Kaesler, Dirk, Max Weber. Preuße, Denker, Muttersohn. Eine Biographie. Beck, München 2014. 1007 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Der in Erfurt am 21. April 1864 geborene, in München am 14. Juni 1920 als erstes von acht Kindern des späteren nationalliberalen Reichstagsabgeordneten Max Weber sen. geborene, früh an Gehirnhautentzündung erkrankte und deswegen von der Mutter besonders behütete, später zeitweise von den Erträgen des Familienvermögens lebende Max Weber ist einer der bedeutendsten deutschen Kulturwissenschaftler und Sozialwissenschaftler. Auf Grund seiner vielfältigen Werke ist er bereits vielfach Gegenstand biographischer Darstellungen geworden. Auch der Verfasser hat sich Webers Werk und Wirkung schon 1972 erstmals gewidmet.

 

In Wiesbaden als Dirk Käsler 1944 geboren, war er in München aufgewachsen und hatte dort und an der London School of Economics Soziologie und politische Wissenschaft studiert. Nach der Promotion des Jahres 1976 und der Habilitation für Soziologie im Jahre 1983 wurde er 1984 nach Hamburg und 1995 nach Marburg berufen. Von den Anfängen bis zur Gegenwart ist dementsprechend Weber zu den besonderen Forschungsschwerpunkten Kaeslers zu zählen.

 

Das gewichtige vorliegende Werk gliedert sich chronologisch geordnet in insgesamt 13 Kapitel. Sie betreffen die Bereitung der Bühne in den großen Rahmen von Preußen, Bürgertum, Kapitalismus und Bürokratie, die familiären Anfänge in Erfurt, Berlin, Bielefeld, Heidelberg und Frankfurt am Main, den Charlottenburger Sohn, den Herren Studenten und Einjährigen, den Herrn Doktor und Privatdozenten, den Herrn Professor in Freiburg im Breisgau, den Schnitt von 1896-1899, den mit Hilfe der protestantischen Ethik Genesenden, den Amerika bereisenden und Russland beobachtenden Wissenschaftsorganisator, den Heidelberger Privatgelehrten, die Zeit des ersten Weltkriegs, den Herrn Professor in Wien und München sowie das Ende. Wer immer die vielfältigen Einsichten des Verfassers in ihrer Gänze zur Kenntnis nimmt, wird besser verstehen, dass das Leben und Werk Max Webers auch gepägt waren durch seine Familie, durch Vorfahren, Eltern und weitere Verwandte sowie durch alte Kaufmannsfamilien und aufgeklärte Protestantinnen, wenn auch nicht zwangsläufig in der Reihenfolge Preuße, Denker, Muttersohn.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler