG. 111 (1975), 86ff.; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983; Lothringen - Geschichte eines Grenzlandes, hg. v. Parisse, M. u. a., deutsche Ausgabe hg. v. Herrmann, H., 1984; Geiben, K., Verfassung und Verwaltung des Herzogtums Lothringen unter seinem letzten Herzog und einstigen König der Polen Stanislaus Leszczynski, 1989; Babel, R., Zwischen Habsburg und Bourbon, 1989; Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Barth, R., Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert, 1990; Parisse, M., Lotharingien, LexMA 5 1991, 2128; Parisse, M., Lothringen, LexMA 5 1991, 2134; Werner, M., Der Herzog von Lothringen in salischer Zeit, (in) Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter, S., Bd. 1 1991; Despy, G., Niederlothringen, LexMA 6 1993, 1142; Lotharingia, hg. v. Herrmann, H. u. a., 1995; Barth, R., Lotharingien im 10.-12. Jahrhundert, 1996; Le pouvoir et les libertés en Lotharingie, hg. v. Trauffler, H., 1997; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 146, 832; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 461; Schneider, J., Auf der Suche nach dem verlorenen Reich, 2009. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Lüneburg (Fürstentum, Residenz des Bischofs von Verden bzw. des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). 795 wird erstmals der Ort Hliuni an der Ilmenau genannt. L. ist bei einer Billungerburg auf dem Kalkberg (um 950/951) entstanden und erhielt vermutlich durch Herzog Heinrich den Löwen Stadtrecht (1247 und 1401 erweitert aufgezeichnet, 1239 Ratsherren). 1267/1269 erwuchs durch Erbteilung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg das Fürstentum L., das seine Residenz bis 1371 in L. hatte, das bis 1639 eine einer freien Reichsstadt ähnliche Sonderstellung innerhalb des Fürstentums einnahm. Das Herzogtum bildete bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zwischen Elbe, Weser, Altmark und den Hochstiften Hildesheim und Verden aus (Burg Hallermunt 1282, Grafschaft Wölpe 1302, Grafschaft Dannenberg 1303, Grafschaft Lüchow 1320, halbe Grafschaft Hallermunt 1366). 1369 erlosch die Linie im Mannesstamm. Im Lüneburger Erbfolgekrieg konnte sich 1388 die Göttinger Linie des alten Hauses Braunschweig gegen die von Kaiser Karl IV. auf Grund des Versäumnisses, eine Gesamtbelehnung zu gewinnen, allein belehnten Herzöge von Sachsen-Wittenberg durchsetzen, musste jedoch die Residenz nach Celle verlegen, nachdem die Stadt L. 1371 in einem Aufstand den Herzögen die Burg auf dem Kalkberg entrissen hatte. Von 1400 bis 1409 war L. bei der Braunschweiger Hauptlinie. 1409/1428 entstand durch deren Teilung das mittlere Haus L., dem das Fürstentum L. zugeordnet wurde, wobei 1409 Herzog Bernhard zunächst Wolfenbüttel erhalten, 1428 aber Lüneburg gewählt hatte. L. verlor 1443 einen angefallenen Teil der Grafschaften Everstein und Homburg als Pfand an das Hochstift Hildesheim. Von den Söhnen Herzog Heinrichs des Mittleren, der 1520 abdankte, begründeten Otto die Nebenlinie Harburg (1527 bis 1642) und Franz die Nebenlinie Gifhorn (bis 1549), während Ernst der Bekenner die Hauptlinie fortführte. Von ihr spaltete sich 1569 unter Ernsts drittem Sohn Heinrich die Nebenlinie Dannenberg ab, die das neue Haus Braunschweig begründete und 1635 das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel erhielt. Die seit 1569 als neues Haus L. das zum niedersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum L. (oder Celle [Lüneburg-Celle]) beherrschende Hauptlinie erwarb 1582 die Grafschaft Hoya und 1585 die Grafschaft Diepholz als erledigte Lehen. 1617 fiel durch Gerichtsentscheid das zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel in Besitz genommene Fürstentum Braunschweig-Grubenhagen an L., 1635 (Braunschweig-)Calenberg, 1643 Harburg, das seit 1527 Sitz einer Seitenlinie des mittleren Hauses L. gewesen war. Hiervon erhielt 1635 die Hauptlinie die Fürstentümer L. und Calenberg-Göttingen, die Nebenlinie Dannenberg das Fürstentum Wolfenbüttel. 1639 zwang der Landesherr die Stadt L. zur Aufnahme von Soldaten. Das 200 Quadratmeilen ausmachende Fürstentum L. umfasste die Städte L., Uelzen, Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick und Ramelsloh, die Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen, Isenhagen und Walsrode, die landesherrlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an der Luhe, Bütlingen, Scharnebeck, Lüne, Garze, Bleckede, Hitzacker, Dannenberg, Lüchow, Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich, Isenhagen, Knesebeck, Klötze, Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf, Ahlden und Rethem (Rethen), die Großvogtei Celle und die adligen Gerichte Gartow, Brome, Fahrenhorst und Wathlingen. Aus dem Reichsfürstentum Calenberg (seit 1636) ging 1692 das Kurfürstentum Hannover hervor. Das Fürstentum L. endete 1705 mit dem Tode Georg Wilhelms, nach dem es als Folge der Verheiratung der Erbtochter Sophie Dorothea mit dem Neffen Georg des Herzogs mit Hannover vereinigt wurde. Die landesherrliche Verwaltung wurde in Hannover verbunden, doch blieb Celle Sitz der lüneburgischen Landschaft und erhielt 1711 das Oberappellationsgericht. 1866 kam Hannover an Preußen, 1946 das preußische Gebiet an Niedersachsen. S. Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolf 434f.; Wallner 705 NiedersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1859f.; Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, hg. v. Volger, W., Bd. 1ff. 1872ff.; Krieg, M., Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Büttner, E., Geschichte Niedersachsens, 1931; Reinecke, W., Geschichte der Stadt Lüneburg, Bd. 1f. 1933; Busch, F., Bibliographie der niedersächsischen Geschichte, 1938ff.; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Friedland, K., Der Kampf der Stadt Lüneburg mit ihren Landesherren, 1953; Franz, G., Verwaltungsgeschichte des Regierungsbezirks Lüneburg, 1955; Thurich, E., Die Geschichte des Lüneburger Stadtrechts im Mittelalter, 1960; Behr, H., Die Pfandschlosspolitik der Stadt Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, Diss. phil. Hamburg 1964; Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft als Landstand im Spätmittelalter. Untersuchungen zur Verfassungsstruktur des Herzogtums Lüneburg zwischen 1300 und 1500, 1969; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter, 1987; Reinbold, M., Die Lüneburger Sate, 1987; Hergemöller, B., Lüneburg, LexMA 6 1992, 9; Mellinger, J., Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600, hg. v. Aufgebauer, P., 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 345, 346; Przybilla, P., Die Edelherren von Meinersen, 2007. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Lustenau (Reichshof). Das schon 887 Königshof genannte L. am Bodensee kam von König Arnulf an die Grafen von Linzgau, dann über die Grafen von Bregenz und die Grafen von Pfullendorf um 1180 an die Staufer sowie vor 1323 an die Grafen von Werdenberg und von diesen 1395 als Pfand, 1526 durch Kauf an die Ritter bzw. Grafen von Hohenems. 1767 zog Österreich L. an sich, musste es aber 1789 an die mit einem Grafen von Harrach verheiratete Erbtochter des letzten Grafen herausgeben. 1806 kam L. an Bayern, 1814 in Vorarlberg an Österreich. Bis 1830 behielt es eine Sonderstellung.
L.: Dacheröden 153; Hugo 454; Vetter, B., Der Reichshof Lustenau, 1935; Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff. 1971ff. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Mahlberg (Reichsstadt, Herrschaft). M. bei Lahr wird erstmals 1215 erwähnt. Es unterstand zunächst Ministerialen der Herzöge von Zähringen, die zugleich Vögte des Hochstifts Bamberg in der Ortenau waren. Nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen (1218) zog (Kaiser) Friedrich II. ihre Güter ein. 1241 wurde M. als Reichsstadt genannt. Seit 1246/1247 besetzten die Herren von Geroldseck die Stadt und erhoben sie zum Mittelpunkt ihrer Herrschaft M. Diese kam 1277 an die Linie Lahr-Mahlberg und 1426 über eine Erbtochter gegen die Ansprüche der Hauptlinie an die Grafen von Moers-Saarwerden. Nach Verpfändung an Baden 1442 erwarb dieses 1497 durch Kauf eine Hälfte der Herrschaft. Diese kam 1535 an Baden-Baden. Die verbliebene Moers-Saarwerdener Hälfte (Lahr) fiel 1527 durch Beerbung Moers’ an Nassau-Saarbrücken. 1629 wurde die zum schwäbischen Reichskreis zählende, bis dahin ungeteilte Herrschaft real geteilt, wobei Mahlberg zu Baden (Baden-Baden) und Lahr zu Nassau (Nassau-Saarbrücken) kam. In beiden Teilen wurde 1558 die Reformation eingeführt. 1803 fiel auch Lahr an Baden und damit das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Wallner 684 SchwäbRK 3; Binz, G., Die Stadt Mahlberg, 1923; Rieder, H., Die Stadt Mahlberg im Wandel der Zeiten, 1956; Roth, K., Die Stadt Lahr, 1961. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Mailand (Stadtkommune, Stadtstaat, Herzogtum). Kaiser Diokletian († 313) erhob das vielleicht schon etruskische, danach auf einer Gründung der Insubrer beruhende, seit 222 v. Chr. römische Mediolanum in der Poebene, das schon in der Spätantike einen Bischof (erster sicher belegter Bischof um 200) bzw. Erzbischof beherbergte, 286 zur Residenzstadt. 489 geriet es unter die Herrschaft der Goten, nach schweren Zerstörungen (493, 539) 569 der Langobarden, unter denen es hinter Pavia zurücktrat, gleichwohl aber Sitz eines Herzogtums wurde. Nach Unterwerfung des langobardischen Reiches durch König Karl den Großen 774 wurde M. Teil des fränkischen Reiches und Sitz eines Grafen. 951 kam es unter König Otto dem Großen mit dem Königreich Italien erneut an das Reich und überflügelte allmählich Pavia, dessen Königspfalz 1024 zerstört wurde. Um 1050 kam es zu einer (ersten) Pataria, 1120/1130 zu Ausläufern (einer zweiten Pataria). Im 12. Jahrhundert wurde es mit seinen im Jahre 1097 nachweisbaren consules, die im 12. Jahrhundert die Grafschaftsrechte an sich zogen, Führer der gegen den Kaiser gerichteten lombardischen Städtebewegung, so dass es Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1162 vollkommen zerstören ließ. 1167 begann der Wiederaufbau. 1183 musste der Kaiser nach der Niederlage von Legnano die städtische Selbstregierung unter der Oberhoheit des Reiches anerkennen. 1225 entstand ein Liber statutorum. 1240 kam die guelfische Familia della Torre an die Macht, ging 1259 zur Signorie über und erhielt 1274 von König Rudolf von Habsburg das Reichsvikariat. 1277 wurde sie von der ghibellinischen Familie Visconti gestürzt, die 1294 das Reichsvikariat bestätigt bekam. Sie erlangte allmählich die Herrschaft in ganz Mittelitalien und Oberitalien (Verona, Vicenza, Padua, Perugia, Assisi, Siena, Pisa, Bologna), 1380 das Reichsvikariat der Lombardei und 1395 durch Kauf die Erhebung der Herrschaft zum Herzogtum M. Im 15. Jahrhundert gingen große Teile verloren (Verona, Parma, Piacenza), die zum Teil an Venedig fielen, zum Teil selbständig wurden. 1447/1450 gelangte die Herrschaft nach dem Aussterben der Visconti (1447) über die Erbtochter an die Sforza. 1494 verlieh König Maximilian I. das Herzogtum an Lodovico il Moro. 1499 wurde M. von Frankreich, das Erbansprüche nach den Visconti geltend machte, erobert, das 1505 mit ihm belehnt wurde. 1512 wurde es ihm mit dem Tessin, Bormio, Veltlin und Chiavenna von der Schweiz entrissen, die nach dem Sieg Frankreichs 1515 aber nur den Tessin halten konnte. 1521 und erneut 1525 kam es an Kaiser Karl V., dann an die Sforza, 1529 wieder an Frankreich und 1535 nach dem Aussterben der Sforza als erledigtes Lehen wieder an das Reich, das es an Karls V. Sohn Philipp II. und damit an die spanischen Habsburger (Spanien) ausgab. 1713/1714 fiel M. nach dem spanischen Erbfolgekrieg mit den Grafschaften Pavia und Angleria sowie den Markgrafschaften Castro und Malgrate an die deutschen Habsburger in Österreich. 1735 und 1748 mussten verschiedene Teile (Novara, Tortona) an Savoyen abgetreten werden, doch blühte M. infolge aufgeklärter Reformen rasch auf. 1797/1801 kam M. an Frankreich (Zisalpinische Republik, 1805 Königreich Italien), womit die Zugehörigkeit zum Reich erlosch. 1815 wurde es mit Venedig als Lombardo-Venetianisches Königreich (Lombardo-Venezianisches Königreich) Österreich zugeteilt. 1848 erhob sich M. vergeblich gegen Österreich. 1859 musste Österreich nach der Niederlage von Magenta M. aufgeben. M. kam zu Sardinien (Sardinien-Piemont) und damit zu Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E6, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) D6; Cusani, F., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1861f.; Anemüller, E., Geschichte der Verfassung Mailands in den Jahren 1075-1117, 1881; Ady, C., History of Milano under the Sforza, 1907; Muir, D., History of Milano under the Visconti, 1924; Visconti, A., Storia di Milano, 1937, Neudruck 1979; Cazzamini-Mussi, F., Milano durante la dominazione spagnola, 1947; Bosisio, A., Storia di Milano, 1958; Verri, P., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1962; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Apennin (!), 1964; Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967; Ferria, A., I terribili Sforza, 1970; Keller, H., Senioren und Vasallen. Untersuchungen über die Führungsschicht in den lombardischen Städten des 9.-12. Jahrhunderts, unter besonderer Berücksichtigung Mailands, 1972; Keller, H., Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien, 9.-12. Jh., 1979; Castellaneta, C., Storia di Milano, 2. A. 1976; Visconti, A., Storia di Milano, 1979; Blastenbrei, P., Die Sforza und ihr Heer, 1987; Ambrosiani, A./Chittolini, G., Mailand, LexMA 6 1992, 106; Hermes, R., Totius libertatis patrona, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 191; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; Grillo, P., Milano in età comunale (1183-1276), 2001; I notai della curia arcivescovile di Milano, hg. v. Belloni, C. u. a., 2004. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Mansfeld (Grafen, Grafschaft). Um 1060 (1063) werden Grafen sichtbar, die sich bald nach der etwa 1075 erbauten, 1229 genannten Burg M. an der Wipper am Ostrand des Harzes nannten und (als Nachfolger der Wettiner?) zwischen Wipper, Saale und Unstrut (Hassegau bzw. Hosgau) in Eisleben, Hettstedt, Querfurt sowie Sangerhausen begütert waren. Das Geschlecht verlor nach einer Niederlage 1115 erheblich an Bedeutung und erlosch 1229 im Mannesstamm. Die Grafschaft kam durch weibliche Erbfolge an die Herren (Burggrafen) von Querfurt, die sich seit 1262/1264 Grafen von M. nannten, die Güter erheblich vermehrten (u. a. Kupferbergbau) und 1432 in der Reichsmatrikel erschienen. Infolge starker Verschuldung wie mehrfacher Teilung seit 1420/1475/1501 (1475 Mansfeld-Vorderort, Mansfeld-Hinterort, hiervon Mansfeld-Mittelort [bis 1567]) ging die Reichsunmittelbarkeit der Grafschaft zwischen Selke, Saale und unterer Helme im 15. Jahrhundert verloren. Die Grafschaft wurde 1484 hinsichtlich des kaiserlichen Bergregals Lehen Sachsens (Kursachsens) (und hinsichtlich andere Güter Lehen der Bischöfe von Halberstadt und Magdeburg). 1570/1573 kam M. schuldenhalber unter die Verwaltung Sachsens und Magdeburgs (bzw. 1680 Brandenburgs bzw. Preußens [1716 aufgehoben]). Als die letzte der auf Grund der seit 1420/1475 erfolgten Teilungen entstandenen Linien, die 1600 in den Reichsfürstenstand erhobene, katholische, 1502 von Mansfeld-Vorderort abgespaltete und seit 1710 allein bestehende Linie Mansfeld-Bornstedt 1738/1780 erlosch, wurde die 20 Quadratmeilen große, dem obersächsischen Reichskreis angehörige Grafschaft zwischen Preußen (zwei Fünftel) und Sachsen (drei Fünftel) geteilt. Der preußische Anteil der Grafschaft enthielt den Kreis M. mit den Städten M. und Leimbach und den Ämtern Klostermansfeld (Kloster M.), Unteramt Friedeburg (Unterfriedeburg), Gerbstedt (Gerbstädt), Großörner, Neu Asseburg (Neuasseburg), Hedersleben, Leimbach, Helmsdorf, Burgörner, Polleben und Helbra, und den Kreis Schraplau mit den Ämtern Friedeburg, Helfta, Holzzelle, Schraplau, Bennstedt (Benstedt), Seeburg und Erdeborn. Der sächsische Anteil umfasste die Städte Eisleben und Hettstedt und die Ämter Eisleben, Wimmelburg, Bornstedt, Arnstein-Endorf, Walbeck, Oberwiederstedt, Rammelburg, Leiningen-Morungen, Artern und Voigtstedt (Bockstedt). Die von der Linie Bornstedt zwischenzeitlich erworbenen böhmischen Allodialgüter, deretwegen sie als Fürsten von Fondi 1600 den Reichsgrafenstand erlangt hatten, und der Name gingen über die Erbtochter Maria Isabella an das österreichische Haus Colloredo (Colloredo-Mansfeld). Der preußische Anteil gehörte von 1807 bis 1813 zum Königreich Westphalen, kam dann aber wieder an Preußen zurück. Der sächsische Anteil fiel 1815 ebenfalls an Preußen und wurde der Provinz Sachsen eingegliedert. 1945 kam M. an die sowjetische Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 413f.; Wallner 710 ObersächsRK 13 a, b; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 78; Krumhaar, K., Die Grafen von Mansfeld und ihre Besitzungen, 1872; Leers, R., Geschichtskunde der Grafen von Mansfeld, Mansfelder Bll. 21 (1907); Möllenberg, W., Das Mansfelder Bergrecht und seine Geschichte, 1914; Hempel, E., Die Stellung der Grafen von Mansfeld zum Reich, 1917; Schmidt, K., Die Grundlagen der Entwicklung des Territoriums der Grafschaft Mansfeld, 1923, Mansfelder Blätter 36/37 (1930); Brandenburg, E., Die Ahnen Augusts des Starken, 1937; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980, 114ff.; Mansfelder Land. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme, bearb. v. Neuß, E./Zühlke, D., 1982; Blaschke, K., Mansfeld, LexMA 6 1992, 201; Vötsch, J., Zwischen Reichsfreiheit und Landsässigkeit (in) Hochadelige Herrschaft im mitteldeutschen Raum, hg. v. Rogge, J. u. a., 2003. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Marstetten (Grafschaft), Mauerstetten. M. bei Wangen erscheint um 1100 (Marstetin). Die Grafschaft unterstand zunächst einer Nebenlinie des Hauses Ursin-Ronsberg. 1240 kam sie an die Herren von Neuffen, 1342 über die Erbtochter an Bayern. Das aus der Grafschaft hervorgegangene, seit 1342 belegte Landgericht tagte bis 1458 in Memmingen, seit 1481 in Weißenhorn und verlor um 1500 seinen Einfluss an die Landvogtei Oberschwaben. Über Württemberg kam M. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 199; Der Kreis Wangen, 1962. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Massa (Herrschaft). M. in der Toskana wird 882 erstmals genannt. Seit 1434/1442 gehörte die Herrschaft M. den Malaspina, die 1473 auch Carrara erlangten. Sie wurden 1568 zu Fürsten und 1664 zu Herzögen erhoben. 1731 erloschen sie im Mannesstamm. Über die Erbtochter kam das Herzogtum 1741 an Modena-Este.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D3; Sassi, F., I primordi del principato massese, 1930; Ragionamento storico intorno l’antica città di Luni e quella di Massa di Lunigiana, 1977. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Merenberg (Herren). Die im Auftrag des Reichs errichtete Burg M. bei Weilburg an der Straße von Köln nach Frankfurt wird 1129 erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich die nach 1050 als Vögte des Stiftes Limburg zu Neunkirchen und Camberg nachweisbaren Herren von M. Ihre um M. und Gleiberg südlich der unteren Lahn und um Wetzlar gelegenen, durch die Vogtei über Wetzlar ergänzten Güter fielen bei ihrem Aussterben (1328) über eine Erbtochter gegen die Heiratsansprüche der Herren von Westerburg an die Grafen von Nassau-Weilburg (Nassau-Weilburg-Merenberg) und kamen 1355 an Nassau-Weilburg. Die Herrschaft zählte zum oberrheinischen Reichskreis. Über Nassau fiel M. 1866 an Preußen und 1945 an Hessen. Von 1868 bis 1965 nannte sich eine Nebenlinie der Herzöge von Nassau Grafen von M.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 12; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 122. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Mömpelgard (Grafschaft, Reichsgrafschaft, Residenz), frz. Montbéliard. Das nach der Burg Mons Biliardi benannte M. an der Allaine war seit dem 10. Jahrhundert Hauptort einer 1070 erstmals erwähnten Grafschaft, die mit der Teilung des Reiches der Lothare (Lotharingiens) 870 zum Ostreich gelangt war. Vermutlich kurz vor 1044 kam sie vom König an die Mousson, 1162 an die Montfauçon. Seit König Rudolf von Habsburg (1273-1291) war sie reichsunmittelbar (Reichskunkellehen), wobei die Herrschaften Granges, Clerval und Passavant den Grafen von Burgund (Freigrafschaft, Franche-Comté) lehnrührig waren. Nachdem die Grafen von Württemberg 1324 bereits die Herrschaften Horburg und Reichenweier gekauft hatten, fiel M. mit Clerval, Etobon, Granges, Saulnot (Saulmont), Passavant, etwa 50 Dörfern und Pruntrut 1397/1409 durch Heirat der Erbtochter (Henriette) an sie. Weiter erwarben sie die Herrschaften Blamont (1506), Clémont, Héricourt, Châtelot (1561) und Franquemont (1595). In Württemberg wurde M. immer wieder Nebenlinien zugeteilt (u. a. 1617-1723). 1534 wurde die Reformation eingeführt. Von 1674/1476 bis 1679/1697 und 1793 wurde M., das seit 1654 Sitz und Stimme auf dem Reichstag hatte, aber keinem Reichskreis angehörte, von Frankreich, dessen Oberhoheit Württemberg 1748 anerkennen musste, besetzt. 1796/1801 wurde es Frankreich einverleibt.
L.: Wolff 491f.; Zeumer 553 II b 45; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, III 38 (1789) B4; Tuefferd, P., Histoire des comtes souverains de Montbéliard, 1877; Viellard, L., Documents et mémoire pour servir à l’histoire du territoire de Belfort, 1884; Adam, A., Mömpelgard und sein staatsrechtliches Verhältnis zu Württemberg und dem alten deutschen Reiche, Württemberg. Vjh. f. LG. 7 (1884), 181ff., 278ff.; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1887; Duvernoy, C., Montbéliard au XVIIIe siècle, 1891; Pigallet, M., Le Comté de Montbéliard et ses dependances, 1915; Renard, L., Nouvelle histoire du pays de Montbéliard, 1950; Grube, W., Mömpelgard und Altwürttemberg, Alem. Jb. 7 (1959), 135ff.; Kläui, P., Hochmittelalterliche Adelsherrschaft im Zürichgau, 1960; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1960, 185 Montbéliard; Bühler, H., Studien zur Geschichte der Grafen von Achalm und ihrer Verwandten, Z. f. württemberg. LG. 43 (1984), 7ff.; Eberl, I., Montbéliard, LexMA 6 1992, 780; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 384; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505, 2, 420. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Montferrat (Markgrafschaft), ital. Monferrato,. Die Markgrafschaft M. (zu 909 Monsferratus) zwischen Po und unterem Tanaro in Oberitalien entstand im (10. und) 11. Jahrhundert. Die bis in die Mitte des 10. Jahrhunderts zurückverfolgbaren, im frühen 12. Jahrhundert erstmals so bezeichneten Markgrafen erlangten 1204 in den Kreuzzügen das Königreich Thessalien. 1305 kam M. durch Erbschaft über die Erbtochter (Irene) an eine Seitenlinie der Kaiser von Byzanz (Könige von Griechenland) und von diesen nach Aussterben der Linie (1533) 1536/1559 an die Gonzaga von Mantua. 1574 wurde es Herzogtum. 1630/1631 fiel im mantuanischen Erbfolgekrieg ein Teil an Savoyen. Dieses bzw. Sardinien erhielt 1703/1713 den Rest als durch Felonie Mantuas erledigtes Reichslehen. Über Savoyen/Sardinien kam M. zu Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) B/C2, II 78 (1450) F4; Usseglio, L., I marchesi di Monferrato in Italia e in Oriente durante i secoli XII e XIII, hg. v. Patrucco, C., 1926; Colli, G., Monferrato, 1960; Haberstumpf, W., Regesto dei marchesi di Monferrato di stirpe aleramica e paleologa per l’Outremer e l’Oriente (S. XII-XV), 1989; Settia, A., Montferrat, LexMA 6 1992, 799. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Murrhardt (Kloster). In M. an der Murr bestand in römischer Zeit ein Limeskastell. In dessen Nähe erwuchs im 7. Jahrhundert eine fränkische Siedlung, die vor 750 eine Holzkirche erhielt. In dem vermutlich 788 erstmals als Murrahart genannten Ort gründete der einer Hochadelsfamilie angehörige, wahrscheinlich mit Bischof Megingoz von Würzburg und vielleicht auch mit Kaiser Ludwig dem Frommen verwandte Waltrich am Anfang des 9. Jahrhunderts das Benediktinerkloster St. Januarius, dessen Ausstattung auf Königsgut beruhte (verschollene echte Dotationsurkunde Ludwigs des Frommen von mutmaßlich 816, gefälschte Gründungsurkunde von angeblich 817). 993 errang das Hochstift Würzburg die Eigenklosterherrschaft. Die Vogtei über das Kloster stand als Reichslehen den hessonischen Herren bzw. seit 1180 Grafen von Wolfsölden und seit 1230 über die Erbtochter den Grafen von Löwenstein zu, deren Rechte 1277 durch Verkauf an das Hochstift Würzburg, 1281 aus Geldmangel über König Rudolf von Habsburg an die neuen Grafen von Löwenstein und 1388/1395 an Württemberg kamen. Im späten 15. Jahrhundert wurde M. in Württemberg landsässig. 1525 gingen die Urkunden durch Plünderung verloren. 1552 wurde die Reformation durchgeführt. Das Kloster wurde aufgehoben. 1808 gingen Stadt M. und das Kloster M. im Oberamt Backnang Württembergs auf. 1951/1952 kam M. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Schöpfer, R., Geschichte Murrhardts bis 1900, (in) Backnanger Heimatbuch 2 (1936); Jäger, G., Murrhardt einst und jetzt, 1955; Störmer, W., Schäftlarn, Murrhardt und die Waltriche des 8. und 9. Jahrhunderts, (in) Zs. f. bay. LG. 28 (1965); Fritz, G., Kloster Murrhardt im Früh- und Hochmittelalter, 1982; Fritz, G., Stadt und Kloster Murrhardt im Spätmittelalter und in der Reformationszeit, 1990; Eberl, I., Murrhardt, LexMA 6 1992, 994; Wagner, H., Die Privilegierung des Klosters Murrhardt durch Ludwig den Frommen, DA 57 (2001), 421. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Nassau (Grafschaft, Herzogtum). Nach der um 1125 von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn erbauten, lehnshoheitlich im 12. Jahrhundert von Trier auf das Reich übergehenden Burg N. (Ort 915 erstmals erwähnt) nannte sich seit 1159/1160 ein Grafengeschlecht, das sich von dem Vogt Mainzs in Siegen Ruppert (1079-1089) und dessen Sohn Graf Dudo von Laurenburg herleitete (1117 erstmals sicher bezeugt), 1122/1124 den Grafen Udalrich von Idstein-Eppstein beerbte und nach 1124 Vogt des Hochstifts Worms in Weilburg wurde. Durch gezielte Erwerbspolitik gewann es zwischen Main, Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein schmales Herrschaftsgebiet (um 1160 zusammen mit den Grafen von Katzenelnbogen von den Grafen von Isenburg die ursprünglich den Grafen von Arnstein zustehende Grafschaft auf dem Einrich, Herborner Mark, Kalenberger Zent, Westerwald, Lipporn, Miehlen, Marienfels, Idstein, Bleidenstadt, Ems, Wiesbaden um 1200) mit den Erzstiften Mainz und Trier sowie den Landgrafen von Hessen als Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die Grafen von N. die Güter längs der Lahn in die nördlich der Lahn gelegenen, wertvolleren Gebiete mit Siegen, Herborn und Dillenburg sowie den Vogteien Dietkirchen und Ems (ottonische [jüngere] Linie) und in die südlich der Lahn gelegenen Gebiete mit den Herrschaften Wiesbaden und Idstein sowie den Vogteien Weilburg und Bleidenstadt (walramische [ältere] Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der Einrich zwischen unterer Lahn und Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und die Lehen. ----- Die jüngere ottonische Linie, die unter Heinrich († 1343) die Vogteien und Gerichte Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger und Ewersbach [Ebersbach]) hinzuerwarb, spaltete sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar (ältere Linie, bis 1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg. Nassau-Dillenburg fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort. Die Linie teilte sich 1343 in Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere Linie bis 1561). Nassau-(Siegen-)Dillenburg beerbte 1394 Nassau-Hadamar und gewann durch Heiraten 1376/1378 die Reichsgrafschaft Diez, 1403/1404 Polanen, Leck, Breda und weitere Güter im Gebiet der heutigen Niederlande sowie 1416/1420 die gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum Luxemburg. Diese Gebiete wurden im 15. Jahrhundert mehrfach geteilt (1416 vier Linien, 1425 drei Linien: Nassau-Dillenburg-Diez [bis 1443], Nassau-Haiger-Siegen [bis 1429] und Nassau-Herborn-Breda), doch waren die nassau-dillenburgischen Güter von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516 wieder vereinigt. Seit 1507 nannte sich die Linie wegen ihrer vergeblich geltend gemachten Erbansprüche auf Katzenelnbogen auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen der Heirat mit der Erbtochter des Prinzen/Fürsten von Chalon und Oranien am Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Etwa gleichzeitig wurde die Reformation (zunächst das Luthertum, dann der Calvinismus) eingeführt. 1559 erfolgte eine erneute Teilung in die linksrheinischen (Nassau-Oranien) und die rechtsrheinischen (Nassau-Dillenburg) Güter. 1561 beerbte Nassau-Dillenburg Nassau-Beilstein. 1601/1607 erfolgte eine Teilung in die Linien Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein, Nassau-Siegen (1652 in den Reichsfürstenstand erhoben) und Nassau-Diez. Nassau-Dillenburg mit Dillenburg, Haiger und Herborn wurde 1620 von Nassau-Beilstein beerbt, das sich seitdem nach Dillenburg Nassau-Dillenburg nannte (1652 in den Reichsfürstenstand erhoben). Nassau-Hadamar (1650 in den Reichsfürstenstand erhoben) mit Hadamar und Rennerod kam 1711/1717 an Nassau-Diez. 1739 fiel Nassau-Dillenburg mit der Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Nassau-Siegen gelangte 1742/1743 an Nassau-Diez, das damit alle rechtsrheinischen Güter der nassau-ottonischen Linie in sich vereinigte. Weil Nassau-Diez außerdem 1702 die linksrheinischen Güter der Linie Nassau-Oranien erlangt hatte, nannte sich die Linie Fürsten von Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz nach Den Haag und regierte das Stammland über das deutsche Kabinett in Dillenburg. 1795/1797/1801 verlor sie alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erhielt hierfür das Hochstift Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey und Höxter, Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in Vorarlberg), Hofen (bei Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in Liechtenstein) als neues Fürstentum Oranien (insgesamt 46 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). 1806 verlor es durch die Rheinbundakte auch die rechtsrheinischen Güter, vor allem das Fürstentum Diez an das Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der französischen Vorherrschaft ergriff der Prinz von Nassau-Oranien am 20. 12. 1813 von seinen Ländern wieder Besitz. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau an Nassau-Oranien das Fürstentum Diez und weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 trat der Fürst von Nassau-Oranien, der 1815 König der Niederlande geworden war, alle deutschen Gebiete an Preußen als Gegenleistung für das ihm durch den Wiener Kongress zugesprochene Großherzogtum Luxemburg ab. Preußen gab seinerseits einen Teil der Gebiete (Fürstentum Diez, Hadamar, Dillenburg) an das Herzogtum Nassau (1806-1866) weiter. 1890 erlosch mit König Wilhelm III. von den Niederlanden die ottonische Linie im Mannesstamm.-----Die ältere walramische Linie, aus der König Adolf von N. (1292-1298) stammte, gewann 1328/1333 die Herrschaft (Reichsgrafschaft) Merenberg, die Herrschaft Lichtenstein und weitere Güter (pfandweise Neuweilnau, Burg und Stadt Katzenelnbogen, Altenkirchen, Dietenhausen [Diedenshausen]). 1355 teilte sie sich in die Linien Nassau-Idstein (mit Idstein und Wiesbaden) und Nassau-Weilburg (1366 gefürstete Grafen) mit Weilburg und Bleidenstadt. 1381 erlangte die Linie Nassau-Weilburg infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken, 1393 die Herrschaft Kirchheim und Stauf, 1405 Neuweilnau (Kauf), Bingenheim, Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg bzw. Kleeberg und Mensfelden. 1429/1442 teilte sie sich in die Linien Nassau-Saarbrücken und die Neue Linie Nassau-Weilburg, wobei die Linie Nassau-Saarbrücken die meisten linksrheinischen Güter erhielt. Sie erwarb außerdem 1527 die Grafschaft Saarwerden und das Oberamt Lahr und Mahlberg. Nach ihrem Aussterben (1574) kamen ihre Güter an die 1561 in Nassau-Weilburg und Nassau-Weilnau geteilte neue Linie Nassau-Weilburg. Nassau-Weilnau wurde 1602 von Nassau-Weilburg beerbt. 1605 kam es durch Aussterben der Linie Nassau-Idstein zur Wiedervereinigung aller nassau-walramischen Güter in der Linie Nassau-Weilburg. Diese wurde 1629/1651 aufgeteilt in Nassau-Idstein mit Idstein, Wiesbaden und Lahr, Nassau-Weilburg mit Weilburg, Merenberg und Kirchheim und Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie, 1659 dreigeteilt, mit Saarbrücken, Saarwerden und Usingen). 1688/1737 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. Von den verschiedenen Linien starb Nassau-Idstein 1721 aus und vererbte die Güter an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen), das außerdem 1723 Nassau-Saarbrücken (Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728 Nassau-Ottweiler (Nassau-Saarbrücken-Ottweiler) beerbte. Nassau-Weilburg erheiratete 1799 den größten Teil der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle linksrheinischen Gebiete an Frankreich, wurde aber dafür mit Gütern aus dem Erzstift Trier entschädigt. Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie) teilte sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken und Nassau-Usingen. Dieses beerbte 1723 Nassau-Saarbrücken, 1721 Nassau-Idstein und 1728 Nassau-Ottweiler. 1735 wurde es erneut in Nassau-Saarbrücken (jüngere Linie) und Nassau-Usingen, das 1744 die Residenz von Usingen nach Biebrich und die Regierung nach Wiesbaden verlegte, geteilt. Nassau-Saarbrücken wurde 1797 von Nassau-Usingen beerbt. 1793/1801 verlor Nassau-Usingen seine linksrheinischen Güter, von denen die alte Grafschaft Saarbrücken 1815 an Preußen kam, erhielt dafür aber Entschädigung vor allem aus dem Erzstift Mainz im Rheingau und am unteren Main, aus dem Erzstift Trier (Montabaur, Limburg), aus dem Erzstift Köln (u. a. Deutz, Königswinter), aus Hessen-Darmstadt (Anteil an der Niedergrafschaft Katzenelnbogen um Braubach), aus Sayn-Altenkirchen und verschiedenen Klöstern und Stiften sowie Virilstimme im Reichsfürstenrat.----- Am 30. 8. 1806 schlossen sich die am 31. 7. 1806 dem Rheinbund unter Erhöhung zu Herzögen beigetretenen Fürsten von Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen, das 1816 ausstarb, zu einem vereinten, für unteilbar und souverän erklärten Herzogtum N. zusammen. Sie bekamen die Grafschaft Wied-Runkel, die Grafschaft Wied-Neuwied, das Fürstentum Nassau-Oranien mit Grafschaft Diez, die Grafschaft Solms-Braunfels und andere Güter (Bassenheim, Grafschaft Holzappel, Herrschaft Schaumburg, Herrschaft Reifenberg, Herrschaft Kransberg, Gebiete der Reichsritterschaft), mussten aber die ehemals kölnischen Gebiete an das Großherzogtum Berg sowie Kastel (Mainz-Kastel) und Kostheim an Frankreich abtreten (Gesamtgebiet 103 Quadratmeilen mit 270000 Einwohnern). 1813 mussten sie Güter an Nassau-Oranien zurückgeben. Am 1./2. 9. 1814 erhielt das Herzogtum, um den Widerspruch verschiedener mediatisierter Familien (Ostein, Schönborn, Waldbott von Bassenheim [Waldbott-Bassenheim], von der Leyen) und des Freiherren vom Stein zu beseitigen, vor allen anderen deutschen Staaten eine landständische Verfassung. 1815 tauschte das Herzogtum N. mit Preußen umfangreiche Gebiete (ehemals hessen-kasselische Niedergrafschaft Katzenelnbogen, Diez, Dillenburg, Hadamar [gegen die späteren Kreise Neuwied, Altenkirchen, Wetzlar und den rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz]). Seit 1815 war das Herzogtum Mitglied des Deutschen Bundes. Seit 1816 regierte Nassau-Weilburg allein. 1836 trat N. dem Deutschen Zollverein bei. Am 28. 12. 1849 wurde eine liberale Verfassung erlassen, die im November 1851 aber wieder aufgehoben wurde. Am 8. 10. 1866 wurde N. wegen seiner Unterstützung Österreichs von Preußen (in die Provinz Hessen-Nassau) einverleibt und durch 8,5 Millionen Taler und die Schlösser Weilburg und Biebrich (Wiesbaden-Biebrich) abgefunden. Herzog Adolf von Nassau (aus der walramischen Linie) wurde 1890 Großherzog von Luxemburg. 1912 starb das Haus N. aus. 1945 kam der größte Teil Hessen-Nassaus an Hessen.
L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234; Arnoldi, J., Geschichte der oranien-nassauischen Länder, Teil 1ff. 1799ff.; Vogel, C., Beschreibung des Herzogtums Nassau, 1843; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Roth, F., Fontes rerum Nassoicarum, Bd. 1ff. 1880ff.; Codex diplomaticus Nassoicus, hg. v. Menzel, K./Sauer, W., Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1969; Düssell, H., Rechtskarte des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main, hg. v. Sayn, O., 1902; Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Die Grundlagen der nassau-dillenburgischen Territorialentwicklung, Korr. Bl. Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt, G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; May, K., Territorialgeschichte des Oberlahnkreises, 1939; Fritzemeyer, J., Die Ausbildung einer zentralen Behördenorganisation der Grafen bzw. Fürsten von Nassau, Diss. phil. Frankfurt am Main 1943; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Oestreich, G., Grafschaft und Dynastie Nassau im Zeitalter der konfessionellen Kriege, (in) Bll. f. dt. LG. 96 (1960); Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965f.; Sante, G. W., Strukturen, Funktionen und Wandel eines historischen Raumes: Nassau, (in) Nassauische Annalen 85 (1974), 151ff.; Herzogtum Nassau: 1806-1866. Politik, Wirtschaft, Kultur. Eine Ausstellung des Landes Hessen und der Landeshauptstadt Wiesbaden (Katalog), Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in politischen Konstellationen am Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof Gerlach (1292-1346), Nassauische Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O., Nassauische Biographie, 1986; Steubing, J., Kirchen- und Reformationsgeschichte der Oranien-nassauischen Lande, 1987; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum Nassau um die Einführung von Mündlichkeit und Öffentlichkeit im Zivilprozessverfahren, 1990; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991; Gerlich, A., Nassau, LexMA 6 1992, 1035; Jäger, W., Staatsbildung und Reformpolitik, 1993; Nassauische Parlamentarier, hg. v. Rösner, C., 1997; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 232; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 479; Schüler, W., Das Herzogtum Nassau 1806-1866, 2006; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 3 (mit Übersichtskarte Nassau im 18. Jh.). (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Nassau-Dillenburg (Grafen). Die ottonische Linie der Grafen von Nassau spaltete sich 1303 in Nassau-Hadamar, Nassau-Siegen und N. N. fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort. 1343 spaltete sich Nassau-Beilstein von N. ab. N. gewann 1386 die Grafschaft Diez, 1403 Güter in den späteren Niederlanden (u. a. Polanen, Leck, Breda) und 1416/1420 die gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum Luxemburg. Diese Gebiete wurden mehrfach geteilt, doch waren sie von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516 vereinigt. Wegen ihrer vergeblich geltend gemachten Ansprüche auf Katzenelnbogen nannte sich N. seit 1507 auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen der Heirat mit der Erbtochter Claudia der Fürsten von Chalon und Oranien am Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Zu dieser Zeit wurde die Reformation eingeführt (zunächst das Luthertum, dann der Calvinismus). 1559 wurde in die linksrheinischen Güter (Nassau-Oranien) und die rechtsrheinischen Güter (N.) geteilt. N. beerbte 1561 Nassau-Beilstein. 1607 entstand durch Teilung erneut eine Linie N. (mit Dillenburg, Haiger und Herborn). Sie wurde 1620 von (einer neuen Linie) Nassau-Beilstein beerbt. Nassau-Beilstein nannte sich danach N. nannte und wurde nach kurzer Zugehörigkeit zum westfälischen Reichsgrafenkollegium 1654 in den Reichsfürstenstand erhoben. 1739 fiel das etwa 8 Quadratmeilen große, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende N. mit den Ämtern Dillenburg, Haiger, Herborn, Driedorf, Mengerskirchen, Ellar, Burbach, Tringenstein und Ewersbach (Ebersbach) sowie der Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Am 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des Reichsdeputationshauptschlusses zur Entschädigung für die Statthalterschaft und seine Domänen in Holland und Belgien die Bistümer Fulda und Corvey, die Reichsstadt Dortmund, die Abtei Weingarten, die Abteien und Propsteien Hofen (bei Friedrichshafen), Sankt Gerold (heute in Vorarlberg), Bendern (in Liechtenstein), Dietkirchen an der Lahn sowie alle Kapitel, Propsteien und Klöster in den zugeteilten Landen.
L.: Wolff 337; Zeumer 553 II b 52; Wallner 703 WestfälRK 21; Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Territorialgeschichte des Fürstentums Nassau-Dillenburg, Diss. phil. Marburg 1932; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 61, 81. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Nassau-Oranien (Fürsten). Die Linie Nassau-Dillenburg der ottonischen Linie der Grafen von Nassau erwarb 1515/1530 durch Erbfall über die Erbtochter Claudia von Chalon Oranien und nannte sich seitdem N. (1544 Prince d’Orange). 1559 erfolgte eine Teilung in N. und Nassau-Dillenburg. 1702 fiel N., das Oranien durch Okkupation an Frankreich verlor, an das durch Teilung Nassau-Dillenburgs entstandene Nassau-Diez. Moers, Lingen und Neuenburg kamen unter Berufung auf das Erbrecht Luise Henriettes von Nassau-Oranien (1627-1667) an Preußen. Nassau-Diez, das auch die deutschen Güter der ottonischen Linie gewann, nannte sich seitdem Fürsten von N. und verlegte 1747 die Residenz nach Den Haag (Regierung des Stammlands über das deutsche Kabinett). 1732 trat N. zahlreiche niederländische Güter (Herstal, Montfoort [Montfort], Turnhout) an Preußen ab, das diese bald nach 1740 verkaufte. 1795/1797/1801 verlor N. alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erlangte dafür als Entschädigung im Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 das Hochstift Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey und Höxter, Dortmund, die Benediktinerabtei Weingarten, Sankt Gerold (in Vorarlberg), das Benediktiner-Priorat Hofen (bei Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in Liechtenstein) (insgesamt 46 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). 1806 verlor es durch die Rheinbundakte auch die rechtsrheinischen Güter, vor allem das Fürstentum Diez, an das Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der französischen Vorherrschaft ergriff der Fürst von N. am 20. 12. 1813 wieder Besitz von seinen Ländern. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau an N. das Fürstentum Diez und weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 gab der Fürst von N., der 1815 König der Niederlande geworden war, alle deutschen Gebiete als Gegenleistung für das ihm auf dem Wiener Kongress zugesprochene Großherzogtum Luxemburg an Preußen.
L.: Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Nassau und Oranien, hg. v. Tamse, C., 1985; Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich, hg. v. Lademacher, H., 1995; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Nassau-Saarbrücken (Grafschaft). Saarbrücken wird nach dem römischen vicus Saravus 999 erstmals erwähnt. Die Burg Saarbrücken war seit dem 12. Jahrhundert Sitz der Grafen von Saarbrücken. 1381 fiel Saarbrücken über die Erbtochter Johanna von Saarbrücken an die walramische Linie Nassau-Weilburg der Grafen von Nassau. Hinzu kam 1386 von Hohenlohe Kirchheim mit Stauf in der Pfalz. 1442 wurde Saarbrücken Sitz der Linie N. Diese Linie erbte 1527 die Grafschaft Saarwerden und die (Hälfte der) Herrschaft Lahr-Mahlberg (Lahr) von den Grafen von Moers-Saarwerden und vererbte nach einer 1547 erfolgten Teilung in die Linien Nassau-Saarbrücken (Saarbrücken) und Nassau-Ottweiler (Ottweiler) bei ihrem Aussterben 1574 ihre Güter Saarbrücken, Kirchheim (Kirchheimbolanden) und Lahr an ihre Stammlinie Nassau-Weilburg. Die Grafschaft Saarwerden wurde wegen Einführung der Reformation (1.1.1574) von Lothringen als erledigtes Lehen eingezogen. 1629/1651 entstand durch Teilung erneut die Linie N. Diese teilte sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler (bis 1728), N. und Nassau-Usingen. 1688 erfolgte die Erhebung in den Reichsfürstenstand ohne Sitz im Reichsfürstenrat. 1723 starb die Linie N. aus und vererbte ihre Güter an Nassau-Usingen. 1735 wurde Nassau-Usingen in Nassau-Usingen und N. geteilt. 1797 beerbte Nassau-Usingen N. 1793/1801 kam das 14 Quadratmeilen große, zum oberrheinischen Reichskreis zählende N. mit 40000 Einwohnern an Frankreich, Nassau-Usingen wurde 1803 entschädigt. 1815 fiel die Grafschaft Saarbrücken durch Vertrag (als Gegenleistung für Luxemburg) an Preußen, das es seiner Rheinprovinz zuteilte. Von 1919 bis 1935 und von 1945 bis 1957 unterstanden die Güter im Saargebiet Frankreich. S. Saarland.
L.: Zeumer 553 II b 60, 3; Wallner 696 OberrheinRK 13; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Ruppersberg, A., Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, Teil 1ff. 2. A. 1908ff.; Geck, E., Das Fürstentum Nassau-Saarbrücken-Usingen im 18. Jahrhundert, 1953; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 31, 40. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Neuenburg (Grafschaft, Fürstentum), frz. Neuchâtel. An der Stelle vorgeschichtlicher Siedlungen und einer älteren Grafenburg wurde 1011 eine neue Burg (novum castellum) errichtet. 1032 (1032/1033) kam das im 9. Jahrhundert an das Königreich Burgund gefallene Gebiet um N. zum Deutschen Reich. Die seit der Mitte des 12. Jahrhunderts fassbaren, seit 1196 als Grafen auftretenden Herren von N. stammten von den Grafen von Fenis ab. 1214 wurde geteilt. 1218 wurden die Grafen nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen reichsunmittelbar. 1226 wurde in die Linien Nidau, Straßberg und Aarberg-Valangin geteilt. Seit 1288 waren die Grafen von Chalon (und später die Oranier) Oberlehnsherren. Nach dem Aussterben der Grafen von N. 1373 kamen ihre Güter erbweise 1395 an die verwandten Grafen von Urach-Freiburg und 1458 an die Markgrafen von Hachberg. 1406 ging N. mit Bern ein ewiges Burgrecht ein. 1504 fiel die Grafschaft über eine Erbtochter von den Hachberg an das Haus Orléans-Longueville (bourbonische Nebenlinie der Ducs de Longueville). Um 1530 wurde die Reformation eingeführt. 1579/1592 erwarb das Haus Orléans-Longueville die Rechte über Valangin. 1643 nahm es den Titel eines Fürsten von N. an. 1648 wurde die Grafschaft zum souveränen, unter dem Schutz der Eidgenossenschaft stehenden Fürstentum erhoben. Nach dem Aussterben des Hauses Orléans-Longueville 1694/1707 ging das Fürstentum durch Wahl der Stände an Friedrich I. von Preußen als testamentarischen Erben des Hauses Oranien, das die 1530 ausgestorbenen Grafen von Chalon beerbt hatte. 1713 wurde dies von Frankreich anerkannt. 1805 kam N. (wie Kleve) durch von Napoleon erzwungene Abtretung seitens Preußens (gegen Hannover) an Frankreich bzw. 1806 dessen Marschall Berthier. Nach der Wiedervereinigung mit Preußen (1814) gab König Friedrich Wilhelm III. dem Fürstentum eine Verfassung (charte constitutionelle vom 18. 6. 1814), erklärte es als einen souveränen Staat und bewirkte, dass es am 12. 9. 1814 als 21. Kanton in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen wurde. In Bezug auf seine inneren Angelegenheiten blieb N. Fürstentum des Königs von Preußen. Die vom König von Preußen als persönlicher Besitz vorbehaltenen Hoheitsrechte wurden am 1. 3. 1848 revolutionär durch eine republikanische Verfassung aufgehoben und die Monarchie abgeschafft. Am 26. 5. 1857 verzichtete der König von Preußen auf alle Rechte, behielt aber den Titel Fürst von N. und Graf von Valangin, den er 1861 aufgab. S. Neuenburg (Kanton).
L.: Wolff 537; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 b (bis 1797) B2/3; Chambrier, F. de, Histoire de Neuchâtel et Valangin, 1840, Neudruck 1984; Oppinger, E., Neuenburg, die Schweiz und Preußen 1798 bis 1806, 1915; Bonjour, E., Preußen und Österreicher im Neuenburger Konflikt, 1931; Thévenaz, L., Histoire du pays de Neuchâtel, 1948; Bonjour, E., Der Neuenburger Konflikt, 1957; Neuchâtel et la Suisse, hg. v. Montandon, L. u. a., 1969; Histoire du Pays de Neuchâtel, Bd. 1 1989; Bibliographie neuchâteloise, hg. v. Froidevaux, A., 1990; Koler-Weiß, K., Neuenburg, LexMA 6 1992, 1100; Bachmann, A., Die preußische Sukzession in Neuchâtel, 1993; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel, 1998; Weber, N., Lokale Interessen und große Strategie – Das Fürstentum Neuchâtel und die politischen Beziehungen der Könige von Preußen (1707-1806), 2015. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Oberglogau (Herrschaft). O. an der Hotzenplotz in Oberschlesien wurde 1275 planmäßig angelegt. Es gehörte zum Herzogtum Oppeln. Nach dem Aussterben der Herzöge kam es 1532 mit Oppeln an Österreich, das es an Georg von Ansbach-Jägerndorf, dann an die Königin Isabella von Ungarn (1552) und danach an Otto von Zedlitz verpfändete. Von dort gelangte es über die Erbtochter an die Oppersdorff, die 1626 in den Reichsgrafenstand aufstiegen. 1945 fiel O. unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 480; Schnurpfeil, H., Geschichte und Beschreibung der Stadt Oberglogau, 1860; Kosian, A., Führer durch das schöne Oberglogau, 1931. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Oels (Fürstentum, Herzogtum, Residenz), Olešnica. O. am Oelsbach in Niederschlesien ist im 12. Jahrhundert als Marktort bezeugt und erhielt 1255 deutsches Stadtrecht. Das Gebiet um O. gehörte ursprünglich zum Herzogtum Breslau. 1294 wurde es mit anderen Gebieten vom Fürstentum Breslau an das Fürstentum Görlitz abgetreten. 1312 wurde es nach einer Teilung der Herzöge von Glogau selbständiges Fürstentum einer piastischen Linie (zeitweise mit Wohlau und Wartenberg). 1323 gingen Namslau, Bernstadt, Konstadt, Kreuzburg, Pitschen und Landsberg verloren. 1329 geriet O. unter die Lehnshoheit Böhmens. 1355 erhielt es Cosel und die Hälfte von Beuthen (bis 1472), später auch Steinau und Raudten. 1489 wurde die freie Standesherrschaft Wartenberg (Großwartenberg), 1492 wurden Trachenberg und 1494 Militsch ausgegliedert. 1492 starb die Linie aus und O. kam als erledigtes Lehen an Böhmen (und Ungarn), von dort nach Abtrennung von (Trachenberg, Militsch und) Wohlau 1495 an die Herzöge von Münsterberg aus dem Hause Podiebrad. Diese wurden 1647/1649 über die Erbtochter von Silvius Nimrod von Württemberg beerbt, der das Haus Württemberg-Oels als habsburgisches Lehnsfürstentum begründete, das infolge des Anfalls Böhmens an Habsburg zunächst Lehnsfürstentum Habsburgs bzw. Österreichs, seit 1742 Preußens war. Es fiel 1792 mit einem Gebiet von 35,5 Quadratmeilen durch Heirat in weiblicher Erbfolge an Herzog Friedrich August von Braunschweig. Sein Neffe Friedrich Wilhelm nannte sich seit 1805 Herzog von Braunschweig-Oels. 1884 gelangte O. als erledigtes Thronlehen an Preußen und wurde als Lehen an den Kronprinzen gegeben. Einige Güter und Herrschaften kamen an den König von Sachsen. S. a. Braunschweig-Oels, Württemberg-Oels.
L.: Wolff 478; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Häusler, W., Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Häusler, W., Urkundensammlung zur Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Schulenburg, W. v. d., Die staatsrechtliche Stellung des Fürstentums Oels, 1908; Olsnographia rediviva. Des Herrn Sinapius Beschreibung des Oelser Fürstentums für die heutige Zeit überarbeitet von Messerschmidt, E., 1931; Menzel, J., Öls, LexMA 6 1993, 1402; Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 429; Zerelik, R., Najstarszy kopiarz, 2012. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Oranien (Grafschaft, Fürstentum). Im 11. Jahrhundert verselbständigte sich die in der burgundischen Rhoneebene gelegene, vielleicht bereits von Karl dem Großen errichtete Grafschaft Orange. Nach verschiedenen Teilungen wurde 1163 ein Teil (mit Orange, Jonquières und Courthezon) von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zum Fürstentum erhoben. Dieses fiel 1174 in weiblicher Erbfolge (über die Erbtochter Tiburge) an ein anderes Geschlecht (Baux). Nach einer Unterbrechung kam Orange um 1300 (1308 über den Johanniterorden [Orden der Johanniter] und Karl von Anjou) wieder zurück. 1393 gelangte Orange beim Aussterben der Fürsten über eine Erbtochter an die Grafen von Chalon, nach dem Aussterben der Familie 1530 mit weiteren Gütern in der Provence, Burgund und Neuenburg-Valangin infolge einer Heirat von 1515 über die Erbtochter im Erbwege an Nassau-Dillenburg (O.). 1544 nahm Nassau-Dillenburg den Titel eines Prince d’Orange an. 1560 erlangte es das von Frankreich besetzte Fürstentum. Wenig später wurde der Fürst von Nassau-Oranien zum Führer des Aufstandes der Niederlande gegen Spanien und 1572 zum königlichen Statthalter von Holland, Seeland und Utrecht gewählt. 1579 gründete Johann der Ältere die Utrechter Union der nördlichen niederländischen Provinzen. Im Jahre 1600 kam Moers testamentarisch an O., von 1597 bis 1605 und von 1632/1633 bis 1702 auch die Grafschaft Lingen. 1702 entstand nach Erlöschen der Linie der Prinzen von O. (König Wilhelm III. von England, 1688 als Schwiegersohn des 1672 katholisch konvertierten Königs Jakob II. von der Opposition nach England berufen) aus den erbrechtlichen Ansprüchen der Fürsten von Nassau-Diez und Nassau-Siegen, des Enkels des mit Henriette von O. verheirateten Großen Kurfürsten von Brandenburg (bzw. Preußen) und des Fürsten von Conti der oranische Erbfolgestreit. 1713 wurde das schon von 1672 bis 1679 und 1701/1702 von Frankreich besetzte O. dem Fürsten von Conti als Lehen Frankreichs zugesprochen. Frankreich erkannte auch die 1707 erfolgte Entscheidung Neuenburg-Valangins (Neuenburg-Valengins) zugunsten Preußens an. Dieses hatte bereits 1702 die Reichsgrafschaft Moers und Lingen besetzt. 1713 erhielt es als Ausgleich für O. auch den oberen Teil von Geldern (Obergeldern). 1815 gab Wilhelm I. als König der Niederlande die deutschen Güter auf. 1890 erlosch das Haus in männlicher Linie. S. Nassau-Oranien.
L.: Pontbriant, Histoire de la principauté l’Orange, 1891; Meister, R., Das Fürstentum Oranien, 1930; Geyl, P., Orange and Stuart, 1969; Dek, A., Genealogie von het vorstenhuis Nassau, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 203 Orange; Gasparri, F., Orange, LexMA 6 1993, 1424; Oranien und das deutsche Reich, hg. v. Lademacher, H., 1994; Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich, hg. v. Lademacher, H., 1995; Mörke, O., Stadtholder oder Staetholder?, 1997. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum, Republik). Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March bzw. Leitha) wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern (Noricum), seit dem 5. Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen, dann zumindest teilweise von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von den 788 unter die Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im Wienerwald) beherrscht. Nach dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799 wurde der Kern des späteren Ö. (zwischen Enns und Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der es eine Mark Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt (907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970 erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft) den Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für das Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998 Ostarriche) erstmals als Name für ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht sicher bestimmbares Gebiet („Ostland“, Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts erreichte die Mark Thaya und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch als Austria bezeichnet. Hauptort wurde zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog der 1138 im Wettbewerb mit dem welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum deutschen König gewählte Staufer Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich dem Stolzen) das Herzogtum der Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei Herzogtümer gleichzeitig haben könne, und gab es als Lehen an seinen Stiefbruder, den babenbergischen Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen einer Mark zum Herzog des gesamten Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als sich der seinen Vater Heinrich den Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe mit diesem Verlust nicht abfinden wollte, gab sein um Ausgleich bemühter Vetter, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, 1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen zurück (bis 1180), löste aber im seit dem 19. Jahrhundert so genannten privilegium minus die Mark vom Herzogtum Bayern und erhob sie zum eigenen, dadurch von Bayern getrennten Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö. (Weiberlehen), in dem der Herzog die grundsätzlich oberste Gerichtsgewalt innehatte. 1180 wurde auch die karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark). 1192 fiel durch Erbvertrag (Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum Steiermark von den Traungauern (Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die Babenberger im Mannesstamm aus. Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar II. von Böhmen und Bela IV. von Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei gelangten Ö. und der Traungau an Böhmen. Seit etwa dieser Zeit (1252/1254/1264) wurde von der provincia super Anasum (Land ob der Enns) oder von der Austria superior gesprochen, von wo aus es allmählich zur Benennung des Herzogtums Ö. als Land unter der Enns (Niederösterreich) kam, obwohl beide Länder bis 1806 nur ein einheitliches Reichslehen bildeten und weitgehend gemeinsame Wege gingen. Über diese beiden Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die Steiermark sowie 1269 Kärnten und Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den Babenbergern eine Personalunion zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte. Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282 seine Söhne mit Ö., das während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte erhielt, Steiermark und Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als Pfandschaft an die in Friaul, Istrien und Krain sowie in Tirol (1248) begüterten Grafen von Görz kam, die auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten. Von diesen übernahmen die Herzöge von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359 zwecks Angleichung ihrer minderen Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten das im 19. Jahrhundert sog. privilegium maius als Fälschung herstellen ließen und 1365 in Wien eine Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der Windischen Mark, 1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie 1500 schließlich die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der Breisgau mit Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die Reichsgrafschaft Hohenberg, 1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch, Bregenz), 1382 Triest und 1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese Gebiete zwischen Herzog Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, außer Pitten-Wiener Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die leopoldinische Linie wurde ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für Tirol (und das Gebiet westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die schwäbisch-alemannischen Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438] Albrecht II.) erlangte als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter und den Königsthron. Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des gefälschten privilegium maius Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam das albertinische Erbe an die Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im Süden (Friaul) und vorübergehend im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien und Niederösterreich) Güter verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien vereinigte die leopoldinische Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften (einschließlich Burgunds mit rund 2000 Quadratmeilen), die nunmehr in ”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, Steiermark, Kärnten, Krain) und ”oberösterreichische” Länder (Tirol, Vorderösterreich) eingeteilt wurden, mit denen Württemberg (von 1519 bis 1534) und das 1477 erworbene Burgund in Personalunion verbunden waren. Dazu kamen 1500 Görz, um 1505 als Gewinn aus dem bayerischen Erbfolgekrieg die drei unterinntalischen Gerichte Rattenberg, Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei Hagenau und Ortenau (1551/1556 Lösung des Pfands Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische Gebiete (Ampezzo, Rovereto u. a.). 1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex dieses Hauses Ö. (Oberösterreich und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Vorderösterreich, Württemberg), der im Wesentlichen den 1512 geschaffenen österreichischen Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an Ferdinand I. Dieser erwarb gemäß dem Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix Austria nube (Mögen andere Kriege führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem Tod des Königs von Ungarn 1526 das Königreich Böhmen mit seinen Nebenländern sowie einen Teil Ungarns. 1564 wurde dann weiter aufgeteilt in eine oberösterreichische Ländergruppe (mit Tirol, Vorderösterreich) mit der Residenz Innsbruck, eine innerösterreichische Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain) mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen und dem restlichen Ungarn und der Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das Elsass an Frankreich und die Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem Aussterben der jüngeren Tiroler Linie, die in der oberösterreichischen Ländergruppe nachgefolgt war, kamen deren Güter 1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr gelangen in den Türkenkriegen 1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen (Ungarn, Siebenbürgen, Banat, Kleine Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am Ende des um das Erbe der spanischen Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700) geführten spanischen Erbfolgekriegs erhielt Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht auf Spanien, das an Philipp V. von Frankreich fiel, die (Reste der) spanischen Niederlande, Mailand (mit den Grafschaften Pavia und Angleria und den Markgrafschaften Castro und Malgrate), Mantua, Mirandola, Neapel und Sardinien, das er 1720 gegen Sizilien, das an Savoyen gefallen war, tauschte. 1735/1738 wurde Neapel-Sizilien gegen das 1748 zusammen mit dem 1729 eingezogenen Guastalla wieder verlorene Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das Herzogtum Lothringen, das Franz Stefan, der Gemahl Maria Theresias, eingebracht hatte, gegen die Toskana, wobei die Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in Italien erworbenen Gebiete (beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena, Finale, Piombino mit Elba, Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich angehörten. 1713 erhielt die sog. monarchische Union in der Pragmatischen Sanktion erstmals ein Grundgesetz, das die unteilbare Einheit (unio indivisibilis et inseparabilis), die Primogeniturnachfolge und die subsidiäre weibliche Erbfolge festschrieb. Erster gemeinsamer Landesfürst war Karls VI. Tochter Maria Theresia (1740-1780), unter der als Auswirkung des Absolutismus das Behördenwesen in der Form sachlich gegliederter Zentralbehörden reformiert wurde, zugleich aber im schlesischen Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme Jägerndorf-Teschens an Preußen verloren ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph II. und Leopold II., wurde aus der monarchischen Union, die vor allem als Folge der Aufteilung Polens 1772 um Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina, 1779 um das Innviertel und 1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im Sinne des aufgeklärten Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte Hoheitsrechte der Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf Zentralbehörden übergingen. Folgerichtig entstanden ein einheitliches Strafgesetzbuch (1787) und ein für die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (1811). 1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch durch die Annahme des Titels eines erblichen Kaisers von Ö. einen einheitlichen, in seinem Umfang aber bis 1867 nicht ganz klaren Namen. Infolge der Kriege mit Frankreich gingen 1797 die (verbliebenen) österreichischen Niederlande und die Lombardei verloren, doch wurden von der 1797 durch Frankreich aufgelösten Republik Venedig Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien erworben. Im § 1 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt Ö. für die Abtretung der Landvogtei Ortenau die Bistümer Trient und Brixen und die in beiden Bistümern gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster. Weiteres kam an Toskana und Modena. 1805 musste auf Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien bzw. Vorderösterreich und Tirol (zu Bayern) verzichtet werden, doch konnte das 1803 an Toskana gelangte Erzstift Salzburg mit Berchtesgaden eingegliedert werden. 1809 mussten Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs ob der Enns und Kärntens, Krain und das Küstenland mit Triest abgegeben werden. 1815 wurde dann der Stand von 1797 mit Ausnahme der Niederlande, Vorderösterreichs und Westgaliziens wiederhergestellt. Zugleich begann die Mitgliedschaft Österreichs mit seinen ehemaligen Reichsländern im Deutschen Bund als Präsidialmacht. 1816 wurde von Bayern gegen Marktredwitz Vils im Außerfern gewonnen. Im Gefolge der Unruhen von 1848 erhielt Ö. am 25. 4. 1848 eine vom Kaiser durch Oktroi in Kraft gesetzte Verfassung, die abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum Absolutismus (Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der österreichischen oktroyierten Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand zu dieser Zeit das Kaisertum Ö. aus folgenden Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö. unter der Enns, Herzogtum Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich Illyrien (Herzogtum Kärnten, Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca [Gradiska], Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet), gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft Mähren, Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien), (Königreich Galizien und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem Großherzogtum Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Ungarn, Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke, lombardisch-venetianisches Königreich (lombardo-venezianisches Königreich), wobei nach dem 5. 3. 1860 diese strikte Terminologie zugunsten von Königreichen und Ländern aufgegeben wurde. 1859 ging infolge der Niederlage gegen Sardinien und Frankreich die Lombardei an Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde erneut eine wenig eindrucksvolle Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der Niederlage gegen Preußen und Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu entstandene Italien. Außerdem musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und der Begründung des Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog. Ausgleich Ungarn besondere Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum Ö. die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie (Transleithanien und Zisleithanien, seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine Verfassung hatte, führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der Reichsverfassung von 1861 zu einer konstitutionellen Verfassung. Die weitere Entwicklung wurde von den Nationalitätenproblemen bestimmt. Die sich aus der fehlenden Übereinstimmung von Staat und Nation ergebenden Spannungen verschärften sich durch die Okkupation (1878) und die Annexion (1908) Bosniens und der Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen Herrschaftsbereich. Sie führten schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten Weltkrieg. Nach der militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch der Umwandlung Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918) verzichtete der Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Schon zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile von Ö. abgelöst (Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen, Südslawen und Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen Abgeordneten des Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen Staat Deutschösterreich (Deutsch-Österreich), in den die deutschen Siedlungsgebiete Österreich-Ungarns einbezogen werden sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland, Südtirol sowie kleinere Teile Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren gingen und der auf Druck der nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem Deutschen Reich verzichten und den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920 erhielt die neue Republik Ö. eine Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem schrittweisen Staatsstreich durch das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine neue Verfassung (ständischer Bundesstaat) erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918 von den Alliierten verwehrten, von dem in Braunau am Inn in Oberösterreich geborenen deutschen Reichskanzler Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss an das Deutsche Reich, dem in einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der Österreicher zustimmten. Durch das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis 1945 in die sieben Reichsgaue Wien, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg, Steiermark und Tirol gegliedert. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö. wiederhergestellt und wurde durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945 am 19. 12. 1945 die Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete mit dem Abschluss eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten Siegermächten gegen Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit. Wirtschaftlich an Deutschland orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der Neutralität zum 1. 1. 1995 der Europäischen Union bei. S. a. Habsburg, Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78 (1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wurzbach, K. v., Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O., Geschichte Österreichs (bis 1740), Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1968; Werunsky, E., Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte, Wien 1894-1938 (Lieferungswerk); Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte. Geschichte der Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts, Bd. 1f. 1895, 2. A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen Staatsverwaltung 1740-1848, bearb. v. 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Ostfriesland (Reichsgrafschaft, Fürstentum). Der Raum zwischen Dollart, Jadebusen, Oldenburg und Nordsee war schon in der Steinzeit besiedelt. Um 700 bildete sich dort ein Reich der Friesen unter Herzog Radbod. Noch vor 800 wurde dieses 785 von den Franken unterworfene Gebiet christianisiert. 843 kam es zum Mittelreich Kaiser Lothars I., 870 zum ostfränkischen Reich. Nach dem Zerfall des Karolingerreiches bildeten sich in O. mehrere selbständige Länder (terrae) (Brokmerland bzw. Brookmerland, Emsigerland, Harlingerland u. a.), die im Hochmittelalter von consules regiert wurden und sich im sog. Upstalsboom (benannt nach einem Versammlungsplatz südlich Aurichs) in einer Art Landfriedensbund zusammenschlossen. Nach 1327 verfiel dieser Verband der friesischen Freiheit und die einzelnen Gebiete gerieten unter die Herrschaft von Häuptlingen (u. a. das Geschlecht tom Brok auf der Oldeborg im Brokmerland bzw. Brookmerland, später in Aurich), die sich in zahlreichen Fehden gegenseitig bekämpften. Nach dem zunächst das Geschlecht tom Brok (1361 Keno Hilmersna) eine gewisse Führung erlangt hatte (1371 Häuptling des Brokmerlandes (Brookmerlandes), 1376ff. Norderland, Emsigerland, Harlingerland und Auricherland, 1413 Emden, westliches Friesland, Okko II. 1417-1427 Häuptling in O.), gelang es seit 1427/1430/1441 dem Häuptling Edzard Cirksena und dann seinem Bruder Ulrich Cirksena aus der seit dem 13. Jahrhundert in führender Stellung der Norder Landesgemeinde nachweisbaren Familie Cirksena, die ihren Namen und ihr Erbe in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts über die Erbtochter an die Häuptlinge von Greetsiel übertragen hatte, die Fehden zu beenden und den größten Teils des Landes östlich der Ems unter einer Herrschaft zu vereinigen (1453 Emden). 1464 ließ sich Ulrich Cirksena als Ulrich I. vom Kaiser mit der Reichsgrafschaft (in) O. belehnen (Grafschaft zu Norden, Emden, Emisgonien in O., von der Westerems bis an die Weser), was zur Folge hatte, dass O. beim Reich verblieb und nicht, wie das schon früh in der Grafschaft Holland aufgegangene Gebiet von Sinkfal bei Brügge bis zur Zuidersee und später das westerlauwersche Friesland (Westfriesland) und das Groningerland, über das Herzogtum Burgund an die sich seit 1571 verselbständigenden Niederlande gelangte. Ausgenommen blieben Jever, Butjadingen östlich des Jadebusens, Harlingerland und Stadland, Hauptstadt wurde Emden, 1561 Aurich. 1511 entstand ein eigenes ostfriesisches Landrecht. Seit 1519 drang die Reformation ein. Zwischen 1568 und 1648 kam es zum achtzigjährigen Krieg, in dem sich der lutherische Landesherr und die unter Führung der calvinistischen, 1595 verloren gegangenen Stadt Emden (Genf des Nordens) stehenden Stände gegenübertraten. Die Gewinnung Jevers misslang 1529/1575. 1600 wurde durch Heirat das Harlingerland mit O. vereinigt. 1654/1662 wurde Graf Enno Ludwig in den Fürstenstand erhoben (Reichsfürstentum O., 1677 Sitz und Stimme auf dem Reichstag, Einführung in den Reichsfürstenrat 1677, Entstehung des Titels Fürstentum O. durch Observanz und Verjährung, Zugehörigkeit zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, nur zeitweilige Zugehörigkeit zum westfälischen Reichsgrafenkollegium). 1682 verlegte Brandenburg Truppen in das faktisch selbständige Emden. 1744 starb das Geschlecht Cirksena aus. König Friedrich der Große von Preußen besetzte das an sich den Generalstaaten vermachte, von diesen aber nicht angenommene Land auf Grund einer kaiserlichen Anwartschaft von 1694 und machte es zu einer Provinz Preußens mit der Hauptstadt Aurich. Das Fürstentum enthielt die Städte und Ämter Aurich, Norden, Emden, Berum, Greetsiel, Pewsum, Leer, Stickhausen und Friedeburg und die adligen Herrschaften Dornum, Lütetsburg, Jennelt (Jindelt), Rysum (Risum), Petkum und Gödens. 1807 verlor Preußen das 60 Quadratmeilen große O. (ohne Rheiderland bzw. Reiderland) mit 110000 Einwohnern an Napoleon I., der es dem Königreich Holland, 1810 Frankreich unmittelbar einverleibte (Département Ost-Ems). 1813 kam O. an Preußen, 1815 an Hannover (Landdrostei Aurich), 1866 mit diesem an Preußen. 1946 wurde es als Regierungsbezirk Aurich Teil Niedersachsens.
L.: Wolff 338ff.; Zeumer 553 II b 54; Wallner 702 WestfälRK 5; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Möhlmann, G., Ostfriesland, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 162; Wiarda, T., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1-10 1792ff., Neudruck 1968; Ostfriesisches Urkundenbuch, hg. v. Friedländer, E., Bd. 1f. 1878ff., Neudruck 1968; Klinkenborg, M., Geschichte der tom Broks, 1895; Reimers, H., Ostfriesland bis zum Aussterben seines Fürstenhauses, 1925; Koolmann, A./Wiemann, H., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1ff. 1951; König, J., Verwaltungsgeschichte Ostfrieslands bis zum Aussterben seines Fürstenhauses, 1955; Lang, A., Die älteste gedruckte Seekarte der Ems, Erläuterungen zur Neudruckausgabe der Beschreibungen der ostfriesischen Küste des L. Waghenaer von 1584, 1957; Möhlmann, G., Geschichte Ostfrieslands, 1962; Baker, G., De grenzen van Frisia tussen 600 en 1150, 1962; Lengen, H. van, Zur Geschichte des Namens Ostfriesland im Mittelalter, Jb. d. Ges. für bildende Kunst und vaterländ. Altertümer zu Emden 42 (1962), 5ff.; Teschke, G., Studien zur Sozial- und Verfassungsgeschichte Frieslands im Hoch- und Spätmittelalter, 1966; Wiemann, H., Die Grundlagen der landständischen Verfassung Ostfrieslands, 1974; Ostfriesland, hg. v. Möhlmann, G., 3. A. 1975; Schmidt, H., Politische Geschichte Ostfrieslands, (in) Ostfriesland im Schutze des Deiches 5 (1975), 86ff.; Wiemann, H., Materialien zur Geschichte der ostfriesischen Landschaft, 1982; Lamschus, C., Emden unter der Herrschaft der Cirksena, 1984; Burgen, Siedlungen und Klöster im Mittelalter, hg. v. Barlage, D., 1989; Deeters, W., Geschichte der Grenze zwischen Drenthe und dem Emsland und Groningen und Ostfriesland, (in) Rondom Eems en Doolard, 1992, 59ff.; Lengen, H. van, Ostfriesland, LexMA 6 1993, 1529; Ostfriesland, hg. v. Lengen, H. van, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 856; Haefs, H., Ostfriesland, 2013. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Pfalz (Pfalzgrafschaft bei Rhein, Kurfürstentum, Regierungsbezirk, Landesteil). Die P. (Kurpfalz, Rheinpfalz, untere Pfalz) entstand durch die Verlagerung der wohl spätestens im 10. Jahrhundert entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen vom Niederrhein (Aachen, Köln, mit Gütern bei Bacharach und Vogteirechten über Trier und Jülich) über die Mosel zum Mittelrhein und Oberrhein. 1093 wird Heinrich von Laach, der dritte Gatte der Witwe (Adelheid von Orlamünde) des letzten lothringischen Pfalzgrafen aus dem Haus der Hezeliniden (Hermann), nach kaiserlicher Übertragung des Pfalzgrafenamtes (1085) als comes palatinus Rheni (Pfalzgrafschaft bei Rhein) erstmals genannt. Mit dieser an wechselnde Familien gelangten Pfalzgrafschaft belehnte 1155/1156 Kaiser Friedrich I. Barbarossa seinen Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob ihn zum Reichsfürsten. Zur Pfalzgrafschaft kamen Hausgut, Lehnsrechte und Vogteirechte über Speyer, Worms und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel die P. über Konrads Tochter Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214 übertrug sie König Friedrich II. nach dem kinderlosen Tod des Welfen Heinrich des Jüngeren (1213) an Ludwig I. von Bayern, dessen Sohn (Otto II.) über die welfische Erbtochter Agnes auch die Eigengüter der Pfalzgrafen erwarb. (Pforzheim gelangte über eine weitere Erbtochter an Baden.) Schwerpunkte des Gutes waren Bacharach (12./13. Jahrhundert) und Alzey (1214 vom König erhalten). Vom Bischof von Speyer nahm der Pfalzgraf Neustadt, vom Bischof von Worms Heidelberg (1225) zu Lehen. Weiter erlangte er die Herrschaft über die Klöster Schönau und Otterberg. Andere Güter wurden nach der Aufhebung Lorschs (1232) 1247/1344 gewonnen. 1255 kamen durch Teilung Oberbayern (westliche Teile mit München) und die P. an Herzog Ludwig von Bayern, während Niederbayern mit Landshut an Heinrich XIII. fiel. 1266/1268 wurden die staufischen Güter um Sulzbach, 1277/1289 Kaub mit dem dortigen Rheinzoll erworben. Ludwig II. war somit angesehenster Reichsfürst und wirkte bereits 1257 als Kurfürst mit. 1329 bestimmte der wittelsbachische Hausvertrag von Pavia die Trennung der (unteren) P. und der oberen P. im bayerischen Nordgau (Oberpfalz) zwischen Regensburg und Fichtelgebirge, die der älteren pfälzischen Linie zugesprochen wurden, von Bayern, das an die jüngere bayerische Hauptlinie kam, wobei die Kurwürde zwischen P. und Bayern wechseln sollte, was die Goldene Bulle 1356 zugunsten der P. aufhob. Unter Kurfürst Ruprecht I. gewann die Pfalz, die 1329 die Pfandschaft der Stadt Mosbach (1330 Mosbach, Eberbach, Sinsheim, Neckargemünd, Germersheim, Annweiler, Trifels) erlangt hatte, unter anderem 1349 Bretten, 1354 Simmern, 1375 Ingelheim, Kaiserslautern, Odernheim, Nierstein und Oppenheim sowie 1385 die Grafschaft Zweibrücken mit Bergzabern, gab aber 1355 Teile der Oberpfalz für einige Zeit an Böhmen (Neuböhmen). 1386 wurde die Universität Heidelberg gegründet. Ruprecht II. strebte in der sog. Rupertinischen Konstitution die Unteilbarkeit der Pfalz an. Nach dem Tod des 1400 zum König gewählten Ruprecht III. (1410), der die an Böhmen gegebenen Teile der Oberpfalz zurückgewann und die Grafschaften Kirchberg am Hunsrück sowie (die Vordere Grafschaft) Sponheim (zu einem Fünftel) und die Reichsvogtei im Elsass (1408) erlangte, wurde die P. in die vier Linien Kurpfalz (Heidelberg, Amberg, Nabburg), Pfalz-Neumarkt (restliche Oberpfalz), Pfalz-Simmern (bzw. Pfalz-Zweibrücken-Simmern) (bis 1685) mit der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken (bis 1731) und Pfalz-Mosbach geteilt. Von diesen Linien starb die Linie Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) 1443 aus und wurde von Pfalz-Mosbach und Pfalz-Simmern beerbt. 1499 erlosch die Linie Pfalz-Mosbach und wurde von der Kurpfalz beerbt. Unter Friedrich I. (1449-1476) wurde die Vormacht der P. am Oberrhein (Erwerb der Reichsgrafschaft Lützelstein [1492] und Rappolstein, der Reichslandvogtei Hagenau, von Bischweiler, Selz, Kleeburg und Gebieten an Nahe und Bergstraße [1462], der Grafschaft Löwenstein [1461/1464]) begründet und die Kurpfalz modern organisiert. 1503 gingen im bayerischen Erbfolgekrieg die Güter im Elsass an Habsburg, die Grafschaft Löwenstein an Württemberg und Lauf, Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren, doch wurde die neue Linie Pfalz-Neuburg 1508 noch mit Gütern Bayern-Landshuts ausgestattet. 1556 führte Otto Heinrich (Ottheinrich) die Reformation in seinem sehr zersplitterten Herrschaftsgebiet ein. 1559 starb mit Ottheinrich von Pfalz-Neuburg die alte Linie Kurpfalz aus und wurde (1556) in Pfalz-Neuburg von Pfalz-Zweibrücken (Wolfgang) und in den Kurlanden von Pfalz-Simmern (Friedrich III.) als mittlerer Kurlinie beerbt. Der neue Kurfürst führte dort sofort den Calvinismus ein. Infolge der Wahl zum König des aufständischen Böhmen (1619) verlor Friedrich V. Land und Kurwürde 1623 an Herzog Maximilian von Bayern, wobei weitere Güter an Habsburg und Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs Sohn erhielt 1648 die P. und eine neue achte Kurwürde, während die Oberpfalz und die alte Kurwürde bei Bayern verblieben. 1685 erlosch die Linie Pfalz-Simmern. Ihr folgte die aus Pfalz-Zweibrücken hervorgegangene katholische Linie Pfalz-Neuburg. Da auch König Ludwig XIV. von Frankreich für die Frau seines Bruders, Liselotte von der P., Erbansprüche auf Simmern, Kaiserslautern, Germersheim und Sponheim erhob, kam es zum pfälzischen Erbfolgekrieg (1688/1697) und der Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich, das Straßburg und Saarlouis behielt, Lothringen aber verlor. Pfalz-Neuburg vermochte sich - mit Ausnahme Germersheims - zu behaupten. Vorübergehend wurden die alten Kurrechte und die Oberpfalz zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die P. dem Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken an. 1720 wurde die Residenz von Heidelberg nach Mannheim verlegt und zwischen 1743 und 1748 eine Sommerresidenz in dem 1200 erlangten Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch die Linie Pfalz-Neuburg. Sie wurde von Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach beerbt, der durch Tausch die Herrschaften Zwingenberg und Ebernburg erlangte und zur Finanzierung seiner Hofhaltung die Industrie förderte. Wegen Udenheim gehörte unter ihm die P. seit 1788 zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1777 fiel ihm Bayern an. Als Folge hiervon wurde der Hof von Mannheim 1778 nach München verlegt. Der Versuch, Bayern gegen die habsburgischen Niederlande an Österreich abzugeben, scheiterte 1778/1779 und 1784/1785 an dem Widerstand Preußens. Am Ende seines Bestehens umfasste das niemals geschlossene, in bunter Gemengelage mit anderen Herrschaften liegende, von Germersheim bis Bacharach und von Kaiserslautern bis Mosbach reichende Gebiet der zum kurrheinischen Reichskreis zählenden P. 8200 Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund 300000 Einwohnern. 1801 musste Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen, seit 1792 besetzten Gebiete an Frankreich (Departement Donnersberg) anerkennen. Das rechtsrheinische Gebiet wurde 1803 an Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen (Nassau) und Leiningen verteilt. 1815 kamen die linksrheinischen Teile von Frankreich zurück und fielen 1816 weitgehend und um Gebiete Sickingens, Nassaus, von der Leyens, Leiningens usw. erweitert als Ersatz für Salzburg, Innviertel und Hausruckviertel an Bayern, im Übrigen an Hessen und Preußen. Der bayerische Teil bildete zunächst die königlich bayerischen Lande am Rhein, seit 1836 den bayerischen, von Speyer aus verwalteten Regierungsbezirk P. (seit 1838 Rheinpfalz). Von Dezember 1918 bis Juni 1930 war die Pfalz von Frankreich besetzt. (1919 bzw.) 1920 gelangten Teile der Westpfalz (Homburg, Sankt Ingbert, Blieskastel, insgesamt 418 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern) zum Saargebiet. Bereits 1940 wurde die P. aus der Verwaltung Bayerns gelöst und kam nicht mehr zurück. 1945 gehörte die P. zur französischen Besatzungszone und wurde 1946 wie Rheinhessen und Koblenz-Trier Teil des Landes Rheinland-Pfalz, wobei sie bis 1968 eigener Regierungsbezirk war (seit 1968 Rheinhessen-Pfalz).
L.: Wolff 88; Zeumer 552 I 5; Wallner 699 KurrheinRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 129; Neumaier 49f., 125, 127, 140; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz - Das Saarland, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 8; Tolner, C., Codex diplomaticus palatinus, 1700; Widder, J., Versuch einer vollständigen geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine, 1786ff.; Frey, M., Versuch einer geographisch-historisch-statistischen Beschreibung des königlich baierischen Rheinkreises, Bd. 1ff. 1836ff.; Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 1845, 2. A. 1856, Neudruck 1970; Koch, A. u. a., Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 1f. 1894ff.; Haberle, D., Pfälzische Bibliographie, Bd. 1ff. 1907ff.; Schreibmüller, H., Bayern und Pfalz 1816-1916, 1916; Raumer, K. v., Die Zerstörung der Pfalz 1689, 1930; Pfälzischer Geschichtsatlas, hg. v. Winkler, W., 1935; Stamer, C., Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Zimmermann, F., Die Weistümer und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gerstner, R., Die Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft von ihren Anfängen bis zur Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz, 1941; Christmann, E., Die Siedlungsnamen der Pfalz, Bd. 1ff. 1952ff.; Schütze, C., Die territoriale Entwicklung der rheinischen Pfalz im 14. Jh., Diss. phil. Heidelberg 1955; Vogt, W., Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der benachbarten Territorien im frühen und hohen Mittelalter, 1956; Böhm, G. F., Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey, 1956; Weizsäcker, W., Pfälzische Weistümer, 1957ff.; Trautz, F., Die Pfalz am Rhein in der deutschen Geschichte, 1959; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt, 1960; Schmidt, H., Die Kurpfalz unter den Kurfürsten der Häuser Neuburg und Sulzbach 1665-1799, (in) Mannheimer Hefte 1962; Hess-Gotthold, J., Hausmacht und Politik Friedrich Barbarossas im Raume des heutigen Pfälzer Waldes, 1962; Pfalzatlas, hg. v. Alter, W., 1963ff. (u. a. Schaab, M./Moraw, P., Territoriale Entwicklung der Kurpfalz von 1156-1792); Cohn, H., The Government of the Rhine Palatinate in the 15th century, 1965; Territorialverhältnisse der Gemeinden in Rheinland-Pfalz von 1789 bis zur Bildung des Landes, Statistik von Rheinland-Pfalz 172 (1967); Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967, 2. A. 1968; Weiden, A. v. d., Erste Landesaufnahme in unserem Landesgebiet und Veröffentlichung des danach gefertigten topographischen Kartenwerks aus den Jahren 1804-1820, Nachrichtenblatt der Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz 12 (1969); Press, V., Calvinismus und Territorialstaat. Regierung und Zentralbehörden der Kurpfalz 1559-1619, 1970; Topographische Aufnahme pfälzischer Gebiete durch Offiziere des kgl. bayerischen Generalstabes 1836-1837, hg. v. Landesvermessungsamt des Saarlandes, 1973-197474; Spieß, K., Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafschaft bei Rhein im Spätmittelalter, 1978; Spieß, K., Das älteste Lehnsbuch der Pfalzgrafen bei Rhein vom Jahr 1401, 1981; Haas, R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984; Moersch, K., Geschichte der Pfalz, 1987; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1f. (Mittelalter) 1988ff.; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214 bis 1803, 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm.f. gesch. Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Maier, F., Die baierische Unterpfalz, 1990; Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Schaab, M., Pfalzgrafschaft bei Rhein, LexMA 6 1993, 2013; Kurpfalz, hg. v. Schweickert, A., 1997; Ausgewählte Urkunden zur Territorialgeschichte der Kurpfalz 1156-1505, hg. v. Schaab, M., 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Die Pfalz im 20. Jahrhundert, hg. v. Schwarzmüller, T. u. a., 1999; … so geht hervor’ ein neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 440; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 497; Reinhardt, C., Fürstliche Autorität versus städtische Autonomie, 2012; Peltzer, J., Der Rang der Pfalzgrafen bei Rhein, 2013; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 156. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Piemont (Fürstentum). Das Gebiet der westlichen Poebene und der Westalpen kam unter Kaiser Augustus zum römischen Reich (Transpadana, Liguria). Nach der Herrschaft der Ostgoten, Byzantiner, Langobarden und Franken (ab 773/774) fiel es, im 10. Jahrhundert in die Marken von Ivrea, Turin und Ligurien gegliedert, um 1046 durch Heirat mit der Erbtochter der Markgrafschaft Turin an die Grafen (ab 1416 Herzöge) von Savoyen, unter denen es ein Fürstentum bildete. Der Name P. (mlat. Pedemontium, Bergfuß) ist für einen Teil (Gebiet zwischen Alpen, Po und Sangone) des heutigen P. (Savoyen-Achaia, Montferrat, Saluzzo, Canavese, Alba, Asti, Acqui, Mortara, Novara, Vercelli) seit 1240 belegt. Zur Herrschaft der Grafen von Savoyen, neben denen vor allem die Markgrafen von Saluzzo, die Markgrafen von Montferrat und Mailand (Visconti) begütert waren, gehörten die Alpenpässe, das Waadtland (Moudon 1207, Nyon 1293), Cuneo (1382), die Grafschaft Nizza (1388), die Grafschaft Genf (1401) und seit 1418 das übrige P. sowie bald darauf Vercelli. 1526 ging Genf, 1536 das Waadtland verloren. Außerdem wurde das Herzogtum bis 1559 von Frankreich besetzt. 1587 konnte die Markgrafschaft Saluzzo, 1630/1631 ein Teil des Herzogtums Montferrat gewonnen werden. 1713/1714 erlangte Savoyen Sizilien, das es 1717/1719/1720 gegen Sardinien an Österreich geben musste. Seitdem hieß P. Königreich Sardinien. Von 1797/1801 bis 1814 gehörte P. zu Frankreich. 1815 wurde das Königreich Sardinien mit P. wiederhergestellt. In der Folge wurde es zum Kristallisationskern des 1861 entstandenen neuen Königreiches Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78/79 a (1450) F4/5, III 12 (16./17. Jh.) B2/3; Gribaudi, D., Piemonte e Val d’Aosta, 1960; Storia del Piemonte, hg. v. Gribaudi, D. u. a., Bd. 1ff. 1960; Zürcher, R., Piemont und das Aosta-Tal, 1976; Beltrutti, G., Storia del Piemonte, 1976; Tabacco, G., Piemonte medievale, 1985 (Aufsatzsammlung); Nada Patrone, A., Il medioevo in Piemonte, 1986; Il Piemonte e la sua storia, hg. v. Bordone, R. u. a., 1991 (Katalog); Provero, L., Dai marchesi del Vasto ai primi marchesi di Saluzzo, 1992; Sergi, G., Piemont, LexMA 6 1993, 2134. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Polen (Königreich, Republik). Um 960 erscheint im von den namengebenden Polanen (zu pole, Feld, Acker) besiedelten Gebiet zwischen Karpaten und Ostsee an der mittleren Weichsel und Warthe Herzog Miezsko aus dem Hause der Piasten, der 966 Christ wurde. Sein Sohn (König) Boleslaw I. Chrobry (992-1025) dehnte das Reich erheblich aus (Mähren, Lausitz, Gebiet am oberen Bug und San). Im Jahre 1000 erhielt es mit Gnesen ein eigenes Erzbistum mit den Suffraganbistümern Breslau, Kolberg, Krakau und Posen. Nach Gebietsverlusten von 1032/1034 bildeten die Landschaften Großpolen (ab 1239 dux Poloniae maioris), Masowien, Schlesien, Kleinpolen und Pommern den verbliebenen Herrschaftsbereich. 1163 wurde Schlesien von P. abgetrennt, 1181 Pommern dem Deutschen Reich eingegliedert. 1225/1226 kam auf Bitten des Teilfürsten Herzog Konrads von Masowien der Deutsche Orden ins Land und gewann das Culmer Land (Kulmer Land, Kulmerland). 1249 fiel Lebus an Brandenburg. 1295 und 1320 ließ sich der Herzog zum König krönen (Großpolen, Kleinpolen und einige mittelpolnische Gebiete). König Kasimir III. (1333-1370) verzichtete zugunsten des Deutschen Ordens auf Pommerellen (Pomerellen) sowie auf Schlesien (1348), schuf ein allgemeines polnisches Landrecht und gründete 1364 die Universität Krakau. Nach seinem Tod gelangten zunächst sein Neffe und dann 1386 infolge Heirat der Erbtochter (Hedwig) das litauische Haus der Jagiellonen, das außer Litauen auch Weißrussland und die Ukraine beherrschte, auf den Thron. 1466 musste der Deutsche Orden die Oberlehnshoheit Polens über Ostpreußen anerkennen und verlor Pomerellen, das Culmer Land (Kulmer Land, Kulmerland) und Ermland. 1561 kam Livland an P. Kurland wurde ein Lehen Polens. 1572 starben die Jagiellonen aus. 1629 verlor P. Livland an Schweden, 1657/1670 die Lehnshoheit über Ostpreußen an Brandenburg, 1654 die Ukraine an Russland. 1697 wurde der dafür zum Katholizismus übertretende Kurfürst von Sachsen durch Wahl König von Polen. 1763 endete die damit geschaffene Verbindung aber wieder. 1772, 1793 und 1795 wurde P., dessen Adel gegen den von Katharina II. von Russland protegierten neuen König Stanislaus Poniatowski seit 1768 rebellierte, zwischen Russland, Preußen und Österreich aufgeteilt. In der ersten Teilung (1772) erhielt Österreich Ostgalizien und Lodomerien und behielt die 1769 besetzte Zips (85000 Quadratkilometer mit mehr als 2000000 Einwohnern). Preußen erlangte Westpreußen (ohne Danzig und Thorn) sowie Ermland und den Netzedistrikt (35000 Quadratkilometer mit etwa 350000 Einwohnern). Russland gewann das polnische Livland und Teile von Weißrussland, Polozk, Minsk, Witebsk und Mstislaw (84000 Quadratkilometer mit 1300000 Einwohnern). Dadurch verringerte sich das Gebiet und die Einwohnerzahl um 30%. In der zweiten Teilung (1793) erhielt Russland die restlichen Teile Litauens, die Ukraine, die Hälfte von Wolhynien, Podolien, Nowogrodek (Nowgrodek) und Brest-Litowsk (Brzesk) sowie die noch polnischen Gebiete von Polozk und Minsk (228000 Quadratkilometer). Preußen erlangte Danzig, Thorn, Posen, Kalisch, Gnesen, Lodz (Lodsch), Dobrin (Dobrzyn), Tschenstochau (Czenstochau), einen Teil von Rawa und die Hälfte von Brześć Kujawski (Brzesk) (58000 Quadratkilometer, 1130000 Einwohner, „Südpreußen“). Dadurch wurde Polen auf 240000 Quadratkilometer mit 3400000 Einwohnern beschränkt. Bei der dritten Teilung (1795)kamen das restliche polnische Litauen, der Großteil von Samogitien, das übrige Schwarzrussland, Podlesien und Wolhynien, ein Stück von Cholm, Kurland und Semgallen an Rußland (146000 Quadratkilometer), Sandomir, Lublin, Radom, Teile von Brest-Litowsk (Brzesk), Podlachien und Masowien an Österreich (51000 Quadratkilometer mit 1000000 Einwohnern) sowie Teile Masowiens mit Warschau, das Gebiet zwischen Weichsel, Bug und Memel (Njemen) (Neuostpreußen) sowie ein Teil Krakaus (Neuschlesien) an Preußen (43000 Quadratkilometer mit 1000000 Einwohnern). 1807 wurde durch Napoleon aus preußischen Gebieten das Herzogtum Warschau geschaffen, das 1815 in veränderter Gestalt als Kongresspolen mit Russland in Personalunion vereinigt wurde. Am 11. 11. 1918 wurde die Republik P. gegründet, die 1919 den größten Teil Westpreußens erhielt. 1939 wurde Polen zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion aufgeteilt, 1945/1990 aber, unter zugunsten der Sowjetunion erfolgender Verlagerung nach Westen bis zur Oder-Neiße-Grenze, wiederhergestellt. S. Brandenburg, Breslau, Cammin, Danzig, Deutscher Orden, Ermland, Galizien, Gnesen, Kulm, Kurland, Lausitz, Lebus, Memelgebiet, Pommerellen (Pomerellen), Pommern, Posen, Preußen, Schlesien, Teschen.
L.: Beer, A., Die erste Teilung Polens, 1873; Lord, H., The Second Partition of Poland, 1916; Rhode, G., Geschichte Polens, 3. A. 1980; Hoensch, J., Geschichte Polens, 1983; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas. Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Jasinski, K., Rodowód pierwszych Piastów, 1992; Labuda, G., Mieszko II król polski 1025-34, 1992; Atlas historyczny miast Polskich, hg. v. Czacharowski, A., 1993; Gieysztor, A., Polen, LexMA 7 1994, 52; Zernack, K., Polen und Russland, 1994; Urban, T., Deutsche in Polen, 4. A. 2000; Bömelburg, H., Zwischen polnischer Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat, 1995; Normdurchsetzung in osteuropäischen Nachkriegsgesellschaften, Bd. 3 1997; Kempen, B., Die deutsch-polnische Grenze, 1997; Urban, T., Von Krakau bis Danzig, 2000; Davies, N., Im Herzen Europas, 2000; Deutsch-polnische Beziehungen in Geschichte und Gegenwart, hg. v. Lawaty, A. u. a., Bd. 1f. 2000; Borodhiej, W., Der Warschauer Aufstand 1944, 2001; Alexander, M., Kleine Geschichte Polens, 2003; Urban, T., Polen, 2. A. 2003; Wyszkowski, M., (Die politische Verfassung Großpolens in den Jahren 1138-1296), 2009; Michel, A., Polens Staatlichkeit in sieben Jahrhunderten, 2014. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Přemysliden (Geschlecht) Przemysliden. Die sich selbst auf einen Přemysl (Przemysl) zurückführende, zunächst in Levý Hradec ansässige, gegen Ende des 9. Jahrhunderts nach Prag wechselnde, mit dem um 890 (874?, 882-884?) getauften Prager Burgherren Boriwoi sichtbar werdende böhmische Adelsfamilie gewann im beginnenden 10. Jahrhundert die Herrschaft in Böhmen. 1040 erhielt Bretislaw I. Böhmen als Reichslehen und setzte 1055 eine 200 Jahre beachtete Senioratserbfolge (mit zeitweisen Nebenlinien in Olmütz, Brünn, Znaim, Lundenburg und Jamnitz) durch. Wartislaw II. erlangte 1075 die sächsische Ostmark und 1076 die Mark Meißen als Reichslehen sowie 1085/1086 für sich den Königstitel. 1198 wurde die erbliche Königswürde und 1212 wurden zusätzliche Privilegien gewonnen. Unter dem mit Margarete von Babenberg verheirateten Ottokar II. erlitten die P., die auf dem Höhepunkt ihrer Macht Böhmen, Mähren, Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain beherrschten, gegen Rudolf von Habsburg 1278 eine schwere Niederlage, erlangten aber 1300 über die Erbtochter das Königreich Polen und 1301 über Kunigunde von Ungarn das Königreich Ungarn. Mit der Ermordung Wenzels III./Ladislaus’ V. erloschen sie 1306. Über die Tochter Elisabeth kamen die Güter an Johann von Luxemburg. Eine von Ottokar II. begründete bzw. von Herzog Nikolaus von Troppau abstammende uneheliche Linie starb 1521 aus.
L.: Wegener, W., Die Premysliden, 1957; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1 1966; Stillfried, A., Die Premysliden und der Ursprung des Hauses Stillfried, 2. A. 1973; Zemlicka, J., Premysl Otakar I., 1990; Zemlicka, J., Premysliden, LexMA 7 1994, 186; Clemens, E., Luxemburg-Böhmen, Wittelsbach-Bayern, Habsburg-Österreich, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 183. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Preußen (Herzogtum, Königreich, Land). Im 10. Jahrhundert erscheinen erstmals die baltischen Pruzzen (um 965 Brus) bzw. Prußen, die um 1200 zwischen Litauen, Culmer Land (Kulmerland), Weichsel und Nogat die Gaue Pomesanien, Pogesanien, Warmien (Ermland), Natangen, Samland, Barten, Nadrauen, Schalauen und Sudauen bewohnten. Um 1225 wandte sich Herzog Konrad I. von Masowien (Polen) an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die Pruzzen bzw. Prußen und übertrug ihm dafür das Culmer Land (Kulmerland). Kaiser Friedrich II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulmerland) und alle noch zu erobernden pruzzischen bzw. prußischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des Landes abgeschlossen, das den Namen der Pruzzen bzw. Prußen auch unter der Herrschaft des Deutschen Ordens behielt. 1309 erweiterte der Deutsche Orden sein Herrschaftsgebiet um Pommerellen. Bald wurde das gesamte Land als P. bezeichnet, ohne dass es auf Dauer eine rechtliche Einheit darstellte. Nach der Schlacht von Tannenberg (1410) gingen 1411 geringe Gebiete verloren. 1466 musste der Deutsche Orden Pommerellen, das Culmer Land (Kulmerland), das Ermland, das Ländchen Michelau und die Gebiete von Marienburg, Elbing, Christburg und Stuhm an Polen abtreten (Preußen königlichen Anteils, Königspreußen). Für das verbliebene Gebiet wurde der Hochmeister polnischer Fürst und leistete dem König von Polen einen persönlichen Eid. 1525 vereinbarte der Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg-Ansbach mit seinem Onkel König Sigismund von Polen in einem von Kaiser Karl V. am 14. 11. 1530 wegen mangelnder Berücksichtigung der Rechte des Reiches für nichtig erklärten Vertrag die Umwandlung des nach 1466 verbliebenen Deutschen Ordenslandes in das erbliche, unter (loser) Lehnshoheit Polens stehende Herzogtum P. (Herzog in Preußen, herzogliches, zur Reformation übertretendes P. mit Königsberg im Gegensatz zum königlich-polnischen, katholisch bleibenden Westteil [Pommerellen mit <Danzig,> Elbing und Thorn, späteres Westpreußen]), für das er 1544 die Universität Königsberg gründete. Weiter führte er die Reformation durch und unterstellte die Bischöfe von Pomesanien und Samland seiner Herrschaft. Das Herzogtum wurde nach Heirat der Erbtochter (1594) 1618/1619 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und 1657/1660 vertraglich von der Lehnshoheit Polens befreit. Damit war es voll souveränes Land der Kurfürsten von Brandenburg, die 1694 den Kreis Schwiebus an Glogau abgaben. Am 18. 1. 1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. (I.) von Brandenburg (1688-1713), der 1694 die Universität Halle gegründet hatte, mit Zustimmung des Kaisers, den er im spanischen Erbfolgekrieg unterstützt hatte, in Königsberg zum König in P., womit politisch die Rangerhöhung des Kurfürsten von Sachsen durch die Krönung zum König von Polen und die Anwartschaft des Kurfürsten von Hannover auf die Königskrone in England ausgeglichen werden sollten. Mit der auf die anderen brandenburgischen Länder übertragenen Königswürde ging zugleich der Name des Herzogtums P. auf den brandenburg-preußischen Gesamtstaat über, von dem das Land P. nicht zum Heiligen Römischen Reich gehörte. Rund 20000 seit dem Edikt von Potsdam (1685) allmählich einströmende französische Hugenotten brachten zahlreiche bis dahin unbekannte Kenntnisse und Fertigkeiten in das Land. 1702 erbte Friedrich III. (I.) nach dem Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von England) die Grafschaft Lingen und das Fürstentum Moers, 1707 das Fürstentum Neuenburg (Neuchâtel) mit der Grafschaft Valangin. 1707/1729 kaufte er die Grafschaft Tecklenburg sowie die Erbpropstei über Nordhausen und Quedlinburg. Sein sparsamer und als Amtmann Gottes pflichtbewusster Sohn Friedrich Wilhelm I. erhielt 1713 am Ende des spanischen Erbfolgekriegs als Ersatz für Oranien einen Teil des Herzogtums Geldern (Obergeldern) und erwarb 1720 gegen 2 Millionen Taler von Schweden Vorpommern bis zur Peene mit Stettin, Usedom und Wollin. Im Inneren baute er als Soldatenkönig eine straffe Finanzverwaltung und Heeresverwaltung (mit Generaloberfinanz-, -kriegs- und -domänendirektorium) auf, wobei er Sparsamkeit, Pünktlichkeit, Uneigennützigkeit, Gehorsam, Ordnung und Pflichtentreue zu den obersten Geboten des preußischen Beamtentums erhob. Mit der relativ größten und absolut besten Armee Europas und in krassem Gegensatz zu seinen eigenen politisch-theoretischen Forderungen brach sein Sohn Friedrich der Große, der sich erstmals König von P. nannte, nach dem Tod Kaiser Karls VI. 1740 unter Berufung auf zweifelhafte Erbansprüche in das zu Österreich gehörende Schlesien ein, das er in den drei schlesischen Kriegen (1740/1742, 1744/1745, 1756/1763) größtenteils eroberte. 1744 fiel auf Grund einer Anwartschaft von 1694 erbweise Ostfriesland an. 1772 erlangte Friedrich der Große bei der Teilung Polens Westpreußen, das Ermland und den Netzedistrikt, so dass P. einschließlich des jetzt als Ostpreußen bezeichneten, mit dem Stammland Brandenburg durch eine Landverbindung angeschlossenen ursprünglichen Deutschordenslandes im Jahre 1786 195000 Quadratkilometer maß, in denen rund 5,5 Millionen Menschen lebten. Für diesen Staat, als dessen erster Diener sich der König sah, verwirklichte er die schon 1713 in Angriff genommene Rechtsvereinheitlichung auf der Grundlage aufgeklärter, naturrechtlich beeinflusster Vorstellungen, die in der Inkraftsetzung des Allgemeinen Landrechts von 1794 ihren Höhepunkt fand. 1791 erwarb P. durch Kauf die hohenzollerischen Markgrafschaften Ansbach (Brandenburg-Ansbach) und Bayreuth (Brandenburg-Bayreuth bzw. Brandenburg-Kulmbach). 1795 überließ es dem durch die Revolution von 1789 aufgerüttelten Frankreich seine gesamten linksrheinischen Gebiete, erlangte aber in der zweiten und dritten Teilung Polens (1793, 1795) Danzig, Thorn und Südpreußen (Posen, Warschau, Kalisch) sowie Neuostpreußen. Als Ausgleich für die linksrheinischen Verluste an Frankreich (Kleve, Moers, Geldern, Zevenaar [Sevenaer], Huissen, Malburgen [Malburg], 2391 Quadratkilometer bzw. 48 Quadratmeilen mit 127070 bzw. 137000 Einwohnern) erhielt es am 25. 2. 1803 durch § 3 des Reichsdeputationshauptschlusses die Hochstifte Hildesheim, Paderborn und Münster (teilweise, Stadt Münster und Gebiete rechts einer Linie von Olfen [Olphen], Seppenrade [Seperad], Kakesbeck [Kakelsbeck], Hiddingsel [Heddingschel], Giesking [Ghisschinck], Nottuln [Notteln], Hülfshoff [Huschhofen], Hohenholte [Nannhold], Nienberge [Nienburg], Uhlenbrock [Uttenbrock], Gimbte [Grimmel], Schöneflieth [Schönfeld], Greven sowie von dort an der Ems bis zum Einfluss der Hopstener Aa [Hoopsteraa]), aus dem Erzstift Mainz das Eichsfeld, Erfurt und Treffurt, die Reichsabteien Herford, Essen, Quedlinburg, Elten, Werden, Cappenberg sowie die Reichsstädte Mühlhausen, Nordhausen und Goslar mit 9543 Quadratkilometern (235 Quadratmeilen) und mehr als einer halben Million (600000) Einwohnern. 1805/1806 gelang gegen Abtretung Ansbachs (an Bayern) und Kleves und mit der Annexion Hannovers kurzzeitig die geographische Vereinigung der preußischen Länder. Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches kam es zur Auseinandersetzung mit Frankreich, die mit der Niederlage von Jena und Auerstedt am 14. 10. 1806 endete. Danach verlor P. im Frieden von Tilsit 1807 alle linkselbischen Länder sowie den größten Teil des Gewinns aus den Teilungen Polens und damit mehr als die Hälfte seines Gebiets. In dieser wegen der Kontributionen und der Kontinentalsperre auch wirtschaftlich äußerst schwierigen Lage wurden unter Stein und Hardenberg aufgeklärt-liberale innenpolitische Reformmaßnahmen durchgeführt (Bauernbefreiung 1807/1811, Städteordnung 1808, Gründung der Universität Berlin 1810, Gewerbefreiheit 1810/1811, Judenemanzipation 1812). Die Niederlage Frankreichs in Russland 1812 und die Siege bei Leipzig (1813) und Waterloo (1815) bildeten dann die Grundlage dafür, dass P. auf dem Wiener Kongress 1815 trotz gewisser Verluste in Polen seine frühere Stellung zurückgewinnen (u. a. Herzogtum Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Norhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt) und sein Gebiet sogar auf 278000 Quadratkilometer mit 10,4 Millionen Einwohnern vergrößern konnte (Saargebiet/Saardepartement [mit Verpflichtung zur Entschädigung Hessen-Homburgs - erfolgt durch Meisenheim, 1866 zurückgefallen -, Oldenburgs - erfolgt durch Birkenfeld, 1937 zurückgefallen -, Sachsen-Coburg-Saalfelds - erfolgt durch Lichtenberg, zurückerworben am 31. 5. 1834/15. 8. 1834 -, Mecklenburg-Strelitzs - erfolgt durch Geldentschädigung - und Pappenheims - unter Täuschung nie erfolgt -], Jülich-Kleve-Berg [von Bayern, dafür Ansbach und Bayreuth an Bayern], Niederrhein [Rheinland], Westfalen, Sachsen [Kurkreis mit Wittenberg, Torgau, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg bzw. Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Walternienburg, Gommern, Querfurt], Posen). Mit allen Provinzen außer Posen, Ostpreußen und Westpreußen trat P. dann dem Deutschen Bund bei. Hier verhielt sich P. zunächst konservativ. Statt der vom König 1810, 1815 und 1820 versprochenen Verfassung kam es 1823 nur zu der befohlenen Errichtung von Provinzialständen und Provinziallandtagen, die vom grundbesitzenden Adel beherrscht wurden. Innerhalb Preußens wurden 1824 personal und von 1829 bis 1878 real Ostpreußen und Westpreußen zur Provinz P. vereinigt. Am 31. 5. 1834 wurde Lichtenberg bei Birkenfeld von Sachsen-Coburg gekauft, 1849 kamen die Fürstentümer Hohenzollern (1850 Regierungsbezirk Sigmaringen der Rheinprovinz) hinzu, doch wurde 1857 endgültig auf Neuenburg und Valangin verzichtet. 1848 wurden nach schweren Straßenkämpfen zunächst einige liberale Maßnahmen ergriffen (Aufhebung der Pressezensur, Berufung eines liberalen Ministeriums), nach dem Sieg der Gegenbewegung aber die gewählte Nationalversammlung aufgelöst und eine Verfassung erlassen (oktroyiert), nach welcher der fortan verfassungsmäßig beschränkte König seine exekutiven Rechte unter Mitwirkung verantwortlicher Minister ausübte und die gesetzgebende Gewalt gemeinschaftlich mit dem Landtag hatte, wobei das Herrenhaus (1854) sich aus erblichen oder vom König ernannten Mitgliedern zusammensetzte und die Mitglieder des Abgeordnetenhauses nach dem Dreiklassenwahlrecht, das die vermögenden Bevölkerungsgruppen bevorzugte, gewählt wurden. 1862 wurde Fürst Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten berufen. Im Verfassungskonflikt über die Finanzierung des Heeres regierte er gegen und ohne das Parlament. 1866 kam es bei der Verwaltung des 1864 von Dänemark gewonnenen Landes Schleswig-Holstein zur Konfrontation mit Österreich, die zur Exekution des Deutschen Bundes gegen P. führte. Die militärische Niederlage des Deutschen Bundes hatte dessen Auflösung zur Folge. P. annektierte Hannover, Schleswig-Holstein, Nassau, Hessen-Kassel und Frankfurt und gewann damit erstmals eine Verbindung zwischen seinen älteren östlichen und seinen seit 1614 im Nordwesten neu erlangten Gebieten. Mit den übrigen norddeutschen Ländern bildete es 1867 den Norddeutschen Bund. Nach dem Sieg über Frankreich im deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 kam es am 18. 1. 1871 in Versailles zur Proklamation des preußischen Königs als Kaiser des neugegründeten Deutschen Reiches, in dem P. zwar nur einer von 25 Bundesstaaten war, aber etwa zwei Drittel des Reichsgebiets (mit den Industriegebieten Ruhrgebiet, Oberschlesien, Saargebiet) mit etwa drei Fünfteln der Einwohner des Reiches ausmachte und damit eindeutig eine Vormachtstellung besaß. 1878 stieg die Zahl seiner Provinzen durch die Aufteilung Preußens in Ostpreußen und Westpreußen auf zwölf. Nach der Novemberrevolution 1918 dankte Kaiser Wilhelm II. am 9. 11. 1918 als deutscher Kaiser ab und floh nach Holland. P. blieb erhalten, musste aber im Friedensvertrag Gebiete abtreten. Die Macht in P. übernahmen die Sozialdemokratische Partei und die Unabhängige Sozialdemokratische Partei. Am 30. 11. 1920 erhielt P. eine Verfassung, durch die es demokratisch-parlamentarischer Freistaat wurde. Am 1. 4. 1929 schloss sich Waldeck an P. an. 1932 errang die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei den Wahlsieg. Die preußische Regierung wurde durch die Notverordnung Franz von Papens vom 20. 7. 1932 ihres Amtes enthoben und durch den Reichskanzler als Reichskommissar für P. ersetzt. 1933 wurde Hermann Göring zum neuen preußischen Ministerpräsidenten ernannt. P. wurde als Staat durch das Gesetz über den Neuaufbau des Reiches vom 30. 1. 1934 aufgelöst. Seit 1934 wurden nahezu alle preußischen Ministerien mit den entsprechenden Reichsministerien zusammengelegt. Am 1. 4. 1937 kam es zu einem Gebietsaustausch mit Hamburg und Oldenburg (Birkenfeld) und zur Eingliederung Lübecks. 1939 umfasste P. 293938 Quadratkilometer mit 41,47 Millionen Einwohnern. 1945 wurde P. auf die vier Besatzungszonen verteilt. Das Gesetz Nr. 46 des Alliierten Kontrollrats vom 25. 2. 1947 löste P. als Staat formell auf. Seine Gebiete verteilen sich auf Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Polen und die Sowjetunion. S. Ostpreußen, Südpreußen, Westpreußen, Polen, Pommerellen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 3; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 507; Die Territorien des Reichs 2, 206; Corpus constitutionum Marchicarum ., hg. v. Mylius, C. O., Bd. 1ff. 1737ff.; Novum corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium ., hg. v. d. preuß. Ak. d. Wiss. Bd. 1ff. 1753ff.; Vollständige Topographie des Königreichs Preußen, hg. v. Goldbeck, J., 1785ff., Neudruck 1966ff.; Droysen, J., Geschichte der preußischen Politik (bis 1756), Bd. 1ff. 2. A. 1868ff.; Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums von den Anfängen bis auf die Gegenwart, Bd. 1ff. 1874ff.; Gesetz-Sammlung für die königlich Preußischen Staaten; Ranke, L. v., Zwölf Bücher preußischer Geschichte (bis 1745), Bd. 1ff. 2. A. 1879; Schade, T., Atlas zur Geschichte des preußischen Staates, 2. A. 1881; Berner, E., Geschichte des preußischen Staates, 1891; Acta Borussica, Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert, hg. v. d. preuß. Ak. d. Wiss., Bd. 1ff. 1892ff.; Hupp, O., Die Wappen und Siegel der deutschen Städte, Flecken und Dörfer, Bd. 1 Königreich Preußen, 1896, 3. unv. A. 1989; Berner, E., Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hauses Hohenzollern, Bd. 1ff. 1901ff.; Bornhak, K., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903; Roedder, H., Zur Geschichte des Vermessungswesens Preußens, insbesondere Altpreußens aus den ältesten Zeiten bis in das 19. Jahrhundert, 1908; Preußisches Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1909ff.; Atlas der Verwaltungsorganisation des preußischen Staates und des Deutschen Reiches, 1911; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Schmoller, G., Preußische Verfassungs-, Verwaltungs- und Finanzgeschichte, 1921; Schmidt, E., Rechtsentwicklung in Preußen, 2. A. 1929, Neudruck 1961; Braubach, M., Der Aufstieg Brandenburg-Preußens 1640-1815, 1933; Wermke, E., Bibliographie der Geschichte von Ost- und Westpreußen, 1933; Penck, A., Die Kartographie Preußens unter Friedrich dem Großen, SB. Akad. Berlin 1933; Schulze, B., Der Urheber der Schmettauischen Karte von Preußen, Mitt. d. Reichamts für Landesaufnahme 1933/1934; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen Kartographie Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der friderizianischen Zeit, 1935; Atlas der west- und ostpreußischen Landesgeschichte, hg. v. Keyser, E., 1937; Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Müller, G./Jurevicz, J./Warren, H., Ostlandatlas, 1942; Keyser, E., Preußenland, (in) Staats- und Verwaltungsgrenzen in Ostmitteleuropa, 1955; Maschke, E., Preußen. Das Werden eines deutschen Stammesnamens, Ostdt. Wiss. 1955; Schulze, B., F. Graf v. Schmettau und seine Kartenwerke, Jb.f. Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands 5 (1956); Schroeder-Hohenwarth, J., Die preußische Landesaufnahme 1816-1875, 1958, Nachrichten aus dem Karten- und Vermessungswesen R. I. H. 5; Peterson, J., Fürstenmacht und Ständetum in Preußen während der Regierung Herzog Georg Friedrichs 1578-1603, 1963; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v. Meynen, E./Kraus, T./Mortensen, H./Schlenger, H., 1963ff.; Schultze, J., Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte, 1964; Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam, 1964, 1967; Schoeps, H., Preußen. Geschichte eines Staates, 1966; Schierling, C., Der westpreußische Ständestaat 1570-1586, 1966; Historisch-geographischer Atlas des Preußenlandes, hg. v. Mortensen, H. u. a., Bd. 1ff. 1968ff.; Krauss, G., 150 Jahre Preußische Messtischblätter, Z.f. Vermessungswesen 94 (1969); Ibbeken, R., Preußen 1807-1813, 1970; Schoeps, H., Preußen und Deutschland, Wandlungen seit 1763, 2. A. 1970; Knake, G., Preußen und Schaumburg-Lippe 1866-1933, 1970; Wenskus, R., Das Deutschordensland Preußen als Territorialstaat des 14. Jahrhunderts, Bd. 1 1970; Verdenhalven, F., Namensänderungen ehemals preußischer Gemeinden von 1850-1942, 1971; Bibliographie zur Geschichte von Ost- und Westpreußen 1939-70, bearb. v. Wermke, E., 2. A. 1974; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution. Allgemeines Landrecht, Verwaltung und soziale Bewegung 1791-1848, 2. A. 1975; Vogler, G./Vetter, K., Preußen. Von den Anfängen bis zur Reichsgründung, 4. A. 1975, Neudruck 1987; Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Preußen. Versuch einer Bilanz. Ausstellungsführer, hg. v. Korff, G., 1981; Heinrich, G., Geschichte Preußens, Staat und Dynastie, 1981; Mirow, J., Das alte Preußen im deutschen Geschichtsbild seit der Reichsgründung, 1981; Hubatsch, W., Grundlinien preußischer Geschichte. Königtum und Staatsgestaltung 1701-1871, 1983; Matzerath, H., Urbanisierung in Preußen 1815-1914, 1985; Koch, H., Geschichte Preußens (A history of Prussia), 1986; Labrenz, H., Das Bild Preußens in der polnischen Geschichtsschreibung, 1986; Wenskus, R., Ausgewählte Aufsätze zum frühen und preußischen Mittelalter, 1986; Unruh, G. v., Die verfassungsrechtliche Stellung Preußens im Norddeutschen Bund und im Deutschen Reich nach den Verfassungen von 1867/1871 und 1919, (in) Preußen, Europa und das Reich, 1987; Mehring, F., Zur Geschichte Preußens, 1987; Preußen-Ploetz, hg. v. Schlenke, M., 1987; Zur Bildungs- und Schulgeschichte Preußens, hg. v. Arnold, U., 1988; Das nachfriderizianische Preußen 1786-1806, hg. v. Hattenhauer, H./Landwehr, G., 1988; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur Ost- und Westpreußens mit Danzig 1945-1988, Bd. 1f. 1990; Westfalen und Preußen, hg. v. Teppe, K. u. a., 1991; Dollinger, H., Preußen. Eine Kulturgeschichte in Bildern und Dokumenten, 1991; Handbuch der preußischen Geschichte, hg. v. Büsch, O., Bd. 1ff. 1992ff.; Die Anfänge der ständischen Vertretungen in Preußen und seinen Nachbarländern, hg. v. Boockmann, H., 1992; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas. Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Boockmann, H., Preußen, LexMA 7 1994, 194; Hannovers Übergang vom Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck, R., 1995; Salmonowicz, S., Preußen, 1995; Bömelburg, H., Zwischen polnischer Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat, 1995; Handbuch der Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., Bd. 3 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel (1707-1848), 1998; Schubert, W., Preußen im Vormärz, 1999; Preußens Herrscher, hg. v. Kroll, F., 2000; Preußen, hg. v. Schoeps, J., 2000; Straub, E., Eine kleine Geschichte Preußens, 2001; Vondenhoff, C., Hegemonie und Gleichgewicht im Bundesstaat, 2001; Preußens Weg in die politische Moderne, hg. v. Holtz, B. u. a., 2001; Neugebauer, W., Geschichte Preußens, 2002; Päsler, R., Deutschsprachige Sachliteratur im Preußenland bis 1500, 2003; Walter, D., Preußische Heeresreformen, 2003; Kittstein, L., Politik im Zeitalter der Revolution, 2003; Neugebauer, W., Geschichte Preußens 2004; Dorna, M., Bracia zakonu krzyzackiego w Prusach w latach 1228-1309 (Die Brüder des Deutschen Ordens in Preußen 1228-1309), 2004; Kulturgeschichte Preußens königlich polnischen Anteils, hg. v. Beckmann, S. u. a., 2005; Haas, S., Die Kultur der Verwaltung, 2005; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Jarzebowski, M., Die Residenzen der preußischen Bischöfe bis 1525, 2007; .Bödecker, E., Preußen, 2010; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff., 75ff. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Raabs (Grafen). R. (zu ahd. Ratgoz?) an der Thaya in Niederösterreich war Mittelpunkt einer im 11. Jahrhundert entstandenen (, angeblich erst nachträglich dem Herzogtum Österreich angegliederten und bis zum Ende des 13. Jahrhunderts reichsunmittelbaren) Grafschaft. Die sich seit 1144 nach R. (Rachz) nennenden Herren bzw. Grafen wurden um 1150 Burggrafen von Nürnberg. Bei ihrem Aussterben 1191/1192 folgten ihnen als Burggrafen die ihnen in weiblicher Linie verwandten Grafen von Zollern (Hohenzollern). 1200 verkaufte Konrad von Zollern seinen Anteil an der Grafschaft R. an Herzog Leopold VI. von Österreich, 1297 verkauften die Grafen von Hirschberg den an sie über die jüngere Erbtochter (Litschau-Heidenreichstein) gelangten Rest ebenfalls an die habsburgischen Herzöge von Österreich.
L.: Lechner, K., Die Grafschaft R., Monatsblatt des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich 21 (1928); Barta, K., Heimatbuch der Stadt Raabs, 1965; Tepperberg, C., Die Herren von Puchheim im Mittelalter, Diss. Wien 1978; Rigele, B., Die Maissauer, Diss. Wien 1990; Weltin, M., Raabs, LexMA 7 1994, 379. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Rappoltstein (Herrschaft), frz. Haut-Ribeaupierre. Nach einer im 11. Jahrhundert (1084) anlässlich des Überganges vom Familiengut der Salier an das Hochstift Basel erstmals erwähnten Burg bei Rappoltsweiler (frz. Ribeauville) südwestlich von Schlettstadt im Elsass nannten sich seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts Herren von R., die 1022 erstmals erscheinen und um 1156 (1157) ausstarben, aber Namen und Güter in weiblicher Erbfolge an die Urslingen weitergaben. Außer R. gehörten der Familie die Ende des 13. Jahrhunderts vielleicht von den Grafen von Pfirt erworbene Burg und Herrschaft Hohnack bzw. Hohenack sowie Gemar. 1298, 1373 und 1419 wurde kurzfristig geteilt. 1648 fiel die Herrschaft, die zwischen Landsässigkeit (1495) und Reichsstandschaft (1554) schwankte, mit der habsburgischen Landgrafschaft (Sundgau), an die R. 1547 gelangt war, an Frankreich und gehörte danach einem deutschen Reichsstand unter Oberhoheit Frankreichs. Beim Aussterben der jüngeren Herren von R. im Mannesstamm 1673 kam die Herrschaft R., die einen Teil des Markircher Tals sowie einige Orte um Rappoltsweiler (Maursmünster 1484-1665) umfasste, über die Erbtochter an Pfalz-Birkenfeld-Bischweiler, 1734 an Pfalz-Birkenfeld und 1777 an Bayern. 1789/1801 fiel sie an Frankreich.
L.: Wolff 250; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Rappoltsteinisches Urkundenbuch 759-1500, hg. v. Albrecht, K., Bd. 1ff. 1891ff.; Brieger, R., Die Herrschaft Rappoltstein, 1907 (Diss. phil Leipzig 1906); Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 227; Jordan, B., La noblesse d’Alsace entre la gloire et la vertu. Les sires de Ribeaupierre 1451-1585, 1991; Spieß, K., Rappoltstein, LexMA 7 1994, 444. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Raugrafen (Grafen). Aus der Familie der Emichonen (Wildgraf Emich 1102-1135), die seit 960 die Grafschaft des Nahegaus innehatte, zweigte sich um 1140 das Geschlecht der R. (1148 comes hirsutus, Rügegraf?) des Nahegebiets ab. Dieses hatte seinen Stammsitz auf der 1129 erstmals erwähnten Altenbaumburg (bei Altenbamberg) bei Bad Münster am Stein-Ebernburg und war im Alsenztal begütert. Die R. waren Vasallen der Pfalzgrafen und deren Vögte im Gericht Alzey. 1253 entstanden durch Teilung die Linien Altenbamberg (Altenbaumburg, Altenbaumberg) (bis 1385) und Neu-Bamberg (Neuenbaumburg bzw. Neuenbaumberg) sowie Stolzenberg (bis 1358). Bis 1457, zuletzt durch Verkauf seitens Neu-Bambergs (Neuenbaumburgs), kamen die verstreuten Güter größtenteils an die Pfalz (Kurpfalz). Im 15. Jahrhundert gewann die Neuenbaumburger Linie über die Heirat einer Erbtochter einen neuen Herrschaftsschwerpunkt in Luxemburg. Am Anfang des 16. Jahrhunderts starb die Familie aus. 1667 erneuerte Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz (Kurpfalz) den Titel für seine morganatische Gattin Louise von Degenfeld und die Nachkommen aus dieser Ehe.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Schneider, C., Geschichte der Raugrafen, (in) Wetzlarer Beiträge, hg. v. Wiegand, P., Bd. 2 1845; Schnepp, P., Die Raugrafen, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 37/38 (1918); Moeller, W., Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 1 1922; Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen, 1982; Spieß, K., Raugrafen, LexMA 7 1994, 477. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Rennenberg (Herrschaft). Seit 1217 war die 1250 über Mechthild von Sayn an das Erzstift Köln gelangte Burg R. im Westerwald Sitz eines nach ihr benannten Edelherrengeschlechts. Um 1560 kam die zugehörige kleine Herrschaft durch die Erbtochter an die Laleing. Sie nannten sich Grafen von R. (und Grafen von Hoogstraten [Hochstraten]). 1765 erbten die Grafen von Salm/Fürsten von Salm-Kyrburg R. 1946 kam dieses an Rheinland-Pfalz.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987, 320. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Rheda (Herrschaft). Die um R. (Burg im 11. Jahrhundert?) an der Ems südwestlich Bielefelds gebildete Herrschaft kam nach 1190 erbweise von den um 1170 erscheinenden Herren von R., die das Freigericht bei R. und die Vogtei über die Klöster Freckenhorst und Liesborn hatten, an Bernhard II. zur Lippe. 1365 fiel sie über die Erbtochter an die Grafen von Tecklenburg. Durch Heirat Everwins III. von Bentheim (1562) kam die Herrschaft R. wie Tecklenburg 1557 an die Grafen von Bentheim. 1565 gewannen die Grafen nach langem Grenzstreit die Herrschaft über das vorher fürstbischöflich-osnabrückische Gütersloh. 1606/1609 fiel R. der Linie Bentheim-Tecklenburg(-Rheda) zu. Diese erbte 1618 die Grafschaft Limburg, verlor aber um 1700 Tecklenburg. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte R., für das die Inhaber 1770 die Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium beantragten, mit einem Gebiet von 3 Quadratmeilen (160 Quadratkilometer, 1786 mit 9674 Einwohnern, Kirchspiele Rheda, Clarholz, Herzebrock, Gütersloh, Lette) zu den nicht eingekreisten Reichsteilen des Heiligen Römischen Reiches. 1808 wurde R. dem Großherzogtum Berg einverleibt. 1813/1815 kam R. an Preußen (Provinz Westfalen), 1946 zu Nordrhein-Westfalen. Das Grafenhaus gewann 1817 den Fürstenstand in Preußen.
L.: Wolff 495; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789) B3; Eickhoff, H., Der Kreis Wiedenbrück in Vergangenheit und Gegenwart, 1921; Richter, H., Chronik der Stadt Gütersloh, 1933; Aders, G., Urkunden und Akten der Neuenahrer Herrschaften und Besitzungen Alpen, Bedburg, Hackenbroich, Helpenstein, Linnep, Wevelingshoven und Wülfrath sowie der Erbvogtei Köln, 1977; Meier, J./Ossenbrink, J., Die Herrschaft Rheda, 1999; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 500; Schaub, H., Die Herrschaft Rheda und ihre Residenzstadt, 2006. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Rietberg, Rittberg (Grafschaft). Im Sumpf der oberen Ems nordwestlich Paderborns errichteten die Grafen von (Werl-)Arnsberg im 12. Jahrhundert die Burg R. (Rietbike), nach der sich seit 1237 eine jüngere, mit Gütern nördlich der Lippe abgefundene Linie Grafen von R. nannte. 1353 wurde die kleine Grafschaft durch Lehnsauftragung an das Reich reichsunmittelbar. 1456 trug der Graf sie den Landgrafen von Hessen zu Lehen auf, behielt aber die Reichsstandschaft im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1533 wurde die Reformation eingeführt. Beim Aussterben der Grafen kam die Grafschaft 1562/1577 über die Erbtochter an die Grafen von Ostfriesland (Cirksena). 1600 verzichtete Enno III. zugunsten seiner Töchter auf R. und erhielt dafür das mit der Grafschaft seit 1540 in Personalunion verbundene Harlingerland. R. wurde der Gegenreformation unterzogen. 1690/1702 kam es in weiblicher Erbfolge an die Grafen von Kaunitz, die damit seit 1699 zu den westfälischen Reichsgrafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags zählten. 1807 wurde das etwa 5,5 Quadratmeilen große R. dem Königreich Westphalen einverleibt und fiel 1815 an Preußen (Standesherrschaft), 1946 an Nordrhein-Westfalen. Der letzte Graf von Kaunitz verkaufte 1820/1821 die verbliebenen Rechte an bürgerliche Käufer.
L.: Wolff 358; Zeumer 554 II b 63, 14; Wallner 703 WestfälRK 26; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789) B3; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Walter, F., Paladine der Kaiserin, 1959; Scherl, H., Die Grafschaft Rietberg unter dem Geschlecht der Kaunitz, Diss. phil. Innsbruck 1962; Leesch, W., Die Grafen von Rietberg aus den Häusern Arnsberg und Ostfriesland, (in) Westfälische Zeitschrift 113 (1963), 283; Klingenstein, G., Der Aufstieg des Hauses Kaunitz, 1975; Köln-Westfalen 1180-1190, hg. v. Berghaus, P. u. a., 1980; Hanschmidt, A., 750 Jahre Grafschaft Rietberg, Heimat-Jb. Kreis Gütersloh 1987 (1986); Janssen, W., Rietberg, LexMA 7 1995, 841; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 521. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Rohrau (Herrschaft). R. bei Bruck an der Leitha in Niederösterreich gehörte im 12. Jahrhundert zum Herrschaftsbereich der Markgrafen von Cham. Um 1230 erscheinen Herren von R. (Rorav) aus der Familie Liechtenstein (Lichtenstein), die 1278 über ihre Erbtochter die zugehörige Herrschaft an die Stadeck gaben. Bei deren Aussterben bis 1400 fielen die Güter bis auf die Feste R. an die Herzöge von Österreich. Die Feste wurde als Reichslehen an die Grafen von Cilli übertragen, denen 1404 die Grafen von Montfort-Bregenz folgten. 1524 kam R. als Lehen Österreichs an die Familie Harrach, die 1627 zu Reichsgrafen erhoben wurde.
L.: Harrach, O. Graf, Geschichtsskizze der Grafschaft, Bd. 1 1906. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Rötteln (Herrschaft, Residenz des Markgrafen von Hachberg bzw. Baden). Nach der im frühen 11. Jahrhundert bei der 751 erstmals erwähnten Siedlung R. (Raudinleim, roter Lehm) errichteten Burg R. bei Lörrach wurde eine Herrschaft nördlich von Basel benannt. Nach 1306 fiel sie über die Erbtochter an die Markgrafen von Hachberg (Hachberg-Sausenberg). 1503 kam sie durch Erbvertrag von 1490 an die Markgrafschaft Baden. Über Baden zählte sie zum schwäbischen Reichskreis. 1951/1952 gelangte R. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 166; Wallner 685 SchwäbRK 5; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B4; Herbster, K., Die Burg Rötteln und das Dorf Lörrach, 1958; Heimgartner, H., Die Burg Rötteln, 1964; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 498. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Sayn-Hachenburg ([Grafen,] Grafschaft). Vermutlich am Ende des 12. Jahrhunderts errichteten die Grafen von Sayn zum Schutz einer alten Handelsstraße die 1222 erstmals genannte Burg Hachenburg im Westerwald. Sie war bald Verwaltungsmittelpunkt der Grafschaft. Nach dem Erlöschen der älteren Linie der Grafen 1606 kam Hachenburg über eine Erbtochter an die stammverwandten Grafen von Sayn-Wittgenstein-Sayn. Bei deren Aussterben im Mannesstamm 1636 fiel es nach langem Streit mit dem Erzstift Köln 1649/1652 über eine Erbtochter an die Grafen von Manderscheid-Blankenheim, von dort über eine Erbtochter 1714 an die Burggrafen von Kirchberg und 1799 über eine Erbtochter an Nassau-Weilburg. Um 1800 umfasste die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende Grafschaft S. zusammen mit Sayn-Altenkirchen ein Gebiet von 5 Quadratmeilen und hatte 12000 Einwohner. Das Gebiet von S. enthielt die Stadt Hachenburg, die Vogtei Roßbach (Rossbach, Rosbach), die Kirchspiele Alpenrod, Kirburg, Altstadt, Birnbach, Kroppach, Flammersfeld, Hamm, Höchstenbach, Schöneberg, den sogenannten Bann Maxsain (Maxsayn), den mit Nassau-Siegen gemeinschaftlichen Grund Burbach (Freier Grund, Hickengrund) und die Zisterzienserabtei Marienstatt. Über Nassau kam Hachenburg 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 346f.; Zeumer 554 II b 63, 2; Wallner 703 WestfälRK 28 b; Söhngen, W., Geschichte der Stadt Hachenburg, 1914; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; 650 Jahre Stadt Hachenburg, Festschrift 1964; Müller, M., Gemeinden und Staat in der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg 1652-1799, 2005. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Sayn-Vallendar (Herren). 1052 gab Kaiser Heinrich III. seinen Königshof im 836 bereits erwähnten Vallendar bei Koblenz an das Stift Sankt Simon und Judas in Goslar. 1232 erlangte Graf Heinrich von Sayn Gerichtsbarkeit und Hoheit im Dorf Vallendar. Bei der Teilung der Saynschen Güter 1294 kam die Herrschaft Vallendar an Graf Engelbert. Dessen Enkel erhielt durch Heirat (vor 1345) der Erbtochter der Grafen von Wittgenstein diese Grafschaft. 1374 übertrug Graf Johann von Sayn die Lehnsrechte über Vallendar an das Erzstift Trier, das 1392 drei Viertel der Herrschaft käuflich erwarb, 1441 aber ein Viertel wieder zurückverkaufte. 1681 gewann das Erzstift Trier in einem Vergleich nach langwierigem Prozess vor dem Reichskammergericht die Landeshoheit über die ganze Herrschaft und belehnte die Grafen mit der Hälfte der Herrschaft, die es 1767 aber käuflich wieder erwarb. Über Nassau und Preußen (1866) kam Vallendar 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Schleiden (Herren, Grafschaft). 1121 wird die Burg S. der Edelherren von Blankenheim in der nördlichen Eifel erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich seit 1115 bzw. 1140 Herren von S., die von den Herren von Blankenheim abstammten, in der Mitte des 13. Jahrhunderts die Herrschaft Jünkerath durch Heirat erlangten und 1271 die Grafen von Luxemburg als Lehnsherren anerkannten. 1435 starb die Familie im Mannesstamm aus. Die Töchter des letzten Herren von S. waren mit Grafen von Nassau-Diez bzw. von Manderscheid verheiratet. S. kam 1435 über eine Erbtochter an die Herren von Manderscheid, 1488 an die Linie Manderscheid-Schleiden, die 1487 durch Heirat Kronenburg und Neuerburg, 1525 Kerpen und 1545 durch Erbfall die Grafschaft Virneburg (bis 1600/15/23) erwarb und am Ende des 16. Jahrhunderts die Reformation einführte. 1593 kam S. an die verschwägerten Grafen von der Mark (1602 Reichsgrafschaft mit Sitz und Stimme im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis sowie später im westfälischen Reichsgrafenkollegium), wobei 1610 Luxemburg die Lehnshoheit gewann, sowie 1773 bis 1794 durch weibliche Erbfolge an die Herzöge von Arenberg. 1794 wurde es wie schon von 1682 bis 1697 von Frankreich besetzt. 1814 kam es mit 5 Quadratmeilen Gebiet an Preußen (Rheinprovinz), 1946 S. an Nordrhein-Westfalen. S. a. Manderscheid-Schleiden.
L.: Wolff 368; Zeumer 554 II b 63, 28; Wallner 704 WestfälRK 30; Virmond, Geschichte des Kreises Schleiden, 1898; Janssen, J., Das mittelalterliche Schleiden, 1927; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter 3, 1936; Neu, H., Der Kreis Schleiden, 1951; Heimatchronik des Kreises Schleiden, bearb. v. Neu, H. u. a., 1954; Schüttler, A., Der Landkreis Schleiden und seine geographische Struktur, Berichte zur deutschen Landeskunde 19 (1957), 111; Guthausen, K., Die Siedlungsnamen des Kreises Schleiden, 1967; Schleiden. Geschichte - Sehenswürdigkeiten - Landschaft, 1981. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Schmalkalden (Herrschaft). S. (Smalacalta) an der Schmalkalde in Thüringen wird 874 anlässlich der Übertragung an das Kloster Fulda erstmals erwähnt. 1057 gehörte es zum Hochstift Würzburg, um 1100 den ludowingischen Landgrafen von Thüringen. 1247 fiel es bei deren Aussterben in weiblicher Erbfolge an die Grafen von Henneberg (Henneberg-Schmalkalden)und von dort vorübergehend (1291-1311/1317) an die Markgrafen von Brandenburg. 1353 gelangte es infolge einer Heirat über eine hennebergische Erbtochter an die Burggrafen von Nürnberg, wurde aber 1360 von Elisabeth von Henneberg und dem Landgrafen von Hessen je zur Hälfte zurückgekauft. 1544 wurde die Reformation in der in real nicht geteiltem Gesamteigentum stehenden Herrschaft eingeführt. 1583/1619 fiel beim Aussterben der Grafen von Henneberg auf Grund eines Erbvertrages die zweite Hälfte gegen den Widerstand wettinischer Miterben an Hessen-Kassel. Von 1627 bis 1648 gehörte S. zu Hessen-Darmstadt. 1866 wurde es mit Hessen-Kassel (Kurhessen)Teil Preußens (1867 Regierungsbezirk Kassel). Am 1. 4. 1944 wurde es zum 1. 7. 1944 dem Regierungsbezirk Erfurt eingegliedert und mit diesem dem Reichsstatthalter in Thüringen unterstellt. Nach der Kapitulation am 8. 5. 1945 kam es zu Thüringen und damit zur sowjetischen Besatzungszone. Am 25. 7. 1952 ging Thüringen in der 1949 gegründeten Deutschen Demokratischen Republik auf (str.), wurde aber am 3. 10. 1990 wieder begründet.
L.: Wolff 115; Wagner, J., Geschichte der Stadt und Herrschaft Schmalkalden, 1849; Geisthirt, J., Historia Schmalcaldica, 1881ff.; Lohse, H., Schmalkalden. Die historische Konventsstadt, 1927; Heinemeyer, K., Schmalkalden, LexMA 7 1995, 1501. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Schöller (Herrschaft). S. bei Düsseldorf erscheint erstmals 1182 (Schonlare) in einer Urkunde des Stifts Sankt Gereon in Köln. Über die Erbtochter Wolfgang Wilhelms von S. kam es um 1700 an die Grafen von Schaesberg. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft S. über das Herzogtum Berg der Pfalz zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1946 gelangte S. über Preußen zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 324; Schoeller, A., Geschichte der Familie Schöller, 1894; Schoeller, H., Beiträge zur Geschichte der Familie Schöller, 1910. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Sizilien (Insel). Die bis 241 v. Chr von den Puniern an die Römer gelangte, seit 664/827/902 von Arabern beherrschte Mittelmeerinsel S. (25426 Quadratkilometer) wurde 1061/1072 (Palermo) von den Normannen erobert und seit 1130 als Königreich bezeichnet. Durch die Heirat König Heinrichs VI. mit der normannischen Erbtochter Konstanze (1186) trat das Königreich (Neapel mit) S. in Verbindung zum Reich, fiel aber 1268 mit dem Aussterben der Staufer an Karl von Anjou, 1282 an Peter III. von Aragon, den Schwiegersohn des Staufers Manfred. Am Ende des Mittelalters wurde S. eine Provinz des Königreichs Spanien. 1714 gelangte S. an (den Urenkel Philipps II. von Spanien, Viktor Amadeus II. von Savoyen-)Piemont. Von 1719/1720 bis 1735 gehörte es auf Grund eines Ländertausches (gegen Sardinien) zu Österreich, kam dann aber durch Ländertausch an das Königreich Neapel und auf Grund einer Volksabstimmung vom 21. 10. 1860 an das Königreich Sardinien bzw. das 1861 neu entstandene Italien.
