Sifton, Elisabeth/Stern, Fritz, Keine gewöhnlichen Männer. Dietrich Bonhoeffer und Hans von Dohnanyi im Widerstand gegen Hitler. Beck, München 2013. 176 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Dietrich Bonhoeffer wurde in Breslau am 4. Februar 1906 als Sohn eines Neurologen geboren, mit 24 Jahren für evangelische Theologie habilitiert, seit April 1933 öffentlicher Gegner der Judenverfolgung im nationalsozialistisch geprägten Deutschen Reich, ab 1938 Mitglied des Widerstands um Wilhelm Franz Canaris, am 5. April 1943 verhaftet und im Konzentrationslager Flossenbürg am 9. April 1945 erhängt. Hans von Dohnanyi wurde als Sohn eines ungarischen Komponisten und einer Pianistin in Wien am 1. Januar 1902 geboren, wuchs nach der Trennung seiner Eltern in Berlin auf, besuchte wie Dietrich Bonhoeffer das Grunewald-Gymnasium, studierte Rechtswissenschaft, heiratete 1925 Christine Bonhoeffer, wurde 1929 nach kurzer Tätigkeit bei dem Senat Hamburgs 1929 Staatsanwalt im Reichsjustizministerium, nahm seit 1934 Verbindung zum Widerstand auf, wurde 1938 als Reichsgerichtsrat an das Reichsgericht versetzt, Ende November 1941 vom Reichsgericht entlassen, nach Beteiligung an einem missglückten Attentat Henning von Tresckows gegen Adolf Hitler im März 1943 am 5. April 1943 unter dem Vorwurf angeblicher Devisenvergehen verhaftet, 1944 in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht, nach Auffindung geheimer Aufzeichnungen (5. April 1945) am 6. April 1945 von einem Sondergericht zum Tode verurteilt und am 9. April 1945 erhängt. Beide waren außergewöhnliche Männer, die für ihr ungewöhnliches Verhalten eine unter Adolf Hitler gewöhnlich gewordene Strafe erhielten.

 

Fritz Stern wurde in Breslau am 2. Februar 1926 als Sohn eines Arztes jüdischer Abstammung geboren, floh im September 1938 in die Vereinigten Staaten von Amerika und wurde 1963 ordentlicher Professor der Columbia University in New York City. Elisabeth Sifton wurde in New York 1939 als Tochter des ausgewanderten amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr geboren und war lange Zeit als Lektorin tätig. Gemeinsam mit dem in zweiter Ehe mit ihr verheirateten Fritz Stern entwickelte sie den Plan, statt einer Sammelbesprechung neuerer Werke über Dietrich Bonhoeffer eine Doppelbiographie zu verfassen.

 

Gemeinsam zeigen sie auf der Grundlage der vorliegenden Literatur die vielfältigen Verbindungen zwischen diesen beiden außergewöhnlichen Männern auf, die nicht nur eine gemeinsame Schule besucht hatten und nicht nur über Christine von Dohnanyi verschwägert waren, sondern auch über die von Dohnanyi 1938 erfolgte Einweihung Bonhoeffers in die Pläne des Widerstands verbunden. Gemeinsam versuchten Bonhoeffer und Dohnanyi nach den Erkenntnissen der Autoren im Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht Kontakte mit Kriegsgegnern für ein anderes Deutschland und gemeinsam erlitten sie ein grausames Schicksal. Dabei waren sie nur mutig einen schwierigen, ungewöhnlichen Weg gegangen, der vom Unrecht vieler zum Recht aller führen sollte.

 

Innsbruck                                                                                          Gerhard Köbler