Der Raum Ostfalen. Geschichte, Sprache und Literatur des Landes zwischen Weser und Elbe an der Mittelgebirgsschwelle, hg. v. Föllner, Ursula/Luther, Saskia/Stellmacher, Dieter (= Literatur – Sprache – Region 9). Lang, Frankfurt am Main 2015. 438 S., Abb. Tab. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Trotz des Fortdauerns der großen deutschen Sprachlandschaften eigentlich von den Anfängen bis zur Gegenwart haben die politischen Gebilde vielfache Veränderungen erfahren. Dabei ist Westfalen immerhin in dem Bundesland Nordrhein-Westalen jedenfalls namensmäßig erhalten geblieben und setzen auch die Bundesländer Sachsen und Sachsen-Anhalt irgendwie das frühmittelalterliche Volk der Sachsen fort. Dengegenüber ist, wie auch das Vorwort der Herausgeber festhält, unter den deutschen Landschaftsnamen Ostfalen einer der weniger bekannten, was mit der fehlenden Kontinuität einer politischen Einheit zusammenhängen dürfte.

 

Trotz der fachinterne Versuche, etwa das niederdeutsch-mitteldeutsche mundartliche Übergangsgebiet dialektologisch  und lexikographisch zu erfassen, blieb eine große Gemeinschaftsarbeit für ein Ostfalenbuch über das Gebiet zwischen Leine, Elbe, Saale und Unstrut lange ein wissenschaftliches Desiderat. Erst nach der Herstellung deutscher Einheit gelang es zwei Gebieten der alten Provinz Sachsens Preußen und des früher selbständigen Landes Braqunschweig, eine kommunale wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit zu vereinbaren. Das hieraus entstandene Ostfälische Institut will mit dem vorliegenden, von den Landkreisen Helmstedt und Börde finanzierten Buch ein Überblickswerk zu Geschichte und Sprache des Raumes Ostfalen bieten.

 

Das zu diesem Zweck im Jahre 2008 ins Leben gerufene interdisziplinäre Projekt „Das Land zwischen Weser und Elbe an der Mittelgebirgsschwelle“ wollte die geographisch-landeskundliche und wirtschaftliche Raumentwicklung erfassen, eine von der ersten Bezeugung des Wortes Ostfalen bis zur Gegenwart reichende Geschichtsdarstellung bieten, den Aufweis der ostfälischen Sprache bieten und eine Übersicht zur ostfälischen Literatur vorlegen. Auf Grund des Einsatzes von Wissenschaftlern aus Braunschweig, Göttingen, Hannover und Magdeburg ist dies auch in weitem Umfang gelungen. Dementsprechend behandelt der erfreuliche Sammelband durch zehn Sachkenner in sechs Abschnitten Geografie und Landeskunde Ostfalens, Geschichte des ostfälischen Raumes, Sprache im ostfälischen Raum (altostfälisch, mittelostfälisch, neuostfälisch), Namen in Ostfalen (Ortsnamen wie die Simplizia Rautheim, Rühme, Schapen, Thune und Waggen in Braunschweig, mit den Suffixen ithi und ingen sowie den Grundwörtern büttel, beke, stedt, hem, wik, burg, hausen, rode sowie leben geformte Namen), Erforschung und Förderung des Ostfälischen  und neuostfälische literarische Texte, so dass insgesamt das Gebiet, das zu den alten Siedlungbereichen germanischer Stämme gehört und in dem das Hochdeutsche um Hannover seine prägende Gestalt erfuhr, eine angemessen würdigende Darstellung findet.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler