Brückner, Undine, Dorothea von Hof, „Das bůch der götlichen liebe und summe der tugent“ Studien zu einer Konstanzer Kompilation geistlicher Texte des 14. und 15. Jahrhunderts (= Konstanzer Geschichts- und Rechtsquellen 44). Thorbecke, Ostfildern 2015. 301 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist die fast 800 Seiten umfassende Handschrift Einsiedeln, Stiftsbibliothek Cod. 752. Sie ist nach der Einführung der Bearbeiterin ein Unikat. Sie datiert trotz des angegebenen Datums vom 31. Dezember 1483 auf 1482 und wurde von der als Dorothea Ehinger geborenen Patrizierin Dorothea von Hof in Konstanz, wo Dorothea mit dem Ehemann Jörg von Hof lebte, (in Bezug auf die Auswahl, Anordnung und Zusammenstellung der aufgenommenen Tausende von Exzerpten verfasst und) geschrieben.

 

Der vorliegende Band ist die von Nigel F. Palmer von 2002 bis 2009 betreute, durch ein Promotionsstipendium für das Studienjahr 2004/2005 von dem Deutschen Akademischen Auslandsdienst unterstützte und von der Faculty of Medieval and Modern Languages der University of Oxford 2009 in englischer Sprache angenommene Dissertation der 1971 geborenen, in Anglistik, Germanistik und Mediävistik an der Pädagogischen Hochschule in Magdeburg und an der University of Victoria in British Columbia in Kanada ausgebildeten, seit 2009 in der freien Wirtschaft tätigen  Verfasserin. Er gliedert sich in vier Kapitel und drei Anhänge. Dabei behandelt die Autorin nacheinander das Leben in der Konstanzer Stadtelite, die Kompilation und die Ausübung der Autorschaft, die Anwesenheit und Abwesenheit von Frauen und das mystische Fortschreiten mit gelâzenheit und abgescheidenheit.

 

Im Ergebnis sieht die auf Werner Fechters fast alle (mehr als 40) Quellentexte von Albertanus von Brescia bis zu Thomas von Kempen identifizierenden Typoskript des Jahres 1994 aufbauende Verfasserin in dem Werk einen einzigartigen Fall einer geistliche Literatur kompilierenden und schreibenden verheirateten, bei dem Abschluss der Handschrift vierundzwanzigjährigen Frau, für die aber nicht gesichert werden kann, aus welcher Bibliothek sie ihre Quellentexte bezog. Ihre Leistung strahlt auf die Stellung der Stadt Konstanz in der deutschen Buchkultur des ausgehenden 15. Jahrhunderts bedeutsam zurück. Die Transkriptionen der Kapitel 1 und 51 veranschaulichen die ansprechenden Ausführungen des Textes ebenso benutzerfreundlich wie die 34 beigefügten Bildtafeln.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler