Pischke, Gudrun/Deike, Diana (Kartographie). Hildesheim – von der Domburg zur Großstadt. Zwölf Jahrhunderte Stadtentwicklung im Kartenbild (= Veröffentlichung des Hildesheimer Heimat- und Geschichtsvereins 1). Gerstenberg, Hildesheim 2014. 399 S., 155 Abb., Kartenschuber mit 30 Karten auf 15 Doppelblättern. Besprochen von Gerhard Köbler.
Das rund 100000 Einwohner zählende Hildesheim (umgangssprachlich Hilmessen) an der Innerste südlich Hannovers gehört zu den bedeutendsten Orten Niedersachsens. Im gegenwärtigen Jahr 2015 jährt sich die Gründung eines Bischofssitzes am Ort zum zwölfhundertsten Male. Dieser wichtige Umstand bot einen geeigneten Anlass zur Schaffung eines besonderen Geburtstagsgeschenkes für den Ort und seine Einwohner sowie seine weiteren Freunde.
Nach dem kurzen Vorwort des Vorstands des Hildesheimer Heimat- und Geschichtsvereins e. V. verfügt Hildesheim seit mehr als 90 Jahren bereits über eine bis zur Gegenwart nicht überbotene Stadtgeschichte des früheren Stadtarchivars Johannes Heinrich Gebauer (1868-1951). Demgegenüber gab es einen historischen Atlas für Hildesheim, der einen Text mit einer sinnvollen Abfolge von Karten bietet, bislang nicht. Deshalb ließ sich der schöne Vorschlag des Direktors des Stadtmuseums im Knochenhauer-Amtshaus aus dem Sommer 2005 aufgreifen, in neuartiger Weise die wichtigsten historischen Entwicklungsschritte Hildesheims neben einem neuen Text in der Form von Karten darzustellen, wofür die Initiatoren erfreulicherweise die beiden Bearbeiterinnen gewinnen konnten.
In optimaler Ausführung dieses interessanten Planes legten die beiden Autorinnen rechtzeitig zum Beginn des Jubiläumsjahrs einen in 15 Abschnitte oder Kapitel gegliederten Textband mit einem etwas größeren und nicht allzu leicht nutzbaren Kartenschuber mit jeweils zwei Kartenblättern zur Darstellung einer Zeitschicht (ursprüngliche Stadt Hildesheim, später eingemeindete Orte in Verbindung mit der jeweiligen Situation der alten Stadt unter Einbindung in das Fernverkehrsnetz der jeweiligen Zeit) vor. Als Meilensteine wurden dabei die Jahre 815 (Gründung des Bistums), 1022 (Bernward), 1079, 1167 (Stadtmauerring), 1249 (Stadtgründungen vor dem Stadtmauerring), 1332 (Zerstörung der Dammstadt), 1583 (Union von Altstadt und Neustadt), 1643 (Festungswerke), 1823 (Wälle statt Festungswerken), 1875 (Eisenbahn und Industrie), 1912 (erste Eingemeindungen), 1938 (weitere Eingemeindungen und nationalsozialistische Präsenz), 1945 (Zerstörung), 1974 (Wiederaufbau) und 2009 (Gegenwart) verwendet. Zwar bedeutet die Verbindung von Text und Karten neben einer Bereicherung des Textes in Hinsicht auf Anschaulichkeit stets auch eine einschränkende Rücksichtnahme des Textes auf die Karten, doch bietet das kooperative Gemeinschaftswerk der im Vorwort gemeinsam mit anderen Interessierten abgelichteten Verfasserinnen so viele bisher fehlende, wissenschaftlich gut abgesicherte Vorzüge, dass ihnen jeder Interessierte, der darauf erfolgreich zuzugreifen vermag, zu größtem Dank für diese akribische und präzise Musterleistung verpflichtet ist und anderen Orten damit ein nachahmenswertes Vorbild vor Augen gestellt ist.
Innsbruck Gerhard Köbler