L.: Schillmann, F., Sizilien, Geschichte und Kultur, 1935; Pispisa, E., Regnum Siciliae, 1988; Finley, M./Mack Smith, D./Duggan, C., Geschichte Siziliens und der Sizilianer, 1989; Takayama, H., The Administration, 1993; Rill, B., Sizilien im Mittelalter, 1995; Wirth, G. u. a., Sizilien, LexMA 7 1995, 1950ff.; Mirto, C., Il regno dell’isola di Sicilia e delle isole adiacenti, 2000; Cuozzo, E., La cavalleria nel regno normanno di Sicilia, 2002; Becker, J., Graf Roger I. von Sizilien, 2008; Tocco, F., Il regno di Sicilia tra Angioini e Aragonensi, 2008. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Sponheim (Grafschaft). 1044 erscheinen erstmals Grafen von S. (ursprünglich Spanheim), die sich seit der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts nach der Burg S. westlich (Bad) Kreuznachs benannten und vermutlich mit den karolingischen Hererichen und den Saliern verwandt waren. Sie bauten im 12. Jahrhundert zwischen Nahe und Mosel ein ansehnliches Herrschaftsgebiet auf (u. a. seit Anfang des 12. Jhs. Kreuznach). Graf Meginhard (um 1118-1155) erbte infolge Heirats mit Mechthild von Mörsberg die halbe Grafschaft Nellenburg bei Schaffhausen mit Erbgütern der Grafen von Bar und der einstigen Herzöge von Lothringen. 1223/1233 (vor 1237) wurde (bis auf die Burgen Sponheim und Dill) die Grafschaft nach dem Tod des mit der Erbtochter (Adelheid) der Grafen von Sayn verheirateten Grafen Gottfried III. (1218) geteilt. Der älteste Sohn Johann I. erhielt die Hintere Grafschaft S. (Sponheim-Starkenburg, Güter an der Mosel und Birkenfeld, Sitz in Starkenburg an der Mosel, später Grevenburg an der Mosel). Der zweite Sohn Heinrich, der über seine Frau Agnes von Heinsberg die Herrschaft Heinsberg erhielt, begründete die Geschlechter der Herren von Heinsberg, Grafen von Looz bzw. Loon und Blankenheim (bis 1469) und der Herren von Löwenburg im Siebengebirge (bis zum Ende des 14. Jahrhunderts). Der jüngste Sohn Simon erhielt die Vordere Grafschaft S. um Kreuznach. Simons Sohn Heinrich erwarb durch Heirat die Güter der Herren von Bolanden um Kirchheim und Dannenfels am Donnersberg (Kirchheim[bolanden], Seitenlinie bis 1397) und verkaufte Böckelheim (Schlossböckelheim) an das Erzstift Mainz. Außerdem erwarben die Grafen von Sponheim-Kreuznach 1348 durch Heirat die Herrschaft Vianden. 1414 starb die Linie Vordere Grafschaft aus. Die Vordere Grafschaft S. gelangte zu vier Fünfteln an die Hintere Grafschaft S., zu einem Fünftel an die Pfalz. Beim Erlöschen der Linie Hintere Grafschaft 1437 teilten sich nach einem Vertrag von 1425 die Grafen von Veldenz und die Markgrafen von Baden in die Güter, doch blieb das Erbe real ungeteilt. Veldenz wurde 1444 von Pfalz-Zweibrücken beerbt, das 1559 auch den Anteil der Pfalz an der Vorderen Grafschaft erhielt. 1707 wurde die Vordere, 1776 die Hintere Grafschaft S. zwischen Pfalz-Zweibrücken und Baden real geteilt. S. zählte zum oberrheinischen Reichskreis. --- Mit den Grafen von S. verwandt waren die Spanheimer, die um 1020 über die Erbtochter der Sighardinger Lavant (Lavanttal) und andere Güter in Kärnten erheirateten und zeitweise als Herzöge von Kärnten wirkten, und deren Seitenlinie, die zur Zeit der salischen Könige bzw. Kaiser (Heinrich IV. und Heinrich V.) aus Kärnten nach Bayern gekommenen Grafen von Ortenburg. Die herzogliche Linie erlosch 1279, die der Grafen von Lebenau 1229, die der Grafen von (Ortenburg-)Kraiburg 1248.
L.: Wolff 166, 259; Wallner 696 OberrheinRK 15, 17; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B3; Lehmann, J., Die Grafschaft und die Grafen von Spanheim, 1869; Fabricius, W., Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 6 1914; Dotzauer, W., Die Vordere Grafschaft Sponheim als pfälzisch-badisches Kondominium 1437-1707/08, 1963 (Diss. phil. Mainz 1962); Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990, 81ff.; Mötsch, J., Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 1065-1437, T. 1 1987; Mötsch, J., Genealogie der Grafen von Sponheim, Jb. f. westdeutsche LG. 13 (1987); Dopsch, H., Spanheimer, LexMA 7 1995, 2076; Dotzauer, W., Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 482. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Steinfurt (Herrschaft, Grafschaft). Nach der 1129 erwähnten Burg S. (Stenvorde, Burgsteinfurt) an der Aa im Norden der Münsterschen Bucht nannten sich Edelherren von S., die eine aus Grundrechten, Vogteirechten und Gerichtsrechten bestehende Herrschaft aufbauten (Kirchspiel Steinfurt, Vogtei über Borghorst ab 1270, Freigrafschaft Laer, Amt Rüschau ab 1279, Gronau 1365). 1357 wurde Laer an das Reich aufgetragen. Nach dem Aussterben der Herren fiel die Herrschaft S. über die Erbtochter 1421 an Everwin von Götterswick, der im gleichen Jahr die Grafschaft Bentheim erbte, und damit an die Grafen von Bentheim. 1454 wurden Bentheim und S. in zwei Linien verselbständigt. 1495 wurde S. zum Schutz vor dem Hochstift Münster dem Reich als Lehen aufgetragen und zur Reichsgrafschaft erhoben. Sie zählte, vermindert um das im 16. Jahrhundert an das Hochstift Münster gelangte Amt Rüschau, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium. 1716 wurde sie nach einem 1547 eingeleiteten Prozess auf Stadt und Kirchspiel Burgsteinfurt beschränkt. 1804 wurde Bentheim durch die Linie S. (Bentheim-Steinfurt) wieder mit ihr vereinigt. 1806 kam sie mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet zum Großherzogtum Berg, 1811 an Frankreich, 1815 an Preußen. 1946 gelangte Burgsteinfurt an Nordrhein-Westfalen. S. Bentheim-Steinfurt.
L.: Wolff 312, 351f.; Wallner 704 WestfälRK 41; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die Territorien des Reichs 3, 182; Castelle, F., Unse stat to Stenvorde, 1947; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1981, 171; Steinfurt. Bibliographie, hg. v. Pries, H., 1989; Hemann, F., Steinfurt, LexMA 8 1996, 99. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Stühlingen (Herren, Landgrafschaft). S. bei Waldshut wird 1093 erstmals erwähnt (Stulinga). Die nach der Burg S. benannte Herrschaft der Herren bzw. Grafen von S. kam mit der Burg um 1150 an die Herren von Küssaberg, nach deren Aussterben (1250) 1251 erbweise als Lehen des Bischofs von Konstanz an die Herren von Lupfen, welche die Burg Hohenlupfen nannten. 1261 erscheint eine Grafschaft S. Seit 1296 war S. Hauptort der seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert so bezeichneten Landgrafschaft S., in der 1524 der Bauernkrieg begann. 1582 fiel die Landgrafschaft, die Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium und beim schwäbischen Reichskreis hatte, an die Marschälle von Pappenheim und 1639 über die Erbtochter des letzten Pappenheim aus der Linie S. zusammen mit der Herrschaft Hewen an die Grafen von Fürstenberg. 1805 kam sie mit 6 Quadratmeilen bzw. 330 Quadratkilometern Gebiet, das die eigentliche Landgrafschaft S. mit Stadt und Schloss S. und die Herrschaft Hewen mit dem Schloss Hohenhewen und Engen umfasste, an Baden und damit 1951/1952 das Gebiet an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 173; Wallner 686 SchwäbRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Brandeck, H., Geschichte der Stadt und der ehemaligen Landgrafschaft Stühlingen, 1927; Lorenz, S., Stühlingen, LexMA 8 1996, 257f. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Sulz (Grafen). Das nach einer Salzquelle benannte S. am Neckar wurde 790 in einer Gabe an Sankt Gallen erstmals erwähnt. 1095 wurden Grafen von S. genannt, die auf der Burg Albeck oberhalb Sulzs saßen, die 1688 zerstört wurde. Sie verloren rasch einen großen Teil ihrer Güter. 1408 erwarb Graf Rudolf von S. als Schwiegersohn des letzten Grafen von Habsburg-Laufenburg die Landgrafschaft im Klettgau an der unteren Wutach. 1482/1497 erlangten die Grafen vom Hochstift Konstanz Schloss und Stadt Tiengen und die Küssaburg, 1510 durch Kauf die Herrschaften Vaduz, Schellenberg und Blumenegg. 1687 fiel die aus den Ämtern Jestetten und Tiengen bestehende Landgrafschaft über die Erbtochter an die Fürsten von Schwarzenberg, 1805/1806 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. selbst stand schon 1251 infolge Erbanfalls den Herren von Geroldseck zu, von denen es bis 1473 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 161; Zeumer 553 II b 61, 7; Schöpfer, K., Solbad und Luftkurort Sulz im württembergischen Schwarzwald, 1928; Schäfer, V., Die Grafen von Sulz, Diss. phil. Tübingen 1969; Sulz, 1984; Eberl, I., Sulz, LexMA 8 1996, 304. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Sulzberg (Herrschaft). 1059 erscheint erstmals der S. (Sulceberch) südlich von Kempten als Grenzmarke zwischen Hochstift Augsburg und Kloster Kempten. Die Herrschaft S. hatten als Lehen Kemptens von 1176 bis 1358 Herren von S. inne, denen über die Erbtochter die Herren von Schellenberg folgten. Bei der Erbteilung von 1381 wurde S. Sitz einer eigenen Linie. In dieser kam sie 1525 an Veronika von Schellenberg, die sie an ihren Bruder verkaufte. Dieser veräußerte die zum schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft 1526 an die Abtei Kempten, über die S. 1802/1803 an Bayern gelangte.
L.: Wolff 158; Wallner 685 SchwäbRK 7; Hölzle, Beiwort 80; Becherer, J., Chronik der Marktgemeinde Sulzberg, 1931. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Tecklenburg (Grafschaft). Die Burg T. südwestlich Osnabrücks im westlichen Teutoburger Wald wurde um 1100 vermutlich von den Grafen von Zutphen erbaut. 1129 ist der vielleicht aus dem Mittelrheingebiet stammende, aus der Familie der die Grafen von Zutphen beerbenden Grafen von Saarbrücken kommende Graf Ekbert bzw. Egbert, 1184 der Name T. bezeugt. 1184 wurde die Burg T. an das Erzstift Köln verkauft und als Lehen zurückgenommen. Obwohl 1173 die Vogtei über das Hochstift Münster und 1236 die seit etwa 1180 gehaltene Vogtei über das Hochstift Osnabrück aufgegeben werden mussten, gewannen die Grafen eine ansehnliche Herrschaft zwischen Hunte und Ems (1189 Ibbenbüren). 1248 wurden Güter um Vechta und im Emsland an das Hochstift Münster verkauft. 1263 starben die ekbertinischen Grafen von T. aus. Ihre Güter fielen über eine Erbtochter (Heilwig) an die jüngere Linie der Grafen von Holland, die sich seit dem Erwerb der Obergrafschaft Bentheim 1154/1165 Grafen von Bentheim nannte und vor 1309 das Recht ihrer Dienstmannen besonders aufzeichnete. 1327/1328 kam T. an die landfremden verwandten Grafen von Schwerin, die (zwischen 1343 und) 1358 Schwerin an Mecklenburg verkauften und den Namen T. fortführten. Um 1375 umfasste das Herrschaftsgebiet neben der an der oberen Ems gesondert liegenden, 1365 erworbenen Grafschaft Rheda südwestlich Bielefelds einen breiten Streifen auf dem rechten Emsufer zwischen Münster und Lingen und Gebiete des südlichen Oldenburg mit Cloppenburg, Friesoythe einschließlich des Saterlandes und des Hümmlings. 1385 wurde Iburg gewonnen. Um 1400 verlor T. in Auseinandersetzungen mit den Hochstiften Münster und Osnabrück und dem Erzstift Köln mit Cloppenburg, Friesoythe und Bevergern bei Rheine etwa die Hälfte seines Gebiets an Münster und wurde auf zwei nur durch einen schmalen Landstreifen verbundene Teile um Lingen und um T. beschränkt. 1493 wurde in T. (mit Rheda) und Lingen geteilt. 1548 wurde wegen der Zugehörigkeit des letzten Grafen der Schweriner Linie zum Schmalkaldischen Bund Lingen entzogen und an Kaiser Karl V. als Herzog von Geldern gegeben (1632/1633 an Oranien, 1702 an Brandenburg). 1557 kam das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende T. (mit Rheda) über eine Erbtochter wieder an Bentheim. Dieses wurde 1606/1610 in die Linien Bentheim-Tecklenburg mit T., Rheda und Limburg (Hohenlimburg) und Bentheim und Steinfurt geteilt. 1696 kam es zur Wiederaufnahme von bereits 1576 vor dem Reichskammergericht begonnenen Erbstreitigkeiten mit den Grafen von Solms-Braunfels, die durch Urteil den größten Teil der Grafschaft T. erhielten. 1707/1729 fiel das zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende T. (Bentheim-Tecklenburg) unter Abfindung der Grafen von Solms-Braunfels und der Grafen von Bentheim-Tecklenburg, denen die Herrschaft Rheda verblieb, an Preußen. 1807/1808 kam T., das mit der Reichsgrafschaft Lingen ein Gebiet von 14 Quadratmeilen mit 45000 Einwohnern umfasste (die Städte T., Lengerich und Kappeln (Westerkappeln) und die Kirchspiele Lengerich, Kappeln (Westerkappeln), Lienen [Linen], Ladbergen, Wersen, Lotte, Leeden, Ledde und Schale), zum Großherzogtum Berg, 1810-1813 zu Frankreich. Danach fiel es mit der Obergrafschaft Lingen an Preußen (Provinz Westfalen) zurück und damit 1946 an Nordrhein-Westfalen. Die Niedergrafschaft Lingen gelangte über Hannover 1866 an Preußen (Provinz Hannover) und damit 1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 352f.; Zeumer 554 II b 63, 3; Wallner 703 WestfälRK 16; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D2, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die Territorien des Reichs 3, 182; Holsche, A. K., Historisch-topographisch-statistische Beschreibung der Grafschaft Tecklenburg, 1788; Reismann-Grone, T., Geschichte der Grafschaft Tecklenburg bis zum Untergang der Egbertiner 1263, 1894; Fressel, R., Das Ministerialenrecht der Grafen von Tecklenburg, Diss. jur. Münster 1907; Gertzen, B., Die alte Grafschaft Tecklenburg 1400, 1939 (Diss. phil. Münster); Hunsche, F., 250 Jahre Landkreis Tecklenburg, 1957; Hillebrand, W., Besitz- und Standesverhältnisse des Osnabrücker Adels, 1961; Gladen, A., Der Kreis Tecklenburg an der Schwelle des Zeitalters der Industrialisierung, 1970; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G. 1980, 169; Köln Westfalen 1180-1980, 1980; Mersiowsky, M., Tecklenburg, LexMA 8 1996, 518; 850 Jahre Ibbenbüren, 1996; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 198 (mit genealogischer Übersicht). (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Thüringen (Landgrafschaft, Land, Freistaat). Das Gebiet zwischen Harz, Thüringer Wald, (Unstrut,) Werra und Saale wurde in der Nachfolge anderer germanischer Völkerschaften im 5. Jahrhundert n. Chr. von den vielleicht im Namen an die Hermunduren anknüpfenden Thüringern eingenommen, die erstmals im letzten Drittel des 4. Jahrhunderts (um 400 bei Vegetius) als (von Grahn-Hoek auf die gotischen Terwinger zurückgeführte) Toringi erscheinen. Ihr sich noch darüberhinaus erstreckendes Reich zwischen Donau, Main, Werra und Elbe wurde 531/533/534 von den Franken und Sachsen vernichtet und seine Angehörigen unter fränkische Herrschaft gebracht (634-717/719 Herzogtum) und christianisiert. Die Klöster Fulda und Hersfeld sowie das Erzstift Mainz (Erfurt) erwarben umfangreiche Güter. Mit dem Übergang des deutschen Königtums auf die sächsischen Liudolfinger und der Bildung weiter östlich liegender Marken wurde T. vom Grenzland zu einem Kerngebiet des Reiches mit Pfalzen in Nordhausen, Merseburg, Arnstadt, Ohrdruf, Wechmar, Heiligenstadt, Mühlhausen?, Gebesee, Saalfeld, Dornburg, Kirchberg (bei Jena), Erfurt, Tilleda, Wallhausen und Allstedt. Unter den gräflichen Geschlechtern gewannen die aus einer Seitenlinie der Grafen von Rieneck in Mainfranken stammenden, auf der 1044 erbauten Schauenburg bei Friedrichroda ansässigen, am Pass der Hohen Sonne des Thüringerwaldes sowie um Sangerhausen begüterten Ludowinger (1039 Ludwig der Bärtige) die Vorherrschaft und wurden von König Lothar III. um 1130 (1130/1131) mit dem Titel Landgrafen ausgezeichnet. 1122/1137 erlangten sie aus der Heirat mit der Erbtochter (Hedwig) der Gisonen (Grafen von Gudensberg) Güter in Hessen um Marburg und Gudensberg südwestlich von Kassel. 1180 erwarben sie beim Sturz Heinrichs des Löwen zu ihren thüringischen und hessischen Gütern die Pfalzgrafschaft Sachsen (Hosgau bzw. Hassegau) als Reichslehen und Güter an der Werra, oberen Weser und Leine (bis 1247). Sie erbauten schon vor 1080 auf fuldisch-hersfeldischem Gut die Wartburg, später die Neuenburg (Neuburg) an der unteren Unstrut, die Runneburg (Weißensee) und die Marburg an der Lahn, doch gelang ihnen die Zusammenfassung ihrer Güter nicht. 1247 starben sie mit Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. T. fiel (endgültig 1263/1264) über eine Schwester Heinrich Raspes auf Grund einer Eventualbelehnung von 1243 an die in weiblicher Linie mit den Ludowingern verwandten wettinischen Markgrafen von Meißen, Hessen über eine Erbtochter (Sophie) an die Grafen von Brabant (Landgrafen von Hessen), womit einerseits die Trennung von Thüringen und Hessen und andererseits die Aufgabe der selbständigen Einheit T. eingeleitet wurde. 1265 überließ der Wettiner Heinrich der Erlauchte T. an seinen Sohn Albrecht den Entarteten. 1293/1294 verkaufte Markgraf Albrecht der Entartete von Meißen T. an König Adolf von Nassau, doch konnten die Markgrafen von Meißen 1307 in der Schlacht bei Lucka die Mark Meißen und T. zurückgewinnen. Seitdem erweiterten sie ihre Herrschaft in T. zu Lasten der Grafen und des Reichs (Vogtei über die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, Erwerb der Herrschaft Coburg 1347/1353 sowie von fünf hennebergischen Ämtern mit Hildburghausen 1374 und des Pleißenlandes mit Altenburg 1310/1372/1373), doch blieben die Herrschaftsgebiete von Schwarzburg, Henneberg, Gleichen und Reuß (Vögte von Weida, Gera und Plauen), Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen sowie die Güter des Deutschen Ordens bestehen. Dementsprechend hatten die Markgrafen von Meißen, die von 1379 bis 1440 einen eigenen landgräflich-thüringischen Zweig abteilten, im Norden einen langen Streifen von der Elster über Weißenfels und Freyburg bis Langensalza, weiter ein Gebiet um Eisenach, Salzungen, Gotha und Zella-Mehlis und schließlich fast den gesamten Süden des Landes. 1423 gewann die Meißener Linie der Wettiner das Herzogtum Sachsen-Wittenberg und die damit verbundene Kurfürstenwürde. Seitdem nannten sich alle Wettiner Herzöge (von Sachsen), wie dies auch Herzog Wilhelm tat, unter dem T. nochmals von 1445 bis 1482 eigenständig wurde. 1485 teilte das Haus Wettin in die Kurlinie der Ernestiner, die das südliche Gebiet zwischen Eisenach, Sonnewalde, Zwickau, Coburg und Wittenberg bzw. Buttstädt erhielt, und die Linie der Albertiner, an die das nördliche Gebiet von Groitzsch bis Treffurt (Weißensee, Freyburg, Sangerhausen, Langensalza, Tennstedt, Thamsbrück, Laucha, Nebra) fiel. 1547 verlor die ernestinische Linie die Kurwürde an die albertinische Linie und wurde auf das inzwischen zur Reformation übergetretene Gebiet von T. beschränkt, für das sie 1548 die Universität Jena gründete. Seit 1572 wurde T. bzw. Sachsen immer weiter aufgeteilt und zersplitterte allmählich vollständig. Nach dem Aussterben der verschuldeten Grafen von Henneberg verwalteten die Albertiner und Ernestiner deren Gebiete zunächst gemeinsam, teilten sie aber 1660 auf. Von 1657 bis 1746 bildete der sog. Thüringer Kreis um Weißenfels den Hauptbestandteil von Sachsen-Weißenfels, von 1657 bis 1718 das 1564 gewonnene Hochstift Naumburg mit den ehemals hennebergischen Gütern (Schleusingen, Suhl) den Hauptbestandteil von Sachsen-Zeitz. Am Ende des 17. Jahrhunderts bestanden im Rahmen des obersächsischen Reichskreises zehn Linien der Ernestiner, neun der Reuß und drei der Schwarzburg in T. Außerdem hatte das Erzstift Mainz die Herrschaft über Erfurt und einen Teil des Eichsfeldes gewonnen und war Brandenburg mit dem Saalkreis nach T. vorgedrungen. 1803 fielen Erfurt, das Eichsfeld, Nordhausen und Mühlhausen, 1806 die albertinischen Teile an Preußen. 1807 verlor Preußen alle linkselbischen Gebiete. Von 1807 bis 1813 gehörten Mühlhausen, Nordhausen und das Eichsfeld zum Königreich Westphalen, Erfurt mit seinem Gebiet zu Frankreich. 1815 erlangte Preußen die verlorenen Gebiete zurück und gewann die albertinischen Teile Thüringens, die es 1816 auf die Bezirke der Regierung in Thüringen zu Erfurt (Weißensee, Langensalza, Tennstedt) und der Regierung des Herzogtums Sachsen zu Merseburg (Weißenfels, Freyburg, Eckartsberga, Heldrungen, Sachsenburg, Sittichenbach, Wendelstein, Sangerhausen) aufteilte (1. 4. 1816 preußische Provinz Sachsen mit Herzogtum Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Nordhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt, Wittenberg, Torgau, Merseburg, Naumburg-Zeitz, Stolberg, Querfurt, Barby, Ziegenrück, Schleusingen, Heringen, Kelbra, Hauptstadt Magdeburg, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in Merseburg, Gliederung in die Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt). Insgesamt bestanden 1815 im thüringischen Raum neben umfangreichen Gütern Preußens und Exklaven und Enklaven die zwölf kleinen Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie zu Gera (Reuß-Gera), Ebersdorf (Reuß-Ebersdorf), Schleiz (Reuß-Schleiz) und Lobenstein (Reuß-Lobenstein). Am 13. 11. 1826 erfolgte, nachdem Sachsen-Weimar-Eisenach bereits 1815 zum Großherzogtum erhoben worden war (seit 1877 Großherzogtum Sachsen), durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von Sachsen die Neugliederung in die sächsischen Herzogtümer Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg sowie Sachsen-Coburg und Gotha. Nach Abdankung der Fürsten im November 1918 entstanden acht Freistaaten (vier der Ernestiner, zwei der Schwarzburg, zwei der Reuß). Sie schlossen sich mit Ausnahme Coburgs, das zu Bayern kam, am 30. 4./1. 5. 1920 entgegen den Wünschen Preußens zum Land T. mit der Hauptstadt Weimar zusammen, das sich am 11. 2. 1921 eine Verfassung gab. Der Name T. begann nunmehr über das ursprüngliche Gebiet zwischen Werra, Saale, Harz und Thüringer Wald hinaus Gebiete östlich der Saale und südlich des Thüringer Waldes zu umfassen (Herrschaftsgebiete der ernestinischen Wettiner). 1933 wurde die Landesregierung einem Reichsstatthalter unterstellt. Am 1. 7. 