Directions for Old Frisian Philology, hg. v. Bremmer jr., Rolf H./Laker, Stephen/Vries, Oebele (= Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik Bd. 73). Rodopi, Amsterdam 2014. 593 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Das Altfriesische ist ein zwar kleiner, aber selbständiger und schon deswegen sehr interessanter Zweig der aus dem Germanischen oder enger dem Westgermanischen stammenden mittelalterlichen Sprachen, dessen neuzeitliche Fortsetzung sich bis zur Gegenwart erhalten hat. Wie Rolf H. Bremmer Jr. in seiner Down a Road a Piece benannten Einleitung darlegt, ist die Beschäftigung mit dem Altfriesischen bescheiden, so dass er einen raschen Überblick über die seit 2007 erschienene Literatur bieten kann. In ihm kann er erfreulicherweise auf seine 2009 vorgelegte Introduction to Old Frisian – History, Grammar, Reader, Glossary als das erste Textbuch seiner Art in englischer Sprache und das 2008 veröffentlichte Altfriesische Handwörterbuch Dietrich Hofmanns und Anne Tjerk Popkemas (ohne Etymologie) besonders hinweisen.
Insgesamt ist das vorliegende Werk der vierte Band einer 1990 von den Herausgebern in etwas anderer personeller Zusammensetzung begonnenen Reihe. Den bisherigen Aspects (1990), Approaches (1998) und Advances (2007) folgen nun in einem neuen Schritt Directions. Sie enthalten neben der Einführung insgesamt 21 Einzelbeiträge von 22 Verfassern über zahlreiche interessante Einzelfragen.
So beginnt etwa Rolf H. Bremmer Jr. selbst mit der Orality of Old Frisian Law Texts und klärt Oebele Vries am Ende das Verhältnis von Landrechte und Landrecht im mittelalterlichen Friesland an Hand der Wendung Thet is ac londriucht. Dazwischen werden die Kette, Thet Freske Riim, die Stellung des Friesischen zwischen dem Sächsischen, Fränkischen und Dänischen, Aspects of Nominal Style, die schwachen Verben der dritten Klasse in Spuren, die e/a-Variation, die Personalpronomen, die altinselnordfriesische Phonologie, die Entwicklung der Dental Fricatives, die Psalterglossen, die Abschriften altfriesischer Urkunden, das voraltfriesische u, der Charakter des Altfriesischen als Rechtssprache, die runisch-altfriesische Endung –u, das Verhältnis von Particle und Prefix Verbs, Stabilität und Wechsel bei den starken Verben, die Rekonstruktion des Codex Unia, niederländisch eiland (Insel) sowie die Morphologie der Nomina im Altenglischen und im Altfriesischen angesprochen. Vielleicht hätte bei der Vielzahl der aufgegriffenen Themen ein Sachregister für den interessierten Leser die Orientierung in dem neuen gewichtigen Sammelband verbessern können, doch ist er in jedem Fall den Autoren und Herausgebern für die vielfältigen neuen Erkenntnisse zu großem Dank verpflichtet und darf vielleicht auch die Hoffnung auf eine glückliche Fortsetzung der Reihe in der Zukunft äußern.
Innsbruck Gerhard Köbler