Faik, Jürgen, Verteilung und Umverteilung von Wohlstand. Mohr Siebeck, Tübingen 2015. 170 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der Mensch ist als Individuum mit einigermaßen unterschiedlichen Merkmalen ausgestattet und musste sich in der Natur grundsätzlich mit seinen verschiedenen Fähigkeiten gegenüber vielfältigen Gefahren durchsetzen. Dabei hat er wie auch manche Tierarten die Erfahrung gemacht, dass die Gemeinschaft die Überlebensfähigkeit erhöhen kann. Hieraus sind die verschiedensten Überlegungen in Richtung als zivilisierte Gleichsetzung oder Sozialismus und Kommunismus entstanden, von denen Verteilung und Umverteilung von Wohlstand den Versuch einer sozialen Abmilderung eines grenzenlosen Individualismus bedeuten.
Diesen Gegenstand behandelt der in Frankfurt am Main 1963 geborene, nach dem Studium von Volkswirtschaftslehre und Soziologie in Frankfurt am Main zwischen 1983 und 1995 im Jahre 1995 mit einer Dissertation über Äquivalenzskalen (Theoretische Erörterung, empirische Ermittlung und verteilungsbezogene Anwendung für die Bundesrepublik Deutschland) promovierte, seit 1996 als Experte für Armutsforschung für die Rentenversicherung tätige, seit 2014 als Privatdozent an der Universität Vechta für Gerontologie wirkende Verfasser in der vorliegenden schlanken Studie. Sie gliedert sich nach einer Einleitung in acht Kapitel. Sie betreffen den Wohlstandsbegriff, die Frage der Verteilungsgerechtigkeit, die Entwicklung der Einkommensverteilung, die Entwicklung der Vermögensverteilung, Armut und Reichtum, Erklärungsansätze, Verteilungswahrnehmungen und im Ausblick eine sozialpolitische Bewertung der Befunde.
Im Ergebnis kann der Autor auf Grund eindringlicher Analyse feststellen, dass trotz einer jüngeren Systemkritik auf der Grundlage vielfältiger Ungleichheiten eine das wirtschaftliche und gesellschaftliche System in Deutschland bedrohende Ungleichheitsschwelle noch nicht erreicht zu sein scheint, obgleich beispielsweise eine Reduktion der Mittelschicht beträchtliche Einnahmeverluste für den Staat in Form geringerer Steuern nach sich ziehen könnte. Wegen der gleichwohl für die Zukunft bereits drohenden Gefahren spricht sich der Verfasser für eine Verminderung der bestehenden Ungleichheiten durch progressive Besteuerung aus. Wagenknecht folgend könnte deshalb Privatvermögen zumindest teilweise in Gesellschaftsvermögen überführt werden, so dass Superreiche vorbeugend Umverteilungen zustimmen sollten, um die Vereinbarkeit einer marktwirtschaftlichen Ordnung mit Grundsätzen von Leistungsgerechtigkeit zu sichern.
Innsbruck Gerhard Köbler