Die demographische Zeitbombe. Fakten und Folgen des Geburtendefizits, hg. v. Kaufmann, Franz-Xaver/Krämer, Walter. Schöningh, Paderborn 2015. 206 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Dem Menschen eignet auf Grund unerklärlicher Ausgangspunkte die natürliche Fruchtbarkeit wohl aller Lebewesen. Mit Hilfe dieser Möglichkeit ist es ihm im Laufe seiner Geschichte gelungen, sich zum bestimmenden Herren der ihn umgebenden Welt aufzuschwingen. Im Rahmen dieses Vorgangs sind immer wieder führende Gruppen von neuen Gruppen und herrschende Völker oder Staaten von anderen Völkern oder Staaten abgelöst worden.

 

Wie in der Spätantike Westrom ohne wirklich erkennbare Gründe von Goten, Franken, Angelsachsen oder Langobarden überrannt wurde, so sind unter den europäischen Völkern und Staaten in der Gegenwart auch die Deutschen von einem Geburtendefizit gefährdet, zu dem Politik, Medizin und Egoismus in komplexer Verknüpfung beigetragen haben. Wenn vor allem Frauen immer stärker Kinderlosigkeit als Vorteil empfinden, um damit etwa zu einer Schwierigkeiten zu Lasten der Allgemeinheit verdrängenden Bundeskanzlerin aufsteigen zu können, schwindet die zum bloßen Erhalt erforderliche Fruchtbarkeitsquote zusehends und kann nur durch Zuwanderung von außen oder unvorhersehbare technische Entwicklungen ausgeglichen werden.

 

Diese Problematik ist bereits seit einigen Jahren deutlich erkennbar und durchaus erörtert. Der vorliegende schmale Sammelband beruht auf zwei öffentlichen Veranstaltungen in den Räumen der Akademie in Düsseldorf im Juni 2014 über Gründe, Chancen, Risiken und Folgen des gegenwärtigen demografischen Wandels und stellt insgesamt sieben Studien über die Geburten- und Familienpolitik in Deutschland, den demographischen Wandel als große Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft, gesellschaftliche Folgen des Bevölkerungsrückgangs, Fakten, Folgen, Ursachen und Politikimplikationen, Deutschland und Frankreich im Vergleich und Staatsfinanzen (Steuerausfälle) der Allgemeinheit leicht zugänglich zur Verfügung. Im Kern setzt er sich für einen sofort beginnenden Abbau drohender gesellschaftlicher Spannungen ein und spricht sich, vermutlich zu spät und erfolglos, für echte Familienförderung nach dem Vorbild Frankreichs, gezieltes Anwerben produktiver und eingliederungswilliger Zuwanderer, eine deutlich längere Lebensarbeitszeit, mehr Investitionen in deutsche Infrastruktur, sowie spürbare Lastenumverteilung von Kinderreichen auf Kinderlose verbunden mit einer Teilumstellung des Rentensystems von der Umlagedeckung zur Kapitaldeckung aus, so dass sich eines Tages das allmähliche Aussterben der Deutschen am ehesten aus der egoistischen Schwäche der demokratischen Mehrheit der „aufgeklärten“ Frauen erklären lassen wird.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler