Stadt und Demokratie, hg. v. Bräunche, Ernst Otto/Steinbach, Peter (= Stadt in der Geschichte 38). Thorbecke, Ostfildern 2014. 291 S.  Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Demokratie als bewusstes gesellschaftspolitisches Modell ist, wie der Name einleuchtend zum Ausdruck bringt, in der Stadt der griechischen Antike entstanden, ohne dass damit unbekannte Vorläufer vollständig ausgeschlossen sind. Danach hat die Stadt zugunsten umfassenderer Organisationsformen an Bedeutung verloren und diese auch mit der Wiederentdeckung der Stadt im Hochmittelalter nicht vollständig zurückgewonnen. Gleichwohl hat die Stadt auch in der Demokratiegeschichte der jüngeren Vergangenheit einen durchaus beachtlichen Platz.

 

Mit ihm befasst sich die vorliegende Publikation als Ergebnis der 46. Tagung des südwestdeutschen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung in Karlsruhe vom 23. bis 25 November 2007 in Verbindung mit dem gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung veranstalteten Symposiums 60 Jahre Grundgesetz – Stadt und Demokratie in Karlsruhe am 8. Mai 2009. Dabei konnten bedauerlicherweise nicht alleTeilnehmer der beiden Tagungen ihre Beiträge zu einer schriftlichen Abhandlung ausbauen. Insbesondere die Vorträge zur griechischen polis und zur römischen Selbstverwaltung gelangten nicht zum Druck innerhalb des gleichwohl 14 Untersuchungen enthaltenen Bandes.

 

Er beginnt nach dem Vorwort der beiden Herausgeber mit einer Betrachtung Peter Steinbachs über die Daseinsvorsorge zwischen Leistungsverwaltung und Privatisierung. Danach werden die Nürnberger Ratsverfassung der frühen Neuzeit (Demokratie für wenige?), die Bürgerbeteiligung in den Vereinigten Staaten von Amerika, die Entwicklung von Stadt und Demokratie in Frankreich bis 1914, die Landsgemeinde in Luzern und Zürich zwischen 1830 und 1841, die Gemeindeverfassung in den Niederlanden, das Bürgermeisteramt in Bayern und Baden im 19. Jahrhundert, die unmittelbare Gemeindedemokratie in Mitteldeutschland und Süddeutschland während der Weimarer Republik, Karlsruhe als Ort deutscher Demokratiegeschichte, Alice Bensheimer in Mannheim, die Stadtverwaltung in Offenburg von 1945 bis 1947, die Zerstörung und Wiederherstellung Karlsruhes zwischen 1930 und 1948, Bürgerinitiativen und der moderne Städtebau im westdeutschen Nachkriegsfilm betrachtet. Drei Register schließen die vielfältigen neuen Einsichten des gediegen gestalteten Sammelbands benutzerfreundlich auf.

 

Innsbruck                                                                  Gerhard Köbler