Raina, Peter, House of Lords Reform – A History, Band 3 1960-1969 – Reforms attempted. Lang, Oxford 2014. XX, 956 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das House of Lords ist im englischen Recht die im Laufe des 13. Jahrhunderts aus dem Königshof hervorgegangene Versammlung der großen Lehnsleute des Königs, zu der erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts das House of Commons hinzutritt. Seitdem ist die Geschichte des englischen Parlaments im Kern dadurch geprägt, dass das Oberhaus allmählich immer mehr an Bedeutung verliert, während umgekehrt das Unterhaus zum wichtigsten Organ des Staates wird. Gleichwohl war das Oberhaus auch am Ende des 20. Jahrhunderts noch von beträchtlichem Gewicht und umfasste im Jahre 1998 635 Angehörige des Erbadels, 26 anglikanische Bischöfe und 505 auf Lebenszeit ernannte Lords und Ladies.

 

Zu dieser weltweit bekannten politischen Einrichtung hat der an der University of London  als Visiting Fellow und an dem Graduate Centre of Balliol College in Oxford als Senior Research Associate tätige Verfasser seit 2012 drei gewichtige Untersuchungen vorgelegt. Davon behandelte der erste, 2012 erschienene Band auf 604 Seiten in zwei Teilen die Anfänge bis zu dem Jahre 1911 und die Entwicklung zwischen 1911 und 1937. Der zweite Band verfolgte unter der Schlagzeile Hopes Rekindled 2013 auf 868 Seiten die Veränderungen zwischen 1943 und 1958. Dem schließt sich nunmehr der auf ein einziges Jahrzehnt beschränkte dritte Band mit seinen fast eintausend Seiten an.

 

Er gliedert sich in insgesamt 23 Kapitel, die mit dem Wedwood Benn Case einsetzen, als im November des Jahres 1960 Anthony Wedgwood Benn zwar seinem Vater als zweiter Viscount Stansgate nachfolgte, aber auf den ererbten Titel verzichtete. Sehr ausführlich stellt der Verfasser danach das weitere Geschehen bis zum Jahre 1969 dar, für das er das Parliament (No. 2) Bill als bad bill erweist und die auf den hinteren Bänken des Parlaments sitzenden Mitglieder Blut schmeckten und eine entschiedenere Rolle in der Gesetzgebung anstrebten. Ein Indes von Adeane bis Younger schließt den reichen, interessanten, zu einem beträchtlichen Teil aus Archivalien gewonnenen Inhalt benutzerfreundlich auf, während verschiedene Abbildungen wichtige Akteure vorstellen, so dass nunmehr jeder an der Geschichte des im Zeitalter der politischen Parteien auffälligen Oberhauses Großbritanniens Interessierte eine vorzügliche Grundlage für weitere Studien zur Verfügung hat.

 

Innsbruck                                                                              Gerhard Köbler