Kley, Andreas, Von Stampa nach Zürich - Der Staatsrechtler Zaccaria Giacometti, sein Leben und Werk und seine Bergeller Künstlerfamilie. Schulthess, Zürich 2014. XIV, 537 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Zaccaria Giacometti wurde am 26. 09. 1893 in Stampa im Bergell in Graubünden geboren und nach dem Gymnasium in Schiers und dem Studium der Rechtswissenschaft in Basel und Zürich 1919 bei Fritz Fleiner promoviert. Nach der 1924 ebenfalls bei Fleiner erfolgten Habilitation wurde er 1927 außerordentlicher Professor und als Nachfolger Fleiners von 1936 bis 1961 ordentlicher Professor in Zürich, wo er von 1954 bis 1956 auch als Rektor fungierte. Nach seinem 1961 erfolgten Rücktritt vom Amte verstarb er in Zürich am 10. August 1970 im Alter von fast 77 Jahren nach langer Erkrankung.
Sein Biograph ist der wohl beste Kenner der Geschichte des öffentlichen Rechtes der Schweiz. In Sankt Gallen 1959 geboren, konnte er zwar selbst Giacometti nicht mehr als Universitätslehrer erleben. Schon seine im Jahre 2004 vorgelegte Verfassungsgeschichte der Neuzeit, die 2013 in dritter Auflage erscheinen konnte, belegt aber ebenso sein besonderes Interesse an der Geschichte des öffentlichen Rechtes wie seine 2011 veröffentlichte Geschichte des öffentlichen Rechtes der Schweiz. Seit 2005 für öffentliches Recht, Verfassungsgeschichte sowie Staats- und Rechtsphilosophie in Zürich tätig, hatte die monographische Befassung mit einem bekannten Vorgänger als Alternative zu dem umfassenderen Überblick trotz der damit verbundenen Mühe wohl auch ihren besonderen Reiz für den Autor.
Gegliedert ist das gewichtige, mit einer Tuscheskizze Giacomettis vom 4. April 1918 geschmückte Werk in insgesamt fünfzehn Abschnitte, die mit den Unterschieden zwischen Juristenbiographien und Künstlerbiographien und Giacomettis Verbindung von Jurisprudenz und Bergeller Kultur beginnen und ausgehend von einem Bündner Südtal am Ende des 19. Jahrhunderts den Lebensweg Giacomettis vom Internat über das Studium, die Tätigkeit als Fleiners Privatsekretär, die Habilitation und Giacomettis Kampf als neuberufener Professor gegen autoritäres Gebaren von Bundesbehörden und für Kantone und Bund bis zum Rücktritt infolge Krankheit verfolgen. Zwar meint der Verfasser, dass Zaccaria Giacometti an seiner Biographie sicher keine Freude gehabt hätte, weil er seine Person immer hinter die Sache stellte und Fragen nach seiner Biographie immer abwehrte. Aber gerade darum sind die neuen vielfältigen, durch 100 bislang meist unveröffentlichte Abbildungen veranschaulichten Einsichten für die Nachwelt besonders wertvoll und verdienstlich und hätten angesichts ihres Umfangs wie ihrer Treffsicherheit den erfolgreichen und beeindruckenden akademischen Lehrer Giacometti, wenn er sie jemals hätte sehen und lesen können, sicherlich doch hocherfreut und einnehmend bewegt.
Innsbruck Gerhard Köbler