Merkantilismus. Wiederaufnahme einer Debatte, hg. v. Isenmann, Moritz (= Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Beiheft 228). Steiner, Stuttgart 2014. 289 S., 4 Abb.
Wie alle Teilbereiche des menschlichen Lebens hat sich auch die Wirtschaft ganz allmählich entwickelt und ist dabei von intuitiven Verhaltensweisen des Einzelnen zu wissenschaftlichen Gedankensystem aufgestiegen. Eine bedeutende Stufe in diesem Vorgang nimmt herkömmlicherweise der Merkantilismus ein, der seit dem 17. Jahrhundert sichtbar wird und sich vor allem mit Ludwig XIV. von Frankreich und seinem Finanzminister Jean-Baptiste Colbert (1661-1672) verbinden lässt. Er ist in der wirtschaftsgeschichtlichen Literatur bereits vielfach untersucht worden.
Nach der Einleitung des als wissenschaftlicher Mitarbeiter an dem Lehrstuhl für die Geschichte der frühen Neuzeit an der Universität Köln tätigen Herausgebers steht im Mittelpunkt der dabei entstandenen und durch Adam Smith vertieften Diskussion die Frage nach dem Verhältnis von Staat und Wirtschaft in der frühen Neuzeit, die sich als erstes dahin formulieren lässt, in welchem Ausmaß und auf welche Art und Weise Regierungen und Verwaltungen in der Zeit zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert in das wirtschaftliche Geschehen eingegriffen haben. Darüberhinaus lässt sich zweitens nach den Vorteilen und Nachteilen dieser Eingriffe suchen und drittens nach den Vorstellungen und Zielen. Mit diesen Gegenständen befasste sich eine in den Räumen des Deutschen Historischen Instituts in Paris am 15. und 16. März 2012 veranstaltete Tagung während eines von der Alexander von Humboldt-Stiftung finanzierten Forschungsaufenthalts des Herausgebers an dem Institut.
Der daraufhin entstandene Sammelband umfasst insgesamt 12 Beiträge, die mit einer Studie Lars Magnussons über die Frage „Is Mercantilism a Useful Concept Still?“ eröffnet werden und mit der Frage Guillaume Garners „Le mercantilisme – un faux ami?“ betreffend das Heilige römische Reich zwischen 1750 und 1820 schließen. In diesem weiten Rahmen werden etwa Geld, Kameralismus, Ordnung, Gier, Markt, Colbert, Rivalität, Zoll oder Einzelfragen aus Rouen und Marseille eindringlich und weiterführend erörtert. Auf diese Weise verknüpft das eines Registers entbehrende Werk wichtige geschichtliche Entwicklungen der Vergangenheit auch mit aktuellen politischen Problemen der Gegenwart.
Innsbruck Gerhard Köbler