Boßmeyer, Christine, Visuelle Geschichte in den Zeichnungen und Holzschnitten zum „Weißkunig“ Kaiser Maximilians I. Textband, Bildband. Thorbecke, Ostfildern 2015. 320, 195 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Wiener Neustadt am 22. März 1459 geborene und in Wels am 12. Januar 1519 im Alter von knapp 60 Jahren verstorbene deutsche König und Kaiser Maximilian I. zählt zu den bekannteren Herrschern. Er ragt aus ihnen durch seine autobiographischen  Veröffentlichungen heraus. Zu ihnen zählt neben dem Theuerdank das aus drei Teilen bestehende, verschlüsselte und unvollendete Werk Weißkunig.

 

Ihm hat sich die Verfasserin in ihrer von Johannes Süßmann angeregten und betreuten, in dem Sommersemester 2014 von dem Fachbereich Philosophie und Geschichtswissenschaften der Universität Frankfurt am Main angenommenen, im Druck durch einen drei weitere Holzschnitte entschlüsselnden Nachtrag bereicherten und durch den wichtigen Bildband veranschaulichten Dissertation gewidmet. Der Textband der Arbeit gliedert sich nach einer Einleitung in neun Kapitel. Sie betreffen die Überlieferungs-, Editions- und Rezeptionsgeschichte, die Entstehungsgeschichte, den Inhalt und die Ikonographie der Bilder, die vergleichende Analyse von Entwurfzeichnungen und Holzschnitten, das Verhältnis von Bildern zu den Texten, die Referentialität der Bilder, Städte, Schlachten und Belagerungen in den Bildern zum Krieg gegen Venedig, Maximilians Bildverständnis sowie die historiographische Deutung der Bilder und die Rezeption des Weißkunig.

 

Im Ergebnis stellt die Verfasserin auf der Grundlage der bisherigen Literatur nach sorgfältiger umsichtiger und eigenständiger Untersuchung fest, dass der Weißkunig-Text in vielfacher Weise ein unvollendetes Werk des Kaisers und seines Geheimschreibers Treitzsauerwein war. Demgegenüber sind die insgesamt mehr als 250 Holzschnitte (251 Holzschnitte, 155 Entwurfzeichnungen) der Künstler Hans Burgkmair und Leonhard Beck zwar auf mehrere Sammelbände verstreut, aber insgesamt vollständig in mehreren Zuständen überliefert und auch die Holzstöcke fast ohne Verluste erhalten. Nach der überzeugenden Erkenntnis der etwa ein Drittel der zum dritten Teil des Weißkunig gehörigen hochwertigen Holzschnitte analysierenden Verfasserin stellen zahlreiche Bilder eine Referenz zu geschichtlichen Ereignissen her und sind deshalb Quellen der visuellen Historiographie, die bei Aneinanderreihung als Bilderfries eine aussagereiche Geschichte des Lebens und der Taten Maximilians ergäben.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler