Türcke, Christoph, Mehr! Philosophie des Geldes. Beck, München 2015. 480 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Nach der einnehmenden Einleitung des Verfassers ist die moderne Gesellschaft eine große Symbiose von Mensch und Geld. Dem Menschen ist das Geld schlechterdings unentbehrlich. Dem Geld ist zwar der einzelne Mensch grundsätzlich gleichgültig, aber ohne den Menschen wäre Geld kein Geld mehr, sondern nur noch Metall, Papier oder elektronischer Impuls.

 

Wegen dieses engen tatsächlichen Zusammenhangs hatte Detlef Felken die beeindruckende Idee zu dem vorliegenden Werk. Der in Hameln 1948 geborene, nach dem elfjährigen Studium der evangelischen Theologie und Philosophie in Göttingen, Tübingen und Frankfurt am Main 1977 mit einer Dissertation zum ideologiekritischen Potential der Theologie promovierte und als Hochschulassistent für evangelische Theologie und ihre Didaktik an der Hochschule Lüneburg mit einer Schrift über Vermittlung als Gott an der Gesamthochschule Kassel 1985 habilitierte und nach anderen Tätigkeiten 1993 an die Hochschule für Graphik und Buchkunst in Leipzig für Philosophie berufene Verfasser setzte sie ansprechend um. Gegliedert ist sein vielfältiges, durch ein Literaturverzeichnis und ein Personenregister von Karl Abraham über Aristoteles, Sigmund Freud, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, John Meynard Keynes und Karl Marx bis Ulrich Zwingli abgerundetes Ergebnis nach einer Einleitung über Fassaden des Geldes in zwei Teile.

 

Zunächst beschreibt der Verfasser dabei von einer vorgestellten frühen Urzahlung aus die geschichtliche Genealogie des Geldes auf seinem langen Weg zur Münze samt dem zweiten Anlauf nach dem spätrömischen Münzverfall bis zur protestantischen Ethik. Danach wendet er sich dem System zu und behandelt nach systemtheoretischen Vorüberlegungen das Ungenügen der Münze sowie Gleichgewichtsphantasien und Zusammenbruchsphantasien. Im Ergebnis hat das Geld zwar in der Gegenwart in physischer Hinsicht sein elektronisches Endstadium erreicht, aber in seiner Zielsetzung, sich selbst überflüssig zu machen, ist und bleibt es nach den philosophischen Einsichten des Verfassers Utopie, ohne dass damit ergründet ist, wohin der Weg des Geldes nach Jahrtausenden Geschichte in der unbekannten Zukunft tatsächlich führen wird.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler