Decolonization and the Struggle for National Liberation in India (1909-1971). Historical, Political, Economic, Religious and Architectural Aspects, hg. v. Costanzo, Thierry di/Ducœur, Guilleaume (= Anglo-American Studies 48). Lang, Frankfurt am Main 2014. 256 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Indien ist in der Gegenwart der zwischen Himalaya und Indischem Ozean liegende, 29 Bundesstaaten und sieben bundesunmittelbare Gebiete umfassende, mehr als 1,2 Milliarden Einwohner auf mehr als 3,287 Millionen Quadratkilometern zählende Staat. Dem Europäer ist vor allem der kurze Ausgriff Alexanders des Großen auf das Gebiet bekannt, während die bereits in das dritte vorchristliche Jahrtausend gehörige Industalkultur mit einer bisher nicht entzifferten Schrift, mit Städten mit einer Kanalisation und Bädern deutlich geringere Aufmerksamkeit gefunden hat. Besonders eng mit Europa verbunden ist Indien durch die indogermanische bzw. indoeuropäische Sprachfamilie, die vielleicht noch im dritten vorchristlichen Jahrtausend irgendwo zwischen Indien und Europa entstanden ist und über die Kolonialmächte die meisten weltweit bedeutsamen Sprachen der Gegenwart hervorgebracht hat.
Das vorliegende, sich mit der Geschichte Indiens im 20. Jahrhundert befassende Werk ist das Ergebnis eines im Mai des Jahres 2013 begonnenen Langzeitvorhabens, in dessen Rahmen der wie sein Mitherausgeber in Straßburg tätige Costanzo di Thierry an dem Jawaharlal Nehru Institute for Advanced Studies wirken konnte. Es umfasst insgesamt elf Studien international tätiger Forscher aus unterschiedlichen Ländern. In ihrem Mittelpunkt steht die Lösung Indiens aus der ab 1756 entstandenen Herrschaft Großbritanniens über das von 1858 bis 1947 als Kronkolonie geführte Land.
Dabei bringen die Bearbeiter vielfältige Aspekte in das interessante Unternehmen ein, die von der Geschichte über die Wirtschaft und Religion bis zur Architektur reichen. Im Ergebnis endet der vor allem in Mahatma Gandhis gewaltlosem Widerstand verkörperte Befreiungskampf mit der Beseitigung des britischen Kolonialismus in Indien sowie der Bildung der Staaten Indien und Pakistan sowie Bangladesh. Die diesbezüglichen Verläufe kann der mit einer umfangreichen Bibliographie ausgestattete, auf ein Register verzichtende schmale Sammelband jedem Interessierten hauptsächlich in englischer Sprache vorteilhaft näherbringen.
Innsbruck Gerhard Köbler