1944 wurde der bisher zur Provinz Hessen-Nassau (Preußens) gehörige Kreis Schmalkalden in den Regierungsbezirk Erfurt umgegliedert und der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. In diesem Umfang fiel T. im April 1945 unter amerikanische, am 1. 7. 1945 unter sowjetische Besatzungsverwaltung. Am 17. 9. 1945 kamen auf Grund des sog. Wanfrieder Abkommens zur Sicherung von Transporten auf der Eisenbahnlinie Göttingen-Bebra die hessischen Dörfer Sickenberg, Asbach, Vatterode, Weidenbach und Hennigerode östlich der Bahnlinie an die sowjetische Besatzungszone (Thüringen), Werleshausen und Neuseesen westlich der Bahnlinie samt einem östlich der Bahnlinie verlaufenden Geländestreifen an die amerikanische Besatzungszone (Hessen). Am 20. 12. 1946 erhielt T. eine Verfassung. 1948 wurde der Regierungssitz von Weimar nach Erfurt verlegt. Von 1949 bis 1990 war T. Teil der Deutschen Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 ging es in den Bezirken Erfurt, Gera und Suhl auf (str.), wurde aber am 3. 10. 1990 (mit rund 2700000 Einwohnern) wiederhergestellt (einschließlich der Kreise Altenburg, Artern und Schmölln). Hauptstadt wurde Erfurt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) F3; Eberhardt, H., Thüringen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 8; Thüringische Geschichtsquellen, Bd. 1ff. 1854ff.; Cassel, P., Thüringische Ortsnamen, 1856 und 1858, Neudruck 1983; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von Sachsen und Thüringen, 1861f.; Werneburg, A., Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens, 1884, Neudruck 1983; Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae, bearb. v. Dobenecker, O., Bd. 1ff. 1896ff.; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Oeder und Thüringen, Beitr. Thür.-sächs. Gesch., FS O. Dobenecker, 1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische Geschichte, 1931; Kaiser, E., Landeskunde von Thüringen, 1933; Pasold, A., Geschichte der reußischen Landesteilungen von der Mitte des 16. Jh. bis zur Einführung der Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Mentz, G., Ein Jahrhundert thüringischer Geschichtsforschung, 1937; Maschke, E., Thüringen in der Reichsgeschichte, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u. Altertumskunde 32 (1937); Lauter, K., Die Entstehung der Exklave Ostheim vor der Rhön, 1941; Lehmann, J., Beiträge zu einer Geschichte der thüringischen Kartographie bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, Diss. Greifswald 1932, und Jb. der Kartographie 1941 (1942); Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August, O., Teil 1ff. 2. A. 1959ff.; Koerner, F., Die Lage und die Besitzstetigkeit der Machtkerne in Thüringen während des ausgehenden Mittelalters, 1960; Patze, H., Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen, 1962; Patze, H., Bibliographie zur thüringischen Geschichte, Bd. 1f. 1965ff.; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Handbuch der historischen Stätten: Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968; Klein, T., Thüringen, 1983; Geschichte Thüringens. Politische Geschichte der Neuzeit, hg. v. Patze, H., 1984; Hess, U., Geschichte Thüringens 1866-1914, hg. v. Wahl, V., 1991; Historische Landeskunde Mitteldeutschlands – Thüringen, hg. v. Heckmann, H., 3. A. 1991; Bühner, P., Kurzer Abriss über die Geschichte des albertinischen Thüringen, Mühlhäuser Beiträge 14 (1991), 31; Petersohn, J., De ortu principum Thuringie, DA 48 (1992), 585; Hessen und Thüringen, 1992; Hess, U., Geschiche der Behördenorganisation der thüringischen Staaten, 1993; Kleinstaaten und Kultur in Thüringen, hg. v. John, J., 1994; Werner, M., Thüringen, LexMA 8 1996, 747ff.; Schildt, B., Bauer – Gemeinde – Nachbarschaft, 1996; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997, Thüringen-Handbuch, hg. v. Post, B. u. a., 1999; Grahn-Hoek, H., Stamm und Reich der frühen Thüringer, Zs. d. Ver. f. thür. Geschichte 56 (2002), 7; Müller, C., Landgräfliche Städte in Thüringen, 2003; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2005; Hoffmann, R., Die Domänenfrage in Thüringen, 2006; Landstände in Thüringen, hg, v. Thüringer Landtag, 2008; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2008 (Herren von Heldrungen, Grafen von Buch, Grafen von Wartburg-Brandenburg)Fleischhauer, M., Der NS-Gau Thüringen 1939-1945, 2009; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 125ff. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Varel (Häuptlinge, Herrschaft). 1124 wird V. am Jadebusen erstmals erwähnt. Es war Hauptort des friesischen Rüstringer Landesviertels Bovenjadingen, später selbständiger Häuptlingssitz. 1386 unterwarf sich V. den Grafen von Oldenburg. Bis 1465 konnte es eine gewisse Selbständigkeit wahren. Von 1577 bis 1647 kam es an die Linie Delmenhorst. 1651 ließ Graf Anton Günther von Oldenburg seinen unehelichen Sohn Anton zum Freiherren von Aldenburg und edlen Herren von V. erheben. 1663 wurde die edle Herrschaft V. mit Kniphausen zu einem Fideikommiss vereinigt. 1667 wurde Anton von Aldenburg Statthalter Dänemarks in Oldenburg und Delmenhorst, weswegen Dänemark nach seinem Tode von 1680 bis 1693 V. beschlagnahmte. 1693 wurde V., das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählte, der Landeshoheit Oldenburgs unterstellt. 1733 kam V. über die Erbtochter der Grafen von Aldenburg an die Reichsgrafen von Bentinck, 1815 wieder unter die Oberhoheit von Oldenburg und damit 1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 342; Wallner 702 WestfälRK 9; Jürgens, A., Wirtschafts- und Verwaltungsgeschichte der Stadt Varel, 1908; Henk, P., Allgemeine und gemeindepolitische Geschichte der Stadt Varel, 1920; Janssen, W., Burg und Schloss Varel, 1989. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Veldenz (Grafen, Fürstentum). Nach V. bei Bernkastel, einem Lehen des Hochstifts Verdun, nannte sich seit 1115 (1134?) ein um 1113/1134 gegründeter Zweig der Grafen des Nahegaus (bzw. Wildgrafen, Emichonen). Ihm standen die Vogtei über die Güter des Klosters Tholey und als Lehen der Pfalzgrafen bei Rhein die Vogtei über die Güter des Klosters Saint Remi in Reims (Remigiusland bei Kusel) und über das Hochstift Verdun sowie Lehen des Erzstifts Mainz und des Hochstifts Worms zu. Herrschaftsmittelpunkte waren die Burg Lichtenberg bei Kusel und Meisenheim am Glan. Die Grafen von V. starben 1259 im Mannesstamm aus. Die Grafschaft V., die sich bis zu Nahe und Glan erstreckte, fiel durch Heirat der Erbtochter Agnes 1268/1270 gegen Ansprüche der Wildgrafen an die Herren von Geroldseck (Hohengeroldseck) (jüngere, 1343/1377, 1387/1393 mehrfach geteilte und wieder vereinte Linie der Grafen von V.), die ihr Lehen zur Landesherrschaft erweitern und außerdem 1425/1437 noch Anteile an der hinteren Grafschaft Sponheim gewinnen konnten, und 1419/1438/1444 über die Erbtochter Anna an Pfalz-Simmern bzw. 1444/1459 Pfalz-Zweibrücken. Von 1543 bis 1694 bestand die Linie Pfalz-Veldenz, deren Burg V. 1680 von Frankreich, das alte Rechte Verduns aufgriff, zerstört wurde. Die Güter von Pfalz-Veldenz kamen 1733 größtenteils an die Pfalz (Kurpfalz). Um 1800 war das Fürstentum etwa 5 Quadratmeilen groß. Über Bayern kam V. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 246; Wallner 697 OberrheinRK 23; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 38 (1789) B3; Fabricius, W., Die Grafschaft Veldenz, ein Beitrag zur geschichtlichen Landeskunde des ehemaligen Nahegaus, Mitt. d. hist. Ver. d. Pfalz 33 (1913); Pöhlmann, C., Regesten der Lehensurkunden der Grafen von Veldenz, 1928; Hübinger, P., Die weltlichen Beziehungen der Kirche von Verdun zu den Rheinlanden, 1935; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes, Bd. 2 1977, 332; Andermann, K., Veldenz, LexMA 8 1996, 1450; Dotzauer, W., Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Velen (Herren). Im 13. Jahrhundert entstand die Burg V. bei Borken. Den am Ende des 13. Jahrhunderts ausgestorbenen Edelherren von V. folgte eine von Simon von Bermentfelde begründete jüngere Linie, die 1371 V. Münster zu Lehen auftragen musste. Später wurden Papenburg (1630), Ahlde (Ahlen) (1676), Engelrading (1698), Rölinghoff (Röhlinghof) (1729), Botzlar (1739), Barnsfeld und Dücking (1748) erworben. 1756 fiel V. über die Erbtochter an die Landsberg. Mit Münster kam V. 1802/1803 an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Walldürn (Reichsritter). Seit 1172 nannten sich Edelherren nach Dürn. Über eine Erbtochter der Grafen von Lauffen erlangten sie deren Güter, verloren aber danach rasch an Bedeutung und erloschen 1324 im Mannesstamm. Nur im Lehnsverhältnis zu ihnen standen die Ritter von Dürn/Walldürn, die im frühen 16. Jahrhundert zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken zählten. S. a. Dürn, Dürn zu Riedberg.
L.: Pfeiffer 210; Stetten 33; Riedenauer 128. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Weimar (Grafen, Fürstentum, Residenz des Markgrafen von Meißen bzw. des Herzogs von Sachsen). Die Burg W. an der Ilm ist erstmals (899 Viugmara? oder) 975 erwähnt. Sie war Sitz von nach ihr benannten Grafen im Dreieck zwischen Ilm und Saale, die 949 im Thüringgau erschienen, 1043 die Pfalzgrafschaft in Sachsen, 1046 die Mark Meißen und das Osterland erhielten und auch die Markgrafschaft in Krain verwalteten. Sie starben 1112 in männlicher Linie aus. Ihnen folgten über die Erbtochter Adelheid die askanischen Grafen von Orlamünde, die nach 1247 die inzwischen durch Heirat um Güter der Grafen von Andechs erweiterten Güter teilten (osterländische Linie um Orlamünde, thüringische Linie um Weimar, Rudolstadt und Kulmbach) und ihrerseits 1373 ausstarben. Damit kam W. (1346) an das Haus Wettin und wurde 1382 Sitz einer Linie. Seit 1485 gehörte es zur ernestinischen Linie und wurde 1552 wieder Residenz. Das Fürstentum bestand aus Stadt und Amt W., den Ämtern Oberweimar, Kromsdorf (Kramsdorf), Berka an der Ilm, Rossla, Brembach und Hardisleben, Kapellendorf, Heusdorf (Häußdorf), Dornburg, Bürgel und Oldisleben, den adligen Pflegen Denstedt, Schwerstedt, Neumark, Synderstedt, dem Amt Apolda und den Gerichten Buttelstedt, Bösleben (Bößleben), Tannroda, Flurstedt (Fluhrstedt), Graitschen (Groitschen), Wormstedt, Oßmannstedt (Ossmanstedt, Osmanstedt), Guthmannshausen, Stedten, Wallichen (Walichen), Tromlitz und Mechelroda (Michelroda). Um 1775 zählte die Stadt W. etwa 6000 Einwohner. 1920 kam W. zu Thüringen. S. Orlamünde, Sachsen-Weimar, Sachsen-Weimar-Eisenach.
L.: Wolff 396; Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar, FS Dobenecker, O., 1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die Geschichte Thüringens, 1931; Beiträge zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1931ff.; Neue Beiträge zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1f. 1934ff.; Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar und die Grafen von Weimar und Orlamünde, 1939; Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günther, G./Wallraf, L., 2. A. 1976; Bibliographie zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günter, G./Wallraf, L., 1982; Gräbner, K., Die großherzogliche Haupt- und Residenzstadt Weimar, 1988; Pretzsch, A./Hecht, W., Das alte Weimar skizziert und zitiert, 4. A. 1990; Lange, P., Zur Geschichte der Grafschaft Weimar-Orlamünde, (in) Thüringen im Mittelalter, 1995, 183; Bünz, E., Weimar, LexMA 8 1996, 2115f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 615. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Werth, Weerdt (Herrschaft). Um 1300 erhielt Peter von der Lecke vom Bischof von Münster das Haus W. bei Borken sowie einen schmalen Streifen Landes an der Issel für rückständigen Sold als Lehen. 1316 hatte sich das Haus zu einer Burg entwickelt, die 1344 durch Heirat an die Kuilenburg (Kalenburg, Cuylenburg) bzw. Culemborg fiel. 1504 kam W. über eine Erbtochter an die Pallant (Palant), die 1639 ausstarben. Danach fiel die 1567 reformierte Herrschaft an die Grafen von Waldeck und durch Heirat an Sachsen-Hildburghausen, das W. 1709 für 80000 Reichstaler an das Hochstift Münster verkaufte, das die Gegenreformation durchführte. Die Herrschaft W. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Münster zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.Über Preußen (1802/1803) kam es 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Wertheim (Grafschaft). 779/795 erscheint das rechtsmainische Dorf Kreuzwertheim (W.) am Main, das 1009 ein Marktprivileg erhielt. Die in ihrer Herkunft ungewissen, 1132 erstmals bezeugten Grafen von W., die sich (ursprünglich vielleicht nach einer Burg Walm am Untermain? und) seit 1132 nach der linksmainischen Höhenburg W. nannten und nach der Niederlage der Grafen von Henneberg gegen das Hochstift Würzburg von diesem die zuvor in den Händen der Henneberger befindliche Grafschaft als Lehen erhielten, bauten auf Zentrechte und Vogteirechte gegründet eine ansehnliche Herrschaft beiderseits des Mains und an der unteren Tauber auf und legten zwischen 1192 und 1244 die Stadt W. an. 1327 gewannen sie Teile der Herrschaft Breuberg, die 1407 einer 1497 die Hauptlinie beerbenden Nebenlinie zugeteilt wurde. Unter Kaiser Karl IV. nahmen die Grafen 1362 ihre Güter von Böhmen zu Lehen. Unter Graf Georg II. (1521-1530) führten sie die Reformation ein. Nach dem Aussterben des zum fränkischen Reichsgrafenkollegium gehörigen Geschlechts 1556/1574 fielen die Güter zum kleineren Teil an die verwandten Erbach, zum größeren Teil an die verschwägerten Grafen von Stolberg(-Königstein-Rochefort). Über deren jüngste Erbtochter Anna kam die Grafschaft 1598/1600 großenteils an die nach Jahren gemeinsamer Herrschaft (seit 1574) ihre Mitregenten ausschaltenden Grafen von Löwenstein, die sich seitdem Grafen von Löwenstein-Wertheim nannten, aber in schweren Kämpfen mit dem Hochstift Würzburg bis 1670/1667 fast alle wertheimischen Güter außerhalb der Grafschaft verloren. Sie besaßen in der Grafschaft die Stadt W., jeweils einen Teil der Ämter Remlingen und Schwanberg, die Ämter Königheim, Laudenbach, Kleinheubach und die Herrschaft Breuberg. 1806 kam die Grafschaft, die Sitz und Stimme beim fränkischen Reichsgrafenkollegium und beim fränkischen Reichskreis hatte und etwa 12 Quadratmeilen (abzüglich umstrittener Gebiete 5 Quadratmeilen oder 282 Quadratkilometer) und 13739 Einwohner [1803] in der Stadt Wertheim und knapp 30 Dörfern und Flecken umfasste, mit den Gütern links des Mains (W.) an Baden, im Übrigen an das Fürstentum Aschaffenburg, 1810 an das Großherzogtum Frankfurt und 1814 an Bayern. S. a. Löwenstein-Wertheim.
L.: Wolff 121; Zeumer 554 II b 62, 4; Wallner 692 FränkRK 10; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Die Territorien des Reichs 4, 214; Ortmann, W., Die Stadt Wertheim am Main, Diss. Darmstadt, 1950; Mader, K., Entstehung und Entwicklung der Stadt Wertheim, Mainfrk. Jb. 4 (1952); Friese, A., Der Lehenhof der Grafen von Wertheim im späten Mittelalter, Mainfränk. Hefte 21 (1955); Ehmer, H., Wertheim im Großherzogtum Baden, 1979; Ehmer, H., Geschichte der Grafschaft Wertheim, 1989; Wendehorst, A., Wertheim, LexMA 9 1998, 12; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Bachmann, M., Lehenhöfe von Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter. Das Beispiel Rieneck, Wertheim und Castell, 2000; Gläser, S., Die Mediatisierung der Grafschaft Wertheim, 2006; Rückert, P., Stadt - Land - Heimat. Wertheim und seine Grafschaft, Wertheimer Jb. 2006/2007, 17ff. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Westerburg (Herrschaft). 1209 wird W. im Westerwald erstmals genannt. Es war Stammburg der Herren von W. und bereits im 12. Jahrhundert Sitz der Vögte des Stiftes Gemünden. Durch Heirat einer Gräfin von Leiningen erlangte Siegfried von Runkel W. und die Vogtei Gemünden. Eine aus der Stammburg Runkel im 13. Jahrhundert verdrängte Linie, der 1288 W. bestätigt wurde, nannte sich fortan W. Zur Herrschaft W., die im 14. und 15. Jahrhundert durch das Hochstift Trier und die Grafen von Nassau und Katzenelnbogen bedrängt wurde, kam 1467 über eine Erbtochter die Grafschaft Leiningen. Von der Herrschaft W. hatten am Ende des 18. Jahrhunderts die gräflichen Linien Leiningen-Westerburg-Altleiningen und Leiningen-Westerburg-Neuleiningen gemeinsam die Stadt W. und die Herrschaften Schadeck und Weltersburg. Innerhalb Westerburg-Leiningens zählte W. zum oberrheinischen Reichskreis. W. kam 1806 an das Großherzogtum Berg, 1813/1815 an Nassau, 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz. S. Leiningen-Westerburg.
L.: Wolff 282; Zeumer 552ff. II b 60, 20, 60, 21; Wallner 698 OberrheinRK 40 a, b; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Wagner, E., Westerburg, (in) Berichte zur deutsche Landeskunde 33, 1 (1964), 134; Mehr, W., Kleine Stadtgeschichte, 1985; Gensicke, H., Westerburg, Nassauische Annalen 99 (1988). (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Wied (Grafschaft, Fürstentum). Vor 1129 gründete Graf Meffried die 1129 erstmals genannte Burg (Alt-)W. nördlich von Koblenz im Engersgau. Sie wurde Mittelpunkt einer nördlich der Lahn wie links des Rheins begüterten Herrschaft aus Reichsgut. 1244 starb das nach W. benannte Grafengeschlecht aus. Ein Teil der Güter fiel über die Erbtochter an die Grafen von Isenburg (Isenburg-Braunsberg), der andere Teil an die Herren von Eppstein (1306 an die Grafen von Virneburg, dann an die Grafen von Jülich). Die Grafen von Isenburg (Wilhelm von Braunsberg) vereinigten 1338 die gesamte Grafschaft W. erneut und nannten sich seitdem Grafen von W. 1462 erlosch auch dieses Haus W. Die Grafschaft fiel in weiblicher Erbfolge an eine Linie der im Lahngau begüterten Herren von Runkel, die sich danach Grafen von W. nannten und in der Linie Westerburg 1468 die Grafschaft Leiningen erbten. 1595 wurde das seit 1581 unter Erben umstrittene Gebiet geteilt. Die obere Grafschaft W. mit Runkel und der Residenz in Dierdorf blieb nach neuen Erbstreitigkeiten seit 1698 bei der älteren Linie Wied-Runkel. Die untere Grafschaft W. mit W. und der Residenz in Neuwied (1648/1653) fiel an die jüngere Linie Wied-Neuwied. Wied-Neuwied wurde 1785, Wied-Runkel 1791 in den Reichsfürstenstand erhoben. Um 1800 umfassten die obere und untere Grafschaft, die beide zum westfälischen Reichsgrafenkollegium und zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörten, zusammen ein Gebiet von 6 Quadratmeilen. Wied-Runkel erhielt 1803 die kölnischen Ämter Altenwied und Neuerburg sowie die trierische Kellerei Villmar. 1806 kamen beide Grafschaften an Nassau, 1815 an die Rheinprovinz Preußens. 1824 erlosch die Linie Wied-Runkel und wurde von Wied-Neuwied beerbt. 1945/1946 kam das Gebiet der alten Grafschaften zu Rheinland-Pfalz, Runkel zu Hessen.
L.: Wolff 343ff.; Zeumer 554 II b 63, 4(, 5); Wallner 703 WestfälRK 25 a, b; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Klein 185; Wirtz, L., Die Grafen von Wied, Nassauische Annalen 48 (1927), 65; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Holbach, R., Wied, LexMA 9 1998, 78. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Wildenburg, Wildenberg (reichsunmittelbare, Herrschaft). Nach der Burg W. bei Siegen (bzw. im Kreis Altenkirchen) nannten sich seit 1239 Herren von W., die von den Herren von Arenberg abstammten, die Vögte der Abtei Werden waren. Ihre innerhalb der Reichsritterschaft als reichsunmittelbar geltende, zwischen Westfalen, Siegen, Sayn und Berg gelegene Herrschaft kam bei ihrem Aussterben 1418 über eine Erbtochter an die Grafen von Hatzfeld. 1792 gehörte die Herrschaft W. mit Schloss W. und einigen Dörfern zu den nicht eingekreisten Reichsteilen und zu dem Kanton Mittelrheinstrom des Rheinischen Ritterkreises bzw. des Ritterkreises Rhein. 1806 kam sie an das Großherzogtum Berg (Departement Sieg), 1813/1815 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 347, 503; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Wildgrafen (Grafen). Um 1113 begründete eine Teilung im Hause des Nahegaugrafen Emich die W. (comites silvestres, comites silvatici [1103]), von denen sich in der Mitte des 12. Jahrhunderts die Raugrafen abtrennten. Die W. spalteten sich 1258 in die Linien Dhaun und Kyrburg. Von Kyrburg trennte sich um 1284 die Linie Schmidtburg, deren Erbe bei ihrem Erlöschen 1330 von Trier eingezogen wurde. 1409 fiel beim Aussterben der Linie Kyrburg das noch vorhandene Gut an die Rheingrafen (seitdem Wild- und Rheingrafen), die bereits vor 1350 infolge Heirat der Erbtochter der Linie Dhaun Rechte der Linie Dhaun erlangt hatten. Einzelne Güter kamen an die Pfalz. Bei ihrem Aussterben folgten den W. die Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und Rheingrafen).
L.: Wolff 278ff.; Schneider, C., Geschichte des Wild- und Rheingräflichen Hauses, Volkes und Landes auf dem Hundesrücken, 1854; Fabricius, W., Die Herrschaften des unteren Nahegebietes, 1914; Klafki, E., Die kurpfälzischen Erbhofämter, 1966; Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen, 1982; Spieß, K., Wildgrafen, LexMA 9 1998, 119; Dotzauer, W., Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)

 

Württemberg-Oels (Fürsten[, Fürstentum]). Über die Erbtochter des letzten Herzogs von Oels aus der Linie Münsterberg des Hauses Podiebrad fiel Oels als Lehnsfürstentum Österreichs 1647/1649 an eine Nebenlinie des Hauses Württemberg (Württemberg-Weiltingen), die sich daraufhin W. nannte. Sie gelangte 1742 unter die Landeshoheit Preußens. 1792 erlosch sie. Ihre Güter kamen 1792 in weiblicher Erbfolge an die Herzöge von Braunschweig und bei deren Aussterben an Sachsen. Die Lehen wurden als an Preußen heimgefallen erklärt und dem jeweiligen deutschen Kronprinzen zugeordnet. S. Oels.
L.: Häusler, W., Geschichte des Fürstentums Oels, 1883. (held10aktuellmitregisterfürheld11NURHIERARBEITEN20150514.docx)