Greif, Gideon/Levin, Itamar, Aufstand in Auschwitz. Die Revolte des jüdischen „Sonderkommandos“ am 7. Oktober 1944, aus dem Hebräischen v. Greif, Beatrice. Böhlau, Wien 2015. 389 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Auschwitz ist der berüchtigte Ort eines Konzentrationslagers in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft in dem Deutschen Reich, in dem unter dem im April 1947 erhängten Kommandanten Rudolf Höß mehr als 500000 Menschen bzw. insgesamt mehr als eine Million Juden getötet bzw. ermordet wurden. Es ist bereits vielfach Gegenstand eindringlicher Untersuchungen gewesen. Das vorliegende, in 29 Abbildungen veranschaulichende Werk behandelt einen Sonderaspekt, den die Verfasser an dem Beginn ihrer Einleitung in die Worte kleiden „dies war wohl das Letzte, was der SS-Mann, Scharführer Hubert Busch, erwartet hatte“.

 

Der aus einer deutschen Familie kommende, in Tel Aviv 1951 geborene Gideon Greif wurde in seiner Heimatstadt in jüdischer Geschichte ausgebildet, 2001 in Wien in moderner Geschichte promoviert und arbeitet an dem Shem Olam-Institut für Bildung, Dokumentation und Forschung zu Religiosität und dem Holocaust in Israel sowie an der Foundation for Holocaust Education Projects in Miami. Sein journalistischer Mitautor ist etwa 1999 durch einer Arbeit über die Konten von Auschwitzopfern bei Schweizer Banken literarisch hervorgetreten,  Gemeinsam gehen sie detailliert dem vernichtenden Feuer und der anschließenden Stille nach.

 

Gegliedert ist das bedrückende, dem Andenken an die teilweise unbekannten Opfer gewidmete Buch in sieben Kapitel. Sie betreffen unter Überschriften wie „Leichen, Leichen, Leichen, Leichen, reinwerfen, reinwerfen, verbrennen, verbrennen, verbrennen, verbrennen“ das Sonderkommando im Lager Auschwitz-Birkenau, die allgemeine Untergrundbewegung und ihr Verhalten gegenüber den jüdischen Häftlingen, die jüdische Untergrundbewegung in Auschwitz und in Auschwitz-Birkenau, die nur geplanten, aber nicht ausgeführten Aufstände, die Vorbereitung auf den durchgeführten Aufstand, den tatsächlich in  der Form der Inbrandsetzung eines Krematoriums mit Gaskammern verwirklichten Aufstand des Sonderkommandos als beispiellose Erfahrung sowie die Verhöre und die Vollstreckungen am Ende des gescheiterten Aufstands. Während des Aufstands und in den folgenden Stunden wurden 452 Sonderkommando-Häftlinge und drei Angehörige der SS getötet, wobei freilich selbst bei gelungener Vernichtung aller Gaskammern und Öfen kaum etwas erreicht worden und der Mord an den Juden weitergegangen wäre.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler