Fawaz, Leila Tarazi, A land of aching hearts. The Middle East in the Great War. Harvard University Press, Harvard 2014. 364 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Auch wenn die Menschheit in der Wärme Afrikas entstanden ist, hat sie doch einen weiteren wichtigen Schritt erst viel später im Bereich des so genannten silbernen Halbmonds vollzogen. Er geriet zumindest teilweise in den letzten vorchristlichen Jahrhundert unter den Einfluss Roms und fiel im 11. Jahrhundert an die aus Ostasien kommenden, seit dem Ende des 8. nachchristlichen Jahrhunderts zu dem Islam übertretenden Türken, die im 14. Jahrhundert seit Osman I. (1258-1326) von Ostanatolien aus geeinigt werden und 1453 Konstantinopel erobern. Das danach allmählich entstandene osmanische Reich ist in der frühen Neuzeit Vormacht von Ägypten bis Persien, verliert aber seit 1683 an Bedeutung.

 

Mit einem Teilaspekt seiner Geschichte befasst sich das vorliegende Werk der aus dem Libanon stammenden Verfasserin, die nach dem Wechsel von Beirut in die Vereinigten Staaten 1972 an der Harvard Universität den Mastergrad und 1979 das Doktorat in Geschichte erlangte. Seitdem wirkte sie als Assistant Professor, Associate Professor und Professor an der Tufts University in Medford bei Boston in Massachusetts. Ihre Studien gehen zwar vom Libanon aus, erweitern sich aber allmählich auf den gesamten Raum zwischen dem Mittelmeer und dem Indischen Ozean.

 

Im vorliegenden Werk beschreibt sie am Beispiel Syriens den Übergang von der 400 Jahre dauernden Herrschaft der Osmanen zu den europäischen Kolonialmächten Großbritannien und Frankreich, die am Ende des ersten Weltkriegs das Gebiet unter sich aufteilten. Vorausgegangen war dem die Beschießung Alexandrias durch Großbritannien und Frankreich im Mai 1882, als deren schließliche Folge das von den europäischen Konflikten nicht unmittelbar betroffene osmanische Reich im Herbst 1914 an der Seite der Gegner Großbritanniens und Frankreichs in den Krieg eintrat, um die frühere Handlungsfreiheit wiederzugewinnen. Stattdessen ging am Ende des ersten Weltkriegs mit dem Untergang des osmanischen Reiches auch die in ihm noch bestehende Freiheit für zahllose Einzelne verloren, ohne dass die Gegenwart eine Hoffnung auf Besserung bieten kann.

 

Innsbruck                                                                                          Gerhard Köbler