Uekötter, Frank, Deutschland in Grün. Eine zwiespältige Erfolgsgeschichte. V & R, Göttingen 2015. 294 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Seit dem 20. Jahrhundert wird dem Menschen mehr und mehr bewusst, dass er weltweit seine Umwelt zerstört. Mit größtmöglicher Mühe konnten seine Staaten in Paris am 13. Dezember 2015 gerade noch die Absicht vereinbaren, die Erwärmung der Erde durch sein Energie verschwendendes Verhalten und andere Verhaltensweisen auf 1,5 Grad zu begrenzen. Niemand kann allerdings vorhersehen, ob dies gelingt und zur Rettung der Erde ausreicht.
Mit der Geschichte dieser Entwicklung beschäftigt sich der vorliegende Band des in Münster 1970 geborenen, seit 1990 in Freiburg im Breisgau, Bielefeld und Baltimore in Geschichte, Sozialwissenschaften und Politikwissenschaften ausgebildeten, in Bielefeld 2001 mit einer Dissertation mit dem Titel Von der Rauchplage zur ökologischen Revolution – eine Geschichte der Luftverschmutzung in Deutschland und den USA 1880-1970 – promoviert. Nach Tätigkeiten als wissenschaftlicher Angestellter an der Fakultät für Geschichtswissenschaft in Bielefeld und an dem Deutschen Museum in München wurde er in Bielefeld 2009 mit einer Schrift „Die Wahrheit ist auf dem Feld“ – Eine Wissensgeschichte der deutschen Landwirtschaft habilitiert. Danach lehrte er geisteswissenschaftliche Umweltforschung in Birmingham.
Sein vorliegendes Werk gliedert sich in zwölf grundsätzlich chronologisch geordnete Kapitel. Nach einer Einführung über Umweltgeschichte und Umweltzukunft in dem 21. Jahrhundert behandeln sie deutsche Antworten auf internationale Probleme in dem Kaiserreich von 1871, Krisenjahre zwischen dem Beginn des ersten Weltkriegs und dem Ende des zweiten Weltkriegs mit besonderer Berücksichtigung des Naturschutzes, Ambivalenzen im Wirtschaftswunderland der frühen Bundesrepublik, die erste Globalisierung der Umweltdiskussion bis 1973, die ökologische Revolution, den bundesdeutschen Sonderweg der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts, die zweite Globalisierung mit Verträgen zwischen 1987 und 1992, die seltsame Karriere der Deutschen Demokratischen Republik zum Raubtierkapitalismus im Dienste des Realsozialismus und schließen mit bilanzierenden Ansichten einer Baustelle während der jüngsten Vergangenheit. Im Kern will die deutsche Fassung seines aus dem ersten Kapitel des Werkes „Am Ende der Gewissheiten“ (2011) entstandenen Buches „The Greenest Nation“ (2014) den Blick umgekehrt von Birmingham aus auf seinen Gegenstand richten und eine instruktive, gut lesbare Darstellung des verwickelten Weges Deutschlands in die vorderste Reihe der hoffentlich weiter erfolgreichen Umweltbewegung in Richtung auf eine lebenswerte Zukunft bieten.
Innsbruck Gerhard Köbler