Langmaier, Konstantin Moritz Ambrosius, Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418-1463). Ein Fürst im Spannungsfeld von Dynastie, Regionen und Reich (= Böhmer, Johann Friedrich, Regesta Imperii, Beihefte Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters 38). Böhlau, Wien 2015. X, 767 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Für den Lebensweg des Einzelnen kann eine Vielzahl von Einzelumständen von Bedeutung sein, auf die er keinen Einfluss hat, sondern die er schicksalhaft hinzunehmen hat. Hierzu gehören außer allen Genen, die ihm von seinen Vorfahren mitgegeben werden, auch die sozialgeschichtlichen Prägungen, die er mitbekommt. Wo immer beispielsweise die Primogeniturerbfolge Anwendung findet, ist dementsprechend entscheidend, an welcher Stelle innerhalb einer Familie ein Kind geboren wird und welche Verläufe die Leben vorrangiger Thronfolgeberechtigter nehmen.

 

Ein wichtiges spätmittelalterliches Beispiel hierfür behandelt die vorliegende, von Claudia Märtl angeregte, vom Freistaat Bayern durch ein Stipendium geförderte, im Wintersemester 2012/2013 von der Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften der Universität München angenommene, dem Vater gewidmete umfangreiche und durch ein chronologisches Itinerar abgestützte Dissertation des Verfassers. Sie gliedert sich außer in eine Einleitung über die Forschungslage, das Problem, die Quellenlage und den verfassungsgeschichtlichen Hintergrund der Vorbereitung des „dynastischen Prinzips“ im 15. Jahrhundert sowie ein Resümee in sechs Kapitel. Sie betreffen die innerösterreichisch-ungarische Phase (1418/1434-1444), die vorländische Phase (erster Abschnitt, 1444-1452), den Romzug (1452), die vorländische Phase (zweiter Abschnitt, 1452-1456/1458), die oberennsische Phase (1458-1462/1463) und die kurze abschließende Wiener Phase (1462/1463).

 

Albrecht VI wurde am 18. Dezember 1418 als Sohn Herzog Ernsts I. (1377-1424) geboren, hatte aber in Friedrich III. einen älteren Bruder, der von 1415 bis 1493 lebte und zum Kaiser des Heiligen römischen Reiches aufstieg. Von daher lebte  Albrecht VI. im Schatten seines Bruders ohne jemals über ein Territorium zu herrschen, das eines Dynasten seines Ranges würdig gewesen wäre. Mit seinem Tode am 2. Dezember 1463 im Alter von 44 Jahren war, wie der Verfasser in seiner überzeugenden Untersuchung feststellen kann, der Kaiser immerhin den Gegner los, der ihm bis dahin in einem Hause, das noch keinen innerdynastischen Ausgleich und keine Wege gefunden hatte, jüngere männliche Dynasten so zu disziplinieren, dass das eigene Geschlecht nicht mehr gefährdet war, am meisten zugesetzt hatte.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler