Kolb, Gerhard, Ökonomische Ideengeschichte, 2. Aufl. De Gruyter/Oldenbourg, Berlin 2015. XI, 124 S., Ill., graph. Darst. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Wie alles hat auch die menschliche Ökonomie eine Geschichte von den ältesten Anfängen bis zur Gegenwart. Innerhalb dieser Entwicklung sind einzelne bedeutsame Ideen entstanden, deren Kenntnis den gebildeten Ökonomen von den erfolgreichen Praktikern unterscheiden kann. Von daher gehört die ökonomische Ideengeschichte zu den Grundlagen der gesamten Wirtschaftsgeschichte.

 

Der Verfasser des vorliegenden, vor allem für Studierende gedachten schlanken Überblicks war nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre und der Erlangen-Nürnberger Promotion über strukturelle Wandlungen im wirtschaftlichen und sozialen Gefüge der Bevölkerung Bayerns seit 1840 langjähriger Lehrbeauftragter für volkswirtschaftliche Dogmengeschichte an der Universität Frankfurt am Main, ehe er an der Universität Bayreuth Wirtschafts- und Arbeitslehre einschließlich ihrer Didaktik vortrug und anschließend an die Universität Hildesheim für allgemeine Wirtschaftslehre und Didaktik berufen wurde. Zu seinen vielfältigen Werken zählt die unter dem Titel Wirtschaftsideen 2008 vorgelegte erste Auflage. Sie wurde im Gedenken an den hundertjährigen Vater und die fast gleich alte Mutter nunmehr außer durch die betriebswirtschaftliche Perspektive zur visuellen Verortung um die Porträts namhafter Repräsentanten der jeweiligen lehrgeschichtlichen Position erweitert.

 

Gegliedert ist sie außer in eine Einleitung über die Relevanz der volkswirtschaftlichen Ideengeschichte für die ökonomische Bildung und eine abschließende Betrachtung über Volkswirtschaftslehre als Kulturtheorie auf der Grundlage des Wirkens Georg Weipperts (1899-1965) in insgesamt zwölf zeitlich aufeinander folgende Abschnitte. Sie betreffen die Vorläufer der Volkswirtschaftslehre und der Betriebswirtschaftslehre in der Antike und im Mittelalter, den Merkantilismus, den Physiokratismus, den klassischen Liberalismus, den Sozialismus (Marx), den Historismus (Friedrich List), die Grenznutzenlehre vor allem Heinrich Gossens, die Neoklassik Marshalls und Cassels, den Keynesianismus, den Monetarismus, den Neoliberalismus und die evolutorische Wirtschaftstheorie. Ein übergreifendes Literaturverzeichnis, ein Sachverzeichnis von absoluter Nutzen bis zweites Gossensches Gesetz und ein Personenverzeichnis von Abbott bis Zimmerman runden den hilfreichen, auf umfangreicheren Darstellungen beruhenden Überblick ab, der jedem Leser nützlich sein kann, der für die umfassende Lektüre der wissenschaftlichen Standardwerke aus arbeitsökonomischen Überlegungen nicht ausreichend Zeit zur Verfügung stellen kann.

 

Innsbruck                                                      Gerhard Köbler