Schaub, Harry Carl, Abwehr-General Erwin Lahousen. Der erste Zeuge beim Nürnberger Prozess, aus dem Englischen von Moll, Martin. Böhlau, Wien 2015. 312 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.
In schwierigen Zeiten kann ein Menschen leicht in schwierige Lagen kommen und dabei gleichzeitig auf verschiedene Seiten geraten. In diesem Sinne befasst sich nach dem Vorwort der amerikanische Autor Harry Carl Schaub, ein Freund Österreichs, mit dem Leben des österreichischen Generalstabsoffiziers Erwin (Heinrich René) Lahousen (Edler) von Vivremont (Wien 25. 10. 1897-Innsbruck 24. 2. 1955), der sich in dem ersten Weltkrieg und dem zweiten Weltkrieg als Soldat bewährt hat. Ursprünglich aus Osnabrück kommend, hatte sich die Familie nach Teilnahme an erfolgreichen Kämpfen um Belgrad 1789 in Linz niedergelassen und war 1880 in den Adel erhoben worden.
Auf Grund mehrfacher Verwundung wurde Erwin Lahousen zwar später ein entschiedener Kriegsgegner, diente aber in Volkswehr und Berufsheer in Österreich und stieg bis 1935 zum Oberstleutnant auf. Nach der Übernahme in die Wehrmacht des Deutschen Reiches leitete er ab 1. 1. 1939 die Abteilung II (Sabotage und Zersetzung) des Amtes Ausland/Abwehr. Nach dem kurzen Vorwort Peter Brouceks hatte er moralische Grundsätze, die ihn befähigten, als einer der engsten Mitarbeiter in seinem Amte die Einsätze der Division „Brandenburg“ ebenso vorzubereiten wie zum Zwecke einer politisch-militärischen Arbeit für Mitteleuropa in Deutschland, in Wien, in Ungarn, in Spanien oder in Frankreich zur Verfügung zu stehen. Ein von ihm mitgeplantes Attentat auf Adolf Hitler scheiterte am 13. März 1943 nur aus technischen Gründen.
Das vorliegende interessante Werk gliedert sich in insgesamt 13 Kapitel. Sie beginnen mit dem Zeugnis in dem Nürnberger Kriegsverbrecherprozess, folgen danach aber dem chronologischen Ablauf der Ereignisse vom Dienst für den Kaiser bis zu Stauffenbergs Attentat und der Rache des Reichssicherheitshauptamts sowie persönlichen Konflikten nach dem Krieg. Der promovierte, als Nachrichtenoffizier der Armee der Vereinigten Staaten von Amerika bis zum Hauptmann aufgestiegene Verfasser zeichnet dabei ein spannendes Bild, wie Lahousen der erste Zeuge bei dem Nürnberger Prozess werden konnte und wie sein weiteres Leben bis zu seinem dritten und tödlichen Herzinfarkt im Alter von 57 Jahren verlief.
Innsbruck Gerhard Köbler