Gießmann, Sebastian, Die Verbundenheit der Dinge. Eine Geschichte der Netze und Netzwerke. Kadmos, Berlin 2014. 500 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Für den Menschen zu allen Zeiten und an vielen Orten unmittelbar sichtbar kennt bereits die Natur das Netz der Spinne, die zu seiner Bildung aus unbekannten Gründen befähigt ist. Ihre Kunst hat der Mensch zu einer unbestimmten Zeit nachgeahmt und aus Fasern Netze für die Jagd und die geordnete Aufbewahrung loser Gegenstände geknüpft. In der Gegenwart erweist sich das Netz als auch für den Menschen nicht sichtbare oder kaum sichtbar zu machende Verbindung als eine Gegebenheit von größter Wichtigkeit.

 

Mit ihm beschäftigt sich der seit 1999 in Kulturwissenschaft, Medienwissenschaft und Theaterwissenschaft an der Humboldt-Universität in Berlin ausgebildete Verfasser. Er legte bereits im Jahre 2006 eine schlanke Studie über Netze und Netzwerke als Archäologie einer Kulturtechnik für die Zeit zwischen 1740 und 1840 vor. Danach wirkte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Hartmut Böhme am Lehrstuhl für Kulturtheorie des kulturwissenschaftlichen Seminars bzw. bei Christian Kassung, trat ab Juni 2010 als Referent für Netzpolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen hervor, ist seit Mai 2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Erhard Schüttpelz an der Universität Siegen und dort seit Oktober 2014 wissenschaftlicher Koordinator des Graduiertenkollegs Locating Media der Deutswchen Forschungsgemeinschaft.

 

Im vorliegenden Werk, mit dem der Verfasser im Jahre 2012 an der Humboldt-Universität promoviert wurde, sucht er die vorangehende, inzwischen verflüchtigte Gegenständlichkeit des ursprünglich leicht sichtbaren Netzwerks mit vor allem kulturgeschichtlichen Methoden. Auf dieser Grundlage greift er auf vielfältige weitere Entwicklungen aus und erfasst dabei etwa Telefonzentralen oder Netzwerkdiagramme ebenso wie Untergrundbahnnetze oder Unternehmensplanungen. Kurz vor der Gegenwart des World Wide Web endet die vielfältige, weiterführende und gleichwohl die unbekannte Zukunft nicht sicherer beschreibende geschichtliche Betrachtung, die aber in jedem Fall das bisherige Geschehen dem Leser umfangreich, einleuchtend und gut verständlich vermittelt.

 

Innsbruck                                                                              Gerhard Köbler