Geschichte des Bergischen Landes, Band 1 Bis zum Ende des alten Herzogtums 1806, hg. v. Gorißen, Stefan/Sassin, Hans/Wesoly, Kurt (= Bergische Forschungen Band 31). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2014. 767 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Seit dem Hochmittelalter wird rechts des Rheines etwa zwischen Ruhr (südlich Duisburgs und Essens) und Sieg (bis einschließlich Löwenburgs) von den Grafen von Berg an der Dhünn ein Land gebildet, das in einer Urkunde des Jahres 1363 erstmals als terra Montensis bezeichnet wird, nachdem bereits 1247 die tota comitia et terra de Monte genannt worden waren. Dieses mehr und mehr vergrößerte politische Gebilde der Grafen von Berg fiel im 17. Jahrhundert an Pfalz-Neuburg und mit der Pfalz 1777 an Bayern sowie nach einem napoleonischen Zwischenspiel  (1805-1813 Großherzogtum Berg) 1815 an Preußen. Der fast 4000 Mitglieder zählende Bergische Geschichtsverein setzte es sich für das 150. Jubiläum seiner Gründung (2013) zum Ziel, die Geschichte dieses Landes im Bewusstsein der Öffentlichkeit fester zu verankern, als dies bisher der Fall war.

 

Hieraus ist erfreulicherweise nach mehreren Jahren des Nachdenkens und der Vorbereitung eine gewichtige Publikation entstanden, die mit Hilfe des Landschaftsverbandes Rheinland und erheblicher Eigenmittel des Geschichtsvereins 2014 der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden konnte. Sie besteht insgesamt aus 15 Teilen verschiedener Bearbeiter. Ihre Ordnung ist teils chronologisch, teils sachlich bestimmt. Dementsprechend wird der Band, dem bereits 2015 ein zweiter Band über die jüngere Vergangenheit folgen soll, mit einer Darstellung des Bergischen Landes im Mittelalter durch Wilhelm Janssen eröffnet und mit einer Betrachtung über Bergische Sprachräume (Benrather Linie zwischen dem Niederfränkisch-Niederdeutschen in Düsseldorf, Wuppertal und Gummersbach im Norden und dem Mitteldeutschen in Aachen, Köln und Siegen im Süden, westfälische Dialektmerkmale, Velarisierung und Kölner Einfluss, kein Wuppertaler Platt, Remscheider Varianten, Schnack, auld, „naschen“, Gliederung des Dialektraums, Dialektschwund, Regiolekt, Hochdeutsch) seitens Georg Cornelissens beschlossen.

 

Dazwischen fragt Joachim Oepen nach der Klosterlandschaft, betrachtet Beate Battenfeld Altenberg und seine Bedeutung für das Bergische Land und widmet sich Bernhard Suermann  Engelbert von Berg.  Stefan Ehrenpreis schildert das Herzogtum Berg im 16. Jahrhundert, Thomas Lux die Agrargeschichte, Stefan Gorißen das Gewerbe, Rainer Walz Adel, Honoratioren und Landstände sowie Meinhard Pohl Konrad Heresbach (1496-1576). Klaus Müller untersucht das Herzogtum Berg von 1609 bis 1806, Benedikt Mauer Jan Wellem  (Johann Wilhelm II.), Kurt Wesoly die schulische Bildung, Claus Bernet den Pietismus und Gerhard Schwinge Johann Heinrich Jung, genannt Jung-Stilling (1740-1817).

 

Auf diese Weise kommen viele wichtige Aspekte der Geschichte des Bergischen Landes ausführlich und umsichtig zur Sprache. Zahlreiche Abbildungen veranschaulichen die jeweiligen Ausführungen. Eine Übersicht über 25 Herrscher in Berg zwischen 1101 und 1806 und ein Verzeichnis der zitierten Literatur beschließen das instruktive Vorhaben, dem zu wünschen ist, das es als erster Teil eines angestrebten Standardwerks eine bedeutsame Grundlage für viele weitere Forschungen zur Geschichte des bildlich auf den Außenseiten durch Schloss Burg, Kloster Altenberg und Balkhauser Kotten vertretenen Bergischen Landes schaffen wird.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler