Schwentner, Gerhard, Das Landgericht Schärding (= Historischer Atlas von Bayern, Altbayern, Teil Innviertel, Reihe 1, Band 1). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2014. XXXII, 537 S. 1 Karte. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Historische Atlas von Bayern ist nach seiner digitalen Selbstbeschreibung (http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/hab) eine historisch-topographische Landesbeschreibung des deutschen Bundeslands Bayern, welche die Struktur des Besitzes, der Herrschaft und der Verwaltung vom Mittelalter bis zu neuesten Zeit ausführlich statistisch darstellt und kartographisch dokumentiert. Seine Herausgabe erfolgte ursprünglich durch einen im Jahre 1906 begründeten Verein, von dem sie 1948 die Kommission für bayerische Landesgeschichte übernahm. Die Bearbeitung geschieht in Einzelbänden, die für Altbayern (Oberbayern, Niederbayern und Oberpfalz) der um 1800 geltenden Landgerichtseinteilung und für  Franken (Mittelfranken, Oberfranken und Unterfranken) sowie Schwaben der bis 1972 bestehenden Landkreisorganisation folgen.

 

Nach dem kurzen Geleitwort des vorliegenden, erstmals über das heutige Bayern ausgreifenden Bandes entschloss sich das Oberösterreichische Landesarchiv im Jahre 2008, die neuen technischen Möglichkeiten zur Reproduktion und Bereitstellung historischer Unterlagen zu nutzen, um dem Mangel an verfügbaren Quellen zur Geschichte des Innviertels vor 1779 abzuhelfen. Dieser Plan fand auch das Interesse der Kommission für bayerische Landesgeschichte, die im Jahre 2009 beschloss, Thematik und Fragestellung des Historischen Atlas von Bayern  auf das bis 1779  zu Bayern gehörende Innviertel auszudehnen und dafür eine neue Teilreihe einzurichten, deren Projektleitung dem Lehrstuhl für mittelalterliche Geschichte an der Universität Passau übertragen wurde. Der vorliegende, den nördlichsten Teil des Innviertels von der Donau bis fast nach Ried betreffende Band ist das erste Teilergebnis der insgesamt auf vier Bände mit den sieben Landgerichten des Innviertels ausgerichteten grenzüberschreitenden Kooperation.

 

Nach dem Vorwort des Bearbeiters ist er dem Innviertel bereits längere Zeit durch viele freundschaftliche Beziehungen verbunden, so dass er das Bearbeitungsangebot des oberösterreichischen Landesarchivs sehr gerne annahm und sein Ergebnis im Wintersemester 2012/2013 an der philosophischen Fakultät der Universität Passau als Dissertation vorlegte. Gegliedert ist es in sechs Abschnitte über den Untersuchungsraum, die Herrschaftsentwicklung vom Mittelalter bis 1779, die lokalen Herrschaftsträger (Stadt Schärding, Hofmarken), die kirchlichen Grundherrschaften (Patrimonium Petri, Bistum Passau mit Hochstift und Domkapitel, Klöster Reichersberg und Suben), einen statistischen Teil mit den ausführlichen Güterbeschreibungen auf den Seiten 229-477 (von Andrichsfurt bis Zell an der Pram) und schließlich die Zeit der Herrschaft Österreichs nach dem Erbfall von 1777 und dem anschließenden Erbfolgekrieg bis zur Gegenwart. Insgesamt ist damit ein vorzügliches Hilfsmittel für ein großes, lange Zeit bayerisches Landgericht mit allen seinen im 18. Jahrhundert bestehenden Anwesen in 124 verschiedenen Grundherrschaften von Suben bis zum Waldmeisteramt Mauerkirchen  (in Summe allein 4714 grundherrschaftliche Einheiten) geschaffen, das durch ein umfangreiches Register benutzerfreundlich abgerundet und durch eine klare Karte übersichtlich veranschaulicht wird, so dass insgesamt ein weiteres Fortschreiten des Teilprojekts wie des schon weit vorangekommenen Gesamtprojekts in Richtung auf einen absehbaren Abschluss sehr zu begrüßen wäre.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler