Verortete Herrschaft. Königspfalzen, Adelsburgen und Herrschaftsbildung in Niederlothringen während des frühen und hohen Mittelalters, hg. v. Lieven, Jens/Thissen, Bert/Wientjes, Ronald (= Schriften der Heresbach-Stiftung Kalkar Band 16). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2014. 390 S., zahreiche Abb.
In seinen Anfängen folgte der Mensch zwecks Sicherung seines Lebens wohl am ehesten seinen Lebensmitteln, ehe er erkannte, dass nach deren Domestizierung das Leben von einem bestimmten Ort aus leichter und einfacher ist. Dem lässt sich die Herrschaft über andere vergleichsweise zur Seite stellen. Deswegen entwickeln sich wahrscheinlich bald nach der Sesshaftwerdung Herrschaftsorte.
Mit einem örtlich-zeitlichen Teilaspekt dieses Vorgangs befasste sich, weil die Mechanismen adliger Herrschaftsbildung im hohen Mittelalter und die damit verbundene Positionierung des Adels neben dem im Rheinland in ottonisch-salischer Zeit überaus präsenten Königtum für den Kulturraum zwischen Rhein und Maas bisher allenfalls ansatzweise zusammenhängend erforscht sind, eine Tagung von Archäologen, Historikern und Kunsthistorikern auf der Wasserburg in Rindern am 23. und 24. Februar 2012. Dabei standen Königspfalzen, Adel und Adelsburgen im Mittelpunkt. Die insgesamt 14 Beiträge dieses interssanten Zusammentreffens stellt der vorliegende Sammelband nach einem Vorwort der Herausgeber der Öffentlichkeit zusammengefasst unter dem Titelbild der Valkhofburg auf einer frühneuzeitlichen Stadtansicht von Nijmegen zur weiteren Nutzung zur Verfügung.
Dabei berichtet Thomas Zotz eingangs grundsätzlich über die Pfalzenforschung in Deutschland, während Caspar Ehrers nach der Funktion Niederlothringens für das deutsche Königtum bis 1250 fragt und vier speziellere Beiträge sich mit Nimwegen, Duisburg, Utrecht und Zutphen befassen. Danach wird allgemein der hochmittelalterliche Adel im Rheinland und in den Niederlanden betrachtet und detailliert auf die Verwandten des Grafen Wichmann von Hamaland, die Ezzonen und die Frühgeschichte der Grafen von Kleve und Geldern eingegangen. Schließlich werden Wallburgen und Motten in der Provinz Gelderland, die Burgen der Grafen von Gelderland und aus kunstgeschichtlicher Sicht die Skulpturen des 12. Jahrhunderts in Kleve untersucht, wobei insgesamt so viele weiterführende Erkenntnisse über die Verortung menschlicher Herrschaft im hochmittelalterlichen Niederlothringen vorgetragen werden, dass ihrer öffentlichkeitsfreundlichen Aufschließung ein Sachverzeichnis dienen hätte können.
Innsbruck Gerhard Köbler