Paulus, Christof, Machtfelder. Die Politik Herzog Albrechts IV. von Bayern (1447/1465-1508) zwischen Territorium, Dynastie und Reich (= Regesta imperii Beihefte Band 39). Böhlau, Wien 2015. VIII, 751 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Als er starb, so beginnt der Verfasser seine gewichtige Darstellung, er, den schon Zeitgenossen den „Witzigen“ oder den „Weisen“ nannten, wurde bei dem Leichenbegängnis ein nahezu trimalchionisches Schauessen mit 23 Gängen von Adam und Eva bis zum Jüngsten Gericht gegeben. „Er“ war in München am 15. Dezember 1447 als Sohn Herzog Albrechts des Frommen aus dem Hause Wittelsbach geboren und nach der Rückkehr von einem Studium in Pavia seit 10. September 1465 Mitregent in Bayern. Kurz vor seinem Tode in München am 18. März 1508 konnte er nach dem Ende des Landshuter Erbfolgekriegs ganz Bayern in seinem verbliebenen Bestand für sich gewinnen und die Primogenitur festlegen.

 

Diesem bedeutenden Herrscher ist die von Alois Schmid betreute, durch eine kultusministerielle Teilabordnung für zweieinhalb Jahre an das Institut für bayerische Geschichte und allgemeine Landesgeschichte in München geförderte, 2012 von der Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften der Universität München angenommene und für den Druck auf die gesamte Lebenszeit erweiterte Habilitationsschrift des seit 1995 in Deutsch, Geschichte, Latein und Griechisch in München und Rom ausgebildeten, seit 2007 im Lehrdienst am Gymnasium tätigen Verfassers für die Fachgebiete mittelalterliche Geschichte und Landesgeschichte gewidmet. Gegliedert ist das beeindruckende Werk nach dem kurzen Vorwort in nur zwei Teile. Sie betreffen an drei Gräbern den Tod und den Herzog und sehr ausführlich die Reichspolitik Albrechts IV.

 

Bei ihr beginnt der Verfasser mit der Frage nach Programm oder Zufall, unterscheidet danach als einzelne Phasen die 60er Jahre, die 70er Jahre, die 80er Jahre und den schließlichen neuen Anfang mit Ende. Auf der Grundlage des Fallbeispiels Augsburg werden sehr sorgfältig die Mittel der Reichspolitik Albrechts IV. erörtert und danach die Grundzüge mittelalterlicher Politik in der Dialektik zwischen Bewahren und Neuern in einer Zeit der Übergänge dargestellt. Im Ergebnis gelangt der Verfasser in seinem durch ein umfangreiches Verzeichnis der verwendeten Quellen und Literatur sowie ein von Aachen bis Zwiesel reichendes Orts- und Personenregister vorteilhaft abgerundeten Werk dabei ansprechend zu der Vorstellung einer von personalen Verbindungen bestimmten Gegebenheiten mit Verschriftlichung, Verrechtlichung, Judikalisierung und Autoritätshandeln, die von modernem Politikverständnis abzuheben ist und deswegen auch nicht zwischen Innenpolitik und Außenpolitik unterscheidet, sondern einen Großteil jedes fürstlichen Handelns als Reichspolitik versteht und methodisch den Blick von den Personen erfolgreich zu den Beziehungen wendet.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler