Goertz, Hans-Jürgen, Thomas Müntzer. Revolutionär am Ende der Zeiten. Eine Biographie. Beck, München 2015. 352 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Thomas Müntzer wurde in Stolberg im Südharz in der gleichnamigen Grafschaft um 1489 geboren. Nach der Reformation Martin Luthers wurde er dessen bewundernder Anhänger. Im Gegensatz zu Luther wandte er sich aber auch gegen die weltliche Herrschaft und setzte sich für die gewaltsame Befreiung der Bauern von ihren Grundherren ein, weshalb er im Mai des Jahres 1525 gefangen genommen und gefoltert und bei Mühlhausen, wo er als Pfarrer der Marienkirche wirkte, öffentlich enthauptet wurde.
Der in Fronza in Westpreußen 1937 geborene, nach dem Studium der evangelischen Theologie, Anglistik, Philosophie und Geschichte in Hamburg, Göttingen, Tübingen und in Hillsboro/Kansas 1964 in Göttingen für Theologie mit einer Dissertation über innere und äußere Ordnung in der Theologie Thomas Müntzers promovierte, von 1982 bis zu seiner Emeritierung 2002 als Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität Hamburg tätige Verfasser beschäftigte sich mit Müntzer auch nach seiner Dissertation sehr intensiv. Dementsprechend konnte er 1982 bei Beck eine Untersuchung mit dem Titel Thomas Müntzer – Mystiker, Apokalyptiker, Revolutionär im Umfang von 215 Seiten vorlegen. Nach mehr als 30 Jahren ist dieses Werk nunmehr in überarbeiteter und erweiterter Form erschienen.
Sorgfältig wertet der Autor dabei die bescheidene und schwierige Quellenlage aus und zeichnet ein eigenes Bild des seine Anhänger in die Schlacht von Frankenhausen, in der Tausende unterlegene Bauern und Bürger getötet wurden, hetzenden Predigers. In ihm sieht er mehr die Verbundenheit mit Luther als den zwischen Luther und Müntzer bestehenden Gegensatz. Im Ergebnis musste allerdings der nach Luther die Gewalt des Pöbels gegen das Wort Gottes und die weltliche Obrigkeit führende, von Luther in die Nähe des Teufels gerückte, Kompromisse ablehnende Müntzer in seinem letztlich verantwortungslosen Krieg gegen die Herren wohl in jedem Falle scheitern.
>Innsbruck Gerhard Köbler