Seifert, Fedor, Kleine Geschichte(n) des Urheberrechts – Entstehung und Grundgedanken des geistigen Eigentums (= Berliner Bibliothek zum Urheberrecht 9). Medien und Recht, München 2014. XXVIII, 307 S.  Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Den Menschen kennzeichnet von seinen Anfängen an sein besonderer Verstand, der ihm über die Sprache, die Schrift und zahlreiche andere Erfindungen allmählich eine gewisse Beherrschung der Erde und vielleicht eines Tages auch darüber hinaus ermöglicht. Dass ein neuer Gedanke über seinen wirtschaftlichen Wert eine Vermehrung seines Vermögens und eine damit verbundene Verbesserung seiner Lebensverhältnisse bewirken kann, ist ihm dabei nur ganz allmählich bewusst geworden. Spätestens in der Gegenwart ist aber der Vorrang des Geistes vor der bloßen körperlichen Kraft des Menschen kaum noch bestreitbar durchgesetzt.

 

In seiner kleinen Geschichte des Urheberrechts geht der nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Frankfurt am Main und in Freiburg im Breisgau und der praktischen Ausbildung 1976 mit einer Dissertation über Feuerbach als Kriminalpsychologe promovierte und zur Rechtsanwaltschaft in Deutschland zugelassene, 1986 auch als Notar bestellte, seit 1991 bei Beiten Burkhardt tätige Verfasser von Immanuel Kants Studie über die Unrechtmäßigkeit des Büchernachdrucks aus, die das Buch als öffentliche Rede des Verlegers im Namen des Verfassers an das Publikum betrachtet, für die der Nachdrucker keine Vollmacht des Autors habe. Trotz der strengen Kritik Joseph Kohlers an der „abenteuerlichen Ausgeburt eines unjuristischen Genius“ versteht  er dementsprechend den Inhalt eines Buches als etwas, von dem er meint, dass es auch andere wissen sollten. In diesem Sinne hat er bereits 1982 mit Vera Movsessian eine Einführung in das Urheberrecht der Musik vorgelegt, 1989 das Urheberrecht in Geschichte und Gestalten von Homer bis Richard Strauß verfolgt, 1990 für Autoren und Freunde Blackwells einen Streifzug durch die Geschichte des Urheberrechts durchgeführt und 2002 die schöne Literatur mit den Anfängen der Kriminalpsychologie bei Feuerbach verknüpft.

 

Sein jetziges, mit dem Bild eines spanischen Skriptoriums der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts geschmücktes Werk gliedert sich in zahlreiche Abschnitte. Sie betreffen das geistige Eigentum als historischen Begriff, Dichter – Mäzene – Plagiate (von Homer über die Sybariten, Horaz, Maecenas, Martial, Eike von Repgow, Giorgio Vasari und Michelangelo bis zu Albrecht Dürer), Drucker und Nachdrucker (von Gutenberg über Sebastian Brant, Martin Luther und Galileo Galilei bis Thurneysen), Schriftsteller, Verleger und erste Gesetze (von John Locke bis zum Recht am eigenen Bild), Grundlagen und Grundfragen, den Weg zum Urheberrechtsgesetz von 1965 (Verwertungsgesellschaften, Leistungsschutz, Panoramafreiheit, private Tonbandaufnahme, im weißen Rößl als Bestseller) sowie das Urheberrecht heute (Computerprogramme, Recht der Europäischen Union, Internet). Insgesamt bietet er einen ebenso sachkundigen wie unterhaltsamen Überblick über die wichtigsten Problemfelder des modernen Urheberrechts von seinen Anfängen bis zur noch bevorstehenden Zukunft, dem möglichst viele Leser zu wünschen sind.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler