Zweihundert (200) Jahre Oberlandesgericht Oldenburg – 1814 Oberappellationsgericht Oberlandesgericht 1814 – Festschrift. Isensee, Oldenburg 2014. XII, 196 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Obgleich wohl schon um 800 im Kern der späteren Stadt Oldenburg eine Siedlung bestand, wird der Ort als vielleicht in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtete Burg an der Ammer 1108 erstmals erwähnt. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts war sie Sitz eines möglicherweise von Widukind von Sachsen abstammenden sächsischen Grafengeschlechts (1108 Egilmar comes in confinio Saxoniae et Frisiae), das im Jahre 1180 Güter als umstrittenes Reichslehen erhielt. 1918 wurde Oldenburg ein Freistaat, der1946 als Verwaltungsbezirk in dem von den alliierten Siegermächten des zweiten Weltkriegs aus Teilen Preußens gebildeten Land Niedersachsen aufging und damit die frühere, zumindest verhältnismäßige politische Selbständigkeit verlor.

 

Das am Ende des 18. Jahrhunderts etwa 70000 Einwohner zählende, 1774 zum Herzogtum erhobene Oldenburg, das am 10. Dezember 1808 weitgehend von Frankreich annektiert wurde, eröffnete nach dem Ende der napoleonischen Vorherrschaft in Europa am 19. Oktober 1814 durch den spätabsolutistischen Herzog Peter Friedrich Ludwig ein Oberappellationsgericht. Zweihundert Jahre nach dieser Neuerung ruft eine Festschrift die anschließende Geschichte in verdiente Erinnerung. Sie umfasst nach freundlichen Grußworten des Ministerpräsidenten, der Justizministerin und des Oberlandesgerichtspräsidenten insgesamt elf Beiträge zu einigermaßen vielfältigen Themen.

 

Dabei macht sich Melanie Luck von Claparède in ihrem Festvortrag allgemeinere Gedanken über Recht und Ordnung durch Gericht im Diesseits und Jenseits, während Walter Müller das Oberlandesgericht Oldenburg einigermaßen standhaft in Bedrängnis durch die nationalsozialistische Politik Adolf Hitlers beschreibt. Weitere Studien behandeln die Neurowissenschaft, die Menschenrechte, das Eigentum, den Hirntod, den ambulanten Justizsozialdienst Niedersachsen, das Gesundheitsmanagement, die Haushaltswirtschaft im Übergang von der Kameralistik zur Budgetierung, die Entwicklung des Referats für Qualitätsmanagement und Organisation sowie die Entwicklung der Informationstechnologie im Oberlandesgericht. Auf der Seite 185 sind die (schätzungsweise 70) Bediensteten des Oberlandesgerichts 2014 im Jubiläumszeitpunkt in Farbe abgelichtet, im Anschluss hieran die 6 Präsidenten (darunter Werner Hülle 1903-1992), die 10 Vizepräsidenten, die 66 Senatspräsidenten bzw. vorsitzende Richter (darunter vom Amtsgericht Oldenburg kommend Werner Hülle) und die 185 Oberlandesgerichtsräte bzw. Richter am Oberlandesgericht, die Präsidialassessoren bzw. Hilfsreferenten der Verwaltung sowie die sieben Justiz- und Kassenräte bzw. Beauftragte für den Haushalt seit 1945 aufgelistet, so dass insgesamt in Blau und Gold gewandet ein informativer bunter Geburtstagsgruß für das die drei Landgerichtsbezirke Aurich, Oldenburg und Osnabrück umfassende, kleine, mehrfach von Auflösung bedrohte Gericht geboten wird.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler