Die Urkunden Philipps von Schwaben, bearb. v. Rzihacek, Andrea/Spreitzer, Renate unter Mitwirkung von Merta, Brigitte/Ottner-Diesenberger, Christine und unter Verwendung von Vorarbeiten von Zinsmaier, Paul (†) und Herkenrath, Rainer Maria (= MGH - Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser 12). Harrassowitz, Wiesbaden 2014. CXI, 774 S., Abb., Tab. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der Staufer Philipp von Schwaben wurde in oder bei Pavia 1177 als fünfter und jüngster Sohn Friedrich I. Barbarossas und seiner 1184 verstorbenen Gemahlin Beatrix von Burgund geboren. Als sein Vater am 10. Juni 1190 auf dem von Papst Gregor VIII. nach der Einnahme Jerusalems verlangten Kreuzzug im Fluss Saleph in der heutigen Südosttürkei im Alter von wohl 68 Jahren ertrank, folgte ihm der 1165 geborene Heinrich VI. nach, der aber seinerseits bereits 1197 mit 32 Jahren starb. 1198 kam es daraufhin nach einer Doppelwahl Philipps von Schwaben und des Welfen Otto von Braunschweig zu einem langjährigen Thronstreit, der erst mit der Ermordung Philipps durch Otto VIII. von Wittelsbach in Bamberg am 21. Juni 1208 endete.
Die 1978 beschlossene Edition der nach 1197 verfassten Diplome der späteren Staufer wurde für Philipp zunächst Paul Zinsmaier und nach dessen Tode im Jahre 1986 Rainer Maria Herkenrath übertragen. Da ein Abschluss ausverschiedenen Gründen zunächst nicht gelang, wurden im Jahre 2002 die jetzigen Herausgeberinnen mit der gewichtigen Aufgabe betraut. In ihrer ausführlichen Einleitung befassen sie sich eindringlich mit dem Urkundenbestand, den äußeren Merkmalen und den inneren Merkmalen der Urkunden Herzog Philipps von Tuszien (1195/1196), Herzog Philipps von Schwaben (1196-1198) und des Königs Philipp und der Königin Irene/Maria (1198-1208) einschließlich der Entwicklung der Königsurkunde unter Philipp und der Auswirkungen des Thronstreits auf die Urkundenausstellung.
Die folgende Edition beginnt mit einer Belehnung von Angehörigen der Kommune von Lucca mit dem bereits von ihren Vorfahren innegehabten Zoll vom 13. Juni 1195. Anschließend bietet sie weitere 212 Nummern Philipps bis zu einer Schenkung eines Waldes an eine ungenannte Kirche sowie ein Diplom und eine Musterurkunde der Königin Irene/Maria wohl aus dem Jahre 1208. Auf den Seiten 449ff. schließen umfangreiche Register, Verzeichnisse und Konkordanzen die erfreuliche Edition benutzerfreundlich auf, so dass mit der vorliegenden Veröffentlichung insgesamt der Allgemeinheit ein weiteres willkommenes dokumentarisches Hilfsmittel zur Erforschung der hochmittelalterlichen Geschichte des deutschen Königsund Reiches zur Verfügung gestellt ist.
Innsbruck Gerhard Köbler