Clauss, Martin, Kriegsniederlagen im Mittelalter. Darstellung - Deutung - Bewältigung (= Krieg in der Geschichte 54). Schöningh, Paderborn 2010. 361 S. Besprochen von Gudrun Pischke.

 

Nicht nur anhand der vier im Quellenanhang (S. 324-335) beigefügten Beispiele zur Darstellung von Schlachtenniederlagen, auf die der Verfasser wiederholt zurückkommt - die der Franken gegen die Sachsen 782 am Süntel, Lothar I. gegen Karl den Kahlen und Ludwig den Deutschen 841 bei Fontenoy, der Deutschordensritter gegen die Preußen 1260 im Kampf um Kurland und Christlicher Kreuzfahrer gegen Sultan Bayezid 1396 bei Nikopolis –, werden nach einleitenden Fragestellungen anhand der drei im Untertitel thematisierten Untersuchungskomplexe, Darstellung – Deutung – Bewältigung, auch unter Heranziehung weiterer (das belegt der Blick in das Quellenverzeichnis) als den vier für den Quellenanhang ausgewählten Chronisten abgehandelt, um in abschließenden Überlegungen ein gewisses Fazit zu ziehen.

 

Im Gegensatz zu Siegen, die einfach erzählt werden können, verlangten Niederlagen nach Erklärungen und Bewältigungsangeboten (s. S. 306), die Chronisten liefern – auch aus den unterschiedlichen Perspektiven der besiegten Seite und der Siegerseite. Bei Untersuchung und Vergleich der Darstellungen geht es nicht nur darum, dass ein Chronist vom Krieg, respektive von der Niederlage berichtet, sondern, als Beispiele, darum, wer es wie beschreibt, wer welche Elemente der geschlagenen Schacht hervorhebt, für wen die Aufzeichnungen erfolgen, wie umfangreich die Informationen der jeweiligen Chronisten – oder auch ihre Adressaten – überhaupt sind. Bei der Deutung der Niederlage nimmt der Chronist eine Position ein, wenn er die Niederlage dem Verhalten einer Führungsperson zuschreibt und daraus das Unterlegensein erklärt oder aber dafür äußere Umstände anführt wie das Wetter oder eine zahlenmäßige Überlegenheit des Gegners, aber auch Hinterlist der Gegner oder einen Verräter in den eigenen Reihen. (s. S. 306). Zur Bewältigung der Niederlage wiederum gehört, aufzuzeigen, wie aus der Niederlage zukunftsorientiert zu lernen sei.

 

Von den in der Einleitung angedeuteten Fragen führt der Verfasser über seine Ausführungen in den drei Hauptteilen äußerst akribisch und detailreich zu den in den abschließenden Überlegungen komprimierten Erkenntnissen, wobei nicht zu vergessen ist, dass, wenn sich auch die Erinnerung daran als problematisch erweist, die Niederlage an sich das Wahlwollen Gottes in Frage stellte. Denn: „Über oder hinter all dem steht ein Geschichtsverständnis, welches Gottes Wirken und Wollen in historischen Abläufen deutlich verstehbar denkt.“ (S. 306).

 

Bovenden                                                                              Gudrun Pischke