Der „Ungläubige“ in der Rechts- und Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts, hg. von Kronauer, Ulrich/Deutsch, Andreas (= Akademiekonferenzen 20). Winter, Heidelberg 2015. 490 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.
Wo immer Glaube besteht, liegt der Unglaube als sein Gegenteil nahe. Dem Wesen des Menschen entspricht dabei vielfach das Denken in Gegensätzen insofern, als er seine Einsicht als zutreffend bejaht, die abweichenden Ansichten andererer aber eher als unzutreffend ablehnt. Wäre er friedlich, könnte er es dabei wohl ohne Schaden sein Bewenden haben lassen, da ihm aber die Aggressivität immanent zu sein scheint, „schlägt er immer wieder vielen, die nicht seine Brüder sein wollen, den Schädel ein“.
Der vorliegende Band will aus der Erfahrung der Gegenwart von Mord und Tod nach seinem kurzen Vorwort den Blick auf das 18. Jahrhundert lenken, in dem auch im Heiligen römischen Reich um Glauben und Unglauben heftig gerungen wurde. Eine diesbezügliche Tagung wurde durch die Heidelberger Akademie der Wissenschaften ermöglicht und im Rahmen der gemeinsamen Forschungsförderung von Bund und Ländern in dem Akademieprogramm mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Baden-Württemberg erarbeitet. Das daraus gewonnene stattliche Ergebnis setzt sich aus insgesamt 18 vielfältigen Einzelstudien zusammen.
Nach den Einführungen in den Themenkreis durch den Herausgeber Ulrich Kronauer und Jürgen Weitzel wird zunächst der Fremde als Ungläubiger an Hand von Sklaverei, Grönlandmission, Herrenhuter Brüdergemeine im Baltikum und den iura christianorum in den Kreuzzügen sowie im Werwolf betrachtet. Dem folgen Aufklärer und Gegenaufklärer im 18. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der Mythologie und der Geheimbünde sowie Freigeister und Zweifler bis zu Mephisto und Faust, während am Ende auf die religiöse Toleranz als bleibende Herausforderung hingewiesen wird. Ein Verezichnis der Beiträger und der Ablbildungen sowie ein Personenregister und ein Stichwortregister runden den zur wahren Menschlichkeit aufrufenden Band benutzerfreundlich ab.
Innsbruck Gerhard Köbler