Claussen, Tanja, Johann Julius Wilhelm Planck (1817-1900). Leben und Werk (= Rechtshistorische Reihe 454). Lang, Frankfurt am Main 2015. XL, 198 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Göttingen am 22. April 1817 geborene und in München am 14. September 1900 gestorbene Wilhelm Planck ist zwar mit einer Abbildung aus dem Jahre 1847 bereits in Wikipedia aufgenommen. Die dortigen Angaben über diesen deutschen Rechtswissenschaftler betreffen aber nur wenige Zeilen über das Leben (Planck war Lehrstuhlinhaber für römisches Recht, Zivilrecht und Strafprozessrecht), vier Ordinariate in Basel, Greifswald, Kiel und München, vier Ehrungen und zwei Werke. Da hierdurch Plancks Bedeutung nur unvollkommen ausgeleuchtet wird, bestand bisher eine deutliche Lücke in der rechtswissenschaftsgeschichtlichen Literatur.

 

Die sie schließende, zahlreiche archivalische Quellen vielfältiger Aufbewahrungsorte einbeziehende Untersuchung der Verfasserin entstand während ihrer Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für bürgerliches Recht, römisches Recht, europäische Privatrechtsgeschichte der Neuzeit und Rechtsvergleichung der Universität Kiel und wurde nach Anregung und Betreuung durch Rudolf Meyer-Pritzl im April 2014 als Dissertation angenommen. Sie gliedert sich nach dem kurzen Vorwort, einer Abbildung aus dem Archiv der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin-Dahlem und vier Zitaten August von Bechmanns, Ernst Mayers, Lothar Seufferts und der Chronik der Universität München der Jahre 1900/1901 in 6 Abschnitte. Dabei folgen dem einleitenden Kurzüberblick, Herkunft, beruflicher Werdegang, (vier) Stationen als Ordinarius in chronologischer Reihung aufeinander, ehe eine Gesamtwürdigung vorgenommen und im Anhang Lebensdaten mit Stammbaum, Werkverzeichnis (mit 16 Nummern), Übersicht über gehaltene Vorlesungen (von Wintersemester 1839/1840 bis Wintersemester 1894/1895) und (neun besondere) Ehrungen und Auszeichnungen dargelegt werden.

 

Danach stammt der vor allem als Vater Max Plancks mittelbar berühmte Gelehrte einer in ihren Wurzeln nach Angabe der Verfasserin bis in das ausgehende Mittelalter zurückverfolgbaren Gelehrtenfamilie, welche die Verfasserin zuerst in dem aus Lauffen am Neckar kommenden Kirchenhistoriker Georg Jakob Planck (1726-1791) sichtbar werden lässt. Im Ergebnis gehörte Planck nach den ansprechenden Erkenntnissen der Verfasserin nicht zu den aktivsten juristischen Schriftstellern, sondern konzentrierte sich auf einzelne Projekte und äußerte sich zumeist ausschließlich nur dann literarisch, wenn aus seiner Sicht Anlass hierfür bestand, doch ist sein Werk über das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter von grundlegender Bedeutung für die Prozessrechtsgeschichte und war der große Erfolg, den er bei den Studenten erzielte, vor allem seiner Leidenschaft für die Lehre und seiner großen Freunde (!) an der Arbeit mit den Studenten geschuldet. Nach Ansicht der Verfasserin ist es daher sicherlich nicht verfehlt, Planck zu den führenden Professoren an der Kieler, aber auch an der Münchener Juristenfakultät seiner Zeit zu zählen, der sich durch hohen Gerechtigkeits- und Billigkeitssinn, Selbstlosigkeit, Friedfertigkeit, Milde und unerschütterlichen Optimismus auszeichnete.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler