Zehender, Kathrin, Christine Teusch (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Band 166). Droste, Münster 2014 307 S., Abb.

 

Es war der 3. März 2009 und, so schreibt die Verfasserin in ihrem Vorwort, meine Recherchen für mein Promotionsvorhaben waren fast beendet, so dass nur noch einige Einzelheiten im Historischen Archiv der Stadt Köln zu recherchieren waren, für die ich über den Taschenkalendern ChristineTeuschs aus dem Jahr 1945 saß, als ich gegen 13.50 Uhr ein lautes Knallen hörte. Da kam auch schon Manfred Groten als Mitarbeiter im Historischen Archiv und rief ruhig, aber bestimmt „Raus, sofort alle raus hier“. Wir waren gerade bis zur nächsten Häuserecke gekommen, da war mit höllischem Lärm und unter einer riesigen rotbraunen Staubwolke das historische Archiv der Stadt Köln eingestürzt, so dass die gerade noch rechtzeitig eingesehenen Unterlagen auf absehbare Zeit nicht mehr benutzbar sein werden.

 

Zu dem Thema der vorliegenden Untersuchung hatte die in Mannheim ausgebildete Verfasserin Rudolf Morseys Werk über die Zentrumspartei geführt und betreut hatte die in Frankfurt am Main 2011 als Dissertation angenommene Arbeit Marie-Luise Recknagel. Gegliedert ist die sachkundige Studie nach Einleitung und Überblick über den Forschungsstand chronologisch in zwei Kapitel. Sie betreffen die Jahre jeweils vor und nach 1945.

 

Christine Teusch wurde in Köln-Ehrenfeld am 11. Oktober 1888 als Tochter eines wohlhabenden, streng katholischen Verbandstofffabrikanten geboren, die nach dem Besuch der Schule eine Ausbildung zur Lehrerin durchlief und nach dem Schuldienst in Neuss und Köln 1918 Leiterin des Arbeiterinnensekretariats bei dem Generalsekretariat der christlichen Gewerkschaften in Köln wurde, aber 1933 wieder in den Schuldienst zurückkehrte, den sie 1936 aus gesundheitlichen Gründen zu Gunsten des Ruhestands aufgab. Am 9. Dezember 1947 stimmte die Mehrheit der Fraktion der Christlich-Demokratischen Union im Landtag Nordrhein-Westfalens mit dem Ministerpräsidenten Karl Arnold und gegen die Vorstellungen des Fraktionsvorsitzenden Konrad Adenauers für Christine Teusch als Nachfolgerin des bisherigen Kultusministers Konen. Insgesamt kann sie Verfasserin überzeugend zeigen, dass Christine Teusch trotz schwieriger äußerer Umstände nicht nur als eine der ersten Frauen in die Weimarer Nationalversammlung gewählt wurde und als einzige Politikerin bis 1933 ihren Wahlkreis Köln-Aachen für das Zentrum in dessen linken Flügel bis 1933 verteidigen konnte, sondern ihr Lebenswerk als Ministerin in Gestalt der Verabschiedung der katholisch geprägten Schulartikel in der Landesverfassung des Jahres 1950 und im Landesschulgesetz von 1952 krönen konnte und trotz ihres frühen Ausscheidens als Ministerin 1954 bis zu ihrem Tode in Köln am 24. Oktober 1968 eine alles in allem sehr folgerichtige und anerkennenswerte, sie allerdings nicht vor dem späteren weitgehendenVergessen  bewahrende politische Leistung, in deren Rahmen sie sogar „für ihren Herrgott über jede Mauer springen“ wollte, erbrachte.

 

Innsbruck                                                                              Gerharde Köbler