Schlink, Bernhard, Erkundungen zu Geschichte, Moral, Recht und Glauben. Diogenes, Zürich2015. 288 S.
Alles hat eine Geschichte auch Moral, Recht und Glaube, so dass sich ihre Geschichte in der Zeit einigermaßen verfolgen lässt. Gegenüber der dem Menschen vorgegebenen äußeren Dimension sind Moral, Recht und Glaube wohl ihm subjektiv vorbehalten. Ihr Verhältnis zueinander kann individuell und unterschiedlich eingeschätzt werden.
Durch acht teils rötliche, teils hellgrüne Blüten von Toscanini-Rosen in einem eleganten Gefäß Anna Keels versinnbildlicht bietet der Verfasser des eleganten schmalen Sammelbands seine in diesem Zusammengang ermittelten Erkenntnisse des letzten Jahrzehnts. Sie beruhen auf den lebenslangen Erfahrungen des als Sohn eines Heidelberger Theologieprofessors in Gro0dornberg 1944 geborenen, in Heidelberg und Berlin ausgebildeten, über Abwägung im Verfassungsrecht promovierten und 1981 bei Ernst-Wolfgang Böckenförde in Freiburg im Breisgau über die Amtshilfe habilitierten Verfassers. Bei ihrem Erscheinen gewannen sie unmittelbar das Interesse eines sachkundigen Rezensenten, so dass es an dieser Stelle genügt, auf sie in wenigen Worten hinzuweisen.
Gegliedert sind die gedankenreichen Betrachtungen etwa über Erinnern und Vergessen, die Zukunft der Verantwortung, die Objektivität des Rechts und die Subjektivität der Richter oder Versöhnung mit der Vergänglichkeit entsprechend den vier Titelwörtern in vier Abschnitte. Das Leben mit der Geschichte, moralische Herausforderungen, rechtliche Verpflichtungen sowie Glaube und Zweifel folgen dementsprechend aufeinander. Ihnen allen gewinnt der Verfasser neue Einsichten für möglichst viele interessierte Leser ab, die vielleicht auch eine registrale Aufschließung verdient hätten.
Innsbruck Gerhard Köbler