Wirtschaft und Umwelt vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart – Auf dem Weg zur Nachhaltigkeit, hg. v. Schulz, Günther/Reith, Reinhold (= Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Beiheft 233). Steiner, Stuttgart 2015. 274 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Von Anfang an lebte der Mensch in seiner Umwelt und war sich dessen auch bewusst, obwohl seine Auswirkungen auf sie zunächst völlig belanglos waren. Dies änderte sich allerdings im Laufe der Geschichte so sehr, dass er sich zu einem Feind und einer Gefahr für sie wurde. Sobald er dies erkennen konnte und vielfach auch schmerzhaft erkennen musste, war ihm im eigenen Interesse ein Nachdenken angeraten.

 

Mit der hieraus entspringenden Thematik befasste sich die Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte auf ihrer von der Fritz Thyssen Stiftung für Wirtschaftsförderung unterstützten 25. Arbeitstagung in Salzburg vom 3. bis zum 6. April 2013. Die dortigen Referate stellt der vorliegende, eines Registers entbehrende Sammelband der Allgemeinheit zur Verfügung. Sie gliedern sich nach zwei einführenden Beiträgen der Herausgeber in vier Teile. Diese betreffen Wald und Nutzung als Ressource, Bergbau und Ressourcennutzung, Umwelt und Nachhaltigkeit sowie Industrie, wobei jedes Referat grundsätzlich von einem Korreferat begleitet wird.

 

Den Beginn bilden Oliver Auges Ansätze zu Ressourcenschutz und Ressourcenregeneration im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Holstein. Danach werden etwa Waldglashütten in Brandenburg-Preußen, Umweltfaktoren im kolonialen Bergbau Hispanoamerikas, Folgewirkungen des durch Preisverfall beendeten Tiefseebergbaus, die sich selbst regulierende Bodenseefischerei des Spätmittelalters, Motivationen für das Recycling von Altpapier im 20. Jahrhundert,  Industrialisierung als Umweltintegration, ökologische Aspekte der wirtschaftlichen Entwicklung in der Tschechoslowakei von 1948 bis 1989 und die Entdeckung des Ozonlochs erörtert. Insgesamt zeigt der vielfältige Band, dass die vom Menschen verursachten Gefahren für die Umwelt und sich selbst, nur beherrscht werden können, wenn der Mensch sein Verhalten in möglichst vielen Hinsichten seiner ihm gegebenen Vernunft unterordnet und unter Berücksichtigung der geschichtlichen Erfahrungen Gegenwart und möglichst auch Zukunft unter Eingrenzung seiner grundsätzlich bestehenden Freiheit ausreichend umweltschützend gestaltet.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler