Die Wahlkapitulationen der römisch-deutschen Könige und Kaiser 1519-1792, hg. v. Burgdorf, Wolfgang. V&R, Göttingen 2015. 884 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Die Kapitulation ist grundsätzlich nichts anderes als die in einzelne Kapitel eingeteilte Erklärung. Als Bezeichnung erscheint sie wohl in Übernahme des französischen Wortes capitulation zu Beginn der frühen Neuzeit. Die daraus abgeleitete besondere Wahlkapitulation findet sich der Sache nach etwa zur gleichen Zeit, doch dürfte die entsprechende Benennung deutlich jünger sein.

 

Die vorliegende Dokumentation der wohl grundsätzlich in sechs thematische Bereiche gliederbaren Wahlkapitulationen der römisch-deutschen Könige und Kaiser ist unmittelbar nach Bekanntwerden auf das besondere Interesse eines sachkundigen Rezensenten gestoßen. Leider konnte der Verlag ihm bisher kein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellen. Deshalb muss es leider mit wenigen Hinweisen des Herausgebars sein Bewenden haben.

 

Nach dem kurzen Geleitwort Heinz Duchhardts ist eine kritische Edition der Wahlkapitulationen der deutschen Könige und römisch-deutschen Kaiser seit langem ein wissenschaftliches Desiderat, doch sind frühere Bemühungen aus unterschiedlichen Gründen gescheitert. Umso erfreulicher ist es, dass Wolfgang Burgdorf, außerplanmäßiger Professor der Universität München, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierte Projekt in überschaubarer Zeit verwirklichen und auch in einer parallelen Monographie bereits auswerten konnte. Nach einer dementsprechend kurz gehaltenen Einleitung über die Bedeutung der Wahlkapitulationen, den Begriff und die Synonyma der Wahlkapitulation, die Originale, die Überlieferung, die Editionsgrundlage und Transkriptionsregeln und Textdarbietung kann er neben einem Projekt insgesamt 17 Wahlkapitulation (Karl V. Frankfurt am Main 3. Juli 1519 „Die Verschreibung und Verwilligung des allerdurchlauchtigsten und Großmächtigsten Herrn Carl, Römischer Kaiser gegen dem heiligen Reich“, Ferdinand I. Köln 7. Januar 1531, Ferdinand I.  Frankfurt am Main 14. März 1558, Maximilian II. Frankfurt am Main 20. November 1562, Rudolf II. Regensburg 1. November 1575, Matthias Frankfurt am Main 18. Juni 1612, Ferdinand II. Frankfurt am Main 28. August 1619, Ferdinand III. Regensburg 24. Dezember 16636, Ferdinand IV. Augsburg 2. Juni 1653, Leopold I.  Frankfurt am Main 18. Juli 1658, Joseph I. Augsburg 24. Januar 1690, (Projekt einer beständigen Wahlkapitulation 8. Juli 1711,) Karl VI. Frankfurt am Main 12. Oktober 1711,  Karl VII. Frankfurt am Main 24. Januar 1743, Franz I. Frankfurt am Main 13. September 1745, Joseph II. Frankfurt am Main 27. März 1764, Leopold II. Frankfurt am Main 10. September 1790 und Franz II. Frankfurt am Main 5. Juli 1792) edieren, wobei der Umfang von anfangs  etwa 12 Textseiten bis zu dem Ende des Heiligen römischen Reiches auf etwa das Achtfache ansteigt.

 

Abgerundet wird das einnehmende umfassende Werk durch eine umfängliche Bibliographie. Ein Register von Aachen bis Zrapler schließt es benutzerfreundlich auf, In jedem Fall steht allen Interessenten nunmehr eine kritische Edition für weitere Einzeluntersuchungen zur Verfügung, die auch durch eine digitale Fassung mit entsprechenden einfachen Suchmöglichkeiten begleitet werden kann bzw. könnte.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler