Handbuch der Berliner Vereine und Gesellschaften 1786-1815, hg. v. Motschmann, Uta. De Gruyter, Berlin 2015. XXVI, 1010 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Mehrere Menschen haben sich zu einzelnen Zwecken vermutlich bereits seit dem Beginn der Menschheit vereinigt. Vereine als auf eine gewisse Dauer berechnete Personenzusammenschlüsse mit körperschaftlicher Verfassung, die im Bestand vom Wechsel der Mitglieder unabhängig sind, kannte bereits das altrömische Recht, ohne dass sich die Rechtskundigen damit näher befassten. Eine allgemeine Einrichtung des Vereins, der als Wort erstmals aus Straßburg für das Jahr 1519 belegt zu sein scheint, entwickelte sich auf der Grundlage älterer unterschiedlicher Verbände und einzelner vereinsähnlicher Vereinigungen wie etwa der für Weimar im Jahre 1617 belegten Fruchtbringenden Gesellschaft erst seit dem 18. Jahrhundert, ohne dass es bisher eine vollständige Übersicht über alle Einzelfälle von den Anfängen bis zur Gegenwart gibt.
Das in diesem allgemeinen Rahmen geschaffene Werk ist nach der Einführung aus dem Projekt Berliner Klassik der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften hervorgegangen, in dessen Zentrum Forschungen zur ersten deutschen Großstadtkultur im genannten Zeitraum standen. Einer seiner Schwerpunkte liegt auf der Erfassung des Vereinswesens in einem überschaubaren örtlichen und zeitlichen Rahmen. Unter der Herausgeberschaft der als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätigen, im Jahre 2010 bereits mit einer einschlägigen Untersuchung der Schule des Geistes, des Geschmacks und Geselligkeit am Beispiel der von 1797 bis 1861 wirkenden Gesellschaft der Freunde der Humanität hervorgetretenen Organisatorin haben sich 45 Wissenschaftler zusammengefunden, die mehr als 130 Einrichtungen der ausgewählten Art in Einzelartikeln beschreiben.
Gegliedert ist das umfangreiche Werk nach einer kurzen Einführung und einem chronologischen Verzeichnis der behandelten oder erwähnten Vereine in 18 Abschnitte. Sie betreffen sieben frühe, 1786 bereits nicht mehr bestehende Vereine wie etwa eine Société anonyme, berufsständische oder fachspezifische Vereine wie die Berliner Apotheker-Conferenz, Bildungs- und Geselligkeitsvereine, evangelische Vereine, (6) Freimaurer-Logen, Freundeskreise mit vereinsähnlicher Struktur, kunstausübende Vereine, Lesegesellschaften, patriotisch-nationale Vereinigungen, patriotische Unterstützungsvereine während der antinapoleonischen Kriege/Frauenvereine, Ressourcen/Geselligkeitsvereine, Studentenverbindungen, Tischgesellschaften, Vereine in der jüdischen Gemeinde, Wohltätigkeitsvereine, sonstige Vereine (z. B. Schützengesellschaft, Geheimverbindungen), geplante, aber nicht verwirklichte Vereine und schließlich nicht genau bestimmbare Gesellschaften. Ein alphabetisches Verzeichnis der im Handbuch genannten Vereine und Gesellschaften, ein Verzeichnis von Berliner Vereinen des anschließenden Zeitraums von 1816 bis 1848 und ein Verzeichnis der Beiträger runden den informativen, detailreichen, auf Register von Personen und Sachen verzichtenden, zu ähnlichen Unternehmungen einladenden Band benutzerfreundlich ab.
Innsbruck Gerhard Köbler