Espenhorst, Martin, Frieden erdenken – Vormoderne Perspektiven auf Europa – Ausgewählte Aufsätze 1995-2014, mit einem Geleitwort von Heinz Duchhardt. Nomos, Baden-Baden 2015. 211 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Obgleich dem Menschen zwecks Selbsterhaltung die Aggressivität als Grundausstattung mitgegeben ist, sehnt er sich wohl Zeit seines Lebens nach Frieden im Sinne der Nichtaggressivität seiner Mitmenschen. Die mit diesem Ziel verknüpfbaren Ansätze sind vielfältig und wandelbar. Insbesondere nach dem zweiten Weltkrieg hat dabei die Idee eines friedlichen Zusammenlebens aller Menschen zumindest in Europa mit möglichen Ausstrahlungen auf die gesamte Welt an Bedeutung gewonnen.
Für die früheren Zeiten hat sich der Verbindung von Frieden und Euro der als Martin Peters in Hannover 1965 als Sohn eines Mediziners geborene, mit Sabine Espenhorst (geborene Gieske) verheiratete, in Göttingen und Marburg ausgebildete, bei Klaus Malettke in Marburg über den Göttinger Historiker, Statistiker und Staatsrechtler Ludwig Schlözer (1735-1809) promovierte Verfasser verschrieben, der 2002 als Lecturer an der Penn State University in Pennsylvania wirkte und 2003 als Koordinator an das Institut für europäische Geschichte in Mainz für das Projekt Friedensverträge der Vormoderne – online wechselte und zwischen 2009 und 2012 die Ko-Projektleitung des federführend von Heinz Duchhardt im Verbund mit der Staatsgalerie Stuttgart und dem Institut für europäische Kulturgeschichte Augsburg geleiteten, mit öffentlichen Mitteln geförderten Vorhabens Übersetzungsleistungen von Diplomatie und Medien im vormodernen Friedensprozess übernahm. Im Jahre 2012 leitete er ein und gab heraus Duchhardt, Heinz, Frieden im Europa der Vormoderne. Ausgewählte Aufsätze 1979-2011, Schöningh, Paderborn 2012. XV, 209 S. Dem folgen nun in ungefähr gleicher Stärke die eigenen, von Heinz Duchhardt eingeleiteten Überlegungen des seit 2007 mit seiner Familie im wohl europäisch friedvollen Gehrde im Artland in Osnabrücker Nordland lebenden, mit 50 Jahren die Ausnahme von der Regel genießenden Verfassers.
Zusammengefasst sind dafür insgesamt 11 Studien über Europa- und Friedensvorstellungen im 18. Jahrhundert, Friedensvertragsdiskurse im 18. Jahrhundert und Mensch und Menschheit als Kategorien der Geschichte. Sie beginnen nach einem Blick der Geschichte und Statistik auf Europa mit Annäherungen an Justi, Schlözer, Hegewich und Friedrich Carl (von) Moser und widmen sich danach zwei besonderen Friedensverträgen und einem allgemeinen „Missverstand“. Der am Ende auf die interessante Frage, ob Ehen Frieden stiften können, ausgreifende, den Wert des Friedens schätzende, die tatsächliche Umsetzung aber ansprechend erörternde, auf ein Sachregister verzichtende Band wird mit einem Verzeichnis veröffentlichter Studien des Verfassers, dem Nachweis der Erstveröffentlichen und einem Kurzporträt abgerundet.
Innsbruck Gerhard Köbler