Wejwoda, Marek, Dietrich von Bocksdorf und seine Bücher. Rekonstruktion, Entwicklung und inhaltliche Schwerpunkte einer spätmittelalterlichen Gelehrtenbibliothek (= Schriften aus der Universitätsbibliothek 31). Leipzig, Universitätsverlag 2014. V, 270 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Der in Zinnitz bei Calau um 1405 oder um 1410 geborene Dietrich von Bocksdorf ist einer der wenigen etwas allgemeiner bekannten deutschen Juristen des ausgehenden Mittelalters. Vielleicht von einem in Prag ausgebildeten und in Magdeburg als Domherr wirkenden Onkel beeinflusst, studiert er zunächst in Leipzig, wo er 1426 den Grad eines baccalaureus erwirbt, und später in Perugia, wo er den Doktorgrad beider Rechte erlangt. 1443 wird er Professor des kirchlichen Rechtes in Leipzig und 1463 Bischof von Naumburg und verstirbt in Zeitz am 9. 3. 1466.
Mit ihm hat sich in beeindruckender Weise die von Enno Bünz betreute Dissertation des Verfassers beschäftigt. Sie war in ihrem Umfang so reich und ihren Erkenntnissen so vielfältig, dass eine verständliche Entscheidung für eine Veröffentlichung in insgesamt vier Werken an unterschiedlichen Stellen getroffen wurde, die allerdings auch die Einheit der bedeutsamen Leistung verdunkeln könnte. Nachdem die ersten drei Teile der Öffentlichkeit bereits früher zur Verfügung gestellt wurden, liegt nunmehr auch der vierte Teil vor, auf dessen Erscheinen mich freundlicherweise Ulrich-Dieter Oppitz aufmerksam gemacht hat, der ihn demnächst ausführlicher sachkundig besprechen wird.
Gegliedert ist dieser gleichfalls sehr interessante, neue Wege mit bestem Erfolg beschreitende Teil in fünf Abschnitte, in deren Rahmen der Einleitung sorgfältige Untersuchungen zur Überlieferung und Rekonstruktion der etwa hundert Bände umfassenden, zeitweise geteilten, aber danach in der Universitätsbibliothek Leipzig weitgehend wieder vereinigten Bibliothek, zur Genese, Entwicklung und materiellen Tektonik sowie zu inhaltlichen Schwerpunkten (Rechtswissenschaft, Traktate und Dokumente zur Kirchenpolitik und Reichspolitik, Historisches, Theologie, Predigten , Reden und Sonstiges) folgen, die am Ende als „Dietrich von Bocksdorf im Spiegel seiner Bücher zusammengefasst“ werden. Fünf Anhänge bieten einen Katalog der erhaltenen Handschriften, die Bücherstiftung von 1459/1463, wohl mehr als 30 Deperdita, Autoren und Texte, Provenienzmerkmale, Schreiber und Papiere. Zwei Register verzeichnen schließlich die einbezogenen Personen und Institutionen, Handschriften und Archivalien, so dass nunmehr die vorzügliche Leistung des Verfassers in ihrer Gesamtheit der Allgemeinheit zur weiteren Nutzung zur Verfügung steht.
Innsbruck Gerhard Köbler