Willms, Johannes, Tugend und Terror. Geschichte der französischen Revolution. Beck, München 2014. 831 S., 50 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Zu den markantesten Ereignissen der Menschheitsgeschichte wird die französische Revolution des Jahres 1789 gezählt, weil in ihrem Gefolge ein altes régime durch ein neues régime mit weltweiten Auswirkungen ersetzt wurde. Dementsprechend ist dieses Geschehen schon von Beginn an auf die Aufmerksamkeit vieler geschichtlich Interessierter gestoßen. Folglich kann es kaum überraschen, wenn die bekannteste Suchmaschine der Gegenwart mehr als eine halbe Million Hinweise dazu bietet.
Der in Würzburg 1948 als Sohn eines späteren Bundesverfassungsrichters geborene Verfasser wurde nach dem Abitur in Karlsruhe bereits am Ende seines Studiums der klassischen Philologie, Geschichte, Kunstgeschichte und Politikwissenschaft in Wien, Sevilla und Heidelberg mit der Vorgeschichte dieses Sachgegenstands insofern konfrontiert, als er bei Reinhart Koselleck über die Politik der officiers royaux auf den Etats Généraux 1576-1614 promovierte. In der Folge wurde er Journalist für den hessischen Rundfunk und das zweite deutsche Fernsehen und gewann schon 1988 das Interesse des Verlags. Nach einer Tätigkeit als Feuilletonleiter der Süddeutschen Zeitung wechselte er 2000 als Frankreichkorrespondent nach Paris.
Seine umfangreiche, für eine breitere Öffentlichkeit gedachte Geschichte des wichtigsten Ereignisses Frankreichs überhaupt gliedert sich nach einem Prolog in fünf chronologische gereihte Kapitel. Der mit „Ich will geliebt werden“ beginnenden Krise folgen die Revolution, der Machtkampf, die Schreckenszeit, die Götzendämmerung bis zum Brumaire , ein Epilog, Anmerkungen, etwa 70 dramatis personae von Amar bis Vergniaud und ein Personenregister von Albitte bis Zhou Enlai. Insgesamt vermittelt der Verfasser einen lebendigen Einblick in ein Tugend und Terror vereinendes Drama mit vielen Personen, die „zum Wohle der Menschheit“ buchstäblich bis aufs Messer mit einander konkurrierten und im Ergebnis die Menschheit doch für lange Zeit durch die Ideale von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit beeinflussten.
Innsbruck Gerhard Köbler